Die aktuelle Ausgabe als PDF - Pressident
Die aktuelle Ausgabe als PDF - Pressident
Die aktuelle Ausgabe als PDF - Pressident
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Pressident</strong><br />
Schülerzeitung der THS Pinneberg | 03/2012 | www.ths-pressident.de<br />
Grüner Traum<br />
Erneuerbare Energien aus Schleswig-Holstein<br />
Bekannt durch<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 1
Pinneberg & Bönningstedt<br />
Oeltingsallee 17<br />
25421 Pinneberg<br />
Tel: 04101/62834<br />
- B ab 17<br />
- Ausbildung B, BE und alle Motorrad-<br />
2 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
klassen<br />
Bahnhofstraße 26a<br />
25474 Bönningstedt<br />
Tel: 040/5567149<br />
- Aufbauseminar Punkteabbau<br />
- Aufbauseminar Fahranfänger<br />
www.fahrschule-golchert.de<br />
Fahrschule Golchert & Kurtz<br />
Inh. Michael Kurtz
Liebe Leser,<br />
Lehrerin zur Schülerin: "Wenn Sie weitergähnen, bringe ich Ihnen ein Nachthemd!".<br />
Sprüche wie diese: Fast Alltag! Denn: <strong>Die</strong> Frühjahrsmüdigkeit geht um. Frühjahr?<br />
Quatsch! Wir haben es Herbst! Nun, die Frühjahrsmüdigkeit geht trotzdem um. Sie<br />
ist eine der wenigen Krankheiten, die zwölf Monate im Jahr andauern. 13 Jahre. Zwölf<br />
demnächst.<br />
Es ist wahrlich nicht angenehm, wenn jeden Morgen viel zu früh der Wecker klingelt<br />
und an dieser Stelle der Hinweis: Sollte es wirklich bereits Frühjahr sein und wir so lange<br />
gebraucht haben, um diese <strong>Ausgabe</strong> fertigzustellen, liegt es daran, dass wir vor lauter<br />
Müdigkeit nicht zum Arbeiten gekommen sind.<br />
Doch im letzten Jahrhundert eingeschlafen zu sein, scheinen aber nicht nur wir Schüler,<br />
sondern auch der ein oder andere des Lehrerkollegiums. Wie anders sollte sonst der<br />
Missstand erklärt werden, dass es Spezialisten gibt, die während der "Ferien mit den<br />
Hausaufgaben" (Logisch: Tage an denen wir nicht anwesend sind, aber trotzdem Schule<br />
haben, z.B. mündl. Abi) Klausuren und Klassenarbeiten ansetzen und Schüler für zwei<br />
Stunden in die Schule beordern. Nein, nein, niemand fährt in den Urlaub oder besucht<br />
Verwandte (was sich bei einer unterrichtsfreien Woche auch nicht anbieten würde), weil<br />
alle ja zuhause und nicht im Urlaubsort an den aufgegeben Hausaufgaben arbeiten.<br />
Interessant zu beantworten wäre auch die Frage, warum es überhaupt in der Oberstufe<br />
so etwas wie einen Klausurenplan gibt, wenn gefühlte 90% der Klausurtermine doch so<br />
oder so verlegt werden?<br />
Wie dem auch sei. Schlaft gut, träumt süß und nehmt notfalls diese <strong>Ausgabe</strong> <strong>als</strong> Kopfkissen!<br />
Sie ist zwar nicht besonders weich, aber das hochwertige matt-satinierte 120gr-<br />
Papier ist bestimmt bequemer <strong>als</strong> das kühle, harte Holz eures Schultisches!<br />
Übrigens: Wir erhöhen unsere Auflage um 100 Stück! <strong>Die</strong> Möglichkeit, dass wir unsere<br />
Schülerzeitung nun knapp drei Jahre für euch Schüler kostenlos anbieten konnten,<br />
verdanken wir unseren Gönnern und Sponsoren, an die wir an dieser Stelle unseren<br />
herzlichen Dank aussprechen möchten.<br />
Viel Spaß mit dieser <strong>Ausgabe</strong>!<br />
Eure <strong>Pressident</strong>-Redaktion (die sich über Kritik und Lob von Schülern, Lehrern und<br />
Eltern jederzeit freut!)<br />
Redaktionssitzung<br />
Unsere Redaktionssitzung ist jede<br />
Woche am Mittwoch um 12:30 Uhr<br />
im PC-Raum der THS. Neugierige<br />
Jungredakteure oder Leser, die Kritik<br />
und Lob loswerden wollen, sind herzlich<br />
dazu eingeladen.<br />
Feedback, Leserbriefe und Korrekturen<br />
erwünscht!<br />
Wie gefällt euch das neue <strong>Pressident</strong>-<br />
Magazin? Teilt uns eure Meinung und<br />
Anregungen mit:<br />
• www.ths-pressident.de<br />
• www.facebook.com/ths.pressident<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 3
Inhalt<br />
Leben<br />
S. 10<br />
S. 14<br />
S. 19<br />
Couchsurfing<br />
<strong>Die</strong> Hotel-Alternative<br />
Kostbarer <strong>als</strong> ein Diamant?<br />
Über die Wichtigkeit von<br />
Wasser<br />
Finanzkrise<br />
Bei deutschen Jugendlichen<br />
so gut wie nicht<br />
erkennbar<br />
4 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
Titelthema<br />
S. 22<br />
S. 26<br />
S. 30<br />
S. 32<br />
S. 38<br />
S. 42<br />
"Jeder soll eine Chance<br />
haben!"<br />
Energie aus Eigenproduktion<br />
Ein Dorf versorgt sich<br />
selber<br />
Aus "Mist" Strom erzeugen<br />
So funktioniert Biomasse<br />
Nervenkitzel Offshore<br />
Zu Besuch bei einem<br />
Windpark in der Nordsee<br />
<strong>Die</strong> dunkle Seite der<br />
Windenergie<br />
Wenn bei Vögeln die<br />
Todesursache lautet:<br />
Windrad<br />
Regen für Afrika<br />
Interview mit einem<br />
Beregnungs-Visionär
Schule<br />
S. 52<br />
S. 60<br />
S. 64<br />
S. 67<br />
Interview mit Schulleiter<br />
Matthias Beimel<br />
Giovanni di Lorenzo in<br />
der THS<br />
Zeit-Chefredakteur<br />
sprach über die Zukunft<br />
des Journalismus<br />
THS ohne Rassismus und<br />
mit Courage<br />
Infos von der Plaketten-<br />
Übergabe<br />
Theater-AGs "Tod"<br />
Theaterkritik zur Aufführung<br />
des Stückes "Tod"<br />
von Woody Allen<br />
<strong>Pressident</strong>chen (5.-7. Klasse)<br />
S. 70<br />
S. 72<br />
S. 74<br />
S. 76<br />
S. 79<br />
S. 80<br />
S. 82<br />
S. 84<br />
Ein Traum in braun<br />
Schokolade-Entstehung<br />
Sturmflut<br />
<strong>Die</strong> Nacht vom 16. auf<br />
den 17.2. 1962<br />
Frau Holle<br />
Große Augen im Forum<br />
Theater<br />
Tierhaltung im Zirkus<br />
Ist eine artgerechte Haltung<br />
möglich?<br />
Olympia 2012<br />
Fazit der Spiele in London<br />
Elektromobilität<br />
Wie sieht das Auto der<br />
Zukunft aus?<br />
Dir ist langweilig?<br />
Gewinnspiel<br />
S. 86<br />
Lehrersteckbrief<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 5
Leserbriefe<br />
Zu "Giovanni di Lorenzo in der<br />
THS"<br />
Glückwunsch<br />
Ich finde wirklich toll, was Ihr auf die<br />
Beine stellt! Glückwunsch!<br />
Christian via Facebook<br />
Zu "Kiew 2012: Ein ganz besonderer<br />
Austausch"<br />
Gute Sache für alles<br />
Gut geschrieben. Ich war auch dreimal<br />
daran beteiligt. Gute Sache für alles:<br />
Freunde finden, Sprache lernen, reisen.<br />
Ist doch Wahnsinn!<br />
Schade, dass es vorbei ist. Jetzt das Studium<br />
– und Träume vergessen!<br />
Gruß aus Kiew!<br />
Eugen via ths-pressident.de<br />
6 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
Zu "Gefangen in der Vergangenheit"<br />
F<strong>als</strong>ch dargestellt<br />
Den Artikel “Gefangen in der Vergangenheit”<br />
finde ich toll!<br />
Aber im vierten Absatz ist etwas, glaube<br />
ich, ein bisschen f<strong>als</strong>ch dargestellt<br />
worden.<br />
Jens wusste nichts von Heroin, <strong>als</strong> er<br />
mit Elizabeth nach Washington DC<br />
fuhr.<br />
Sie hat ihm erst in Washington gestanden,<br />
dass sie noch Drogen nehme und<br />
jetzt wegfahren müsse, um eine Schuld<br />
an ihrem Dealer zu begleichen.<br />
Margrit via ths-pressident.de<br />
Zwei Tatbeteiligte<br />
Es gibt unheimlich viele Fürsprecher<br />
für Jens Söring. In diesem Fall eines<br />
Doppelmordes zählt für mich die Gesamtschau<br />
auf die Ermittlungsfakten.<br />
Meiner Meinung nach gab es hier zwei<br />
Tatbeteiligte: Elizabeth Haysom und<br />
Jens Söring.<br />
Margrit via ths-pressident.de<br />
Vielen Dank<br />
Vielen Dank für diesen ausführlichen<br />
Artikel über das wirklich erschütternde<br />
Schicksal eines Menschen, der seit<br />
26 Jahren um seine Freiheit kämpft!<br />
Anne Hafs via Facebook
Zu "Volleyball-Duell"<br />
Dam<strong>als</strong> gab es das nicht<br />
<strong>Die</strong> Lehrer von heute haben es<br />
volleyball-technisch wohl nicht mehr<br />
drauf. Dam<strong>als</strong> gab es das nicht ;-)<br />
Elisabeth via Facebook<br />
Zu "Geoengineering"<br />
Nicht alles zu spät<br />
<strong>Die</strong> Klimafolgen sind nicht differenziert<br />
genug. Man gewinnt den Eindruck,<br />
dass alles zu spät ist.<br />
Martin via ths-pressident.de<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Redaktion <strong>Pressident</strong><br />
Datumer Chaussee 2<br />
25421 Pinneberg<br />
www.ths-pressident.de<br />
www.facebook.com/ths.pressident<br />
Redaktion:<br />
s. Print-<strong>Ausgabe</strong><br />
Druck:<br />
s. Print-<strong>Ausgabe</strong><br />
Auflage:<br />
600 Stück<br />
V.i.S.d.P:<br />
s. Pirnt-<strong>Ausgabe</strong> bzw. Online-Impressum<br />
Mediadaten<br />
www.ths-pressident.de/werben<br />
Zu "Werden Fußballer zu hoch<br />
bezahlt?"<br />
Ein Witz<br />
Alles ein Witz. Das Geld kriegen sie<br />
einfach hinterher geschmissen. Was<br />
heißt außerdem "Verantwortung tragen"?<br />
Jeder, der arbeiten geht, trägt<br />
Verantwortung. Fußballer haben Kohle<br />
ohne Ende und große Wohnungen<br />
- wenn es geht noch im Ausland, wegen<br />
der Steuern. Und die Spielerfrauen<br />
wissen nicht, wie sie das viele Geld<br />
herumschleudern sollen.<br />
Olli via ths-pressident.de<br />
Grafiken:<br />
Weiterverwendung von <strong>Pressident</strong><br />
gerne nach Genehmigung<br />
Verwendete Grafiken von: vectoropenstock.com,<br />
stockgraphicdesigns.<br />
com, Titelfoto: vencav, fotolia.com<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 7<br />
Tobi Grimm / pixelio.de
ENCOURAGE. empowering people<br />
Mitmachen beim Schülerwettbewerb 2013<br />
in Mathematik, Naturwissenschaften und Technik!<br />
<strong>Die</strong> Welt von morgen, wie soll sie aussehen? Wir suchen junge Forscherinnen und Forscher,<br />
die mit ihren Ideen zu Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz unsere Zukunft mitgestalten<br />
wollen.<br />
Teilnehmen können Schülerinnen und Schüler der oberen Jahrgangsstufen in Deutschland<br />
(ab Klasse 10) Österreich (Oberstufe ab Klasse 6) der Schweiz (Sekundarstufe II) sowie<br />
der deutschen Auslandsschulen in Europa (ab Klasse 10). <strong>Die</strong> Besten präsentieren ihre Arbeiten<br />
vor Professoren der Partner-Universitäten RWTH Aachen, TU Berlin und TU München.<br />
Gewinnen Sie Geldpreise im Gesamtwert von rund 100.000 Euro!<br />
www.siemens-stiftung.org/schuelerwettbewerb<br />
8 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
Stadt – Land – Fluss.<br />
Zukunftsplanung ist ein Muss!<br />
Anmeldeschluss zur Teilnahme: 15. November 2012<br />
Einsendeschluss für die Arbeiten: 15. Januar 2013
Leben<br />
S. 10<br />
S. 14<br />
S. 19<br />
Couchsurfing<br />
<strong>Die</strong> Hotel-Alternative<br />
Kostbarer <strong>als</strong> ein Diamant?<br />
Über die Wichtigkeit von<br />
Wasser<br />
Finanzkrise<br />
Bei deutschen Jugendlichen<br />
so gut wie nicht<br />
erkennbar<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 9
10 | <strong>Pressident</strong> 03/2012
Couchsurfing<br />
Übers Internet kann mittlerweile jeder sein eigenes<br />
Sofa zur Vermietung anbieten. Über ein<br />
etwas anderes Reiseerlebnis.<br />
Das neue Schuljahr hat grade erst begonnen<br />
und schon sehnt sich der ein oder andere<br />
Schüler wieder nach Ferien. Einige<br />
verbrachten den Urlaub zusammen mit<br />
ihrer Familie in Hotels, Ferienhäusern<br />
oder -wohnungen, andere wiederum genossen<br />
die schulfreie Zeit gemeinsam mit<br />
Freunden. Doch in den vergangenen Jahren<br />
wurde neben diesen Möglichkeiten<br />
eine völlig neue Art des Reisens immer<br />
populärer: Der Trend, der sich immer<br />
weiter durchsetzt, wird <strong>als</strong> “Social travelling”<br />
bezeichnet. Bei dieser Form des<br />
Reisens stellen Privatleute wildfremden<br />
Menschen einen Platz in ihrer Wohnung<br />
zur Verfügung. New York, London, Pinneberg<br />
– in regelrecht jeder Stadt der Welt<br />
ist eine Unterkunft möglich. Häufig sogar<br />
kostenlos!<br />
Überall auf der Welt wohnen Menschen,<br />
die fremden Gäste ihre Türen öffnen,<br />
diese auf ihren Sofas übernachten lassen<br />
und beherbergen. <strong>Die</strong> Motive der Reisenden<br />
liegen auf der Hand. In privaten<br />
Wohnungen kommt auch in einer unbekannten<br />
Stadt ein Gefühl von Zuhause<br />
auf, anders <strong>als</strong> in einem anonymen und<br />
einsamen Hotelzimmer. Das Empfinden<br />
gleicht vielmehr einem Kurzurlaub<br />
bei Freunden, die in einer anderen Stadt<br />
wohnen und einem für ein paar Nächte<br />
die Couch zum Schlafen anbieten. Nun ist<br />
es allerdings unmöglich, auf der ganzen<br />
Welt Freunde zu haben und dennoch gibt<br />
es in nahezu jeder Stadt auf unserem Planeten<br />
inzwischen Menschen, die Schlafplätze<br />
anbieten – inklusive Heimatgefühl.<br />
Es gibt sogar weitere Gemeinsamkeiten<br />
Text NN<br />
zu den wirklichen Freunden, denn viele<br />
der Herberger verlangen für ihre Unterkunft<br />
nicht einmal Geld. <strong>Die</strong> meisten Mitglieder,<br />
die auf Plattformen wie "Couchsurfing,"<br />
"Haustausch" oder "Hospitality<br />
Club" eingetragen sind, wollen vor allem<br />
eins: sparen. Über 3 Millionen Menschen<br />
aus weltweit 80 000 Städten verfolgen<br />
dieses Ziel, wobei nicht jeder Registrierte<br />
automatisch Gäste bei sich zu Hause<br />
aufnehmen muss. <strong>Die</strong> Registrierung bei<br />
"Couchsurfing" kostet 20 Euro. Danach<br />
folgen Sicherheitskontrollen der Identität,<br />
um den Beteiligten einen gewissen Schutz<br />
bieten zu können. <strong>Die</strong> Unterkunft an sich<br />
ist kostenfrei und nach einigen Nächten<br />
in fremden Wohnungen beschließt<br />
so manch einer, in Zukunft auch seine<br />
Couch zu teilen. Inzwischen stellt immerhin<br />
jedes dritte Mitglied sein Heim für die<br />
Mitnutzer zur Verfügung.<br />
Auf den ersten Blick liegen die Beweggründe<br />
der Gastgeber im Verborgenen.<br />
Man beginnt sich zu fragen, was die Leute<br />
dazu bewegt, Wildfremde in ihre Wohnung<br />
zu lassen. Fühlen sie sich einsam?<br />
Haben sie keine Freunde? Oder kommt<br />
ganz allein in einer Wohnung Langeweile<br />
auf? Worin auch immer die Gründe liegen<br />
mögen, das System geht glänzend auf.<br />
Über sechs Millionen Menschen haben<br />
die Nacht schon auf fremden Sofas, Matratzen<br />
oder in Gästezimmern verbracht.<br />
<strong>Die</strong> meisten der Wohnungseigentümer<br />
sind anscheinend schlichtweg gastfreundlich.<br />
<strong>Die</strong>jenigen, die selbst schon von den<br />
Betten und der Hilfsbereitschaft anderer<br />
profitierten, wollen etwas zurückgeben.<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 11<br />
T: Damaris / pixelio.de
Manche fühlen sich einsam und freuen<br />
sich über Besuch. Wieder andere möchten<br />
neue Kontakte und Bekanntschaften<br />
knüpfen. Letzteres erklärt ebenfalls, dass<br />
viele ihren Gast tatsächlich kennenlernen<br />
wollen. Neben einem Schlafplatz stehen<br />
Stadtrundführungen, gesellige Abende<br />
und nette Gespräche mit auf dem Programm.<br />
Selbstverständlich freiwillig und<br />
ganz und gar umsonst.<br />
Um beiden Parteien zu einem angenehmen<br />
Zusammenleben zu verhelfen, können<br />
sich Sofa-Anbieter und Reisende<br />
zuvor auf ihren Plattform-Profilen über<br />
gemeinsame Interessen informieren und<br />
austauschen.<br />
Auf der anderen Seite gibt es aber ebenfalls<br />
Menschen, die nur einen einfachen<br />
Schlafplatz suchen. Schließlich begeistert<br />
nicht jeden ein Small-Talk mit fremden<br />
Leuten am Frühstückstisch. Auch dieser<br />
Art Reisenden wird gern geholfen. Neben<br />
Couchsurfing gibt es Social-Travelling-<br />
Plattformen, wie "HouseTrip" oder "Wimdu"",<br />
bei denen man ein Gästebett im Voraus<br />
bucht und bezahlt. Außer das Zimmer<br />
in einem ordentlichen und gepflegten<br />
Zustand zu hinterlassen, bestehen auch<br />
hier keine weiteren Verpflichtungen. <strong>Die</strong><br />
registrierten Privatleute stellen ein freies<br />
Zimmer oder sogar die ganze Wohnung<br />
für kurze Zeit zur Verfügung, zum Beispiel<br />
wenn sie selbst verreist sind. Einige<br />
12 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
wollen auch einfach schlicht etwas Geld<br />
dazuverdienen, indem sie ihre Wohnung<br />
beispielsweise für ein Wochenende für<br />
andere räumen. Im Schnitt zahlen die<br />
Kurzzeitmitbewohner 60 Euro pro Übernachtung,<br />
nicht pro Person. Für die Gäste<br />
eine einmalige Chance in sündhaft teuren<br />
Stadtteilen eine bezahlbare Unterkunft zu<br />
finden. Auch für den Gastgeber handelt es<br />
sich um eine recht sichere Angelegenheit.<br />
Bezahlt wird im Voraus und Anbieter wie<br />
"9Flats" versichern dem Vermieter zum<br />
Beispiel Schäden an Wohnung und Inventar.<br />
Trotz all dieser unglaublich klingenden<br />
Tatsachen bleibt natürlich noch die größte<br />
Frage: Wie sicher kann es sein, fremde<br />
Menschen in seine Wohnung zu lassen<br />
oder <strong>als</strong> alleinstehende Frau bei einem<br />
fremden Mann unterzukommen? Für viele<br />
ist und bleibt dies unvorstellbar. Doch<br />
bisher machte nur ein Verbrechen Schlagzeilen.<br />
Im Jahr 2009 wurde eine Touristin<br />
aus Hong Kong in England vergewaltigt.<br />
Bis auf diesen Vorfall berichten die Nutzer<br />
in den Foren fast ausschließlich Positives.<br />
Auch eine Studie der Universität Michigan<br />
ergab, dass auf eine einzige schlechte<br />
Erfahrung 2500 gute kommen. Und somit<br />
schlussfolgern die meisten Sofasurfer:<br />
Was für ein entspannter und gleichzeitig<br />
interessanter Urlaub! ■<br />
Urlaubsziel: Couch<br />
T: Klaus Serek, pixelio.de
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 13
14 | <strong>Pressident</strong> 03/2012
Kostbarer <strong>als</strong><br />
ein Diamant?<br />
Wenn man an kostbare Schätze denkt, fallen<br />
einem Dinge wie Schmuck aus Gold und Silber<br />
ein. Viel wertvoller ist für viele aber etwas ganz<br />
anderes: Wasser.<br />
Wenn man an kostbare, materielle Schätze<br />
