aus dem kollegium - Gymnasium Weingarten
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lava in der Slowakei beschäftigt. Spannendere Zeiten und Umstände als<br />
unser Kollege Enver Groß kann man jedoch im Auslandsschuldienst<br />
kaum antreffen: Seit Herbst ist er an der deutschen Schule in Kairo tätig.<br />
Er war so nett, uns einen Bericht über seine Erfahrungen dort zukommen<br />
zu lassen:<br />
Als meine Frau und ich uns Ende 2010 entschieden hatten, für drei Jahre<br />
an eine der zwei traditionellen deutschen Schulen nach Kairo zu gehen,<br />
hatte niemand auch nur geahnt, wie sich die Dinge hier entwickeln<br />
würden. Im Januar des vergangenen Jahres kam dann die Revolution,<br />
und wir waren uns gar nicht mehr so sicher, ob wir denn die richtige Entscheidung<br />
getroffen hatten. Dennoch beschlossen wir, den Dienst trotz<br />
aller Widrigkeiten anzutreten und meine Heimatschule für einige Zeit zu<br />
verlassen.<br />
Dabei wurde uns als Erstes bewusst,<br />
dass die Zeitspanne, die<br />
wir hier verbringen würden, nicht<br />
vorhersehbar war. Bereits in der<br />
dritten Woche nach Schulanfang<br />
wurde die Schule einen Tag lang<br />
für den Unterricht geschlossen, da<br />
es Massenproteste am nun in aller<br />
Welt bekannten Tahrirplatz gab.<br />
Meine Schule befindet sich nur einige<br />
hundert Meter von diesem<br />
entfernt, inmitten der Sharia Mo-<br />
14<br />
Die "Deutsche Schule der<br />
Borromäerinnen" in Kairo<br />
hamed Mahmoud, der Straße, die durch die Gewalt<strong>aus</strong>brüche zwischen<br />
Demonstranten und Militär in der letzten Zeit zu unrühmlicher Bekanntheit<br />
gelangt ist. Was für die Demonstranten der Kampf für die Freiheit<br />
ihres Landes, bedeutete für uns in den letzten Wochen Unterricht über<br />
das Internet, hervorragend organisiert und technologisch <strong>aus</strong>gereift über<br />
Lo-net. Die weibliche Elite des Landes wird bei uns <strong>aus</strong>gebildet, intellektuell<br />
wie finanziell, unsere Schule kennt jeder, auch die Menschen auf<br />
der Straße. Dabei ist sie eine christliche Mädchenschule, beherbergt ein<br />
Drittel Kopten, die ihre Kinder bereits in der vierten und fünften Generation<br />
zu uns schicken, seit 1904. Erstaunlicherweise bekleiden Frauen in<br />
Ägypten viele Führungspositionen an Universitäten, in Krankenhäusern<br />
und auch mittelständischen Unternehmen, etwas, das man in einem arabischen<br />
Land so nicht vermuten würde. Sie fürchten die Veränderungen,