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Der Weg der Wolle - Schule auf dem Bauernhof

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<strong>Der</strong> <strong>Weg</strong> <strong>der</strong> <strong>Wolle</strong>


ImpressumHerausgeberGeschäftsstelleund VertriebRedaktionAutorinÜbersetzungGestaltungDruckBildnachweisNationales Forum <strong>Schule</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Bauernhof</strong> (SchuB), www.schub.ch<strong>Schule</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Bauernhof</strong>c/o Landwirtschaftlicher InformationsdienstWeststrasse 103000 Bern 6Tel. 031 359 59 77Fax 031 359 59 79E-Mail: info@lid.chInternet: www.schub.chIrmgard Hemmerlein, AGRIDEA, 8315 Lindau, www.agridea.chBarbara Romano, Unione Contadini TicineseEva Frei, Agriturismo La Stalla, 6675 CevioAnnemarie Weishaupt, Michael Knipfer-Jørgensen (Umschlag), AGRIDEADenis Rau, AGRIDEAAGRIDEA, Giovanni Barberis, Inlandwollzentrale, Schweizerischer Ziegenzuchtverband© Nationales Forum <strong>Schule</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Bauernhof</strong> (SchuB), 2008Die vorliegende Broschüre gibt es auch in Französisch und Italienisch.Die Broschürenreihe «Wir entdecken den <strong>Weg</strong> ...» wird l<strong>auf</strong>end erweitert.Diese Broschüren sind Bestandteil des SchuB-Unterrichtsordners und können auch einzeln bestellt werden.


<strong>Der</strong> WEg deR <strong>Wolle</strong>Inhalt<strong>Weg</strong> <strong>der</strong> <strong>Wolle</strong>, so entsteht ein Pompon.................................... 3<strong>Der</strong> Pompon.............................................................................. 4Die Wollfaser............................................................................. 5Die <strong>Wolle</strong>.................................................................................. 6Das Schaf.................................................................................. 7Die Schafschur........................................................................... 9Die Verarbeitung <strong>der</strong> <strong>Wolle</strong>...................................................... 11Produkte und Vertrieb............................................................. 14Literatur / Material.................................................................... 15SchuB 2008 1


<strong>Der</strong> WEg deR <strong>Wolle</strong><strong>Weg</strong> <strong>der</strong> <strong>Wolle</strong>,so entsteht ein ... PomponDetailhandel und GrossmärkteTextilindustrie und KunsthandwerkWollzentrale<strong>Der</strong> <strong>Bauernhof</strong> / Die Schäferei(Schafschur)Das SchafSchuB 2008 3


<strong>Der</strong> WEg deR <strong>Wolle</strong><strong>Der</strong> Pompon✄MaterialKartonSchereDicke WollnadelVerschieden farbige WollfädenBaumwollfaden zum abbindenVorbereitungAus <strong>dem</strong> Karton zwei gleich grosse Kreiseschneiden (10-15cm Durchmesser). In <strong>der</strong>Mitte ein Loch schneiden, je grösser dasLoch, umso mehr <strong>Wolle</strong> wird benötigt.Beide Kartonkreise <strong>auf</strong>einan<strong>der</strong> legen undmit Wollfäden umwickeln, in<strong>dem</strong> mandiese immer durch das Loch führt.Verwende verschiedene Wollarten undFarben.Sobald das Loch mit <strong>Wolle</strong> ausgefüllt ist,die Wollfäden am äusseren Rand <strong>auf</strong>schneiden,die beiden Kartonscheiben sorgfältigetwas auseinan<strong>der</strong> ziehen und mit einemstarken Baumwollfaden die Mitte abbinden.Man kann nun den Karton entfernenund mit einer Schere <strong>dem</strong> Pompon eineschön runde Form geben.Pompons kann man in verschiedenenGrössen anfertigen und für vieles verwenden:Mützen, Schals, Halstücher, Handschuhe,etc.Lasst <strong>der</strong> Phantasie freien L<strong>auf</strong> und versuchtes mit verschiedenen Wollarten undFarben.Aktivitäten• Verschiedene Wollfäden anschauen:Aus wie vielen dünnen Wollfäden sindsie zusammen gezwirnt? In welcheRichtung (rechts o<strong>der</strong> links) l<strong>auf</strong>en dieFäden?• Verschiedene Fäden vorbereiten (<strong>Wolle</strong>,Baumwolle, dick, dünn, usw.).Die Kin<strong>der</strong> müssen diese Fäden in verschiedeneKategorien einordnen (fein,grob, haarig).• Mit vielen Pompons eine Raupe, eineSchlange o<strong>der</strong> einen Schlüsselanhängerbasteln.4 SchuB 2008