denkt, fallen einem Dinge wie Schmuck<br />
ein, vielleicht aus Silber, womöglich aus<br />
Gold oder gar mit einem Diamanten bestückt.<br />
<strong>Die</strong>se Dinge haben einen ungeheuren<br />
Wert, dessen Kurs kontinuierlich<br />
steigt. Denn das allgemeine Begehren<br />
darauf ist immens, das Vorkommen jedoch<br />
begrenzt und daher irgendwann<br />
erschöpft. Seit Jahrtausenden gibt es<br />
Kämpfe um Rohstoffe, nicht selten war<br />
und ist die Entdeckung eines bis dorthin<br />
unbemerkten Vorkommens der Grund<br />
für einen Krieg.<br />
Doch inzwischen drängt sich eine ganz<br />
andere Sorge in manchen Teilen der Erde<br />
auf, die für uns hier (bisher) kaum greifbar<br />
erscheint: <strong>Die</strong> Angst davor, nicht mit<br />
genügend Trinkwasser versorgt zu sein.<br />
Zwar sind wir uns darüber bewusst, dass<br />
in gewissen Regionen der Welt Trockenheit<br />
und Dürreperioden einen Wassermangel<br />
für die dort lebende Bevölkerung<br />
verursacht. Doch sollten Prognosen aus<br />
Forschungen stimmen, die prophezeien,<br />
dass dieses Problem bis 2070 auch große<br />
Teile von Mittel- und Südeuropa betreffen<br />
wird, handelt es sich in zumindest absehbarer<br />
Zeit um einen globalen Notstand,<br />
der sehr ernst zu nehmen ist.<br />
Das Resultat einer Studie, die im Auftrag<br />
des US-Außenministerium im Frühling<br />
diesen Jahres erschien, stuft die Gefahr<br />
eines Wasserkrieges in geraumer Zukunft<br />
zunehmend stärker ein.<br />
(Prognostizierte) Zahlen und Fakten:<br />
- Für die womögliche Wasserknappheit<br />
sind primär zwei Gründe verantwortlich:<br />
Erstens der Bevölkerungswachstum (und<br />
Konfliktpotenzial Konfliktpotenzial<br />
Türkei und Irak: <strong>Die</strong> Flüsse Euphrat<br />
und Tigris spielen bezüglich<br />
der Wasserversorgung für die<br />
Türkei aber auch für den südlich<br />
angrenzenden Irak eine<br />
große Rolle. Der Plan der Türkei,<br />
dort Staudämme zu errichten<br />
(teilweise bereits durchgeführt)<br />
stößt im abhängigen Nachbarland<br />
auf massive Empörung.<br />
Text DH<br />
Naher Osten: Das Jordanbecken<br />
mit seinem Frischwasser ist<br />
ein Streitthema zwischen Israel,<br />
Nachbarstaaten und den Palästinensern.<br />
Es gibt gegenseitige<br />
Vorwürfe, zu viel Wasser zu<br />
verbrauchen.<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 15
die damit verbundene, steigende Versorgungsnotwendigkeit),<br />
welcher so rapide<br />
ausfällt, dass laut Schätzungen der Vereinten<br />
Nationen im Jahr 2040 neun Milliarden<br />
Menschen auf der Erde leben (das<br />
wären zwei Milliarden mehr <strong>als</strong> zum jetzigen<br />
Zeitpunkt). Und zweitens der Klimawandel,<br />
der viele Spuren hinterlässt (zum<br />
Beispiel Austrocknung von Seen).<br />
- <strong>Die</strong> Erde beinhaltet etwa 1,4 Milliarden<br />
Kubikkilometer Wasser. Das Bedauerliche:<br />
Gerade einmal 2,5% davon sind<br />
trinkbar, und nur partiell ist es zugänglich.<br />
- Wenn nun die vorhergesagten Entwicklungen<br />
(Bevölkerung, usw.) zutreffen,<br />
dann gerät das Verhältnis zwischen dem<br />
weltweiten Wasserbedarf und der allgemeinen<br />
Kapazität immer weiter auseinander,<br />
so dass Hochrechnungen zufolge<br />
im Jahr 2040 40% der notwendigen Wasserversorgung<br />
nicht mehr gedeckt werden<br />
kann. Das hieße wiederum, dass 3,6<br />
Milliarden Menschen eine ungenügende<br />
Wasserzufuhr erhielten (was in etwa dem<br />
Konfliktpotenzial<br />
Nilregion: Das von schlimmer<br />
Dürre geplagte Äthiopien führt<br />
seit Jüngstem Bewässerungsprojekte<br />
mithilfe des Nilwassers<br />
durch. 30% aller Ägypter leben<br />
aber von der Landwirtschaft,<br />
die das Nilwasser <strong>als</strong> essenziellen<br />
Bestandteile beinhaltet.<br />
16 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
45-fachen der <strong>aktuelle</strong>n, deutschen Bevölkerung<br />
entspricht)!<br />
Globale Konsequenzen:<br />
Der immer stärker ansteigende Bedarf<br />
macht Wasser zu einem genauso wertvollen<br />
Rohstoff wie eben Gold oder Diamanten.<br />
Es wird schlichtweg immer seltener,<br />
das Begehren ist sowieso riesengroß –<br />
und womöglich auf Dauer einen Ursache<br />
für Kriege. Großes Konfliktpotenzial<br />
herrscht zum Beispiel in China und Indien:<br />
Das bevölkerungsreichste Land der<br />
Welt (20% der Gesamtheit) besitzt lediglich<br />
acht Prozent der Süßwasservorräte!<br />
Für die Stromversorgung der Industriemacht<br />
sind riesige Dammbauten im Gange.<br />
Ziel ist es, an den Flüssen Mekong,<br />
Salween und Brahmaputra 140.000 Megawatt<br />
zu generieren (entspricht der Wasserkrafterzeugung<br />
von USA und Kanada<br />
gemeinsam). Vor allem Indien bereitet<br />
dies Sorge: Der Hauptabnehmer dieser<br />
Flüsse sieht die Wasserversorgung seiner<br />
wachsenden Bevölkerung zunehmend<br />
in Gefahr. Es ist relativ banal: Das Land,<br />
Ein Leben ohne Wasser: Unmöglich<br />
Konfliktpotenzial<br />
Pakistan und Indien: <strong>Die</strong> beiden<br />
Erzfeinde streiten sich um den<br />
Indus. Indien möchte Staudämme<br />
errichten, Pakistan setzt alles<br />
Erdenkliche dagegen und droht<br />
unter anderem mit Sprengstoffanschlägen.<br />
T: Klaus Serek, pixelio.de
Mit „Klasse unterwegs“<br />
die Region entdecken<br />
Das Schulprojekt der DB Regio AG<br />
Erlebnisreiches Lernen an interessanten Orten in der Region<br />
Über 60 Partner in Schleswig-Holstein und Hamburg<br />
Umweltbewusst und günstig unterwegs im Nahverkehr<br />
der Deutschen Bahn<br />
Bis zu 70% Ermäßigung mit dem Gruppenticket<br />
im Schleswig-Holstein-Tarif<br />
Weitere Informationen im Internet unter<br />
www.bahn.de/klasse-unterwegs<br />
<strong>Die</strong> Bahn macht mobil.<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 17<br />
Regio Schleswig-Holstein
welches geographisch ungünstig liegt<br />
(zum Beispiel bei einem Fluss, der zuerst<br />
durch ein anderes Land fließt), hat häufig<br />
schlechtere Karten und damit Grund<br />
zur Sorge. Es ist erst das zweite Glied der<br />
Kette und muss sich darauf verlassen,<br />
dass das stromaufwärts gelegene Land das<br />
Wasser nicht gänzlich stoppt. Es gibt zwar<br />
teilweise Abkommen, nach denen beide<br />
Parteien Rechte eingeräumt bekommen<br />
und durch die Spannungen zumindest reduziert<br />
werden konnten. Doch der Haken<br />
dabei ist: Der Klimawandel verändert die<br />
Menge an Wasser in den Flüssen deutlich,<br />
die Abkommen berücksichtigen dies<br />
nicht. So werden aus Abkommen veraltete<br />
Verträge, deren Erneuerung ein wirkliches<br />
Problem mangels Kompromissbereitschaft<br />
darstellt.<br />
Der Kampf um das Süßwasser mit all seinen<br />
Konsequenzen ist wohl unaufhaltbar.<br />
Es ist ähnlich wie mit anderen Rohstoffen;<br />
das Vorkommen ist begrenzt und<br />
nicht gerecht zu verteilen. Was man aber<br />
Mit Durchblick<br />
besser versicher t.<br />
Wir begleiten Sie ein Leben lang. Ver sprochen.<br />
Marcus Reikowski e. K.<br />
Thesdorfer Weg 216, 25421 Pinneberg<br />
Telefon 04101/69400, pinneberg.sued@provinzial.de<br />
18 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
nicht vergessen darf (und was diesen Fall<br />
erheblich dramatisiert), ist: Gold etwa ist<br />
ein edles Metall, es ist sehr massiv, man<br />
kann es für vielerlei Zwecke verwenden<br />
(wie zum Beispiel <strong>als</strong> teuren Schmuck).<br />
Wasser dagegen ist „bloß“ eine durchsichtige<br />
Flüssigkeit. Doch brauchen wir<br />
genau sie jeden Tag, nicht um damit unseren<br />
Reichtum darzustellen. Nein, sie ist<br />
unser wichtigstes Grundnahrungsmittel<br />
um zu überleben. ■<br />
Tipp<br />
<strong>Die</strong> Wasservasserverteilung<br />
auf der<br />
Erde verändern?<br />
Dazu ein Interview<br />
mit Jürgen<br />
Friedrich auf S. 42<br />
und auf<br />
www.ths-pressident.de<br />
9.1.1_148x105_4c_Pinneberg.indd 1 10.04.12 12:57
Finanzkrise?<br />
Bei deutschen Jugendlichen so gut wie nicht<br />
erkennbar.<br />
Während die Finanzkrise weiterhin die<br />
Schlagzeilen der Zeitungen füllt und die<br />
Deutschen nachdenklich macht, erreicht<br />
ihre Kinder genau das Gegenteil. <strong>Die</strong><br />
deutschen Jugendlichen bekommen so<br />
viel Taschengeld wie nie zuvor.<br />
Laut Kidsverbraucher-Analyse 2012 sind<br />
die Eltern in der Lage, insgesamt mehr<br />
Geld für Bekleidung, Freizeit und Taschengeld<br />
ihrer Sprösslinge auszugeben.<br />
Mit einer Steigerung um zehn Prozent<br />
zum Vorjahr bekommen die 7 bis 13-Jährigen<br />
dieses Jahr durchschnittlich 27,18<br />
Euro Taschengeld pro Monat – ein neuer<br />
Höchstwert. Dazu hat sich der Wert der<br />
Geldgeschenke gesteigert, dieser ist mit<br />
210 Euro pro Jahr um 13 Euro seit 2011<br />
gestiegen. Durch das erhöhte Markenbewusstsein<br />
der Jugendlichen und die<br />
Bereitschaft vieler Eltern, ihren Kindern<br />
diese Wünsche zu erfüllen, bleiben Jugendliche<br />
weiterhin wichtige Ansprechpartner<br />
der Wirtschaft.<br />
Als beliebtestes Geschenk zu Weihnachten<br />
oder zum Geburtstag wählten die<br />
Kinder und Jugendlichen das Handy. 3,2<br />
Millionen dieser Altersgruppe besitzen<br />
ein eigenes Handy, bei 17 Prozent handelt<br />
es sich sogar um ein Smartphone. Somit<br />
verfügen rund die Hälfte der 6,04 Millionen<br />
deutschen Kinder über ein Handy,<br />
zusätzlich dürfen sich 43 % der Kinder<br />
auf dem Smartphone der Eltern, falls dieses<br />
vorhanden ist, vergnügen. <strong>Die</strong> vielen<br />
verschiedenen und meistens kostenlosen<br />
Apps bieten auch für jede Altersgruppe<br />
vielseitige Unterhaltung.<br />
Als zweitbeliebtestes Geschenk sieht die<br />
"mobile Generation“, wie diese Alterskategorie<br />
auch genannt wird, die Spielekonso-<br />
Text WM<br />
le. In 69 Prozent der deutschen Haushalte<br />
ist somit eine „Playstation“, „Wii“ oder<br />
Ähnliches vorhanden, an der sich laut<br />
Umfrage nicht nur die junge Generation<br />
die Zeit vertreibt. <strong>Die</strong> klassischen Gesellschaftsspiele<br />
rücken dabei in den Hintergrund,<br />
werden allerdings auch nicht ganz<br />
vergessen, denn gerade bei den Vorschulkindern<br />
ist der Wunsch nach klassischen<br />
Spielzeug im Kinderzimmer durchaus<br />
noch vorhanden.<br />
Nur einen Prozentpunkt hinter der Spielkonsole<br />
liegt die Handspielkonsole. Der<br />
Bedarf dieser Freizeitbeschäftigung ist<br />
im Vergleich stark zurück gegangen und<br />
wird wohl über kurz oder lang durch die<br />
vielen Online-Spiele auf den Smartphones<br />
abgelöst.<br />
Auch wenn man immer wieder in den<br />
Schlagzeilen zu lesen bekommt, dass das<br />
Zeitalter des gedruckten Buches vorbei<br />
sei, ergab die Kidsverbraucher Analyse<br />
ganz andere Ergebnisse: Obwohl der Alltag<br />
der Jugendlichen durch Handys und<br />
Spielkonsolen sehr geprägt ist, geben 96%<br />
an, sich mit Magazinen zu beschäftigen<br />
und 91 % bis zu drei Bücher im Monat zu<br />
lesen – ein konstanter Wert im Vergleich<br />
zu 2011.<br />
Während nun die Eltern um ihr Geld bangen,<br />
leben die Kinder ein Leben ohne materielle<br />
Sorgen, denn dem durchschnittlichen<br />
deutschen Kind wird kaum ein<br />
Wunsch abgeschlagen. Doch es wird zum<br />
Glück noch darauf geachtet, dass die junge<br />
Generation auch noch weiß, wie sich<br />
ein Buch anfühlt – und sie nicht nur das<br />
kalte Metall eines Smartphonegehäuses<br />
kennenlernen. ■<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 19
STARTEN SIE<br />
MIT UNS INS<br />
BERUFSLEBEN!<br />
Wir sind ein führendes Unternehmen der Baustoffbranche und beschäftigen<br />
370 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Norddeutschland.<br />
Zum 1. August 2013 bieten wir an unseren Standorten Rellingen,<br />
Uetersen, Bad Oldesloe, Bad Segeberg, Ratzeburg und Gadebusch<br />
Ausbildungsplätze zur/zum<br />
Groß- und Außenhandelskauffrau/-mann<br />
Einzelhandelskauffrau/-mann<br />
Bürokauffrau/-mann (nur in Rellingen)<br />
Das bekommen Sie bei uns:<br />
• eine vielseitige, umfassende und praxisorientierte Ausbildung<br />
• gute Entwicklungsperspektiven in einem leistungsstarken Unternehmen<br />
• erfahrene, freundliche Ausbilder und Mentoren<br />
Das bringen Sie mit:<br />
• einen guten Schulabschluss, Neugier und Lernwillen<br />
• Spaß an Teamarbeit und viel Einsatzbereitschaft<br />
Wir freuen uns auf Sie!<br />
Ihre Bewerbungsunterlagen senden Sie bitte mit Angabe des gewünschten<br />
Ausbildungsortes an unsere Personalabteilung, z. H. Herrn Blank.<br />
25462 Rellingen · Eichenstraße 30-40<br />
karsten.blank@hass-hatje.de · www.hass-hatje.de<br />
20 | <strong>Pressident</strong> 03/2012
Titelthema<br />
S. 22<br />
S. 26<br />
S. 30<br />
S. 32<br />
S. 38<br />
S. 42<br />
"Jeder soll eine Chance<br />
haben!"<br />
Energie aus Eigenproduktion<br />
Ein Dorf versorgt sich<br />
selber<br />
Aus "Mist" Strom erzeugen<br />
So funktioniert Biomasse<br />
Nervenkitzel Offshore<br />
Zu Besuch bei einem<br />
Windpark in der Nordsee<br />
<strong>Die</strong> dunkle Seite der<br />
Windenergie<br />
Wenn bei Vögeln die<br />
Todesursache lautet:<br />
Windrad<br />
Regen für Afrika<br />
Interview mit einem<br />
Beregnungs-Visionär<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 21
22 | <strong>Pressident</strong> 03/2012
„Jeder soll eine<br />
Chance haben“<br />
Bürgersolaranlagen liegen im Trend. Auch in<br />
Pinneberg gibt es mehrere Solarmodule, an<br />
denen jeder Bürger einen Anteil erwerben<br />
kann.<br />
Alternative Energien fördern - ohne Platz<br />
für eine eigene Solaranlage auf dem Dach?<br />
In Pinneberg machen dies seit Mai 2008<br />
sogenannte Bürgersolaranlagen möglich.<br />
<strong>Die</strong> Idee dafür stammt von der Arbeitsgruppe<br />
"Energie" der lokalen Agenda 21<br />
unter der Leitung von Klaus Marquardsen.<br />
<strong>Die</strong> Agenda 21 ist ein Aktionsprogramm,<br />
das 1992 von 172 Staaten in Rio<br />
de Janeiro ins Leben gerufen wurde. Ihre<br />
Ziele sind neben Armutsbekämpfung<br />
und nachhaltiger Entwicklung im Bereich<br />
der Wirtschaft und Industrie ein Wandel<br />
in der Energiepolitik. All diese Aspekte<br />
sollen sicher stellen, den Klimawandel<br />
Text SH, EA<br />
im 21. Jahrhundert so weit wie möglich<br />
einzugrenzen und die Erde für nachfolgende<br />
Generationen zu erhalten. Um die<br />
Umsetzung zu erleichtern, gibt es lokale<br />
Verbände mit eigenen Programmen. Eine<br />
sogenannte lokale Agenda 21 mit fünf eigenständigen<br />
Arbeitsgemeinschaften gibt<br />
es seit 2005 auch in der Stadt Pinneberg.<br />
Einen wichtigen Beitrag zum Gelingen<br />
des lokalen Projektes zur Minderung des<br />
Klimawandels leistet die Arbeitsgruppe<br />
„Energie“, welche im Mai 2008 die erste<br />
Bürgersolaranlage auf dem Dach eines<br />
Wohnhauses in der Berliner Straße fertigstellte.<br />
▶<br />
<strong>Die</strong> erste Bürgersolaranlage der Lokalen<br />
Agenda, Berliner Str. 9<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 23
Um die Anlage zu finanzieren, machten<br />
die Mitglieder der AG bereits vor dem<br />
Bau Werbung für das Projekt: „Wir haben<br />
Anleger gesucht, indem wir in der Stadt<br />
Flyer verteilt und Werbung gemacht haben.“,<br />
so Marquardsen.<br />
Das Prinzip ist einfach: Jeder kann beliebig<br />
viele Anteile zu je 100 Euro (die<br />
maximale Investitionssumme beträgt<br />
10.000 Euro) an der Solaranlage kaufen<br />
und damit deren Errichtung finanzieren.<br />
<strong>Die</strong>se Anlage ist jedoch keine ganz uneigennützige<br />
Spende, denn alle Beteiligten<br />
erhalten eine jährliche Rendite von etwa<br />
7%. Der genaue Wert wird jedes Jahr neu<br />
berechnet und ist unter anderem abhängig<br />
von eventuell anfallenden Reparaturkosten<br />
und der staatlichen Einspeisevergütung<br />
für Solarstrom. Damit unterstützt<br />
die Regierung seit 2000 private Besitzer<br />
einer Solaranlage. Derzeit erhält man 19ct<br />
pro Kilowattstunde Solarstrom, die ins öffentliche<br />
Stromnetz eingespeist wird.<br />
Jedoch sei der finanzielle Gewinn für die<br />
meisten Anleger der Bürgersolaranlagen<br />
eher nebensächlich: „Jeder soll eine<br />
Chance haben. Der Umweltschutz steht<br />
dabei im Vordergrund. Es geht nicht darum,<br />
durch diese Geldanlage reich zu werden.“,<br />
erläutert Klaus Marquardsen.<br />
<strong>Die</strong> Nachfrage sei von Anfang an riesig<br />
gewesen: „Wir mussten schon viele war-<br />
24 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
<strong>Die</strong> zweite Bürgersolaranlage, Am<br />
Hafen 69<br />
ten lassen und weitere Anlagen planen.“,<br />
berichtet der Hauptinitiator.<br />
Denn trotz der hohen Nachfrage der<br />
Bürger galt es vor dem Bau der Anlagen<br />
einige Hindernisse zu überwinden und<br />
vor allem einen hohen organisatorischen<br />
Aufwand zu bewältigen.<br />
Neben der Suche nach einer Baufirma<br />
und der richtigen Versicherung musste<br />
man vor allem passende Gebäude zu finden.<br />
Wie Herr Marquardsen erzählt, ist nämlich<br />
längst nicht jedes Gebäude für eine<br />
Solaranlage geeignet. <strong>Die</strong>se stellt zahlreiche<br />
Anforderungen an das Dach: <strong>Die</strong><br />
Höhe muss mindestens sechs bis acht<br />
Meter betragen und es muss eine hohe<br />
Dachtragefähigkeit besitzen. Zudem ist es<br />
wichtig, dass die Dachfläche schattenfrei<br />
ist und nicht durch Bäume oder andere<br />
Gebäude verdeckt wird. Ein weiteres<br />
wichtiges Kriterium ist die Ausrichtung<br />
des Daches, sofern es geneigt ist.<br />
Den höchsten Ertrag liefern die Module,<br />
wenn sie nach Süden ausgerichtet sind<br />
und idealerweise einen Neigungswinkel<br />
von 30° besitzen, denn dann ist die Sonneneinstrahlung<br />
über das gesamte Jahr<br />
gesehen am höchsten.<br />
„Allein für die erste Anlage haben wir 2<br />
Jahre gebraucht, um ein geeignetes Dach<br />
zu finden.“, so Marquardsen.
