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Ausgabe 02 / 2014 - Markt Weidenberg

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Ausg. <strong>02</strong>/<strong>2014</strong>Mitteilungsblatt Verwaltungsgemeinschaft <strong>Weidenberg</strong>ohne jeden Einfluss auf das öffentlicheLeben, sondern im Gegenteil um Vereine,die mit ihren Vorstellungen von„Bürgererziehung“ zu Sauberkeit undOrdnung und zu ästhetischer LebensundOrtsgestaltung ideologisch in dervordersten Reihe der Nazi-Praxis hättestehen können, also als eine Art„Renommier-Projekt“. Die Arbeit desV.V.W. hätten die Nazis damals derverstaatlichten Fremdenverkehrsförderung und den kommunalen„Verkehrsämtern“ zuweisen oder den Verein in die Dach-Organisation„Kraft durch Freude“ zwangseinweisen können, in der die Urlaubs- undFreizeit der deutschen Bevölkerung gleichgeschaltet war.Doch nichts dergleichen findet man in den Protokollen des V.V.W. Inseiner Versammlung in diesem entscheidenden Jahr 1933 gedenkt derVorstand des 30jährigen Bestehens des Verschönerungsvereins underinnert sich an seine eigenen Ziele. Keine Gleichschaltung oder Auflösung,keine Lobreden auf das neue Regime, kein Anschein einer Konzessionan die neuen Herren!So bleibt, mit Pfarrer Redenbacher als I. Vorsitzenden und HauptlehrerDornheim als Schriftführer, der alte Vorstand zunächst im Amt. Fragtman nach möglichen Gründen, warum die Nazis die Verschönerungsvereinevon ihrem Gleichschaltungswahn verschont haben, kommt eigentlichnur der Blick auf die Zusammensetzung ihrer Vorstände infrage. Hierwar ja, wie oben schon gezeigt, die gesamte „Hautevolee“ des Ortesversammelt, noch dazu häufig unter Leitung des Pfarrers, und diesenHerrschaften begegneten die Nazis doch mit einem gewissen Respekt.Die Nazi-„Hoheitsträger“, wie der <strong>Weidenberg</strong>er Ortsgruppenleiter (Foto:Georg Rumler, Personalausweis 1930), waren selbst ja meist nur kleineEmporkömmlinge, ausgestattet mit entsprechenden Minderwertigkeitskomplexen.Sie fürchteten sich vor deutlichen Worten von der Kanzel,beim Doktor oder beim Apotheker, durch die allzu schnell die Stimmungin der Bevölkerung unterminiert werden konnte. Und diese allgemeineStimmung im Volk war den Nazis bis zum Ende ihrer Herrschaftwichtig, davon ließen sie häufig ihr Handeln bestimmen.So hat man fast den Eindruck, dass die örtliche Parteiführung dem Verschönerungsvereinmit dem Pfarrer an der Spitze damals bewusst ausdem Wege geht. Als der Nazi-Bürgermeister und Ortsgruppenleiter GeorgRumler 1934 mit dem Bau der Neuen Straße sein „Renommier-Projekt“ umsetzt, hätte er ja an die Vereinsleitung herantreten und umMitwirkung bei der landschaftlichen Ausgestaltung dieser wichtigen Verbindungvom Unter- zum Obermarkt bitten können. Doch er will sichoffenbar allein profilieren; er trotzt dem Grundstücksbesitzer, seinemRivalen Christian Schiller, unter Androhung der Enteignung die notwendigenGrundstücke ab und preist am Ende sein Bauwerk als Maßnahmeder Nazis gegen die Arbeitslosigkeit.J.T. (Fortsetzung folgt)16

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