<strong>Der</strong> WEg deR <strong>Wolle</strong>Die WollfaserIm Schafsfell kann man hauptsächlich drei Arten von Wollfasern entdecken:a. Schuppenb. Spindelzellec. Markd. FibrillenDie raue FaserDie Aussenseite <strong>der</strong> Wollfaser besteht ausSchuppen. Sie können angeordnet sein wieDachziegel o<strong>der</strong> die ganze Faser umschliessen.Wenn die Schuppen so nebeneinan<strong>der</strong>liegen, dass sie sich kaum berühren,ergibt das eine flache Struktur. Unter denSchuppen liegen die Spindelzellen, welcheaneinan<strong>der</strong> liegen und <strong>der</strong>en Struktur dieWollfaser beeinflussen. Im Innern <strong>der</strong> rauenWollfaser befindet sich ein Kanal, <strong>der</strong> mitMark gefüllt ist. Die Annahme, dass dasMark als Nahrung <strong>der</strong> Wollfaser dient, istfalsch. Es beeinflusst die Wollqualität ehernegativ.Die abgestorbene FaserDie feine FaserFeine Wollfasern haben prinzipiell die gleicheStruktur wie die Rauen. <strong>Der</strong> einzigeUnterschied ist, dass sie kein Mark enthalten.Wie bei <strong>der</strong> rauen Faser können dieSchuppen sich überlappen o<strong>der</strong> sich fastnicht berühren. Es kommt auch vor, dasssich eine Schuppe um die ganze Wollfaserlegt.Es handelt sich hier um eine nicht krause,son<strong>der</strong>n flache Faser mit einem innerenMarkrohr. Diese Faser befindet sich vorallem an den Beinen <strong>der</strong> Schafe.1 = feinste <strong>Wolle</strong> (sehr gute Qualität)bis5 = raue <strong>Wolle</strong> (Abfall)WollfeinheitJe feiner die Wollfaser, umso kostbarerist sie. Viele Faktoren beeinflussen dieWollqualität (Feinheit): Klima, Ernährung,Aufzucht, Rasse, Geschlecht, Alter. EinSchaf produziert mehrere Wollqualitäten;die Feinere befindet sich <strong>auf</strong> den Schultern,den Seiten und <strong>dem</strong> Rücken.SchuB 2008 5


<strong>Der</strong> WEg deR <strong>Wolle</strong>Die <strong>Wolle</strong><strong>Wolle</strong> wird aus <strong>dem</strong> Haar verschiedener Tiere hergestelltWenn man von <strong>Wolle</strong> spricht, denkt manan Schafwolle. Es gibt aber weitere Tiere,die uns <strong>Wolle</strong> liefern. Dies sind z.B.Lama, Alpaka, VicunaSie gehören zur Gattung <strong>der</strong> Neu weltkameliden,welche keine Höcker habenund in Südamerika in den Anden leben.Beson<strong>der</strong>s feine <strong>Wolle</strong> gibt das wild lebendeVicuna. Alpakas und Lamas werden auchals Lasttiere gehalten.KaschmirziegeDie Kaschmirziege wird in den kaltenHimalaya- Regionen gehalten, im Kaschmir(Nord Indien) und in Tibet. Die feinste<strong>Wolle</strong> wird von <strong>der</strong> Halsgegend geschoren.Kaschmirwolle ist eine <strong>der</strong> wertvollsten<strong>Wolle</strong>n und beson<strong>der</strong>s weich und warm.AngorakaninchenJe älter das Angorakaninchen ist, destobesser ist seine <strong>Wolle</strong>. Sein Fell hat eineLänge zwischen 10 und 40 cm. Jährlichkann ein solches Kaninchen bis zu 1.3 kg<strong>Wolle</strong> produzieren. Das Kaninchen wirdnicht geschoren; die <strong>Wolle</strong> wird ausgekämmt.Für was wird <strong>Wolle</strong>benötigt?Die <strong>Wolle</strong> schützt das Tier vor Kälte, Feuchtigkeitund Verletzungen. Alle Warm blüterhaben einen Schutz: Fe<strong>der</strong>n für die Vögel,Fett für die Tiere in <strong>der</strong> Arktis, Fell, usw.Viele Fe<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Fellhaare zusammenkönnen den Körper vor Wind und Wetterschützen und verhin<strong>der</strong>n den Verlust vonWärme.AlpakaKamelAusschliesslich asiatische Kamele mitzwei Höckern, welche in den kalten sibirischenGegenden leben, werden für dieWolllieferung genutzt. Im Frühling verlierensie büschelweise das Winterfell, welchesgesammelt und je nach Feinheit sortiertwird.Mohair-/AngoraziegeDie Mohair-/Angoraziege stammt aus West-Asien; ihre <strong>Wolle</strong> kann bis 20cm lang werden.<strong>Der</strong> Name «Angora» stammt von <strong>der</strong>türkischen Provinz Angora (Ankara).Kaltblüter (wie z. B. Schlangen) benötigenkeinen Kälteschutz, denn ihre Körpertemperatursteigt o<strong>der</strong> sinkt mit <strong>der</strong> Aussentemperatur.Aktivitäten• Eine Wollfaser unter <strong>dem</strong> Mikroskopbe trachten: Diese beschreiben undskiz zieren.• Eine Schafschur betrachten und die verschiedenenTeile beschreiben: Rücken,Bauch, Beine. Unterschiede beschreiben.• Eine Schafschur nach Wollqualität sortieren:Raue und feine <strong>Wolle</strong>, sowieabgestorbene Haare. Wenn Woll defektege fun den werden, diese begutachtenund beschreiben.• Den Schutz <strong>der</strong> Tiere bestimmen: Möve,Walross, Kuh, Biber, Elefant, Wal, Pferd,Adler6 SchuB 2008


