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<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong>
Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong>
5 Vorwort<br />
6 Qualitätsführer in allen Bereichen<br />
Reinhard Nieper, Geschäftsführer des <strong>KUV</strong>, zu den<br />
Entwicklungen <strong>2011</strong> und zukünftigen Zielen des Verbundes<br />
8 Nie aufhören, besser zu werden<br />
BG-Kliniken Spitzenreiter bei medizinischer Versorgung<br />
und Reintegration von Unfallverletzten<br />
12 Jede Minute zählt<br />
Hervorragendes Polytraumamanagement an den BG-Kliniken<br />
14 In höchstens 30 Minuten zum Schockraum<br />
BG-Kliniken bundesweit führend in den DGU-Traumanetzwerken<br />
16 Mobiler Lebensretter<br />
Transportable Mini-Herz-Lungen-Maschine eröffnet neue<br />
Behandlungschancen<br />
18 Der direkte Draht zum Spezialisten<br />
Telemedizinische Kooperation fördert flächendeckende<br />
Gesundheitsversorgung<br />
22 Spezialisiert und optimal aufgestellt<br />
Die Pflege in den BG-Kliniken hat in den letzten Jahren ihr<br />
Terrain erweitert<br />
26 Schwerpunkt Reha<br />
Immer engere Verzahnung von Akutmedizin und<br />
Rehabilitation in den BG-Kliniken sichert hohe Erfolgsquote<br />
30 Reha-Management – eine Erfolgsgeschichte!<br />
Vom Engagement einer Reha-Managerin für die berufliche<br />
Reintegration ihres Patienten<br />
34 Hilfe nach dem Schock<br />
BG Klinik für Berufskrankheiten Bad Reichenhall<br />
behandelt Traumafolgestörungen<br />
Inhalt<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 3<br />
36 Zurück in den Job<br />
Berufsorientierte Rehabilitation auf dem Vormarsch<br />
38 Aktuelle Forschungsprojekte der BG-Kliniken –<br />
eine Auswahl<br />
40 Bewegungstraining im Roboteranzug<br />
BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum testet<br />
Exoskelett bei querschnittgelähmten Menschen<br />
42 Den Verbund weiterentwickeln<br />
Struktur und Arbeitsweise des Klinikverbunds der<br />
gesetzlichen Unfallversicherung e. V. (<strong>KUV</strong>)<br />
44 Wichtige Ereignisse in den BG-Kliniken im Jahr <strong>2011</strong><br />
46 Investitionen Bau <strong>2011</strong><br />
48 Das Jahr in Zahlen<br />
Die Standorte auf einen Blick<br />
54 BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />
55 BG Universitätsklinikum<br />
Bergmannsheil Bochum<br />
56 BG Unfallklinik Duisburg<br />
57 BG Unfallklinik Frankfurt am Main<br />
58 BG Klinik Ludwigshafen<br />
59 BG Klinik Tübingen<br />
60 BG Unfallklinik Murnau<br />
61 Unfallkrankenhaus Berlin<br />
62 BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />
63 BG Klinik für Berufskrankheiten<br />
Bad Reichenhall<br />
64 BG Klinik für Berufskrankheiten<br />
Falkenstein<br />
65 Unfallbehandlungsstelle Berlin<br />
65 BG Unfallambulanz und<br />
Rehazentrum Bremen<br />
66 Impressum
4 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong>
Das Jahr <strong>2011</strong> war für die BG-Kliniken durch zahlreiche<br />
Neuentwicklungen, personelle Veränderungen<br />
und bauliche Maßnahmen geprägt. Die bisherige,<br />
organisatorisch eher lose Klammer der<br />
BG-Kliniken – die Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher<br />
Kliniken (VBGK) – hat zum Ende des Jahres<br />
<strong>2011</strong> ihre Aufgaben an den Klinikverbund der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung e. V. (<strong>KUV</strong>) übergeben.<br />
Der Gründung des <strong>KUV</strong>, die bereits Ende 2010 vollzogen<br />
wurde, schlossen sich in <strong>2011</strong> der Aufbau<br />
von Organisationsstrukturen und damit verbunden,<br />
wichtige Personalentscheidungen an.<br />
Der <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> spiegelt gleichermaßen Kontinuität<br />
und Neubeginn wider. Erstmals in der Geschichte<br />
der Berufsgenossenschaften sind die BG-<br />
Kliniken in einem Verbund zusammengeschlossen.<br />
Klinikübergreifende Perspektive<br />
Wie bereits in den vorangegangenen Jahren<br />
werden in den Beiträgen des <strong>Jahresbericht</strong>s die<br />
aktuellen Entwicklungen im Leistungsspektrum<br />
der berufsgenossenschaftlichen Unfallkliniken<br />
dargestellt. Deutlicher als bisher kommen die<br />
Themen dabei in einer klinikübergreifenden Perspektive<br />
zur Sprache. Damit wird eine Funktion<br />
des <strong>KUV</strong> deutlich, nämlich die Gemeinsamkeiten,<br />
die aufgrund des spezifischen Auftrags der Unfallversicherungsträger<br />
bestehen, sichtbar zu machen<br />
und das Verbindende zwischen allen Klini-<br />
ken herauszustellen. Gemeinsam können sie auf<br />
ein beeindruckendes Leistungsspektrum verweisen:<br />
Mit knapp 500.000 stationären und ambulanten<br />
Behandlungsfällen, 11.000 Mitarbeitern<br />
und einem Gesamtumsatzerlös von über einer Milliarde<br />
Euro spielt der neue Verbund im oberen<br />
Bereich der Liga der Krankenhausverbunde und<br />
Krankenhaus kon zerne Deutschlands.<br />
Einzigartige Verbundstruktur<br />
Im Unterschied zur VBGK repräsentiert der <strong>KUV</strong><br />
durch seine Mitgliederstruktur nicht nur die<br />
Vorwort<br />
Vielfalt gestalten, Gemeinsamkeiten hervorheben<br />
Kliniken, sondern auch die Unfallversicherungsträger.<br />
Damit werden die Interessen der Versicherten<br />
und der Kliniken in einzigartiger Weise<br />
strukturell verbunden. Mit einer stärkeren Berücksichtigung<br />
der Themen zur beruflichen Wiedereingliederung<br />
ist dieser Veränderung im <strong>Jahresbericht</strong><br />
<strong>2011</strong> größere Aufmerksamkeit gewidmet worden.<br />
Die Geschäftsstelle des <strong>KUV</strong> und die damit assoziierten<br />
Arbeits- und Strategiegruppen knüpfen an<br />
die bisherigen Strukturen der VBGK an. Die Ziele,<br />
Auf gaben und Strukturen des <strong>KUV</strong> werden damit in<br />
ihren Auswirkungen für die einzelnen Kliniken von<br />
größerer Bedeutung sein, auch deshalb wird in zwei<br />
Beiträgen im <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> ausführlicher darauf<br />
eingegangen.<br />
Optimierung der Versorgung der Versicherten<br />
Der Klinikverbund ist mehr als die Summe seiner<br />
Teile. Diesen Mehrwert herauszustellen und zu entwickeln<br />
wird auch in Zukunft die besondere Aufgabe<br />
des Vorstands und der Geschäftsführung des<br />
<strong>KUV</strong> sein. Dies kann aber nur gelingen, wenn alle<br />
Beteiligten daran mitwirken.<br />
Dabei sind wir uns bewusst, dass damit eine Reihe<br />
von Veränderungen eintritt. Diese Veränderungen<br />
bieten große Chancen. Der dabei leitende Gedanke<br />
muss stets die Verbes serung der Versorgung der<br />
Versicherten sein; dieses Ziel rechtfertigt auch, sich<br />
von manch lieb gewon nener Gewohnheit zu trennen.<br />
Für das Jahr 2012 werden mit der Entwicklung des<br />
Klinikgesamtkonzepts und der Einführung des neuen<br />
Vergütungssystems zwei wichtige Veränderungen,<br />
mit teilweise sehr weitreichenden Folgen, angestoßen.<br />
Wir sind zuversichtlich, dass die traditionsreichen<br />
BG-Kliniken, mit ihren engagierten Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern, und die neuen<br />
Strukturen des <strong>KUV</strong> die Optimierung der Versorgung<br />
der Versicherten erfolgreich auf den Weg<br />
bringen werden.<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 5<br />
Von oben nach unten:<br />
Vorsitzende des<br />
Vorstandes: Jürgen<br />
Waßmann, Dr. Hans-<br />
Joachim Wolff; Vorsitzende<br />
der Mitgliederversammlung:<br />
Dr. Fritz Bessell,<br />
Manfred Wirsch
6 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Qualitätsführer in allen Bereichen<br />
Reinhard Nieper, Geschäftsführer des <strong>KUV</strong>, zu den Entwicklungen <strong>2011</strong> und zukünftigen Zielen des Verbundes<br />
Welches sind die spezifischen Herausforderungen<br />
hinsichtlich der Entwicklung und Steuerung eines<br />
Klinikverbundes in der „BG-Welt“?<br />
Zunächst gilt es die historisch und regional bedingten,<br />
teilweise großen Unterschiede, die zwischen den<br />
BG-Kliniken bestehen, zur Kenntnis zu nehmen und<br />
dennoch die Entwicklung von Gemeinsamkeiten in<br />
möglichst vielen Feldern voranzutreiben. Nun ist die<br />
Entwicklung von Synergien oder Gemeinsamkeiten<br />
kein Selbstzweck, sondern soll vor allem dazu dienen<br />
die Qualitätsführerschaft im Bereich der akuten medizinischen<br />
Versorgung und der beruflichen Wiedereingliederung<br />
langfristig weiter auszubauen.<br />
Besonders wichtig erscheint mir dabei, dass die<br />
Qualitätsführerschaft über die akute medizinische<br />
Versorgung hinausgeht. Sie muss zukünftig alle<br />
Systemelemente umfassen, dazu gehören beispielsweise<br />
auch die Organisationsstrukturen und Führungsmodelle.<br />
Dabei gilt es für die Entwicklung und<br />
Steuerung Regeln zu implementieren, die so angelegt<br />
sind, dass die stetige Verbesserung und das<br />
heißt auch die kritische Hinterfragung von Aufgaben<br />
und Prozessen Bestandteil des Alltags im Klinikverbund<br />
sind.<br />
Was heißt das konkret für die Verbundentwicklung?<br />
Die genannte Zielsetzung erreicht man besser, wenn<br />
der Fokus weniger auf ein konkretes Modell gerichtet<br />
ist als vielmehr auf die Förderung einer Kultur. Dazu<br />
bestehen bereits gute Grundlagen, auf denen aufzubauen<br />
ist. Zu nennen sind hier das Prinzip der Selbstverwaltung,<br />
die sektorübergreifende Versorgung und<br />
die Gemeinnützigkeit der BG-Kliniken. Diese Prinzipien<br />
sind zugleich die Wurzeln des Erfolges, weil sie<br />
die besten normativen Strukturvoraussetzungen<br />
sind, die man sich für die Erreichung unseres Unternehmenszieles<br />
vorstellen kann. Gleichwohl ist es<br />
anstrengend und ambitioniert, dem Anspruch auf<br />
Spitzenleistung und damit einer Haltung ständiger<br />
kritischer Bestandsaufnahme und Optimierung von<br />
Prozessen und Strukturen in allen Bereichen des<br />
Verbundes gerecht zu werden. Dies ist die eigentliche<br />
Herausforderung. Wenn wir sie meistern, dann<br />
werden wir auch die anfallenden strategischen und<br />
operativen Aufgaben zum Besten der uns anvertrauten<br />
Menschen lösen.<br />
Welche wesentlichen Prozesse bzw. Entwicklungen<br />
wurden aus Ihrer Sicht und mit Blick auf das Kalenderjahr<br />
<strong>2011</strong> für den <strong>KUV</strong> auf den Weg gebracht?<br />
Die Definition von Informations- und Entscheidungswegen<br />
zwischen den Kliniken, den Unfallversicherungsträgern,<br />
der DGUV und dem <strong>KUV</strong>. Wie in jedem<br />
Verbund galt es, die Balance zwischen dezentralen<br />
und zentralen Steuerungselementen zu finden. Dies<br />
kann meines Erachtens unter anderem besser gelingen,<br />
wenn man die Positionen „Dezentral“ und<br />
„Zentral“ nicht als sich einander ausschließende<br />
Elemente versteht, sondern durch ihre Verschränkung<br />
einen Mehrwert erzielt – zum Beispiel indem einzelne<br />
übergreifende Aufgaben dezentralen Verantwortungsträgern<br />
zugeordnet werden. Die in <strong>2011</strong><br />
geschaffene Organisationsform des <strong>KUV</strong> sieht vor,<br />
dass die Beteiligten nicht primär Adressaten, sondern<br />
gestaltende Protagonisten sind. Sie gewährleistet<br />
zugleich die für die Fortentwicklung notwendige<br />
Entscheidungsfähigkeit für den Klinikverbund.<br />
Was sind die mittelfristigen Ziele und die<br />
nächsten Schritte?<br />
Nachdem die Grundlagen der Organisation gelegt<br />
worden sind, sollen in 2012 zentrale inhaltliche<br />
Fragen beantwortet werden. Dazu gehören in erster<br />
Linie das Klinikgesamtkonzept und die Neuordnung<br />
des Finanzierungssystems. Beide Themen werden<br />
die weitere Entwicklung der Kliniken nachhaltig<br />
definieren, auch wenn ihre konkrete Umsetzung erst<br />
nach 2012 beginnen wird.<br />
Über welche Mittel und Wege lassen sich die vorgenannten<br />
Ziele aus Geschäftsführersicht erreichen?<br />
Für die vorgenannten Themen sind die Verfahren<br />
im Wesentlichen bestimmt. Meine Rolle dabei sehe<br />
ich vor allem darin, dafür Sorge zu tragen, dass die<br />
Umsetzung der Ziele und Aufgaben ohne große Reibungsverluste<br />
gelingt. Ich gehe davon aus, dass<br />
wir zum Jahresende erste grundlegende Weichenstellungen<br />
vollzogen haben werden. Neben den inhaltlichen<br />
Zielsetzungen sind für mich die partizipative<br />
Mitwirkung in den definierten Beteiligungsformen<br />
und ein hoher Grad an Verbindlichkeit sehr wichtige<br />
Kriterien. Letztere sind wesentliche Faktoren für den<br />
Erfolg des Verbundes und bei der Zusammenarbeit<br />
daher unbedingt zu beachten.<br />
Reinhard Nieper,<br />
Geschäftsführer
9 BG-Unfallkliniken<br />
2 Unfallbehandlungsstellen<br />
62 Betten für Schwerbrandverletzte<br />
2 BG-Kliniken für Berufskrankheiten<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 7<br />
Leistung auf höchster Versorgungsstufe, sektorübergreifende Versorgung<br />
Spezialdisziplinen: Rückenmarkverletzungen, Brandverletzungen,<br />
Handverletzungen, Sportmedizin<br />
Vorhaltung von Ressourcen für besonders schwere Verletzungen:<br />
207 Betten in Intensivstationen<br />
1.374 Betten in der Unfallchirurgie<br />
505 Betten für Rückenmarkverletzte
8 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Nie aufhören, besser zu werden<br />
BG-Kliniken Spitzenreiter bei medizinischer Versorgung und Reintegration von Unfallverletzten<br />
In <strong>2011</strong> wurde in den BG-Kliniken eine Reihe wichtiger Aktivitäten zur noch besseren Versorgung von Unfallverletzten<br />
angestoßen. Dabei standen die stetige Weiterentwicklung medizinischer Standards, die Optimierung<br />
von Abläufen und natürlich die bestmögliche Versorgung der Patienten im Mittelpunkt der Anstrengungen –<br />
um dem selbst gestellten hohen Anspruch gerecht zu werden. Entlang einer Patientengeschichte werden im<br />
Folgenden schlaglichtartig die wesentlichen unfallmedizinischen Neuerungen an den BG-Kliniken aus dem<br />
vergangenen Jahr beleuchtet.<br />
Es ist kurz vor 17 Uhr am 22. März <strong>2011</strong>. Die Fotovoltaikanlage<br />
auf einem Hausdach in Elmshorn nimmt langsam Gestalt an.<br />
Zum Feierabend packt der Elektrikerlehrling David Marx auf<br />
dem Dach sein Werkzeug zusammen. Als der 17-Jährige eine<br />
Richtschnur aufrollt, tritt er versehentlich auf eine Plexiglasplatte.<br />
Die Platte bricht – David Marx rutscht ab, achteinhalb Meter in<br />
die Tiefe. „Ich wollte um Hilfe schreien, aber ich konnte nicht.<br />
Das war schrecklich“, sagt er knapp ein Jahr später.<br />
Sein älterer Bruder ist auch auf der Baustelle. Der geschulte<br />
Ersthelfer sieht, was passiert ist, und reagiert prompt. Er versorgt<br />
den Verletzten und ruft den Krankenwagen. Erste Erleichterung:<br />
David kann die Füße bewegen. Dann wird er in die<br />
nächstgelegene Klinik Elmshorn gebracht. Dort wird geröntgt<br />
und ein CT erstellt. „Dann haben die Ärzte direkt gesagt, dass<br />
das eine Liga zu hoch für sie ist“, berichtet David. Noch<br />
am selben Abend wird der Patient ins BG Unfallkrankenhaus<br />
Hamburg verlegt.<br />
Kooperationen beschleunigen die Akutversorgung<br />
Dass der Arzt in Elmshorn den Patienten ohne zu zögern an<br />
das überregionale Traumazentrum verlegt, ist einer Koopera-<br />
tion der beiden Krankenhäuser zu verdanken. Für David Marx<br />
war das großes Glück. Dem jungen Elektrikerlehrling drohte aufgrund<br />
seiner komplexen Verletzungen am rechten Arm ein<br />
Nervenschaden mit Fallhand. Doch die fachgerechte Versorgung<br />
setzte so früh ein, dass ein Folgeschaden vermieden<br />
werden konnte.
Dieses Ziel verfolgen auch die neuen Traumanetzwerke, die<br />
<strong>2011</strong> in weiten Teilen Deutschlands entstanden sind. Sie sollen<br />
gewährleisten, dass der Patient direkt vom Unfallort in ein Krankenhaus<br />
der passenden Versorgungsstufe mit freien Kapazitäten<br />
gebracht wird. Die berufsgenossenschaftlichen Unfallkliniken<br />
sind mit ihrer 24-Stunden-Vorhaltung und ihrer technisch-apparativen<br />
Ausstattung innerhalb dieser Netzwerke als überregionale<br />
Traumazentren auf der obersten Versorgungsstufe anerkannt (zu<br />
Traumanetzwerken s. auch S. 14).<br />
Prof. Dr. Volker Bühren, Ärztlicher Direktor der Berufsgenossenschaftlichen<br />
Unfallklinik Murnau und Sprecher der Ärztlichen<br />
Direktoren der Unfallkliniken, betrachtet die Netzwerke als enormen<br />
Fortschritt in der akutmedizinischen Schwerpunkt versorgung<br />
der Unfallkrankenhäuser. „Die Traumanetzwerkbildungen<br />
bringen unsere Unfallkliniken entscheidend voran“, sagt er.<br />
Bereits jetzt zeichne sich ab, „dass die Patienten entsprechend<br />
ihren Verletzungsschweregraden deutlich schneller dort sind,<br />
wo sie am besten behandelt werden können“. Prof. Bühren beobachtet<br />
dabei einen „Konzentrationsprozess, der der Patientenversorgung,<br />
aber auch der Auslastung und Wirtschaftlichkeit<br />
der Häuser zugutekommt“. Denn die Netzwerke tragen nach<br />
seiner Erfahrung dazu bei, dass die Hürde der Weiterverlegung<br />
abgebaut wird.<br />
Prof. Bühren weist auch darauf hin, dass die neun Akutkliniken<br />
der Unfallversicherung zehn Prozent der Maximalversorgung<br />
innerhalb der Netzwerke stellen. In einigen Regionen übernehmen<br />
sie derzeit auch die Rolle des Fortbilders für Nachbarkrankenhäuser.<br />
So wurden zum Beispiel die BG Kliniken Bergmannstrost<br />
in Halle <strong>2011</strong> als überregionales Traumazentrum<br />
zertifiziert und bilden nun Ärzte aus umliegenden Allgemeinkrankenhäusern<br />
fort, damit das gesamte Netzwerk bald zertifizierungsreif<br />
ist.<br />
BG-Kliniken sind wichtiger Motor bei Innovationen<br />
David Marx wird um ein Uhr nachts in den OP-Saal des BG Unfallkrankenhauses<br />
Hamburg gebracht. Der unfallchirurgische Oberarzt<br />
Dr. Jan Meiners plant den Eingriff. Der Befund nach Differenzialdiagnostik:<br />
komplizierter Bruch des Oberarms, gebrochenes<br />
Ellbogengelenk, beidseitige Fugensprengungen im Becken, Fraktur<br />
der Lendenwirbel eins bis fünf und Bogenwurzelfraktur am<br />
fünften Lendenwirbel. Auch seine Lunge ist gequetscht – das<br />
erklärt, warum er nicht schreien konnte.<br />
Die Wirbelsäulenfraktur ist stabil und bedarf keiner Operation.<br />
Dennoch haben Meiners und sein Spezialistenteam am Hamburger<br />
Unfallklinikum viel zu tun: Sie stabilisieren das Ellbogen-<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 9<br />
gelenk mit einer Zuggurtungsosteosynthese, einer Art Seilzug.<br />
Den Oberarmknochen hält eine spezielle Platte mit sechs<br />
Schrauben zusammen, die eigens an der Hamburger Klinik entwickelt<br />
worden ist. Diese sogenannte multidirektional-winkelstabile<br />
Plat ten ostheosynthese ist nach den Ergebnissen aus<br />
dem Hamburger Unfallklinikum besonders bei komplizierten<br />
Brüchen und bei Knochenheilungsstörungen Mittel der Wahl.<br />
Große operative Erfahrung setzt zudem die Iliosakralfugensprengung<br />
an David Marx’ Becken voraus.<br />
Arbeiten auf höchstem medizinischen Niveau – das ist es, was<br />
der 42-jährige Unfallchirurg Meiners an seiner Tätigkeit im Hamburger<br />
Unfallklinikum am meisten schätzt. Denn die Techniken,<br />
Vorgehensweisen, Geräte und Materialien, mit denen die berufsgenossenschaftlichen<br />
Unfallkliniken arbeiten, sind noch lange<br />
nicht bundesweiter Standard. Viele Neuerungen werden in Eigenregie<br />
oder in Universitätskooperationen entwickelt und kommen<br />
zunächst nur in den Kliniken zum Einsatz, die an der Entwicklung<br />
beteiligt waren. So war es mit den multidirektional-winkelstabilen<br />
Ostheosyntheseplatten – und so ist es auch mit anderen Neuentwicklungen<br />
in der Akutmedizin.<br />
Die BG Unfallklinik Murnau arbeitet zum Beispiel bei Brandverletzungen<br />
seit <strong>2011</strong> in großem Stil mit der sogenannten Vakuumversiegelungstherapie.<br />
Das Verfahren stammt eigentlich aus<br />
der septischen Chirurgie, hat sich aber laut Prof. Bühren inzwischen<br />
auch bei der Versorgung von Brandwunden bewährt.<br />
„Das scheint die Behandlung wesentlich zu verbessern“, so Prof.<br />
Bühren. Er nennt ein weiteres Beispiel: der Einsatz von minimalinvasiven<br />
Fixierungssystemen auch für Notfallverletzte in<br />
der Wirbelsäulenchirurgie.<br />
Die BG Unfallklinik Frankfurt am Main wiederum setzt auf neuartige<br />
beschichtete Implantate und antibiotikabeschichtete Nägel<br />
bei Knochenheilungsstörungen. Auch die Knochenverpflanzung,<br />
bei der Knochenmaterial etwa aus dem Oberschenkel gewonnen<br />
wird, um es anderswo einzupflanzen und größere Knochenbeschädigungen<br />
zu überbrücken, nennt der Ärztliche Direktor der<br />
Frankfurter Klinik Prof. Dr. Reinhard Hoffmann als Beispiel für<br />
neue Verfahren in der akutmedizinischen Schwerpunktversorgung,<br />
die in Frankfurt eingesetzt werden.<br />
Beispiele für Eigenentwicklungen der berufsgenossenschaftlichen<br />
Kliniken gibt es auch aus dem Bereich der Rehabilitation:<br />
So steht in der BG Unfallklinik Duisburg in Buchholz seit <strong>2011</strong><br />
der erste Handbike-Simulator Deutschlands. An dem Gerät können<br />
Rollstuhlfahrer einen virtuellen Radfahrer über eine Computerstrecke<br />
schicken. Entwickelt haben es das „reha team West“<br />
und die Rollstuhlwerkstatt in der Unfallklinik.
