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<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 1<br />

<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>):<br />

Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte<br />

1 Einleitung 2<br />

2 Interessen der Beteiligten am <strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> 3<br />

2.1 Gesellschafter der Unternehmung 3<br />

2.2 Intermediäre 4<br />

2.3 Investoren 4<br />

3 Gestaltungsvariablen des <strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> 5<br />

3.1 Rechtsform 5<br />

3.2 Aktiengattung und -herkunft 6<br />

3.3 Marktsegment 6<br />

3.4 Börsenplatz 7<br />

3.5 Mitarbeiterbeteiligung 7<br />

3.6 Zeitpunkt 8<br />

4 Prozess des <strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> 8<br />

4.1 Ablauf des <strong>IPO</strong> im Überblick 8<br />

4.2 Marketingkonzept und Finanzkommunikation 10<br />

4.3 Bewertung der Unternehmung 11<br />

4.3.1 Multiplikatorverfahren 11<br />

4.3.2 Discounted Cash Flow Verfahren 11<br />

4.4 Plazierungsverfahren 12<br />

4.4.1 Festpreisverfahren 12<br />

4.4.2 Bookbuilding 13<br />

4.4.3 Auktionsverfahren 14<br />

4.5 Performance von <strong>IPO</strong>s 15<br />

5 Bewertung der Möglichkeiten des <strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> 16


<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 2<br />

1 Einleitung<br />

Hat eine Unternehmung eine bestimmte Größe erreicht und kann ein weiteres<br />

Wachstum aus eigenen Mitteln nicht finanzieren, so bietet sich der Gang an die<br />

Börse an. Dieser kann den Antrieb für weiteres Wachstum bilden und neue Chancen<br />

für die Unternehmung und die Gesellschafter eröffnen. Allerdings bestehen dabei<br />

auch einige Zwänge und Schwierigkeiten und es bedarf einer erheblichen<br />

Vorbereitung. 1<br />

Als <strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>) wird die erstmalige Veräußerung von Eigenkapital<br />

an die Öffentlichkeit verstanden. 2 Dies geschieht durch den Verkauf „von Aktien als<br />

verbriefte Anteile an externe Kapitalgeber an <strong>org</strong>anisierten Finanzmärkten 3 “. Dieser<br />

V<strong>org</strong>ang wird in der Literatur mit unterschiedlichen Begriffen ausgedrückt. Neben<br />

den englischsprachigen Begriffen <strong>IPO</strong> und Going <strong>Public</strong>, werden die deutschen<br />

Begriffe Börseneinführung, Börsenerstzulassung und Börsenerstemission verwendet.<br />

Dabei bestehen praktisch keine Unterschiede in der inhaltlichen Bedeutung. 4<br />

Ende der 90er Jahre ist die Anzahl der <strong>IPO</strong>s am deutschen Markt deutlich<br />

angestiegen. In den letzten Jahren hat die Anzahl (erfolgreich) durchgeführter<br />

Börsengänge zwar wieder abgenommen, aber viele Unternehmungen ziehen einen<br />

zukünftigen Gang an die Börse in Betracht. Ein <strong>IPO</strong> wird als eine mögliche<br />

strategische Option für die Finanzierung von Wachstum verstärkt in Erwägung<br />

gezogen. Auch Familienunternehmungen und neu gegründete Gesellschaften streben<br />

vermehrt das Going <strong>Public</strong> an. 5 Bei der Börseneinführung handelt es sich aber nicht<br />

um eine zwangsläufige Phase der Unternehmungsentwicklung, sondern um eine<br />

Möglichkeit. 6 Sie kann eine Alternative zur Venture Capital - Finanzierung sein<br />

(Parallelkonzept) oder auf diese folgen. 7<br />

1 Vgl. zu diesem Abschnitt Blättchen, B., Jacquillat, B. (1999), S. 256.<br />

2 Vgl. Eiteman, D. K., Stonehill, A. I., Moffet, M. H. (1998), S. 12.<br />

3 Perridon, L., Steiner, M. (1997), S. 360.<br />

4 Vgl. Erhardt, O. (1997), S. 3.<br />

5 Vgl. Perridon, L., Steiner, M. (1997), S. 357.<br />

6 Vgl. Pagano, M., Panetta, F., Zingales, L. (1998), S.28.<br />

7 Vgl. Schmidt, H. (1984), S. 299.


<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 3<br />

Dieser Aufsatz befasst sich mit den beteiligten Interessengruppen (Kapitel 2), den<br />

verschiedenen, betriebswirtschaftlichen Gestaltungsvariablen (Kapitel 3) sowie dem<br />

Prozess des <strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (Kapitel 4).<br />

2 Interessen der Beteiligten am <strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong><br />

2.1 Gesellschafter der Unternehmung<br />

Die Entscheidung, ob eine Unternehmung ein <strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> anstreben sollte,<br />

liegt in den Händen der Gesellschafter. Die Finanzierungsmöglichkeiten von<br />

Innovation und Wachstum spielen dabei meist eine entscheidende Rolle. Neben einer<br />

Verbesserung der Liquiditätssituation, kann auch oft die Unabhängigkeit und<br />

Selbstständigkeit der Unternehmung gewahrt werden. 8 Die wichtigsten Vorteile einer<br />

börsennotierten Gesellschaft (siehe Abb. 1) bestehen in der kontinuierlichen<br />

