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REPORTAGEAuf alten MauernAuf die Grundmauern einer Brandruine am Sarnerseehat der junge Planer Andi Burchein freches, ochsenblutrotes Holzhaus gesetzt.Das offene Gebäude dient ihm als Wohnhaus,Showroom und Büro zugleich.Auszug aus der ZeitschriftDAS EINFAMILIENHAUSerschienen imSeptember 2001©Etzel Verlag AG28 DAS EINFAMILIENHAUS . 5/2001 DAS EINFAMILIENHAUS . 5/2001 29


REPORTAGEBauherr und Planer Andi Burch hat sich durch die sachgerechteRenovation alter Bausubstanz einen Namen gemacht.«Das Haus passt zu Ihnen»,ist ein Kompliment,welches Andi Burch oft zuhören bekommt.Der Ersatzneubau entspricht in der Form genau demabgebrannten Bauernhaus.Ein Steg als Eingang. Das Untergeschosshat noch die alten Grundmauern von 1760.30 DAS EINFAMILIENHAUS . 5/2001 DAS EINFAMILIENHAUS . 5/2001 31


REPORTAGESchaufensterartige Öffnungen erlaubenden Blick ins Innere.Freier Blick über den Sarnersee.Der nach Südwesten gerichtete Anbau birgt die Essplätzedrinnen und draussen.DAS EINFAMILIENHAUS . 5/200133


REPORTAGETechnische AngabenKonstruktionFundament: Bruchsteinmauerwerk,erbaut 1760. Betonkranz.EG und OG: Holz-Elementbau.Dach; Satteldach, Neigung 20°.Eindeckung Flachfalzziegel,anthrazit.DACHGESCHOSSInnenausbauInnenwände: Holzelementbau,beidseitig beplankt mit Gipsplatten,teilweise verputzt,teilweise gespachtelt undgestrichen. Bodenbeläge:Lärchenriemenboden massiv22 mm auf schwimmendemTrockenbau-Unterlagsboden.Wandbeläge und BodenbelägeNasszellen: Glasmosaik.HeizungHolzspeicherofen, Spezialanfertigung.Warmwassererwärmungelektrisch.ERDGESCHOSSAllgemeine AngabenGebäudevolumen: 850 m 3Bruttogeschossfläche: 190m 2Baujahr: 2000Baukosten: Fr. 520.–/m 3ArchitekturAndi BurchBodenstrasse 226062 WilenTelefon 041/660 80 03079/402 68 21www.4yourhome.chBeteiligte UnternehmenBurch Holzbautechnik, SarnenVon Wyl Ofenbau, KägiswilUNTERGESCHOSSDer stufenförmige Holzspeicherofen unter der Treppe heizt das ganze Haus.34 DAS EINFAMILIENHAUS . 5/2001 DAS EINFAMILIENHAUS . 5/2001 35


REPORTAGEEintreten und sich wohlfühlen – wenn dasstimmt, ist gegen ein Haus eigentlich nichtmehr viel einzuwenden. Mit der Einladung,sich das ungewöhnliche Gebäude doch einmalvon innen anzusehen, hat der junge Bauherrschon manchen Kritiker für sich gewinnenkönnen. Nicht nur er selbst fühlt sich hierwohl, auch Skeptiker geben zu: Dieses Haus ist gelungen.Ganz zu Anfang eckte die freche rote Kiste, die AndiBurch auf den Fundamenten eines alten Bauernhauseserrichtet hat, bei den Einheimischen erst einmal an.Ungewöhnlich offen und unbekümmert steht sie da,grosse Glasfronten erlauben einen Blick ins Innere. Wergenauer hinsieht, kann sogar den Bauherrn erkennen,wie er hinter seinem Schreibtisch sitzt und sich über diePläne für sein nächstes Projekt beugt. Andi Burchmacht das nichts aus, im Gegenteil. Das Haus, in demer gleichzeitig wohnt und arbeitet, war von Anfang anals Showroom für sein Planungsbüro gedacht.Obwohl gerade erst dreissig Jahre alt, ist Andi Burch bereitsselbständiger Unternehmer, der sich durch diesachgerechte Renovation denkmalgeschützter Bausubstanzin der Gegend einen Namen gemacht hat. Seinbisheriges Meisterstück ist die Sanierung des WohnundGeschäftshauses an der Poststrasse 2 im Zentrumvon Sarnen. Mit dem ochsenblutroten Haus in Wilen,seinem eigenen Wohn- und Bürohaus, hat er den erstenNeubau nach eigenen Vorstellungen realisiert.Auch hier wurde alte Bausubstanz einbezogen. DasHaus steht nämlich auf den Grundmauern eines 200-jährigen Bauernhauses, welches im Februar 1999 einemBrand zum Opfer gefallen war. Der Besitzer beauftragteBurch, ein Einfamilienhaus auf den verbliebenenGrundmauern zu planen. Ein Blick ins Untergeschossmacht klar, dass hier alte und neue Baukunst in einerstimmigen Kombination zusammengeführt wurden.Der gemauerte Keller ist von aussen her zugänglich.Die Kellertür enspricht einer modernen Variante der altenStalltüren: Sie ist zweigeteilt, der obere Teil ist verglast,der untere aus Holz. Der vordere Kellerraum, dessenaltes Bruchsteinmauerwerk teilweise vom Verputzbefreit und wieder freigelegt wurde, ist als Partykellereingerichtet. Die gemauerte Feuerstelle in der Eckestammt noch von früher. Einst wurden hier Schafe geschlachtet,es wurde gekäst und Schnaps gebraut. Heuteist das anders, es wird höchstens einmal ein Risottooder ein Raclette zubereitet. Zwei hintere Kellerräumebieten sich als ideales Weinlager an: Alte Naturkeller,wie sie in manchem Neubau vermisst werden.Um den Keller wieder nutzbar zu machen, wurden dieBrandruine mit einem Betonkranz erhöht und ver-Der grosse freistehende Kühlschrank spielt eine wichtige Rolleim Single-Haushalt.Die farbenfrohen Bilder auf Leinwand oder Plexiglas stammenaus dem hauseigenen Atelier.Treppe und Ofen im Erdgeschoss wirken als Raumteiler.36 DAS EINFAMILIENHAUS . 5/2001 DAS EINFAMILIENHAUS . 5/2001 37


