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In der dramati CORNWALL Zeit und Raum. Und

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Text: Sabine Lachinger / Photos: Nikolaus Similache<br />

<strong>CORNWALL</strong><br />

<strong>In</strong> <strong>der</strong> <strong>dramati</strong><br />

<strong>Zeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Raum</strong>. <strong>Und</strong>


schen Landschaftskulisse mit den rauen Weiten <strong>und</strong> wilden Hügeln verlieren nicht nur Romantiker das Gefühl für<br />

mancherorts spürt man, dass selbst die Gegenwart nur ein geduldeter Gast ist.<br />

Paradise Lost


Während in St. Ives entzückte Touristen zwischen engen Gassen <strong>und</strong> windschiefen Sonnenschirmen auf<br />

While crowds of tourists explore the


goldgelben Sandstränden herumirren, ist man im Fischerhafen von Portloe mit seinen Gedanken mutterseelenallein.<br />

narrow lanes and golden beaches of St. Ives, visitors to the fishing village of Portloe are alone with their thoughts.


Fischmarkt am Hafen von Padstow<br />

Russell Pascoe, Komponist<br />

Val <strong>und</strong> Peter Russell, Penhallow Manor<br />

The Bell <strong>In</strong>n, Launceston<br />

<strong>In</strong> Cornwall verschmelzen Land <strong>und</strong> Leute zu einer bittersüßen Symphonie. Wer auf die facettenreichen


Gartenzwerge, made in Pixie Land bei Bodmin<br />

Peter C. Walker, Bildhauer<br />

Michael Williams, Schriftsteller<br />

„Babies“-Kollektion <strong>der</strong> Designerin Nicola Donovan<br />

Tim Shaw, Creative Team Member, Eden Project<br />

Zwischentöne achtet, erlebt eine leidenschaftliche <strong>In</strong>tensität <strong>und</strong> eine erstaunliche Offenheit, die ihresgleichen sucht.


40<br />

Bereits die Römer notierten, dass Cornwall <strong>der</strong> Rand <strong>der</strong> bewohnbaren Welt sei, als sie vor<br />

zweitausend Jahren hier vorbeikamen. Mancherorts scheint es, dass sich daran bis heute nichts geän<strong>der</strong>t hat.


Es schlägt Mitternacht. Die ausgestopften dreibeinigen Enten<br />

in Potter’s zoologischem Kuriositätenmuseum sind längst im gnädigen<br />

Dunkel versunken, als sich Michael Williams <strong>und</strong> zwei weitere<br />

Gentlemen nebenan im „Jamaica <strong>In</strong>n“ einfinden. Man nimmt<br />

im historischen Teil des Pubs Platz <strong>und</strong> schweigt. Mr. Williams ist<br />

es schließlich, <strong>der</strong> gegen 2 Uhr früh die angespannte Stille durchbricht.<br />

Obwohl keiner <strong>der</strong> wenigen Gäste Pfeife raucht, kann er<br />

eindeutig den intensiven Geruch Jahrhun<strong>der</strong>te alten Tabaks wahrnehmen.<br />

Die Erregung <strong>der</strong> drei betagten Herren ist spürbar, denn<br />

die nächtliche <strong>In</strong>vestigation hat sich gelohnt: Heute spukt es recht<br />

ordentlich im „Jamaica <strong>In</strong>n“.<br />

Michael Williams, Geisterjäger <strong>und</strong> Verleger a. D., ist keineswegs<br />

für Späße zu haben, wenn er von seinen übersinnlichen Erfahrungen<br />

berichtet. Seit 40 Jahren gräbt sich <strong>der</strong> honorige Korne, <strong>der</strong><br />

mit seiner Frau Sonja ein kleines Cottage im idyllischen Wadebridge<br />

nahe des sagenumwobenen Bodmin Moores bewohnt, tief<br />

in die Mythen seines Landes <strong>und</strong> hat darüber mehr als 20 Bücher<br />

geschrieben. Dass er Mitglied in <strong>der</strong> vor 150 Jahren gegründeten<br />

