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Jahresbericht 2011 - KUV

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<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong>


Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong>


5 Vorwort<br />

6 Qualitätsführer in allen Bereichen<br />

Reinhard Nieper, Geschäftsführer des <strong>KUV</strong>, zu den<br />

Entwicklungen <strong>2011</strong> und zukünftigen Zielen des Verbundes<br />

8 Nie aufhören, besser zu werden<br />

BG-Kliniken Spitzenreiter bei medizinischer Versorgung<br />

und Reintegration von Unfallverletzten<br />

12 Jede Minute zählt<br />

Hervorragendes Polytraumamanagement an den BG-Kliniken<br />

14 In höchstens 30 Minuten zum Schockraum<br />

BG-Kliniken bundesweit führend in den DGU-Traumanetzwerken<br />

16 Mobiler Lebensretter<br />

Transportable Mini-Herz-Lungen-Maschine eröffnet neue<br />

Behandlungschancen<br />

18 Der direkte Draht zum Spezialisten<br />

Telemedizinische Kooperation fördert flächendeckende<br />

Gesundheitsversorgung<br />

22 Spezialisiert und optimal aufgestellt<br />

Die Pflege in den BG-Kliniken hat in den letzten Jahren ihr<br />

Terrain erweitert<br />

26 Schwerpunkt Reha<br />

Immer engere Verzahnung von Akutmedizin und<br />

Rehabilitation in den BG-Kliniken sichert hohe Erfolgsquote<br />

30 Reha-Management – eine Erfolgsgeschichte!<br />

Vom Engagement einer Reha-Managerin für die berufliche<br />

Reintegration ihres Patienten<br />

34 Hilfe nach dem Schock<br />

BG Klinik für Berufskrankheiten Bad Reichenhall<br />

behandelt Traumafolgestörungen<br />

Inhalt<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 3<br />

36 Zurück in den Job<br />

Berufsorientierte Rehabilitation auf dem Vormarsch<br />

38 Aktuelle Forschungsprojekte der BG-Kliniken –<br />

eine Auswahl<br />

40 Bewegungstraining im Roboteranzug<br />

BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum testet<br />

Exoskelett bei querschnittgelähmten Menschen<br />

42 Den Verbund weiterentwickeln<br />

Struktur und Arbeitsweise des Klinikverbunds der<br />

gesetzlichen Unfallversicherung e. V. (<strong>KUV</strong>)<br />

44 Wichtige Ereignisse in den BG-Kliniken im Jahr <strong>2011</strong><br />

46 Investitionen Bau <strong>2011</strong><br />

48 Das Jahr in Zahlen<br />

Die Standorte auf einen Blick<br />

54 BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />

55 BG Universitätsklinikum<br />

Bergmannsheil Bochum<br />

56 BG Unfallklinik Duisburg<br />

57 BG Unfallklinik Frankfurt am Main<br />

58 BG Klinik Ludwigshafen<br />

59 BG Klinik Tübingen<br />

60 BG Unfallklinik Murnau<br />

61 Unfallkrankenhaus Berlin<br />

62 BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />

63 BG Klinik für Berufskrankheiten<br />

Bad Reichenhall<br />

64 BG Klinik für Berufskrankheiten<br />

Falkenstein<br />

65 Unfallbehandlungsstelle Berlin<br />

65 BG Unfallambulanz und<br />

Rehazentrum Bremen<br />

66 Impressum


4 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong>


Das Jahr <strong>2011</strong> war für die BG-Kliniken durch zahlreiche<br />

Neuentwicklungen, personelle Veränderungen<br />

und bauliche Maßnahmen geprägt. Die bisherige,<br />

organisatorisch eher lose Klammer der<br />

BG-Kliniken – die Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher<br />

Kliniken (VBGK) – hat zum Ende des Jahres<br />

<strong>2011</strong> ihre Aufgaben an den Klinikverbund der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung e. V. (<strong>KUV</strong>) übergeben.<br />

Der Gründung des <strong>KUV</strong>, die bereits Ende 2010 vollzogen<br />

wurde, schlossen sich in <strong>2011</strong> der Aufbau<br />

von Organisationsstrukturen und damit verbunden,<br />

wichtige Personalentscheidungen an.<br />

Der <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> spiegelt gleichermaßen Kontinuität<br />

und Neubeginn wider. Erstmals in der Geschichte<br />

der Berufsgenossenschaften sind die BG-<br />

Kliniken in einem Verbund zusammengeschlossen.<br />

Klinikübergreifende Perspektive<br />

Wie bereits in den vorangegangenen Jahren<br />

werden in den Beiträgen des <strong>Jahresbericht</strong>s die<br />

aktuellen Entwicklungen im Leistungsspektrum<br />

der berufsgenossenschaftlichen Unfallkliniken<br />

dargestellt. Deutlicher als bisher kommen die<br />

Themen dabei in einer klinikübergreifenden Perspektive<br />

zur Sprache. Damit wird eine Funktion<br />

des <strong>KUV</strong> deutlich, nämlich die Gemeinsamkeiten,<br />

die aufgrund des spezifischen Auftrags der Unfallversicherungsträger<br />

bestehen, sichtbar zu machen<br />

und das Verbindende zwischen allen Klini-<br />

ken herauszustellen. Gemeinsam können sie auf<br />

ein beeindruckendes Leistungsspektrum verweisen:<br />

Mit knapp 500.000 stationären und ambulanten<br />

Behandlungsfällen, 11.000 Mitarbeitern<br />

und einem Gesamtumsatzerlös von über einer Milliarde<br />

Euro spielt der neue Verbund im oberen<br />

Bereich der Liga der Krankenhausverbunde und<br />

Krankenhaus kon zerne Deutschlands.<br />

Einzigartige Verbundstruktur<br />

Im Unterschied zur VBGK repräsentiert der <strong>KUV</strong><br />

durch seine Mitgliederstruktur nicht nur die<br />

Vorwort<br />

Vielfalt gestalten, Gemeinsamkeiten hervorheben<br />

Kliniken, sondern auch die Unfallversicherungsträger.<br />

Damit werden die Interessen der Versicherten<br />

und der Kliniken in einzigartiger Weise<br />

strukturell verbunden. Mit einer stärkeren Berücksichtigung<br />

der Themen zur beruflichen Wiedereingliederung<br />

ist dieser Veränderung im <strong>Jahresbericht</strong><br />

<strong>2011</strong> größere Aufmerksamkeit gewidmet worden.<br />

Die Geschäftsstelle des <strong>KUV</strong> und die damit assoziierten<br />

Arbeits- und Strategiegruppen knüpfen an<br />

die bisherigen Strukturen der VBGK an. Die Ziele,<br />

Auf gaben und Strukturen des <strong>KUV</strong> werden damit in<br />

ihren Auswirkungen für die einzelnen Kliniken von<br />

größerer Bedeutung sein, auch deshalb wird in zwei<br />

Beiträgen im <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> ausführlicher darauf<br />

eingegangen.<br />

Optimierung der Versorgung der Versicherten<br />

Der Klinikverbund ist mehr als die Summe seiner<br />

Teile. Diesen Mehrwert herauszustellen und zu entwickeln<br />

wird auch in Zukunft die besondere Aufgabe<br />

des Vorstands und der Geschäftsführung des<br />

<strong>KUV</strong> sein. Dies kann aber nur gelingen, wenn alle<br />

Beteiligten daran mitwirken.<br />

Dabei sind wir uns bewusst, dass damit eine Reihe<br />

von Veränderungen eintritt. Diese Veränderungen<br />

bieten große Chancen. Der dabei leitende Gedanke<br />

muss stets die Verbes serung der Versorgung der<br />

Versicherten sein; dieses Ziel rechtfertigt auch, sich<br />

von manch lieb gewon nener Gewohnheit zu trennen.<br />

Für das Jahr 2012 werden mit der Entwicklung des<br />

Klinikgesamtkonzepts und der Einführung des neuen<br />

Vergütungssystems zwei wichtige Veränderungen,<br />

mit teilweise sehr weitreichenden Folgen, angestoßen.<br />

Wir sind zuversichtlich, dass die traditionsreichen<br />

BG-Kliniken, mit ihren engagierten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern, und die neuen<br />

Strukturen des <strong>KUV</strong> die Optimierung der Versorgung<br />

der Versicherten erfolgreich auf den Weg<br />

bringen werden.<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 5<br />

Von oben nach unten:<br />

Vorsitzende des<br />

Vorstandes: Jürgen<br />

Waßmann, Dr. Hans-<br />

Joachim Wolff; Vorsitzende<br />

der Mitgliederversammlung:<br />

Dr. Fritz Bessell,<br />

Manfred Wirsch


6 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Qualitätsführer in allen Bereichen<br />

Reinhard Nieper, Geschäftsführer des <strong>KUV</strong>, zu den Entwicklungen <strong>2011</strong> und zukünftigen Zielen des Verbundes<br />

Welches sind die spezifischen Herausforderungen<br />

hinsichtlich der Entwicklung und Steuerung eines<br />

Klinikverbundes in der „BG-Welt“?<br />

Zunächst gilt es die historisch und regional bedingten,<br />

teilweise großen Unterschiede, die zwischen den<br />

BG-Kliniken bestehen, zur Kenntnis zu nehmen und<br />

dennoch die Entwicklung von Gemeinsamkeiten in<br />

möglichst vielen Feldern voranzutreiben. Nun ist die<br />

Entwicklung von Synergien oder Gemeinsamkeiten<br />

kein Selbstzweck, sondern soll vor allem dazu dienen<br />

die Qualitätsführerschaft im Bereich der akuten medizinischen<br />

Versorgung und der beruflichen Wiedereingliederung<br />

langfristig weiter auszubauen.<br />

Besonders wichtig erscheint mir dabei, dass die<br />

Qualitätsführerschaft über die akute medizinische<br />

Versorgung hinausgeht. Sie muss zukünftig alle<br />

Systemelemente umfassen, dazu gehören beispielsweise<br />

auch die Organisationsstrukturen und Führungsmodelle.<br />

Dabei gilt es für die Entwicklung und<br />

Steuerung Regeln zu implementieren, die so angelegt<br />

sind, dass die stetige Verbesserung und das<br />

heißt auch die kritische Hinterfragung von Aufgaben<br />

und Prozessen Bestandteil des Alltags im Klinikverbund<br />

sind.<br />

Was heißt das konkret für die Verbundentwicklung?<br />

Die genannte Zielsetzung erreicht man besser, wenn<br />

der Fokus weniger auf ein konkretes Modell gerichtet<br />

ist als vielmehr auf die Förderung einer Kultur. Dazu<br />

bestehen bereits gute Grundlagen, auf denen aufzubauen<br />

ist. Zu nennen sind hier das Prinzip der Selbstverwaltung,<br />

die sektorübergreifende Versorgung und<br />

die Gemeinnützigkeit der BG-Kliniken. Diese Prinzipien<br />

sind zugleich die Wurzeln des Erfolges, weil sie<br />

die besten normativen Strukturvoraussetzungen<br />

sind, die man sich für die Erreichung unseres Unternehmenszieles<br />

vorstellen kann. Gleichwohl ist es<br />

anstrengend und ambitioniert, dem Anspruch auf<br />

Spitzenleistung und damit einer Haltung ständiger<br />

kritischer Bestandsaufnahme und Optimierung von<br />

Prozessen und Strukturen in allen Bereichen des<br />

Verbundes gerecht zu werden. Dies ist die eigentliche<br />

Herausforderung. Wenn wir sie meistern, dann<br />

werden wir auch die anfallenden strategischen und<br />

operativen Aufgaben zum Besten der uns anvertrauten<br />

Menschen lösen.<br />

Welche wesentlichen Prozesse bzw. Entwicklungen<br />

wurden aus Ihrer Sicht und mit Blick auf das Kalenderjahr<br />

<strong>2011</strong> für den <strong>KUV</strong> auf den Weg gebracht?<br />

Die Definition von Informations- und Entscheidungswegen<br />

zwischen den Kliniken, den Unfallversicherungsträgern,<br />

der DGUV und dem <strong>KUV</strong>. Wie in jedem<br />

Verbund galt es, die Balance zwischen dezentralen<br />

und zentralen Steuerungselementen zu finden. Dies<br />

kann meines Erachtens unter anderem besser gelingen,<br />

wenn man die Positionen „Dezentral“ und<br />

„Zentral“ nicht als sich einander ausschließende<br />

Elemente versteht, sondern durch ihre Verschränkung<br />

einen Mehrwert erzielt – zum Beispiel indem einzelne<br />

übergreifende Aufgaben dezentralen Verantwortungsträgern<br />

zugeordnet werden. Die in <strong>2011</strong><br />

geschaffene Organisationsform des <strong>KUV</strong> sieht vor,<br />

dass die Beteiligten nicht primär Adressaten, sondern<br />

gestaltende Protagonisten sind. Sie gewährleistet<br />

zugleich die für die Fortentwicklung notwendige<br />

Entscheidungsfähigkeit für den Klinikverbund.<br />

Was sind die mittelfristigen Ziele und die<br />

nächsten Schritte?<br />

Nachdem die Grundlagen der Organisation gelegt<br />

worden sind, sollen in 2012 zentrale inhaltliche<br />

Fragen beantwortet werden. Dazu gehören in erster<br />

Linie das Klinikgesamtkonzept und die Neuordnung<br />

des Finanzierungssystems. Beide Themen werden<br />

die weitere Entwicklung der Kliniken nachhaltig<br />

definieren, auch wenn ihre konkrete Umsetzung erst<br />

nach 2012 beginnen wird.<br />

Über welche Mittel und Wege lassen sich die vorgenannten<br />

Ziele aus Geschäftsführersicht erreichen?<br />

Für die vorgenannten Themen sind die Verfahren<br />

im Wesentlichen bestimmt. Meine Rolle dabei sehe<br />

ich vor allem darin, dafür Sorge zu tragen, dass die<br />

Umsetzung der Ziele und Aufgaben ohne große Reibungsverluste<br />

gelingt. Ich gehe davon aus, dass<br />

wir zum Jahresende erste grundlegende Weichenstellungen<br />

vollzogen haben werden. Neben den inhaltlichen<br />

Zielsetzungen sind für mich die partizipative<br />

Mitwirkung in den definierten Beteiligungsformen<br />

und ein hoher Grad an Verbindlichkeit sehr wichtige<br />

Kriterien. Letztere sind wesentliche Faktoren für den<br />

Erfolg des Verbundes und bei der Zusammenarbeit<br />

daher unbedingt zu beachten.<br />

Reinhard Nieper,<br />

Geschäftsführer


9 BG-Unfallkliniken<br />

2 Unfallbehandlungsstellen<br />

62 Betten für Schwerbrandverletzte<br />

2 BG-Kliniken für Berufskrankheiten<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 7<br />

Leistung auf höchster Versorgungsstufe, sektorübergreifende Versorgung<br />

Spezialdisziplinen: Rückenmarkverletzungen, Brandverletzungen,<br />

Handverletzungen, Sportmedizin<br />

Vorhaltung von Ressourcen für besonders schwere Verletzungen:<br />

207 Betten in Intensivstationen<br />

1.374 Betten in der Unfallchirurgie<br />

505 Betten für Rückenmarkverletzte


8 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Nie aufhören, besser zu werden<br />

BG-Kliniken Spitzenreiter bei medizinischer Versorgung und Reintegration von Unfallverletzten<br />

In <strong>2011</strong> wurde in den BG-Kliniken eine Reihe wichtiger Aktivitäten zur noch besseren Versorgung von Unfallverletzten<br />

angestoßen. Dabei standen die stetige Weiterentwicklung medizinischer Standards, die Optimierung<br />

von Abläufen und natürlich die bestmögliche Versorgung der Patienten im Mittelpunkt der Anstrengungen –<br />

um dem selbst gestellten hohen Anspruch gerecht zu werden. Entlang einer Patientengeschichte werden im<br />

Folgenden schlaglichtartig die wesentlichen unfallmedizinischen Neuerungen an den BG-Kliniken aus dem<br />

vergangenen Jahr beleuchtet.<br />

Es ist kurz vor 17 Uhr am 22. März <strong>2011</strong>. Die Fotovoltaikanlage<br />

auf einem Hausdach in Elmshorn nimmt langsam Gestalt an.<br />

Zum Feierabend packt der Elektrikerlehrling David Marx auf<br />

dem Dach sein Werkzeug zusammen. Als der 17-Jährige eine<br />

Richtschnur aufrollt, tritt er versehentlich auf eine Plexiglasplatte.<br />

Die Platte bricht – David Marx rutscht ab, achteinhalb Meter in<br />

die Tiefe. „Ich wollte um Hilfe schreien, aber ich konnte nicht.<br />

Das war schrecklich“, sagt er knapp ein Jahr später.<br />

Sein älterer Bruder ist auch auf der Baustelle. Der geschulte<br />

Ersthelfer sieht, was passiert ist, und reagiert prompt. Er versorgt<br />

den Verletzten und ruft den Krankenwagen. Erste Erleichterung:<br />

David kann die Füße bewegen. Dann wird er in die<br />

nächstgelegene Klinik Elmshorn gebracht. Dort wird geröntgt<br />

und ein CT erstellt. „Dann haben die Ärzte direkt gesagt, dass<br />

das eine Liga zu hoch für sie ist“, berichtet David. Noch<br />

am selben Abend wird der Patient ins BG Unfallkrankenhaus<br />

Hamburg verlegt.<br />

Kooperationen beschleunigen die Akutversorgung<br />

Dass der Arzt in Elmshorn den Patienten ohne zu zögern an<br />

das überregionale Traumazentrum verlegt, ist einer Koopera-<br />

tion der beiden Krankenhäuser zu verdanken. Für David Marx<br />

war das großes Glück. Dem jungen Elektrikerlehrling drohte aufgrund<br />

seiner komplexen Verletzungen am rechten Arm ein<br />

Nervenschaden mit Fallhand. Doch die fachgerechte Versorgung<br />

setzte so früh ein, dass ein Folgeschaden vermieden<br />

werden konnte.


Dieses Ziel verfolgen auch die neuen Traumanetzwerke, die<br />

<strong>2011</strong> in weiten Teilen Deutschlands entstanden sind. Sie sollen<br />

gewährleisten, dass der Patient direkt vom Unfallort in ein Krankenhaus<br />

der passenden Versorgungsstufe mit freien Kapazitäten<br />

gebracht wird. Die berufsgenossenschaftlichen Unfallkliniken<br />

sind mit ihrer 24-Stunden-Vorhaltung und ihrer technisch-apparativen<br />

Ausstattung innerhalb dieser Netzwerke als überregionale<br />

Traumazentren auf der obersten Versorgungsstufe anerkannt (zu<br />

Traumanetzwerken s. auch S. 14).<br />

Prof. Dr. Volker Bühren, Ärztlicher Direktor der Berufsgenossenschaftlichen<br />

Unfallklinik Murnau und Sprecher der Ärztlichen<br />

Direktoren der Unfallkliniken, betrachtet die Netzwerke als enormen<br />

Fortschritt in der akutmedizinischen Schwerpunkt versorgung<br />

der Unfallkrankenhäuser. „Die Traumanetzwerkbildungen<br />

bringen unsere Unfallkliniken entscheidend voran“, sagt er.<br />

Bereits jetzt zeichne sich ab, „dass die Patienten entsprechend<br />

ihren Verletzungsschweregraden deutlich schneller dort sind,<br />

wo sie am besten behandelt werden können“. Prof. Bühren beobachtet<br />

dabei einen „Konzentrationsprozess, der der Patientenversorgung,<br />

aber auch der Auslastung und Wirtschaftlichkeit<br />

der Häuser zugutekommt“. Denn die Netzwerke tragen nach<br />

seiner Erfahrung dazu bei, dass die Hürde der Weiterverlegung<br />

abgebaut wird.<br />

Prof. Bühren weist auch darauf hin, dass die neun Akutkliniken<br />

der Unfallversicherung zehn Prozent der Maximalversorgung<br />

innerhalb der Netzwerke stellen. In einigen Regionen übernehmen<br />

sie derzeit auch die Rolle des Fortbilders für Nachbarkrankenhäuser.<br />

So wurden zum Beispiel die BG Kliniken Bergmannstrost<br />

in Halle <strong>2011</strong> als überregionales Traumazentrum<br />

zertifiziert und bilden nun Ärzte aus umliegenden Allgemeinkrankenhäusern<br />

fort, damit das gesamte Netzwerk bald zertifizierungsreif<br />

ist.<br />

BG-Kliniken sind wichtiger Motor bei Innovationen<br />

David Marx wird um ein Uhr nachts in den OP-Saal des BG Unfallkrankenhauses<br />

Hamburg gebracht. Der unfallchirurgische Oberarzt<br />

Dr. Jan Meiners plant den Eingriff. Der Befund nach Differenzialdiagnostik:<br />

komplizierter Bruch des Oberarms, gebrochenes<br />

Ellbogengelenk, beidseitige Fugensprengungen im Becken, Fraktur<br />

der Lendenwirbel eins bis fünf und Bogenwurzelfraktur am<br />

fünften Lendenwirbel. Auch seine Lunge ist gequetscht – das<br />

erklärt, warum er nicht schreien konnte.<br />

Die Wirbelsäulenfraktur ist stabil und bedarf keiner Operation.<br />

Dennoch haben Meiners und sein Spezialistenteam am Hamburger<br />

Unfallklinikum viel zu tun: Sie stabilisieren das Ellbogen-<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 9<br />

gelenk mit einer Zuggurtungsosteosynthese, einer Art Seilzug.<br />

Den Oberarmknochen hält eine spezielle Platte mit sechs<br />

Schrauben zusammen, die eigens an der Hamburger Klinik entwickelt<br />

worden ist. Diese sogenannte multidirektional-winkelstabile<br />

Plat ten ostheosynthese ist nach den Ergebnissen aus<br />

dem Hamburger Unfallklinikum besonders bei komplizierten<br />

Brüchen und bei Knochenheilungsstörungen Mittel der Wahl.<br />

Große operative Erfahrung setzt zudem die Iliosakralfugensprengung<br />

an David Marx’ Becken voraus.<br />

Arbeiten auf höchstem medizinischen Niveau – das ist es, was<br />

der 42-jährige Unfallchirurg Meiners an seiner Tätigkeit im Hamburger<br />

Unfallklinikum am meisten schätzt. Denn die Techniken,<br />

Vorgehensweisen, Geräte und Materialien, mit denen die berufsgenossenschaftlichen<br />

Unfallkliniken arbeiten, sind noch lange<br />

nicht bundesweiter Standard. Viele Neuerungen werden in Eigenregie<br />

oder in Universitätskooperationen entwickelt und kommen<br />

zunächst nur in den Kliniken zum Einsatz, die an der Entwicklung<br />

beteiligt waren. So war es mit den multidirektional-winkelstabilen<br />

Ostheosyntheseplatten – und so ist es auch mit anderen Neuentwicklungen<br />

in der Akutmedizin.<br />

Die BG Unfallklinik Murnau arbeitet zum Beispiel bei Brandverletzungen<br />

seit <strong>2011</strong> in großem Stil mit der sogenannten Vakuumversiegelungstherapie.<br />

Das Verfahren stammt eigentlich aus<br />

der septischen Chirurgie, hat sich aber laut Prof. Bühren inzwischen<br />

auch bei der Versorgung von Brandwunden bewährt.<br />

„Das scheint die Behandlung wesentlich zu verbessern“, so Prof.<br />

Bühren. Er nennt ein weiteres Beispiel: der Einsatz von minimalinvasiven<br />

Fixierungssystemen auch für Notfallverletzte in<br />

der Wirbelsäulenchirurgie.<br />

Die BG Unfallklinik Frankfurt am Main wiederum setzt auf neuartige<br />

beschichtete Implantate und antibiotikabeschichtete Nägel<br />

bei Knochenheilungsstörungen. Auch die Knochenverpflanzung,<br />

bei der Knochenmaterial etwa aus dem Oberschenkel gewonnen<br />

wird, um es anderswo einzupflanzen und größere Knochenbeschädigungen<br />

zu überbrücken, nennt der Ärztliche Direktor der<br />

Frankfurter Klinik Prof. Dr. Reinhard Hoffmann als Beispiel für<br />

neue Verfahren in der akutmedizinischen Schwerpunktversorgung,<br />

die in Frankfurt eingesetzt werden.<br />

Beispiele für Eigenentwicklungen der berufsgenossenschaftlichen<br />

Kliniken gibt es auch aus dem Bereich der Rehabilitation:<br />

So steht in der BG Unfallklinik Duisburg in Buchholz seit <strong>2011</strong><br />

der erste Handbike-Simulator Deutschlands. An dem Gerät können<br />

Rollstuhlfahrer einen virtuellen Radfahrer über eine Computerstrecke<br />

schicken. Entwickelt haben es das „reha team West“<br />

und die Rollstuhlwerkstatt in der Unfallklinik.


