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kein mainstream! - Ensuite

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L E T Z T E L U S T S E I T E Hinweis: Die Texte auf der letzten Lustseite sind nicht<br />

ganz jugendfrei. Wir bitten die LeserInnen unter 18 Jahren,<br />

diese Texte aufzubewahren und erst bei bei voller<br />

Reife zu lesen.<br />

■ eigentlich läuft das meist ziemlich seriös und wie<br />

andere arbeitsprozesse auch. wir treffen uns und reden<br />

über erotische phantasien und begegnungen. dazu<br />

trinken wir, weil trinken spass macht, den redefl uss beschleunigt<br />

und die hemmungen abbaut. eine macht sich<br />

notizen, die trinkt dann nicht oder nur wenig. im idealfall<br />

– und der tritt gar nicht so selten ein – hat e. oder<br />

k. eine neue, reale begegnung zu erzählen. durch ihre<br />

schilderung fällt uns anderen dann ergänzendes aus<br />

früheren begegnungen oder träumen dazu ein und wir<br />

fügen es zusammen und das ergibt dann eine geschichte,<br />

die sich logisch anhört. aus den notizen, aus dem erzählten<br />

und aus der erinnerung der schreiberin entsteht<br />

dann während des schreibens eine neue lustseite. dann,<br />

leider, gibt es monate, da haben wir alle <strong>kein</strong>en sex, <strong>kein</strong>e<br />

fl irts, noch nicht mal träume. da stehen die rechnungen,<br />

der job, die beziehung, die kinder im vordergrund<br />

und <strong>kein</strong>e kommt in fahrt und <strong>kein</strong>e kriegt rote backen<br />

und redet zu schnell. lustlos suchen wir unsere gedanken<br />

zu konzentrieren, suchen nach schon gedachten,<br />

gelesenen oder gehörten dingen, machen halbe sätze<br />

und anfänge: wie fi ndest du ‚fl ackernde erwartung‘?<br />

oder ‚da war doch noch der typ in amerika!‘ was dann<br />

von einer anderen unterbrochen wird mit ‚fl ackerende<br />

erwartung? schreib doch gleich für eine soap‘ oder mit<br />

dem hinweis, dass wir den amerikaner schon etwa fünf<br />

mal eingebaut haben. auch hat <strong>kein</strong>e von uns so richtig<br />

den überblick, welche entwürfe wir abgeschickt und<br />

veröffentlicht haben. pro monat entstehen vielleicht je<br />

drei seiten, drei in sich abgeschlossene geschichten und<br />

über die jahre haben wir den überblick verloren. ob das<br />

mit dem voyeur am schwarzwasser oder die geschichte<br />

■ interwerk gmbh<br />

kulturconsulting kulturmanagement kulturvermittlung.<br />

www.interwerk.ch<br />

sandrainstrasse 3 3007 bern +41 (0)31 318 6050<br />

mit der kirche vis-a-vis und dem fensterbrettsex abgedruckt<br />

wurde, wissen wir nicht mehr und es interessiert<br />

auch <strong>kein</strong>e von uns wirklich. irland? irland hatten wir.<br />

oder wars alaska? egal, kalte landschaften im dauerregen<br />

brauchen wir jetzt <strong>kein</strong>e mehr. den piano- oder<br />

orgelspieler können wir nicht nochmal bringen. l. sucht<br />

die belegsexemplare, die sind aber im kinderzimmer<br />

und stehen also nicht zur verfügung. so sitzen wir da,<br />

trinken und suchen einen aufhänger. wollen wir wiedermal<br />

zwei frauen? aber das läuft in die soft-ecke und das<br />

mögen die leserInnen nun wirklich nicht allzu häufi g.<br />

ein geiles, kurzes und unerwartetes einfach-so-bumsen?<br />

eine klassische rein-raus geschichte? mag auch <strong>kein</strong>e<br />

lesen. nehmen wir nochmal die mit dem kino? die hat<br />

allen gefallen und sicher hat die leserschaft inzwischen<br />

gewechselt, so dass es gar niemand merkt. e. erinnert<br />

l. an die sache mit dem esofritzen, der unglaublich tolle<br />

tricks mit atmung und so drauf hatte. das war aber<br />

nichts, das hat sich in lachen aufgelöst. und dann erinnert<br />

a. an den bedrohlich nahen abgabetermin und wir<br />

hoffen, dass eine von uns sich jetzt doch noch an einen<br />

traum erinnert. und wieder nichts. hallo männer, hallo<br />

frauen, wo versteckt ihr euch in den wintermonaten?<br />

wo ist der typ, der sich im tram an dich drückt und der<br />

dir gefällt? wo ist er, der sich zu einer sitzung anmeldet<br />

und dann folgt das mittagessen und dann landet man im<br />

anonymen hotel? warum bist du nicht in den pornostreifen<br />

gegangen, war das nicht abgemacht, und hast dich<br />

selbst befriedigt und geschaut ob einer der zuschauer<br />

einsteigt? was war das nochmal mit dem dampfbadversuch<br />

bei dir? der hübsche zahnarzt mit deiner kollegin<br />

und dem notfalltermin? die frau, die im zug mit dir nach<br />

norddeutschland fuhr und als sie einschlief konntest du<br />

ihren traumorgasmus miterleben? du hast doch mal einen<br />

beim gemüsestand getroffen und ihr habt ziemlich<br />

zweideutig den einkaufswagen gefüllt, kannst du das<br />

nicht ausbauen? eine letzte fl asche wird geöffnet und<br />

a. geht schon mal nach hause, sie muss morgen früh<br />

raus. r. möchte nicht darüber reden, dass sie seit wochen<br />

<strong>kein</strong>en sex mehr hat und auch nicht davon träumt.<br />

l. hat zwar dieses neue erotische buch gekauft, aber der<br />

schluss war so schlecht, dass es ihr die ganze stimmung<br />

versaute. dass e. wieder nach amerika und den typen<br />

nochmal sehen möchte, erzählt sie immer gegen ende<br />

des abends. und was sie alles mit ihm machen würde,<br />

dem unbekannten, schönen, zarten und doch fordernden<br />

wahnsinnstypen, das haben wir alles schon aufgebraucht.<br />

und auch s., die immer mal wieder ohne unterwäsche<br />

zur arbeit geht, weil sie drauf wartet, dass er es<br />

bemerkt, hat nichts neues zu berichten. dass er sie an<br />

eine wand presst, sich mit dem mund einen weg sucht,<br />

um dann vor ihr zu knien und sie so in seinen mund<br />

kommt – eher unwahrscheinlich nach all den jahren. e.<br />

muss heute noch zurück nach genf, sie macht sich jetzt<br />

auf den weg. dann ruft die partnerin von k. an und fragt,<br />

wann sie nach hause komme und ob sie jetzt nicht endlich<br />

genug über sex geredet hätte? ich verspreche, einen<br />

entwurf für nächsten monat zu schreiben und k., schon<br />

im mantel und mit handschuhen, lacht müde und eher<br />

freudlos und murmelt was über die kranke adventszeit,<br />

weihnachten mit der familie und das sie eigentlich den<br />

ganzen winter erotisch uninspirierend fände. (vonfrau)<br />

impressum<br />

ensuite – kulturmagazin erscheint monatlich als Gratis- und Abonnementzeitung.<br />

Aufl age: 10‘000 / davon 1‘300 Aboversand Adresse:<br />

ensuite – kulturmagazin; Sandrainstrasse 3; 3007 Bern; Telefon 031 318<br />

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