10 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Investitionen in zukunftsfähige Strukturen<br />
Der junge Elektrikerlehrling David Marx bekommt postoperativ<br />
einen elektrischen Rollstuhl zur Verfügung gestellt. Den braucht<br />
er aber nur zwei Monate lang, um im BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />
von A nach B zu kommen. Dann sagt der Arzt zu ihm: „Stehen<br />
Sie jetzt einfach mal auf.“ Bis dahin hat David Marx manchmal<br />
noch Schlimmstes befürchtet. „Aber als ich das erste Mal wieder<br />
auf meinen Füßen stehen konnte, ging es wieder bergauf“, berichtet<br />
er. Wenig später verlässt er das „Boberg“, wie David Marx<br />
das BG Unfallkrankenhaus Hamburg schon liebevoll nennt. Denn<br />
in den zehn Wochen seines stationären Aufenthalts ist es für den<br />
jungen Mann, der anderthalb Autostunden entfernt bei seinen<br />
Eltern auf dem Land wohnt, zur zweiten Heimat geworden.<br />
„Ich habe mich wie zu Hause gefühlt“, sagt David Marx. „Wenn<br />
ich ein Problem hatte, war immer jemand da, mit dem ich reden<br />
konnte.“ Probleme hatte er anfangs zum Beispiel beim Schlafen.<br />
In einem normalen Bett konnte er mit seiner Rückenverletzung<br />
nicht gut liegen. Nachdem David das einer Krankenschwester<br />
gesagt hatte, hat sie ihm ein Luftbett organisiert und von da an<br />
schlief David besser. „Da denkt der Körper, man bewegt sich“,<br />
schildert er das Liegegefühl. Das Luftbett ist so konstruiert, dass<br />
es Druckstellen durch Druckverlagerung vermeidet.<br />
Die gute Ausstattung der berufsgenossenschaftlichen Kliniken<br />
hat nicht nur der Patient Marx als angenehm erfahren. Auch Ärzte<br />
und Direktoren schätzen es, wenn etwa notwendige Investitionen<br />
nicht lange auf sich warten lassen. Große Baumaßnahmen<br />
laufen derzeit unter anderem in Berlin und in Frankfurt. In der<br />
Main-Metropole ist Mitte <strong>2011</strong> ein 40 Millionen Euro teurer Neubau<br />
mit komplettem OP-Trakt und Notaufnahme in Betrieb gegangen.<br />
Darin sind auch Radiologie, Notfallambulanz mit Schockraum, die<br />
Leitstelle des Notarzteinsatzfahrzeugs (NEF) und die hochmoderne<br />
Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung (ZSVA) untergebracht<br />
(zu Investitionen s. S. 44).<br />
Zudem ist ein neuer Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach<br />
entstanden, der über einen Aufzug und einen eigenen Weg direkt<br />
mit dem Schockraum verbunden ist. Neben dem Schockraum<br />
gehören zur neuen Notfallambulanz ein Gipsraum, ein septischer<br />
und ein aseptischer Eingriffsraum. Im Bereich der Radiologie<br />
wurden zwei konventionelle Röntgenkabinen, CT und MRT und<br />
ein Angiografieplatz für das Röntgen von Gefäßen in Betrieb<br />
genommen. „Der Patient kann rein- und rausgefahren werden,<br />
ohne umgelagert werden zu müssen. Das ist für die Wirbelsäulenchirurgie,<br />
aber auch für andere Bereiche, etwa komplexe<br />
Beckenbrüche, eine sehr gute neue Entwicklung“, so der Ärztliche<br />
Direktor Prof. Dr. Reinhard Hoffmann. „Wegeführung und<br />
Prozesse sind nun optimal neu eingestellt.“<br />
Stolz ist Prof. Hoffmann auch auf die neue OP-Abteilung mit<br />
sieben modernen Operationssälen, die radiologisch und mit<br />
weiteren diagnostischen und therapeutischen Apparaten vernetzt<br />
sind. „Der Operateur hat nun alle Daten des Patienten aus<br />
der Radiologie und CT inneroperativ vorliegen“, sagt der Ärztliche<br />
Direktor. Absolutes Highlight ist aber die BrainSuite: Sie<br />
ermöglicht das bildgesteuerte, computergestützte Operieren<br />
und ist in dieser Integrationstiefe einmalig in Deutschland.<br />
Prof. Hoffmanns Fazit: „Der Neubau war ein wichtiger Schritt<br />
nach vorn.“<br />
Ähnlich sieht es in Berlin aus. Am Unfallkrankenhaus Berlin<br />
(ukb) wird die Rettungsstelle für neun Millionen Euro erneuert.<br />
Ein Teil davon wurde bereits <strong>2011</strong> eröffnet, 2012 sollen die Arbeiten<br />
abgeschlossen werden. „Wir wollen damit den Workflow<br />
deutlich verbessern“, sagt Prof. Dr. Haider, Geschäftsführer<br />
des ukb. Die alte Rettungsstelle war für rund 13.500 Patienten<br />
konzipiert; die neue stellt sich auf die tatsächliche Zahl von<br />
fast 60.000 Notfallpatienten pro Jahr ein.<br />
Zusätzlich wird die sogenannte „Manchester Triage“ eingeführt<br />
– ein Ampel-Kategorisierungs-System, das hilft, den<br />
akuten Behandlungsbedarf von Patienten zu erkennen, egal<br />
ob sie verletzt oder anders erkrankt sind. Die Triage wird<br />
auch elektronisch im Krankenhausinformationssystem hinterlegt.<br />
„Entscheidend ist, dass nun räumlich alles so übersichtlich<br />
gestaltet ist, dass man den Schwerkranken oder Schwerverletzen<br />
sofort erkennt, damit der, der es benötigt, sofort<br />
die richtige Diagnostik und Therapie bekommt“, so Prof. Dr.<br />
Ekkernkamp, Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer des ukb.
Neu ans Netz gegangen ist im ukb <strong>2011</strong> auch eine Intensivabteilung<br />
mit 19 Betten, die komplett elektronisch vernetzt sind. Dabei<br />
kommt ein neues Patientendatenmanagement zum Einsatz.<br />
Es erlaubt laut Prof. Ekkernkamp „Dokumentation und Kommunikation<br />
auf absolut modernstem Niveau“. Alle Geräte, die mit<br />
Beatmung zu tun haben, werden zentral überwacht. Alle Daten<br />
sind im System. „Der Pflegeüberleitungsbericht fällt sozusagen<br />
einfach aus dem System heraus, und das ist an jedem Intensivarbeitsplatz<br />
gleich“, schwärmt der Berliner Klinikchef.<br />
Zusammenarbeit: gezieltes Miteinander und kurze Dienstwege<br />
Eine gute bauliche und technische Ausstattung erleichtert den<br />
BG-Kliniken die hohe Professionalität. So sieht es der Hamburger<br />
Oberarzt Dr. Meiners. Diese und der hohe Qualitätsanspruch<br />
begeistern ihn immer wieder. „Alle arbeiten zusammen ganz klar<br />
auf ein Ziel hin: die oft jungen Leute schnell wieder fit und arbeitsfähig<br />
zu machen“, sagt Dr. Meiners. Die Zusammenarbeit<br />
mit Pflegekräften und Physiotherapeuten im „Boberg“ schildert<br />
er als „so gutes Miteinander, wie anderswo kaum vorstellbar“.<br />
Alle Abläufe seien standardisiert und gut synchronisiert. Die<br />
interprofessionelle Kommunikation funktioniert Dr. Meiners zufolge<br />
auch auf kürzestem Dienstweg hervorragend.<br />
Auch Prof. Bühren sieht darin eine vielleicht zukunftsweisende<br />
Stärke der BG-Kliniken. „Zwischen den einzelnen Kliniken und<br />
Abteilungen sind die Wege sehr viel durchlässiger. Auch die Hürden<br />
zwischen den Funktionsbereichen sind bei den BG-Kliniken<br />
nicht so hoch wie in anderen Krankenhäusern“, sagt er. Als Grund<br />
dafür nennt er die stringente Organisationsform der Kliniken mit<br />
ihrer Zentrierung auf die Unfallchirurgie. „Sie verlangt es ab,<br />
dass sich letztlich alle Abteilungen einem Ziel unterordnen. Mit<br />
dieser klaren Zielvorgabe unterscheiden sich die BG-Kliniken<br />
deutlich von anderen Krankenhäusern, die ein weit aufgefächertes<br />
Leistungsspektrum haben“, so Prof. Bühren.<br />
Bedingungen für höchste Qualität weiterentwickeln<br />
Der hohe Qualitätsanspruch der BG-Kliniken spiegelt sich auch<br />
in ihrer Gründungsmitgliedschaft bei der „Initiative Qualitätsmedizin<br />
(IQM)“. Dieser freiwillige Zusammenschluss von Kliniken<br />
setzt darauf, Ergebnisqualität anhand von Routinedaten zu erhe-<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 11<br />
ben und darzustellen. „Ich fand es richtig gut, dass die BG-Kliniken<br />
von Anfang an dabei waren. Die Dinge, mit denen wir beauftragt<br />
sind, werden bei uns mit allen vorstellbaren Facetten,<br />
inklusive Wiederherstellungs- und plastischer Chirurgie, sehr gut<br />
abgearbeitet. Deshalb tat es uns gut, dass wir einen Vergleich<br />
nicht scheuen“, sagt IQM-Gründungsvater Prof. Ekkernkamp. Inzwischen<br />
zeige sich aber, dass das System die Spezialitäten<br />
der Unfallchirurgie zu wenig erfasse. Das soll sich nun ändern.<br />
„Unsere BG-Kliniken wären noch motivierter und noch aktiver<br />
bei IQM, wenn etwas mehr auf die Inhalte der Unfallmedizin fokussiert<br />
würde“, so Prof. Ekkernkamp. Auf seinen Vorschlag hin<br />
ist der Generalsekretär der Fachgesellschaft der Unfallchirurgen<br />
Prof. Hartmut Siebert in den IQM-Beirat berufen worden. Verbesserungsbedarf<br />
sieht Prof. Ekkernkamp auch bei den „Peer<br />
Reviews“, also den Expertenbewertungen im Rahmen von IQM.<br />
Dass die Dokumentation ausgedruckt werden muss, sei „ein<br />
sperriger Akt, wenn man mit einem KIS arbeitet“, dem Krankenhausinformationssystem.<br />
Wichtig sei zudem, dass die Entscheider<br />
mit am Tisch sitzen.<br />
Etwas kritischer bewertet das der Frankfurter BG-Klinikchef<br />
Prof. Hoffmann. Er betrachtet den Aufwand für ein freiwilliges<br />
unentgeltliches Peer Reviewing als problematisch angesichts<br />
der Arbeitsverdichtung in den Kliniken und fordert eine Entgeltlösung.<br />
Zur Darstellung und Sicherung der Qualität an seiner<br />
Klinik setzt Prof. Hoffmann auf Zertifizierungen. „Wir sind praktisch<br />
einmal durchzertifiziert“, sagt er. Die Klinik hat das aufwändige,<br />
aber hoch anerkannte KTQ-Verfahren durchlaufen. Sie<br />
ist die erste Klinik mit einer Reha-Zertifizierung und die einzige<br />
im Großraum Frankfurt mit einer Zertifizierung für ihre Handchirurgie.<br />
<strong>2011</strong> wurde sie auch für die Akutschmerztherapie zertifiziert.<br />
„Das ist ein ordentliches Portfolio“, so Prof. Hoffmann.<br />
Dieses Streben nach Qualität ist auch für die Patienten spürbar<br />
und hat im Idealfall greifbare Ergebnisse. David Marx ist ein Jahr<br />
nach seinem schweren Unfall kaum noch eingeschränkt. Er<br />
humpelt nur noch ein bisschen und kann nicht schwer heben.<br />
Seinen alten Beruf wird er nicht weiter erlernen. Er hat jetzt<br />
eine Umschulung begonnen. „Dass das so schnell ging, liegt<br />
auch am Krankenhaus“, sagt er.
12 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Anruf beim diensthabenden Chirurgen einer BG-Klinik: Die Einsatzleitstelle<br />
der örtlichen Feuerwehr meldet einen Schwerstverletzten<br />
an, der umgehend behandelt werden muss. Jetzt zählt<br />
jede Minute! Der Schockraum wird auf Körpertemperatur vorgeheizt,<br />
das CT-Gerät vorbereitet und das Schockraumteam zusammengerufen.<br />
Das interdisziplinäre Team aus Ärzten und Pflegekräften<br />
versammelt sich im Schockraum der Notfallaufnahme.<br />
Dann trifft der Rettungswagen ein. Sanitäter transportieren den<br />
Verletzten zum Schockraum, wo er an das Team übergeben<br />
wird. Mit dem sogenannten Schockraum- oder Traumaleader an<br />
der Spitze arbeiten jetzt Chirurgen, Anästhesisten, Radiologen<br />
und Pflegekräfte Hand in Hand, Spezialisten weiterer Disziplinen<br />
werden nach Bedarf hinzugezogen.<br />
Sofortmaßnahmen binnen weniger Minuten<br />
Wie ein Uhrwerk greifen die Arbeitsschritte ineinander – und<br />
folgen dem gleichen, tausendfach praktizierten Schema. Nach<br />
der Erstuntersuchung werden lebensrettende Sofortmaßnahmen<br />
eingeleitet, also die Sicherung des Atemwegs, Beatmung<br />
Jede Minute zählt<br />
Hervorragendes Polytraumamanagement an den BG-Kliniken<br />
Jahr für Jahr erleiden über 35.000 Menschen in Deutschland schwere, oft lebensbedrohliche Verletzungen.<br />
Die BG-Kliniken bieten von jeher ein optimales Behandlungsmanagement für diese Polytraumapatienten.<br />
und Kreislaufstabilisierung. Der Computertomograf erstellt<br />
binnen weniger Minuten einen Ganzkörperscan des Patienten<br />
(die sogenannte „Traumaspirale“), weitere Untersuchungen<br />
folgen. Das Behandlungsteam hat nun ein genaues Bild von Art<br />
und Ausmaß der Verletzungen und eine fundierte Grundlage,<br />
um die nächsten Schritte zu planen. Eventuell ist eine Operation<br />
erforderlich oder eine intensivmedizinische Versorgung. Die<br />
Maßnahmen werden nach Dringlichkeit bewertet und entsprechend<br />
durchgeführt.<br />
Bestens vorbereitet für den Notfall<br />
Ob im Straßenverkehr, am Arbeitsplatz, beim Sport oder im<br />
Haushalt: Jahr für Jahr erleiden über 35.000 Menschen in Deutschland<br />
schwergradige Verletzungen, oft mit tödlichem Ausgang.<br />
Medizinisch spricht man von einem Polytrauma: Der Betroffene<br />
erleidet mehrere Verletzungen, die einzeln oder in Kombination<br />
lebensbedrohlich sind. Besonders häufig treten Schädel-Hirn-,<br />
Gliedmaßen- und Thoraxverletzungen auf. Für die Überlebenschancen<br />
des Patienten ist zweierlei entscheidend: einerseits der
Faktor Zeit, und dann ein möglichst optimales Behandlungsmanagement<br />
– von der Erstversorgung an der Unfallstelle bis<br />
zur Weiterbehandlung in der Klinik.<br />
Für die qualifizierte Polytraumaversorgung in Deutschland<br />
spielen die BG-Kliniken von jeher eine zentrale Rolle: dank ihres<br />
umfassenden Know-hows, aber auch aufgrund ihrer beispielhaften<br />
personellen und technischen Ausstattung. Ein eigener<br />
Hubschrauberlandeplatz, Schockraum, Ganzkörper-CT (teils<br />
im Schockraum selbst) und Not-OP-Säle in Schockraumnähe gehören<br />
ebenso zum Standard wie die 24-Stunden-Verfügbarkeit<br />
des Fachpersonals sowie klar definierte Kommunikationswege<br />
zwischen Rettungsdiensten und Kliniken (Stichwort: Traumatelefon).<br />
Nicht umsonst haben die BG-Kliniken in den Traumanetzwerken<br />
zumeist die führende Funktion und erfüllen als überregionale<br />
Traumazentren alle Kriterien einer Maximalversorgung<br />
(zu Traumazentren s. S. 14).<br />
Die ersten 60 Minuten entscheiden<br />
Zentrale Herausforderung eines erfolgreichen Polytraumamanagements<br />
ist es, den Zeitraum zwischen Verletzung und klinischer<br />
Versorgung so kurz wie möglich zu halten. Als Richtwert<br />
gilt die sogenannte „Golden Hour of Shock“: Danach soll der Verletzte<br />
binnen 60 Minuten in eine geeignete Klinik gebracht werden,<br />
um eine Verschlechterung seines Zustands, wie ein Organvorsagen,<br />
zu verhindern. Auch im Schockraum gilt es keine<br />
Zeit zu verlieren, denn jede Minute kann über Leben oder Tod<br />
des Patienten entscheiden. Doch Zeit sparen bedeutet nicht<br />
schneller und hektischer zu arbeiten, sondern sich gezielt auf<br />
die Abwendung unmittelbar lebensbedrohlicher Gefahren zu<br />
konzentrieren.<br />
Standardisierte Handlungsabläufe<br />
Mit exakt festgelegten, perfekt eingeübten Behandlungsabläufen,<br />
wie sie an den BG-Kliniken praktiziert werden, wird genau<br />
dies erreicht: die zeitkritische Schockraumversorgung<br />
Ca.140<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 13<br />
des Patienten wird optimiert und verkürzt. Ein sogenannter<br />
Schockraum-Algorithmus gibt ein verbindliches Schema vor,<br />
welche Handlungsabfolgen typischerweise bei der Polytraumaversorgung<br />
umzusetzen sind – je nach Zustand des Patienten<br />
und Behandlungsanforderungen. International etablierte Ausbildungs-<br />
und Behandlungskonzepte wie zum Beispiel das<br />
„Advanced Trauma Life Support (ATLS)“ im initialen Traumamanagement<br />
kommen zum Einsatz. Mit diesem Standard kön-<br />
nen die schwerwiegendsten Verletzungen identifiziert und Störungen<br />
der Vitalfunktionen zeitnah behandelt werden. Mithilfe<br />
spezieller Arbeitsgruppen und Qualitätszirkel sorgen die BG-Kliniken<br />
dafür, dass ihre Arbeitsabläufe im Sinne eines permanenten<br />
Qualitätsmanagements ständig überprüft werden, um Verbesserungspotenziale<br />
zu identifizieren und für eine leitliniengerechte<br />
Umsetzung zu sorgen. Regelmäßig stattfindende interdisziplinäre<br />
Fortbildungen gewährleisten, dass die jeweiligen Mitarbeiter<br />
immer auf dem neuesten Kenntnisstand sind.<br />
Baulich und technisch „State of the art“<br />
Aber auch hinsichtlich baulicher Struktur und technischer Ausstattung<br />
streben die BG-Kliniken beständig vorwärts: Das Unfallkrankenhaus<br />
Berlin baut beispielsweise derzeit seine Rettungsstelle<br />
auf einer Fläche von 1.600 Quadratmetern nach modernsten<br />
Standards um: 156-qm-Schockraum mit neuem CT, 33 Behandlungsplätze,<br />
„Chest Pain Unit“ und Zentralmonitoring. Am BG Universitätsklinikum<br />
Bergmannsheil Bochum entsteht ein neuer<br />
Funktionstrakt mit komplett modernisierter Notfallaufnahme mit<br />
zwei Schockräumen, OP-Zentrum mit 14 Sälen, Intensivstationen,<br />
Radiologie und Zentrallabor. Die BG Unfallklinik Duisburg<br />
hat, wie andere BG-Kliniken zuvor, die digitale Radiologie eingeführt,<br />
um die bildgebende Diagnostik zu verkürzen. Und das<br />
„Bergmannstrost“ in Halle hat einen modernen Mehrzeilen-<br />
CT direkt im Schockraum installiert, um die Behandlungsdauer<br />
in der kritischen Versorgungsphase zu verkürzen. Alle Maßnahmen<br />
tragen dazu bei, die besondere Rolle der BG-Kliniken beim<br />
Polytraumamanagement auch in Zukunft zu sichern.<br />
Mitarbeiter haben täglich Bereitschaftsdienst,<br />
um die 24-Stunden-Versorgung in den Schockräumen<br />
der BG-Kliniken zu gewährleisten.
14 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
In höchstens 30 Minuten zum Schockraum<br />
BG-Kliniken bundesweit führend in den DGU-Traumanetzwerken<br />
Die Traumanetzwerke der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) spielen mittlerweile in ganz<br />
Deutschland eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, binnen kürzester Zeit eine große Zahl verletzter Patienten<br />
zu versorgen. Als überregionale Traumazentren und wegen ihrer vielfältigen chirurgischen Spezialdisziplinen<br />
unter anderem für Hand-, Brand- und Rückenmarkverletzte nehmen die BG-Kliniken in den jeweiligen Netzwerken<br />
eine bedeutende Stellung ein.<br />
Die Aufnahmekriterien der 2004 von der Deutschen Gesellschaft<br />
für Unfallchirurgie (DGU) gegründeten Initiative „TraumaNetzwerk<br />
DGU ® “ sind anspruchsvoll: Um Mitglied eines Traumanetzwerks<br />
zu werden, muss eine Klinik standardisierte Abläufe bei<br />
der Aufnahme, Akutbehandlung und Verlegung von Patienten<br />
gewährleisten. Weitere Voraussetzungen sind regelmäßige<br />
Fortbildungen der Mitarbeiter, ein systematisches Qualitätsmanagement,<br />
ein einheitliches Schockraummanagement und<br />
die Teilnahme an einem internationalen Traumaregister zur statistischen<br />
Erfassung und Auswertung von Unfallverletzungen.<br />
Die wissenschaftliche Begleitung des Zertifizierungsprozesses<br />
obliegt dem sogenannten „Arbeitskreis zur Umsetzung des<br />
Weißbuchs/TraumaNetzwerkD (AKUT)“, der von notfallmedizinischen<br />
Fachexperten, Unfallforschern sowie Vertretern von Rettungsdiensten<br />
und Krankenhausträgern unterstützt wird.<br />
Mit der Initiative will die DGU gewährleisten, dass jeder schwerverletzte<br />
Unfallpatient in Deutschland innerhalb von höchstens<br />
30 Minuten den Schockraum einer geeigneten Klinik erreicht.<br />
Dreistufiges Prinzip: lokal, regional und überregional<br />
Innerhalb eines Traumanetzwerks erfolgt jeweils eine dreistufige<br />
Kategorisierung in lokale, regionale und überregionale<br />
Traumazentren. Grundlage für die Zuordnung sind bestimmte<br />
Ausstattungsmerkmale der Klinik, wie etwa ein eigener Hubschrauberlandeplatz,<br />
ein Schockraum, eine Radiologie und<br />
eine Intensivstation, sowie ausreichend Fachpersonal für die<br />
Rund-um-die-Uhr-Versorgung schwerverletzter Patienten in<br />
verschiedenen chirurgischen Disziplinen.<br />
Jedes DGU-Traumanetzwerk deckt eine geografisch genau<br />
definierte Fläche ab. Es besteht mindestens aus je einem überregionalen<br />
und einem regionalen Traumazentrum sowie aus<br />
drei Kliniken zur sogenannten Grund- und Regelversorgung (lokale<br />
Traumazentren). Ausnahmeregelungen sind aber möglich:<br />
Da es insbesondere in weniger dicht besiedelten Regionen häufig<br />
an spezialisierten Fachabteilungen fehlt, dürfen manche<br />
überregionale Traumazentren auch mehrere Netzwerke versorgen.<br />
Umgekehrt teilen sich in anderen Fällen mehrere Kliniken<br />
eine Aufgabe.<br />
Überregionale Traumanetzwerke<br />
So bildet etwa die BG Klinik Tübingen zusammen mit dem Universitätsklinikum<br />
Tübingen das überregionale Traumazen trum<br />
für das „TraumaNetzwerk Südwürttemberg“, das am 8. Novem-<br />
ber <strong>2011</strong> offiziell seinen Betrieb aufnahm und zu dem weitere<br />
neun Traumazentren gehören. Die berufsgenossenschaftliche<br />
Schwesterklinik, die BG Klinik Ludwigshafen, wiederum ist<br />
Mitglied des am 11. Mai <strong>2011</strong> zertifizierten „TraumaNetzwerks<br />
Vorderpfalz“. Sie kooperiert als überregionales Traumazentrum<br />
bereits seit 2009 mit kleineren Krankenhäusern im südlichen<br />
Rheinland-Pfalz. Den mitgliederstärksten Zusammenschluss in<br />
Deutschland bilden derzeit 28 Kliniken in Nordrhein-Westfalen:<br />
Das „TraumaNetzwerk Ruhrgebiet“ wurde am 7. April <strong>2011</strong> offiziell<br />
ins Leben gerufen; es hat mit den ebenfalls überregional<br />
kategorisierten Traumazentren BG Unfallklinik Duisburg und „Bergmannsheil“<br />
in Bochum gleich zwei BG-Kliniken in seinen Reihen.<br />
Telemedizin hat verbindende Funktion<br />
Am 9. April <strong>2011</strong> fand in Berlin der 3. Jahreskongress der deutschen<br />
Traumanetzwerke statt. Über 200 Chef- und Oberärzte aus<br />
deutschen und österreichischen Unfallkliniken diskutierten in<br />
Fachvorträgen, wie man bundesweit die flächendeckende Schwerverletztenversorgung<br />
sicherstellen und diese etwa durch neue<br />
Technologien und eine stärkere Vernetzung weiter verbessern<br />
kann. Große Hoffnungen setzen Experten in telemedizinische<br />
Versorgungsangebote. Schon heute verfügt jedes Netzwerkmitglied<br />
über ein sogenanntes „Traumatelefon“, über das Notärzte<br />
rund um die Uhr ihre Kollegen in der Rettungsstelle erreichen und<br />
gezielt über eine bevorstehende Einlieferung informieren können.<br />
So kann der behandelnde Arzt direkt über die Aufnahme entscheiden<br />
und alle notwendigen Vorbereitungen treffen; auch<br />
das Risiko von Übermittlungsfehlern, Fehleinweisungen oder<br />
langen Wartezeiten wird weiter minimiert.<br />
Die Telemedizin ermöglicht den direkten Informations- und<br />
Datenaustausch zwischen den relevanten Fachdisziplinen einzelner<br />
Mitglieder im Traumanetzwerk. Dabei erfolgt die diagnostische<br />
oder therapeutische Unterstützung eines regionalen Krankenhauses<br />
– etwa bei radiologischen, neurologischen oder<br />
internistischen Fragestellungen – mithilfe digitaler Videokonferenz-,<br />
Daten- und Breitbandtechnik durch Experten in Kliniken<br />
mit entsprechenden Fachabteilungen (zur Telemedizin s. S. 18).<br />
Aus diesem Grund rief die DGU, fünf Jahre nach Gründung der<br />
ersten Traumanetzwerke, im Februar 2012 die „TeleKooperation<br />
TNW“ ins Leben: ein deutschlandweites teleradiologisches<br />
Netzwerk, dem sich in den nächsten Jahren bis zu 600 Kliniken<br />
anschließen sollen, darunter auch berufsgenossenschaftliche<br />
Kliniken wie die BG Unfallklinik Murnau. Das standardisierte<br />
System kann vor allem in der Notfallmedizin für einen schnellen
Datentransfer sorgen und lange Wartezeiten, unnötige Doppeluntersuchungen<br />
oder aufwändige Patientenverlegungen vermeiden.<br />
Eine Vorreiterrolle übernimmt hier schon heute das Unfallkrankenhaus<br />
Berlin: Es kooperiert in der Teleradiologie und in<br />
der Teleneurologie bereits seit 2004 mit zahlreichen Kliniken<br />
in Nord- und Ostdeutschland und baut ihr Engagement permanent<br />
weiter aus.<br />
Versorgung in der Hauptstadt überdurchschnittlich gut<br />
Höhepunkt des DGU-Jahreskongresses <strong>2011</strong> war die Zertifizierung<br />
des „TraumaNetzwerks Berlin“. Neben dem Unfallkrankenhaus<br />
Berlin gehören zu den sieben Gründungsmitgliedern mit<br />
den „DRK Kliniken Berlin“, den „HELIOS Kliniken“, dem „Vivantes“<br />
und der Charité alle großen Klinikträger Berlins. Die ausgezeichnete<br />
Versorgungsqualität in der Hauptstadt spiegelt sich<br />
auch in der Kategorisierung der teilnehmenden Häuser wider:<br />
mit fünf überregionalen Traumazentren zählt das „TraumaNetzwerk<br />
Berlin“ zu den leistungsfähigsten DGU-Netzwerken in<br />
BG-Kliniken in den DGU-Traumanetzwerken (TNW)<br />
TNW Hamburg<br />
TNW Ruhrgebiet<br />
TNW Hessen/Südhessen<br />
TNW Vorderpfalz<br />
TNW Südwürttemberg<br />
BG Universitätsklinikum<br />
Bergmannsheil Bochum<br />
BG Unfallklinik Duisburg<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 15<br />
Deutschland; entsprechend hoch sind auch die Erwartungen.<br />
Im umliegenden Brandenburg gibt es kaum Kliniken der Maximalversorgung,<br />
daher sollen hier schnellstmöglich weitere lokale<br />
Krankenhäuser gewonnen und an das Berliner Versorgungsnetz<br />
angeschlossen werden.<br />
Großer Bedarf in Flächenländern<br />
Anfang 2012 gab es bundesweit 31 zertifizierte DGU-Traumanetzwerke,<br />
insgesamt 881 Kliniken haben sich der Initiative schon<br />
angeschlossen. Im Osten Deutschlands sind neben Berlin bislang<br />
nur das „TraumaNetzwerk Mecklenburg-Vorpommern“ und<br />
das „TraumaNetzwerk Westsachsen“ zertifiziert. Als Nächstes<br />
soll das 2007 von den BG Kliniken Bergmannstrost Halle gegründete<br />
„TraumaNetzwerk Sachsen-Anhalt Süd“ hinzukommen, in<br />
dem das „Bergmannstrost“ als überregionales Traumazen trum<br />
eine Führungsrolle übernimmt. Aber auch im Westen ist noch<br />
viel zu tun: Insbesondere Flächenländer wie Niedersachsen würden<br />
hier profitieren.<br />
BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />
BG Unfallambulanz und Rehazentrum Bremen<br />
BG Unfallklinik<br />
Frankfurt am Main<br />
BG Klinik Ludwigshafen<br />
BG Klinik Tübingen<br />
Unfallkrankenhaus Berlin<br />
BG Unfallbehandlungsstelle Berlin<br />
BG Unfallklinik<br />
Murnau<br />
BG Kliniken<br />
Bergmannstrost Halle<br />
BG Klinik für Berufskrankheiten<br />
Falkenstein<br />
BG Klinik für Berufskrankheiten<br />
Bad Reichenhall<br />
TNW Berlin<br />
TNW Sachsen-Anhalt Süd<br />
(Zertifizierung in 2012)<br />
TNW München-Oberbayern-Süd
16 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Mobiler Lebensretter<br />
Transportable Mini-Herz-Lungen-Maschine eröffnet neue Behandlungschancen<br />
ECMO-Systeme sind für schwerstkranke Patienten mit Lungen- oder Herz-Kreislauf-Versagen oft die letzte<br />
Behandlungsoption. Die Geräte sind so kompakt, dass sie sogar beim Patiententransport „mitreisen“ können.<br />
Markus Kramer* hat großes Glück gehabt: Nach einem<br />
schweren Unfall wird er ins BG Universitätsklinikum Bergmannsheil<br />
Bochum eingeliefert, erste Akutmaßnahmen werden<br />
durchgeführt – doch plötzlich: akutes Lungenversagen! Dies<br />
ist eine lebensbedrohliche Situation. Weil die künstliche<br />
Beatmung droht die Lunge zu schädigen, gibt es für das Behandlungsteam<br />
nur noch einen Ausweg: die Therapie mit<br />
einer sogenannten ECMO-Maschine. Die „Extrakorporale<br />
Membranoxygenierung (ECMO)“ gibt der verletzten Lunge<br />
Zeit, sich zu regenerieren und ihre Funktion wieder selbst-<br />
ständig aufzunehmen – eine Maßnahme, die Kramer schließlich<br />
das Leben rettet.<br />
ECMO-Maschine übernimmt Organfunktion<br />
Vom Prinzip her ist ein ECMO-Gerät eine auf ihre Grundfunktion<br />
reduzierte Herz-Lungen-Maschine: Sie übernimmt zeitweise<br />
die Funktion der Lunge bzw. des Herzens und entlastet dadurch<br />
das geschädigte oder erkrankte Organ. In der Zwischenzeit<br />
können die Ärzte weitere Therapien einleiten und die Ursache<br />
des Organversagens behandeln.<br />
Auch BG-Kliniken setzen ECMO-Systeme ein, um für polytraumatisierte<br />
und schwerstkranke Patienten eine weitere Behandlungsoption<br />
vorzuhalten – etwa das Berufsgenossenschaftliche<br />
Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, das Unfallkrankenhaus<br />
Berlin und seit Kurzem auch die BG Unfallklinik Duisburg.<br />
Mit den mobilen Systemen, die in den letzten Jahren immer<br />
kompakter geworden sind, können die Patienten sogar unter<br />
laufender ECMO-Therapie von einer Klinik zur anderen verlegt<br />
werden – sei es mit dem Intensivtransportwagen oder mit<br />
dem Hubschrauber.<br />
Kranke Organe werden entlastet<br />
Der Begriff „Extrakorporale Membranoxygenierung“ bezeichnet<br />
ein künstliches Kreislaufsystem, das außerhalb des<br />
Körpers des Patienten (extrakorporal) angelegt ist und das<br />
dessen Herz- und Lungenfunktion übernehmen kann. Die wesentlichen<br />
Bestandteile sind eine künstliche Lunge (Oxyge-<br />
nator) und eine Blutpumpe, die die Herzfunktion übernimmt.<br />
Angeschlossen wird das Gerät über zwei Kanülen in den<br />
Leistengefäßen des Patienten: Über eine Kanüle wird das Blut<br />
mithilfe der Pumpe angesaugt und herausgeleitet. Außer-<br />
halb des Körpers strömt es durch die künstliche Lunge des<br />
Geräts und wird so mit Sauerstoff angereichert. Anschließend<br />
wird es über die zweite Kanüle wieder zurück in das Gefäßsystem<br />
des Patienten gepumpt. Die Maschine kann entwe-<br />
der nur die Lungenfunktion oder die kombinierte Herz- und<br />
Lungenfunktion in Teilen oder vollständig übernehmen.<br />
„Das geschädigte oder erkrankte Organ wird auf diese Weise<br />
entlastet“, sagt Prof. Dr. Thomas Schildhauer, Ärzt licher<br />
Direktor des Universitätsklinikums Bergmannsheil. „Je nach<br />
Erfolg der anschließenden Therapie kann es später wieder<br />
seine volle Funktion übernehmen.“<br />
Je früher, desto besser<br />
Grundsätzlich bietet sich die ECMO-Therapie bei Patienten<br />
mit Lungen- oder Herzerkrankungen an. Besonders häufig kommt<br />
sie bei einem Lungenversagen zum Einsatz; hier gilt: Je früher<br />
der Patient bei entsprechender Indikation an das ECMO-Gerät<br />
angeschlossen wird, desto besser. Dank der Maschine können<br />
so das Ausmaß und die Dauer einer künstlichen Beatmung verringert<br />
werden, denn diese belastet die ohnehin geschädigte<br />
Lunge oftmals zusätzlich.