„Ghost Club Society“ ist, ist für ihn nicht kurios, son<strong>der</strong>n eine<br />

Frage <strong>der</strong> Ehre. Schließlich haben sich schon so berühmte Persönlichkeiten<br />

wie Sir Arthur Conan Doyle, Schöpfer des legendären<br />

Sherlock Holmes, als <strong>der</strong>en ordentliches Mitglied um den Nachweis<br />

zur Existenz von Geistern verdient gemacht. Der schrullige<br />

Schriftsteller führt ein erfülltes Leben zwischen kornischen Tra-<br />

THE ANCIENT ROMANS NOTED THAT <strong>CORNWALL</strong> WAS ON<br />

THE EDGE OF THE INHABITABLE WORLD WHEN THEY ARRIVED<br />

2,000 YEARS AGO. IN SOME PLACES IT ALMOST SEEMS AS<br />

THOUGH NOTHING HAS CHANGED IN THE MEANTIME.<br />

ditionen, knochentrockenen geschichtlichen<br />

Fakten <strong>und</strong> schlaflosen Geistern. Seine Geschichten<br />

tauscht er mit alten Fre<strong>und</strong>en am<br />

liebsten während eines Spaziergangs durch<br />

Zennor aus, ein Dorf im Moor, westlich von<br />

St. Ives, in dem es von Mythen <strong>und</strong> Legenden<br />

nur so wimmelt. O<strong>der</strong> bei einem original britischen<br />

Lunch inmitten eines schaurig-schönen<br />

Settings, das die perfekte Kulisse für eine<br />

Fortsetzung von Stanley Kubricks „Shining“<br />

abgeben würde. Vorzugsweise, betont Mr.<br />

Williams, speist er nahe am Abgr<strong>und</strong>. Seine<br />

Favoriten sind das „Willapark Manor“ bei<br />

Bossiney <strong>und</strong> das „Polurrian“ bei Mullion, die<br />

wie einsame riesenhafte Monumente aus dem<br />

vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>t strahlend weiß am<br />

Klippenrand emporragen.<br />

Wen wun<strong>der</strong>t es also, dass sein patriotisches<br />

Herz für jene Besucher schlägt, die bereit<br />

sind, die <strong>Zeit</strong>en ein bisschen zurück zu wan-<br />

41


Was vom Tage übrig bleibt, wird im „Jamaica <strong>In</strong>n“ <strong>und</strong> in den Galerien von Penryn bis ins Morgengrauen gerettet.<br />

42<br />

<strong>der</strong>n. Denn: Sich mit Leib <strong>und</strong> Seele auf das Cornwall von Michael<br />

Williams einzulassen, heißt, jene magischen Orte abseits <strong>der</strong><br />

touristischen Surferhochburgen wie Blackrock, Duckpool, Bude<br />

<strong>und</strong> Newquay kennen zu lernen, wo die Geschichten von damals<br />

lebendig sind.<br />

Der Weg zu diesen verborgenen Paradiesen führt durch die typischen<br />

engen Landstraßen, die Cornwall hier wie ein Labyrinth durchziehen.<br />

Links <strong>und</strong> rechts türmen sich mannshohe Hecken. Nur mit einer<br />

guten Straßenkarte manövriert man mehr o<strong>der</strong> weniger geschickt<br />

durch diese schier endlosen botanischen Bobbahnen mit den<br />

immergrünen Gemüsewänden. Das magische Ziel heißt Lizard Peninsula.<br />

Hier gibt es absolut gar nichts zu konsumieren, son<strong>der</strong>n<br />

unverfälscht raue Natur zu erleben. Hier präsentiert sich Cornwall<br />

von seiner prächtigsten Seite. 100 Meter über dem Meeresspiegel<br />

wan<strong>der</strong>t man auf einem unberührten Hochplateau. Beginnend bei<br />

