segelfliegen 4-05/7.6 - Schempp-Hirth
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TESTFLUG DUO DISCUS X<br />
Neu aus Kirchheim:<br />
Der Duo Discus X<br />
Von Jochen Ewald<br />
Zur Aero 20<strong>05</strong> in Friedrichshafen wartete<br />
<strong>Schempp</strong>-<strong>Hirth</strong> mit einer Überraschung auf:<br />
Von der Entwicklung des Duo Discus X hatte<br />
man im Vorfeld nichts verlauten lassen, selbst<br />
der Erstflug am 14. April, ein paar Tage vor Mes-<br />
sebebeginn, konnte auf dem Flugplatz Laichingen von der Öffent-<br />
lichkeit unbemerkt durchgeführt werden. Direkt nach der Mes-<br />
se konnten wir den Neuling auf der Hahnweide probefliegen.<br />
Die Richtigkeit der Aussage „Wettbewerb<br />
belebt den Markt“ bestätigte<br />
sich wieder einmal: Über lange Jahre<br />
war der seit 1993 in 450 Exemplaren<br />
gebaute Duo Discus als einziger in Serie<br />
gebauter 20-Meter-Doppelsitzer mit Starrprofil<br />
unbestrittener Marktführer. Mit der DG-5<strong>05</strong><br />
„Orion“ und ihrem Nachfolger DG-1000S erhielt<br />
er in den letzten Jahren einen sicherlich<br />
ebenbürtigen Mitbewerber. <strong>Schempp</strong>-<strong>Hirth</strong>s Ingenieurteam<br />
nahm die Herausforderung an und<br />
präsentierte mit dem Duo Discus X eine überarbeitete<br />
Nachfolgeversion, bei der die bekannten<br />
Stärken dieses Musters weiter ‘herausgearbeitet’<br />
wurden und einige von manchen Kunden<br />
beanstandete Schwächen beseitigt wurden.<br />
Auf der Hahnweide mache ich mich zum<br />
Start bereit. Auch mit meinen (incl. Fallschirm)<br />
85 kg im Cockpit bleibt der bei meinem einsitzigen<br />
Flug rund 510 kg schwere Duo Discus X<br />
in Spornlage, die Spornlast ähnelt der konven-<br />
tioneller Standardklasse-Einsitzer. Die Flächenbelastung<br />
entspricht mit rund 31 kg/m2 der eines<br />
Standardklasseseglers ohne Wasserballast –<br />
doppelsitzig mit Ballast geflogen lässt sie sich<br />
bis auf 45,7 kg/m2 steigern. Die Bodenfreiheit<br />
der Flügel ist dank der abgestuft ansteigenden<br />
V-Form hervorragend. Beim Anschleppen im<br />
F-Schlepp mit neutral gehaltenem Höhenruder<br />
zieht die Seilkraft den Rumpf bald in die Horizontale,<br />
die Querruderwirkung ist auch bei Seitenwind<br />
von Anfang an hervorragend.<br />
Ein leichter Zug am Steuerknüppel lässt den<br />
Doppelsitzer früh abheben. Auffällig ist, dass<br />
der Duo Discus X im Gegensatz zu den meisten<br />
neuen <strong>Schempp</strong>-<strong>Hirth</strong>-Einsitzern relativ<br />
große Knüppelwege bei der Höhenruderbetätigung<br />
zeigt. Das macht ihn auch für die Schulung<br />
hervorragend geeignet. Das Fahrwerk lässt<br />
sich sehr einfach einfahren – im Gegensatz zu<br />
vielen anderen Fahrwerkskonstruktionen muss<br />
der griffige Hebel nicht mit einem durchgehen-<br />
Das neue Fahrwerk bringt<br />
die Bordwand in eine<br />
etwas größere, aber immer<br />
noch bequem übersteigbare<br />
Höhe.<br />
den Schwung betätigt werden, um die Verriegelung<br />
sicher einrasten zu lassen. Es kann aus<br />
jeder Stellung leicht in die gewünschte Endlage<br />
geschoben und verriegelt werden. Die Sichtverhältnisse<br />
