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<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong><br />

<strong>Führungsaufgabe</strong><br />

von:<br />

Oliver Kaiser<br />

aus Leuzigen (Bern)<br />

Bern, 25. Oktober 2005


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

INHALTSVERZEICHNIS ..............................................................................................I<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS ....................................................................................III<br />

TABELLENVERZEICHNIS.........................................................................................III<br />

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ................................................................................. IV<br />

1 EINLEITUNG .........................................................................................................1<br />

1.1 Ausgangslage und Problemstellung...............................................................1<br />

1.2 Abgrenzung des Gegenstands.......................................................................2<br />

1.3 Stand der Forschung .....................................................................................3<br />

1.4 Zielsetzung und Methode der Arbeit ..............................................................4<br />

1.5 Aufbau der Arbeit ...........................................................................................5<br />

2 KONZEPTIONELLE GRUNDLAGEN.....................................................................6<br />

2.1 Information und Kommunikation ....................................................................6<br />

2.1.1 Abgrenzung und Definitionen ..............................................................6<br />

2.1.2 Kommunikationsmodelle .....................................................................8<br />

2.1.3 <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> Teilelement der<br />

Unternehmenskommunikation.............................................................9<br />

2.2 Mitarbeiterführung........................................................................................10<br />

2.2.1 Abgrenzung und Führungsmerkmale ................................................11<br />

2.2.2 Führungsfunktionen...........................................................................12<br />

2.2.3 Führungsstile.....................................................................................13<br />

3 KOMPONENTEN IM KOMMUNIKATIONSPROZESS.........................................14<br />

3.1 Führungskraft...............................................................................................15<br />

3.2 Mitarbeiter....................................................................................................17<br />

3.3 Informationspolitik ........................................................................................19<br />

3.4 Innerbetriebliche Medien..............................................................................20<br />

4 ZIELE DER MITARBEITERKOMMUNIKATION...................................................22<br />

4.1 Grundlegende Ziele .....................................................................................23<br />

4.2 Additionale Ziele ..........................................................................................23<br />

4.2.1 Motivation..........................................................................................23<br />

4.2.2 Integration und Identifikation .............................................................24<br />

I


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

4.2.3 Zufriedenheit und Betriebsklima........................................................25<br />

4.2.4 Aussenwirkung..................................................................................26<br />

4.2.5 Kostenwirkung...................................................................................26<br />

5 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN.........................................................................27<br />

6 SCHLUSSBETRACHTUNG.................................................................................31<br />

LITERATURVERZEICHNIS ......................................................................................32<br />

II


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

Abbildung 1: Interne und externe Kommunikation <strong>als</strong> Teilelemente der<br />

Unternehmenskommunikation.............................................................2<br />

Abbildung 2: Elemente im Kommunikationsprozess in Verbindung mit der<br />

Lasswell-Formel ..................................................................................8<br />

Abbildung 3: Das Kommunikationsmodell von Osgood............................................9<br />

Abbildung 4: Führungsfunktionen...........................................................................12<br />

Abbildung 5: Informations- und Kommunikationsaufgaben der Führungskräfte.....15<br />

Abbildung 6: Maslowsche Bedürfnispyramide........................................................18<br />

TABELLENVERZEICHNIS<br />

Tabelle 1: Kommunikationsbeziehungen innerhalb einer<br />

Unternehmens<strong>org</strong>anisation .................................................................3<br />

Tabelle 2: Vor- und Nachteile der Informationskanäle .......................................21<br />

Tabelle 3: Ausgewählte Medien der innerbetrieblichen Kommunikation............22<br />

III


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS<br />

bzw. beziehungsweise<br />

CD Compact Disc<br />

CH Confoederatio Helvetica<br />

d. h. das heisst<br />

Dr. Doktor<br />

e. V. eingetragener Verein<br />

erw. erweitert<br />

evtl. eventuell<br />

f. (ff.) folgende (fortfolgende)<br />

h. c. honoris causa<br />

hrsg. v. herausgegeben von<br />

i. S. im Sinne<br />

lic. rer. pol. licentiata (licentiatus) rerum politicarum<br />

Matr.-Nr. Matrikel-Nummer<br />

neubearb. neu bearbeitet<br />

Prof. Professor<br />

S. Seite<br />

TV Television<br />

u. a. unter anderem/und andere<br />

überarb. überarbeitet<br />

usw. und so weiter<br />

v. a. vor allem<br />

vgl. vergleiche<br />

z. B. zum Beispiel<br />

IV


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

1 Einleitung<br />

1.1 Ausgangslage und Problemstellung<br />

Veränderte Rahmenbedingungen wie die Liberalisierung des Welthandels, die Entwicklung<br />

neuer Wirtschaftsregionen und die Revolutionierung von Kommunikationsmöglichkeiten<br />

verlangen den Unternehmen eine grosse Veränderungsbereitschaft ab<br />

(vgl. Neipp 1999: 5). Unternehmen müssen sich diesen Herausforderungen stellen,<br />

um ihre Wettbewerbsfähigkeit im wachsenden Konkurrenzkampf zu erhalten und<br />

damit ihr langfristiges Überleben zu sichern. Im Hinblick auf diese Veränderungen ist<br />

schnelles und flexibles unternehmerisches Handeln unerlässlich (vgl. Meier 2002:<br />

11). Es muss ein erheblicher Informations- und Kommunikationsaufwand betrieben<br />

werden, um verschiedene Tätigkeiten innerhalb einer Unternehmung 1 auf ein gemeinsames<br />

Ziel auszurichten, somit ist unternehmerisches Handeln ohne interne<br />

Kommunikation undenkbar (vgl. Meier 2002: 9). Adressaten der innerbetrieblichen Information<br />

und Kommunikation sind die Mitarbeiter 2 , welchen eine Schlüsselrolle zukommt,<br />

denn „die Identifikation und das Engagement der Mitarbeiter ist entscheidend<br />

für den Erfolgsgrad des Unternehmenswandels – und damit für die Marktposition des<br />

jeweiligen Unternehmens.“ (Deekeling/Fiebig 1999: 11). Damit Mitarbeiter ihre Aufgaben<br />

bestmöglich erfüllen können, müssen sie nicht nur umfassend informiert werden,<br />

sondern Einblick in den Kontext von Entscheidungs- und Veränderungsprozessen<br />

erhalten (vgl. Deekeling/Fiebig 1999: 12). Ein offener, kontinuierlicher Informationsaustausch<br />

auch über die Grenzen von Verantwortungsbereichen hinweg bildet<br />

die Grundlage einer erfolgreichen Zusammenarbeit.<br />

Führung und Kommunikation sind eng miteinander verbunden. Während sich der<br />

Begriff Führung grob definieren lässt <strong>als</strong> „[...] Lenkung und Leitung anderer zum Erreichen<br />

von Zielen“ (Haubrock 2004: 87), kann unter Kommunikation „[...] der Austausch<br />

von Nachrichten, Botschaften und Informationen zwischen Lebewesen“<br />

(Haubrock 2004: 95) verstanden werden. Diese allgemeinen und verkürzten Begriffsdefinitionen<br />

werden im Kapitel 2 spezifiziert und erweitert. „Im Betriebsalltag ist<br />

das Kommunikationsgeschehen wesentlicher Bestandteil der Mitarbeiterführung.“<br />

(Klöfer 2001: 21). Die Kommunikation zwischen Unternehmensführung/Führungskraft<br />

1 Die Begriffe Unternehmung und Unternehmen werden synonym verwendet.<br />

2 Der Begriff Mitarbeiter schliesst im Folgenden immer Mitarbeitende beiden Geschlechts mit ein.<br />

1


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

und Mitarbeiter, welche auch <strong>als</strong> <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> bezeichnet werden kann,<br />

trägt viel zur Zielerreichung und damit zum Erfolg der Unternehmung bei. Sie ist ein<br />

V<strong>org</strong>ang, der im Führungsprozess in erster Linie die V<strong>org</strong>esetzen angeht, weil sie im<br />

Organisationsgefüge, in das jeder Mitarbeiter eingebunden ist, und im Netz der betrieblichen<br />

Informations- und Kommunikationsbeziehungen eine entscheidende Rolle<br />

spielen (vgl. Klöfer 2001: 22). Auf die Rolle der Führungskraft und des Mitarbeiters<br />

im Kommunikationsprozess wird in Abschnitt 3.1 bzw. 3.2 detaillierter eingegangen.<br />

1.2 Abgrenzung des Gegenstands<br />

<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> ist ein spezifischer Teil der Unternehmenskommunikation.<br />

Dieser Oberbegriff kann wie folgt definiert werden: „Unternehmenskommunikation<br />

bezeichnet die Gesamtheit aller Kommunikationsinstrumente und -maßnahmen eines<br />

Unternehmens, die eingesetzt werden, um das Unternehmen und seine Leistungen<br />

bei relevanten Zielgruppen darzustellen.“ (Meier 2002: 15 f.). Die Unternehmenskommunikation<br />

umfasst die interne Kommunikation und die Kommunikation nach<br />

aussen. Kommunikationsinstrumente der externen Kommunikation sind z. B. klassische<br />

Werbung, Verkaufsförderung, Direktmarketing oder Sponsoring. In Abbildung 1<br />

wird die Aufteilung der Unternehmenskommunikation in interne und externe Kommunikation<br />

dargestellt.<br />

Unternehmenskommunikation<br />

Interne Kommunikation Externe Kommunikation<br />

Klassische<br />

Werbung<br />

2<br />

Verkaufs-<br />

förderung<br />

Sponsoring ...<br />

Abbildung 1: Interne und externe Kommunikation <strong>als</strong> Teilelemente der Unternehmenskommunikation.<br />

In Anlehnung an Meier 2002: 16.