Porth Mullion, den Küstenpfad entlang nach Kynance Cove mit<br />

seinem türkisgrünen Sandstrand. <strong>Und</strong> weiter zum Lizard Point,<br />

Englands südlichstem Punkt. Die Wolken sind zum Greifen nah, <strong>und</strong><br />

wüsste man es nicht besser, könnte man meinen, dass selbst die<br />

Schafherden, die weit entfernt am Horizont den kreisenden Möwen<br />

nachstieren, von <strong>der</strong> gewaltigen Dramatik <strong>der</strong> Landschaft trunken<br />

sind. Man kann sich bedenkenlos fallen lassen – in einen butterweichen,<br />

sattgrünen Grasteppich, <strong>der</strong> die darunter liegende, wild<br />

aufbrechende Erde wie ein schützen<strong>der</strong> Mantel umhüllt. Kann<br />

St<strong>und</strong>en lang liegen bleiben <strong>und</strong> die Gedanken mit dem Klang <strong>der</strong><br />

tosenden Gischt unterhalb <strong>der</strong> steil abfallenden Klippen weit in die<br />

offene See hinaus treiben lassen.<br />

Es wäre jammerschade, würde man sich nach einem <strong>der</strong>art elementaren<br />

Erlebnis in die gedämpfte blassgelbe Realität eines x-be-<br />

liebigen Hotelrestaurants flüchten. Der beste<br />

Ort, um den aufgewühlten Emotionspegel weiter<br />

anzuheizen, ist das friedlich dahindämmernde<br />

Nest Manaccan im Osten <strong>der</strong> Peninsula. Eben<br />

dort, wo man so etwas nie <strong>und</strong> nimmer vermuten<br />

würde, hat die exzentrische Londonerin Janet<br />

<strong>In</strong>gram ihren Traum verwirklicht. Ihr Bistro „The<br />

Lion’s Den“ ist eine schrille Mischung aus Antiquitätenladen<br />

<strong>und</strong> Restaurant. Das sinnliche Ambiente<br />

<strong>und</strong> die phantasievollen kulinarischen<br />

Kreationen (unbedingt probieren: den gerösteten<br />

Anglerfisch mit Bohnenpesto o<strong>der</strong> das Thunfischsteak<br />

mit Chili Salsa) sind nur einige <strong>der</strong> vielen<br />

Überraschungen, die das Lokal bereit hält.<br />

Denn wenn spätabends die Crème de la Crème<br />

<strong>der</strong> regionalen Musikerelite das „Lion’s Den“ in<br />

einen brodelnden Höllenkessel verwandelt, in<br />

dem die Gäste auf den Tischen tanzen, dann<br />

lässt das so manchen Londoner Szeneschuppen<br />

ganz schön erbärmlich aussehen.<br />

Wenn Janet im „Lion’s Den“ endlich die Stühle<br />

auf die Tische stellen kann, wird im Keller von Pat<br />

Mac Leods „Market St. Mews Gallery“ im nahe<br />

gelegenen Kleinstadtidyll <strong>und</strong> Künstlertreff<br />

Penryn die Nacht zum Tag. Pat, die ehemalige<br />

Computerexpertin, hat einen Riecher für echtes<br />

Talent <strong>und</strong> stellt die Räumlichkeiten ihrer Galerie<br />

jungen Künstlern zur Verfügung, die bereit sind,<br />

hart an sich <strong>und</strong> ihren Träumen zu arbeiten. Einer


HOTELS & RESTAURANTS<br />

At “Jamaica <strong>In</strong>n” and in the galleries of<br />

Penryn the remains of the day are kept<br />

alive and kicking until daybreak.<br />

PENHALLOW MANOR, Alternun. Tel.: +44/1566/862 06.<br />

www.penhallow-manor.co.uk. DZ ab 100 Pf<strong>und</strong>. Val <strong>und</strong><br />