Als sich vor gut drei Jahren die sogenannte Schweinegrippe weltweit<br />
ausbreitete, waren Kliniken mit ECMO-Kapazitäten deutschlandweit<br />
besonders gefragt, denn das H1N1-Virus löste bei vielen<br />
Infizierten akutes Lungenversagen aus, hervorgerufen durch<br />
ein schweres Atemnotsyndrom (ARDS). Da die herkömmliche<br />
maschinelle Beatmung oft nicht ausreichte, wurden die Patienten<br />
zusätzlich mit extrakorporalen Lungenunterstützungssystemen<br />
behandelt. Vielen rettete dieses Verfahren das Leben!<br />
Neben der viralen Ursache kann ein akutes Lungenversagen<br />
aber auch durch Unfallverletzungen hervorgerufen werden: beispielsweise<br />
durch eine Verletzung des Brustkorbs oder des<br />
Bauchraums, eine Lungenquetschung (Lungenkontusion), einen<br />
Bluterguss im Brustfell (Hämatothorax) oder eine perforierende<br />
Lungenverletzung. Und auch bei drohendem Herz-Kreislauf- Versagen<br />
kann eine herzunterstützende Therapie mithilfe des<br />
ECMO-Systems Leben retten. Typische Anwendungsgebiete sind<br />
hier eine schwere Lungenembolie, ein Herzinfarkt, eine Herzmuskelentzündung<br />
oder ein kardiogener Schock, der durch eine<br />
verringerte Pumpleistung des Herzens charakterisiert ist.<br />
Im Schnitt werden im Universitätsklinikum Bergmannsheil<br />
rund 40 Patienten pro Jahr mit einer ECMO-Therapie behandelt –<br />
Tendenz steigend. Allerdings ist die Behandlung mit der ECMO-<br />
Maschine sehr aufwändig. Bei einem Lungenversagen liegt die<br />
Behandlungsdauer im Schnitt bei etwa zehn Tagen und sie<br />
erfordert ein intensives Betreuungsmanagement.<br />
Problemloser Transport in die Spezialklinik<br />
Weil die neuen Systeme sehr klein und kompakt sind – eine<br />
moderne ECMO-Maschine wiegt zusammen mit der tragbaren<br />
Steuerkonsole weniger als 20 Kilogramm – eignen sie sich auch<br />
für den Transport. Erleidet etwa ein Patient im Krankenhaus ein<br />
akutes Lungenversagen und sind die dortigen Behandlungsmöglichkeiten<br />
ausgeschöpft, kann er zusammen mit der ECMO-<br />
Maschine in eine BG-Klinik verlegt werden, die über spezifisches<br />
Know-how verfügt. Eine solche Verlegung kann sowohl per<br />
Rettungsfahrzeug als auch per Hubschrauber erfolgen. „Im Intensivtransporthubschrauber<br />
,Christoph Berlin‘ der HDM Luftrettung,<br />
der am Unfallkrankenhaus Berlin stationiert ist, werden<br />
bereits seit 1994 und in Kooperation mit dem Virchow-Klinikum<br />
Etwa 90<br />
Patienten jährlich werden an den BG-Kliniken<br />
mittels ECMO-Therapie behandelt.<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 17<br />
der Charité-Universitätsmedizin, dem Klinikum Bremen Links<br />
der Weser und dem Universitätsklinikum Leipzig ECMO-Systeme<br />
eingesetzt“, sagt Prof. Dr. Jörg Beneker, Leitender Oberarzt für<br />
das Rettungswesen im Unfallkrankenhaus Berlin. Das BG Universitätsklinikum<br />
Bergmannsheil Bochum unterhält eine Kooperation<br />
mit der DRF Luftrettung Dortmund für ECMO-Transporte per<br />
Hubschrauber, für Intensivtransporte im Rettungsfahrzeug arbeitet<br />
man mit dem Transportdienstleister MedCareProfessional<br />
zusammen. Am Unfallkrankenhaus Berlin werden jährlich etwa<br />
fünf bis sechs Patienten mit laufender ECMO-Maschine verlegt,<br />
am „Bergmannsheil“ in Bochum sind es im Schnitt 15.<br />
Mobile Einsatzteams<br />
Jeder ECMO-Transport wird von einem mobilen Einsatzteam<br />
begleitet, bestehend aus Anästhesisten, Unfallchirurgen, Internisten<br />
und – wenn die Klinik, wie das „Bergmannsheil“, eine<br />
Herzchirurgie vorhält – Herzchirurgen und Kardiotechnikern. Fragt<br />
eine Klinik für einen Patienten einen ECMO-Transport an, müssen<br />
zunächst die Behandlungsoptionen, aber auch die Kapazitäten<br />
in der aufnehmenden Klinik geprüft werden. Sind die Rahmenbedingungen<br />
geklärt, fährt das mobile Einsatzteam in die<br />
anfragende Klinik, schließt den Patienten an das ECMO-Gerät<br />
an und transportiert ihn anschließend ins eigene Klinikum, wo<br />
die weitere Behandlung eingeleitet wird.<br />
ECMO auf dem Weg zum Routineverfahren<br />
Für Patienten eröffnet der „mobile Lebensretter“ dort neue<br />
Chancen, wo früher die therapeutischen Möglichkeiten ausgeschöpft<br />
waren. Dank etablierter Verfahren und besserer, kompakterer<br />
Systeme nehmen auch die Einsatzmöglichkeiten für<br />
eine ECMO-Therapie zu. Schwerstkranke Patienten, für die es<br />
früher keine Behandlungsoption mehr gab, etwa weil man sie<br />
nicht in eine spezialisierte Klinik befördern konnte, profitieren<br />
von diesem mobilen Unterstützungsverfahren. Zudem ist die<br />
ECMO-Therapie, der noch vor wenigen Jahren viele mit Ängsten<br />
oder Vorbehalten begegneten, nun mehr und mehr zu einem<br />
gängigen, intensivmedizinischen Verfahren geworden und wird<br />
zunehmend an deutschen Kliniken eingesetzt. Das schafft neue<br />
Behandlungschancen – zum Nutzen für den Patienten.<br />
*Name geändert.
18 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Der direkte Draht zum Spezialisten<br />
Telemedizinische Kooperation fördert flächendeckende Gesundheitsversorgung<br />
Urbanisierung und demografischer Wandel stellen das Gesundheitssystem vor neue Herausforderungen: Mit<br />
dem Einsatz modernster digitaler Kommunikationstechniken im Rahmen der Telemedizin sind die BG-Kliniken<br />
auf diese Entwicklung bestens vorbereitet. Ist etwa an einer Klinik ein über die Breitenversorgung hinausgehendes<br />
medizinisches Spezialwissen gefordert, kann dieses via Fernabfrage von jedem anderen Ort abgerufen<br />
werden. Dies stellt gerade für den ländlichen Raum, wo Spezialisten in der Regel eher rar gesät sind, einen<br />
enormen Schritt hin zu einer flächendeckenden Spitzenversorgung dar.<br />
Die berufsgenossenschaftlichen Unfallkliniken bündeln als<br />
überregionale Traumazentren mit umfassendem Versorgungsauftrag<br />
bundesweit spezifische Kompetenzen, insbesondere<br />
für die Erst- und Sekundärversorgung schwer- und schwerstverletzter<br />
Patienten. Durch die telemedizinische Kooperation mit<br />
anderen Kliniken, wie etwa bei der Teleradiologie, kann das in<br />
den BG-Kliniken vorgehaltene Expertenwissen auch in regionalen<br />
und überregionalen Netzwerkstrukturen angeboten werden.<br />
Telemedizin: Fachwissen auf Abruf an jedem Ort<br />
„Die Antwort auf viele gesundheitspolitische Fragen der Zukunft<br />
liegt in einer Verbesserung der Vernetzung“, sagt Prof. Dr. Axel<br />
Ekkernkamp, Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer des Unfallkrankenhauses<br />
Berlin (ukb). Aus eigener klinischer Erfahrung<br />
und unter gesundheitspolitischen Gesichtspunkten sieht Prof.<br />
Ekkernkamp in der Telemedizin allgemein – und ganz konkret in<br />
der Teleradiologie – einen wesentlichen Beitrag zur zukünftigen<br />
Sicherung einer flächendeckenden medizinischen Versorgung.<br />
Bei der Versorgung von Polytraumapatienten spielt die Bild gebung<br />
eine wesentliche Rolle, denn für die erfolgreiche Behandlung<br />
und Rehabilitation ist eine schnelle und umfassende Diagnostik<br />
zentral. Diese kann entweder in den berufsgenossenschaftlichen<br />
Unfallkliniken selbst, oder aber durch Hinzuziehung ihrer Exper-
ten mittels der Teleradiologie geleistet werden. Die Nutzung öffentlicher<br />
Netze im Rahmen der Telemedizin ermöglicht damit eine<br />
hoch effektive Einbeziehung sämtlicher Fachkompetenzen unabhängig<br />
vom Standort.<br />
BG-Unfallkliniken als technische Vorreiter<br />
Am Unfallkrankenhaus Berlin, an den BG Kliniken Bergmannstrost<br />
Halle und am BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />
hat man in den letzten zehn Jahren diesbezüglich umfangreiche<br />
Erfahrungen gesammelt – und bereits Ende der 90er-Jahre die<br />
Radiologietechnik vollständig digitalisiert. Erstellung, Speicherung,<br />
Verteilung und Befundung von Dokumenten der bildgebenden<br />
Diagnostik erfolgen seither komplett film- und papierlos.<br />
So lassen sich Bildinformationen verlustfrei und zeitgleich an<br />
verschiedensten Nutzungsorten bereitstellen. Auf diese Weise<br />
können mehrere an der Versorgung der Patienten beteiligte<br />
Fachärzte, wie zum Beispiel Allgemeinärzte, Unfall- und Neurochirurgen<br />
und Intensivmediziner, effektiv in die Gesamtbetreuung<br />
integriert werden. Gleiches gilt für Kliniken, die zwar an der<br />
Polytraumaversorgung beteiligt sind, jedoch nicht in einer<br />
berufsgenossenschaftlichen Trägerschaft stehen.<br />
So konnte etwa das Sana-Klinikum Templin, aufgrund einer Vereinbarung<br />
mit dem Unfallkrankenhaus Berlin, eine telemedizinische<br />
Kooperation über eine datengeschützte Breitbandverbindung<br />
aufbauen. In den letzten acht Jahren wurde eine Vielzahl weiterer<br />
Krankenhäuser in dieses Netz integriert. Inzwischen werden pro<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 19<br />
Jahr circa 120.000 Untersuchungen auf teleradiologischer Basis<br />
innerhalb eines überregionalen Netzwerks in Sachsen, Sachsen-<br />
Anhalt und Brandenburg ausgetauscht und unter Hinzuziehung<br />
von radiologischen Spezialisten, sowohl am Unfallkrankenhaus<br />
Berlin als auch an den BG Kliniken Bergmanns trost Halle, entweder<br />
primär oder konsiliarisch bewertet.<br />
Aus Sicht des Gesetzgebers gibt es unterschiedliche Szenarien<br />
einer teleradiologischen Betreuung: So können sowohl primäre<br />
eigenverantwortliche Befunderarbeitungen als auch beratende<br />
Funktionen im Sinne des Konsiliardienstes vorgehalten werden.<br />
In jedem Falle sind dabei die Regelwerke des Gesetzgebers zu<br />
beachten. So können öffentliche Netze für die Übermittlung patientensensibler<br />
Daten nur dann genutzt werden, wenn alle datensicherheits-<br />
und datenschutztechnischen Vorgaben, wie zum<br />
Beispiel VPN-Techniken und/oder der DICOM-E-Mail-Standard,<br />
umgesetzt und eingehalten werden.<br />
Die Kooperation trägt Früchte<br />
Neben der wichtigen teleradiologischen Vernetzung bei der<br />
Polytraumaversorgung kommt es zunehmend auch bei der Behandlung<br />
nicht unfallchirurgischer Patienten zu einem intensiven<br />
Datenaustausch. So ist das Unfallkrankenhaus Berlin in<br />
der Lage, für das Sana-Klinikum Templin die Akutbehandlung<br />
eines Schlaganfalls per Videokonferenz und via Breitbandtechnik<br />
im Sinne einer teleneurologischen Expertenkonsultation<br />
sicherzustellen.
20 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
In die teleneurologische Konsultation gehen die Ergebnisse<br />
einer umfassenden körperlichen Untersuchung des Patienten<br />
vor Ort, seine Laborwerte, bisherige Medikationen, seine klinische<br />
Symptomatik und gegebenenfalls Vorerkrankungen ein.<br />
Das Zentrum für neurovaskuläre Diagnostik und Therapie des<br />
Unfallkrankenhauses Berlin steht hierfür mit einem Expertenteam<br />
aus Radiologen, Neurologen und Neurochirurgen rund<br />
um die Uhr zur Verfügung. Sie können etwa bei der Akutbehandlung<br />
eines Schlaganfalls frühzeitig die Behandlung eines Gefäßverschlusses<br />
indizieren, denn „nur in den ersten Stunden<br />
sind mittels medikamentenbasierter Auflösung von Blutgerinnseln<br />
bei Gefäßverschlüssen gute Erfolgsaussichten zu<br />
erwarten“, erklärt Dr. Ingo Schmehl, Direktor der Klinik für<br />
Neurologie des Unfallkrankenhauses Berlin. Er steht mit seiner<br />
teleneurologischen Mannschaft auch für dünn besiedelte<br />
Regionen zur Verfügung, damit auch dort Versorgungsengpässe<br />
überwunden und hoch spezialisierte Therapieverfahren genutzt<br />
werden können.<br />
Auf der Grundlage dieser exzellenten Erfahrungen wurden zwischenzeitlich<br />
auch andere Fachdisziplinen mit den Vorteilen der<br />
Telemedizin vertraut gemacht. So können zum Beispiel die Kooperationspartner<br />
der BG Kliniken Bergmannstrost Halle mit einer<br />
Vielzahl von Experten anderer klinischer Abteilungen – etwa<br />
dem Schwerbrandverletztenzentrum, den Zentren für Hand-, Replantations-<br />
und Mikrochirurgie sowie dem Neurozentrum –<br />
direkten Kontakt aufnehmen.<br />
Große Netzwerke entstehen<br />
Aus den einst regional entstandenen Initiativen einzelner Versorgungszentren<br />
sind mittlerweile – und unter Hinzuziehung klinischer<br />
Fachgesellschaften wie beispielsweise der Deutschen<br />
Röntgengesellschaft (DRG) und der Deutschen Gesellschaft für<br />
Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) – deutlich größere<br />
Gesundheitsnetzwerke hervorgegangen. Das „Bergmannsheil“<br />
in Bochum ist beispielsweise Partner im „Teleradiologieverbund<br />
Ruhr“, der seit seiner Gründung 2002 auf mittlerweile 33 Kliniken,<br />
Praxen und medizinische Einrichtungen angewachsen ist.<br />
Gleichermaßen konnte die BG-Klinik im oberbayerischen Murnau<br />
eine Vielzahl von Kliniken integrieren und damit die fachlichen<br />
und organisatorischen Vorgaben bei der Traumaversorgung<br />
unterstützen.<br />
Auch die BG Klinik Tübingen kooperiert mit verschiedenen<br />
Häusern aus der Region. Das Netzwerk, welches gegenwärtig<br />
die BG-Klinik, das Universitätsklinikum Tübingen sowie die<br />
Oberschwabenklinik Ravensburg umfasst, soll schrittweise um<br />
Sigmaringen, Nürtingen, Nagold und Freudenstadt erweitert werden.<br />
Neben der Sicherstellung einer fachlich hoch qualifizierten<br />
Gesundheitsversorgung für die Patienten können telemedizinische<br />
Verbundnetze aber auch für das administrative Berichtswesen<br />
gegenüber den Krankenhausträgern, für wissenschaftliche<br />
Aktivitäten bei Konferenzen mit internationalen Teilnehmern<br />
oder für die Weiterbildung von Studierenden eingesetzt werden.<br />
Entsprechende Szenarios kommen zunehmend etwa in der Urologie,<br />
in der Pathologie und in der Pharmakologie zum Einsatz.<br />
Schutz der hochsensiblen Daten<br />
Der Sicherheit und dem Schutz der Daten kommt bei telemedizinischen<br />
Kooperationen eine zentrale Rolle zu. Unter Datensicherheit<br />
versteht man dabei in der Hauptsache den<br />
Schutz der Daten vor Verlust: Das die Daten erzeugende Krankenhaus<br />
ist verpflichtet, die digitale Datenspeicherung ge-<br />
mäß der gesetzlichen Vorgaben durch die Röntgenverordnung<br />
und weiterer Archivierungspflichten (DIN-Normen) abzusichern<br />
– Vorgaben, die in den BG-Kliniken verordnungskonform<br />
gewährleistet sind.<br />
Demgegenüber sind bei der Nutzung öffentlicher Netze die<br />
Vorgaben der Datenschutzgesetzgebung bindend. Datenschutz<br />
verweist hier insbesondere auf die Absicherung der Daten vor<br />
unbefugter Nutzung. Die Nutzung patientensensibler Daten wird<br />
dabei auf der Grundlage des Behandlungsvertrags geregelt.<br />
Dieser kommt im Notfall automatisch, bei einer elektiven Versorgung<br />
des Patienten unter Wahrung seiner Rechte, mit dem<br />
jeweiligen Leistungserbringer zustande. Lediglich der jeweils<br />
aktuelle Behandlungsvertrag berechtigt zur Nutzung der patientensensiblen<br />
Daten.<br />
Vertrauen unverzichtbare Grundlage<br />
Sowohl im akuten Erkrankungsfall als auch bei der Betreuung<br />
chronisch kranker oder elektiver Patienten steht die Vertrauensbasis<br />
zwischen Behandlungseinrichtung und Patient im Mittelpunkt.<br />
„Der persönliche Kontakt zwischen Arzt und Patient ist<br />
unverzichtbare Grundlage jeder erfolgreichen Behandlung. Die<br />
Telemedizin kann uns helfen, diesen Kontakt und unsere fachlichen<br />
Angebote in Zukunft miteinander zu verbinden“, erklärt<br />
Prof. Dr. Axel Ekkernkamp. Das telemedizinische Angebot an den<br />
BG-Kliniken leistet somit einen Beitrag zur Sicherung der Gesamtversorgung<br />
auf höchstem Niveau – insbesondere auch bei<br />
der medizinischen Versorgung in ländlichen Regionen.
Etwa 120.000<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 21<br />
teleradiologische Untersuchungen p. a. werden im<br />
Netzwerk Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg<br />
ausgetauscht und von Spezialisten des ukb oder<br />
des „Bergmannstrost“ bewertet.