10 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Investitionen in zukunftsfähige Strukturen<br />

Der junge Elektrikerlehrling David Marx bekommt postoperativ<br />

einen elektrischen Rollstuhl zur Verfügung gestellt. Den braucht<br />

er aber nur zwei Monate lang, um im BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />

von A nach B zu kommen. Dann sagt der Arzt zu ihm: „Stehen<br />

Sie jetzt einfach mal auf.“ Bis dahin hat David Marx manchmal<br />

noch Schlimmstes befürchtet. „Aber als ich das erste Mal wieder<br />

auf meinen Füßen stehen konnte, ging es wieder bergauf“, berichtet<br />

er. Wenig später verlässt er das „Boberg“, wie David Marx<br />

das BG Unfallkrankenhaus Hamburg schon liebevoll nennt. Denn<br />

in den zehn Wochen seines stationären Aufenthalts ist es für den<br />

jungen Mann, der anderthalb Autostunden entfernt bei seinen<br />

Eltern auf dem Land wohnt, zur zweiten Heimat geworden.<br />

„Ich habe mich wie zu Hause gefühlt“, sagt David Marx. „Wenn<br />

ich ein Problem hatte, war immer jemand da, mit dem ich reden<br />

konnte.“ Probleme hatte er anfangs zum Beispiel beim Schlafen.<br />

In einem normalen Bett konnte er mit seiner Rückenverletzung<br />

nicht gut liegen. Nachdem David das einer Krankenschwester<br />

gesagt hatte, hat sie ihm ein Luftbett organisiert und von da an<br />

schlief David besser. „Da denkt der Körper, man bewegt sich“,<br />

schildert er das Liegegefühl. Das Luftbett ist so konstruiert, dass<br />

es Druckstellen durch Druckverlagerung vermeidet.<br />

Die gute Ausstattung der berufsgenossenschaftlichen Kliniken<br />

hat nicht nur der Patient Marx als angenehm erfahren. Auch Ärzte<br />

und Direktoren schätzen es, wenn etwa notwendige Investitionen<br />

nicht lange auf sich warten lassen. Große Baumaßnahmen<br />

laufen derzeit unter anderem in Berlin und in Frankfurt. In der<br />

Main-Metropole ist Mitte <strong>2011</strong> ein 40 Millionen Euro teurer Neubau<br />

mit komplettem OP-Trakt und Notaufnahme in Betrieb gegangen.<br />

Darin sind auch Radiologie, Notfallambulanz mit Schockraum, die<br />

Leitstelle des Notarzteinsatzfahrzeugs (NEF) und die hochmoderne<br />

Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung (ZSVA) untergebracht<br />

(zu Investitionen s. S. 44).<br />

Zudem ist ein neuer Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach<br />

entstanden, der über einen Aufzug und einen eigenen Weg direkt<br />

mit dem Schockraum verbunden ist. Neben dem Schockraum<br />

gehören zur neuen Notfallambulanz ein Gipsraum, ein septischer<br />

und ein aseptischer Eingriffsraum. Im Bereich der Radiologie<br />

wurden zwei konventionelle Röntgenkabinen, CT und MRT und<br />

ein Angiografieplatz für das Röntgen von Gefäßen in Betrieb<br />

genommen. „Der Patient kann rein- und rausgefahren werden,<br />

ohne umgelagert werden zu müssen. Das ist für die Wirbelsäulenchirurgie,<br />

aber auch für andere Bereiche, etwa komplexe<br />

Beckenbrüche, eine sehr gute neue Entwicklung“, so der Ärztliche<br />

Direktor Prof. Dr. Reinhard Hoffmann. „Wegeführung und<br />

Prozesse sind nun optimal neu eingestellt.“<br />

Stolz ist Prof. Hoffmann auch auf die neue OP-Abteilung mit<br />

sieben modernen Operationssälen, die radiologisch und mit<br />

weiteren diagnostischen und therapeutischen Apparaten vernetzt<br />

sind. „Der Operateur hat nun alle Daten des Patienten aus<br />

der Radiologie und CT inneroperativ vorliegen“, sagt der Ärztliche<br />

Direktor. Absolutes Highlight ist aber die BrainSuite: Sie<br />

ermöglicht das bildgesteuerte, computergestützte Operieren<br />

und ist in dieser Integrationstiefe einmalig in Deutschland.<br />

Prof. Hoffmanns Fazit: „Der Neubau war ein wichtiger Schritt<br />

nach vorn.“<br />

Ähnlich sieht es in Berlin aus. Am Unfallkrankenhaus Berlin<br />

(ukb) wird die Rettungsstelle für neun Millionen Euro erneuert.<br />

Ein Teil davon wurde bereits <strong>2011</strong> eröffnet, 2012 sollen die Arbeiten<br />

abgeschlossen werden. „Wir wollen damit den Workflow<br />

deutlich verbessern“, sagt Prof. Dr. Haider, Geschäftsführer<br />

des ukb. Die alte Rettungsstelle war für rund 13.500 Patienten<br />

konzipiert; die neue stellt sich auf die tatsächliche Zahl von<br />

fast 60.000 Notfallpatienten pro Jahr ein.<br />

Zusätzlich wird die sogenannte „Manchester Triage“ eingeführt<br />

– ein Ampel-Kategorisierungs-System, das hilft, den<br />

akuten Behandlungsbedarf von Patienten zu erkennen, egal<br />

ob sie verletzt oder anders erkrankt sind. Die Triage wird<br />

auch elektronisch im Krankenhausinformationssystem hinterlegt.<br />

„Entscheidend ist, dass nun räumlich alles so übersichtlich<br />

gestaltet ist, dass man den Schwerkranken oder Schwerverletzen<br />

sofort erkennt, damit der, der es benötigt, sofort<br />

die richtige Diagnostik und Therapie bekommt“, so Prof. Dr.<br />

Ekkernkamp, Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer des ukb.


Neu ans Netz gegangen ist im ukb <strong>2011</strong> auch eine Intensivabteilung<br />

mit 19 Betten, die komplett elektronisch vernetzt sind. Dabei<br />

kommt ein neues Patientendatenmanagement zum Einsatz.<br />

Es erlaubt laut Prof. Ekkernkamp „Dokumentation und Kommunikation<br />

auf absolut modernstem Niveau“. Alle Geräte, die mit<br />

Beatmung zu tun haben, werden zentral überwacht. Alle Daten<br />

sind im System. „Der Pflegeüberleitungsbericht fällt sozusagen<br />

einfach aus dem System heraus, und das ist an jedem Intensivarbeitsplatz<br />

gleich“, schwärmt der Berliner Klinikchef.<br />

Zusammenarbeit: gezieltes Miteinander und kurze Dienstwege<br />

Eine gute bauliche und technische Ausstattung erleichtert den<br />

BG-Kliniken die hohe Professionalität. So sieht es der Hamburger<br />

Oberarzt Dr. Meiners. Diese und der hohe Qualitätsanspruch<br />

begeistern ihn immer wieder. „Alle arbeiten zusammen ganz klar<br />

auf ein Ziel hin: die oft jungen Leute schnell wieder fit und arbeitsfähig<br />

zu machen“, sagt Dr. Meiners. Die Zusammenarbeit<br />

mit Pflegekräften und Physiotherapeuten im „Boberg“ schildert<br />

er als „so gutes Miteinander, wie anderswo kaum vorstellbar“.<br />

Alle Abläufe seien standardisiert und gut synchronisiert. Die<br />

interprofessionelle Kommunikation funktioniert Dr. Meiners zufolge<br />

auch auf kürzestem Dienstweg hervorragend.<br />

Auch Prof. Bühren sieht darin eine vielleicht zukunftsweisende<br />

Stärke der BG-Kliniken. „Zwischen den einzelnen Kliniken und<br />

Abteilungen sind die Wege sehr viel durchlässiger. Auch die Hürden<br />

zwischen den Funktionsbereichen sind bei den BG-Kliniken<br />

nicht so hoch wie in anderen Krankenhäusern“, sagt er. Als Grund<br />

dafür nennt er die stringente Organisationsform der Kliniken mit<br />

ihrer Zentrierung auf die Unfallchirurgie. „Sie verlangt es ab,<br />

dass sich letztlich alle Abteilungen einem Ziel unterordnen. Mit<br />

dieser klaren Zielvorgabe unterscheiden sich die BG-Kliniken<br />

deutlich von anderen Krankenhäusern, die ein weit aufgefächertes<br />

Leistungsspektrum haben“, so Prof. Bühren.<br />

Bedingungen für höchste Qualität weiterentwickeln<br />

Der hohe Qualitätsanspruch der BG-Kliniken spiegelt sich auch<br />

in ihrer Gründungsmitgliedschaft bei der „Initiative Qualitätsmedizin<br />

(IQM)“. Dieser freiwillige Zusammenschluss von Kliniken<br />

setzt darauf, Ergebnisqualität anhand von Routinedaten zu erhe-<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 11<br />

ben und darzustellen. „Ich fand es richtig gut, dass die BG-Kliniken<br />

von Anfang an dabei waren. Die Dinge, mit denen wir beauftragt<br />

sind, werden bei uns mit allen vorstellbaren Facetten,<br />

inklusive Wiederherstellungs- und plastischer Chirurgie, sehr gut<br />

abgearbeitet. Deshalb tat es uns gut, dass wir einen Vergleich<br />

nicht scheuen“, sagt IQM-Gründungsvater Prof. Ekkernkamp. Inzwischen<br />

zeige sich aber, dass das System die Spezialitäten<br />

der Unfallchirurgie zu wenig erfasse. Das soll sich nun ändern.<br />

„Unsere BG-Kliniken wären noch motivierter und noch aktiver<br />

bei IQM, wenn etwas mehr auf die Inhalte der Unfallmedizin fokussiert<br />

würde“, so Prof. Ekkernkamp. Auf seinen Vorschlag hin<br />

ist der Generalsekretär der Fachgesellschaft der Unfallchirurgen<br />

Prof. Hartmut Siebert in den IQM-Beirat berufen worden. Verbesserungsbedarf<br />

sieht Prof. Ekkernkamp auch bei den „Peer<br />

Reviews“, also den Expertenbewertungen im Rahmen von IQM.<br />

Dass die Dokumentation ausgedruckt werden muss, sei „ein<br />

sperriger Akt, wenn man mit einem KIS arbeitet“, dem Krankenhausinformationssystem.<br />

Wichtig sei zudem, dass die Entscheider<br />

mit am Tisch sitzen.<br />

Etwas kritischer bewertet das der Frankfurter BG-Klinikchef<br />

Prof. Hoffmann. Er betrachtet den Aufwand für ein freiwilliges<br />

unentgeltliches Peer Reviewing als problematisch angesichts<br />

der Arbeitsverdichtung in den Kliniken und fordert eine Entgeltlösung.<br />

Zur Darstellung und Sicherung der Qualität an seiner<br />

Klinik setzt Prof. Hoffmann auf Zertifizierungen. „Wir sind praktisch<br />

einmal durchzertifiziert“, sagt er. Die Klinik hat das aufwändige,<br />

aber hoch anerkannte KTQ-Verfahren durchlaufen. Sie<br />

ist die erste Klinik mit einer Reha-Zertifizierung und die einzige<br />

im Großraum Frankfurt mit einer Zertifizierung für ihre Handchirurgie.<br />

<strong>2011</strong> wurde sie auch für die Akutschmerztherapie zertifiziert.<br />

„Das ist ein ordentliches Portfolio“, so Prof. Hoffmann.<br />

Dieses Streben nach Qualität ist auch für die Patienten spürbar<br />

und hat im Idealfall greifbare Ergebnisse. David Marx ist ein Jahr<br />

nach seinem schweren Unfall kaum noch eingeschränkt. Er<br />

humpelt nur noch ein bisschen und kann nicht schwer heben.<br />

Seinen alten Beruf wird er nicht weiter erlernen. Er hat jetzt<br />

eine Umschulung begonnen. „Dass das so schnell ging, liegt<br />

auch am Krankenhaus“, sagt er.


12 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Anruf beim diensthabenden Chirurgen einer BG-Klinik: Die Einsatzleitstelle<br />

der örtlichen Feuerwehr meldet einen Schwerstverletzten<br />

an, der umgehend behandelt werden muss. Jetzt zählt<br />

jede Minute! Der Schockraum wird auf Körpertemperatur vorgeheizt,<br />

das CT-Gerät vorbereitet und das Schockraumteam zusammengerufen.<br />

Das interdisziplinäre Team aus Ärzten und Pflegekräften<br />

versammelt sich im Schockraum der Notfallaufnahme.<br />

Dann trifft der Rettungswagen ein. Sanitäter transportieren den<br />

Verletzten zum Schockraum, wo er an das Team übergeben<br />

wird. Mit dem sogenannten Schockraum- oder Traumaleader an<br />

der Spitze arbeiten jetzt Chirurgen, Anästhesisten, Radiologen<br />

und Pflegekräfte Hand in Hand, Spezialisten weiterer Disziplinen<br />

werden nach Bedarf hinzugezogen.<br />

Sofortmaßnahmen binnen weniger Minuten<br />

Wie ein Uhrwerk greifen die Arbeitsschritte ineinander – und<br />

folgen dem gleichen, tausendfach praktizierten Schema. Nach<br />

der Erstuntersuchung werden lebensrettende Sofortmaßnahmen<br />

eingeleitet, also die Sicherung des Atemwegs, Beatmung<br />

Jede Minute zählt<br />

Hervorragendes Polytraumamanagement an den BG-Kliniken<br />

Jahr für Jahr erleiden über 35.000 Menschen in Deutschland schwere, oft lebensbedrohliche Verletzungen.<br />

Die BG-Kliniken bieten von jeher ein optimales Behandlungsmanagement für diese Polytraumapatienten.<br />

und Kreislaufstabilisierung. Der Computertomograf erstellt<br />

binnen weniger Minuten einen Ganzkörperscan des Patienten<br />

(die sogenannte „Traumaspirale“), weitere Untersuchungen<br />

folgen. Das Behandlungsteam hat nun ein genaues Bild von Art<br />

und Ausmaß der Verletzungen und eine fundierte Grundlage,<br />

um die nächsten Schritte zu planen. Eventuell ist eine Operation<br />

erforderlich oder eine intensivmedizinische Versorgung. Die<br />

Maßnahmen werden nach Dringlichkeit bewertet und entsprechend<br />

durchgeführt.<br />

Bestens vorbereitet für den Notfall<br />

Ob im Straßenverkehr, am Arbeitsplatz, beim Sport oder im<br />

Haushalt: Jahr für Jahr erleiden über 35.000 Menschen in Deutschland<br />

schwergradige Verletzungen, oft mit tödlichem Ausgang.<br />

Medizinisch spricht man von einem Polytrauma: Der Betroffene<br />

erleidet mehrere Verletzungen, die einzeln oder in Kombination<br />

lebensbedrohlich sind. Besonders häufig treten Schädel-Hirn-,<br />

Gliedmaßen- und Thoraxverletzungen auf. Für die Überlebenschancen<br />

des Patienten ist zweierlei entscheidend: einerseits der


Faktor Zeit, und dann ein möglichst optimales Behandlungsmanagement<br />

– von der Erstversorgung an der Unfallstelle bis<br />

zur Weiterbehandlung in der Klinik.<br />

Für die qualifizierte Polytraumaversorgung in Deutschland<br />

spielen die BG-Kliniken von jeher eine zentrale Rolle: dank ihres<br />

umfassenden Know-hows, aber auch aufgrund ihrer beispielhaften<br />

personellen und technischen Ausstattung. Ein eigener<br />

Hubschrauberlandeplatz, Schockraum, Ganzkörper-CT (teils<br />

im Schockraum selbst) und Not-OP-Säle in Schockraumnähe gehören<br />

ebenso zum Standard wie die 24-Stunden-Verfügbarkeit<br />

des Fachpersonals sowie klar definierte Kommunikationswege<br />

zwischen Rettungsdiensten und Kliniken (Stichwort: Traumatelefon).<br />

Nicht umsonst haben die BG-Kliniken in den Traumanetzwerken<br />

zumeist die führende Funktion und erfüllen als überregionale<br />

Traumazentren alle Kriterien einer Maximalversorgung<br />

(zu Traumazentren s. S. 14).<br />

Die ersten 60 Minuten entscheiden<br />

Zentrale Herausforderung eines erfolgreichen Polytraumamanagements<br />

ist es, den Zeitraum zwischen Verletzung und klinischer<br />

Versorgung so kurz wie möglich zu halten. Als Richtwert<br />

gilt die sogenannte „Golden Hour of Shock“: Danach soll der Verletzte<br />

binnen 60 Minuten in eine geeignete Klinik gebracht werden,<br />

um eine Verschlechterung seines Zustands, wie ein Organvorsagen,<br />

zu verhindern. Auch im Schockraum gilt es keine<br />

Zeit zu verlieren, denn jede Minute kann über Leben oder Tod<br />

des Patienten entscheiden. Doch Zeit sparen bedeutet nicht<br />

schneller und hektischer zu arbeiten, sondern sich gezielt auf<br />

die Abwendung unmittelbar lebensbedrohlicher Gefahren zu<br />

konzentrieren.<br />

Standardisierte Handlungsabläufe<br />

Mit exakt festgelegten, perfekt eingeübten Behandlungsabläufen,<br />

wie sie an den BG-Kliniken praktiziert werden, wird genau<br />

dies erreicht: die zeitkritische Schockraumversorgung<br />

Ca.140<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 13<br />

des Patienten wird optimiert und verkürzt. Ein sogenannter<br />

Schockraum-Algorithmus gibt ein verbindliches Schema vor,<br />

welche Handlungsabfolgen typischerweise bei der Polytraumaversorgung<br />

umzusetzen sind – je nach Zustand des Patienten<br />

und Behandlungsanforderungen. International etablierte Ausbildungs-<br />

und Behandlungskonzepte wie zum Beispiel das<br />

„Advanced Trauma Life Support (ATLS)“ im initialen Traumamanagement<br />

kommen zum Einsatz. Mit diesem Standard kön-<br />

nen die schwerwiegendsten Verletzungen identifiziert und Störungen<br />

der Vitalfunktionen zeitnah behandelt werden. Mithilfe<br />

spezieller Arbeitsgruppen und Qualitätszirkel sorgen die BG-Kliniken<br />

dafür, dass ihre Arbeitsabläufe im Sinne eines permanenten<br />

Qualitätsmanagements ständig überprüft werden, um Verbesserungspotenziale<br />

zu identifizieren und für eine leitliniengerechte<br />

Umsetzung zu sorgen. Regelmäßig stattfindende interdisziplinäre<br />

Fortbildungen gewährleisten, dass die jeweiligen Mitarbeiter<br />

immer auf dem neuesten Kenntnisstand sind.<br />

Baulich und technisch „State of the art“<br />

Aber auch hinsichtlich baulicher Struktur und technischer Ausstattung<br />

streben die BG-Kliniken beständig vorwärts: Das Unfallkrankenhaus<br />

Berlin baut beispielsweise derzeit seine Rettungsstelle<br />

auf einer Fläche von 1.600 Quadratmetern nach modernsten<br />

Standards um: 156-qm-Schockraum mit neuem CT, 33 Behandlungsplätze,<br />

„Chest Pain Unit“ und Zentralmonitoring. Am BG Universitätsklinikum<br />

Bergmannsheil Bochum entsteht ein neuer<br />

Funktionstrakt mit komplett modernisierter Notfallaufnahme mit<br />

zwei Schockräumen, OP-Zentrum mit 14 Sälen, Intensivstationen,<br />

Radiologie und Zentrallabor. Die BG Unfallklinik Duisburg<br />

hat, wie andere BG-Kliniken zuvor, die digitale Radiologie eingeführt,<br />

um die bildgebende Diagnostik zu verkürzen. Und das<br />

„Bergmannstrost“ in Halle hat einen modernen Mehrzeilen-<br />

CT direkt im Schockraum installiert, um die Behandlungsdauer<br />

in der kritischen Versorgungsphase zu verkürzen. Alle Maßnahmen<br />

tragen dazu bei, die besondere Rolle der BG-Kliniken beim<br />

Polytraumamanagement auch in Zukunft zu sichern.<br />

Mitarbeiter haben täglich Bereitschaftsdienst,<br />

um die 24-Stunden-Versorgung in den Schockräumen<br />

der BG-Kliniken zu gewährleisten.


14 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

In höchstens 30 Minuten zum Schockraum<br />

BG-Kliniken bundesweit führend in den DGU-Traumanetzwerken<br />

Die Traumanetzwerke der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) spielen mittlerweile in ganz<br />

Deutschland eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, binnen kürzester Zeit eine große Zahl verletzter Patienten<br />

zu versorgen. Als überregionale Traumazentren und wegen ihrer vielfältigen chirurgischen Spezialdisziplinen<br />

unter anderem für Hand-, Brand- und Rückenmarkverletzte nehmen die BG-Kliniken in den jeweiligen Netzwerken<br />

eine bedeutende Stellung ein.<br />

Die Aufnahmekriterien der 2004 von der Deutschen Gesellschaft<br />

für Unfallchirurgie (DGU) gegründeten Initiative „TraumaNetzwerk<br />

DGU ® “ sind anspruchsvoll: Um Mitglied eines Traumanetzwerks<br />

zu werden, muss eine Klinik standardisierte Abläufe bei<br />

der Aufnahme, Akutbehandlung und Verlegung von Patienten<br />

gewährleisten. Weitere Voraussetzungen sind regelmäßige<br />

Fortbildungen der Mitarbeiter, ein systematisches Qualitätsmanagement,<br />

ein einheitliches Schockraummanagement und<br />

die Teilnahme an einem internationalen Traumaregister zur statistischen<br />

Erfassung und Auswertung von Unfallverletzungen.<br />

Die wissenschaftliche Begleitung des Zertifizierungsprozesses<br />

obliegt dem sogenannten „Arbeitskreis zur Umsetzung des<br />

Weißbuchs/TraumaNetzwerkD (AKUT)“, der von notfallmedizinischen<br />

Fachexperten, Unfallforschern sowie Vertretern von Rettungsdiensten<br />

und Krankenhausträgern unterstützt wird.<br />

Mit der Initiative will die DGU gewährleisten, dass jeder schwerverletzte<br />

Unfallpatient in Deutschland innerhalb von höchstens<br />

30 Minuten den Schockraum einer geeigneten Klinik erreicht.<br />

Dreistufiges Prinzip: lokal, regional und überregional<br />

Innerhalb eines Traumanetzwerks erfolgt jeweils eine dreistufige<br />

Kategorisierung in lokale, regionale und überregionale<br />

Traumazentren. Grundlage für die Zuordnung sind bestimmte<br />

Ausstattungsmerkmale der Klinik, wie etwa ein eigener Hubschrauberlandeplatz,<br />

ein Schockraum, eine Radiologie und<br />

eine Intensivstation, sowie ausreichend Fachpersonal für die<br />

Rund-um-die-Uhr-Versorgung schwerverletzter Patienten in<br />

verschiedenen chirurgischen Disziplinen.<br />

Jedes DGU-Traumanetzwerk deckt eine geografisch genau<br />

definierte Fläche ab. Es besteht mindestens aus je einem überregionalen<br />

und einem regionalen Traumazentrum sowie aus<br />

drei Kliniken zur sogenannten Grund- und Regelversorgung (lokale<br />

Traumazentren). Ausnahmeregelungen sind aber möglich:<br />

Da es insbesondere in weniger dicht besiedelten Regionen häufig<br />

an spezialisierten Fachabteilungen fehlt, dürfen manche<br />

überregionale Traumazentren auch mehrere Netzwerke versorgen.<br />

Umgekehrt teilen sich in anderen Fällen mehrere Kliniken<br />

eine Aufgabe.<br />

Überregionale Traumanetzwerke<br />

So bildet etwa die BG Klinik Tübingen zusammen mit dem Universitätsklinikum<br />

Tübingen das überregionale Traumazen trum<br />

für das „TraumaNetzwerk Südwürttemberg“, das am 8. Novem-<br />

ber <strong>2011</strong> offiziell seinen Betrieb aufnahm und zu dem weitere<br />

neun Traumazentren gehören. Die berufsgenossenschaftliche<br />

Schwesterklinik, die BG Klinik Ludwigshafen, wiederum ist<br />

Mitglied des am 11. Mai <strong>2011</strong> zertifizierten „TraumaNetzwerks<br />

Vorderpfalz“. Sie kooperiert als überregionales Traumazentrum<br />

bereits seit 2009 mit kleineren Krankenhäusern im südlichen<br />

Rheinland-Pfalz. Den mitgliederstärksten Zusammenschluss in<br />

Deutschland bilden derzeit 28 Kliniken in Nordrhein-Westfalen:<br />

Das „TraumaNetzwerk Ruhrgebiet“ wurde am 7. April <strong>2011</strong> offiziell<br />

ins Leben gerufen; es hat mit den ebenfalls überregional<br />

kategorisierten Traumazentren BG Unfallklinik Duisburg und „Bergmannsheil“<br />

in Bochum gleich zwei BG-Kliniken in seinen Reihen.<br />

Telemedizin hat verbindende Funktion<br />

Am 9. April <strong>2011</strong> fand in Berlin der 3. Jahreskongress der deutschen<br />

Traumanetzwerke statt. Über 200 Chef- und Oberärzte aus<br />

deutschen und österreichischen Unfallkliniken diskutierten in<br />

Fachvorträgen, wie man bundesweit die flächendeckende Schwerverletztenversorgung<br />

sicherstellen und diese etwa durch neue<br />

Technologien und eine stärkere Vernetzung weiter verbessern<br />

kann. Große Hoffnungen setzen Experten in telemedizinische<br />

Versorgungsangebote. Schon heute verfügt jedes Netzwerkmitglied<br />

über ein sogenanntes „Traumatelefon“, über das Notärzte<br />

rund um die Uhr ihre Kollegen in der Rettungsstelle erreichen und<br />

gezielt über eine bevorstehende Einlieferung informieren können.<br />

So kann der behandelnde Arzt direkt über die Aufnahme entscheiden<br />

und alle notwendigen Vorbereitungen treffen; auch<br />

das Risiko von Übermittlungsfehlern, Fehleinweisungen oder<br />

langen Wartezeiten wird weiter minimiert.<br />

Die Telemedizin ermöglicht den direkten Informations- und<br />

Datenaustausch zwischen den relevanten Fachdisziplinen einzelner<br />

Mitglieder im Traumanetzwerk. Dabei erfolgt die diagnostische<br />

oder therapeutische Unterstützung eines regionalen Krankenhauses<br />

– etwa bei radiologischen, neurologischen oder<br />

internistischen Fragestellungen – mithilfe digitaler Videokonferenz-,<br />

Daten- und Breitbandtechnik durch Experten in Kliniken<br />

mit entsprechenden Fachabteilungen (zur Telemedizin s. S. 18).<br />

Aus diesem Grund rief die DGU, fünf Jahre nach Gründung der<br />

ersten Traumanetzwerke, im Februar 2012 die „TeleKooperation<br />

TNW“ ins Leben: ein deutschlandweites teleradiologisches<br />

Netzwerk, dem sich in den nächsten Jahren bis zu 600 Kliniken<br />

anschließen sollen, darunter auch berufsgenossenschaftliche<br />

Kliniken wie die BG Unfallklinik Murnau. Das standardisierte<br />

System kann vor allem in der Notfallmedizin für einen schnellen


Datentransfer sorgen und lange Wartezeiten, unnötige Doppeluntersuchungen<br />

oder aufwändige Patientenverlegungen vermeiden.<br />

Eine Vorreiterrolle übernimmt hier schon heute das Unfallkrankenhaus<br />

Berlin: Es kooperiert in der Teleradiologie und in<br />

der Teleneurologie bereits seit 2004 mit zahlreichen Kliniken<br />

in Nord- und Ostdeutschland und baut ihr Engagement permanent<br />

weiter aus.<br />

Versorgung in der Hauptstadt überdurchschnittlich gut<br />

Höhepunkt des DGU-Jahreskongresses <strong>2011</strong> war die Zertifizierung<br />

des „TraumaNetzwerks Berlin“. Neben dem Unfallkrankenhaus<br />

Berlin gehören zu den sieben Gründungsmitgliedern mit<br />

den „DRK Kliniken Berlin“, den „HELIOS Kliniken“, dem „Vivantes“<br />

und der Charité alle großen Klinikträger Berlins. Die ausgezeichnete<br />

Versorgungsqualität in der Hauptstadt spiegelt sich<br />

auch in der Kategorisierung der teilnehmenden Häuser wider:<br />

mit fünf überregionalen Traumazentren zählt das „TraumaNetzwerk<br />

Berlin“ zu den leistungsfähigsten DGU-Netzwerken in<br />

BG-Kliniken in den DGU-Traumanetzwerken (TNW)<br />

TNW Hamburg<br />

TNW Ruhrgebiet<br />

TNW Hessen/Südhessen<br />

TNW Vorderpfalz<br />

TNW Südwürttemberg<br />

BG Universitätsklinikum<br />

Bergmannsheil Bochum<br />

BG Unfallklinik Duisburg<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 15<br />