Peter Russell haben diese gregorianische Residenz in<br />

ein gnadenlos romantisches Hoteljuwel verwandelt.<br />

HOTEL TRESANTON, Lower Castle Road, St. Mawes. Tel.:<br />

+44/1326/27 00 55. www.tresanton.com. DZ ab 235 Pf<strong>und</strong>.<br />

Durchgestyltes Aushängeschild <strong>der</strong> Designerin Olga<br />

Polizzi mit cooler mediterraner Atmosphäre im mondänen<br />

Seglertreff. THE PENZANCE ART CLUB, Chepal Street,<br />

Penzance. Tel.: +44/1736/36 37 61. www.penzanceartsclub.co.uk.<br />

DZ ab 70 Pf<strong>und</strong>. Künstlerclub <strong>der</strong> Textildesignerin<br />

Belinda Rushworth-L<strong>und</strong>. Im Restaurant baumeln<br />

Hängematten, die vier Zimmer des Hauses sind kleine<br />

Wun<strong>der</strong>werke. MULLION COVE HOTEL, Mullion, Tel.: +44/<br />

1326/24 03 28. www.mullioncove.com. DZ ab 96 Pf<strong>und</strong>.<br />

Dramatische Klippenlage <strong>und</strong> idealer Ausgangspunkt für<br />

Wan<strong>der</strong>ungen auf dem endlosen Hochplateau. Hier weht<br />

<strong>der</strong> Wind vergangener Tage. BROCKS RESTAURANT, The<br />

Strand, Padstow. Tel.: +44/1841/53 25 65. <strong>In</strong>haber Tim<br />

<strong>und</strong> Hazel Brocklebank haben einen stilvollen Gegenpol<br />

zu Rick Stein’s örtlichem Gourmetimperium, dem<br />

„Seafood Restaurant“, errichtet. PORTHGWIDDEN, Porthgwidden<br />

Beach, St. Ives. Tel.: +44/1736/79 67 91. Man<br />

sollte den Tisch am Fenster reservieren, <strong>der</strong> den Blick auf<br />

den herrlichen Sandstrand <strong>und</strong> das Meer freigibt. Das<br />

Restaurant ist ein echter Geheimtipp, serviert wird leichte<br />

<strong>und</strong> tadellose Fusion-Kitchen. CAFE 33, Penryn. Tel.:<br />

+44/1326/377 22 44. Neil Crisp, ehemals Londoner<br />

Werbefachmann, kam nach Penryn <strong>und</strong> wollte hier einen<br />

Sandwichladen eröffnen. Daraus ist ein urgemütlicher<br />

<strong>In</strong>si<strong>der</strong>treff für regionale VIPs geworden, die die variantenreichen<br />

Fischgerichte schätzen.<br />

Hotel Dvoˇrák<br />

for every season<br />

Hotel Martinspark<br />

... wo sich Gastlichkeit mit<br />

Design verbindet.<br />

Österreichische Gastlichkeit <strong>und</strong><br />

Charme prägen den individuellen<br />

Charakter unserer Hotels.<br />

Ob Sie privat o<strong>der</strong> geschäftlich reisen –<br />

wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

Hotel Savoy Hotel Diplomat<br />

Hotel Princess Hotel Amber Baltic<br />

TSCHECHIEN Hotel Savoy ★★★★★<br />

Prag Tel +420-2-2430 2430<br />

Hotel Diplomat ★★★★<br />

Tel +420-2-2439 4111<br />

Karlsbad Hotel Dvoˇrák ★★★★<br />

Tel. +420-17-31 02 111<br />

GRIECHENLAND Hotel Princess ★★★★<br />

Skiathos Tel. +30-427-49 731<br />

POLEN<br />

★★★★<br />

Hotel Amber Baltic<br />

<strong>In</strong>sel Wolin Tel +48-91-328 1000<br />

ÖSTERREICH Hotel Martinspark ★★★★<br />

Dornbirn Tel +43-5572-3760<br />

NEUERÖFFNUNGEN!<br />

Sommer 2001: Hotelschiff Hansa auf <strong>der</strong> <strong>In</strong>sel Wolin<br />