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

Trotz dieser definitorischen Abgrenzung müssen interne wie externe Kommunikationsmassnahmen<br />

unbedingt koordiniert und aufeinander abgestimmt werden. In Abschnitt<br />

2.1.3 wird u. a. auf diese Thematik eingegangen.<br />

Innerhalb einer Unternehmens<strong>org</strong>anisation sind verschiedene Formen von Kommunikationsbeziehungen<br />

denkbar. Sowohl die Unternehmensleitung/die Führungskräfte<br />

<strong>als</strong> auch die Mitarbeiter können dabei Sender bzw. Empfänger von Informationen<br />

sein (vgl. Tabelle 1).<br />

Empfänger:<br />

Sender:<br />

Unternehmensleitung,<br />

Führungskräfte<br />

Mitarbeiter<br />

Unternehmensleitung,<br />

Führungskräfte<br />

Managementkommunikation<br />

<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong><br />

3<br />

Mitarbeiter<br />

Mitarbeitergespräche (<strong>als</strong> Teil<br />

der <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong>);<br />

Vorschlagswesen<br />

horizontale Kommunikation<br />

Tabelle 1: Kommunikationsbeziehungen innerhalb einer Unternehmens<strong>org</strong>anisation. In Anlehnung an<br />

Winterstein 1998: 7.<br />

Diese Arbeit konzentriert sich im Rahmen der <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> hauptsächlich<br />

auf die Kommunikationsbeziehung zwischen Führungskräften und Mitarbeitern.<br />

Auf die anderen Elemente im internen Kommunikationsprozess einer Unternehmung,<br />

wie die Informationspolitik oder die innerbetrieblichen Medien, kann nur in Kapitel 3<br />

verkürzt eingegangen werden. Probleme der Linguistik können ebenso wenig behandelt<br />

werden wie der Bereich der nonverbalen Kommunikation. Es wird davon<br />

ausgegangen, dass Kommunikation im normalen Unternehmensalltag stattfindet, da<br />

in Ausnahme- und Krisensituationen der Umgang mit Kommunikation teilweise anders<br />

erfolgt (vgl. Meier 2002: 62 ff.).<br />

1.3 Stand der Forschung<br />

Information und Kommunikation in Unternehmen sind keineswegs neue Begrifflichkeiten,<br />

dennoch wurde diesen Themenfeldern auch in der Forschung lange Zeit nur<br />

eine geringe Bedeutung beigemessen (vgl. Winterstein 1998: 19). Ältere betriebs-


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

wirtschaftliche Literatur verwies oft nur darauf, dass jede Stelle eines Organisationsgefüges<br />

ein Recht auf die von ihr benötigte Information habe (vgl. Kaufmann 1963:<br />

5). Die Erkenntnis, dass Sprache und Kommunikation innerhalb von Unternehmen<br />

immer bedeutsamer werden, hat sich in Wissenschaft und Praxis etabliert. So ist die<br />

<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> seit geraumer Zeit Untersuchungsgegenstand verschiedener<br />

Forschungsrichtungen wie der Betriebswirtschaft, Soziologie, Psychologie, Publizistik<br />

und der Informatik (vgl. Meier: 2002: 11).<br />

Innerhalb der Betriebswirtschaft befasst sich v. a. die personalwirtschaftliche Literatur<br />

mit dem Themenkreis der innerbetrieblichen Kommunikation. Nicht zuletzt deshalb,<br />

weil eine stärkere Arbeitnehmerorientierung in neuen Managementansätzen zu beobachten<br />

ist, deren Zielsetzungen mit Schlagworten wie „Vertrauensvolle Zusammenarbeit“<br />

oder „Mitbestimmung“ umrissen werden (vgl. Winterstein 1998: 20). Ein<br />

neues und aktuelles Thema betrifft die interne Kommunikation <strong>als</strong> Erfolgsfaktor im<br />

Unternehmenswandel (vgl. Deekeling/Fiebig 1999: 12). Daneben ist in der Linguistik<br />

eine stärkere Beschäftigung mit sprachlichen Phänomenen in Unternehmen festzustellen<br />

(vgl. Meier 2002: 11).<br />

Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass auch in Zukunft die innerbetriebliche<br />

Kommunikation ein vielversprechendes, ergiebiges und attraktives Forschungsgebiet<br />

bleiben wird.<br />

1.4 Zielsetzung und Methode der Arbeit<br />

Diese Arbeit untersucht die <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong>. Speziell<br />

soll der Frage nachgegangen werden, wie Führungskräfte durch ihr Handeln in Bezug<br />

auf die Mitarbeiter optimal zur Zielerreichung der <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> beitragen<br />

können.<br />

Erstes Ziel ist die Darlegung von konzeptionellen Grundlagen der Information und<br />

Kommunikation sowie der Mitarbeiterführung. In einem zweiten Schritt sollen die Elemente<br />

im Kommunikationsprozess aufgezeigt und diskutiert werden. Darauf folgt eine<br />

Zusammenstellung von Zielen der <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong>. Viertens sollen<br />

Handlungsempfehlungen erarbeitet werden, welche sich in erster Linie an Führungskräfte<br />

richten. Die Erreichung der vorher beschriebenen Ziele steht dabei im Mittelpunkt.<br />

Abschliessend werden Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen dieser Arbeit<br />

zusammenfassend dargelegt.<br />

4


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

Für die vorliegende Bachelorarbeit wird ausschliesslich die Methode der Literaturanalyse<br />

verwendet. Grundlage bilden dabei betriebswirtschaftliche Arbeitstexte und<br />

Werke aus den Bereichen Personal und Organisation, in denen die Thematik der internen<br />

Information und Kommunikation aufgegriffen und diskutiert wird, oder welche<br />

sich mit den Bereichen Personalführung und Motivation von Mitarbeitern befassen.<br />

Für die Erarbeitung der Grundlagen zu Information und Kommunikation werden ergänzend<br />

Werke der Medienwissenschaften herbeigezogen. Die meisten Publikationen<br />

stammen aus dem deutschsprachigen Raum und wurden fast ausnahmslos in<br />

den vergangenen zehn Jahren veröffentlicht.<br />

1.5 Aufbau der Arbeit<br />

Im ersten Kapitel wird in das Thema eingeführt. Es erfolgt eine Schilderung der Ausgangslage<br />

und der Problemstellung. Bei der Abgrenzung des Forschungsgegenstandes<br />

wird die <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> Teilelement der Unternehmenskommunikation<br />

beschrieben. Zusätzlich wird sie von anderen möglichen Kommunikationsbeziehungen<br />

innerhalb einer Unternehmens<strong>org</strong>anisation abgegrenzt. Nach einem Überblick<br />

über den Stand der Forschung wird anschliessend die Zielsetzung und die Methode<br />

der Arbeit erläutert.<br />

Im zweiten Kapitel werden konzeptionelle Grundlagen zum Themengebiet erarbeitet.<br />

Im ersten Teil wird der Schwerpunkt „Information und Kommunikation“ thematisiert.<br />

Dabei werden u. a. zwei verschiedene Kommunikationsmodelle v<strong>org</strong>estellt. Die <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong><br />

im Rahmen der Unternehmenskommunikation wird anschliessend<br />

diskutiert. Im zweiten Teil erfolgt die Erarbeitung der Grundlagen der<br />

Mitarbeiterführung. Führungsstile und -funktionen bilden hier die zentralen Themenbereiche.<br />

Gegenstand des dritten Kapitels sind die Komponenten im Kommunikationsprozess.<br />

Im Bereich der Führungskräfte werden Informations- und Kommunikationsaufgaben<br />

v<strong>org</strong>estellt. Ebenfalls wird auf das Informationsverhalten der V<strong>org</strong>esetzten 3 eingegangen.<br />

Die Mitarbeiterbedürfnisse werden im nächsten Bereich thematisiert und in<br />

Beziehung gebracht mit der allgemeinen Bedürfnishierarchie nach Maslow. Die Informationspolitik<br />

und die Unternehmenskultur sind ebenfalls Elemente im Kommunikationsprozess<br />

innerhalb einer Unternehmung und werden anschliessend beschrie-<br />

3 Die Begriffe V<strong>org</strong>esetzter und Führungskraft werden synonym verwendet.<br />

5


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

ben. Der letzte Abschnitt widmet sich den innerbetrieblichen Medien und beschränkt<br />

sich v. a. auf eine kurze Darstellung der wichtigsten und am weitesten verbreiteten<br />

Medien.<br />

Im vierten Kapitel werden die Ziele der <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> aufgelistet. Es wird<br />

dabei zwischen grundlegenden Zielen, wie z. B. der Koordination und Kontrolle der<br />

Arbeit einerseits, und additionalen Zielen, wie z. B. Motivation, Zufriedenheit und Integration<br />

andererseits, unterschieden.<br />

Im fünften Kapitel werden Handlungsempfehlungen für Führungskräfte aufgezeigt,<br />

die dazu dienen sollen, die vorher beschriebenen Ziele der <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong><br />

zu erreichen.<br />

Inhalt des letzten Kapitels ist eine kurze Schlussbetrachtung zum Themengebiet der<br />

<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong>.<br />

2 Konzeptionelle Grundlagen<br />

2.1 Information und Kommunikation<br />

Die Begriffe der Information und der Kommunikation werden im allgemeinen Sprachgebrauch<br />

und teilweise in der betriebswirtschaftlichen Literatur fälschlicherweise<br />

meist synonym verwendet (vgl. Klöfer 2001: 28). Da zwischen beiden Begrifflichkeiten<br />

sehr wohl ein Unterschied besteht, sollen sie im nächsten Abschnitt abgegrenzt<br />

und definiert werden.<br />

2.1.1 Abgrenzung und Definitionen<br />

Information soll im Folgenden im human- oder sozialwissenschaftlichen Sinne betrachtet<br />

werden und sich so gegenüber der informatisch-technologischen Sichtweise,<br />

welche Information <strong>als</strong> materielle Spannungsunterschiede begreift, unterscheiden<br />

(vgl. Fassler 1997: 16).<br />

Allgemein kann man Information <strong>als</strong> einen Messwert für noch nicht eingetretene Ereignis-,<br />

Zustands- oder Unterschiedswahrnehmung verstehen (vgl. Fassler 1997:<br />

120). Information bezeichnet etwas Neues. Vor der Informationsübertragung herrscht<br />

ein Informationsungleichgewicht zwischen Sender und Empfänger. Deshalb kann In-<br />

6


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

formation auch <strong>als</strong> Beseitigung von Ungewissheit umschrieben werden (vgl. Schulz<br />

2000: 149). Im Unternehmen nimmt die Vermittlung und Verteilung von Informationen<br />

z. B. durch den Einsatz interner Medien eine Schlüsselrolle ein. „Informationen werden<br />

dabei <strong>als</strong> Nachrichten, die etwas Neues mitteilen, Wissen vermehren, Nichtwissen<br />

oder Ungewissheit beseitigen sowie Lernen und sofortige oder spätere, dauerhafte<br />

Verhaltensänderungen bewirken, verstanden.“ (Meier 2002: 18).<br />

Information bildet die erste, aber nie die alleinige Stufe des Kommunikationsprozesses.<br />

Information kann <strong>als</strong> Grundlage oder <strong>als</strong> Initialzündung zur Kommunikation verstanden<br />

und eingesetzt werden (vgl. Klöfer 2001: 21).<br />

Der Begriff Kommunikation ist vielschichtig und wird in der Literatur oft unterschiedlich<br />

definiert. Der Kommunikationswissenschaftler Klaus Merten hat in einer bereits<br />

1977 durchgeführten Analyse 160 verschiedene Begriffsbestimmungen identifiziert<br />

(vgl. Pürer 2003: 58). Allgemein kann man Kommunikation <strong>als</strong> „[...] einen V<strong>org</strong>ang,<br />

der auf bestimmten Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Subjekten beruht“<br />

(Schulz 2000: 140) bezeichnen. Es kann zwischen Kommunikation im weiteren sowie<br />

im engeren Sinne unterschieden werden. „Kommunikation im weiteren Sinne meint<br />

alle Prozesse der Informationsübertragung und bezieht technische, biologische, psychische,<br />

physische und soziale Informationsvermittlungssysteme ein.“ (Pürer 2003:<br />

59). Kommunikation im engeren Sinn bezieht sich auf die Gemeinsamkeiten zwischen<br />

verschiedenen Menschen, <strong>als</strong>o auf einen sozialen Prozess (vgl. Schulz 2000:<br />

140). Die Verständigung und die Bedeutungsvermittlung stehen dabei im Mittelpunkt.<br />

Zusätzlich kann man zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation unterscheiden.<br />

Während sich die verbale Kommunikation auf sprachliche Elemente bezieht,<br />

versteht man unter nonverbaler Kommunikation alle Arten und Formen der Körpersprache<br />