Aufgrund der weiterhin bestehenden<br />
Nachfrage unter den Bürgern wurde im<br />
August 2010 die zweite Bürgersolaranlage<br />
auf dem Dach des Pinneberger Bauhofes<br />
in Betrieb genommen. Im Jahr 2011 folgten<br />
zwei weitere Anlagen auf dem Dach<br />
der Johann-Comenius-Schule in Thesdorf<br />
und auf einem Wohnhaus im Kirchhofsweg.<br />
<strong>Die</strong> Solaranlage auf dem Bauhof ist mit<br />
rund 216 Quadratmetern die größte, die<br />
im Kirchhofsweg mit ca. 65 Quadratmetern<br />
die kleinste. Insgesamt sind an allen<br />
Projekten 129 Anleger beteiligt, wobei es<br />
einige gibt, denen Anteile an mehreren<br />
Anlagen gehören. Unter ihnen sind sowohl<br />
alle Altersgruppen <strong>als</strong> auch alle sozialen<br />
Schichten vertreten. Sogar sieben<br />
Schüler sind Anleger der Bürgersolaranlagen.<br />
<strong>Die</strong>se bunte Mischung von Bürgern<br />
aus dem Kreis Pinneberg hat gemeinsam<br />
Investitionskosten von etwa 264.000 Euro<br />
bewältigt.<br />
Aktuell berichteten die Medien über die<br />
erneut sinkende Einspeisevergütung<br />
für Solarstrom. <strong>Die</strong>s sei jedoch nicht<br />
schlimm, da die Preise für Solarmodule<br />
in den letzten Jahren ebenfalls drastisch<br />
gesunken seien, erläutert Marquardsen.<br />
Dennoch verzichtet die Arbeitsgemeinschaft<br />
auf den Kauf billiger Solarmodule<br />
aus China und unterstützt stattdessen<br />
deutsche Firmen.<br />
Klaus Marquardsen, Hauptinitiator der<br />
Bürgersolaranlagen und Vorsitzender der<br />
Arbeitsgruppe „Energie“ in der lokalen<br />
Agenda 21 erledigt wöchentlich etwa vier<br />
bis fünf Stunden ehrenamtlich die unterschiedlichsten<br />
Arbeiten rund um die vier<br />
Solarstromanlagen. „Zweimal im Monat<br />
drehe ich meine Runde und kontrolliere<br />
die Anlagen nach Fehlern und notiere die<br />
Leistung.“, berichtet der ehemalige Umweltbeauftragte<br />
der Telekom. Zuhause<br />
fertigt er anschließend Balkendiagramme<br />
an, welche eine Übersicht über die je<br />
nach Sonneneinstrahlung schwankenden<br />
Erträge liefern und schickt diese den An-<br />
legern regelmäßig zu.<br />
Während der Planung und der Bauphase<br />
kommen noch viele weitere Aufgaben<br />
auf den Rentner zu: „Ich bin zuständig<br />
für die Projektplanung, werte geeignete<br />
Firmen aus, prüfe die Angebote, fertige<br />
Ausschreibungen und Abrechnungen an,<br />
suche geeignete Standorte und lasse die<br />
Anlagen versichern. Auf der Baustelle bin<br />
ich dann auch häufig, das ist mit sehr viel<br />
Arbeit verbunden.“<br />
Deshalb ist eine fünfte Anlage nicht geplant.<br />
„Wir wollen eher an die Schulen heran<br />
und mit diesen zusammenarbeiten.“,<br />
so Marquardsen über seine Zukunftspläne.<br />
An der Johann-Comenius-Schule ist<br />
die Kooperation gestartet: „Im Foyer der<br />
Schule ist ein Display installiert, welches<br />
jetzt ständig die Leistung anzeigt, wie viele<br />
Kilowattstunden schon seit Inbetriebnahme<br />
erzeugt und wie viel CO² dadurch<br />
gespart worden ist.“ Durch die Kooperationen<br />
will er das Bewusstsein von Kindern<br />
und Jugendlichen hinsichtlich des Energieverbrauchs<br />
und Umweltschutz schärfen.<br />
„Es sollte in der Schule, sogar im<br />
Kindergarten schon mit der Aufklärung<br />
begonnen werden.“, plädiert der Initiator<br />
der Pinneberger Bürgersolaranlagen.<br />
An der THS wird es jedoch wohl nicht zu<br />
einer derartigen Zusammenarbeit kommen,<br />
da eine Solaranlage auf dem Dach<br />
insbesondere durch viele Lehrer bereits<br />
2008 abgelehnt worden war, <strong>als</strong> die Schule<br />
<strong>als</strong> Standort der ersten Bürgersolaranlage<br />
im Gespräch war. ■<br />
Online+<br />
In unserer Online-<br />
SZ gibt Klaus Marquardsen<br />
viele<br />
Energiespartipps.<br />
Vom Elektrolüfter<br />
bis zur Wärmedämmung.<br />
www.ths-pressident.de<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 25
Energie aus Eigenproduktion<br />
<strong>Die</strong> Gemeinde Jühnde in Niedersachsen deckt<br />
ihren gesamten Energiebedarf aus erneuerbaren<br />
Energien. Ein Modell für ganz Deutschland?<br />
Jühnde liegt in Süd-Niedersachsen, im<br />
Landkreis Göttingen und beherbergt<br />
etwas über tausend Einwohner. Doch<br />
Jühnde ist keineswegs ein Dorf wie jedes<br />
andere, denn es ist das erste Bioenergiedorf<br />
Deutschlands. Das heißt: <strong>Die</strong> gesamte<br />
Energie der Dorfbewohner entsteht in<br />
Eigenproduktion. Und das rundum natürlich.<br />
Elf Jahre zurück: <strong>Die</strong> Universität Göttingen<br />
sucht ein Dorf für ein Nahwärmeprojekt<br />
um Göttingen herum. Jühnde bewirbt<br />
sich und setzt sich erfolgreich gegen<br />
26 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
Text MS<br />
16 Mitbewerber durch. Damit war es <strong>als</strong>o<br />
beschlossen: Jühnde wird Deutschlands<br />
erstes Bioenergiedorf. Doch bis die erste<br />
Energie selbst produziert werden kann, ist<br />
es noch ein langer Weg. Das ganze Projekt<br />
muss bis ins kleinste Detail geplant werden.<br />
Ein wichtiger Punkt für die Umsetzung<br />
ist dabei das Mitwirken der Bürger.<br />
Immerhin mussten diese je drei Anteile à<br />
500€ investieren. War die Bürgerschaft da<br />
sofort überzeugt? “Sie waren interessiert,<br />
aber wollten eine Menge an Informationen<br />
haben, damit sie wussten, auf was sie
sich einließen. Dann haben wir uns diese<br />
Informationen beschafft und dann kam<br />
quasi die Begeisterung für das Projekt”,<br />
so Eckhard Fangmeier, Sprecher und Vorstand<br />
des Bioenergiedorfes.<br />
Nachdem vier Jahre lang geplant und<br />
entwickelt worden war und alle nötigen<br />
Fördermittel freigegeben wurden, war es<br />
Mitte des Jahres 2005 dann soweit: <strong>Die</strong><br />
Biogasanlage konnte in Betrieb genommen<br />
werden.<br />
Jühnde gewinnt seine Energie nun aus<br />
Biomasse, sprich Gülle und Pflanzen.<br />
Das funktioniert, indem die Pflanzen und<br />
die Gülle vermischt und anschließend<br />
vergärt werden. Das heißt, die Substanzen<br />
werden in einem großem Behälter,<br />
dem Fermenter, erwärmt und durch ein<br />
Rührwerk ständig in Bewegung gehalten,<br />
damit sich keine Sink- oder Schwimmschichten<br />
bilden. <strong>Die</strong> Substanzen werden<br />
nun durch Bakterien zersetzt. Dadurch<br />
entsteht hauptsächlich Methan aber auch<br />
Kohlendioxid und Wasserstoff. Das entstandene<br />
Biogas wird nun im Gasspeicher<br />
gespeichert, die vergorene Biomasse <strong>als</strong><br />
Dünger für die Felder verwendet. Das Gas<br />
wird in das Blockheizkraftwerk geleitet,<br />
wo es zur Strom- und Wärmeerzeugung<br />
verbrannt wird. Dann wird der Strom<br />
beim örtlichen Energieversorgungsunternehmen<br />
eingespeist und die Wärme<br />
in Form von ca. 80 Grad heißem Wasser<br />
mittels eines Nahwärmenetzes zu den<br />
Kunden transportiert. Zusätzlich werden<br />
in Jühnde im Winter Holzhackschnitzel<br />
verbrannt, wobei die daraus entstehende<br />
Wärme ebenfalls durch das Nahwärmenetz<br />
transportiert wird.<br />
Doch lässt man in einer Biogasanlage<br />
nicht potenzielle Nahrungsmittel vergären?<br />
“Wir verwenden Energiepflanzen für<br />
die Biogasanlage”, so Fangmeier. “Etwa<br />
ein Drittel der zur Verfügung stehenden<br />
Fläche wird für den Energiepflanzenanbau<br />
eingesetzt, so dass noch zwei Drittel<br />
für Viehfutter und Nahrungsmittel eingesetzt<br />
werden und das scheint uns ein<br />
gutes Verhältnis zu sein.”<br />
Der Fermenter in Jühnde wird täglich<br />
mit 33 bis 34 Tonnen an nachwachsenden<br />
Rohstoffen und ca. 25 Kubikmetern<br />
Gülle gefüllt. In einem Jahr entstehen<br />
durch diese Biomasse rund vier Millionen<br />
Kilowatt-Stunden Strom, dabei verbrauchen<br />
die Jühnder Bürger nur ungefähr die<br />
Hälfte. Der gesamte Strom wird trotzdem<br />
erst einmal an den Stromanbieter "EON"<br />
verkauft, der mit ungefähr der Hälfte des<br />
Stromes die Haushalte in Jühnde versorgt.<br />
Ein Bürger aus Jühnde spart im Vergleich<br />
zum Bundesdurchschnitt ca. 700 € an<br />
Heizkosten im Jahr, die Heizkosten liegen<br />
bei 4,9 Cent/kwH. Doch diese geringen<br />
Kosten stiften keineswegs zur Verschwendung<br />
an. “Es ist ein hohes Bewusstsein da,<br />
weil die Wärmekunden sich intensiv mit<br />
der Wärme auseinander setzen, weil sie<br />
Zähler im Haus haben und genau kontrollieren,<br />
was sie dort an Wärme ver- ▶<br />
Täglich werden ca. 25 m³ Gülle in<br />
den Fermenter gefüllt.<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 27<br />
Fotos: EFA
auchen. Also ist das Energiebewusstsein<br />
gestiegen, und es führte nicht zur<br />
Energieverschwendung.”, sagt Eckhard<br />
Fangmeier. Und nicht nur Kosten werden<br />
gespart. Denn durch die Biogasanlage<br />
werden 3.000t CO² im Jahr weniger in die<br />
Atmosphäre geleitet.<br />
Das 1.000-Einwohner Dorf ist durch sein<br />
Projekt inzwischen weltbekannt. “Wir<br />
haben heute ca. zweieinhalbtausend Besucher<br />
pro Jahr, in der Anfangszeit waren<br />
es achttausend”, sagt Eckhard Fangmeier.<br />
2005 wurde Jühnde sogar von einem<br />
kanadischen Kamerateam besucht, die<br />
anlässlich der Umsetzung des Kyoto-<br />
Protokolls aus verschiedenen Ländern<br />
berichteten. Auch der Pressespiegel des<br />
Dorfes kann sich sehen lassen, denn Zeitungen<br />
aus aller Welt berichteten schon<br />
über das Energieprojekt.<br />
Jühnde war zwar Deutschlands erstes Bioenergiedorf,<br />
ist aber schon längst nicht<br />
mehr das einzige: Fast 90 Bioenergiedörfer<br />
existieren schon in Deutschland, viele<br />
weitere sind auf dem Weg dahin. <strong>Die</strong><br />
Dörfer kooperieren sogar miteinander.<br />
“Wir bilden nun ein Netzwerk mit Orten,<br />
die sich selbst mit Energie versorgen.”, so<br />
Fangmeier.<br />
Doch es sind stets lediglich Dörfer und<br />
28 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
<strong>Die</strong> Biogasanlage wird mit Pflanzen<br />
und Gülle betrieben.<br />
Gemeinden, die ihre Energie vollständig<br />
aus Eigenproduktion gewinnen, denn das<br />
Konzept lasse sich laut Fangmeier leider<br />
nicht problemlos auf Großstädte übertragen.<br />
“<strong>Die</strong> Konzepte müssen angepasst<br />
werden. Aber es ist durchaus denkbar. In<br />
Göttingen gibt es schon eine Biogasanlage<br />
im ländlichen Bereich, deren Biogas in<br />
die Stadt geleitet wird und dort in einem<br />
BHKW verstromt wird und Wärme gewonnen<br />
wird, die für die städtischen Bürger<br />
verwendet wird.”<br />
Jühnde hat sich mit der Energieumstellung<br />
auf ein gewagtes Projekt eingelassen,<br />
gerade auch weil doch recht große Geldsummen<br />
im Spiel waren. Laut Fangmeier<br />
habe es schon kritische Punkte gegeben,<br />
wo nicht entschieden gewesen sei, ob das<br />
Projekt realisiert werden könne. Gerade<br />
von finanzieller Seite habe es Phasen gegeben,<br />
wo das Projekt gewackelt habe.<br />
Bereuen tut die Gemeinde Jühnde ihre<br />
Entscheidung allerdings nicht. “Wir würden<br />
es heute wieder machen!”, sagt Fangmeier.<br />
“Es gibt schon insgesamt kritische<br />
Punkte, die man Bedenken muss, wie beispielsweise<br />
die anfällige Technik oder die<br />
Preisentwicklung der nachwachsenden<br />
Rohstoffe, aber insgesamt würden wir es<br />
wieder machen.” ■
- Anzeige -<br />
Jugenderholungsheim<br />
Puan Klent auf Sylt<br />
Im Süden der Insel Sylt zwischen Rantum und<br />
Hörnum direkt an der Wattseite, mitten im Naturschutzgebiet<br />
der Rantumer Dünen, liegt das<br />
Hamburger Jugenderholungsheim Puan Klent.<br />
In dieser traumhaften Lage bietet Puan<br />
Klent seinen Gästen den perfekten Rahmen,<br />
um Natur und Umwelt kennen zu<br />
lernen.<br />
Das Angebot an Spiel- und Sportmöglichkeiten<br />
ist vielfältig und bietet optimale<br />
Bedingungen für einen erlebnisreichen<br />
Aufenthalt, wobei der bewachte Badestrand<br />
an der Westseite ein besonders<br />
„Highlight“ ist. Tischtennis, Basketball,<br />
Fußball, Schwimmen im Meer, Wattwanderungen<br />
oder eine Radtour über die Insel,<br />
alles ist möglich. Für diese Aktivitäten<br />
werden kostenlos Schaufeln, Bälle, Tischtennisschläger<br />
oder Gesellschaftsspiele<br />
verliehen. Ausgearbeitete Rallyes für verschiedene<br />
Altersstufen können gegen eine<br />
Gebühr kopiert werden. Gerne buchen<br />
wir Ihnen auch eine Schifffahrt zu den<br />
Seehundsbänken oder organisieren Ihnen<br />
auf Wunsch ein komplettes Wochenprogramm.<br />
In Kooperation mit der Schutzstation<br />
Wattenmeer betreiben wir für unsere<br />
Gäste den „Austernfischer“. Es handelt<br />
sich dabei um ein kleines Wattlabor,<br />
ausgestattet mit mehreren Aquarien und<br />
Mikroskopen. Zusätzlich können biologische<br />
Exkursionen vermittelt werden.<br />
Für Schulklassen oder Gruppen, die 6<br />
oder mehr Übernachtungen buchen, gewähren<br />
wir einen Rabatt von 10%. ■<br />
Infos erhalten Sie direkt bei uns:<br />
Jugenderholungsheim<br />
Puan Klent auf Sylt<br />
Hörnumer Str. 83<br />
D-25980 Sylt/OT Rantum<br />
Tel.: 04651-96440<br />
Fax.:04651-964422,<br />
eMail: info@puan-klent.de<br />
www.puan-klent.de<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 29
Aus "Mist" Strom<br />
erzeugen<br />
So funktioniert die Herstellung von Energie aus<br />
Biomasse.<br />
Wie ist es möglich, aus Gülle, Mais usw.<br />
Biogas, und damit auch Strom, herzustellen?<br />
Um das herauszufinden, war <strong>Pressident</strong><br />
auf einem darauf ausgerichteten Bioenergiebetrieb<br />
nahe Elmshorn.<br />
Bei einer Biogasanlage findet sowohl<br />
elektrische (Endprodukt Strom) <strong>als</strong> auch<br />
thermische (Endprodukt Wärme) Energiegewinnung<br />
statt. Es handelt sich um<br />
einen Vergärungsprozess von Biomasse,<br />
bei dem viel Wärme aufgewendet aber<br />
auch neu erzeugt wird. Beginnen wir<br />
ganz am Anfang: <strong>Die</strong> Ausgangsstoffe<br />
hierfür, Substrate genannt, sind hauptsächlich<br />
Mais (vorher eingelagert, wenig<br />
Wasserbedarf bei der Herstellung, leicht<br />
zu zerkleinern), Gülle oder auch andere<br />
landwirtschaftliche Produkte und agroindustrielle<br />
Abfälle. Entscheidend bei der<br />
Substratsvermischung ist der Anteil an<br />
Methan, welcher bei der Herstellung des<br />
Biogas eine entscheidende Rolle spielt.<br />
Das Grundsatzziel lautet: Mit landwirtschaftlichen<br />
Restprodukten <strong>als</strong> Input<br />
möglichst effizient Energie <strong>als</strong> Output zu<br />
produzieren.<br />
1. Phase<br />
Substratführung<br />
1.<br />
Ein Annahmebunker, sozusagen die Befütterungsanlage,<br />
wird einmal am Tag<br />
mit der bereits hergestellten Substratmischung<br />
befüllt. <strong>Die</strong> angeschlossenen<br />
Trogförderschnecken befördern die Sub-<br />
30 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
Text DH<br />
strate in den Anmischbehälter (hier kann<br />
gegebenenfalls ein Flüssigstoff wie Gülle<br />
dazu kommen, durch ein Rührer wird<br />
alles zu einem homogenen Stoff zusammengefasst).<br />
Als nächstes gelangt der<br />
Stoff nach einer Erhitzung (Hygienisierung)<br />
über eine Zerkleinerungspumpe in<br />
den luftdicht verschlossenen (damit keine<br />
umweltschädlichen Stoffe austreten können)<br />
Fermenter (bezeichnet den Bioreaktor,<br />
in dem die Vergärung stattfindet und<br />
das Biogas erzeugt wird).<br />
Vorratsbunker<br />
2. Phase<br />
Vergärung<br />
2.<br />
<strong>Die</strong> eingebrachten Substrate (wie u. a.<br />
Mais) werden von so genannten “Paddelgiganten”<br />
und “Tauchrührwerken” in<br />
Bewegung gehalten, um zu verhindern,<br />
dass sich Sink- oder Schwimmschichten<br />
bilden. Alles muss in Bewegung gehalten<br />
werden, damit die Bakterien Enzyme, <strong>als</strong>o<br />
Stoffe, welche die Reaktion unterstützen,<br />
und andere Bestandteile abbauen können<br />
(Methanbildung), wodurch Biogas ent-
steht. Innerhalb einiger Tage (bei kontinuierlicher<br />
Durchführung) bildet sich das<br />
Gas und steigt aus der Flüssigkeit langsam<br />
nach oben.<br />
<strong>Die</strong> Temperatur ist eine weitere, sehr wichtige<br />
Komponente für den Vorgang dieser<br />
Energiegewinnung: An den Wänden liegt<br />
rundherum eine Heißwasserheizung an,<br />
welche die Flüssigkeit auf gut 40°C erhitzt.<br />
<strong>Die</strong> benötigte Wärme bedingt die<br />
„Arbeit“ der Bakterien. Hierbei wird wiederum<br />
Wärme erzeugt, diese lässt sich in<br />
Leitungen einspeisen und beispielsweise<br />
an benachbarte Betriebe weiterverkaufen.<br />
<strong>Die</strong> nach einigen Wochen “verbrauchte”<br />
Substratmixtur hat, nachdem sie noch<br />
einmal in einem Nachgär-Fermenter<br />
verarbeitet wurde, anschließend einen<br />
3. Phase<br />
Gaswäsche<br />
3.<br />
weiteren Verwendungszweck: Da alle<br />
organischen Stoffe (Proteine, Fette, Kohlenhydrate<br />
etc.) abgebaut wurden, spricht<br />
man von einer anorganischen Masse, die<br />
sehr mineralienhaltig ist und daher optimal<br />
<strong>als</strong> Dünger zu gebrauchen ist. Und:<br />
Erfreulicherweise enthält das Vergorene<br />
nichts mehr, was geruchsintensiv wäre<br />
(im Gegensatz zu schlichter Gülle).<br />
Das hergestellte Biogas setzt sich zunächst<br />
aus mehreren Bestandteilen zusammen:<br />
Es enthält ca. 50-70% Methan<br />
(umso mehr, desto besser für die spätere<br />
Stromerzeugung), beinhaltet im Übrigen<br />
Kohlendioxid, Wasserdampf, Wasserstoff<br />
und Schwefelwasserstoff. Für<br />
die effiziente Weiterverarbeitung muss<br />
das Gas entschwefelt werden. Es findet<br />
eine Bereinigung von Wasserdampf und<br />
Schwefelwasserstoff statt, indem zuerst<br />
das Kondenswasser abgepumpt (entwässert)<br />
und danach in einer biologischen<br />
Entschwefelungsanlage der Schwefelwasserstoff<br />
abgebaut wird. Nun hat man<br />
ein relativ druckloses Gas. In einem Verdichter<br />
wirkt man ihm entgegen. Bis zur<br />
Verbrennung und Stromerzeugung fehlt<br />
zu diesem Zeitpunkt noch ein letzter<br />
4. Phase<br />
Gasverbrennung<br />
4.<br />
Schritt: Das fast fertige Biogas wird einer<br />
letzten Waschtrocknung unterzogen, bei<br />
der das Gas auf unter 5 °C abgekühlt wird<br />
und letzte Reste von Schadstoffen, Wasserdampf<br />
und Silikaten (Mineralienteile)<br />
entfernt werden. Um diese Aufbereitung<br />
effizient und seriös zu überprüfen, wird<br />
die jeweils <strong>aktuelle</strong> Gehaltsverteilung der<br />
Bestandteile gemessen.<br />
Das zwar fertiggestellte, aber noch unverbrannte<br />
Biogas gelangt schließlich in<br />
das Blockheizkraftwerk. Hier wird es in<br />
einem speziellen Motor verbrannt. Im<br />
Umkehrschluss: Das Biogas bringt und<br />
