Schöne neue Welt - NOTausgang Jena eV
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Die Straßenzeitung aus <strong>Jena</strong> www.notausgang-jena.de<br />
„Ich sehe was, was du nicht siehst!“<br />
Für den Nachbarn da sein
Titelbild: Andreas Mützlaff,<br />
2<br />
NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
I N H A L T<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
○<br />
Grußwort des Bundespräsidenten<br />
S. 03<br />
Netzwerk gegen<br />
Alltagsnöte S. 04<br />
Stadtteilladen mehr<br />
als nur ein Treff S. 05<br />
Begegnungszentrum<br />
für Jung und Alt S. 05<br />
Ein Dach für Alle S. 06<br />
Hauen ist doof S. 07<br />
Kinder- und Jugendschutzdienst<br />
„Strohhalm“<br />
S. 07<br />
Selbsthilfe im Internet S. 08<br />
Tag der offenen Tür S. 09<br />
Lotsennetzwerk<br />
Thüringen S. 10<br />
SPEZIAL:<br />
<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong> <strong>Welt</strong> -<br />
Theaterhaus <strong>Jena</strong> S. 11-14<br />
Internationales Netzwerk<br />
der Straßenzeitungen<br />
S. 15<br />
Fußball -<br />
Obdachlosen-WM S. 16<br />
Zurück zu Ernst Abbe:<br />
<strong>Jena</strong>er Arbeitskreis<br />
sucht Antworten S. 17<br />
Stiftung „Demokratie<br />
im Alltag“ S. 18<br />
Rechtsseite:<br />
Entlassung bei<br />
schwerer Krankheit S. 19<br />
Künstlerportrait:<br />
Thomas Schwarz<br />
„Den Virus des konstruktiven<br />
Elements in sich“<br />
S. 20-21<br />
Kinderseite:<br />
österlicher Basteltipp<br />
Und Nina kocht? S. 22<br />
<strong>NOTausgang</strong> sagt<br />
„Danke“ S. 23<br />
Nächste Ausgabe:<br />
Mai 2008<br />
W O H I N - W E N N ?<br />
Kontakt- und<br />
Beratungsstelle<br />
für Obdachlose:<br />
Ein Dach für Alle<br />
e.V. (EDA)<br />
Merseburger Str. 27<br />
07743 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 880030<br />
Übergangswohnheim<br />
der Stadt <strong>Jena</strong><br />
Am Steiger 4<br />
07743 <strong>Jena</strong><br />
Tel.:(03641) 449335<br />
Treff´s:<br />
<strong>Jena</strong>er Tafel e.V.<br />
Tafelstube<br />
Seidelstraße 21<br />
07749 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 336920<br />
Lucie e.V.<br />
Begegnungsstätte<br />
Wagnergasse 25<br />
07743 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 44 32 89<br />
Wohnberechtigungsscheine:<br />
Denkmal- u. Sanierungsamt<br />
(D-u.S-Amt),<br />
Wohnungsbauförderung<br />
Leutragraben 1<br />
07743 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 495131<br />
Wohngeld:<br />
Wohngeldstelle im<br />
D -u. S-Amt<br />
Leutragraben 1<br />
07743 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 495131<br />
Schuldnerberatung:<br />
Sozialamt <strong>Jena</strong><br />
Carl-Pulfrich-Str. 1<br />
07745 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 494651<br />
Schuldnerberatung<br />
<strong>Jena</strong> e.V.<br />
Fischergasse 2<br />
07743 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 425507<br />
Sucht:<br />
DRK - amb. Drogenhilfe<br />
„Chamäleon“<br />
Paradiesstraße 3<br />
07743 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 239540<br />
Psychosoz. Beratungs-<br />
und Behandlungsstelle<br />
f. Suchtkranke<br />
u. -gefährdete<br />
Neugasse 13<br />
07743 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 387070<br />
Hilfe zur Selbsthilfe<br />
Begegnung <strong>Jena</strong> e.V.<br />
Buchaer Straße 6<br />
07745 <strong>Jena</strong><br />
Tel.:(03641) 618988<br />
Psych. Probleme:<br />
Psychosoz. Kontaktund<br />
Beratungsstelle<br />
der Diakonie<br />
Forstweg 41<br />
07745 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 619887<br />
IKOS <strong>Jena</strong><br />
Löbdergraben 7<br />
07743 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 615360<br />
Behinderte:<br />
Beratungsstelle des<br />
<strong>Jena</strong>er Zentrums für<br />
selbstbest. Leben<br />
Hermann-Pistor-Str.1<br />
07745 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 331375<br />
Kinder:<br />
Kinder-City e.V.<br />
Anna-Siemsen-Str. 47<br />
07745 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 213415<br />
Familie:<br />
Zentrum für Familien<br />
und Alleinerziehende<br />
e.V.<br />
Dornburgerstr. 26<br />
07743 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 421398<br />
Frauen:<br />
<strong>Jena</strong>er<br />
Frauenhaus e.V.<br />
Wagnergasse 25<br />
07743 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 449872<br />
<strong>Jena</strong>erFrauenhaus@jetzweb.de<br />
Nottelefone:<br />
Nottelefon für<br />
Frauen in Gewaltsituationen<br />
Tel.: 0177- 4787052<br />
Kinder- und<br />
Jugendnottelefon<br />
Tel.: 0800 00 8008<br />
Telefonseelsorge<br />
Tel.: 0800 1110111<br />
Allgemeine<br />
Sozialberatung:<br />
Caritas-Beratungsstelle<br />
<strong>Jena</strong><br />
Wagnergasse 29<br />
Tel.: (03641) 449257<br />
Bürgerstiftung<br />
Zwischenraum:<br />
Freiwilligenagentur<br />
<strong>Jena</strong><br />
Am Rähmen 27<br />
07743 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 6349558<br />
Mädchenprojekt<br />
<strong>Jena</strong> e.V.<br />
Drackendorferstr. 12a<br />
07747 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: (03641) 443967<br />
Stand 18.01.2008<br />
<strong>NOTausgang</strong> - Vertrieb - Verkäuferbetreuung<br />
Mo - Fr 8.00 - 12.00 Uhr Di u. Fr 13 - 16 Uhr<br />
I M P R E S S U M<br />
NOTAUSGANG<br />
Die Straßenzeitung aus <strong>Jena</strong><br />
Herstellung und Vertrieb erfolgen im Ehrenamt<br />
zu gemeinnützigen Zwecken.<br />
Mitglied<br />
im Bundesverband<br />
Soziale Straßenzeitungen<br />
e. V.<br />
Redaktion und Vertrieb:<br />
Adresse:<br />
Markt 19<br />
07743 <strong>Jena</strong><br />
Telefon: (03641) 36 43 98 und 33 23 53<br />
Telefax: (03641) 33 23 55<br />
E-Mail: Strassenzeitung@gmx.net<br />
Redaktionsleiter:<br />
Joachim Hennig (V.i.S.d.P.)<br />
Redaktionsteam:<br />
Leonore Brockmann, Heike Bödefeld,<br />
Sascha Börner, Tilman Hesse, Benny<br />
Höffling, Gundela Irmert-Müller, Thomas<br />
Nordmann, Berit Oberländer, Daniel<br />
Pfletscher, Konrad Wendt, Sandra Wilhelm,<br />
Doreen Wolf<br />
Layout:<br />
Andreas Mützlaff, Dietmar Grocholl<br />
Anzeigen und Vertrieb:<br />
Liesa Geisenhainer<br />
Redaktionssitzung:<br />
mittwochs 14-tägig von 15 bis 17.30 Uhr<br />
und nach Vereinbarung<br />
Logo:<br />
Zoom Media (03641) 62 42 0<br />
Druckfilm:<br />
Satzstudio Sommer GmbH<br />
Druck:<br />
Saale-Betreuungswerk der<br />
Lebenshilfe <strong>Jena</strong> gGmbH<br />
Alle namentlich oder durch Initialen gezeichneten<br />
Beiträge geben nicht zwangsläufig die Meinung der<br />
Redaktion wieder.<br />
Die Autoren zeichnen für den Inhalt eigenverantwortlich.<br />
Die Redaktion behält sich das Recht vor,<br />
die Beiträge zu bearbeiten und zu kürzen. Für unverlangt<br />
zugeschickte Manuskripte und Fotos wird<br />
keine Haftung übernommen. Für Termine der<br />
Veranstalter übernehmen wir keine Gewähr. Der<br />
Nachdruck von Beiträgen - auch auszugsweise - ist<br />
nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.<br />
Den Inhalt der Anzeigen verantworten die Inserenten.<br />
Alle Mitbürger sindzu ehrenamtlicher Mitarbeit<br />
an der Gestaltung unserer Zeitung eingeladen.<br />
Herausgeber:<br />
Straßenzeitung <strong>NOTausgang</strong> e.V.,<br />
Markt 19, 07743 <strong>Jena</strong><br />
Ilona Eberhardt (Vorsitzende)<br />
Alfred Hertel (stellv. Vorsitzender)<br />
Bankverbindung:<br />
Konto 11142 bei Sparkasse <strong>Jena</strong><br />
(BLZ: 830 530 30)<br />
GEGRÜNDET IM JULI 1997<br />
(Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 18.01.2008)
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Auf ein Wort<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Liebe<br />
Leserin,<br />
lieber<br />
Leser,<br />
„Für den<br />
Nachbarn<br />
da sein“,<br />
so haben<br />
wir unsere<br />
erste Ausgabe in diesem Jahr<br />
überschrieben.<br />
Die Anregung dazu brachte<br />
unsere Mitstreiterin im Redaktionsteam<br />
Doreen aus <strong>Jena</strong><br />
Nord mit. „Was haltet ihr vom<br />
„Netzwerk für Alltagsnöte“?<br />
Ich habe mal den Flyer mitgebracht.<br />
Finde ich richtig gut, die<br />
Idee, dass jeder, der das Logo<br />
des Netzwerkes ins Fenster<br />
hängt, signalisiert, dass er sich<br />
der Alltagsnöte seiner Mitmenschen<br />
annimmt.“ Fanden wir<br />
auch und wollten es genauer<br />
Wissen, wie das Netzwerk<br />
funktioniert, welche Wirkungen<br />
von ihm ausgehen und wo<br />
Chancen auf Verbesserung liegen.<br />
Also hatten wir unser Thema<br />
gefunden. Der Netzwerk-<br />
Planer (Ausgabe 2006) gab uns<br />
Orientierungshilfe. Er verzeichnet<br />
die aktuell mitwirkenenden<br />
Unternehmen, Vereine und Initiativen.<br />
So besuchten wir u.a.<br />
den „Ein Dach für Alle“ e.V.,<br />
den „Strohalm“, den „Hauen<br />
ist doof“ e.V. Wir sprachen mit<br />
Gewerbetreibenden und anderen<br />
Mitwirkenden im Netzwerk.<br />
Lesen Sie dazu im<br />
Haupteil dieser Ausgabe.<br />
Was wir da auch an anregendem<br />
entdecken und was wir<br />
darüber aufschreiben konnten,<br />
mit allem schrieben wir am<br />
Ende nur ein weiteres Kapitel<br />
unseres großen Themas, dem<br />
wir uns verschrieben haben:<br />
„Für den Nachbarn da sein.“<br />
Ihr Joachim Hennig<br />
DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />
12345678901234567890123456789012123456789012345678901234567890121234567890123456789012345678901212345678<br />
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Wir bereiteten unsere erste Ausgabe 2008 vor, als uns das Grußwort von Bundespräsident<br />
Horst Köhler für die Weihnachtsausgaben 2007 der Straßenzeitungen und deren Leser<br />
erreichte. So ist das mit der Tagesaktualität bei uns, weil wir nur viermal im Jahr erscheinen.<br />
Wir freuen uns, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die uns in unserer ehrenamtlichen<br />
Arbeit ermutigenden Worte unseres Bundespräsidenten in dieser Ausgabe nachreichen<br />
zu können. Das Redaktionsteam<br />
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12345678901234567890123456789012123456789012345678901234567890121234567890123456789012345678901212345678<br />
Grußwort<br />
von Bundespräsident Horst Köhler<br />
für die Straßenzeitungen<br />
Weihnachten 2007<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
wenn die Tage dunkel und kalt geworden sind<br />
und es auf Weihnachten zugeht, dann ist das<br />
Leben auf der Straße besonders hart. Wohl<br />
auch deshalb ist die Spendenbereitschaft im Dezember<br />
besonders hoch. Ohnehin spenden die<br />
Deutschen großzügig, und im vergangenen Jahr<br />
haben sie ihr Engagement für gute Zwecke<br />
einmal mehr gesteigert.<br />
Darüber freue ich mich, denn es zeigt: Die Bürgerinnen<br />
und Bürger wollen es nicht allein dem<br />
Staat überlassen, Menschen in Not zu helfen<br />
und Zusammenhalt zu stiften. Es zeigt auch,<br />
wie wir es im Alltag halten mit der Nächstenliebe.<br />
Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mit dem Kauf<br />
dieser Straßenzeitung gerade jemandem geholfen<br />
haben, der etwas unternimmt, um sich selbst<br />
zu helfen. Sie unterstützen damit ein Projekt für<br />
Obdachlose und für Menschen in sozialer Not,<br />
und Sie nehmen durch die Lektüre Anteil an<br />
ihrem Schicksal. So erfahren sie mehr über<br />
Menschen und Themen, die in anderen Medien<br />
nur selten vorkommen und darum allzu leicht<br />
übersehen werden.<br />
Straßenmagazine werben um Verständnis für<br />
Mitmenschen, die sich schwer tun, in unserer<br />
geschäftigen, leistungsorientierten <strong>Welt</strong> mitzuhalten,<br />
und die vielleicht auch nicht die Gewandtheit<br />
oder das Selbstbewusstsein haben,<br />
gesetzliche Hilfen in Anspruch zu nehmen.<br />
Ich habe vor kurzem mit jungen Leuten gesprochen,<br />
die keine Lehrstelle und keinen Arbeitsplatz<br />
gefunden haben. Sie haben über ihre<br />
Situation einen Dokumentarfilm gedreht. Sein<br />
Titel lautet „Arbeit haben / glücklich sein“. Er<br />
bringt eine vielschichtige Debatte auf den Punkt:<br />
Für alle, die Arbeit haben, bedeutet sie vielleicht<br />
nicht immer nur das reine Glück, aber sie ist<br />
doch immer ein wichtiger Pfeiler, der ihr Leben<br />
stützt. Denn Arbeit bedeutet über den finanziellen<br />
Verdienst hinaus Zugehörigkeit,<br />
Selbstbestätigung und das Gefühl, nützlich zu<br />
sein und gebraucht zu werden.<br />
Die Verkäufer der Straßenmagazine haben einen<br />
wichtigen Schritt getan, um all dem näher<br />
zu kommen: indem sie ihr Einkommen nicht<br />
allein durch Almosen oder staatliche Hilfe erzielen<br />
wollen, indem sie versuchen, ihr Leben<br />
neu zu ordnen und aus Obdachlosigkeit und<br />
Hilfsbedürftigkeit herauszufinden. Es ist wichtig,<br />
sie bei diesem Bemühen zu unterstützen.<br />
Darum möchte ich Sie bestärken: Tun Sie das<br />
auch in Zukunft.<br />
Ich wünsche allen Verkäufern, Lesern und ehrenamtlichen<br />