Beschaffbarkeit von Kapital durch die Ausgabe spezieller Finanzierungstitel (z. B.<br />

Wandel- und Optionsanleihen, Vorzugsaktien, Genusscheine, Belegschaftsaktien),<br />

der Möglichkeit der Veränderung der Eigentümer- und Managementstruktur, der<br />

Einführung von attraktiveren Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen und den positiven<br />

Auswirkungen der gestiegenen Kommunikationsmöglichkeiten.<br />

Vorteile<br />

Finanzwirtschaftliche:<br />

• Liquidität, Rentabilität, Sicherheit,<br />

Unabhängigkeit<br />

• Erschließung neuer Kapitalquellen<br />

• Reduktion der Refinanzierungskosten<br />

• Kontinuierliche Beschaffbarkeit von<br />

Risikokapital<br />

• Ausgabe spezieller Finanzierungsinstrumente<br />

• Steigender Kreditspielrahmen<br />

• Folgeemissionen zu marktgerechten Kursen<br />

• Aktien als „Währung“ bei der Übernahme<br />

Nachteile<br />

• Abhängigkeit von der Kapitalmarktverfassung<br />

• Vermehrte Rechnungslegungs-, Prüfungs- und<br />

Publizitätspflichten<br />

• Gefahr der Überfremdung<br />

• verringerter Einfluss<br />

• evtl. höhere Steuerbelastung<br />

• höhere Kosten<br />

• formaler <strong>Org</strong>anisationsaufwand<br />

• Mitbestimmung<br />

• Kosten der Börseneinführung<br />

Sonstige:<br />

• Macht<br />

• Imageverbesserung<br />

• Bekanntheit<br />

• Unternehmerische Flexibilität<br />

• Aktienoptionsprogramme zur Motivation<br />

• Diversifikation des Gründervermögens möglich<br />

• Exitmöglichkeit für Venture Capital<br />

• Konfliktlösung leichter (Fungibilität)<br />

• leichtere Mitarbeitergewinnung<br />

Abb. 1: Mögliche Vor- und Nachteile des <strong>IPO</strong> für die Gesellschafter 9<br />

8 Vgl. zu diesem Abschnitt Perridon, L., Steiner, M. (1997), S. 9f<br />

9 Vgl. hierzu Perridon, L., Steiner, M. (1997), S. 9f, Rudolph, B. (1984), S. 284f. und


<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 4<br />

Beachtung verdienen vor allem die höheren Rechnungslegungs-, Prüfungs- und<br />

Publizitätspflichten, sowie die Kosten der Börseneinführung und -notierung. 10 Die<br />

mit dem <strong>IPO</strong> entstehenden Kosten können, bei einem geringen Emissionsvolumen,<br />

bis zu 25% des gesamten Volumens ausmachen. 11<br />

2.2 Intermediäre<br />

(Finanz-)Intermediäre wirken beim <strong>IPO</strong> an mehreren Phasen mit. Als Emissionsberater<br />

lösen sie rechtliche und steuerliche Fragestellungen und sind bei der<br />

Erfüllung der Publizitätserfordernisse (Emissionsprospekt, Zeichnungsangebot, ...)<br />

behilflich. Die Betreuung des Börsenzulassungsverfahrens und die Abschätzung des<br />

Emissionspreises geschieht durch Emissionsbegleiter. Bei einer Fremdemission am<br />

Neuen Markt oder Amtlichen Handel muss dies ein Kreditinstitut sein (siehe Kapitel<br />

3.3). Diese Aufgabe wird in Deutschland meist durch etablierte Geschäftsbanken<br />

oder Investment Banken erfüllt, die sich in einem Emissionskonsortium<br />

zusammenfinden. 12 Die am weitesten verbreitete Form ist dabei ein kombiniertes<br />

Übernahme- und Begebungskonsortium. In diesem Fall übernehmen die beteiligten<br />

Banken nicht nur die Distribution (Begebung), sondern sie nehmen die Wertpapiere<br />

in ihren eigenen Bestand (Übernahme bzw. Underwriting) und tragen somit das<br />

Plazierungs- und Preisänderungsrisiko. 13 Als Ausgleich für die Risikoübernahme und<br />

die geleistete Arbeit erhalten die Banken zumeist eine Provision in Form eines<br />

prozentualen Anteils am Emissionsvolumen. 14 Neben diesem direkten finanziellen<br />

Aspekt, spielen noch das Prestige und die Reputation eine wichtige Rolle, da sie sich<br />

je nach Emissionserfolg positiv oder negativ auf zukünftige Geschäfte auswirken. 15<br />

2.3 Investoren<br />

Der Erfolg des <strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> hängt entscheidend vom Potenzial zukünftiger<br />

Investoren ab. Dabei ist grundsätzlich zwischen institutionellen Investoren (Investmentfonds,<br />