hält den Motor am Laufen, er treibt ihn<br />
an, das Arbeiten des Motors erzeugt die<br />
gewünschte Elektrizität. Er ist dann am<br />
funktionstüchtigsten, wenn das Gas mit<br />
einem konstant hohem Methananteil versehen<br />
und frei von Schadstoffen ist (daher<br />
die intensive Gasreinigung). ■<br />
Digitale Kontrolle<br />
Blockheizkraftwerk<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 31
32 | <strong>Pressident</strong> 03/2012
Nervenkitzel<br />
Offshore<br />
<strong>Die</strong> Arbeiter auf einem Offshore-Windpark in<br />
der Nordsee haben sich einen der härtesten<br />
und anstrengendsten Berufe ausgewählt. Warum<br />
bloß?<br />
Der erste Besuch wurde abgesagt. Zu<br />
hoher Wellengang. Erst beim zweiten<br />
Anlauf legt der Katamaran des Helgoländer<br />
Fährunternehmens mit Kurs Alpha<br />
Ventus, Deutschlands erstem Windpark<br />
in der Nordsee, einem sogenannten Offshore-Windpark,<br />
ab. <strong>Die</strong> Sonne strahlt<br />
aus voller Kraft auf das rot-grüne Deck<br />
des Schiffes, das einige Ingenieure, Investoren<br />
aus der Wirtschaft, Touristen und<br />
Journalisten – darunter 16 Mitarbeiter<br />
einer chinesischen Nachrichtenagentur –<br />
zu Alpha Ventus chauffieren soll. Denn<br />
die Hamburger Landungsbrücken sind<br />
heute mehr <strong>als</strong> ein beliebtes Ausflugsziel.<br />
Sie sind Anlaufstelle, sie sind Treffpunkt.<br />
Für Väter, die Tochter und Sohn ihren<br />
Arbeitsplatz zeigen wollen. Für Angeber,<br />
die vielleicht schon morgen fragen werden:<br />
“Habt ihr jem<strong>als</strong> einen Offshore-<br />
Windpark besichtigt?”. Für Rentner, die<br />
das Hamburger Standard-Touristenprogramm<br />
schon rauf- und runtergebetet<br />
haben.<br />
<strong>Die</strong> Reise zu Alpha Ventus ist keine gewöhnliche<br />
und man tut nicht schlecht daran<br />
dem Wort “Reise” das Attribut “Zeit”<br />
voranzustellen. Der Trip ist ein Weg aus<br />
der Vergangenheit in die Zukunft, ein<br />
Weg von alt zu neu. Kurz bevor der Katamaran<br />
in Cuxhaven noch einen Zwischenstopp<br />
macht, gehen die Blicke nach<br />
rechts. Zum Kernkraftwerk in Brokdorf.<br />
Text TH<br />
Auch die mittlerweile abgeschalteten<br />
AKWs in Stade und Brunsbüttel passieren<br />
wir im Laufe der Reise. Deren Betreiber<br />
werden nicht gerne hören, was an<br />
Bord des Schiffes manch ein Verfechter<br />
der Erneuerbaren Energien jetzt gerade<br />
denken wird. Denn unser Ziel geht in die<br />
Zukunft. Windenergie auf der See soll<br />
den Löwenanteil eines Energie-Mix aus<br />
erneuerbaren Energien in Deutschland<br />
ausmachen. Irgendwann einmal. Wenn<br />
das Problem gelöst ist, wie all der Strom<br />
zum Festland kommt und wenn das Problem<br />
gelöst ist, wie die Strommengen<br />
quer durchs Land kommen und wenn das<br />
Problem gelöst ist, wer das alles bezahlt.<br />
Dann.<br />
Alpha Ventus wird zu dem Zeitpunkt in<br />
seiner heutigen Form aber schon längst<br />
wieder von der Bildfläche verschwunden<br />
sein. Als Forschungseinrichtung installiert<br />
werden in vermutlich spätestens<br />
zwanzig Jahren die Krafträder ab- oder<br />
neugebaut werden. Schon längst ist der<br />
Windpark nicht mehr der Größte seiner<br />
Art. Zwölf Windturbinen mit einer Leistung<br />
von je fünf Megawatt wurden 45 Kilometer<br />
nördlich der Insel Borkum errichtet.<br />
Nachfolge-Windparks wie „BARD 1“,<br />
rund 100 Kilometer vor Borkum, weisen<br />
eine stolze Anzahl von 80 Turbinen auf.<br />
Trotzdem reichen allein die zwölf Turbinen<br />
aus, um bis zu 50.000 Haushalte auf<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 33<br />
Foto: Stiftung Offshore Windenergie
So funktioniert ein Windpark<br />
Lediglich eine Brise von Windstärke<br />
3 reicht aus, damit sich<br />
die Rotoren in Bewegung setzen.<br />
Der Wind drückt nicht<br />
einfach nur gegen die Rotorblätter,<br />
sondern es kommt ein<br />
Auftrieb zustande (das gleiche<br />
Prinzip kommt an Flugzeugtragflächen<br />
zum Einsatz und sorgt<br />
dafür, dass der Flieger abheben<br />
dem Festland zu versorgen. <strong>Die</strong> Bauteile<br />
verfügen über gewaltige Dimensionen.<br />
Der Rotorendurchmesser der Anlagen<br />
liegt bei 116 bzw. 123 Metern. Monumental<br />
ist auch die Höhe. Knapp 150 Meter ragen<br />
die Anlagen aus der Nordsee heraus.<br />
28 Meter kommen unter Wasser hinzu.<br />
Und nochmal 50 Meter tiefer gehen Pfähle<br />
zur Befestigung in den Meeresboden.<br />
Zurzeit befinden sich gerade einmal vier<br />
Windparks in der Nordsee in Betrieb.<br />
Weitere zehn sind im Bau. Knapp 50<br />
durchlaufen zurzeit ein Genehmigungsverfahren.<br />
Offshore-Boom in der Nordsee!<br />
Besonders große Freude darüber<br />
kann man zurzeit im Rathaus Helgoland<br />
auffinden. Auf der Insel sind die Touristen-Besucherzahlen<br />
seit Jahren rückläufig.<br />
Der Offshore-Boom kommt da gerade<br />
recht. Für die Wirtschaft bieten sich<br />
enorme Chancen. Investoren kommen<br />
mit viel Geld zu Deutschlands einziger<br />
Hochseeinsel.<br />
Drei Windparks nördlich von Helgoland<br />
sollen in Zukunft von Helgoland aus betreut<br />
werden. Bei Not- oder Ausfällen<br />
können diese von der einzigen Insel des<br />
Kreises Pinneberg schneller erreicht werden<br />
<strong>als</strong> vom Festland aus.<br />
Für einige auf Helgoland geht das alles<br />
viel zu schnell, andere können die 150<br />
neuen Arbeitsplätze, die geschaffen werden<br />
sollen, kaum noch erwarten und wieder<br />
andere können ihr Glück bereits jetzt<br />
schon nicht fassen.<br />
34 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
kann). Dadurch dreht sich die<br />
Antriebswelle und gibt die Energie<br />
an einen Generator weiter,<br />
welche dort in elektrischen<br />
Strom umgewandelt wird.<br />
Durch dicke Kabel wird diese<br />
durch den Turm nach unten befördert<br />
und kann ins Stromnetz<br />
eingespeist werden.<br />
Arne Weber ist Eigentümer des Designhotel<br />
atoll auf Helgoland. Was vor<br />
knapp 15 Jahren mit dem Wunsch nach<br />
mehr Touristen mit viel Pomp eröffnet<br />
wurde, beherbergt ab 2013 ausschließlich<br />
Offshore-Arbeiter. Das Energie-Unternehmen<br />
WindMW aus Bremerhaven<br />
reservierte alle Zimmer des Helgoländer<br />
Vier-Sterne-Hotel in den nächsten zehn<br />
Jahren.<br />
Auf die liebevoll vom Hamburger Abendblatt<br />
genannte “Erste Offshore-Insel der<br />
Welt” geht es für uns erst einmal nicht.<br />
Wegen Entschärfung von einer Fliegerbombe<br />
– im Zuge von Ausbauarbeiten<br />
des Hafens für die Offshore-Industrie<br />
entdeckt – fährt der Katamaran auf direktem<br />
Wege in Richtung Alpha Ventus.<br />
Je weiter es aufs Meer hinausgeht, desto<br />
stürmischer wird die See. Ein Wetterumschwung<br />
ist nicht ungewöhnlich. Auch<br />
keiner von “heute Sonne, 30 Grad” zu<br />
“morgen Regen, Windstärke 12". Eigentlich<br />
ist das auch unproblematisch. <strong>Die</strong><br />
Nordsee ist nicht fürs Arbeiten bestimmt.<br />
Einige machen es hier trotzdem. Sie arbeiten<br />
für eine saubere Zukunft, für die<br />
Abschaltung diverser Atomkraftwerke,<br />
für die Umsetzung der Energiewende.<br />
Dabei sind Unwetter am Standort von Alpha<br />
Ventus keine Seltenheit. Ein starker<br />
Seegang bestimmt mitunter das Geschehen.<br />
<strong>Die</strong> Durchschnittswindgeschwindigkeit<br />
liegt bei 36km/h (Stärke 5). Gut für<br />
die Energieausbeute. Schlecht für das ▶
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 35
Wartungsteam.<br />
Sicherlich: Es gibt weniger beneidenswerte<br />
Jobs. Bergarbeiter in der Asse wäre<br />
vielleicht so einer. Aber: Wind und Wetter<br />
ausgesetzt zu sein bedeutet mitunter<br />
auch Tage und Wochen auszuharren und<br />
sich zu langweilen, bevor es mit der Arbeit<br />
wieder losgehen kann. Wenn gearbeitet<br />
wird, stehen die Techniker unter<br />
Zeitdruck. Jeder zusätzliche Tag kostet.<br />
Der Arbeitsalltag ist hart. Ein Wartungseinsatz<br />
dauert den ganzen Tag. Abends<br />
fallen die meisten Techniker müde ins<br />
Bett. Und jederzeit kann das Wetter<br />
umschlagen. Dann sind die Techniker<br />
zum Warten verdammt. Wenn sie nicht<br />
rechtzeitig ausgeflogen werden konnten,<br />
müssen sie auch mal mehrere Tage bei<br />
Windstärke 12 ausharren. Zum Nichtstun<br />
verdammt, weil die Arbeit still lag.<br />
Ein Helm ist Pflicht und eine umfassende<br />
Sicherheitsausbildung muss jeder Techniker<br />
absolvieren. Medizinischer Eignungstest,<br />
Sanitäterausbildung, Überlebenstraining,<br />
Helikoptertraining, um nur ein paar<br />
Kurse zu nennen, die ein Berufsanwärter<br />
zu belegen hat.<br />
Speziell für die Arbeit auf der See wurde<br />
ein eigener Offshore-Sicherheitsanzug in<br />
36 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
Gondelaustausch an einem Windrad<br />
im Alpha Ventus Park.<br />
Orange entwickelt. Hin und wieder erzählen<br />
Arbeiter von Unfällen.<br />
Kaum verwunderlich, dass es nicht selten<br />
passiert, dass ein Neuling schnell wieder<br />
das Handtuch wirft. Noch immer gibt es<br />
ganz wenig geschultes Personal. Eigene<br />
Studiengänge werden gerade erst eingerichtet<br />
und der demografische Wandel<br />
macht sich hier besonders stark bemerkbar.<br />
Fachkräftemangel hoch drei. Man<br />
merkt: Zur Arbeit auf einem Offshore-<br />
Windpark gehört eine große Portion<br />
Überzeugung. Nämlich die Überzeugung,<br />
dass das, was man macht, richtig ist und<br />
dass die Zukunft der Windenergie gehört.<br />
Mitunter muss man vielleicht etwas<br />
blauäugig durchs Leben laufen und<br />
ausblenden, wenn große amerikanische<br />
Zeitschriften über “The Energiewende”<br />
lästern oder Politiker in Talkshows die<br />
Atomkraft verteidigen.<br />
Somit ist es kein Wunder, dass diejenigen<br />
Arbeiter, mit denen wir sprechen konnten,<br />
von ihrem Job begeistert sind. Der<br />
komplette Bau von Alpha Ventus war ein<br />
Pionierprojekt. <strong>Die</strong> Planer von Deutschlands<br />
erstem Nordseewindpark konnten<br />
auf keine Schritt-für-Schritt-Anleitung<br />
zurückgreifen. Flexibilität stand an der<br />
Archiv, Foto: AREVA
Tagesordnung. Risiko war jederzeit mit<br />
von der Partie. Fünf Jahre ist der Baubeginn<br />
nun her. Drei Jahre dauerte es bis zur<br />
ersten Netzeinspeisung.<br />
Einige Stunden nach Abfahrt tauchen die<br />
Windturbinen dann nicht wie erhofft am<br />
Horizont in den Weiten der Nordsee auf.<br />
<strong>Die</strong> Wellen wurden doch zu hoch, nach<br />
halber Strecke steuerte der Kapitän bereits<br />
wieder den Rückweg an. Vermutlich<br />
würden viele an Bord – wie bei einer Oase<br />
in der Wüste – ihren Augen sowieso nicht<br />
trauen. Kilometerweit nur Wasser. Rundherum<br />
nordseeblau. Salzduft in der Nase.<br />
Und mittendrin zwölf Windräder.<br />
“Auch das Wartungsteam kann heute<br />
nicht herausfahren und sitzt nun für ein<br />
bis zwei Tage fest. Aber das ist Offshore!<br />
Dem Wetter sind wir alle ausgesetzt. Auch<br />
<strong>als</strong> Wirtschaftsminister Rösler vorige Woche<br />
Alpha Ventus besuchen wollte, musste<br />
die Fahrt auf halber Strecke abgesagt<br />
werden, weil sich das Wetter verschlechtert<br />
hat.”, erzählt Katharina Selinger, Pressesprecherin<br />
von Alpha Ventus.<br />
Stattdessen unterhält sich dafür Andreas<br />
Wagner mit uns. Der Leiter der Offshore-<br />
Stiftung ist auch einer derjenigen, die<br />
überzeugt von ihrer Arbeit sind, denen<br />
Krankonstruktion beim Bau des<br />
Windparks 2009.<br />
man die Motivation bereits beim Zuhören<br />
anmerkt. Während der Katamaran wegen<br />
Entschärfung einer Fliegerbombe nicht<br />
den Hafen von Helgoland anlaufen kann,<br />
erzählt er mit hochgekrempelten Ärmeln<br />
von der Windenergie: “Alpha Ventus hat<br />
einen Stein ins Rollen gebracht. Eine Reihe<br />
von Windpark sind in Deutschland<br />
mittlerweile geplant, im Bau oder bereits<br />
fertiggestellt.”<br />
Nicht nur für ihn, auch für Wissenschaftler<br />
sind Offshore-Windparks ein Glücksfall.<br />
Nie zuvor wurde solch eine Vielzahl<br />
von Daten in der Nordsee ausgewertet.<br />
Wie viele Schweinswale gibt es? Wo liegen<br />
noch alte Schiffswracks? Umweltbehörden<br />
und Verbände machen Druck, die<br />
Belastungen der Windparks auf die Umund<br />
Tierwelt möglichst gering zu halten.<br />
Im gesamten Alpha Ventus-Bereich<br />
herrscht Fischerei-Verbot. Vielleicht auch<br />
deswegen entwickelt sich an den Fundamenten<br />
der Windkrafträder eine regelrechte<br />
Riffbildung – noch mehr Daten,<br />
die analysiert werden können. Wartung<br />
und Betrieb werden Ingenieure auch noch<br />
in Zukunft vor große Herausforderungen<br />
stellen. Bei der Vision einer neuen, umweltfreundlicheren<br />
Energieversorgung. ■<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 37<br />
Archiv, Foto: Matthias Ibeler
38 | <strong>Pressident</strong> 03/2012
<strong>Die</strong> dunkle Seite der<br />
Windenergie<br />
Windräder leisten einen wichtigen Beitrag zum<br />
Klimaschutz. Dass diese jedoch eine Bedrohung<br />
für die Tierwelt darstellen, rückt in Zeiten<br />
der Energiewende schnell in den Hintergrund.<br />
Betroffen sind vor allem Vögel, denn für<br />
sie endet die Kollision mit einem Windrad<br />
in den meisten Fällen tödlich. Ein Grund<br />
dafür sei, dass die Vögel die hohe Rotationsgeschwindigkeit<br />
der Windräder nicht<br />
einschätzen könnten, so ein Sprecher des<br />
Landesumweltamtes Brandenburg. Denn<br />
mit einer Geschwindigkeit von bis zu 230<br />
km/h entwickeln sich die Rotorblätter<br />
zu einer Art tödlichen Schneide. Vor allem<br />
nachts ist die Kollisionsgefahr groß,<br />
da Vögel die Windräder möglicherweise<br />
übersehen. Durch die darauffolgende<br />
Kollision werden sie oft schwer, häufig<br />
sogar tödlich verletzt. Mit einem abgeschlagenen<br />
Flügel oder vollständig durchtrennt<br />
fallen sie um die hundert Meter tief<br />
auf den Boden, um dort den sicheren Tod<br />
zu finden.<br />
Auch Offshore-Bauten stellen für Vögel<br />
eine große Gefahr dar. Gerade bei<br />
schlechtem Wetter und in der Nacht flögen<br />
die Vögel niedrig und würden auf<br />
der Suche nach Rastplätzen von den beleuchteten<br />
Windrädern angezogen, so ein<br />
Sprecher des Instituts für Vogelforschung.<br />
Dass die Offshore-Anlagen beleuchtet<br />
sind, ist jedoch zur Sicherheit für Schiffe<br />
und Flugzeuge notwendig.<br />
Doch nicht nur Vögel sind durch die Anlagen<br />
zur Gewinnung alternativer Energie<br />
bedroht. Auch Fledermäuse zählt man<br />
zu den Opfern. Zwar kollidieren sie aufgrund<br />
ihres Echolotsystems meist nicht<br />
Text MS<br />
mit den Windrädern, jedoch macht ihnen<br />
der durch die Rotoren entstehende<br />
Druckabfall rund um die Windräder stark<br />
zu schaffen. Laut Forschern der Universität<br />
von Calgary sorgt dieser dafür, dass<br />
sich die Lungenbläschen der Fledermäuse<br />
erweitern, woraufhin eine Beschädigung<br />
ihrer Blutgefäße folgen kann. Ein Vorgang,<br />
der für die Kleinsäuger mit dem<br />
Tod endet. <strong>Die</strong> Tragik dabei liegt darin,<br />
dass die meisten Fledermausarten durch<br />
den Menschen schon seit Längerem vom<br />
Aussterben bedroht sind. So auch Arten,<br />
die man zu den Zugfledermäusen zählt<br />
und die meist um die Windräder herum<br />
tot aufgefunden werden. <strong>Die</strong>se können<br />
in ihren 30 Lebensjahren maximal zwei<br />
Nachkommen pro Jahr bekommen. Somit<br />
ist das vermehrte Sterben der Tiere<br />
äußerst kritisch zu beachten, denn eine<br />
stetige Abnahme ihrer Art könnte große<br />
Auswirkungen auf das Ökosystem der<br />
Gegend mit sich tragen.<br />
Mindestens 800 Tiere fanden in den letzten<br />
zwei Jahren durch Windräder ihren<br />
Tod; Experten vermuten jedoch eine viel<br />
höhere Dunkelziffer. Der Präsident des<br />
Landesumweltamtes in Brandenburg,<br />
Matthias Freude, schätzte die Zahl auf<br />
zwei bis drei Tiere pro Anlage innerhalb<br />
eines Jahres. Dabei sind ebenfalls vom<br />
Aussterben bedrohte Vögel wie der Rotmilan<br />
betroffen. Rund 23.000 Brutpaare<br />
sind weltweit noch verbreitet, davon le-<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 39<br />
F: will biscuits, flickr.com
en 12.000 in Deutschland. Auch Störche<br />
werden oft Opfer der Rotorenblätter, darunter<br />
auch bedrohte Arten wie beispielsweise<br />
der Weißstorch.<br />
Eine Studie des Bergenhusener Michael-<br />
Otto-Instituts hat ergeben, dass vor allem<br />
der Standort der Windräder eine große<br />
Rolle spielt. “Windkraftanlagen gehören<br />
nicht an Gewässer oder in Wälder, weil<br />
es hier zu den meisten Unfällen mit Vögeln<br />
oder Fledermäusen kommt”, so ein<br />
Sprecher des Instituts. Doch auch Meere<br />
zählt man zu Gewässern, und an Küsten<br />
und Küstengebieten weht bekanntlich am<br />
meisten Wind, folglich erzielen hier positionierte<br />
Windräder am meisten Energie.<br />
Eine Teillösung wäre, auf die nächste Ge-<br />
40 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
Der Rotmilan steht bereits auf der<br />
Roten Liste.<br />
neration von Windrädern zu setzen, die<br />
größer sind, und teils bis zu fünfmal mehr<br />
Energie liefern können, <strong>als</strong> die alten Anlagen.<br />
Zwar könnte hierbei eine größere<br />
Kollisonsrate entstehen, jedoch bräuchte<br />
man weniger Windkraftanlagen und<br />
könnte somit vor allem Waldgebiete und<br />
Plätze meiden, in denen Vögel besonders<br />
stark vertreten sind.<br />
Eine effektive Lösung konnte derzeit jedoch<br />
noch nicht gefunden werden. Zwar<br />
setzen sich Organisationen wie die NABU<br />
für die Vögel ein, jedoch sind die Betreiber<br />
der Windräder wohl eher am Ertrag<br />
<strong>als</strong> an den Tierleichen rund um die Anlagen<br />
herum, interessiert. ■<br />
Kommentar zu "<strong>Die</strong> dunkle Seite der Windenergie"<br />
Gut recherchiert und ein gutes Ziel!<br />
Leider werden Opfer oft in Kauf genommen – wer würde heutzutage<br />
so etwas einführen wie das Automobil, das jedes Jahr allein<br />
in Deutschland Tausenden das Leben kostet und noch viel<br />
mehr ernsthaft verletzt?<br />
Martin via ths-pressident.de<br />
flickr.com/solar.empire
Auch<br />
in in<br />
steckt<br />
Ausbildung bei der EDEKA Nord<br />
Dir<br />
ein<br />
EDEKAner EDEKAner EDEKAner EDEKAner EDEKAner EDEKAner<br />
www.edekaner.de<br />
www.edekaner.de<br />
www.edekaner.de<br />
Werde EDEKAner<br />
EDEKA Handelsgesellschaft Nord mbH<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 41<br />
Ines Mittag · Telefon: 04321 9706-17 · ausbildung.neumuenster@edeka.de<br />
Gadelanderstr. 120 · 24539 Neumünster · www.edeka.de
42 | <strong>Pressident</strong> 03/2012