Helfern und Ihren Familien ein<br />
gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes<br />
<strong>neue</strong>s Jahr.<br />
3<br />
IHRE MEINUNG IST GEFRAGT: www.notausgang-jena.de
4<br />
NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />
Von Kunitz bis zum<br />
Nollendorfer Hof<br />
Weit spannt das Netzwerk<br />
den Bogen des Wohngebietes<br />
<strong>Jena</strong>-Nord. Vom Nollendorfer<br />
Hof bis hin zum<br />
„Himmelreich“ in Zwätzen<br />
am Ende der Stadt und<br />
rüber nach Löbstedt und<br />
Kunitz. An rund 50 Türen<br />
sieht der aufmerksame Besucher<br />
dieses Logo. Es sagt:<br />
Hier nehmen sich die Mitarbeiter<br />
der Nöte und Probleme<br />
ihrer Mitmenschen an. Sie<br />
erklären sich insbesonder bereit,<br />
ein offenes Ohr für Kinder<br />
zuhaben und sich ihnen<br />
gegenüber rücksichtsvoll und<br />
hilfsbereit zu zeigen. Die Initiatoren<br />
wollen so dazu beitragen,<br />
dass in dem Stadtteil<br />
ein kinder- und famielienfreundlicheres<br />
Klima entseht,<br />
in dem sich alle ob jung oder<br />
alt wohl fühlen.<br />
Netzwerk gegen Alltagsnöte<br />
Initiativen, Vereine und Unternehmen wirken zusammen<br />
Eine alte Frau hat ihren Einkaufsbeutel<br />
im Bus liegen gelassen.<br />
Ein Kind hat Nasenbluten.<br />
Ein Schüler traut sich<br />
wegen einer schlechten Note<br />
nicht nach Hause. Nicht nur<br />
bei existentiellen Sorgen, auch<br />
bei den „kleinen“ Problemen<br />
des Alltags tut es gut, wenn<br />
jemand sagt: „Du bist nicht<br />
allein. Ich bin da, wenn du<br />
mich brauchst.“ Oft genug<br />
jedoch schauen andere einfach<br />
weg.<br />
Gibt es Zusammenhalt, Interesse<br />
an den Mitmenschen<br />
wirklich nur noch auf dem<br />
Lande? Ist es eine Gesetzmäßigkeit,<br />
dass in der Stadt alte<br />
Menschen allein sind, es Kindern<br />
und Jugendlichen an<br />
Zuwendung und Orientierung<br />
fehlt, Familien sich überfordert<br />
fühlen? In <strong>Jena</strong>-Nord<br />
haben sich im Jahr 2005 Schulen,<br />
Kitas, soziale Vereine und<br />
Unternehmen zu einem<br />
„Netzwerk für Alltagsnöte“<br />
zusammengeschlossen, eine<br />
Art Nachbarschaftshilfe in<br />
großem Maßstab. Denn ob<br />
sich Menschen in ihrer Wohnumgebung<br />
sicher und wohl<br />
fühlen, entscheidet nicht nur<br />
der Zustand von Straßen und<br />
Häusern, entscheidend ist, dass<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
alle Generationen gern und<br />
gut zusammenleben, sich mit<br />
gegenseitiger Aufmerksamkeit<br />
und Rücksichtnahme begegnen<br />
und Nachbarschaftshilfe<br />
kein Fremdwort ist.<br />
Nicht nur Konsumtempel<br />
sind wichtig, sondern auch<br />
vom Geldbeutel unabhängige<br />
Treffpunkte zur Freizeitgestaltung<br />
und Anlaufstellen für<br />
kleine und große Probleme.<br />
Wo sich diese in <strong>Jena</strong>-Nord<br />
befinden, zeigt ein Orientierungsplan<br />
des „Netzwerks für<br />
Alltagsnöte“ und das Logo in<br />
den Fenstern der Netzwerkpartner<br />
- zwei Männchen, die<br />
ein Drittes in ihrer Mitte stützen.<br />
Neben dem Angebot der<br />
Sofort-Hilfe, geht es vor allem<br />
auch darum, die Einwohner<br />
für ihren Stadtteil zu begeistern.<br />
Eine Stadtteilzeitung<br />
lässt deshalb die Bürger an der<br />
Entwicklung des Wohngebiets<br />
teilhaben. Einmal im Jahr<br />
bringt ein Stadtteilfest Jung<br />
und Alt zusammen. Die Besucher<br />
2007 konnten durch<br />
Radeln auf einem Hometrainer<br />
nicht nur attraktive Preise<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Initiativen wie das Netzwerk leben<br />
nicht nur von guten Vorsätzen<br />
und Ideen, sie brauchen auch<br />
aktives Engagement der Bürger<br />
und materielle Unterstützung<br />
ansässiger Firmen. „Besonders<br />
gerne werden allgemein soziale<br />
und kulturelle Einrichtungen wie<br />
Schulen, Kitas und Sportvereine<br />
unterstützt“, so Frau Gundermann<br />
von der Sparkassenfiliale<br />
Nord. Auch das von den<br />
Motto: Nord für Nord<br />
Alle tragen schnellen Nutzen<br />
Wie Geschäftsleute das Netzwerk sehen<br />
Netzwerkteilnehmern gemeinsam<br />
geplante Ortschaftsfest<br />
sei eine gern unterstützte<br />
Feier.. Sie wird von den Anwohnern<br />
gut und gerne angenommen.<br />
„Wenn man regional eng vernetzt<br />
ist, tragen alle einen<br />
schnellen Nutzen davon, da<br />
ein schneller Informationsaustausch<br />
möglich ist, der unnütze<br />
und lange Wege erspart. Es<br />
ist wichtig, sich zu kennen und<br />
gemeinsam zu engagieren um<br />
das Klima im eigenen Stadtteil<br />
positiv zu beeinflussen“,<br />
meint Frau Freesmeyer von<br />
der Apotheke am Nol-<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
gewinnen und etwas für ihre<br />
Gesundheit tun, sondern auch<br />
einen Beitrag für die Gemeinschaft<br />
leisten: Je gestrampelte<br />
Minute ging Geld an die soziale<br />
Arbeit des Netzwerks. Die<br />
Botschaft: Gesellschaftliches<br />
Engagement lohnt sich.<br />
„Nord für Nord“ - das ist das<br />
Motto.<br />
Das Zentrum für Familien<br />
und Alleinerziehende in der<br />
Dornburger Straße 26 ist mit<br />
seinen umfangreichen Beratungs-<br />
und Kursangeboten,<br />
Elternschule, Familiencafè und<br />
Kinderbetreuung nicht nur ein<br />
wichtiger Partner, sondern hat<br />
bisher über seinen Familienservice<br />
die Netzwerksarbeit koordiniert.<br />
Nach Wegfall der<br />
Fördermittel soll nun in einer<br />
Zukunftswerkstatt Anfang<br />
2008 diskutiert werden, wie<br />
die Arbeit ehrenamtlich organisiert<br />
und die Zusammenarbeit<br />
der Partner intensiviert<br />
werden kann. Neue Ideen<br />
sind gefragt, um gemeinsam<br />
noch mehr für den Norden<br />
<strong>Jena</strong>s zu bewegen. In einem<br />
Punkt sind sich alle bereits heute<br />
einig: Das „Netzwerk für<br />
Alltagsnöte“ bringt allen etwas.<br />
Es muss weiterleben.<br />
Doreen Wolf<br />
lendorfer Hof. Sie hat die Vision<br />
einer zukünftigen Gesellschaft,<br />
in der verschieden Altersgruppen<br />
im Einklang miteinander<br />
leben. Allen gemeinsam gehe<br />
es um die Steigerung der Attraktivität<br />
des Stadtteils als Wohngebiet,<br />
in dem man sich wohlfühlt<br />
und um die Förderung des<br />
Geschäftsgebietes Nord, davon<br />
profitierten sowohl die Anwohner<br />
als auch die Geschäfte. S.W.
„Was jeder daraus macht“<br />
Stadtteilladen mehr als nur ein Treff<br />
Ein Fischer braucht ein fest<br />
geknüpftes, stabiles Netz, um<br />
gute Arbeit leisten zu können.<br />
Nicht anders, so dachten sich<br />
die Vertreter engagiert arbeitender<br />
sozialer Vereine und<br />
Initiativen in <strong>Jena</strong> Nord, muss<br />
ein Netzwerk gegen Alltagsnöte<br />
geschaffen sein. Einer<br />
von ihnen ist der Stadtteilladen<br />
„Nordkap“ in der<br />
Dornburger Straße.<br />
Kinder und Jugendliche des<br />
<strong>Jena</strong>er Nordens verbringen<br />
hier gern ihre Freizeit. Mit<br />
zahlreichen Kreativ-, Medienund<br />
Sportangeboten unterbreiten<br />
die Mitarbeiter Alternativen<br />
zum Abhängen auf<br />
der Straße. „Mit unserem<br />
Projekt „Gut drauf“ fördern<br />
wir durch Bewegung und<br />
gesunde Ernährung geistige<br />
und körperliche Fitness unter<br />
den Jugendlichen. Ungesunde<br />
Ernährung und Mangel an<br />
Bewegung sind längst mehr<br />
als nur ein mediales Problem“,<br />
erfahren wir von<br />
Torsten Kramarzcyk, Sozialarbeiter<br />
der Einrichtung.<br />
Über den Sport fände er auch<br />
Zugang zu sonst eher verschlossenen<br />
Jugendlichen.<br />
Und klar sei, dass oft die<br />
Schweigsamen ein tiefes Be-<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
dürfnis haben, über ihre<br />
Alltagsnöte zu sprechen. So<br />
geschehen im Falle von<br />
Sebastian W. Mit einem Schulabschluss,<br />
der Personalmanager<br />
die Stirne hätte runzeln<br />
lassen, fand er nicht den<br />
Mut, sich zu bewerben und<br />
auch nicht über sein Problem<br />
zu reden.<br />
Im Rahmen des vom Netzwerk<br />
veranstalteten Stadtteilfestes<br />
wurde T. Kramarzcyk<br />
für Sebastian aktiv. Er kam mit<br />
seinem Standnachbarn, einem<br />
Mitarbeiter des Bauprojektes<br />
Rautal GmbH, über ihn ins<br />
Gespräch. Ergebnis: Nach<br />
zwei Tagen durfte Sebastian<br />
sich im Unternehmen vorstellen<br />
und schließlich einen Lehrvertrag<br />
unterschreiben. Bisher<br />
haben weder Lehrmeister<br />
noch Auszubildender diese<br />
Entscheidung bereut.<br />
Das Netzwerk ist bemüht,<br />
Kontakte und Zusammenarbeit<br />
zu fördern, Strukturen<br />
zu schaffen, die solche Erfolgsgeschichten<br />
möglich machen.<br />
„Wichtig ist, was jeder<br />
Einzelne daraus macht. Und<br />
das könnte noch soviel mehr<br />
sein“, merkt Kollegin Conny<br />
Bartlau an.<br />
Heike Bödefeld<br />
DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />
Zentrum für gegenseitige Hilfe<br />
Angebote vereinen Alt und Jung<br />
Im Alltag gar nicht so selten:<br />
keine bezahlte Arbeit, wenig<br />
Geld in der Haushaltskasse,<br />
viel freie Zeit. Das Sprichwort<br />
„Zeit ist Geld“ ganz praktisch<br />
zu leben, ist jetzt im Begegnungszentrum<br />
in der Closewitzer<br />
Straße 2 möglich. Seit<br />
Januar kann durch Zeit-<br />
Tausch Geld gespart und<br />
zugleich mancher sonst nicht<br />
erfüllbarer Wunsch Wirklichkeit<br />
werden. Leistungen der<br />
gegenseitigen Hilfe werden, in<br />
Zeiteinheiten verrechnet, getauscht:<br />
suche kundigen Rat<br />
für Arbeiten am Computer,<br />
biete Näharbeiten, backe<br />
Plätzchen für die Familienfeier,<br />
brauche Unterstützung<br />
beim Malern und Tapezieren.<br />
Mitmachen kann jeder, wie<br />
auch die anderen Angebote<br />
des 1993 aus einem Projekt<br />
der <strong>Jena</strong>er Gleichstellungsstelle<br />
hervorgegangenen „Begegnungszentrum<br />
<strong>Jena</strong> e. V.“ allen<br />
offen stehen.<br />
„Generationsübergreifende<br />
Arbeit“ ist angesagt. Vor allem<br />
arbeitslose Frauen nutzen<br />
die Rechts- und Sozialberatung,<br />
fast 400 mal gab es im<br />
vergangenen Jahr individuelle<br />
Hilfe beim Bewältigen der<br />
Hartz-IV-Bürokratie. In einer<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
„Kreativwerkstatt“ wird geflochten,<br />
genäht, gemalt, es<br />
entstehen schöne Dinge aus<br />
Papier, Holz und Ton. „Lesecafe“<br />
und Bibliothek bieten<br />
Raum zum Gedankenaustausch<br />
und Schmökern. Kinder<br />
lieben den Garten am<br />
Haus und die regelmäßigen<br />
Märchenstunden, Senioren das<br />
Wandern und die Skatnachmittage.<br />
Gemeinsam organisierte<br />
Feste und Fahrten bringen<br />
Abwechslung in den Alltag.<br />
Dreißig Besucher kommen<br />
an manchem Tag zusammen,<br />
5.000 im Jahresschnitt<br />
nennt die Vereinsstatistik.<br />
Seit seinem Beitritt 2005 zum<br />
„Netzwerk für Alltagsnöte<br />
<strong>Jena</strong>-Nord“ ist das Zentrum<br />
wie alle Netzwerk-Mitglieder<br />
auch Anlaufstelle für „Vorort-<br />
Sofort-Hilfe“ in akuten Notsituationen.<br />
Die Netzwerk-<br />
Partnerschaft erbringt Unterstützung<br />
und Geld von Firmen,<br />
demnächst fürs große<br />
Frühlingsfest am 15. März<br />
zum 15. Vereinsjubiläum. wt.<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Er ist Vorsitzender der Vereine<br />
"Ein Dach für Alle" und<br />
"Evangelische Kinder- und<br />
Familientagesstätten" und in<br />
diesem Projektleiter der<br />
SAMS-Initiative. Ralf Kleist ist<br />
gewissermaßen Fachmann in<br />
Sachen Zusammenarbeit. Er<br />
sagt zum "Netzwerk für Alltagsnöte":<br />
"Das besondere am Netzwerk<br />
ist die Zusammenarbeit sozialer<br />
Vereine, Institutionen, der<br />
Einander helfen, wo immer möglich<br />
Wie ein Vereinsvorsitzender das Netzwerk sieht<br />
Stadtverwaltung und der im<br />
Wohngebiet ansässigen Wirtschaft<br />
(Heute sind bereits rund<br />
ein drittel der Unternehmen aktiv.).<br />
Hier zählt kein parteipolitischer<br />
Hintergrund, sondern<br />
nur das Argament für das<br />
Gemeinwesen. Das Netzwerk<br />
will in oftmals banal erscheinen-<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
den kritischen Alltagssituationen<br />
für den Mitbürger Hilfen anbieten.<br />
Doch vielfach geht's über's<br />
bewußte Pflaster auf die Wunde<br />
am Kinderknie hinaus.<br />
Apothekerin Frau Freesmeyer<br />
wußte wohl, das wir für die<br />
Pausenversorgung und Veranstaltungen<br />
Stehtische haben. Sie<br />
erzählte es der Direktorin der<br />
Nordschule, die dringend solche<br />
Tische für die Ausrichtung einer<br />
Feier aus Anlass des 100jährigen<br />
Bestehens benötigt. Klar helfen wir<br />
da und für die Leigabe gibt es<br />
keine Rechnung. Auch darum geht<br />
es beim Netzwerk, die gegebenen<br />
Mittel zum gegenseitigen Vorteil<br />
zu nutzen. Das jeder dem anderen<br />
hilft, unkompliziert und schnell,<br />
wo immer das möglich ist". J.H.<br />
5<br />
Ihre Meinung ist uns wichtig. Schreiben Sie uns: redaktionsteam@freenet.de
INTERNETADRESSE: www.eda.jetzweb.de<br />