Deutschland; entsprechend hoch sind auch die Erwartungen.<br />

Im umliegenden Brandenburg gibt es kaum Kliniken der Maximalversorgung,<br />

daher sollen hier schnellstmöglich weitere lokale<br />

Krankenhäuser gewonnen und an das Berliner Versorgungsnetz<br />

angeschlossen werden.<br />

Großer Bedarf in Flächenländern<br />

Anfang 2012 gab es bundesweit 31 zertifizierte DGU-Traumanetzwerke,<br />

insgesamt 881 Kliniken haben sich der Initiative schon<br />

angeschlossen. Im Osten Deutschlands sind neben Berlin bislang<br />

nur das „TraumaNetzwerk Mecklenburg-Vorpommern“ und<br />

das „TraumaNetzwerk Westsachsen“ zertifiziert. Als Nächstes<br />

soll das 2007 von den BG Kliniken Bergmannstrost Halle gegründete<br />

„TraumaNetzwerk Sachsen-Anhalt Süd“ hinzukommen, in<br />

dem das „Bergmannstrost“ als überregionales Traumazen trum<br />

eine Führungsrolle übernimmt. Aber auch im Westen ist noch<br />

viel zu tun: Insbesondere Flächenländer wie Niedersachsen würden<br />

hier profitieren.<br />

BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />

BG Unfallambulanz und Rehazentrum Bremen<br />

BG Unfallklinik<br />

Frankfurt am Main<br />

BG Klinik Ludwigshafen<br />

BG Klinik Tübingen<br />

Unfallkrankenhaus Berlin<br />

BG Unfallbehandlungsstelle Berlin<br />

BG Unfallklinik<br />

Murnau<br />

BG Kliniken<br />

Bergmannstrost Halle<br />

BG Klinik für Berufskrankheiten<br />

Falkenstein<br />

BG Klinik für Berufskrankheiten<br />

Bad Reichenhall<br />

TNW Berlin<br />

TNW Sachsen-Anhalt Süd<br />

(Zertifizierung in 2012)<br />

TNW München-Oberbayern-Süd


16 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Mobiler Lebensretter<br />

Transportable Mini-Herz-Lungen-Maschine eröffnet neue Behandlungschancen<br />

ECMO-Systeme sind für schwerstkranke Patienten mit Lungen- oder Herz-Kreislauf-Versagen oft die letzte<br />

Behandlungsoption. Die Geräte sind so kompakt, dass sie sogar beim Patiententransport „mitreisen“ können.<br />

Markus Kramer* hat großes Glück gehabt: Nach einem<br />

schweren Unfall wird er ins BG Universitätsklinikum Bergmannsheil<br />

Bochum eingeliefert, erste Akutmaßnahmen werden<br />

durchgeführt – doch plötzlich: akutes Lungenversagen! Dies<br />

ist eine lebensbedrohliche Situation. Weil die künstliche<br />

Beatmung droht die Lunge zu schädigen, gibt es für das Behandlungsteam<br />

nur noch einen Ausweg: die Therapie mit<br />

einer sogenannten ECMO-Maschine. Die „Extrakorporale<br />

Membranoxygenierung (ECMO)“ gibt der verletzten Lunge<br />

Zeit, sich zu regenerieren und ihre Funktion wieder selbst-<br />

ständig aufzunehmen – eine Maßnahme, die Kramer schließlich<br />

das Leben rettet.<br />

ECMO-Maschine übernimmt Organfunktion<br />

Vom Prinzip her ist ein ECMO-Gerät eine auf ihre Grundfunktion<br />

reduzierte Herz-Lungen-Maschine: Sie übernimmt zeitweise<br />

die Funktion der Lunge bzw. des Herzens und entlastet dadurch<br />

das geschädigte oder erkrankte Organ. In der Zwischenzeit<br />

können die Ärzte weitere Therapien einleiten und die Ursache<br />

des Organversagens behandeln.<br />

Auch BG-Kliniken setzen ECMO-Systeme ein, um für polytraumatisierte<br />

und schwerstkranke Patienten eine weitere Behandlungsoption<br />

vorzuhalten – etwa das Berufsgenossenschaftliche<br />

Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, das Unfallkrankenhaus<br />

Berlin und seit Kurzem auch die BG Unfallklinik Duisburg.<br />

Mit den mobilen Systemen, die in den letzten Jahren immer<br />

kompakter geworden sind, können die Patienten sogar unter<br />

laufender ECMO-Therapie von einer Klinik zur anderen verlegt<br />

werden – sei es mit dem Intensivtransportwagen oder mit<br />

dem Hubschrauber.<br />

Kranke Organe werden entlastet<br />

Der Begriff „Extrakorporale Membranoxygenierung“ bezeichnet<br />

ein künstliches Kreislaufsystem, das außerhalb des<br />

Körpers des Patienten (extrakorporal) angelegt ist und das<br />

dessen Herz- und Lungenfunktion übernehmen kann. Die wesentlichen<br />

Bestandteile sind eine künstliche Lunge (Oxyge-<br />

nator) und eine Blutpumpe, die die Herzfunktion übernimmt.<br />

Angeschlossen wird das Gerät über zwei Kanülen in den<br />

Leistengefäßen des Patienten: Über eine Kanüle wird das Blut<br />

mithilfe der Pumpe angesaugt und herausgeleitet. Außer-<br />

halb des Körpers strömt es durch die künstliche Lunge des<br />

Geräts und wird so mit Sauerstoff angereichert. Anschließend<br />

wird es über die zweite Kanüle wieder zurück in das Gefäßsystem<br />

des Patienten gepumpt. Die Maschine kann entwe-<br />

der nur die Lungenfunktion oder die kombinierte Herz- und<br />

Lungenfunktion in Teilen oder vollständig übernehmen.<br />

„Das geschädigte oder erkrankte Organ wird auf diese Weise<br />

entlastet“, sagt Prof. Dr. Thomas Schildhauer, Ärzt licher<br />

Direktor des Universitätsklinikums Bergmannsheil. „Je nach<br />

Erfolg der anschließenden Therapie kann es später wieder<br />

seine volle Funktion übernehmen.“<br />

Je früher, desto besser<br />

Grundsätzlich bietet sich die ECMO-Therapie bei Patienten<br />

mit Lungen- oder Herzerkrankungen an. Besonders häufig kommt<br />

sie bei einem Lungenversagen zum Einsatz; hier gilt: Je früher<br />

der Patient bei entsprechender Indikation an das ECMO-Gerät<br />

angeschlossen wird, desto besser. Dank der Maschine können<br />

so das Ausmaß und die Dauer einer künstlichen Beatmung verringert<br />

werden, denn diese belastet die ohnehin geschädigte<br />

Lunge oftmals zusätzlich.


Als sich vor gut drei Jahren die sogenannte Schweinegrippe weltweit<br />

ausbreitete, waren Kliniken mit ECMO-Kapazitäten deutschlandweit<br />

besonders gefragt, denn das H1N1-Virus löste bei vielen<br />

Infizierten akutes Lungenversagen aus, hervorgerufen durch<br />

ein schweres Atemnotsyndrom (ARDS). Da die herkömmliche<br />

maschinelle Beatmung oft nicht ausreichte, wurden die Patienten<br />

zusätzlich mit extrakorporalen Lungenunterstützungssystemen<br />

behandelt. Vielen rettete dieses Verfahren das Leben!<br />

Neben der viralen Ursache kann ein akutes Lungenversagen<br />

aber auch durch Unfallverletzungen hervorgerufen werden: beispielsweise<br />

durch eine Verletzung des Brustkorbs oder des<br />

Bauchraums, eine Lungenquetschung (Lungenkontusion), einen<br />

Bluterguss im Brustfell (Hämatothorax) oder eine perforierende<br />

Lungenverletzung. Und auch bei drohendem Herz-Kreislauf- Versagen<br />

kann eine herzunterstützende Therapie mithilfe des<br />

ECMO-Systems Leben retten. Typische Anwendungsgebiete sind<br />

hier eine schwere Lungenembolie, ein Herzinfarkt, eine Herzmuskelentzündung<br />

oder ein kardiogener Schock, der durch eine<br />

verringerte Pumpleistung des Herzens charakterisiert ist.<br />

Im Schnitt werden im Universitätsklinikum Bergmannsheil<br />

rund 40 Patienten pro Jahr mit einer ECMO-Therapie behandelt –<br />

Tendenz steigend. Allerdings ist die Behandlung mit der ECMO-<br />

Maschine sehr aufwändig. Bei einem Lungenversagen liegt die<br />

Behandlungsdauer im Schnitt bei etwa zehn Tagen und sie<br />

erfordert ein intensives Betreuungsmanagement.<br />

Problemloser Transport in die Spezialklinik<br />

Weil die neuen Systeme sehr klein und kompakt sind – eine<br />

moderne ECMO-Maschine wiegt zusammen mit der tragbaren<br />

Steuerkonsole weniger als 20 Kilogramm – eignen sie sich auch<br />

für den Transport. Erleidet etwa ein Patient im Krankenhaus ein<br />

akutes Lungenversagen und sind die dortigen Behandlungsmöglichkeiten<br />

ausgeschöpft, kann er zusammen mit der ECMO-<br />

Maschine in eine BG-Klinik verlegt werden, die über spezifisches<br />

Know-how verfügt. Eine solche Verlegung kann sowohl per<br />

Rettungsfahrzeug als auch per Hubschrauber erfolgen. „Im Intensivtransporthubschrauber<br />

,Christoph Berlin‘ der HDM Luftrettung,<br />

der am Unfallkrankenhaus Berlin stationiert ist, werden<br />

bereits seit 1994 und in Kooperation mit dem Virchow-Klinikum<br />

Etwa 90<br />

Patienten jährlich werden an den BG-Kliniken<br />

mittels ECMO-Therapie behandelt.<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 17<br />

der Charité-Universitätsmedizin, dem Klinikum Bremen Links<br />

der Weser und dem Universitätsklinikum Leipzig ECMO-Systeme<br />

eingesetzt“, sagt Prof. Dr. Jörg Beneker, Leitender Oberarzt für<br />

das Rettungswesen im Unfallkrankenhaus Berlin. Das BG Universitätsklinikum<br />

Bergmannsheil Bochum unterhält eine Kooperation<br />

mit der DRF Luftrettung Dortmund für ECMO-Transporte per<br />

Hubschrauber, für Intensivtransporte im Rettungsfahrzeug arbeitet<br />

man mit dem Transportdienstleister MedCareProfessional<br />

zusammen. Am Unfallkrankenhaus Berlin werden jährlich etwa<br />

fünf bis sechs Patienten mit laufender ECMO-Maschine verlegt,<br />

am „Bergmannsheil“ in Bochum sind es im Schnitt 15.<br />

Mobile Einsatzteams<br />

Jeder ECMO-Transport wird von einem mobilen Einsatzteam<br />

begleitet, bestehend aus Anästhesisten, Unfallchirurgen, Internisten<br />

und – wenn die Klinik, wie das „Bergmannsheil“, eine<br />

Herzchirurgie vorhält – Herzchirurgen und Kardiotechnikern. Fragt<br />

eine Klinik für einen Patienten einen ECMO-Transport an, müssen<br />

zunächst die Behandlungsoptionen, aber auch die Kapazitäten<br />

in der aufnehmenden Klinik geprüft werden. Sind die Rahmenbedingungen<br />

geklärt, fährt das mobile Einsatzteam in die<br />

anfragende Klinik, schließt den Patienten an das ECMO-Gerät<br />

an und transportiert ihn anschließend ins eigene Klinikum, wo<br />

die weitere Behandlung eingeleitet wird.<br />

ECMO auf dem Weg zum Routineverfahren<br />

Für Patienten eröffnet der „mobile Lebensretter“ dort neue<br />

Chancen, wo früher die therapeutischen Möglichkeiten ausgeschöpft<br />

waren. Dank etablierter Verfahren und besserer, kompakterer<br />

Systeme nehmen auch die Einsatzmöglichkeiten für<br />

eine ECMO-Therapie zu. Schwerstkranke Patienten, für die es<br />

früher keine Behandlungsoption mehr gab, etwa weil man sie<br />

nicht in eine spezialisierte Klinik befördern konnte, profitieren<br />

von diesem mobilen Unterstützungsverfahren. Zudem ist die<br />

ECMO-Therapie, der noch vor wenigen Jahren viele mit Ängsten<br />

oder Vorbehalten begegneten, nun mehr und mehr zu einem<br />

gängigen, intensivmedizinischen Verfahren geworden und wird<br />

zunehmend an deutschen Kliniken eingesetzt. Das schafft neue<br />

Behandlungschancen – zum Nutzen für den Patienten.<br />

*Name geändert.


18 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Der direkte Draht zum Spezialisten<br />

Telemedizinische Kooperation fördert flächendeckende Gesundheitsversorgung<br />

Urbanisierung und demografischer Wandel stellen das Gesundheitssystem vor neue Herausforderungen: Mit<br />

dem Einsatz modernster digitaler Kommunikationstechniken im Rahmen der Telemedizin sind die BG-Kliniken<br />

auf diese Entwicklung bestens vorbereitet. Ist etwa an einer Klinik ein über die Breitenversorgung hinausgehendes<br />

medizinisches Spezialwissen gefordert, kann dieses via Fernabfrage von jedem anderen Ort abgerufen<br />

werden. Dies stellt gerade für den ländlichen Raum, wo Spezialisten in der Regel eher rar gesät sind, einen<br />

enormen Schritt hin zu einer flächendeckenden Spitzenversorgung dar.<br />

Die berufsgenossenschaftlichen Unfallkliniken bündeln als<br />

überregionale Traumazentren mit umfassendem Versorgungsauftrag<br />

bundesweit spezifische Kompetenzen, insbesondere<br />

für die Erst- und Sekundärversorgung schwer- und schwerstverletzter<br />

Patienten. Durch die telemedizinische Kooperation mit<br />

anderen Kliniken, wie etwa bei der Teleradiologie, kann das in<br />

den BG-Kliniken vorgehaltene Expertenwissen auch in regionalen<br />

und überregionalen Netzwerkstrukturen angeboten werden.<br />

Telemedizin: Fachwissen auf Abruf an jedem Ort<br />

„Die Antwort auf viele gesundheitspolitische Fragen der Zukunft<br />

liegt in einer Verbesserung der Vernetzung“, sagt Prof. Dr. Axel<br />

Ekkernkamp, Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer des Unfallkrankenhauses<br />

Berlin (ukb). Aus eigener klinischer Erfahrung<br />

und unter gesundheitspolitischen Gesichtspunkten sieht Prof.<br />

Ekkernkamp in der Telemedizin allgemein – und ganz konkret in<br />

der Teleradiologie – einen wesentlichen Beitrag zur zukünftigen<br />

Sicherung einer flächendeckenden medizinischen Versorgung.<br />

Bei der Versorgung von Polytraumapatienten spielt die Bild gebung<br />

eine wesentliche Rolle, denn für die erfolgreiche Behandlung<br />

und Rehabilitation ist eine schnelle und umfassende Diagnostik<br />

zentral. Diese kann entweder in den berufsgenossenschaftlichen<br />

Unfallkliniken selbst, oder aber durch Hinzuziehung ihrer Exper-


ten mittels der Teleradiologie geleistet werden. Die Nutzung öffentlicher<br />

Netze im Rahmen der Telemedizin ermöglicht damit eine<br />

hoch effektive Einbeziehung sämtlicher Fachkompetenzen unabhängig<br />

vom Standort.<br />

BG-Unfallkliniken als technische Vorreiter<br />

Am Unfallkrankenhaus Berlin, an den BG Kliniken Bergmannstrost<br />

Halle und am BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

hat man in den letzten zehn Jahren diesbezüglich umfangreiche<br />

Erfahrungen gesammelt – und bereits Ende der 90er-Jahre die<br />

Radiologietechnik vollständig digitalisiert. Erstellung, Speicherung,<br />

Verteilung und Befundung von Dokumenten der bildgebenden<br />

Diagnostik erfolgen seither komplett film- und papierlos.<br />

So lassen sich Bildinformationen verlustfrei und zeitgleich an<br />

verschiedensten Nutzungsorten bereitstellen. Auf diese Weise<br />

können mehrere an der Versorgung der Patienten beteiligte<br />

Fachärzte, wie zum Beispiel Allgemeinärzte, Unfall- und Neurochirurgen<br />

und Intensivmediziner, effektiv in die Gesamtbetreuung<br />

integriert werden. Gleiches gilt für Kliniken, die zwar an der<br />

Polytraumaversorgung beteiligt sind, jedoch nicht in einer<br />

berufsgenossenschaftlichen Trägerschaft stehen.<br />

So konnte etwa das Sana-Klinikum Templin, aufgrund einer Vereinbarung<br />

mit dem Unfallkrankenhaus Berlin, eine telemedizinische<br />

Kooperation über eine datengeschützte Breitbandverbindung<br />

aufbauen. In den letzten acht Jahren wurde eine Vielzahl weiterer<br />

Krankenhäuser in dieses Netz integriert. Inzwischen werden pro<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 19<br />

Jahr circa 120.000 Untersuchungen auf teleradiologischer Basis<br />

innerhalb eines überregionalen Netzwerks in Sachsen, Sachsen-<br />

Anhalt und Brandenburg ausgetauscht und unter Hinzuziehung<br />

von radiologischen Spezialisten, sowohl am Unfallkrankenhaus<br />

Berlin als auch an den BG Kliniken Bergmanns trost Halle, entweder<br />

primär oder konsiliarisch bewertet.<br />

Aus Sicht des Gesetzgebers gibt es unterschiedliche Szenarien<br />

einer teleradiologischen Betreuung: So können sowohl primäre<br />

eigenverantwortliche Befunderarbeitungen als auch beratende<br />

Funktionen im Sinne des Konsiliardienstes vorgehalten werden.<br />

In jedem Falle sind dabei die Regelwerke des Gesetzgebers zu<br />

beachten. So können öffentliche Netze für die Übermittlung patientensensibler<br />

Daten nur dann genutzt werden, wenn alle datensicherheits-<br />

und datenschutztechnischen Vorgaben, wie zum<br />

Beispiel VPN-Techniken und/oder der DICOM-E-Mail-Standard,<br />

umgesetzt und eingehalten werden.<br />

Die Kooperation trägt Früchte<br />

Neben der wichtigen teleradiologischen Vernetzung bei der<br />

Polytraumaversorgung kommt es zunehmend auch bei der Behandlung<br />

nicht unfallchirurgischer Patienten zu einem intensiven<br />

Datenaustausch. So ist das Unfallkrankenhaus Berlin in<br />

der Lage, für das Sana-Klinikum Templin die Akutbehandlung<br />

eines Schlaganfalls per Videokonferenz und via Breitbandtechnik<br />

im Sinne einer teleneurologischen Expertenkonsultation<br />

sicherzustellen.


20 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

In die teleneurologische Konsultation gehen die Ergebnisse<br />

einer umfassenden körperlichen Untersuchung des Patienten<br />

vor Ort, seine Laborwerte, bisherige Medikationen, seine klinische<br />

Symptomatik und gegebenenfalls Vorerkrankungen ein.<br />

Das Zentrum für neurovaskuläre Diagnostik und Therapie des<br />

Unfallkrankenhauses Berlin steht hierfür mit einem Expertenteam<br />

aus Radiologen, Neurologen und Neurochirurgen rund<br />

um die Uhr zur Verfügung. Sie können etwa bei der Akutbehandlung<br />

eines Schlaganfalls frühzeitig die Behandlung eines Gefäßverschlusses<br />

indizieren, denn „nur in den ersten Stunden<br />

sind mittels medikamentenbasierter Auflösung von Blutgerinnseln<br />

bei Gefäßverschlüssen gute Erfolgsaussichten zu<br />

erwarten“, erklärt Dr. Ingo Schmehl, Direktor der Klinik für<br />

Neurologie des Unfallkrankenhauses Berlin. Er steht mit seiner<br />

teleneurologischen Mannschaft auch für dünn besiedelte<br />

Regionen zur Verfügung, damit auch dort Versorgungsengpässe<br />

überwunden und hoch spezialisierte Therapieverfahren genutzt<br />

werden können.<br />

Auf der Grundlage dieser exzellenten Erfahrungen wurden zwischenzeitlich<br />

auch andere Fachdisziplinen mit den Vorteilen der<br />

Telemedizin vertraut gemacht. So können zum Beispiel die Kooperationspartner<br />

der BG Kliniken Bergmannstrost Halle mit einer<br />

Vielzahl von Experten anderer klinischer Abteilungen – etwa<br />

dem Schwerbrandverletztenzentrum, den Zentren für Hand-, Replantations-<br />

und Mikrochirurgie sowie dem Neurozentrum –<br />

direkten Kontakt aufnehmen.<br />

Große Netzwerke entstehen<br />

Aus den einst regional entstandenen Initiativen einzelner Versorgungszentren<br />

sind mittlerweile – und unter Hinzuziehung klinischer<br />

Fachgesellschaften wie beispielsweise der Deutschen<br />

Röntgengesellschaft (DRG) und der Deutschen Gesellschaft für<br />

Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) – deutlich größere<br />

Gesundheitsnetzwerke hervorgegangen. Das „Bergmannsheil“<br />

in Bochum ist beispielsweise Partner im „Teleradiologieverbund<br />

Ruhr“, der seit seiner Gründung 2002 auf mittlerweile 33 Kliniken,<br />

Praxen und medizinische Einrichtungen angewachsen ist.<br />

Gleichermaßen konnte die BG-Klinik im oberbayerischen Murnau<br />

eine Vielzahl von Kliniken integrieren und damit die fachlichen<br />

und organisatorischen Vorgaben bei der Traumaversorgung<br />

unterstützen.<br />

Auch die BG Klinik Tübingen kooperiert mit verschiedenen<br />

Häusern aus der Region. Das Netzwerk, welches gegenwärtig<br />

die BG-Klinik, das Universitätsklinikum Tübingen sowie die<br />

Oberschwabenklinik Ravensburg umfasst, soll schrittweise um<br />

Sigmaringen, Nürtingen, Nagold und Freudenstadt erweitert werden.<br />

Neben der Sicherstellung einer fachlich hoch qualifizierten<br />

Gesundheitsversorgung für die Patienten können telemedizinische<br />

Verbundnetze aber auch für das administrative Berichtswesen<br />

gegenüber den Krankenhausträgern, für wissenschaftliche<br />

Aktivitäten bei Konferenzen mit internationalen Teilnehmern<br />

oder für die Weiterbildung von Studierenden eingesetzt werden.<br />

Entsprechende Szenarios kommen zunehmend etwa in der Urologie,<br />

in der Pathologie und in der Pharmakologie zum Einsatz.<br />

Schutz der hochsensiblen Daten<br />

Der Sicherheit und dem Schutz der Daten kommt bei telemedizinischen<br />

Kooperationen eine zentrale Rolle zu. Unter Datensicherheit<br />

versteht man dabei in der Hauptsache den<br />

Schutz der Daten vor Verlust: Das die Daten erzeugende Krankenhaus<br />

ist verpflichtet, die digitale Datenspeicherung ge-<br />

mäß der gesetzlichen Vorgaben durch die Röntgenverordnung<br />

und weiterer Archivierungspflichten (DIN-Normen) abzusichern<br />

– Vorgaben, die in den BG-Kliniken verordnungskonform<br />

gewährleistet sind.<br />

Demgegenüber sind bei der Nutzung öffentlicher Netze die<br />

Vorgaben der Datenschutzgesetzgebung bindend. Datenschutz<br />

verweist hier insbesondere auf die Absicherung der Daten vor<br />

unbefugter Nutzung. Die Nutzung patientensensibler Daten wird<br />

dabei auf der Grundlage des Behandlungsvertrags geregelt.<br />

Dieser kommt im Notfall automatisch, bei einer elektiven Versorgung<br />

des Patienten unter Wahrung seiner Rechte, mit dem<br />

jeweiligen Leistungserbringer zustande. Lediglich der jeweils<br />

aktuelle Behandlungsvertrag berechtigt zur Nutzung der patientensensiblen<br />

Daten.<br />

Vertrauen unverzichtbare Grundlage<br />

Sowohl im akuten Erkrankungsfall als auch bei der Betreuung<br />

chronisch kranker oder elektiver Patienten steht die Vertrauensbasis<br />

zwischen Behandlungseinrichtung und Patient im Mittelpunkt.<br />

„Der persönliche Kontakt zwischen Arzt und Patient ist<br />

unverzichtbare Grundlage jeder erfolgreichen Behandlung. Die<br />

Telemedizin kann uns helfen, diesen Kontakt und unsere fachlichen<br />

Angebote in Zukunft miteinander zu verbinden“, erklärt<br />

Prof. Dr. Axel Ekkernkamp. Das telemedizinische Angebot an den<br />

BG-Kliniken leistet somit einen Beitrag zur Sicherung der Gesamtversorgung<br />

auf höchstem Niveau – insbesondere auch bei<br />

der medizinischen Versorgung in ländlichen Regionen.


Etwa 120.000<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 21<br />

teleradiologische Untersuchungen p. a. werden im<br />

Netzwerk Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg<br />

ausgetauscht und von Spezialisten des ukb oder<br />

des „Bergmannstrost“ bewertet.


