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Schöne neue Welt - NOTausgang Jena eV

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Die Straßenzeitung aus <strong>Jena</strong> www.notausgang-jena.de<br />

„Ich sehe was, was du nicht siehst!“<br />

Für den Nachbarn da sein


Titelbild: Andreas Mützlaff,<br />

2<br />

NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

I N H A L T<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

○<br />

Grußwort des Bundespräsidenten<br />

S. 03<br />

Netzwerk gegen<br />

Alltagsnöte S. 04<br />

Stadtteilladen mehr<br />

als nur ein Treff S. 05<br />

Begegnungszentrum<br />

für Jung und Alt S. 05<br />

Ein Dach für Alle S. 06<br />

Hauen ist doof S. 07<br />

Kinder- und Jugendschutzdienst<br />

„Strohhalm“<br />

S. 07<br />

Selbsthilfe im Internet S. 08<br />

Tag der offenen Tür S. 09<br />

Lotsennetzwerk<br />

Thüringen S. 10<br />

SPEZIAL:<br />

<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong> <strong>Welt</strong> -<br />

Theaterhaus <strong>Jena</strong> S. 11-14<br />

Internationales Netzwerk<br />

der Straßenzeitungen<br />

S. 15<br />

Fußball -<br />

Obdachlosen-WM S. 16<br />

Zurück zu Ernst Abbe:<br />

<strong>Jena</strong>er Arbeitskreis<br />

sucht Antworten S. 17<br />

Stiftung „Demokratie<br />

im Alltag“ S. 18<br />

Rechtsseite:<br />

Entlassung bei<br />

schwerer Krankheit S. 19<br />

Künstlerportrait:<br />

Thomas Schwarz<br />

„Den Virus des konstruktiven<br />

Elements in sich“<br />

S. 20-21<br />

Kinderseite:<br />

österlicher Basteltipp<br />

Und Nina kocht? S. 22<br />

<strong>NOTausgang</strong> sagt<br />

„Danke“ S. 23<br />

Nächste Ausgabe:<br />

Mai 2008<br />

W O H I N - W E N N ?<br />

Kontakt- und<br />

Beratungsstelle<br />

für Obdachlose:<br />

Ein Dach für Alle<br />

e.V. (EDA)<br />

Merseburger Str. 27<br />

07743 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 880030<br />

Übergangswohnheim<br />

der Stadt <strong>Jena</strong><br />

Am Steiger 4<br />

07743 <strong>Jena</strong><br />

Tel.:(03641) 449335<br />

Treff´s:<br />

<strong>Jena</strong>er Tafel e.V.<br />

Tafelstube<br />

Seidelstraße 21<br />

07749 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 336920<br />

Lucie e.V.<br />

Begegnungsstätte<br />

Wagnergasse 25<br />

07743 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 44 32 89<br />

Wohnberechtigungsscheine:<br />

Denkmal- u. Sanierungsamt<br />

(D-u.S-Amt),<br />

Wohnungsbauförderung<br />

Leutragraben 1<br />

07743 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 495131<br />

Wohngeld:<br />

Wohngeldstelle im<br />

D -u. S-Amt<br />

Leutragraben 1<br />

07743 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 495131<br />

Schuldnerberatung:<br />

Sozialamt <strong>Jena</strong><br />

Carl-Pulfrich-Str. 1<br />

07745 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 494651<br />

Schuldnerberatung<br />

<strong>Jena</strong> e.V.<br />

Fischergasse 2<br />

07743 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 425507<br />

Sucht:<br />

DRK - amb. Drogenhilfe<br />

„Chamäleon“<br />

Paradiesstraße 3<br />

07743 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 239540<br />

Psychosoz. Beratungs-<br />

und Behandlungsstelle<br />

f. Suchtkranke<br />

u. -gefährdete<br />

Neugasse 13<br />

07743 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 387070<br />

Hilfe zur Selbsthilfe<br />

Begegnung <strong>Jena</strong> e.V.<br />

Buchaer Straße 6<br />

07745 <strong>Jena</strong><br />

Tel.:(03641) 618988<br />

Psych. Probleme:<br />

Psychosoz. Kontaktund<br />

Beratungsstelle<br />

der Diakonie<br />

Forstweg 41<br />

07745 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 619887<br />

IKOS <strong>Jena</strong><br />

Löbdergraben 7<br />

07743 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 615360<br />

Behinderte:<br />

Beratungsstelle des<br />

<strong>Jena</strong>er Zentrums für<br />

selbstbest. Leben<br />

Hermann-Pistor-Str.1<br />

07745 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 331375<br />

Kinder:<br />

Kinder-City e.V.<br />

Anna-Siemsen-Str. 47<br />

07745 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 213415<br />

Familie:<br />

Zentrum für Familien<br />

und Alleinerziehende<br />

e.V.<br />

Dornburgerstr. 26<br />

07743 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 421398<br />

Frauen:<br />

<strong>Jena</strong>er<br />

Frauenhaus e.V.<br />

Wagnergasse 25<br />

07743 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 449872<br />

<strong>Jena</strong>erFrauenhaus@jetzweb.de<br />

Nottelefone:<br />

Nottelefon für<br />

Frauen in Gewaltsituationen<br />

Tel.: 0177- 4787052<br />

Kinder- und<br />

Jugendnottelefon<br />

Tel.: 0800 00 8008<br />

Telefonseelsorge<br />

Tel.: 0800 1110111<br />

Allgemeine<br />

Sozialberatung:<br />

Caritas-Beratungsstelle<br />

<strong>Jena</strong><br />

Wagnergasse 29<br />

Tel.: (03641) 449257<br />

Bürgerstiftung<br />

Zwischenraum:<br />

Freiwilligenagentur<br />

<strong>Jena</strong><br />

Am Rähmen 27<br />

07743 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 6349558<br />

Mädchenprojekt<br />

<strong>Jena</strong> e.V.<br />

Drackendorferstr. 12a<br />

07747 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: (03641) 443967<br />

Stand 18.01.2008<br />

<strong>NOTausgang</strong> - Vertrieb - Verkäuferbetreuung<br />

Mo - Fr 8.00 - 12.00 Uhr Di u. Fr 13 - 16 Uhr<br />

I M P R E S S U M<br />

NOTAUSGANG<br />

Die Straßenzeitung aus <strong>Jena</strong><br />

Herstellung und Vertrieb erfolgen im Ehrenamt<br />

zu gemeinnützigen Zwecken.<br />

Mitglied<br />

im Bundesverband<br />

Soziale Straßenzeitungen<br />

e. V.<br />

Redaktion und Vertrieb:<br />

Adresse:<br />

Markt 19<br />

07743 <strong>Jena</strong><br />

Telefon: (03641) 36 43 98 und 33 23 53<br />

Telefax: (03641) 33 23 55<br />

E-Mail: Strassenzeitung@gmx.net<br />

Redaktionsleiter:<br />

Joachim Hennig (V.i.S.d.P.)<br />

Redaktionsteam:<br />

Leonore Brockmann, Heike Bödefeld,<br />

Sascha Börner, Tilman Hesse, Benny<br />

Höffling, Gundela Irmert-Müller, Thomas<br />

Nordmann, Berit Oberländer, Daniel<br />

Pfletscher, Konrad Wendt, Sandra Wilhelm,<br />

Doreen Wolf<br />

Layout:<br />

Andreas Mützlaff, Dietmar Grocholl<br />

Anzeigen und Vertrieb:<br />

Liesa Geisenhainer<br />

Redaktionssitzung:<br />

mittwochs 14-tägig von 15 bis 17.30 Uhr<br />

und nach Vereinbarung<br />

Logo:<br />

Zoom Media (03641) 62 42 0<br />

Druckfilm:<br />

Satzstudio Sommer GmbH<br />

Druck:<br />

Saale-Betreuungswerk der<br />

Lebenshilfe <strong>Jena</strong> gGmbH<br />

Alle namentlich oder durch Initialen gezeichneten<br />

Beiträge geben nicht zwangsläufig die Meinung der<br />

Redaktion wieder.<br />

Die Autoren zeichnen für den Inhalt eigenverantwortlich.<br />

Die Redaktion behält sich das Recht vor,<br />

die Beiträge zu bearbeiten und zu kürzen. Für unverlangt<br />

zugeschickte Manuskripte und Fotos wird<br />

keine Haftung übernommen. Für Termine der<br />

Veranstalter übernehmen wir keine Gewähr. Der<br />

Nachdruck von Beiträgen - auch auszugsweise - ist<br />

nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet.<br />

Den Inhalt der Anzeigen verantworten die Inserenten.<br />

Alle Mitbürger sindzu ehrenamtlicher Mitarbeit<br />

an der Gestaltung unserer Zeitung eingeladen.<br />

Herausgeber:<br />

Straßenzeitung <strong>NOTausgang</strong> e.V.,<br />

Markt 19, 07743 <strong>Jena</strong><br />

Ilona Eberhardt (Vorsitzende)<br />

Alfred Hertel (stellv. Vorsitzender)<br />

Bankverbindung:<br />

Konto 11142 bei Sparkasse <strong>Jena</strong><br />

(BLZ: 830 530 30)<br />

GEGRÜNDET IM JULI 1997<br />

(Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 18.01.2008)


○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Auf ein Wort<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Liebe<br />

Leserin,<br />

lieber<br />

Leser,<br />

„Für den<br />

Nachbarn<br />

da sein“,<br />

so haben<br />

wir unsere<br />

erste Ausgabe in diesem Jahr<br />

überschrieben.<br />

Die Anregung dazu brachte<br />

unsere Mitstreiterin im Redaktionsteam<br />

Doreen aus <strong>Jena</strong><br />

Nord mit. „Was haltet ihr vom<br />

„Netzwerk für Alltagsnöte“?<br />

Ich habe mal den Flyer mitgebracht.<br />

Finde ich richtig gut, die<br />

Idee, dass jeder, der das Logo<br />

des Netzwerkes ins Fenster<br />

hängt, signalisiert, dass er sich<br />

der Alltagsnöte seiner Mitmenschen<br />

annimmt.“ Fanden wir<br />

auch und wollten es genauer<br />

Wissen, wie das Netzwerk<br />

funktioniert, welche Wirkungen<br />

von ihm ausgehen und wo<br />

Chancen auf Verbesserung liegen.<br />

Also hatten wir unser Thema<br />

gefunden. Der Netzwerk-<br />

Planer (Ausgabe 2006) gab uns<br />

Orientierungshilfe. Er verzeichnet<br />

die aktuell mitwirkenenden<br />

Unternehmen, Vereine und Initiativen.<br />

So besuchten wir u.a.<br />

den „Ein Dach für Alle“ e.V.,<br />

den „Strohalm“, den „Hauen<br />

ist doof“ e.V. Wir sprachen mit<br />

Gewerbetreibenden und anderen<br />

Mitwirkenden im Netzwerk.<br />

Lesen Sie dazu im<br />

Haupteil dieser Ausgabe.<br />

Was wir da auch an anregendem<br />

entdecken und was wir<br />

darüber aufschreiben konnten,<br />

mit allem schrieben wir am<br />

Ende nur ein weiteres Kapitel<br />

unseres großen Themas, dem<br />

wir uns verschrieben haben:<br />

„Für den Nachbarn da sein.“<br />

Ihr Joachim Hennig<br />

DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />

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Wir bereiteten unsere erste Ausgabe 2008 vor, als uns das Grußwort von Bundespräsident<br />

Horst Köhler für die Weihnachtsausgaben 2007 der Straßenzeitungen und deren Leser<br />

erreichte. So ist das mit der Tagesaktualität bei uns, weil wir nur viermal im Jahr erscheinen.<br />

Wir freuen uns, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die uns in unserer ehrenamtlichen<br />

Arbeit ermutigenden Worte unseres Bundespräsidenten in dieser Ausgabe nachreichen<br />

zu können. Das Redaktionsteam<br />

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Grußwort<br />

von Bundespräsident Horst Köhler<br />

für die Straßenzeitungen<br />

Weihnachten 2007<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wenn die Tage dunkel und kalt geworden sind<br />

