S dwind_03 - Evangelische Kirchengemeinde Recklinghausen-Süd
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Liebe Gemeinde,<br />
Geistliches Wort<br />
Gott ist ein heruntergekommener Gott. Im wahrsten Sinne des<br />
Wortes. Er kam herab auf die Erde, und dann tat er, was andere<br />
Menschen auch getan haben, nur besser, ja – geradezu vollkommen.<br />
Können Sie sich das vorstellen, mit einem Menschen<br />
an Ihrer Seite zu leben, der vollkommen ist? Zur rechten Zeit<br />
das rechte Wort? Widerspenstig und voller Zivilcourage, wo<br />
Anpassung und Duckmäuserei jedes Leben im Keim ersticken?<br />
Liebevoll und zärtlich, wo einer völlig am Ende mit seinem<br />
Latein ist und sich zerschlagen und einsam fühlt? Der das alles<br />
nachspüren kann, weil ihm nichts fremd ist und er dazu steht –<br />
die Einsamkeit, die Verletztheit, dieses allzu menschliche Gemauschel des Alltags? All<br />
das, dazu die Angst, die Erkenntnis – ich bin verraten und verkauft. Und dennoch:<br />
Liebe bis in den Tod. Die größte Demütigung: Der Tod am Kreuz, die Hinrichtung.<br />
Ich könnte einen perfekten Menschen an meiner Seite nicht ertragen. Vielleicht die<br />
pharisäische Seite an mir: Ich hätte ihn nicht gehängt, gekreuzigt. Aber ob ich ihn erkannt<br />
und geliebt hätte, wenn ich ihm begegnet wäre? Darum setze ich mich mit dem<br />
Kreuz auseinander: Die größte Niederlage. Zugleich das Symbol der Hoffnung: Dir ist<br />
vollkommen vergeben, dass du nicht vollkommen bist.<br />
Der Künstler und Metallarbeiter Ludger Hinse stattet im August mehrere Kirchen in<br />
<strong>Recklinghausen</strong> mit Kreuzen aus. Ich bin gespannt. Ich freue mich auf einen neuen<br />
Blick auf andere Kreuze. Werden es Kreuze sein, die das Leiden der Menschen widerspiegeln?<br />
Oder werden es Kreuze sein, in denen Strahlen der Hoffnung sich bündeln<br />
und ihr Licht ausgießen?<br />
So widersprüchlich die Botschaft vom Kreuz auch ist, aktuell bleibt sie.<br />
Darum ein paar Verse von Hanns Dieter Hüsch:<br />
Auf ein Wiedersehen unter den Kreuzen!<br />
Ihre<br />
Zur Kunstausstellung von L. Hinse: Seite 6, 10 und 16.<br />
„Du bist ein heruntergekommener Gott<br />
wenn auch der Weihrauch bald verdampft<br />
und wir uns an den Stallgeruch gewöhnen müssen<br />
Wenn sie dich auf´s Kreuz legen<br />
Du aber die Leichtigkeit erfährst<br />
Weil du das Schwerste erlitten hast.<br />
Ein Glück, dass du die Erde wieder mit dem Himmel verbindest<br />
Und ich mich nicht klein machen muss<br />
Du, mein zu mir heruntergekommener Gott.“<br />
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