Regen für Afrika<br />
Jürgen Friedrich hat eine Vision. Der Borstel-<br />
Hohenradener will Wüsten in blühende Landschaften<br />
verwandeln.<br />
<strong>Die</strong> Regenverteilung auf der Erde ist ungerecht:<br />
Während die Nachrichtensender von<br />
Überschwemmungen auf den Phillippinen<br />
berichten, durchlaufen ganz andere Teile<br />
der Erde eine andauernde Dürreperiode.<br />
Rentner Jürgen Friedrich hat sich zum Ziel<br />
genommen, genau dies zu ändern. Künstlich<br />
(Infografik s. nächste Seite) möchte er<br />
es in Wüstenregionen regnen lassen. Ob<br />
das gefahrlos möglich ist?<br />
<strong>Pressident</strong>: Es hört sich an wie ein<br />
Scherz: Mit Wasserkanonen wird Sand<br />
und Geröll bespritzt. Das Wasser verdunstet<br />
und es kommt zur Wolkenbildung.<br />
<strong>Die</strong>se bewegen sich weiter ins<br />
Landesinnere und es kommt zu Regen,<br />
der <strong>als</strong> Bewässerung von Plantagen dienen<br />
kann. Wie bekommt man solch eine<br />
Idee?<br />
Jürgen Friedrich: Es vergeht keine Woche<br />
ohne Hiobsbotschaften der Medien.<br />
Da geht es um das Abschmelzen der Polkappen<br />
genauso wie um die regelmäßig<br />
stattfindenden Klimakonferenzen. Als gelernter<br />
Steuermann fuhr ich etliche Male<br />
durch den Suezkanal und wenn es der<br />
Besatzung auf dem Schiff zu heiß wurde,<br />
gingen wir baden, wobei ich mich jedes<br />
Mal freute, wie schnell die nasse Hose<br />
wieder trocken war - <strong>als</strong>o das Wasser verdunstete.<br />
<strong>Pressident</strong>: <strong>Die</strong> Meerwasserentsalzung<br />
ist wahrlich keine neue Erfindung. Und<br />
Anlagen gibt es zuhauf.<br />
Friedrich: Heute angewandte Methoden<br />
erfordern riesige Fabriken und kosten<br />
enorm viel Geld. Außerdem entstehen<br />
Interview GS, JK, TH<br />
Betriebskosten von mindestens einem<br />
Euro pro Tonne Wasser. Mit meiner der<br />
Natur abgeschauten Methode kommt<br />
man nach einmaligen Investitionskosten<br />
auf weniger <strong>als</strong> fünf Cent pro Tonne Wasser<br />
an Betriebskosten.<br />
<strong>Pressident</strong>: <strong>Die</strong> Alternative zur herkömmlichen<br />
Meerwasserentsalzung...<br />
Friedrich: ...wird in Deutschland bereits<br />
jeden Tag angewandt - und zwar in klein.<br />
Wenn die Sonne zu sehr scheint, gehen<br />
wir auf den Balkon und begießen die Blumen<br />
mit Wasser. So beeinflussen auch wir<br />
das Wetter.<br />
<strong>Pressident</strong>: Erklären Sie uns doch im<br />
Detail noch mal das Prinzip Ihrer Geoengineering-Methode.<br />
Friedrich: Bei auflandigem Wind wird<br />
während der heißen Tagesstunden das<br />
Ufer am Rande der Trockenzonen mit<br />
Meerwasser bespritzt. Ein geringer Teil<br />
des Wassers spült das Salz zurück. Der<br />
weitaus größte Teil des Wassers verdunstet.<br />
<strong>Die</strong>ser zweite - nun gasförmige - Teil<br />
wird vom Winde ins Landesinnere getragen<br />
und kommt dort in Form von Regen<br />
herunter.<br />
Geoengineering<br />
auch Klimabeeinflussung versucht,<br />
direkte Eingriffe in die<br />
klimatischen u. ökologischen<br />
Kreisläufe der Erde vorzunehmen,<br />
um Umweltprobleme wie<br />
Wasserknappheit, Klimaerwärmung<br />
oder die Versauerung<br />
der Meere zu beheben.<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 43
<strong>Pressident</strong>: Und wenn der Wind dreht,<br />
dann vertrocknen die Pflanzen?<br />
Friedrich: Nein. Klima und Wetter sind<br />
nicht identisch. <strong>Die</strong> Methode, Wasser in<br />
sehr großen Mengen technisch-künstlich<br />
verdunsten zu lassen, beeinflusst auf Dauer<br />
nachhaltig das Klima in der Region.<br />
So entsteht eine Wetterlage, die ähnliche<br />
Probleme hat wie die unsere in Deutschland.<br />
Langfristig betrachtet entsteht sogar<br />
in der Wüste eine Infrastruktur, die Leben<br />
dort erst möglich macht.<br />
<strong>Pressident</strong>: Wie kommen Sie denn zu<br />
dieser Annahme?<br />
Friedrich: Wenn wir zusätzlich Wasser<br />
verdunsten lassen, entstehen künstliche<br />
Tief- und Hochdruckgebiete. Was vorher<br />
Wüste war, kann nachher zu regenreichen<br />
Gebieten werden. Ziel ist und bleibt: <strong>Die</strong><br />
ungerechte Regenverteilung auf der Erde<br />
künstlich zu verändern, auch wenn das eigentliche<br />
Zielgebiet zu Beginn dieser Aktion<br />
nicht die Wüsten selbst sind, sondern<br />
die Randzonen, wo heutzutage die Menschen<br />
von der zunehmenden Trockenheit<br />
Infografik<br />
Wasserkanone<br />
44 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
Küstenregion<br />
Verdunstung<br />
bedroht und verdrängt werden.<br />
<strong>Pressident</strong>: Kann eine grundlegende<br />
Veränderung des Weltklimas dazu führen,<br />
dass Phänomene wie der Golfstrom<br />
ausbleiben?<br />
Friedrich: <strong>Die</strong>se Frage taucht in schöner<br />
Regelmäßigkeit schon seit vielen Jahren<br />
auf, vor allem verbunden mit dem<br />
Schmelzen des arktischen Eises, was erklärt<br />
wird mit dem Treibhaus-Effekt <strong>als</strong><br />
Folge von zu viel CO2 in der Luft. Ich<br />
will genau das Gegenteil: Durch Wälder<br />
in zuvor baumlosen Trockengebieten<br />
wird erstm<strong>als</strong> in großem Stile wieder der<br />
CO2-Anteil in der Atmosphäre verringert.<br />
Ein bitter notwendiger Ausgleich für<br />
Brandrodung der tropischen Regenwälder<br />
und Waldbrände anderwärts.<br />
<strong>Pressident</strong>: Andersherum eingesetzt<br />
könnte man aus einer grünen Landschaft<br />
eine Dürrefläche machen. <strong>Die</strong>ses<br />
Prinzip militärisch eingesetzt wäre verheerend...<br />
Friedrich: Das ist in der Tat verheerend.<br />
Aber nicht erst im Kriegsfall. Denn Tatsa-<br />
Wolkenbildung<br />
Wüste
che ist, dass der Kampf ums Wasser schon<br />
lange tobt. Nicht <strong>als</strong> „erklärter Krieg“,<br />
sondern abzulesen an der Zahl der Opfer<br />
durch Ernteausfälle. Auch die weltweiten<br />
Waldbrände gehen aufs Konto von regionalem<br />
Wassermangel. Darüber hinaus<br />
gibt es genug ernst zu nehmende Stimmen,<br />
die das weltweite Wüstenwachstum<br />
in Verbindung bringen mit dem Treibhauseffekt.<br />
Ob das stimmt oder nicht, ist<br />
für mich zweitrangig. <strong>Die</strong> Tatsache reicht,<br />
dass über eine Milliarde Menschen unverschuldet<br />
Wasserarmut erleiden.<br />
<strong>Pressident</strong>: Ihrer Vision nach würde die<br />
gesamte ländliche Oberfläche von Globus<br />
Erde grün sein?<br />
Friedrich: Ja, mit Ausnahme von Hochgebirge<br />
und jenen Regionen, wo die<br />
Bodenstruktur nicht genügend humose<br />
Bestandteile aufweist. Europas flächenmäßig<br />
größte Wüste hat Island, obwohl<br />
es dort reichlich regnet. <strong>Die</strong> Devise lautet:<br />
Ausprobieren! Damit wir nachmessen<br />
können, wie viel Wasser wirklich<br />
verdunstet und in<br />
Wüste<br />
welcher Verteilung es wo wieder herunterkommt.<br />
Punktgenaue Vorherbestimmung<br />
ist nicht möglich. Ebenso wenig<br />
wie bei uns in Deutschland.<br />
<strong>Pressident</strong>: Wenn es so einfach wäre,<br />
hätten wir es doch schon längst.<br />
Friedrich: Das ist das Hauptargument<br />
der Skeptiker, mit dem ich konfrontiert<br />
werde. <strong>Die</strong> Frage „Warum?“ ist gut, richtig<br />
gut. <strong>Die</strong> Antwort: Es hat einfach noch<br />
keiner eins und eins zusammengerechnet.<br />
<strong>Die</strong> Wahrheit ist: Es ist so einfach.<br />
Ich bin verblüfft, dass die Fachleute, die<br />
sich ihr ganzes Leben mit Wasserknappheit<br />
beschäftigt haben, diesen Faden<br />
nicht aufnehmen. Dazu lief mir heute ein<br />
sinniges Zusatz-Argument über den Weg:<br />
Gute Ideen werden zuerst belacht, dann<br />
bekämpft und zuletzt hält sie jeder für<br />
selbstverständlich.<br />
<strong>Pressident</strong>: Ihre Berechnung an verdunstetem<br />
Wasser?<br />
Friedrich: Beispiel: Werden 100 cbm<br />
Luft, die mit Wasserdampf gesättigt ist,<br />
von 30 °C auf 10 °C abgekühlt, so<br />
Landesinnere<br />
Regen<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 45
kondensieren 100 x (30, 3 - 9, 4) = 2090<br />
g Wasser.<br />
<strong>Pressident</strong>: Achtung: Wenn viel Wasser<br />
verdunstet, fällt die Temperatur. Dann<br />
würde wieder weniger Wasser verdunsten.<br />
Friedrich: Völlig richtig. Ebenso wird<br />
es aber wärmer dort, wo die Luftfeuchte<br />
wieder zu Tröpfchen kondensiert. <strong>Die</strong><br />
Verdunstungskälte und die Kondensationswärme<br />
sind variabel und verändern<br />
sich laufend, nämlich bei der Wolkenbildung<br />
und beginnendem Niederschlag.<br />
Eine rechnerische Vorherbestimmung ist<br />
somit nicht möglich.<br />
<strong>Pressident</strong>: Eine Manipulation des Wetters<br />
in solchem Umfang hat es so noch<br />
nie gegeben. <strong>Die</strong> Folgen lassen sich doch<br />
überhaupt nicht abschätzen? Sollte man<br />
die Wüste nicht einfach Wüste sein lassen.<br />
<strong>Die</strong> Risiken sind zurzeit nicht absehbar.<br />
Friedrich: Natürlich wird es auch hin und<br />
wieder zu Überschwemmungen kommen<br />
und es werden Schadensersatzforderungen<br />
auf uns zukommen. <strong>Die</strong> Architektur<br />
in Wüstenregionen basiert häufig auf<br />
Lehm und wenn es regelmäßig regnet,<br />
lösen sich die Häuser auf. Oder aber<br />
auch Reiseveranstaltern, die Wüstentouren<br />
anbieten, laufen die Kunden davon.<br />
Dagegen können Entschädigungs-Fonds<br />
eingerichtet werden. Doch diese „nichtabschätzbaren<br />
Risiken“ sind das mit Abstand<br />
kleinere Übel.<br />
<strong>Pressident</strong>: Welche Kritik gibt es an Ihrem<br />
Projekt?<br />
Friedrich: Vor allem eine ganz ernstzunehmende.<br />
Wenn die Wüsten-Länder zu<br />
Agrarproduzenten werden, handeln wir<br />
unseren einheimischen Anbietern Konkurrenz<br />
ein.<br />
<strong>Pressident</strong>: Das belebt bekanntlich das<br />
Geschäft.<br />
Friedrich: Das sehe ich etwas differenzierter.<br />
Unsere Rosenanbieter im Kreis<br />
Pinneberg gehen schon jetzt kaputt, weil<br />
sie dem Druck der Konkurrenz aus den<br />
46 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
klimatisch begünstigten Regionen wie<br />
Äthiopien und Uganda nicht standhalten.<br />
Doch global betrachtet überwiegen<br />
die Vorteile gegenüber den Nachteilen<br />
bei Weitem. Besonders in Anbetracht<br />
der Tatsache, dass landwirtschaftliche Erzeugnisse<br />
auch <strong>als</strong> nachwachsende Energie-Rohstoffe<br />
genutzt werden.<br />
Schleswig-Holstein hat ein Bruttoinlandsprodukt<br />
von ca. 70 Milliarden Euro.<br />
Warum? Weil wir keine Wüsten haben!<br />
Ein normales Klima in heutigen Wüstenregionen<br />
würde den Wohlstand der Menschen<br />
dort und der Menschheit weltweit<br />
allgemein steigern.<br />
<strong>Pressident</strong>: All der Aufwand. Was kostet<br />
es z.B. das Ostufer des Suezkan<strong>als</strong> mit<br />
Wasserkanonen auszurüsten?<br />
Friedrich: Eine ganz einfache Antwort:<br />
Mit der Maßgabe, dass auf die Gesamtlänge<br />
des Suezkan<strong>als</strong> von 160 km auf alle<br />
100 m eine Anlage aus Pumpe und Wasserkanone<br />
kommt zum Anlagenpreis von<br />
15.000 US $, ergibt das einen Gesamtpreis<br />
von 24 Mio US $ - für insgesamt 1600<br />
Einheiten. Zur sinnvollen Einsetzung<br />
reicht dies aber bei weitem nicht aus.<br />
<strong>Pressident</strong>: Und warum lassen Sie sich<br />
dieses Konzept nicht patentieren?<br />
Friedrich: Das Konzept ist ein vielschichtiges<br />
Kultur-Programm. Das lässt sich<br />
nicht patentieren. Ebenso wenig wie die<br />
Geschäftsordnung der Vereinten Nationen.<br />
<strong>Pressident</strong>: Glauben Sie, dass Ihre Methode<br />
irgendwann umgesetzt wird?<br />
Friedrich: Zu 100%. Wir befinden uns<br />
auf einer Lernkurve und warten auf den<br />
Klick von „Es werde Licht“. Stichwort: Bi-<br />
Weitstrahlregner im Einsatz
lische Blindheit. Es ist, <strong>als</strong> wolle man auf<br />
dem Markt einen großen echten Goldbarren<br />
für zehn Euro verkaufen. Den kauft<br />
keiner, weil alle denken: Da stimmt doch<br />
was nicht!<br />
<strong>Pressident</strong>: Eine Beregnung der Wüste<br />
würde Projekte wie Desertec, <strong>als</strong>o den<br />
Bau von Solaranlagen in der Wüste, behindern.<br />
Friedrich: Das ist kein Argument aus<br />
der Kiste der Skeptiker, sondern von jenen<br />
Wirtschaftskräften, die ihren Vorteil<br />
suchen in Stromerzeugung. Sie verfolgen<br />
<strong>als</strong>o total was anderes <strong>als</strong> ich und würden<br />
trotzdem auf jeden Fall genügend Sonne<br />
übrig behalten für ihre Ziele.<br />
<strong>Pressident</strong>: Nun sind diejenigen Staaten,<br />
die von hoher Sonneneinstrahlung<br />
betroffen sind, häufig auch politisch<br />
und gesellschaftlich instabile Staaten.<br />
Wer garantiert, dass die Anlagen nicht<br />
Studieren mit den<br />
besten Perspektiven<br />
Bachelor in BWL / Management<br />
Internationales Studium in mehreren Ländern<br />
Schwerpunkt Sprachen oder Wirtschaftsrecht<br />
Studienbegleitende Praktika im In- und Ausland<br />
Exzellente Lehre und Forschung, engagierte Studierende<br />
Persönliche Atmosphäre, hervorragende Betreuung<br />
WHU – Otto Beisheim School of Management<br />
Burgplatz 2, 56179 Vallendar, Germany<br />
Wolfgang Staus, Tel. +49 261 6509-513<br />
bachelor@whu.edu, www.whu.edu<br />
von einen auf den anderen Tag verschwinden<br />
oder zerstört werden?<br />
Friedrich: Niemand, natürlich. Aber ich<br />
glaube, dass der Eigennutz, den die Leute<br />
vor Ort aus dem Projekt ziehen, davor<br />
schützt.<br />
<strong>Pressident</strong>: Herr Friedrich, wir danken<br />
für das Gespräch. ■<br />
Online+<br />
Eine vollständige<br />
Vorrechnung der<br />
Menge des Regenwassers<br />
gibt<br />
Jürgen Friedrich<br />
auf unserer Online-Schülerzeitung:<br />
www.ths-pressident.de<br />
Excellence in<br />
Management<br />
Education<br />
Unser Netzwerk:<br />
180 Partneruniversitäten,<br />
150 Partnerunternehmen,<br />
2.400 organisierte Alumni<br />
Erleben Sie die WHU!<br />
Termine und Programm von<br />
Schnuppertagen unter<br />
www.whu.edu/schnuppertage<br />
Bachelor_Abizeitung_210x148.indd 1 30.01.12 11:19<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 47
48 | <strong>Pressident</strong> 03/2012
Schule<br />
S. 52<br />
S. 60<br />
S. 64<br />
S. 67<br />
Interview mit Schulleiter<br />
Matthias Beimel<br />
Giovanni di Lorenzo in<br />
der THS<br />
Zeit-Chefredakteur<br />
sprach über die Zukunft<br />
des Journalismus<br />
THS ohne Rassismus und<br />
mit Courage<br />
Infos von der Plaketten-<br />
Übergabe<br />
Theater-AGs "Tod"<br />
Theaterkritik zur Aufführung<br />
des Stückes "Tod"<br />
von Woody Allen<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 49
Splitter<br />
Neue Schulsprecher<br />
Tom Engel und Nora Sophie Neufang sind die neuen Schulsprecher! Da Tom in den 13.<br />
Jahrgang geht und im zweiten Halbjahr sein Abitur schreibt, wird er im ersten Halbjahr<br />
präsenter sein, Nora (12. Jahrgang) im kommenden.<br />
Ski-AG 2012-2013<br />
<strong>Die</strong> Liste der Schüler, die an der SKI-AG 2012/13 und damit an der Skifahrt nach Österreich<br />
(1.2.2013- 8.2.2013) teilnehmen werden, hängt im Schaukasten der Sportfachschaft<br />
bzw. im Sekretariat aus.<br />
2. Unicef-Flohmarkt<br />
Am Samstag, den 1. September, fand auf dem Außenhof der THS der 2. Unicef-Flohmarkt<br />
statt. Nach dem letztjährigen Erfolg erfreute sich die Veranstaltung auch dieses<br />
Mal an regem Interesse. Der Erlös der Standmiete und des Kaffe- und Kuchenverkaufs<br />
ging an das Kinderhilfswerk "Unicef ". So gab es beides: Spaß für Schnäppchenjäger und<br />
Gewinn für einen guten Zweck. Vielen Dank an alle Beteiligten!<br />
Neuer Frankreich-Austausch<br />
Der Austausch mit dem Colège de Sancerre beginnt Anfang 2913: Im Januar soll eine<br />
Schülergruppe unserer Schule nach Sancerre fahren, im Mai besuchen die Franzosen<br />
dann Pinneberg. Schüler und Schülerinnen des achten Jahrgangs sind <strong>als</strong> Teilnehmer.<br />
Schulsanitäter<br />
Seit diesem Schuljahr gibt es bei uns vom Jugendrotkreuz ausgebildete Schulsanitäter:<br />
Sie übernehmen Verantwortung für ihrer Mitschüler in Unfallsituation. Sie sind <strong>als</strong><br />
erste zur Stelle und können Erste Hilfe leisten, bevor ein Krankenwagen eintrifft.<br />
+++<br />
50 | <strong>Pressident</strong> 03/2012
Intern<br />
Redaktionssitzung:<br />
• Mittwochs, 7. h. im PC-Raum der<br />
THS. Neue Redakteure sind herzlich<br />
eingeladen!<br />
Kontaktmöglichkeiten:<br />
• Mail, Web: info@ths-pressident.de<br />
• Brief: <strong>Pressident</strong>,<br />
Datumer Chaussee 2,<br />
25421 Pinneberg<br />
• Für THSler: Postfach im Sekretariat<br />
Termine ohne<br />
Gewähr<br />
29. September - 10. Oktober<br />
THS in Rockville<br />
4.- 19. Oktober<br />
Herbstferien<br />
30. Oktober- 1. November<br />
Pädagogische Konferenzen<br />
Um unsere Schülerzeitung kostenlos<br />
verteilen zu können, sind wir auf Werbeanzeigen<br />
angewiesen. Möchten<br />
auch Sie uns mit einer Werbeanzeige<br />
unterstützen? Wir freuen uns, wenn<br />
Sie die Daten im Impressum nutzen,<br />
um uns zu kontaktieren! Unsere kompletten<br />
Media-Daten finden Sie auf<br />
www.ths-pressident.de/werben<br />
22. November<br />
Elternsprechtag 13- 19 Uhr<br />
23. November<br />
Elternsprechtag 7:30- 13 Uhr<br />
26. November<br />
Schilf-Tag<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 51
Neues Schuljahr,<br />
viele Veränderungen<br />
<strong>Pressident</strong> lud Schulleiter Matthias Beimel zum<br />
Redaktionsgespräch ein. Ein Ausblick auf das<br />
Schuljahr 2012/13.<br />
<strong>Pressident</strong>: Für einige Schüler begann<br />
der erste Schultag ernüchternd. <strong>Die</strong> Pyramide<br />
ist weg. Wo ist sie hin?<br />
Matthias Beimel: Das kann ich nicht sagen.<br />
Ich vermute, dass sie inzwischen in<br />
Sand aufgelöst ist.<br />
<strong>Pressident</strong>: Warum ist sie weg?<br />
Beimel: Wir sind in einer Umbausituation.<br />
Seit fünf Jahren wird an unserer<br />
Schule gebaut. Was da passiert, entzieht<br />
sich meistens meiner Kenntnis. Für das<br />
Gebäude der Schule ist die Stadt verantwortlich.<br />
<strong>Die</strong> ganze Sanierungsarbeit wird<br />
von ihr ihr geplant und durchgeführt und<br />
daran ist die Schule nicht beteiligt.<br />
<strong>Pressident</strong>: Erläutern Sie uns das neue<br />
Innenhof-Konzept. Was haben Sie vor?<br />
Bis wann wird das umgesetzt?<br />
Beimel: Ich kann nicht mehr sagen <strong>als</strong> das,<br />
was meine Wünsche sind. Ich stelle mir<br />
vor, dass der Innenhof irgendwann sehr<br />
schön gestaltet ist, dass es dort eine Art<br />
