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Die komplette MONITOR-Ausgabe 4/2008 können Sie

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te Gabriele Kotsis, Vizerektorin für Forschung<br />

an der Universität Linz. Kotsis, die<br />

selbst Wirtschaftsinformatik an der Uni<br />

Wien studiert hatte, betonte aber auch die<br />

„spezielle gute Situation zwischen Uni und<br />

FH bei uns in Oberösterreich“, denn die FH<br />

Hagenberg sei ja eigentlich aus der Uni heraus<br />

entstanden. „Wir haben eine gute kooperative<br />

Basis und viel Austausch von Lehrenden,<br />

einige FH-Absolventen fangen jetzt<br />

auch bei mir mit ihrer Promotion an“, vermittelte<br />

sie ein sehr positives Bild.<br />

Das wurde auch von Heinz Dobler, Studiengangsleiter<br />

Software Engineering an<br />

der FH Hagenberg/OÖ, so bestätigt. Er ging<br />

sogar noch einen Schritt weiter: „Noch vor<br />

zehn Jahren gab es wirklich große Unterschiede<br />

zwischen Diplomstudien an Unis<br />

und Fachhochschulen, sowohl inhaltlich als<br />

auch organisatorisch. Mittlerweile im Zuge<br />

des Bologna-Prozesses und der Umstellung<br />

auf die Bachelor-Master-Studien beobachten<br />

wir, dass diese Unterschiede verschwimmen.<br />

Das heißt, aus meiner Sicht nähern<br />

sich beide Institutionen sehr stark an“, erklärte<br />

Dobler.<br />

Wozu dann Unis und FHs?<br />

„Ich denke, es findet eine Spezialisierung<br />

sowohl an FHs als auch Unis statt, aber ich<br />

glaube, dass es nach wie vor Unterschiede<br />

gibt“, widersprach Kotsis und brachte ein<br />

persönliches Beispiel: „Ich halte an der Uni<br />

Linz und der FH Burgenland eine Vorlesung<br />

zum Thema ‘Multimedia Systeme’ - aber<br />

obwohl der Name gleich ist, sind die Inhalte<br />

doch sehr verschieden.“<br />

„Ich möchte ein Plädoyer gegen dieses<br />

Zusammenwachsen aussprechen“, betonte<br />

Helmut Gollner. „<strong>Die</strong> Stärke der FH liegt<br />

im sehr kurzfristigen Umsetzen von Themen<br />

mit der Wirtschaft. <strong>Die</strong> Studierenden<br />

machen die Diplomarbeiten im Allgemeinen<br />

direkt im Unternehmen.“ <strong>Die</strong> Unis<br />

seien dafür da, mittel- bis langfristig Forschung<br />

zu betreiben. „Wir brauchen diese<br />

Institutionen, die sich tiefer mit einem Thema<br />

beschäftigen“, zeigte sich Gollner überzeugt<br />

vom dualen System Uni und FH. „Eine<br />

Generalisierung ist sicher gefährlich“,<br />

meinte Erich Schikuta von der Uni Wien.<br />

Er wies auf einen großen System-Unterschied<br />

beider Institutionen hin.An der Universität<br />

stehe das Pull-Prinzip im Vordergrund,<br />

das heißt, die Studierenden würden<br />

zur Selbstorganisation gezwungen, wäh-<br />

Job Training | IKT-Ausbildung in Österreich – Teil 4<br />

<strong>MONITOR</strong>-Serie IT Ausbildung in Österreich.<br />

Teil 1: Universitäten (Monitor 9/2007)<br />

Teil 2: Fachhochschulen in Wien, NÖ, Burgenland, Steiermark (Monitor 11/2007)<br />

Teil 3: Fachhochschulen in OÖ, Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg ( 02/<strong>2008</strong>)<br />