(vgl. Kunczik/Zipfel 2001: 39 f.).<br />

Der Kommunikationsbegriff soll in dieser Arbeit wie folgt definiert werden: Kommunikation<br />

ist „[...] ein verbales und/oder nonverbales Miteinander-in-Beziehung-Treten<br />

von Menschen zum Austausch von Informationen.“ (Bonfadelli 2001: 22). Diese Definition<br />

betont die Wechselseitigkeit zwischen Sender und Empfänger. Eine andere<br />

Kategorie von Definitionen beschränkt Kommunikation auf den Informationstransfer.<br />

Im nächsten Abschnitt wird zu beiden Kategorien je ein Kommunikationsmodell v<strong>org</strong>estellt<br />

und diskutiert.<br />

7


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

2.1.2 Kommunikationsmodelle<br />

Kommunikation ist ein Prozess und besteht in einer vereinfachten Vorstellung aus<br />

mindestens vier Elementen: einem Sender (Kommunikator), einem Kommunikationsinhalt<br />

(Aussage, Nachricht), einem Kommunikationskanal (Medium) und einem Empfänger<br />

(Rezipient) (vgl. Pürer 2003: 60). Im ersten Teil dieses Abschnitts wird Kommunikation<br />

<strong>als</strong> Prozess verstanden, durch den eine Information oder Nachricht von<br />

einem Sender zu einem Empfänger übermittelt wird. Hierzu wird die so genannte<br />

Lasswell-Formel zur Illustration herbeigezogen: „Who says what in which channel to<br />

whom with what effect?“ (Lasswell 1948: 48). In der Abbildung 2 wird die deutsche<br />

Übersetzung dieser Formel in Verbindung mit den verschiedenen Elementen im<br />

Kommunikationsprozess dargestellt.<br />

Wer<br />

Kommunikator<br />

sagt was<br />

Inhalt<br />

durch welchen<br />

Kanal<br />

8<br />

zu wem<br />

Medium Empfänger<br />

mit welcher<br />

Wirkung?<br />

Wirkung<br />

Abbildung 2: Elemente im Kommunikationsprozess in Verbindung mit der Lasswell-Formel. Eigene<br />

Darstellung.<br />

In der Literatur wird bemerkt, dass Lasswell nicht die Absicht hatte, mit dieser Formel<br />

ein lineares Kommunikationsmodell aufzustellen. Stattdessen wollte er die wichtigsten<br />

Forschungsfelder der Kommunikationswissenschaften identifizieren (vgl. Schulz<br />

2000: 144). An dieser Stelle wird die Formel dennoch modellhaft v<strong>org</strong>estellt, um die<br />

einzelnen Elemente im Kommunikationsprozess aufzuzeigen, welche in Bezug auf<br />

die Unternehmung in Kapitel 3 diskutiert werden. Zu kritisieren ist zusätzlich die Tatsache,<br />

dass die wechselseitige Abhängigkeit zwischen einzelnen Kommunikationselementen<br />

nicht deutlich wird und dass u. a. die Frage der Intention des Kommunikators<br />

nicht gestellt wird (vgl. Kunczik/Zipfel 2001: 18).<br />

Gerade bei der interpersonalen Kommunikation ist die Wechselseitigkeit zwischen<br />

Sender und Empfänger unerlässlich. Der Austausch von Informationen sowie der<br />

mögliche Rollentausch von Kommunikator und Rezipient stehen dabei im Mittelpunkt


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

(vgl. Kunczik/Zipfel 2001: 43 f.). Im Kommunikationsmodell von Osgood werden solche<br />

reziproken Prozesse berücksichtigt (vgl. Abbildung 3).<br />

Abbildung 3: Das Kommunikationsmodell von Osgood nach Schramm 1954: 8.<br />

Dieses Kommunikationsmodell ist einfach gehalten und verzichtet auf eine differenzierte<br />

Detailstruktur. Eingehende Nachrichten werden vom Kommunikationssubjekt<br />

zuerst entschlüsselt und interpretiert. Anschliessend werden ausgehende Nachrichten<br />

wieder verschlüsselt weitergegeben. Ein komplexes und umfassendes Modell zur<br />

Darstellung der interpersonalen Kommunikation findet sich in Kunczik/Zipfel (vgl.<br />

2001: 45).<br />

2.1.3 <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> Teilelement der<br />

Unternehmenskommunikation<br />

Wie in Abschnitt 1.2 erläutert wurde, lässt sich die Unternehmenskommunikation in<br />

eine interne und eine externe Kommunikation aufteilen. Für die Bezeichnung von<br />

Kommunikationsstrukturen und -prozessen innerhalb einer Unternehmung existieren<br />

in der Theorie mehrere verschiedene Begriffe wie z. B. innerbetriebliche Kommunikation,<br />

<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong>, interne Kommunikation oder <strong>org</strong>anisationale Kommunikation<br />

(vgl. Meier 2002: 17). Diese Begrifflichkeiten werden meist synonym verwendet.<br />

In dieser Arbeit wird hauptsächlich der Ausdruck <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong><br />

verwendet, da im Besonderen die Kommunikation zwischen Führungskraft und Mitarbeiter<br />

untersucht wird. <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> Mitarbeiterführung will „[...]<br />

9


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

über Information und Gespräch den Mitarbeiter in die Lage versetzen, sich bei der<br />

Produktion von Gütern und Diensten voll einzubringen. Er soll informiert und überzeugt<br />

an den betrieblichen Zielen selbstverantwortlich mitarbeiten und kreativ an der<br />

Zieldefinition, an der praktischen Umsetzung und an der Erfolgskontrolle beteiligt<br />

sein.“ (Klöfer 2001: 96 f.).<br />

Interne und externe Kommunikationsmassnahmen müssen aufeinander abgestimmt<br />

werden und zusammen eine integrierte Unternehmenskommunikation bilden (vgl.<br />

Meier 2002: 16). Unter integrierter Unternehmenskommunikation wird „[...] ein Prozess<br />

der Planung und Organisation verstanden, der darauf ausgerichtet ist, aus den<br />

unterschiedlichen Maßnahmen der Internen und externen Kommunikation eine Einheit<br />

herzustellen.“ (Meier 2002: 16 f.). Der Mitarbeiter, in die interne Kommunikation<br />

eingebunden, gehört oft gleichzeitig zur Zielgruppe potenzieller Kunde, Aktionär oder<br />

allgemeines Umfeld und wird so ebenfalls von der externen Kommunikation angesprochen.<br />

Um sich nicht gegenseitig zu beeinträchtigen oder im schlimmsten Fall zu<br />

widersprechen, müssen alle Äusserungen und Kommunikationsaktivitäten eines Unternehmens<br />

in sich abgestimmt sein (vgl. Klöfer 2001: 97). Daraus entstehen mehrere<br />

Vorteile für die Unternehmung. Widerspruchsfreie Informationen, die von Mitarbeitern<br />

nach aussen getragen werden, wirken oft glaubwürdiger <strong>als</strong> zielgerichtete PR-<br />

Botschaften (vgl. Klöfer 2001: 97 f.). Durch integrierte Unternehmenskommunikation<br />

können zusätzlich Synergien zwischen PR-, Markt- und <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong><br />

erzielt und Reibungsverluste, die durch Parallelkommunikation entstehen, vermieden<br />

werden (vgl. Meier 2002: 17).<br />

2.2 Mitarbeiterführung<br />

Das Phänomen der Führung durchzieht nahezu die gesamte Menschheitsgeschichte.<br />

Aus der Antike sind Schriften bekannt, die sich bereits mit der Führung von Arbeitern<br />

und Sklaven befassten (vgl. Berthel 2000: 55). Die Beschäftigung mit dem Thema<br />

hat bis heute nicht an Aktualität eingebüsst. Grundlegende Fragen nach der Erkennung<br />

von Führungspersönlichkeiten oder dem erfolgversprechendsten Führungsstil<br />

müssen stets neu gestellt und diskutiert werden (vgl. Haubrock 2004: 87).<br />

10


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

2.2.1 Abgrenzung und Führungsmerkmale<br />

Der Begriff der Führung wird sowohl in der Literatur <strong>als</strong> auch im praktischen Sprachgebrauch<br />

in zahlreichen Varianten benutzt. Ganz allgemein kann unter Führung die<br />

Gestaltung von Systemen und die Steuerung von Prozessen verstanden werden (vgl.<br />

Berthel 2000: 8). Diese Arbeit konzentriert sich auf den Themenkreis der Mitarbeiterführung<br />

im Sinne der Ausübung von V<strong>org</strong>esetztenfunktionen und grenzt sich so z. B.<br />

von der Unternehmensführung ab. Mitarbeiterführung aus der Sicht der Führungskraft<br />

lässt sich definieren <strong>als</strong> die „[..] persönliche Einflussnahme auf das Verhalten<br />

anderer zur Realisierung bestimmter Ziele (d. h. Finden, Treffen, Durchsetzen und<br />

Durchführen von Entscheidungen und Kontrollieren von deren Auswirkungen).“<br />

(Hummel/Zander 2002: 74).<br />

Im Folgenden werden Merkmale der Mitarbeiterführung v<strong>org</strong>estellt, die Berthel (vgl.<br />

2000: 55 f.) zusammengetragen hat:<br />

- Zwischen mindestens zwei Personen, Führer und Geführtem, findet eine soziale<br />

Interaktion statt. Der wechselseitige Ablauf von Mitteilungen entwickelt sich<br />

permanent weiter und ist Veränderungseinflüssen unterschiedlichster Art ausgesetzt.<br />

- Die Interaktionsbeziehung verläuft asymmetrisch, da der Führer die Möglichkeit<br />

zur Willensdurchsetzung aufgrund der unterschiedlichen Machtverteilung<br />

besitzt.<br />

- Die Willensdurchsetzung erfolgt durch spezifische Aktivitäten der Information,<br />

Instruktion, Entscheidung, Motivation und Konfliktlösung.<br />

- Im Führungsprozess findet eine Ausbildung von Verhaltenserwartungen, Werten<br />

und Normen statt.<br />

- Die Führung erfolgt zielorientiert, d. h. sie ist auf die Erreichung bestimmter<br />

Ergebnisse bzw. auf die Erfüllung bestimmter Aufgaben ausgerichtet.<br />

Es ist anzumerken, dass diese Merkm<strong>als</strong>aufzählung nicht den Anspruch erhebt, abschliessend<br />

und vollständig zu sein.<br />

11


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

2.2.2 Führungsfunktionen<br />

Grundsätzlich muss eine Führungskraft zwei Teilfunktionen der Führung berücksichtigen.<br />

Einerseits muss sie „[...] die Ziele, die ihr gesetzt sind, verfolgen und alles tun,<br />

mit Hilfe der ihr zugeordneten Mitarbeiter und unter Einsatz der erforderlichen Ressourcen<br />

rechtzeitig zu den richtigen Entscheidungen zu kommen.“ (Hummel/Zander<br />

2002: 73). Diesen Produktivitäts-/Leistungsaspekt nennt man die Lokomotionsfunktion<br />

zur Erreichung von Zielen. Andererseits muss die Führungskraft Bedingungen<br />

schaffen, die es gleichzeitig ermöglichen, dass die ihr unterstellten Mitarbeiter auch<br />

ihre persönlichen Ziele realisieren können (vgl. Hummel/Zander 2002: 15). Dazu gehören<br />

u. a. die Selbstbestätigung und Selbstentfaltung der Mitarbeiter. Die Aktionsfähigkeit<br />

des einzelnen Individuums und der Gruppe soll erhalten und erweitert werden<br />

(vgl. Hummel/Zander 2002: 73). Diesen Zufriedenheitsaspekt nennt man die Kohäsionsfunktion<br />

der Führung. In Abbildung 4 werden die zwei unterschiedlichen Führungsfunktionen<br />

zusammenfassend dargestellt:<br />

Lokomotionsfunktion<br />

zur Erreichung der Ziele<br />

aufgabenorientiert<br />

(initiieren, <strong>org</strong>anisieren, anweisen)<br />

Führung<br />

12<br />

Kohäsionsfunktion in der Gruppe:<br />

Gruppenerhalt bzw. -stärkung<br />

personenorientiert<br />

(zuhören, vertrauen, ermutigen)<br />

Abbildung 4: Führungsfunktionen. In Anlehnung an Hummel/Zander 2002: 74.<br />

Während die Führungskraft bei der Lokomotionsfunktion aufgabenorientiert zu handeln<br />

hat, muss sie bei der Kohäsionsfunktion personenorientiert v<strong>org</strong>ehen. Im Abschnitt<br />

3.1 wird näher auf die Rolle der Führungskraft im Kommunikationsprozess<br />

eingegangen.


