SKELETTMUSKULATUR IM ALTER2. QUARTAL 200616Muskuläre Veränderungen bedingt durch denAlterungsprozessauf Grund von Osteoporose mit einer reduzierten Knochendichteund andererseits mit einer reduzierten Festigkeitder Sehnen gerechnet werden muss, sollte dieTrainingsbelastung möglichst so reguliert sein, dass eszu keinen Verletzungen des Bewegungsapparateskommt. Hiezu sollte eine langsame, kontinuierlicheVerkleinerung der Standfläche vom bipedalen zummonopedalen Stand erfolgen. Zur weiteren Belastungssteigerungkönnen später auch die Augen verbundenwerden.Pharmakologische TherapienBis heute sind die Möglichkeiten Muskelverluste mitPharmazeutika zu behandeln sehr begrenzt. Allerdingswurde in Studien gezeigt, dass einige Medikamentedurchaus in der Lage sind, den Muskelstoffwechsel zubeeinflussen. So wird zum Beispiel der positive Einflussvon 1,25-dihydroxy Vitamin D auf Parameter wieMuskelkraft und reduzierte Fallneigung diskutiert (16).Weiters wird vermutet, dass ACE Hemmer über dieBeeinflussung des Renin-Angiotensin Systems Veränderungenim Skelettmuskel und Fettgewebe hervorrufenkönnen, welche wiederum einen positiven Effektauf die Muskelkraft und körperliche Aktivität haben(17). Mögliche Mechanismen inkludieren die Reduzierungvon chronisch inflammatorischen Prozessen oderoxidativem Stress. Eine weitere interessante Behandlungsmöglichkeitkönnte die direkte Beeinflussung derInflammation darstellen. So haben Mets et al. beschrieben,dass Patienten über 70 Jahre, die wegen akutenInfektionen ins Spital eingeliefert wurden, von der 2-wöchigen Gabe des Cyclooxygenase-2 Inhibitors Celecoxibprofitierten und eine signifikante Erhöhung derErmüdungsresistenz zeigten (18). Diese Daten sindjedoch vorläufig und bedürfen einer eingehendenÜberprüfung.ZusammenfassungAltersbedingten Veränderungen im Muskelstoffwechselführen mit der Zeit zu einem erheblichen Verlustan muskulärer Leistungsfähigkeit und damit zurgesteigerten Morbidität und Mortalität alter Menschen.Die Prävention und Therapie der Sarkopenie ist dahervon entscheidender Bedeutung. Die Steigerung derkörperlichen Aktivität ist bis heute die effektivste Maßnahme,um einer Sarkopenie vorzubeugen oder sie zubehandeln. Die Muskelaktivität kann entweder willkürlichoder durch neuromuskuläre Elektrostimulation hervorgerufenwerden. Letztere ist gerade bei immobilisiertenPatienten eine effektive Therapieoption. Umden Skelettmuskel mit ausreichenden Nährstoffen zuversorgen, sollte weiters auf eine ausreichende Zufuhrvon Proteinen geachtet werden. Da im Alter diese Versorgungdurch normale Ernährung nicht immer gegebenist, sollte an eine zusätzliche Zufuhr von hochdosiertenProteinen oder Aminosäuren gedacht werden.Da zumindest in den nächsten Jahren effektive pharmazeutischeInterventionen noch nicht absehbar sind,bleiben physikalische Maßnahmen die Therapie derWahl zur Behandlung der Sarkopenie.Korrespondenzadresse:Dr. Eva-Maria Strasser, Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael QuittanInstitut für Physikalische Medizin und Rehabilitation,Kaiser-Franz-Joseph Spital im SMZ- Süd, WienReferenzen1. FERRUCCI L, HARRIS TB, GURALNIK JM, TRACY RP, CORTI MC, COHEN HJ, PENNINX B, PAHORM, WALLACE R, HAVLIK RJ. Serum IL-6 level and the development of disability in olderpersons. J Am Geriatr Soc. 1999;47:639-46.2. VISSER M, PAHOR M, TAAFFE DR, GOODPASTER BH, SIMONSICK EM, NEWMAN AB, NEVITT M,HARRIS TB. Relationship of interleukin-6 and tumor necrosis factor-alpha with musclemass and muscle strength in elderly men and women: the Health ABC Study. 