Pensionskassen, Versicherungen, Banken, ...) und privaten Anlegern zu<br />

Schmidt, H. (1984), S. 300.<br />

10 Vgl. Rudolph, B. (1984), S. 284.<br />

11 Vgl. Grinblatt, M., Titman, S. (1998), S. 87.<br />

12 Vgl. zu diesem Abschnitt Rapp, H.-W. (1996), S. 60ff.<br />

13 Vgl. Hartmann-Wendels, T., Pfingsten, A., Weber, M. (1998), S. 283.<br />

14 Vgl. ebenda, S. 285.<br />

15 Vgl. zu diesem Abschnitt Rapp, H.-W. (1996), S. 71ff.


<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 5<br />

unterscheiden, da sich das Verhalten dieser Gruppen am Kapitalmarkt oft sehr stark<br />

unterscheidet. 16 Beide Gruppen streben eine hohe Rendite bzw. die Diversifikation<br />

ihres Portfolios an und haben prinzipiell ein Interesse an einem niedrigen Emissionspreis<br />

und hohen Wachstumsaussichten. Für institutionelle Investoren spielt häufig<br />

auch der Einfluss auf die Unternehmung durch die Ausübung der Aktionärsrechte<br />

eine entscheidende Rolle. 17 Für Venture Capital-Investoren bietet die Börseneinführung<br />

einen „Exitkanal“ und ermöglicht den Rückzug aus dem Investment. 18<br />

3 Gestaltungsvariablen des <strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong><br />

3.1 Rechtsform<br />

Zur Börseneinführung bedarf es der Rechtsform der Aktiengesellschaft (AG) oder<br />

der Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). Letztere ist im Spezialfall auch in<br />

der Ausgestaltung als GmbH & Co KGaA möglich. 19 Ist die derzeitige Rechtsform<br />

eine andere, so muss vor dem Börsengang eine Umwandlung erfolgen. Die<br />

Möglichkeiten hierfür sind im Gesetz zur Bereinigung des Umwandlungsrechtes vom<br />

1. Januar 1995 geregelt. Als Formen stehen dabei Verschmelzung, Formwechsel,<br />

Spaltung und Vermögensübertragung zur Verfügung. 20<br />

Die Form der KGaA verbindet Elemente aus Personen- und Kapitalgesellschaft. Ihre<br />

Vorteile bestehen in einem flexibleren Gestaltungsspielraum und steuerlichen<br />

Begünstigungen. Da die Bemessungsgrundlage der Erbschafts- und Schenkungssteuer<br />

bei der KGaA der Einheitswert ist, welcher meist unter dem Börsenwert liegt,<br />

ergeben sich hier geringere Steuerbelastungen. Allerdings existieren auch einige<br />

Nachteile, wie z. B. die niedrigere Akzeptanz im Ausland. Deshalb ist die KGaA<br />

auch weniger verbreitet als die AG. 21 Als Vorteil der Aktiengesellschaft sind die<br />

große Aufteilbarkeit des Kapitals, die in der Regel hohe Fungibilität, die Möglichkeit<br />

der breiten Streuung und die relativ strikte rechtliche Ausgestaltung zu nennen. 22<br />

16 Vgl. ebenda, S. 59.<br />

17 Vgl. Rapp, H.-W. (1996), S. 68ff.<br />

18 Vgl. Schmitt, H. (1984), S. 299.<br />

19 Vgl. Perridon, L., Steiner, M. (1997), S. 356.<br />

20 Vgl. Korts, S., Korts,. P. (1999), S. 67.<br />

21 Vgl. zu diesem Abschnitt Blättchen, W., Jacquillat, B. (1999), S. 89ff.<br />

22 Vgl. Perridon, L., Steiner, M. (1997), S. 357.


<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 6<br />

3.2 Aktiengattung und -herkunft<br />

Bei einer Unterscheidung der Aktie nach ihrer Übertragbarkeit ist zwischen<br />

Inhaberaktie, Namensaktie und vinkulierter Namensaktie zu unterscheiden. Die<br />

Namensaktie erfordert im Gegensatz zur Inhaberaktie die Eintragung des Aktionärs<br />

im Aktienbuch der Gesellschaft und ermöglicht der Unternehmung einen Überblick<br />

über die Aktionärsstruktur. Die vinkulierte Namensaktie erfordert zusätzlich die<br />

Zustimmung der Gesellschafter zur Übertragung. Die Inhaberaktie ist aufgrund ihrer<br />

leichten Übertragbarkeit die häufigste Aktienform in Deutschland. 23<br />

Unterscheidet man die Aktien nach dem Umfang der mit ihr verbundenen Rechte, so<br />

ist zwischen Stammaktien, welche die vom Aktiengesetz v<strong>org</strong>esehen Rechte<br />

gewähren, und Vorzugsaktien, welche Änderungen in gewissen Punkten vorweisen,<br />

zu trennen. Am häufigsten ist dabei die Gewährung einer höheren Dividende als<br />

Ausgleich für fehlendes Stimmrecht. 24 Die Vorzugsaktie bietet sich für den Fall an,<br />

dass möglichst wenig Einfluss abgegeben werden soll. Allerdings liegt oft ein<br />

Abschlag in der Bewertung vor und sie ist international wenig akzeptiert. 25<br />

Nach der Mittelherkunft kann sich die Unternehmung für eine Umplazierung, d. h.<br />

die Abgabe bestehender Anteile, oder eine Kapitalerhöhung entscheiden. Real liegt<br />

meist eine Kombination vor, so dass ein „Exitkanal“ für die Altgesellschafter oder<br />

Venture Capital – Investoren eröffnet und gleichzeitig neues Eigenkapital generiert<br />

wird. 26 Als negatives Signal wird dabei eine zu hohe Abgabe von Anteilen durch die<br />