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

2.2.3 Führungsstile<br />

Die Art und Weise, wie Führungskräfte ihre <strong>Führungsaufgabe</strong>n wahrnehmen, d. h. ihre<br />

Führungsfunktionen ausüben, wird <strong>als</strong> Führungsstil bezeichnet. „Es handelt sich<br />

dabei um ein zeitlich überdauerndes und in bezug auf bestimmte Situationen konsistentes<br />

(Führungs-)Verhaltensmuster von V<strong>org</strong>esetzten gegenüber Mitarbeitern.“<br />

(Berthel 2000: 61). Es können im Wesentlichen drei Stile unterschieden werden,<br />

nämlich der autoritäre und der kooperative Führungsstil sowie der Laisser-faire-Stil<br />

(vgl. Stührenberg 2003: 119). Im Folgenden werden diese drei Varianten und ihre<br />

spezifischen Merkmale v<strong>org</strong>estellt.<br />

Charakteristisch für den autoritären Führungsstil ist ein klares, eindeutig fixiertes Über-<br />

und Unterordnungsverhältnis, welches das Miteinander der Organisationsmitglieder<br />

bestimmt (vgl. Stührenberg 2003: 120). Die Planung und Kontrolle der Arbeits<strong>org</strong>anisation<br />

und das Erlassen von Durchführungsbestimmungen liegt ganz in<br />

der Hand der Führungskraft (vgl. Berthel 2000: 65). Der V<strong>org</strong>esetze gibt Anweisungen,<br />

welche die Untergebenen auszuführen haben. Dabei kann er Aufgaben anordnen,<br />

ohne sie zu begründen (vgl. Hummel/Zander 2002: 75). Entscheidungen werden<br />

ohne Anhören der Mitarbeiter getroffen, da Absprachen und Beratungen mit den<br />

Unterstellten <strong>als</strong> Führungsschwäche ausgelegt werden könnten (vgl. Stührenberg<br />

2003: 120). Müssen Entscheidungen unter grossem Zeitdruck gefällt werden, ist der<br />

autoritäre Führungsstil von Vorteil (vgl. Simon 2004: 33). Die Nachteile dieser Art von<br />

Führung sind jedoch erheblich. Weil sich neben einer autoritären Führungskraft kaum<br />

eine andere Führungspersönlichkeit entwickeln kann, wird es für die Unternehmung<br />

schwierig, die jeweilige Stelle bei Austritt des V<strong>org</strong>esetzten innert nützlicher Frist<br />

wieder zu besetzen (vgl. Hummel/Zander 2002: 76). Allgemein führt die vernachlässigte<br />

Personalentwicklung dazu, dass Mitarbeiter unmotiviert sind und sich unselbstständig<br />

und inkompetent fühlen (vgl. Stührenberg 2003: 123). Die autoritäre Führungskraft<br />

ist zentriert auf die Lokomotionsfunktion und misst der Kohäsionsfunktion<br />

der Führung nur geringen Wert bei.<br />

Kennzeichnend für den kooperativen Führungsstil ist die Delegation von Entscheidungsbefugnissen.<br />

Das bedeutet, dass Mitarbeiter aktiv am Prozess der Willensbildung<br />

beteiligt sind (vgl. Berthel 2000: 66). Die Führungskraft versteht sich <strong>als</strong> gleichberechtigtes<br />

Mitglied seiner Gruppe, nimmt in erster Linie Koordinationsaufgaben<br />

wahr und informiert seine Mitarbeiter gründlich, damit sie ihre Aufgabe im betrieblichen<br />

Gesamtzusammenhang einordnen können (vgl. Stührenberg 2003: 121 f.). Die<br />

13


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

Gruppenmitglieder übernehmen Verantwortung für den delegierten Arbeitsbereich,<br />

was die Eigeninitiative und die Arbeitsmotivation fördert sowie die Entfaltung der<br />

Persönlichkeit jedes Einzelnen ermöglicht (vgl. Hummel/Zander 2002: 77). Der V<strong>org</strong>esetzte<br />

führt mit konkreten Zielv<strong>org</strong>aben, die Art und Weise der Zielerreichung können<br />

die Mitarbeiter weitgehend selbst bestimmen. Am Ende werden die Arbeitsergebnisse<br />

gemeinsam kontrolliert (vgl. Stührenberg 2003: 121 f.). Müssen heikle Personalentscheide<br />

(z. B. Stellen- oder Ressourcenabbau) getroffen oder Entscheidungen<br />

unter grossem Zeitdruck gefällt werden, stösst der kooperative Führungsstil an<br />

seine Grenzen.<br />

Beim Laisser-faire-Stil greift der Führende nicht in die Handlungsprozesse der Gruppe<br />

ein und stellt lediglich die sachlichen Arbeitsbedingungen bereit. „Die Gruppe und<br />

ihre Mitglieder haben völlige Aktionsfreiheit: Ziele, Entscheidungen, Kontrolle, Interaktionsbeziehungen<br />

und Arbeits<strong>org</strong>anisation bestimmen sie selbst.“ (Berthel 2000:<br />

66). Da Gruppenmitglieder schnell unkoordinierte Einzelinteressen verfolgen können,<br />

bleibt die Gruppe <strong>als</strong> Ganzes nur bedingt leistungsfähig (vgl. Hummel/Zander 2002:<br />

75). Ein direktes Beziehungsverhältnis zwischen Führungskraft und Mitarbeiter ist<br />

häufig gar nicht identifizierbar (vgl. Stührenberg 2003: 121).<br />

Das Prinzip der kooperativen Führung hat sich in der heutigen Arbeitswelt weitgehend<br />

durchgesetzt (vgl. Hummel/Zander 2002: 77). Es ist bleibt festzuhalten, „[...]<br />

dass der Führungsstil nicht allein verantwortlich ist für die Leistung einer Gruppe,<br />

sondern stets im Zusammenhang mit der jeweiligen Führungssituation zu sehen ist.“<br />

(Hummel/Zander 2002: 11). Deshalb ist der Führungsstil situativ an die jeweils herrschenden<br />

Führungsbedingungen anzupassen.<br />

3 Komponenten im Kommunikationsprozess<br />

Anhand der Lasswell-Formel wurden in Abschnitt 2.1.2 die Komponenten im Kommunikationsprozess<br />

identifiziert. Die Elemente Kommunikator, Rezipient, Medium<br />

und Inhalt werden im Folgenden in Bezug auf die Kommunikation im Unternehmen<br />

diskutiert. Es ist anzumerken, dass in dieser Arbeit die oberste Unternehmensführung<br />

nur indirekt, nämlich über die Gestaltung der Informationspolitik, <strong>als</strong> Kommunikatoren<br />

berücksichtigt werden kann. Auf die Rolle der Kommunikationsfachleute<br />

14


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

kann ebenfalls nicht speziell eingegangen werden. Das Augenmerk gilt hauptsächlich<br />

der Kommunikation zwischen Führungskraft und Mitarbeiter.<br />

3.1 Führungskraft<br />

Als Bindeglied zwischen der Unternehmensleitung und den Mitarbeitern bilden die<br />

Führungskräfte den Dreh- und Angelpunkt im internen Kommunikationssystem von<br />

Unternehmen. Der Weitergabe und Aufbereitung von Unternehmensleitungsinformationen<br />

sowie der Führung des Dialoges mit den Mitarbeitern kommt eine grosse Bedeutung<br />

zu (vgl. Meier 2002: 42). Diese Kommunikationsverantwortung kann auch<br />

wie folgt umschrieben werden: „Jede einzelne Führungskraft vermittelt in der direkten<br />

Kommunikation mit dem Mitarbeiter für diesen Mitarbeiter relevantes Wissen i. S. von<br />

Zahlen, Daten, Fakten oder verweist auf ein mögliches Informationsangebot.“ (Hunnius<br />

2000: 13). Die Informations- und Kommunikationsaufgaben der V<strong>org</strong>esetzten<br />

werden in Abbildung 5 zusammenfassend dargestellt.<br />

Informations- und Kommunikationsaufgaben der Führungskräfte:<br />

• Systematische Qualifizierung sicherstellen und Mitarbeiter darüber<br />

informieren/einbeziehen<br />

• kurze Feedbackschleifen entwickeln, abstimmen und einrichten<br />

• Führungsinstrumente konsistent einsetzen<br />

• effektive Informationsvermittlung betreiben<br />

• interne Kommunikationsinstrumente entwickeln, abstimmen und anwenden<br />

• zielführende Arbeits- und Kommunikationsformen einrichten<br />

Abbildung 5: Informations- und Kommunikationsaufgaben der Führungskräfte. In Anlehnung an<br />

Stäbler 1999: 254.<br />

Es können drei Arten von Informationen, deren Vermittlung durch die V<strong>org</strong>esetzten<br />

sichergestellt werden müssen, unterschieden werden (vgl. Meier 2002: 42 f.).<br />

Die Grundinformation in Form von Aufgaben- und Stellenbeschreibung bildet für die<br />

Mitarbeiter die Basis zur Ausübung des Berufes. Der Beschrieb von Verantwortlichkeiten<br />

ist dabei zentral. Die Information über den Arbeitserfolg, wie Rückmeldungen<br />

15


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

über erbrachte Leistungen, ermöglicht den Mitarbeitern, ihr Handeln in den unternehmerischen<br />

Gesamtkontext zu stellen. Durch die laufende Information können sie<br />

ihr Handeln den veränderten Situationen anpassen. Dazu gehören „[...] Entscheide<br />

höherer Stellen, Ergebnisse von Untersuchungen, Orientierung über Neuerungen<br />

usw. [...].“ (Meier 2002: 42).<br />

Die Weitergabe von Informationen ist nicht immer selbstverständlich. Wenn sie bewusst<br />

zurückgehalten, verfälscht oder nur einem ausgewählten Adressatenkreis übermittelt<br />

werden, nennt man dies strategisches Informationsverhalten. Es kann sich<br />

schädlich auf das Arbeitsklima und die Unternehmung <strong>als</strong> Ganzes auswirken (vgl.<br />

Winterstein 1998: 72 ff.). Auf die Selektion von Mitteilungen und Empfängern kann<br />

trotzdem nicht ganz verzichtet werden. Nicht jede Information ist für jeden Mitarbeiter<br />

geeignet, deshalb sollten die Führungskräfte möglichst genau wissen, welches die<br />