22 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Spezialisiert und optimal aufgestellt<br />

Die Pflege in den BG-Kliniken hat in den letzten Jahren ihr Terrain erweitert<br />

Das breite Behandlungsspektrum und die vielen Schwerpunkte der BG-Kliniken stellen hohe Anforderungen<br />

an die Mitarbeiter – machen die Häuser aber auch zu höchst attraktiven Arbeitgebern. Gleichzeitig sind sie<br />

Innovationsmotoren des medizinischen Fortschritts: Mit neuen Verfahren und Technologien haben sich hier<br />

in den letzten Jahren etliche neue Berufsbilder etabliert.<br />

Auf die Schmerztherapie spezialisierte Pflegekräfte, Casemanager,<br />

Pflegefachberater, Wundexperten, Pflegefachkräfte<br />

im Rettungshubschrauber, Mega-Code-Trainer – all diese<br />

Spezialisierungen findet man an den BG-Kliniken in Deutschland.<br />

Und sie alle basieren zumeist auf einer qualifizierten<br />

pflegerischen Ausbildung. Auf diese Weise erhält der Bereich<br />

der Pflege in berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhäusern<br />

einen besonderen Stellenwert, den man andernorts vergeblich<br />

sucht. Pflegefachkräfte bringen ihre organisatorische<br />

Kompetenz und Expertise in den verschiedenen Bereichen des<br />

Managements ein. Im Rahmen der Ausbildung kooperieren<br />

die Kliniken mit Hochschulen und fördern so einerseits die akademische<br />

Zusatzausbildung des pflegerischen Personals,<br />

und sorgen umgekehrt dafür, dass praktisches Wissen in die<br />

wissenschaftliche Arbeit einfließt.<br />

Qualifizierte Schmerztherapie<br />

Insgesamt 44 Pflegekräfte der berufsgenossenschaftlichen<br />

Kliniken besitzen mittlerweile eine Zusatzqualifikation als Pain<br />

Nurse. Zu den zentralen Aufgaben dieser schmerztherapeutisch<br />

geschulten Pflegekräfte gehört die Überwachung, Kontrolle<br />

und Assistenz bei der postoperativen Schmerztherapie in Kooperation<br />

mit dem ärztlichen Akutschmerzdienst. „Pain Nurses“ betreuen<br />

stationäre Akutschmerzpatienten, assistieren bei der<br />

Neuanlage von Schmerzkathetern und bei der anschließenden<br />

Überwachung, helfen bei der Ermittlung der Schmerzintensität<br />

und beraten die Patienten.<br />

Die Pflege professionell managen<br />

Casemanager begleiten einen Patienten während seines gesamten<br />

Klinikaufenthalts – von der Aufnahme bis zur Entlassung –


um die medizinische Behandlungskette optimal auf dessen<br />

individuelle Bedürfnisse abzustimmen. Dazu gehören eine systematische<br />

Fallsteuerung, die Kodierassistenz und die Dokumentation<br />

ebenso wie die Koordinierung der Abläufe zwischen<br />

Klinik, Hausarzt, Krankenkassen und Reha-Einrichtungen. Viele<br />

BG-Kliniken beschäftigen bereits seit mehreren Jahren Casemanager,<br />

die in den meisten Fällen sowohl eine pflegerische<br />

Ausbildung als auch einen akademischen Abschluss besitzen.<br />

Aber auch nach der Entlassung ist der Versorgungsauftrag der<br />

BG-Kliniken noch nicht beendet: Sogenannte Pflegefachberater<br />

ermitteln und koordinieren gemeinsam mit den Reha-Beratern<br />

der Berufsgenossenschaften den häuslichen Versorgungsbedarf<br />

des BG-Patienten, damit dieser auch nach der Rückkehr in seinen<br />

häuslichen Alltag nicht auf sich allein gestellt ist. Der Berater<br />

analysiert die individuelle Pflege- und Wohnsituation, hilft Gefahren<br />

und Risiken zu vermeiden, sorgt für eine ausreichende<br />

Hilfsmittelversorgung und gibt Empfehlungen für eine stabile,<br />

qualitativ hochwertige und gleichzeitig wirtschaftliche Pflege des<br />

Patienten. Allein die BG-Kliniken in Tübingen und Ludwigshafen<br />

führten seit 2005 jeweils bereits bis zu 20 Pflegefachberatungen<br />

im Jahr durch. Im Unfallkrankenhaus Berlin waren es seit 2008<br />

insgesamt 28 Beratungen.<br />

Zu einer optimalen Pflege gehört auch die professionelle Versorgung<br />

bestehender Wunden. Hierfür gibt es in den BG-Kliniken<br />

die sogenannten „Wundexperten“ – auch sie haben überwiegend<br />

einen pflegerischen Hintergrund. Sie beurteilen und versorgen<br />

chronische Wunden, erstellen in Absprache mit den behandelnden<br />

Ärzten Versorgungspläne für den Patienten und<br />

engagieren sich in der interdisziplinären Fort- und Weiterbildung<br />

der Krankenhausmitarbeiter.<br />

Von den Pflegefachkräften lernen<br />

Viele BG-Kliniken verfügen über einen eigenen Rettungshubschrauber.<br />

Häufig stellen sie auch das gesamte medizinische<br />

Personal, das im Helikopter mitfliegt. Dazu gehören auch Pflegekräfte,<br />

die dank Zusatzausbildung als Rettungsassistent für diesen<br />

speziellen Fall geschult sind. Im Unfallkrankenhaus Berlin<br />

etwa sind insgesamt vier Mitarbeiter aus Intensivstationen, Zentraler<br />

Notaufnahme und Anästhesie entsprechend qualifiziert,<br />

eine von ihnen sogar als leitende Rettungsassistentin.<br />

Auch die sogenannten Mega-Code-Trainer sind häufig ausgebildete<br />

Pflegefachkräfte der Intensivstationen oder der Anästhesie-Abteilungen.<br />

Sie qualifizieren regelmäßig die Mitarbeiter<br />

verschiedener Funktionsbereiche in der Herz-Lungen-Wiederbelebung.<br />

Darüber hinaus planen unter anderem das Unfallkrankenhaus<br />

Berlin und die BG Klinik Tübingen dieses Angebot auch<br />

für externe Nutzer, wie zum Beispiel das Rettungsfachpersonal,<br />

auszuweiten.<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 23<br />

Pflegefachkräfte sind tagtäglich auf den Stationen „vor Ort“ im<br />

Einsatz; sie kennen die Abläufe im Klinikalltag sowie die Ängste<br />

und Nöte der Patienten wie kaum ein anderer. Von ihrer pflegerischen<br />

und organisatorischen Kompetenz profitieren nun auch<br />

die Verwaltungsbereiche der BG-Kliniken. In mehreren Häusern<br />

arbeiten die Pflegekräfte im Einkauf mit und bringen ihre Expertise<br />

bei der Beschaffung von Medizinmaterial ein. In der BG<br />

Klinik Ludwigshafen sind zudem vier Pflegefachkräfte im sogenannten<br />

Patientenmanagement eingesetzt, dessen Hauptaufgabe<br />

die Durchführung von administrativen Maßnahmen im<br />

Vorfeld einer Operation ist.<br />

Im Trend: Pflegefachkraft mit akademischer Zusatzausbildung<br />

Die Akademisierung in der Pflege schreitet voran: Studiengänge<br />

für Pflegefachkräfte haben eindeutig Konjunktur – mittlerweile<br />

bieten zahlreiche Hochschulen in Deutschland in Vollzeit<br />

oder berufsbegleitend akademische Zusatzausbildungen für<br />

Pflegefachkräfte an. In den BG-Kliniken verfügen mittlerweile<br />

rund vier Prozent der entsprechenden Mitarbeiter über einen<br />

Hochschulabschluss, Tendenz steigend. So sind dort neben<br />

den Casemanagern zum Beispiel auch die internen Prozessberater<br />

und die Qualitätsmanager häufig Pflegekräfte mit akademischer<br />

Zusatzausbildung.<br />

Die BG-Kliniken arbeiten hierfür eng mit den Universitäten zusammen:<br />

In Berlin etwa kooperiert das Unfallkrankenhaus seit<br />

Jahren mit der Alice-Salomon-Hochschule, einer renommierten<br />

Hochschule, die innovative Bachelor- und Masterstudiengänge<br />

in den Bereichen „Soziale Arbeit, Gesundheit sowie Erziehung<br />

und Bildung im Kindesalter“ anbietet. Und das BG Universitätsklinikum<br />

Bergmannsheil Bochum nimmt an einem völlig neuen,<br />

bislang einzigartigen Ausbildungskonzept teil: Es ist Kooperationspartner<br />

der neuen Hochschule für Gesundheit mit Sitz in<br />

Bochum, der deutschlandweit ersten staatlichen Hochschule<br />

für Gesundheitsberufe. Dort werden seit dem Wintersemester<br />

2010/11 grundständige Studiengänge unter anderem in den Bereichen<br />

der Ergotherapie, der Logopädie, der Pflege und der<br />

Physiotherapie angeboten.<br />

Die praktischen Teile ihrer Ausbildung absolvieren die Studierenden<br />

des neuen Studiengangs „Pflege“ am BG Universitätsklinikum<br />

Bergmannsheil Bochum sowie an weiteren Standorten<br />

des Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum. Die theoretischen<br />

Inhalte vermittelt die Hochschule für Gesundheit.<br />

Mit der Beendigung des achtsemestrigen Studiums haben die<br />

Absolventinnen und Absolventen sowohl einen klassischen Berufsabschluss<br />

in der Gesundheits- und Krankenpflege als auch<br />

einen anerkannten Hochschulabschluss erlangt.<br />

Darüber hinaus kooperiert das „Bergmannsheil“ bereits seit<br />

vielen Jahren mit dem Institut für Pflegewissenschaft der Univer-


24 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

sität Witten/Herdecke: Die Zusammenarbeit dient dem Austausch<br />

zwischen Pflegepraktikern und -wissenschaftlern. Zum<br />

einen bildet sie den Rahmen für die Realisierung von Forschungsthemen<br />

und -projekten im klinischen Kontext. Zum anderen haben<br />

Pflegefachkräfte so die Möglichkeit, ihr Praxiswissen in die<br />

wissenschaftliche Arbeit einzubringen.<br />

Neue Berufe in der Pflege<br />

Gesellschaftlicher Wandel und medizinischer Fortschritt werden<br />

auch in Zukunft das Berufsbild in der Pflege verändern und für die<br />

Entstehung neuer Tätigkeitsfelder sorgen. Beispielsweise prüfen<br />

die BG-Kliniken aktuell den Einsatz anästhesietechnischer<br />

Assistenten zur Vorbereitung, Durchführung und Nachsorge von<br />

Narkosen. Die BG Klinik Tübingen bildet in diesem Bereich sogar<br />

schon aus und plant ab 2012 in Zusammenarbeit mit der Dualen<br />

Hochschule Karlsruhe zusätzlich eine Weiterbildung zum Physician<br />

Assistant.<br />

Zwei OP-Pflegefachkräfte der Berufsgenossenschaftlichen<br />

Unfallklinik Frankfurt am Main absolvieren derzeit einen<br />

Bachelor-Studiengang zum Physician Assistant mit Schwerpunkt<br />

Orthopädie und Unfallchirurgie an der Steinbeis-Hochschule<br />

Berlin, an dessen Konzipierung der Ärztliche Direktor<br />

der BG Unfallklinik Frankfurt am Main maßgeblich beteiligt war.<br />

Einen vergleichbaren Studiengang hat in <strong>2011</strong> auch die BG Klinik<br />

Ludwigshafen gestartet. Derzeit absolvieren zwei Pflegekräfte<br />

den Bachelor-Studiengang in Zusammenarbeit mit der Dualen<br />

Hochschule Baden-Württemberg in Karlsruhe. Auch „Operati-<br />

44<br />

onstechnische Assistenten (OTA)“ werden bereits in einigen BG-<br />

Kliniken aus gebildet und eingesetzt.<br />

Gleichzeitig verlagern sich ursprünglich pflegerische Aufgaben<br />

auf andere Berufsgruppen, wie etwa bei den im Unfallkrankenhaus<br />

Berlin eingesetzten Servicekräften. Diese übernehmen<br />

seit 2007 in den Normalstationen überwiegend Hilfstätigkeiten,<br />

die nicht von Pflegefachkräften geleistet werden müssen,<br />

und haben meistens eine gastronomische Ausbildung. Auch<br />

im „Bergmannsheil“ werden im OP und in den Intensivstationen<br />

Versorgungsassistenten eingesetzt, die die Pflegefachkräfte<br />

entlasten. Beide Kliniken planen einen Ausbau dieses Versorgungskonzepts.<br />

Hygiene wichtiges Thema<br />

Aber auch bestehende Pflegeberufe expandieren: durch das<br />

neue Infektionsschutzgesetz von <strong>2011</strong> steigt in einigen BG-Kliniken<br />

der Bedarf an Hygienefachkrankenschwestern. Auf politischer<br />

Ebene wird aktuell die im Februar 2012 vom Gesundheitsministerium<br />

verabschiedete „Ausgestaltung der Richtlinie zu<br />

Modellen nach § 63 (3 c) SGB V“ diskutiert. Diese neue Richtlinie<br />

regelt die Erweiterung des Aufgabenspektrums für Pflegefachkräfte<br />

und soll die Realisierung einer neuen Aufgabenverteilung<br />

zwischen Ärzten und Pflegepersonal ermöglichen. In einem<br />

Punkt besteht aber schon heute Einigkeit: Die Pflegekräfte der<br />

BG-Klinken werden sich auch zukünftig den neuen Herausforderungen<br />

dieses interessanten und anspruchsvollen Berufs stellen<br />

und ihren Beitrag zum Erfolg des Klinikverbunds leisten.<br />

Pflegekräfte an den BG-Kliniken verfügen über<br />

die Zusatzqualifikation „Pain Nurse“.


<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 25


26 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Schwerpunkt Reha<br />

Immer engere Verzahnung von Akutmedizin und Rehabilitation in den BG-Kliniken sichert hohe Erfolgsquote<br />

Mehr als 430.000 Menschen im Jahr werden in den neun BG-Unfallkrankenhäusern, zwei BG-Unfallbehandlungsstellen<br />

und zwei BG-Kliniken für Berufskrankheiten in Deutschland medizinisch versorgt. So individuell wie<br />

die Lebensläufe der Patienten, so verschieden sind auch die Unfallursachen, die resultierenden Verletzungen<br />

sowie die spezifischen Therapieanforderungen.<br />

Wer von einem Arbeits- oder Wegeunfall bzw. einer Berufskrankheit<br />

betroffen ist, erhält von der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

eine optimale Heilbehandlung – Akutmedizin und Rehabilitation<br />

gehen dabei Hand in Hand. Zur Rehabilitation gehört auch<br />

eine weitreichende Unterstützung des Patienten bei seiner Wiedereingliederung<br />

in das soziale und berufliche Lebensumfeld.<br />

Um einen geplanten und optimalen Verlauf des Rehabilitations-<br />

und Reintegrationsprozesses zu gewährleisten, unterstützen die<br />

Berufsgenossenschaften und die Unfallkassen diesen zudem<br />

durch ein eigenes Reha-Management (zum Thema Reha-Management<br />

s. S. 30).<br />

Profis für Schwerstverletzte<br />

Für die hoch spezialisierte und umfassende medizinische Behandlung<br />

unterhalten die Unfallversicherungsträger eigene berufsgenossenschaftliche<br />

Unfallkliniken und Sonderstationen.<br />

Dank ihrer Spezialisten können sie deutschlandweit Schwerst-<br />

unfallverletzte insbesondere mit Polytraumen, Querschnittlähmung,<br />

Schädel-Hirn-Verletzungen oder Brandverletzungen sämtlicher<br />

Schweregrade behandeln.<br />

Gerade die Schwerstverletzten sind es, bei denen die Behandlung<br />

zeit-, pflege- und therapieintensiv und die berufliche Wiedereingliederung<br />

besonders schwierig ist. Jährlich sind deutschlandweit<br />

rund 12.000 Einzelschicksale betroffen. Dass über 90<br />

Prozent von ihnen am Ende die Rückkehr in ihren Beruf oder<br />

die Aufnahme einer neuen Tätigkeit gelingt, ist nicht zuletzt den<br />

spezialisierten Rehabilitationsmaßnahmen der berufsgenossenschaftlichen<br />

Kliniken zu verdanken. Dabei erstrecken sich<br />

die Therapieangebote von der traumatologischen Frührehabilitation,<br />

die unmittelbar im Anschluss an die Akutbehandlung<br />

einsetzt, über arbeitsplatzbezogene stationäre und ambulante<br />

Trainings bis hin zur schrittweisen beruflichen Wiedereingliederung<br />

des Patienten.


Perfekt verzahnt: Akutmedizin und Rehabilitation<br />

In den spezialisierten Behandlungszentren, Abteilungen und<br />

Kliniken für die Rehabilitation sind multidisziplinäre Teams im<br />

Einsatz: Ärzte, Physio-, Ergo- und Sporttherapeuten, Masseure,<br />

medizinische Bademeister, Logopäden sowie Psychologen kümmern<br />

sich von Beginn an um die ganzheitliche Rehabilitation<br />

und um neue Perspektiven für die Patienten. „Eine enge Verzahnung<br />

von Akut- und Rehabilitationsmedizin sowie optimierte<br />

Behandlungsverfahren charakterisieren den ganzheitlichen Versorgungsansatz“,<br />

erklärt Dr. Klaus Fischer, Direktor der Klinik<br />

für Physikalische und Rehabilitative Medizin an den BG Kliniken<br />

Bergmannstrost Halle. Die medizinische Rehabilitation beginnt<br />

dabei schon mit der notfallmäßigen oder geplanten stationären<br />

Aufnahme, setzt sich in der Akutbehandlung auf den einzelnen<br />

Fachstationen fort und mündet in einer „Komplexen Stationären<br />

Rehabilitation“ in der Klinik. Hier lautet die Zielsetzung: Stabilisierung<br />

des Gesamtzustandes, eigenständige Mobilisation, Belastungssteigerung<br />

mit Verbesserung von Aktivität, Teilhabe<br />

und alltagsbezogenen, selbstständigen Funktionen. Letztere<br />

sind vor allem für die Motivation des Patienten und somit für<br />

eine erfolgreiche Therapie entscheidend.<br />

In interdisziplinären Visiten tauschen sich Fachärzte und Therapeuten<br />

regelmäßig über den Therapieverlauf und die Befunddokumentation<br />

aus. So kann der Behandlungsplan individuell und<br />

zeitnah auf den Patienten abgestimmt werden. Falls erforderlich<br />

können dabei stets Ärzte weiterer Disziplinen, wie beispielsweise<br />

Unfall-, Neuro- und Handchirurgen sowie Anästhesisten<br />

und Schmerztherapeuten, hinzugezogen werden.<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 27<br />

Spezialisierung für immer bessere Ergebnisse<br />

Entsprechend ihrer medizinischen Schwerpunktversorgung<br />

haben sich die Reha-Abteilungen der BG-Kliniken auf einzelne<br />

Therapiebereiche spezialisiert: Im Zentrum für spezialisierte<br />

rehabilitative Medizin des Unfallkrankenhauses Berlin sind das<br />

stellvertretend vor allem die Knie-, Schulter- und Handrehabilitation,<br />

die multimodale Schmerztherapie sowie die Exoprothesenrehabilitation.<br />

Im „Bergmannstrost“ in Halle, im Bochumer<br />

„Bergmannsheil“ sowie in den BG-Kliniken in Tübingen und Ludwigshafen<br />

trägt die Schmerztherapie akuter und chronischer<br />

Schmerzen zur umfassenden Heilbehandlung bei; die BG Unfallklinik<br />

Frankfurt am Main ist seit <strong>2011</strong>, die BG Klinik Tübingen<br />

seit 2010 im Bereich Akut-Schmerzmanagement TÜV-zertifiziert.<br />

Ein weiterer Fokus liegt auf der neurologischen Weiterbehandlung<br />

von Schädel-Hirn-Trauma-Patienten und der ganzheitlichen<br />

Therapie für Rückenmark- und Brandverletzte. In Halle ebenso<br />

wie in den BG-Kliniken in Duisburg und Tübingen nimmt die spezielle<br />

handchirurgische Rehabilitation eine besondere Stellung<br />

ein. Gleiches gilt für die Exoprothesenversorgung und -rehabilitation<br />

bei Gliedmaßenamputationen der oberen und unteren<br />

Extremität. Und die Sportbehandlung – als verbindendes Element<br />

über die Rehabilitation hinaus – ist in nahezu allen BG-<br />

Kliniken ein Schwerpunkt.<br />

Therapieformen KSR, BGSW und EAP<br />

Die „Komplexe Stationäre Rehabilitation (KSR)“ ist eine intensive<br />

medizinische Rehabilitationsmaßnahme und Bindeglied<br />

zwischen Akutmedizin und Rehabilitation. Die „Berufsgenossenschaftliche<br />

Stationäre Weiterbehandlung (BGSW)“ steht für


28 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

eine nachfolgende Reha-Leistung, die bei belastungsfähi-<br />

gen und selbstständigen Patienten zum Einsatz kommt. Das<br />

Bochumer Reha-Zentrum des „Bergmannsheil“ etwa betreibt<br />

zur Durchführung der BGSW seit <strong>2011</strong> eine Kooperation mit einem<br />

Reha-Zen trum direkt auf Schalke; und die BG Kliniken<br />

Bergmannstrost Halle eröffnen im Juni 2012 in Halle sogar ein<br />

eigenes „BGSW-Patientenhotel“. Die „Erweiterte Ambulante<br />

Physiotherapie (EAP)“ als ambulante Therapieform umfasst<br />

ein muskuläres Aufbautraining, welches die gesetzliche<br />

Unfallversicherung aus der Rehabilitation mit Leistungssportlern<br />

entwickelte; es unterstützt die intensivierte physiothe-<br />

rapeutische Behandlung.<br />

Zurück in den Job<br />

Während es in den genannten Therapieformen vor allem um<br />

die weitestgehende Beseitigung oder Kompensierung von Funktionseinschränkungen<br />

und Strukturstörungen im Rahmen einer<br />

überwiegend medizinischen Rehabilitation geht, integriert die<br />

„Arbeitsplatzbezogene Muskuloskelettale Rehabilitation (ABMR)“<br />

auch arbeitsplatzrelevante Aktivitäten in die Therapie. Durch<br />

eine spezifische Arbeitsorientierung werden arbeitskritische<br />

Anforderungen ermittelt, um eine ausreichende funktionelle<br />

Belastbarkeit zu trainieren und die vollständige Rückkehr des<br />

Patienten an seinen gewohnten Arbeitsplatz zu erreichen. Vo raussetzung<br />

ist eine gewisse medizinische Belastbarkeit und die<br />

Aussicht, dass binnen vier bis sechs Wochen die Arbeitsfähigkeit<br />

wiedererlangt werden kann. Als Grundlage für eine ambulante<br />

oder stationäre ABMR dient – neben weiteren Anforderungen<br />

der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) –<br />

die EAP- oder BGSW-Zulassung.<br />

Ist eine vollständige Rückkehr an den bisherigen Arbeitsplatz<br />

voraussichtlich nicht möglich, lässt sich das individuelle Fähigkeitsprofil<br />

des Patienten mithilfe einer „Evaluation der funktionellen<br />

Leistungsfähigkeit (EFL)“ ermitteln. Dazu absolviert der<br />

Patient an zwei aufeinanderfolgenden Tagen insgesamt 29<br />

standardisierte funktionelle Leistungsaufgaben wie das Heben,<br />

das Tragen, das Überkopfarbeiten, das Treppensteigen. Das<br />

Ergebnis ist eine realitätsnahe und detaillierte Erfassung seiner<br />

körperlichen Fähigkeiten und Defizite zur weiteren Planung<br />

seiner beruflichen Rehabilitation und Reintegration zusammen<br />

mit Ärzten, Therapeuten und Reha-Managern.<br />

Mit der berufsspezifischen und belastungsorientierten Rehabilitation<br />

im Rahmen der ABMR kann der Patient an einem realitätsnahen<br />

Arbeitsplatz seinen Wiedereinstieg trainieren: Auf<br />

Innen- und Außentherapieflächen der Kliniken, in deren eigenen<br />

Werkstätten sowie dank der Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern<br />

lässt sich eine Vielzahl verschiedener Berufsbilder praxisnah<br />

üben. Dazu hat die BG Unfallklinik Duisburg zusammen<br />

mit einem Partner das B.O.R-Reha-Zentrum ins Leben gerufen:<br />

Hier können im Rahmen der berufsorientierten Rehabilitation<br />

berufsbildspezifische Bewegungsabläufe nahezu realitätsgetreu<br />

trainiert und analysiert werden, denn es stehen zahlreiche<br />

Simulationsmodule zur Verfügung, wie zum Beispiel ein Lkw-<br />

Modul, ein Übungsdach sowie etliche Module aus Industrie<br />

und Handwerk. Das BG Unfallkrankenhaus Hamburg arbeitet<br />

seit <strong>2011</strong> im Bereich der Arbeitstherapie mit dem Berufsförderungswerk<br />

Hamburg und mit dem Ausbildungszentrum für<br />

Bau zusammen. In Tübingen kooperiert man unter anderem<br />

eng mit der Tübinger Bildungsakademie der Handwerkskammer<br />

Reutlingen und in Halle sind für 2012 Kooperationen mit dem<br />

Bauausbildungszentrum Holleben sowie dem Bildungs- und<br />

Technologiezentrum der Handwerkskammer in Halle-Osen-<br />

dorf vorgesehen.<br />

Sport verbindet<br />

Sport hat als integrierendes Element – weit über die Behandlung<br />

während der Therapie hinaus – in den BG-Kliniken einen<br />

besonderen Stellenwert. Dabei fördert die Sporttherapie abhängig<br />

von der Indikation des Patienten seine Leistungsfähigkeit<br />

und unterstützt zugleich seine sozialen Kontakte. Gerade<br />

beim Sport lässt sich erfolgreich in Patientengruppen arbeiten.<br />

Die Interaktion und die Vorbildfunktion der Patienten untereinander<br />

wirken vorteilhaft auf den individuellen Behandlungsverlauf.<br />

Daher verfügen die Kliniken über umfassende Sportangebote,<br />

mit Turnhalle, Schwimmhalle, Kegelbahn, Bogenschießanlage,<br />

Basketballfeld, Spacecurl, Kletterwand, Kardiogeräten und<br />

vielem mehr.<br />

Als medizinischer Partner des Profi-, Amateur- und Breitensports<br />

versteht sich auch das BG Unfallkrankenhaus Hamburg. Dessen<br />

Sportkompetenz-Netzwerk fördert Akutmedizin, Rehabilitation,<br />

Leistungsdiagnostik und Gesundheitsanalyse. International<br />

aktive Vereine, Mannschaften oder Individualsportler aus dem<br />

Profi- und Amateurbereich vertrauen auf die interdisziplinäre<br />

Betreuung des Hamburger Sportkompetenz-Netzwerkes.<br />

Ausgezeichnete Qualität<br />

Neben dem Erfolg bei Rehabilitation und beruflicher Wiedereingliederung<br />

der Patienten unterstreichen unabhängige Qualitätssiegel<br />

und Zertifizierungen die Leistungsfähigkeit und das Qualitätsmanagement<br />

in den Reha-Abteilungen der BG-Kliniken. So<br />

haben beispielsweise die Rehabilitationsbereiche des BG Unfallkrankenhauses<br />

Hamburg <strong>2011</strong> das Zertifikat „Kooperation für<br />

Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen (KTQ)“ im Rahmen<br />

einer vernetzten Zertifizierung des Hauses erhalten. Auch<br />

die „Klinik für Physikalische und Rehabilitative Medizin“ der<br />

BG Kliniken Bergmannstrost Halle sowie die zugehörigen Rehabilitationsbereiche<br />

haben im März 2012 die Zertifizierung erfolgreich<br />

bestanden. Und die BG Unfallklinik Duisburg strebt mit<br />

ihrem „BG Zentrum für Rehabilitation“ für 2012 ebenfalls die KTQ-<br />

Zertifizierung an. Als erste BG-Klinik wurde die BG Unfallklinik<br />

Frankfurt am Main bereits 2010 mit dem Qualitätssiegel „Exzellente<br />

Qualität in der Rehabilitation – EQR“ des Instituts für<br />

Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen ausgezeichnet.


