Festpfarrbrief - St-Alexander
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Pfarreiengemeinschaft Wallenhorst<br />
Herrenmenschenideologie hat Aloys Boecker nie einen Hehl gemacht, was am<br />
2.Oktober 1935 zu seiner Verhaftung mit körperlichen Übergriffen durch die<br />
braunen Schergen und nächtlichen Ausweisung aus Schleswig-Holstein führte.<br />
Bischof Berning setzte seinen unerschrockenen, glaubensfesten Geistlichen<br />
zunächst aushilfsweise in Glandorf ein, bevor er am 26.3.1936 dessen<br />
Versetzung nach Hollage verfügte. In eine Gemeinde also, die für ihre<br />
geschlossene Ablehnung des NS-Regimes bekannt war, die von ihrem neuen<br />
Pastor gestützt wurde und die auch ihn schützte.<br />
Mit Umsicht und Durchsetzungskraft setzte Aloys Boecker die Ausgestaltung<br />
der noch unvollständigen Kirche fort. So fallen u.a. die Anschaffung des<br />
Kreuzweges, der Krippe, des Korpus auf dem Alten Friedhof wie auch dessen<br />
Ummauerung in diese Zeit zunehmender staatlicher Repression. Noch<br />
wichtiger waren ihm Glaubenslehre und Seelsorge von der Taufkatechese bis zu<br />
den <strong>St</strong>erbesakramenten. Oft zu Fuß unterwegs, kannte er seine Gemeinde und<br />
wusste um die Nöte der Menschen. <strong>St</strong>ärke scheute er sich nicht zu fordern, wo<br />
Not war, half er diskret. Bei Entscheidungen war sein Rat gefragt, auch bei<br />
Fragen der politischen Bewertung: „Was Boecker sagte, galt.“ Wer einen<br />
Sitzplatz in der Messe haben wollte, musste wenigstens eine Viertelstunde<br />
vorher da sein. Denn auch aus den umliegenden Gemeinden kamen die Leute,<br />
um seine Predigten zu hören. Von der übervollen Ruller Wallfahrt 1938 oder 39<br />
ist seine Aussage überliefert: „Um heute ins Zuchthaus zu kommen, muss man<br />
nur die Wahrheit sagen!“ Und wenn Gestapospitzel hinten in der Kirche saßen,<br />
warnten Gemeindemitglieder den Pastor unauffällig in der Sakristei. Dabei war<br />
er sehr volkstümlich, bodenständig: „Wo es am lautesten war auf dem<br />
Schützenfest, war Boecker mitten drin.“ Und die Messdiener mussten das<br />
Kollektengeld sauber trennen, zählen und zusammenrechnen. Kleines<br />
Einmaleins nebenbei, ebenso.<br />
Kurz nach Beginn des dritten Kriegsjahres, am 21. September 1941 starb Aloys<br />
Boecker im Alter von nur 58 Jahren im Marienhospital in Osnabrück an einer<br />
schweren Diabetes. Auf seinem Totenzettel steht, dass die Gemeinde Hollage<br />
ihm sein Wirken „lohnte mit großem Vertrauen und großer Liebe“. „Tatkraft<br />
und Eifer für alles Gute, Frömmigkeit und kindliches Gottvertrauen, Sorge und<br />
Interesse für jedermann … sind Züge einer gewinnenden Persönlichkeit<br />
gewesen, die man so leicht nicht vergessen kann.“<br />
Seine letzte Ruhestätte fand Aloys Boecker auf dem Hollager Friedhof.<br />
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Franz- Josef Landwehr