Altaktionäre gewertet.<br />

3.3 Marktsegment<br />

Bei Vernachlässigung des außerbörslichen Handels und des Telefonhandels, lässt<br />

sich die deutsche Börse in drei Teilsegmente unterteilen. Der Amtliche Handel ist<br />

das Segment für die großen Unternehmungen, wohingegen mittelständige<br />

Unternehmungen, aufgrund der geringeren Zulassungs- und Publizitäts-<br />

23 Vgl. zu diesem Abschnitt Perridon, L., Steiner, M. (1997), S. 357f.<br />

24 Vgl. ebenda, S. 358f.<br />

25 Vgl. Blättchen, W., Jacquillat, B. (1999), S. 101f.<br />

26 Vgl. zu diesem Abschnitt ebenda, S. 97f.


<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 7<br />

anforderungen, eher eine Notierung im Geregelten Markt anstreben. 27 Der<br />

Freiverkehr bietet eine Alternative für Kleinstunternehmungen, welche die hohen<br />

Hürden der Zulassung an den anderen Segmenten nicht erfüllen können. 28<br />

Eine interessante Möglichkeit für junge Unternehmen ist das zusätzliche Listing an<br />

einer ausländischen Wachstumsbörse. Am attraktivsten für ein Doppellisting ist in<br />

vielen Fällen eine Notierung an der amerikanischen Computerbörse Nasdaq<br />

(National Association of Securities Dealers Automated Quotation), welche oft gerade<br />

junge, innovative, wachstumsstarke, aber teilweise defizitäre Unternehmungen<br />

relativ hoch bewertet und einen Zugang zum großen US-Kapitalmarkt eröffnet. 29 Die<br />

wichtigsten Vorteile des Dual Listing liegen in der höheren Bekanntheit, dem<br />

steigenden Ansehen, der Erschließung eines weiteren Kapitalmarktes und der<br />

Gewinnung zusätzlicher Investorengruppen. Allerdings erfordert das Listing an einer<br />

ausländischen Börse einen höheren finanziellen und zeitlichen Aufwand. 30<br />

3.4 Börsenplatz<br />

Neben der Wahl des Börsensegmentes stehen der Unternehmung acht alternative<br />

Börsenplätze in Deutschland zur Verfügung. Neben der Hauptbörse in Frankfurt/M.<br />

bestehen Regionalbörsen in Stuttgart, Berlin, Hamburg, Hannover, München,<br />

Bremen und Düsseldorf. In der Regel wird eine Mehrfachnotierung mit Frankfurt<br />

und mindestens einer Regionalbörse durchgeführt. Der Vorteil der Regionalbörsen<br />

liegt in der Nähe zu den mittelständischen Unternehmungen. 31<br />

3.5 Mitarbeiterbeteiligung<br />

Wie aus Abb. 1 zu entnehmen ist, bietet ein <strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> die Möglichkeit<br />

der Gewinnung neuer und Motivation der vorhanden Fach- und Führungskräfte, da<br />

attraktivere Mitarbeiterbeteiligungsprogramme möglich sind und die Unternehmung<br />

dadurch anziehender wird. 32 Neben Belegschaftsaktien, Wandelanleihen,<br />

27 Vgl. ebenda, S. 103.<br />

28 Vgl. ebenda, S. 45f.<br />

29 Vgl. Francioni, R., Böhnlein, B. (1998), S. 255f.<br />

30 Vgl. zu diesem Abschnitt ebenda, S. 256ff.<br />

31 Vgl. zu diesem Abschnitt Blättchen, W., Jacquillat, B. (1999), S. 107f.<br />

32 Vgl. Schmidt, H. (1984), S. 300.


<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 8<br />

„synthetischen“ Optionen (Stock Appreciation Rights) und anderen Finanzinstrumenten<br />

sind seit dem 1. Mai 1998, durch das Gesetz zur „Kontrolle und<br />

Transparenz im Unternehmensbereich“ (KonTraG), auch Aktienoptionen in<br />

Deutschland erlaubt. 33<br />

3.6 Zeitpunkt<br />

Im Hinblick auf den Stand der Unternehmungsentwicklung ist ein Börsengang meist<br />

erst in der Wachstumsphase sinnvoll, wenn die Umsätze steigen und weiteres<br />

Wachstumspotential zu erkennen ist. In der Gründungsphase ist meist eine<br />

Finanzierung über Venture Capital oder andere Risikokapitalgeber zu bevorzugen. 34<br />

Eine Untersuchung von Gompers/Lerner zeigt, dass <strong>IPO</strong>s in Zeiten hoher<br />

Börsenkurse („window of opportunity“) wesentlich häufiger sind, als in Phasen der<br />

Konsolidierung. Die Gründe hierfür bestehen in der Möglichkeit der Erzielung eines<br />

hohen Ausgabepreises und der Chance, die Investoren durch eine gute Performance<br />

für weitere Emissionen zu aktivieren. 35 Diese sogenannten „hot issue periods“<br />

zeichnen sich durch hohe Kapitalzuflüsse an den Aktienmärkten aus. 36<br />

4 Prozess des <strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong><br />

4.1 Ablauf des <strong>IPO</strong> im Überblick<br />

Am Beginn des <strong>IPO</strong>-Prozesses steht die strategische Entscheidung für einen<br />

Börsengang. Da dieser Schritt i. d. R. kaum umkehrbar ist, bedarf es einer genauen<br />

