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Nr. 2/2000

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Seelsorge, soziale Neuerungen, sanfte Bauweise:Ein außergewöhnliches WerkDIE ENTSTEHUNG1924 plante eine österreichische Expertengruppe eine bilderreiche Hochstraße, die technisch alleberühmten Hochalpenstraßen in den Schatten stellen sollte. Ein Problem war für Österreich aberdie Finanzierung. Ausgerechnet der New Yorker Börsenkrach im Oktober 1929, der die Welt ineine schwere Wirtschaftskrise stürzte, ließ den Bau der Glocknerstraße Wirklichkeit werden.Alle Bauwunden im Nachhinein geheilt - Naturschönheit erhaltenIn Österreich stieg die Zahl der „vorgemerktenArbeitslosen“ von knapp200.000 im Jahre 1929 auf 557.000(das waren 26 Prozent) im Jahre 1933.Viele ArbeitsplätzeVor dieser düsteren Szenerie gewinntder Bau der Glocknerstraße von1930 bis 1935 soziale Bedeutung. 26Monate lang fanden an dieser größtenBaustelle Österreichs durchschnittlich3200 Menschen Arbeit. Als Aktionäreder Großglockner-HochalpenstraßenAG streckten der Bund, Kärnten undSalzburg die Bausumme vor, nach Beendigungder Arbeiten würden die Benützerder Straße Bau- und Wartungskostendurch eine Maut abdecken.Der Kärntner Ingenieur Franz Wallackprojektierte eine sechs Meter breiteBergstraße und rechnete mit 120.000Besuchern jährlich. Zwar wurde er dafürals Phantast abgekanzelt, doch wirdseine Schätzung derzeit weit übertroffen(900.000 Besucher jährlich).Sanfte BauweiseWallack war glücklicherweise nichtnur Techniker sondern auch begeisterterAlpinist. Er hielt es für „Vermessenheit“,mit den Mitteln der Technik derNatur den Rang ablaufen zu wollen.“ Ernervte seine Mitarbeiter mit der striktdurchgesetzten Anordnung, von derBautrasse allen Humus samt Bewuchsabzuheben, um damit hinterher alle Bauwundenzu heilen. Auch schmiegte dernaturverbundene Ingenieur die Straßeund ihre Kehren beispielhaft den Formender Landschaft an.Soziale NeuerungenDie Arbeiter erlebten zwar äußerstschwierige Bedingungen (Höhenlage,Kälte und Schnee), wurden aber trotzdemauch beneidet. Denn ihre Arbeitsplätzewaren überdurchschnittlich bezahlt,sie erhielten Höhenzulage (12Prozent) sowie 25 Prozent Aufschlagfür Überstunden, hatten saubere, warmeund trockene Unterkünfte sowie regelmäßiggutes Essen. Zudem erlebtensie eine revolutionäre soziale Neuerung:Für sie galt die erste SchlechtwetterregelungÖsterreichs, wonach der Unternehmerbei Schlechtwetter Unterkunftund Verpflegung zahlte.Ein eigener SeelsorgerEs war auch nicht selbstverständlich- und von vielen Arbeitern zumindestseinige Zeit keineswegs erwünscht -, daßein eigener Seelsorger auf den Baustellenmitlebte. Doch zeigen die Berichteauf den vorhergehenden Seiten, daß dieAnwesenheit von P.Stiletz den Arbeiternin mehrfacher Hinsicht eine Hilfewar. Er verschuf ihnen einerseits Abwechslung(kulturelle Veranstaltungen),gab andererseits aber auch allen, die eswollten, geistlichen Halt. Manche, dieKühner Rundbalkon um den TörlkopfKehren der Großglocknerstraße: harmonisches Linienspiel25

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