Informations- und Kommunikationsbedürfnisse und -ansprüche der Mitarbeiter sind<br />

(vgl. Meier 2002: 43 f.).<br />

Ebenfalls zu den Aufgaben der Führungskraft gehört die Wahl der Medien, um Informationen<br />

an die Mitarbeiter weiterzuleiten. Sowohl mündliche wie auch schriftliche<br />

Kommunikationsmedien kommen dafür in Frage. In Abschnitt 3.4 wird auf dieses<br />

Thema vertiefend eingegangen.<br />

Kommunikationsstil und -fähigkeiten der Führungskräfte sind weitere Faktoren, die<br />

den Informations- und Kommunikationsfluss in der Unternehmung prägen. Ein bestimmtes<br />

Kommunikationsverhalten ist oft mit einem speziellen Führungsstil verbunden<br />

(vgl. Abschnitt 2.2.3). Zu den Kommunikationsfähigkeiten werden Kriterien gezählt<br />

wie mündliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit, Sicherheit und Bestimmtheit,<br />

Einfühlungsvermögen, Fähigkeit zu begeistern, systematische Herangehensweise<br />

und Kreativität (vgl. Francis 1987: 170 ff.).<br />

Das System Unternehmung kann nur dann angemessen funktionieren, wenn die<br />

Führungskräfte ihre Kommunikationsaufgaben ernst nehmen. „An den Führungskräften<br />

liegt es, ob eine gute <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> gepflegt wird und ob das Unternehmen<br />

wirklich mit all seinen Mitarbeitern rechnen kann, ob sich jeder für die Ziele<br />

des Unternehmens überzeugt und engagiert einsetzt, sich mit all seinen bekannten<br />

und noch unentdeckten Qualifikationen einbringt.“ (Klöfer 2001: 65 f.).<br />

16


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

3.2 Mitarbeiter<br />

Die Anforderungen an die Mitarbeiter sind im Verlaufe der Zeit stetig gestiegen. „Mitarbeiter<br />

müssen heute ein größeres Verständnis für das Ganze haben, müssen internationale<br />

Zusammenhänge schnell begreifen, müssen aufgeschlossen sein für<br />

Veränderungen der Märkte und der Arbeitsweisen und die tägliche Flut von Informationen<br />

richtig einordnen können.“ (Neipp 1999: 5 f.). Um diesen Anforderungen gerecht<br />

zu werden, müssen die Mitarbeiter die Möglichkeit erhalten, sich zu emanzipieren.<br />

Die Emanzipation der Mitarbeiter ist ein entscheidendes Ziel moderner Personalführung<br />

und wird durch einen kooperativen Führungsstil gefördert (vgl. Klöfer 2001:<br />

61). Der Mitarbeiter ist längst aus der Rolle des reinen Befehlsempfängers hinausgewachsen.<br />

„Aus der Interessenlage des Mitarbeiters ist Emanzipation Voraussetzung<br />

für seine Selbstachtung und für seinen Willen, seine Geschicke so weit wie<br />

möglich selbst in die Hand zu nehmen und damit auch im Betrieb selbstverantwortlich,<br />

zielorientiert, engagiert und motiviert zu handeln und dabei zusätzlich noch Kreativität<br />

zu entwickeln.“ (Klöfer 2001: 61).<br />

Damit sich der emanzipierte Mitarbeiter im Betrieb entfalten kann, muss er <strong>als</strong><br />

Mensch mit all seinen Bedürfnissen und Erwartungen akzeptiert werden. In diesem<br />

Zusammenhang wird im Folgenden auf das Thema Bedürfnisse speziell eingegangen<br />

und die Maslowsche Bedürfnistheorie v<strong>org</strong>estellt.<br />

Die Bedürfnispyramide nach Maslow stellt ein nach Kategorien unterscheidbares und<br />

hierarchisch geordnetes Bedürfnissystem dar. Es werden dabei fünf Klassen von<br />

Bedürfnissen von unterschiedlicher Wertigkeit unterschieden (vgl. Abbildung 6). Die<br />

einzelnen Stufen sind individuell ausgeprägt. Wie auch bei anderen Bedürfnistheorien,<br />

wird angenommen, dass ein unbefriedigtes Bedürfnis Spannungen erzeugt. Diese<br />

Spannungen werden abgebaut, indem Menschen danach streben, ihre unbefriedigten<br />

Bedürfnisse zu befriedigen (vgl. Stührenberg 2003: 106). „Die Grundaussage<br />

dieser Theorie lautet, dass Menschen erst dann, wenn sie die Bedürfnisse einer<br />

niedrigeren Bedürfnisebene subjektiv hinreichend befriedigt haben, sich höheren Bedürfnisebenen<br />

zuwenden.“ (Hummel/Zander 2002: 11). Die angestrebte Bedürfnisbefriedigung<br />

wirkt <strong>als</strong> Motivationsfaktor, was unmittelbare Auswirkungen auf die Festlegung<br />

von Leistungsanreizen im Führungssystem von Unternehmen haben sollte. 4<br />

4<br />

Die Motivation von Mitarbeitern <strong>als</strong> Ziel der innerbetrieblichen Kommunikation wird in Abschnitt 4.2.1<br />

vertiefend thematisiert.<br />

17


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

Durch gezielte <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> können mehrere Gruppen von Bedürfnissen<br />

befriedigt werden (vgl. Klöfer 2001: 74 ff.). Das Bedürfnis nach Sicherheit des<br />

Arbeitsplatzes kann durch generelle Informationen über die wirtschaftliche Situation<br />

und die künftige Entwicklung des Unternehmens zumindest teilweise befriedigt werden.<br />

Eine gut funktionierende Kommunikation im Unternehmen fördert die Befriedigung<br />

des Bedürfnisses nach menschlichen Kontakten, nach sozialer Zugehörigkeit<br />

und Akzeptanz. Bedürfnisse der vierten und fünften Stufe, wie Individualität, Beachtung,<br />

Respekt und Selbstverwirklichung, „[...] sind zwar auch im privaten Bereich zu<br />

erfüllen, aber vor allem wohl am Arbeitsplatz, bei der Berufstätigkeit, die bei einem<br />

modernen Menschen so einen außerordentlich hohen Stellenwert besitzt.“ (Klöfer<br />

2001: 75).<br />

Abbildung 6: Maslowsche Bedürfnispyramide. In Anlehnung an Berthel 2000: 20 und Hummel/Zander<br />

2002: 12.<br />

Der Erklärungsansatz von Maslow hat einerseits starke Beachtung gefunden, andererseits<br />

wurde er auch scharf kritisiert (vgl. Berthel 2000: 22). Die verwendeten Begriffe<br />

sind nicht klar definiert und die Kategorien sind nicht überschneidungsfrei, was<br />

dazu führt, dass einzelne Bedürfnisse durchaus mehreren Kategorien zurechenbar<br />

sein können (vgl. Stührenberg 2003: 107). Der Ansatz Maslows basiert nicht auf empirischen<br />

Untersuchungen. Es ist durchaus vorstellbar, dass gleichzeitig Bedürfnisse<br />

18


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

verschiedener Bedürfnisklassen handlungsleitend sind (vgl. Berthel 2000: 22). Zudem<br />

bleiben gesellschaftliche und situative Faktoren unberücksichtigt. In Bezug auf<br />

die Unternehmung bedeutet dies, „[...] dass in unterschiedlichen Unternehmensbereichen,<br />

bei unterschiedlichen Aufgabenträgern und in unterschiedlichen Situationen<br />

die für das Führungsverhalten besonders im Vordergrund sehenden [sic] Bedürfniskategorien<br />

gänzlich unterschiedlich sind.“ (Hummel/Zander 2002: 11).<br />

Wie zuvor erwähnt wurde, können durch innerbetriebliche Informations- und Kommunikationsmassnahmen<br />

Mitarbeiterbedürfnisse befriedigt werden. Führungskräfte<br />

haben die Aufgabe, ihren Mitarbeitern grundlegende Unternehmensinformationen, Informationen<br />

über den Arbeitserfolg und laufende Informationen zu kommunizieren<br />

(vgl. Abschnitt 3.1). Dies kann jedoch nur dann erfolgreich geschehen, wenn die oberste<br />

Unternehmensführung die Informationspolitik dementsprechend gestaltet und<br />

eine kommunikationsfreundliche Unternehmenskultur initiiert und vorlebt, was Gegenstand<br />

des folgenden Abschnitts ist.<br />

3.3 Informationspolitik<br />

Die oberste Unternehmensführung <strong>als</strong> Komponente im Kommunikationsprozess stellt<br />

Rahmenbedingungen und Richtlinien für die innerbetriebliche Kommunikation bereit.<br />

„Der Unternehmensleitung fallen die Aufgaben zu, die Ziele der internen Kommunikation<br />

zu formulieren, die Kommunikationsstrategie zu genehmigen sowie die internen<br />

Kommunikationsprozesse zu überwachen und allenfalls Veränderungen zu initiieren.“<br />

(Meier 2002: 34). Die Ausgestaltung dieser Aufgaben kann allgemein <strong>als</strong> innerbetriebliche<br />

Informationspolitik umschrieben werden (vgl. Winterstein 1998: 11 f.). Es ist<br />

wichtig, dass Entscheide zur Informationspolitik von der gesamten Unternehmensleitung<br />

unterstützt und mitgetragen werden, damit sie im Sinne einer integrierten Unternehmenskommunikation<br />

einheitlich umgesetzt werden (vgl. Meier 2002: 34). Die informationspolitische<br />

Grundhaltung wird oft in Kommunikationsrichtlinien und -<br />

konzepten festgehalten. Richtlinien zur <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> „[...] können die<br />

Kommunikationsstruktur und das Kommunikationsgeschehen wesentlich prägen, etwa<br />

durch eine ausdrücklich formulierte Verpflichtung der Beteiligten zur Kommunikation<br />

[...]. Jeder, der eine für andere wichtige oder zumindest interessante Information<br />

besitzt, ist verpflichtet, darüber zu kommunizieren. Auf der anderen Seite ist derjenige,<br />

der eine Information braucht, berechtigt, sich an den zu wenden, der sie hat.“<br />

19


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

(Klöfer 2001: 39 f.). Information kann in diesem Zusammenhang sowohl <strong>als</strong> Holschuld<br />

wie auch <strong>als</strong> Bringschuld verstanden werden.<br />

Grundsätzliche Unternehmensinformationen und Informationen über den wirtschaftlichen<br />

Zustand des Unternehmens müssen von der Unternehmensleitung an die Mitarbeiter<br />

weitergegeben werden (vgl. Haubrock 2004: 99). Nicht zuletzt deshalb, weil<br />

diese Informationen die Mitarbeiter im Allgemeinen viel stärker interessieren <strong>als</strong> angenommen<br />

(vgl. Hummel/Zander 2002: 72). Zudem wirken sie sinnstiftend, dienen<br />

<strong>als</strong> Orientierung und schaffen eine Voraussetzung für die Entwicklung eines Zugehörigkeitsgefühls<br />

(vgl. Hunnius 2000: 14). Das Unternehmensleitbild, eine aktuelle Unternehmenschronik<br />

und eine Zusammenstellung der generellen Unternehmensziele<br />

sollten aus diesen Gründen an die Mitarbeiter verteilt werden (vgl. Haubrock 2004:<br />