aus dem Cockpit sind hervorragend,<br />
die Belüftung über den Einlass vorne unter<br />
der Haube schafft viel frische Luft ins Cockpit.<br />
Das macht auch heiße Sommertage erträglich.<br />
Als sehr angenehm empfand ich das neue<br />
Design des Steuerknüppel-Griffes: <strong>Schempp</strong>-<br />
<strong>Hirth</strong> typisch schlank ausgeführt, ist er mit einem<br />
griffigen Schaumstoff beschichtet, der das<br />
unangenehme Schwitzen der Handinnenflächen<br />
verhindert. Sein als Wulst ausgeführter<br />
unterer Rand dient als Zeigefingerauflage fürs<br />
entspannte „Fliegen mit zwei Fingern“.<br />
Nach dem Ausklinken gilt mein erstes Augenmerk<br />
den Auswirkungen der neuen Außenflügel-Aerodynamik.<br />
Schon bei den ersten<br />
Thermikkreisen zeigt der Neuling, dass es seinen<br />
Konstrukteuren gelang, die Thermikflugeigenschaften<br />
weiter zu verbessern: Selbst in<br />
der kräftigen und manchmal ruppigen Albthermik<br />
mit bis zu 4 m/s integriertem Steigen lässt<br />
sich der Duo Discus X bei Schräglagen von 30<br />
bis 45° mit rund 80 km/h hervorragend kurbeln,<br />
er steigt wie ein Luftballon. 20 bis 30%<br />
abstützender Querruderausschlag sind dabei<br />
erforderlich, die Ruderkräfte sind angenehm<br />
niedrig und die Trimmung läst sich präzise und<br />
feinfühlig justieren. Bei noch langsamerem<br />
Flug kündigt leichtes Schütteln erste Strö-
mungsablösungen an, ohne das sich eine Abkipptendenz<br />
zeigt. Überziehversuche geradeaus<br />
bestätigen den gutmütigen Eindruck: Bei 65<br />
km/h Fahrtmesseranzeige zeigt leichtes Schütteln<br />
den Übergang in den Sackflug, unterhalb<br />
63 km/h fällt die Anzeige durch die aufs Staurohr<br />
vor dem Leitwerk schlagenden Wirbel<br />
vom Rumpf-Flügelübergang ab. Bei weiterem<br />
Überziehen fliegt der 20-Meter-Doppelsitzer<br />
leise schüttelnd geradeaus weiter, erst wenn der<br />
Knüppel fast am Bauch ist tritt leichtes, mit<br />
dem Seitenruder kontrollierbares Taumeln auf.<br />
Nur ein ordentlicher Tritt ins Seitenruder<br />
bringt ihn zum Abkippen, das mit Gegenseitenruder<br />
und leichtem Knüppelnachlassen sofort<br />
wieder gestoppt werden kann.<br />
Auch die Rollwendigkeit überzeugt: Mit 4,6<br />
Sekunden für den 45°-Kreiswechsel bei 100 km/<br />
gibt sich der neue Duo ausgesprochen handlich<br />
und hervorragend abgestimmt. So macht das<br />
Fliegen Spaß! Die nur nach oben ausschlagenden<br />
Querruderstücke am Außenflügel vermindern<br />
das negative Wendemoment und sorgen<br />
dafür, dass sich der Seitenrudereinsatz selbst<br />
beim langsamen Thermikkurbeln in Grenzen<br />
hält. Im Schnellflug bleibt die hervorragende Eigenstabilität<br />
des Duo Discus X erhalten, seine<br />
Ruderkräfte steigen eindeutig an. Die Trimmung<br />
lässt sich über den gesamten Flugbereich<br />
präzise einstellen, verlangt allerdings im höhe-<br />
ren Geschwindigkeitsbereich eine eindeutige<br />
Vorspannkraft, die mich die Kanten des Trimmknopfes<br />
unangenehm spüren lässt. Ein etwas<br />
abgerundeter Trimmknopf würde sicher ein angenehmeres<br />
Gefühl erzeugen.<br />
Besonders gespannt bin ich auf die Funktion<br />