Analyse der „Börsenfähigkeit“ der Unternehmung. 37 Anschließend sollte ein <strong>IPO</strong> -<br />

Team (meist mit einem professionellen Emissionsberater) zusammengestellt werden,<br />

das die Unternehmung beim sogenannten „Beauty Contest“, der Unternehmungspräsentation<br />

zur Auswahl des Konsortialführers und der Konsortialbanken, und den<br />

weiteren Phasen des <strong>IPO</strong> unterstützt. 38<br />

33 Vgl. Blättchen, W., Jacquillat, B. (1999), S. 108ff.<br />

34 Vgl. Rödl, B., Zinser T. (1999), S. 24ff.<br />

35 Vgl. Gompers, P. A., Lerner, J. (1999), S. 213ff<br />

36 Vgl. Grinblatt, M., Titman, S. (1998), S. 86.<br />

37 Vgl. Stangner, K.-H., Moser, U. (1999), S. 759.<br />

38 Vgl. Erhardt, O. (1997), S. 10.


<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 9<br />

Gemeinsam mit dem Konsortialführer wird dann das Emissionskonzept<br />

ausgearbeitet, welches die wichtigsten Gestaltungs-variablen des <strong>IPO</strong> (siehe Kap. 3),<br />

das Plazierungsverfahren (siehe Kap. 4.4), das Plazierungsvolumen und den<br />

voraussichtlichen Emissionspreis (siehe Kap. 4.3) beinhaltet. 39 Das<br />

Emissionskonzept ist somit der entscheidende Punkt im Rahmen des <strong>IPO</strong>. 40 Durch<br />

die Emissionsbank und mindestens eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wird<br />

anschließend eine umfassende Due Diligence (Plausibilitätsprüfung) durchgeführt. 41<br />

Phasen des <strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong><br />

Vorbereitungsphase<br />

• Emissionskonzept<br />

• Due Diligence<br />

• Bewertung<br />

Planungs- und Konzeptphase • Konsortialbanken<br />

• Grundsatzentscheidungen<br />

• Prüfung der Börsenreife<br />

• Grundzüge des Emissionskonzeptes<br />

• Evtl. Umwandlung<br />

• Unternehmungsoptimierung<br />

t<br />

Aufnahme des<br />

Handels<br />

ggf. Ausübung<br />

des „Green Shoe“<br />

Durchführung<br />

• Kapitalerhöhung<br />

• Börsenzulassungsverfahren<br />

• Plazierungsverfahren (siehe 4.4)<br />

• Roadshows / One on Ones<br />

Abb. 2: Ablaufdarstellung des <strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> 42<br />

Zur Beantragung der Börsenzulassung muss, je nach Marktsegment, das<br />

Emissionsprospekt oder der Unternehmungsbericht eingereicht werden. 43 Nach<br />

Erhalt des Zulassungsbescheids wird die Emissionspreisspanne festgelegt und die<br />

Equity Story wird den potentiellen Investoren im Rahmen von<br />

Analystenpräsentationen („Roadshows“) und Einzelgesprächen („One on Ones“)<br />

bekannt gemacht. 44 Zweck der Equity Story ist es, die Investoren über die<br />

39 Vgl. ebenda, S. 10f.<br />

40 Vgl. Trobitz, H. H., Wilhelm, S. (1996), S. 164.<br />

41 Vgl. Stangner, K.-H., Moser, U. (1999), S. 760.<br />

42 Vgl. Jeschke, D (1998), S. 493f. und Blättchen, W., Jacquillat, B. (1999), S. 82ff.<br />

43 Vgl. Stangner, K.-H., Moser, U. (1999), S. 760.<br />

44 Vgl. hierzu und im folgenden Erhardt, O. (1997), S. 12.


<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 10<br />

Unternehmungsaktivitäten, die relevanten Märkte und die Wettbewerbsposition zu<br />

informieren. Im Mittelpunkt stehen dabei die zentralen Unternehmungsdaten,<br />

Finanzkennzahlen und die qualitativen Ziele. Nach Ablauf des Plazierungsverfahrens<br />

(siehe Kapitel 4.4) und der Festlegung des endgültigen Emissionspreises<br />

werden die Aktien zugeteilt und der Handel an der Börse kann beginnen.<br />

4.2 Marketingkonzept und Finanzkommunikation<br />

Die Maßnahmen des Marketing und der Finanzkommunikation spielen zu jeder Zeit<br />

des eigentlichen <strong>IPO</strong> – Prozesses und auch im Anschluss an die Handelsaufnahme<br />

eine sehr wichtige Rolle, da sie die Attraktivität der Aktie entscheidend beeinflussen.<br />

Das Ziel der Marketingmaßnahmen ist die Verbesserung der Informationseffizienz,<br />

die Verringerung der Informationskosten der Investoren und die Kommunikation der<br />

strategischen Ziele bzw. der finanzpolitischen Vorstellungen der Unternehmung, um<br />

so eine höhere Bewertung erzielen zu können. 45 Relevante Gruppen sind dabei<br />

institutionelle Investoren, private Anleger, Anlageberater, Medienvertreter und vor<br />

allem Finanzanalysten. 46<br />

Das Marketing im Rahmen des <strong>IPO</strong> kann nach Trobitz und Wilhelm in drei Phasen<br />

unterteilt werden. In der Basis-/Imagephase soll die Bekanntheit gesteigert und der<br />