99). Einen Überblick über diese und andere Kommunikationsmedien findet sich in<br />

Abschnitt 3.4.<br />

Es muss beachtet werden, dass ebenfalls Grenzen einer „offenen“ Informationspolitik<br />

existieren. Exakte Daten zu Planung, Forschung und Entwicklung sowie allgemeine<br />

Betriebsgeheimnisse sind oft nicht für die betriebsinterne Öffentlichkeit gedacht. Zumal<br />

einige interne Informationsquellen wie die Mitarbeiterzeitschrift auch von der<br />

Konkurrenz gelesen werden können (vgl. Winterstein 1998: 28).<br />

Kommunikationsrichtlinien und -konzepte allein schaffen keinen dementsprechenden<br />

Kommunikationsalltag und gehen nicht automatisch in die Unternehmenskultur über.<br />

„Sie müssen durch Vorbilder der obersten Führungsebene und durch systematische<br />

Schulungen aller Beteiligten bewusst gemacht werden bis hin zu einer Selbstverständlichkeit<br />

der Umsetzung im Betriebsalltag.“ (Klöfer 2001: 41).<br />

3.4 Innerbetriebliche Medien<br />

Die Umsetzung der internen Kommunikationsaufgaben erfolgt durch den koordinierten<br />

Einsatz innerbetrieblicher Medien. Grundsätzlich kann zwischen mündlichen und<br />

schriftlichen Medien unterschieden werden (vgl. Klöfer 2001: 42). Durch die Möglichkeiten<br />

moderner Informations- und Kommunikationstechnologien können ebenfalls<br />

kombinierte audiovisuelle Varianten zum Einsatz kommen. Für eine Unternehmung<br />

ist es primär nicht wichtig, möglichst viele Kommunikationsmedien anzubieten. „Aus<br />

der Vielzahl möglicher interner Medien gilt es vielmehr, die für die Zielerreichung des<br />

Unternehmens relevanten Medien auszuwählen und sie betreffend Funktion, Ziel-<br />

20


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

gruppe, zeitlichem Einsatz und Form aufeinander abzustimmen.“ (Meier 2002: 47). In<br />

Anlehnung an die Terminologie der Werbung spricht man bei der Kombination verschiedener<br />

Medien von einem Kommunikationsmix (vgl. Klöfer 2001: 42).<br />

Kommunikation über den schriftlichen Kanal <strong>als</strong> auch über den mündlichen Kanal hat<br />

Vor- und Nachteile (vgl. Tabelle 2). Die schriftliche Form dient v. a. zur Vermittlung<br />

von Unternehmenszielen und -plänen, Ankündigungen und Anordnungen sowie generell<br />

zur Übermittlung von Daten. Die mündliche Kommunikation dominiert hauptsächlich<br />

den <strong>org</strong>anisationalen Ablauf zwischen Mitarbeitern und V<strong>org</strong>esetzten (vgl.<br />

Winterstein 1998: 61 f.).<br />

Schriftlicher<br />

Kanal<br />

Mündlicher<br />

(face-to-face)<br />

Kanal<br />

Vorteile Nachteile<br />

Ansprechen eines grösseren<br />

Empfängerkreises mit der gleichen<br />

Mitteilung<br />

Einfache Dokumentation und<br />

Weiterverbreitung<br />

Schnelle Übermittlung<br />

Besseres Einstellen auf den einzelnen<br />

Empfänger<br />

Hohe soziale Präsenz<br />

Diskussions- und Feedbackmöglichkeiten<br />

21<br />

Keine direkte Rückkopplungsmöglichkeit<br />

Geringe soziale Präsenz, unpersönlich<br />

Kurzfristig besseres Behalten,<br />

aber langfristig Vergessen möglich<br />

Gleichzeitige Anwesenheit & evtl.<br />

Terminabsprachen nötig<br />

Abhängig von Kommunikationsfähigkeiten<br />

der Führungskraft<br />

Tabelle 2: Vor- und Nachteile der Informationskanäle. In Anlehnung an Winterstein 1998: 61.<br />

Es existiert eine Vielzahl von unterschiedlichen Medien mit individuellen Gestaltungsund<br />

Verbreitungsmöglichkeiten. Im Rahmen dieser Arbeit können diese nur überblicksweise<br />

behandelt werden. Ausgewählte Medien werden in Tabelle 3 zusammenfassend<br />

dargestellt. Dabei wird zwischen mündlichen Medien, Printmedien und elektronischen<br />

Medien unterschieden.<br />

Mündliche Medien können sich an einen kleinen (z. B. Workshop) oder einen grossen<br />

Personenkreis (z. B. Betriebsfest) richten. Die mündliche Kommunikation hat<br />

trotz der vielen neuen Medien kaum an Bedeutung verloren (vgl. Klöfer 2001: 42).


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

Mündliche Medien Printmedien Elektronische Medien<br />

- Mitarbeiter- und Führungsgespräche<br />

- Teambesprechung<br />

- Interviews<br />

- Workshop<br />

- Managementkonferenz<br />

- Versammlungen<br />

- Betriebsfest<br />

- Tag der offenen Tür<br />

- Mitarbeiterzeitung<br />

- Schwarzes Brett<br />

- Plakate<br />

- Flugblätter<br />

- Rundschreiben<br />

- Führungsgrundsätze<br />

- Arbeitsanweisungen<br />

- Geschäftsbericht<br />

- Interne Stellenausschreibungen<br />

22<br />

- Telefon<br />

- E-Mail<br />

- Intranet<br />

- Internet<br />

- Corporate TV<br />

- Videokonferenz<br />

- CD-Rom<br />

- Video<br />

Tabelle 3: Ausgewählte Medien der innerbetrieblichen Kommunikation. In Anlehnung an Hunnius<br />

2000: 22.<br />

Unter dem Begriff Printmedien soll praktisch jede in Papierform erscheinende Information<br />

verstanden werden. Die Mitarbeiterzeitschrift <strong>als</strong> klassisches internes Printmedium<br />

wird ausführlich in Meier (vgl. 2002: 54 ff.) und Klöfer (vgl. 2001: 45 ff.) beschrieben.<br />

Die grössten Veränderungen in den letzten Jahren haben sich auf dem<br />

Gebiet der elektronischen Medien ergeben. „Generell ermöglichen die elektronischen<br />

Medien ein für Mitarbeiter zugängliches breites Informationsangebot, was auch dazu<br />

führt, daß Information zunehmend <strong>als</strong> Holschuld des Mitarbeiters verstanden wird.“<br />

(Hunnius 2000: 23).<br />

Medien werden dazu benutzt, um Inhalte in Form von Informationen zu übermitteln.<br />

Dies hat stets zielorientiert zu erfolgen. Die Ziele der <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> werden<br />

im nächsten Kapitel thematisiert.<br />

4 Ziele der <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong><br />

Die <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> verfolgt mehrere Ziele. Dabei können grundlegende<br />

Ziele von additionalen Zielen unterschieden werden. Im ersten Fall wird die <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong><br />

aus betriebswirtschaftlicher Sicht primär <strong>als</strong> unterstützender Produktionsfaktor<br />

für den verbesserten Einsatz menschlicher Arbeit verstanden (vgl. Klöfer<br />

2001: 57). Die additionalen Ziele hingegen berücksichtigen die sozialen Bedürfnisse<br />

der Organisationsmitglieder, was im Endeffekt der Unternehmung <strong>als</strong> Ganzes


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

zugute kommt (vgl. Winterstein 1998: 21 f.).<br />

4.1 Grundlegende Ziele<br />

Ohne Kommunikation wäre eine arbeitsteilige Unternehmens<strong>org</strong>anisation nicht funktionsfähig.<br />

Deshalb ist das primäre Ziel der <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> „[...] die Ermöglichung,<br />

Koordination und Kontrolle sowie die Verbesserung des Arbeitsprozesses.“<br />

(Winterstein 1998: 21). Durch die Arbeits- und Aufgabenteilung zwischen Organisationseinheiten<br />

einer Unternehmung entsteht ein beachtlicher Koordinationsbedarf.<br />

„Um die vielen Teilprozesse zu einer Gesamtheit zusammenzufügen, muss ein<br />

hoher interner Kommunikationsaufwand betrieben werden. Die interne Kommunikation<br />

kann diese Koordinationsfunktion übernehmen und die Teilprozesse auf ein gemeinsames,<br />

einheitliches Ziel ausrichten.“ (Meier 2002: 30). Anordnungen und Anweisungen<br />

werden dabei verwendet, um Mitarbeitern aufgabenspezifische Neuigkeiten<br />

und Veränderungen möglichst schnell und umfassend zu vermitteln. Ein effizientes<br />

Kommunikationssystem zur Verteilung und Verbreitung von Informationen ist dabei<br />

von grosser Bedeutung (vgl. Meier 2002: 29).<br />

4.2 Additionale Ziele<br />

Bei den folgenden Zielen ist zu beachten, dass diese nicht gänzlich alleine betrachtet<br />

und verfolgt werden können. Vielmehr beeinflussen sie sich gegenseitig, weil sie<br />

teilweise voneinander abhängig sind. So kann z. B. davon ausgegangen werden,<br />

dass sich eine hohe Motivation der Mitarbeiter positiv auf das Betriebsklima auswirkt.<br />

Gelingt die Integration von neuen Mitarbeitern, kann dies ebenfalls positive Auswirkungen<br />

auf die Kostenseite haben, da Fluktuationskosten vermindert werden usw.<br />

4.2.1 Motivation<br />

Jedes menschliche Verhalten wird durch die eigene Motivation bestimmt (vgl. Hummel/Zander<br />

2002: 112). Grundsätzlich kann <strong>als</strong>o unter Motivation ein Handlungstrieb<br />

verstanden werden (vgl. Haubrock 2004: 109). Psychologen unterscheiden zwei Arten<br />

von Motivation. Bei der extrinsischen Motivation wirken Anreize von aussen z. B.<br />

in Form von Geld, Statussymbolen oder Titeln auf die Person ein (vgl. Niermey-<br />

23


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

er/Postall 2003: 36). „Bei der intrinsischen Motivation erfolgt eine Befriedigung durch<br />

die Handlung selbst [...].“ (Hummel/Zander 2002: 115). Bedürfnisse können dabei <strong>als</strong><br />

Motivationsfaktoren wirken. Anhand der Bedürfnishierarchie nach Maslow wurde dies<br />

in Abschnitt 3.2 erläutert.<br />

In Bezug auf die Unternehmung wird unter Motivation in der Regel die Erhöhung und<br />

Förderung, teilweise ebenfalls die Aufrechterhaltung der Leistungsbereitschaft verstanden<br />

(vgl. Haubrock 2004: 109). Motivation hat im Unternehmenskontext eine enge<br />

Beziehung zu Phänomenen wie Absentismus, Fluktuation und der Bildung von individuellen<br />

Handlungszielen und -entwürfen (vgl. Berthel 2000: 17). Eine Unternehmung<br />

kann durch die Gestaltung extrinsischer und intrinsischer Anreize die Mitarbeitermotivation<br />

ermöglichen und fördern. In Untersuchungen hat sich allerdings gezeigt,<br />

dass die extrinsische Motivation im Gegensatz zur intrinsischen Motivation keine<br />

dauerhafte Wirkung zeigt (vgl. Niermeyer/Postall 2003: 36 f.).<br />

Die <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> leistet einen wesentlichen Beitrag zur Mitarbeitermotivation.<br />

