Aus der Gemeinde - Peterskirche in Dornberg
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26<br />
Für Sie gelesen<br />
Auf den Spuren Christian Morgensterns<br />
Die elfjährige Sophie und ihr<br />
zwei Jahre älterer Bru<strong>der</strong> ziehen<br />
mit <strong>der</strong> Mutter von Oslo <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> altes, verfallenes Haus am<br />
Hemmelighet Fjord, das sie von<br />
e<strong>in</strong>em entfernten Verwandten<br />
geerbt haben. Während sich die<br />
Mutter mit Feuereifer an die<br />
Renovierung des Hauses<br />
macht, erkunden die K<strong>in</strong><strong>der</strong> ihre<br />
neue Umgebung, und entdecken<br />
manche Eigentümlichkeiten:<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die nicht mit<br />
ihnen reden, e<strong>in</strong>e alte Frau, die<br />
ununterbrochen mit ihrer Schürze<br />
beschäftigt ist, Dorfbewohner,<br />
denen ansche<strong>in</strong>end die<br />
Worte abhanden gekommen<br />
s<strong>in</strong>d...<br />
Durch e<strong>in</strong>en rätselhaften jungen<br />
Mann namens Flar, erfahren<br />
sie, dass <strong>der</strong> Dichter Christian<br />
Morgenstern e<strong>in</strong>st hier<br />
gelebt hat und Gedichte geschrieben<br />
hat, die bis heute<br />
e<strong>in</strong>en Zauber auf den Ort ausüben.<br />
Das Buch, das <strong>der</strong> Dichter<br />
im Haus <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> zurückgelassen<br />
hat, enthält diese Gedichte<br />
und Flar verrät den K<strong>in</strong>-<br />
<strong>der</strong>n, wie sie die Figuren<br />
Morgensterns zum Leben erwecken<br />
können. Nun bevölkern<br />
Morgensterns bezaubernde<br />
aber bisweilen auch unheimliche<br />
Gedichtfiguren die Welt von<br />
Sophie und Theo und rezitieren<br />
die Gedichte, denen sie entstammen.<br />
Sophie erfährt, dass<br />
sie selbst <strong>in</strong> den Gedichten vorkommt<br />
und dass sie e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Aufgabe zu lösen hat: Sie<br />
muss acht blutrote Raben davon<br />
abhalten, den Menschen<br />
die Sprache zu stehlen und sich<br />
davon zu ernähren. Diese Raben,<br />
se<strong>in</strong>e „Galgenbrü<strong>der</strong>“ ließ<br />
<strong>der</strong> Dichter frei, als er fortg<strong>in</strong>g,<br />
weil er sie nicht mehr mit se<strong>in</strong>en<br />
Worten füttern konnte. Sie treiben<br />
seitdem ihr Unwesen im<br />
Dorf und werden auch für<br />
Sophie und Theo zur Bedrohung...<br />
Die junge deutsche Autor<strong>in</strong><br />
Antonia Michaelis versteht es,<br />
literarische Texte <strong>in</strong> spannende<br />
Geschichten zu <strong>in</strong>tegrieren und<br />
sie so e<strong>in</strong>er jungen Leserschaft<br />
zugänglich zu machen. Wie<br />
schon <strong>in</strong> ihrem letzten Buch<br />
„Die wun<strong>der</strong>liche Reise von<br />
Oliver und Twist“, bedient sie<br />
sich auch hier respektlos, aber<br />
liebevoll bei <strong>der</strong> literarischen<br />
Vorlage. E<strong>in</strong> wun<strong>der</strong>bares<br />
Lesevergnügen für K<strong>in</strong><strong>der</strong> ab<br />
zehn Jahren, die sich nach <strong>der</strong><br />
Lektüre sicherlich prima <strong>in</strong><br />
Morgensterns fabelhafter, grotesker<br />
Gedichtwelt zurechtf<strong>in</strong>den.<br />
Antonia Michaelis, „Morgenstern“<br />
Loewe Verlag 2004, 12,90 Euro<br />
M. Lange-Heidenreich, Buchhandlung<br />
Elisabeth Hey