Tagungsband 2. KLIWAS-Statuskonferenz am 25. und 26
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AKTUELLE QUERBEZÜGE<br />
Die Niederlande haben eine lange <strong>und</strong> ab wechs-<br />
lungs reiche Geschichte des Hochwassermanagements<br />
an Küsten <strong>und</strong> Flüssen. Die Erwartung eines beschleu-<br />
nigten Klimawandels während des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts hat<br />
die Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen für die Ver-<br />
w<strong>und</strong>barkeit der Küsten wieder erneuert. Im September<br />
2008 hat ein staatliches Komitee (Delta-Komitee 2008),<br />
das von der Regierung im September 2007 einberufen<br />
wurde, eine Reihe von Empfehlungen ausgesprochen,<br />
durch die die Niederlande für das nächste Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
überflutungssicher gemacht werden sollten. Neben<br />
dem Thema Überflutung wurden auch niedrige Wasser-<br />
stände der Flüsse <strong>und</strong> die Verfügbarkeit von Süßwasser<br />
angesprochen. Dieser Beitrag stellt einige der Erkennt-<br />
nisse vor <strong>und</strong> erläutert sie. Zuvor aber weisen wir auf<br />
den Paradigmenwechsel hin, der für die Durchführung<br />
weitreichender Empfehlungen zur Überflutungssicher-<br />
heit vor dem Hintergr<strong>und</strong> eines möglichen beschleu-<br />
nigten Klimawandels in der modernen, kritisch reflek-<br />
tierenden Gesellschaft erforderlich ist.<br />
2 Paradigmenwechsel<br />
Der Paradigmenwechsel im Ansatz des Wasser- <strong>und</strong><br />
Küsten managements, der in den vergangenen Jahr-<br />
zehn ten erkennbar wurde, stellt eine große Herausforde-<br />
rung für das kommende Jahrh<strong>und</strong>ert dar. Wurde in der<br />
Vergangenheit die Herausforderung als „K<strong>am</strong>pf“ mit<br />
den Naturgewalten verstanden, so verfolgt der heutige<br />
Ansatz die vielen anderen Themen neben dem Küsten-<br />
<strong>und</strong> Hochwasserschutz, insbesondere die vielfachen<br />
ökologischen Kräfte, die berücksichtigt werden müssen<br />
<strong>und</strong> zur Unterstützung der Schutzprozesse beitragen<br />
können. Während diesem Thema in der westlichen Welt<br />
bereits seit etwa zwei Jahrzehnten Aufmerks<strong>am</strong>keit ge-<br />
schenkt wurde, wird es nun zunehmend auch in der nicht-<br />
westlichen Welt erkannt, insbesondere in den Wachs-<br />
tumsländern. Das bedeutet, dass Wasser- <strong>und</strong> Küsten-<br />
management sowohl inter- als auch trans-disziplinär ge-<br />
worden sind (Waterman 2008).<br />
3 Das staatliche Komitee zur nachhaltigen Entwicklung<br />
der niederländischen Küstenregion<br />
Das staatliche Komitee (auch als <strong>2.</strong> Delta-Komitee be-<br />
kannt, nach dem 1. Delta-Komitee, das nach dem Hoch-<br />
wasser von 1953 eingerichtet wurde, oder Komitee Veer-<br />
man, nach dem Vorsitzenden des Komitees, dem frühe-<br />
ren Minister Veerman) legte weitreichende Empfehlun-<br />
gen (siehe Kasten 2) darüber vor, wie der niederländische<br />
Hochwasserschutz über das nächste Jahrh<strong>und</strong>ert oder<br />
sogar darüber hinaus angesichts eines möglichen Klima-<br />
wandels, der zu einem schnelleren Anstieg des Meeres-<br />
spiegels <strong>und</strong> zu wachsenden Abflüssen führen kann,<br />
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aufrecht erhalten werden soll. Das Komitee wurde nicht<br />
als Reaktion auf eine Überflutungskatastrophe eingerichtet,<br />
im Gegensatz zu allen früheren staat lichen Komitees,<br />
die nur eingerichtet wurden, nach dem das Land<br />
von mehreren schweren Überschwemmungen in den<br />
Jahren 1916 <strong>und</strong> 1953 betroffen worden war. Zweifellos<br />
gab es Auslöser, zum Beispiel die Debatte in den Niederlanden<br />
über die Verzögerung bei der Erhöhung der<br />
Sicher heits standards wie sie im Wasserschutzgesetz von<br />
1955 festgelegt wurden, oder die Überflutung von New<br />
Orleans (2005) <strong>und</strong> die Debatte über den Klimawandel.<br />
Die Arbeit des Komitees zeigt die Bedeutung eines weitreichenden<br />
<strong>und</strong> langfristigen vorbeugenden Ansatzes.<br />
Die Empfehlungen des Komitees beruhen auf der Notwendigkeit,<br />
die Sicherheitsstandards unter Berücksichtigung<br />
von Wirtschaftswachstum <strong>und</strong> Gruppenunfallrisiko<br />
zu erhöhen, denn das bedeutet, dass das Land<br />
„mehr zu verlieren hat“. Das Komitee unterstützte die<br />
gr<strong>und</strong>legende Prämisse des 1. Delta-Komitees (1953),<br />
dass die Risikoanalyse die Gr<strong>und</strong>lage ist. Die wichtigste<br />
Schlussfolgerung besteht darin, dass der Schutz der Niederlande,<br />
wo zwei Drittel des wirtschaftlichen Wertes<br />
<strong>und</strong> die Hälfte der Bevölkerung unter Meeresspiegelhöhe<br />
angesiedelt sind, sowohl technisch als auch wirtschaftlich<br />
machbar ist, wenn er langfristig <strong>und</strong> flexibel<br />
geplant wird. Ein derartiges Vorgehen könnte auch für<br />
andere tief gelegene Gebiete nützliche Elemente enthalten.