6<br />
NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />
Fünfzig Mitglieder hat das<br />
„Netzwerk für Alltagsnöte“ in<br />
<strong>Jena</strong>-Nord, und eines davon<br />
befindet sich in der Merseburger<br />
Straße 27. In einem früher<br />
von russischen Soldaten<br />
bewohnten Haus hat der Verein<br />
„Ein Dach für Alle e.V.<br />
<strong>Jena</strong>“ seinen Sitz. Insgesamt<br />
gehören dem Verein in <strong>Jena</strong><br />
vier Häuser, aber hier in Nord<br />
befindet sich die Zentrale,<br />
schlägt das Herz des Vereins.<br />
Anliegen von „Ein Dach für<br />
Alle“ ist es, von Wohnungslosigkeit<br />
bedrohten oder schon<br />
wohnungslosen Menschen<br />
umfassende Hilfe zu bieten.<br />
Von Ämterberatung, ambulant<br />
betreutem Wohnen bis zur<br />
direkten Vermietung von<br />
preiswertem Wohnraum<br />
reicht dabei das Angebot. Ziel<br />
ist es dabei, die soziale Situation<br />
der Betroffenen zu stabilisieren<br />
und Eigenverantwortung<br />
zu fördern. So wird ein<br />
Leben in Gemeinschaft möglich,<br />
der Einzelne spürt, wie<br />
sehr sein Beitrag gebraucht<br />
wird.<br />
Sind finanzielle Probleme der<br />
Grund für eine Wohnungslosigkeit,<br />
hilft „Ein Dach für Alle<br />
Ziel ist es, Eigenverantwortung zu fördern<br />
Ein Dach für alle setzt im Netzwerk für Alltagsnöte auf aktive Mitarbeit<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
e.V. <strong>Jena</strong>“ mit einer Beratung,<br />
und kann den Betroffenen die<br />
Unterbringung in den städtischen<br />
Übergangswohnheimen<br />
mit unter ersparen.<br />
Aber es geht nicht nur um die<br />
Probleme der Erwachsenen.<br />
Die Kinderoase widmet sich<br />
der Betreuung und Integration<br />
des Nachwuchses im<br />
Wohnprojekt, ist aber auch für<br />
Kinder aus dem Wohngebiet<br />
geöffnet. Spielen, Kochen, Ferienfreizeit<br />
– die Liste der Angebote<br />
ist lang. Besonders zu<br />
empfehlen ist die Hausaufgabenhilfe.<br />
Von Montag bis<br />
Donnerstag, jeweils von 15 bis<br />
18 Uhr, werden Schulkinder<br />
bei ihren Hausaufgaben von<br />
einem kompetenten Betreuer<br />
unterstützt.<br />
Mehr Leser wünscht sich „Ein<br />
Dach für Alle“ für die Bibliothek.<br />
Seit April 2007 (Notausgang<br />
berichtete) wartet das<br />
stolze Angebot von 5000 Titeln<br />
auf neugierige Leser. Den<br />
extrem günstigen Jahresbeitrag<br />
kann garantiert auch ein<br />
Empfänger von ALG 2 verkraften,<br />
um dann in so manchem<br />
<strong>neue</strong>n Buch zu schmökern.<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Im Netzwerk für Alltagsnöte<br />
beteiligt sich „Ein Dach für<br />
Alle“ nach Kräften, der Verein<br />
gehört auch zu den Mitgestaltern<br />
des Stadtteilfestes.<br />
Wer sich engagieren möchte<br />
und gerne mit anpackt, dem<br />
sei eine Mitgliedschaft bei „Ein<br />
Dach für Alle“ ans Herz gelegt.<br />
Tatkräftige Hilfe ist im<br />
Verein gern gesehen.<br />
Eine erfreuliche Veränderung<br />
gab es im<br />
Dezember bei „Ein<br />
Dach für Alle“ zu<br />
feiern. Zwei <strong>neue</strong><br />
Wohnungen konnten<br />
im Haus in der Merseburger<br />
Straße an<br />
die Bewohner übergeben<br />
werden,<br />
nachdem die Bürofläche<br />
deutlich verkleinert wurde.<br />
Als Ergebnis hat sich die vermietbare<br />
Wohnfläche des Vereins<br />
um über 100 m² vergrößert.<br />
Einmal mehr konnte so<br />
die Gefahr einer drohenden<br />
Wohnungslosigkeit gebannt<br />
und den Betroffenen sicherer<br />
Wohnraum und Hilfe zur In-<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
D.H. Auch in <strong>Jena</strong> leben wieder<br />
Menschen jüdischen Glaubens<br />
- in der jüdischen Gemeinde am<br />
Allendeplatz organisiert. Bei offiziellen<br />
Anlässen und zu Gedenktagen<br />
werden sie eingeladen<br />
und freundlich begrüßt. Sie haben<br />
alle angemessenen Wohnraum<br />
und erhalten ausreichende<br />
Unterstützung zum Lebensunterhalt,<br />
solange sie keine eigenen<br />
Arbeitseinkünfte haben. Die<br />
Verständnis und Annäherung bewirken<br />
jüdische Gemeinde gibt ihnen<br />
nötige Geborgenheit.<br />
Was aber wissen wir von ihnen?<br />
Was wissen sie von uns<br />
und unserer Lebensweise? Die<br />
Fremdheit zwischen den unterschiedlichen<br />
Kulturen wird<br />
meist durch eine freundliche<br />
Gleichgültigkeit ersetzt.<br />
Räumliche nachbarschaftliche<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Wer sich selbst ein Bild von<br />
der Arbeit des Vereins machen<br />
möchte, ist zu den üblichen<br />
Sprechzeiten oder den Öffnungszeiten<br />
der Bibliothek<br />
herzlich willkommen, den<br />
Verein kenen zu lernen. Die<br />
<strong>neue</strong> Internetseite weiß dazu<br />
alle Details.<br />
Neuer Wohnraum bannt drohende<br />
Obdachlosigkeit<br />
Nähe führt kaum zu mehr<br />
Vertrautheit. Überkommene<br />
antijüdische Stereotype wirken<br />
noch immer nach und falsche<br />
Vorstellungen über jüdisches<br />
Leben bestehen fort.<br />
„Um diese Fremdheit zu<br />
überwinden, will eine Gruppe<br />
interessierter Mitbürger,<br />
unabhängig jeden Glaubens-<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Tilman Hesse<br />
tegration geboten werden.<br />
Darüber freuten sich am Tage<br />
der Übergabe an die <strong>neue</strong>n<br />
Mieter: David Rothmaler,<br />
Bauleiter, Gabriele Himmer-<br />
Storz, Geschäftsführerin Vermietung/<br />
Verwaltung und<br />
Architekt Thomas Enke (von<br />
links nach rechts).<br />
T. Hesse<br />
bekenntnisses, bessere Möglichkeiten<br />
der Begegnung zwischen<br />
Juden und Nichtjuden schaffen.<br />
Jüdisches Leben in Vergangenheit<br />
und Gegenwart soll das große<br />
Thema der Zusammenkünfte<br />
in Lobeda werden. Dabei<br />
wollen wir“, schreibt Initiatorin<br />
K. Heinze, „uns mit der Geschichte,<br />
Kultur, Religion und<br />
Lebensweise des jüdischen Volkes<br />
bewusster vertraut machen.“
Alltagsnöte sind ihr Metier<br />
Warum „HiD“ das Netzwerk braucht<br />
Fünf Jahre sind seit meinem<br />
ersten Besuch beim Verein<br />
„Hauen ist Doof“ (HiD) vergangen.<br />
Grundsätzlich hat sich<br />
an der Problematik der Gewalt<br />
von Schülern und Jugendlichen<br />
kaum etwas geändert.<br />
Die Praxis hat Heilswirkungen<br />
durch verschärfte<br />
Strafregelungen ad absurdum<br />
geführt. Nachweislich ist es<br />
immer besser, das Übel bei<br />
der Wurzel zu packen.<br />
Auch heute empfängt mich<br />
Conny Beeker, Sozialpädagogin<br />
und Mitbegründerin der<br />
Projektinitiative zur Gewaltprävention.<br />
Wer nun denkt,<br />
dass sie angesichts aktueller<br />
Diskussionen angemessene<br />
Förderung für ihre Arbeit erfährt,<br />
der irrt. Mittlerweile<br />
bestreitet sie ihre Arbeit, bis<br />
auf die Unterstützung durch<br />
eine Praktikantin und gelegentlich<br />
zur Verfügung stehender<br />
Honorarkräfte, nahezu allein.<br />
Da bleibt viel auf der Strecke.<br />
Nach wie vor konzentriert sie<br />
ihre Einflussnahme auf Kleinkinder<br />
und Grundschüler des<br />
gesamten Stadtgebietes. „Das<br />
Netzwerk für Alltagsnöte sehe<br />
ich positiv. Es hat einen sehr<br />
guten Ansatz. Wer, wie ich<br />
gewissermaßen in einem<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Eine-Frau-Betrieb arbeitet,<br />
wird bald auf Unterstützung,<br />
Vermittlung und Zuarbeit angewiesen<br />
sein. Da sehe ich die<br />
Chancen und Möglichkeiten<br />
eines solchen Verbundes.“ Das<br />
Plakat mit dem Logo hat sie<br />
deutlich sichtbar ins Fenster<br />
gehängt. Mehr Arbeit für das<br />
Netzwerk kann sie gar nicht<br />
leisten. Aber im Netzwerk<br />
sind ihre Bemühungen nicht zu<br />
ersetzen.<br />
Ihr Metier sind die Alltagsnöten<br />
unserer Jüngsten. Damit<br />
jedenfalls ist sie bestens vertraut.<br />
Sie sind oft Ursache<br />
zunehmender Gewalt von<br />
Kindern und Jugendlichen.<br />
Anliegen des Vereins „Hauen<br />
ist Doof“ ist es, die Kinder zu<br />
einem friedlichen Lösen ihrer<br />
Probleme zu befähigen. „Bei<br />
uns können Kinder lernen sich<br />
zu streiten, ohne sich weh zu<br />
tun“. Mit einfachen, spielerischen<br />
Mitteln werde der kameradschaftliche,<br />
faire Umgang<br />
miteinander geübt.<br />
Jeder hört dem anderen aufmerksam<br />
zu, ohne ihm ins<br />
Wort zu fallen. Lernt, den anderen<br />
zu akzeptieren, wie er<br />
ist, weil er selbst angenommen<br />
sein will. Darum geht es.<br />
Heike Bödefeld<br />
In Trägerschaft des Zentrums<br />
für Familie und Alleinerziehende<br />
e.V. verstehen wir uns<br />
als Kontakt- und Beratungsstelle<br />
für Kinder und Jugendliche<br />
in Notsituationen und<br />
bieten beratende und begleitende<br />
Hilfe für Eltern und<br />
Kinder bis ins junge Erwachsenenalter.<br />
Wir sind Ansprechpartner<br />
bei Verdacht auf sexuelle,<br />
psychische und/oder<br />
körperliche Gewalt, sowie<br />
schwere Vernachlässigung und<br />
sind bestrebt, die Verbindung<br />
zwischen den schrecklichen<br />
Nachrichten über Kindstötungen<br />
und Misshandlungen und<br />
den alltäglichen Nöten von<br />
Kindern herzustellen. Die<br />
Aufmerksamkeit hierfür gilt<br />
es zu schärfen, denn gerade<br />
Alltagsvernachlässigung kann<br />
der Nährboden für schwerwiegendere<br />
Probleme sein.<br />
Es ist wichtig, dass die Arbeit<br />
zeitlich nicht begrenzt ist. Uns<br />
geht es darum, die Nöte der<br />
Kinder zu verstehen und mit<br />
ihnen Stärken und Kompetenzen<br />
zur Lösung zu entwickeln.<br />
Je nach Bedarf werden die<br />
Eltern und andere Vertrauens-<br />
DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />
Kinderschutz gegen Gewalt<br />
Netzwerk-Partner<br />
stellt sich vor<br />
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personen<br />
einbezogen.<br />
U. a.<br />
bieten wir<br />
auch Antiaggressivitätstrainings<br />
an, damit die<br />
Kinder lernen, mit ihren Gefühlen<br />
und Affekten konstruktiv<br />
umzugehen.<br />
Das Team, bestehend aus 2<br />
SozialarbeiterInnen und einer<br />
Psychologin, arbeitet eng mit<br />
dem Jugendamt, welches die<br />
Finanzierung und die kostenfreie<br />
Beratung sicherstellt, sowie<br />
stationären und ambulanten<br />
Hilfen zur Erziehung,<br />
Kita‘s, Schulen u. a. Einrichtungen<br />
zusammen.<br />
Die Mitarbeit des Trägers im<br />
„Netzwerk für Alltagsnöte<br />
<strong>Jena</strong>-Nord“ ermöglicht eine<br />
intensivere Vermittlung von<br />
Hilfen. Der Strohhalm existiert<br />
seit nunmehr ca. 15 Jahren<br />
und begleitet im Monat<br />
ca. 35 Fälle individuell.<br />
Zentrum für Familie und<br />
Alleinerziehende e. V.<br />
Kinder- und Jugendschutzdienst<br />
Strohhalm<br />
Closewitzer Str. 2<br />
07743 <strong>Jena</strong><br />
Tel.: 03641/443643<br />
strohhalm@familienzentrumjena.de<br />
7
IHRE MEINUNG IST UNS WICHTIG: Strassenzeitung@gmx.net<br />
8<br />
NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />
Für manchen ist das Internet<br />
Alltag geworden. Deshalb<br />
hat sich Redaktionsmitglied<br />
Daniel Pfletscher<br />
auf die Suche nach<br />
Internetangeboten gemacht,<br />
die reale soziale<br />
Netzwerke ergänzen können,<br />
wenn es um die Bewältigung<br />
von Alltagsnöten<br />
geht.<br />
Die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Erwerbslosen-<br />
und Sozialhilfeinitiativen<br />
e.V. wurde 1991<br />
von Betroffenen, unabhängigen<br />
Initiativen, Beratungsstellen<br />
und Selbsthilfegruppen aus<br />
dem gesamten Bundesgebiet<br />
gegründet. Sie hat sich zum<br />
Ziel gesetzt, Beziehern von<br />
Sozialleistungen beim Durchsetzen<br />
ihrer Rechte und bei<br />
ihrer Selbstorganisation zu<br />
helfen. Die BAG will lokale<br />
Selbsthilfeinitiativen fördern,<br />
betreibt öffentlichkeitswirksame<br />
Aufklärungsarbeit<br />
und gibt Leitfäden heraus. Im<br />
Internet ist sie zu finden unter<br />
www.bag-shi.de. Hier erhält<br />
man Zugang zu Gesetzestexten,<br />
man kann sich über geplante<br />
Veranstaltungen wie<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Aktionstage oder Seminare informieren,<br />
nach Beratungsstellen<br />
suchen oder Material<br />
zuschicken lassen.<br />
Gut aufbereitete Informationen<br />
rund um Hartz IV, ALG<br />
II und das Sozialgesetzbuch<br />
im Volltext findet man unter<br />
www.sozialticker.com.<br />
Besonders praktisch ist der<br />
Download-Bereich, der den<br />
Nutzern eine Vielzahl von<br />
Antragsformularen und Beispiele<br />
für Widersprüche zur<br />
Verfügung stellt. Wer zum<br />
Beispiel einen Antrag zur Befreiung<br />
von der Rundfunkgebühr,<br />
zur Beihilfe für Schulmaterial<br />
oder Prozesskostenhilfe<br />
sucht, wird hier fündig<br />
und muss sich nicht durch den<br />
oft undurchdringbaren<br />
Dschungel der Ämterbürokratie<br />
schlagen. Geholfen<br />
Ein Netzwerk im Internet<br />
Hilfe zur Selbsthilfe unter www.... gesucht und gefunden<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
○<br />