22 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Spezialisiert und optimal aufgestellt<br />
Die Pflege in den BG-Kliniken hat in den letzten Jahren ihr Terrain erweitert<br />
Das breite Behandlungsspektrum und die vielen Schwerpunkte der BG-Kliniken stellen hohe Anforderungen<br />
an die Mitarbeiter – machen die Häuser aber auch zu höchst attraktiven Arbeitgebern. Gleichzeitig sind sie<br />
Innovationsmotoren des medizinischen Fortschritts: Mit neuen Verfahren und Technologien haben sich hier<br />
in den letzten Jahren etliche neue Berufsbilder etabliert.<br />
Auf die Schmerztherapie spezialisierte Pflegekräfte, Casemanager,<br />
Pflegefachberater, Wundexperten, Pflegefachkräfte<br />
im Rettungshubschrauber, Mega-Code-Trainer – all diese<br />
Spezialisierungen findet man an den BG-Kliniken in Deutschland.<br />
Und sie alle basieren zumeist auf einer qualifizierten<br />
pflegerischen Ausbildung. Auf diese Weise erhält der Bereich<br />
der Pflege in berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhäusern<br />
einen besonderen Stellenwert, den man andernorts vergeblich<br />
sucht. Pflegefachkräfte bringen ihre organisatorische<br />
Kompetenz und Expertise in den verschiedenen Bereichen des<br />
Managements ein. Im Rahmen der Ausbildung kooperieren<br />
die Kliniken mit Hochschulen und fördern so einerseits die akademische<br />
Zusatzausbildung des pflegerischen Personals,<br />
und sorgen umgekehrt dafür, dass praktisches Wissen in die<br />
wissenschaftliche Arbeit einfließt.<br />
Qualifizierte Schmerztherapie<br />
Insgesamt 44 Pflegekräfte der berufsgenossenschaftlichen<br />
Kliniken besitzen mittlerweile eine Zusatzqualifikation als Pain<br />
Nurse. Zu den zentralen Aufgaben dieser schmerztherapeutisch<br />
geschulten Pflegekräfte gehört die Überwachung, Kontrolle<br />
und Assistenz bei der postoperativen Schmerztherapie in Kooperation<br />
mit dem ärztlichen Akutschmerzdienst. „Pain Nurses“ betreuen<br />
stationäre Akutschmerzpatienten, assistieren bei der<br />
Neuanlage von Schmerzkathetern und bei der anschließenden<br />
Überwachung, helfen bei der Ermittlung der Schmerzintensität<br />
und beraten die Patienten.<br />
Die Pflege professionell managen<br />
Casemanager begleiten einen Patienten während seines gesamten<br />
Klinikaufenthalts – von der Aufnahme bis zur Entlassung –
um die medizinische Behandlungskette optimal auf dessen<br />
individuelle Bedürfnisse abzustimmen. Dazu gehören eine systematische<br />
Fallsteuerung, die Kodierassistenz und die Dokumentation<br />
ebenso wie die Koordinierung der Abläufe zwischen<br />
Klinik, Hausarzt, Krankenkassen und Reha-Einrichtungen. Viele<br />
BG-Kliniken beschäftigen bereits seit mehreren Jahren Casemanager,<br />
die in den meisten Fällen sowohl eine pflegerische<br />
Ausbildung als auch einen akademischen Abschluss besitzen.<br />
Aber auch nach der Entlassung ist der Versorgungsauftrag der<br />
BG-Kliniken noch nicht beendet: Sogenannte Pflegefachberater<br />
ermitteln und koordinieren gemeinsam mit den Reha-Beratern<br />
der Berufsgenossenschaften den häuslichen Versorgungsbedarf<br />
des BG-Patienten, damit dieser auch nach der Rückkehr in seinen<br />
häuslichen Alltag nicht auf sich allein gestellt ist. Der Berater<br />
analysiert die individuelle Pflege- und Wohnsituation, hilft Gefahren<br />
und Risiken zu vermeiden, sorgt für eine ausreichende<br />
Hilfsmittelversorgung und gibt Empfehlungen für eine stabile,<br />
qualitativ hochwertige und gleichzeitig wirtschaftliche Pflege des<br />
Patienten. Allein die BG-Kliniken in Tübingen und Ludwigshafen<br />
führten seit 2005 jeweils bereits bis zu 20 Pflegefachberatungen<br />
im Jahr durch. Im Unfallkrankenhaus Berlin waren es seit 2008<br />
insgesamt 28 Beratungen.<br />
Zu einer optimalen Pflege gehört auch die professionelle Versorgung<br />
bestehender Wunden. Hierfür gibt es in den BG-Kliniken<br />
die sogenannten „Wundexperten“ – auch sie haben überwiegend<br />
einen pflegerischen Hintergrund. Sie beurteilen und versorgen<br />
chronische Wunden, erstellen in Absprache mit den behandelnden<br />
Ärzten Versorgungspläne für den Patienten und<br />
engagieren sich in der interdisziplinären Fort- und Weiterbildung<br />
der Krankenhausmitarbeiter.<br />
Von den Pflegefachkräften lernen<br />
Viele BG-Kliniken verfügen über einen eigenen Rettungshubschrauber.<br />
Häufig stellen sie auch das gesamte medizinische<br />
Personal, das im Helikopter mitfliegt. Dazu gehören auch Pflegekräfte,<br />
die dank Zusatzausbildung als Rettungsassistent für diesen<br />
speziellen Fall geschult sind. Im Unfallkrankenhaus Berlin<br />
etwa sind insgesamt vier Mitarbeiter aus Intensivstationen, Zentraler<br />
Notaufnahme und Anästhesie entsprechend qualifiziert,<br />
eine von ihnen sogar als leitende Rettungsassistentin.<br />
Auch die sogenannten Mega-Code-Trainer sind häufig ausgebildete<br />
Pflegefachkräfte der Intensivstationen oder der Anästhesie-Abteilungen.<br />
Sie qualifizieren regelmäßig die Mitarbeiter<br />
verschiedener Funktionsbereiche in der Herz-Lungen-Wiederbelebung.<br />
Darüber hinaus planen unter anderem das Unfallkrankenhaus<br />
Berlin und die BG Klinik Tübingen dieses Angebot auch<br />
für externe Nutzer, wie zum Beispiel das Rettungsfachpersonal,<br />
auszuweiten.<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 23<br />
Pflegefachkräfte sind tagtäglich auf den Stationen „vor Ort“ im<br />
Einsatz; sie kennen die Abläufe im Klinikalltag sowie die Ängste<br />
und Nöte der Patienten wie kaum ein anderer. Von ihrer pflegerischen<br />
und organisatorischen Kompetenz profitieren nun auch<br />
die Verwaltungsbereiche der BG-Kliniken. In mehreren Häusern<br />
arbeiten die Pflegekräfte im Einkauf mit und bringen ihre Expertise<br />
bei der Beschaffung von Medizinmaterial ein. In der BG<br />
Klinik Ludwigshafen sind zudem vier Pflegefachkräfte im sogenannten<br />
Patientenmanagement eingesetzt, dessen Hauptaufgabe<br />
die Durchführung von administrativen Maßnahmen im<br />
Vorfeld einer Operation ist.<br />
Im Trend: Pflegefachkraft mit akademischer Zusatzausbildung<br />
Die Akademisierung in der Pflege schreitet voran: Studiengänge<br />
für Pflegefachkräfte haben eindeutig Konjunktur – mittlerweile<br />
bieten zahlreiche Hochschulen in Deutschland in Vollzeit<br />
oder berufsbegleitend akademische Zusatzausbildungen für<br />
Pflegefachkräfte an. In den BG-Kliniken verfügen mittlerweile<br />
rund vier Prozent der entsprechenden Mitarbeiter über einen<br />
Hochschulabschluss, Tendenz steigend. So sind dort neben<br />
den Casemanagern zum Beispiel auch die internen Prozessberater<br />
und die Qualitätsmanager häufig Pflegekräfte mit akademischer<br />
Zusatzausbildung.<br />
Die BG-Kliniken arbeiten hierfür eng mit den Universitäten zusammen:<br />
In Berlin etwa kooperiert das Unfallkrankenhaus seit<br />
Jahren mit der Alice-Salomon-Hochschule, einer renommierten<br />
Hochschule, die innovative Bachelor- und Masterstudiengänge<br />
in den Bereichen „Soziale Arbeit, Gesundheit sowie Erziehung<br />
und Bildung im Kindesalter“ anbietet. Und das BG Universitätsklinikum<br />
Bergmannsheil Bochum nimmt an einem völlig neuen,<br />
bislang einzigartigen Ausbildungskonzept teil: Es ist Kooperationspartner<br />
der neuen Hochschule für Gesundheit mit Sitz in<br />
Bochum, der deutschlandweit ersten staatlichen Hochschule<br />
für Gesundheitsberufe. Dort werden seit dem Wintersemester<br />
2010/11 grundständige Studiengänge unter anderem in den Bereichen<br />
der Ergotherapie, der Logopädie, der Pflege und der<br />
Physiotherapie angeboten.<br />
Die praktischen Teile ihrer Ausbildung absolvieren die Studierenden<br />
des neuen Studiengangs „Pflege“ am BG Universitätsklinikum<br />
Bergmannsheil Bochum sowie an weiteren Standorten<br />
des Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum. Die theoretischen<br />
Inhalte vermittelt die Hochschule für Gesundheit.<br />
Mit der Beendigung des achtsemestrigen Studiums haben die<br />
Absolventinnen und Absolventen sowohl einen klassischen Berufsabschluss<br />
in der Gesundheits- und Krankenpflege als auch<br />
einen anerkannten Hochschulabschluss erlangt.<br />
Darüber hinaus kooperiert das „Bergmannsheil“ bereits seit<br />
vielen Jahren mit dem Institut für Pflegewissenschaft der Univer-
24 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
sität Witten/Herdecke: Die Zusammenarbeit dient dem Austausch<br />
zwischen Pflegepraktikern und -wissenschaftlern. Zum<br />
einen bildet sie den Rahmen für die Realisierung von Forschungsthemen<br />
und -projekten im klinischen Kontext. Zum anderen haben<br />
Pflegefachkräfte so die Möglichkeit, ihr Praxiswissen in die<br />
wissenschaftliche Arbeit einzubringen.<br />
Neue Berufe in der Pflege<br />
Gesellschaftlicher Wandel und medizinischer Fortschritt werden<br />
auch in Zukunft das Berufsbild in der Pflege verändern und für die<br />
Entstehung neuer Tätigkeitsfelder sorgen. Beispielsweise prüfen<br />
die BG-Kliniken aktuell den Einsatz anästhesietechnischer<br />
Assistenten zur Vorbereitung, Durchführung und Nachsorge von<br />
Narkosen. Die BG Klinik Tübingen bildet in diesem Bereich sogar<br />
schon aus und plant ab 2012 in Zusammenarbeit mit der Dualen<br />
Hochschule Karlsruhe zusätzlich eine Weiterbildung zum Physician<br />
Assistant.<br />
Zwei OP-Pflegefachkräfte der Berufsgenossenschaftlichen<br />
Unfallklinik Frankfurt am Main absolvieren derzeit einen<br />
Bachelor-Studiengang zum Physician Assistant mit Schwerpunkt<br />
Orthopädie und Unfallchirurgie an der Steinbeis-Hochschule<br />
Berlin, an dessen Konzipierung der Ärztliche Direktor<br />
der BG Unfallklinik Frankfurt am Main maßgeblich beteiligt war.<br />
Einen vergleichbaren Studiengang hat in <strong>2011</strong> auch die BG Klinik<br />
Ludwigshafen gestartet. Derzeit absolvieren zwei Pflegekräfte<br />
den Bachelor-Studiengang in Zusammenarbeit mit der Dualen<br />
Hochschule Baden-Württemberg in Karlsruhe. Auch „Operati-<br />
44<br />
onstechnische Assistenten (OTA)“ werden bereits in einigen BG-<br />
Kliniken aus gebildet und eingesetzt.<br />
Gleichzeitig verlagern sich ursprünglich pflegerische Aufgaben<br />
auf andere Berufsgruppen, wie etwa bei den im Unfallkrankenhaus<br />
Berlin eingesetzten Servicekräften. Diese übernehmen<br />
seit 2007 in den Normalstationen überwiegend Hilfstätigkeiten,<br />
die nicht von Pflegefachkräften geleistet werden müssen,<br />
und haben meistens eine gastronomische Ausbildung. Auch<br />
im „Bergmannsheil“ werden im OP und in den Intensivstationen<br />
Versorgungsassistenten eingesetzt, die die Pflegefachkräfte<br />
entlasten. Beide Kliniken planen einen Ausbau dieses Versorgungskonzepts.<br />
Hygiene wichtiges Thema<br />
Aber auch bestehende Pflegeberufe expandieren: durch das<br />
neue Infektionsschutzgesetz von <strong>2011</strong> steigt in einigen BG-Kliniken<br />
der Bedarf an Hygienefachkrankenschwestern. Auf politischer<br />
Ebene wird aktuell die im Februar 2012 vom Gesundheitsministerium<br />
verabschiedete „Ausgestaltung der Richtlinie zu<br />
Modellen nach § 63 (3 c) SGB V“ diskutiert. Diese neue Richtlinie<br />
regelt die Erweiterung des Aufgabenspektrums für Pflegefachkräfte<br />
und soll die Realisierung einer neuen Aufgabenverteilung<br />
zwischen Ärzten und Pflegepersonal ermöglichen. In einem<br />
Punkt besteht aber schon heute Einigkeit: Die Pflegekräfte der<br />
BG-Klinken werden sich auch zukünftig den neuen Herausforderungen<br />
dieses interessanten und anspruchsvollen Berufs stellen<br />
und ihren Beitrag zum Erfolg des Klinikverbunds leisten.<br />
Pflegekräfte an den BG-Kliniken verfügen über<br />
die Zusatzqualifikation „Pain Nurse“.
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 25
26 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Schwerpunkt Reha<br />
Immer engere Verzahnung von Akutmedizin und Rehabilitation in den BG-Kliniken sichert hohe Erfolgsquote<br />
Mehr als 430.000 Menschen im Jahr werden in den neun BG-Unfallkrankenhäusern, zwei BG-Unfallbehandlungsstellen<br />
und zwei BG-Kliniken für Berufskrankheiten in Deutschland medizinisch versorgt. So individuell wie<br />
die Lebensläufe der Patienten, so verschieden sind auch die Unfallursachen, die resultierenden Verletzungen<br />
sowie die spezifischen Therapieanforderungen.<br />
Wer von einem Arbeits- oder Wegeunfall bzw. einer Berufskrankheit<br />
betroffen ist, erhält von der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
eine optimale Heilbehandlung – Akutmedizin und Rehabilitation<br />
gehen dabei Hand in Hand. Zur Rehabilitation gehört auch<br />
eine weitreichende Unterstützung des Patienten bei seiner Wiedereingliederung<br />
in das soziale und berufliche Lebensumfeld.<br />
Um einen geplanten und optimalen Verlauf des Rehabilitations-<br />
und Reintegrationsprozesses zu gewährleisten, unterstützen die<br />
Berufsgenossenschaften und die Unfallkassen diesen zudem<br />
durch ein eigenes Reha-Management (zum Thema Reha-Management<br />
s. S. 30).<br />
Profis für Schwerstverletzte<br />
Für die hoch spezialisierte und umfassende medizinische Behandlung<br />
unterhalten die Unfallversicherungsträger eigene berufsgenossenschaftliche<br />
Unfallkliniken und Sonderstationen.<br />
Dank ihrer Spezialisten können sie deutschlandweit Schwerst-<br />
unfallverletzte insbesondere mit Polytraumen, Querschnittlähmung,<br />
Schädel-Hirn-Verletzungen oder Brandverletzungen sämtlicher<br />
Schweregrade behandeln.<br />
Gerade die Schwerstverletzten sind es, bei denen die Behandlung<br />
zeit-, pflege- und therapieintensiv und die berufliche Wiedereingliederung<br />
besonders schwierig ist. Jährlich sind deutschlandweit<br />
rund 12.000 Einzelschicksale betroffen. Dass über 90<br />
Prozent von ihnen am Ende die Rückkehr in ihren Beruf oder<br />
die Aufnahme einer neuen Tätigkeit gelingt, ist nicht zuletzt den<br />
spezialisierten Rehabilitationsmaßnahmen der berufsgenossenschaftlichen<br />
Kliniken zu verdanken. Dabei erstrecken sich<br />
die Therapieangebote von der traumatologischen Frührehabilitation,<br />
die unmittelbar im Anschluss an die Akutbehandlung<br />
einsetzt, über arbeitsplatzbezogene stationäre und ambulante<br />
Trainings bis hin zur schrittweisen beruflichen Wiedereingliederung<br />
des Patienten.
Perfekt verzahnt: Akutmedizin und Rehabilitation<br />
In den spezialisierten Behandlungszentren, Abteilungen und<br />
Kliniken für die Rehabilitation sind multidisziplinäre Teams im<br />
Einsatz: Ärzte, Physio-, Ergo- und Sporttherapeuten, Masseure,<br />
medizinische Bademeister, Logopäden sowie Psychologen kümmern<br />
sich von Beginn an um die ganzheitliche Rehabilitation<br />
und um neue Perspektiven für die Patienten. „Eine enge Verzahnung<br />
von Akut- und Rehabilitationsmedizin sowie optimierte<br />
Behandlungsverfahren charakterisieren den ganzheitlichen Versorgungsansatz“,<br />
erklärt Dr. Klaus Fischer, Direktor der Klinik<br />
für Physikalische und Rehabilitative Medizin an den BG Kliniken<br />
Bergmannstrost Halle. Die medizinische Rehabilitation beginnt<br />
dabei schon mit der notfallmäßigen oder geplanten stationären<br />
Aufnahme, setzt sich in der Akutbehandlung auf den einzelnen<br />
Fachstationen fort und mündet in einer „Komplexen Stationären<br />
Rehabilitation“ in der Klinik. Hier lautet die Zielsetzung: Stabilisierung<br />
des Gesamtzustandes, eigenständige Mobilisation, Belastungssteigerung<br />
mit Verbesserung von Aktivität, Teilhabe<br />
und alltagsbezogenen, selbstständigen Funktionen. Letztere<br />
sind vor allem für die Motivation des Patienten und somit für<br />
eine erfolgreiche Therapie entscheidend.<br />
In interdisziplinären Visiten tauschen sich Fachärzte und Therapeuten<br />
regelmäßig über den Therapieverlauf und die Befunddokumentation<br />
aus. So kann der Behandlungsplan individuell und<br />
zeitnah auf den Patienten abgestimmt werden. Falls erforderlich<br />
können dabei stets Ärzte weiterer Disziplinen, wie beispielsweise<br />
Unfall-, Neuro- und Handchirurgen sowie Anästhesisten<br />
und Schmerztherapeuten, hinzugezogen werden.<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 27<br />
Spezialisierung für immer bessere Ergebnisse<br />
Entsprechend ihrer medizinischen Schwerpunktversorgung<br />
haben sich die Reha-Abteilungen der BG-Kliniken auf einzelne<br />
Therapiebereiche spezialisiert: Im Zentrum für spezialisierte<br />
rehabilitative Medizin des Unfallkrankenhauses Berlin sind das<br />
stellvertretend vor allem die Knie-, Schulter- und Handrehabilitation,<br />
die multimodale Schmerztherapie sowie die Exoprothesenrehabilitation.<br />
Im „Bergmannstrost“ in Halle, im Bochumer<br />
„Bergmannsheil“ sowie in den BG-Kliniken in Tübingen und Ludwigshafen<br />
trägt die Schmerztherapie akuter und chronischer<br />
Schmerzen zur umfassenden Heilbehandlung bei; die BG Unfallklinik<br />
Frankfurt am Main ist seit <strong>2011</strong>, die BG Klinik Tübingen<br />
seit 2010 im Bereich Akut-Schmerzmanagement TÜV-zertifiziert.<br />
Ein weiterer Fokus liegt auf der neurologischen Weiterbehandlung<br />
von Schädel-Hirn-Trauma-Patienten und der ganzheitlichen<br />
Therapie für Rückenmark- und Brandverletzte. In Halle ebenso<br />
wie in den BG-Kliniken in Duisburg und Tübingen nimmt die spezielle<br />
handchirurgische Rehabilitation eine besondere Stellung<br />
ein. Gleiches gilt für die Exoprothesenversorgung und -rehabilitation<br />
bei Gliedmaßenamputationen der oberen und unteren<br />
Extremität. Und die Sportbehandlung – als verbindendes Element<br />
über die Rehabilitation hinaus – ist in nahezu allen BG-<br />
Kliniken ein Schwerpunkt.<br />
Therapieformen KSR, BGSW und EAP<br />
Die „Komplexe Stationäre Rehabilitation (KSR)“ ist eine intensive<br />
medizinische Rehabilitationsmaßnahme und Bindeglied<br />
zwischen Akutmedizin und Rehabilitation. Die „Berufsgenossenschaftliche<br />
Stationäre Weiterbehandlung (BGSW)“ steht für
28 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
eine nachfolgende Reha-Leistung, die bei belastungsfähi-<br />
gen und selbstständigen Patienten zum Einsatz kommt. Das<br />
Bochumer Reha-Zentrum des „Bergmannsheil“ etwa betreibt<br />
zur Durchführung der BGSW seit <strong>2011</strong> eine Kooperation mit einem<br />
Reha-Zen trum direkt auf Schalke; und die BG Kliniken<br />
Bergmannstrost Halle eröffnen im Juni 2012 in Halle sogar ein<br />
eigenes „BGSW-Patientenhotel“. Die „Erweiterte Ambulante<br />
Physiotherapie (EAP)“ als ambulante Therapieform umfasst<br />
ein muskuläres Aufbautraining, welches die gesetzliche<br />
Unfallversicherung aus der Rehabilitation mit Leistungssportlern<br />
entwickelte; es unterstützt die intensivierte physiothe-<br />
rapeutische Behandlung.<br />
Zurück in den Job<br />
Während es in den genannten Therapieformen vor allem um<br />
die weitestgehende Beseitigung oder Kompensierung von Funktionseinschränkungen<br />
und Strukturstörungen im Rahmen einer<br />
überwiegend medizinischen Rehabilitation geht, integriert die<br />
„Arbeitsplatzbezogene Muskuloskelettale Rehabilitation (ABMR)“<br />
auch arbeitsplatzrelevante Aktivitäten in die Therapie. Durch<br />
eine spezifische Arbeitsorientierung werden arbeitskritische<br />
Anforderungen ermittelt, um eine ausreichende funktionelle<br />
Belastbarkeit zu trainieren und die vollständige Rückkehr des<br />
Patienten an seinen gewohnten Arbeitsplatz zu erreichen. Vo raussetzung<br />
ist eine gewisse medizinische Belastbarkeit und die<br />
Aussicht, dass binnen vier bis sechs Wochen die Arbeitsfähigkeit<br />
wiedererlangt werden kann. Als Grundlage für eine ambulante<br />
oder stationäre ABMR dient – neben weiteren Anforderungen<br />
der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) –<br />
die EAP- oder BGSW-Zulassung.<br />
Ist eine vollständige Rückkehr an den bisherigen Arbeitsplatz<br />
voraussichtlich nicht möglich, lässt sich das individuelle Fähigkeitsprofil<br />
des Patienten mithilfe einer „Evaluation der funktionellen<br />
Leistungsfähigkeit (EFL)“ ermitteln. Dazu absolviert der<br />
Patient an zwei aufeinanderfolgenden Tagen insgesamt 29<br />
standardisierte funktionelle Leistungsaufgaben wie das Heben,<br />
das Tragen, das Überkopfarbeiten, das Treppensteigen. Das<br />
Ergebnis ist eine realitätsnahe und detaillierte Erfassung seiner<br />
körperlichen Fähigkeiten und Defizite zur weiteren Planung<br />
seiner beruflichen Rehabilitation und Reintegration zusammen<br />
mit Ärzten, Therapeuten und Reha-Managern.<br />
Mit der berufsspezifischen und belastungsorientierten Rehabilitation<br />
im Rahmen der ABMR kann der Patient an einem realitätsnahen<br />
Arbeitsplatz seinen Wiedereinstieg trainieren: Auf<br />
Innen- und Außentherapieflächen der Kliniken, in deren eigenen<br />
Werkstätten sowie dank der Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern<br />
lässt sich eine Vielzahl verschiedener Berufsbilder praxisnah<br />
üben. Dazu hat die BG Unfallklinik Duisburg zusammen<br />
mit einem Partner das B.O.R-Reha-Zentrum ins Leben gerufen:<br />
Hier können im Rahmen der berufsorientierten Rehabilitation<br />
berufsbildspezifische Bewegungsabläufe nahezu realitätsgetreu<br />
trainiert und analysiert werden, denn es stehen zahlreiche<br />
Simulationsmodule zur Verfügung, wie zum Beispiel ein Lkw-<br />
Modul, ein Übungsdach sowie etliche Module aus Industrie<br />
und Handwerk. Das BG Unfallkrankenhaus Hamburg arbeitet<br />
seit <strong>2011</strong> im Bereich der Arbeitstherapie mit dem Berufsförderungswerk<br />
Hamburg und mit dem Ausbildungszentrum für<br />
Bau zusammen. In Tübingen kooperiert man unter anderem<br />
eng mit der Tübinger Bildungsakademie der Handwerkskammer<br />
Reutlingen und in Halle sind für 2012 Kooperationen mit dem<br />
Bauausbildungszentrum Holleben sowie dem Bildungs- und<br />
Technologiezentrum der Handwerkskammer in Halle-Osen-<br />
dorf vorgesehen.<br />
Sport verbindet<br />
Sport hat als integrierendes Element – weit über die Behandlung<br />
während der Therapie hinaus – in den BG-Kliniken einen<br />
besonderen Stellenwert. Dabei fördert die Sporttherapie abhängig<br />
von der Indikation des Patienten seine Leistungsfähigkeit<br />
und unterstützt zugleich seine sozialen Kontakte. Gerade<br />
beim Sport lässt sich erfolgreich in Patientengruppen arbeiten.<br />
Die Interaktion und die Vorbildfunktion der Patienten untereinander<br />
wirken vorteilhaft auf den individuellen Behandlungsverlauf.<br />
Daher verfügen die Kliniken über umfassende Sportangebote,<br />
mit Turnhalle, Schwimmhalle, Kegelbahn, Bogenschießanlage,<br />
Basketballfeld, Spacecurl, Kletterwand, Kardiogeräten und<br />
vielem mehr.<br />
Als medizinischer Partner des Profi-, Amateur- und Breitensports<br />
versteht sich auch das BG Unfallkrankenhaus Hamburg. Dessen<br />
Sportkompetenz-Netzwerk fördert Akutmedizin, Rehabilitation,<br />
Leistungsdiagnostik und Gesundheitsanalyse. International<br />
aktive Vereine, Mannschaften oder Individualsportler aus dem<br />
Profi- und Amateurbereich vertrauen auf die interdisziplinäre<br />
Betreuung des Hamburger Sportkompetenz-Netzwerkes.<br />
Ausgezeichnete Qualität<br />
Neben dem Erfolg bei Rehabilitation und beruflicher Wiedereingliederung<br />
der Patienten unterstreichen unabhängige Qualitätssiegel<br />
und Zertifizierungen die Leistungsfähigkeit und das Qualitätsmanagement<br />
in den Reha-Abteilungen der BG-Kliniken. So<br />
haben beispielsweise die Rehabilitationsbereiche des BG Unfallkrankenhauses<br />
Hamburg <strong>2011</strong> das Zertifikat „Kooperation für<br />
Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen (KTQ)“ im Rahmen<br />
einer vernetzten Zertifizierung des Hauses erhalten. Auch<br />
die „Klinik für Physikalische und Rehabilitative Medizin“ der<br />
BG Kliniken Bergmannstrost Halle sowie die zugehörigen Rehabilitationsbereiche<br />
haben im März 2012 die Zertifizierung erfolgreich<br />
bestanden. Und die BG Unfallklinik Duisburg strebt mit<br />
ihrem „BG Zentrum für Rehabilitation“ für 2012 ebenfalls die KTQ-<br />
Zertifizierung an. Als erste BG-Klinik wurde die BG Unfallklinik<br />
Frankfurt am Main bereits 2010 mit dem Qualitätssiegel „Exzellente<br />
Qualität in der Rehabilitation – EQR“ des Instituts für<br />
Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen ausgezeichnet.