Teil 4: Monitor-Gesprächsrunde „IT-Ausbildung in Österreich - Chancen und<br />

Probleme“ (Monitor 04/<strong>2008</strong>)<br />

Alle Teile sind online unter www.monitor.co.at/itausbildung nachzulesen.<br />

rend an der FH das Push-Prinzip praktiziert<br />

würde, das mehr oder weniger ein Fortführen<br />

der Schule bedeute. Das Wissen werde<br />

an die Studierenden eben wie in der Schule<br />

herangetragen.<br />

Ja zur Durchlässigkeit<br />

Da beide Systeme jetzt das Bachelor-<br />

Master-System eingeführt haben, müsse<br />

man auch die Durchlässigkeit hinterfragen.<br />

„Inwiefern wird die Durchlässigkeit praktikabel<br />

gelebt?“, stellte Werner Fritz, Studiengangsleiter<br />

Informationsmanagement an<br />

der FH Joanneum gleich selbst die Frage an<br />

die Runde - um bedauernd fortzusetzen:<br />

„Schön zu hören, dass die Kooperation in<br />

Oberösterreich so gut klappt, ich komme<br />

aus der Steiermark, wo es weniger gut funktioniert.“<br />

Prinzipiell sei die Durchlässigkeit ein wichtiges<br />

Kriterium, waren sich alle Teilnehmer<br />

einig. „Das ist noch ein wunder Punkt, ich<br />

kenne auch Kollegen, die das nicht unbedingt<br />

schätzen“, gab Erich Schikuta zu und<br />

appellierte: „Vergesst die Schrebergartenmentalität,<br />

reißt die Mauern nieder!“ Gabriele<br />

Kotsis ergänzte: „Es ist nicht nur der<br />

Wechsel von FH zu Uni oder in die andere<br />

Richtung. Sondern vor allem der fachlicher<br />

Wechsel wird in Zukunft ein spannendes<br />

Thema werden, dass Leute z. B. einen<br />

Bachelor in der Wirtschaft machen und dann<br />

verstärkt in die Technik gehen wollen oder<br />

umgekehrt. Das wird sicher einer der künftigen<br />

Trends werden.“<br />

Praktiker am Wort<br />

„Viele FH-Absolventen kommen sofort mit<br />

dem Anspruch: Ich bin jetzt fertig. Wo ist<br />

mein Schreibtisch, wo ist mein Chefsessel?“,<br />

berichtete Walter Hanus, CEO des IT-<br />

<strong>Die</strong>nstleisters IVM, über ein oft stark überhöhtes<br />

Selbstvertrauen von Bewerbern. <strong>Die</strong><br />

„industrielle Ochsentour“ wollen sich diese<br />

Leute, die in zwei Jahren studiert haben,<br />

ersparen. „Ich finde, da muss man wieder<br />

etwas gegensteuern“, appellierte Hanus an<br />

die Ausbildungsinstitutionen. Für die interne<br />

Aus- und Weiterbildung sorgt IVM lieber<br />

selbst. Am hauseigenen IVM Campus,<br />

der übrigens seit 1999 öffentlich zugänglich<br />

ist, <strong>können</strong> Kurse aller Art belegt werden.<br />

„Ich denke, wir haben da einen Weg dazwischen<br />

gefunden“, erklärte Thomas<br />

Schöpf, Mitglied des Vorstands von Kapsch<br />

CarrierCom, denn „wir laufen Gefahr, die<br />

Mitarbeiter zu verlieren, wenn sie zwei Jahre<br />

eine externe Ausbildung machen“. <strong>Die</strong><br />

Lösung für uns war - gemeinsam mit Partnern<br />

wie der Telekom Austria und anderen<br />

Instituten - vergangenen Sommer die Gründung<br />

einer IKT-Acadmy mit einer Zertifizierung,<br />

die brancheweit akzeptiert wird.<br />

Schöpf äußerte sich dann noch zum Schlagwort<br />

Leadership: „Jeder Ausbildender muss<br />

Leadership entwickeln. Es geht aber nicht<br />

nur um den Führungsstil, sondern auch um<br />

Leadership in Themenbereichen.“<br />

Hier brach Schöpf eine klare Lanze für das<br />

duale System: „Ich sehe Leadership, was Forschung<br />

betrifft, bei den Universitäten.Wissenschaft<br />

muss es sich leisten <strong>können</strong>, sich<br />

mit Themen zu beschäftigen, die von der<br />

Wirtschaft noch nicht so gefragt und noch<br />

nicht so profitabel sind. <strong>Die</strong> Fachhochschulen<br />

hingegen sollen sehr dezidiert im Sinne<br />

der Wirtschaft Führungskräfte ausbilden.“<br />

Es sollte kein Konkurrenzkampf sein, „wir<br />

werden in der Zukunft eher das Problem haben,<br />

das wir zu wenig Arbeitskräfte haben“,<br />

prognostizierte Schöpf.<br />

Mit der IKT-Acadmy, der neuen Initiative<br />

mit Kapsch, „wollen wir die Leute wieder<br />

ans Lernen und die Weiterbildung heranführen“,<br />

unterstrich Bernd Lauer, Leiter<br />

des Human Resource Competence Centers<br />

bei der Telekom Austria. „Denn viele Mitarbeiter<br />

trauen sich einen Einstieg bei einer<br />

FH aus beruflichen und familiären Gründen<br />

gar nicht zu“, so Lauer. Bei Absolventen,<br />

egal ob HTL, FH oder Uni, kommt als<br />

erstes die „berühmte Ochsentour“ zum Ein-<br />

monitor | April <strong>2008</strong> 41

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