<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 29<br />

94 %<br />

Mehr als<br />

von ca. 12.000 Schwerstverletzten, die jährlich in den<br />

BG-Kliniken behandelt werden, können dank spezialisierter<br />

Reha-Maßnahmen in ihren Beruf zurückkehren.


30 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Reha-Management – eine Erfolgsgeschichte!<br />

Vom Engagement einer Reha-Managerin für die berufliche Reintegration ihres Patienten<br />

Ob die Wiedereingliederung eines Schwerstverletzten in seinen ursprünglichen Beruf gelingt, hängt nicht nur<br />

von der Qualität der medizinischen und therapeutischen Versorgung ab – es bedarf auch eines hohen Maßes an<br />

Kooperation und Organisation. Was früher unter der Bezeichnung „Berufshelfer“ bekannt war, nennt man heute<br />

„Reha-Manager“: Sie oder er koordiniert sämtliche Maßnahmen zur medizinischen, sozialen und beruflichen<br />

Rehabilitation des Schwerstverletzten – und bündelt so vielfältige Kompetenzen und Aufgaben in einer Person.<br />

Bittet man Constance Krug eine Erfolgsgeschichte zu erzählen,<br />

dann beginnt sie etwa wie folgt: „Ein junger Mann, Mitte 20,<br />

unterzeichnet einen Arbeitsvertrag und arbeitet fortan als Tierpfleger<br />

...“. Auf den ersten Blick klingt das nicht sehr ungewöhnlich.<br />

Die Geschichte wird erst zur Erfolgsstory, wenn man<br />

weiß, dass Krug Reha-Managerin der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

VBG ist und dass besagtem jungen Mann ein besonderes<br />

Schicksal widerfahren ist. Der damals 20-jährige Sören S.*<br />

hatte einen schweren Autounfall: Er gerät unter einen Sattelschlepper<br />

und erleidet schwerste Schädel- und Gesichtsverletzungen.<br />

Außerdem kommt es zu neurologischen Ausfällen,<br />

Sören S. leidet unter Wortfindungsstörungen und erheblichen<br />

Konzentrationsschwächen.<br />

Eines von ca. 100 Schicksalen im Jahr<br />

So wie in diesem Fall sind es Patienten mit besonders schweren<br />

Verletzungen – Polytraumen, schwerste Schädel-Hirn-Verletzungen<br />

bis hin zur Querschnittlähmung –, deren medizinische, soziale<br />

und berufliche Rehabilitation die Reha-Managerin der VBG seit<br />

21 Jahren koordiniert. Auf annähernd 100 Fälle kommt sie dabei<br />

pro Jahr. Gemeinsam mit ihren neun Kolleginnen und Kollegen, die<br />

bei der VBG in der Bezirksverwaltung Berlin als Reha-Manager<br />

beschäftigt sind und hier auch die klassische Berufshilfe abdecken,<br />

kann sie auf eine beeindruckende Erfolgsquote zurückblicken:<br />

In 94 Prozent aller Fälle gelingt die berufliche Wiedereingliederung<br />

des Schwerstverletzten. Dafür ist – neben frühzeitigem<br />

Handeln und einem hohen Maß an Kreativität und Flexibilität


hinsichtlich des zu beschreitenden Weges – vor allem eine nahtlose<br />

Kooperation und Kommunikation zwischen allen am Heilungsprozess<br />

beteiligten Akteuren erforderlich. Das beginnt beim<br />

Patienten und beim Reha-Manager, reicht über das medizinische<br />

und therapeutische Fachpersonal und die Angehörigen und<br />

endet beim Arbeitgeber.<br />

Frühzeitig wichtige Weichen stellen<br />

Die Frage, ob ein Schwerstverletzter wieder an seinen alten<br />

Arbeitsplatz zurückkehren kann oder ob eine Integration in ein<br />

völlig neues Berufsfeld notwendig ist, können erfahrene Ärzte<br />

meist schon kurz nach der Aufnahme des Patienten beantworten.<br />

Diese Einschätzung wird dann in Form eines sogenannten<br />

Durchgangsarztberichts an das Reha-Management der jeweiligen<br />

Berufsgenossenschaft weitergegeben. Schon im direkten<br />

Anschluss an die Akutversorgung setzen sich dann alle an einen<br />

Tisch: Arzt, Versicherter und Reha-Manager. Gemeinsam wird<br />

ein „Fahrplan“ erarbeitet, in dem der ärztliche Befund und alle<br />

auf die Herstellung der Arbeitsfähigkeit abzielenden Therapieverfahren<br />

zusammenfließen.<br />

„Wichtig ist, dass die Versicherten von Beginn an das Gefühl<br />

haben, dass sie am Rehabilitationsprozess aktiv teilhaben und<br />

jederzeit steuernd eingreifen können“, so Krug. Nach Erstellung<br />

des Reha-Plans wird nach geeigneten Therapeuten, möglichst in<br />

Wohnortnähe des Patienten, gesucht und gemeinsam an der<br />

schrittweisen beruflichen Wiedereingliederung gearbeitet.<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 31<br />

Die möglichst zeitnahe Rückkehr an den alten Arbeitsplatz<br />

ist dabei ein Ideal, dessen Erreichung im Fall von Sören S. nicht<br />

möglich war. Schon sehr früh stand fest, dass er seinen bisherigen<br />

Beruf nicht mehr würde ausüben können. Er entschied<br />

sich daher sehr schnell für eine Umschulung: „Ich will einen<br />

Facharbeiterabschluss haben“, war einer der ersten Sätze, die<br />

Sören S. gegenüber Constance Krug äußerte.<br />

Die Schwere seiner Schädel-Hirn-Verletzungen stellte jedoch<br />

besondere Herausforderungen an die Reha-Managerin: Die<br />

neuro-psychologischen Fähigkeiten mussten in Rahmen einer<br />

ambulanten Therapie nach und nach wieder aufgebaut werden.<br />

Zudem musste ein Bildungsträger gefunden werden, der bereit<br />

war, sich regelmäßig alle sechs Wochen mit der Neuropsychologin,<br />

Sören S., dessen Freundin und Constance Krug an einen<br />

Tisch zu setzen, um die Ergebnisse der vorangegangenen<br />

Wochen zusammenzutragen und den Reha-Plan entsprechend<br />

anzupassen.<br />

Wie ist der Status quo? Was kann ausgewertet und wo kann<br />

möglicherweise noch etwas ergänzt oder angepasst werden?<br />

Wie soll der Einzelunterricht gestaltet werden? Wie geht Sören S.<br />

mit Prüfungssituationen um und wie kann er sich am besten auf<br />

Tests vorbereiten? Dieser hohe organisatorische Aufwand hat<br />

sich am Ende jedoch ausgezahlt. Sören S. hat eine Ausbildung<br />

begonnen und sogar die Aussicht auf einen Arbeitsplatz als<br />

Tierpfleger auf dem ersten Arbeitsmarkt.


32 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Gemeinschaftsprojekt berufliche Wiedereingliederung<br />

Damit die berufliche Wiedereingliederung zu einem Erfolg<br />

wird, müssen alle an einem Strang ziehen. „Hier hat sich in den<br />

vergangenen Jahren einiges getan“, erklärt Krug. Wurde früher<br />

viel vom Schreibtisch aus bearbeitet, sind Reha-Manager heute<br />

wesentlich häufiger im Außendienst anzutreffen. Das liegt<br />

nicht zuletzt auch an der besseren Kommunikation zwischen<br />

Ärzten, Therapeuten und Reha-Managern. In den berufsgenossenschaftlichen<br />

Kliniken wird gerne von der Möglichkeit<br />

Gebrauch gemacht, dass sich alle an einen Tisch setzen und<br />

unterschiedliche Ansätze eingebracht und abgestimmt werden –<br />

manchmal sogar auf dem kurzen Dienstweg: „Heute greifen<br />

beide Seiten auch mal zum Telefon, wenn es Fragen gibt oder<br />

sich Probleme abzeichnen.“<br />

Als Reha-Managerin in der VBG-Bezirksverwaltung Berlin arbeitet<br />

Constance Krug hauptsächlich mit dem Unfallkrankenhaus<br />

Berlin (ukb) zusammen. Die Abstimmung zwischen dem ukb<br />

und den Berufsgenossenschaften ist mittlerweile so gut und die<br />

Wege sind so kurz geworden, dass sich sogar die Durchgangsärzte<br />

in der Ambulanz bereits Gedanken über die berufliche<br />

Reintegration des Patienten machen. Auch das Therapeutenteam<br />

kennt sich hier mittlerweile derart gut mit den rechtlichen<br />

Grundlagen aus, dass es meist schon im Vorfeld weiß, was<br />

für die Reha-Manager und damit auch für die Berufsgenossenschaften<br />

hinsichtlich der Chancen auf die berufliche Wiedereingliederung<br />

wesentlich ist.<br />

Den Reha-Prozess gemeinsam planen<br />

Neben der sich kontinuierlich verbessernden Kommunikation<br />

zwischen Unfallversicherungsträgern und Kliniken profitieren die<br />

Versicherten auch dadurch, dass in den entsprechenden BG-<br />

Kompetenzzentren – wie zum Beispiel der Unfallbehandlungsstelle<br />

Berlin oder der BG Unfallambulanz und Rehazentrum<br />

Bremen – die Therapieformen so gestaltet werden können, dass<br />

sie im Idealfall genau die Arbeitsplatzbedingungen des Versicherten<br />

abbilden. „Die Kapazitäten, aber auch die Vielseitigkeit<br />

der therapeutischen Maßnahmen und Möglichkeiten der ambulanten<br />

bzw. stationären Behandlungsstellen der BG-Kliniken<br />

sind speziell auf die Bedürfnisse der Unfallverletzten ausgerichtet“,<br />

sagt Krug. (Zum Thema Reha s. auch S. 26)<br />

Dazu zählt auch die Möglichkeit am Krankenbett Unterricht zu<br />

erhalten, um beispielsweise zeitnah die Ausbildung fortzuführen.<br />

Auch Lernprogramme, die von den Bildungsträgern aufgesetzt<br />

und mithilfe des Internets absolviert werden können, sind in den<br />

Häusern bereits umgesetzt.<br />

Die Versicherten profitieren jedoch am meisten davon, dass<br />

auch das berufsgenossenschaftliche Reha-Management dem<br />

SGB-VII-Grundsatz unterliegt. Ein fixes Budget pro Versicherungsfall<br />

existiert nicht. Das heißt allerdings nicht, dass man die<br />

Kosten nicht im Blick behielte – ganz im Gegenteil: Ein Groß-<br />

teil der organisatorischen Arbeit des Reha-Managers besteht<br />

im Einholen von Kostenvoranschlägen und im Vergleichen<br />

Über 1.000<br />

Reha-Manager koordinieren für die<br />

Berufsgenossenschaften die berufliche<br />

Wiedereingliederung von Schwerstverletzten.


von Leistungsangeboten. „Doch was bringt es, wenn ich zum<br />

Beispiel den preiswertesten Therapieanbieter wähle und sich<br />

dann die möglichen Therapiefortschritte nicht zeitgerecht einstellen?“<br />

Gemeint ist damit, dass der Versicherte vielleicht für<br />

zehn oder mehr Monate arbeitsunfähig bleibt. „Der Vorteil der<br />

BG-Kliniken und ihrer Kompetenzzentren besteht darin, dass hier<br />

eine sehr intensive und vielseitige Therapie möglich ist. Diese<br />

ist zwar mit einem höheren Kostensatz verbunden, dafür habe<br />

ich den Versicherten aber vielleicht auch schon wieder nach<br />

fünf Monaten zurück am Arbeitsplatz.“<br />

Den sozialen Kontext einbeziehen<br />

So positiv sich die Zusammenarbeit zwischen Reha-Managern<br />

und Kliniken in der Vergangenheit auch entwickelt hat – Verbesserungspotenzial<br />

ist immer vorhanden. Constance Krug erklärt<br />

dies am Beispiel der stark zunehmenden Kontextfaktoren.<br />

Schließlich ist eine erfolgreiche berufliche Wiedereingliederung<br />

nicht automatisch durch exzellente medizinische Versorgung<br />

und zielgerichtete therapeutische Maßnahmen gegeben.<br />

Laut Krug hat in den letzten Jahren die Zahl der Versicherten<br />

zugenommen, die meist nur körperlich anstrengende Anlerntätigkeiten<br />

ausüben und keinen Schul- oder Berufsabschluss<br />

haben. Nach einer Schwerstverletzung ist aber gerade für diese<br />

Tätigkeiten die Wiedereingliederung nahezu ausgeschlossen.<br />

Für andere Arbeiten reicht der Schulabschluss häufig nicht aus,<br />

es ist keine Berufsausbildung vorhanden oder es fehlt schlicht<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 33<br />

der Wille einen Beruf zu erlernen. „Erschreckend ist dann noch<br />

die Zunahme an Fällen mit Alkohol- oder Spielsucht und Depressionen“,<br />

so Krug.<br />

Noch intensivere Abstimmung mit Reha-Managern<br />

Auch wenn die Behandlung dieser Kontextfaktoren formell<br />

nicht in den Zuständigkeitsbereich des Reha-Managers fällt,<br />

so kann er doch oft die richtigen Ansprechpartner vermitteln<br />

und die Grundlage für eine Zusammenarbeit schaffen. Für die<br />

Zukunft hofft Constance Krug auf eine noch stärkere Einbeziehung<br />

der Reha-Manager. „Die Mediziner und Therapeuten<br />

sind zwangsläufig viel näher am Versicherten und erhalten<br />

weitaus tiefer gehende Einblicke als ich – auch gerade in Bezug<br />

auf die Kontextfaktoren. Um auch hier aktiv zu werden bin ich<br />

jedoch auf zeitnahe Informationen vom Fachpersonal aus den<br />

Kliniken bzw. Kompetenzzentren angewiesen. Da fehlt noch<br />

ein bisschen die Sensibilität.“<br />

Verbesserungsbedarf sieht Krug auch in der Abstimmung der<br />

Berufsgenossenschaften untereinander. Jede setzt zwar Reha-<br />

Manager ein, wendet aber im Detail unterschiedliche Verfahren<br />

an. Häufig kommt es dadurch zu Missverständnissen zwischen<br />

medizinisch-therapeutischem Personal und Reha-Manager.<br />

„Wenn auch hier die Abstimmung noch intensiver wäre, käme<br />

das allen Beteiligten zugute.“<br />

*Name geändert.


34 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Hilfe nach dem Schock<br />

BG Klinik für Berufskrankheiten Bad Reichenhall behandelt Traumafolgestörungen<br />

Mit großem Erfolg werden am Zentrum für Psychotraumatologie der BG Klinik für Berufskrankheiten Bad<br />

Reichenhall Menschen behandelt, denen im Arbeitsalltag plötzlich ein traumatisches Erlebnis widerfahren ist<br />

und die danach an einer Traumafolgestörung leiden. Unter Anwendung multimodaler und interdisziplinärer<br />

Methoden liegt der Schwerpunkt dabei auf der Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Patienten. Denn nur<br />

über eine gesunde Selbstakzeptanz steigt die Aussicht auf Heilung und damit auch die Chance, an den<br />

einstigen Arbeitsplatz zurückzukehren.


Diagnose: Traumafolgestörung<br />

Vor 28 Jahren muss Rita Schmidt* erleben, wie zwei Bankräuber<br />

in ihre Filiale stürmen und nach dem Eintreffen der von ihr alarmierten<br />

Polizei zwei ihrer Kollegen als Geisel nehmen. Beide Kollegen<br />

kommen dabei im Laufe der Geiselnahme ums Leben. Seit<br />

diesem tragischen Erlebnis klagt sie zunehmend über Rücken-,<br />

Schulter- und Nackenverspannungen sowie in Stresssituationen<br />

auftretende Migräneanfälle. Nur vier Jahre später wird sie erneut<br />

Zeugin eines Überfalls und reagiert mit einem „Schreianfall“,<br />

der ihr heftige Vorwürfe vonseiten ihres Chefs einbringt. Infolge<br />

des zweiten Überfalls kommt es neben oben beschriebenen<br />

Symptomen zu ersten Panikattacken und zur Ausprägung eines<br />

Verhaltens, das sich als permanente „Hab-Acht-Stellung“ umschreiben<br />

lässt. Zunehmend zeigt sie sich auch unfähig, alleine<br />

das Haus zu verlassen und für sich Entscheidungen zu treffen.<br />

Ständig muss sie aufpassen „nichts falsch“ zu machen. Eine Gürtelrose-Erkrankung<br />

führt letztlich zur Aufnahme in einer psychosomatischen<br />

Klinik. Dort wird von der behandelnden Psychotherapeutin<br />

bei Rita Schmidt eine Traumafolgestörung diagnostiziert.<br />

Hilfe nach traumatischen Erlebnissen<br />

Im Zentrum für Psychotraumatologie (ZfP) der BG Klinik für Berufskrankheiten<br />

Bad Reichenhall wird Menschen wie Rita Schmidt<br />

geholfen. Über 100 Patienten mit Traumafolgestörungen wurden<br />

hier seit der Gründung in 2010 bereits behandelt. Fast immer<br />

waren diese Patienten von Mehrfach- bzw. Komplextraumatisierungen,<br />

in Ausnahmefällen von sogenannten Monotraumatisierungen<br />

– der Schädigung durch ein Einzelereignis – betroffen.<br />

Durchschnittlich blieben die Patienten acht bis neun Wochen in<br />

der Klinik, manche mussten auch ein zweites Mal aufgenommen<br />

werden. Raubüberfälle in Banken, teilweise auch mit Geiselnahme,<br />

so wie sie von Rita Schmidt erlebt wurden, führen dabei die<br />

Rangfolge der traumatischen Erlebnisse an. Es folgen Verkehrs-<br />

und Wegeunfälle mit schweren Personenschäden, zum Teil mit<br />

Todesfolge, tätliche Angriffe, zum Beispiel bei Mitarbeitern von<br />

Wachdiensten, und schließlich schwere Unfälle an Arbeitsgeräten.<br />

Die Liste der Berufe, bei denen Angestellten traumatische Erlebnisse<br />

widerfahren können, reicht vom Hochseefischer über den Berufskraftfahrer<br />

bis zum Streifenpolizisten. Besonders belastend<br />

sind für die Betroffenen Filme und Bilder im Kopf, die ablaufen<br />

und (Körper-)Flashback-Zustände produzieren, ohne dass die Betroffenen<br />

diese stoppen könnten. Fast immer beginnen diese<br />

Menschen an sich selbst zu zweifeln und zu verzweifeln, sich zurückzuziehen<br />

und sich früher oder später selbst für „verrückt“ zu<br />

erklären – was sie jedoch nicht sind. Immer handelt es sich bei<br />

traumatischen Erlebnissen um lebensbedrohliche Erfahrungen<br />

mit Gefühlen von Hilflosigkeit, Ohnmacht und Ausgeliefertsein<br />

sowie dem Verlust dessen, was man in der Psychologie Selbstwirksamkeit<br />

nennt. In jedem Fall ist das Stressverarbeitungssystem<br />

des Körpers mit der Verarbeitung des Erlebten überfordert.<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 35<br />

Multimodale und interdisziplinäre Methoden<br />

Für die Behandlung von Patienten mit Komplex- oder Monotraumatisierungen<br />

kommt am ZfP der BG Klinik für Berufskrankheiten<br />

Bad Reichenhall eine spezifische, multimodale und<br />

interdisziplinäre Methodik zur Anwendung. Neben den traumaspezifisch<br />

ausgebildeten Psychotherapeuten und Ärzten werden<br />

auch sogenannte Myoreflextherapeuten eingesetzt, die vorsichtig<br />

und gezielt an den „eingefrorenen Zuständen“ des<br />

Muskelsystems arbeiten. Über die neuromuskuläre traumakompensatorische<br />

Myoreflextherapie können diese „Erinnerungen<br />

des Körpers“ auch auf der Körperebene verarbeitet werden. Im<br />

ZfP gibt es aber auch eine Kunsttherapeutin, die über bildnerisches<br />

Gestalten Möglichkeiten des nonverbalen Ausdrucks anbietet,<br />

sowie eine Qigong-Therapeutin, die über Körperwahrnehmung<br />

dem Betroffenen wieder zu mehr eigener Achtsamkeit<br />

und Verankerung in sich selbst verhilft. Nicht zu unterschätzen<br />

ist der Stellenwert der Pflege. Von ihr gehen nicht nur Gesprächsangebote,<br />

Psychoedukation im Sinne des Normalitätsprinzips<br />

und – soweit notwendig – körperliche Versorgung aus, sondern<br />

auch therapeutisch geführte, gemeinsame Wanderungen in einer<br />

von herrlicher Natur gezeichneten Umgebung. Letzteres hat sich<br />

bereits für die meisten Patienten als sehr hilfreich erwiesen.<br />

Selbstheilungskräfte aktivieren<br />

Das eben erwähnte Normalitätsprinzip steht hinter jedem Behandlungsansatz.<br />

Den Betroffenen ist in fast allen Fällen das<br />

Bewusstsein verloren gegangen, dass nicht sie verrückt sind,<br />

sondern das, was sie erlebt haben, verrückt und nicht einfach<br />

zu verarbeiten war. Erst durch diese oft nur mühsam wieder -<br />

her zustellende Selbstakzeptanz und Aktivierung der in jedem<br />

Menschen innewohnenden Selbstheilungskräfte können die<br />

verschiedenen Behandlungselemente zu einem Ganzen zusammengeführt<br />

und der Patient einer Heilung nähergebracht werden.<br />

Die Heilbehandlung am ZfP besteht daher nicht in einer<br />

„Reparatur von Symptomen“ oder im vorrangigen Anbieten<br />

von traumaspezifischen Techniken und möglichst vielen „Mental-Wellness-Programmen“.<br />

Vielmehr bedarf es des gegenseitigen<br />

menschlichen Einlassens aller beteiligten Personen<br />

auf die Behandlung sowie der Entwicklung eines tragfähigen<br />

therapeutischen Arbeitsbündnisses. Der Wiedererlangung von<br />

Vertrauen in zwischenmenschliche Erfahrungen und in die<br />

eigenen Selbst heilungskräfte kommt hierbei ein besonders<br />

hoher Stellenwert zu.<br />

Nicht immer lässt sich angesichts eines oft länger dauernden<br />

Heilungsprozesses sofort wieder volle Funktionalität im Arbeitsleben<br />

herstellen. Rita Schmidt war nach erfolgreicher Behandlung<br />

im ZfP in der Lage, wieder an ihren alten Arbeitsplatz zurückzukehren.<br />

*Name geändert.


36 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Das berufsgenossenschaftliche Heilverfahren befindet sich im Wandel: Die berufsorientierte Rehabilitation<br />

gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Hierfür halten die berufsgenossenschaftlichen Unfallkliniken ein außergewöhnlich<br />

breites Spektrum an arbeitsplatzgetreuen Therapieplätzen vor; zusätzlich arbeiten sie eng mit<br />

verschiedenen Kooperationspartnern zusammen.<br />

Im Zuge der Weiterentwicklung des berufsgenossenschaftlichen<br />

Heilverfahrens treten berufsspezifische Aspekte in der Rehabilitation<br />

von Unfallverletzten immer stärker in den Vordergrund.<br />

Die berufsorientierte Rehabilitation – als Bindeglied zwischen<br />

medizinischer Rehabilitation und beruflicher Wiedereingliederung<br />

– ist immer dann gefragt, wenn herkömmliche Reha-<br />

Maßnahmen etwa aufgrund des fehlenden Bezugs zu den im<br />

Arbeitsleben gefragten Fähigkeiten an ihre Grenzen stoßen. In<br />

Ergänzung zur konventionellen Therapie beinhaltet sie auch<br />

das Training im beruflichen Tätigkeitsumfeld des Patienten.<br />

Üben am „Arbeitsplatzsimulator“<br />

Die Kombination aus klassischer medizinischer Rehabilitation<br />

und berufsbezogenem Training bewirkt, dass die Patienten<br />

optimal auf ihre berufliche Wiedereingliederung vorbereitet werden,<br />

da sie gestärkt und mit neuem Selbstvertrauen in ihre<br />

körperliche Belastungsfähigkeit an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren<br />

können.<br />

In speziell ausgestatteten Werkstätten der BG-Kliniken oder<br />

deren Kooperationspartnern erfolgt eine auf die spezifischen<br />

Arbeitsplatzanforderungen abgestimmte Reha-Maßnahme.<br />

Gerade bei komplexen Unfallfolgen mit langen Rehabilitationsverläufen<br />

besteht so die Möglichkeit, Bewegungsabläufe und<br />

Belastungsintensitäten individuell und berufsbezogen zu trainieren.<br />

Einige BG-Kliniken und -Unfallbehandlungsstellen<br />

haben hierfür in ihren „Werkstätten“ praxisnahe Arbeitsplätze<br />

errichtet, an denen die Reha-Patienten üben können.<br />

Zurück in den Job<br />

Berufsorientierte Rehabilitation auf dem Vormarsch<br />

So wird beispielsweise am „Bergmannsheil“ in Bochum im<br />

Rahmen der Ergotherapie ein funktions- und alltagsorientiertes<br />

Training durchgeführt – etwa in der Übungsküche, in der Holzwerkstatt<br />

oder an einem PC-Arbeitsplatz. An der BG Unfallklinik<br />

Frankfurt am Main arbeitet man mit einem Berufsförderungswerk<br />

zusammen, welches entsprechende Arbeitsplätze zur Wiedereingliederung<br />

vorhält. Und am Unfallkrankenhaus Berlin ist<br />

eine eigene Werkstatt für Tischler entstanden. Die Simulation<br />

anderer Berufe, wie zum Beispiel Elektriker, Maler, Küchen- und<br />

Verwaltungsberufe, wird in enger Kooperation mit externen<br />

Dienstleistungsunternehmen durchgeführt.<br />

Die BG Kliniken Bergmannstrost Halle sowie die BG-Kliniken<br />

in Tübingen und Ludwigshafen unterhalten Werkstätten mit Arbeitsplätzen<br />

für holz- und metallverarbeitende Berufe, für<br />

Elektro- und Gas-Wasser-Installationen, sowie den gesamten<br />

Trocken- und Innenausbau. Weiterhin gibt es für kaufmännische<br />

Berufe ein Büro mit PC-Arbeitsplätzen; und für bautypische handwerkliche<br />

Berufe steht eine teilweise überdachte Außentherapiefläche<br />

mit einem Baugerüst und einem Übungsdach zur<br />

Verfügung. In Ludwigshafen ist es zudem möglich die Arbeitssituation<br />

in einem Labor nachzustellen. Die BG Klinik für Berufskrankheiten<br />

Falkenstein hat einen eigenen Friseurarbeitsplatz<br />

installiert. Die BG Unfallklinik Murnau hat ebenfalls eine große<br />

Holzwerkstatt und einen Raum für verschiedene berufliche<br />

Tätigkeiten und mit diversen Arbeitsplätzen eingerichtet. Hier<br />

wird auch das Konzept hausinterner Praktika für Landschaftsgärtner,<br />

Maurer und Lagerarbeiter erfolgreich angewendet.