Frühjahr 2002: Erstes 4-Sterne Designhotel in Prag<br />

<strong>In</strong>formation & Reservierung:<br />

VIENNA INTERNATIONAL Hotels & Resorts<br />

A-1200 Wien • Dresdner Straße 81-85<br />

Tel. +43-1-588 00-637 • Fax+43-1-588 00-599<br />

gebührenfrei aus D: Tel. 0800-84 20 840<br />

office@vi-hotels.com • www.vi-hotels.com


GRABSTÄTTE AM WEG NACH ZENNOR: FRÜHER GLAUBTEN DIE KORNEN,<br />

ALLE STEHENDEN UND LIEGENDEN STEINE SEIEN MENSCHEN, UNTER DER<br />

HAND GOTTES ERSTARRT, WEIL SIE SONNTAGS GETANZT HATTEN./<br />

A TOMB ON THE WAY TO ZENNOR: THE CORNISH USED TO BELIEVE THAT<br />

ISOLATED BOULDERS LYING ON THEIR SIDE WERE PEOPLE WHO HAD BEEN<br />

TURNED TO STONE BY THE HAND OF GOD FOR DANCING ON SUNDAY.<br />

44<br />

von ihnen ist <strong>der</strong> 27-jährige Peter C. Walker, <strong>der</strong> in seinem „Atelier“, einem<br />

winzigen Kellerverlies, längst jeden Begriff für <strong>Raum</strong> <strong>und</strong> <strong>Zeit</strong> verloren hat.<br />

Alles begann damit, dass Peter innerhalb kürzester <strong>Zeit</strong> die Standardwerke<br />

<strong>der</strong> klassischen Weltliteratur verschlungen hat. „Es war wie ein Rausch“, sagt<br />

er, <strong>und</strong> seither verschmilzt die gewaltige Flut <strong>der</strong> unzähligen Charaktäre aus<br />

den Romanen unter seinen sensiblen Händen zu fabelhaften Wesen.<br />

Ein Stockwerk höher prägt die Leidenschaft für ungewöhnliche künstlerische<br />

Zugänge die Bil<strong>der</strong> von Jane Cooper, die den Betrachter wie durch einen<br />

Sog mitten in ihre sakrale Mystik ziehen. Seit zwei Jahren verbringt sie<br />

nahezu jeden Tag in <strong>der</strong> Kathedrale von Cornwalls geschäftig-schicker Hauptstadt<br />

Truro <strong>und</strong> porträtiert den kirchlichen Alltag. Sie hält sich immer im<br />

Hintergr<strong>und</strong>, skizziert am Boden kauernd in versteckten Nischen, um still<br />

beobachten zu können. Wenn morgens Messen mit lebendigen Schafen<br />

abgehalten werden, <strong>und</strong> abends die mo<strong>der</strong>nen Opern des lokalen Shootingstars<br />

Russell Pascoe aufgeführt werden. <strong>Und</strong> sie fängt mit ihrer abstrakten<br />

sphärischen Bildsprache die intimsten Momente ein – wenn sich die Geistlichen<br />

zurückziehen, um ihre Andacht zu halten.<br />

Das etablierte <strong>und</strong> elitäre Pendant zu den ambitionierten kleinen Talenteschmieden<br />

von Penryn <strong>und</strong> Penzance liegt in St. Ives. Die Tate Gallery, die<br />

hier 1993 ihre Pforten öffnete, ist ein architektonisches Meisterwerk von<br />

Eldred Evans <strong>und</strong> David Shalev. Im einzigen großen Museumsneubau<br />

Südenglands können sich die Werke <strong>der</strong> „Westküste“ präsentieren: Knapp<br />

1.000 Objekte, bisher in <strong>der</strong> Londoner Tate gelagert, finden hier ein neues<br />

altes Zuhause.<br />

Umgeben von engen Gassen <strong>und</strong> goldgelben Stränden ist das in mediterranem<br />