Anzeigen<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
werden kann auch denen, die<br />
Widerspruch einlegen wollen,<br />
z.B. wenn die ARGE verlangt,<br />
die Mietkosten zu senken oder<br />
der monatliche Regelsatz wegen<br />
eines Krankenhausaufenthaltes<br />
gekürzt wird.<br />
Man kann viele Informationen<br />
online erhalten, wenn man<br />
weiß, wie man suchen muss.<br />
Trotzdem ist der direkte Kontakt<br />
zu anderen Betroffenen<br />
oder zu Menschen, die Rat<br />
geben können, oft unumgäng-<br />
lich. Solche Treffpunkte gibt<br />
es auch im Internet und werden<br />
Foren genannt. Ein sehr<br />
empfehlenswertes Forum findet<br />
man unter www.forumsozialhilfe.de<br />
. Nach vorheriger<br />
Anmeldung kann man<br />
hier über Hartz IV & Co. diskutieren,<br />
Erfahrungen austau-<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
schen und Kontakte knüpfen.<br />
Wie z.B. „Andrea1968“, die<br />
für einen Job ein Gesundheitszeugnis<br />
vorweisen muss, sich<br />
dieses aber nicht leisten kann<br />
und im Forum Rat sucht oder<br />
„Silke H“, die fragt, ob sie bei<br />
einer Bewerbung gesundheitliche<br />
Einschränkungen angeben<br />
muss. Komplettiert wird<br />
das Internetangebot, das seit<br />
über zehn Jahren besteht,<br />
durch einen umfangreichen<br />
Infobereich und eine gutsortierte<br />
Linkliste. Die vorgestellten<br />
Internetseiten stehen<br />
nur als Beispiele für unzählige<br />
Hilfsangebote im Internet.<br />
Auch wenn sie reale Beratungen<br />
nicht ersetzen können, so<br />
haben sie einige Vorteile. Man<br />
muss keine Termine vereinbaren,<br />
um sie in Anspruch zu<br />
nehmen, man braucht keinen<br />
Dolmetscher für das<br />
Beamtendeutsch und man ist<br />
auch nicht auf eine wohlwollende<br />
Stimmung des Gegenübers<br />
angewiesen.<br />
Daniel Pfletscher
Was wünscht man sich zum<br />
zehnten Geburtstag: teure<br />
Geschenke, eine große Party?<br />
Danach stand uns nicht der<br />
Sinn. Schnell waren wir uns im<br />
Redaktionsteam einig: Von<br />
den Gratulanten zum zehnjährigen<br />
Bestehen unserer Straßenzeitung<br />
„<strong>NOTausgang</strong>“<br />
erhofften wir uns vielmehr<br />
Anregungen, Gedankenaustausch<br />
und Kritik. Am 12.<br />
Dezember 2007, unserem<br />
„Tag der offenen Tür“, sollten<br />
diese Wünsche in Erfüllung<br />
gehen. Freimütig sprachen<br />
Vertreter von Selbsthilfegruppen<br />
und Vereinen über<br />
ihre Arbeit.<br />
„<strong>NOTausgang</strong> ist für mich ein<br />
breitgefächertes, friedliches<br />
Blatt, dass nicht polarisiert“,<br />
sagte Gabriele Himmer-Storz<br />
vom „Ein Dach für alle e.V.“.<br />
Sie vermittelte anregend Erfahrungen<br />
aus ihrer Arbeit<br />
während der Gründung der<br />
Dresdener Straßenzeitung<br />
„Drobs“: Sozialthemen an<br />
prägnanten Einzelbeispielen<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Gedankenaustausch zum Jubiläum<br />
„Tag der offenen Tür“ beim <strong>NOTausgang</strong><br />
zu verdeutlichen, sei<br />
besonders geeignet, Leser zu<br />
erreichen. Silke Aepfler vom<br />
Blinden- und Sehbehindertenverband<br />
erklärte, dass sie mit<br />
ihrem Engagement die Öffentlichkeit<br />
auf Probleme<br />
blinder Menschen aufmerksam<br />
mache, Erfahrungsaustausch<br />
ermögliche und Betroffene<br />
aus der Isolation hole.<br />
Frau xxx Prager vom „Weißen<br />
Ring“ sagte, dass es oft<br />
Scheu gäbe, Hilfe anzunehmen.<br />
Vielfach seien die Angebote<br />
wenig bekannt. Daran<br />
könne ein Artikel im „<strong>NOTausgang</strong>“<br />
etwas ändern. Sabine<br />
Klaus dazu: „Nach einem<br />
Beitrag über unsere Borreliose-Selbsthilfegruppe,<br />
rief<br />
mich eine Frau erleichtert an<br />
und sagte, endlich habe sie einen<br />
Ansprechpartner für ihr<br />
Problem gefunden.“<br />
Die Selbsthilfegruppen seien<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
immer sehr stolz, wenn über<br />
sie im „<strong>NOTausgang</strong>“ geschrieben<br />
wird, wusste Frau<br />
Gabriele Wiesner von der<br />
IKOS zu berichten.<br />
„Es wäre doch interessant,<br />
wenn solche Treffen, wie das<br />
heutige, die Regel würden.<br />
Der Gedankenaustausch habe<br />
für alle Informationsgewinn<br />
gebracht, nicht nur für die<br />
Redaktion. Auch die Vereine<br />
und Selbsthilfegruppen bekamen<br />
wertvolle Anregungen für<br />
ihre Arbeit vermittelt. Am<br />
Ende waren sich alle einig:<br />
<strong>NOTausgang</strong> ist wichtig und<br />
wird gebraucht in unserer<br />
Stadt. Deshalb zollten die<br />
Gesprächsteilnehmer auch<br />
den Straßenzeitungsverkäufern<br />
ihren Respekt. Sich bei<br />
Wind und Wetter auf die Straße<br />
zu stellen, sich anhören zu<br />
müssen, was mancher unbedacht<br />
sagt, nötige Achtung ab.<br />
DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
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Allgemeiner Tenor: Ob Straßenzeitungsverkauf<br />
oder<br />
Selbsthilfegruppen-Arbeit –<br />
Es gehöre einiges dazu, sich<br />
zu seiner Not zu bekennen,<br />
aus der Not heraus aktiv zu<br />
werden, um sich selbst und<br />
damit anderen zu helfen. Auch<br />
bei Durststrecken Beharrungsvermögen<br />
zu zeigen – das<br />
verdiene öffentliche Anerkennung.<br />
„<strong>NOTausgang</strong>“ kann<br />
hier seinen Beitrag leisten: Es<br />
sei immer wieder nötig, das<br />
Interesse an sozialen Themen<br />
wach zu halten, Schieflagen<br />
kritisch zu benennen, Auswege<br />
aufzuzeigen. Einen interessanten<br />
Denkanstoß gab Pfarrer<br />
Dr. Karl-Heinz Ducke: Er<br />
empfahl, das Wort „Helfen“<br />
zu vermeiden. „Begleiten“ sei<br />
besser. „Helfen“ unterstelle:<br />
„Du kannst es nicht. Ich weiß,<br />
was Dir gut tut. Begleiten signalisiert:<br />
Ich nehme dich mit<br />
Deinem Ziel ernst - und mache<br />
es für deine Wegstrecke zu<br />
meinem Ziel.“<br />
Das Redaktionsteam<br />
9
10<br />
NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />
Der Begriff Lotse für die<br />
Begleiter im Netzwerk der<br />
SuchtSelbstHilfe scheint<br />
trefflich gewählt. Dieses<br />
Netzwerk will der Fachverband<br />
Drogen und Rauschmittel<br />
e.V. knüpfen. Im Dezember<br />
erhielten Selbsthilfegruppen,<br />
Suchtkliniken<br />
und Sozialdienste in Thü-<br />
ringen die Einladung zur<br />
Mitwirkung an dem Selbsthilfe-Modellprojekt<br />
zur<br />
Rückfallprävention nach<br />
stationärem Klinikaufenthalt.<br />
In der Seefahrt ist in<br />
Deutschland ein erfahrener<br />
Nautiker mit mehrjähriger<br />
praktischer Erfahrung Lotse,<br />
der bestimmte Gewässer<br />
so gut kennt, dass er die<br />
Führer von Schiffen sicher<br />
durch Untiefen, vorbei an<br />
Schifffahrtshindernissen<br />
und dem übrigen Schiffsverkehr<br />
geleiten kann. Sie<br />
üben ihre Tätigkeit als Berater<br />
des Kapitäns eines<br />
Schiffes aus.<br />
Wie der Nautiker kundig ist<br />
der Untiefen bestimmter Gewässer,<br />
ist der abstinent lebende<br />
Alkoholiker kundig der<br />
Gefahren und Anfechtungen,<br />
der Stolpersteine auf dem<br />
Weg in eine zufriedene Abstinenz.<br />
„Nach einer Akutbehandlung<br />
(Entzug - Entgiftung)<br />
gelingt es Suchtkranken<br />
nur manchmal, sich so weit zu<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
„Hilf einem anderen Menschen in seinem Boot über den Strom...“<br />
Experten aus Selbsthilfegruppen gefragt<br />
stabilisieren, dass sie ihre Probleme<br />
im Zusammenhang mit<br />
der Abhängigkeit ohne Unterstützung<br />
in den Griff bekommen“,<br />
sagt Suchtreferentin<br />
Marina Knobloch zum Ansatz<br />
des Projekts. „Viele können<br />
sich in der Regel (noch) nicht<br />
für eine Mitarbeit in einer<br />
Selbsthilfegruppe entscheiden,<br />
geschweige denn für medizinische<br />
Rehabilitation oder Unterstützung<br />
im Suchthilfenetzwerk.<br />
Dies hat häufig zur Folge,<br />
dass der Abhängigkeitskranke<br />
sehr rasch wieder in<br />
sein altes Suchtverhalten zurückfällt<br />
und einer erneuten<br />
stationären Akutbehandlung<br />
bedarf.“ Und die ist kostenintensiv.<br />
Das Projekt stellt diesem Personenkreis<br />
mit stabil abstinent<br />
lebenden Suchtpatienten Lot-<br />
sen an die Seite, die sie unterstützen<br />
und auf dem Weg in<br />
ein zufriedenes Leben ohne<br />
Alkohol begleiten wollen. „Sie<br />
sollen und können nicht therapieren“,<br />
führt M. Knobloch<br />
aus. Lotsen seien Sucht erfahrene<br />
Experten aus Selbsthilfegruppen,<br />
die mit kleinen abgestimmten<br />
Unterstützungen<br />
freiwillig und ehrenamtlich<br />
helfen können. Die Potsdamer<br />
Erfahrungen mit diesem<br />
Modell besagen, dass in manchen<br />
Fällen viel geholfen sei,<br />
wenn es gelingt, die Zahl der<br />
„Abstürze“ nach einem stationären<br />
Aufenthalt zu verringern<br />
und die Folgen von<br />
Rückfällen zu mindern.<br />
Schon die ersten Reaktionen<br />
auf die Einladung zur Mitar-<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
beit lassen hoffen, dass es gelingt,<br />
auch für Thüringen ein<br />
solches Netzwerk zu knüpfen.<br />
Interesse haben sowohl Mitglieder<br />
von Selbsthilfegruppen,<br />
Selbsthilfegruppen und<br />
Ansprechpartner aus Kliniken<br />
bekundet. Die sollen partnerschaftlich<br />
zusammenarbeiten<br />
Hilf einem anderen Menschen<br />
in seinem Boot über den<br />
Strom - dann wirst auch Du<br />
das andere Ufer erreichen.<br />
Willy Meurer<br />
und vereinbaren mit dem Klienten<br />
ein Unterstützungsangebot<br />
im Sinne einer Kurzintervention<br />
nach Akutbehandlung<br />
in der Klinik.<br />
Ziel der Netzwerkarbeit ist es,<br />
mehr suchtkranke Menschen<br />
zu erreichen, sie gesundheitlich<br />
zu stabilisieren, Rückfälle und<br />
deren Folgebehandlungen zu<br />
verringern und eine Teilhabe<br />
am Leben der Gesellschaft zu<br />
erleichtern beziehungsweise<br />
vorzubereiten.<br />
Das Projekt spricht zur Mitarbeit<br />
als Lotsen Sucht Erfahrene<br />
an, die mindestens 2 Jahre<br />
abstinent leben, einer<br />
Selbsthilfegruppe angehören<br />
und die Bereitschaft zur Fortbildung<br />
und aktiven Mitarbeit<br />
im Netzwerk zeigen. Aber<br />
auch Angehörige von Suchtkranken<br />
mit entsprechendem<br />
Hintergrund sind zum Mitwirken<br />
aufgerufen..<br />
„Spezifische Schulungen, die<br />
wir Anfang März beginnen,<br />
werden die Bereitwilligen auf<br />
die Lotsentätigkeit vorberei-<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
ten. Regelmäßige Praxisberatungen<br />
sollen helfen Probleme<br />
rechtzeitig zu erkennen um ihnen<br />
entgegenwirken zu können.“<br />
Der Lotse selbst wird<br />
durch die Koordinierungstelle<br />
des Projekts notwendige<br />
Unterstützung erfahren. In der<br />
Schulung wird natürlich auch<br />
über Maßnahmen des Selbstschutzes<br />
der Lotsen informiert.<br />
Joachim Hennig<br />
Kontakt:<br />
Fachverband Drogen und<br />
Rauschmittel e.v.<br />
Büro für Suchthilfe<br />
Ansprechpartnerin:<br />
Marina Knobloch<br />
Dubliner Straße 12<br />
99091 Erfurt<br />
Tel.: 03613461746<br />
Wie ich das sehe<br />
Damals hatte ich längst nicht<br />
alles begriffen, was Frau<br />
Oberarzt Bauer so sagte. Es<br />
ist nun schon Jahre her. Ein<br />
Satz aber hat meinen Weg<br />
seither begleitet: „Du schaffst<br />
es, doch nicht allein.“ Deshalb<br />
bemühe ich mich um Kontakt<br />
zu Leidensgefährten. Es tut<br />
mir gut, über meine Probleme<br />
zu reden und zu erfahren,<br />
wie andere mit damit fertig<br />
werden, ohne Alkohol zu<br />
leben. Manchmal habe ich mir<br />
einen Freund, Begleiter oder<br />
Lotse gewünscht. Gut, ich<br />
durfte ihn immer wieder finden.<br />
Weil ich weiß, wie nützlich<br />
er mir war, interessiere ich<br />
mich für dieses Projekt .<br />
Klaus L.<br />
Mitglied eines<br />
Selbsthilfevereins in<br />
<strong>Jena</strong>
„Neues Glück mit totem<br />
Model“ verspricht das<br />
<strong>neue</strong>ste Stück der Wahl-<br />
Berlinerin mit Freiburger<br />
Geburtsurkunde Rebekka<br />
Kircheldorf. Die absolute<br />
Freiheit als Hauptgewinn<br />
einer Jahresendlotteri im<br />
Lande X verspricht eine<br />
„<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong> <strong>Welt</strong>!“<br />
Am Vorabend der Premiere<br />
trafen wir uns im Theatercafe<br />
mit den beiden Theaterleitern<br />
Regisseur Markus Heinzelmann<br />
und Chefdramaturg<br />
Martin Wigger. Um Anspruch<br />
und Wirklichkeit der Spielzeit<br />
2007/08 rankte sich das Gespräch<br />
um die „<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong><br />
<strong>Welt</strong>!“, von der die Theatermacher<br />
dem <strong>Jena</strong>er Publikum<br />
gleich acht als (<strong>Welt</strong>)-Uraufführungen<br />
verhießen.<br />
Markus Heinzelmann: Unsere<br />
Intention für die laufende<br />
Spielzeit ist, mittels fiktiver<br />
<strong>Welt</strong>konzepte (Utopien) unsere<br />
Lebenswirklichkeit zu hinterfragen.<br />
In der Folge der<br />
Inszenierungen regen wir aus<br />