und es auf Weihnachten zugeht, dann ist das<br />

Leben auf der Straße besonders hart. Wohl<br />

auch deshalb ist die Spendenbereitschaft im Dezember<br />

besonders hoch. Ohnehin spenden die<br />

Deutschen großzügig, und im vergangenen Jahr<br />

haben sie ihr Engagement für gute Zwecke<br />

einmal mehr gesteigert.<br />

Darüber freue ich mich, denn es zeigt: Die Bürgerinnen<br />

und Bürger wollen es nicht allein dem<br />

Staat überlassen, Menschen in Not zu helfen<br />

und Zusammenhalt zu stiften. Es zeigt auch,<br />

wie wir es im Alltag halten mit der Nächstenliebe.<br />

Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mit dem Kauf<br />

dieser Straßenzeitung gerade jemandem geholfen<br />

haben, der etwas unternimmt, um sich selbst<br />

zu helfen. Sie unterstützen damit ein Projekt für<br />

Obdachlose und für Menschen in sozialer Not,<br />

und Sie nehmen durch die Lektüre Anteil an<br />

ihrem Schicksal. So erfahren sie mehr über<br />

Menschen und Themen, die in anderen Medien<br />

nur selten vorkommen und darum allzu leicht<br />

übersehen werden.<br />

Straßenmagazine werben um Verständnis für<br />

Mitmenschen, die sich schwer tun, in unserer<br />

geschäftigen, leistungsorientierten <strong>Welt</strong> mitzuhalten,<br />

und die vielleicht auch nicht die Gewandtheit<br />

oder das Selbstbewusstsein haben,<br />

gesetzliche Hilfen in Anspruch zu nehmen.<br />

Ich habe vor kurzem mit jungen Leuten gesprochen,<br />

die keine Lehrstelle und keinen Arbeitsplatz<br />

gefunden haben. Sie haben über ihre<br />

Situation einen Dokumentarfilm gedreht. Sein<br />

Titel lautet „Arbeit haben / glücklich sein“. Er<br />

bringt eine vielschichtige Debatte auf den Punkt:<br />

Für alle, die Arbeit haben, bedeutet sie vielleicht<br />

nicht immer nur das reine Glück, aber sie ist<br />

doch immer ein wichtiger Pfeiler, der ihr Leben<br />

stützt. Denn Arbeit bedeutet über den finanziellen<br />

Verdienst hinaus Zugehörigkeit,<br />

Selbstbestätigung und das Gefühl, nützlich zu<br />

sein und gebraucht zu werden.<br />

Die Verkäufer der Straßenmagazine haben einen<br />

wichtigen Schritt getan, um all dem näher<br />

zu kommen: indem sie ihr Einkommen nicht<br />

allein durch Almosen oder staatliche Hilfe erzielen<br />

wollen, indem sie versuchen, ihr Leben<br />

neu zu ordnen und aus Obdachlosigkeit und<br />

Hilfsbedürftigkeit herauszufinden. Es ist wichtig,<br />

sie bei diesem Bemühen zu unterstützen.<br />

Darum möchte ich Sie bestärken: Tun Sie das<br />

auch in Zukunft.<br />

Ich wünsche allen Verkäufern, Lesern und ehrenamtlichen<br />

Helfern und Ihren Familien ein<br />

gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes<br />

<strong>neue</strong>s Jahr.<br />

3<br />

IHRE MEINUNG IST GEFRAGT: www.notausgang-jena.de


4<br />

NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />

Von Kunitz bis zum<br />

Nollendorfer Hof<br />

Weit spannt das Netzwerk<br />

den Bogen des Wohngebietes<br />

<strong>Jena</strong>-Nord. Vom Nollendorfer<br />

Hof bis hin zum<br />

„Himmelreich“ in Zwätzen<br />

am Ende der Stadt und<br />

rüber nach Löbstedt und<br />

Kunitz. An rund 50 Türen<br />

sieht der aufmerksame Besucher<br />

dieses Logo. Es sagt:<br />

Hier nehmen sich die Mitarbeiter<br />

der Nöte und Probleme<br />

ihrer Mitmenschen an. Sie<br />

erklären sich insbesonder bereit,<br />

ein offenes Ohr für Kinder<br />

zuhaben und sich ihnen<br />

gegenüber rücksichtsvoll und<br />

hilfsbereit zu zeigen. Die Initiatoren<br />

wollen so dazu beitragen,<br />

dass in dem Stadtteil<br />

ein kinder- und famielienfreundlicheres<br />

Klima entseht,<br />

in dem sich alle ob jung oder<br />

alt wohl fühlen.<br />

Netzwerk gegen Alltagsnöte<br />

Initiativen, Vereine und Unternehmen wirken zusammen<br />

Eine alte Frau hat ihren Einkaufsbeutel<br />

im Bus liegen gelassen.<br />

Ein Kind hat Nasenbluten.<br />

Ein Schüler traut sich<br />

wegen einer schlechten Note<br />

nicht nach Hause. Nicht nur<br />

bei existentiellen Sorgen, auch<br />

bei den „kleinen“ Problemen<br />

des Alltags tut es gut, wenn<br />

jemand sagt: „Du bist nicht<br />

allein. Ich bin da, wenn du<br />

mich brauchst.“ Oft genug<br />

jedoch schauen andere einfach<br />

weg.<br />

Gibt es Zusammenhalt, Interesse<br />

an den Mitmenschen<br />

wirklich nur noch auf dem<br />

Lande? Ist es eine Gesetzmäßigkeit,<br />

dass in der Stadt alte<br />

Menschen allein sind, es Kindern<br />

und Jugendlichen an<br />

Zuwendung und Orientierung<br />

fehlt, Familien sich überfordert<br />

fühlen? In <strong>Jena</strong>-Nord<br />

haben sich im Jahr 2005 Schulen,<br />

Kitas, soziale Vereine und<br />

Unternehmen zu einem<br />

„Netzwerk für Alltagsnöte“<br />

zusammengeschlossen, eine<br />

Art Nachbarschaftshilfe in<br />

großem Maßstab. Denn ob<br />

sich Menschen in ihrer Wohnumgebung<br />

sicher und wohl<br />

fühlen, entscheidet nicht nur<br />

der Zustand von Straßen und<br />

Häusern, entscheidend ist, dass<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

alle Generationen gern und<br />

gut zusammenleben, sich mit<br />

gegenseitiger Aufmerksamkeit<br />

und Rücksichtnahme begegnen<br />

und Nachbarschaftshilfe<br />

kein Fremdwort ist.<br />

Nicht nur Konsumtempel<br />

sind wichtig, sondern auch<br />

vom Geldbeutel unabhängige<br />

Treffpunkte zur Freizeitgestaltung<br />

und Anlaufstellen für<br />

kleine und große Probleme.<br />

Wo sich diese in <strong>Jena</strong>-Nord<br />

befinden, zeigt ein Orientierungsplan<br />

des „Netzwerks für<br />

Alltagsnöte“ und das Logo in<br />

den Fenstern der Netzwerkpartner<br />

- zwei Männchen, die<br />

ein Drittes in ihrer Mitte stützen.<br />

Neben dem Angebot der<br />

Sofort-Hilfe, geht es vor allem<br />

auch darum, die Einwohner<br />

für ihren Stadtteil zu begeistern.<br />

Eine Stadtteilzeitung<br />

lässt deshalb die Bürger an der<br />

Entwicklung des Wohngebiets<br />

teilhaben. Einmal im Jahr<br />

bringt ein Stadtteilfest Jung<br />

und Alt zusammen. Die Besucher<br />

2007 konnten durch<br />

Radeln auf einem Hometrainer<br />

nicht nur attraktive Preise<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Initiativen wie das Netzwerk leben<br />

nicht nur von guten Vorsätzen<br />

und Ideen, sie brauchen auch<br />

aktives Engagement der Bürger<br />

und materielle Unterstützung<br />

ansässiger Firmen. „Besonders<br />

gerne werden allgemein soziale<br />

und kulturelle Einrichtungen wie<br />

Schulen, Kitas und Sportvereine<br />

unterstützt“, so Frau Gundermann<br />

von der Sparkassenfiliale<br />

Nord. Auch das von den<br />

Motto: Nord für Nord<br />

Alle tragen schnellen Nutzen<br />

Wie Geschäftsleute das Netzwerk sehen<br />

Netzwerkteilnehmern gemeinsam<br />

geplante Ortschaftsfest<br />

sei eine gern unterstützte<br />

Feier.. Sie wird von den Anwohnern<br />

gut und gerne angenommen.<br />

„Wenn man regional eng vernetzt<br />

ist, tragen alle einen<br />

schnellen Nutzen davon, da<br />

ein schneller Informationsaustausch<br />

möglich ist, der unnütze<br />

und lange Wege erspart. Es<br />

ist wichtig, sich zu kennen und<br />

gemeinsam zu engagieren um<br />

das Klima im eigenen Stadtteil<br />

positiv zu beeinflussen“,<br />

meint Frau Freesmeyer von<br />

der Apotheke am Nol-<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

gewinnen und etwas für ihre<br />

Gesundheit tun, sondern auch<br />

einen Beitrag für die Gemeinschaft<br />

leisten: Je gestrampelte<br />

Minute ging Geld an die soziale<br />

Arbeit des Netzwerks. Die<br />

Botschaft: Gesellschaftliches<br />

Engagement lohnt sich.<br />

„Nord für Nord“ - das ist das<br />

Motto.<br />

Das Zentrum für Familien<br />

und Alleinerziehende in der<br />

Dornburger Straße 26 ist mit<br />

seinen umfangreichen Beratungs-<br />

und Kursangeboten,<br />

Elternschule, Familiencafè und<br />

Kinderbetreuung nicht nur ein<br />

wichtiger Partner, sondern hat<br />

bisher über seinen Familienservice<br />

die Netzwerksarbeit koordiniert.<br />

Nach Wegfall der<br />

Fördermittel soll nun in einer<br />

Zukunftswerkstatt Anfang<br />

2008 diskutiert werden, wie<br />

die Arbeit ehrenamtlich organisiert<br />

und die Zusammenarbeit<br />

der Partner intensiviert<br />

werden kann. Neue Ideen<br />

sind gefragt, um gemeinsam<br />

noch mehr für den Norden<br />

<strong>Jena</strong>s zu bewegen. In einem<br />

Punkt sind sich alle bereits heute<br />

einig: Das „Netzwerk für<br />

Alltagsnöte“ bringt allen etwas.<br />

Es muss weiterleben.<br />

Doreen Wolf<br />

lendorfer Hof. Sie hat die Vision<br />

einer zukünftigen Gesellschaft,<br />

in der verschieden Altersgruppen<br />

im Einklang miteinander<br />

leben. Allen gemeinsam gehe<br />

es um die Steigerung der Attraktivität<br />

des Stadtteils als Wohngebiet,<br />

in dem man sich wohlfühlt<br />

und um die Förderung des<br />

Geschäftsgebietes Nord, davon<br />

profitierten sowohl die Anwohner<br />

als auch die Geschäfte. S.W.


„Was jeder daraus macht“<br />

Stadtteilladen mehr als nur ein Treff<br />

Ein Fischer braucht ein fest<br />

geknüpftes, stabiles Netz, um<br />

gute Arbeit leisten zu können.<br />

Nicht anders, so dachten sich<br />

die Vertreter engagiert arbeitender<br />

sozialer Vereine und<br />

Initiativen in <strong>Jena</strong> Nord, muss<br />

ein Netzwerk gegen Alltagsnöte<br />

geschaffen sein. Einer<br />

von ihnen ist der Stadtteilladen<br />

„Nordkap“ in der<br />

Dornburger Straße.<br />

Kinder und Jugendliche des<br />

<strong>Jena</strong>er Nordens verbringen<br />

hier gern ihre Freizeit. Mit<br />

zahlreichen Kreativ-, Medienund<br />

Sportangeboten unterbreiten<br />

die Mitarbeiter Alternativen<br />

zum Abhängen auf<br />

der Straße. „Mit unserem<br />

Projekt „Gut drauf“ fördern<br />

wir durch Bewegung und<br />

gesunde Ernährung geistige<br />

und körperliche Fitness unter<br />

den Jugendlichen. Ungesunde<br />

Ernährung und Mangel an<br />

Bewegung sind längst mehr<br />

als nur ein mediales Problem“,<br />

erfahren wir von<br />

Torsten Kramarzcyk, Sozialarbeiter<br />

der Einrichtung.<br />

Über den Sport fände er auch<br />

Zugang zu sonst eher verschlossenen<br />

Jugendlichen.<br />

Und klar sei, dass oft die<br />

Schweigsamen ein tiefes Be-<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

dürfnis haben, über ihre<br />

Alltagsnöte zu sprechen. So<br />

geschehen im Falle von<br />

Sebastian W. Mit einem Schulabschluss,<br />

der Personalmanager<br />

die Stirne hätte runzeln<br />

lassen, fand er nicht den<br />

Mut, sich zu bewerben und<br />

auch nicht über sein Problem<br />

zu reden.<br />

Im Rahmen des vom Netzwerk<br />

veranstalteten Stadtteilfestes<br />

wurde T. Kramarzcyk<br />

für Sebastian aktiv. Er kam mit<br />

seinem Standnachbarn, einem<br />

Mitarbeiter des Bauprojektes<br />

Rautal GmbH, über ihn ins<br />

Gespräch. Ergebnis: Nach<br />

zwei Tagen durfte Sebastian<br />

sich im Unternehmen vorstellen<br />

und schließlich einen Lehrvertrag<br />

unterschreiben. Bisher<br />

haben weder Lehrmeister<br />

noch Auszubildender diese<br />

Entscheidung bereut.<br />

Das Netzwerk ist bemüht,<br />

Kontakte und Zusammenarbeit<br />

zu fördern, Strukturen<br />

zu schaffen, die solche Erfolgsgeschichten<br />

möglich machen.<br />

„Wichtig ist, was jeder<br />

Einzelne daraus macht. Und<br />

das könnte noch soviel mehr<br />

sein“, merkt Kollegin Conny<br />

Bartlau an.<br />

Heike Bödefeld<br />

DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />

Zentrum für gegenseitige Hilfe<br />

Angebote vereinen Alt und Jung<br />

Im Alltag gar nicht so selten:<br />

keine bezahlte Arbeit, wenig<br />

Geld in der Haushaltskasse,<br />

viel freie Zeit. Das Sprichwort<br />

„Zeit ist Geld“ ganz praktisch<br />

zu leben, ist jetzt im Begegnungszentrum<br />

in der Closewitzer<br />

Straße 2 möglich. Seit<br />

Januar kann durch Zeit-<br />

Tausch Geld gespart und<br />

zugleich mancher sonst nicht<br />

erfüllbarer Wunsch Wirklichkeit<br />

werden. Leistungen der<br />

gegenseitigen Hilfe werden, in<br />

Zeiteinheiten verrechnet, getauscht:<br />

suche kundigen Rat<br />

für Arbeiten am Computer,<br />

biete Näharbeiten, backe<br />

Plätzchen für die Familienfeier,<br />

brauche Unterstützung<br />

beim Malern und Tapezieren.<br />

Mitmachen kann jeder, wie<br />

auch die anderen Angebote<br />

des 1993 aus einem Projekt<br />

der <strong>Jena</strong>er Gleichstellungsstelle<br />

hervorgegangenen „Begegnungszentrum<br />

<strong>Jena</strong> e. V.“ allen<br />

offen stehen.<br />

„Generationsübergreifende<br />

Arbeit“ ist angesagt. Vor allem<br />

arbeitslose Frauen nutzen<br />

die Rechts- und Sozialberatung,<br />

fast 400 mal gab es im<br />

vergangenen Jahr individuelle<br />

Hilfe beim Bewältigen der<br />

Hartz-IV-Bürokratie. In einer<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

„Kreativwerkstatt“ wird geflochten,<br />

genäht, gemalt, es<br />

entstehen schöne Dinge aus<br />

Papier, Holz und Ton. „Lesecafe“<br />

und Bibliothek bieten<br />

Raum zum Gedankenaustausch<br />

und Schmökern. Kinder<br />

lieben den Garten am<br />

Haus und die regelmäßigen<br />

Märchenstunden, Senioren das<br />

Wandern und die Skatnachmittage.<br />

Gemeinsam organisierte<br />

Feste und Fahrten bringen<br />

Abwechslung in den Alltag.<br />

Dreißig Besucher kommen<br />

an manchem Tag zusammen,<br />

5.000 im Jahresschnitt<br />

nennt die Vereinsstatistik.<br />

Seit seinem Beitritt 2005 zum<br />

„Netzwerk für Alltagsnöte<br />

<strong>Jena</strong>-Nord“ ist das Zentrum<br />

wie alle Netzwerk-Mitglieder<br />

auch Anlaufstelle für „Vorort-<br />

Sofort-Hilfe“ in akuten Notsituationen.<br />

Die Netzwerk-<br />

Partnerschaft erbringt Unterstützung<br />

und Geld von Firmen,<br />

demnächst fürs große<br />

Frühlingsfest am 15. März<br />

zum 15. Vereinsjubiläum. wt.<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Er ist Vorsitzender der Vereine<br />

"Ein Dach für Alle" und<br />

"Evangelische Kinder- und<br />

Familientagesstätten" und in<br />

diesem Projektleiter der<br />

SAMS-Initiative. Ralf Kleist ist<br />

gewissermaßen Fachmann in<br />

Sachen Zusammenarbeit. Er<br />

sagt zum "Netzwerk für Alltagsnöte":<br />

"Das besondere am Netzwerk<br />

ist die Zusammenarbeit sozialer<br />

Vereine, Institutionen, der<br />

Einander helfen, wo immer möglich<br />

Wie ein Vereinsvorsitzender das Netzwerk sieht<br />

Stadtverwaltung und der im<br />

Wohngebiet ansässigen Wirtschaft<br />

(Heute sind bereits rund<br />

ein drittel der Unternehmen aktiv.).<br />

Hier zählt kein parteipolitischer<br />

Hintergrund, sondern<br />

nur das Argament für das<br />

Gemeinwesen. Das Netzwerk<br />

will in oftmals banal erscheinen-<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

den kritischen Alltagssituationen<br />

für den Mitbürger Hilfen anbieten.<br />

Doch vielfach geht's über's<br />

bewußte Pflaster auf die Wunde<br />

am Kinderknie hinaus.<br />

Apothekerin Frau Freesmeyer<br />

wußte wohl, das wir für die<br />

Pausenversorgung und Veranstaltungen<br />

Stehtische haben. Sie<br />

erzählte es der Direktorin der<br />

Nordschule, die dringend solche<br />

Tische für die Ausrichtung einer<br />

Feier aus Anlass des 100jährigen<br />

Bestehens benötigt. Klar helfen wir<br />

da und für die Leigabe gibt es<br />

keine Rechnung. Auch darum geht<br />

es beim Netzwerk, die gegebenen<br />

Mittel zum gegenseitigen Vorteil<br />

zu nutzen. Das jeder dem anderen<br />

hilft, unkompliziert und schnell,<br />

wo immer das möglich ist". J.H.<br />

5<br />

Ihre Meinung ist uns wichtig. Schreiben Sie uns: redaktionsteam@freenet.de


INTERNETADRESSE: www.eda.jetzweb.de<br />

6<br />

NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />

Fünfzig Mitglieder hat das<br />

„Netzwerk für Alltagsnöte“ in<br />

<strong>Jena</strong>-Nord, und eines davon<br />

befindet sich in der Merseburger<br />

Straße 27. In einem früher<br />

von russischen Soldaten<br />

bewohnten Haus hat der Verein<br />

„Ein Dach für Alle e.V.<br />

<strong>Jena</strong>“ seinen Sitz. Insgesamt<br />

gehören dem Verein in <strong>Jena</strong><br />

vier Häuser, aber hier in Nord<br />

befindet sich die Zentrale,<br />

schlägt das Herz des Vereins.<br />

Anliegen von „Ein Dach für<br />

Alle“ ist es, von Wohnungslosigkeit<br />

bedrohten oder schon<br />

wohnungslosen Menschen<br />

umfassende Hilfe zu bieten.<br />

Von Ämterberatung, ambulant<br />

betreutem Wohnen bis zur<br />

direkten Vermietung von<br />

preiswertem Wohnraum<br />

reicht dabei das Angebot. Ziel<br />

ist es dabei, die soziale Situation<br />

der Betroffenen zu stabilisieren<br />

und Eigenverantwortung<br />

zu fördern. So wird ein<br />

Leben in Gemeinschaft möglich,<br />

der Einzelne spürt, wie<br />

sehr sein Beitrag gebraucht<br />

wird.<br />

Sind finanzielle Probleme der<br />

Grund für eine Wohnungslosigkeit,<br />

hilft „Ein Dach für Alle<br />

Ziel ist es, Eigenverantwortung zu fördern<br />

Ein Dach für alle setzt im Netzwerk für Alltagsnöte auf aktive Mitarbeit<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