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 29<br />
94 %<br />
Mehr als<br />
von ca. 12.000 Schwerstverletzten, die jährlich in den<br />
BG-Kliniken behandelt werden, können dank spezialisierter<br />
Reha-Maßnahmen in ihren Beruf zurückkehren.
30 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Reha-Management – eine Erfolgsgeschichte!<br />
Vom Engagement einer Reha-Managerin für die berufliche Reintegration ihres Patienten<br />
Ob die Wiedereingliederung eines Schwerstverletzten in seinen ursprünglichen Beruf gelingt, hängt nicht nur<br />
von der Qualität der medizinischen und therapeutischen Versorgung ab – es bedarf auch eines hohen Maßes an<br />
Kooperation und Organisation. Was früher unter der Bezeichnung „Berufshelfer“ bekannt war, nennt man heute<br />
„Reha-Manager“: Sie oder er koordiniert sämtliche Maßnahmen zur medizinischen, sozialen und beruflichen<br />
Rehabilitation des Schwerstverletzten – und bündelt so vielfältige Kompetenzen und Aufgaben in einer Person.<br />
Bittet man Constance Krug eine Erfolgsgeschichte zu erzählen,<br />
dann beginnt sie etwa wie folgt: „Ein junger Mann, Mitte 20,<br />
unterzeichnet einen Arbeitsvertrag und arbeitet fortan als Tierpfleger<br />
...“. Auf den ersten Blick klingt das nicht sehr ungewöhnlich.<br />
Die Geschichte wird erst zur Erfolgsstory, wenn man<br />
weiß, dass Krug Reha-Managerin der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
VBG ist und dass besagtem jungen Mann ein besonderes<br />
Schicksal widerfahren ist. Der damals 20-jährige Sören S.*<br />
hatte einen schweren Autounfall: Er gerät unter einen Sattelschlepper<br />
und erleidet schwerste Schädel- und Gesichtsverletzungen.<br />
Außerdem kommt es zu neurologischen Ausfällen,<br />
Sören S. leidet unter Wortfindungsstörungen und erheblichen<br />
Konzentrationsschwächen.<br />
Eines von ca. 100 Schicksalen im Jahr<br />
So wie in diesem Fall sind es Patienten mit besonders schweren<br />
Verletzungen – Polytraumen, schwerste Schädel-Hirn-Verletzungen<br />
bis hin zur Querschnittlähmung –, deren medizinische, soziale<br />
und berufliche Rehabilitation die Reha-Managerin der VBG seit<br />
21 Jahren koordiniert. Auf annähernd 100 Fälle kommt sie dabei<br />
pro Jahr. Gemeinsam mit ihren neun Kolleginnen und Kollegen, die<br />
bei der VBG in der Bezirksverwaltung Berlin als Reha-Manager<br />
beschäftigt sind und hier auch die klassische Berufshilfe abdecken,<br />
kann sie auf eine beeindruckende Erfolgsquote zurückblicken:<br />
In 94 Prozent aller Fälle gelingt die berufliche Wiedereingliederung<br />
des Schwerstverletzten. Dafür ist – neben frühzeitigem<br />
Handeln und einem hohen Maß an Kreativität und Flexibilität
hinsichtlich des zu beschreitenden Weges – vor allem eine nahtlose<br />
Kooperation und Kommunikation zwischen allen am Heilungsprozess<br />
beteiligten Akteuren erforderlich. Das beginnt beim<br />
Patienten und beim Reha-Manager, reicht über das medizinische<br />
und therapeutische Fachpersonal und die Angehörigen und<br />
endet beim Arbeitgeber.<br />
Frühzeitig wichtige Weichen stellen<br />
Die Frage, ob ein Schwerstverletzter wieder an seinen alten<br />
Arbeitsplatz zurückkehren kann oder ob eine Integration in ein<br />
völlig neues Berufsfeld notwendig ist, können erfahrene Ärzte<br />
meist schon kurz nach der Aufnahme des Patienten beantworten.<br />
Diese Einschätzung wird dann in Form eines sogenannten<br />
Durchgangsarztberichts an das Reha-Management der jeweiligen<br />
Berufsgenossenschaft weitergegeben. Schon im direkten<br />
Anschluss an die Akutversorgung setzen sich dann alle an einen<br />
Tisch: Arzt, Versicherter und Reha-Manager. Gemeinsam wird<br />
ein „Fahrplan“ erarbeitet, in dem der ärztliche Befund und alle<br />
auf die Herstellung der Arbeitsfähigkeit abzielenden Therapieverfahren<br />
zusammenfließen.<br />
„Wichtig ist, dass die Versicherten von Beginn an das Gefühl<br />
haben, dass sie am Rehabilitationsprozess aktiv teilhaben und<br />
jederzeit steuernd eingreifen können“, so Krug. Nach Erstellung<br />
des Reha-Plans wird nach geeigneten Therapeuten, möglichst in<br />
Wohnortnähe des Patienten, gesucht und gemeinsam an der<br />
schrittweisen beruflichen Wiedereingliederung gearbeitet.<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 31<br />
Die möglichst zeitnahe Rückkehr an den alten Arbeitsplatz<br />
ist dabei ein Ideal, dessen Erreichung im Fall von Sören S. nicht<br />
möglich war. Schon sehr früh stand fest, dass er seinen bisherigen<br />
Beruf nicht mehr würde ausüben können. Er entschied<br />
sich daher sehr schnell für eine Umschulung: „Ich will einen<br />
Facharbeiterabschluss haben“, war einer der ersten Sätze, die<br />
Sören S. gegenüber Constance Krug äußerte.<br />
Die Schwere seiner Schädel-Hirn-Verletzungen stellte jedoch<br />
besondere Herausforderungen an die Reha-Managerin: Die<br />
neuro-psychologischen Fähigkeiten mussten in Rahmen einer<br />
ambulanten Therapie nach und nach wieder aufgebaut werden.<br />
Zudem musste ein Bildungsträger gefunden werden, der bereit<br />
war, sich regelmäßig alle sechs Wochen mit der Neuropsychologin,<br />
Sören S., dessen Freundin und Constance Krug an einen<br />
Tisch zu setzen, um die Ergebnisse der vorangegangenen<br />
Wochen zusammenzutragen und den Reha-Plan entsprechend<br />
anzupassen.<br />
Wie ist der Status quo? Was kann ausgewertet und wo kann<br />
möglicherweise noch etwas ergänzt oder angepasst werden?<br />
Wie soll der Einzelunterricht gestaltet werden? Wie geht Sören S.<br />
mit Prüfungssituationen um und wie kann er sich am besten auf<br />
Tests vorbereiten? Dieser hohe organisatorische Aufwand hat<br />
sich am Ende jedoch ausgezahlt. Sören S. hat eine Ausbildung<br />
begonnen und sogar die Aussicht auf einen Arbeitsplatz als<br />
Tierpfleger auf dem ersten Arbeitsmarkt.
32 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Gemeinschaftsprojekt berufliche Wiedereingliederung<br />
Damit die berufliche Wiedereingliederung zu einem Erfolg<br />
wird, müssen alle an einem Strang ziehen. „Hier hat sich in den<br />
vergangenen Jahren einiges getan“, erklärt Krug. Wurde früher<br />
viel vom Schreibtisch aus bearbeitet, sind Reha-Manager heute<br />
wesentlich häufiger im Außendienst anzutreffen. Das liegt<br />
nicht zuletzt auch an der besseren Kommunikation zwischen<br />
Ärzten, Therapeuten und Reha-Managern. In den berufsgenossenschaftlichen<br />
Kliniken wird gerne von der Möglichkeit<br />
Gebrauch gemacht, dass sich alle an einen Tisch setzen und<br />
unterschiedliche Ansätze eingebracht und abgestimmt werden –<br />
manchmal sogar auf dem kurzen Dienstweg: „Heute greifen<br />
beide Seiten auch mal zum Telefon, wenn es Fragen gibt oder<br />
sich Probleme abzeichnen.“<br />
Als Reha-Managerin in der VBG-Bezirksverwaltung Berlin arbeitet<br />
Constance Krug hauptsächlich mit dem Unfallkrankenhaus<br />
Berlin (ukb) zusammen. Die Abstimmung zwischen dem ukb<br />
und den Berufsgenossenschaften ist mittlerweile so gut und die<br />
Wege sind so kurz geworden, dass sich sogar die Durchgangsärzte<br />
in der Ambulanz bereits Gedanken über die berufliche<br />
Reintegration des Patienten machen. Auch das Therapeutenteam<br />
kennt sich hier mittlerweile derart gut mit den rechtlichen<br />
Grundlagen aus, dass es meist schon im Vorfeld weiß, was<br />
für die Reha-Manager und damit auch für die Berufsgenossenschaften<br />
hinsichtlich der Chancen auf die berufliche Wiedereingliederung<br />
wesentlich ist.<br />
Den Reha-Prozess gemeinsam planen<br />
Neben der sich kontinuierlich verbessernden Kommunikation<br />
zwischen Unfallversicherungsträgern und Kliniken profitieren die<br />
Versicherten auch dadurch, dass in den entsprechenden BG-<br />
Kompetenzzentren – wie zum Beispiel der Unfallbehandlungsstelle<br />
Berlin oder der BG Unfallambulanz und Rehazentrum<br />
Bremen – die Therapieformen so gestaltet werden können, dass<br />
sie im Idealfall genau die Arbeitsplatzbedingungen des Versicherten<br />
abbilden. „Die Kapazitäten, aber auch die Vielseitigkeit<br />
der therapeutischen Maßnahmen und Möglichkeiten der ambulanten<br />
bzw. stationären Behandlungsstellen der BG-Kliniken<br />
sind speziell auf die Bedürfnisse der Unfallverletzten ausgerichtet“,<br />
sagt Krug. (Zum Thema Reha s. auch S. 26)<br />
Dazu zählt auch die Möglichkeit am Krankenbett Unterricht zu<br />
erhalten, um beispielsweise zeitnah die Ausbildung fortzuführen.<br />
Auch Lernprogramme, die von den Bildungsträgern aufgesetzt<br />
und mithilfe des Internets absolviert werden können, sind in den<br />
Häusern bereits umgesetzt.<br />
Die Versicherten profitieren jedoch am meisten davon, dass<br />
auch das berufsgenossenschaftliche Reha-Management dem<br />
SGB-VII-Grundsatz unterliegt. Ein fixes Budget pro Versicherungsfall<br />
existiert nicht. Das heißt allerdings nicht, dass man die<br />
Kosten nicht im Blick behielte – ganz im Gegenteil: Ein Groß-<br />
teil der organisatorischen Arbeit des Reha-Managers besteht<br />
im Einholen von Kostenvoranschlägen und im Vergleichen<br />
Über 1.000<br />
Reha-Manager koordinieren für die<br />
Berufsgenossenschaften die berufliche<br />
Wiedereingliederung von Schwerstverletzten.
von Leistungsangeboten. „Doch was bringt es, wenn ich zum<br />
Beispiel den preiswertesten Therapieanbieter wähle und sich<br />
dann die möglichen Therapiefortschritte nicht zeitgerecht einstellen?“<br />
Gemeint ist damit, dass der Versicherte vielleicht für<br />
zehn oder mehr Monate arbeitsunfähig bleibt. „Der Vorteil der<br />
BG-Kliniken und ihrer Kompetenzzentren besteht darin, dass hier<br />
eine sehr intensive und vielseitige Therapie möglich ist. Diese<br />
ist zwar mit einem höheren Kostensatz verbunden, dafür habe<br />
ich den Versicherten aber vielleicht auch schon wieder nach<br />
fünf Monaten zurück am Arbeitsplatz.“<br />
Den sozialen Kontext einbeziehen<br />
So positiv sich die Zusammenarbeit zwischen Reha-Managern<br />
und Kliniken in der Vergangenheit auch entwickelt hat – Verbesserungspotenzial<br />
ist immer vorhanden. Constance Krug erklärt<br />
dies am Beispiel der stark zunehmenden Kontextfaktoren.<br />
Schließlich ist eine erfolgreiche berufliche Wiedereingliederung<br />
nicht automatisch durch exzellente medizinische Versorgung<br />
und zielgerichtete therapeutische Maßnahmen gegeben.<br />
Laut Krug hat in den letzten Jahren die Zahl der Versicherten<br />
zugenommen, die meist nur körperlich anstrengende Anlerntätigkeiten<br />
ausüben und keinen Schul- oder Berufsabschluss<br />
haben. Nach einer Schwerstverletzung ist aber gerade für diese<br />
Tätigkeiten die Wiedereingliederung nahezu ausgeschlossen.<br />
Für andere Arbeiten reicht der Schulabschluss häufig nicht aus,<br />
es ist keine Berufsausbildung vorhanden oder es fehlt schlicht<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 33<br />
der Wille einen Beruf zu erlernen. „Erschreckend ist dann noch<br />
die Zunahme an Fällen mit Alkohol- oder Spielsucht und Depressionen“,<br />
so Krug.<br />
Noch intensivere Abstimmung mit Reha-Managern<br />
Auch wenn die Behandlung dieser Kontextfaktoren formell<br />
nicht in den Zuständigkeitsbereich des Reha-Managers fällt,<br />
so kann er doch oft die richtigen Ansprechpartner vermitteln<br />
und die Grundlage für eine Zusammenarbeit schaffen. Für die<br />
Zukunft hofft Constance Krug auf eine noch stärkere Einbeziehung<br />
der Reha-Manager. „Die Mediziner und Therapeuten<br />
sind zwangsläufig viel näher am Versicherten und erhalten<br />
weitaus tiefer gehende Einblicke als ich – auch gerade in Bezug<br />
auf die Kontextfaktoren. Um auch hier aktiv zu werden bin ich<br />
jedoch auf zeitnahe Informationen vom Fachpersonal aus den<br />
Kliniken bzw. Kompetenzzentren angewiesen. Da fehlt noch<br />
ein bisschen die Sensibilität.“<br />
Verbesserungsbedarf sieht Krug auch in der Abstimmung der<br />
Berufsgenossenschaften untereinander. Jede setzt zwar Reha-<br />
Manager ein, wendet aber im Detail unterschiedliche Verfahren<br />
an. Häufig kommt es dadurch zu Missverständnissen zwischen<br />
medizinisch-therapeutischem Personal und Reha-Manager.<br />
„Wenn auch hier die Abstimmung noch intensiver wäre, käme<br />
das allen Beteiligten zugute.“<br />
*Name geändert.
34 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Hilfe nach dem Schock<br />
BG Klinik für Berufskrankheiten Bad Reichenhall behandelt Traumafolgestörungen<br />
Mit großem Erfolg werden am Zentrum für Psychotraumatologie der BG Klinik für Berufskrankheiten Bad<br />
Reichenhall Menschen behandelt, denen im Arbeitsalltag plötzlich ein traumatisches Erlebnis widerfahren ist<br />
und die danach an einer Traumafolgestörung leiden. Unter Anwendung multimodaler und interdisziplinärer<br />
Methoden liegt der Schwerpunkt dabei auf der Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Patienten. Denn nur<br />
über eine gesunde Selbstakzeptanz steigt die Aussicht auf Heilung und damit auch die Chance, an den<br />
einstigen Arbeitsplatz zurückzukehren.
Diagnose: Traumafolgestörung<br />
Vor 28 Jahren muss Rita Schmidt* erleben, wie zwei Bankräuber<br />
in ihre Filiale stürmen und nach dem Eintreffen der von ihr alarmierten<br />
Polizei zwei ihrer Kollegen als Geisel nehmen. Beide Kollegen<br />
kommen dabei im Laufe der Geiselnahme ums Leben. Seit<br />
diesem tragischen Erlebnis klagt sie zunehmend über Rücken-,<br />
Schulter- und Nackenverspannungen sowie in Stresssituationen<br />
auftretende Migräneanfälle. Nur vier Jahre später wird sie erneut<br />
Zeugin eines Überfalls und reagiert mit einem „Schreianfall“,<br />
der ihr heftige Vorwürfe vonseiten ihres Chefs einbringt. Infolge<br />
des zweiten Überfalls kommt es neben oben beschriebenen<br />
Symptomen zu ersten Panikattacken und zur Ausprägung eines<br />
Verhaltens, das sich als permanente „Hab-Acht-Stellung“ umschreiben<br />
lässt. Zunehmend zeigt sie sich auch unfähig, alleine<br />
das Haus zu verlassen und für sich Entscheidungen zu treffen.<br />
Ständig muss sie aufpassen „nichts falsch“ zu machen. Eine Gürtelrose-Erkrankung<br />
führt letztlich zur Aufnahme in einer psychosomatischen<br />
Klinik. Dort wird von der behandelnden Psychotherapeutin<br />
bei Rita Schmidt eine Traumafolgestörung diagnostiziert.<br />
Hilfe nach traumatischen Erlebnissen<br />
Im Zentrum für Psychotraumatologie (ZfP) der BG Klinik für Berufskrankheiten<br />
Bad Reichenhall wird Menschen wie Rita Schmidt<br />
geholfen. Über 100 Patienten mit Traumafolgestörungen wurden<br />
hier seit der Gründung in 2010 bereits behandelt. Fast immer<br />
waren diese Patienten von Mehrfach- bzw. Komplextraumatisierungen,<br />
in Ausnahmefällen von sogenannten Monotraumatisierungen<br />
– der Schädigung durch ein Einzelereignis – betroffen.<br />
Durchschnittlich blieben die Patienten acht bis neun Wochen in<br />
der Klinik, manche mussten auch ein zweites Mal aufgenommen<br />
werden. Raubüberfälle in Banken, teilweise auch mit Geiselnahme,<br />
so wie sie von Rita Schmidt erlebt wurden, führen dabei die<br />
Rangfolge der traumatischen Erlebnisse an. Es folgen Verkehrs-<br />
und Wegeunfälle mit schweren Personenschäden, zum Teil mit<br />
Todesfolge, tätliche Angriffe, zum Beispiel bei Mitarbeitern von<br />
Wachdiensten, und schließlich schwere Unfälle an Arbeitsgeräten.<br />
Die Liste der Berufe, bei denen Angestellten traumatische Erlebnisse<br />
widerfahren können, reicht vom Hochseefischer über den Berufskraftfahrer<br />
bis zum Streifenpolizisten. Besonders belastend<br />
sind für die Betroffenen Filme und Bilder im Kopf, die ablaufen<br />
und (Körper-)Flashback-Zustände produzieren, ohne dass die Betroffenen<br />
diese stoppen könnten. Fast immer beginnen diese<br />
Menschen an sich selbst zu zweifeln und zu verzweifeln, sich zurückzuziehen<br />
und sich früher oder später selbst für „verrückt“ zu<br />
erklären – was sie jedoch nicht sind. Immer handelt es sich bei<br />
traumatischen Erlebnissen um lebensbedrohliche Erfahrungen<br />
mit Gefühlen von Hilflosigkeit, Ohnmacht und Ausgeliefertsein<br />
sowie dem Verlust dessen, was man in der Psychologie Selbstwirksamkeit<br />
nennt. In jedem Fall ist das Stressverarbeitungssystem<br />
des Körpers mit der Verarbeitung des Erlebten überfordert.<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 35<br />
Multimodale und interdisziplinäre Methoden<br />
Für die Behandlung von Patienten mit Komplex- oder Monotraumatisierungen<br />
kommt am ZfP der BG Klinik für Berufskrankheiten<br />
Bad Reichenhall eine spezifische, multimodale und<br />
interdisziplinäre Methodik zur Anwendung. Neben den traumaspezifisch<br />
ausgebildeten Psychotherapeuten und Ärzten werden<br />
auch sogenannte Myoreflextherapeuten eingesetzt, die vorsichtig<br />
und gezielt an den „eingefrorenen Zuständen“ des<br />
Muskelsystems arbeiten. Über die neuromuskuläre traumakompensatorische<br />
Myoreflextherapie können diese „Erinnerungen<br />
des Körpers“ auch auf der Körperebene verarbeitet werden. Im<br />
ZfP gibt es aber auch eine Kunsttherapeutin, die über bildnerisches<br />
Gestalten Möglichkeiten des nonverbalen Ausdrucks anbietet,<br />
sowie eine Qigong-Therapeutin, die über Körperwahrnehmung<br />
dem Betroffenen wieder zu mehr eigener Achtsamkeit<br />
und Verankerung in sich selbst verhilft. Nicht zu unterschätzen<br />
ist der Stellenwert der Pflege. Von ihr gehen nicht nur Gesprächsangebote,<br />
Psychoedukation im Sinne des Normalitätsprinzips<br />
und – soweit notwendig – körperliche Versorgung aus, sondern<br />
auch therapeutisch geführte, gemeinsame Wanderungen in einer<br />
von herrlicher Natur gezeichneten Umgebung. Letzteres hat sich<br />
bereits für die meisten Patienten als sehr hilfreich erwiesen.<br />
Selbstheilungskräfte aktivieren<br />
Das eben erwähnte Normalitätsprinzip steht hinter jedem Behandlungsansatz.<br />
Den Betroffenen ist in fast allen Fällen das<br />
Bewusstsein verloren gegangen, dass nicht sie verrückt sind,<br />
sondern das, was sie erlebt haben, verrückt und nicht einfach<br />
zu verarbeiten war. Erst durch diese oft nur mühsam wieder -<br />
her zustellende Selbstakzeptanz und Aktivierung der in jedem<br />
Menschen innewohnenden Selbstheilungskräfte können die<br />
verschiedenen Behandlungselemente zu einem Ganzen zusammengeführt<br />
und der Patient einer Heilung nähergebracht werden.<br />
Die Heilbehandlung am ZfP besteht daher nicht in einer<br />
„Reparatur von Symptomen“ oder im vorrangigen Anbieten<br />
von traumaspezifischen Techniken und möglichst vielen „Mental-Wellness-Programmen“.<br />
Vielmehr bedarf es des gegenseitigen<br />
menschlichen Einlassens aller beteiligten Personen<br />
auf die Behandlung sowie der Entwicklung eines tragfähigen<br />
therapeutischen Arbeitsbündnisses. Der Wiedererlangung von<br />
Vertrauen in zwischenmenschliche Erfahrungen und in die<br />
eigenen Selbst heilungskräfte kommt hierbei ein besonders<br />
hoher Stellenwert zu.<br />
Nicht immer lässt sich angesichts eines oft länger dauernden<br />
Heilungsprozesses sofort wieder volle Funktionalität im Arbeitsleben<br />
herstellen. Rita Schmidt war nach erfolgreicher Behandlung<br />
im ZfP in der Lage, wieder an ihren alten Arbeitsplatz zurückzukehren.<br />
*Name geändert.
36 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Das berufsgenossenschaftliche Heilverfahren befindet sich im Wandel: Die berufsorientierte Rehabilitation<br />
gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Hierfür halten die berufsgenossenschaftlichen Unfallkliniken ein außergewöhnlich<br />
breites Spektrum an arbeitsplatzgetreuen Therapieplätzen vor; zusätzlich arbeiten sie eng mit<br />
verschiedenen Kooperationspartnern zusammen.<br />
Im Zuge der Weiterentwicklung des berufsgenossenschaftlichen<br />
Heilverfahrens treten berufsspezifische Aspekte in der Rehabilitation<br />
von Unfallverletzten immer stärker in den Vordergrund.<br />
Die berufsorientierte Rehabilitation – als Bindeglied zwischen<br />
medizinischer Rehabilitation und beruflicher Wiedereingliederung<br />
– ist immer dann gefragt, wenn herkömmliche Reha-<br />
Maßnahmen etwa aufgrund des fehlenden Bezugs zu den im<br />
Arbeitsleben gefragten Fähigkeiten an ihre Grenzen stoßen. In<br />
Ergänzung zur konventionellen Therapie beinhaltet sie auch<br />
das Training im beruflichen Tätigkeitsumfeld des Patienten.<br />
Üben am „Arbeitsplatzsimulator“<br />
Die Kombination aus klassischer medizinischer Rehabilitation<br />
und berufsbezogenem Training bewirkt, dass die Patienten<br />
optimal auf ihre berufliche Wiedereingliederung vorbereitet werden,<br />
da sie gestärkt und mit neuem Selbstvertrauen in ihre<br />
körperliche Belastungsfähigkeit an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren<br />
können.<br />
In speziell ausgestatteten Werkstätten der BG-Kliniken oder<br />
deren Kooperationspartnern erfolgt eine auf die spezifischen<br />
Arbeitsplatzanforderungen abgestimmte Reha-Maßnahme.<br />
Gerade bei komplexen Unfallfolgen mit langen Rehabilitationsverläufen<br />
besteht so die Möglichkeit, Bewegungsabläufe und<br />
Belastungsintensitäten individuell und berufsbezogen zu trainieren.<br />
Einige BG-Kliniken und -Unfallbehandlungsstellen<br />
haben hierfür in ihren „Werkstätten“ praxisnahe Arbeitsplätze<br />
errichtet, an denen die Reha-Patienten üben können.<br />
Zurück in den Job<br />
Berufsorientierte Rehabilitation auf dem Vormarsch<br />
So wird beispielsweise am „Bergmannsheil“ in Bochum im<br />
Rahmen der Ergotherapie ein funktions- und alltagsorientiertes<br />
Training durchgeführt – etwa in der Übungsküche, in der Holzwerkstatt<br />
oder an einem PC-Arbeitsplatz. An der BG Unfallklinik<br />
Frankfurt am Main arbeitet man mit einem Berufsförderungswerk<br />
zusammen, welches entsprechende Arbeitsplätze zur Wiedereingliederung<br />
vorhält. Und am Unfallkrankenhaus Berlin ist<br />
eine eigene Werkstatt für Tischler entstanden. Die Simulation<br />
anderer Berufe, wie zum Beispiel Elektriker, Maler, Küchen- und<br />
Verwaltungsberufe, wird in enger Kooperation mit externen<br />
Dienstleistungsunternehmen durchgeführt.<br />
Die BG Kliniken Bergmannstrost Halle sowie die BG-Kliniken<br />
in Tübingen und Ludwigshafen unterhalten Werkstätten mit Arbeitsplätzen<br />
für holz- und metallverarbeitende Berufe, für<br />
Elektro- und Gas-Wasser-Installationen, sowie den gesamten<br />
Trocken- und Innenausbau. Weiterhin gibt es für kaufmännische<br />
Berufe ein Büro mit PC-Arbeitsplätzen; und für bautypische handwerkliche<br />
Berufe steht eine teilweise überdachte Außentherapiefläche<br />
mit einem Baugerüst und einem Übungsdach zur<br />
Verfügung. In Ludwigshafen ist es zudem möglich die Arbeitssituation<br />
in einem Labor nachzustellen. Die BG Klinik für Berufskrankheiten<br />
Falkenstein hat einen eigenen Friseurarbeitsplatz<br />
installiert. Die BG Unfallklinik Murnau hat ebenfalls eine große<br />
Holzwerkstatt und einen Raum für verschiedene berufliche<br />
Tätigkeiten und mit diversen Arbeitsplätzen eingerichtet. Hier<br />
wird auch das Konzept hausinterner Praktika für Landschaftsgärtner,<br />
Maurer und Lagerarbeiter erfolgreich angewendet.