Wie diese von einer Führungskraft erfolgreich gestaltet werden kann, wird in<br />

Kapitel 5 aufgezeigt. Die Kommunikation mit den Mitarbeitern „[..] muss darauf hinzielen,<br />

die notwendigen oder wünschenswerten Kenntnisse zu vermitteln, das Verständnis<br />

für die innerbetrieblichen und überbetrieblichen Zusammenhänge zu schaffen<br />

und den Willen zur Zusammenarbeit zu stärken.“ (Hummel/Zander 2002: 236).<br />

Allgemein kann festgehalten werden, dass Führungskräfte Motivation nicht erzeugen<br />

können, denn jeder Mitarbeiter ist für die eigene Motivation selbst verantwortlich (vgl.<br />

Niermeyer/Postall 2003: 37). „Aufgabe des Unternehmens und der Führungskräfte ist<br />

es vielmehr, Bedingungen zu schaffen, die Motivation fördern bzw. Demotivation vermeiden.“<br />

(Haubrock 2004: 115).<br />

4.2.2 Integration und Identifikation<br />

Ein weiteres Ziel der <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> ist die Integration in und die Identifikation<br />

mit dem Unternehmen. Durch eine bedürfnisgerechte Information und Kommunikation<br />

fühlen sich Mitarbeiter in das Unternehmen eingebettet und sehen ihre<br />

Arbeit <strong>als</strong> wichtigen Bestandteil zur Erreichung der Unternehmensziele (vgl. Meier<br />

2002: 26). Damit kann der Verbreitung von Vermutungen, Halbwahrheiten, Unwahrheiten<br />

und Gerüchten, die sehr viel Zeit in Anspruch nehmen und das Unternehmensklima<br />

beeinträchtigen, v<strong>org</strong>ebeugt werden (vgl. Klöfer 2001: 85 f.). Ein gut in-<br />

24


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

tegrierter Mitarbeiter ist zudem weniger anfällig für Gefühle der Ausgeschlossenheit<br />

und Vereinsamung, wodurch eine innere Kündigung vermieden werden kann (vgl.<br />

Meier 2002: 32). Vertrauen <strong>als</strong> Basis einer betrieblichen Partnerschaft unterstützt zusammen<br />

mit der <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> die Integration in und die Identifikation mit<br />

dem Unternehmen. Denn „eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist ohne ausreichende<br />

und rechtzeitige Information weder zumutbar noch auf die Dauer möglich.“<br />

(Hummel/Zander 2002: 238). Zur Unterstützung der Integration und Identifikation<br />

dienen Kommunikationsrichtlinien und -grundsätze, die in der Informationspolitik<br />

festgelegt werden können (vgl. Abschnitt 3.3).<br />

Die Identifikation mit der Arbeit und der Unternehmens<strong>org</strong>anisation wird u. a. durch<br />

das Führungsverhalten beeinflusst (vgl. Winterstein 1998: 24). Entsprechende Handlungsempfehlungen<br />

für Führungskräfte werden in Kapitel 5 aufgezeigt.<br />

4.2.3 Zufriedenheit und Betriebsklima<br />

Die Zufriedenheit der Mitarbeiter hängt stark von der subjektiv empfundenen Bedürfnisbefriedigung<br />

ab. Die <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> hat zum Ziel, Informationsbedürfnisse<br />

der Mitarbeiter wie Orientierung, Einbindung, Kontakt und Bestätigung zu erfüllen,<br />

was zu Zufriedenheit führt (vgl. Winterstein 1998: 24). Motivation und Zufriedenheit<br />

sind fest miteinander verbunden. „Ohne Zufriedenheit dürfte es erheblich schwerer<br />

fallen, Menschen zu motivieren und zuweilen mag Motivation auch einfach daher<br />

kommen, dass z. B. am Arbeitsplatz grundsätzliche Zufriedenheit herrscht.“ (Haubrock<br />

2004: 111).<br />

Sind die Mitarbeiter zufrieden, verbessert dies im Allgemeinen das Betriebsklima.<br />

Das Betriebsklima zu erklären und zu erfassen, gestaltet sich nicht einfach. „Es zeigt<br />

sich vor allen Dingen in Krisensituationen, aber auch indirekt am Krankenstand, beim<br />

Stellenwechsel, an Beschwerden und in den Verbesserungsvorschlägen.“ (Zander/Halberstadt<br />

1995: 22). Da ein schlechtes Betriebsklima negative Auswirkungen<br />

auf den Unternehmensalltag und die Mitarbeiter hat, müssen alle für ein gutes Betriebsklima<br />

erforderlichen Informationen offen und ehrlich kommuniziert werden (vgl.<br />

Zander/Halberstadt 1995: 26).<br />

25


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

4.2.4 Aussenwirkung<br />

Die <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> verfolgt primär unternehmensinterne Ziele. Es darf jedoch<br />

nicht vergessen werden, dass Mitarbeiter in ihrem sozialen Umfeld ausserhalb<br />

des Unternehmensgeschehens das Image des Unternehmens mitprägen. „Was die<br />

Mitarbeiter (oder auch die ihnen nahestehenden, von ihnen informierten Personen)<br />

über das Unternehmen mitteilen, bestimmt in vieler Hinsicht das Bild, das sich die<br />

örtliche Umwelt von einem Unternehmen macht.“ (Winterstein 1998: 26). Die Grundvoraussetzung<br />

für eine erfolgreiche Aussenwirkung muss im Unternehmen selbst<br />

geschaffen werden, denn nur wenn gut informierte Mitarbeiter ins innerbetriebliche<br />

Geschehen eingebunden und zufrieden sind, können sie eine positive Grundhaltung<br />

nach aussen tragen (vgl. Meier 2002: 27). Die <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> hat dabei<br />

einen entscheidenden Einfluss. Dass Informationen von Unternehmensmitarbeitern<br />

für Aussenstehende oft glaubwürdiger sind <strong>als</strong> spezielle PR-Botschaften, wurde bereits<br />

in Abschnitt 2.1.3 erwähnt.<br />

Eine weitere positive Aussenwirkung kann über eine starke Kundenorientierung erzielt<br />

werden. Dies gelingt jedoch nur, wenn Mitarbeiter motiviert, informiert und überzeugt<br />

von den eigenen Fähigkeiten und den Leistungen des Unternehmens sind, um<br />

einen kompetenten, angenehmen und sympathischen Kundenkontakt sicherzustellen<br />

(vgl. Meier 2002: 26).<br />

4.2.5 Kostenwirkung<br />

<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> kostet Arbeitszeit und Geld. Investitionen in diesen Bereich<br />

müssen wie alle anderen Investitionen betriebswirtschaftlich fundierten Kostenüberlegungen<br />

unterzogen werden (vgl. Klöfer 2001: 93). Es ist zu beachten, dass ein<br />

weitgefasster Kostenbegriff verwendet wird, der Opportunitätskosten und qualitative<br />

Aspekte berücksichtigt.<br />

Die Kostenwirkung der <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> tritt am deutlichsten dort auf, wo sie<br />

vernachlässigt oder mangelhaft betrieben wird. „Ungenügende oder fehlende Interne<br />

Kommunikation führt auf arbeitstechnischer Seite zu Reibungsverlusten, Missverständnissen,<br />

langwierigen Arbeitsprozessen und Parallelarbeiten.“ (Meier 2002: 28).<br />

Eine effektive und effiziente <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> kann solche Kosten verhindern<br />

und trägt somit zu besseren finanziellen Ergebnissen bei.<br />

26


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

5 Handlungsempfehlungen<br />

<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> ist eine <strong>Führungsaufgabe</strong>. In diesem Kapitel soll die Frage<br />

beantwortet werden, wie Führungskräfte durch ihr Handeln in Bezug auf die Mitarbeiter<br />

optimal zur Zielerreichung der <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> beitragen können. Die<br />

Handlungsempfehlungen richten sich in erster Linie an Führungskräfte. Daneben<br />

können sie ebenfalls wichtige Anhaltspunkte liefern für die Erarbeitung von Kommunikationsgrundsätzen<br />

und -richtlinien oder die Gestaltung von Weiterbildungsmassnahmen<br />

für Führungskräfte im Bereich des Kommunikations- und Führungsverhaltens.<br />

• Sachlichkeit und Verständlichkeit<br />

Führungskräfte müssen sachlich und verständlich mit ihren Mitarbeitern kommunizieren.<br />

„Sachlichkeit setzt einen auf das Sachziel bezogenen Austausch von Informationen<br />

und Argumenten und das rationale Abwägen und Entscheiden voraus.“ (Winterstein<br />

1998: 81). Persönliche Motive wie Machtdemonstrationen oder Rechtfertigungen<br />

behindern sehr oft eine sachliche Übermittlung und beeinträchtigen den innerbetrieblichen<br />

Kommunikationsfluss (vgl. Winterstein 1998: 81).<br />

Damit Informationen verständlich sind, müssen sie klar gegliedert und auf den jeweiligen<br />

Sprachgebrauch der Mitarbeiter abgestimmt sein (vgl. Winterstein 1998: 82). Es<br />

ist zu beachten, dass Führungskräfte und Mitarbeiter praktisch nie über einen deckungsgleichen<br />

Wortschatz verfügen. Ausdifferenzierte Fachsprachen können die<br />

Kommunikation deutlich erschweren. Deshalb ist die Wortwahl des Kommunikators<br />

dem Sprachgebrauch des Empfängers anzupassen, damit das Gesagte auch verstanden<br />

wird (vgl. Winterstein 1998: 83).<br />

• Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit und Offenheit<br />

Die <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> soll glaubwürdig und ehrlich verlaufen. Die Forderung<br />

nach Glaubwürdigkeit bezieht sich sowohl auf den Inhalt <strong>als</strong> auch auf den Sender der<br />

Information. Mitarbeiter nehmen eine unglaubwürdige und unehrliche Verschleierungspolitik<br />

der V<strong>org</strong>esetzten nicht klaglos hin, „[...] zumal sie ja durch Augenschein<br />

und eigenes Erleben eine ganze Reihe von Informationen aufnehmen und daraus<br />

Einschätzungen ableiten, die mit der offiziellen Leseart seitens des Unternehmens<br />

zumindest grundsätzlich übereinstimmen müssen.“ (Klöfer 2001: 37).<br />

27


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

Informationen, die an die Mitarbeiter weitergegeben werden sollten, dürfen nicht bewusst<br />

zurückgehalten, verfälscht oder nur einem ausgewählten Adressatenkreis übermittelt<br />

werden. Sie müssen offen kommuniziert werden, um Gerüchten und Unwahrheiten<br />

vorzubeugen. Im Gegenzug sollen Führungskräfte ihre Mitarbeiter ebenfalls<br />

zur Offenheit ermuntern. „Konkrete und konstruktive Kritik darf nicht unterdrückt,<br />

sondern muss besonders gefördert werden.“ (Hummel/Zander 2002: 237).<br />

• Selbstoffenbarung und Zuhören<br />

Mit Selbstoffenbarung ist v. a. die Fähigkeit der Führungskraft gemeint, <strong>als</strong> Person in<br />

Erscheinung zu treten und Interessen, Gefühle, Meinungen und das eigene Rollenverständnis<br />

gegenüber den Mitarbeitern deutlich zu machen (vgl. Fittkau 1990: 302).<br />

Soziale und kommunikative Fähigkeiten wie diese sind es, die zur Entwicklung gegenseitigen<br />