e.V. <strong>Jena</strong>“ mit einer Beratung,<br />

und kann den Betroffenen die<br />

Unterbringung in den städtischen<br />

Übergangswohnheimen<br />

mit unter ersparen.<br />

Aber es geht nicht nur um die<br />

Probleme der Erwachsenen.<br />

Die Kinderoase widmet sich<br />

der Betreuung und Integration<br />

des Nachwuchses im<br />

Wohnprojekt, ist aber auch für<br />

Kinder aus dem Wohngebiet<br />

geöffnet. Spielen, Kochen, Ferienfreizeit<br />

– die Liste der Angebote<br />

ist lang. Besonders zu<br />

empfehlen ist die Hausaufgabenhilfe.<br />

Von Montag bis<br />

Donnerstag, jeweils von 15 bis<br />

18 Uhr, werden Schulkinder<br />

bei ihren Hausaufgaben von<br />

einem kompetenten Betreuer<br />

unterstützt.<br />

Mehr Leser wünscht sich „Ein<br />

Dach für Alle“ für die Bibliothek.<br />

Seit April 2007 (Notausgang<br />

berichtete) wartet das<br />

stolze Angebot von 5000 Titeln<br />

auf neugierige Leser. Den<br />

extrem günstigen Jahresbeitrag<br />

kann garantiert auch ein<br />

Empfänger von ALG 2 verkraften,<br />

um dann in so manchem<br />

<strong>neue</strong>n Buch zu schmökern.<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Im Netzwerk für Alltagsnöte<br />

beteiligt sich „Ein Dach für<br />

Alle“ nach Kräften, der Verein<br />

gehört auch zu den Mitgestaltern<br />

des Stadtteilfestes.<br />

Wer sich engagieren möchte<br />

und gerne mit anpackt, dem<br />

sei eine Mitgliedschaft bei „Ein<br />

Dach für Alle“ ans Herz gelegt.<br />

Tatkräftige Hilfe ist im<br />

Verein gern gesehen.<br />

Eine erfreuliche Veränderung<br />

gab es im<br />

Dezember bei „Ein<br />

Dach für Alle“ zu<br />

feiern. Zwei <strong>neue</strong><br />

Wohnungen konnten<br />

im Haus in der Merseburger<br />

Straße an<br />

die Bewohner übergeben<br />

werden,<br />

nachdem die Bürofläche<br />

deutlich verkleinert wurde.<br />

Als Ergebnis hat sich die vermietbare<br />

Wohnfläche des Vereins<br />

um über 100 m² vergrößert.<br />

Einmal mehr konnte so<br />

die Gefahr einer drohenden<br />

Wohnungslosigkeit gebannt<br />

und den Betroffenen sicherer<br />

Wohnraum und Hilfe zur In-<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

D.H. Auch in <strong>Jena</strong> leben wieder<br />

Menschen jüdischen Glaubens<br />

- in der jüdischen Gemeinde am<br />

Allendeplatz organisiert. Bei offiziellen<br />

Anlässen und zu Gedenktagen<br />

werden sie eingeladen<br />

und freundlich begrüßt. Sie haben<br />

alle angemessenen Wohnraum<br />

und erhalten ausreichende<br />

Unterstützung zum Lebensunterhalt,<br />

solange sie keine eigenen<br />

Arbeitseinkünfte haben. Die<br />

Verständnis und Annäherung bewirken<br />

jüdische Gemeinde gibt ihnen<br />

nötige Geborgenheit.<br />

Was aber wissen wir von ihnen?<br />

Was wissen sie von uns<br />

und unserer Lebensweise? Die<br />

Fremdheit zwischen den unterschiedlichen<br />

Kulturen wird<br />

meist durch eine freundliche<br />

Gleichgültigkeit ersetzt.<br />

Räumliche nachbarschaftliche<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Wer sich selbst ein Bild von<br />

der Arbeit des Vereins machen<br />

möchte, ist zu den üblichen<br />

Sprechzeiten oder den Öffnungszeiten<br />

der Bibliothek<br />

herzlich willkommen, den<br />

Verein kenen zu lernen. Die<br />

<strong>neue</strong> Internetseite weiß dazu<br />

alle Details.<br />

Neuer Wohnraum bannt drohende<br />

Obdachlosigkeit<br />

Nähe führt kaum zu mehr<br />

Vertrautheit. Überkommene<br />

antijüdische Stereotype wirken<br />

noch immer nach und falsche<br />

Vorstellungen über jüdisches<br />

Leben bestehen fort.<br />

„Um diese Fremdheit zu<br />

überwinden, will eine Gruppe<br />

interessierter Mitbürger,<br />

unabhängig jeden Glaubens-<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Tilman Hesse<br />

tegration geboten werden.<br />

Darüber freuten sich am Tage<br />

der Übergabe an die <strong>neue</strong>n<br />

Mieter: David Rothmaler,<br />

Bauleiter, Gabriele Himmer-<br />

Storz, Geschäftsführerin Vermietung/<br />

Verwaltung und<br />

Architekt Thomas Enke (von<br />

links nach rechts).<br />

T. Hesse<br />

bekenntnisses, bessere Möglichkeiten<br />

der Begegnung zwischen<br />

Juden und Nichtjuden schaffen.<br />

Jüdisches Leben in Vergangenheit<br />

und Gegenwart soll das große<br />

Thema der Zusammenkünfte<br />

in Lobeda werden. Dabei<br />

wollen wir“, schreibt Initiatorin<br />

K. Heinze, „uns mit der Geschichte,<br />

Kultur, Religion und<br />

Lebensweise des jüdischen Volkes<br />

bewusster vertraut machen.“


Alltagsnöte sind ihr Metier<br />

Warum „HiD“ das Netzwerk braucht<br />

Fünf Jahre sind seit meinem<br />

ersten Besuch beim Verein<br />

„Hauen ist Doof“ (HiD) vergangen.<br />

Grundsätzlich hat sich<br />

an der Problematik der Gewalt<br />

von Schülern und Jugendlichen<br />

kaum etwas geändert.<br />

Die Praxis hat Heilswirkungen<br />

durch verschärfte<br />

Strafregelungen ad absurdum<br />

geführt. Nachweislich ist es<br />

immer besser, das Übel bei<br />

der Wurzel zu packen.<br />

Auch heute empfängt mich<br />

Conny Beeker, Sozialpädagogin<br />

und Mitbegründerin der<br />

Projektinitiative zur Gewaltprävention.<br />

Wer nun denkt,<br />

dass sie angesichts aktueller<br />

Diskussionen angemessene<br />

Förderung für ihre Arbeit erfährt,<br />

der irrt. Mittlerweile<br />

bestreitet sie ihre Arbeit, bis<br />

auf die Unterstützung durch<br />

eine Praktikantin und gelegentlich<br />

zur Verfügung stehender<br />

Honorarkräfte, nahezu allein.<br />

Da bleibt viel auf der Strecke.<br />

Nach wie vor konzentriert sie<br />

ihre Einflussnahme auf Kleinkinder<br />

und Grundschüler des<br />

gesamten Stadtgebietes. „Das<br />

Netzwerk für Alltagsnöte sehe<br />

ich positiv. Es hat einen sehr<br />

guten Ansatz. Wer, wie ich<br />

gewissermaßen in einem<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Eine-Frau-Betrieb arbeitet,<br />

wird bald auf Unterstützung,<br />

Vermittlung und Zuarbeit angewiesen<br />

sein. Da sehe ich die<br />

Chancen und Möglichkeiten<br />

eines solchen Verbundes.“ Das<br />

Plakat mit dem Logo hat sie<br />

deutlich sichtbar ins Fenster<br />

gehängt. Mehr Arbeit für das<br />

Netzwerk kann sie gar nicht<br />

leisten. Aber im Netzwerk<br />

sind ihre Bemühungen nicht zu<br />

ersetzen.<br />

Ihr Metier sind die Alltagsnöten<br />

unserer Jüngsten. Damit<br />

jedenfalls ist sie bestens vertraut.<br />

Sie sind oft Ursache<br />

zunehmender Gewalt von<br />

Kindern und Jugendlichen.<br />

Anliegen des Vereins „Hauen<br />

ist Doof“ ist es, die Kinder zu<br />

einem friedlichen Lösen ihrer<br />

Probleme zu befähigen. „Bei<br />

uns können Kinder lernen sich<br />

zu streiten, ohne sich weh zu<br />

tun“. Mit einfachen, spielerischen<br />

Mitteln werde der kameradschaftliche,<br />

faire Umgang<br />

miteinander geübt.<br />

Jeder hört dem anderen aufmerksam<br />

zu, ohne ihm ins<br />

Wort zu fallen. Lernt, den anderen<br />

zu akzeptieren, wie er<br />

ist, weil er selbst angenommen<br />

sein will. Darum geht es.<br />

Heike Bödefeld<br />

In Trägerschaft des Zentrums<br />

für Familie und Alleinerziehende<br />

e.V. verstehen wir uns<br />

als Kontakt- und Beratungsstelle<br />

für Kinder und Jugendliche<br />

in Notsituationen und<br />

bieten beratende und begleitende<br />

Hilfe für Eltern und<br />

Kinder bis ins junge Erwachsenenalter.<br />

Wir sind Ansprechpartner<br />

bei Verdacht auf sexuelle,<br />

psychische und/oder<br />

körperliche Gewalt, sowie<br />

schwere Vernachlässigung und<br />

sind bestrebt, die Verbindung<br />

zwischen den schrecklichen<br />

Nachrichten über Kindstötungen<br />

und Misshandlungen und<br />

den alltäglichen Nöten von<br />

Kindern herzustellen. Die<br />

Aufmerksamkeit hierfür gilt<br />

es zu schärfen, denn gerade<br />

Alltagsvernachlässigung kann<br />

der Nährboden für schwerwiegendere<br />

Probleme sein.<br />

Es ist wichtig, dass die Arbeit<br />

zeitlich nicht begrenzt ist. Uns<br />

geht es darum, die Nöte der<br />

Kinder zu verstehen und mit<br />

ihnen Stärken und Kompetenzen<br />

zur Lösung zu entwickeln.<br />

Je nach Bedarf werden die<br />

Eltern und andere Vertrauens-<br />

DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />

Kinderschutz gegen Gewalt<br />

Netzwerk-Partner<br />

stellt sich vor<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

○<br />

Anzeigen<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

personen<br />

einbezogen.<br />

U. a.<br />

bieten wir<br />

auch Antiaggressivitätstrainings<br />

an, damit die<br />

Kinder lernen, mit ihren Gefühlen<br />

und Affekten konstruktiv<br />

umzugehen.<br />

Das Team, bestehend aus 2<br />

SozialarbeiterInnen und einer<br />

Psychologin, arbeitet eng mit<br />

dem Jugendamt, welches die<br />

Finanzierung und die kostenfreie<br />

Beratung sicherstellt, sowie<br />

stationären und ambulanten<br />

Hilfen zur Erziehung,<br />

Kita‘s, Schulen u. a. Einrichtungen<br />

zusammen.<br />

Die Mitarbeit des Trägers im<br />

„Netzwerk für Alltagsnöte<br />

<strong>Jena</strong>-Nord“ ermöglicht eine<br />

intensivere Vermittlung von<br />

Hilfen. Der Strohhalm existiert<br />

seit nunmehr ca. 15 Jahren<br />

und begleitet im Monat<br />

ca. 35 Fälle individuell.<br />

Zentrum für Familie und<br />

Alleinerziehende e. V.<br />

Kinder- und Jugendschutzdienst<br />

Strohhalm<br />

Closewitzer Str. 2<br />

07743 <strong>Jena</strong><br />

Tel.: 03641/443643<br />

strohhalm@familienzentrumjena.de<br />

7


IHRE MEINUNG IST UNS WICHTIG: Strassenzeitung@gmx.net<br />

8<br />

NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />

Für manchen ist das Internet<br />

Alltag geworden. Deshalb<br />

hat sich Redaktionsmitglied<br />

Daniel Pfletscher<br />

auf die Suche nach<br />

Internetangeboten gemacht,<br />

die reale soziale<br />

Netzwerke ergänzen können,<br />

wenn es um die Bewältigung<br />

von Alltagsnöten<br />

geht.<br />

Die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Erwerbslosen-<br />

und Sozialhilfeinitiativen<br />

e.V. wurde 1991<br />

von Betroffenen, unabhängigen<br />

Initiativen, Beratungsstellen<br />

und Selbsthilfegruppen aus<br />

dem gesamten Bundesgebiet<br />

gegründet. Sie hat sich zum<br />

Ziel gesetzt, Beziehern von<br />

Sozialleistungen beim Durchsetzen<br />

ihrer Rechte und bei<br />

ihrer Selbstorganisation zu<br />

helfen. Die BAG will lokale<br />

Selbsthilfeinitiativen fördern,<br />

betreibt öffentlichkeitswirksame<br />

Aufklärungsarbeit<br />

und gibt Leitfäden heraus. Im<br />

Internet ist sie zu finden unter<br />

www.bag-shi.de. Hier erhält<br />

man Zugang zu Gesetzestexten,<br />

man kann sich über geplante<br />

Veranstaltungen wie<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Aktionstage oder Seminare informieren,<br />

nach Beratungsstellen<br />

suchen oder Material<br />

zuschicken lassen.<br />

Gut aufbereitete Informationen<br />

rund um Hartz IV, ALG<br />

II und das Sozialgesetzbuch<br />

im Volltext findet man unter<br />

www.sozialticker.com.<br />

Besonders praktisch ist der<br />

Download-Bereich, der den<br />

Nutzern eine Vielzahl von<br />

Antragsformularen und Beispiele<br />

für Widersprüche zur<br />

Verfügung stellt. Wer zum<br />

Beispiel einen Antrag zur Befreiung<br />

von der Rundfunkgebühr,<br />

zur Beihilfe für Schulmaterial<br />

oder Prozesskostenhilfe<br />

sucht, wird hier fündig<br />

und muss sich nicht durch den<br />

oft undurchdringbaren<br />

Dschungel der Ämterbürokratie<br />

schlagen. Geholfen<br />

Ein Netzwerk im Internet<br />

Hilfe zur Selbsthilfe unter www.... gesucht und gefunden<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

