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Juli 2011 - Der Neusser

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Frieden wird in seiner einfachsten Definition<br />

als Abwesenheit von Krieg bezeichnet. In<br />

Anlehnung daran könnte man Sinn<br />

als Abwesenheit von Unsinn definieren.<br />

Hier ließen sich in der<br />

Folge viele Unsinnigkeiten aufzählen,<br />

die es zu bekämpfen<br />

gilt. Ich möchte mich auf den<br />

größten Unsinn dieser Tage<br />

beschränken: den Junggesellenabschied.<br />

Viele Befürworter sagen immer,<br />

dies sei eben ein Ritual. Sicher, Hexenverbrennung<br />

war auch mal ein<br />

Ritual, was sich über die Jahrhunderte<br />

nicht etablieren konnte. Völlig<br />

zu Recht.<br />

Heute wäre es vielleicht einfacher,<br />

im Zeitalter des Privatfernsehens<br />

gäbe es ganz andere Präsentationsmöglichkeiten.<br />

Vox würde<br />

wahrscheinlich eine<br />

Casting-Show „HEX<br />

Factor“ anbieten, in<br />

der die Deutschen<br />

aufgerufen werden<br />

Nachbarinnen als Hexen<br />

zu denunzieren. Jury-Präsidentin ist Alice Schwarzer, und<br />

im Hintergrund zum Trailer läuft „Beds are burning“ von Midnight<br />

Oil.<br />

Doch zurück zum Junggesellenabschied.<br />

Seit ein paar Jahren ist es scheinbar in Mode, dieses Ritual in<br />

aller Öffentlichkeit zu vollziehen. Egal ob Bahnfahrten oder Innenstadtbesuche<br />

in Köln oder Düsseldorf, nirgendwo entkommt<br />

man diesen Horden von Gag-Uniformierten Jungmenschen,<br />

Sinn und Verstand<br />

24<br />

Neutags Satirischer Alltag<br />

die es irgendwie nötig erachten, kurz vor der Hochzeit die offensichtlichen<br />

Grenzen des menschlichen Daseins in all seiner<br />

Kompromisslosigkeit öffentlich vorzuführen. Ganz so, als hätte<br />

ein Theaterregisseur ihnen die Aufgabe gestellt, in fünf verdichteten<br />

Minuten vorzuführen, dass die Menschheit den richtigen<br />

Zeitpunkt für das Aussterben schon seit Jahren verpasst hat.<br />

Männergruppen in Einheits-T-Shirts mit dem Aufdruck: „Das<br />

OB-Team. In der Regel sind wir voll“ taumeln von einer Alkoholversorgungsstelle<br />

zur nächsten und lassen an Ihrer Spitze den<br />

werdenden Bräutigam mit einem Bauchladen sinnlosen Krempel<br />

verkaufen, den die Zivilisation aufgrund enormer Zwecklosigkeit<br />

bereits mehrfach ausgeschieden hat.<br />

Wo bitteschön ist der tiefere Sinn, die unschuldige Umwelt mit<br />

der Nachricht der eigenen Hochzeit in Form dieser Rituale zu<br />

belästigen? Oder könnten Sie sich vorstellen, dass Sie mitten<br />

im ICE aufstehen, zu Ihrem Sitznachbarn gehen und sagen: „Ich<br />

habe mich gestern scheiden lassen, möchten Sie mit vielleicht<br />

zur Feier des Tages einen kleinen Feigling abkaufen?“ Oder: „Ich<br />

hatte gestern Beschneidung, möchten Sie vielleicht ein Kondom<br />

kaufen?“<br />

Dies führt auch zu einem gewissen Abgrenzungszwang. Am<br />

Freiburger Hauptbahnhof habe ich neulich eine Frauenhandballmannschaft<br />

aus dem Zug steigen sehen, die hatte auf ihren<br />

Trikots unter der Rückennummer die Textzeile: „Wir sind kein<br />

Junggesellinnenabschied“. Kein Witz.<br />

Dabei geht es doch auch anders, liebe Heiratswilligen. Ein wenig<br />

anders gebaut, könnte ich mir Hochzeitsrituale durchaus schön<br />

vorstellen. Ähnlich wie beim Brautstraußwerfen, könntet Ihr<br />

Eure Sangria-Eimer werfen. Am besten voll und mitten ins Gesicht.<br />

Auch das Verbrennen der Junggesellenhose macht Sinn.<br />

Möglichst zu Beginn des Junggesellenabschieds und vor allem,<br />

wenn der Bräutigam noch drin steckt. Vielleicht merkt Ihr dann,<br />

bevor es zu spät ist:<br />

Ehe ist nicht definiert als Abwesenheit von Ehre.<br />

Premiere neues Programm:<br />

schön scharf<br />

Di., 20.09.<strong>2011</strong> Kom(m)ödchen<br />

Düsseldorf<br />

Folgetermine:<br />

Mi., 21.09.<strong>2011</strong> Kom(m)ödchen<br />

Düsseldorf<br />

Fr., 30.09.<strong>2011</strong> Comedia Köln<br />

Jens Neutag Spieltermine finden<br />

Sie unter:<br />

www.jensneutag.de<br />

<strong>Der</strong> <strong>Neusser</strong> 04.<strong>2011</strong>

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