Börsengang angekündigt werden. Dafür ist es sinnvoll, das Corporate Image durch<br />

eine Auftaktkampagne in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Die Hauptphase<br />

besteht aus der konkreten Aktionskampagne, in der detaillierte Informationen über<br />

den bevorstehenden Börsengang mit dem Ziel verbreitet werden, die Anleger von der<br />

Attraktivität der Aktie zu überzeugen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Roadshows<br />

und Analystengespräche. Nach Abschluss des eigentlichen <strong>IPO</strong> - Prozesses und der<br />

Aufnahme des Handels an der Börse tritt das Investor-Relations-Programm in den<br />

Vordergrund. Es gilt, den geforderten Publizitätspflichten (Jahresabschluss,<br />

Hauptversammlung, Ad-hoc Publizität, ...) nachzukommen und durch weitergehende<br />

Maßnahmen (Pressemitteilungen, Analystentreffen, ...) ein dauerhaft positives Bild<br />

in der Öffentlichkeit zu erzielen. 47<br />

45 Vgl. Blättchen, W., Jacquillat, B. (1999), S. 215ff.<br />

46 Vgl. Trobitz, H. H., Wilhelm, S. (1996), S. 176.<br />

47 Vgl. zu diesem Abschnitt ebenda, S. 177ff.


<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 11<br />

4.3 Bewertung der Unternehmung<br />

4.3.1 Multiplikatorverfahren<br />

Zur Bewertung eines neuen Börsenkandidaten wird in Deutschland meist ein<br />

zweistufiges, modifiziertes Ertragswertverfahren angewandt. Die Grundlage der<br />

Bewertung bildet das standardisierte Bewertungsverfahren nach der Methodik der<br />

Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Anlageberatung (DVFA) und des<br />

Arbeitskreises „Externe Unternehmensrechnung“ der Deutschen Schmalenbach<br />

Gesellschaft (SG). 48 Hierbei wird der Jahresüberschuss um außerordentliche,<br />

aperiodische und dispositionsbedingte Einflüsse bereinigt. 49 Anschließend wir die<br />

Unternehmung in ein Umfeld börsennotierter Unternehmungen der gleichen Branche<br />

eingeordnet. Für diese Gruppe wird ein durchschnittlicher Multiplikator ermittelt, der<br />

das Chancen/Risiko-Verhältnis widerspiegelt. In der Praxis wird meist das Kurs-<br />

Gewinn-Verhältnis (KGV) verwendet. Dieser Multiplikator wird, je nach<br />

spezifischen Eigenschaften der Unternehmung; nach oben oder unter angepasst.<br />

Emissionskurs = Gewinn je Aktie nach DVFA/SG * KGV 50<br />

Aus der Multiplikation des zukünftigen Gewinns mit dem ermittelten Multiplikator<br />

ergibt sich der Wert der Unternehmung. 51<br />

4.3.2 Discounted Cash Flow Verfahren<br />

Die DCF-Methode setzt nicht am Gewinn, sondern an den Cash Flows der<br />

Unternehmung an, die auf den Aus- und Einzahlungen der Unternehmung basieren.<br />

Dadurch sind die Finanzierungswirkungen der Abschreibungen, die Veränderung der<br />

langfristigen Rückstellungen und der Finanzbedarf für Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen<br />

im Anlage- und Umlaufvermögen im Unternehmungswert enthalten. 52<br />

48 Vgl. Wegmann, J. (1996), S. 152f.<br />

49 Vgl. Trobitz, H. H., Wilhelm, S. (1996), S. 169.<br />

50 Vgl. Wegmann, J. (1996), S. 157.<br />

51 Vgl. Trobitz, H. H., Wilhelm, S. (1996), S. 169ff.<br />

52 Vgl. zu diesem Abschnitt Börsig, C. (1993), S. 84f.


<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 12<br />

Unternehmungswert =<br />

n<br />

<br />

t=1<br />

FCFt<br />

(1+i) t<br />

+ RWn<br />

bzw.<br />

<br />

<br />

FCFt<br />

(1+i) t<br />

Bei der Bewertung einer Unternehmung wird der Free Cash Flow (Vgl. Abb. 3)<br />

verwendet, der für Zahlungen an Fremd- und Eigenkapitalgeber, Programm- und<br />

Potentialänderungen, Finanzinvestitionen oder Zusatzzahlungen an Führungskräfte<br />

und Mitarbeiter verwendet werden kann. 53 Zur Diskontierung wird der Gesamtkapitalkostensatz<br />

(wacc) als Kalkulationszinssatz i verwendet. 54<br />

Ergebnis vor Zinsen und Steuern +<br />

Brutto Cash Flow +<br />

Steuern -<br />

Abschreibungen +<br />

Investitionen in<br />

Anlagevermögen -<br />

Free Cash Flow<br />

Rückstellungen +/-<br />

Erhöhung des<br />

Working Capital -<br />

Abb. 3: Berechnung des Free Cash Flow 55<br />

Da sich der für den Eigentümer entscheidende Nutzen des Investments im zukünftigen<br />

Zahlungsüberschuss widerspiegelt, liefert der DCF-Ansatz einen realeren<br />

Unternehmungswert als ein Ertragswertverfahren (wie z. B. die KGV-Methode). 56<br />