○<br />

Anzeigen<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

werden kann auch denen, die<br />

Widerspruch einlegen wollen,<br />

z.B. wenn die ARGE verlangt,<br />

die Mietkosten zu senken oder<br />

der monatliche Regelsatz wegen<br />

eines Krankenhausaufenthaltes<br />

gekürzt wird.<br />

Man kann viele Informationen<br />

online erhalten, wenn man<br />

weiß, wie man suchen muss.<br />

Trotzdem ist der direkte Kontakt<br />

zu anderen Betroffenen<br />

oder zu Menschen, die Rat<br />

geben können, oft unumgäng-<br />

lich. Solche Treffpunkte gibt<br />

es auch im Internet und werden<br />

Foren genannt. Ein sehr<br />

empfehlenswertes Forum findet<br />

man unter www.forumsozialhilfe.de<br />

. Nach vorheriger<br />

Anmeldung kann man<br />

hier über Hartz IV & Co. diskutieren,<br />

Erfahrungen austau-<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

schen und Kontakte knüpfen.<br />

Wie z.B. „Andrea1968“, die<br />

für einen Job ein Gesundheitszeugnis<br />

vorweisen muss, sich<br />

dieses aber nicht leisten kann<br />

und im Forum Rat sucht oder<br />

„Silke H“, die fragt, ob sie bei<br />

einer Bewerbung gesundheitliche<br />

Einschränkungen angeben<br />

muss. Komplettiert wird<br />

das Internetangebot, das seit<br />

über zehn Jahren besteht,<br />

durch einen umfangreichen<br />

Infobereich und eine gutsortierte<br />

Linkliste. Die vorgestellten<br />

Internetseiten stehen<br />

nur als Beispiele für unzählige<br />

Hilfsangebote im Internet.<br />

Auch wenn sie reale Beratungen<br />

nicht ersetzen können, so<br />

haben sie einige Vorteile. Man<br />

muss keine Termine vereinbaren,<br />

um sie in Anspruch zu<br />

nehmen, man braucht keinen<br />

Dolmetscher für das<br />

Beamtendeutsch und man ist<br />

auch nicht auf eine wohlwollende<br />

Stimmung des Gegenübers<br />

angewiesen.<br />

Daniel Pfletscher


Was wünscht man sich zum<br />

zehnten Geburtstag: teure<br />

Geschenke, eine große Party?<br />

Danach stand uns nicht der<br />

Sinn. Schnell waren wir uns im<br />

Redaktionsteam einig: Von<br />

den Gratulanten zum zehnjährigen<br />

Bestehen unserer Straßenzeitung<br />

„<strong>NOTausgang</strong>“<br />

erhofften wir uns vielmehr<br />

Anregungen, Gedankenaustausch<br />

und Kritik. Am 12.<br />

Dezember 2007, unserem<br />

„Tag der offenen Tür“, sollten<br />

diese Wünsche in Erfüllung<br />

gehen. Freimütig sprachen<br />

Vertreter von Selbsthilfegruppen<br />

und Vereinen über<br />

ihre Arbeit.<br />

„<strong>NOTausgang</strong> ist für mich ein<br />

breitgefächertes, friedliches<br />

Blatt, dass nicht polarisiert“,<br />

sagte Gabriele Himmer-Storz<br />

vom „Ein Dach für alle e.V.“.<br />

Sie vermittelte anregend Erfahrungen<br />

aus ihrer Arbeit<br />

während der Gründung der<br />

Dresdener Straßenzeitung<br />

„Drobs“: Sozialthemen an<br />

prägnanten Einzelbeispielen<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Gedankenaustausch zum Jubiläum<br />

„Tag der offenen Tür“ beim <strong>NOTausgang</strong><br />

zu verdeutlichen, sei<br />

besonders geeignet, Leser zu<br />

erreichen. Silke Aepfler vom<br />

Blinden- und Sehbehindertenverband<br />

erklärte, dass sie mit<br />

ihrem Engagement die Öffentlichkeit<br />

auf Probleme<br />

blinder Menschen aufmerksam<br />

mache, Erfahrungsaustausch<br />

ermögliche und Betroffene<br />

aus der Isolation hole.<br />

Frau xxx Prager vom „Weißen<br />

Ring“ sagte, dass es oft<br />

Scheu gäbe, Hilfe anzunehmen.<br />

Vielfach seien die Angebote<br />

wenig bekannt. Daran<br />

könne ein Artikel im „<strong>NOTausgang</strong>“<br />

etwas ändern. Sabine<br />

Klaus dazu: „Nach einem<br />

Beitrag über unsere Borreliose-Selbsthilfegruppe,<br />

rief<br />

mich eine Frau erleichtert an<br />

und sagte, endlich habe sie einen<br />

Ansprechpartner für ihr<br />

Problem gefunden.“<br />

Die Selbsthilfegruppen seien<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

immer sehr stolz, wenn über<br />

sie im „<strong>NOTausgang</strong>“ geschrieben<br />

wird, wusste Frau<br />

Gabriele Wiesner von der<br />

IKOS zu berichten.<br />

„Es wäre doch interessant,<br />

wenn solche Treffen, wie das<br />

heutige, die Regel würden.<br />

Der Gedankenaustausch habe<br />

für alle Informationsgewinn<br />

gebracht, nicht nur für die<br />

Redaktion. Auch die Vereine<br />

und Selbsthilfegruppen bekamen<br />

wertvolle Anregungen für<br />

ihre Arbeit vermittelt. Am<br />

Ende waren sich alle einig:<br />

<strong>NOTausgang</strong> ist wichtig und<br />

wird gebraucht in unserer<br />

Stadt. Deshalb zollten die<br />

Gesprächsteilnehmer auch<br />

den Straßenzeitungsverkäufern<br />

ihren Respekt. Sich bei<br />

Wind und Wetter auf die Straße<br />

zu stellen, sich anhören zu<br />

müssen, was mancher unbedacht<br />

sagt, nötige Achtung ab.<br />

DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />

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Allgemeiner Tenor: Ob Straßenzeitungsverkauf<br />

oder<br />

Selbsthilfegruppen-Arbeit –<br />

Es gehöre einiges dazu, sich<br />

zu seiner Not zu bekennen,<br />

aus der Not heraus aktiv zu<br />

werden, um sich selbst und<br />

damit anderen zu helfen. Auch<br />

bei Durststrecken Beharrungsvermögen<br />

zu zeigen – das<br />

verdiene öffentliche Anerkennung.<br />

„<strong>NOTausgang</strong>“ kann<br />

hier seinen Beitrag leisten: Es<br />

sei immer wieder nötig, das<br />

Interesse an sozialen Themen<br />

wach zu halten, Schieflagen<br />

kritisch zu benennen, Auswege<br />

aufzuzeigen. Einen interessanten<br />

Denkanstoß gab Pfarrer<br />

Dr. Karl-Heinz Ducke: Er<br />

empfahl, das Wort „Helfen“<br />

zu vermeiden. „Begleiten“ sei<br />

besser. „Helfen“ unterstelle:<br />

„Du kannst es nicht. Ich weiß,<br />

was Dir gut tut. Begleiten signalisiert:<br />

Ich nehme dich mit<br />

Deinem Ziel ernst - und mache<br />

es für deine Wegstrecke zu<br />

meinem Ziel.“<br />

Das Redaktionsteam<br />

9


10<br />

NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />

Der Begriff Lotse für die<br />

Begleiter im Netzwerk der<br />

SuchtSelbstHilfe scheint<br />

trefflich gewählt. Dieses<br />

Netzwerk will der Fachverband<br />

Drogen und Rauschmittel<br />

e.V. knüpfen. Im Dezember<br />

erhielten Selbsthilfegruppen,<br />

Suchtkliniken<br />

und Sozialdienste in Thü-<br />

ringen die Einladung zur<br />

Mitwirkung an dem Selbsthilfe-Modellprojekt<br />

zur<br />

Rückfallprävention nach<br />

stationärem Klinikaufenthalt.<br />

In der Seefahrt ist in<br />

Deutschland ein erfahrener<br />

Nautiker mit mehrjähriger<br />

praktischer Erfahrung Lotse,<br />

der bestimmte Gewässer<br />

so gut kennt, dass er die<br />

Führer von Schiffen sicher<br />

durch Untiefen, vorbei an<br />

Schifffahrtshindernissen<br />

und dem übrigen Schiffsverkehr<br />

geleiten kann. Sie<br />

üben ihre Tätigkeit als Berater<br />

des Kapitäns eines<br />

Schiffes aus.<br />

Wie der Nautiker kundig ist<br />

der Untiefen bestimmter Gewässer,<br />

ist der abstinent lebende<br />

Alkoholiker kundig der<br />

Gefahren und Anfechtungen,<br />

der Stolpersteine auf dem<br />

Weg in eine zufriedene Abstinenz.<br />

„Nach einer Akutbehandlung<br />

(Entzug - Entgiftung)<br />

gelingt es Suchtkranken<br />

nur manchmal, sich so weit zu<br />

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„Hilf einem anderen Menschen in seinem Boot über den Strom...“<br />

Experten aus Selbsthilfegruppen gefragt<br />

stabilisieren, dass sie ihre Probleme<br />

im Zusammenhang mit<br />

der Abhängigkeit ohne Unterstützung<br />

in den Griff bekommen“,<br />

sagt Suchtreferentin<br />

Marina Knobloch zum Ansatz<br />

des Projekts. „Viele können<br />

sich in der Regel (noch) nicht<br />

für eine Mitarbeit in einer<br />

Selbsthilfegruppe entscheiden,<br />

geschweige denn für medizinische<br />

Rehabilitation oder Unterstützung<br />

im Suchthilfenetzwerk.<br />

Dies hat häufig zur Folge,<br />

dass der Abhängigkeitskranke<br />

sehr rasch wieder in<br />

sein altes Suchtverhalten zurückfällt<br />

und einer erneuten<br />

stationären Akutbehandlung<br />

bedarf.“ Und die ist kostenintensiv.<br />

Das Projekt stellt diesem Personenkreis<br />

mit stabil abstinent<br />

lebenden Suchtpatienten Lot-<br />

sen an die Seite, die sie unterstützen<br />

und auf dem Weg in<br />

ein zufriedenes Leben ohne<br />

Alkohol begleiten wollen. „Sie<br />

sollen und können nicht therapieren“,<br />

führt M. Knobloch<br />

aus. Lotsen seien Sucht erfahrene<br />

Experten aus Selbsthilfegruppen,<br />

die mit kleinen abgestimmten<br />

Unterstützungen<br />

freiwillig und ehrenamtlich<br />

helfen können. Die Potsdamer<br />

Erfahrungen mit diesem<br />

Modell besagen, dass in manchen<br />

Fällen viel geholfen sei,<br />

wenn es gelingt, die Zahl der<br />

„Abstürze“ nach einem stationären<br />

Aufenthalt zu verringern<br />

und die Folgen von<br />

Rückfällen zu mindern.<br />

Schon die ersten Reaktionen<br />

auf die Einladung zur Mitar-<br />

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beit lassen hoffen, dass es gelingt,<br />

auch für Thüringen ein<br />

solches Netzwerk zu knüpfen.<br />

Interesse haben sowohl Mitglieder<br />

von Selbsthilfegruppen,<br />

Selbsthilfegruppen und<br />

Ansprechpartner aus Kliniken<br />

bekundet. Die sollen partnerschaftlich<br />

zusammenarbeiten<br />

Hilf einem anderen Menschen<br />

in seinem Boot über den<br />

Strom - dann wirst auch Du<br />

das andere Ufer erreichen.<br />

Willy Meurer<br />

und vereinbaren mit dem Klienten<br />

ein Unterstützungsangebot<br />

im Sinne einer Kurzintervention<br />

nach Akutbehandlung<br />

in der Klinik.<br />

Ziel der Netzwerkarbeit ist es,<br />

mehr suchtkranke Menschen<br />

zu erreichen, sie gesundheitlich<br />

zu stabilisieren, Rückfälle und<br />

deren Folgebehandlungen zu<br />

verringern und eine Teilhabe<br />

am Leben der Gesellschaft zu<br />

erleichtern beziehungsweise<br />

vorzubereiten.<br />

Das Projekt spricht zur Mitarbeit<br />

als Lotsen Sucht Erfahrene<br />

an, die mindestens 2 Jahre<br />

abstinent leben, einer<br />

Selbsthilfegruppe angehören<br />

und die Bereitschaft zur Fortbildung<br />

und aktiven Mitarbeit<br />

im Netzwerk zeigen. Aber<br />

auch Angehörige von Suchtkranken<br />

mit entsprechendem<br />

Hintergrund sind zum Mitwirken<br />

aufgerufen..<br />

„Spezifische Schulungen, die<br />

wir Anfang März beginnen,<br />

werden die Bereitwilligen auf<br />

die Lotsentätigkeit vorberei-<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

ten. Regelmäßige Praxisberatungen<br />

sollen helfen Probleme<br />

rechtzeitig zu erkennen um ihnen<br />

entgegenwirken zu können.“<br />

Der Lotse selbst wird<br />

durch die Koordinierungstelle<br />

des Projekts notwendige<br />

Unterstützung erfahren. In der<br />

Schulung wird natürlich auch<br />

über Maßnahmen des Selbstschutzes<br />

der Lotsen informiert.<br />

Joachim Hennig<br />

Kontakt:<br />

Fachverband Drogen und<br />

Rauschmittel e.v.<br />

Büro für Suchthilfe<br />

Ansprechpartnerin:<br />

Marina Knobloch<br />

Dubliner Straße 12<br />

99091 Erfurt<br />

Tel.: 03613461746<br />

Wie ich das sehe<br />

Damals hatte ich längst nicht<br />

alles begriffen, was Frau<br />

Oberarzt Bauer so sagte. Es<br />

ist nun schon Jahre her. Ein<br />

Satz aber hat meinen Weg<br />

seither begleitet: „Du schaffst<br />

es, doch nicht allein.“ Deshalb<br />

bemühe ich mich um Kontakt<br />

zu Leidensgefährten. Es tut<br />

mir gut, über meine Probleme<br />

zu reden und zu erfahren,<br />

wie andere mit damit fertig<br />

werden, ohne Alkohol zu<br />

leben. Manchmal habe ich mir<br />

einen Freund, Begleiter oder<br />

Lotse gewünscht. Gut, ich<br />

durfte ihn immer wieder finden.<br />

Weil ich weiß, wie nützlich<br />

er mir war, interessiere ich<br />

mich für dieses Projekt .<br />

Klaus L.<br />

Mitglied eines<br />

Selbsthilfevereins in<br />

<strong>Jena</strong>


„Neues Glück mit totem<br />

Model“ verspricht das<br />

<strong>neue</strong>ste Stück der Wahl-<br />

Berlinerin mit Freiburger<br />

Geburtsurkunde Rebekka<br />

Kircheldorf. Die absolute<br />

Freiheit als Hauptgewinn<br />

einer Jahresendlotteri im<br />

Lande X verspricht eine<br />

„<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong> <strong>Welt</strong>!“<br />

Am Vorabend der Premiere<br />

trafen wir uns im Theatercafe<br />

mit den beiden Theaterleitern<br />

Regisseur Markus Heinzelmann<br />

und Chefdramaturg<br />

Martin Wigger. Um Anspruch<br />

und Wirklichkeit der Spielzeit<br />

2007/08 rankte sich das Gespräch<br />

um die „<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong><br />

<strong>Welt</strong>!“, von der die Theatermacher<br />

dem <strong>Jena</strong>er Publikum<br />

gleich acht als (<strong>Welt</strong>)-Uraufführungen<br />

verhießen.<br />

Markus Heinzelmann: Unsere<br />

Intention für die laufende<br />

Spielzeit ist, mittels fiktiver<br />

<strong>Welt</strong>konzepte (Utopien) unsere<br />

Lebenswirklichkeit zu hinterfragen.<br />

In der Folge der<br />

Inszenierungen regen wir aus<br />

ganz unterschiedlichen Richtungen<br />

an, unterhalten, lösen<br />

Diskurs und Diskussionen aus.<br />

Im Spiel erteilen wir Utopien<br />

Wirklichkeit. Das macht Lust<br />

auf Theater und wirft gleichzeitig<br />

die Frage auf, ob wir diese<br />

wirklich leben wollen.<br />

Martin Wigger: Als wir am<br />

<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong> <strong>Welt</strong><br />