<strong>Der</strong> WEg deR <strong>Wolle</strong>Das SchafGattung OvisWeltweit gibt es eine Milliarde Schafe verschiedener Rassen.Das Schaf ist ein Pflanzenfresser und Wie<strong>der</strong>käuer; wie die Kuh hat es 4 Mägen.Das Schaf ist ein Herdentier.Walliser SchwarznaseWAS – Weisses AlpenschafIm Jahr 2006 zählte man in <strong>der</strong> Schweiz196‘000 Schafe (Tiere älter als 1 Jahr). Über60% <strong>der</strong> Schweizer Schafe gehören <strong>der</strong>Rasse WAS (weisses Alpenschaf) an.In <strong>der</strong> Schweiz werden weitere Rassenge züchtet; die Schwarznase (guter Fleischlieferant),Walliser Schwarznase, Schwei zerCharrolais, Ile de France.Merinoschafe, die eine ganz feine <strong>Wolle</strong>haben, werden hingegen in Neuseeland,Australien und Südamerika gezüchtet.Nicht nur <strong>Wolle</strong>Nur ein kleiner Teil des bäuerlichen Einkommenswird heute noch mit <strong>der</strong> Schafzuchterzielt, welche jedoch für die Flächenbewirtschaftungsehr wichtig ist. SteileHänge und Hochalpen werden beweidet,denn sie sind zu steil für Kühe undmo<strong>der</strong>ne Maschinen.In <strong>der</strong> Schweiz wird das Schaf hauptsächlichfür die Fleischproduktion gehalten. <strong>Der</strong>Wollpreis ist in den letzten Jahren starkgesunken. 1990 wurden noch Fr. 7.–/kgbezahlt, heute gibt es für ein Kilo nur nochknapp Fr. 1.–.Es gibt auch Schafe, welche für die Milchproduktiongezüchtet werden (siehe «<strong>der</strong><strong>Weg</strong> <strong>der</strong> Milch»). In den letzten Jahren hatsich diese Art von Produktion stark entwickelt.Es gibt auch Schafe, die im Frühjahr einennatürlichen Fellwechsel haben, wie an<strong>der</strong>eTiere auch: Nolana-Schafe. Sie müssennicht geschoren werden. Sie werden fürdie Fleischproduktion gezüchtet. In <strong>der</strong>Schweiz kommen diese erst vereinzelt vor.www.nolana-schafe.deAbschliessend können wir sagen, dass unsSchafe mit Fleisch, Milch, <strong>Wolle</strong>, Fellen undLe<strong>der</strong> beliefern.Die Wan<strong>der</strong> -schafhaltungIn <strong>der</strong> Schweiz, wie auch in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n,gibt es heute noch eine alte Tradition <strong>der</strong>Schafhaltung, die Wan<strong>der</strong>herde. Im Herbstk<strong>auf</strong>t <strong>der</strong> Hirt kleine und noch nicht fetteLämmer, und wan<strong>der</strong>t dann mit dieserHerde in <strong>der</strong> Schweiz von Weide zu Weide;vorwiegend in <strong>der</strong> Nordschweiz, wo dasGras nahrhafter ist als südlich <strong>der</strong> Alpen.Hirtenhunde helfen <strong>dem</strong> Hirt, seine Herdezusammen zu halten und mit ihr von Dorfzu Dorf zu ziehen. Oft gehört auch ein Esel,<strong>der</strong> als Lastenträger mitläuft, dazu.Sobald die Lämmer das Schlachtgewichterreicht haben, werden sie wie<strong>der</strong> verk<strong>auf</strong>t.Diese Art von Haltung ist heute gefährdet,einerseits weil die Flächen immer mehrverbaut werden und an<strong>der</strong>seits, weil <strong>der</strong>Fleischpreis ständig sinkt.SchuB 2008 7