Amphitheater gibt, wo viele Schüler sitzen<br />
können und wo man auch etwas vorspielen<br />
kann. Wahrscheinlich aber wird es<br />
so sein, dass - wenn es soweit ist und das<br />
kann noch fünf oder zehn Jahre dauern -<br />
dann die gesamte Schule überlegt, wie der<br />
Innenhof gestaltet werden soll.<br />
Ich bin seit über fünf Jahren hier Schulleiter<br />
und wir haben - so schätze ich - bereits<br />
jetzt den Sanierungsrekord in Schleswig-<br />
Holstein aufgestellt. Wir sind das Gymnasium,<br />
an dem am längsten saniert wird -<br />
ohne dass klar wird, wann wir fertig sind.<br />
52 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
Interview Redaktion<br />
Vielleicht wird man hier auch nie fertig.<br />
Denn zurzeit haben wir dieses Formaldehyd-Problem<br />
in den Kunst-, Biologie- und<br />
Physikräumen. Und die Stadt muss in den<br />
nächsten Jahren neue Möbel für 400.000<br />
Euro kaufen.<br />
<strong>Pressident</strong>: Der Rest steht <strong>als</strong>o erst mal<br />
hinten an?<br />
Beimel: Womöglich wird die Stadt sagen,<br />
dass sie das Geld, das eigentlich für<br />
die Sanierung der Schule eingeplant war,<br />
für den dringenden Kauf neuer Schulmöbel<br />
ausgibt. Dabei sehen alle, wie es hier<br />
aussieht. In der Oberstufe ist die Fassade<br />
nicht fertig und viele Fenster sind kaputt.<br />
Vor allem aber sagt uns seitens der Stadt<br />
keiner, wann alle Arbeiten abgeschlossen<br />
werden. Deswegen bin ich diesbezüglich<br />
sehr unzufrieden. Das tut mir Leid, denn<br />
viel lieber würde ich an dieser Stelle sagen,<br />
dass wir nächstes Jahr alle zusammen den<br />
Innenhof gestalten, jeder Ideen einreichen<br />
darf und wir alle die beste davon aussuchen.<br />
Doch das wird nicht so sein, denn<br />
zuerst einmal muss man das gesundheitliche<br />
Problem mit den verseuchten Schulmöbeln<br />
lösen.<br />
<strong>Pressident</strong>: Trotz Formaldehyd findet<br />
der Unterricht weiter statt.<br />
Beimel: Damit bin ich höchst unzufrieden.<br />
Wir können aber nicht den gesamten<br />
naturwissenschaftlichen Unterricht einstellen.<br />
<strong>Die</strong> Stadt sagt, es gäbe immer noch<br />
die Möglichkeit zu lüften. Das wird natürlich<br />
auch gemacht, sodass erst einmal
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 53
54 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
Noch nicht saniert: Der Oberstufentrakt
keine Gesundheitsgefährdung besteht,<br />
aber wir können nicht auf Dauer morgens<br />
mehrere Stunden die Fenster öffnen - vor<br />
allem nicht, da der Winter naht.<br />
<strong>Pressident</strong>: Das Problem besteht schon<br />
länger. Warum werden die Schränke erst<br />
jetzt ausgetauscht?<br />
Beimel: Das kann ich nicht beantworten.<br />
Ich weiß nur, dass die Stadt seit langem<br />
von diesen Problemen weiß. Bereits in<br />
den 80er-Jahren wurde festgestellt, wie<br />
gesundheitsgefährdend Formaldehyd ist,<br />
und hier an der Schule überschreiten die<br />
Werte schon lange die zulässigen Höchstwerte.<br />
<strong>Pressident</strong>: Zu beobachten ist, dass an<br />
unserer Schule erst dann etwas passiert,<br />
wenn die Probleme durch die Presse gehen.<br />
Beimel: In der Tat müssen wir alles erst<br />
aufbauschen und laut schreien, damit etwas<br />
passiert.<br />
<strong>Pressident</strong>: Glauben Sie, dass sich die<br />
Kommunikationsschwierigkeiten mit<br />
einer neuen Bürgermeisterin ändern<br />
Innenhof der THS<br />
werden?<br />
Beimel: Ich hoffe es, auch wenn die Bürgermeisterin<br />
nur ein Faktor im Kräftespiel<br />
von Verwaltung und Politik ist. Letztendlich<br />
sind es die Menschen in Pinneberg,<br />
die ein Interesse am Wohlergehen unserer<br />
Schule haben sollten. Habt ihr auch ein<br />
paar erfreulichere Themen?<br />
<strong>Pressident</strong>: Lassen Sie uns über die neue<br />
Mittagspause reden.<br />
Beimel: Gerne, das Essen schmeckt sehr<br />
gut.<br />
<strong>Pressident</strong>: Also essen Sie regelmäßig<br />
selber hier?<br />
Beimel: Ja.<br />
<strong>Pressident</strong>: Trotz der langen Wartezeiten?<br />
Beimel: Ich komme etwas später, damit<br />
die Schüler nicht noch wegen mir länger<br />
anstehen müssen. Allerdings bin ich mir<br />
der Probleme mit den Wartezeiten bewusst<br />
und wir werden in Zukunft auch<br />
aus unseren Fehlern lernen. <strong>Die</strong> Firma<br />
Dussmann hat ein berechtigtes Interesse,<br />
Geld zu verdienen. Das ist vollkom-<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 55
men legitim, aber daraus wachsen auch<br />
Schwierigkeiten, weil zum Beispiel nicht<br />
genügend Personen da sind, um Brötchen<br />
zu schmieren, zu kassieren oder das<br />
Essen auszuteilen. Im Mensa-Ausschuss<br />
der Schule haben wir die Probleme alle<br />
besprochen...<br />
<strong>Pressident</strong>: ...und lernen nun daraus?<br />
Beimel: Ich habe mir die Mensa in einer<br />
Schule in Elmshorn angeschaut, die auch<br />
von Dussmann betrieben wird und ich<br />
hoffte, dass es auch an dieser Schule so gut<br />
laufen wird. Der große Unterschied zwischen<br />
Elmshorn und Pinneberg ist aber<br />
der, dass die Stadt Elmshorn für jeden<br />
Schüler pro Tag einen Euro an Dussmann<br />
zahlt. Damit hat die Firma ein garantiertes<br />
Einkommen und kann ganz anders arbeiten.<br />
<strong>Pressident</strong>: Halten Sie eine Mittagspause<br />
überhaupt für notwendig? Kein Schüler<br />
würde verhungern, wenn er zwei Stunden<br />
später sein Mittagessen bekommen<br />
würde und auch früher war das kein<br />
Problem.<br />
Beimel: Wir sind eine Ganztagsschule.<br />
Und zu einer Ganztagsschule gehört<br />
eine Mittagspause und ein warmes Essen.<br />
Dazu gehört auch ein Pausenangebot. Was<br />
nicht sein kann, sind Stundenpläne wie<br />
im letzten Jahr, wo manche Klassen acht<br />
Stunden Unterricht ohne Pause haben. Da<br />
kann keiner vernünftig lernen.<br />
<strong>Pressident</strong>: Besonders ärgerlich ist es für<br />
diejenigen, die im Anschluss an die Mittagspause<br />
nur noch eine einzige Stunde<br />
haben.<br />
Beimel: Ich bin zuversichtlich, dass wir<br />
auch die Angebote in der Mittagspause<br />
noch erweitern können, um Dinge, die<br />
sehr sinnvoll sind und die euch viel Spaß<br />
bringen, anzubieten.. Da werden wir noch<br />
interessante Angebote bekommen.<br />
<strong>Pressident</strong>: Welche Ideen haben Sie im<br />
Kopf?<br />
Beimel: Wichtig ist es erst einmal, dass<br />
es mit dem Mittagessen gut läuft, damit<br />
überhaupt noch genug Zeit für unsere An-<br />
56 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
gebote bleibt. Da gibt es schon die Comic-<br />
Werkstatt oder das Kletterangebote, um<br />
nur zwei zu nennen. Demnächst werden<br />
wir noch drei Gokarts für Verkehrserziehung<br />
auf dem Schulhof bekommen.<br />
Ich weiß, dass viele Schüler lieber nach<br />
Hause fahren, aber das kann sich ändern,<br />
wenn wir beliebte Angebote hier an der<br />
Schule schaffen.<br />
<strong>Pressident</strong>: Haben Sie wegen der Mittagspause<br />
die Pausen am Vormittag verkürzt,<br />
nachdem sie vor einigen Jahren<br />
extra verlängert wurde?<br />
Beimel: Das haben wir gemacht, weil wir<br />
dachten, dass wir unbedingt um 15:00<br />
Uhr Schluss machen müssen für diejenigen<br />
Schüler, die mit dem Bus nach Hause<br />
fahren. Wir haben uns allerdings fest<br />
vorgenomme,n die Pausenzeiten wieder<br />
um fünf Minuten zu verlängern.<br />
<strong>Pressident</strong>: Finden Sie das notwendig?<br />
Beimel: Absolut, denn sowohl Schüler <strong>als</strong><br />
auch Lehrer benötigen diese Zeit. Sei es,<br />
um noch etwas nachzufragen oder kurz<br />
einen Kaffee zu trinken.<br />
<strong>Pressident</strong>: Dann wäre es schön, wenn<br />
die Pausenangebote auf dem Außenhof<br />
noch erweitert werden. Besonders die<br />
Schüler, die von der Grundschule auf<br />
die THS wechseln, erleiden einen regelrechten<br />
Kulturschock. "Gar nichts zum<br />
Spielen", hört man öfter.<br />
Beimel: Ich kann mir gut vorstellen, dass<br />
wir bald einen Außenkicker bekommen.<br />
Es gibt noch andere Klettergeräte, die wir<br />
aufstellen könnten. Für die älteren Schüler<br />
benötigen wir dringend Kommunikationsangebote<br />
wie Bänke und Sitzecken.<br />
Aber auch da fehlt uns momentan das<br />
Geld.<br />
<strong>Pressident</strong>: Was haben Sie früher an Ihrem<br />
Schulhof am meisten geschätzt?<br />
Beimel: Ich bin in Hamburg zur Schule<br />
gegangen und kann mich nur an die Asphaltflächen<br />
erinnern. Spielgeräte hat es<br />
zu meiner Zeit gar nicht gegeben. Letztlich<br />
ist das auch gar nicht so entscheidend,<br />
denn wir konnten auch ohne Geräte spie-
len, Huckepack-Spiele, Räuber und Gendarm,<br />
Ticken... – vielleicht etwas kindliche<br />
Spiele, die in der Gruppe aber auch<br />
Älteren ganz viel Spaß bringen. Habt ihr<br />
noch etwas richtig Erfreuliches, was ich<br />
beantworten kann?<br />
<strong>Pressident</strong>: Sie können uns in das Konzept<br />
des geplanten Lern-Ensembles einweihen!<br />
Beimel: Das ist ein gutes Stichwort. Wir<br />
<strong>als</strong> Schule haben in erster Linie die Aufgabe,<br />
Allgemeinbildung zu vermitteln,<br />
aber wir sollen auch besonders begabte<br />
Schüler fördern. Das Zweite kam an der<br />
THS bislang ein bisschen zu kurz. Deswegen<br />
haben wir uns überlegt, Schülern eine<br />
Möglichkeit zu geben, an ihren eigenen<br />
Projekten zu arbeiten und sie darin zu<br />
unterstützen. Dabei soll die sogenannte<br />
Lernwerkstatt helfen, wo ein Lehrer sitzt<br />
und man in Ruhe arbeiten kann. <strong>Die</strong> Lernwerkstatt<br />
wird noch mit PCs und weiteren<br />
Büchern ausgestattet. <strong>Die</strong> Lernwerkstatt<br />
ist eine Rückzugsinsel, in der Kinder ihr<br />
eigenes Lernprojekt vorantreiben. <strong>Die</strong><br />
Frühstücksbuffet um kurz vor neun<br />
Schüler werden dann in einer bestimmten<br />
Zeit nicht im Unterricht sein, zum<br />
Beispiel eine Stunde Deutsch und eine<br />
Stunde Englisch pro Wochen verpassen,<br />
um hier zu arbeiten. Denkbare Projekte<br />
könnten sein, ein naturwissenschaftliches<br />
Problem genauer zu untersuchen oder ein<br />
Buch zu schreiben.<br />
<strong>Pressident</strong>: Oder kann es etwas Sportliches<br />
sein?<br />
Beimel: Es kann auch etwas Sportliches<br />
sein. Es kann auch sein, in dieser Zeit ein<br />
Instrument zu erlernen. Wichtig ist, dass<br />
man am Ende des Projektes darüber auch<br />
sprechen, etwas vorführen oder auch Erfahrung<br />
an jüngere Schüler weitergeben<br />
kann.<br />
Es ist <strong>als</strong>o ein Geben und Nehmen. Wir<br />
wollen den Schülern die Möglichkeit geben,<br />
ihre Projekte zu verwirklichen, indem<br />
sie für sich arbeiten und die Ergebnisse<br />
der Schulgemeinschaft vorstellen.<br />
<strong>Pressident</strong>: Welche Lehrer betreuen das?<br />
Beimel: Von Seiten der Schulleitung ist<br />
Herr Lucke dafür zuständig und dann<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 57
gibt es einzelne Lehrer, die das Projekt<br />
vorantreiben. Frau vom Schloss und Frau<br />
Brandt sind sehr aktiv. <strong>Die</strong> Lernwerkstatt<br />
wird von Herr Szemkus beaufsichtigt.<br />
<strong>Pressident</strong>: Themenwechsel: Einige Lehrer<br />
lassen mittlerweile eigene Smartphones<br />
mit eigenen Datentarifen für<br />
die Internetrecherche zu. Wäre es nicht<br />
langsam an der Zeit, freies WLAN auf<br />
dem Schulgelände anzubieten?<br />
Beimel: Wir haben eine Projektgruppe<br />
zur Medienpädagogik gegründet. Dahinter<br />
steckt der Gedanke, dass diese Lehrer<br />
die Schüler anleiten in Fragen wie "Was<br />
kann man im Internet machen?", "Wie<br />
stellt man gute Filme her?" aber auch "Wie<br />
erstelle ich eine sehenswerte Powerpoint-<br />
Präsentation?".<br />
Ich finde es richtig, dass wir die Smartphones<br />
für den privaten Gebrauch verbieten,<br />
weil davon auch Gefahren ausgehen.<br />
Gleichzeitig weiß ich auch, dass die modernen<br />
Medien unseren Alltag mitbestimmen.<br />
Vor fünf Jahren war es mein Traum,<br />
dass unsere Schule zu einer Notebook-<br />
58 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
<strong>Die</strong> Lernwerkstatt und einen...<br />
Schule wird. Jeder Schüler würde dann<br />
mit einem Notebook in die Schule kommen<br />
und dieses nicht dazu nutzen, um zu<br />
spielen, sondern um zu lernen, zu recherchieren<br />
und zu arbeiten.<br />
<strong>Die</strong> <strong>aktuelle</strong> Situation sieht anders aus: Unser<br />
WLAN-Netz funktioniert leider nicht<br />
immer, weil uns viel Geld für die Modernisierung<br />
fehlt. Aber wir haben zwei Lehrer,<br />
die sich intensiv damit beschäftigen:<br />
Frau Töming und Herr Bartsch. So gut es<br />
geht versuchen wir, vernünftige mediale<br />
Lernbedingungen zu schaffen.<br />
<strong>Pressident</strong>: Noch ein Themenwechsel:<br />
Wird der Doppeljahrgang ab nächstem<br />
Jahr in der Oberstufe zusammen unterrichtet?<br />
Beimel: Alle in die Oberstufe versetzten<br />
Schüler sollten fachlich auf dem gleichen<br />
Stand sein, der einzige Unterschied ist<br />
<strong>als</strong>o der des Alters. Insofern wäre es ein<br />
großer Fehler, die Jahrgänge getrennt zu<br />
unterrichten, weil wir so mehr Möglichkeiten<br />
haben, ein gutes Lernangebot zu<br />
stiften. Ein großes Problem gibt es al-
lerdings: Wir müssen für einen ganzen<br />
Jahrgang Oberstufen-Bücher kaufen und<br />
benötigen 25.000 Euro. Das habe ich der<br />
Stadt mitgeteilt aber bislang noch keine<br />
Antwort erhalten. Wenn die Stadt uns das<br />
Geld nicht gibt, müssen wir das Geld von<br />
den Eltern erbitten. Wir können nicht unterrichten,<br />
indem nur jeder zweite Schüler<br />
ein Buch hat.<br />
<strong>Pressident</strong>: Viele Schüler und Lehrer<br />
verstehen nicht, warum die so tristen<br />
Klassenräume nicht gestrichen werden<br />
dürfen. Hier haben Sie die Chance den<br />
Grund zu erklären.<br />
Beimel: Generell vertrete ich die Meinung,<br />
dass dies Profis machen sollen. In<br />
der Vergangenheit haben wir mit dem<br />
Selbststreichen schlechte Erfahrungen gemacht.<br />
<strong>Pressident</strong>: Lehrer haben ja sogar angeboten<br />
am Wochenende und vom eigenen<br />
Geld die Klassenräume zu streichen?<br />
Beimel: Wenn die Klassenräume so grausam<br />
aussehen, sehe ich mir das im Einzelfall<br />
an. Dann müssen die Lehrer dies dem<br />
...Raum weiter: <strong>Die</strong> Bücherei<br />
Schulleiter melden.<br />
<strong>Pressident</strong>: Wie ist die <strong>aktuelle</strong> Lehrersituation<br />
an der THS?<br />
Beimel: Wir geben in diesem Jahr in allen<br />
Fächern den vorgesehenen Unterricht. Alles<br />
in allem sind wir mit der Lehrerversorgung<br />
zufrieden. Wenn Lehrer krank werden,<br />
stehen wir immer vor dem Problem,<br />
schnell Ersatz zu finden. Der Lehrermangel<br />
ist weiterhin aktuell. Das kann man<br />
zum Beispiel daran sehen, dass wir seit<br />
drei Jahren keinen weiteren Physiklehrer<br />
finden, den wir dringend benötigen.<br />
<strong>Pressident</strong>: Auffällig ist der häufige<br />
Einsatz von Referendaren. Generell hat<br />
sich das Kollegium in den letzten Jahren<br />
enorm verjüngt.<br />
Das ist auch so vorgesehen. Im Land werden<br />
Lehrer ausgebildet und da muss die<br />
Schule mit ausbilden. Auch wenn Referendare<br />
häufig etwas unerfahrener sind,<br />
sind sie keine schlechten Lehrer. Sie haben<br />
sehr viel Zeit, sie sind sehr motiviert.<br />
<strong>Pressident</strong>: Herr Beimel, wir danken für<br />
das Gespräch. ■<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 59
Giovanni di Lorenzo<br />
in der THS<br />
Der Chefredakteur der ZEIT stellt sich den Fragen<br />
von <strong>Pressident</strong> zum Thema "Zukunft des<br />
Print-Journalismus"<br />
60 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
Text Redaktion, Foto WM
Nachdem einige Wochen zuvor mehrere<br />
Spitzenkandidaten zur Landtagswahl die<br />
Schule besuchten, gelang es nun der Schülerzeitung<br />
<strong>Pressident</strong>, den Chefredakteur<br />
der ZEIT, Giovanni di Lorenzo, für eine<br />
Podiumsdiskussion mit ca. 350 Schülern,<br />
einigen Lehrern und Pressevertretern zu<br />
gewinnen. Unter dem Motto “Zukunft des<br />
Print-Journalismus: Ist die Zeitung zum<br />
Tode verurteilt?” wurde di Lorenzo von<br />
den Moderatoren mit Fragen gelöchert.<br />
Für uns <strong>als</strong> Schülerzeitung war es wichtig,<br />
dass wir einen Gesprächspartner gefunden<br />
haben, der in seiner Art und Weise<br />
Schüler so begeistern kann, dass das komplexe<br />
Thema nicht für Langeweile sorgt.<br />
Der Vormittag sollte informieren und unterhalten.<br />
<strong>Die</strong>se Mischung hat die Diskussion<br />
hoffentlich belebt, sodass wir für die<br />
Zuschauer zwei anregende Schulstunden<br />
veranstalten konnten.<br />
Giovanni di Lorenzo zog die Pinneberger<br />
Presse an. <strong>Die</strong> ersten Reihen waren besetzt<br />
von interessierten Medienvertretern.<br />
Immer ausgehend von der Leitfrage eröffneten<br />
sich viele weitere Gesprächsthemen<br />
und Giovanni die Lorenzo gab<br />
interessante Einblicke in die Arbeit eines<br />
Chefredakteurs. “Meinungen zensiere ich<br />
nie.”, so eine Aussage des Chefredakteurs,<br />
der sich morgens gute zwei Stunden Zeit<br />
nimmt die Konkurrenz-Zeitungen durchzublättern<br />
und der liebend<br />
gerne mehr Zeit mit dem eigentlichen<br />
Schreiben verbringen würde. Planen, Organisieren<br />
und Veranstaltungen besuchen<br />
– auch das alles gehört zu den Aufgaben<br />
eines Chefredakteurs.<br />
DIE ZEIT hat sich zum Ziel gesetzt mit<br />
vielen Schulen zu kooperieren, um bereits<br />
in jungen Jahren die Menschen für das<br />
qualitative Medium Zeitung zu gewinnen.<br />
Stolz ist man im Hamburger Pressehaus<br />
auch auf die vielen Studenten, die die Wochenzeitung<br />
im Abo haben und auf Projekte<br />
wie “ZEIT für Euch” – einem Newsletter<br />
von Schülern für Schüler.<br />
Einige Schüler, die selbst mit einem Beruf<br />
in der Medienbranche liebäugeln, ließen<br />
es sich nicht nehmen, di Lorenzo nach<br />
Einstiegsmöglichkeiten in den Journalismus<br />
zu fragen. “Man kann <strong>als</strong> Journalist<br />
ein bisschen die Welt verändern”, so ein<br />
Argument von Giovanni di Lorenzo, warum<br />
er es jedem, der Lust am Schreiben<br />
369 EBC HH_Schuelerz halbe A4 hoch_4c:1 29.03.2012 13:10 Uhr Seite 1<br />
IHR STUDIUM:<br />
INTERNATIONAL,<br />
KOMPAKT,<br />
STAATLICH<br />
ANERKANNT<br />
Wer international und praxisorientiert<br />
studieren und sein Studium zügig abschließen<br />
möchte, für den ist die EBC<br />
Hochschule mit fünf Campi in attraktiven<br />