Licht versunkene St. Ives eine jener berühmten Attraktionen Cornwalls,<br />

die auch eingeschworene <strong>In</strong>dividualreisende nicht achtlos links liegen<br />

lassen sollten. Denn im Gegensatz zu unberührten <strong>und</strong> einsamen Hafenorten<br />

ANREISE: AUSTRIAN AIRLINES FLIEGEN<br />

VIERMAL TÄGLICH NACH LONDON<br />

HEATHROW./AUSTRIAN AIRLINES FLIES<br />

FOUR TIMES A DAY TO LONDON HEATHROW.<br />

English Summary<br />

Paradise Lost<br />

Michael Williams won’t take any nonsense when he’s<br />

explaining his supernatural experiences. For more than<br />

40 years he has explored the mythology of his land and<br />

written more than 20 books about it. Taking an interest<br />

in Michael Williams’ Cornwall means becoming familiar<br />

with mystic places off the beaten path, where ancient<br />

history is still alive. Our destination is Lizard Peninsula,<br />

where one can wan<strong>der</strong> an untouched, flat landscape 100<br />

metres above sea level. From Mullion, the path leads<br />

along the spectacularly scenic coast to the sandy beaches<br />

of Kynance Cove and on to Lizard Point, the southernmost<br />

spot in England. The best place to further stir the<br />

emotions is Manaccan, where the excentric Londoner<br />

Janet <strong>In</strong>gram has realised a dream: her bistro, the<br />

“Lion’s Den”, is a strange mixture of antique shop and<br />

restaurant. When <strong>In</strong>gram is closing up shop at “Lion’s”,<br />

Pat MacLeod is busy turning night into day at Market<br />

St. Mews Gallery in nearby Penryn. One of the young<br />

talents on the premises is a 27-year-old sculptor who<br />

has lost any concept of time and space in his tiny dungeon<br />

of a studio. <strong>In</strong> his hands the flood of fictional characters<br />

merge into fabulous creatures. The established, elite<br />

counterpart to this hotbed of talent lies in St. Ives,<br />

where the Tate Gallery opened an architectonic masterpiece<br />

by Eldred Evans and David Shalev in 1993. <strong>In</strong> a<br />

setting of narrow lanes and golden beaches, visitors to<br />

St. Ives experience all the fashionable brilliance of the<br />

Cornish riviera. The motto here is “kitsch as kitsch can”<br />

but who cares? For incurable romantics and those seeking<br />

rest and relaxation, this is paradise.


<strong>CORNWALL</strong><br />

NEWQUAY<br />

PORT ISAAC<br />

PADSTOW<br />

ALTARNUN<br />

TRURO<br />

FOWEY<br />

ZENNOR<br />

HEAD<br />

PENZANCE<br />

ST. IVES<br />

PENRYN<br />

FALMOUTH<br />

PORTLOE<br />

PORTSCATHO<br />

ST. MAWES<br />

LAND’S<br />

END<br />

HELSTON<br />

MULLION COVE<br />

MANACCAN<br />

The<br />

Lizard<br />

LIZARD POINT<br />

46<br />

TRAVEL TIPPS<br />

BEST OF BOOKS:<br />

The Hidden Places of Cornwall (Travel Publishing Limited). Ein<br />

brandneuer, übersichtlicher Führer mit ausgezeichneten Hotel-<br />

<strong>und</strong> Restaurant-Tipps abseits <strong>der</strong> Touristenrouten. Telefonische<br />

Bestellung: +44/1189/81 77 77 o<strong>der</strong> bei www.amazon.com<br />

BEST OF WWW:<br />

www.cornwalltouristboard.co.uk. Alle <strong>In</strong>fos, die man braucht, um<br />

eine Reise nach Cornwall zu planen. Very special: Hier beantwortet<br />

man auch die gefinkeltsten Fragen rasch <strong>und</strong> ausführlich.<br />

E-Mail: tourism@cornwallenterprise.co.uk<br />

BEST OF GARDEN:<br />

Ein futuristischer Ort, <strong>der</strong> die Geschichte von über 100 Pflanzen<br />

auf einer Fläche von dreißig Fußballfel<strong>der</strong>n erzählt. Beson<strong>der</strong>s<br />

sehenswert: Tim Shaws Kupferskulpturen im prachtvollen mediterranen<br />

Bereich des Eden Projects. www.edenproject.com<br />

BEST OF CAR HIRE:<br />

Wer in Plymouth mit <strong>der</strong> Cornwall-Erk<strong>und</strong>ung startet, kann getrost<br />

