JAHRESBERICHT 2009 • 2010
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Editorial<br />
«Was ich mache? Ich unterrichte an der Kanti Heerbrugg<br />
Physik und Mathematik.» «OU! Physik – das habe ich nie<br />
verstanden. Und in Mathe war ich sowieso immer sehr<br />
schlecht.»<br />
Geschätzte Leserin, geschätzter Leser<br />
Glauben Sie mir, diese oder ähnliche Antworten erhalte ich<br />
schon mit so einer beängstigenden Regelmässigkeit, dass<br />
ich jeweils sehr zurückhaltend bin, was die Angabe meines<br />
Berufes betrifft. Auch schon durfte, besser gesagt musste<br />
ich bei einer Preisverleihung einen Laudator erleben, der<br />
sich vor grossem Publikum mit seinen naturwissenschaftlichen<br />
«Unzulänglichkeiten» brüstete. Da ist der Schüler,<br />
welcher sich ein Jahr vor der Matura darüber lustig macht,<br />
dass er die trigonometrischen Grunddefinitionen nicht<br />
kennt, schon fast vernachlässigbar.<br />
Natürlich, es gibt sicher Einfacheres als Physik, Mathematik<br />
oder auch Chemie und es ist entsprechend gut<br />
nachvollziehbar, dass nicht jede und jeder die naturwissenschaftlichen<br />
Zusammenhänge gleich gut versteht.<br />
Trotzdem, denke ich, darf es nicht «cool» sein, sich als<br />
Physikbanause oder als Mathe-Tieffliegerin auszugeben.<br />
Vielmehr wäre zu wünschen, dass Wissen z. B. über die<br />
Funktionsweise einer Wärmepumpe oder über Fluoreszenz<br />
zur Selbstverständlichkeit wird.<br />
«Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur<br />
leidenschaftlich neugierig.»<br />
Albert Einstein<br />
Jedes Kind besitzt eine grossartige natürliche Neugier, die<br />
leider allzu oft mit dem Erwachsenwerden verloren geht.<br />
Wie können wir die Lust, sich zu wundern und Neues in der<br />
Welt zu entdecken, am Leben erhalten? Wie, den Mut und<br />
die Hartnäckigkeit des steten Fragens und Hinterfragens?<br />
Gemäss Bildungszielen des MAR sollen Maturandinnen und<br />
Maturanden fähig sein, ihre Neugier zu entfalten (Artikel<br />
5). Ein hochgestecktes Ziel.<br />
Unsere Schule versucht mit entsprechendem Angebot dazu<br />
beizutragen, dass das «innere Kind» der Schülerinnen und<br />
Schüler am Leben bleibt oder wieder aus seinem Dornröschenschlaf<br />
erwacht. Der erste TecDay an der KSH ist bestes<br />
Beispiel dafür. Während eines ganzen Tages kamen die<br />
Schülerinnen und Schüler mit Experten aus Industrie und<br />
Forschung in Kontakt und konnten dabei über naturwissenschaftliche<br />
und technische Phänomene staunen (vgl.<br />
S. 22). Gleiches gilt auch für die an der ETH durchgeführte<br />
Technikwoche, in welcher zwei Schulklassen ihr Wissen bei<br />
aktuellen Themen der Forschung einsetzen und auf interessante<br />
Art und Weise eine Facette des Ingenieurberufes<br />
kennen lernen durften (vgl. S. 20). Neben diesen «Blitzlichtern»<br />
sind regelmässige «Impulse» natürlich ebenso<br />
wichtig. Im Freifach «Astronomie» beispielsweise wird bei<br />
der Betrachtung der unendlichen Weite des Universums<br />
der «Fluss der Fragen» nie versiegen. Unter Anwendung<br />
Stefan Fischer<br />
modernster Technik wird versucht, die Neugier der Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer zu stillen (vgl. S. 37). Ab dem<br />
neuen Schuljahr wird in den Fächern Biologie, Chemie und<br />
Physik die Stundendotation je um eine Jahreswochenlektion<br />
erhöht. Die zusätzliche Unterrichtszeit soll genutzt<br />
werden, um den Schülerinnen und Schülern den behandelten<br />
Stoff (noch) näher zu bringen und ihr Interesse an<br />
den Naturwissenschaften durch starken Alltagsbezug und<br />
eigenes Tun zu steigern. Wie eine Unterrichtseinheit im<br />
Fach Biologie aussehen kann, lesen Sie auf S. 19.<br />
Zu wenig Schülerinnen und Schüler entscheiden sich für<br />
ein naturwissenschaftliches Studium. Die Stärkung der<br />
Naturwissenschaften ist entsprechend ein berechtigtes<br />
Anliegen. Trotzdem strebt unsere Schule natürlich eine<br />
breit gefächerte, ausgewogene Bildung an.<br />
Newton, Einstein – ihre fundamentalen Leistungen legten<br />
die Grundlagen für das naturwissenschaftliche Weltbild.<br />
Soldati, Cavelti, Kapsahili – ihre und die Leistung ihrer<br />
Kolleginnen und Kollegen der KSH-Theatergruppe machten<br />
Friedrich Dürrenmatts «Die Physiker» zu einem wunderbaren<br />
Erlebnis, brachten zum Lachen, stimmten nachdenklich<br />
(vgl. S. 39). Bemerkenswert, was neben dem normalen<br />
Schulalltag durch Freude und Interesse, aber auch durch<br />
harte Arbeit erreicht werden kann. Gleiches lässt sich<br />
auch in diesem Jahr wiederum zu den Maturaarbeiten des<br />
Gymnasiums sowie zu den selbständigen Arbeiten und den<br />
Fachmaturitätsarbeiten der FMS sagen (vgl. S. 30 - 36).<br />
«Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne<br />
Interesse.»<br />
Thomas Browne<br />
«Seien Sie interessiert, so sind Sie interessant.» Diese<br />
Empfehlung gab der Eidgenössische Preisüberwacher<br />
Stefan Meierhans in seiner Festansprache anlässlich der<br />
Maturafeier den Maturandinnen und Maturanden mit auf<br />
den Weg (vgl. S. 10). Eine Projektwoche, bei der die Sprache<br />
Englisch gepflegt und das Land Indien näher kennen<br />
gelernt wird (vgl. S. 17), eine Lesung, bei welcher der Autor<br />
Uwe Timm seine literarischen Werke näher bringt (vgl. S.<br />
38), eine Maturareise, bei der das gemeinsame Erleben<br />
verschiedenster Facetten einer neue Region im Zentrum<br />
steht (vgl. S. 16). Dies eine weitere Auswahl an Gelegenheiten,<br />
welche die Schülerinnen und Schüler nutzen und<br />
sich so – im Sinne von Meierhans – bereits an der Kanti zu<br />
interessanten Persönlichkeiten entwickeln können.<br />
Geschätzte Leserin, geschätzter Leser<br />
Ihr Interesse an unserem Jahresbericht freut mich sehr. Ob<br />
er Sie interessanter macht, kann ich Ihnen nicht versprechen<br />
– eine Bereicherung sind die verschiedenen Beiträge<br />
aber auf jeden Fall!