Großstädten Deutschlands bestens geeignet:<br />
<strong>Die</strong> staatlich anerkannte, private Fachhochschule<br />
bietet neben einem knapp zweijährigen<br />
Master-Programm mehrere dreijährige<br />
Bachelor-Studiengänge inklusive Auslands -<br />
semester und zwei Pra k tika – interkulturelle<br />
Kom petenz vermittlung eingeschlossen.<br />
International Business Management B.A.<br />
Tourism & Event Management B.A.<br />
Communication & Media Management B.A.<br />
Business Psychology B.A.<br />
Global Economics & Politics B.A.<br />
Fashion, Luxury & Retail Management B.A.<br />
International Business Communication B.A.<br />
Strategic Tourism Management M.A.<br />
Informieren Sie sich jetzt!<br />
www.ebc-hochschule.de · info@ebc-hochschule.de<br />
BERLIN · DRESDEN · DÜSSELDORF · HAMBURG · STUTTGART<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 61<br />
lfd. Nr. 36<br />
Anzeige 4c<br />
Breite: 95<br />
Höhe: 265<br />
halbe A4 h<br />
für Schüler<br />
Bitte<br />
per R<br />
Danke<br />
Fr<br />
Fr<br />
B<br />
Name<br />
Datum
hat, empfiehlt sich <strong>als</strong> Journalist zu versuchen.<br />
Giovanni di Lorenzo nutzte die Gelegenheit,<br />
seine eigenen Fragen an die Schüler<br />
beantworten zu lassen. “Wer von euch<br />
würde die Piraten wählen?”, so eine Frage<br />
des ZEIT-Chefredakteurs. Es waren<br />
erstaunlich wenige. Bereits im Vorfeld<br />
der Diskussion arbeiteten die Schüler der<br />
Klassen 10, 11 und 12 im Unterricht mit<br />
der ZEIT und bereiteten sich auf das Thema<br />
vor. “Das hat sich ausgezahlt.”, so die<br />
Rückmeldung, die wir erhalten haben. Erstaunlich<br />
viele Fragen aus dem Publikum<br />
rundeten die Gesprächsrunde ab.<br />
Ein Tipp für alle jungen Leute hatte Giovanni<br />
di Lorenzo auch noch: “Niemand<br />
braucht Menschen, deren Lebenslauf<br />
stromlinienförmig verläuft. Jeder hat<br />
Ecken und Kanten. Viele junge Menschen<br />
62 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
Anneke, Giovanni di Lorenzo<br />
werden angetrieben alles ganz schnell zu<br />
machen. Dabei bin ich selber das beste<br />
Beispiel, dass man über viele, viele Umwege<br />
auch zum Ziel ankommen kann.” ■<br />
Online+<br />
Ein Umfragevideo<br />
zum Thema sowie<br />
einen Zusammenschnitt<br />
der Diskussion<br />
findet ihr auf<br />
unserer Online-<br />
Schülerzeitung:<br />
ths-pressident.de<br />
/giovanni-di-lorenzo-in-der-ths<br />
<strong>Die</strong> Moderationscouch
Wir studieren an einem<br />
experimentellen Ort<br />
Kunst und Design • Architektur<br />
Medien • Bauingenieurwesen<br />
Wer sich für einen unserer über 30 Studiengänge entscheidet, ist eingeladen, an der Konzeption,<br />
Konstruktion und Gestaltung gegenwärtiger und zukünftiger Lebensräume mitzuarbeiten –<br />
analytisch, kreativ und innovationsfreudig.<br />
Besuchen Sie uns in Weimar und erleben Sie mit unseren Bauhaus.Botschaftern vor Ort, wie es<br />
sich hier lebt und studiert:<br />
www.uni-weimar.de/einblick.bauhaus<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 63
64 | <strong>Pressident</strong> 03/2012
THS ohne Rassismus<br />
und mit Courage<br />
Seit dem 30.05.2012 darf sich die Theodor-<br />
Heuss-Schule offiziell „Schule ohne Rassismus –<br />
Schule mit Courage“ nennen.<br />
Rassismus, Diskriminierung, Mobbing?<br />
Nein danke! <strong>Die</strong>se Meinung vertreten<br />
die zwölf Schülerinnen und Schüler der<br />
freiwilligen Arbeitsgruppe „Schule ohne<br />
Rassismus – Schule mit Courage“(SOR<br />
– SMC), des Sozialcurriculums der Theodor-Heuss-Schule.<br />
Nach monatlichen<br />
Treffen, der Unterschriften-Sammelaktion<br />
und dem Armbandverkauf haben sie<br />
es geschafft, dass unsere Schule <strong>als</strong> „Schule<br />
ohne Rassismus – Schule mit Courage“<br />
ausgezeichnet wurde. Schule ohne Rassismus<br />
ist ein deutschlandweites Projekt, das<br />
von der Bundeskoordination ausgeht. <strong>Die</strong><br />
Bundeskoordination stellt in jedem Bundesland<br />
die Anforderung, Unterschriften<br />
zu sammeln und sich eine berühmte Per-<br />
Text KD, OD<br />
sönlichkeit <strong>als</strong> Pate/Patin zu suchen, um<br />
<strong>als</strong> Schule ohne Rassismus – Schule mit<br />
Courage ausgezeichnet zu werden. Welche<br />
Aktionen oder Veranstaltungen gegen<br />
Rassismus und Diskriminierung nach<br />
der Verleihung folgen, bleibt jeder Schule<br />
individuell selbst überlassen.<br />
Jeder fängt klein an, so auch die Schüler<br />
der Arbeitsgruppe „Schule ohne Rassismus<br />
– Schule mit Courage“.<br />
Als erstes Ziel nahmen sie sich vor, auf<br />
Diskriminierung in Schulen und im Allgemeinen<br />
aufmerksam zu machen. Somit<br />
sammelten sie Unterschriften, um Rassismus<br />
und Diskriminierung zu einem <strong>aktuelle</strong>m<br />
Thema zu machen und um dabei<br />
gleichzeitig auf ihr erstes Hauptziel, die<br />
Projektvorstellung<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 65
Plakette hinzuarbeiten. Dafür gingen die<br />
Schüler von Klasse zu Klasse und erzählten<br />
ihren Mitschülern von ihren Ideen<br />
und der Notwendigkeit sich gegen Diskriminierung<br />
einzusetzen. Über 70 Prozent<br />
der Schüler sprachen sich hierbei gegen<br />
Rassismus und Diskriminierung an unserer<br />
Schule aus. Danach machte sich die<br />
Gruppe auf die Suche nach einer geeigneten<br />
Patin. Fündig wurde man schnell<br />
bei Anne von Twardowski, Pianistin des<br />
Hamburger Quartetts „Salut Salon“. Als<br />
der Tag der offenen Tür an der THS bevorstand,<br />
brütete die Gruppe darüber,<br />
wie sie das Projekt Außenstehenden am<br />
besten präsentieren könnte. Sie entschloss<br />
sich dazu Armbänder mit dem Slogan<br />
„Tolerant, Human, Sozial“, <strong>als</strong> Abkürzung<br />
für die T-H-S, bedrucken zu lassen und<br />
zu verkaufen. Zusätzlich verkauften sie<br />
Waffeln und präsentierten sich mit einem<br />
Stand, an dem Infomaterial zum Thema<br />
Diskriminierung auslag. Als der Tag der<br />
Plakettenverleihung nahte, stellte sich<br />
ihnen natürlich die Frage: Wie konnten<br />
sie die ihnen zur Verfügung gestellten 45<br />
Minuten füllen? Zwar war es Anne von<br />
Twardowski nicht möglich an der Verleihung<br />
teilzunehmen, doch stand sie den<br />
66 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
Chor-Auftritt<br />
Schülerinnen und Schülern bei der Planung<br />
mit Rat und Tat zur Seite.<br />
Am 30.05.2012 war es dann endlich soweit<br />
und Christoph Helms vom Kreis<br />
Pinneberg überreichte der THS die metallene<br />
Plakette mit der Aufschrift „Schule<br />
ohne Rassismus-Schule mit Courage“,<br />
welche an einer speziell gestalteten Wand<br />
in der Schule ihren Platz bekommen soll.<br />
<strong>Die</strong> Schüler nahmen die Plakette dankend<br />
entgegen und performten später ein<br />
selbst geschriebenes Gedicht gegen Diskriminierung.<br />
Zum Ende repräsentierten<br />
die Mitglieder des Mittelstufenchors die<br />
wohl bekanntesten Lieder gegen Diskriminierung<br />
„Ebony & Ivory“ und „We are<br />
the World“.<br />
<strong>Die</strong> Plakettenverleihung soll jedoch nicht<br />
die letzte Aktion des Sozialcurriculums<br />
gewesen sein. Weitere Aktionen, wie ein<br />
Poetry-Slam gegen Rassismus und ein<br />
Spendenkonzert von der Patin Anne von<br />
Twardowski stehen in Planung. Wir lassen<br />
uns überraschen! ■
Theater-AGs "Tod"<br />
von Woody Allen<br />
Wahnsinnige Mörder und spirituelle Telepaten<br />
in der Aula der THS.<br />
Allein gelassen, selbstgefangen in seiner<br />
spießig-kleinbürgerlichen Welt und<br />
vor allem planlos irrt Kleinmann – die<br />
Hauptperson des Stückes „Tod“ von Woody<br />
Allen – in einer ihm zum Verhängnis<br />
werdenden Nacht umher. Eine Stadt wird<br />
von einem wahnsinnigen Mörder heimgesucht<br />
– dem „Würger“. Und gelangweilte<br />
Polizisten, spirituelle Telepaten und<br />
allen voran eine nach Selbstjustiz eifernde<br />
selbsternannte Bürgerwehr versuchen ihn<br />
zu stoppen.<br />
Begeistert beklatschte das Publikum die<br />
Resultate aus einem Jahr langer Arbeit,<br />
die die Theater-AG am 6.6 und 7.6 in der<br />
ausverkauften Aula präsentierte.<br />
<strong>Die</strong> schlichte Bühne wurde mittels einfachster<br />
Ausstattung optimal genutzt und<br />
unterstrich die einzelnen Szenen passend.<br />
Obwohl hinter der Kulisse bei fast allen<br />
Schauspielern große Aufregung herrsch-<br />
Text Wiebke Müller<br />
te, ließen sie sich auf der Bühne nichts anmerken<br />
und präsentierten das Stück, wie<br />
sie es in zahllosen Proben, für die alle Beteiligten<br />
viel Zeit opferten, geübt hatten.<br />
Besonders Juri Deuter in der Hauptrolle<br />
des Kleinmanns arbeitete den Charakter<br />
heraus und vermittelte diese in langen<br />
Disskussionen mit der Bürgerwehr und<br />
dem „Würger“ und in Monologen voller<br />
Selbstzweifel geprägte Persönlichkeit<br />
überzeugend und anschaulich für das Publikum.<br />
Eins steht <strong>als</strong>o fest: Das Ergebnis war<br />
mehr <strong>als</strong> lobenswert und die viele Arbeit<br />
hat sich für alle Beteiligten und Zuschauer<br />
gelohnt. Wir alle freuen uns wieder auf<br />
das nächste Jahr mit einem neuen tollen<br />
Stück der Theater-AG! ■<br />
Szene aus "Tod" von Woody Allen<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 67
jackpotmäßig<br />
guttenbergen<br />
ISBN 978-3-468-29859-2 • 3,99 €<br />
68 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
HÄ??<br />
JugendWort<br />
Vote here:<br />
www.jugendwort.de<br />
2012<br />
hochladen, abstimmen und<br />
Dein Wort des Jahres:<br />
tolle Preise abräumen
<strong>Pressident</strong>chen (5.-7. Klasse)<br />
S. 70<br />
S. 72<br />
S. 74<br />
S. 76<br />
S. 79<br />
S. 80<br />
Ein Traum in braun<br />
Schokolade-Entstehung<br />
Sturmflut<br />
<strong>Die</strong> Nacht vom 16. auf<br />
den 17.2. 1962<br />
Frau Holle<br />
Große Augen im Forum<br />
Theater<br />
Tierhaltung im Zirkus<br />
Ist eine artgerechte Haltung<br />
möglich?<br />
Olympia 2012<br />
Fazit der Spiele in London<br />
Elektromobilität<br />
Wie sieht das Auto der<br />
Zukunft aus?<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 69
Ein Traum in braun<br />
Von der Kakaobohne zur Schokoladentafel.<br />
Schokolade ist braun, süß und zergeht<br />
himmlisch auf der Zunge. Dabei gibt es<br />
eigentlich nur drei verschiedene Sorten,<br />
dafür aber Tausende von Kombinationen.<br />
Doch bis eine fertige Schokolade in den<br />
Laden kommt, ist es ein weiter Weg. <strong>Die</strong><br />
Kakaobohne muss gepflückt,getrocknet,<br />
geröstet,<br />
gemahlen, gewalzt<br />
und conchiert<br />
werden.<br />
Das dauert mitunter<br />
viele Tage.<br />
Zuerst wird die Kakaobohne<br />
gepflückt. Ein<br />
Kakaobaum wird bis zu<br />
10m hoch und wächst<br />
ausschließlich in Westafrika<br />
und Südamerika.<br />
<strong>Die</strong> Frucht des Baumes<br />
ist 10-20 cm lang und<br />
enthält Fruchtfleisch, in<br />
dem 25-60 Reihen mit<br />
Kakaobohnen stecken.<br />
<strong>Die</strong>se werden<br />
dann herausgenommen<br />
und auf ein<br />
Bananenblatt, einen<br />
Korb oder in eine<br />
Holzkiste gelegt. Dort<br />
werden die Bohnen<br />
je nach Art zwei bis<br />
sieben Tage lang getrocknet.<br />
Dabei wird<br />
es 45-50°C heiß<br />
und es beginnen<br />
verschiedene chemische<br />
und biologische<br />
Prozesse. Erst<br />
keimt die Kakaobohne<br />
leicht, um eine<br />
ihrer Aromastufen zu<br />
70 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
erreichen, dann stirbt der Keim ab und<br />
die Bohne wird lagerfähig und braun. Da<br />
die Kakaobohne nach dieser so genannten<br />
“Fermentierung” noch bis zu 60%<br />
Wasser in sich hat, wird sie an der Sonne<br />
getrocknet. Dadurch wird sie haltbar und<br />
entwickelt ihr Aroma weiter.<br />
Nun wird die braune Bohne auf dem Seeweg<br />
in Jutesäcken nach Europa gebracht.<br />
Dort wird sie erst thermisch vorbehandelt<br />
und dann bei 100-400°C geröstet.<br />
Jetzt besitzt die Bohne ihr vollständiges<br />
Aroma mit teilweise bis zu 400 Aromastoffen.<br />
Nach dem Rösten wird die Bohne<br />
von ihrer Schale getrennt. Der dabei entstandene<br />
Kakaokernbruch wird in einem<br />
Druckreaktor mithilfe einer Alkalilösung<br />
von unerwünschten Geschmacks- und<br />
Geruchsstoffen befreit. Dann erst wird<br />
der Kakaokernbruch zu Kakaomasse vermahlen.<br />
Wird Kakaopulver hergestellt,<br />
wird die Masse gepresst. <strong>Die</strong> dabei übrig<br />
gebliebene Kakaobutter wird für die<br />
Schokolade mitverarbeitet.<br />
Nach diesem Schritt geht es weiter mit<br />
dem Vermischen. Je nach Sorte wird<br />
die Schokolade anders zusammengesetzt.<br />
Ist die Schokolade sandig (enthält sie<br />
noch grobe Stücke), wird sie noch raffiniert.<br />
Das heißt, dass sie hauchdünn gewalzt<br />
wird.<br />
Süß, cremig, lecker.<br />
▶<br />
Foto 1: Thomas Siepmann, pixelio.de,<br />
F2: jan_krutisch, flickr.com
Ganz edle Schokolade wird nach all diesen<br />
Vorgängen noch conchiert. Das Conchieren<br />
ist eine Erfindung des Schweizers<br />
Rodolphe Lindt: Bei diesem Vorgang<br />
wird die Schokolade in einer Conche, einer<br />
nussförmigen Schale bei ca. 90°C gut<br />
umgerührt. So sollen sich das Fett und die<br />
Geschmacksstoffe möglichst gleichmäßig<br />
verteilen.<br />
So wird <strong>als</strong>o Schokolade hergestellt. Bis<br />
wir uns endlich unsere Lieblingsschokolade<br />
auf der Zunge zergehen lassen können,<br />
ist ein sehr, sehr langer Weg<br />
vergangen. Vom wahren Gourmet ein Zitate<br />
zur Schokolade:<br />
Was für den normalen Feinschmecker<br />
der Kaffe, ist für den wahren Gourmet<br />
Autor<br />
// FR<br />
// Klasse 7a<br />
// Bei <strong>Pressident</strong>chen seit 2011<br />
Weihnachten wie Ostern.<br />
die Schokolade (von Prof. Dr. Matthias<br />
Rarey).<br />
■<br />
Online+<br />
In unserer Online-<br />
SZ listen wir auf:<br />
Wie unterschiedlich<br />
ist die Verteilung<br />
von Zucker,<br />
Kakaobutter, Kakaomasse<br />
und Milchpulver bei<br />
Zartbitter-, Vollmilch-, und Weißer<br />
Schokolade?<br />
www.ths-pressident.de<br />
/schokolade<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 71<br />
Foto: nchenga, flickr.com
Sturmflut<br />
Vom 16. auf den 17. Februar 1962 wütete an<br />
der Nordsee die größte Sturmflut seit über<br />
100 Jahren.<br />
72 | <strong>Pressident</strong> 03/2012
Februar 1962. Stellt euch vor: Abends<br />
trefft ihr euch trotz des stürmischen Tages<br />
in der Kneipe, um eure Lieblingssendung<br />
zu sehen, denn ihr habt keinen eigenen<br />
Fernseher. Doch die Sendung wird unterbrochen.<br />
Der Wirt guckt verständnislos<br />
auf den Bildschirm. “Achtung, Achtung,<br />
eine wichtige Durchsage!“, hört man den<br />
Nachrichtensprecher sagen. “Wir bitten<br />
alle Bewohner Hamburgs auf den nächst<br />
höchstgelegenen Standort zu gehen. Wir<br />
haben eine Sturmflut zu melden.“ Schnell<br />
reagiert der Wirt und öffnet die leicht<br />
schräge Tür zu seiner Vorratskammer.<br />
Danach werdet ihr in einer Rettungskapsel<br />
durch eine versunkene Stadt in Sicherheit<br />
gebracht. <strong>Die</strong>s erlebt man heute <strong>als</strong><br />
Besucher in der Sturmflutenwelt „Blanker<br />
Hans“ in Büsum. Doch was geschah wirklich<br />
im Jahr 1962 in Hamburg?<br />
Seit Wochen wüteten Stürme über den<br />
Norden Deutschlands. In der Nacht vom<br />
16. auf den 17. Februar 1962 löste ein<br />
Orkan eine gewaltige Sturmflut aus. <strong>Die</strong><br />
reparaturbedürftigen Hamburger Deiche<br />
halten diesen Wassermassen nicht Stand.<br />
Sie brechen unter der Wucht der Fluten<br />
an mehr <strong>als</strong> 60 Stellen. Alles was sich<br />
ihnen in den Weg stellt, wird an diesen<br />
eisigen Februartagen vom kalten Wasser<br />
weggespült. Fast ein Sechstel Hamburgs<br />
wurde überschwemmt. Besonders betroffen<br />
wurde Wilhelmsburg. Hier lebten<br />
viele Menschen, die im Zweiten Weltkrieg<br />
ausgebombt wurden, in Kleingartenanlagen.<br />
Viele flüchteten, doch letztendlich<br />
blieb ihnen fast gar nichts mehr. 315 Menschen<br />
starben, 20000 wurden obdachlos,<br />
etwa 6000 Gebäude zerstört.<br />
Auch Pinneberg kam nicht ohne Schaden<br />
Autor<br />
// GS<br />
// Klasse 7d<br />
// Bei <strong>Pressident</strong>chen seit 2011<br />
davon: Das Wasser drückte die Pinnau hinauf<br />
und so mussten viele Menschen aus<br />
ihren Häusern evakuiert werden.<br />
Wir wissen nun, was geschah, doch wie<br />
entsteht eine Sturmflut?<br />
Eine Springtide entsteht, wenn Mond<br />
und Sonne bei Neumond in einer Achse<br />
zur Erde stehen. Dann addieren sich die<br />
Anziehungskräfte. Wenn jetzt noch Wind<br />
über die Nordsee in Richtung Land zieht,<br />
wird Wasser aus dem Atlantik in Richtung<br />
Küste geschoben. Das Tidehochwasser<br />
kann nicht mehr ablaufen. An der<br />
Nordsee kann der Wasserstand bis auf<br />
fünf Meter steigen.<br />
Wer mehr über die Hamburger Sturmflut,<br />
über Wetter- und Klimaphänomene,<br />
Gezeiten sowie über die Geschichte der<br />
Sturmfluten erfahren möchte, ist in Husum<br />
in den „Sturmflutenwelten Blanker<br />
Hans“ genau richtig. In der „Offshore-<br />
Forschungsstation“ und im „Archiv des<br />
Wissens“ kann man auf unterhaltsame<br />
Weise Informationen sammeln.<br />
Gut zu wissen: ‚Blanker Hans‘ ist eine<br />
bildhafte Bezeichnung der Nordsee.<br />
Blank = weiß ist die Gischt des Meeres bei<br />
Sturmfluten. ■<br />
Überflutete Wohnhäuser in Wilhelmsburg.<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 73<br />
Gerhard Pietsch, Wikimedia
Frau Holle<br />
Kinder spielen für Kinder im Forum-Theater in<br />
Pinneberg<br />
Wer kennt es nicht, das Märchen von den<br />
beiden ungleichen Halbschwestern Maria<br />
und Mariechen? <strong>Die</strong> eine gehorsam und<br />
sehr fleißig, die andere dagegen, <strong>als</strong> Liebling<br />
der Mutter verwöhnt und faul. Maria<br />
soll stundenlang am Brunnen sitzen<br />
und Flachs zu Wolle spinnen. Eines Tages<br />
fällt ihre Spindel samt Wollknäuel in den<br />
Brunnen. Ohne Rücksicht auf Verluste<br />
muss sie in den tiefen Brunnen springen,<br />
um die Spindel zurückzuholen. Sie landet<br />
bei einer freundlichen, alten Dame<br />
namens Frau Holle, die ich spiele. Maria<br />
hilft Frau Holle im Haushalt und schüttelt<br />
dabei auch jeden Morgen die Bettwäsche<br />
und Kopfkissen aus, bis die Federn fliegen<br />
und Schneeflocken auf die Erde herabfallen.<br />
Nach einem Tag wird Maria von Frau<br />
Holle auf die Erde zurückgeschickt. Als<br />
Lohn für ihren Fleiß erhält sie ein Kleid,<br />
auf das Frau Holle kleine Goldpartikel he-<br />
