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Literarische Hochkomik in der Moderne - narr-shop.de

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In <strong><strong>de</strong>r</strong> Frage „Theorie o<strong><strong>de</strong>r</strong> Kulturgeschichte“ hängt viel von <strong><strong>de</strong>r</strong> Auffassung<strong>de</strong>s Theoretischen ab. Nach herkömmlichem Verständnis musse<strong>in</strong>e gültige Komik-Formel die Empirie <strong>de</strong>s Lachens und <strong><strong>de</strong>r</strong> komischenEmpf<strong>in</strong>dung vollständig, ausnahmslos erfassen. Daher rührt die von Preisendanzstellvertretend artikulierte E<strong>in</strong>schätzung: „Die theoretische Begründungund die analytische Verifikation <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrnehmung von Komikhalte ich [...] für e<strong>in</strong> vergebliches Bemühen.“ 15 Von <strong><strong>de</strong>r</strong> Epistemologie e<strong>in</strong>estheoretischen Konstruktivismus her ist empirische Totalität jedoch ke<strong>in</strong>ezw<strong>in</strong>gen<strong>de</strong> For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung; diese Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>legung <strong><strong>de</strong>r</strong> weit verbreiteten Ansichtwird im folgen<strong>de</strong>n Abschnitt vertieft. Zweitens ist zu bestreiten, dass e<strong>in</strong>generelles Mo<strong>de</strong>ll jegliche weitere Differenzierung, etwa e<strong>in</strong>e historische,unbed<strong>in</strong>gt ausschließt. So lässt es Schmidt fälschlicherweise aussehen:„E<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> gültige Def<strong>in</strong>ition <strong>de</strong>s Komischen wäre nur dann möglich,wenn es gelänge, anthropologische, psychologische und soziologischeGesetzmäßigkeiten zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n, die e<strong>in</strong>e ahistorische [...] Personen- undKonstellationstypik aufzustellen erlaubten“ 16 . Wie die Entfaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Formelim zweiten Kapitel belegen wird, muss Generalisierung ke<strong>in</strong>eswegsjegliche Historisierung verh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>n, sie kann e<strong>in</strong>e solche auch gera<strong>de</strong>zuermöglichen. Konstruktivistisch gefragt s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nicht „Gesetzmäßigkeiten“,son<strong><strong>de</strong>r</strong>n Strukturen und ihre Funktion.Schmidts Postulat setzt ferner das Ziel, anthropologische, psychologischeund soziologische Regeln <strong>de</strong>s Komischen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Fundamentalsatzzu <strong>in</strong>tegrieren. Wird h<strong>in</strong>gegen die Totalität <strong><strong>de</strong>r</strong> Beschreibung aufgegeben,so ist die <strong>in</strong>tegrative Basis nicht länger notwendig. Daher kann e<strong>in</strong>e Fundierungsebene– für die vorzustellen<strong>de</strong> Formel ist es die sozialtheoretische– als Startunterscheidung gewählt wer<strong>de</strong>n, um erst dann zu sehen, ob sichdaraus historische o<strong><strong>de</strong>r</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Folgedifferenzierungen ergeben. Hierbeiwäre es allerd<strong>in</strong>gs kaum ratsam, die breite und bis <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>e Unterschie<strong>de</strong>h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gehen<strong>de</strong> Kontextualisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kulturgeschichte lediglich zu reproduzieren.In<strong>de</strong>m statt<strong>de</strong>ssen e<strong>in</strong>e soziale Grundlegung festgesetzt wird,s<strong>in</strong>d allgeme<strong>in</strong>ere Strukturen konstruierbar, die bei Berücksichtigung allerEbenen und kontextuellen Gegebenheiten nicht auftreten können. Diesewie<strong><strong>de</strong>r</strong>um stehen für e<strong>in</strong> Profil mo<strong><strong>de</strong>r</strong>ner literarischer Komik zur Verfügung,das, von Gattungsbegriffen abgesehen, bislang fehlt. Bevor ausgelotetwird, weshalb Komik e<strong>in</strong> kulturhistorisches Para<strong>de</strong>-Thema gewor<strong>de</strong>nist, soll vorausgeschickt wer<strong>de</strong>n, warum e<strong>in</strong>e Theorie dieses Objekts nichtnur möglich und nützlich, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch nötig ist.15 Wolfgang Preisendanz: Zum Vorrang <strong>de</strong>s Komischen bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Darstellung von Geschichtserfahrung<strong>in</strong> <strong>de</strong>utschen Romanen unserer Zeit. In: Das Komische. Hg. vonWolfgang Preisendanz, Ra<strong>in</strong>er Warn<strong>in</strong>g. (Poetik und Hermeneutik 7) München: F<strong>in</strong>k1976, S. 156.16 Siegfried J. Schmidt: Komik im Beschreibungsmo<strong>de</strong>ll kommunikativer Handlungsspiele.In: Ebd., S. 168.17

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