ganz unterschiedlichen Richtungen<br />
an, unterhalten, lösen<br />
Diskurs und Diskussionen aus.<br />
Im Spiel erteilen wir Utopien<br />
Wirklichkeit. Das macht Lust<br />
auf Theater und wirft gleichzeitig<br />
die Frage auf, ob wir diese<br />
wirklich leben wollen.<br />
Martin Wigger: Als wir am<br />
<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong> <strong>Welt</strong><br />
So viel Uraufführung war am Theaterhaus noch nie<br />
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Theatersaison der zweiten Wirklichkeit<br />
Unsere <strong>Welt</strong> neu erfunden und exemplarisch vorgeführt<br />
Konzept der Spielzeit arbeiteten,<br />
war die Diskussion um<br />
virtuelle <strong>Welt</strong>en mit „Second<br />
Life“ im vollen Gange. Was<br />
heute medial bedeutungslos<br />
erscheint - bleibt als literarischer<br />
Vorwurf spannend.<br />
Unser Spiel geht davon aus,<br />
dass es diese <strong>Welt</strong>en real gibt,.<br />
es denkt unsere Wirklichkeiten<br />
neu. Das gibt uns die Chance,<br />
völlig <strong>neue</strong> Entwürfe zu planen,<br />
Alternativen zu leben.<br />
Nehmen wir das Gegebene<br />
als Veränderbares, greifen wir<br />
Martin Wigger<br />
ein und werden von daher<br />
politisch, widmen uns<br />
politisc.hen Themen.<br />
Markus Heinzelmann:<br />
Das <strong>Jena</strong>er Publikum hat sich<br />
an sein Theater mit eigenem<br />
Ensemble gewöhnt. Die Uraufführungen<br />
und unsere<br />
Spielweise ziehen überregio-<br />
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nale Aufmeksamkeit auf die<br />
Stadt.. <strong>Jena</strong> hat ein aufgeschlossenes<br />
und interessiertes<br />
Makus Heinzelmann<br />
Publikum mit ganz eigener<br />
Identität. Das ist ein Konglomerat<br />
aus produktiv-konstruktivem<br />
Schöpfertum, akademischer<br />
Gelehrtheit und<br />
unbändiger Neugier.<br />
Martin Wigger: Das war der<br />
Grund, warum es mich an das<br />
Theaterhaus <strong>Jena</strong> zog. Es hat<br />
den Ruf, dass hier Raumist für<br />
Neues. Wir wollen Theater<br />
neu entdecken und etablierte<br />
traditionelles Theater überwinden..<br />
Wenn, dann findet<br />
Neues in den Nischen oder<br />
am Rande der Großstädte<br />
statt. In <strong>Jena</strong> ist das anders.<br />
Dennoch, eines hat mich überrascht.<br />
Stücke mit einer guten<br />
Portion Unterhaltung (Second<br />
Life) stehen höher im<br />
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Kurs als eben „Knock out“<br />
oder „Bagdad Burning“. Alle<br />
samt hoch in der Kritikergunst.<br />
Kritiker Lob oder Tadel<br />
haben eben nur bedingt<br />
Einfluss auf Zuspruch und<br />
Besucherströme.<br />
Markus Heinzelmann:<br />
Auch Millionen Marienhof-<br />
Enthusiasten können irren.<br />
Bestimmt sogar. Das Ganze<br />
hat weiterreichende Dimensionen.<br />
Geben wir jungen<br />
Künstlern nicht auch deshalb<br />
eine Chance, damit wir in 100<br />
Jahren neben Goethe auch<br />
jene spielen können, die mit<br />
ihrer Arbeit heute - Zeugnis<br />
vom Denken und Fühlen unserer<br />
Tage geben? Ihre Stücke<br />
haben qualitativ-inhaltlich und<br />
literaisch-ästhetisch den Weg<br />
auf die Bretter verdient. Sie<br />
brauchen den Vergleich mit<br />
Klassikern nicht zu scheuen.<br />
Martin Wigger: Unser Publikum<br />
würdigt, wie das Ensemble<br />
mit den Stoffen umgeht<br />
und sie sich zu eigen<br />
macht.<br />
Aufgeschrieben und<br />
Fotos(2): Joachim Hennig<br />
11
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12<br />
<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong> <strong>Welt</strong><br />
Weiß die Wissenschaft, welche Formel den Menschen wirklich glücklicher macht?<br />
Passend zum Jahr der Wissenschaft<br />
in <strong>Jena</strong> hat am<br />
7. Februar am Theaterhaus<br />
<strong>Jena</strong> Maxim Gorkis<br />
»Kinder der Sonne« in einer<br />
Neuübersetzung des<br />
bekannten Dramatikers<br />
Werner Buhss Premiere.<br />
Die Gegenwart von Gorkis<br />
Helden (das Stück entstand<br />
1905, also im Vorfeld der<br />
großen russischen Revolutionen,<br />
die eine <strong>neue</strong> Zukunft<br />
einläuten sollten) ist trist,<br />
ärmlich und hoffnungslos.<br />
Die Menschen verängstigt,<br />
verwirrt, leidend.<br />
Deshalb setzt der Chemiker<br />
Protassow alle Hoffnungen<br />
auf die Zukunft und macht<br />
sich daran, einen <strong>neue</strong>n Menschen<br />
zu entwickeln. Mutig,<br />
schön und frei soll er sein.<br />
Ausgerechnet in Russland,<br />
dem Land der schweren Seelenstimmung.Nichtsdestotrotz:<br />
Tag für Tag steht Chemiker<br />
Protassow am Reagenzglas<br />
und entzündet den<br />
Bunsenbrenner. Synthetisches<br />
Eiweiß soll ihm den ersten<br />
Schritt zur Lösung bringen<br />
– damit der Mensch glücklich<br />
und strahlend werde,<br />
eben ein Kind der Sonne!<br />
Doch die Versuche sind anstrengend,<br />
und die Zeit läuft<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Kinder der Sonne<br />
Der Erschaffung des Menschen 2. Teil<br />
davon. Natürlich auch das<br />
Geld: das Haus ist bereits<br />
verkauft, das letzte Vermögen<br />
des großbürgerlichen<br />
Haushalts gerät ins Wanken.<br />
Und um Protassow lauter<br />
Menschen, die offenbar<br />
selbst eine gehörige Portion<br />
des <strong>neue</strong>n Glücks-Gens<br />
dringend nötig hätten. Hier<br />
kann man noch ordentlich<br />
mitfühlen und –leiden, wir<br />
sind ja im tiefen Russland<br />
zur Zeit Gorkis: zusammen<br />
mit Protassows Frau Jelena<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
und seiner Schwester Lisa,<br />
dem Tierarzt Tschepurnoi<br />
und dessen Schwester Melanja<br />
und dem Maler Wagin.<br />
Keiner scheint sich freiwillig<br />
von seinem Lebensschmerz<br />
befreien zu wollen – stattdessen<br />
taucht man ein in Nicht-<br />
Geglücktes und Verlorenes.<br />
Natürlich liebt fast jeder den,<br />
von dem man weiß, dass er<br />
ihn bestimmt niemals bekommen<br />
wird. Nur Protassow<br />
hält eisern fest an seiner<br />
Idee eines rundum zufriede-<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
nen Menschen. Wann wird<br />
sein Experiment gelingen?<br />
Über hundert Jahre alt sind<br />
Maxim Gorkis KINDER<br />
DER SONNE, an seiner<br />
Aktualität aber hat das Stück<br />
nichts eingebüßt, ganz im<br />
Gegenteil: ungeachtet des<br />
historischen Hintergrunds<br />
geht es heute vor allem der<br />
Frage nach, wie sich Mensch<br />
und Wissenschaft zueinander<br />
verhalten.<br />
Gibt es im Diktat von Entwicklung<br />
und Fortschritt<br />
noch Platz für menschliche<br />
Belange? Weiß die Wissenschaft,<br />
welche Formel den<br />
Menschen wirklich glücklicher<br />
macht? Braucht der<br />
Mensch nicht auch den<br />
Schmerz, das heißt, einfach<br />
nur das Menschsein?<br />
Regie führt der Künstlerische<br />
Leiter des Theaterhauses<br />
<strong>Jena</strong> Markus Heinzelmann.<br />
Es spielt das gesamte Theaterhaus-Ensemble<br />
mit Bernhard<br />
Dechant, Julian Hackenberg,<br />
Roman Haselbacher,<br />
Zoe Hutmacher, Ralph<br />
Jung, Renate Regel, Saskia<br />
Taeger, Gunnar Titzmann.<br />
Für Bühne und Video zeichnet<br />
Jan Müller verantwortlich,<br />
für die Kostüme Anne<br />
Buffetrille.<br />
Musik: Vicki Schmatolla
Theaterspektakel zur Kulturarena <strong>Jena</strong> 2008 in Zusammenarbeit mit <strong>Jena</strong>Kultur<br />
Alles ist gut »im Jahre 632<br />
nach Ford«. Stabilität, Frieden,<br />
Freiheit! Die schöne<br />
<strong>neue</strong> <strong>Welt</strong> ist eine sorgenfreie,<br />
konsequent verwirklichteWohlstandsgesellschaft,<br />
in der alle Menschen<br />
am Luxus teilhaben,<br />
in der Unruhe, Elend und<br />
Krankheit überwunden<br />
sind. Menschen werden<br />
hier nicht mehr geboren,<br />
sondern im Brut- und<br />
Normcenter je nach benötigten<br />
Typen gezüchtet.<br />
Ganz nach dem jeweiligen<br />
Bedarf werden sie für ihr<br />
Leben konditioniert: Außer<br />
den Angehörigen der<br />
Alpha-Kaste, den intelligentesten<br />
der gezüchteten<br />
Menschen, haben alle eine<br />
vorbestimmte Aufgabe.<br />
Eine allwissende <strong>Welt</strong>regierung<br />
wacht schützend<br />
über die genormte Sorglosigkeit.<br />
So sind alle glücklich<br />
und zufrieden mit dem, was<br />
sie haben: das Leben besteht<br />
neben der Arbeit nur aus<br />
Party, Sex, Konsum und<br />
Drogen. Für alle Altersschichten<br />
gibt es als Ablenkung<br />
von ernsthaften Gedanken<br />
endloses, vom Staat<br />
gesponsertes Sporttreiben<br />
und Unterhaltungsprogramm.<br />
Denn Individualis-<br />
<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong> <strong>Welt</strong><br />
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<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong> <strong>Welt</strong><br />
Nach dem gleichnamigen Roman von Aldous Huxley<br />
mus wird in dieser Gesellschaft,<br />
die ein genormtes<br />
Glück garantiert, als „asozial“<br />
betrachtet. Romantische<br />
Liebe, Poesie, Religion gelten<br />
als überholte Relikte einer<br />
vergangenen Zeit. Jeder,<br />
der danach auf der Suche ist,<br />
wird als »Wilder« angesehen.<br />
In einem großen Spektakel<br />
begibt sich das <strong>Jena</strong>er Theaterhaus-Ensemble<br />
zum Abschluss<br />
der Spielzeit 2007/<br />
2008, die fast ein Jahr lang<br />
unter diesem Motto stand,<br />
mitten hinein in Huxleys<br />
SCHÖNE NEUE WELT.<br />
Was ist an der wohl bekanntesten<br />
Utopie aus der ersten<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
heute Realität? Was liegt<br />
weiterhin in ferner Zukunft?<br />
Auch diesmal liegt das Theaterspektakel<br />
zur Eröffnung<br />
der Kulturarena in den bewährten<br />
Händen des Teams<br />
Heinzelmann, Wickert, Buffetrille<br />
und Schmatolla, die<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
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Das Ensemble des<br />
Theaterhauses hat<br />
sich schon einmal<br />
startklar gemacht<br />
für die vielgestaltigeEntdeckungsreise<br />
unter dem Motto:<br />
„<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong><br />
<strong>Welt</strong>“.<br />
Doch ehe es hinaus<br />
auf den Theatervorplatz<br />
zum ARE-<br />
NA-SommerSpektakel<br />
geht, stehen<br />
noch aufregende<br />
Entdeckungen im<br />
Hause an.<br />
Fotos(2): Theaterhaus<br />
bereits JOHANNA, DIE<br />
DREIGROSCHENOPER<br />
und DIE ORESTE auf dem<br />
Theatervorplatz zur Aufführung<br />
gebracht haben.<br />
Regie führt Markus Heinzelmann,<br />
die Bühne entwickelt<br />
Gregor Wickert, die Kostüme<br />
Anne Buffetrille und<br />
Sandra Rosenstiel.<br />
Musik Vicki Schmatolla.<br />
Dramaturgie: Christin Bahnert<br />
Texte: Theaterhaus<br />
13
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
○<br />
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14<br />
JTC-Premiere die Erste 2008<br />
Amoklauf mein Kinderspiel<br />
JTC mit erster großer Inszenierung<br />
„Amoklauf mein Kinderspiel“<br />
von Thomas Freyer<br />
Jugendliche, denen der Boden<br />
unter den Füßen wegrutscht,<br />
Eltern, die mit sich selbst beschäftigt<br />
sind oder immer nur<br />
zum Mithalten auffordern, ein<br />
Verhältnis zu Lehrern, das von<br />
Macht und Ohnmacht geprägt<br />
ist ...<br />
Zwischen den Fronten:<br />
Sprachlosigkeit.<br />
Aber die Gedanken sind frei!<br />
So entsteht ein Plan im Kopf:<br />
Sich einmal Luft machen, den<br />
Weg frei schießen, alles platzen<br />
lassen! Dort, wo immer<br />
noch alles nach den ewig alten<br />
Regeln abläuft: in der<br />
Schule.<br />
Go! Go! Go! Storm the front!<br />
Das Stück erzählt von der<br />
Sehnsucht, gehört und ernst<br />
genommen zu werden, gemeinsam<br />
ein Ziel zu haben.<br />
Aufgestaute Wut bringt drei<br />
Jugendliche dazu, eine Grenze<br />
zu überschreiten. Zwischen<br />
Kinderspielen, Ego-Shooter-<br />
Fantasien und wilder Entschlossenheit<br />
entsteht ein<br />
Amoklauf-Szenario, das sich<br />
zu dem Bild eines Jugend-<br />
Aufstandes ausweitet.<br />
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<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong> <strong>Welt</strong><br />
In Erfurt, Emsdetten, Tuusula<br />
(Finnland), Köln wurden<br />
Schulen zu Krisenherden. In<br />
Paris brannten ganze Straßenzüge<br />
– wir wollen nicht aufhören,<br />
darüber zu reden!<br />
Regie führt die <strong>neue</strong> Leiterin<br />
des Jugendtheaterclubs Susanne<br />
Harkort.<br />
Es spielen: Anna Dietzsch,<br />
Theresa Ehrenberg, Tim Feige,<br />
Michaela Knauer, Anne-<br />
Marja Lützkendorf, Paula<br />
Perschke, Juliane Spaniel, Bernadette<br />
Strobl, Helen Winkler.<br />
Die Bühne entwirft Mario<br />
Müller, die Kostüme Anke<br />
Kalk.<br />
Premiere: Donnerstag,<br />
28.02.08, 20 Uhr<br />
Wegen der Brisanz des Themas<br />
bietet das Theaterhaus im<br />
Anschluss an die Vorstellungen<br />
Publikumsgespräche an .<br />
Foto: Privat<br />
Text: A. H.