In der BG Unfallambulanz und Rehazentrum Bremen arbeitet<br />

man diesbezüglich mit diversen Ausbildungszentren, einem<br />

Berufsförderungswerk und mit Unternehmen aus Handel und<br />

Industrie zusammen, um zum Beispiel Belastungserprobungen<br />

durchzuführen. Und an der BG Klinik Tübingen können über die<br />

Kooperation mit der Abteilung Forst des Tübinger Landratsamtes<br />

bzw. dem Institut für Waldarbeit an der Hochschule für<br />

Forstwirtschaft Rottenburg verunfallte Waldarbeiter schrittweise<br />

wieder an den Arbeitsplatz herangeführt werden.<br />

Trainingszentrum für Berufe aller Art<br />

In der BG Unfallklinik Duisburg wurde für die berufsorientierte<br />

Rehabilitation, gemeinsam mit einem Kooperationspartner,<br />

ein bundesweit einzigartiges Modell geschaffen: Im „B.O.R<br />

Reha-Zentrum“ in Duisburg-Walsum, dem Zentrum für berufsorientierte<br />

Rehabilitation in Deutschland, können berufsbezogene<br />

Bewegungsabläufe nahezu 100-prozentig realitätsgetreu<br />

analysiert und individuell trainiert werden. Hierfür stehen dem<br />

Verunfallten zahlreiche Simulationsmodule an realitätsnahen<br />

Arbeitsplätzen zur Verfügung, wie zum Beispiel das Lkw-Modul,<br />

das Gabelstaplermodul, ein großes Übungsdach und viele<br />

Module aus den Bereichen Industrie und Handwerk, an denen<br />

Maler, Lackierer, Fliesenleger, Elektriker, Gas- und Wasserinstallateure,<br />

Schreiner sowie Lager- und Logistikarbeiter ihre<br />

berufstypischen Tätigkeiten trainieren können. Weiterhin gibt<br />

es spezielle Module für das Baugewerbe, an denen Bauhelfer,<br />

Maurer, Trockenbauer, Pflasterer und Gerüstbauer üben<br />

können. Aber auch für Büroangestellte, Raumpfleger, Garten-<br />

und Landschaftsbauer sowie Pflege- und sonstige Berufe<br />

gibt es in diesem modularen System eine spezifische Übungs-<br />

und Trainingsmöglichkeit.<br />

Das Reha-Zentrum in Duisburg sowie die anderen Einrichtungen<br />

werden ständig weiterentwickelt und erweitert. Sie bieten<br />

für den Versicherten, den behandelnden Arzt, den Berufshelfer<br />

und den Kostenträger eine bestmögliche Verzahnung von medizinischer<br />

und beruflicher Rehabilitation.<br />

Wiedereingliederung: keine Experimente!<br />

Insbesondere bei schweren Verletzungen mit komplexen Unfallfolgen<br />

ist es oft schwierig, mithilfe konventioneller Diagnostik<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 37<br />

und Therapie letzte Gewissheit über die tatsächliche Belastungsfähigkeit<br />

der verletzten Strukturen zu erlangen. Ein fehlgeschlagener,<br />

weil verfrühter Versuch der Wiedereingliederung<br />

ins Berufsleben birgt aber die Gefahr einer neuerlichen Verletzung<br />

und damit unter Umständen des Arbeitsplatzverlusts.<br />

Deshalb wird der Patient vor Beginn der Maßnahme in einer<br />

speziellen Sprechstunde den Fachärzten vorgestellt. Im Rahmen<br />

dieser medizinischen Untersuchung wird festgestellt,<br />

ob mit dem derzeitigen Stand des Heilungsprozesses eine<br />

erfolgreiche Rehabilitation überhaupt möglich ist. Manchmal<br />

stellt sich auch heraus, dass zuvor eine weitere Operation<br />

erforderlich ist.<br />

Zwei Ziele stehen bei der berufsorientierten Rehabilitation<br />

ganz klar im Fokus: Zunächst gilt es eine gute Rehabilitation<br />

des Patienten zu erreichen, dadurch seine Leistungsfähigkeit<br />

zu steigern und sein Selbstvertrauen wiederherzustellen. Das<br />

zweite Ziel besteht darin, sowohl der Berufsgenossenschaft<br />

als auch dem Arbeitgeber ganz konkret mitteilen zu können, wie<br />

belastbar und wie leistungsfähig der Mitarbeiter nach seinem<br />

Unfall sein wird.<br />

Anhand detaillierter Testverfahren wird in den BG-Kliniken die<br />

funktionelle Leistungsfähigkeit des Patienten geprüft, um seinen<br />

Istzustand zu klären und den notwendigen Therapiebedarf<br />

aufzuzeigen, der erforderlich ist um den Patienten wieder in das<br />

Arbeitsleben zurückzuführen. Zusätzlich wird – in Zusammenarbeit<br />

mit Netzwerkpartnern und unter realen Bedingungen –<br />

ermittelt, inwieweit der Patient seinen alten Beruf wieder ausüben<br />

kann. Am Ende wird in einem fundierten Bericht aufgezeigt,<br />

wie belastbar und damit arbeitsfähig der Patient ist und welche<br />

berufliche Zukunftsperspektive für ihn am sinnvollsten ist, auch<br />

unter Kosten-Nutzen-Aspekten betrachtet.<br />

Hohe Erfolgsquote<br />

Statistische Zahlen belegen, dass bei über 94 Prozent aller<br />

behandelten Patienten eine berufliche Wiedereingliederung<br />

erreicht werden konnte. Damit konnte das Ziel erreicht werden,<br />

nahezu jeden Unfallverletzten schnellstmöglich wieder am<br />

Arbeitsleben teilhaben zu lassen.


38 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Aktuelle Forschungsprojekte der BG-Kliniken –<br />

eine Auswahl<br />

Interdisziplinär und interinstitutionell: In eigenen Forschungsinstituten und durch Beteiligungen<br />

an einer Vielzahl von Forschungsprojekten arbeiten die BG-Kliniken bereits heute an der medizinischen<br />

und rehabilitativen Versorgung von morgen.


BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

Mensch-Maschine-Interface Robot Suit (MMIRS): Einsatz von<br />

Exoskeletten in der Rehabilitation und als Assistenzsystem zur<br />

Teilhabesicherung in der Gesellschaft | Budget: ca. 1.200.000<br />

Euro | Akteure: Chirurgische Klinik Bergmannsheil, Neurologische<br />

Klinik Bergmannsheil, CYBERDYNE Inc.<br />

BG Unfallklinik Duisburg<br />

Wirbelsäulenchirurgie: perkutane Stabilisierung von Frakturen<br />

der thorakolumbalen Wirbelsäule (Übergang von Brust- zu Lendenwirbelsäule)<br />

| Budget: k. A. | Akteure: BGU Duisburg, Krankenhaus<br />

Köln-Merheim, Medizinisches Zentrum StädteRegion Aachen<br />

BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />

Modifikation chronischer Phantomschmerzen durch die Nutzung<br />

funktionaler myoelektrischer Armprothesen mit sensorischem<br />

Feedback | Budget: ca. 350.000 Euro | Akteure: FSU Jena, BG Kliniken<br />

Bergmannstrost Halle<br />

BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />

ROQ (1): Entwicklung eines Instruments zur Qualitätssicherung<br />

etablierter Präventionskonzepte bei schweren Berufsdermatosen<br />

(finanziert durch DGUV & Uni Osnabrück) | Budget: ca. 248.000<br />

Euro | Akteure: Uni Osnabrück, Fachbereich Humanwissenschaften;<br />

Uni Heidelberg, Abt. Klinische Sozialmedizin<br />

BG Klinik Tübingen<br />

Dynamic Locking Screw (DLS): Dynamisierung der Kopfverriegelungsschraube<br />

zur besseren Beweglichkeit bei Knochenbrüchen<br />

und zur Verringerung der Störungen bei der Knochenheilung |<br />

Budget: 300.000 Euro | Akteure: Siegfried Weller Institut, DGUV,<br />

AO Foundation, SYNTHES GmbH<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 39<br />

BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />

Aktivierung der Rumpf- und Rückenmuskulatur nach Wirbelkörperfrakturen<br />

| Budget: ca. 650.000 Euro | Akteure: Uni-Klinikum<br />

Jena, BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />

BG Unfallklinik Frankfurt am Main<br />

Hyalospine: Studie zur Evaluation der Sicherheit und Effizienz<br />

von Hyalospine bei lumbaler Laminektomie oder Laminotomie |<br />

Budget: ca. 20.000 Euro | Akteure: Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie<br />

und Neuro traumatologie<br />

Klinikübergreifend<br />

ICF Core Set Hand: Implementierung und Anwendung des ICF<br />

Core Set Hand (Int. Klassifikation zur Beschreibung der Funktionsfähigkeit<br />

und Behinderung von Menschen mit Verletzungen/<br />

Erkrankungen der Hand) in der klinischen Praxis, Rehabilitation<br />

und Forschung | Budget: ca. 960.000 Euro | Akteure: LMU München,<br />

Unfallkrankenhaus Berlin, BG Unfallklinik Duisburg,<br />

BG Unfallklinik Frankfurt am Main, BG Klinik Ludwigshafen,<br />

BG Unfallklinik Murnau, BG Klinik Tübingen, BG Universitätsklinikum<br />

Bergmannsheil Bochum, BG Kliniken Bergmannstrost<br />

Halle, BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />

BG Unfallambulanz und Rehazentrum Bremen<br />

Kniekolleg: Prävention arbeitsbedingter Kniegelenksbeschwerden |<br />

Budget: ca. 500.000 Euro | Akteure: BG Bau Berlin, Reha-Zentrum<br />

City Hamburg, BG Unfallambulanz und Rehazentrum Bremen<br />

BG Klinik Ludwigshafen<br />

Forschungsgruppe „Medical Imaging and Navigation in Trauma<br />

and Orthopaedic Surgery (MINTOS)“: Intraoperative 3-D-Bildgebung,<br />

2-D/3-D-Rekonstruktion, VIPS – Virtual Implant Positioning System<br />

| Budget: k. A. | Akteure: Forschungszentrum der BG Klinik<br />

Ludwigshafen


40 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Bewegungstraining im Roboteranzug<br />

BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum testet Exoskelett bei querschnittgelähmten Menschen<br />

Am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum startet die deutschlandweit<br />

erste umfassende Patientenstudie mit dem japanischen Exoskelett-System HAL (Hybrid Assistive Limb). Der<br />

„Roboteranzug“ soll helfen, die Bewegungsfähigkeit gelähmter oder in ihren Bewegungsabläufen stark<br />

eingeschränkter Menschen zu verbessern.<br />

Normalerweise sitzt Rolf Kalinski* wegen einer Querschnittlähmung<br />

im Rollstuhl. Mit dem Gehwagen schafft er nur wenige<br />

Schritte, dann verlässt ihn die Kraft. Jetzt ist sein Körper in einer<br />

Hängevorrichtung über einem Laufband fixiert, sodass seine<br />

Füße auf dem Laufband aufliegen. Sein Unterkörper und seine<br />

Beine stecken in einer Art Stützgerüst; Motoren und mechanische<br />

Gelenke sind an seinen Gliedmaßen fixiert. Mit den Armen<br />

stützt er sich beidseits auf Holzstangen ab. Dann beginnt er zu<br />

gehen, setzt einen Fuß vor den anderen, während die Motoren<br />

an seinen Beinen leise, surrende Geräusche von sich geben.<br />

Futuristisch wirkt er, dieser „Roboteranzug“. Er unterstützt die<br />

Bewegungsabläufe seines Trägers, die dennoch erstaunlich fließend<br />

und natürlich wirken. Kalinski ist einer der ersten Proban-<br />

den, die den Roboteranzug mit Namen HAL im Rahmen einer<br />

umfangreichen Studie am „Bergmannsheil“ in Bochum testen.<br />

Dies ist die erste deutsche Patientenstudie zum HAL überhaupt.<br />

Was sich zunächst wie das Drehbuch eines Science-Fiction-Films<br />

anhört, hat also einen sehr soliden und wissenschaftlichen<br />

Hintergrund: Die Forscher interessiert, ob regelmäßiges Training<br />

mit dem Roboteranzug die Bewegungsfähigkeit querschnittgelähmter<br />

Menschen verbessern kann.<br />

Nervenimpulse aktivieren die Muskeln<br />

Vom Prinzip her handelt es sich bei HAL um ein sogenanntes<br />

Exoskelett, also ein System, das dem Körper von außen eine zusätzliche<br />

Stützfunktion verleiht. Es soll Menschen mit Lähmungen<br />

oder Bewegungseinschränkungen dabei helfen, zumindest


einen Teil ihrer Mobilität zurückzugewinnen. Weil es überwiegend<br />

aus Spezialkunststoffen gefertigt ist, ist es sehr leicht:<br />

Lediglich 14 Kilogramm wiegt das Unterkörpermodell, mit dem<br />

Rolf Kalinski trainiert. Mittels computergesteuerter Motoren,<br />

die am Körper fixiert sind, werden ausgefallene Körperfunktionen<br />

ersetzt. Querschnittgelähmte sind damit unter bestimmten<br />

Vo raussetzungen in der Lage, Bewegungsabläufe wie stehen<br />

oder gehen ausführen zu können.<br />

Entwickelt wurde HAL von Prof. Dr. Yoshiyuki Sankai, der an<br />

der Universität Tsukuba in Japan arbeitet. Dort ist es bereits an<br />

vielen Kliniken im Einsatz, Gehbehinderte und Schlaganfallpatienten<br />

arbeiten mit dem System. HAL ist nicht das einzige<br />

Exoskelett auf der Welt, das als so technisch ausgereift und<br />

funktionsfähig gilt, um es bei Patienten einsetzen zu können.<br />

Auch andere Entwickler beispielsweise in den USA und in Israel<br />

arbeiten an solchen Systemen.<br />

Einzigartig ist hier jedoch das Steuerungsprinzip: „Das Besondere<br />

an dem HAL-System ist, dass es durch die Nervenimpulse<br />

des Patienten gesteuert wird“, erläutert Prof. Dr. Thomas Schildhauer,<br />

Ärztlicher Direktor und zugleich Direktor der Chirurgischen<br />

Klinik des „Bergmannsheil“. Die elektrischen Nervenimpulse,<br />

die zur Bewegung eines Muskels führen, werden von Sensoren<br />

auf der Haut des Patienten registriert. Ein Computer, der am<br />

Exoskelett befestigt ist, empfängt diese Signale und wertet sie<br />

aus. Er setzt sie in Bewegungsbefehle um und leitet diese an<br />

die Elektromotoren weiter, die an den Gliedmaßen des Patienten<br />

fixiert sind. Die Motoren übernehmen also die Funktion<br />

der Muskeln und bewegen die Gelenke ihres Trägers. Sie sorgen<br />

auf diese Weise für ein zielgerichtetes Ausführen der Bewegungsabläufe,<br />

die etwa für das Gehen erforderlich sind.<br />

Patientenstudie: dreijähriger Testlauf des „Roboteranzugs“<br />

Seit Februar 2012 wird das HAL-System in einzelnen Anwendungen<br />

am „Bergmannsheil“ getestet. Anschließend beginnt<br />

die reguläre Studienphase: In einem Zeitraum von drei Jahren<br />

werden voraussichtlich 30 Frauen und Männer mit einer Querschnittlähmung<br />

den Roboteranzug erproben. Dabei werden<br />

Probanden mit unterschiedlich ausgeprägten Querschnittsymptomatiken<br />

einbezogen, ebenso wie Patienten mit frischen<br />

und älteren Verletzungen. „Wir wollen herausfinden,<br />

ob und inwieweit sich die Symptomatik bei den Patienten<br />

ver bessert, wenn sie mit dem Exoskelett trainieren“, erklärt<br />

Prof. Schildhauer.<br />

Die Probanden trainieren dazu täglich mit dem System. Jeweils<br />

vor und nach dem Training werden Gehtests gemacht,<br />

wird das Gangbild mit einer Videokamera aufgezeichnet,<br />

werden Vitalparameter gemessen und Weiteres mehr. So soll<br />

ermittelt werden, ob und inwieweit sich beispielsweise die<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 41<br />

benötigte Zeit und Schrittzahl für das Zurücklegen einer Zehnmeterdistanz<br />

durch das Training verändert. Eine Testeinheit dauert<br />

etwa 15 bis 20 Minuten, unterbrochen von Pausen. Denn<br />

das Laufen im Roboteranzug geht keineswegs kinderleicht vor<br />

sich: Der Patient soll schließlich eigene Muskelkraft aufbauen<br />

und die Unterstützung durch das Exoskelett nur so weit nutzen,<br />

wie es für das Training erforderlich ist.<br />

Keine Wundermaschine<br />

„Sollten sich unsere Annahmen bestätigen, dann könnte<br />

der Trainingseffekt des Exoskeletts genutzt werden, um die<br />

Bewegungsfähigkeit insbesondere von frisch verletzten<br />

Querschnittgelähmten auch dauerhaft zu unterstützen und zu<br />

fördern“, sagt Prof. Dr. Schildhauer. Die Forscher vermuten,<br />

dass durch das HAL-Training die Weiterleitung der Nervensignale<br />

zwischen Gehirn und Muskeln verbessert wird: Ver-<br />

lorene Funktionen könnten sich somit zumindest teilweise<br />

regenerieren. Spastiken könnten reduziert, Muskeln aufgebaut<br />

und das gesamte Gangbild verbessert werden. Auch<br />

mögliche positive Effekte beispielsweise für das Herz-Kreis -<br />

lauf-System und das psychische Wohlbefinden sind Aspekte,<br />

die die Bochumer Forscher interessieren. Allerdings: Wunder<br />

vollbringen kann der Roboteranzug sicher nicht. Im Moment<br />

sehen Prof. Dr. Schildhauer und sein Team Erfolg versprechende<br />

Anwendungsmöglichkeiten von HAL nur bei Patienten mit inkompletten<br />

Querschnittlähmungen.<br />

Nur wenige entsprechen dem Studienprofil<br />

Rolf Kalinski jedenfalls ist froh, dass er an der Studie teilnehmen<br />

kann. Es hatten sich sehr viele Betroffene angeboten, als<br />

Probanden mitzuwirken. Doch nur wenige passen von ihrer<br />

Symptomatik und ihrem sonstigen körperlichen Zustand in das<br />

Anforderungsprofil. Vor allem müssen beim Träger, der mit<br />

dem HAL-System arbeitet, gewisse Restfunktionen in den betroffenen<br />

Gliedmaßen vorhanden sein. Denn nur, wenn die Nervenimpulse<br />

eine ausreichende Signalstärke haben, können sie von<br />

den Sensoren registriert und weiterverarbeitet werden. Außerdem<br />

müssen die Testpersonen eine gute körperliche Fitness<br />

mitbringen – denn anstrengend ist das Training allemal: „Am<br />

Anfang war es sehr ungewohnt, den Anzug zu steuern, aber<br />

mittlerweile fühlt er sich immer mehr wie ein Teil meines eigenen<br />

Körpers an“, sagt Kalinski. Ob und wann allerdings Exoskelette<br />

wie das HAL-System in Deutschland regulär vertrieben werden<br />

können, sodass sie eine wirksame und kosteneffiziente Therapiemöglichkeit<br />

darstellen, ist derzeit noch unklar. Fakt ist,<br />

dass sie für Menschen mit Behinderungen eine neue Perspektive<br />

eröffnen könnten. Immerhin: Noch vor wenigen Jahren<br />

galten solche Roboteranzüge als reine Zukunftsvision –<br />

mittlerweile sind sie Realität.<br />

*Name geändert.


42 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Den Verbund weiterentwickeln<br />

Struktur und Arbeitsweise des Klinikverbunds der gesetzlichen Unfallversicherung e. V. (<strong>KUV</strong>)<br />

Am 16. September 2010 wurde der <strong>KUV</strong> als eingetragener Verein gegründet. Zum 1. Juli <strong>2011</strong> erfolgte die<br />

personelle Besetzung der Geschäftsführung. In den darauffolgenden Monaten wurden in Abstimmung mit<br />

den Selbstverwaltungsgremien die grundlegenden Arbeitsstrukturen gebildet.<br />

Der Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung (<strong>KUV</strong>) ist<br />

formal gesehen ein eingetragener Verein: Höchstes Organ dieses<br />

Vereins ist die Mitgliederversammlung, welche sich beim <strong>KUV</strong><br />

aus den zwölf Trägervereinen der Kliniken und den 28 Unfallversicherungsträgern<br />

zusammensetzt. Im Dezember <strong>2011</strong> wählte<br />

die Mitgliederversammlung den Vereinsvorstand für sechs Jahre.<br />

Der Vorstand des <strong>KUV</strong> setzt sich zur einen Hälfte aus Vertretern<br />

zusammen, die unmittelbar in der Verantwortung der Klinikträgervereine<br />

stehen. Die andere Hälfte bilden die Vertreter der Unfallversicherungsträger.<br />

Zusätzlich gehören ein Geschäftsführer aus<br />

dem Bereich der Klinikträgervereine, ein von der Geschäfts-<br />

führerkonferenz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung<br />

(DGUV) benannter Geschäftsführer, der Hauptgeschäftsführer<br />

der DGUV sowie der Geschäftsführer des <strong>KUV</strong> dem Vorstand mit<br />

beratender Stimme an. Die Mitglieder der Organe des <strong>KUV</strong> üben<br />

ihre Tätigkeit ehrenamtlich aus. Aus dem Kreis der Vorstände<br />

wurden Jürgen Waßmann (für die Versichertenvertreter) und<br />

Dr. Hans-Joachim Wolff (für die Arbeitgebervertreter) als Vorsitzende<br />

bestimmt. Beide Vertreter alternieren jährlich in der<br />

Funktion des amtierenden Vorsitzenden.<br />

Ziele und Aufgaben des <strong>KUV</strong><br />

Die Ziele und Aufgaben des <strong>KUV</strong> sind in der Satzung festgelegt.<br />

Im Sinne einer übergeordneten Richtungsanzeige wurden hierbei<br />

die „Wahrnehmung gemeinsamer Interessen seiner Mitglieder<br />

bei der Errichtung, Unterhaltung und beim Betreiben der Kliniken“<br />

und die „Steigerung von Qualität und Wirtschaftlichkeit“ als<br />

Ziele vorgegeben. Darüber hinaus wurden in 16 Punkten die Aufgaben<br />

des <strong>KUV</strong> bestimmt, die von der „Entwicklung eines klinikübergreifenden<br />

strategischen Klinikkonzepts“ bis zur „Abstimmung<br />

der Pflegesätze und des Genehmigungsverfahrens mit<br />

der DGUV“ reichen. Aus den in der Satzung formulierten Aufgabenschwerpunkten<br />

wurden die folgenden Geschäftsbereiche<br />

des <strong>KUV</strong> abgeleitet: Kunden und Markt, Personal und Kommunikation,<br />

kaufmännische und technische Infrastruktur, Finanzen<br />

und Controlling, Qualität und Prozesse.<br />

Arbeits- und Strategiegruppen als Motor<br />

Die Vorgängerorganisation des <strong>KUV</strong>, die Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher<br />

Kliniken (VBGK), hatte mit ihren Arbeitskreisen<br />

und der Zuordnung von Verantwortlichkeiten an<br />

die Klinikgeschäftsführer seinerzeit bereits Strukturen gebildet,<br />

die vom <strong>KUV</strong> aufgenommen und weiterentwickelt wurden.<br />

Gegenwärtig existieren unter dem Dach des <strong>KUV</strong> elf<br />

Arbeitsgruppen, die von den Bereichsleitern federführend<br />

begleitet werden.<br />

Die Geschäftsführer der BG-Kliniken sind – je nach persönlicher<br />

oder fachlicher Präferenz – Mitglied der den fünf Bereichen zugeordneten<br />

Strategiegruppen. Diese Strategiegruppen sollen die<br />

Verbindung zwischen der Fachebene der Arbeitsgruppen und<br />

der Geschäftsführerkonferenz (GFK) gewährleisten.<br />

Die Bereichs leitungen sind für die Sicherstellung einer kontinuierlichen<br />

Arbeit in den Arbeitsgruppen verantwortlich und<br />

unterbreiten den Mitgliedern der Strategiegruppen Vorschläge<br />

bzw. nehmen von dort Aufträge entgegen, die sie an die Arbeitsgruppen<br />

weitervermitteln. Die Mitglieder der Arbeitsgruppen<br />

werden von den Kliniken bestimmt.<br />

Ein stärkeres Gewicht erhält die bisherige Arbeitsgruppe der<br />

Ärztlichen Direktoren; sie wurde in einen „Medizinischen Beirat“<br />

umgewandelt. Dieser arbeitet eng mit der Strategiegruppe des<br />

Bereichs „Qualität und Prozesse“ zusammen und entsendet<br />

zudem einen Vertreter in die GFK. Eine Erweiterung der Arbeitsorganisation<br />

des <strong>KUV</strong> erfolgte auch durch die verbindlichere<br />

Einbeziehung der Unfallversicherungsträger in den inhaltlichen<br />

Beratungsprozess der Strategiegruppen.<br />

Die Unfallversicherungsträger, vertreten durch ihren Spitzenverband,<br />

die DGUV, werden über alle Aufgaben und Themen informiert<br />

und werden zur Beratung hinzugezogen bzw. können entsprechenden<br />

Bedarf anmelden. Bis zur Vorstandsebene gibt es<br />

für die Arbeitsgruppen, für die Strategiegruppen und für die Bereichsleitungen<br />

kein formales Weisungsrecht gegenüber Gremien<br />

oder handelnden Personen. Das Gelingen der Arbeit basiert<br />

deshalb in einem sehr hohen Maße auf dem Vertrauen in die<br />

Träger der Sach- und Facharbeit einerseits und – da wo sich<br />

unterschiedliche Interessen artikulieren – andererseits auf der<br />

Fähigkeit zur Verständigung und zur Bereitschaft für einen<br />

Interessensausgleich.<br />

Erste Arbeitsprojekte auf den Weg gebracht<br />

Die Arbeits- und Strategiegruppen des <strong>KUV</strong> haben im Jahr <strong>2011</strong><br />

ihre Arbeit aufgenommen und erste Arbeitsschwerpunkte definiert.<br />

In 2012 werden nun zwei Entwicklungen angestoßen, die<br />

von herausragender Bedeutung für die Ausgestaltung des Klinikverbunds<br />

sein werden: Im Bereich „Finanzen und Controlling“<br />

wird federführend ein neues Vergütungskonzept entwickelt,<br />

das die bisherige Praxis der Abrechnung nach tagesgleichen<br />

Pflegesätzen ablösen soll. Dabei geht es nicht primär um Kosteneinsparungen,<br />

sondern um eine transparentere und adäquatere<br />

Zuordnung von Aufwendungen für medizinische und rehabilitative<br />

Leistungen.