74 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
rabregnen lässt, die darauf kleben bleiben.<br />
Was wird ihre Mutter dazu sagen? Wird<br />
ihre faule und verwöhnte Schwester neidisch<br />
sein? Das kann ich euch leider<br />
nicht verraten, aber wenn ihr wissen<br />
wollt, dann könnt ihr am 24./25.11. und<br />
am 01./02.12.2012 ins Forum-Theater in<br />
die Lindenstraße kommen. Alle Vorführungen<br />
beginnen um 16 Uhr. Vielleicht<br />
möchten Theaterbegeisterte auch bei unserem<br />
nächsten Theaterstück mitspielen.<br />
Wir, das sind derzeit 14 Kinder, Zehn<br />
Mädchen und vier Jungen proben immer<br />
freitags von 17.15 Uhr bis 18.15 Uhr.<br />
Mir macht das Theaterspielen jedenfalls<br />
sehr viel Spaß. Vor drei Jahren stand ich<br />
das erste Mal auf einer Bühne. In meiner<br />
Grundschule in Thesdorf habe ich<br />
nachmittags bei einer Theater-AG mitgemacht,<br />
die eine unserer Lehrerinnen geleitet<br />
hat. Einmal im Jahr hatten wir eine
Aufführung im Geschwister-Scholl-Haus,<br />
oder wir haben bei der Einschulungsfeier<br />
etwas vorgespielt.<br />
Seit Anfang diesen Jahres spiele ich beim<br />
Forum-Theater mit. Das Forum-Theater<br />
hat Gruppen für Erwachsene und für<br />
Kinder. Wir, die Kindergruppe, proben<br />
nicht nur fleißig, sondern spielen auch<br />
ein wenig zusammen und übernachten<br />
gelegentlich in einer Turnhalle. <strong>Die</strong> Kostüme<br />
sind sehr aufwendig und von Hand<br />
genäht. Wir werden geschminkt und unsere<br />
Regie ist sehr nett. Im Laufe eines<br />
Dreivierteljahrs entwickelt sich so ein lustiges<br />
Theaterstück. Besonders spannend<br />
ist es, wenn man am Anfang des Stückes<br />
die Bühne betritt. Dann kribbelt es richtig<br />
im Bauch. Nach dem dritten oder vierten<br />
Satz wird man etwas ruhiger. Besonders<br />
Autor<br />
// CR<br />
// Klasse 5a<br />
// Bei <strong>Pressident</strong>chen seit 2012<br />
schön ist das Verbeugen und der Applaus.<br />
Das Forum,- Theater und ich würden uns<br />
freuen, wenn ihr zu unserer Aufführung<br />
kommen könnt.<br />
Eure Frau Holle ■<br />
Viel Spaß! Eure Frau Holle.<br />
Jede Menge Spaß steht im Vordergrund<br />
der Theater-Gruppe.<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 75
76 | <strong>Pressident</strong> 03/2012
Tierhaltung im Zirkus<br />
Ist eine artgerechte Haltung möglich?<br />
<strong>Die</strong> Tierhaltung im Zirkus ist sehr umstritten:<br />
<strong>Die</strong>jenigen Menschen, die im<br />
Zirkus arbeiten, behaupten, ihren Tieren<br />
geht es gut. Wissenschaftler beobachten<br />
jedoch bei den meisten Tieren, vor<br />
allem bei Elefanten und Pferden, eine<br />
charakteristische Störung: das sogenannte<br />
Weben. Das Weben erkennt man bei<br />
Pferden daran, dass sie ihren Kopf hin<br />
und her bewegen und/oder ihr Gewicht<br />
abwechselnd von einem auf das andere<br />
Bein verlagern. Wenn Tiere weben, weist<br />
das auf Stress oder zu wenig Bewegung<br />
mit Artgenossen hin. <strong>Die</strong> Gesundheitsschäden<br />
sind meistens größer <strong>als</strong> man<br />
denkt. Das Weben gibt es auch bei uns<br />
Menschen, da heißt es allerdings Hospitalismus.<br />
Es tritt bei besonders lieblos behandelten<br />
Kindern oder bei Kindern, die<br />
lange im Krankenhaus lagen und schlecht<br />
betreut wurden, auf. Außerdem ist ein<br />
ganz häufiger Kritikpunkt, dass die Tiere<br />
viel zu wenig Platz im Vergleich zu ihrem<br />
Platzangebot in der Natur haben. Um die<br />
Zirkustiere zu schützen, sind Leitlinien<br />
festgelegt worden.<br />
Tiger:<br />
Leitlinien<br />
Innenkäfige: In einem 12 m² großem Käfig<br />
dürfen 1-2 Tiere leben, für jedes weitere<br />
Tier benötigen die Tiger 4 m² mehr.<br />
Außengehege: 50 m² für 5 Tiere, für jedes<br />
weitere Tier benötigt man dann 5 m²<br />
mehr.<br />
Freiheit<br />
Tiger haben wie alle Großkatzen ein Revier,<br />
dem sie das ganze Jahr treu bleiben.<br />
Das Revier ist ca. 50 Quadratkilometer<br />
groß. Tiger bauen sich in Spalten, umgestürzten<br />
Bäumen oder kleinen Felsenhöhlen<br />
ihre Schlupfwinkel, welche sie meist<br />
mit Laub o. Ä. auspolstern. Ein Tiger hat<br />
meistens mehrere Höhlen, die er abwech-<br />
selnd nutzt.<br />
Seelöwen:<br />
Leilinien<br />
Während des Transports:<br />
Im Transportfahrzeug ist ein Schwimmbecken<br />
von mindestens 8,8 m³ (4,0 x 2,2<br />
x 1,0 m) für bis zu 2 Tiere zu errichten.<br />
Für jedes weitere Tier sind mindestens<br />
2 m³ Wasser erforderlich. Jedem Tier ist<br />
zusätzlich eine Liegefläche von 2 m² anzubieten.<br />
Am Gastspielort: Das Badebecken soll für<br />
bis zu vier Tiere eine Tiefe von mindestens<br />
1,2 m und eine Fläche von mindestens<br />
50 m² haben, für jeden weitere Seelöwen<br />
zusätzlich 5 m². Das Badebecken soll<br />
rechteckig sein und nicht rund.<br />
Freiheit<br />
Kalifornische Seelöwen entfernen sich<br />
selten weit von der Küste und bevorzugen<br />
Sandstrände. Beim Beutefang tauchen sie<br />
etwa 40 m tief und suchen nach Fischen<br />
und Tintenfischen. Oft tauchen die Seelöwen<br />
in Gruppen und kreisen gemeinsam<br />
Fischschwärme ein.<br />
Elefanten:<br />
Leitlinien<br />
Kettenhaltung im Stallzelt: Jedes Tier<br />
muss mindestens 2,5 x 4 m Platz haben.<br />
<strong>Die</strong> Tiere werden mit zwei Ketten angekettet:<br />
eine am Hinterbein und eine am<br />
entgegengesetzten Vorderbein oder am<br />
H<strong>als</strong>. <strong>Die</strong> Ketten müssen täglich anders<br />
angebracht werden, um Druckstellen zu<br />
vermeiden. Der angekettete Elefant muss<br />
sich noch hinlegen und einen Schritt vor pixelio.de<br />
,<br />
und zurück machen können.<br />
e.V.<br />
Haltung im Paddock (ein nicht bepflanzter<br />
Auslauf): <strong>Die</strong> Tiere müssen sich ungehindert<br />
bewegen können. Für bis zu das<br />
Elefanten muss das Gehege mindestens Deutschland<br />
250 m² groß sein, für jedes weitere Tier<br />
PeTA<br />
kommen noch 20m² hinzu. F:<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 77
Freiheit<br />
Elefanten sind typische Herdentiere. <strong>Die</strong><br />
Herden der Elefanten umfassen meistens<br />
20 bis 30 Tiere. Sie werden in der Regel<br />
von einem älteren weiblichen Tier angeführt.<br />
Dank ihres hervorragenden Gedächtnisses<br />
und ihrer Erfahrung kennt<br />
sie genug Futter- und Wasserplätze. Elefanten<br />
zeigen ein sehr soziales Verhalten.<br />
Elefanten gehen häufig weite Strecken<br />
und legen dabei etwa 5 km je Stunde zurück.<br />
Sie können in Gefahrensituationen<br />
bis zu 40 km/h schnell werden.<br />
Ich finde, dass die Leitlinien zwar ein<br />
Fortschritt sind, aber noch lange nicht<br />
ausreichen.<br />
Gehege, die den Bedürfnissen der Tie-<br />
Autor<br />
78 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
// KR<br />
// Klasse 6d<br />
// Bei <strong>Pressident</strong>chen seit 2011<br />
re entgegenkommen, sind teuer und<br />
könnten oft nicht aufgebaut werden. <strong>Die</strong><br />
Menschen wollen jedoch Tiere im Zirkus<br />
sehen und wünschen sich, dass die Behauptung<br />
der Zirkusleute stimmt. Es ist ja<br />
auch schwierig zu beurteilen, wie es den<br />
Tieren geht. Erst wenn sich Verhaltensstörungen<br />
zeigen, ist das Leid der Tiere<br />
eindeutig zu erkennen. Wenn ihr mal<br />
wieder im Zirkus seid und in den Zirkuszoo<br />
geht, dann beobachtet doch mal, wie<br />
sich die Tiere verhalten. Überlegt euch<br />
auch, was ihr wichtiger findet: die Attraktion<br />
im Zirkus oder das Wohl der Tiere.<br />
Würdet ihr zum Wohl der Tiere auf einen<br />
Zirkusbesuch mit Tieren verzichten?<br />
Bildet euch eure eigene Meinung zu diesem<br />
Thema! ■
Olympia 2012<br />
in London<br />
<strong>Die</strong> Olympischen Spiele 2012 in London hatten<br />
es in sich.<br />
Es gab Skandale um das Feuer, Dopingfälle,<br />
Fehler bei den Wettkampfauswertungen,<br />
Missverständnisse zwischen<br />
Kampfrichtern und natürlich die großen<br />
Stars wie Usain Bolt, Michael Phelps, Ye<br />
Shiwen und Missy Franklin.<br />
Bolt holte 3 Goldmedaillen, Phelps 6 Medaillen,<br />
Shiwen 2 und Franklin 4 Goldmedaillen.<br />
Leider gab es natürlich auch<br />
wieder ein paar Dopingfälle, zehn waren<br />
es insgesamt. In einem Fall verlor eine<br />
Weißrussin sogar ihre Goldmedaille.<br />
Schon 48 Stunden nach der Eröffnungsfeier<br />
gab es den ersten Skandal. Das<br />
Olympische Feuer aus einer Konstruktion<br />
mit 204 Schalen musste gelöscht werden,<br />
da man es umplatzieren musste.<br />
Viele Leute fanden das nicht so gut, weil<br />
es das "echte" Feuer aus Athen damit<br />
nicht mehr gab. Es gab auch noch weitere<br />
Autor<br />
// FD<br />
// Klasse 7a<br />
// Bei <strong>Pressident</strong>chen seit 2011<br />
Skandale, zwei waren es bei den Deutschen:<br />
Der Läuferin Lilli Schwarzkopf<br />
wurde vorgeworfen. die Bahn verlassen<br />
zu haben, obwohl das die Läuferin neben<br />
ihr getan hatte und der Wurf von der<br />
Hammerwerferin Betty Heidler wurde<br />
f<strong>als</strong>ch gemessen, da es Kommunikationsschwierigkeiten<br />
gab.<br />
Peinlich ging es auch schon vor Olympia<br />
los.<br />
Bei dem Fußballspiel der Frauen Nordkorea<br />
gegen Kolumbien wurde den Zuschauern<br />
die f<strong>als</strong>che Flagge für Nordkorea<br />
gezeigt, stattdessen die für Südkorea.<br />
Bei Olympia wurden aber auch kräftig<br />
Emotionen gezeigt, viele bei den Läufern.<br />
Olympia 2012 war aber trotz den Skandalen<br />
ein gelungenes Sportfest mit vielen<br />
Gewinnern. ■<br />
Olympiastadt London kurz vor Beginn<br />
der Spiele.<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 79<br />
Alexandra H., pixelio.de<br />
Lisa Schwarz / pixelio.de
80 | <strong>Pressident</strong> 03/2012
Elektromobilität<br />
<strong>Die</strong> Zukunft des Autos?<br />
Man sieht sie an Landstraßen und Autobahnen:<br />
Erneuerbare Energiequellen wie<br />
z. B. Windräder oder Solaranlagen. Was<br />
wird sich wohl in den nächsten Jahren in<br />
puncto Auto und erneuerbaren Energiequellen<br />
ändern?<br />
Starten wir traditionell: Erdöl ist einer<br />
unserer wichtigsten Rohstoffe. <strong>Die</strong>ses<br />
“schwarze Gold”, wie es gern genannt<br />
wird, steckt z.B. in Kunststoffen, Farben,<br />
Medikamenten und Kosmetika. Außerdem<br />
brauchen wir es für die Erzeugung<br />
von Elektrik und <strong>als</strong> Treibstoff für unsere<br />
Autos. Doch dieser fossile Brennstoff<br />
reicht nicht für immer. Schon in 40-50<br />
Jahren werden die bekannten Quellen<br />
erschöpft sein. Kein Wunder, dass das Öl<br />
auch immer teurer wird.<br />
<strong>Die</strong> Lösung: Erneuerbare Energie. Beispielsweise<br />
Sonnenenergie. Schon jetzt<br />
kann Solarenergie ganze Städte versorgen.<br />
Warum dann nicht auch Autos? Das<br />
Problem: Da die Atomkraftwerke nach<br />
und nach abgeschaltet werden sollen, gibt<br />
es auch einen größeren Energiebedarf.<br />
<strong>Die</strong>ser steigt dann noch wegen der eventuellen<br />
Autos. Man könnte zwar Strom<br />
importieren, das würde es aber deutlich<br />
teurer und ob das dann noch umweltfreundlich<br />
ist, er könnte schließlich wieder<br />
aus Atomkraft sein, ist auch noch eine<br />
Frage.<br />
Wie die erneuerbare Energie so ist das<br />
Elektroauto nicht ganz problemfrei. Zurzeit<br />
sind Elektroautos noch sehr teuer<br />
Autor<br />
// FR, FD<br />
// Klasse 7a<br />
// Bei <strong>Pressident</strong>chen seit 2011<br />
(ca. 30.000€ pro Kleinwagen). Außerdem<br />
kann man mit einem Elektroauto keine<br />
weiten Strecken zurücklegen. Ein weiterer<br />
Nachteil ist, dass die Batterien schon<br />
nach kurzer Zeit aufgebraucht sind, die<br />
Ladezeit beträgt leider dann auch bis zu<br />
zehn Stunden. Nach drei bis fünf Jahren<br />
muss man sich meistens eine neue Batterie<br />
anschaffen, das veursacht zusätzliche<br />
Kosten. Aber ein Elektroauto hat natürlich<br />
auch Vorteile: Es bringt z. B. eine<br />
günstige Kfz-Versicherung, geringe Betriebs-<br />
und Unterhaltskosten (max. 1,45€<br />
pro 100km). Das wichtigste Argument<br />
ist zurzeit vermutlich, dass sie besonders<br />
umweltfreundlich sind, da sie keine Abgase<br />
erzeugen und nahe zu geräuschlos<br />
fahren. Einige Unterschiede zum Auto<br />
mit Verbrennungsmotor sind: Tritt man<br />
aufs Gaspedal, wird man kein Geräusch<br />
hören. Dafür werden die Geräusche von<br />
Wind, Regen und den Reifen umso lauter<br />
sein.<br />
Der Kauf eines solchen Autos kann sich<br />
lohnen, wenn man sich damit hauptsächlich<br />
in einem Radius von 80km rund um<br />
den Wohnort bewegt. Auch <strong>als</strong> Privatperson<br />
sollte man sich sehr gut überlegen, ob<br />
sich ein Kauf irgendwann ausgleicht. In<br />
Zukunft wird es bestimmt noch sehr gute<br />
Einführungsangebote geben, andererseits<br />
sollte die Umwelt so früh wie möglich geschützt<br />
werden. Und wer weiß? Vielleicht<br />
werden in ein paar Jahren nur noch solche<br />
Autos unsere Straßen befahren. ■<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 81<br />
Kurt F. Domnik, pixelio.de
Dir ist langweilig?<br />
So geht jede Schulstunde schnell vorbei!<br />
(<strong>Die</strong>se Hinweise sind natürlich nur zum Anschauen und<br />
nicht zum Nachmachen gedacht. Dementsprechend<br />
tragen wir keine Verantwortung für die Folgen.)<br />
Hat die Stunde<br />
begonnen?<br />
JA Ist es<br />
gerade<br />
sehr<br />
leise?<br />
Nein<br />
Ja<br />
Ziehe die Socken<br />
aus, stülpe sie<br />
über die Hände<br />
und spiele Puppentheater!<br />
82 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
NEIN<br />
Hebe die Hand<br />
und beschwere<br />
dich, dass es zu<br />
laut zum Arbeiten<br />
ist.<br />
Stehe auf und<br />
versteigere deinen<br />
Füller!<br />
Warte bis<br />
der Unterricht<br />
beginnt<br />
und dann los!<br />
Der Lehrer<br />
wird verrückt<br />
werden...<br />
Sage deinen Mitschülern<br />
sie sollen auf dein Kommando<br />
(99!) alle z.B. den<br />
linken Fuß (die rechte<br />
Hand) des Lehrers anglotzen!<br />
Wenn sich der Lehrer<br />
beschwert, sag, dass<br />
du das Geld einem guten<br />
Zweck spendest.<br />
Im Zweifel können von<br />
dem Erlös Leben gerettet<br />
werden. Der Lehrer<br />
könne gerne mitbieten.<br />
An Geld mangle es ihm ja<br />
nicht.<br />
Fülle die weißen Felder mit<br />
Zahlen von 1 bis 9 und beachten<br />
dabei folgende Regeln: 1) In jeder Zeile und Spalte darf jede Zahl<br />
höchstens einmal vorkommen. 2) Zusammenhängende weiße Felder müssen eine Straße bilden,<br />
<strong>als</strong>o eine lückenlose Menge aufeinander folgender Zahlen in beliebiger Reihenfolge enthalten<br />
(zum Beispiel 3-6-4-5-7, nicht aber 1-3-4). 4) Schwarze Felder trennen benachbarte<br />
Straßen und sind selber nicht Teil einer Straße. 5) Wenn schwarze Felder Zahlen enthalten,<br />
dürfen diese in den Straßen der betreffenden Zeilen und Spalten nicht verwendet werden.<br />
From the Str8ts Sample Pack, Wikimedia Commons
Erzähle in der ganzen Klasse diesen<br />
Witz herum: In der Metzgerei:<br />
“Ich hätte gern Leberwurst – von<br />
der groben, fetten.” – “Tut mir<br />
leid, die hat heute Berufschule.”<br />
Spiele Wetten,<br />
dass...<br />
mit deinem<br />
Nachbarn<br />
"Katzen würden<br />
Whiskas kaufen"<br />
Nein<br />
"Audi - Vorsprung<br />
durch Technik. "<br />
"Save money, live<br />
better, Wal-mart."<br />
Mache mit dem Handy<br />
Fotos von fremden Menschen.<br />
Sage, das ist für<br />
dein Kunstprojekt.<br />
Ist es gerade<br />
ruhig in der<br />
Klasse?<br />
Schreie einen Sitznachbarn<br />
(selbes Geschlecht)<br />
an: NEIN, ICH WILL<br />
NICHT MIT DIR GE-<br />
HEN!<br />
Ja<br />
Sage ein<br />
paar Werbeslogans!<br />
Steht der Reihe nach auf.<br />
Immer wenn der Lehrer wegschaut!<br />
Wer erwischt wird,<br />
hat verloren.<br />
Jetzt ein Spiel: Zuerst<br />
suche dir drei Mitspieler<br />
Schreibe ein Drehbuch<br />
über dein Leben<br />
mit 83<br />
Wenn der Lehrer<br />
einen Arbeitszettelausteilt,<br />
nenne ihn<br />
"Baumkiller"<br />
Wie viele DIN<br />
A4-Zettel passen<br />
in deinem<br />
Mund?<br />
Stück<br />
Zähle deine Ohren!<br />
Nun deine<br />
Finger<br />
Jetzt<br />
deine<br />
Haare<br />
Versuche zu irgendjemandem<br />
(weit weg)<br />
Kontakt aufzunehmen<br />
(winken, pfeifen,...)<br />
Schreibe 20 Dinge<br />
auf, die du an einer<br />
Person magst. Stehe<br />
auf und gebe dieser<br />
Person den Zettel.<br />
Finde dieses<br />
Symbol ein<br />
zweites Mal<br />
in diesem<br />
Heft:<br />
Spreche<br />
nur noch im<br />
Rhythmus<br />
Nehme alle Stifte<br />
aus deiner Federtasche<br />
und spiele Mikado.<br />
Lege am besten<br />
einige Hefte unter,<br />
dann ist's schwieriger!<br />
Glückwunsch.<br />
<strong>Die</strong> Stunde<br />
ist vorbei!<br />
Nicht? Dann<br />
lese unsere<br />
letzte <strong>Ausgabe</strong>!<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 83
Gewinnspiel<br />
4<br />
7<br />
d<br />
Waagerecht<br />
3 Main<br />
6 Moll<br />
7<br />
Sommerfe<br />
8 USA<br />
9 84 | <strong>Pressident</strong> 03/2012<br />
Schweden<br />
a b c d e f<br />
5<br />
9<br />
i<br />
1<br />
6<br />
e j<br />
f<br />
c<br />
a<br />
8<br />
b<br />
3<br />
Senkrecht<br />
1 Alt<br />
2 Call<br />
4 Rollstuh<br />
5 Laden<br />
2<br />
g h i j<br />
g<br />
h
Waagerecht:<br />
3: Längster Fluss, der nur in Deutschland fließt (u. a. durch<br />
Frankfurt)<br />
6: Umkehrung von einer Dur- Tonart<br />
7: 6-wöchige Lieblingszeit der Schüler<br />
8: Land mit den meisten Medaillengewinnen bei Olympia<br />
2012 in London<br />
9: Gewinner des Eurovision Song Contest 2012 und somit<br />
Gastgeber 2013<br />
Senkrecht:<br />
1: Aktueller Bundesumweltminister (CDU): Peter ...<br />
2: Chart- Hit von Carly Rae Jepsen<br />
4: Fortbewegungsmittel für Querschnittsgelähmte<br />
5: Geschäft(umgangssprachlich)<br />
Gewinnen<br />
Wir verlosen<br />
- Das Nintendo 3DS-Spiel "Super Pokémon<br />
Rumble"<br />
- sowie viele kleinere Überraschungs-<br />
und Trostpreise<br />
Teilnahme<br />
Und so nehmt ihr Teil:<br />
- Schreibt das richtige Lösungswort zusammen mit euren Kontaktdaten<br />
auf einen Zettel und legt diesen in unser Fach (Schülerzeitung)<br />
im Sekretariat. Bitte die Kontaktmöglichkeit nicht vergessen.<br />
Also E-Mail, Telefon oder sonstiges angeben!<br />
- Oder ihr sendet uns das Lösungswort übers Internet (Kontaktformular<br />
auf www.ths-pressident.de/kontakt)<br />
-Einsendeschluss ist der 13. November.<br />
Viel Glück!<br />
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 85
Lehrersteckbrief - dieses Mal:<br />
86 | <strong>Pressident</strong> 03/2012
03/2012 <strong>Pressident</strong> | 87
88 | <strong>Pressident</strong> 03/2012