So viel Uraufführung war am Theaterhaus noch nie<br />

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Theatersaison der zweiten Wirklichkeit<br />

Unsere <strong>Welt</strong> neu erfunden und exemplarisch vorgeführt<br />

Konzept der Spielzeit arbeiteten,<br />

war die Diskussion um<br />

virtuelle <strong>Welt</strong>en mit „Second<br />

Life“ im vollen Gange. Was<br />

heute medial bedeutungslos<br />

erscheint - bleibt als literarischer<br />

Vorwurf spannend.<br />

Unser Spiel geht davon aus,<br />

dass es diese <strong>Welt</strong>en real gibt,.<br />

es denkt unsere Wirklichkeiten<br />

neu. Das gibt uns die Chance,<br />

völlig <strong>neue</strong> Entwürfe zu planen,<br />

Alternativen zu leben.<br />

Nehmen wir das Gegebene<br />

als Veränderbares, greifen wir<br />

Martin Wigger<br />

ein und werden von daher<br />

politisch, widmen uns<br />

politisc.hen Themen.<br />

Markus Heinzelmann:<br />

Das <strong>Jena</strong>er Publikum hat sich<br />

an sein Theater mit eigenem<br />

Ensemble gewöhnt. Die Uraufführungen<br />

und unsere<br />

Spielweise ziehen überregio-<br />

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○<br />

nale Aufmeksamkeit auf die<br />

Stadt.. <strong>Jena</strong> hat ein aufgeschlossenes<br />

und interessiertes<br />

Makus Heinzelmann<br />

Publikum mit ganz eigener<br />

Identität. Das ist ein Konglomerat<br />

aus produktiv-konstruktivem<br />

Schöpfertum, akademischer<br />

Gelehrtheit und<br />

unbändiger Neugier.<br />

Martin Wigger: Das war der<br />

Grund, warum es mich an das<br />

Theaterhaus <strong>Jena</strong> zog. Es hat<br />

den Ruf, dass hier Raumist für<br />

Neues. Wir wollen Theater<br />

neu entdecken und etablierte<br />

traditionelles Theater überwinden..<br />

Wenn, dann findet<br />

Neues in den Nischen oder<br />

am Rande der Großstädte<br />

statt. In <strong>Jena</strong> ist das anders.<br />

Dennoch, eines hat mich überrascht.<br />

Stücke mit einer guten<br />

Portion Unterhaltung (Second<br />

Life) stehen höher im<br />

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Kurs als eben „Knock out“<br />

oder „Bagdad Burning“. Alle<br />

samt hoch in der Kritikergunst.<br />

Kritiker Lob oder Tadel<br />

haben eben nur bedingt<br />

Einfluss auf Zuspruch und<br />

Besucherströme.<br />

Markus Heinzelmann:<br />

Auch Millionen Marienhof-<br />

Enthusiasten können irren.<br />

Bestimmt sogar. Das Ganze<br />

hat weiterreichende Dimensionen.<br />

Geben wir jungen<br />

Künstlern nicht auch deshalb<br />

eine Chance, damit wir in 100<br />

Jahren neben Goethe auch<br />

jene spielen können, die mit<br />

ihrer Arbeit heute - Zeugnis<br />

vom Denken und Fühlen unserer<br />

Tage geben? Ihre Stücke<br />

haben qualitativ-inhaltlich und<br />

literaisch-ästhetisch den Weg<br />

auf die Bretter verdient. Sie<br />

brauchen den Vergleich mit<br />

Klassikern nicht zu scheuen.<br />

Martin Wigger: Unser Publikum<br />

würdigt, wie das Ensemble<br />

mit den Stoffen umgeht<br />

und sie sich zu eigen<br />

macht.<br />

Aufgeschrieben und<br />

Fotos(2): Joachim Hennig<br />

11


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12<br />

<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong> <strong>Welt</strong><br />

Weiß die Wissenschaft, welche Formel den Menschen wirklich glücklicher macht?<br />

Passend zum Jahr der Wissenschaft<br />

in <strong>Jena</strong> hat am<br />

7. Februar am Theaterhaus<br />

<strong>Jena</strong> Maxim Gorkis<br />

»Kinder der Sonne« in einer<br />

Neuübersetzung des<br />

bekannten Dramatikers<br />

Werner Buhss Premiere.<br />

Die Gegenwart von Gorkis<br />

Helden (das Stück entstand<br />

1905, also im Vorfeld der<br />

großen russischen Revolutionen,<br />

die eine <strong>neue</strong> Zukunft<br />

einläuten sollten) ist trist,<br />

ärmlich und hoffnungslos.<br />

Die Menschen verängstigt,<br />

verwirrt, leidend.<br />

Deshalb setzt der Chemiker<br />

Protassow alle Hoffnungen<br />

auf die Zukunft und macht<br />

sich daran, einen <strong>neue</strong>n Menschen<br />

zu entwickeln. Mutig,<br />

schön und frei soll er sein.<br />

Ausgerechnet in Russland,<br />

dem Land der schweren Seelenstimmung.Nichtsdestotrotz:<br />

Tag für Tag steht Chemiker<br />

Protassow am Reagenzglas<br />

und entzündet den<br />

Bunsenbrenner. Synthetisches<br />

Eiweiß soll ihm den ersten<br />

Schritt zur Lösung bringen<br />

– damit der Mensch glücklich<br />

und strahlend werde,<br />

eben ein Kind der Sonne!<br />

Doch die Versuche sind anstrengend,<br />

und die Zeit läuft<br />

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Kinder der Sonne<br />

Der Erschaffung des Menschen 2. Teil<br />

davon. Natürlich auch das<br />

Geld: das Haus ist bereits<br />

verkauft, das letzte Vermögen<br />

des großbürgerlichen<br />

Haushalts gerät ins Wanken.<br />

Und um Protassow lauter<br />

Menschen, die offenbar<br />

selbst eine gehörige Portion<br />

des <strong>neue</strong>n Glücks-Gens<br />

dringend nötig hätten. Hier<br />

kann man noch ordentlich<br />

mitfühlen und –leiden, wir<br />

sind ja im tiefen Russland<br />

zur Zeit Gorkis: zusammen<br />

mit Protassows Frau Jelena<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

und seiner Schwester Lisa,<br />

dem Tierarzt Tschepurnoi<br />

und dessen Schwester Melanja<br />

und dem Maler Wagin.<br />

Keiner scheint sich freiwillig<br />

von seinem Lebensschmerz<br />

befreien zu wollen – stattdessen<br />

taucht man ein in Nicht-<br />

Geglücktes und Verlorenes.<br />

Natürlich liebt fast jeder den,<br />

von dem man weiß, dass er<br />

ihn bestimmt niemals bekommen<br />

wird. Nur Protassow<br />

hält eisern fest an seiner<br />

Idee eines rundum zufriede-<br />

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nen Menschen. Wann wird<br />

sein Experiment gelingen?<br />

Über hundert Jahre alt sind<br />

Maxim Gorkis KINDER<br />

DER SONNE, an seiner<br />

Aktualität aber hat das Stück<br />

nichts eingebüßt, ganz im<br />

Gegenteil: ungeachtet des<br />

historischen Hintergrunds<br />

geht es heute vor allem der<br />

Frage nach, wie sich Mensch<br />

und Wissenschaft zueinander<br />

verhalten.<br />

Gibt es im Diktat von Entwicklung<br />

und Fortschritt<br />

noch Platz für menschliche<br />

Belange? Weiß die Wissenschaft,<br />

welche Formel den<br />

Menschen wirklich glücklicher<br />

macht? Braucht der<br />

Mensch nicht auch den<br />

Schmerz, das heißt, einfach<br />

nur das Menschsein?<br />

Regie führt der Künstlerische<br />

Leiter des Theaterhauses<br />

<strong>Jena</strong> Markus Heinzelmann.<br />

Es spielt das gesamte Theaterhaus-Ensemble<br />

mit Bernhard<br />

Dechant, Julian Hackenberg,<br />

Roman Haselbacher,<br />

Zoe Hutmacher, Ralph<br />

Jung, Renate Regel, Saskia<br />

Taeger, Gunnar Titzmann.<br />

Für Bühne und Video zeichnet<br />

Jan Müller verantwortlich,<br />

für die Kostüme Anne<br />

Buffetrille.<br />

Musik: Vicki Schmatolla


Theaterspektakel zur Kulturarena <strong>Jena</strong> 2008 in Zusammenarbeit mit <strong>Jena</strong>Kultur<br />

Alles ist gut »im Jahre 632<br />

nach Ford«. Stabilität, Frieden,<br />

Freiheit! Die schöne<br />

<strong>neue</strong> <strong>Welt</strong> ist eine sorgenfreie,<br />

konsequent verwirklichteWohlstandsgesellschaft,<br />

in der alle Menschen<br />

am Luxus teilhaben,<br />

in der Unruhe, Elend und<br />

Krankheit überwunden<br />

sind. Menschen werden<br />

hier nicht mehr geboren,<br />

sondern im Brut- und<br />

Normcenter je nach benötigten<br />

Typen gezüchtet.<br />

Ganz nach dem jeweiligen<br />

Bedarf werden sie für ihr<br />

Leben konditioniert: Außer<br />

den Angehörigen der<br />

Alpha-Kaste, den intelligentesten<br />

der gezüchteten<br />

Menschen, haben alle eine<br />

vorbestimmte Aufgabe.<br />

Eine allwissende <strong>Welt</strong>regierung<br />

wacht schützend<br />

über die genormte Sorglosigkeit.<br />

So sind alle glücklich<br />

und zufrieden mit dem, was<br />

sie haben: das Leben besteht<br />

neben der Arbeit nur aus<br />

Party, Sex, Konsum und<br />

Drogen. Für alle Altersschichten<br />

gibt es als Ablenkung<br />

von ernsthaften Gedanken<br />

endloses, vom Staat<br />

gesponsertes Sporttreiben<br />

und Unterhaltungsprogramm.<br />

Denn Individualis-<br />

<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong> <strong>Welt</strong><br />

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<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong> <strong>Welt</strong><br />

Nach dem gleichnamigen Roman von Aldous Huxley<br />

mus wird in dieser Gesellschaft,<br />

die ein genormtes<br />

Glück garantiert, als „asozial“<br />

betrachtet. Romantische<br />

Liebe, Poesie, Religion gelten<br />

als überholte Relikte einer<br />

vergangenen Zeit. Jeder,<br />

der danach auf der Suche ist,<br />

wird als »Wilder« angesehen.<br />

In einem großen Spektakel<br />

begibt sich das <strong>Jena</strong>er Theaterhaus-Ensemble<br />

zum Abschluss<br />

der Spielzeit 2007/<br />

2008, die fast ein Jahr lang<br />

unter diesem Motto stand,<br />

mitten hinein in Huxleys<br />

SCHÖNE NEUE WELT.<br />

Was ist an der wohl bekanntesten<br />

Utopie aus der ersten<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

heute Realität? Was liegt<br />

weiterhin in ferner Zukunft?<br />

Auch diesmal liegt das Theaterspektakel<br />

zur Eröffnung<br />

der Kulturarena in den bewährten<br />

Händen des Teams<br />

Heinzelmann, Wickert, Buffetrille<br />

und Schmatolla, die<br />

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Das Ensemble des<br />

Theaterhauses hat<br />

sich schon einmal<br />

startklar gemacht<br />

für die vielgestaltigeEntdeckungsreise<br />

unter dem Motto:<br />

„<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong><br />

<strong>Welt</strong>“.<br />

Doch ehe es hinaus<br />

auf den Theatervorplatz<br />

zum ARE-<br />

NA-SommerSpektakel<br />

geht, stehen<br />

noch aufregende<br />

Entdeckungen im<br />

Hause an.<br />

Fotos(2): Theaterhaus<br />

bereits JOHANNA, DIE<br />

DREIGROSCHENOPER<br />

und DIE ORESTE auf dem<br />

Theatervorplatz zur Aufführung<br />

gebracht haben.<br />

Regie führt Markus Heinzelmann,<br />

die Bühne entwickelt<br />

Gregor Wickert, die Kostüme<br />

Anne Buffetrille und<br />

Sandra Rosenstiel.<br />

Musik Vicki Schmatolla.<br />

Dramaturgie: Christin Bahnert<br />

Texte: Theaterhaus<br />

13


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○<br />

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14<br />

JTC-Premiere die Erste 2008<br />

Amoklauf mein Kinderspiel<br />

JTC mit erster großer Inszenierung<br />

„Amoklauf mein Kinderspiel“<br />

von Thomas Freyer<br />

Jugendliche, denen der Boden<br />

unter den Füßen wegrutscht,<br />

Eltern, die mit sich selbst beschäftigt<br />

sind oder immer nur<br />

zum Mithalten auffordern, ein<br />

Verhältnis zu Lehrern, das von<br />

Macht und Ohnmacht geprägt<br />

ist ...<br />

Zwischen den Fronten:<br />

Sprachlosigkeit.<br />

Aber die Gedanken sind frei!<br />

So entsteht ein Plan im Kopf:<br />

Sich einmal Luft machen, den<br />

Weg frei schießen, alles platzen<br />

lassen! Dort, wo immer<br />

noch alles nach den ewig alten<br />

Regeln abläuft: in der<br />

Schule.<br />

Go! Go! Go! Storm the front!<br />

Das Stück erzählt von der<br />

Sehnsucht, gehört und ernst<br />

genommen zu werden, gemeinsam<br />

ein Ziel zu haben.<br />

Aufgestaute Wut bringt drei<br />

Jugendliche dazu, eine Grenze<br />

zu überschreiten. Zwischen<br />

Kinderspielen, Ego-Shooter-<br />

Fantasien und wilder Entschlossenheit<br />

entsteht ein<br />

Amoklauf-Szenario, das sich<br />

zu dem Bild eines Jugend-<br />

Aufstandes ausweitet.<br />

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<strong>Schöne</strong> <strong>neue</strong> <strong>Welt</strong><br />

In Erfurt, Emsdetten, Tuusula<br />

(Finnland), Köln wurden<br />

Schulen zu Krisenherden. In<br />

Paris brannten ganze Straßenzüge<br />

– wir wollen nicht aufhören,<br />

darüber zu reden!<br />

Regie führt die <strong>neue</strong> Leiterin<br />

des Jugendtheaterclubs Susanne<br />

Harkort.<br />

Es spielen: Anna Dietzsch,<br />

Theresa Ehrenberg, Tim Feige,<br />

Michaela Knauer, Anne-<br />

Marja Lützkendorf, Paula<br />

Perschke, Juliane Spaniel, Bernadette<br />

Strobl, Helen Winkler.<br />

Die Bühne entwirft Mario<br />

Müller, die Kostüme Anke<br />

Kalk.<br />

Premiere: Donnerstag,<br />

28.02.08, 20 Uhr<br />

Wegen der Brisanz des Themas<br />

bietet das Theaterhaus im<br />

Anschluss an die Vorstellungen<br />

Publikumsgespräche an .<br />

Foto: Privat<br />

Text: A. H.