4.4 Plazierungsverfahren<br />

4.4.1 Festpreisverfahren<br />

Bei der Plazierung der Aktien bei den potentiellen Investoren gibt es kein<br />

einheitliches Verfahren. Bis Anfang der neunziger Jahre wurde bei Börsen-<br />

53 Vgl. Hahn, D. (1996), S. 314.<br />

54 Vgl. ebenda, S. 305.<br />

55 Vgl. Börsig, C. (1993), S. 85.<br />

56 Vgl. Börsig, C. (1993), S. 84f.


<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 13<br />

einführungen meist ein Festpreisverfahren angewandt. 57 Das Bankenkonsortium<br />

übernimmt in diesem Fall das gesamte Emissionsvolumen zu einem vorher<br />

vereinbarten Preis, der sich aus der in Kapitel 4.3 dargestellten Unternehmungsbewertung<br />

ergibt. Die Vorteile für die Unternehmung liegen dabei in der Abgabe des<br />

Plazierungsrisikos, einem festen Emissionserlös und dem relativ geringen<br />

Aufwand. 58 Prinzipiell werden bei diesem Verfahren zwar die Marktkenntnisse und<br />

Markterwartungen mit einbezogen, aber die Festlegung eines objektiven Festpreises<br />

ist kaum möglich. Deshalb führt das Verfahren in den meisten Fällen zu<br />

Benachteiligungen der Unternehmung oder der Bank. 59<br />

4.4.2 Bookbuilding<br />

Das seit Mitte der neunziger Jahre am weitesten verbreitete Plazierungsverfahren ist<br />

das Bookbuilding (siehe Abb. 5). 60 Es bezieht die Nachfrageseite mit in die Preisfestlegung<br />

ein und ermöglicht auf diese Weise einen objektiveren Emissionspreis.<br />

Das Bookbuilding–Verfahren startet mit dem Pre-Marketing, bei dem das<br />

Marktpotential abgeschätzt und die potentielle Preisspanne festgestellt werden soll. 61<br />

Im Rahmen der Marketing-Phase wird die Equity-Story den institutionellen<br />

Anlegern auf verschiedenen Analystentreffen präsentiert und die eingehenden<br />

Zeichnungsaufträge mit gewünschtem Volumen und Preis im Orderbuch notiert<br />

(„Ordertaking“). 62 Aufgrund dieser ersten Zeichnungsaufträge wird eine<br />

Bookbuildingspanne (Preisrahmen) festgelegt, zu der die privaten Anleger die Aktien<br />

während der Zeichnungsfrist bei den Konsortialbanken zeichnen können. Es besteht<br />

die Möglichkeit, die Preisspanne während der Zeichnungsfrist nach oben<br />

auszuweiten, falls dies im Verkaufsprospekt angekündigt war. Nach Ablauf der<br />

Zeichnungsfrist wird auf der Grundlage der eingegangenen Zeichnungswünsche der<br />

endgültige Emissionspreis festgelegt und die Aktien werden an die Anleger verteilt.<br />

57 Vgl. Hartmann-Wendels, T., Pfingsten, A., Weber, M. (1998), S. 283.<br />

58 Vgl. Blättchen, W., Jacquillat, B. (1999), S. 172f.<br />

59 Vgl. Hartmann-Wendels, T., Pfingsten, A., Weber, M. (1998), S. 283.<br />

60 Vgl. ebenda, S. 283.<br />

61 Vgl. Blättchen, W., Jacquillat, B. (1999), S. 174.<br />

62 Vgl. hierzu und im folgenden Jeschke, D. (1998), S. 487f.


<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 14<br />

t<br />

Bookbuildingphasen<br />

Notierungsaufnahme<br />

ggf. Green Shoe<br />

Zeichnungsstart<br />

für Privatanleger<br />

Zuteilung<br />

Auswahl der<br />

Investorengruppen<br />

Pre Marketing<br />

Equity Story<br />

kommunizieren<br />

Ordertaking<br />

Marketing<br />

• Preisrahmen<br />

• Road Shows<br />

Preisfestlegung<br />

entsprechend<br />

Nachfrage<br />

Abb. 4: Ablauf des Bookbuilding 63<br />

Zur Stabilisierung des Kurses werden bei einer sehr großen Nachfrage meist mehr<br />

Aktien zugeteilt, als zur Verfügung stehen (Mehrzuteilungsoption). Diese<br />

zusätzlichen Aktien werden als „Green Shoe“ bezeichnet und verhindern, dass der<br />

Aktienkurs aufgrund eines hohen anfänglichen Rücklaufs zu sehr schwankt. 64<br />

Problematisch ist, dass bei einer „Überzeichnung“ der Aktien, d. h. wenn mehr<br />

Aktien nachgefragt werden als vorhanden sind, die Zuteilung meist über einen<br />

Zuteilungsschlüssel oder ein Losverfahren geschieht. 65<br />

4.4.2 Auktionsverfahren<br />

Eine Möglichkeit zu einer objektiveren Preisfestlegung bietet das Auktionsverfahren,<br />

bei dem ein Mindestpreis festgelegt wird. Alle Zeichnungsaufträge, die über diesem<br />

Preis liegen, werden in das Orderbuch notiert. Nach Streichung aller unrealistisch<br />

hohen Preise wird eine Nachfragekurve ermittelt. Der Gleichgewichtspreis, bei dem<br />

sich Emissionsvolumen und Nachfragekurve schneiden, ist der für alle geltende<br />