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2. QUARTAL 2006OSTEOPOROSEOsteoporoseElisabeth PreisingerOsteoporose zählt zu den häufigsten Erkrankungendes Stütz- und Bewegungsapparates.Im höheren Lebensalter können Unabhängigkeitvon fremder Hilfe und Lebensqualitätdurch Osteoporose sehr beeinträchtigt werden.Chronische Rückenschmerzen, eingeschränkteMobilität und Leistungsfähigkeit, Angst vorStürzen und Reduktion sozialer Kontakte sinddie Folgen der Osteoporose. Wirbelfrakturen vervierfachendas Risiko für weitere Frakturen undreduzieren die Lebenserwartung. Im 1. Jahr nacheiner hüftgelenksnahen Fraktur ist die Mortalitätum 20% bis 25% höher als bei gleichaltrigenGesunden. Etwa 50% der Betroffenen erreichennicht mehr ihre volle Mobilität und 25% bleibenPflegefälle. Ausmaß und Folgen der Osteoporosewerden weltweit unterschätzt.Die Konsequenzen, die daraus gezogen werdenmüssen, sind: Förderung der Prävention Abklären der Risikofaktoren Rechtzeitige Diagnose und Therapie Bei manifester Osteoporose müssen neben dermedikamentösen Therapie alle weiteren Behandlungsmöglichkeitenund Interventionen ausgeschöpftwerden, um Unabhängigkeit und Lebensqualitätzu optimierenPräventionLebensstilfaktoren haben während des ganzenLebens einen wichtigen Einfluss auf den Knochen undauf viele Körperfunktionen.Dazu gehören: Ausreichende Knochenbelastung durch Bewegung Erhaltung von Mobilität, körperlicher Geschicklichkeitund Leistungsfähigkeit Ausgewogene Ernährung Verzicht auf Nikotin und übermäßigen Alkoholgenuss UnfallverhütungDie Osteoporoseprävention sollte in frühesterJugend zur Zeit des Knochenwachstums beginnen. Einaktiver Lebensstil und eine ausgewogene Ernährung,die reich an Kalzium und bei Bedarf auch an Vitamin Dist, fördern im Rahmen des genetischen Potentials denKnochenaufbau und bremsen im fortgeschrittenenLebensabschnitt den Knochenabbau. Das Sitzen vordem Videorekorder oder Computer in der Kindheiterhöht das Knochenbruchrisiko. Sportliche Betätigungenund Spiele wie Hüpfen, Step-Aerobic, Tennis oderSquash fördern bei Kindern und Jugendlichen insbesonderevor der Pubertät den Knochenaufbau in denbelasteten Zonen. Unterschiede von etwa 24% Knochendichtekonnten zwischen Spielarm und nichtdominantemArm bei Tennis- und Squashspielerinnenfestgestellt werden, die Jahre vor der Menarche zu trainierenbegannen. Beim Erwachsenen wird ein physiologischstarker Knochen durch einen aktiven Lebensstilunterstützt. Wobei sich auch hier den Knochen belastendeSportarten, s. g. weight bearing activities, highimpact training, für den Knochen als günstig erweisen.Gregg EW et al. (1998) untersuchten in einer prospektivenKohortenstudie die Auswirkung der regelmäßigenkörperlichen Aktivität bei 9704 Frauen (>65 Jahre). Eindeutlich geringeres Hüftfrakturrisiko konnte bei jenenFrauen nachgewiesen werden, die mindestens2h/Woche einer sportlichen Betätigung nachgingenbzw. die mehrere Stunden pro Woche eine schwerekörperliche Arbeit ausübten. Hingegen hatten Frauen,die mehr als 9h/Tag einer sitzenden Tätigkeit nachgingen,ein 43% höheres Risiko eine Hüftfraktur zu erleiden,als jene Frauen mit