Lisa McLean, Geschäftsführerin<br />
des INSP, stellte auf der Jahrestagung<br />
des Bundesverbandes<br />
sozialer Straßenzeitungen in<br />
Berlin das weltweit operierende<br />
Netzwerk der Straßenzeitungen<br />
und seine Arbeit vor:<br />
„Ich wurde gebeten, hier einen Beitrag<br />
zum Thema „ Straßenzeitungen<br />
in der weltweiten<br />
Armutsbekämpfung“ zu präsentieren.<br />
Das Wort „Bekämpfung“/<br />
„Kampf“ ist ein sehr starker Begriff,<br />
aber ich denke dadurch wird die Intensität<br />
unserer Gefühle zum Ausdruck<br />
gebracht, die wir bei dem<br />
Thema „Armut“ haben – es ist eine<br />
Schande, dass in unserer Zeit nach<br />
wie vor Wohnungslosigkeit existiert,<br />
dennoch erleben Millionen<br />
von Menschen Tag täglich<br />
Wohnungslosigkeit in vielen Städten<br />
weltweit. Manchmal denke ich,<br />
die statistischen Werte müssten uns<br />
eigentlich total entmutigen und uns<br />
das Gefühl der Ohnmacht geben,<br />
dass wir nichts tun können. Aber<br />
wenn jede/r von uns nur eine kleine<br />
Sache umsetzt könnten wir<br />
Wohnungslosigkeit ein für alle mal<br />
beenden.<br />
Die Straßenzeitungsidee ist ein effektiver<br />
Weg, dieses soziale und<br />
ökonomische Problem in Angriff<br />
zu nehmen und Straßenzeitungen<br />
bieten sehr praktische und bedeutungsvolle<br />
Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />
in unseren Städten<br />
und Gemeinden.<br />
Das Internationale Netzwerk,<br />
INSP, startete 1994 als eine kleine<br />
Gruppe von Straßenzeitungen, die<br />
meisten aus Europa. Inzwischen<br />
sind es 80 Straßenzeitungen aus 34<br />
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DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />
Lisa McLean zum Anliegen und Anspruch des INSP:<br />
Straßenzeitungsidee ist ein effektiver Weg<br />
Ländern, von Deutschland bis<br />
Australien und von Kenia bis Argentinien.<br />
Ich denke, es ist ein Beweis<br />
für die Stärke und Qualität des<br />
Straßenzeitungsmodells, dass<br />
dadurch immer noch Unterstützung<br />
für Menschen geleistet wird,<br />
die von Wohnungslosigkeit und<br />
Armut betroffen sind – und die Bewegung<br />
wächst auch immer noch<br />
weiter. Schätzungsweise 250.000<br />
Menschen wurde durch das<br />
Beschäftigungsangebot von<br />
Straßenzeitungen geholfen, unmittelbar<br />
und schnell wieder für sich<br />
selbst und ihre Familien zu sorgen<br />
und durch die letzten INSP<br />
Mitgliedszeitungen in Kenia, Sambia<br />
und Äthiopien wird diese Zahl<br />
weiter steigen.<br />
Aber, wie wir wissen, sind Straßenzeitungen<br />
weit mehr als nur<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten, sie<br />
verhelfen redaktionellen Meinungen<br />
zu einer Öffentlichkeit, die man<br />
in den traditionellen Medien vermissen<br />
muss, dazu sind auch redaktionelle<br />
Beiträge und Kunstwerke<br />
von Verkäufern zu rechnen. Viele<br />
Straßenzeitungen bieten darüber<br />
hinaus Bildungs- und Trainingsprogramme<br />
an wie zum Beispiel<br />
Alphabetisierungskurse, Rechtsberatung<br />
, Haushaltstraining und<br />
Straßenfußball. Eine Stärke von<br />
Straßenzeitungen ist meiner Meinung<br />
nach, dass wir wie andere Organisationen<br />
und Unternehmen<br />
auch wissen, wie entscheidend es<br />
ist, unsere Angebote und Produk-<br />
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Lisa McLean (links) im Gespräch<br />
mit Liane Kämper-Gomotzow<br />
vom Donaustrudl, Regensburg<br />
Foto: J. Hennig<br />
te immer wieder so anzupassen<br />
und zu verändern, dass sie sowohl<br />
unsere Verkäufer als auch unsere<br />
Leser am besten bedienen.<br />
Ein Resultat davon ist, dass viele<br />
Straßenzeitungen auch außerhalb<br />
oder neben der strikten Linie des<br />
Kerngeschäfts Projekte aufbauen;<br />
diese sind sehr zahlreich und vielfältig<br />
in der Art der Angebote.<br />
Dieses Jahr bei unserer Jahreskonferenz<br />
in Polen vergaben wir<br />
einen speziellen „Straßenzeitungs-<br />
Leistungspreis“. Damit wollten wir<br />
besonders erfolgreiche Straßenzeitungsprojekte<br />
weltweit auszeichnen<br />
und auch den Straßenzeitungen,<br />
die helfen das Leben von<br />
Millionen von Verkäufern und Lesern<br />
zu verändern, besondere Bedeutung<br />
beimessen.“ Beispielhaft<br />
stellte sie u.a. das Projekt der<br />
Straßenzeitung Trott-war, Stuttgart<br />
vor:<br />
„Im Mai 2006 entschied die<br />
Straßenzeitung Trott-war, ihre Aktivitäten<br />
noch zu erweitern durch<br />
das Angebot einer alternativen<br />
Stadtführung von Stuttgart.<br />
Die zweistündige Tour, die<br />
durchaus mehrere Male pro Woche<br />
angeboten wird, wird von einem<br />
Verkäufer durchgeführt. Dabei<br />
zeigt er den Besuchern Brennpunkte<br />
der Stadt und andere Anlaufstellen<br />
und Einrichtungen für<br />
Wohnungslose und Suchtkranke.<br />
Die Tour macht Spaß und ist interessant,<br />
aber gleichzeitig erfahren<br />
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dabei die Teilnehmer auch, dass<br />
Stuttgart nicht nur eine Stadt von<br />
Luxus, Reichtum und Einkaufszentren<br />
ist, sondern auch eine Stadt<br />
in der es soziale Probleme und Armut<br />
gibt. Die Teilnehmer bekommen<br />
so einen <strong>neue</strong>n Blick auf die<br />
Stadt, auf das Leben in ihrer Stadt.<br />
Das Projekt ist für einen Verkäufer<br />
ein Job, mit dem er Geld verdient<br />
und die Möglichkeit hat, <strong>neue</strong> Fähigkeiten<br />
dazu zu gewinnen. Außerdem<br />
wird durch die Werbemittel,<br />
mit denen die Tour beworben<br />
wird, die Aufmerksamkeit und<br />
die Bewusstheit bezüglich Armut<br />
und Wohnungslosigkeit erhöht.<br />
Wie von selbst geschieht dies natürlich<br />
auch dadurch, dass die Gruppen<br />
sehr sichtbar bei den Rundgängen<br />
durch die Stadt sind....“<br />
„Netzwerkarbeit geschieht selbstverständlich<br />
auch auf internationaler<br />
Ebene. Um die Idee der Straßenzeitungen<br />
und ihre Bewegung als<br />
ein Instrument der Armutsbekämpfung<br />
einer großen Öffentlichkeit<br />
bekannt zu machen und<br />
um sicher zu stellen, dass die Stimme<br />
der Straßenzeitungen in der globalen<br />
Armutsdiskussion gehört<br />
wird, wurde INSP Mitglied der<br />
Vereinten Nationen und unser<br />
Ehrenpräsident repräsentiert INSP<br />
beim <strong>Welt</strong>sozialforum. Durch diese<br />
Veranstaltungen erhalten externe<br />
Organisationen die Gelegenheit<br />
unsere Arbeit kennen zu lernen<br />
und umgekehrt. Wir sollten unsere<br />
Zusammenarbeit fortsetzen,<br />
unsere Fähigkeiten nutzen, die wir<br />
haben, um die bestmöglichen Programme<br />
und Aktivitäten gegen<br />
Wohnungslosigkeit und Armut zu<br />
entwickeln. Wir haben heute gesehen,<br />
wie kreativ Straßenzeitungen<br />
sind und welch wichtige Rolle sie<br />
spielen zusammen mit ihren Partnern<br />
in ihrem Bemühen,<br />
Wohnungslosigkeit und Armut zu<br />
mindern. Ich hoffe, wir werden dies<br />
weiterhin tun bis eines Tages diese<br />
Probleme tatsächlich der Vergangenheit<br />
angehören.“<br />
Übersetzung: Beatrice Gerst<br />
15<br />
IHRE MEINUNG IST UNS WICHTIG: Strassenzeitung@gmx.net
16<br />
NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />
Was haben Michael Ballack<br />
und Torsten Meiners gemeinsam?<br />
Beide spielen in der deutschenFußballnationalmannschaft.<br />
Doch was unterscheidet<br />
sie? Ballack wohnt in einem<br />
komfortablen Haus in<br />
London, Meiners in einem<br />
Park in Hamburg. Für Michael<br />
Ballack war der Umzug in<br />
die alten Bundesländer der<br />
Anfang einer einzigartigen<br />
Karriere. Meiners, der sogar<br />
in der DDR-Liga kickte, führte<br />
die Spielsucht in die Obdachlosigkeit<br />
– leider KEINE<br />
einzigartige Karriere.<br />
Wie im Leben, spielen sie auch<br />
im Fußball nicht in einer Liga.<br />
Während Ballacks Team mit<br />
einem Sieg gegen Portugal<br />
Dritter der letzten Fußball-<br />
WM wurde, belegte Torsten<br />
Meiners mit seiner Mannschaft<br />
trotz eines Sieges gegen die<br />
Slowakei „nur“ den 23. Platz.<br />
Doch bei Letzterem ist die<br />
Platzierung nicht ganz so entscheidend,<br />
denn wer an der<br />
Fußballweltmeisterschaft der<br />
Obdachlosen teilnehmen darf,<br />
ist das Verlieren gewohnt.<br />
Kopenhagen war der Austragungsort<br />
des 5. Homeless<br />
World Cup vom 29.7. bis zum<br />
4.8. 2007. 500 Spielerinnen<br />
und Spieler aus 48 Ländern<br />
traten gegeneinander an, um<br />
die besten „Straßenfußballer“<br />
der <strong>Welt</strong> zu bestimmen. Ge-<br />
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Was Ballack und Torsten gemeinsam haben<br />
Obdachlosen <strong>Welt</strong>cup holt Menschen aus demSchatten ins Licht<br />
Normalerweise stehen sie eher im Abseits: Wohnungslose,<br />
sozial Bedürftige oder Suchtkranke. Bei der zweiten<br />
deutschen Meisterschaft im Straßenfußball waren sie die<br />
Stars. 20 Mannschaften waren aus ganz Deutschland angereist<br />
um auf dem Stuttgarter Schlossplatz um den Meistertitel<br />
zu kicken. Den Titel holte sich das Darmstädter<br />
Team, dass Deutschland beim Homeless Worldcup 2007<br />
in Kopenhagen vertrat. Foto: www.kirchenfernsehen.de<br />
spielt wurde nicht im modernen<br />
Stadion, sondern vor dem<br />
Rathaus, auf Hartgummi. Die<br />
dänische Hauptstadt präsentierte<br />
sich als würdiger Austragungsort<br />
für das Turnier.<br />
Im Großraum Kopenhagen<br />
gibt es seit Jahren eine Obdachlosenliga<br />
und das Ereignis<br />
wurde von den höchsten<br />
politischen Kreisen unterstützt.<br />
Der Empfang beim Bürger-<br />
meister mit anschließendem<br />
Buffet bedeutete so manchem<br />
Teilnehmer mindestens<br />
genauso viel wie der sportliche<br />
Erfolg.<br />
Es gibt viele Kritiker, die den<br />
Wohnungslosen die nötige<br />
Zuverlässigkeit zur Ausübung<br />
eines Mannschaftssports absprechen<br />
und die in einem<br />
solchen Ereignis das mitleidsuchende<br />
Zurschaustellen<br />
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menschlicher Defizite sehen.<br />
Diese Kritiker unterschätzen<br />
aber nicht nur die Spieler, die<br />
den Fußball als Motivation<br />
und Flucht aus dem Alltag sehen,<br />
sondern auch das Publikum,<br />
das die sportlichen Leistungen<br />
der Akteure sieht und<br />
vielleicht die Ursachen für deren<br />
Lebensweg hinterfragt,<br />
und auch die Wirkung des<br />
Sports, der fördern, verbinden<br />
und verändern kann. Der<br />
slowakische Spieler Franticek<br />
Horszicza brachte es auf den<br />
Punkt: „Es ist ein fantastisches<br />
Erlebnis und ich habe jetzt das<br />
Gefühl, etwas darzustellen<br />
und zur Gesellschaft dazuzugehören“.<br />
Übrigens, auch wenn es nur<br />
eine Formalität ist, die Schotten<br />
gewannen das Finale gegen<br />
Polen mit 9:3.<br />
„Vor dem Spiel ist nach dem<br />
Spiel“, sagte der einstige Bundestrainer<br />
Sepp Herberger.<br />
Mel Young, der Veranstalterder<br />
Obdachlosen-WM, stellt<br />
dem entgegen, dass sich für<br />
drei Viertel aller Spieler die<br />
Lebensumstände im Jahr<br />
nach der Teilnahme verbessern.<br />
Wem möchte man eher<br />
glauben?<br />
Daniel Pfletcher
Zurück zu Ernst Abbe?<br />
Seminar sucht Antworten für verantwortungsvolles Wirtschaften<br />
Zurück zu Ernst Abbe?!<br />
Unter diesem Titel suchten<br />
Mitglieder des <strong>Jena</strong>er Arbeitskreises<br />
„Wirtschaft, die dem<br />
Leben dient“ und interessierte<br />
Thüringer Antworten auf<br />
die Frage, ob und wodurch<br />
Abbes Unternehmensmodell<br />
Vorbild für verantwortungsbewusstes<br />
unternehmerisches<br />
Wirtschaften sein kann. Die<br />
Seminarveranstaltung wurde<br />
gemeinsam mit der Ev. Erwachsenenbildung<br />
Thüringen<br />
organisiert. Auf vielfältige<br />
Weise bemüht sich der Arbeitskreis<br />
unter anderem das<br />
Bewusstsein des geistigen Erbes<br />
wach zu halten. „Die aktuelle<br />
Diskussion um Managergehälter<br />
verleiht den<br />
Kernaussagen ihres Vortrags<br />
zu Unternehmensgewinn<br />
und Eigentum besonderes<br />
Gewicht. Wie sah<br />
Abbe diesen Problemkreis?“<br />
Das fragte <strong>NOTausgang</strong><br />
Rainer Hanemann (Referent<br />
zum Impulsvortrag:<br />
Abbes Unternehmensmodell<br />
aus Sicht des Unternehmers)<br />
R. Hanemann: Leider wird<br />
die derzeitige Diskussion u.a.<br />
vom Präsidenten des Bundesverbandes<br />
der Deutschen Industrie<br />
(BDI), Herrn Thu-<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Teilnehmer am Abbe-Seminar mit Dr. phil. J. Ulbricht beim<br />
zeitgeschichtlichen Stadtrundgang auf den Spuren des<br />
Zeitgeistes und des Wirkens von Ernst Abbe.<br />
mann als populistisch und<br />
Neid schürend abgetan.<br />
Für Ernst Abbe berührte dieses<br />
Thema ethische Forderungen<br />
und gerade heute erscheint<br />