der neuen, mit den Bremsklappen gekoppelten<br />
Hinterkantenklappen. Zunächst ein<br />
Überziehversuch: Bei ausgefahrenen Bremsklappen<br />
stelle ich exakt gleiches Verhalten bei<br />
denselben Geschwindigkeiten wie bei meinen<br />
vorherigen, ‘cleanen’ Überziehversuchen fest.<br />
Einziger Unterschied: Das Taumeln im vollständig<br />
überzogenen Flugzustand ist jetzt fast<br />
verschwunden. Auch von der Trimmgeschwindigkeit<br />
her verhält sich das System im Bereich<br />
Cockpit<br />
Die Cockpitgestaltung wurde nahezu unverändert<br />
übernommen. Das neue Fahrwerk bringt<br />
die Bordwand in eine etwas größere, aber immer<br />
noch bequem ‘übersteigbare’ Höhe. Verstellpedale<br />
auf beiden Sitzen und die oben per Seilzug<br />
verstellbare Rückenlehne bieten Piloten fast aller<br />
Größe komfortablen Platz. Fahrwerksbetätigung<br />
an der rechten Bordwand auf beiden Sitzen,<br />
Entriegelung durch Nach-innen-Schwenken<br />
des hängenden Betätigungsgriffes. Haubennotabwurf<br />
der einteiligen, nach rechts öffnenden<br />
Haube nach <strong>Schempp</strong>-<strong>Hirth</strong>-Standard durch Öffnen<br />
des normalen (linken) Haubenverschlusses,<br />
die rechten Beschläge reißen dann im Flug durch<br />
die Luftkräfte ab. Notausstieg hinten einfach<br />
durch in die Instrumentenbrücke integrierte<br />
Griffe, vorne wäre eine zusätzliche Abstufung im<br />
Cockpitboden zwischen Knieauflage und Pedalen<br />
sinnvoll, um sich aus dem Sitz herauszudrücken.<br />
Bedienelemente bis auf den vorne etwas<br />
zu tief zwischen den Beinen liegenden Ausklinkknopf<br />
ergonomisch gut angeordnet, Federtrimmung<br />
auf der linken Konsole wird durch Nachinnen-Kippen<br />
des Trimmknopfes entriegelt und<br />
lässt sich dank feiner Rasterung präzise justieren.<br />
Ballasthalterung für leichte Piloten zwischen<br />
Instrumentenbrett und Pedalen. Bei diesem<br />
Prototyp enden die vorderen Seitenkonsolen<br />
in Ausschnitten, unter denen die hinteren<br />
Seitenruderpedale angebracht sind. So haben<br />
die Ellenbogen ‘freien Weg’ bei der Betätigung<br />
von Bremsklappen und Fahrwerk, allerdings können<br />
Gegenstände durch diese Öffnungen rutschen.<br />
Optional können sie mit einer Abdeckung<br />
versehen werden. ■<br />
3-20<strong>05</strong> • <strong>segelfliegen</strong><br />
39
TESTFLUG DUO DISCUS X<br />
Technische Daten:<br />
Spannweite: 20m<br />
Länge: 8,56m<br />
Höhe: 1,52m<br />
Flügelfläche: 16,4 m 2<br />
Flügelstreckung: 24,4<br />
Leermasse: ca. 420 kg<br />
Höchstmasse: 750 kg<br />
Wasserballast: 200 l (Flügel) + 11 l<br />
(Seitenflosse)<br />
Höchstzul. Geschw.: 275 km/h<br />
Leistungswerte werden erst nach Idaflieg-Vermessung<br />
veröffentlicht<br />
der normalen Anfluggeschwindigkeiten völlig<br />
neutral – Änderungen in der Bremsklappenstellung<br />
bewirken tatsächlich nur eine Gleitwinkeländerung<br />
ohne unerwünschte Nebenwirkungen.<br />
Im Schnellflug mit ausgefahrenen<br />
Bremsklappen fahren die Hinterkantenklappen<br />
bei rund 170 km/h sanft gegen die Gasdruckfedern<br />
ein – ‘Rolleffekte’ durch asymetrisches<br />