Der Bereich „Kunden und Markt“ wird, in enger Abstimmung mit<br />

Kliniken und Unfallversicherungsträgern, die Entwicklung eines<br />

neuen Klinikgesamtkonzepts maßgeblich verantworten. Wesentliches<br />

Ziel ist es hier, das Profil der BG-Kliniken als Leistungsträger<br />

des berufsgenossenschaftlichen Heilverfahrens zu stärken.<br />

Die Entwicklung von Standards für den Krankenhausneubau,<br />

die Ermöglichung eines optimalen Datenaustauschs zwischen<br />

Unfallversicherungsträgern und BG-Kliniken und die engere Kooperation<br />

beim Einkauf von Medizinprodukten sind nur einige der<br />

anstehenden Aufgaben im Bereich „Kaufmännische und technische<br />

Infrastruktur“. Eine zentrale Aufgabe des Bereichs „Qualität<br />

und Prozesse“ wird die transparentere Abbildung der erfolgreichen<br />

Qualitätsarbeit der BG-Kliniken sein. Die behauptete<br />

Qualitätsführerschaft muss zukünftig verstärkt durch eine entsprechende<br />

Evaluation und durch die Einhaltung von Standards<br />

nachgewiesen werden. Hierzu gilt es entsprechende Strukturen<br />

zu entwickeln. Dass diese Ergebnisse zukünftig adressatengenauer<br />

und wirksamer kommuniziert werden, ist auch ein Ziel des<br />

Bereichs „Personal und Kommunikation“. Darüber hinaus obliegt<br />

es diesem Bereich, die ganze Bandbreite an Leistungen der<br />

Struktur des <strong>KUV</strong><br />

GFK<br />

Strategie gruppen<br />

Arbeits gruppen 2<br />

Mitgliederversammlung<br />

Vorstand<br />

Kunden/Markt<br />

Personal/Kommunikation<br />

Kaufm./techn. Infrastruktur<br />

Finanzen/Controlling<br />

Qualität/Prozesse<br />

Trägervereine<br />

GF Kliniken ÄD<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 43<br />

BG-Kliniken in den unterschiedlichen Formaten Internet, Print<br />

oder auch auf Messen und bei Kongressen deutlicher hervorzuheben<br />

und stärker mit dem Profil der BG-Kliniken zu verbinden.<br />

Die ersten Aufgaben und Zielsetzungen im Bereich Personal werden<br />

sich auf Anpassungen und Veränderungen im Tarifbereich,<br />

auf die Entwicklung eines Benchmarkkonzepts und auf die Verständigung<br />

auf klinikübergreifende Standards in der Personalentwicklung<br />

beziehen.<br />

Erfolg von zwei Faktoren abhängig<br />

Neben der Umsetzung inhaltlicher Aufgaben wird der Erfolg des<br />

Klinikverbunds der gesetzlichen Unfallversicherung über zwei<br />

Kriterien maßgeblich beeinflusst werden: zum einen davon, ob<br />

es gelingt, die unterschiedlichen Vorstellungen und Interessen<br />

der Mitglieder des <strong>KUV</strong> für die produktive Weiterentwicklung zu<br />

nutzen und Reibungsverluste zu minimieren; zum anderen aber<br />

auch davon, inwieweit durch die Arbeit des <strong>KUV</strong> eine Verbesserung<br />

der Qualität und der Wirtschaftlichkeit im Sinne der oben genannten<br />

Satzungszielsetzungen nicht nur funktional umgesetzt,<br />

sondern von den handelnden Akteuren erfahren werden kann.<br />

GF B, GF BO,<br />

GF REI<br />

GF MU, GF FAL,<br />

GF DU<br />

GF F, GF HAL<br />

ÄD, GF HB,<br />

GF HH, GF HD 1<br />

UVT<br />

BL, GF <strong>KUV</strong><br />

BL, GF <strong>KUV</strong><br />

BL, GF <strong>KUV</strong><br />

BL, GF <strong>KUV</strong><br />

BL, GF <strong>KUV</strong><br />

Medizinischer<br />

Beirat<br />

HH, BO, DU, LU, TÜ, MU, HB, FAL, F, REI, B, HAL BL <strong>KUV</strong> UVT<br />

GF: Geschäftsführer, GFK: Geschäftsführerkonferenz, BL: Bereichsleiter <strong>KUV</strong>, UVT: Unfallversicherungsträger, ÄD: Sprecher der Ärztlichen Direktoren<br />

1 GF Trägerverein Heidelberg für die BG Kliniken Tübingen und Ludwigshafen. 2 Fachthemenbezogen: z. B. IT, Personal, Forschung.<br />

UVT<br />

UVT<br />

UVT<br />

UVT<br />

UVT


44 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Wichtige Ereignisse in den BG-Kliniken im Jahr <strong>2011</strong><br />

Die BG-Kliniken setzen nicht nur in der Fachwelt Akzente. Durch vielseitiges regionales und<br />

überregionales Engagement stehen sie immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Ein Überblick über<br />

die wichtigsten Ereignisse des Jahres<br />

20. Januar<br />

BG Unfallklinik Duisburg<br />

Öffentliche Vorstellung des neuen Ärztlichen<br />

Direktors Prof. Dr. med. Dieter Rixen<br />

3. Februar<br />

BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />

Gesundheitsminister Dr. Philipp<br />

Rösler besucht das Zentrum für<br />

Rückenmarkverletzte<br />

7. April<br />

BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

und BG Unfallklinik Duisburg<br />

Start des „TraumaNetzwerks Ruhrgebiet“<br />

11. Mai<br />

BG Klinik Ludwigshafen<br />

Zertifizierung des „TraumaNetzwerks Vorderpfalz“<br />

30. Mai<br />

Unfallkrankenhaus Berlin<br />

ukb und Dussmann-Gruppe<br />

eröffnen Prototyp des Kultur-<br />

Kindergartens<br />

1. Juli<br />

<strong>KUV</strong><br />

Reinhard Nieper nimmt seine Tätigkeit als neuer<br />

Geschäftsführer auf<br />

23. September<br />

BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

Ernennung von Clemens Maurer zum neuen<br />

Geschäftsführer (ab 1.4.2012)<br />

Januar<br />

September<br />

28. Januar<br />

Unfallkrankenhaus Berlin<br />

Besuch von Verkehrsminister<br />

Dr. Peter Ramsauer im Rahmen<br />

der Kampagne „Runter vom<br />

Gas!“<br />

1. April<br />

BG Klinik Tübingen<br />

Univ.-Prof. Dr. med. Ulrich Stöckle tritt seine Stelle<br />

als neuer Ärztlicher Direktor an<br />

6. Mai<br />

BG Unfallklinik Frankfurt a. M.<br />

Sozialminister Stefan Grüttner<br />

gratuliert zu neuem Funktionstrakt<br />

25. Mai<br />

BG Kliniken Bergmannstrost<br />

Halle<br />

Verleihung des Zertifikates<br />

zum Audit „berufundfamilie“<br />

20. Juni<br />

BG Kliniken Bergmannstrost<br />

Halle<br />

Ehrung für das Engagement<br />

in der Organspende<br />

1. September<br />

BG Unfallklinik Murnau<br />

Baubeginn eines neuen Bettenhauses<br />

27. September<br />

BG Unfallklinik Frankfurt a. M.<br />

Zertifizierung „Akutschmerztherapie“<br />

durch TÜV Rheinland


30. September<br />

BG Unfallambulanz und Rehazentrum Bremen<br />

Feierliche Einweihung des Erweiterungsbaus<br />

1. Oktober<br />

BG Klinik Ludwigshafen<br />

Christoph Bendick tritt seine Stelle als neuer<br />

Kaufmännischer Direktor an<br />

11. Oktober<br />

BG Klinik Tübingen<br />

Gründung der Abteilung für Unfallmedizinische<br />

Forschung<br />

19. Oktober<br />

BG Universitätsklinikum<br />

Bergmannsheil Bochum<br />

Richtfest für neuen Funktionstrakt<br />

und neues Bettenhaus<br />

17. November<br />

BG Klinik Ludwigshafen<br />

Website der Klinik erzielt ersten Platz beim Wettbewerb<br />

„Deutschlands beste Klinikwebsite“<br />

1. Dezember<br />

Unfallkrankenhaus Berlin<br />

Auszeichnung für vorbildliches Hygienemanagement<br />

durch MRSA-Netzwerk Berlin<br />

2. Dezember<br />

BG Klinik Tübingen<br />

Auszeichnung mit TK-Qualitätssiegel für Patientenzufriedenheit<br />

19. Dezember<br />

BG Klinik Ludwigshafen<br />

Frank Dupré (Vorsitzender des Vorstandes) erhält<br />

das Bundesverdienstkreuz für besondere Leistungen<br />

im Ehrenamt<br />

September<br />

Dezember<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 45<br />

1. Oktober<br />

Unfallkrankenhaus Berlin<br />

Prof. Dr. med. Axel Ekkernkamp<br />

erhält den Verdiens torden<br />

des Landes Berlin<br />

18. Oktober<br />

BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />

Zertifizierung des „TraumaNetzwerks Hamburg“<br />

8. November<br />

BG Klinik Tübingen<br />

Zertifizierung des „TraumaNetzwerks Südwürttemberg“<br />

1./2. Dezember<br />

<strong>KUV</strong><br />

Jürgen Waßmann, Dr. Hans-Joachim Wolff werden zu<br />

alternierenden Vorsitzenden des Vorstandes gewählt;<br />

Dr. Fritz Bessell, Manfred Wirsch werden zu alternierenden<br />

Vorsitzenden der Mitgliederversammlung gewählt<br />

15. Dezember<br />

BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />

Wahl zum Geschäftsführer: Dr. jur. Hubert Erhard;<br />

Wahl der neuen Vorstandsvorsitzenden: Hubertus<br />

Ritzke, Peter Camin


46 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Investitionen Bau <strong>2011</strong><br />

Knapp zwei Drittel der rund 97 Millionen Euro, die die BG-Kliniken und -Unfallbehandlungsstellen in <strong>2011</strong><br />

investierten, flossen in den Aus- bzw. Umbau ihrer Einrichtungen – eine Auswahl der wichtigsten abgeschlossenen<br />

bzw. in <strong>2011</strong> begonnenen Baumaßnahmen:<br />

Weitere Investitionen<br />

Weitere Baumaßnahmen<br />

Investitionen Bau: ca. 66 Millionen Euro<br />

Weitere Investitionen (Forschung, Medizintechnik u. a.):<br />

ca. 31 Millionen Euro


BG Klinik für Berufskrankheiten Bad Reichenhall<br />

Planungsabschluss Neubau des dermatologischen Zentrums<br />

5.700.000 Euro<br />

BG Universitätsklinikum<br />

Bergmannsheil Bochum<br />

Neuer Funktionstrakt und<br />

neues Bettenhaus<br />

10.000.000 Euro (<strong>2011</strong>) 1<br />

BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />

„BGSW-Patientenhotel“<br />

1.800.000 Euro<br />

BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />

Neu strukturierung der zentralen<br />

Bereiche Aufnahme/Notfallambulanz/<br />

Sprechstunden<br />

4.864.383 Euro<br />

BG Klinik für Berufskrankheiten Falkenstein<br />

Anbindung an die zentrale Abwasser anlage<br />

208.000 Euro<br />

BG Klinik Ludwigshafen<br />

Fertigstellung des Forschungs- und Lehr bereichs<br />

mit wissenschaftlicher Bibliothek<br />

1.300.000 Euro<br />

1 Gesamtinvestitionsvolumen dieser Baumaßnahme (2010 – 2015): 100.000.000 Euro.<br />

2 Gesamtinvestitionsvolumen für 1. und 2. Bauabschnitt (2006 – 2015): 85.237.000 Euro.<br />

Unfallkrankenhaus Berlin<br />

Umbau und Erweiterung der<br />

Rettungsstelle<br />

9.000.000 Euro<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 47<br />

BG Unfallklinik Murnau<br />

Baubeginn eines neuen Bettenhauses<br />

13.244.186 Euro<br />

BG Unfallambulanz und Rehazentrum Bremen<br />

Fertigstellung des Erweiterungsbaus<br />

5.400.000 Euro<br />

BG Unfallklinik Frankfurt am Main<br />

Neuer Funktionstrakt (u. a. 7 OP-Säle,<br />

Notfallambulanz, Radiologie,<br />

Hub schrauberlandeplatz)<br />

13.441.478 Euro (<strong>2011</strong>) 2<br />

BG Unfallklinik Duisburg<br />

Fertigstellung und Eröffnung<br />

des neuen Schwimmbads<br />

6.900.000 Euro<br />

BG Klinik Tübingen<br />

Einrichtung des Siegfried Weller Instituts<br />

(Forschungslabor S1/S2) inkl. Laborausstattung<br />

1.008.540 Euro


48 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

1.049.508.449Euro wurden in <strong>2011</strong> an den BG-Kliniken umgesetzt.<br />

95.564<br />

Das Jahr in Zahlen<br />

Auch in <strong>2011</strong> setzt sich der Trend einer stetig steigenden Nachfrage nach dem Versorgungsangebot<br />

der BG-Kliniken fort. Einige Kennzahlen des Jahres auf einen Blick:<br />

stationäre Operationen wurden an den BG-Kliniken durchgeführt.<br />

Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um ca. 8,5 %.<br />

97.247.538<br />

11.000<br />

Menschen waren in <strong>2011</strong> in den BG-Kliniken angestellt.<br />

Das sind knapp 600 Beschäftigte mehr als im Jahr 2010.<br />

Euro haben die BG-Kliniken in <strong>2011</strong> in Baumaßnahmen, Forschung oder Ausstattung investiert –<br />

knapp ein Zehntel der Umsatzerlöse <strong>2011</strong>.<br />

7.902<br />

Einsätze flogen die an den BG-Kliniken stationierten Rettungshubschrauber –<br />

über 1.000 mehr als in 2010.<br />

126.343<br />

Fälle wurden <strong>2011</strong> stationär in den BG-Kliniken behandelt. In nur zwei Jahren stiegen<br />

die Fallzahlen für stationäre Behandlungen damit um 7 %.


Kennzahlen <strong>2011</strong> 1<br />

<strong>2011</strong> 2010 2009<br />

Kliniken und Unfallbehandlungsstellen 11 + 2 11 + 2 11 + 2<br />

Planbetten 4.428 4.389 4.319<br />

Fallzahlen (stationär) 126.343 123.099 118.076<br />

davon: gesetzliche Unfallversicherung 45.160 43.592 39.665<br />

Verweildauer (stationär) gesamt 12,39 Tage 12,48 Tage 12,59 Tage<br />

Verweildauer f. Akutbehandlungen gesamt 10,84 Tage 11,06 Tage 11,23 Tage<br />

Verweildauer f. Rehabilitationsbehandlungen gesamt 26,15 Tage 25,75 Tage 25,88 Tage<br />

Fallzahlen (ambulant) 378.690 370.589 352.037<br />

Notfälle ambulant (gesetzliche Krankenversicherung) 93.486 89.955 90.928<br />

Operationen (stationär) 95.564 88.049 86.293<br />

Operationen (ambulant) 16.239 16.493 15.806<br />

Gutachten 38.069 34.941 38.453<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 49<br />

Umsatzerlöse 1.049.508.449 € 1.002.618.226 € 916.941.655 €<br />

Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel) 97.247.538 € 94.462.467 € 135.318.527 €<br />

davon: Investitionen Bau 28.121.955 € 27.695.939 € 69.453.731 €<br />

davon: geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau 28.090.793 € 7.433.890 € 15.097.914 €<br />

davon: Investitionen Medizintechnologie 7.878.760 € 8.487.606 € 10.709.211 €<br />

davon: Einrichtungen und Ausstattungen 12.521.359 € 10.938.121 € 9.455.820 €<br />

Beschäftigte: Anzahl Köpfe gesamt 11.000 10.415 10.159<br />

davon: Ärztlicher Dienst 1.493 1.440 1.378<br />

darunter: Fachärzte 886 852 821<br />

davon: Pflegedienst (ohne Funktionsdienst) 3.722 3.621 3.543<br />

davon: Physikalische Therapie und Rehabilitation 1.164 912 839<br />

Auszubildende und Schüler (Anzahl Köpfe) 269 238 232<br />

Einsätze an den Kliniken stationierter Hubschrauber 7.902 6.867 7.283<br />

Einsätze an den Kliniken stationierter Notarztwagen 15.620 15.134 14.863<br />

davon: mit dem Intensiveinsatzfahrzeug 137 122 171<br />

1 Die angegebenen Zahlen sind aufgrund nicht vollständig abgeschlossener Jahresabschlussprüfungen und Gremienabstimmungen<br />

als vorläufig zu betrachten.


50 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Top-20-Hauptdiagnosen: <strong>2011</strong> und 2010 im Vergleich<br />

ICD-3-Steller Bezeichnung <strong>2011</strong> 2010<br />

Platz Fallzahlen Platz Fallzahlen<br />

S82 Knochenbruch des Unterschenkels, einschließlich des oberen Sprunggelenkes 1 4.698 1 5.690<br />

S52 Knochenbruch des Unterarmes 2 3.700 2 4.407<br />

S06 Verletzung des Schädelinneren 3 2.935 4 3.424<br />

M25 Sonstige Gelenkkrankheit 4 2.878 3 3.446<br />

T84 Komplikationen durch künstliche Gelenke, Metallteile oder durch Verpflanzung<br />

von Gewebe in Knochen, Sehnen, Muskeln bzw. Gelenken<br />

5 2.866 7 2.755<br />

S42 Knochenbruch im Bereich der Schulter bzw. des Oberarmes 6 2.641 5 2.885<br />

S72 Knochenbruch des Oberschenkels 7 2.555 6 2.824<br />

M84 Knochenbruch bzw. fehlerhafte Heilung eines Bruches 8 2.367 8 2.638<br />

S32 Knochenbruch der Lendenwirbelsäule bzw. des Beckens 9 2.005 9 2.129<br />

M86 Knochenmarksentzündungen, meist mit Knochenentzündung – Osteomyelitis 10 1.940 10 1.904<br />

M19 Sonstige Formen des Gelenkverschleißes (Arthrose) 11 1.658 11 1.862<br />

I63 Schlaganfall durch Verschluss eines Blutgefäßes im Gehirn – Hirninfarkt 12 1.619 13 1.594<br />

S62 Knochenbruch im Bereich des Handgelenkes bzw. der Hand 13 1.458 12 1.770<br />

M17 Gelenkverschleiß (Arthrose) des Kniegelenkes 14 1.403 14 1.523<br />

S92 Knochenbruch des Fußes, außer im Bereich des oberen Sprunggelenkes 15 1.319 19 1.327<br />

S83 Verrenkung, Verstauchung oder Zerrung des Kniegelenkes bzw. seiner Bänder 16 1.264 18 1.343<br />

M51 Sonstiger Bandscheibenschaden 17 1.229 15 1.461<br />

M54 Rückenschmerzen 18 1.218 17 1.347<br />

I20 Angina pectoris 19 1.202<br />

S22 Knochenbruch der Rippe(n), des Brustbeines bzw. der Brustwirbelsäule 20 1.186 16 1.377<br />

Gesamt 42.141 45.706


Top-20-Hauptdiagnosen: Verteilung auf die BG-Kliniken (Fallzahlen <strong>2011</strong>)<br />

ICD-3-Steller<br />

Bezeichnung Hamburg<br />

S82 Knochenbruch des Unterschenkels, einschließlich<br />

des oberen Sprunggelenkes<br />

Bochum<br />

Duisburg<br />

Frankfurt am Main<br />

Ludwigshafen<br />

Tübingen<br />

Murnau<br />

Berlin<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 51<br />

481 421 399 737 792 348 493 564 463 4.698<br />

S52 Knochenbruch des Unterarmes 364 349 239 575 707 288 273 517 388 3.700<br />

S06 Verletzung des Schädelinneren 192 286 107 332 395 273 333 639 378 2.935<br />

M25 Sonstige Gelenkkrankheit 496 205 829 317 169 21 676 33 132 2.878<br />

T84 Komplikationen durch künstliche Gelenke,<br />

Metallteile oder durch Verpflanzung von<br />

Gewebe in Knochen, Sehnen, Muskeln bzw.<br />

Gelenken<br />

S42 Knochenbruch im Bereich der Schulter<br />

bzw. des Oberarmes<br />

197 550 128 281 506 388 237 189 390 2.866<br />

195 305 174 376 498 290 316 308 179 2.641<br />

S72 Knochenbruch des Oberschenkels 222 365 125 254 325 311 271 348 334 2.555<br />

M84 Knochenbruch bzw. fehlerhafte Heilung<br />

eines Bruches<br />

S32 Knochenbruch der Lendenwirbelsäule<br />

bzw. des Beckens<br />

M86 Knochenmarksentzündungen, meist mit<br />

Knochenentzündung – Osteomyelitis<br />

M19 Sonstige Formen des Gelenkverschleißes<br />

(Arthrose)<br />

I63 Schlaganfall durch Verschluss eines Blutgefäßes<br />

im Gehirn – Hirninfarkt<br />

S62 Knochenbruch im Bereich des Handgelenkes<br />

bzw. der Hand<br />

172 374 289 276 378 181 423 115 159 2.367<br />

164 198 150 232 269 179 292 276 245 2.005<br />

576 196 203 314 187 55 231 118 60 1.940<br />

228 208 266 275 197 83 176 96 129 1.658<br />

41 346 1 4 140 535 552 1.619<br />

250 93 151 156 282 34 107 227 158 1.458<br />

M17 Gelenkverschleiß (Arthrose) des Kniegelenkes 126 128 81 218 144 366 132 98 110 1.403<br />

S92 Knochenbruch des Fußes, außer im Bereich<br />

des oberen Sprunggelenkes<br />

S83 Verrenkung, Verstauchung oder Zerrung<br />

des Kniegelenkes bzw. seiner Bänder<br />

136 137 111 227 210 59 137 177 125 1.319<br />

106 46 159 212 227 206 105 147 56 1.264<br />

M51 Sonstiger Bandscheibenschaden 137 29 4 121 62 1 380 124 371 1.229<br />

M54 Rückenschmerzen 27 125 28 116 34 4 612 96 176 1.218<br />

I20 Angina pectoris 3 321 1 874 3 1.202<br />

S22 Knochenbruch der Rippe(n), des Brustbeines<br />

bzw. der Brustwirbelsäule<br />

55 82 74 143 165 99 214 192 162 1.186<br />

Gesamt 4.168 4.764 3.517 5.163 5.551 3.186 5.549 5.673 4.570 42.141<br />

Halle<br />

Gesamt


52 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Apparative Ausstattung und therapeutische Möglichkeiten<br />

Hamburg<br />

Angiografie x x x x x x x x x<br />

Blutbank x x x x x x<br />

Brachytherapie x x<br />

Computerassistierte Chirurgie (CAS) x x x x x x x<br />

Bochum<br />

Computertomografie (CT) x x x x x x x x x x 1 x 1<br />

Digitale Radiologie x x x x x x x x x x<br />

Digitale Subtraktionsangiografie (DSA) x x x x x x x x x<br />

Digitaler Traumaröntgenplatz im Not-OP x x x x x x x x x<br />

Druckkammer für hyperbare Sauerstofftherapie x<br />

Endoskopie x x x x x x x x x<br />

ERCP-Verfahren x x 1 x x<br />

Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit (EFL) x x x x x x x x<br />