<strong>Der</strong> WEg deR <strong>Wolle</strong>Schafe haben naturliche FeindeDie Grossraubtiere: <strong>Der</strong> Wolf und <strong>der</strong> Luchs<strong>Der</strong> Wolf ist ein hundeartiges Raubtier(Canis lupus).Seine Färbung ist meist eine Mischung ausbeige und anthrazit, o<strong>der</strong> auch schwarz,weiss o<strong>der</strong> falbfarben.Die Er näh rung be steht hauptsächlich ausFleisch; er frisst aber auch Früchte undInsekten.<strong>Der</strong> Wolf lebt in kleinen Gruppen (Fa milienverband/Rudel)mit klar definierterHierarchie. Das Alpha-Paar steht zuoberstin <strong>der</strong> Hierarchie. Es ist ausschliesslich dasAlpha-Weibchen, das die Jungen zur Weltbringt, die an<strong>der</strong>en Weibchen beteiligensich an <strong>der</strong> Aufzucht <strong>der</strong> Jungen.Ein Rudel besteht, je nach Beutetierangebot,aus 2 bis 8 Tieren.Im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t war <strong>der</strong> Wolf noch in<strong>der</strong> ganzen Schweiz anzutreffen. Schonim nächsten Jahrhun<strong>der</strong>t war er durch dieintensive Verfolgung in einigen Gebietenausgerottet. Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t verschwan<strong>der</strong> dann vollständig. Die letztenWölfe wurden 1890 in <strong>der</strong> Ajoie im Jurabeobachtet.Im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t tauchten vereinzelteWölfe in <strong>der</strong> Schweiz <strong>auf</strong>. Seit Mitte <strong>der</strong>1990er Jahre wurden sie im Wallis wie<strong>der</strong>vermehrt gesichtet. Diese Tiere wan<strong>der</strong>nvon Süden her ein.<strong>Der</strong> Wolf ist ein geschütztes Tier.Um die Schafherden vor <strong>dem</strong> Wolf zuschützen, hielten die Hirten früher grosseHunde zur Verteidigung ihrer Tiere.Diese Hunde lebten ständig unter denSchafen und schützten sie vor Ein dringlingen.Die Schafhaltung in <strong>der</strong> Schweiz istnicht mehr an die Anwesenheit von grossenRaubtieren angepasst. Die traditionellenMethoden <strong>der</strong> Behirtung und Behütung,bewährt durch die Jahrhun<strong>der</strong>te, entsprechennicht mehr unserer Zeit.Die Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kommenden Jahrewird sein, alte Schutzmethoden anzupasseno<strong>der</strong> neue zu entwickeln, so dass siein unsere sozio-ökonomische Realität passen.<strong>Der</strong> Luchs gehört zur Familie <strong>der</strong> katzenartigenRaubtiere o<strong>der</strong> Felidae.Typisch für den Luchs sind seine Hochbeinigkeit,<strong>der</strong> kurze Schwanz und dieHaarbüschel (Pinsel) <strong>auf</strong> den Ohren spitzen.Er lebt als Einzelgänger in Revieren, wokeine an<strong>der</strong>en erwachsenen Tiere des gleichenGeschlechts toleriert werden.Bis 1900 verschwand <strong>der</strong> Luchs aus weitenTeilen Europas. Nach vielen JahrenAbwesenheit l<strong>auf</strong>en seit den 70er Jahrenwie<strong>der</strong> Ansiedlungsprojekte. Die Luchspopulationhat sich, von den anfänglich25-30 Tieren, <strong>auf</strong> etwa 100 erwachseneTiere vermehrt (Jungtiere nicht mitgezählt).Die häufigsten SchafkrankheitenMo<strong>der</strong>hinke o<strong>der</strong> KlauenfäuleDie Mo<strong>der</strong>hinke ist eine durch Bakterienhervorgerufene Schafkrankheit. Manchmalwerden in einer Herde nur vereinzelte Tierebetroffen, manchmal aber ganze Bestände.Eingetrockneter Schmutz, Steine o<strong>der</strong>kleine Verletzungen zwischen den Klauenerleichtern den Krankheitserregern dasEindringen. Als erstes beginnt das Schaf aneinem Fuss zu lahmen. Bei <strong>der</strong> Kontrolle <strong>der</strong>Klauen zeigt sich meist eine Entzündung.Dringt diese weiter in die Tiefe, wird dasKlauenhorn seitwärts unterhöhlt. Um dieserKrankheit vorzubeugen, werden dieSchafe durch Fussbä<strong>der</strong> getrieben, denenein Wirkstoff zugesetzt wird.Die RäudeDie Räude wird durch winzige Milben verursacht,die sich sehr schnell vermehren.Die Schafe werden von heftigem Juckreizgeplagt und es entstehen gelbliche Krusten,die sich mit <strong>der</strong> <strong>Wolle</strong> vom Körper lösen. ZurVorbeugung und Bekämpfung <strong>der</strong> Räudewerden die Schafe mit einem Spezialmittelgebadet. Neuerdings kann man die Räudeauch mit einer Spritze bekämpfen.Aktivitäten• Film «Hirtenreise ins 3. Jahrtausend»an schauen und diskutieren.Nach «Sennen-Ballade» und «Bauernkrieg»ist «Hirtenreise ins dritte Jahrtausend»<strong>der</strong> dritte Film einer Trilogie, in<strong>der</strong> Erich Langjahr sich mit den elementarenFragen des Menschen und seinerExistenz auseinan<strong>der</strong>setzt. Im Zentrumstehen die Fragen nach Identität, Überlebenund Zukunft.• Weitere Auskünfte zu Grossraub tierensammeln.www.wild.unizh.ch; www.kora.ch• Besuch im Wildpark Langenberg mitFührung; beobachten des Lebens <strong>der</strong>Wölfe im Rudel. www.stadt-zuerich.ch/internet/gsz/home/naturraeume/wildpark_langenberg.html8 SchuB 2008