Einfahren kann ich nicht feststellen.<br />
Dieses Bremsklappensystem hat einen weiteren,<br />
angenehmen Nebeneffekt: Es verhindert,<br />
daß sich nicht verriegelte Bremsklappen im<br />
Start heraussaugen und übernimmt so die<br />
Funktion eines „Piggott-Hakens“. Ich teste diese<br />
Funktion, indem ich die Bremsklappen im<br />
Langsamflug entriegele. Der Hebel bleibt in<br />
entriegelter Position stehen, beim Beschleunigen<br />
öffnen sich die Bremsklappen bei 120 km/h<br />
nur etwa 3 cm. Erst über 170 km/h, wenn der<br />
Luftdruck die Hinterkantenklappen gegen die<br />
Gasdruckfedern einfahren lässt, werden die<br />
Bremsklappen auf rund 50% ihres Maximalausschlages<br />
herausgesaugt.<br />
Das neue System ermöglicht langsame Anflüge,<br />
wie sie sonst nur mit Seglern mit Hinterkanten-Drehbremsklappen<br />
durchgeführt werden<br />
können. Die allgemeine Faustregel: Anfluggeschwindigkeit<br />
= 1,3 x Mindestfahrt in Landekonfiguration<br />
(plus _ Windgeschwindigkeit)<br />
ergibt eine sichere Anfluggeschwindigkeit von<br />
85 km/h. Die Bremswirkung der doppelstöckigen<br />
<strong>Schempp</strong>-<strong>Hirth</strong>-Bremsklappen wird durch<br />
40 <strong>segelfliegen</strong> • 3-20<strong>05</strong><br />
Neuerungen am Duo Discus X<br />
Fahrwerk:<br />
Komplett neu ausgelegtes Fahrwerk mit einer<br />
progressiv gefederten Hauptrad-Schwingenkonstruktion<br />
mit 10 cm Federweg. Dieses<br />
Fahrwerk verbessert nicht nur den Rollkomfort<br />
auf unebenen Plätzen, sondern erhöht<br />
auch den Bodenanstellwinkel leicht, was zu<br />
kürzeren Startrollstrecken führt. Durch das<br />
etwas weiter vorne liegende Hauptrad wurde<br />
die Spornlast leicht erhöht, sodass der Duo<br />
Discus X auch beladen gerade noch in ‘Spornlage’<br />
steht. Das Bugrad bleibt erhalten, um effektives<br />
Bremsen ohne Beschädigungen des<br />
Rumpfbootes zu ermöglichen. Das neue Fahrwerk<br />
kann von beiden Sitzen aus leichtgängig,<br />
durch eine Gasfeder unterstützt eingefahren<br />
und verriegelt werden.<br />
Bremsklappensystem:<br />
Für die Bremsklappen hat man sich ein geniales<br />
System einfallen lassen: Um den Auftriebsverlust,<br />
der zwangsweise beim Öffnen<br />
der <strong>Schempp</strong>-<strong>Hirth</strong>-Bremsklappen entsteht,<br />
zu kompensieren, wurde ein Bereich der Flügelhinterkante<br />
hinter den Bremsklappen mit<br />
einer mit den Bremsklappen zwangsgekoppelten<br />
Hinterkantenklappe ausgestattet. Sie<br />
ist so dimensioniert, dass nicht nur der Auftriebsverlust<br />
kompensiert wird, sondern<br />
den Zusatzwiderstand der nach unten ausgefahrenen<br />
Hinterkantenklappe erhöht, sodass<br />
steilere Anflugwinkel möglich werden. Zudem<br />
lässt sich der Duo Discus X sehr einfach und<br />
wirkungsvoll slippen, selbst mit voll ausgefahrenen<br />
Bremsklappen reicht das Höhenruder<br />
aus, um ein Auf-die-Nase-Gehen und unerwünschte<br />
Überfahrt zu verhindern. Das Seitenruder<br />
weht dabei leicht aus, die Rückstellkräfte<br />
sind allerdings gering. Voll abgefangen, setzt<br />
der Duo Discus X ohne die von Hinterkanten-<br />
Drehbremsklappen bekannte Ausschwebetendenz<br />