Fahrsimulator x x x x 2 x x x x<br />

Gewebebank x x<br />

Hautbank x x x x<br />

Herz-Lungen-Maschine x x<br />

Kardio-CT/-MRT x x x x<br />

Knochenbank x x x x<br />

Linksherzkatheter x x 1 x<br />

Lungenersatztherapie/-unterstützung x x x x x<br />

Magnetresonanztomograf (MRT) x x x x x x x x x<br />

Neuronavigationssystem x x x x x x<br />

Nierenersatzverfahren (z. B. Dialyse) x x x x x x x<br />

OP-Navigationssysteme x x x x x x x x x<br />

Schlaflabor x x 3<br />

Spezielles Neuromonitoring/Stroke Unit x x x x<br />

Teleradiologie x x x x x x 1<br />

Urodynamischer Messplatz x x x x x x x x<br />

1 Kooperation(en). 2 Behindertengerecht umgebautes, aber nicht fahrfähiges Fahrzeug. 3 Screening.<br />

Duisburg<br />

Frankfurt am Main<br />

Ludwigshafen<br />

Tübingen<br />

Murnau<br />

Berlin<br />

Halle<br />

Bad Reichenhall<br />

Falkenstein


Versorgungsschwerpunkte und -zentren der BG-Kliniken<br />

Hamburg<br />

Bochum<br />

Duisburg<br />

Frankfurt am Main<br />

Ludwigshafen<br />

Tübingen<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 53<br />

Berufsgenossenschaftliche Heilbehandlung x x x x x x x x x<br />

Traumazentrum x x x x x x x x x<br />

Notfallmedizinisches Zentrum x x x x x x x x x<br />

Zentrum für Rückenmarkverletzte x x x x x x x x x<br />

Zentrum für Replantationschirurgie x x x x x x x x x<br />

Septische und Rekonstruktive Chirurgie x x x x x x x x x<br />

Spezielle Handchirurgie und Handrehabilitation x x x x x x x x x<br />

Psychotraumatologie x x x x x x x x<br />

Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie x x x x x x x x x<br />

Schmerzzentrum x x x x x x x x x<br />

Zentrum für Schwerbrandverletzte x x x x x x x x<br />

Zentrum für Plastische Chirurgie x x x x x x x x<br />

Zentrum für Frührehabilitation x x x x x x x<br />

Zentrum für Neurotraumatologie x x x x x x<br />

Zentrum für Schwerschädelhirnverletzte x x x x x x x<br />

Zentrum für Sportmedizin x x x x x<br />

Zentrum für Klinische Forschung x x x x x<br />

Gastroenterologie x x x<br />

Schlaganfallzentrum x x x x<br />

Zentrum für Gefäßmedizin x<br />

Zentrum für angeborene und erworbene Fehlbildungen x x x<br />

Brustzentrum x x 1<br />

Tumorzentrum x<br />

Prostatazentrum x<br />

Zentrum für neurovaskuläre Erkrankungen x x<br />

Transplantationszentrum x x<br />

1 Kooperation.<br />

Murnau<br />

Berlin<br />

Halle


54 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Leitung<br />

BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />

Beschäftigte: 1.831, Planbetten 1 : 470, Fallzahlen (stationär): 16.499,<br />

Fallzahlen (ambulant): 25.118, Notfälle ambulant (gesetz liche Kranken-<br />

versicherung): 8.429, Operationen (stationär): 8.822,<br />

Operationen (ambulant): 1.562, Umsatz erlöse: 162.970.748 Euro,<br />

Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 9.452.678 Euro<br />

Geschäftsführer: Dr. jur. Hubert Erhard; Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Christian Jürgens; Leiter der Referate: Bernd Krasemann<br />

Kliniken/Institute Betten Leitung<br />

Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie 155 Prof. Dr. Christian Jürgens<br />

Priv.-Doz. Dr. Maximilian Faschingbauer<br />

Septische Chirurgie – Dr. Ulf-Joachim Gerlach<br />

Handchirurgie, Plastische und Mikrochirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte 70 Dr. Klaus-Dieter Rudolf<br />

Brandverletzten-Bereich – Dr. Frank Bisgwa<br />

Querschnittgelähmten-Zentrum 106 Dr. Roland Thietje<br />

Bereich für Neurourologie – Dr. Ralf Böthig<br />

Abteilung für Anästhesie, Intensiv- und Rettungsmedizin 19 Dr. Stefan Lönnecker<br />

Zentrum für Neurotraumatologie 60 Dr. Michael Neuss<br />

Neurologie – Dr. Andreas S. Gonschorek<br />

Röntgenabteilung – Dr. Anette Moldenhauer<br />

Dermatologie – Prof. Dr. Swen Malte John<br />

Zentrum für Rehabilitationsmedizin Hamburg 60 Dr. Jean-Jacques Glaesener<br />

Kooperationskrankenhaus<br />

1 Hier: akutstationäre Planbetten.<br />

BG-Abteilung am Diakoniekrankenhaus Friederikenstift gGmbh Prof. Dr. Helmut Lill<br />

BG-Abteilung am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck Prof. Dr. Christian Jürgens<br />

BG-Abteilung am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Kiel Prof. Dr. Andreas Seekamp<br />

BG-Abteilung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Prof. Dr. Johannes Rüger<br />

BG-Abteilung am Universitätsklinikum Göttingen Prof. Dr. Michael Stürmer<br />

BG-Abteilung am Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift Hamburg Prof. Dr. Christian Jürgens<br />

BG-Abteilung an der Asklepiosklinik St. Georg Hamburg Prof. Dr. Karl-Heinz Frosch


Leitung<br />

Geschäftsführer: Hans-Werner Kick (ab April 2012 Clemens Maurer); Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Thomas A. Schildhauer;<br />

Pflegedirektor: Peter Fels; Verwaltungsdirektor: Dr. Bernd Lohbeck<br />

Kliniken/Institute Betten Leitung<br />

Chirurgische Klinik und Poliklinik<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 55<br />

Unfall- und Wiederherstellungschirurgie 131 Prof. Dr. Thomas Armin Schildhauer<br />

Abteilung für Neurotraumatologie und Rückenmarkverletzte 64 Dr. Renate Christiane Meindl<br />

Septische Chirurgie 42 Prof. Dr. Thomas Armin Schildhauer<br />

Viszeralchirurgie 20 Prof. Dr. Richard Viebahn<br />

Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte 41 Prof. Dr. Hans-Ulrich Steinau<br />

Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie 33 Prof. Dr. Justus Thomas Strauch<br />

Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Palliativ- und Schmerzmedizin 16 Prof. Dr. Peter Zahn<br />

Prof. Dr. Christoph Maier<br />

Zentrum für Innere Medizin<br />

Medizinische Klinik I Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie 60 Prof. Dr. Horst Harald Klein<br />

Medizinische Klinik I Gastroenterologie und Hepatologie 40 Prof. Dr. Wolff Schmiegel<br />

Medizinische Klinik II Kardiologie und Angiologie 59 Prof. Dr. Andreas Mügge<br />

Medizinische Klinik III Pneumologie, Allergologie und Schlaf medizin 50 Prof. Dr. Jürgen Behr<br />

Neurologische Klinik und Poliklinik 62 Prof. Dr. Martin Tegenthoff<br />

Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin 4 Prof. Dr. Volkmar Nicolas<br />

Institut für Klinische Chemie, Transfusions- und<br />

Laboratoriums medizin<br />

– Dr. Hugo Stiegler<br />

Dr. Reiner Kempf<br />

Dr. Veronika Knop-Hammad<br />

Institut für Pathologie – Prof. Dr. Andrea Tannapfel<br />

Weitere Standorte<br />

BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

Beschäftigte: 1.479, Planbetten: 622, Fallzahlen (stationär): 19.622,<br />

Fallzahlen (ambulant): 62.792, Notfälle ambulant (gesetz liche Kranken-<br />

versicherung): 9.043, Operationen (stationär): 8.794,<br />

Operationen (ambulant): 923, Umsatz erlöse: 162.092.521 Euro,<br />

Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 13.899.110 Euro<br />

Universitätsklinikum Münster: BG-Abteilung für Unfall-, Hand-<br />

und Wiederherstellungschirurgie<br />

Kliniken der Stadt Köln – Standort Merheim: BG-Abteilung für<br />

Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie<br />

Medicos auf Schalke<br />

Berufsgenossenschaftliche Stationäre Weiterbehandlung (BGSW)<br />

Prof. Dr. Michael Raschke<br />

Prof. Dr. Bertil Bouillon<br />

Dr. Ulrich Vieregge


56 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Leitung<br />

BG Unfallklinik Duisburg<br />

Beschäftigte: 640, Planbetten: 289, Fallzahlen (stationär): 6.253,<br />

Fallzahlen (ambulant): 45.398, Notfälle ambulant (gesetzliche Kranken-<br />

versicherung): 3.935, Operationen (stationär): 6.188,<br />

Operationen (ambulant): 753, Umsatz erlöse: 61.200.000 Euro,<br />

Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 8.360.000 Euro<br />

Geschäftsführer: Heinz-Josef Reker; Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Dieter Rixen<br />

Kliniken/Institute Betten Leitung<br />

Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie 248 Prof. Dr. med. Dieter Rixen<br />

Sektion Unfall- und Wiederherstellungschirurgie Dr. med. Peter-Michael Hax<br />

Schwerpunkt Wirbelsäulen- und Beckenchirurgie Dr. med. Bernd Halfmann<br />

Schwerpunkt Kinder- und Jugendtraumatologie Bastian Veigel<br />

Schwerpunkt Orthopädische und traumatologische Fußchirurgie Dr. med. Nikolaus Brinkmann<br />

Sektion Rückenmarkverletzte Dr. med. Stefan Hobrecker<br />

Sektion Septische Chirurgie Dr. med. Martin Glombitza<br />

Sektion Endoprothetik und Alterstraumatologie Dr. med. Peter-Michael Hax<br />

Sektion Arthroskopische Chirurgie und Sporttraumatologie Dr. med. Christian Schoepp<br />

Sektion Zentralambulanz Dr. med. Hermann-Josef Böhm<br />

Sektion Intensivmedizin Dr. med. Carsten Hermann<br />

Sektion Rehabilitation, Konservative Orthopädie und Sportmedizin Dr. med. Barbara Herbst<br />

Klinik für Handchirurgie, Plastische Chirurgie und<br />

Zentrum für Schwerbrandverletzte<br />

35 Dr. med. Franz Jostkleigrewe<br />

Klinik für Schmerzmedizin 6 Prof. Dr. med. Christoph Maier<br />

Abteilung für Innere Medizin<br />

Abteilung für Neurologie Dr. med. Diede Landsberg


Leitung<br />

BG Unfallklinik Frankfurt am Main<br />

Beschäftigte: 798, Planbetten: 348, Fallzahlen (stationär): 10.191,<br />

Fallzahlen (ambulant): 44.542, Notfälle ambulant (gesetzliche Kranken-<br />

versicherung): 8.153, Operationen (stationär): 9.348,<br />

Operationen (ambulant): 2.859, Umsatz erlöse: 77.989.590 Euro,<br />

Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 15.318.178 Euro<br />

Ärztlicher Geschäftsführer und Direktor: Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann; Kaufmännischer Geschäftsführer: Dr. jur. Uwe Kage<br />

Kliniken/Institute Betten Leitung<br />

Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie 87 Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann<br />

Septische Chirurgie 66 Dr. med. Gerhard Walter<br />

Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie<br />

und Neurotraumatologie<br />

36 Prof. Dr. med. Frank Kandziora<br />

Sportorthopädie /Schulter- und Kniechirurgie 25 Dr. med. Frederic Welsch<br />

Rückenmarkverletzte 39 Dr. med. Oswald Marcus<br />

Handchirurgie und wiederherstellende<br />

Plastische Chirurgie<br />

Orthopädische und traumatologische<br />

Fußchirurgie<br />

22 Dr. med. Reiner Winkel<br />

26 Dr. med. Hans-Peter Abt<br />

Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie 23 Dr. med. Rolf Teßmann<br />

Diagnostische und Interventionelle Radiologie – Prof. Dr. med. Norbert Rilinger<br />

Abteilung für berufsgenossenschaftliche<br />

Heilverfahrenssteuerung und Rehabilitation<br />

24 Priv.-Doz. Dr. med. Pawel Bak<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 57


58 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Leitung<br />

BG Klinik Ludwigshafen<br />

Beschäftigte: 973, Planbetten: 454, Fallzahlen (stationär): 11.887,<br />

Fallzahlen (ambulant): 25.241, Notfälle ambulant (gesetzliche Kranken-<br />

versicherung): 5.915, Operationen (stationär): 10.989,<br />

Operationen (ambulant): 2.381, Umsatzerlöse 1 : 100.101.000 Euro,<br />

Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel) 1 : 2.206.536 Euro<br />

1 Zahlen vorläufig, Gesamtergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.<br />

Geschäftsführer: Fabian Ritter; Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Paul Alfred Grützner; Pflegedirektor: Michael Nicklas;<br />

Kaufmännischer Direktor: Christoph Bendick<br />

Kliniken/Institute Betten Leitung<br />

Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie 136 2 Prof. Dr. Paul Alfred Grützner<br />

Besondere Reha-Angebote (KSR, BGSW, FSW, Medizinisch-beruflich<br />

orientierte Reha), Kompetenzzentrum Reha-Abklärung<br />

Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive<br />

Chirurgie – Schwerbrandverletztenzentrum<br />

Besondere Reha-Angebote (KSR, BGSW, FSW, Medizinisch-beruflich<br />

orientierte Reha), Rehabilitation Brandverletzter<br />

Abteilung für Septische Chirurgie – Knochen-, Gelenk-<br />

und Protheseninfektionen<br />

99 Dr. Henry Kohler<br />

93 Prof. Dr. Marcus Lehnhardt<br />

25<br />

39 Dr. Volkmar Heppert<br />

Abteilung für Querschnittgelähmte und technische Orthopädie 28 Dr. Bahram Biglari<br />

Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie 19 Prof. Dr. Stefan Kleinschmidt<br />

Abteilung für Neurochirurgie 15 Dr. Jürgen Boschert<br />

Dr. Dan Gruia<br />

Abteilung für Radiologische Diagnostik – Dr. Rainer Simon<br />

2 Davon zwölf Betten im Bedarfsfall Klinik für Strahlenverletzte.


Leitung<br />

BG Klinik Tübingen<br />

Beschäftigte: 918, Planbetten: 327, Fallzahlen (stationär): 10.334,<br />

Fallzahlen (ambulant): 38.023, Notfälle ambulant (gesetzliche Kranken-<br />

versicherung): 7.026, Operationen (stationär): 9.680,<br />

Operationen (ambulant): 2.169, Umsatz erlöse 1 : 78.619.000 Euro,<br />

Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel) 1 : 1.649.016 Euro<br />

1 Zahlen vorläufig, Gesamtergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.<br />

Geschäftsführer: Fabian Ritter; Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Ulrich Stöckle; Pflegedirektorin: Doris Dietmann;<br />

Kaufmännischer Direktor: Michael Schuler<br />

Kliniken/Institute Betten Leitung<br />

Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie 172 Prof. Dr. Ulrich Stöckle<br />

Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und<br />

Verbrennungschirurgie<br />

Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie,<br />

Plastische Operationen<br />

Abteilung für Querschnittgelähmte, Orthopädie<br />

und Rehabilitationsmedizin<br />

42 Prof. Dr. Hans-Eberhard Schaller<br />

30 Prof. Dr. Dr. Siegmar Reinert<br />

26 Prof. Dr. Hans-Peter Kaps<br />

Priv.-Doz. Dr. Andreas Badke<br />

Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie 13 Prof. Dr. Reinhold Fretschner<br />

Abteilung für medizintechnische Entwicklung – Prof. Dr. Dankward Höntzsch<br />

Abteilung für unfallmedizinische Forschung – Prof. Dr. Andreas Nüssler<br />

Abteilung für Radiologische Diagnostik – Prof. Dr. Claus D. Claussen<br />

Abteilung für Berufsgenossenschaftliche Rehabilitation<br />

und Prävention<br />

44 Prof. Dr. Hans-Peter Kaps<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 59


60 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Leitung<br />

BG Unfallklinik Murnau<br />

Beschäftigte: 1.704, Planbetten 1 : 552, Fallzahlen (stationär): 10.517,<br />

Fallzahlen (ambulant): 28.816, Notfälle ambulant (gesetzliche Kranken-<br />

versicherung): 4.999, Operationen (stationär): 11.416,<br />

Operationen (ambulant): 1.271, Umsatz erlöse 2 : 119.363.842 Euro,<br />

Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel) 2 : 18.059.184 Euro<br />

1 Inklusive Unfallchirurgie und Sportorthopädie im Klinikum Garmisch-Partenkirchen (65 Betten).<br />

2 Zahlen vorläufig, Gesamtergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.<br />

Geschäftsführung: Prof. Dr. Volker Bühren, Karl-Heinz Kaufmann, Erwin M. Kinateder; Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Volker Bühren;<br />

Pflegedirektor: Anton Drexl; Verwaltungsdirektor: Erwin M. Kinateder<br />

Kliniken/Institute Betten Leitung<br />

Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie 406 Prof. Dr. Volker Bühren<br />

Unfall- und Wiederherstellungschirurgie 48 Prof. Dr. Volker Bühren<br />

Allgemein- und Traumachirurgie 28 Prof. Dr. Alexander Woltmann<br />

Gelenkchirurgie 32 Dr. Ruprecht Beikert<br />

Wirbelsäulenchirurgie 28 Dr. Oliver Gonschorek<br />

Unfallchirurgie und Sportorthopädie im<br />

Klinikum Garmisch-Partenkirchen<br />

65 Dr. Peter Gutsfeld<br />

Wirbelsäulen- und Rückenmarkverletzte 75 Dr. Doris Maier<br />

Septische Chirurgie 40 Dr. Matthias Militz<br />

BG-Rehabilitation: Berufsgenossenschaftliche<br />

Stationäre Weiterbehandlung ( BGSW )<br />

90 Dr. Stefan Simmel<br />

Neurozentrum – Neurochirurgie/Neurologie 61 Priv.-Doz. Dr. Martin Strowitzki<br />

Zentrum für Intensivmedizin mit BVZ-Einheit 42 Dr. Johannes Büttner<br />

Plastische, Hand- und Rekonstruktive Mikrochirurgie 28 Dr. Andreas Schmidt<br />

Neurourologie 15 Dr. Doris Maier<br />

Radiologie – Dr. Christian Gärtner<br />

Anästhesie – Dr. Johannes Büttner<br />

Innere Medizin – Dr. Gerhard Gail<br />

Biomechanisches Forschungslabor – Prof. Dr. Peter Augat


Leitung<br />

Unfallkrankenhaus Berlin<br />

Beschäftigte: 1.265, Planbetten: 550, Fallzahlen (stationär) 1 : 23.699,<br />

Fallzahlen (ambulant): 65.230, Notfälle ambulant (gesetzliche Kranken-<br />

versicherung): 28.332, Operationen (stationär): 20.974,<br />

Operationen (ambulant): 3.007, Umsatzerlöse: 155.581.242 Euro,<br />

Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 15.264.523 Euro<br />

1 Inklusive Kooperationshäuser.<br />

Geschäftsführung: Prof. Dr. Ernst Haider, Prof. Dr. med. Axel Ekkernkamp; Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Axel Ekkernkamp;<br />

Pflegedirektor: Matthias Witt; Kaufmännischer Direktor: Marcus Aulmann<br />

Kliniken/Institute Betten Leitung<br />

Unfallchirurgie und Orthopädie 99 Prof. Dr. med. Axel Ekkernkamp<br />

Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie 26 Prof. Dr. med. Andreas Eisenschenk<br />

Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie 12 Dr. med. Bernd Hartmann<br />

Behandlungszentrum für Rückenmarkverletzte 60 Dr. med. Andreas Niedeggen<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 61<br />

Urologie und Neurourologie 18 Priv.-Doz. Dr. med. Wolfgang Diederichs<br />

Allgemein- und Viszeralchirurgie 81 Dr. med. Henryk Thielemann<br />

Neurochirurgie 24 Prof. Dr. med. Ullrich Meier<br />

Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie 24 Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Michael Herzog<br />

Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde 24 Prof. Dr. med. Arneborg Ernst<br />

Innere Medizin 74 Dr. med. Leonhard Bruch<br />

Neurologie mit Stroke Unit und Frührehabilitation 67 Dr. med. Ingo Schmehl<br />

Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie 41 Prof. Dr. med. Walter Schaffartzik<br />

Radiologie – Prof. Dr. med. Sven Mutze<br />

Pathologie – Prof. Dr. med. Gerald Niedobitek<br />

Institut für Laboratoriumsmedizin – Prof. Dr. med. Michael Walter<br />

Zentrum für spezialisierte rehabilitative Medizin – Prof. Dr. med. Andreas Eisenschenk<br />

Zentrum für Klinische Forschung – Priv.-Doz. Dr. med. Dirk Stengel<br />

Zentrum für Sportmedizin – Kai Dragowsky<br />

Psychotraumatologie – Annette Brink<br />

Physikalische Therapie und Rehabilitation – Annette Pera


62 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Leitung<br />

BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />

Beschäftigte: 1.107, Planbetten: 548, Fallzahlen (stationär): 14.026,<br />

Fallzahlen (ambulant): 33.464, Notfälle ambulant (gesetzliche Kranken-<br />

versicherung): 17.579, Operationen (stationär): 9.353,<br />

Operationen (ambulant): 1.107, Umsatz erlöse: 106.730.000 Euro,<br />

Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 6.247.891 Euro<br />

Geschäftsführer: Dr. jur. Hubert Erhard; Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Gunther O. Hofmann;<br />

Pflegedirektor: Henry Rafler; Verwaltungsdirektorin: Ilona Hruby<br />

Kliniken/Institute Betten Leitung<br />

Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie 108 Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Gunther O. Hofmann<br />

Klinik für Plastische und Handchirurgie 60 Priv.-Doz. Dr. med. Michael Steen<br />

ab Mai 2012: Prof. Dr. med. Robert Hierner<br />

Brandverletztenzentrum 8 Priv.-Doz. Dr. med. Michael Steen<br />

Zentrum für Rückenmarkverletzte und<br />

Klinik für Orthopädie<br />

60 Dr. med. Klaus Röhl<br />

Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie 36 Dr. med. Joachim Zaage<br />

Klinik für Neurochirurgie 36 Prof. Dr. Hans-Jörg Meisel<br />

Klinik für Neurologie 36 Priv.-Doz. Dr. med. Kai Wohlfarth<br />

Klinik für fachübergreifende Frührehabilitation 40 Priv.-Doz. Dr. med. Kai Wohlfarth<br />

Klinik für Bildgebende Diagnostik<br />

und Interventionsradiologie<br />

Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-<br />

und Notfallmedizin<br />

– Dr. med. Rainer Braunschweig<br />

26 Priv.-Doz. Dr. med. Ralph Stuttmann<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Jürgen Barth<br />

Medizinische Klinik 72 Priv.-Doz. Dr. med. Jürgen Barth<br />

Klinik für Physikalische und Rehabilitative Medizin 56 Dr. med. Klaus Fischer<br />

Schmerzzentrum 10 Priv.-Doz. Dr. med. Ralph Stuttmann


Leitung<br />

BG Klinik für Berufskrankheiten Bad Reichenhall<br />

Beschäftigte: 85, Planbetten: 138,<br />

Fallzahlen (stationär): 1.807, Umsatzerlöse: 7.514.448 Euro,<br />

Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 100.422 Euro<br />

Geschäftsführung: Angelika Hölscher, Thorsten Döcke, Prof. Bernd Petri; Ärztlicher Direktor: Dr. Wolfgang Raab<br />

Kliniken/Institute Betten Leitung<br />

Klinik für berufsbedingte Atemwegs- und Lungenerkrankungen 112 Dr. Wolfgang Raab<br />

Klinik für Berufsdermatosen 14 Dr. Michael Schönfeld<br />

Zentrum für Psychotraumatologie 12 Gerhard Wolfrum<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 63


64 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Leitung<br />

BG Klinik für Berufskrankheiten Falkenstein<br />

Beschäftigte: 93, Planbetten: 130, Fallzahlen (stationär): 1.508,<br />

Umsatzerlöse: 7.747.000 Euro,<br />

Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 512.000 Euro<br />

Geschäftsführer: Ass. Theodor Bülhoff; Ärztliche Direktorin: Dr. Nicola Kotschy-Lang; Verwaltungsleiterin: Elke Hübner<br />

Kliniken/Institute Betten Leitung<br />

Pulmologie/Allergologie 124 Dr. Nicola Kotschy-Lang<br />

Dermatologie 6 Dr. Hilmar Schwantes


Leitung<br />

Unfallbehandlungsstelle Berlin<br />

Beschäftigte: 32, Fallzahlen (ambulant): 5.845,<br />

Notfälle ambulant (gesetzliche Krankenversicherung): 32,<br />

Operationen (ambulant): 59, Umsatzerlöse: 3.099.058 Euro,<br />

Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 178.000 Euro<br />

Geschäftsführer: Prof. Dr. Ernst Haider; Chefarzt: Dr. med. Sebastian Vahrmeyer<br />

Leitung<br />

BG Unfallambulanz und Rehazentrum Bremen<br />

Beschäftigte: 75, Fallzahlen (ambulant): 4.221,<br />

Notfälle ambulant (gesetzliche Krankenversicherung): 43,<br />

Operationen (ambulant): 148, Umsatzerlöse: 6.500.000 Euro,<br />

Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 6.000.000 Euro<br />

Geschäftsführung: Michael Neumann, Jürgen Brötje; Chefarzt: Dr. med. Torsten Möller<br />

<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 65


66 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />

Herausgeber:<br />

Klinikverbund der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung e. V. (<strong>KUV</strong>)<br />

Friedrichstraße 152<br />

10117 Berlin<br />

info@k-uv.de<br />

www.k-uv.de<br />

Redaktionelle Verantwortung:<br />

Andreas Kather<br />

Klinikverbund der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung e. V. (<strong>KUV</strong>)<br />

Koordination:<br />

Sven Pannicke<br />

Klinikverbund der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung e. V. (<strong>KUV</strong>)<br />

Impressum<br />

Redaktion:<br />

Friedhelm Bohla<br />

BG Unfallklinik Duisburg<br />

Eike Jeske<br />

Unfallkrankenhaus Berlin<br />

Robin Jopp<br />

BG Universitätsklinikum Bergmannsheil<br />

Bochum<br />

Christian Malordy<br />

BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />

Angela Mißlbeck<br />

Freie Journalistin<br />

Beiträge:<br />

BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />

(S. 18, 26)<br />

BG Klinik für Berufskrankheiten<br />

Bad Reichenhall (S. 34)<br />

BG Unfallklinik Duisburg (S. 36)<br />

BG Universitätsklinikum Bergmannsheil<br />

Bochum (S. 12, 16, 40)<br />

Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

e. V. (<strong>KUV</strong>) (S. 6, 8, 30, 42)<br />

Unfallkrankenhaus Berlin (S. 14, 22)<br />

Konzeption und Gestaltung:<br />

BÜRO WEISS<br />

Rigaer Straße 14<br />

10247 Berlin<br />

post@bueroweiss.de<br />

www.bueroweiss.de<br />

Bildnachweise:<br />

Jan Pauls (Titel, S. 4, 8, 10 – 12, 16 – 37, 40,<br />

44, 45, 47)<br />

BG-Kliniken (S. 44, 45, 47)


Klinikverbund der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung e. V. (<strong>KUV</strong>)<br />

Friedrichstraße 152<br />

10117 Berlin<br />

Telefon: 030 3309602-00<br />

Telefax: 030 3309602-22<br />

info@k-uv.de<br />

www.k-uv.de

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