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Spritz-Tour: Beim Brausebad geht es heute nicht mehr nur um reine ...

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SKS<br />

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STEIN.KERAMIK.SANITÄR<br />

6 .2007<br />

s k s ext r a<br />

28<br />

xSicherheit<br />

im Bad<br />

„Das Bad sollte Mobilität ermöglichen und Dynamik ausstrahlen“<br />

Frank Opper arbeitet als Architekt und Sachverständiger<br />

für barrierefrei<strong>es</strong> Bauen und Wohnen. Der<br />

freiberufliche Planer ist seit 1992 Rollstuhlfahrer. Nach<br />

einem unverschuldeten Motorradunfall wurde bei ihm<br />

eine komplette Querschnittslähmungdiagnostiziert.<br />

„Stein Keramik<br />

Sanitär“ sprach<br />

mit dem vielseitig<br />

engagierten Experten<br />

über die nach wie<br />

vor unzureichenden<br />

baulichen Angebote<br />

für Menschen mit körperlichen<br />

Handicaps,<br />

aber auch über hoffnungsvolle<br />

Ansätze<br />

d<strong>es</strong> Umdenkens.<br />

Herr Opper, wie überzeugen Sie Bauherren im mittleren Alter davon, sich<br />

über eine sichere, weitgehend barrierefreie Badg<strong>es</strong>taltung Gedanken<br />

zu machen? Z<strong>um</strong> Beispiel indem ich ihnen vor Augen führe, dass sie eventuell<br />

in der Lage sein sollten, alte und pflegebedürftige Familienangehörige<br />

aufzunehmen. Heimplätze sind teuer und werden immer knapper. Außerdem<br />

bedeuten bequeme, alltagsgerechte Bäder Luxus für jeden… Luxus<br />

im positiven Sinne. Acht Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind<br />

schwerbehindert, haben also einen Behinderungsgrad von 50 Prozent<br />

oder <strong>mehr</strong>… Ja, absolut sind das fast sieben Millionen Menschen. Und<br />

das sind <strong>nur</strong> die statistisch erfassten, die mit Schwerbehindertenausweis.<br />

Die tatsächliche Anzahl dürfte deutlich höher liegen. Das ist keine kleine<br />

Randgruppe. Außerdem wird bekanntlich bis 2030 jeder dritte Bund<strong>es</strong>bürger<br />

über 60 Jahr alt sein… Trotzdem liegt das Angebot an barrierefrei g<strong>es</strong>talteten<br />

Wohnungen und Wohnhäusern extrem unter dem Bedarf. Gibt <strong>es</strong><br />

dafür eine Erklärung? Das ist tatsächlich <strong>nur</strong> schwer verständlich. Z<strong>um</strong>al<br />

für den privaten Wohnungsbau, denn hier ist beim Neubau von <strong>mehr</strong> als<br />

zwei Wohneinheiten jeweils eine barrierefrei g<strong>es</strong>taltete Wohnung g<strong>es</strong>etzlich<br />

vorg<strong>es</strong>chrieben. Das wird allerdings <strong>nicht</strong> immer eingehalten. Dabei lassen<br />

sich meiner Meinung nach Wohnungen mit dem Attribut barrierefrei deutlich<br />

b<strong>es</strong>ser vermieten. Und wie sieht eine barrierefreie Lösung in der Praxis<br />

aus? Möglichst integriert und universell. Das heißt, sie sollte vielen Menschen dienen und kein<strong>es</strong>falls jemanden auf andere Weise<br />

wieder behindern. Hindernisse, die manche Menschen erst zu Behinderten werden lassen, müssen b<strong>es</strong>eitigt werden. D<strong>es</strong>halb ist<br />

Barrierefreiheit ein Anliegen, das allen zugute kommt. Grundlagen für die Praxis bilden Deutsche Industrienormen, die DIN 18024<br />

und 18025. Allerdings muss man davon auch schon mal abweichen, <strong>um</strong> im Einzelfall eine optimale Planung realisieren zu können.<br />

In einem solchen Fall ist allerdings Vorsicht geboten: Das Ganze sollte mit dem Kostenträger im Vorfeld abg<strong>es</strong>timmt werden. Welche<br />

g<strong>es</strong>talterischen Anforderungen stellen Sie an barrierefreie Badezimmer? Zunächst einmal will ich weg von einer behinderten,<br />

mobil eing<strong>es</strong>chränkten, ‚kranken’ und negativen Umgebung. Mein Ziel ist die Umsetzung einer individuellen und modernen<br />