In der BG Unfallambulanz und Rehazentrum Bremen arbeitet<br />
man diesbezüglich mit diversen Ausbildungszentren, einem<br />
Berufsförderungswerk und mit Unternehmen aus Handel und<br />
Industrie zusammen, um zum Beispiel Belastungserprobungen<br />
durchzuführen. Und an der BG Klinik Tübingen können über die<br />
Kooperation mit der Abteilung Forst des Tübinger Landratsamtes<br />
bzw. dem Institut für Waldarbeit an der Hochschule für<br />
Forstwirtschaft Rottenburg verunfallte Waldarbeiter schrittweise<br />
wieder an den Arbeitsplatz herangeführt werden.<br />
Trainingszentrum für Berufe aller Art<br />
In der BG Unfallklinik Duisburg wurde für die berufsorientierte<br />
Rehabilitation, gemeinsam mit einem Kooperationspartner,<br />
ein bundesweit einzigartiges Modell geschaffen: Im „B.O.R<br />
Reha-Zentrum“ in Duisburg-Walsum, dem Zentrum für berufsorientierte<br />
Rehabilitation in Deutschland, können berufsbezogene<br />
Bewegungsabläufe nahezu 100-prozentig realitätsgetreu<br />
analysiert und individuell trainiert werden. Hierfür stehen dem<br />
Verunfallten zahlreiche Simulationsmodule an realitätsnahen<br />
Arbeitsplätzen zur Verfügung, wie zum Beispiel das Lkw-Modul,<br />
das Gabelstaplermodul, ein großes Übungsdach und viele<br />
Module aus den Bereichen Industrie und Handwerk, an denen<br />
Maler, Lackierer, Fliesenleger, Elektriker, Gas- und Wasserinstallateure,<br />
Schreiner sowie Lager- und Logistikarbeiter ihre<br />
berufstypischen Tätigkeiten trainieren können. Weiterhin gibt<br />
es spezielle Module für das Baugewerbe, an denen Bauhelfer,<br />
Maurer, Trockenbauer, Pflasterer und Gerüstbauer üben<br />
können. Aber auch für Büroangestellte, Raumpfleger, Garten-<br />
und Landschaftsbauer sowie Pflege- und sonstige Berufe<br />
gibt es in diesem modularen System eine spezifische Übungs-<br />
und Trainingsmöglichkeit.<br />
Das Reha-Zentrum in Duisburg sowie die anderen Einrichtungen<br />
werden ständig weiterentwickelt und erweitert. Sie bieten<br />
für den Versicherten, den behandelnden Arzt, den Berufshelfer<br />
und den Kostenträger eine bestmögliche Verzahnung von medizinischer<br />
und beruflicher Rehabilitation.<br />
Wiedereingliederung: keine Experimente!<br />
Insbesondere bei schweren Verletzungen mit komplexen Unfallfolgen<br />
ist es oft schwierig, mithilfe konventioneller Diagnostik<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 37<br />
und Therapie letzte Gewissheit über die tatsächliche Belastungsfähigkeit<br />
der verletzten Strukturen zu erlangen. Ein fehlgeschlagener,<br />
weil verfrühter Versuch der Wiedereingliederung<br />
ins Berufsleben birgt aber die Gefahr einer neuerlichen Verletzung<br />
und damit unter Umständen des Arbeitsplatzverlusts.<br />
Deshalb wird der Patient vor Beginn der Maßnahme in einer<br />
speziellen Sprechstunde den Fachärzten vorgestellt. Im Rahmen<br />
dieser medizinischen Untersuchung wird festgestellt,<br />
ob mit dem derzeitigen Stand des Heilungsprozesses eine<br />
erfolgreiche Rehabilitation überhaupt möglich ist. Manchmal<br />
stellt sich auch heraus, dass zuvor eine weitere Operation<br />
erforderlich ist.<br />
Zwei Ziele stehen bei der berufsorientierten Rehabilitation<br />
ganz klar im Fokus: Zunächst gilt es eine gute Rehabilitation<br />
des Patienten zu erreichen, dadurch seine Leistungsfähigkeit<br />
zu steigern und sein Selbstvertrauen wiederherzustellen. Das<br />
zweite Ziel besteht darin, sowohl der Berufsgenossenschaft<br />
als auch dem Arbeitgeber ganz konkret mitteilen zu können, wie<br />
belastbar und wie leistungsfähig der Mitarbeiter nach seinem<br />
Unfall sein wird.<br />
Anhand detaillierter Testverfahren wird in den BG-Kliniken die<br />
funktionelle Leistungsfähigkeit des Patienten geprüft, um seinen<br />
Istzustand zu klären und den notwendigen Therapiebedarf<br />
aufzuzeigen, der erforderlich ist um den Patienten wieder in das<br />
Arbeitsleben zurückzuführen. Zusätzlich wird – in Zusammenarbeit<br />
mit Netzwerkpartnern und unter realen Bedingungen –<br />
ermittelt, inwieweit der Patient seinen alten Beruf wieder ausüben<br />
kann. Am Ende wird in einem fundierten Bericht aufgezeigt,<br />
wie belastbar und damit arbeitsfähig der Patient ist und welche<br />
berufliche Zukunftsperspektive für ihn am sinnvollsten ist, auch<br />
unter Kosten-Nutzen-Aspekten betrachtet.<br />
Hohe Erfolgsquote<br />
Statistische Zahlen belegen, dass bei über 94 Prozent aller<br />
behandelten Patienten eine berufliche Wiedereingliederung<br />
erreicht werden konnte. Damit konnte das Ziel erreicht werden,<br />
nahezu jeden Unfallverletzten schnellstmöglich wieder am<br />
Arbeitsleben teilhaben zu lassen.
38 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Aktuelle Forschungsprojekte der BG-Kliniken –<br />
eine Auswahl<br />
Interdisziplinär und interinstitutionell: In eigenen Forschungsinstituten und durch Beteiligungen<br />
an einer Vielzahl von Forschungsprojekten arbeiten die BG-Kliniken bereits heute an der medizinischen<br />
und rehabilitativen Versorgung von morgen.
BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />
Mensch-Maschine-Interface Robot Suit (MMIRS): Einsatz von<br />
Exoskeletten in der Rehabilitation und als Assistenzsystem zur<br />
Teilhabesicherung in der Gesellschaft | Budget: ca. 1.200.000<br />
Euro | Akteure: Chirurgische Klinik Bergmannsheil, Neurologische<br />
Klinik Bergmannsheil, CYBERDYNE Inc.<br />
BG Unfallklinik Duisburg<br />
Wirbelsäulenchirurgie: perkutane Stabilisierung von Frakturen<br />
der thorakolumbalen Wirbelsäule (Übergang von Brust- zu Lendenwirbelsäule)<br />
| Budget: k. A. | Akteure: BGU Duisburg, Krankenhaus<br />
Köln-Merheim, Medizinisches Zentrum StädteRegion Aachen<br />
BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />
Modifikation chronischer Phantomschmerzen durch die Nutzung<br />
funktionaler myoelektrischer Armprothesen mit sensorischem<br />
Feedback | Budget: ca. 350.000 Euro | Akteure: FSU Jena, BG Kliniken<br />
Bergmannstrost Halle<br />
BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />
ROQ (1): Entwicklung eines Instruments zur Qualitätssicherung<br />
etablierter Präventionskonzepte bei schweren Berufsdermatosen<br />
(finanziert durch DGUV & Uni Osnabrück) | Budget: ca. 248.000<br />
Euro | Akteure: Uni Osnabrück, Fachbereich Humanwissenschaften;<br />
Uni Heidelberg, Abt. Klinische Sozialmedizin<br />
BG Klinik Tübingen<br />
Dynamic Locking Screw (DLS): Dynamisierung der Kopfverriegelungsschraube<br />
zur besseren Beweglichkeit bei Knochenbrüchen<br />
und zur Verringerung der Störungen bei der Knochenheilung |<br />
Budget: 300.000 Euro | Akteure: Siegfried Weller Institut, DGUV,<br />
AO Foundation, SYNTHES GmbH<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 39<br />
BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />
Aktivierung der Rumpf- und Rückenmuskulatur nach Wirbelkörperfrakturen<br />
| Budget: ca. 650.000 Euro | Akteure: Uni-Klinikum<br />
Jena, BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />
BG Unfallklinik Frankfurt am Main<br />
Hyalospine: Studie zur Evaluation der Sicherheit und Effizienz<br />
von Hyalospine bei lumbaler Laminektomie oder Laminotomie |<br />
Budget: ca. 20.000 Euro | Akteure: Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie<br />
und Neuro traumatologie<br />
Klinikübergreifend<br />
ICF Core Set Hand: Implementierung und Anwendung des ICF<br />
Core Set Hand (Int. Klassifikation zur Beschreibung der Funktionsfähigkeit<br />
und Behinderung von Menschen mit Verletzungen/<br />
Erkrankungen der Hand) in der klinischen Praxis, Rehabilitation<br />
und Forschung | Budget: ca. 960.000 Euro | Akteure: LMU München,<br />
Unfallkrankenhaus Berlin, BG Unfallklinik Duisburg,<br />
BG Unfallklinik Frankfurt am Main, BG Klinik Ludwigshafen,<br />
BG Unfallklinik Murnau, BG Klinik Tübingen, BG Universitätsklinikum<br />
Bergmannsheil Bochum, BG Kliniken Bergmannstrost<br />
Halle, BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />
BG Unfallambulanz und Rehazentrum Bremen<br />
Kniekolleg: Prävention arbeitsbedingter Kniegelenksbeschwerden |<br />
Budget: ca. 500.000 Euro | Akteure: BG Bau Berlin, Reha-Zentrum<br />
City Hamburg, BG Unfallambulanz und Rehazentrum Bremen<br />
BG Klinik Ludwigshafen<br />
Forschungsgruppe „Medical Imaging and Navigation in Trauma<br />
and Orthopaedic Surgery (MINTOS)“: Intraoperative 3-D-Bildgebung,<br />
2-D/3-D-Rekonstruktion, VIPS – Virtual Implant Positioning System<br />
| Budget: k. A. | Akteure: Forschungszentrum der BG Klinik<br />
Ludwigshafen
40 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Bewegungstraining im Roboteranzug<br />
BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum testet Exoskelett bei querschnittgelähmten Menschen<br />
Am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum startet die deutschlandweit<br />
erste umfassende Patientenstudie mit dem japanischen Exoskelett-System HAL (Hybrid Assistive Limb). Der<br />
„Roboteranzug“ soll helfen, die Bewegungsfähigkeit gelähmter oder in ihren Bewegungsabläufen stark<br />
eingeschränkter Menschen zu verbessern.<br />
Normalerweise sitzt Rolf Kalinski* wegen einer Querschnittlähmung<br />
im Rollstuhl. Mit dem Gehwagen schafft er nur wenige<br />
Schritte, dann verlässt ihn die Kraft. Jetzt ist sein Körper in einer<br />
Hängevorrichtung über einem Laufband fixiert, sodass seine<br />
Füße auf dem Laufband aufliegen. Sein Unterkörper und seine<br />
Beine stecken in einer Art Stützgerüst; Motoren und mechanische<br />
Gelenke sind an seinen Gliedmaßen fixiert. Mit den Armen<br />
stützt er sich beidseits auf Holzstangen ab. Dann beginnt er zu<br />
gehen, setzt einen Fuß vor den anderen, während die Motoren<br />
an seinen Beinen leise, surrende Geräusche von sich geben.<br />
Futuristisch wirkt er, dieser „Roboteranzug“. Er unterstützt die<br />
Bewegungsabläufe seines Trägers, die dennoch erstaunlich fließend<br />
und natürlich wirken. Kalinski ist einer der ersten Proban-<br />
den, die den Roboteranzug mit Namen HAL im Rahmen einer<br />
umfangreichen Studie am „Bergmannsheil“ in Bochum testen.<br />
Dies ist die erste deutsche Patientenstudie zum HAL überhaupt.<br />
Was sich zunächst wie das Drehbuch eines Science-Fiction-Films<br />
anhört, hat also einen sehr soliden und wissenschaftlichen<br />
Hintergrund: Die Forscher interessiert, ob regelmäßiges Training<br />
mit dem Roboteranzug die Bewegungsfähigkeit querschnittgelähmter<br />
Menschen verbessern kann.<br />
Nervenimpulse aktivieren die Muskeln<br />
Vom Prinzip her handelt es sich bei HAL um ein sogenanntes<br />
Exoskelett, also ein System, das dem Körper von außen eine zusätzliche<br />
Stützfunktion verleiht. Es soll Menschen mit Lähmungen<br />
oder Bewegungseinschränkungen dabei helfen, zumindest
einen Teil ihrer Mobilität zurückzugewinnen. Weil es überwiegend<br />
aus Spezialkunststoffen gefertigt ist, ist es sehr leicht:<br />
Lediglich 14 Kilogramm wiegt das Unterkörpermodell, mit dem<br />
Rolf Kalinski trainiert. Mittels computergesteuerter Motoren,<br />
die am Körper fixiert sind, werden ausgefallene Körperfunktionen<br />
ersetzt. Querschnittgelähmte sind damit unter bestimmten<br />
Vo raussetzungen in der Lage, Bewegungsabläufe wie stehen<br />
oder gehen ausführen zu können.<br />
Entwickelt wurde HAL von Prof. Dr. Yoshiyuki Sankai, der an<br />
der Universität Tsukuba in Japan arbeitet. Dort ist es bereits an<br />
vielen Kliniken im Einsatz, Gehbehinderte und Schlaganfallpatienten<br />
arbeiten mit dem System. HAL ist nicht das einzige<br />
Exoskelett auf der Welt, das als so technisch ausgereift und<br />
funktionsfähig gilt, um es bei Patienten einsetzen zu können.<br />
Auch andere Entwickler beispielsweise in den USA und in Israel<br />
arbeiten an solchen Systemen.<br />
Einzigartig ist hier jedoch das Steuerungsprinzip: „Das Besondere<br />
an dem HAL-System ist, dass es durch die Nervenimpulse<br />
des Patienten gesteuert wird“, erläutert Prof. Dr. Thomas Schildhauer,<br />
Ärztlicher Direktor und zugleich Direktor der Chirurgischen<br />
Klinik des „Bergmannsheil“. Die elektrischen Nervenimpulse,<br />
die zur Bewegung eines Muskels führen, werden von Sensoren<br />
auf der Haut des Patienten registriert. Ein Computer, der am<br />
Exoskelett befestigt ist, empfängt diese Signale und wertet sie<br />
aus. Er setzt sie in Bewegungsbefehle um und leitet diese an<br />
die Elektromotoren weiter, die an den Gliedmaßen des Patienten<br />
fixiert sind. Die Motoren übernehmen also die Funktion<br />
der Muskeln und bewegen die Gelenke ihres Trägers. Sie sorgen<br />
auf diese Weise für ein zielgerichtetes Ausführen der Bewegungsabläufe,<br />
die etwa für das Gehen erforderlich sind.<br />
Patientenstudie: dreijähriger Testlauf des „Roboteranzugs“<br />
Seit Februar 2012 wird das HAL-System in einzelnen Anwendungen<br />
am „Bergmannsheil“ getestet. Anschließend beginnt<br />
die reguläre Studienphase: In einem Zeitraum von drei Jahren<br />
werden voraussichtlich 30 Frauen und Männer mit einer Querschnittlähmung<br />
den Roboteranzug erproben. Dabei werden<br />
Probanden mit unterschiedlich ausgeprägten Querschnittsymptomatiken<br />
einbezogen, ebenso wie Patienten mit frischen<br />
und älteren Verletzungen. „Wir wollen herausfinden,<br />
ob und inwieweit sich die Symptomatik bei den Patienten<br />
ver bessert, wenn sie mit dem Exoskelett trainieren“, erklärt<br />
Prof. Schildhauer.<br />
Die Probanden trainieren dazu täglich mit dem System. Jeweils<br />
vor und nach dem Training werden Gehtests gemacht,<br />
wird das Gangbild mit einer Videokamera aufgezeichnet,<br />
werden Vitalparameter gemessen und Weiteres mehr. So soll<br />
ermittelt werden, ob und inwieweit sich beispielsweise die<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 41<br />
benötigte Zeit und Schrittzahl für das Zurücklegen einer Zehnmeterdistanz<br />
durch das Training verändert. Eine Testeinheit dauert<br />
etwa 15 bis 20 Minuten, unterbrochen von Pausen. Denn<br />
das Laufen im Roboteranzug geht keineswegs kinderleicht vor<br />
sich: Der Patient soll schließlich eigene Muskelkraft aufbauen<br />
und die Unterstützung durch das Exoskelett nur so weit nutzen,<br />
wie es für das Training erforderlich ist.<br />
Keine Wundermaschine<br />
„Sollten sich unsere Annahmen bestätigen, dann könnte<br />
der Trainingseffekt des Exoskeletts genutzt werden, um die<br />
Bewegungsfähigkeit insbesondere von frisch verletzten<br />
Querschnittgelähmten auch dauerhaft zu unterstützen und zu<br />
fördern“, sagt Prof. Dr. Schildhauer. Die Forscher vermuten,<br />
dass durch das HAL-Training die Weiterleitung der Nervensignale<br />
zwischen Gehirn und Muskeln verbessert wird: Ver-<br />
lorene Funktionen könnten sich somit zumindest teilweise<br />
regenerieren. Spastiken könnten reduziert, Muskeln aufgebaut<br />
und das gesamte Gangbild verbessert werden. Auch<br />
mögliche positive Effekte beispielsweise für das Herz-Kreis -<br />
lauf-System und das psychische Wohlbefinden sind Aspekte,<br />
die die Bochumer Forscher interessieren. Allerdings: Wunder<br />
vollbringen kann der Roboteranzug sicher nicht. Im Moment<br />
sehen Prof. Dr. Schildhauer und sein Team Erfolg versprechende<br />
Anwendungsmöglichkeiten von HAL nur bei Patienten mit inkompletten<br />
Querschnittlähmungen.<br />
Nur wenige entsprechen dem Studienprofil<br />
Rolf Kalinski jedenfalls ist froh, dass er an der Studie teilnehmen<br />
kann. Es hatten sich sehr viele Betroffene angeboten, als<br />
Probanden mitzuwirken. Doch nur wenige passen von ihrer<br />
Symptomatik und ihrem sonstigen körperlichen Zustand in das<br />
Anforderungsprofil. Vor allem müssen beim Träger, der mit<br />
dem HAL-System arbeitet, gewisse Restfunktionen in den betroffenen<br />
Gliedmaßen vorhanden sein. Denn nur, wenn die Nervenimpulse<br />
eine ausreichende Signalstärke haben, können sie von<br />
den Sensoren registriert und weiterverarbeitet werden. Außerdem<br />
müssen die Testpersonen eine gute körperliche Fitness<br />
mitbringen – denn anstrengend ist das Training allemal: „Am<br />
Anfang war es sehr ungewohnt, den Anzug zu steuern, aber<br />
mittlerweile fühlt er sich immer mehr wie ein Teil meines eigenen<br />
Körpers an“, sagt Kalinski. Ob und wann allerdings Exoskelette<br />
wie das HAL-System in Deutschland regulär vertrieben werden<br />
können, sodass sie eine wirksame und kosteneffiziente Therapiemöglichkeit<br />
darstellen, ist derzeit noch unklar. Fakt ist,<br />
dass sie für Menschen mit Behinderungen eine neue Perspektive<br />
eröffnen könnten. Immerhin: Noch vor wenigen Jahren<br />
galten solche Roboteranzüge als reine Zukunftsvision –<br />
mittlerweile sind sie Realität.<br />
*Name geändert.
42 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Den Verbund weiterentwickeln<br />
Struktur und Arbeitsweise des Klinikverbunds der gesetzlichen Unfallversicherung e. V. (<strong>KUV</strong>)<br />
Am 16. September 2010 wurde der <strong>KUV</strong> als eingetragener Verein gegründet. Zum 1. Juli <strong>2011</strong> erfolgte die<br />
personelle Besetzung der Geschäftsführung. In den darauffolgenden Monaten wurden in Abstimmung mit<br />
den Selbstverwaltungsgremien die grundlegenden Arbeitsstrukturen gebildet.<br />
Der Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung (<strong>KUV</strong>) ist<br />
formal gesehen ein eingetragener Verein: Höchstes Organ dieses<br />
Vereins ist die Mitgliederversammlung, welche sich beim <strong>KUV</strong><br />
aus den zwölf Trägervereinen der Kliniken und den 28 Unfallversicherungsträgern<br />
zusammensetzt. Im Dezember <strong>2011</strong> wählte<br />
die Mitgliederversammlung den Vereinsvorstand für sechs Jahre.<br />
Der Vorstand des <strong>KUV</strong> setzt sich zur einen Hälfte aus Vertretern<br />
zusammen, die unmittelbar in der Verantwortung der Klinikträgervereine<br />
stehen. Die andere Hälfte bilden die Vertreter der Unfallversicherungsträger.<br />
Zusätzlich gehören ein Geschäftsführer aus<br />
dem Bereich der Klinikträgervereine, ein von der Geschäfts-<br />
führerkonferenz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung<br />
(DGUV) benannter Geschäftsführer, der Hauptgeschäftsführer<br />
der DGUV sowie der Geschäftsführer des <strong>KUV</strong> dem Vorstand mit<br />
beratender Stimme an. Die Mitglieder der Organe des <strong>KUV</strong> üben<br />
ihre Tätigkeit ehrenamtlich aus. Aus dem Kreis der Vorstände<br />
wurden Jürgen Waßmann (für die Versichertenvertreter) und<br />
Dr. Hans-Joachim Wolff (für die Arbeitgebervertreter) als Vorsitzende<br />
bestimmt. Beide Vertreter alternieren jährlich in der<br />
Funktion des amtierenden Vorsitzenden.<br />
Ziele und Aufgaben des <strong>KUV</strong><br />
Die Ziele und Aufgaben des <strong>KUV</strong> sind in der Satzung festgelegt.<br />
Im Sinne einer übergeordneten Richtungsanzeige wurden hierbei<br />
die „Wahrnehmung gemeinsamer Interessen seiner Mitglieder<br />
bei der Errichtung, Unterhaltung und beim Betreiben der Kliniken“<br />
und die „Steigerung von Qualität und Wirtschaftlichkeit“ als<br />
Ziele vorgegeben. Darüber hinaus wurden in 16 Punkten die Aufgaben<br />
des <strong>KUV</strong> bestimmt, die von der „Entwicklung eines klinikübergreifenden<br />
strategischen Klinikkonzepts“ bis zur „Abstimmung<br />
der Pflegesätze und des Genehmigungsverfahrens mit<br />
der DGUV“ reichen. Aus den in der Satzung formulierten Aufgabenschwerpunkten<br />
wurden die folgenden Geschäftsbereiche<br />
des <strong>KUV</strong> abgeleitet: Kunden und Markt, Personal und Kommunikation,<br />
kaufmännische und technische Infrastruktur, Finanzen<br />
und Controlling, Qualität und Prozesse.<br />
Arbeits- und Strategiegruppen als Motor<br />
Die Vorgängerorganisation des <strong>KUV</strong>, die Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher<br />
Kliniken (VBGK), hatte mit ihren Arbeitskreisen<br />
und der Zuordnung von Verantwortlichkeiten an<br />
die Klinikgeschäftsführer seinerzeit bereits Strukturen gebildet,<br />
die vom <strong>KUV</strong> aufgenommen und weiterentwickelt wurden.<br />
Gegenwärtig existieren unter dem Dach des <strong>KUV</strong> elf<br />
Arbeitsgruppen, die von den Bereichsleitern federführend<br />
begleitet werden.<br />
Die Geschäftsführer der BG-Kliniken sind – je nach persönlicher<br />
oder fachlicher Präferenz – Mitglied der den fünf Bereichen zugeordneten<br />
Strategiegruppen. Diese Strategiegruppen sollen die<br />
Verbindung zwischen der Fachebene der Arbeitsgruppen und<br />
der Geschäftsführerkonferenz (GFK) gewährleisten.<br />
Die Bereichs leitungen sind für die Sicherstellung einer kontinuierlichen<br />
Arbeit in den Arbeitsgruppen verantwortlich und<br />
unterbreiten den Mitgliedern der Strategiegruppen Vorschläge<br />
bzw. nehmen von dort Aufträge entgegen, die sie an die Arbeitsgruppen<br />
weitervermitteln. Die Mitglieder der Arbeitsgruppen<br />
werden von den Kliniken bestimmt.<br />
Ein stärkeres Gewicht erhält die bisherige Arbeitsgruppe der<br />
Ärztlichen Direktoren; sie wurde in einen „Medizinischen Beirat“<br />
umgewandelt. Dieser arbeitet eng mit der Strategiegruppe des<br />
Bereichs „Qualität und Prozesse“ zusammen und entsendet<br />
zudem einen Vertreter in die GFK. Eine Erweiterung der Arbeitsorganisation<br />
des <strong>KUV</strong> erfolgte auch durch die verbindlichere<br />
Einbeziehung der Unfallversicherungsträger in den inhaltlichen<br />
Beratungsprozess der Strategiegruppen.<br />
Die Unfallversicherungsträger, vertreten durch ihren Spitzenverband,<br />
die DGUV, werden über alle Aufgaben und Themen informiert<br />
und werden zur Beratung hinzugezogen bzw. können entsprechenden<br />
Bedarf anmelden. Bis zur Vorstandsebene gibt es<br />
für die Arbeitsgruppen, für die Strategiegruppen und für die Bereichsleitungen<br />
kein formales Weisungsrecht gegenüber Gremien<br />
oder handelnden Personen. Das Gelingen der Arbeit basiert<br />
deshalb in einem sehr hohen Maße auf dem Vertrauen in die<br />
Träger der Sach- und Facharbeit einerseits und – da wo sich<br />
unterschiedliche Interessen artikulieren – andererseits auf der<br />
Fähigkeit zur Verständigung und zur Bereitschaft für einen<br />
Interessensausgleich.<br />
Erste Arbeitsprojekte auf den Weg gebracht<br />
Die Arbeits- und Strategiegruppen des <strong>KUV</strong> haben im Jahr <strong>2011</strong><br />
ihre Arbeit aufgenommen und erste Arbeitsschwerpunkte definiert.<br />
In 2012 werden nun zwei Entwicklungen angestoßen, die<br />
von herausragender Bedeutung für die Ausgestaltung des Klinikverbunds<br />
sein werden: Im Bereich „Finanzen und Controlling“<br />
wird federführend ein neues Vergütungskonzept entwickelt,<br />
das die bisherige Praxis der Abrechnung nach tagesgleichen<br />
Pflegesätzen ablösen soll. Dabei geht es nicht primär um Kosteneinsparungen,<br />
sondern um eine transparentere und adäquatere<br />
Zuordnung von Aufwendungen für medizinische und rehabilitative<br />
Leistungen.