seine Festlegung<br />
besonders aktuell und weitsichtig.<br />
Er meinte: „In den<br />
Stiftungsbetrieben soll die Ungebühr<br />
nicht einreißen, die in<br />
der Großindustrie vielfach zu<br />
finden ist, dass eine exorbitante<br />
Dotierung der leitenden<br />
Personen, außer allem Verhältnis<br />
zum objektiven wirtschaftlichen<br />
Wert ihrer Arbeitsleistung,<br />
in groben Kontrast<br />
tritt zu der notwendigerweise<br />
bescheidenen Entlohnung<br />
der Tätigkeit der großen<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Mehrzahl.“ Deshalb legte er<br />
im § 94 des Carl- Zeiss- Statutes<br />
fest, dass die Höhe des<br />
Lohnes für Führungskräfte<br />
maximal das 10-fache des Jahresdurchschnittslohnes<br />
der<br />
Arbeiter betragen darf. Dabei<br />
ging er davon aus, dass kein<br />
Mensch, mag er auch noch so<br />
tüchtig sein, mehr als das<br />
Zehnfache eines ganz normalen<br />
Arbeiters zu leisten vermag.<br />
Abbes Denken ist vom Wissen<br />
über betriebliche Erfordernisse,<br />
menschliche Eigenschaften<br />
aber auch Idealismus<br />
und Mut geprägt: „Mag<br />
immerhin infolge solcher Beschränkung<br />
gelegentlich einmal<br />
eine sonst wertvolle Kraft<br />
DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
○<br />
Anzeigen<br />
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dem Dienst der Stiftung verloren<br />
gehen, weil sie wegen<br />
des Beispiels anderer nur gegen<br />
Gewährung ganz ungewöhnlicher<br />
Vorteile zu haben<br />
wäre; die Stiftung wird doch<br />
immer auf solche Personen<br />
angewiesen bleiben, für welche<br />
die eigentliche Triebfeder<br />
des Handelns nicht in der Aussicht<br />
auf ganz besonderen<br />
materiellen Gewinn, sondern<br />
in den inneren Antrieben zur<br />
Betätigung in einem tüchtigen<br />
Wirkungskreis liegt.“<br />
Das Materielle soll nicht das<br />
Maß aller Dinge sein! Warum<br />
sollte diese Herangehensweise,<br />
solch ein Denken und Handeln<br />
nicht auch heute möglich<br />
sein?<br />
Grundlegend ist dabei seine<br />
Auffassung vom Unternehmergewinn<br />
und Eigentum,<br />
von dem er sagt: „Der Besitz,<br />
der aus dem Unternehmergewinn<br />
stammt und ganz wesentlich<br />
durch die Zusammenarbeit<br />
vieler Personen und mit<br />
Hilfe und unter dem Schutze<br />
staatlicher Einrichtungen zustande<br />
kommt, ist anvertrautes<br />
Gut, das in irgendeiner<br />
Form dem öffentlichen Interesse,<br />
dem Gemeinwohl zu dienen<br />
hat, soweit er über den<br />
angemessenen Lohn für die<br />
persönliche Tätigkeit hinausgeht.“<br />
17
18<br />
NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />
Durch Stiftung gefördert<br />
Die aus Gewinnen der<br />
Hoppmann-Autowelt geförderte<br />
Stiftung fördert Projekte<br />
für benachteiligte Kinder<br />
und Jugendliche und bürgerschaftliches<br />
Engagement.<br />
Vor Ort in Siegen vor allem<br />
Projekte an Haupt- und Sonderschulen<br />
und in der offenen<br />
Jugendarbeit, die mit<br />
Kreativprojekten das Selbstbewusstsein<br />
stärken. Aktuell<br />
betreibt sie ein größeres Projekt,<br />
das Jugendlichen durch<br />
künstlerische Tätigkeit die<br />
Entwicklung von arbeitsmarktrelevanten<br />
und mitbestimmungsbezogenenKompetenzen<br />
ermöglicht.<br />
Überregional werden besondere<br />
Projekte mit innovativen<br />
Ansätzen gefördert wie z.B.<br />
für traumatisierte Flüchtlinge,<br />
oder den interkulturellen Dialog.<br />
International liegt der<br />
Schwerpunkt auf Projekten<br />
in Afrika, wie z.B. die Resozialisierung<br />
von Kindersoldaten<br />
oder auch Bildungsprojekte<br />
gegen Mädchenbeschneidung.<br />
Mehr Demokratie und Gerechtigkeit<br />
Modell von Klaus Oppermann im mittelständischen Wirtschaftsalltag<br />
Auf der Veranstaltung: „Zurück<br />
zu Ernst Abbe!“ am<br />
13.10.2007 im Volkshaus <strong>Jena</strong>,<br />
berichtete Franz Schapfel-Kaiser<br />
(Vorstandsmitglied der<br />
Stiftung „Demokratie im Alltag“)<br />
von einem Unternehmensmodell<br />
in Siegen (NRW),<br />
das viele sozialreformerische<br />
Aspekte von Ernst Abbe aufgreift.<br />
Der nachfolgende Beitrag<br />
greift einige Gedanken<br />
aus diesem Vortrag auf.<br />
Das Unternehmensmodell in<br />
Siegen ist untrennbar mit seinem<br />
Stifter Klaus Hoppmann<br />
verbunden. Dieser hatte, als<br />
ihm sein früh verstorbener<br />
Vater 1957 ein Autohaus überließ,<br />
den Gedanken, dieses<br />
nicht verdient zu haben. Aus<br />
diesem Grund und seiner Auseinandersetzung<br />
mit einem<br />
Kreis von sozial engagierten<br />
Unternehmern und sozialreformerischen<br />
Ansätzen des<br />
19. Jhdts., zu denen auch Ernst<br />
Abbe gehörte, setzte er im<br />
Unternehmen schrittweise<br />
Gewinnbeteiligung und Mitbestimmung<br />
für die abhängig<br />
Beschäftigten um.<br />
„Die Gerechtigkeit fordert<br />
unbedingt und selbstverständlich,<br />
dass erstens dem Kapital<br />
seine Zinsen, zweitens jeder<br />
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Engagiert sich für Stiftung.<br />
Demokratie braucht Beteiligung:<br />
Franz Xaver Schapfel-Kaiser<br />
während seines<br />
Vortrags im <strong>Jena</strong>er Volkshaus.<br />
Foto: JKH<br />
Arbeit ihr Lohn, drittens jeder<br />
Arbeit wie dem Kapital ein<br />
verhältnismäßiger Anteil an<br />
dem gemeinsamen Erzeugnis<br />
und seiner Verwertung zugemessen<br />
werde.“ (Victor Aimé<br />
Hugo, 1865) Seit 1969 gibt es<br />
im Unternehmen eine 50%ige<br />
Gewinnbeteiligung nach einer<br />
7%igen Kapitalverzinsung und<br />
eine echte Mitbestimmung<br />
über alle relevanten wirtschaftlichen<br />
Entscheidungen im paritätisch<br />
besetzten Wirtschaftsausschuss<br />
des Unternehmens.<br />
Zum gleichen Zeitpunkt wurde<br />
als drittes Element des<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Modells die Mitbestimmung<br />
am Arbeitsplatz in Form von<br />
gewählten Gruppensprechern<br />
in Arbeitsteams eingeführt,<br />
die den arbeitsplatzbezogenen<br />
Mitbestimmungsprozess gestalten.<br />
Als vierter und radikalster<br />
Baustein des runden<br />
Systems gründete Klaus<br />
Hoppmann 1974 mit Übertragung<br />
seiner gesamten Geschäftsanteile<br />
die gemeinnützige<br />
Stiftung „Demokratie im<br />
Alltag“, die seither alleiniger<br />
Eigentümer des Unternehmens<br />
ist.<br />
Seit dieser Zeit sind eine Fülle<br />
von Bildungsmaßnahmen im<br />
ständig wachsenden Un-ternehmen,<br />
das mittlerweile<br />
sechs Betriebe umfasst<br />
(www.hoppmannautowelt.de),<br />
durchgeführt<br />
worden, um bei den Mitarbeitern<br />
und Führungskräften eine<br />
lebendige Umsetzung der<br />
Mitbestimmung zu fördern.<br />
Die Stiftung fördert mit ihren<br />
Mitteln Projekte für benachteiligte<br />
Kinder und Jugendliche<br />
in der Region, in Deutschland<br />
und international (s. Kasten).<br />
D.W. u. J.K.H.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.demokratie-im-alltag.de
DIn meinem heutigen Beitrag<br />
möchte ich auf eine Anfrage<br />
aus dem Leserkreis eingehen:<br />
Kann der Arbeitsvertrag einer<br />
Mitarbeiterin vor einer langwierigen<br />
Operation mit anschließenderReha-Maßnahme<br />
durch den Arbeitgeber<br />
gekündigt werden?<br />
Die Rechtmäßigkeit einer solchen<br />
Kündigung hängt<br />
zunächst davon ab, ob auf die<br />
Kündigung das Kündigungsschutzgesetz<br />
Anwendung findet.<br />
Wenn dies der Fall ist, dann<br />
ist zu prüfen, ob diese Kündigung<br />
sozial ungerechtfertigt<br />
und damit unwirksam ist.<br />
Rechtfertigungsgründe für<br />
eine Kündigung können betriebsbedingte<br />
Gründe, Gründe<br />
im Verhalten des Arbeitnehmers<br />
oder eben auch<br />
Gründe in der Person des<br />
Arbeitnehmers darstellen. Zu<br />
diesen sog. personenbedingten<br />
Gründen gehört auch die<br />
Erkrankung des Arbeitnehmers.<br />
Nun rechtfertigt aber<br />
nicht jede Erkrankung auch<br />
gleich die Kündigung. Vielmehr<br />
unterscheidet die Rechtsprechung<br />
zwischen einer<br />
Kündigung wegen einer lang<br />
andauernden Erkrankung, einer<br />
Kündigung wegen häufiger<br />
Kurzerkrankungen und<br />
zwischen einer Kündigung<br />
wegen krankheitsbedingter<br />
Leistungsminderung. In unse-<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />
Entlassung bei schwerer Krankheit?<br />
rem Fall könnte es sich um eine<br />
Kündigung wegen einer langandauernden<br />
Erkrankung<br />
handeln. Eine solche Kündigung<br />
wäre dann rechtmäßig,<br />
wenn im Zeitpunkt des Erhalts<br />
der Kündigung die<br />
krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit<br />
besteht, eine negative<br />
Prognose hinsichtlich der<br />
voraussichtlichen Dauer der<br />
Erkrankung besteht, die prognostizierte<br />
Dauer der Er-<br />
Unsere Autorin RA Susanne<br />
Gliech (Foto: privat)<br />
krankung zu erheblichen betrieblichen<br />
Beeinträchtigungen<br />
führt und schließlich die Abwägung<br />
zwischen dem Interesse<br />
des Arbeitgebers an der<br />
Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />
das Interesse des<br />
Arbeitnehmers am Erhalt des<br />
Ist das rechtens? Was gilt es zu beachten?<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Arbeitsplatzes überwiegt. Wie<br />
man sieht, kommen viele Faktoren<br />
zusammen, so dass jede<br />
Kündigung eine Einzelfallentscheidung<br />
darstellt. Kriterien,<br />
die in einem Fall zur Rechtmäßigkeit<br />
der Kündigung führen,<br />
können in einer anderen<br />
Fallkonstellation dagegen<br />
nicht ausreichend sein. Angesichts<br />
dessen ist es empfehlenswert<br />
– allein schon wegen<br />
der Bedeutung, den Arbeitsplatz<br />
zu erhalten – sich anwaltlich<br />
beraten zu lassen, ob und<br />
wie gegen eine Kündigung<br />
vorgegangen werden kann.<br />
Auch wenn das Kündigungsschutzgesetz<br />
keine Anwendung<br />
findet, weil z. B. die notwendige<br />
Beschäftigtenzahl im<br />
Betrieb nicht erreicht ist, kann<br />
eine Kündigung auch aus anderen<br />
Gründen z. B. wegen<br />
Sittenwidrigkeit oder fehlen-<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
○<br />
Anzeigen<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
der/ fehlerhafter Betriebsratanhörung<br />
unwirksam sein.<br />
Wichtig ist in jedem Fall, sich<br />
unverzüglich nach Erhalt der<br />
Kündigung bei der zuständigen<br />
Agentur für Arbeit arbeitslos<br />
zu melden. Ansonsten<br />
droht eine Sperrzeit. Wichtig<br />
ist auch, dass eine Klage auf<br />
Überprüfung der Kündigung<br />
beim Arbeitsgericht innerhalb<br />
einer Frist von 3 Wochen nach<br />
Erhalt der Kündigung erhoben<br />
werden muss.<br />
Zusatztipp: Bei langwierigen,<br />
schweren Erkrankungen, die<br />
bleibende körperliche oder<br />
gesundheitliche Schäden hinterlassen<br />
können, kann auf<br />
Seiten des Arbeitnehmers auch<br />
erwogen werden, einen Antrag<br />
auf Schwerbehinderung<br />
gepaart mit einem Antrag auf<br />
Gleichstellung zu stellen..<br />
Grafik: Dietmar Grocholl<br />
19<br />
IHRE MEINUNG IST UNS WICHTIG: Strassenzeitung@gmx.net
NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />
Landschaften,<br />
Aquarell, 1981, 47,5 x 46<br />
20<br />
Personalia<br />
Thomas Schwarz, (Sohn des<br />
Botanikers Otto Schwarz und<br />
der Lehrerin für Ausdruckstanz<br />
und Sport Emi Schwarz)<br />
im Juli 1929 in Erfurt geboren.<br />
�<br />
Prägende Erfahrungen mit<br />
Fremdem und Ungewöhnlichem<br />
im türkischen Kindergarten<br />
von Izmir. �<br />
Besuch einer privaten Reformschule<br />
und der Musikhochschule<br />
bis Abitur (1948), um musische<br />
und künstlerische Talente<br />
zu fördern.. �<br />
1958 Staatsexamen und Promotion<br />
zum Dr. med. �<br />
1959 Heirat mit der Tanzpädagogin<br />
Manuela Urlichs - Vater<br />
von drei Söhnen. �<br />
Bis 1976 Facharzt und Leiter einer<br />
Fachabteilung im Krkh.<br />
Stadtroda.<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Den Virus des konstruktiven Elements in sich<br />
Œuvre von Thomas Schwarz erfährt späte Würdigung<br />
2006 vergab die jenacon<br />
foundation erstmals den<br />
von ihr gestifteten Kunstpreis.<br />
Mit ihm wurde Thomas<br />
Schwarz als ein bedeu-<br />
tender Thüringer Künstler<br />
geehrt. Zu Unrecht blieb<br />
ihm zu DDR-Zeiten die<br />
gebührende Beachtung<br />
versagt. <strong>NOTausgang</strong><br />
suchte das Gespräch mit<br />
ihm: Was hatte in dem jungen<br />
Thomas Schwarz gewirkt<br />
und nachgewirkt,<br />
dass beeindruckende Nähe<br />
zum Bauhaus und dessen<br />
künstlerischen Traditonen<br />
so nachhaltig Ihre künstlerische<br />
Handschrift und<br />
Vita prägen konnten?<br />
Th. Schwarz: Mein Großvater<br />
war Tischler und Restaurator<br />
in Weimar. In seiner<br />
Werkstatt gingen Bauhaus-<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
künstler ein und aus. Und da<br />
es schon mal vorkam, dass<br />