Lisa McLean, Geschäftsführerin<br />

des INSP, stellte auf der Jahrestagung<br />

des Bundesverbandes<br />

sozialer Straßenzeitungen in<br />

Berlin das weltweit operierende<br />

Netzwerk der Straßenzeitungen<br />

und seine Arbeit vor:<br />

„Ich wurde gebeten, hier einen Beitrag<br />

zum Thema „ Straßenzeitungen<br />

in der weltweiten<br />

Armutsbekämpfung“ zu präsentieren.<br />

Das Wort „Bekämpfung“/<br />

„Kampf“ ist ein sehr starker Begriff,<br />

aber ich denke dadurch wird die Intensität<br />

unserer Gefühle zum Ausdruck<br />

gebracht, die wir bei dem<br />

Thema „Armut“ haben – es ist eine<br />

Schande, dass in unserer Zeit nach<br />

wie vor Wohnungslosigkeit existiert,<br />

dennoch erleben Millionen<br />

von Menschen Tag täglich<br />

Wohnungslosigkeit in vielen Städten<br />

weltweit. Manchmal denke ich,<br />

die statistischen Werte müssten uns<br />

eigentlich total entmutigen und uns<br />

das Gefühl der Ohnmacht geben,<br />

dass wir nichts tun können. Aber<br />

wenn jede/r von uns nur eine kleine<br />

Sache umsetzt könnten wir<br />

Wohnungslosigkeit ein für alle mal<br />

beenden.<br />

Die Straßenzeitungsidee ist ein effektiver<br />

Weg, dieses soziale und<br />

ökonomische Problem in Angriff<br />

zu nehmen und Straßenzeitungen<br />

bieten sehr praktische und bedeutungsvolle<br />

Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />

in unseren Städten<br />

und Gemeinden.<br />

Das Internationale Netzwerk,<br />

INSP, startete 1994 als eine kleine<br />

Gruppe von Straßenzeitungen, die<br />

meisten aus Europa. Inzwischen<br />

sind es 80 Straßenzeitungen aus 34<br />

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DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />

Lisa McLean zum Anliegen und Anspruch des INSP:<br />

Straßenzeitungsidee ist ein effektiver Weg<br />

Ländern, von Deutschland bis<br />

Australien und von Kenia bis Argentinien.<br />

Ich denke, es ist ein Beweis<br />

für die Stärke und Qualität des<br />

Straßenzeitungsmodells, dass<br />

dadurch immer noch Unterstützung<br />

für Menschen geleistet wird,<br />

die von Wohnungslosigkeit und<br />

Armut betroffen sind – und die Bewegung<br />

wächst auch immer noch<br />

weiter. Schätzungsweise 250.000<br />

Menschen wurde durch das<br />

Beschäftigungsangebot von<br />

Straßenzeitungen geholfen, unmittelbar<br />

und schnell wieder für sich<br />

selbst und ihre Familien zu sorgen<br />

und durch die letzten INSP<br />

Mitgliedszeitungen in Kenia, Sambia<br />

und Äthiopien wird diese Zahl<br />

weiter steigen.<br />

Aber, wie wir wissen, sind Straßenzeitungen<br />

weit mehr als nur<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten, sie<br />

verhelfen redaktionellen Meinungen<br />

zu einer Öffentlichkeit, die man<br />

in den traditionellen Medien vermissen<br />

muss, dazu sind auch redaktionelle<br />

Beiträge und Kunstwerke<br />

von Verkäufern zu rechnen. Viele<br />

Straßenzeitungen bieten darüber<br />

hinaus Bildungs- und Trainingsprogramme<br />

an wie zum Beispiel<br />

Alphabetisierungskurse, Rechtsberatung<br />

, Haushaltstraining und<br />

Straßenfußball. Eine Stärke von<br />

Straßenzeitungen ist meiner Meinung<br />

nach, dass wir wie andere Organisationen<br />

und Unternehmen<br />

auch wissen, wie entscheidend es<br />

ist, unsere Angebote und Produk-<br />

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Lisa McLean (links) im Gespräch<br />

mit Liane Kämper-Gomotzow<br />

vom Donaustrudl, Regensburg<br />

Foto: J. Hennig<br />

te immer wieder so anzupassen<br />

und zu verändern, dass sie sowohl<br />

unsere Verkäufer als auch unsere<br />

Leser am besten bedienen.<br />

Ein Resultat davon ist, dass viele<br />

Straßenzeitungen auch außerhalb<br />

oder neben der strikten Linie des<br />

Kerngeschäfts Projekte aufbauen;<br />

diese sind sehr zahlreich und vielfältig<br />

in der Art der Angebote.<br />

Dieses Jahr bei unserer Jahreskonferenz<br />

in Polen vergaben wir<br />

einen speziellen „Straßenzeitungs-<br />

Leistungspreis“. Damit wollten wir<br />

besonders erfolgreiche Straßenzeitungsprojekte<br />

weltweit auszeichnen<br />

und auch den Straßenzeitungen,<br />

die helfen das Leben von<br />

Millionen von Verkäufern und Lesern<br />

zu verändern, besondere Bedeutung<br />

beimessen.“ Beispielhaft<br />

stellte sie u.a. das Projekt der<br />

Straßenzeitung Trott-war, Stuttgart<br />

vor:<br />

„Im Mai 2006 entschied die<br />

Straßenzeitung Trott-war, ihre Aktivitäten<br />

noch zu erweitern durch<br />

das Angebot einer alternativen<br />

Stadtführung von Stuttgart.<br />

Die zweistündige Tour, die<br />

durchaus mehrere Male pro Woche<br />

angeboten wird, wird von einem<br />

Verkäufer durchgeführt. Dabei<br />

zeigt er den Besuchern Brennpunkte<br />

der Stadt und andere Anlaufstellen<br />

und Einrichtungen für<br />

Wohnungslose und Suchtkranke.<br />

Die Tour macht Spaß und ist interessant,<br />

aber gleichzeitig erfahren<br />

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dabei die Teilnehmer auch, dass<br />

Stuttgart nicht nur eine Stadt von<br />

Luxus, Reichtum und Einkaufszentren<br />

ist, sondern auch eine Stadt<br />

in der es soziale Probleme und Armut<br />

gibt. Die Teilnehmer bekommen<br />

so einen <strong>neue</strong>n Blick auf die<br />

Stadt, auf das Leben in ihrer Stadt.<br />

Das Projekt ist für einen Verkäufer<br />

ein Job, mit dem er Geld verdient<br />

und die Möglichkeit hat, <strong>neue</strong> Fähigkeiten<br />

dazu zu gewinnen. Außerdem<br />

wird durch die Werbemittel,<br />

mit denen die Tour beworben<br />

wird, die Aufmerksamkeit und<br />

die Bewusstheit bezüglich Armut<br />

und Wohnungslosigkeit erhöht.<br />

Wie von selbst geschieht dies natürlich<br />

auch dadurch, dass die Gruppen<br />

sehr sichtbar bei den Rundgängen<br />

durch die Stadt sind....“<br />

„Netzwerkarbeit geschieht selbstverständlich<br />

auch auf internationaler<br />

Ebene. Um die Idee der Straßenzeitungen<br />

und ihre Bewegung als<br />

ein Instrument der Armutsbekämpfung<br />

einer großen Öffentlichkeit<br />

bekannt zu machen und<br />

um sicher zu stellen, dass die Stimme<br />

der Straßenzeitungen in der globalen<br />

Armutsdiskussion gehört<br />

wird, wurde INSP Mitglied der<br />

Vereinten Nationen und unser<br />

Ehrenpräsident repräsentiert INSP<br />

beim <strong>Welt</strong>sozialforum. Durch diese<br />

Veranstaltungen erhalten externe<br />

Organisationen die Gelegenheit<br />

unsere Arbeit kennen zu lernen<br />

und umgekehrt. Wir sollten unsere<br />

Zusammenarbeit fortsetzen,<br />

unsere Fähigkeiten nutzen, die wir<br />

haben, um die bestmöglichen Programme<br />

und Aktivitäten gegen<br />

Wohnungslosigkeit und Armut zu<br />

entwickeln. Wir haben heute gesehen,<br />

wie kreativ Straßenzeitungen<br />

sind und welch wichtige Rolle sie<br />

spielen zusammen mit ihren Partnern<br />

in ihrem Bemühen,<br />

Wohnungslosigkeit und Armut zu<br />

mindern. Ich hoffe, wir werden dies<br />

weiterhin tun bis eines Tages diese<br />

Probleme tatsächlich der Vergangenheit<br />

angehören.“<br />

Übersetzung: Beatrice Gerst<br />

15<br />

IHRE MEINUNG IST UNS WICHTIG: Strassenzeitung@gmx.net


16<br />

NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />

Was haben Michael Ballack<br />

und Torsten Meiners gemeinsam?<br />

Beide spielen in der deutschenFußballnationalmannschaft.<br />

Doch was unterscheidet<br />

sie? Ballack wohnt in einem<br />

komfortablen Haus in<br />

London, Meiners in einem<br />

Park in Hamburg. Für Michael<br />

Ballack war der Umzug in<br />

die alten Bundesländer der<br />

Anfang einer einzigartigen<br />

Karriere. Meiners, der sogar<br />

in der DDR-Liga kickte, führte<br />

die Spielsucht in die Obdachlosigkeit<br />

– leider KEINE<br />

einzigartige Karriere.<br />

Wie im Leben, spielen sie auch<br />

im Fußball nicht in einer Liga.<br />

Während Ballacks Team mit<br />

einem Sieg gegen Portugal<br />

Dritter der letzten Fußball-<br />

WM wurde, belegte Torsten<br />

Meiners mit seiner Mannschaft<br />

trotz eines Sieges gegen die<br />

Slowakei „nur“ den 23. Platz.<br />

Doch bei Letzterem ist die<br />

Platzierung nicht ganz so entscheidend,<br />

denn wer an der<br />

Fußballweltmeisterschaft der<br />

Obdachlosen teilnehmen darf,<br />

ist das Verlieren gewohnt.<br />

Kopenhagen war der Austragungsort<br />

des 5. Homeless<br />

World Cup vom 29.7. bis zum<br />

4.8. 2007. 500 Spielerinnen<br />

und Spieler aus 48 Ländern<br />

traten gegeneinander an, um<br />

die besten „Straßenfußballer“<br />

der <strong>Welt</strong> zu bestimmen. Ge-<br />

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Was Ballack und Torsten gemeinsam haben<br />

Obdachlosen <strong>Welt</strong>cup holt Menschen aus demSchatten ins Licht<br />

Normalerweise stehen sie eher im Abseits: Wohnungslose,<br />

sozial Bedürftige oder Suchtkranke. Bei der zweiten<br />

deutschen Meisterschaft im Straßenfußball waren sie die<br />

Stars. 20 Mannschaften waren aus ganz Deutschland angereist<br />

um auf dem Stuttgarter Schlossplatz um den Meistertitel<br />

zu kicken. Den Titel holte sich das Darmstädter<br />

Team, dass Deutschland beim Homeless Worldcup 2007<br />

in Kopenhagen vertrat. Foto: www.kirchenfernsehen.de<br />

spielt wurde nicht im modernen<br />

Stadion, sondern vor dem<br />

Rathaus, auf Hartgummi. Die<br />

dänische Hauptstadt präsentierte<br />

sich als würdiger Austragungsort<br />

für das Turnier.<br />

Im Großraum Kopenhagen<br />

gibt es seit Jahren eine Obdachlosenliga<br />

und das Ereignis<br />

wurde von den höchsten<br />

politischen Kreisen unterstützt.<br />

Der Empfang beim Bürger-<br />

meister mit anschließendem<br />

Buffet bedeutete so manchem<br />

Teilnehmer mindestens<br />

genauso viel wie der sportliche<br />

Erfolg.<br />

Es gibt viele Kritiker, die den<br />

Wohnungslosen die nötige<br />

Zuverlässigkeit zur Ausübung<br />

eines Mannschaftssports absprechen<br />

und die in einem<br />

solchen Ereignis das mitleidsuchende<br />

Zurschaustellen<br />

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menschlicher Defizite sehen.<br />

Diese Kritiker unterschätzen<br />

aber nicht nur die Spieler, die<br />

den Fußball als Motivation<br />

und Flucht aus dem Alltag sehen,<br />

sondern auch das Publikum,<br />

das die sportlichen Leistungen<br />

der Akteure sieht und<br />

vielleicht die Ursachen für deren<br />

Lebensweg hinterfragt,<br />

und auch die Wirkung des<br />

Sports, der fördern, verbinden<br />

und verändern kann. Der<br />

slowakische Spieler Franticek<br />

Horszicza brachte es auf den<br />

Punkt: „Es ist ein fantastisches<br />

Erlebnis und ich habe jetzt das<br />

Gefühl, etwas darzustellen<br />

und zur Gesellschaft dazuzugehören“.<br />

Übrigens, auch wenn es nur<br />

eine Formalität ist, die Schotten<br />

gewannen das Finale gegen<br />

Polen mit 9:3.<br />

„Vor dem Spiel ist nach dem<br />

Spiel“, sagte der einstige Bundestrainer<br />

Sepp Herberger.<br />

Mel Young, der Veranstalterder<br />

Obdachlosen-WM, stellt<br />

dem entgegen, dass sich für<br />

drei Viertel aller Spieler die<br />

Lebensumstände im Jahr<br />

nach der Teilnahme verbessern.<br />

Wem möchte man eher<br />

glauben?<br />

Daniel Pfletcher


Zurück zu Ernst Abbe?<br />

Seminar sucht Antworten für verantwortungsvolles Wirtschaften<br />

Zurück zu Ernst Abbe?!<br />

Unter diesem Titel suchten<br />

Mitglieder des <strong>Jena</strong>er Arbeitskreises<br />

„Wirtschaft, die dem<br />

Leben dient“ und interessierte<br />

Thüringer Antworten auf<br />

die Frage, ob und wodurch<br />

Abbes Unternehmensmodell<br />

Vorbild für verantwortungsbewusstes<br />

unternehmerisches<br />

Wirtschaften sein kann. Die<br />

Seminarveranstaltung wurde<br />

gemeinsam mit der Ev. Erwachsenenbildung<br />

Thüringen<br />

organisiert. Auf vielfältige<br />

Weise bemüht sich der Arbeitskreis<br />

unter anderem das<br />

Bewusstsein des geistigen Erbes<br />

wach zu halten. „Die aktuelle<br />

Diskussion um Managergehälter<br />

verleiht den<br />

Kernaussagen ihres Vortrags<br />

zu Unternehmensgewinn<br />

und Eigentum besonderes<br />

Gewicht. Wie sah<br />

Abbe diesen Problemkreis?“<br />

Das fragte <strong>NOTausgang</strong><br />

Rainer Hanemann (Referent<br />

zum Impulsvortrag:<br />

Abbes Unternehmensmodell<br />

aus Sicht des Unternehmers)<br />

R. Hanemann: Leider wird<br />

die derzeitige Diskussion u.a.<br />

vom Präsidenten des Bundesverbandes<br />

der Deutschen Industrie<br />

(BDI), Herrn Thu-<br />

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Teilnehmer am Abbe-Seminar mit Dr. phil. J. Ulbricht beim<br />

zeitgeschichtlichen Stadtrundgang auf den Spuren des<br />

Zeitgeistes und des Wirkens von Ernst Abbe.<br />

mann als populistisch und<br />

Neid schürend abgetan.<br />

Für Ernst Abbe berührte dieses<br />

Thema ethische Forderungen<br />

und gerade heute erscheint<br />

seine Festlegung<br />

besonders aktuell und weitsichtig.<br />

Er meinte: „In den<br />

Stiftungsbetrieben soll die Ungebühr<br />

nicht einreißen, die in<br />

der Großindustrie vielfach zu<br />

finden ist, dass eine exorbitante<br />

Dotierung der leitenden<br />

Personen, außer allem Verhältnis<br />

zum objektiven wirtschaftlichen<br />

Wert ihrer Arbeitsleistung,<br />

in groben Kontrast<br />

tritt zu der notwendigerweise<br />

bescheidenen Entlohnung<br />

der Tätigkeit der großen<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Mehrzahl.“ Deshalb legte er<br />