Vertrauens beitragen (vgl. Winterstein 1998: 85). Die Führungskraft<br />

muss auf den Mitarbeiter und seine Ideen eingehen, seine sozialen Bedürfnisse berücksichtigen<br />

und versuchen, sich in seine Lage zu versetzen, um Einwände und Befürchtungen<br />

zu erkennen und abzubauen (vgl. Klöfer 2001: 30).<br />

Die Fähigkeit des Zuhörens ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig. Das<br />

Gefühl, dass der V<strong>org</strong>esetzte bereit ist, der eigenen Meinung zuzuhören, und die<br />

Einschätzung, den V<strong>org</strong>esetzen jederzeit erreichen zu können, vermittelt dem Mitarbeiter<br />

ein Gefühl der Geb<strong>org</strong>enheit und Achtung (vgl. Winterstein 1998: 76).<br />

• Partnerschaftliche Zusammenarbeit und ausgewogener Appellstil<br />

Führungskräfte müssen bemüht sein, eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit<br />

den Mitarbeitern anzustreben. „Eine auf positiver Wertschätzung und Vertrauen beruhende<br />

Beziehung bei Vermeidung von Herabsetzung oder Bevormundung trägt<br />

zum Ziel eines ungestörten Informationsflusses und zur Erreichung eines positiven<br />

Betriebsklimas bei.“ (Winterstein 1998: 86). <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> muss <strong>als</strong> gegenseitiger<br />

Prozess verstanden werden. „Sie soll die menschlichen und <strong>org</strong>anisatorischen<br />

Beziehungen durch die zweckmässige Übermittlung, Interpretation und Erklärung<br />

möglichst wirksam und harmonisch gestalten.“ (Zander/Halberstadt 1995: 28).<br />

Den Führungskräften kommt dabei die Aufgabe zu, eine kommunikationsfördernde<br />

Atmosphäre herzustellen.<br />

<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> hat stets zum Ziel, das Verhalten der Mitarbeiter zweckorientiert<br />

in die gewünschte Richtung zu beeinflussen. Die Art und Weise, auf das<br />

28


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

Handeln der Geführten einzuwirken, kann <strong>als</strong> Appellstil umschrieben werden (vgl.<br />

Winterstein 1998: 87 f.). Appelle sollten offen, schlüssig und <strong>als</strong> solche erkennbar<br />

sein. Der persönliche Appellstil ist möglichst ausgewogen zu gestalten.<br />

• Kontinuität, Aktualität und Professionalität<br />

Eine kontinuierliche <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> ist bei einem stetigen Wandel in der<br />

Unternehmung zwingend notwendig. Es darf nicht erst dann, wenn man ein besonderes<br />

Problem zu erkennen glaubt, kommuniziert werden (vgl. Klöfer 2001: 37). Der Informationsfluss<br />

ist von den Führungskräften stets aufrecht zu erhalten, nicht zuletzt<br />

deshalb, um den Mitarbeitern Sicherheit im Umgang mit verschiedenen Kommunikationsforen<br />

und -formen zu geben.<br />

Daneben müssen den Mitarbeitern aktuelle Informationen rechtzeitig zur Verfügung<br />

stehen, die sie selbst, ihr Arbeitsumfeld oder die Unternehmung <strong>als</strong> Ganzes betreffen<br />

(vgl. Zander/Halberstadt 1995: 14). Es wäre schädlich, würden sie das Neuste aus<br />

dem Unternehmen jeweils zuerst von allgemein zugänglichen Medien wie Zeitung,<br />

Rundfunk oder Fernsehen erfahren (vgl. Klöfer 2001: 38).<br />

Auf die Professionalität der <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> hat die Führungskraft nur bedingten<br />

Einfluss. Informationen von oben, die an die Mitarbeiter weiterzuleiten sind,<br />

können von ihr in der Regel nicht mehr selber gestaltet werden. Der Kommunikationsfachmann<br />

muss an dieser Stelle <strong>als</strong> betrieblicher Profi arbeiten (vgl. Klöfer 2001:<br />

38). Erstellt der V<strong>org</strong>esetzte eigene Informationen, müssen diese möglichst professionell<br />

kommuniziert werden. Textverfassungs-, Gesprächs- und Kommunikationstrainings<br />

für Führungskräfte können hierbei <strong>als</strong> Aus- und Fortbildungsmassnahmen dienen<br />

(vgl. Meier 2002: 168 ff.).<br />

• Umfassende Information und richtige Medienauswahl<br />

Führungskräfte müssen ihre Mitarbeiter so umfassend wie möglich informieren, denn<br />

diese wollen mehr wissen <strong>als</strong> das, was sie unmittelbar zur Ausführung ihrer Arbeit<br />

benötigen. Kennen Mitarbeiter Unternehmensziele und -zusammenhänge, arbeiten<br />

sie engagierter und motivierter (vgl. Hummel/Zander 2002: 237). Auf Gerüchte und<br />

Halbwahrheiten <strong>als</strong> negative Folgen unzureichender Information wurde mehrfach<br />

hingewiesen, auch wenn gelegentlich eine gewisse Vertraulichkeit durchaus angebracht<br />

ist (vgl. Klöfer 2001: 37 f.).<br />

In der Regel stehen dem V<strong>org</strong>esetzten mehrere Kommunikationsmedien zur Aus-<br />

29


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

wahl. „Da kaum ein Medium für alle Informationsaufgaben geeignet ist, sollte seine<br />

Wahl nach der Größe der Empfängergruppe, der Schnelligkeit der Übertragung und<br />

den Konzeptions- und Produktionskosten erfolgen.“ (Meier 2002: 44). Die Kenntnis<br />

über die Vor- und Nachteile des mündlichen und schriftlichen Informationskan<strong>als</strong> ist<br />

bei der Medienauswahl sehr nützlich (vgl. Tabelle 2).<br />

• Face-to-Face Kommunikation und konstruktives Feedback<br />

Der direkten Face-to-Face Kommunikation kommt in der gesamten Kommunikation<br />

ein sehr hohes Gewicht zu (vgl. Hunnius 2000: 74 f.). Ihre Wichtigkeit darf keinesfalls<br />

unterschätzt werden. Die Führungskraft kann besser auf den einzelnen Mitarbeiter<br />

eingehen, Diskussions- und Feedbackmöglichkeiten verbessern die Kommunikation<br />

untereinander. Führungs- und Mitarbeitergespräche z. B. ermöglichen dem Mitarbeiter,<br />

Informationen über seine Leistungen, sein Verhalten, seine Fähigkeiten und Potenziale<br />

zu erhalten (vgl. Stäbler 1999: 253). Im Gegenzug erhält der V<strong>org</strong>esetzte<br />

Auskunft über Befindlichkeiten, Hoffnungen und Ziele des Mitarbeiters.<br />

Das Anfordern oder Anbieten von konstruktivem Feedback ist eine Voraussetzung,<br />

um eine gute Gesprächsatmosphäre zu schaffen (vgl. Stäbler 1999: 255). Führungskräfte<br />

sollten Feedback immer zeitnah geben, mit Ich-Formulierungen arbeiten und<br />

zuerst positive Aspekte würdigen (vgl. Niermeyer/Postall 2003: 66 f.). „Ein gutes<br />

Feedback sollte Informationen zu den konkreten Aktionen, um die es in dem Feedback<br />

geht, den wahrgenommenen Auswirkungen dieser Aktionen sowie den gewünschten<br />

Auswirkungen/Resultaten enthalten.“ (Stäbler 1999: 256). Während Kritik<br />

immer unter vier Augen zu erfolgen hat, dürfen anerkennende Worte auch vor Publikum<br />

ausgesprochen werden (vgl. Niermeyer/Postall 2003: 67).<br />

• Vorbildfunktion wahrnehmen<br />

Nicht nur in Phasen des aktiven Unternehmenswandels haben Führungskräfte einen<br />

sehr grossen Einfluss auf das Verhalten der Mitarbeiter (vgl. Hunnius 2000: 75).<br />

Deshalb müssen sie mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Vorbildfunktion gewissenhaft<br />

wahrnehmen. Führungskräfte müssen überzeugt sein von dem, was sie<br />

kommunizieren, um glaubwürdig zu sein und den Mitarbeitern <strong>als</strong> Vorbild zu dienen.<br />

Nur wenn sie ihre Kommunikationsaufgaben ernst nehmen, kann das System Unternehmung<br />

angemessen funktionieren (vgl. Klöfer 2001: 65).<br />

30


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

6 Schlussbetrachtung<br />

<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong>, wie sie in den vorangegangenen<br />

Kapiteln dargestellt und verstanden wurde, ist ein entscheidender Faktor im innerbetrieblichen<br />

Unternehmensgeschehen. Erst wenn sie gelingt, kann schnelles und flexibles<br />

unternehmerisches Handeln nach aussen erfolgen, damit die Unternehmung<br />

im wachsenden Konkurrenzkampf erfolgreich bestehen kann.<br />

Wie aufgezeigt wurde, sind Kommunikation und Führung eng miteinander verbunden<br />

und können deshalb nur gemeinsam untersucht und betrachtet werden. Aus diesem<br />

Grund ist es für Führungskräfte sehr wichtig, neben praktischen Erfahrungen auch<br />

über theoretisches Wissen im Bereich der Kommunikation zu verfügen. Ihre Rolle <strong>als</strong><br />

Dreh- und Angelpunkt im internen Kommunikationssystem von Unternehmen müssen<br />

sie verantwortungsvoll erfüllen.<br />

Die Mitarbeiter sind längst keine reinen Befehlsempfänger mehr und wollen <strong>als</strong> emanzipierte<br />

Individuen mit all ihren Bedürfnissen und Erwartungen akzeptiert werden.<br />

Durch zielgerichtete Informations- und Kommunikationsmassnahmen werden<br />

Mitarbeiterbedürfnisse befriedigt und gleichzeitig Unternehmensziele verfolgt, denn<br />

nur wenn Mitarbeiter umfassend, verständlich, ehrlich und aktuell informiert werden,<br />

können sie leistungsorientiert und motiviert ihre Aufgaben erfüllen. Der abgestimmte<br />

Einsatz innerbetrieblicher Medien und die Gestaltung von Kommunikationsgrundsätzen<br />

und -richtlinien wirken dabei unterstützend.<br />

Führungskräfte können durch ihr Handeln in Bezug auf die Mitarbeiter zur Zielerreichung<br />

der <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> beitragen. Hierzu wurden in Kapitel 5 Handlungsempfehlungen<br />

auf Basis der Methode der Literaturanalyse erarbeitet. Es hat<br />

sich gezeigt, dass die Führungskräfte im Umgang mit den Mitarbeitern viele verschiedene<br />

Aspekte der Information und Kommunikation zu berücksichtigen haben.<br />

Ausblickend kann festgehalten werden, dass auf das Forschungsgebiet der <strong>Mitarbeiterkommunikation</strong><br />

wissenschaftlich vertiefend eingegangen werden muss, um der<br />

wachsenden Bedeutung und der Relevanz des Themas in der Praxis gerecht zu<br />

werden.<br />

31


<strong>Mitarbeiterkommunikation</strong> <strong>als</strong> <strong>Führungsaufgabe</strong> Oliver Kaiser<br />

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