Der Bereich „Kunden und Markt“ wird, in enger Abstimmung mit<br />
Kliniken und Unfallversicherungsträgern, die Entwicklung eines<br />
neuen Klinikgesamtkonzepts maßgeblich verantworten. Wesentliches<br />
Ziel ist es hier, das Profil der BG-Kliniken als Leistungsträger<br />
des berufsgenossenschaftlichen Heilverfahrens zu stärken.<br />
Die Entwicklung von Standards für den Krankenhausneubau,<br />
die Ermöglichung eines optimalen Datenaustauschs zwischen<br />
Unfallversicherungsträgern und BG-Kliniken und die engere Kooperation<br />
beim Einkauf von Medizinprodukten sind nur einige der<br />
anstehenden Aufgaben im Bereich „Kaufmännische und technische<br />
Infrastruktur“. Eine zentrale Aufgabe des Bereichs „Qualität<br />
und Prozesse“ wird die transparentere Abbildung der erfolgreichen<br />
Qualitätsarbeit der BG-Kliniken sein. Die behauptete<br />
Qualitätsführerschaft muss zukünftig verstärkt durch eine entsprechende<br />
Evaluation und durch die Einhaltung von Standards<br />
nachgewiesen werden. Hierzu gilt es entsprechende Strukturen<br />
zu entwickeln. Dass diese Ergebnisse zukünftig adressatengenauer<br />
und wirksamer kommuniziert werden, ist auch ein Ziel des<br />
Bereichs „Personal und Kommunikation“. Darüber hinaus obliegt<br />
es diesem Bereich, die ganze Bandbreite an Leistungen der<br />
Struktur des <strong>KUV</strong><br />
GFK<br />
Strategie gruppen<br />
Arbeits gruppen 2<br />
Mitgliederversammlung<br />
Vorstand<br />
Kunden/Markt<br />
Personal/Kommunikation<br />
Kaufm./techn. Infrastruktur<br />
Finanzen/Controlling<br />
Qualität/Prozesse<br />
Trägervereine<br />
GF Kliniken ÄD<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 43<br />
BG-Kliniken in den unterschiedlichen Formaten Internet, Print<br />
oder auch auf Messen und bei Kongressen deutlicher hervorzuheben<br />
und stärker mit dem Profil der BG-Kliniken zu verbinden.<br />
Die ersten Aufgaben und Zielsetzungen im Bereich Personal werden<br />
sich auf Anpassungen und Veränderungen im Tarifbereich,<br />
auf die Entwicklung eines Benchmarkkonzepts und auf die Verständigung<br />
auf klinikübergreifende Standards in der Personalentwicklung<br />
beziehen.<br />
Erfolg von zwei Faktoren abhängig<br />
Neben der Umsetzung inhaltlicher Aufgaben wird der Erfolg des<br />
Klinikverbunds der gesetzlichen Unfallversicherung über zwei<br />
Kriterien maßgeblich beeinflusst werden: zum einen davon, ob<br />
es gelingt, die unterschiedlichen Vorstellungen und Interessen<br />
der Mitglieder des <strong>KUV</strong> für die produktive Weiterentwicklung zu<br />
nutzen und Reibungsverluste zu minimieren; zum anderen aber<br />
auch davon, inwieweit durch die Arbeit des <strong>KUV</strong> eine Verbesserung<br />
der Qualität und der Wirtschaftlichkeit im Sinne der oben genannten<br />
Satzungszielsetzungen nicht nur funktional umgesetzt,<br />
sondern von den handelnden Akteuren erfahren werden kann.<br />
GF B, GF BO,<br />
GF REI<br />
GF MU, GF FAL,<br />
GF DU<br />
GF F, GF HAL<br />
ÄD, GF HB,<br />
GF HH, GF HD 1<br />
UVT<br />
BL, GF <strong>KUV</strong><br />
BL, GF <strong>KUV</strong><br />
BL, GF <strong>KUV</strong><br />
BL, GF <strong>KUV</strong><br />
BL, GF <strong>KUV</strong><br />
Medizinischer<br />
Beirat<br />
HH, BO, DU, LU, TÜ, MU, HB, FAL, F, REI, B, HAL BL <strong>KUV</strong> UVT<br />
GF: Geschäftsführer, GFK: Geschäftsführerkonferenz, BL: Bereichsleiter <strong>KUV</strong>, UVT: Unfallversicherungsträger, ÄD: Sprecher der Ärztlichen Direktoren<br />
1 GF Trägerverein Heidelberg für die BG Kliniken Tübingen und Ludwigshafen. 2 Fachthemenbezogen: z. B. IT, Personal, Forschung.<br />
UVT<br />
UVT<br />
UVT<br />
UVT<br />
UVT
44 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Wichtige Ereignisse in den BG-Kliniken im Jahr <strong>2011</strong><br />
Die BG-Kliniken setzen nicht nur in der Fachwelt Akzente. Durch vielseitiges regionales und<br />
überregionales Engagement stehen sie immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Ein Überblick über<br />
die wichtigsten Ereignisse des Jahres<br />
20. Januar<br />
BG Unfallklinik Duisburg<br />
Öffentliche Vorstellung des neuen Ärztlichen<br />
Direktors Prof. Dr. med. Dieter Rixen<br />
3. Februar<br />
BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />
Gesundheitsminister Dr. Philipp<br />
Rösler besucht das Zentrum für<br />
Rückenmarkverletzte<br />
7. April<br />
BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />
und BG Unfallklinik Duisburg<br />
Start des „TraumaNetzwerks Ruhrgebiet“<br />
11. Mai<br />
BG Klinik Ludwigshafen<br />
Zertifizierung des „TraumaNetzwerks Vorderpfalz“<br />
30. Mai<br />
Unfallkrankenhaus Berlin<br />
ukb und Dussmann-Gruppe<br />
eröffnen Prototyp des Kultur-<br />
Kindergartens<br />
1. Juli<br />
<strong>KUV</strong><br />
Reinhard Nieper nimmt seine Tätigkeit als neuer<br />
Geschäftsführer auf<br />
23. September<br />
BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />
Ernennung von Clemens Maurer zum neuen<br />
Geschäftsführer (ab 1.4.2012)<br />
Januar<br />
September<br />
28. Januar<br />
Unfallkrankenhaus Berlin<br />
Besuch von Verkehrsminister<br />
Dr. Peter Ramsauer im Rahmen<br />
der Kampagne „Runter vom<br />
Gas!“<br />
1. April<br />
BG Klinik Tübingen<br />
Univ.-Prof. Dr. med. Ulrich Stöckle tritt seine Stelle<br />
als neuer Ärztlicher Direktor an<br />
6. Mai<br />
BG Unfallklinik Frankfurt a. M.<br />
Sozialminister Stefan Grüttner<br />
gratuliert zu neuem Funktionstrakt<br />
25. Mai<br />
BG Kliniken Bergmannstrost<br />
Halle<br />
Verleihung des Zertifikates<br />
zum Audit „berufundfamilie“<br />
20. Juni<br />
BG Kliniken Bergmannstrost<br />
Halle<br />
Ehrung für das Engagement<br />
in der Organspende<br />
1. September<br />
BG Unfallklinik Murnau<br />
Baubeginn eines neuen Bettenhauses<br />
27. September<br />
BG Unfallklinik Frankfurt a. M.<br />
Zertifizierung „Akutschmerztherapie“<br />
durch TÜV Rheinland
30. September<br />
BG Unfallambulanz und Rehazentrum Bremen<br />
Feierliche Einweihung des Erweiterungsbaus<br />
1. Oktober<br />
BG Klinik Ludwigshafen<br />
Christoph Bendick tritt seine Stelle als neuer<br />
Kaufmännischer Direktor an<br />
11. Oktober<br />
BG Klinik Tübingen<br />
Gründung der Abteilung für Unfallmedizinische<br />
Forschung<br />
19. Oktober<br />
BG Universitätsklinikum<br />
Bergmannsheil Bochum<br />
Richtfest für neuen Funktionstrakt<br />
und neues Bettenhaus<br />
17. November<br />
BG Klinik Ludwigshafen<br />
Website der Klinik erzielt ersten Platz beim Wettbewerb<br />
„Deutschlands beste Klinikwebsite“<br />
1. Dezember<br />
Unfallkrankenhaus Berlin<br />
Auszeichnung für vorbildliches Hygienemanagement<br />
durch MRSA-Netzwerk Berlin<br />
2. Dezember<br />
BG Klinik Tübingen<br />
Auszeichnung mit TK-Qualitätssiegel für Patientenzufriedenheit<br />
19. Dezember<br />
BG Klinik Ludwigshafen<br />
Frank Dupré (Vorsitzender des Vorstandes) erhält<br />
das Bundesverdienstkreuz für besondere Leistungen<br />
im Ehrenamt<br />
September<br />
Dezember<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 45<br />
1. Oktober<br />
Unfallkrankenhaus Berlin<br />
Prof. Dr. med. Axel Ekkernkamp<br />
erhält den Verdiens torden<br />
des Landes Berlin<br />
18. Oktober<br />
BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />
Zertifizierung des „TraumaNetzwerks Hamburg“<br />
8. November<br />
BG Klinik Tübingen<br />
Zertifizierung des „TraumaNetzwerks Südwürttemberg“<br />
1./2. Dezember<br />
<strong>KUV</strong><br />
Jürgen Waßmann, Dr. Hans-Joachim Wolff werden zu<br />
alternierenden Vorsitzenden des Vorstandes gewählt;<br />
Dr. Fritz Bessell, Manfred Wirsch werden zu alternierenden<br />
Vorsitzenden der Mitgliederversammlung gewählt<br />
15. Dezember<br />
BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />
Wahl zum Geschäftsführer: Dr. jur. Hubert Erhard;<br />
Wahl der neuen Vorstandsvorsitzenden: Hubertus<br />
Ritzke, Peter Camin
46 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Investitionen Bau <strong>2011</strong><br />
Knapp zwei Drittel der rund 97 Millionen Euro, die die BG-Kliniken und -Unfallbehandlungsstellen in <strong>2011</strong><br />
investierten, flossen in den Aus- bzw. Umbau ihrer Einrichtungen – eine Auswahl der wichtigsten abgeschlossenen<br />
bzw. in <strong>2011</strong> begonnenen Baumaßnahmen:<br />
Weitere Investitionen<br />
Weitere Baumaßnahmen<br />
Investitionen Bau: ca. 66 Millionen Euro<br />
Weitere Investitionen (Forschung, Medizintechnik u. a.):<br />
ca. 31 Millionen Euro
BG Klinik für Berufskrankheiten Bad Reichenhall<br />
Planungsabschluss Neubau des dermatologischen Zentrums<br />
5.700.000 Euro<br />
BG Universitätsklinikum<br />
Bergmannsheil Bochum<br />
Neuer Funktionstrakt und<br />
neues Bettenhaus<br />
10.000.000 Euro (<strong>2011</strong>) 1<br />
BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />
„BGSW-Patientenhotel“<br />
1.800.000 Euro<br />
BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />
Neu strukturierung der zentralen<br />
Bereiche Aufnahme/Notfallambulanz/<br />
Sprechstunden<br />
4.864.383 Euro<br />
BG Klinik für Berufskrankheiten Falkenstein<br />
Anbindung an die zentrale Abwasser anlage<br />
208.000 Euro<br />
BG Klinik Ludwigshafen<br />
Fertigstellung des Forschungs- und Lehr bereichs<br />
mit wissenschaftlicher Bibliothek<br />
1.300.000 Euro<br />
1 Gesamtinvestitionsvolumen dieser Baumaßnahme (2010 – 2015): 100.000.000 Euro.<br />
2 Gesamtinvestitionsvolumen für 1. und 2. Bauabschnitt (2006 – 2015): 85.237.000 Euro.<br />
Unfallkrankenhaus Berlin<br />
Umbau und Erweiterung der<br />
Rettungsstelle<br />
9.000.000 Euro<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 47<br />
BG Unfallklinik Murnau<br />
Baubeginn eines neuen Bettenhauses<br />
13.244.186 Euro<br />
BG Unfallambulanz und Rehazentrum Bremen<br />
Fertigstellung des Erweiterungsbaus<br />
5.400.000 Euro<br />
BG Unfallklinik Frankfurt am Main<br />
Neuer Funktionstrakt (u. a. 7 OP-Säle,<br />
Notfallambulanz, Radiologie,<br />
Hub schrauberlandeplatz)<br />
13.441.478 Euro (<strong>2011</strong>) 2<br />
BG Unfallklinik Duisburg<br />
Fertigstellung und Eröffnung<br />
des neuen Schwimmbads<br />
6.900.000 Euro<br />
BG Klinik Tübingen<br />
Einrichtung des Siegfried Weller Instituts<br />
(Forschungslabor S1/S2) inkl. Laborausstattung<br />
1.008.540 Euro
48 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
1.049.508.449Euro wurden in <strong>2011</strong> an den BG-Kliniken umgesetzt.<br />
95.564<br />
Das Jahr in Zahlen<br />
Auch in <strong>2011</strong> setzt sich der Trend einer stetig steigenden Nachfrage nach dem Versorgungsangebot<br />
der BG-Kliniken fort. Einige Kennzahlen des Jahres auf einen Blick:<br />
stationäre Operationen wurden an den BG-Kliniken durchgeführt.<br />
Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um ca. 8,5 %.<br />
97.247.538<br />
11.000<br />
Menschen waren in <strong>2011</strong> in den BG-Kliniken angestellt.<br />
Das sind knapp 600 Beschäftigte mehr als im Jahr 2010.<br />
Euro haben die BG-Kliniken in <strong>2011</strong> in Baumaßnahmen, Forschung oder Ausstattung investiert –<br />
knapp ein Zehntel der Umsatzerlöse <strong>2011</strong>.<br />
7.902<br />
Einsätze flogen die an den BG-Kliniken stationierten Rettungshubschrauber –<br />
über 1.000 mehr als in 2010.<br />
126.343<br />
Fälle wurden <strong>2011</strong> stationär in den BG-Kliniken behandelt. In nur zwei Jahren stiegen<br />
die Fallzahlen für stationäre Behandlungen damit um 7 %.
Kennzahlen <strong>2011</strong> 1<br />
<strong>2011</strong> 2010 2009<br />
Kliniken und Unfallbehandlungsstellen 11 + 2 11 + 2 11 + 2<br />
Planbetten 4.428 4.389 4.319<br />
Fallzahlen (stationär) 126.343 123.099 118.076<br />
davon: gesetzliche Unfallversicherung 45.160 43.592 39.665<br />
Verweildauer (stationär) gesamt 12,39 Tage 12,48 Tage 12,59 Tage<br />
Verweildauer f. Akutbehandlungen gesamt 10,84 Tage 11,06 Tage 11,23 Tage<br />
Verweildauer f. Rehabilitationsbehandlungen gesamt 26,15 Tage 25,75 Tage 25,88 Tage<br />
Fallzahlen (ambulant) 378.690 370.589 352.037<br />
Notfälle ambulant (gesetzliche Krankenversicherung) 93.486 89.955 90.928<br />
Operationen (stationär) 95.564 88.049 86.293<br />
Operationen (ambulant) 16.239 16.493 15.806<br />
Gutachten 38.069 34.941 38.453<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 49<br />
Umsatzerlöse 1.049.508.449 € 1.002.618.226 € 916.941.655 €<br />
Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel) 97.247.538 € 94.462.467 € 135.318.527 €<br />
davon: Investitionen Bau 28.121.955 € 27.695.939 € 69.453.731 €<br />
davon: geleistete Anzahlungen und Anlagen im Bau 28.090.793 € 7.433.890 € 15.097.914 €<br />
davon: Investitionen Medizintechnologie 7.878.760 € 8.487.606 € 10.709.211 €<br />
davon: Einrichtungen und Ausstattungen 12.521.359 € 10.938.121 € 9.455.820 €<br />
Beschäftigte: Anzahl Köpfe gesamt 11.000 10.415 10.159<br />
davon: Ärztlicher Dienst 1.493 1.440 1.378<br />
darunter: Fachärzte 886 852 821<br />
davon: Pflegedienst (ohne Funktionsdienst) 3.722 3.621 3.543<br />
davon: Physikalische Therapie und Rehabilitation 1.164 912 839<br />
Auszubildende und Schüler (Anzahl Köpfe) 269 238 232<br />
Einsätze an den Kliniken stationierter Hubschrauber 7.902 6.867 7.283<br />
Einsätze an den Kliniken stationierter Notarztwagen 15.620 15.134 14.863<br />
davon: mit dem Intensiveinsatzfahrzeug 137 122 171<br />
1 Die angegebenen Zahlen sind aufgrund nicht vollständig abgeschlossener Jahresabschlussprüfungen und Gremienabstimmungen<br />
als vorläufig zu betrachten.
50 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Top-20-Hauptdiagnosen: <strong>2011</strong> und 2010 im Vergleich<br />
ICD-3-Steller Bezeichnung <strong>2011</strong> 2010<br />
Platz Fallzahlen Platz Fallzahlen<br />
S82 Knochenbruch des Unterschenkels, einschließlich des oberen Sprunggelenkes 1 4.698 1 5.690<br />
S52 Knochenbruch des Unterarmes 2 3.700 2 4.407<br />
S06 Verletzung des Schädelinneren 3 2.935 4 3.424<br />
M25 Sonstige Gelenkkrankheit 4 2.878 3 3.446<br />
T84 Komplikationen durch künstliche Gelenke, Metallteile oder durch Verpflanzung<br />
von Gewebe in Knochen, Sehnen, Muskeln bzw. Gelenken<br />
5 2.866 7 2.755<br />
S42 Knochenbruch im Bereich der Schulter bzw. des Oberarmes 6 2.641 5 2.885<br />
S72 Knochenbruch des Oberschenkels 7 2.555 6 2.824<br />
M84 Knochenbruch bzw. fehlerhafte Heilung eines Bruches 8 2.367 8 2.638<br />
S32 Knochenbruch der Lendenwirbelsäule bzw. des Beckens 9 2.005 9 2.129<br />
M86 Knochenmarksentzündungen, meist mit Knochenentzündung – Osteomyelitis 10 1.940 10 1.904<br />
M19 Sonstige Formen des Gelenkverschleißes (Arthrose) 11 1.658 11 1.862<br />
I63 Schlaganfall durch Verschluss eines Blutgefäßes im Gehirn – Hirninfarkt 12 1.619 13 1.594<br />
S62 Knochenbruch im Bereich des Handgelenkes bzw. der Hand 13 1.458 12 1.770<br />
M17 Gelenkverschleiß (Arthrose) des Kniegelenkes 14 1.403 14 1.523<br />
S92 Knochenbruch des Fußes, außer im Bereich des oberen Sprunggelenkes 15 1.319 19 1.327<br />
S83 Verrenkung, Verstauchung oder Zerrung des Kniegelenkes bzw. seiner Bänder 16 1.264 18 1.343<br />
M51 Sonstiger Bandscheibenschaden 17 1.229 15 1.461<br />
M54 Rückenschmerzen 18 1.218 17 1.347<br />
I20 Angina pectoris 19 1.202<br />
S22 Knochenbruch der Rippe(n), des Brustbeines bzw. der Brustwirbelsäule 20 1.186 16 1.377<br />
Gesamt 42.141 45.706
Top-20-Hauptdiagnosen: Verteilung auf die BG-Kliniken (Fallzahlen <strong>2011</strong>)<br />
ICD-3-Steller<br />
Bezeichnung Hamburg<br />
S82 Knochenbruch des Unterschenkels, einschließlich<br />
des oberen Sprunggelenkes<br />
Bochum<br />
Duisburg<br />
Frankfurt am Main<br />
Ludwigshafen<br />
Tübingen<br />
Murnau<br />
Berlin<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 51<br />
481 421 399 737 792 348 493 564 463 4.698<br />
S52 Knochenbruch des Unterarmes 364 349 239 575 707 288 273 517 388 3.700<br />
S06 Verletzung des Schädelinneren 192 286 107 332 395 273 333 639 378 2.935<br />
M25 Sonstige Gelenkkrankheit 496 205 829 317 169 21 676 33 132 2.878<br />
T84 Komplikationen durch künstliche Gelenke,<br />
Metallteile oder durch Verpflanzung von<br />
Gewebe in Knochen, Sehnen, Muskeln bzw.<br />
Gelenken<br />
S42 Knochenbruch im Bereich der Schulter<br />
bzw. des Oberarmes<br />
197 550 128 281 506 388 237 189 390 2.866<br />
195 305 174 376 498 290 316 308 179 2.641<br />
S72 Knochenbruch des Oberschenkels 222 365 125 254 325 311 271 348 334 2.555<br />
M84 Knochenbruch bzw. fehlerhafte Heilung<br />
eines Bruches<br />
S32 Knochenbruch der Lendenwirbelsäule<br />
bzw. des Beckens<br />
M86 Knochenmarksentzündungen, meist mit<br />
Knochenentzündung – Osteomyelitis<br />
M19 Sonstige Formen des Gelenkverschleißes<br />
(Arthrose)<br />
I63 Schlaganfall durch Verschluss eines Blutgefäßes<br />
im Gehirn – Hirninfarkt<br />
S62 Knochenbruch im Bereich des Handgelenkes<br />
bzw. der Hand<br />
172 374 289 276 378 181 423 115 159 2.367<br />
164 198 150 232 269 179 292 276 245 2.005<br />
576 196 203 314 187 55 231 118 60 1.940<br />
228 208 266 275 197 83 176 96 129 1.658<br />
41 346 1 4 140 535 552 1.619<br />
250 93 151 156 282 34 107 227 158 1.458<br />
M17 Gelenkverschleiß (Arthrose) des Kniegelenkes 126 128 81 218 144 366 132 98 110 1.403<br />
S92 Knochenbruch des Fußes, außer im Bereich<br />
des oberen Sprunggelenkes<br />
S83 Verrenkung, Verstauchung oder Zerrung<br />
des Kniegelenkes bzw. seiner Bänder<br />
136 137 111 227 210 59 137 177 125 1.319<br />
106 46 159 212 227 206 105 147 56 1.264<br />
M51 Sonstiger Bandscheibenschaden 137 29 4 121 62 1 380 124 371 1.229<br />
M54 Rückenschmerzen 27 125 28 116 34 4 612 96 176 1.218<br />
I20 Angina pectoris 3 321 1 874 3 1.202<br />
S22 Knochenbruch der Rippe(n), des Brustbeines<br />
bzw. der Brustwirbelsäule<br />
55 82 74 143 165 99 214 192 162 1.186<br />
Gesamt 4.168 4.764 3.517 5.163 5.551 3.186 5.549 5.673 4.570 42.141<br />
Halle<br />
Gesamt
52 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Apparative Ausstattung und therapeutische Möglichkeiten<br />
Hamburg<br />
Angiografie x x x x x x x x x<br />
Blutbank x x x x x x<br />
Brachytherapie x x<br />
Computerassistierte Chirurgie (CAS) x x x x x x x<br />
Bochum<br />
Computertomografie (CT) x x x x x x x x x x 1 x 1<br />
Digitale Radiologie x x x x x x x x x x<br />
Digitale Subtraktionsangiografie (DSA) x x x x x x x x x<br />
Digitaler Traumaröntgenplatz im Not-OP x x x x x x x x x<br />
Druckkammer für hyperbare Sauerstofftherapie x<br />
Endoskopie x x x x x x x x x<br />
ERCP-Verfahren x x 1 x x<br />
Evaluation der funktionellen Leistungsfähigkeit (EFL) x x x x x x x x<br />
Fahrsimulator x x x x 2 x x x x<br />
Gewebebank x x<br />
Hautbank x x x x<br />
Herz-Lungen-Maschine x x<br />
Kardio-CT/-MRT x x x x<br />
Knochenbank x x x x<br />
Linksherzkatheter x x 1 x<br />
Lungenersatztherapie/-unterstützung x x x x x<br />
Magnetresonanztomograf (MRT) x x x x x x x x x<br />
Neuronavigationssystem x x x x x x<br />
Nierenersatzverfahren (z. B. Dialyse) x x x x x x x<br />
OP-Navigationssysteme x x x x x x x x x<br />
Schlaflabor x x 3<br />
Spezielles Neuromonitoring/Stroke Unit x x x x<br />
Teleradiologie x x x x x x 1<br />
Urodynamischer Messplatz x x x x x x x x<br />
1 Kooperation(en). 2 Behindertengerecht umgebautes, aber nicht fahrfähiges Fahrzeug. 3 Screening.<br />
Duisburg<br />
Frankfurt am Main<br />
Ludwigshafen<br />
Tübingen<br />
Murnau<br />
Berlin<br />
Halle<br />
Bad Reichenhall<br />
Falkenstein
Versorgungsschwerpunkte und -zentren der BG-Kliniken<br />
Hamburg<br />
Bochum<br />
Duisburg<br />
Frankfurt am Main<br />
Ludwigshafen<br />
Tübingen<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 53<br />
Berufsgenossenschaftliche Heilbehandlung x x x x x x x x x<br />
Traumazentrum x x x x x x x x x<br />
Notfallmedizinisches Zentrum x x x x x x x x x<br />
Zentrum für Rückenmarkverletzte x x x x x x x x x<br />
Zentrum für Replantationschirurgie x x x x x x x x x<br />
Septische und Rekonstruktive Chirurgie x x x x x x x x x<br />
Spezielle Handchirurgie und Handrehabilitation x x x x x x x x x<br />
Psychotraumatologie x x x x x x x x<br />
Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie x x x x x x x x x<br />
Schmerzzentrum x x x x x x x x x<br />
Zentrum für Schwerbrandverletzte x x x x x x x x<br />
Zentrum für Plastische Chirurgie x x x x x x x x<br />
Zentrum für Frührehabilitation x x x x x x x<br />
Zentrum für Neurotraumatologie x x x x x x<br />
Zentrum für Schwerschädelhirnverletzte x x x x x x x<br />
Zentrum für Sportmedizin x x x x x<br />
Zentrum für Klinische Forschung x x x x x<br />
Gastroenterologie x x x<br />
Schlaganfallzentrum x x x x<br />
Zentrum für Gefäßmedizin x<br />
Zentrum für angeborene und erworbene Fehlbildungen x x x<br />
Brustzentrum x x 1<br />
Tumorzentrum x<br />
Prostatazentrum x<br />
Zentrum für neurovaskuläre Erkrankungen x x<br />
Transplantationszentrum x x<br />
1 Kooperation.<br />
Murnau<br />
Berlin<br />
Halle
54 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Leitung<br />
BG Unfallkrankenhaus Hamburg<br />
Beschäftigte: 1.831, Planbetten 1 : 470, Fallzahlen (stationär): 16.499,<br />
Fallzahlen (ambulant): 25.118, Notfälle ambulant (gesetz liche Kranken-<br />
versicherung): 8.429, Operationen (stationär): 8.822,<br />
Operationen (ambulant): 1.562, Umsatz erlöse: 162.970.748 Euro,<br />
Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 9.452.678 Euro<br />