<strong>Der</strong> WEg deR <strong>Wolle</strong>Die SchafschurIm Gegensatz zu früher werden die Schafe heute zweimal jährlich geschoren:Im Frühling, damit sie nicht unter <strong>der</strong> Sommerhitze leiden müssen und vor <strong>dem</strong>Winter, um zu verhin<strong>der</strong>n, dass die Schafe im Stall zu stark schwitzen. Wenndie Schafe schwitzen, mischt sich <strong>der</strong> Schweiss mit <strong>dem</strong> Lanolin und verklebtdas Fell. Darunter würde die Wollqualität leiden.Beim Scheren muss das Schaf trockensein. Früher wurden dazu grosse Scherenbenutzt. Heute wird das Schaf mit einemelektrischen Apparat in ein paar Minutengeschoren.Zuerst wird die Abfallwolle an Bauch undBeinen, danach <strong>der</strong> Kopf und die Schulter<strong>der</strong> einen und danach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seitegeschoren. Die <strong>Wolle</strong> wird in einem Stück(Wollvlies) geschoren, und es bleiben keineWollreste <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Haut. Je nach Rasse gibtein Schaf zwischen 2 - 5 kg <strong>Wolle</strong>.Die InlandwollzentraleNur ein kleiner Teil, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schweizgeschorenen <strong>Wolle</strong> wird direkt vomSchafhalter o<strong>der</strong> von kleinen handwerklichenBetrieben verarbeitet.SchuB 2008 9


