Grand Restaurant „M“
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„Es macht Angst, auf der Bühne zu stehen,<br />
je öfter man dort steht, desto größer wird die Angst.<br />
Doch Angst hat auch einen äußerst positiven Effekt:<br />
Für mich ist sie eine große Herausforderung, die ich<br />
vielleicht sogar brauche.“<br />
Judi Dench, 75, britische Theater- und Filmschauspielerin – unter<br />
anderem war sie die Film-Chefin des 007-Agenten James Bond<br />
„Heute will niemand mehr alt aussehen, auch wenn<br />
er es ist. Warum nur versuchen wir heute mit aller<br />
Gewalt jugendlich auszusehen? Solange ein Mensch<br />
das Leben genießt und sich vital fühlt, besteht keine<br />
Notwendigkeit, sich vom Jugendwahn<br />
anstecken zu lassen.“<br />
Mary Quant, 75, britische Modekönigin der 1960er,<br />
Erfinderin des Minirocks und der Hot Pants<br />
„Wenn man für einen Menschen kocht, ist das der<br />
elementarste Liebesbeweis. Meine Frau und ich sind<br />
seit 43 Jahren verheiratet und haben jeden Abend<br />
mindestens eine Stunde zusammen am Tisch<br />
gesessen, einen Aperetif genommen und eine<br />
Flasche Wein geöffnet.“<br />
Jacques Pépin, 74, er war in den 50er Jahren Leibkoch dreier<br />
französischer Staatschefs, 1959 ging er in die USA, wurde<br />
dort einer der bekanntesten Köche und Kochbuchautoren<br />
Menschen und ihre<br />
persönliche „Weisheit“.<br />
Menschen mit Lebenserfahrung<br />
können<br />
erstaunliche und besondere<br />
Botschaften vermitteln.<br />
Der junge New<br />
Yorker Fotograf Andrew<br />
Zuckerman hat 50 internationalePersönlichkeiten<br />
aus Medien, Politik<br />
und Kunst vor einer<br />
weißen Leinwand<br />
porträtiert. Von Madeleine<br />
Albright, Buzz Aldrin,<br />
Burt Bacharach und<br />
Dave Brubeck bis Clint<br />
Eastwood, Helmut Jahn,<br />
Robert Redford, Ravi<br />
Shangar und Yoko Ono.<br />
Ein Jahr lang reisten der<br />
32-jährige Fotokünstler<br />
und sein Team rund um<br />
den Globus, befragten<br />
die Prominenten auch<br />
nach Ihrer Lebensweisheit.<br />
Ganz nah ging er<br />
mit seiner Kamera an<br />
die Gesichter heran,<br />
retuschierte nichts<br />
und brachte dabei eine<br />
Schönheit ans Licht, die<br />
durch Erfahrung, Glück<br />
und Leid erworben<br />
wurde.<br />
Von Irene Duran<br />
Fotos: Andrew Zuckerman<br />
Natürlich fällt ein Buch mit dem Titel<br />
„Weisheit“ auf. In diesem Fall nicht allein<br />
wegen des großen Formats, sondern<br />
vor allem weil das Thema in Zeiten von<br />
Jugendkult und Schnelllebigkeit, Informationsüberflutung<br />
und medialer Zerstreuung<br />
ein deutliches Signal setzt. Weisheit<br />
assoziieren wir mit Alter und Lebenserfahrung, Wissen und<br />
Gelassenheit. Dem Fotografen Andrew Zuckerman und dem<br />
Produzenten Alex Vlack geht es hier jedoch nicht um die philosophische<br />
Frage, was Weisheit ist,<br />
sondern um die ganz persönliche<br />
Weisheit fünfzig bekannter Menschen<br />
aus Medien, Politik, Kunst<br />
und Wissenschaft.<br />
Alle Porträtierten haben die<br />
Lebensmitte bereits überschritten,<br />
sie sind zwischen 1917 und<br />
1943 geboren. Ihre Porträts zeigen die Verbindung von Lebenserfahrung<br />
und Lebenseinstellung in Wort und Bild. Die Fotos<br />
sind ausdrucksstarke Annäherungen an die Persönlichkeit der<br />
Menschen und die Würde des Alters. Sie spiegeln nicht allein<br />
die Spuren gelebten Lebens, sondern sind Charakterdarstellungen.<br />
Es gibt weder Kulisse noch Bildhintergrund, sondern allein<br />
die schlichte Konzentration auf den Gesichtsausdruck vor einer<br />
weißen Leinwand. Freude und Leid, Verschmitztes und Ernsthaftes,<br />
Nachdenkliches und Gelassenes werden dabei sichtbar.<br />
„Diese von der Jugend besessene Gesellschaft habe ich nie verstanden“,<br />
sagt der 32-jährige Zuckerman. „Ich wollte kultivierte<br />
ältere Menschen treffen, die etwas geleistet haben. Ich wollte<br />
sie fragen, wie sie das gemacht haben, wie sie sich heute damit<br />
fühlen und was sie selbst daraus gelernt haben.“<br />
„Hass ist nicht angeboren,<br />
sondern anerzogen ...“<br />
Gesammelte Lebenserfahrungen ...<br />
Die Porträtierten verdichten auf knappem Raum, was ihnen<br />
wichtig war und ist. So relativiert der Schauspieler Clint Eastwood<br />
das eigene Ego, wenn er sagt: „Die Welt ist ein Zirkus, in<br />
dem wir nur bis zu einem gewissen Grad zählen.“ Die Schim-<br />
pansenexpertin und Umweltschützerin Jane Goodall betont<br />
dagegen die Weisheit der indigenen Völker, die bei ihren Entscheidungen<br />
die möglichen Folgen für künftige Generationen<br />
bedachten, was auch ihrem Lebensmotto entspricht. In ihren<br />
Interviews geben die Befragten erstaunlich freimütig die Quintessenz<br />
ihrer gesammelten Lebenserfahrung preis. Dabei wird<br />
klar: Weisheit ist kein Naturtalent. Alle Befragten sind durch<br />
mehr oder weniger tiefe Krisen gegangen und haben sich mit<br />
zentralen Fragen des Lebens befasst. Erst durch diese Auseinandersetzung<br />
fanden sie zu ihrer persönlichen Weisheit. Dies<br />
wird auch auf der dem<br />
Buch beiliegenden DVD<br />
mit Live-Mitschnitten der<br />
Interviews erlebbar.<br />
Dazu passen die Worte<br />
von Desmond Tutu perfekt:<br />
„Eines der größten Geschenke,<br />
das eine Generation<br />
der anderen machen kann, ist die eigene Lebensweisheit<br />
weiterzugeben – auch wenn jede Generation die Frage nach<br />
einem gelungenen Leben für sich neu beantworten muss“.<br />
Dave Brubeck, setzte mit „Take Five“ neue Maßstäbe im Jazz<br />
Andrew Zuckermans Portrait-Buch „Weisheit“ inklusive<br />
DVD aus dem Knesebeck Verlag (216 Seiten, 49,95 Euro)<br />
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