Geschäftsführer: Dr. jur. Hubert Erhard; Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Christian Jürgens; Leiter der Referate: Bernd Krasemann<br />
Kliniken/Institute Betten Leitung<br />
Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie 155 Prof. Dr. Christian Jürgens<br />
Priv.-Doz. Dr. Maximilian Faschingbauer<br />
Septische Chirurgie – Dr. Ulf-Joachim Gerlach<br />
Handchirurgie, Plastische und Mikrochirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte 70 Dr. Klaus-Dieter Rudolf<br />
Brandverletzten-Bereich – Dr. Frank Bisgwa<br />
Querschnittgelähmten-Zentrum 106 Dr. Roland Thietje<br />
Bereich für Neurourologie – Dr. Ralf Böthig<br />
Abteilung für Anästhesie, Intensiv- und Rettungsmedizin 19 Dr. Stefan Lönnecker<br />
Zentrum für Neurotraumatologie 60 Dr. Michael Neuss<br />
Neurologie – Dr. Andreas S. Gonschorek<br />
Röntgenabteilung – Dr. Anette Moldenhauer<br />
Dermatologie – Prof. Dr. Swen Malte John<br />
Zentrum für Rehabilitationsmedizin Hamburg 60 Dr. Jean-Jacques Glaesener<br />
Kooperationskrankenhaus<br />
1 Hier: akutstationäre Planbetten.<br />
BG-Abteilung am Diakoniekrankenhaus Friederikenstift gGmbh Prof. Dr. Helmut Lill<br />
BG-Abteilung am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck Prof. Dr. Christian Jürgens<br />
BG-Abteilung am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Kiel Prof. Dr. Andreas Seekamp<br />
BG-Abteilung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Prof. Dr. Johannes Rüger<br />
BG-Abteilung am Universitätsklinikum Göttingen Prof. Dr. Michael Stürmer<br />
BG-Abteilung am Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift Hamburg Prof. Dr. Christian Jürgens<br />
BG-Abteilung an der Asklepiosklinik St. Georg Hamburg Prof. Dr. Karl-Heinz Frosch
Leitung<br />
Geschäftsführer: Hans-Werner Kick (ab April 2012 Clemens Maurer); Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Thomas A. Schildhauer;<br />
Pflegedirektor: Peter Fels; Verwaltungsdirektor: Dr. Bernd Lohbeck<br />
Kliniken/Institute Betten Leitung<br />
Chirurgische Klinik und Poliklinik<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 55<br />
Unfall- und Wiederherstellungschirurgie 131 Prof. Dr. Thomas Armin Schildhauer<br />
Abteilung für Neurotraumatologie und Rückenmarkverletzte 64 Dr. Renate Christiane Meindl<br />
Septische Chirurgie 42 Prof. Dr. Thomas Armin Schildhauer<br />
Viszeralchirurgie 20 Prof. Dr. Richard Viebahn<br />
Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte 41 Prof. Dr. Hans-Ulrich Steinau<br />
Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie 33 Prof. Dr. Justus Thomas Strauch<br />
Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Palliativ- und Schmerzmedizin 16 Prof. Dr. Peter Zahn<br />
Prof. Dr. Christoph Maier<br />
Zentrum für Innere Medizin<br />
Medizinische Klinik I Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie 60 Prof. Dr. Horst Harald Klein<br />
Medizinische Klinik I Gastroenterologie und Hepatologie 40 Prof. Dr. Wolff Schmiegel<br />
Medizinische Klinik II Kardiologie und Angiologie 59 Prof. Dr. Andreas Mügge<br />
Medizinische Klinik III Pneumologie, Allergologie und Schlaf medizin 50 Prof. Dr. Jürgen Behr<br />
Neurologische Klinik und Poliklinik 62 Prof. Dr. Martin Tegenthoff<br />
Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin 4 Prof. Dr. Volkmar Nicolas<br />
Institut für Klinische Chemie, Transfusions- und<br />
Laboratoriums medizin<br />
– Dr. Hugo Stiegler<br />
Dr. Reiner Kempf<br />
Dr. Veronika Knop-Hammad<br />
Institut für Pathologie – Prof. Dr. Andrea Tannapfel<br />
Weitere Standorte<br />
BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />
Beschäftigte: 1.479, Planbetten: 622, Fallzahlen (stationär): 19.622,<br />
Fallzahlen (ambulant): 62.792, Notfälle ambulant (gesetz liche Kranken-<br />
versicherung): 9.043, Operationen (stationär): 8.794,<br />
Operationen (ambulant): 923, Umsatz erlöse: 162.092.521 Euro,<br />
Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 13.899.110 Euro<br />
Universitätsklinikum Münster: BG-Abteilung für Unfall-, Hand-<br />
und Wiederherstellungschirurgie<br />
Kliniken der Stadt Köln – Standort Merheim: BG-Abteilung für<br />
Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie<br />
Medicos auf Schalke<br />
Berufsgenossenschaftliche Stationäre Weiterbehandlung (BGSW)<br />
Prof. Dr. Michael Raschke<br />
Prof. Dr. Bertil Bouillon<br />
Dr. Ulrich Vieregge
56 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Leitung<br />
BG Unfallklinik Duisburg<br />
Beschäftigte: 640, Planbetten: 289, Fallzahlen (stationär): 6.253,<br />
Fallzahlen (ambulant): 45.398, Notfälle ambulant (gesetzliche Kranken-<br />
versicherung): 3.935, Operationen (stationär): 6.188,<br />
Operationen (ambulant): 753, Umsatz erlöse: 61.200.000 Euro,<br />
Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 8.360.000 Euro<br />
Geschäftsführer: Heinz-Josef Reker; Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Dieter Rixen<br />
Kliniken/Institute Betten Leitung<br />
Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie 248 Prof. Dr. med. Dieter Rixen<br />
Sektion Unfall- und Wiederherstellungschirurgie Dr. med. Peter-Michael Hax<br />
Schwerpunkt Wirbelsäulen- und Beckenchirurgie Dr. med. Bernd Halfmann<br />
Schwerpunkt Kinder- und Jugendtraumatologie Bastian Veigel<br />
Schwerpunkt Orthopädische und traumatologische Fußchirurgie Dr. med. Nikolaus Brinkmann<br />
Sektion Rückenmarkverletzte Dr. med. Stefan Hobrecker<br />
Sektion Septische Chirurgie Dr. med. Martin Glombitza<br />
Sektion Endoprothetik und Alterstraumatologie Dr. med. Peter-Michael Hax<br />
Sektion Arthroskopische Chirurgie und Sporttraumatologie Dr. med. Christian Schoepp<br />
Sektion Zentralambulanz Dr. med. Hermann-Josef Böhm<br />
Sektion Intensivmedizin Dr. med. Carsten Hermann<br />
Sektion Rehabilitation, Konservative Orthopädie und Sportmedizin Dr. med. Barbara Herbst<br />
Klinik für Handchirurgie, Plastische Chirurgie und<br />
Zentrum für Schwerbrandverletzte<br />
35 Dr. med. Franz Jostkleigrewe<br />
Klinik für Schmerzmedizin 6 Prof. Dr. med. Christoph Maier<br />
Abteilung für Innere Medizin<br />
Abteilung für Neurologie Dr. med. Diede Landsberg
Leitung<br />
BG Unfallklinik Frankfurt am Main<br />
Beschäftigte: 798, Planbetten: 348, Fallzahlen (stationär): 10.191,<br />
Fallzahlen (ambulant): 44.542, Notfälle ambulant (gesetzliche Kranken-<br />
versicherung): 8.153, Operationen (stationär): 9.348,<br />
Operationen (ambulant): 2.859, Umsatz erlöse: 77.989.590 Euro,<br />
Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 15.318.178 Euro<br />
Ärztlicher Geschäftsführer und Direktor: Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann; Kaufmännischer Geschäftsführer: Dr. jur. Uwe Kage<br />
Kliniken/Institute Betten Leitung<br />
Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie 87 Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann<br />
Septische Chirurgie 66 Dr. med. Gerhard Walter<br />
Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie<br />
und Neurotraumatologie<br />
36 Prof. Dr. med. Frank Kandziora<br />
Sportorthopädie /Schulter- und Kniechirurgie 25 Dr. med. Frederic Welsch<br />
Rückenmarkverletzte 39 Dr. med. Oswald Marcus<br />
Handchirurgie und wiederherstellende<br />
Plastische Chirurgie<br />
Orthopädische und traumatologische<br />
Fußchirurgie<br />
22 Dr. med. Reiner Winkel<br />
26 Dr. med. Hans-Peter Abt<br />
Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie 23 Dr. med. Rolf Teßmann<br />
Diagnostische und Interventionelle Radiologie – Prof. Dr. med. Norbert Rilinger<br />
Abteilung für berufsgenossenschaftliche<br />
Heilverfahrenssteuerung und Rehabilitation<br />
24 Priv.-Doz. Dr. med. Pawel Bak<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 57
58 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Leitung<br />
BG Klinik Ludwigshafen<br />
Beschäftigte: 973, Planbetten: 454, Fallzahlen (stationär): 11.887,<br />
Fallzahlen (ambulant): 25.241, Notfälle ambulant (gesetzliche Kranken-<br />
versicherung): 5.915, Operationen (stationär): 10.989,<br />
Operationen (ambulant): 2.381, Umsatzerlöse 1 : 100.101.000 Euro,<br />
Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel) 1 : 2.206.536 Euro<br />
1 Zahlen vorläufig, Gesamtergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.<br />
Geschäftsführer: Fabian Ritter; Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Paul Alfred Grützner; Pflegedirektor: Michael Nicklas;<br />
Kaufmännischer Direktor: Christoph Bendick<br />
Kliniken/Institute Betten Leitung<br />
Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie 136 2 Prof. Dr. Paul Alfred Grützner<br />
Besondere Reha-Angebote (KSR, BGSW, FSW, Medizinisch-beruflich<br />
orientierte Reha), Kompetenzzentrum Reha-Abklärung<br />
Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive<br />
Chirurgie – Schwerbrandverletztenzentrum<br />
Besondere Reha-Angebote (KSR, BGSW, FSW, Medizinisch-beruflich<br />
orientierte Reha), Rehabilitation Brandverletzter<br />
Abteilung für Septische Chirurgie – Knochen-, Gelenk-<br />
und Protheseninfektionen<br />
99 Dr. Henry Kohler<br />
93 Prof. Dr. Marcus Lehnhardt<br />
25<br />
39 Dr. Volkmar Heppert<br />
Abteilung für Querschnittgelähmte und technische Orthopädie 28 Dr. Bahram Biglari<br />
Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie 19 Prof. Dr. Stefan Kleinschmidt<br />
Abteilung für Neurochirurgie 15 Dr. Jürgen Boschert<br />
Dr. Dan Gruia<br />
Abteilung für Radiologische Diagnostik – Dr. Rainer Simon<br />
2 Davon zwölf Betten im Bedarfsfall Klinik für Strahlenverletzte.
Leitung<br />
BG Klinik Tübingen<br />
Beschäftigte: 918, Planbetten: 327, Fallzahlen (stationär): 10.334,<br />
Fallzahlen (ambulant): 38.023, Notfälle ambulant (gesetzliche Kranken-<br />
versicherung): 7.026, Operationen (stationär): 9.680,<br />
Operationen (ambulant): 2.169, Umsatz erlöse 1 : 78.619.000 Euro,<br />
Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel) 1 : 1.649.016 Euro<br />
1 Zahlen vorläufig, Gesamtergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.<br />
Geschäftsführer: Fabian Ritter; Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Ulrich Stöckle; Pflegedirektorin: Doris Dietmann;<br />
Kaufmännischer Direktor: Michael Schuler<br />
Kliniken/Institute Betten Leitung<br />
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie 172 Prof. Dr. Ulrich Stöckle<br />
Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und<br />
Verbrennungschirurgie<br />
Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie,<br />
Plastische Operationen<br />
Abteilung für Querschnittgelähmte, Orthopädie<br />
und Rehabilitationsmedizin<br />
42 Prof. Dr. Hans-Eberhard Schaller<br />
30 Prof. Dr. Dr. Siegmar Reinert<br />
26 Prof. Dr. Hans-Peter Kaps<br />
Priv.-Doz. Dr. Andreas Badke<br />
Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie 13 Prof. Dr. Reinhold Fretschner<br />
Abteilung für medizintechnische Entwicklung – Prof. Dr. Dankward Höntzsch<br />
Abteilung für unfallmedizinische Forschung – Prof. Dr. Andreas Nüssler<br />
Abteilung für Radiologische Diagnostik – Prof. Dr. Claus D. Claussen<br />
Abteilung für Berufsgenossenschaftliche Rehabilitation<br />
und Prävention<br />
44 Prof. Dr. Hans-Peter Kaps<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 59
60 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Leitung<br />
BG Unfallklinik Murnau<br />
Beschäftigte: 1.704, Planbetten 1 : 552, Fallzahlen (stationär): 10.517,<br />
Fallzahlen (ambulant): 28.816, Notfälle ambulant (gesetzliche Kranken-<br />
versicherung): 4.999, Operationen (stationär): 11.416,<br />
Operationen (ambulant): 1.271, Umsatz erlöse 2 : 119.363.842 Euro,<br />
Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel) 2 : 18.059.184 Euro<br />
1 Inklusive Unfallchirurgie und Sportorthopädie im Klinikum Garmisch-Partenkirchen (65 Betten).<br />
2 Zahlen vorläufig, Gesamtergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.<br />
Geschäftsführung: Prof. Dr. Volker Bühren, Karl-Heinz Kaufmann, Erwin M. Kinateder; Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Volker Bühren;<br />
Pflegedirektor: Anton Drexl; Verwaltungsdirektor: Erwin M. Kinateder<br />
Kliniken/Institute Betten Leitung<br />
Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie 406 Prof. Dr. Volker Bühren<br />
Unfall- und Wiederherstellungschirurgie 48 Prof. Dr. Volker Bühren<br />
Allgemein- und Traumachirurgie 28 Prof. Dr. Alexander Woltmann<br />
Gelenkchirurgie 32 Dr. Ruprecht Beikert<br />
Wirbelsäulenchirurgie 28 Dr. Oliver Gonschorek<br />
Unfallchirurgie und Sportorthopädie im<br />
Klinikum Garmisch-Partenkirchen<br />
65 Dr. Peter Gutsfeld<br />
Wirbelsäulen- und Rückenmarkverletzte 75 Dr. Doris Maier<br />
Septische Chirurgie 40 Dr. Matthias Militz<br />
BG-Rehabilitation: Berufsgenossenschaftliche<br />
Stationäre Weiterbehandlung ( BGSW )<br />
90 Dr. Stefan Simmel<br />
Neurozentrum – Neurochirurgie/Neurologie 61 Priv.-Doz. Dr. Martin Strowitzki<br />
Zentrum für Intensivmedizin mit BVZ-Einheit 42 Dr. Johannes Büttner<br />
Plastische, Hand- und Rekonstruktive Mikrochirurgie 28 Dr. Andreas Schmidt<br />
Neurourologie 15 Dr. Doris Maier<br />
Radiologie – Dr. Christian Gärtner<br />
Anästhesie – Dr. Johannes Büttner<br />
Innere Medizin – Dr. Gerhard Gail<br />
Biomechanisches Forschungslabor – Prof. Dr. Peter Augat
Leitung<br />
Unfallkrankenhaus Berlin<br />
Beschäftigte: 1.265, Planbetten: 550, Fallzahlen (stationär) 1 : 23.699,<br />
Fallzahlen (ambulant): 65.230, Notfälle ambulant (gesetzliche Kranken-<br />
versicherung): 28.332, Operationen (stationär): 20.974,<br />
Operationen (ambulant): 3.007, Umsatzerlöse: 155.581.242 Euro,<br />
Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 15.264.523 Euro<br />
1 Inklusive Kooperationshäuser.<br />
Geschäftsführung: Prof. Dr. Ernst Haider, Prof. Dr. med. Axel Ekkernkamp; Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Axel Ekkernkamp;<br />
Pflegedirektor: Matthias Witt; Kaufmännischer Direktor: Marcus Aulmann<br />
Kliniken/Institute Betten Leitung<br />
Unfallchirurgie und Orthopädie 99 Prof. Dr. med. Axel Ekkernkamp<br />
Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie 26 Prof. Dr. med. Andreas Eisenschenk<br />
Zentrum für Schwerbrandverletzte mit Plastischer Chirurgie 12 Dr. med. Bernd Hartmann<br />
Behandlungszentrum für Rückenmarkverletzte 60 Dr. med. Andreas Niedeggen<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 61<br />
Urologie und Neurourologie 18 Priv.-Doz. Dr. med. Wolfgang Diederichs<br />
Allgemein- und Viszeralchirurgie 81 Dr. med. Henryk Thielemann<br />
Neurochirurgie 24 Prof. Dr. med. Ullrich Meier<br />
Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie 24 Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Michael Herzog<br />
Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde 24 Prof. Dr. med. Arneborg Ernst<br />
Innere Medizin 74 Dr. med. Leonhard Bruch<br />
Neurologie mit Stroke Unit und Frührehabilitation 67 Dr. med. Ingo Schmehl<br />
Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie 41 Prof. Dr. med. Walter Schaffartzik<br />
Radiologie – Prof. Dr. med. Sven Mutze<br />
Pathologie – Prof. Dr. med. Gerald Niedobitek<br />
Institut für Laboratoriumsmedizin – Prof. Dr. med. Michael Walter<br />
Zentrum für spezialisierte rehabilitative Medizin – Prof. Dr. med. Andreas Eisenschenk<br />
Zentrum für Klinische Forschung – Priv.-Doz. Dr. med. Dirk Stengel<br />
Zentrum für Sportmedizin – Kai Dragowsky<br />
Psychotraumatologie – Annette Brink<br />
Physikalische Therapie und Rehabilitation – Annette Pera
62 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Leitung<br />
BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />
Beschäftigte: 1.107, Planbetten: 548, Fallzahlen (stationär): 14.026,<br />
Fallzahlen (ambulant): 33.464, Notfälle ambulant (gesetzliche Kranken-<br />
versicherung): 17.579, Operationen (stationär): 9.353,<br />
Operationen (ambulant): 1.107, Umsatz erlöse: 106.730.000 Euro,<br />
Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 6.247.891 Euro<br />
Geschäftsführer: Dr. jur. Hubert Erhard; Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Gunther O. Hofmann;<br />
Pflegedirektor: Henry Rafler; Verwaltungsdirektorin: Ilona Hruby<br />
Kliniken/Institute Betten Leitung<br />
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie 108 Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Gunther O. Hofmann<br />
Klinik für Plastische und Handchirurgie 60 Priv.-Doz. Dr. med. Michael Steen<br />
ab Mai 2012: Prof. Dr. med. Robert Hierner<br />
Brandverletztenzentrum 8 Priv.-Doz. Dr. med. Michael Steen<br />
Zentrum für Rückenmarkverletzte und<br />
Klinik für Orthopädie<br />
60 Dr. med. Klaus Röhl<br />
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie 36 Dr. med. Joachim Zaage<br />
Klinik für Neurochirurgie 36 Prof. Dr. Hans-Jörg Meisel<br />
Klinik für Neurologie 36 Priv.-Doz. Dr. med. Kai Wohlfarth<br />
Klinik für fachübergreifende Frührehabilitation 40 Priv.-Doz. Dr. med. Kai Wohlfarth<br />
Klinik für Bildgebende Diagnostik<br />
und Interventionsradiologie<br />
Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-<br />
und Notfallmedizin<br />
– Dr. med. Rainer Braunschweig<br />
26 Priv.-Doz. Dr. med. Ralph Stuttmann<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Jürgen Barth<br />
Medizinische Klinik 72 Priv.-Doz. Dr. med. Jürgen Barth<br />
Klinik für Physikalische und Rehabilitative Medizin 56 Dr. med. Klaus Fischer<br />
Schmerzzentrum 10 Priv.-Doz. Dr. med. Ralph Stuttmann
Leitung<br />
BG Klinik für Berufskrankheiten Bad Reichenhall<br />
Beschäftigte: 85, Planbetten: 138,<br />
Fallzahlen (stationär): 1.807, Umsatzerlöse: 7.514.448 Euro,<br />
Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 100.422 Euro<br />
Geschäftsführung: Angelika Hölscher, Thorsten Döcke, Prof. Bernd Petri; Ärztlicher Direktor: Dr. Wolfgang Raab<br />
Kliniken/Institute Betten Leitung<br />
Klinik für berufsbedingte Atemwegs- und Lungenerkrankungen 112 Dr. Wolfgang Raab<br />
Klinik für Berufsdermatosen 14 Dr. Michael Schönfeld<br />
Zentrum für Psychotraumatologie 12 Gerhard Wolfrum<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 63
64 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Leitung<br />
BG Klinik für Berufskrankheiten Falkenstein<br />
Beschäftigte: 93, Planbetten: 130, Fallzahlen (stationär): 1.508,<br />
Umsatzerlöse: 7.747.000 Euro,<br />
Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 512.000 Euro<br />
Geschäftsführer: Ass. Theodor Bülhoff; Ärztliche Direktorin: Dr. Nicola Kotschy-Lang; Verwaltungsleiterin: Elke Hübner<br />
Kliniken/Institute Betten Leitung<br />
Pulmologie/Allergologie 124 Dr. Nicola Kotschy-Lang<br />
Dermatologie 6 Dr. Hilmar Schwantes
Leitung<br />
Unfallbehandlungsstelle Berlin<br />
Beschäftigte: 32, Fallzahlen (ambulant): 5.845,<br />
Notfälle ambulant (gesetzliche Krankenversicherung): 32,<br />
Operationen (ambulant): 59, Umsatzerlöse: 3.099.058 Euro,<br />
Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 178.000 Euro<br />
Geschäftsführer: Prof. Dr. Ernst Haider; Chefarzt: Dr. med. Sebastian Vahrmeyer<br />
Leitung<br />
BG Unfallambulanz und Rehazentrum Bremen<br />
Beschäftigte: 75, Fallzahlen (ambulant): 4.221,<br />
Notfälle ambulant (gesetzliche Krankenversicherung): 43,<br />
Operationen (ambulant): 148, Umsatzerlöse: 6.500.000 Euro,<br />
Investitionen gesamt (lt. Anlagespiegel): 6.000.000 Euro<br />
Geschäftsführung: Michael Neumann, Jürgen Brötje; Chefarzt: Dr. med. Torsten Möller<br />
<strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong> 65
66 <strong>KUV</strong>-<strong>Jahresbericht</strong><br />
Herausgeber:<br />
Klinikverbund der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung e. V. (<strong>KUV</strong>)<br />
Friedrichstraße 152<br />
10117 Berlin<br />
info@k-uv.de<br />
www.k-uv.de<br />
Redaktionelle Verantwortung:<br />
Andreas Kather<br />
Klinikverbund der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung e. V. (<strong>KUV</strong>)<br />
Koordination:<br />
Sven Pannicke<br />
Klinikverbund der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung e. V. (<strong>KUV</strong>)<br />
Impressum<br />
Redaktion:<br />
Friedhelm Bohla<br />
BG Unfallklinik Duisburg<br />
Eike Jeske<br />
Unfallkrankenhaus Berlin<br />
Robin Jopp<br />
BG Universitätsklinikum Bergmannsheil<br />
Bochum<br />
Christian Malordy<br />
BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />
Angela Mißlbeck<br />
Freie Journalistin<br />
Beiträge:<br />
BG Kliniken Bergmannstrost Halle<br />
(S. 18, 26)<br />
BG Klinik für Berufskrankheiten<br />
Bad Reichenhall (S. 34)<br />
BG Unfallklinik Duisburg (S. 36)<br />
BG Universitätsklinikum Bergmannsheil<br />
Bochum (S. 12, 16, 40)<br />
Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
e. V. (<strong>KUV</strong>) (S. 6, 8, 30, 42)<br />
Unfallkrankenhaus Berlin (S. 14, 22)<br />
Konzeption und Gestaltung:<br />
BÜRO WEISS<br />
Rigaer Straße 14<br />
10247 Berlin<br />
post@bueroweiss.de<br />
www.bueroweiss.de<br />
Bildnachweise:<br />
Jan Pauls (Titel, S. 4, 8, 10 – 12, 16 – 37, 40,<br />
44, 45, 47)<br />
BG-Kliniken (S. 44, 45, 47)
Klinikverbund der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung e. V. (<strong>KUV</strong>)<br />
Friedrichstraße 152<br />
10117 Berlin<br />
Telefon: 030 3309602-00<br />
Telefax: 030 3309602-22<br />
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