<strong>Der</strong> WEg deR <strong>Wolle</strong>Die Inlandwollzentrale in Nie<strong>der</strong>önz sammeltdie <strong>Wolle</strong>, welche nach Feinheitsgradsortiert und in 300kg Ballen gepresst wird.In <strong>der</strong> Wollzentrale wird die <strong>Wolle</strong> nichtverarbeitet. Die <strong>Wolle</strong> wird von Händlernübernommen, welche sie zum Waschenund Karden in grosse Betriebe nach Belgienund Deutschland schicken.Geschichtliches<strong>Wolle</strong> ist eine <strong>der</strong> ältesten, vom Menschenverwendeten Fasern. Die Babylonier(Babylonien heisst «Land <strong>der</strong> <strong>Wolle</strong>») habenvor etwa 5000 Jahren die Wollverarbeitungentdeckt. Damals hat man Wollbüschelzwischen den Fingern so lange verdrehtbis ein Faden entstand, welcher zu grobem,aber warmem Gewebe verarbeitetwurde. Im Westen hat sich die Kunst<strong>der</strong> Wollverarbeitung sehr schnell verbreitet.Kostbare Stoffe wurden im frühenMittelalter in Klöstern gewoben. DieWebstühle wurden versteckt, um sie gegenbarbarische Invasoren zu schützen.Heutzutage ist Australien <strong>der</strong> grössteWollproduzent und liefert 70% des Weltbedarfs.Im Jahre 2005 hat Australien500‘000t Rohwolle produziert. <strong>Der</strong> grössteWollimporteur Europas ist Italien.Aktivitäten• Was geben uns diese Tiere: Ziege,Schwein, Kuh, Huhn, Rentier, Gans?• Fragen vorbereiten und sie einem Hirtstellen: Über seine Arbeit, sein Leben,die Tiere• Was haben folgende Tiere für Feinde:Pferd, Maus, Huhn, Biene, Kuh,Kaninchen, Eidechse, Schlange, Spatz?• Miss die Zeit, die ein Scherer für dasScheren eines Schafes benötigt. Rechnenun aus, wie lange er für die ganzeHerde brauchen wird.• Rieche an <strong>der</strong> frisch geschorenen <strong>Wolle</strong>und beschreibe den Geruch.• Ein Wollvlies wägen und ausrechnen,wie viel <strong>Wolle</strong> die ganze Herde liefernwird.• Erfinde einen Dialog zwischen den beidenSchafen (unten).(Aus: Schede de “Fattorie didattiche”,Regione Lombardia - Agricoltura.)10 SchuB 2008


<strong>Der</strong> WEg deR <strong>Wolle</strong>Die Verarbeitung <strong>der</strong> <strong>Wolle</strong>waschen, färben, kardieren, spinnen, weben, filzenWir unterscheiden zwischen industrieller und handwerklicherWollverarbeitung. Nachstehend beschreiben wir den handwerklichen Teil.Waschen• Die frisch geschorene <strong>Wolle</strong> sieht wieeine weiche Wolke aus.• Zu Beginn muss man das Stroh und Heu,den Mist und die Erde entfernen. Dassortierte Vlies in einem grossen Botticheinige Stunden mit Wasser einweichen.<strong>Wolle</strong> heraus nehmen und das Wassermit lauwarmem Seifenwasser (neutraleSeife) ersetzen, <strong>Wolle</strong> wie<strong>der</strong> hineingeben.• Nach ca. 30 Minuten <strong>Wolle</strong> vorsichtigdurchdrücken (nicht reiben, da sie sonstverfilzt), in grosse Zwiebelsäcke füllenund ausschleu<strong>der</strong>n.• <strong>Wolle</strong> kalt werden lassen und in klaremWasser spülen bis keine Seife mehr in <strong>der</strong><strong>Wolle</strong> ist. Beim letzten Spülgang kannein Schuss Essig beigegeben werden.<strong>Wolle</strong> luftig und im Schatten trocknenlassen.KardierenDas Kardieren <strong>der</strong> <strong>Wolle</strong> erleichtert dieWeiterverarbeitung. Dadurch wird sie<strong>auf</strong> gelockert und die kreuz- und querliegendenFasern werden in eine Richtunggekämmt. Dieser Arbeitsschritt ist für dasanschliessende Spinnen notwendig. Einekleine Menge <strong>Wolle</strong> kardiert man mitHandkarden – das sind zwei Holzbrettermit vielen Metallnadeln. Man hält dieeine Karde in <strong>der</strong> Hand, legt ein kleinesWollbüschel dar<strong>auf</strong> und zieht dann mit <strong>der</strong>an<strong>der</strong>en Karde die <strong>Wolle</strong> immer in die gleicheRichtung. Nach 4 – 5 Zügen die <strong>Wolle</strong>wenden und in die an<strong>der</strong>e Richtung ziehen.HandkardenFür grössere Mengen gibt es Kardiermaschinenmit Walzen. In <strong>der</strong> Industriehaben diese Walzen einen sehr grossenDurchmesser.FärbenDie <strong>Wolle</strong> wird erst nach <strong>dem</strong> Waschengefärbt, da Schweisswolle die Farbe schlechtannimmt. Farben werden aus Pflanzen,Tieren, Mineralien gewonnen o<strong>der</strong> sie sindsynthetisch hergestellt. Selber Färben kannman mit Zwiebelschalen, Nussschalen,Kastanienblättern, Birkenblättern, Efeu,verschiedenen Wurzeln und vielem mehr.In <strong>der</strong> Industrie wird zu verschiedenenZeitpunkten gefärbt. Die <strong>Wolle</strong> wird seltengleich nach <strong>dem</strong> Waschen gefärbt.Oft erst nach <strong>dem</strong> Spinnen o<strong>der</strong> auch erstdas fertige Produkt (Kleidungsstück, Stoff,Teppich). In <strong>der</strong> Industrie wird mit synthetischenFarbstoffen gearbeitet.Einfaches Rezept für schöne Brauntöne:Material:– Pro 100g <strong>Wolle</strong> werden ca. 1kg frische, grüne Nussschalen benötigt(Gummihandschuhe verwenden, da man sonst schwarze Finger bekommt).Vorgang:– Nussschalen etwas zerkleinern und 24 Stunden in kaltes Wassereinlegen.– <strong>Wolle</strong> ca. 1 Stunde in leichtes Seifenwasser einlegen und anschliessendspülen.– Schalen und <strong>Wolle</strong> in eine Plastikwanne legen.– Die Wanne vorsichtig mit <strong>dem</strong> Einlegewasser und kaltem Wasser füllen.– 72 bis 96 Stunden sollte das Färbgut in <strong>der</strong> Flotte bleiben.– Die <strong>Wolle</strong> herausnehmen und ohne Auswaschen gut an <strong>der</strong> Luft trocknenlassen; das fixiert die Farbe.– Die getrocknete <strong>Wolle</strong> ausschütteln, von den Schalenresten befreienund auswaschen.SchuB 2008 11