G<strong>es</strong>taltung, bei der die Bequemlichkeit im Vordergrund steht. Das g<strong>es</strong>amte Badezimmer sollte Mobilität ermöglichen und Dynamik<br />

ausstrahlen. Sind Sie während Ihr<strong>es</strong> Architekturstudi<strong>um</strong>s jemals mit dem Thema Barrierfreiheit konfrontiert worden? Nein,<br />

das war nie ein Thema. Schade eigentlich… Ich würde das aber gerne mal anbieten. Vielleicht als Gastdozent. Schließlich handelt<br />

<strong>es</strong> sich dabei ja <strong>um</strong> ein Grundbedürfnis. Was meinen Sie, stellt sich trotzdem langsam ein Umdenken ein? Ja, das kann man<br />

so sagen. Es b<strong>es</strong>teht also noch Hoffnung…? Was heißt hier Hoffnung? Ein Umdenken ist einfach zwingend notwendig! Bei der<br />

vorausg<strong>es</strong>agten demografischen Entwicklung kommen wir ganz einfach <strong>nicht</strong> daran vorbei. Und dann werden b<strong>es</strong>timmt auch einige<br />

Leute entdecken, dass sich mit dem Thema Barrierefreiheit Geld verdienen lässt…“<br />

„Lösungen dienen vielen“<br />

Seit rund 40 Jahren b<strong>es</strong>teht das Architektur- und Ingenieurbüro Opper. Gegründet von Dipl.-Ing. Kurt Opper, Architektur und<br />

Baustatiker, wird <strong>es</strong> seit rund 7 Jahren außerdem von Frank Opper geleitet, der bereits seit 15 Jahren im elterlichen Unternehmen<br />

mitarbeitet.<br />

Seit 1992 nimmt das Thema „Barrierefrei<strong>es</strong> Wohnen“ einen b<strong>es</strong>onderen Stellenwert für das Architektur- und Ingenieurbüro<br />

Opper aus Kaarst bei Düsseldorf ein. In di<strong>es</strong>em Jahr verunglückte Frank Opper, Sohn d<strong>es</strong> Firmengründers und zu di<strong>es</strong>em<br />

Zeitpunkt Student für Bauingenieurw<strong>es</strong>en an der FH Aachen, bei einem unverschuldeten Motorrad-Unfall so schwer, dass er<br />

fortan auf den Rollstuhl angewi<strong>es</strong>en war. Der erforderliche Umbau d<strong>es</strong> elterlichen Wohn- und Bürohaus<strong>es</strong> sollte zu den ersten<br />

Erfahrungen im Bereich behindertengerechter Planungen gehören. Inzwischen nimmt di<strong>es</strong><strong>es</strong> Thema den Großteil sein<strong>es</strong><br />

Arbeitsalltags ein.<br />

Frank Opper, der das Studi<strong>um</strong> für Bauingenieurw<strong>es</strong>en aufgeben musste und in Düsseldorf sein Architekturstudi<strong>um</strong> abschloss,<br />

ist inzwischen als Partner im elterlichen Architekturbüro tätig. Dabei hat er sich <strong>nicht</strong> <strong>nur</strong> auf die Planung und Realisierung<br />

barrierefreier Ein- und Mehrfamilienhäuser spezialisiert, sondern arbeitet unter anderem im Auftrag von Kostenträgern wie<br />

Berufsgenossenschaftliche Unfallversicherungen, erstellt Gutachten, ist als Fachberater für Patienten der Unfallklinik Bergmannsheil<br />

in Boch<strong>um</strong> tätig und hält Vorträge und Seminare für Hersteller wie Villeroy & Boch oder auch für die Akademie der<br />

Architektenkammer NRW. Auch für die Stiftung „My Handicap“ (www.myhandicap.de), ein Informationsnetzwerk für Menschen<br />

mit Behinderungen, ist Frank Opper als Botschafter und Experte aktiv.<br />

„Eine barrierefreie Planung bedeutet die B<strong>es</strong>eitigung von Hindernissen, die Menschen erst zu Behinderten werden lässt“,<br />

betont Frank Opper. Und d<strong>es</strong>halb sollten Lösungen seiner Meinung nach möglichst integriert und universell sein, vielen dienen<br />

und niemanden erneut auf andere Weise behindern.<br />

„Lösungen dienen vielen“<br />

Info-Serviceziffer [6706] ➜<br />

„Das Bad sollte Mobilität ermöglichen und Dynamik ausstrahlen“

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