Bauhäusler ihre Aufträge mit<br />
eigenen Werken bezahlten,<br />
umgab mich deren Kunst seit<br />
Papiercollage, schwarzes<br />
Fotopapier auf Karton,<br />
1948, 28,5 x 47,5<br />
frühester Kindheit.<br />
Vom Vater...des Lebens<br />
ernstes Führen ... vom Mütterchen<br />
... die Lust zum Fabulieren?<br />
TH. Schwarz: Mein Vater<br />
(Otto Schwarz, erster Rektor<br />
der FSU nach dem 2. <strong>Welt</strong>krieg)<br />
pflegte auch in den Jahren<br />
des NS-Regimes seine Kontakte<br />
zu den damals verfemten<br />
Vertretern des Bauhauses in<br />
Berlin. Dorthin war meine Familie<br />
1933 umgezogen: Bei einer<br />
Grafikerin von ihnen hatte<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
ich in Steglitz Mal- und Zeichenstunden.<br />
Figürliches<br />
Zeichnen und Proportionslehre<br />
standen oben auf. Ich erinnere<br />
ihren Namen nicht. Sie<br />
regte mich immer wieder an,<br />
<strong>neue</strong> Techniken auszuprobieren.<br />
Sie war konsequent und<br />
sensibel, wie meine Mutter.<br />
Vor meiner Geburt wirkte sie<br />
als Lehrerin für Ausdruckstanz<br />
und Eurythmie.<br />
Nach dem Abitur an der<br />
Musikhochschule sollte es<br />
bauhaus-schriftproben<br />
TOM, 1997<br />
ein Studium an der Hochschule<br />
für Baukunst und<br />
Bildende Künste in Weimar<br />
sein... ?<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
○<br />
Anzeigen
Th. Schwarz: Das musste ja ein unerfüllter<br />
Traum bleiben. Zu schnell<br />
hatte man sich von Geist und Lehre<br />
des Bauhauses verabschiedet. Wenn<br />
ich aber nicht in der Tradition eines<br />
Gryphius Bildende Kunst studieren<br />
durfte, wollte ich lieber einen ordentlichen<br />
Beruf erlernen und wurde<br />
Arzt. Aber natürlich, wer den Virus<br />
des konstruktiven Elements des Bauhauses<br />
in sich trägt, wird ihn nicht los.<br />
Wer von ihm, wie ich fasziniert ist,<br />
auf den haben seine ästhetische<br />
Grundlagen nachhaltigen Einfluss.<br />
Meine ersten und entscheidenenden<br />
Lehrer waren Bauhäusler oder waren<br />
vom Bauhaus geprägt. Die haben<br />
mich geprägt und Disziplin in<br />
Wahrhaftigkeit.<br />
<strong>NOTausgang</strong>: Ihnen wird der<br />
Satz nachgesagt, dass Freiheit in<br />
der Abstraktion läge. Endet die<br />
nicht auch im Konkreten? Wie<br />
konkret oder abstrakt sind „Blaue<br />
Pferde“?<br />
Th. Schwarz: Oh, das ist viel auf<br />
einmal. „Volume 1 - Konkret“,<br />
der Katalog zu meinen Arbeiten<br />
1944 bis 2004, trägt diesen<br />
Untertitel. Als Künstler will<br />
ich natürlich anregen, Sichten<br />
weiten. Und habe doch nur<br />
meine Sicht auf die Dinge und Beziehungen.<br />
Nur die kann ich sichtbar<br />
machen. Beim Entwickeln meiner<br />
Buchstaben und Schriftstrukturen<br />
wurde mir klar: Neues ist nie allgemein,<br />
wie eine Schrift nie von Anfang<br />
an allgemein war. Ihre Zeichen waren<br />
anfangs abstrakte Gebilde, deren<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Sinn wir durch Kommunikation erfassen.<br />
Ich kann nur sichtbar machen,<br />
was ich sehe, was ich fühle, was in<br />
mir ist. Was jemand unter bestimmten<br />
Bedingungen sieht, hängt aber vor<br />
allem von dem oder der<br />
Betrachter(in) selbst und seinen/ihren<br />
Erfahrungen ab. Nach Franz Marc<br />
haben viele Künstler den Mut gefunden<br />
ihre „blauen Pferde“ zu malen.<br />
Und die müssen ja nicht unbedingt<br />
blau sein. Mein Enkel kam einmal<br />
sehr betrübt nach Hause. Er hatte in<br />
eine Winterlandschaft einen grünen<br />
Schneemann gesetzt. Dafür hatte ihm<br />
die Lehrerin eine schlechte Note gegeben.<br />
Das tut weh. Er hätte doch<br />
eine gute verdient gehabt.<br />
Joachim Hennig<br />
DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />
Zum Geleit<br />
Thomas Schwarz Œuvre ist bisher meist<br />
nur „Insidern“ bekannt. Die Öffentlichkeit<br />
kennt ihn wohl am ehesten durch seine Entwürfe<br />
für das Tanztheater <strong>Jena</strong> und die Musikund<br />
Kunstschule. Auch bisherige Ausstellungen<br />
im <strong>Jena</strong>er Kunstverein, der Stadtkirche St. Michael,<br />
in der SchottVilla oder im Institut für<br />
Werkstoffprüfung konnten stets nur einen kleinen<br />
Einblick in seine Arbeiten bieten. Die Größe<br />
und der Umfang seines Gesamtwerkes wird<br />
erst durch die aktuelle Aufarbeitung überschaubar.<br />
Ich bin in der vollen Breite seines Schaffens<br />
und von der ihr innewohnenden Konsequenz<br />
fasziniert.<br />
Der dankenswerter Weise vorliegende erste Katalog<br />
setzt sich mit dem konkreten Werk<br />
auseinander und ist der Anfang einer Reihe, die<br />
den kompletten Überblick aller künstlerischen<br />
Schaffensperioden erlaubt. Diese längst überfällige<br />
Hommage würdigt auch die Person Thomas<br />
Schwarz. Seine Frau Manuela Schwarz und<br />
er setzen mit ihrer aktiven Teilnahme am <strong>Jena</strong>er<br />
Kulturleben Akzente.<br />
Thomas Schwarz steht für mich in einer Reihe<br />
mit so bedeutenden <strong>Jena</strong>er Künstlern wie Walter<br />
Dexel und Otto Hofmann - eine weitere<br />
Bestätigung der Tradition und Lebendigkeit <strong>Jena</strong>s<br />
als Kunststadt.<br />
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir vor<br />
der „Wiederentdeckung“ einer der großen<br />
Künstler Thüringens stehen.<br />
OB der Stadt <strong>Jena</strong> Dr. Albrecht Schröter<br />
Aus: Thomas Schwarz * Volume 1 -Konkret<br />
(Katalog). Herausgeber: Kunsthandlung<br />
Huber & Treff, <strong>Jena</strong> 2007, Repros mit freundlicher<br />
Genehmigung des Herausgebers.<br />
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Anzeigen<br />
21
Heute ist einfach nicht Martins<br />
Tag. Ihm ist alles zuviel.<br />
Selbst seine regelmäßigen<br />
Pflichten empfindet er als<br />
unerträgliche Last. Wütend<br />
unterbricht er sein Game.<br />
„Och Menno!“ ruft Martin<br />
„Ich verliere ja glatt ein Leben,<br />
wenn ich mein Spiel jetzt<br />
unterbreche. Immer muss ich<br />
den Müll rausbringen! Kann<br />
das nicht auch einmal Nina<br />
machen?“<br />
Seine Mutter seufzt: „Martin,<br />
das tut mir aber leid. Nina ist<br />
mit dem Blumen gießen<br />
längst fertig. Da musst du<br />
also wohl oder übel ran.<br />
Schließlich muss jeder seinen<br />
Teil zur Hausarbeit beitragen.“<br />
Nina kommt gerade<br />
aus ihrem Zimmer und<br />
mischt sich in das Gespräch<br />
ein: „Also von mir aus kann<br />
die ganze Familie auch mal<br />
Aufgaben tauschen! Vati<br />
bringt den Müll weg, Mutti<br />
gießt die Blumen, ich koche<br />
und du Brüderchen machst<br />
die Wäsche!“ „Ich die Wäsche!?<br />
Und du willst kochen?“<br />
fragt Martin, „Das können<br />
wir doch gar nicht!“ Jetzt<br />
schmunzelt die Mutter:<br />
„Wenn mir Oma nicht zugetraut<br />
hätte, dass ich das Kochen<br />
lernen könnte, dann<br />
gäbe es morgen auch keinen<br />
Sonntagsbraten.“ Berit<br />
22<br />
NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />
Und Nina kocht?<br />
HALLO, Ihr kleinen und großen Bastler!<br />
auf Karton<br />
vorzeichnen<br />
Ohren aus Papier<br />
ankleben und<br />
bemalen<br />
Zu Ostern schlägt unser Grafiker Dietmar Grocholl euch als Basteltipp österliche<br />
Tischdekoration vor. Viel Erfolg und Spaß wünscht euch Berit.<br />
Zwei Brüder sind<br />
im Zirkus. Gerade treten<br />
die Zebras auf. Sagt der<br />
eine zum anderen: „Schau<br />
mal, die Esel haben noch<br />
ihre Schlafanzüge an.“<br />
Maja macht<br />
Hausaufgaben. „Wie<br />
viel sind 6 plus 4?“ fragt<br />
sie ihren Vati. „Na 10“,<br />
sagt der. „Das kann<br />
nicht sein“, schimpft<br />
Maja, „5 plus 5 sind<br />
doch schon 10.“<br />
schwarze Linien<br />
aufschneiden<br />
als Ständer für das<br />
Ei verwenden<br />
bemalen<br />
aufklappen<br />
färben und<br />
bekleben<br />
Bernis Lachsack<br />
kann<br />
bemalt werden<br />
oben offenes<br />
Ei mit Blumen<br />
Im Geografieunterricht<br />
erklärt der Lehrer den Schülern, dass sich<br />
die Erde dreht. Nach dem Unterricht findet<br />
der Lehrer Ulrich wartend auf der Schultreppe.<br />
„Warum bist du noch nicht auf dem Nachhauseweg?“<br />
fragt der Lehrer. „Ach“, sagt Ulrich,<br />
„ich warte, bis unser Haus<br />
vorbeigedreht kommt.“<br />
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○<br />
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DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />
Dank allen Mitbürgern, Unternehmen, Gemeinschaften,<br />
der Stadt <strong>Jena</strong> und dem Land Thüringen sowie allen Ungenannten,<br />
die unsere Arbeit im Jahre 2007 finanziell unterstützten.<br />
ASEG mbH, Heinrich Fricke / Augenoptiker Stegmann,<br />
Dank all’ unseren Anzei- Herr Stegmann / Bestattung „Heimkehr“, Wolf v. Chamier<br />
genkunden und Sponsoren<br />
/ Blumen u. Trockenfloristik Buhl, Christine Buhl / Bockwurst-Olaf,<br />
Olaf Drescher/ Braugaststätte Papiermühle,<br />
Herr Kanz / Buchbinderei & Auftragsbüro SKÜB, Tamara Knopf / Buchhandlung Albert Steen, Frau Haake /<br />
Cartridge World, Siegfried Henze / Dental-Labor Breest, Christiane Jauch / design & marketing, Kerstin<br />
Hoppe / Fahrschule Himmelreich, Brunhilde Himmelreich / Flora-Apotheke, PhR Klaus-Joachim König /<br />
Galerie Am Johannisplatz, Jutta Schwing / Gaststätte am Wehr, Bert Müller / Gaststätte Grünowski, Walter<br />
Stegmaier / Hauskrankenpflege & Tagesbetreuung Schmidt, Heike Schmidt / Heimstättengenossenschaft,<br />
Jörg Müller / Internationales Jugendgästehaus IB, Herr Lange / IOK Baubetreuung GmbH, Herr Klug / <strong>Jena</strong>er<br />
Bücherstube, Gunther Philler / <strong>Jena</strong>Kultur, Ernst-Abbe-Bücherei, Frau Schubert / Kommunalservice <strong>Jena</strong>,<br />
Herr Schorz / Laufladen, Ralf Janke / Martens & Prahl Versicherungskontor GmbH <strong>Jena</strong>, Frau Weidlich /<br />
Mode-Markt Angelika, Angelika Neubauer / Original Döner Kebap am Eichplatz, Ibrahim Kucuk / Physikalische<br />
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Gliech, Susanne Gliech / Reisebüro Schumacher, Petra Schumacher / Restaurant Hercules, Herr<br />
Detis / REWE-Weiss OHG, Angelika Weiss / Sieber-Bestattungen, Bernd Sieber / Stadtwerke <strong>Jena</strong>-Pößneck,<br />
Frau Dr. Zaremba / Steinmetzbetrieb Kalus, Eberhard Kalus / Sternevent GmbH, Herr Pfannkuch / Theaterhaus<br />
<strong>Jena</strong> GmbH, Roman Rösener / Trachtenstube Birch-Hirschfeld Landhausmode, Bernhard Birch-Hirschfeld<br />
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Sack“, Sabine Eulenstein / Wissenschaftliche Dienstleistungen, Dipl.-Psychologe Dr. Thomas Buhl / Wohnbau-Konzept<br />
Gierke, Klaus Gierke.<br />
D a n k a l l en unseren<br />
Familie Hartmut und Margarete Bansemer, Familie Hermann und<br />
Freunden und Ruth Besen, Familie Max und Ursula Biertümpfel, Frau Gesine<br />
Förderern<br />
Bliedung, Frau Gisela Brauer, Herr Lutz Boettger und Claudia<br />
Kämnitz, Frau Margot Braatz, Herr Dr. Friedemann Bublitz und Frau<br />
Dr. Renate Bublitz, Frau Heidemarie Burgold, Frau Gudrun Dannberg, Frau Erika Drechsler, Herr Lutz-Rüdiger<br />
Einbrodt, Frau Doris Engelmann, Frau Ingrid Eschke-Schnell, Frau Christel Fenk, Herr Stefan Gauglitz und<br />
Frau Heike, Herr Hagen Gerecke und Frau Petra, Frau Bianka Graser, Familie Horst und Christa Grundmann,<br />
Herr Rainer Hanemann, Frau Bärbel Hartmann, Frau Margarethe Hegend, Frau Margot Hempel, Familie<br />
Günther und Elfriede Heusinger, Frau Renate Hiepe, Herr Simon Hilber, Frau Annelies Högel, Familie<br />
Manfred und Brigitte Hösel, Herr Erwin Irmert, Frau Lucie Jung, Herr Peter Knieper, Herr Dr. Werner Krause<br />
und Frau Dr. Ursula Krause, Herr Johannes Kreuzer, Frau Eva Kroh, Herr Sebastin Lemke, Frau Heidemarie<br />
Leschke, Frau Dr. Gudrun Lukin, Frau Dr. Ulrike Marx, Herr Gottfried Müller und Frau Gisela, Herr Hans-<br />
Manfred Militz und Frau Dr. Helga, Frau Eva Munkelt, Herr Ingo Naumann und Frau Maria, Herr Richard<br />
Petersdorff und Frau Sigrid, Frau Bärbel Pinter, Herr Ulrich Placke und Frau Armgard, Frau Inken Poßner,<br />
Frau Gerda Putze, Herr Peter Queitzsch, Frau Christina Reiprich, Herr Dieter Ritter und Frau Ingrid, Herr<br />
Steffen Rögner, Frau Dr. Janette Rosenbusch, Frau Helga Schadewald, Frau Regina Schau, Herr Juergen<br />
Schoenburg, Frau Sieglinde Scherbach, Herr Tino Schmidt, Herr Dr. Guenter Schoen, Frau Marlis Schultze,<br />
Frau Hildegard Schulze-Sandow, Frau Käthe Schwirtz, Frau Gabriele Sebastian, Herr Peter Stein, Herr Tino<br />
Stephan, Prof. Dr. Axel Stelzner, Frau Gerti Teuschel, J. Teuscher, Frau Gudrun Thiele, Frau Mathilde Tremel,<br />
Frau Ute Tzschöckel, Frau Gisela Vogt, Frau Edith Wagner, Herr Hans-Gerd Wittich und Frau Ruth, Frau<br />
Heike Woitzik, Herr Martin W., Herr Hans-Jürgen Ziegler, Frau Waltraut Zielonka, Herr Peter Zimmermann<br />
23<br />
NOTAUSGANG SAGT DANKE