<strong>Der</strong> WEg deR <strong>Wolle</strong>SpinnenNach <strong>dem</strong> Karden wird die <strong>Wolle</strong> versponnen.Damit ein Faden entsteht müssen die Wollfasernmiteinan<strong>der</strong> verdreht werden.Das Spinnrad arbeitet mit <strong>dem</strong> gleichenPrinzip wie die Handspindel, nur liegt dieSpindel waagrecht und wird durch dasRad angetrieben. Mit einer Hand wird diege kardete <strong>Wolle</strong> festgehalten. Mit <strong>der</strong>an <strong>der</strong>en zieht man die Fasern heraus undkontrolliert den Drall. Man kann die <strong>Wolle</strong>ganz verschieden spinnen – dünn, dick, mitNoppen, usw.Eine Handspindel besteht aus zwei Teilen:Dem Spindelstab und <strong>dem</strong> Wirtel. <strong>Der</strong>Wirtel ist ein Gewicht (Stäbe, Holzscheibe,Stein), mit <strong>dem</strong> <strong>der</strong> Stab beschwert wird.So lässt er sich schneller drehen. Durcheine schnelle Drehung am oberen Ende <strong>der</strong>Spindel wird <strong>der</strong> Drall <strong>auf</strong> die <strong>Wolle</strong> übertragen,die man aus <strong>der</strong> Wollflocke zieht,welche man in <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Hand hält.SpindelSpinnradSpindelstabWirtelAktivitäten• <strong>Wolle</strong> kardieren und verschiedene Farbkombinationenmischen.• Versuchen, nur mit den Fingern einenWollfaden zu spinnen.• Eine einfache Handspindel bastelnBenötigtes Material:Holz ca. 40 cm lang, Durchmesser 1cm,Fimo o<strong>der</strong> Plastilin (Knetmasse). Mit<strong>dem</strong> Plastilin einen Wirtel formen (Ring,Klumpen) und am unteren Ende <strong>der</strong>Spindel anbringen.• Versuchen, mit <strong>der</strong> eigenen Handspindelzu spinnen.12 SchuB 2008