im § 94 des Carl- Zeiss- Statutes<br />

fest, dass die Höhe des<br />

Lohnes für Führungskräfte<br />

maximal das 10-fache des Jahresdurchschnittslohnes<br />

der<br />

Arbeiter betragen darf. Dabei<br />

ging er davon aus, dass kein<br />

Mensch, mag er auch noch so<br />

tüchtig sein, mehr als das<br />

Zehnfache eines ganz normalen<br />

Arbeiters zu leisten vermag.<br />

Abbes Denken ist vom Wissen<br />

über betriebliche Erfordernisse,<br />

menschliche Eigenschaften<br />

aber auch Idealismus<br />

und Mut geprägt: „Mag<br />

immerhin infolge solcher Beschränkung<br />

gelegentlich einmal<br />

eine sonst wertvolle Kraft<br />

DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />

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dem Dienst der Stiftung verloren<br />

gehen, weil sie wegen<br />

des Beispiels anderer nur gegen<br />

Gewährung ganz ungewöhnlicher<br />

Vorteile zu haben<br />

wäre; die Stiftung wird doch<br />

immer auf solche Personen<br />

angewiesen bleiben, für welche<br />

die eigentliche Triebfeder<br />

des Handelns nicht in der Aussicht<br />

auf ganz besonderen<br />

materiellen Gewinn, sondern<br />

in den inneren Antrieben zur<br />

Betätigung in einem tüchtigen<br />

Wirkungskreis liegt.“<br />

Das Materielle soll nicht das<br />

Maß aller Dinge sein! Warum<br />

sollte diese Herangehensweise,<br />

solch ein Denken und Handeln<br />

nicht auch heute möglich<br />

sein?<br />

Grundlegend ist dabei seine<br />

Auffassung vom Unternehmergewinn<br />

und Eigentum,<br />

von dem er sagt: „Der Besitz,<br />

der aus dem Unternehmergewinn<br />

stammt und ganz wesentlich<br />

durch die Zusammenarbeit<br />

vieler Personen und mit<br />

Hilfe und unter dem Schutze<br />

staatlicher Einrichtungen zustande<br />

kommt, ist anvertrautes<br />

Gut, das in irgendeiner<br />

Form dem öffentlichen Interesse,<br />

dem Gemeinwohl zu dienen<br />

hat, soweit er über den<br />

angemessenen Lohn für die<br />

persönliche Tätigkeit hinausgeht.“<br />

17


18<br />

NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />

Durch Stiftung gefördert<br />

Die aus Gewinnen der<br />

Hoppmann-Autowelt geförderte<br />

Stiftung fördert Projekte<br />

für benachteiligte Kinder<br />

und Jugendliche und bürgerschaftliches<br />

Engagement.<br />

Vor Ort in Siegen vor allem<br />

Projekte an Haupt- und Sonderschulen<br />

und in der offenen<br />

Jugendarbeit, die mit<br />

Kreativprojekten das Selbstbewusstsein<br />

stärken. Aktuell<br />

betreibt sie ein größeres Projekt,<br />

das Jugendlichen durch<br />

künstlerische Tätigkeit die<br />

Entwicklung von arbeitsmarktrelevanten<br />

und mitbestimmungsbezogenenKompetenzen<br />

ermöglicht.<br />

Überregional werden besondere<br />

Projekte mit innovativen<br />

Ansätzen gefördert wie z.B.<br />

für traumatisierte Flüchtlinge,<br />

oder den interkulturellen Dialog.<br />

International liegt der<br />

Schwerpunkt auf Projekten<br />

in Afrika, wie z.B. die Resozialisierung<br />

von Kindersoldaten<br />

oder auch Bildungsprojekte<br />

gegen Mädchenbeschneidung.<br />

Mehr Demokratie und Gerechtigkeit<br />

Modell von Klaus Oppermann im mittelständischen Wirtschaftsalltag<br />

Auf der Veranstaltung: „Zurück<br />

zu Ernst Abbe!“ am<br />

13.10.2007 im Volkshaus <strong>Jena</strong>,<br />

berichtete Franz Schapfel-Kaiser<br />

(Vorstandsmitglied der<br />

Stiftung „Demokratie im Alltag“)<br />

von einem Unternehmensmodell<br />

in Siegen (NRW),<br />

das viele sozialreformerische<br />

Aspekte von Ernst Abbe aufgreift.<br />

Der nachfolgende Beitrag<br />

greift einige Gedanken<br />

aus diesem Vortrag auf.<br />

Das Unternehmensmodell in<br />

Siegen ist untrennbar mit seinem<br />

Stifter Klaus Hoppmann<br />

verbunden. Dieser hatte, als<br />

ihm sein früh verstorbener<br />

Vater 1957 ein Autohaus überließ,<br />

den Gedanken, dieses<br />

nicht verdient zu haben. Aus<br />

diesem Grund und seiner Auseinandersetzung<br />

mit einem<br />

Kreis von sozial engagierten<br />

Unternehmern und sozialreformerischen<br />

Ansätzen des<br />

19. Jhdts., zu denen auch Ernst<br />

Abbe gehörte, setzte er im<br />

Unternehmen schrittweise<br />

Gewinnbeteiligung und Mitbestimmung<br />

für die abhängig<br />

Beschäftigten um.<br />

„Die Gerechtigkeit fordert<br />

unbedingt und selbstverständlich,<br />

dass erstens dem Kapital<br />

seine Zinsen, zweitens jeder<br />

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Engagiert sich für Stiftung.<br />

Demokratie braucht Beteiligung:<br />

Franz Xaver Schapfel-Kaiser<br />

während seines<br />

Vortrags im <strong>Jena</strong>er Volkshaus.<br />

Foto: JKH<br />

Arbeit ihr Lohn, drittens jeder<br />

Arbeit wie dem Kapital ein<br />

verhältnismäßiger Anteil an<br />

dem gemeinsamen Erzeugnis<br />

und seiner Verwertung zugemessen<br />

werde.“ (Victor Aimé<br />

Hugo, 1865) Seit 1969 gibt es<br />

im Unternehmen eine 50%ige<br />

Gewinnbeteiligung nach einer<br />

7%igen Kapitalverzinsung und<br />

eine echte Mitbestimmung<br />

über alle relevanten wirtschaftlichen<br />

Entscheidungen im paritätisch<br />

besetzten Wirtschaftsausschuss<br />

des Unternehmens.<br />

Zum gleichen Zeitpunkt wurde<br />

als drittes Element des<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Modells die Mitbestimmung<br />

am Arbeitsplatz in Form von<br />

gewählten Gruppensprechern<br />

in Arbeitsteams eingeführt,<br />

die den arbeitsplatzbezogenen<br />

Mitbestimmungsprozess gestalten.<br />

Als vierter und radikalster<br />

Baustein des runden<br />

Systems gründete Klaus<br />

Hoppmann 1974 mit Übertragung<br />

seiner gesamten Geschäftsanteile<br />

die gemeinnützige<br />

Stiftung „Demokratie im<br />

Alltag“, die seither alleiniger<br />

Eigentümer des Unternehmens<br />

ist.<br />

Seit dieser Zeit sind eine Fülle<br />

von Bildungsmaßnahmen im<br />

ständig wachsenden Un-ternehmen,<br />

das mittlerweile<br />

sechs Betriebe umfasst<br />

(www.hoppmannautowelt.de),<br />

durchgeführt<br />

worden, um bei den Mitarbeitern<br />

und Führungskräften eine<br />

lebendige Umsetzung der<br />

Mitbestimmung zu fördern.<br />

Die Stiftung fördert mit ihren<br />

Mitteln Projekte für benachteiligte<br />

Kinder und Jugendliche<br />

in der Region, in Deutschland<br />

und international (s. Kasten).<br />

D.W. u. J.K.H.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.demokratie-im-alltag.de


DIn meinem heutigen Beitrag<br />

möchte ich auf eine Anfrage<br />

aus dem Leserkreis eingehen:<br />

Kann der Arbeitsvertrag einer<br />

Mitarbeiterin vor einer langwierigen<br />

Operation mit anschließenderReha-Maßnahme<br />

durch den Arbeitgeber<br />

gekündigt werden?<br />

Die Rechtmäßigkeit einer solchen<br />

Kündigung hängt<br />

zunächst davon ab, ob auf die<br />

Kündigung das Kündigungsschutzgesetz<br />

Anwendung findet.<br />

Wenn dies der Fall ist, dann<br />

ist zu prüfen, ob diese Kündigung<br />

sozial ungerechtfertigt<br />

und damit unwirksam ist.<br />

Rechtfertigungsgründe für<br />

eine Kündigung können betriebsbedingte<br />

Gründe, Gründe<br />

im Verhalten des Arbeitnehmers<br />

oder eben auch<br />

Gründe in der Person des<br />

Arbeitnehmers darstellen. Zu<br />

diesen sog. personenbedingten<br />

Gründen gehört auch die<br />

Erkrankung des Arbeitnehmers.<br />

Nun rechtfertigt aber<br />

nicht jede Erkrankung auch<br />

gleich die Kündigung. Vielmehr<br />

unterscheidet die Rechtsprechung<br />

zwischen einer<br />

Kündigung wegen einer lang<br />

andauernden Erkrankung, einer<br />

Kündigung wegen häufiger<br />

Kurzerkrankungen und<br />

zwischen einer Kündigung<br />

wegen krankheitsbedingter<br />

Leistungsminderung. In unse-<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />

Entlassung bei schwerer Krankheit?<br />

rem Fall könnte es sich um eine<br />

Kündigung wegen einer langandauernden<br />

Erkrankung<br />

handeln. Eine solche Kündigung<br />

wäre dann rechtmäßig,<br />

wenn im Zeitpunkt des Erhalts<br />

der Kündigung die<br />

krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit<br />

besteht, eine negative<br />

Prognose hinsichtlich der<br />

voraussichtlichen Dauer der<br />

Erkrankung besteht, die prognostizierte<br />

Dauer der Er-<br />

Unsere Autorin RA Susanne<br />

Gliech (Foto: privat)<br />

krankung zu erheblichen betrieblichen<br />

Beeinträchtigungen<br />

führt und schließlich die Abwägung<br />

zwischen dem Interesse<br />

des Arbeitgebers an der<br />

Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />

das Interesse des<br />

Arbeitnehmers am Erhalt des<br />

Ist das rechtens? Was gilt es zu beachten?<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Arbeitsplatzes überwiegt. Wie<br />

man sieht, kommen viele Faktoren<br />

zusammen, so dass jede<br />

Kündigung eine Einzelfallentscheidung<br />

darstellt. Kriterien,<br />

die in einem Fall zur Rechtmäßigkeit<br />

der Kündigung führen,<br />

können in einer anderen<br />

Fallkonstellation dagegen<br />

nicht ausreichend sein. Angesichts<br />

dessen ist es empfehlenswert<br />

– allein schon wegen<br />

der Bedeutung, den Arbeitsplatz<br />

zu erhalten – sich anwaltlich<br />

beraten zu lassen, ob und<br />

wie gegen eine Kündigung<br />

vorgegangen werden kann.<br />

Auch wenn das Kündigungsschutzgesetz<br />

keine Anwendung<br />

findet, weil z. B. die notwendige<br />

Beschäftigtenzahl im<br />

Betrieb nicht erreicht ist, kann<br />

eine Kündigung auch aus anderen<br />

Gründen z. B. wegen<br />

Sittenwidrigkeit oder fehlen-<br />

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○<br />

Anzeigen<br />

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der/ fehlerhafter Betriebsratanhörung<br />

unwirksam sein.<br />

Wichtig ist in jedem Fall, sich<br />

unverzüglich nach Erhalt der<br />

Kündigung bei der zuständigen<br />

Agentur für Arbeit arbeitslos<br />

zu melden. Ansonsten<br />

droht eine Sperrzeit. Wichtig<br />

ist auch, dass eine Klage auf<br />

Überprüfung der Kündigung<br />

beim Arbeitsgericht innerhalb<br />

einer Frist von 3 Wochen nach<br />

Erhalt der Kündigung erhoben<br />

werden muss.<br />

Zusatztipp: Bei langwierigen,<br />

schweren Erkrankungen, die<br />

bleibende körperliche oder<br />

gesundheitliche Schäden hinterlassen<br />

können, kann auf<br />

Seiten des Arbeitnehmers auch<br />

erwogen werden, einen Antrag<br />

auf Schwerbehinderung<br />

gepaart mit einem Antrag auf<br />

Gleichstellung zu stellen..<br />

Grafik: Dietmar Grocholl<br />

19<br />

IHRE MEINUNG IST UNS WICHTIG: Strassenzeitung@gmx.net


NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />

Landschaften,<br />

Aquarell, 1981, 47,5 x 46<br />

20<br />

Personalia<br />

Thomas Schwarz, (Sohn des<br />

Botanikers Otto Schwarz und<br />

der Lehrerin für Ausdruckstanz<br />

und Sport Emi Schwarz)<br />

im Juli 1929 in Erfurt geboren.<br />

�<br />

Prägende Erfahrungen mit<br />

Fremdem und Ungewöhnlichem<br />

im türkischen Kindergarten<br />

von Izmir. �<br />

Besuch einer privaten Reformschule<br />

und der Musikhochschule<br />

bis Abitur (1948), um musische<br />

und künstlerische Talente<br />

zu fördern.. �<br />

1958 Staatsexamen und Promotion<br />

zum Dr. med. �<br />

1959 Heirat mit der Tanzpädagogin<br />

Manuela Urlichs - Vater<br />

von drei Söhnen. �<br />

Bis 1976 Facharzt und Leiter einer<br />

Fachabteilung im Krkh.<br />

Stadtroda.<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Den Virus des konstruktiven Elements in sich<br />

