HTB - Harburger Turnerbund
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Gedanken zum Totensonntag<br />
Beim ersten flüchtigen Nachdenken über meine Ansprache<br />
zum Totensonntag fielen mir wieder die Argumente<br />
ein, die ich als junger Mensch benutzte, damit ich<br />
um die gesetzlich verordneten Trauertage einen großen<br />
Bogen machen konnte.<br />
Ich wollte damals nicht – und mit meiner Meinung war ich<br />
beileibe nicht allein –, dass meine Gefühle und Stimmungen<br />
von den traditionellen Feier- und Gedenktagen<br />
abhängig sind, wonach man Weihnachten besonders<br />
freundlich zu den Mitmenschen sein soll; ausgelassen hat<br />
man ins neue Jahr zu gehen. Und dann ist da auch noch<br />
der Totensonntag. Ich wollte traurig sein dürfen, wenn<br />
Traurigkeit in mir war und ich wollte lustig sein, wenn mir<br />
danach war.<br />
Die Wirklichkeit ist anders. Bei allen guten Vorsätzen lassen<br />
wir uns in der Hektik des Alltags nur allzu gern vom<br />
Denken und Nachdenken ablenken. Wir lassen es zu, dass<br />
wir unterhalten und zugeschüttet werden mit den<br />
Problemen und Problemchen der Sportstars, vom<br />
Familienkrach an Königshäusern, lassen uns ablenken<br />
durch den Rummel um eine Kinopremiere. Bloß nicht zur<br />
Besinnung kommen, keine Schwächen zeigen und cool<br />
sein.<br />
Dass unser Leben stets ein Erhalten und Weggeben ist<br />
und dass Abschied und Verlust dazu gehören, diese<br />
Erkenntnis ist der Nachkriegsgeneration, zu der ich mich<br />
durch „die Gnade der späten Geburt“ zähle – weitgehend<br />
abhanden gekommen oder sie wird vielfach nur verdrängt.<br />
Vielleicht ist es deshalb so, weil wir in den vergangenen<br />
Jahrzehnten in einer relativen Sicherheit aufwuchsen<br />
und täglich umgeben sind von Werbung, die uns<br />
weismachen will, dass man bereits vollkommen glücklich<br />
sein kann, wenn man nur dieses oder jenes Produkt kauft.<br />
Es wird uns suggeriert, dass man Schönheit, Wohlbefinden<br />
und ein langes Leben kaufen kann. Und in dieses<br />
Lebensgefühl passen schon gar nicht Tote, Trauer und<br />
Gefühlsduselein.<br />
Doch dann erleidet man einen Verlust, verliert einen lieben<br />
Menschen – Lebenspläne werden durchkreuzt und<br />
man beginnt einzusehen, dass Abschied und Verlust<br />
Bestandteile des normalen Lebens sind, dass man eigentlich<br />
auf Dauer nichts festhalten kann und dass das Leben<br />
eben nicht nur „Friede, Freude, Eierkuchen“ ist.<br />
Wenn es uns im Alltagstrubel schon nicht gelingt, Ruhe<br />
und Besinnlichkeit zu finden, so ist uns mit dem Totensonntag<br />
ein fester Termin gegeben, an dem wir uns an<br />
unsere Nächsten erinnern, an unsere Freunde, an alle, die<br />
� 77 44 04<br />
Beugen Sie vor!<br />
Fax: 76 75 05 11<br />
In eigener Sache... 18<br />
unseren Lebenskreis verlassen mussten und deren Verlust<br />
wir beklagen. Im Erinnern und stillen Gedenken wird uns<br />
bewusst, dass man sich mit den verstorbenen Verwandten,<br />
Freunden und Kollegen ergänzt hat, sich geistig<br />
bereichert und schließlich sich gemeinsam verändert hat –<br />
manchmal haben wir selbst ihre Gesten und Ausdrucksweisen<br />
übernommen. Sie waren ein Teil einer Kette, in<br />
der Lebenshaltungen- und Auffassungen weitergegeben<br />
wurden. Und wir werden darüber hinaus veranlasst, über<br />
unsere Lebensziele, unsere Lebenshaltung und über unser<br />
eigenes unweigerliches Lebensende nachzudenken.<br />
Unsere Erfahrungen – so historisch neu und persönlich<br />
gefärbt sie auch für jeden sein mögen – basieren auf den<br />
Erfahrungen der vorherigen Generation. Wir versuchen<br />
im positiven Fall, so vorbildlich zu leben wie die einen<br />
und werden uns bei schlechten Erfahrungen bemühen,<br />
nicht so zu werden wie die anderen. Was wirklich bleibt,<br />
das ist die Hinterlassenschaft unserer Verstorbenen in<br />
unserer eigenen veränderten Persönlichkeit.<br />
Das ist es, was uns zu Dank verpflichtet. Aus diesem<br />
Grund gehen wir in diesen trüben Novembertagen in<br />
guter Tradition auf die Friedhöfe, schmücken die Gräber<br />
oder versammeln uns am Ehrenmahl und gedenken der<br />
Toten.<br />
Dabei denke ich an den ehemaligen Vorstandssprecher<br />
Peper, der unseren Verein von 1886 bis 1920 führte. Unter<br />
seiner Ägide wurde 1907 das Grundstück gekauft, dass<br />
uns heute in die Lage versetzt, den <strong>HTB</strong> in eine sichere<br />
Zukunft zu führen.<br />
Ich denke an meinen Namensvetter Heinrich Buchholz,<br />
der 1928 beim Gewinn der deutschen Fußballmeisterschaft<br />
der Turnvereine das Tor des <strong>HTB</strong> hütete.<br />
Ich denke an den ehemaligen Vorsitzenden der Fußballabteilung,<br />
Otto Banys, der uns junge Ligaspieler wie<br />
Söhne behandelte und der die Abteilung als große<br />
Familie ansah.<br />
Ich denke an Werner Girschick. Er vertrat nicht nur als<br />
durchsetzungsstarker Handballspieler unsere Farben, sondern<br />
sorgte auch als Fußballer für Furore. Seine markante<br />
Stimme war unüberhörbar und duldete eigentlich keinen<br />
Widerspruch. Er war Mitglied der 4. BV, die in diesem<br />
Jahr das 50 jährige Jubiläum feierte.<br />
Sie alle leben in uns weiter!<br />
Klaus Buchholz – Vizepräsident –<br />
im November 2004<br />
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