mit Mindestfahrt in Zweipunktlage auf<br />
Haupt- und Spornrad auf. Die niedrige Aufsetzgeschwindigkeit<br />
resultiert in kurzen Rollstrecken.<br />
Das Bugrad erlaubt es, die (im Prototypen)<br />
sowohl über den Fahrrad-Bremsgriff<br />
vor dem Knüppel als auch über das letzte Stück<br />
auch der Momentenhaushalt um die Querachse<br />
bei der Bremsklappenbetätigung unverändert<br />
bleibt. Diese Klappe bringt nicht<br />
nur Zusatzwiderstand und damit steilere<br />
Anflugwinkel, sondern ermöglicht auch<br />
deutlich langsamere Anflüge, da die Überziehgeschwindigkeit<br />
beim Klappenausfahren<br />
nicht ansteigt. Resultat: Niedrige Aufsetzgeschwindigkeit<br />
und damit deutlich verkürzte<br />
Ausrollstrecken. Gasdruckfedern in<br />
der Gestängeverbindung sorgen dafür, dass<br />
die Bremsklappen über den gesamten Fluggeschwindigkeitsbereich<br />
ohne Überlastung<br />
der Hinterkantenklappen geöffnet werden<br />
können. Willkommener Nebeneffekt dieser<br />
Koppelung ist die Tatsache, dass sich unverriegelte<br />
Bremsklappen beim Start nicht heraussaugen.<br />
Aerodynamik und Leistung:<br />
Die Außenflügel sind von Prof. Dr. Karl-Heinz<br />
Horstmann überarbeitet und mit von Prof. Dr.<br />
Mark Maughmer entwickelten neuen Winglets<br />
ausgestattet. Das sieht nicht nur gut<br />
aus, sondern führt auch zu einer weiteren<br />
Verbesserung der ohnehin schon hervorragenden<br />
Langsamflugleistungen und -Eigenschaften<br />
des Duo Discus. Gleichzeitig ermöglicht<br />
die Auflastung der maximalen Abflugmasse<br />
auf 750 kg bessere Schnellflugleistungen<br />
bei Hammerwetterlagen. ■<br />
Bremsklappenweg betätigte wirksame hydraulische<br />
Radbremse ohne Beschädigungsrisiko<br />
voll einzusetzen, wenn es einmal eng werden<br />
sollte. Kürzere Landerollstrecken sind wohl nur<br />
mit „Oldies mit Kufe“ möglich.<br />
Zuletzt setze ich den neuen Duo Discus noch<br />
einem „Härtetest“ aus: Was passiert, wenn die<br />
Bremsklappen im Anflug „digital“ ein- und<br />
ausgefahren werden? Segler mit auftriebszerstörenden<br />
Bremsklappen steigen beim Klappeneinfahren<br />
gerne weg, oder sacken durch,<br />
wenn die Klappen bei niedriger Geschwindigkeit<br />
ausgefahren werden, während Segler mir<br />
Hinterkanen-Drehbremsklappen gerne das<br />
umgekehrte Verhalten zeigen. Da der Duo Discus<br />
X in dieser Beziehung absolut neutral ausgelegt<br />
ist und bei Klappenbetätigung weder<br />
Änderungen der Mindestgeschwindigkeit noch<br />
Trimmänderungen zeigt, wirkt sich das Fahren<br />
der Bremsklappen tatsächlich nur auf den<br />
Gleitwinkel aus. Mein Anflug unter permanentem,<br />
ruckartigem vollständigem Aus- und Einfahren<br />
der Klappen bis zum Abfangbogen und<br />
Aufsetzen zeigt, dass <strong>Schempp</strong>-<strong>Hirth</strong>s Rechnung<br />
(und Systemabstimmung) aufgeht: Selbst<br />
bei dieser „Vergewaltigung“, die andere Segler
(mindestens) mit einer „Bumslandung“ quittieren<br />
würden, setzt der Duo Discus X sanft<br />
auf! Dieses Verhalten ist nicht nur ideal für den<br />
Streckenflieger, dem es auch auf kurzen,<br />
schwierig anzufliegenden Außenlandefeldern<br />