Emissionskurs. 66<br />

63 Vgl. ebenda, S. 487ff und Blättchen, W., Jacquillat, B. (1999), S. 173ff.<br />

64 Vgl. Blättchen, W (1996), S. 22.<br />

65 Vgl. Blättchen, W., Jacquillat, B. (1999), S. 177.<br />

66 Vgl. ebenda, S. 182.


<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 15<br />

Der Vorteil des Auktionsverfahrens liegt darin, dass der Preis der Nachrage gerecht<br />

wird und der Unternehmung somit kein Kapital durch ein zu hohes Underpricing<br />

(vgl. Kapitel 4.5) entgeht. 67 Allerdings bietet oft gerade die Erzielung von<br />

Emissionsgewinnen einen (entscheidenden) Anreiz für die Anleger, so dass die<br />

Gefahr besteht, einen Teil der Aktien nicht absetzen zu können. Als bisher einzige<br />

deutsche Unternehmung hat die Trius Wertpapierhandelsbank AG ein<br />

Auktionsverfahren im Rahmen des <strong>IPO</strong> angewandt.<br />

4.5 Performance von <strong>IPO</strong>s<br />

In einer Vielzahl empirischer Untersuchungen wurde festgestellt, dass bei den<br />

meisten <strong>IPO</strong>s ein Underpricing vorliegt. 68 Als Underpricing wird die positive<br />

Differenz zwischen dem ersten Sekundärmarktkurs und dem Emissionspreis<br />

verstanden. Von diesem real zu beobachtenden ex-post-Underpricing wird das exante-Underpricing<br />

unterschieden, welches vorliegt, „wenn der Emissionserlös unter<br />

dem rational zu erwartenden Sekundärmarkterlös liegt“ 69 .<br />

Zur Erklärung des Underpricing-Phänomens gibt es zahlreiche Ansätze, die entweder<br />

an Informationsasymmetrien (gleichgewichtige Erklärungsansätze) oder Marktunvollkommenheiten<br />

(ad-hoc Erklärungshypothesen) ansetzen. Informationsvorteile<br />

können beim <strong>IPO</strong> bei einigen Anlegergruppen (Rock 1986), bei den Emittenten<br />

(Signaling, Allen/Faulbauer 1989) oder bei den Emissionshäusern (Reputationshypothese,<br />

Beatty/Ritter 1986) bestehen. Spekulative Preisbildung, mangelnder<br />

Wettbewerb und Kurspflegeaktivitäten der Emissionsbanken sind einige der<br />

möglichen Marktunvollkommenheiten, die ein Underpricing erklären können. 70<br />

Eine Studie der längerfristigen Entwicklung von <strong>IPO</strong>s am amerikanischen<br />

Kapitalmarkt durch J. R. Ritter zeigt, dass die Performance von Neuemissionen in<br />

den ersten drei Jahren meist unter dem Marktdurchschnitt liegt. Dem Underpricing<br />

folgt somit in vielen Fällen eine „long-run Underperformance“. Die Kombination<br />

67 Vgl. hierzu und im folgenden ebenda, S. 185.<br />

68 Vgl. hierzu und im folgenden Kaserer, C., Kempf, V. (1995), S. 45f.<br />

69 Kaserer, C., Kempf, V. (1995), S. 46.<br />

70 Vgl. zu diesem Abschnitt Kaserer, C., Kempf, V. (1995), S. 45ff.


<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 16<br />

der beiden Phänomene unterstützt die These, dass die emittierenden<br />

Unternehmungen meist einen günstigen Zeitpunkt (vgl. Kapitel 3.6; „window of<br />

oppertunity“) zum Börsengang wählen. 71<br />

5 Bewertung der Möglichkeiten des <strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong><br />

Bevor eine Unternehmung den Gang an die Börse beschließt, sollte stets die eigene<br />

„Börsenreife“ untersucht werden, wobei die Phase des Lebenszyklus eine<br />

entscheidende Rolle spielt. Für erst neu gegründete Unternehmungen mit geringen<br />

Umsätzen und typischen Anlaufverlusten ist eine Finanzierung über Venture Capital<br />

oder andere Risikokapitalgeber meist leichter und interessanter, da die<br />

Risikobereitschaft dieser Investorengruppen in der Regel höher ist. Für<br />

Wachstumsunternehmungen in zukunftsträchtigen Bereichen, ist ein Börsengang<br />

dagegen ein sehr guter Weg zur Behebung von finanziellen Engpässen und zur<br />

Erschließung neuer Marktpotentiale.<br />

Die Börse, als Bindeglied zwischen der Kapitalanleger- und Kapitalnachfragerseite,<br />

bietet in jedem Fall eine sehr interessante Möglichkeit, die Kapitalbeschaffungsprobleme<br />

von Gründungs- und Wachstumsunternehmungen zu lösen, und sollte<br />

daher stets als relevante Möglichkeit in Betracht gezogen werden.<br />

71 Vgl. zu diesem Abschnitt Ritter, J. R. (1991), S.3ff.


<strong>Initial</strong> <strong>Public</strong> <strong>Offering</strong> (<strong>IPO</strong>): Ausgestaltung, Prozess und Beteiligte 17<br />

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