REPORTAGEDas geräumige Schlafzimmer liesse sich bei Bedarfin mehrere Räume unterteilen.Die Badewanne steht wie ein Schiff im blauen Meerdes Glasmosaiks.stärkt. Dieser dient gleichzeitig dem Holzbau als Basis.Dass es wieder ein Holzbau werden sollte, verlangte dieBauvorschrift. Genauso der Vorschrift entsprechendkam das Satteldach zustande. Die Ausrichtung der Fassadezum Sarnersee hinunter ergab sich durch die Verwendungder bestehenden Grundmauern von selbst.Weil die Form des «Ersatzneubaus», wie es in der Baugenehmigungheisst, dem alten Bauernhaus entsprach,gab es keine Einsprachen aus der Anwohnerschaft. Gestauntwurde erst, als die Fertigbauteile geliefert wurdenund innert drei Tagen deutlich wurde, dass das neueHaus doch nicht einfach ein Ersatz des alten war. Dieochsenblutroten Fassaden waren vielen Passanten imwahrsten Sinne des Wortes zu bunt. Dabei geht die Farbemit der drastischen Bezeichnung «ochsenblutrot»auf eine alte Tradition zurück, wie Andi Burch erklärt:«Früher benutzte man tatsächlich Ochsenblut als Anstrich,weil es die Holzfassaden besonders gut konservierte.»Den roten Anstrich hat der Bauherr eigenhändig aufgetragen,zweimal in der Werkstatt und einmal vor Ort.In den Holzbau hinein gelangt man über einen Steg,der sich quer durchs ganze Gebäude erstreckt undnachts von unten her beleuchtet wird. Ein Effekt, derdem Bauherrn trotz budgetbewusster Planung einigeTausend Franken wert war, denn sein Referenzobjektsollte «auf keinen Fall nach 0/8/15 aussehen». Im Parterregibt es, abgesehen von der Haustür und der Terrassentüre,nur eine einzige andere Türe: Sie führt zumWC. Küche, Esstisch, Wohn- und Arbeitsbereich sindim selben offenen Raum untergebracht. Dank einer geschicktenUnterteilung fühlt man sich dennoch wohlund geborgen; Nischen schaffen Rückzugsmöglichkeiten.Zudem wirken die Treppe ins Obergeschoss undder Ofen unter der Treppe als Raumteiler.Vier symmetrisch angeordnete Türen in den GrundfarbenRot, Gelb, Blau und Grün führen in den Privatbereichim Obergeschoss. Seeseitig erstreckt sich eingeräumiges Schlafzimmer, dessen Wände in einem zartemHellblau gehalten ist, das gut zum Lärchenholz desFussbodens passt. «Ich bin sehr glücklich mit dieser Farbe»,erklärt Burch, der das Wohnen im selbst geplantenHaus wie ein spannendes Experiment geniesst. Da bereitszwei Türen vorhanden sind, könnten mit einerTrennwand bei Bedarf leicht zwei Räume daraus gemachtwerden. Zum Hang hin liegt ein kleines Atelier,wo der Bauherr farbenfrohe Bilder in Arcylfarben aufLeinwand oder Plexiglas malt. Beispiele dieses Schaffenszieren das ganze Haus. Auch im Bad hinter der Türe,die blau wie das Meer ist, liegt gestalterisches Schaffenverborgen. Die kleinen Glasmosaikplatten inBlautönen sind farblich abgestuft verlegt: Dunkelblauhinten bei der Dusche, zum Waschtisch hin immer heller.Dazwischen steht wie ein gestrandetes Schiffchendie markante Badewanne.Der Gang oben besteht aus stegartigen Balken, durchdie Zwischenräume steigt die warme Luft vom Holzofenher nach oben. Über eine weitere Heizung verfügtdas Haus nicht, der in Zusammenarbeit mit dem KägiswilerHafner Marco von Wyl entworfene stufenförmigeHolzspeicherofen unter der Treppe heizt alle Räume.Die Türe aus Roheisen hat Industrie-Charakter; das gefälltnicht jedem, aber für Andi Burch stimmt es so. Altertümlichbehaglich wirken dagegen die warmen Stufen,die ans gute alte Ofenbänkchen erinnern.«Das Haus passt zu Ihnen», ist ein Kompliment, welchesAndi Burch oft zu hören bekommt und das ihnimmer wieder freut. Die grösste Freude hätte er auch,seine gestalterischen Ideen im Zusammenspiel von Altund Neu in weitere Bauprojekte einfliessen zu lassen. ■BILDER: PASCAL BÖNITEXT: CHRISTINE VOLLMER38 DAS EINFAMILIENHAUS . 5/2001

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