McMullin Motors ansteuern, Tel.: +44/1752/40 18 04. MacMcMullin<br />

hat den passenden rollenden Untersatz für jeden Geschmack.<br />

IRL<br />

GB<br />

Bodmin<br />

Moor<br />

LOOE<br />

PLYMOUTH<br />

English<br />

Channel<br />

wie Port Isaac <strong>und</strong> Portloe, erlebt man hier den mondänen Glanz<br />

<strong>der</strong> kornischen Riviera, <strong>der</strong> an Reizen kaum zu überbieten ist. <strong>In</strong><br />

St. Ives heißt es „Kitsch as Kitsch can“. Aber was macht das schon:<br />

Für unverbesserliche Romantiker <strong>und</strong> abgespannte Entdecker, die<br />

sich von den rauen Weiten <strong>der</strong> wilden Landschaft erholen wollen,<br />

ist das Künstlerzentrum das feine Sahnehäubchen auf den bodenständigen<br />

kornischen Pasteten.<br />

Für einen atmosphärisch dichten Kick sorgt ein spätabendliches Dinner<br />

im „Porthminster Hotel“ direkt am Strand von St. Ives. Wenn man<br />

zu den letzten Besuchern zählt <strong>und</strong> sich die riesigen Gold glänzenden<br />

Falttüren zwischen <strong>der</strong> Bar <strong>und</strong> dem Speisesaal schließen, dann spürt<br />

man mit einem Schlag, dass die Gegenwart hier allenfalls ein geduldeter<br />

Gast ist. <strong>In</strong> je<strong>der</strong> Ecke stapeln sich die besseren <strong>Zeit</strong>en, die<br />

das ehrwürdige Haus gesehen hat. Elisabeth Hudson, die Grand<br />

Dame <strong>der</strong> Serviergarde, kann darüber unzählige Geschichten erzählen.<br />

Seit 30 Jahren ist sie um das Wohl ihrer Gäste bemüht <strong>und</strong><br />

seit jeher über den neuen legeren Umgang mit britischer Gastfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

erhaben. Sie ist eine gelungene Reanimation <strong>der</strong> Noblesse<br />

vergangener Tage, <strong>und</strong> das lässt ganz schnell vergessen, dass auch<br />

<strong>der</strong> Einfallsreichtum des amtierenden Küchenchefs langsam aber<br />

unaufhaltsam verblasst.<br />

Erwacht man am nächsten Morgen in einem Zimmer des Porthminster,<br />

könnte man meinen, dass die Aussicht eine einzige riesige<br />

Postkarte aus den 50er Jahren ist, die man hier angebracht hat, um<br />

über den verblichenen Glamour des Hauses hinwegzutrösten. Während<br />

man auf <strong>der</strong> Fensterbank lehnt, seinen Morning Tea schlürft <strong>und</strong><br />

erfasst, dass sich einem die Realität tatsächlich in Pastelltönen<br />

präsentiert, kann es schon passieren, dass sich eine Möwe vertrauensvoll<br />

in die Zimmerfluchten wagt. Ein unvergessliches <strong>und</strong> gleichermaßen<br />

bedenkliches Erlebnis. Denn das Fe<strong>der</strong>vieh ist mit<br />

Sicherheit so ziemlich das einzige Lebewesen unter dem kornischen<br />

Himmel, das man mühelos zähmen kann. Mit einer ganz gewöhnlichen<br />

saftig-grünen Kiwi ...

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