<strong>Der</strong> WEg deR <strong>Wolle</strong>WebenFilzenFlachwebstuhl45132<strong>Der</strong> gesponnene Wollfaden lässt sich verweben.Zwischen längs l<strong>auf</strong>enden Kettfädenwerden quer l<strong>auf</strong>ende Schussfädenabwechselnd einmal über und einmal unter<strong>dem</strong> Kettfaden eingewoben. So entstehtdas Gewebe.In <strong>der</strong> Textilindustrie werden die Fäden <strong>auf</strong>grossen Maschinen gewoben, anschliessendkann das Gewebe weiteren Verarbeitungenunterzogen werden.Wird <strong>der</strong> Stoff z. B. gewalkt, erhält maneinen kompakten, warmen Stoff, den manfür die Herstellung von Mänteln o<strong>der</strong> sonstigenwarmen Kleidungsstücken verwendenkann.61 Webrahmen2 Litzen3 Kammlade4 SchärbaumBeim Filzen wird die Eigenschaft <strong>der</strong> Wollfädengenutzt, sich ineinan<strong>der</strong> zu verhaken.Feuchtigkeit, Wärme, Druck und Bewegungwerden benötigt, um Filz herzustellen. Filzhält warm und ist Wasser abstossend. Mankann aber auch Filzschmuck, Taschen undvieles mehr daraus machen.AktivitätenDie Herstellung eines Filzballes:Wollstreifen aus verschieden farbiger,gekardeter <strong>Wolle</strong> zusammen rollen undeinen Ball formen.Die Streifen müssen kompakt gewickeltwerden. Den Wollball in heisses Wassertauchen. Anschliessend zwischen deneingeseiften Handflächen rollen. Anfangsmüssen die Bewegungen sanft sein, ohneDruck auszuüben. Wenn die <strong>Wolle</strong> zufilzen beginnt, kann man mehr Druckgeben. Den Ball regelmässig in heissesWasser tauchen und die Seife <strong>auf</strong> denHandflächen erneuern. Die Arbeit ist be ­endet, wenn die Fasern kompakt um denBall liegen, und sich keine Wollhaare mehrablösen. Das kann 15 - 20 Min. dauern.5 Gewebe6 KettbaumAktivitäten• Einen einfachen Webrahmen mit zweigeraden Baumästen und Schnur herstellen.• Gewebe mit selbst gesponnener <strong>Wolle</strong>herstellen.SchuB 2008 13


<strong>Der</strong> WEg deR <strong>Wolle</strong>Produkte und VertriebDie ProdukteMit Wollstoff o<strong>der</strong> Wollfaden werdenunzählige verschiedene Kleidungsstückeproduziert: Pullover, Mäntel, Halstücher,Schals, Wollkappen, Socken aber auchWolldecken, Kissen und vieles mehr.Verk<strong>auf</strong>Oft treffen wir dieses Zeichen an.Was bedeutet es?<strong>Wolle</strong> wirkt isolierend gegen Kälte, aberauch gegen Wärme.Reine Schurwolle ist schwer entflammbarund wird dank dieser Eigenschaft auch füröffentliche Einrichtungen und zur Isolationvon Gebäuden verwendet.In <strong>der</strong> Textilindustrie wird <strong>Wolle</strong> oft mit synthetischenFasern gemischt.Reine Schurwolle= 100% <strong>Wolle</strong> wurde verarbeitet= die <strong>Wolle</strong> wurde vom lebenden Schafgeschoren(keine Recycling-/Reisswolle)Verschiedene FasernEs werden drei Typen von Fasern unterschieden:natürliche, künstliche und synthetische.NaturfasernTiere Pflanzlich Mineralisch<strong>Wolle</strong>, SeideBaumwolle,Leinen, Hanf,FlachsAsbestfasernKünstlicheFasernRayon, Viskose,AcetatSynthetischeFasernNylon,Polyamid,Polyester, AcrylAktivitäten• Erstellt eine Liste <strong>der</strong> Etiketten <strong>auf</strong>euren Kleidungsstücken. Was bedeutendie Zeichen?• 100g trockene <strong>Wolle</strong> abwiegen. Diesedann mit Wasser voll saugen lassen undalles nochmals <strong>auf</strong> die Waage legen;den Unterschied errechnen und denVorgang mit an<strong>der</strong>en Fasern (Baumwolle,Seide) wie<strong>der</strong>holen. Vergleiche.• In <strong>dem</strong> Märchen «die 12 Schwäne» hatdie Schwester <strong>der</strong> Schwäne Hemdengewoben. Aus welcher Faser?14 SchuB 2008


<strong>Der</strong> WEg deR <strong>Wolle</strong>Literatur / Material– KORA, Hrsg., Dokumentation Wolf,Thun, 2005– KORA, Hrsg., Dokumentation Luchs,Thun 2004– Inlandwollzentrale, Hrsg., Schurwolleund ihre Verwendung, 1977– www.caprovis-data.ch (auch Bezug vonungewaschener <strong>Wolle</strong> möglich)– www.nolana-schafe.deSchuB 2008 15

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