zusätzliche Sicherheit bietet, sondern begeistert<br />
auch die Fluglehrer. Wer hat es nicht schon erlebt,<br />
daß sich ein Flugschüler durch unbedachte,<br />
ruckartige Bremsklappenbetätigung im Anflug<br />
in unangenehme oder gar kritische Situationen<br />
gebracht hat? Das neue Fahrwerk<br />
schluckt selbst grobe Bodenunebenheiten hervorragend,<br />
die nicht zu hohe Last auf dem<br />
Spornrad erlaubt eine sichere Richtungskontrolle<br />
während des Ausrollens.<br />
Mit dem Duo Discus X hat das <strong>Schempp</strong>-<br />
<strong>Hirth</strong> Ingenieurteam wieder einmal gezeigt,<br />
dass es nicht nur fähig ist, immer wieder neue<br />
Segler mit optimierter Leistung und Sicherheit<br />
zu präsentieren. Man bewies auch den Mut,<br />
eine völlig neue Idee zu entwickeln und zu realisieren<br />
die, obwohl etwas aufwändiger und<br />
teurer (der endgültige Verkaufspreis stand bei<br />
Redaktionsschluss noch nicht fest) die Flugsicherheit<br />
deutlich verbessert. Die neuen Features<br />
des Duo Discus X machen ihn nicht nur<br />
zum Spitzen-Leistungssegler in der 20-Meter-<br />
Doppelsitzerklasse, sondern lassen ihn auch<br />
zum Einsatz als Schulflugzeug hervorragend<br />
geeignet erscheinen. Die Möglichkeit des universellen<br />
Einsatzes für Schulung, Leistungsflug<br />
und Wettbewerb macht den Duo Discus X, der<br />
wie alle <strong>Schempp</strong>-<strong>Hirth</strong>-Segler optional auch<br />
mit der beliebten „Turbo“-Heimweghilfe lieferbar<br />
ist, zum attraktiven „Allrounder“ auch im<br />
Clubbetrieb. ■<br />
Aufbau<br />
DUO DISCUS X TESTFLUG<br />
20-Meter Starrprofil-Doppelsitzer mit vierteiligem<br />
Flügel und mit den Bremsklappen<br />
über Gasdruckfedern gekoppelten Hinterkantenklappen<br />
zum Ausgleich des Auftriebsverlustes<br />
bei Bremsklappenbetätigung. Zunge-Zunge-Flügelverbindung<br />
mit einem Federschnäpper-gesicherten<br />
Hauptbolzen und<br />
automatischen Ruderanschlüssen nach dem<br />
Hänle-Prinzip. Integral-Wasserballasttanks<br />
für maximal 200 l Wasserballast, Befüllung<br />
über Deckel auf der Flügeloberseite, Ablassventile<br />
an der Unterseite. Außenflügel mit<br />
Holmstummel ansteckbar und über Federschnäpper-Bolzen<br />
gesichert mit nur nach<br />
oben mitgenommenen Außenquerrudern<br />
und Maughmer-Winglets.<br />
Rumpf mit einteiliger, nach rechts öffnender<br />
Kabinenhaube, mit Spornradfahrwerk und<br />
neuem Haupt-Einziehrad mit Federschwinge<br />
und großem Federweg (von beiden Sitzen<br />
aus zu betätigen), zusätzlich Bugrad zur Vermeidung<br />
von Beschädigungen beim Bremsen.<br />
11 l Seitenflossen-Ballasttank zum Ausgleich<br />
des Moments der Flügeltanks und der<br />
Zuladung im hinteren Sitz mit gekoppeltem<br />
Ablass. Verstellpedale auf beiden Sitzen. 2<br />
Batteriehalterungen unter dem hinteren<br />
Sitz, optional Seitenflossen-Batteriehalterung.<br />
2 Ballasthalteschrauben zwischen vorderem<br />
Instrumentenbrett und Pedalen. Automatischer<br />
Höhenruderanschluss nach<br />
dem Hänle-System. ■<br />
3-20<strong>05</strong> • <strong>segelfliegen</strong><br />
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