Œuvre von Thomas Schwarz erfährt späte Würdigung<br />

2006 vergab die jenacon<br />

foundation erstmals den<br />

von ihr gestifteten Kunstpreis.<br />

Mit ihm wurde Thomas<br />

Schwarz als ein bedeu-<br />

tender Thüringer Künstler<br />

geehrt. Zu Unrecht blieb<br />

ihm zu DDR-Zeiten die<br />

gebührende Beachtung<br />

versagt. <strong>NOTausgang</strong><br />

suchte das Gespräch mit<br />

ihm: Was hatte in dem jungen<br />

Thomas Schwarz gewirkt<br />

und nachgewirkt,<br />

dass beeindruckende Nähe<br />

zum Bauhaus und dessen<br />

künstlerischen Traditonen<br />

so nachhaltig Ihre künstlerische<br />

Handschrift und<br />

Vita prägen konnten?<br />

Th. Schwarz: Mein Großvater<br />

war Tischler und Restaurator<br />

in Weimar. In seiner<br />

Werkstatt gingen Bauhaus-<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

künstler ein und aus. Und da<br />

es schon mal vorkam, dass<br />

Bauhäusler ihre Aufträge mit<br />

eigenen Werken bezahlten,<br />

umgab mich deren Kunst seit<br />

Papiercollage, schwarzes<br />

Fotopapier auf Karton,<br />

1948, 28,5 x 47,5<br />

frühester Kindheit.<br />

Vom Vater...des Lebens<br />

ernstes Führen ... vom Mütterchen<br />

... die Lust zum Fabulieren?<br />

TH. Schwarz: Mein Vater<br />

(Otto Schwarz, erster Rektor<br />

der FSU nach dem 2. <strong>Welt</strong>krieg)<br />

pflegte auch in den Jahren<br />

des NS-Regimes seine Kontakte<br />

zu den damals verfemten<br />

Vertretern des Bauhauses in<br />

Berlin. Dorthin war meine Familie<br />

1933 umgezogen: Bei einer<br />

Grafikerin von ihnen hatte<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

ich in Steglitz Mal- und Zeichenstunden.<br />

Figürliches<br />

Zeichnen und Proportionslehre<br />

standen oben auf. Ich erinnere<br />

ihren Namen nicht. Sie<br />

regte mich immer wieder an,<br />

<strong>neue</strong> Techniken auszuprobieren.<br />

Sie war konsequent und<br />

sensibel, wie meine Mutter.<br />

Vor meiner Geburt wirkte sie<br />

als Lehrerin für Ausdruckstanz<br />

und Eurythmie.<br />

Nach dem Abitur an der<br />

Musikhochschule sollte es<br />

bauhaus-schriftproben<br />

TOM, 1997<br />

ein Studium an der Hochschule<br />

für Baukunst und<br />

Bildende Künste in Weimar<br />

sein... ?<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

○<br />

Anzeigen


Th. Schwarz: Das musste ja ein unerfüllter<br />

Traum bleiben. Zu schnell<br />

hatte man sich von Geist und Lehre<br />

des Bauhauses verabschiedet. Wenn<br />

ich aber nicht in der Tradition eines<br />

Gryphius Bildende Kunst studieren<br />

durfte, wollte ich lieber einen ordentlichen<br />

Beruf erlernen und wurde<br />

Arzt. Aber natürlich, wer den Virus<br />

des konstruktiven Elements des Bauhauses<br />

in sich trägt, wird ihn nicht los.<br />

Wer von ihm, wie ich fasziniert ist,<br />

auf den haben seine ästhetische<br />

Grundlagen nachhaltigen Einfluss.<br />

Meine ersten und entscheidenenden<br />

Lehrer waren Bauhäusler oder waren<br />

vom Bauhaus geprägt. Die haben<br />

mich geprägt und Disziplin in<br />

Wahrhaftigkeit.<br />

<strong>NOTausgang</strong>: Ihnen wird der<br />

Satz nachgesagt, dass Freiheit in<br />

der Abstraktion läge. Endet die<br />

nicht auch im Konkreten? Wie<br />

konkret oder abstrakt sind „Blaue<br />

Pferde“?<br />

Th. Schwarz: Oh, das ist viel auf<br />

einmal. „Volume 1 - Konkret“,<br />

der Katalog zu meinen Arbeiten<br />

1944 bis 2004, trägt diesen<br />

Untertitel. Als Künstler will<br />

ich natürlich anregen, Sichten<br />

weiten. Und habe doch nur<br />

meine Sicht auf die Dinge und Beziehungen.<br />

Nur die kann ich sichtbar<br />

machen. Beim Entwickeln meiner<br />

Buchstaben und Schriftstrukturen<br />

wurde mir klar: Neues ist nie allgemein,<br />

wie eine Schrift nie von Anfang<br />

an allgemein war. Ihre Zeichen waren<br />

anfangs abstrakte Gebilde, deren<br />

○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />

Sinn wir durch Kommunikation erfassen.<br />

Ich kann nur sichtbar machen,<br />

was ich sehe, was ich fühle, was in<br />

mir ist. Was jemand unter bestimmten<br />

Bedingungen sieht, hängt aber vor<br />

allem von dem oder der<br />

Betrachter(in) selbst und seinen/ihren<br />

Erfahrungen ab. Nach Franz Marc<br />

haben viele Künstler den Mut gefunden<br />

ihre „blauen Pferde“ zu malen.<br />

Und die müssen ja nicht unbedingt<br />

blau sein. Mein Enkel kam einmal<br />

sehr betrübt nach Hause. Er hatte in<br />

eine Winterlandschaft einen grünen<br />

Schneemann gesetzt. Dafür hatte ihm<br />

die Lehrerin eine schlechte Note gegeben.<br />

Das tut weh. Er hätte doch<br />

eine gute verdient gehabt.<br />

Joachim Hennig<br />

DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />

Zum Geleit<br />

Thomas Schwarz Œuvre ist bisher meist<br />

nur „Insidern“ bekannt. Die Öffentlichkeit<br />

kennt ihn wohl am ehesten durch seine Entwürfe<br />

für das Tanztheater <strong>Jena</strong> und die Musikund<br />

Kunstschule. Auch bisherige Ausstellungen<br />

im <strong>Jena</strong>er Kunstverein, der Stadtkirche St. Michael,<br />

in der SchottVilla oder im Institut für<br />

Werkstoffprüfung konnten stets nur einen kleinen<br />

Einblick in seine Arbeiten bieten. Die Größe<br />

und der Umfang seines Gesamtwerkes wird<br />

erst durch die aktuelle Aufarbeitung überschaubar.<br />

Ich bin in der vollen Breite seines Schaffens<br />

und von der ihr innewohnenden Konsequenz<br />

fasziniert.<br />

Der dankenswerter Weise vorliegende erste Katalog<br />

setzt sich mit dem konkreten Werk<br />

auseinander und ist der Anfang einer Reihe, die<br />

den kompletten Überblick aller künstlerischen<br />

Schaffensperioden erlaubt. Diese längst überfällige<br />

Hommage würdigt auch die Person Thomas<br />

Schwarz. Seine Frau Manuela Schwarz und<br />

er setzen mit ihrer aktiven Teilnahme am <strong>Jena</strong>er<br />

Kulturleben Akzente.<br />

Thomas Schwarz steht für mich in einer Reihe<br />

mit so bedeutenden <strong>Jena</strong>er Künstlern wie Walter<br />

Dexel und Otto Hofmann - eine weitere<br />

Bestätigung der Tradition und Lebendigkeit <strong>Jena</strong>s<br />

als Kunststadt.<br />

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir vor<br />

der „Wiederentdeckung“ einer der großen<br />

Künstler Thüringens stehen.<br />

OB der Stadt <strong>Jena</strong> Dr. Albrecht Schröter<br />

Aus: Thomas Schwarz * Volume 1 -Konkret<br />

(Katalog). Herausgeber: Kunsthandlung<br />

Huber & Treff, <strong>Jena</strong> 2007, Repros mit freundlicher<br />

Genehmigung des Herausgebers.<br />

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Anzeigen<br />

21


Heute ist einfach nicht Martins<br />

Tag. Ihm ist alles zuviel.<br />

Selbst seine regelmäßigen<br />

Pflichten empfindet er als<br />

unerträgliche Last. Wütend<br />

unterbricht er sein Game.<br />

„Och Menno!“ ruft Martin<br />

„Ich verliere ja glatt ein Leben,<br />

wenn ich mein Spiel jetzt<br />

unterbreche. Immer muss ich<br />

den Müll rausbringen! Kann<br />

das nicht auch einmal Nina<br />

machen?“<br />

Seine Mutter seufzt: „Martin,<br />

das tut mir aber leid. Nina ist<br />

mit dem Blumen gießen<br />

längst fertig. Da musst du<br />

also wohl oder übel ran.<br />

Schließlich muss jeder seinen<br />

Teil zur Hausarbeit beitragen.“<br />

Nina kommt gerade<br />

aus ihrem Zimmer und<br />

mischt sich in das Gespräch<br />

ein: „Also von mir aus kann<br />

die ganze Familie auch mal<br />

Aufgaben tauschen! Vati<br />

bringt den Müll weg, Mutti<br />

gießt die Blumen, ich koche<br />

und du Brüderchen machst<br />

die Wäsche!“ „Ich die Wäsche!?<br />

Und du willst kochen?“<br />

fragt Martin, „Das können<br />

wir doch gar nicht!“ Jetzt<br />

schmunzelt die Mutter:<br />

„Wenn mir Oma nicht zugetraut<br />

hätte, dass ich das Kochen<br />

lernen könnte, dann<br />

gäbe es morgen auch keinen<br />

Sonntagsbraten.“ Berit<br />

22<br />

NOTAUSGANG Jg. 12 /AUSGABE 1 - 2008<br />

Und Nina kocht?<br />

HALLO, Ihr kleinen und großen Bastler!<br />

auf Karton<br />

vorzeichnen<br />

Ohren aus Papier<br />

ankleben und<br />

bemalen<br />

Zu Ostern schlägt unser Grafiker Dietmar Grocholl euch als Basteltipp österliche<br />

Tischdekoration vor. Viel Erfolg und Spaß wünscht euch Berit.<br />

Zwei Brüder sind<br />

im Zirkus. Gerade treten<br />

die Zebras auf. Sagt der<br />

eine zum anderen: „Schau<br />

mal, die Esel haben noch<br />

ihre Schlafanzüge an.“<br />

Maja macht<br />

Hausaufgaben. „Wie<br />

viel sind 6 plus 4?“ fragt<br />

sie ihren Vati. „Na 10“,<br />

sagt der. „Das kann<br />

nicht sein“, schimpft<br />

Maja, „5 plus 5 sind<br />

doch schon 10.“<br />

schwarze Linien<br />

aufschneiden<br />

als Ständer für das<br />

Ei verwenden<br />

bemalen<br />

aufklappen<br />

färben und<br />

bekleben<br />

Bernis Lachsack<br />

kann<br />

bemalt werden<br />

oben offenes<br />

Ei mit Blumen<br />

Im Geografieunterricht<br />

erklärt der Lehrer den Schülern, dass sich<br />

die Erde dreht. Nach dem Unterricht findet<br />

der Lehrer Ulrich wartend auf der Schultreppe.<br />

„Warum bist du noch nicht auf dem Nachhauseweg?“<br />

fragt der Lehrer. „Ach“, sagt Ulrich,<br />

„ich warte, bis unser Haus<br />

vorbeigedreht kommt.“<br />

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DIE STRASSENZEITUNG AUS JENA<br />

Dank allen Mitbürgern, Unternehmen, Gemeinschaften,<br />

der Stadt <strong>Jena</strong> und dem Land Thüringen sowie allen Ungenannten,<br />

die unsere Arbeit im Jahre 2007 finanziell unterstützten.<br />

ASEG mbH, Heinrich Fricke / Augenoptiker Stegmann,<br />

Dank all’ unseren Anzei- Herr Stegmann / Bestattung „Heimkehr“, Wolf v. Chamier<br />

genkunden und Sponsoren<br />

/ Blumen u. Trockenfloristik Buhl, Christine Buhl / Bockwurst-Olaf,<br />

Olaf Drescher/ Braugaststätte Papiermühle,<br />

Herr Kanz / Buchbinderei & Auftragsbüro SKÜB, Tamara Knopf / Buchhandlung Albert Steen, Frau Haake /<br />

Cartridge World, Siegfried Henze / Dental-Labor Breest, Christiane Jauch / design & marketing, Kerstin<br />

Hoppe / Fahrschule Himmelreich, Brunhilde Himmelreich / Flora-Apotheke, PhR Klaus-Joachim König /<br />

Galerie Am Johannisplatz, Jutta Schwing / Gaststätte am Wehr, Bert Müller / Gaststätte Grünowski, Walter<br />

Stegmaier / Hauskrankenpflege & Tagesbetreuung Schmidt, Heike Schmidt / Heimstättengenossenschaft,<br />

Jörg Müller / Internationales Jugendgästehaus IB, Herr Lange / IOK Baubetreuung GmbH, Herr Klug / <strong>Jena</strong>er<br />

Bücherstube, Gunther Philler / <strong>Jena</strong>Kultur, Ernst-Abbe-Bücherei, Frau Schubert / Kommunalservice <strong>Jena</strong>,<br />

Herr Schorz / Laufladen, Ralf Janke / Martens & Prahl Versicherungskontor GmbH <strong>Jena</strong>, Frau Weidlich /<br />

Mode-Markt Angelika, Angelika Neubauer / Original Döner Kebap am Eichplatz, Ibrahim Kucuk / Physikalische<br />

- Therapie Uwe Hübner, Uwe Hübner / Raumgestaltung Kallenbach, Ria Kallenbach / Rechtsanwaltskanzlei<br />

Gliech, Susanne Gliech / Reisebüro Schumacher, Petra Schumacher / Restaurant Hercules, Herr<br />

Detis / REWE-Weiss OHG, Angelika Weiss / Sieber-Bestattungen, Bernd Sieber / Stadtwerke <strong>Jena</strong>-Pößneck,<br />

Frau Dr. Zaremba / Steinmetzbetrieb Kalus, Eberhard Kalus / Sternevent GmbH, Herr Pfannkuch / Theaterhaus<br />

<strong>Jena</strong> GmbH, Roman Rösener / Trachtenstube Birch-Hirschfeld Landhausmode, Bernhard Birch-Hirschfeld<br />

/ Triumpf Adler / Vieh- und Fleischhandel Schlachthof <strong>Jena</strong>, Frau U. Voigt-Jacob / Weinbauernhaus „Im<br />

Sack“, Sabine Eulenstein / Wissenschaftliche Dienstleistungen, Dipl.-Psychologe Dr. Thomas Buhl / Wohnbau-Konzept<br />

Gierke, Klaus Gierke.<br />

D a n k a l l en unseren<br />

Familie Hartmut und Margarete Bansemer, Familie Hermann und<br />

Freunden und Ruth Besen, Familie Max und Ursula Biertümpfel, Frau Gesine<br />

Förderern<br />

Bliedung, Frau Gisela Brauer, Herr Lutz Boettger und Claudia<br />

Kämnitz, Frau Margot Braatz, Herr Dr. Friedemann Bublitz und Frau<br />

Dr. Renate Bublitz, Frau Heidemarie Burgold, Frau Gudrun Dannberg, Frau Erika Drechsler, Herr Lutz-Rüdiger<br />

Einbrodt, Frau Doris Engelmann, Frau Ingrid Eschke-Schnell, Frau Christel Fenk, Herr Stefan Gauglitz und<br />

Frau Heike, Herr Hagen Gerecke und Frau Petra, Frau Bianka Graser, Familie Horst und Christa Grundmann,<br />

Herr Rainer Hanemann, Frau Bärbel Hartmann, Frau Margarethe Hegend, Frau Margot Hempel, Familie<br />

Günther und Elfriede Heusinger, Frau Renate Hiepe, Herr Simon Hilber, Frau Annelies Högel, Familie<br />

Manfred und Brigitte Hösel, Herr Erwin Irmert, Frau Lucie Jung, Herr Peter Knieper, Herr Dr. Werner Krause<br />

und Frau Dr. Ursula Krause, Herr Johannes Kreuzer, Frau Eva Kroh, Herr Sebastin Lemke, Frau Heidemarie<br />

Leschke, Frau Dr. Gudrun Lukin, Frau Dr. Ulrike Marx, Herr Gottfried Müller und Frau Gisela, Herr Hans-<br />

Manfred Militz und Frau Dr. Helga, Frau Eva Munkelt, Herr Ingo Naumann und Frau Maria, Herr Richard<br />

Petersdorff und Frau Sigrid, Frau Bärbel Pinter, Herr Ulrich Placke und Frau Armgard, Frau Inken Poßner,<br />

Frau Gerda Putze, Herr Peter Queitzsch, Frau Christina Reiprich, Herr Dieter Ritter und Frau Ingrid, Herr<br />

Steffen Rögner, Frau Dr. Janette Rosenbusch, Frau Helga Schadewald, Frau Regina Schau, Herr Juergen<br />

Schoenburg, Frau Sieglinde Scherbach, Herr Tino Schmidt, Herr Dr. Guenter Schoen, Frau Marlis Schultze,<br />

Frau Hildegard Schulze-Sandow, Frau Käthe Schwirtz, Frau Gabriele Sebastian, Herr Peter Stein, Herr Tino<br />

Stephan, Prof. Dr. Axel Stelzner, Frau Gerti Teuschel, J. Teuscher, Frau Gudrun Thiele, Frau Mathilde Tremel,<br />

Frau Ute Tzschöckel, Frau Gisela Vogt, Frau Edith Wagner, Herr Hans-Gerd Wittich und Frau Ruth, Frau<br />

Heike Woitzik, Herr Martin W., Herr Hans-Jürgen Ziegler, Frau Waltraut Zielonka, Herr Peter Zimmermann<br />

23<br />

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