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Ölpresse NF 500 - Pflanzenöl Fachmagazin

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1<br />

2011 AusgAbe 1 • 2011 · ISSN 1866-6345<br />

<strong>Fachmagazin</strong> für Produktion, Verarbeitung und Logistik<br />

Schwerpunkt<br />

Innovationen für pflanzenöl<br />

und seine koppelprodukte<br />

▷ Themen<br />

gründung der biokraftstoffinitiative<br />

AIREG e.V. für die Luftfahrt<br />

Rapsöl für Züge<br />

umsatzsteuer für Rapsöl<br />

LPg und <strong>Pflanzenöl</strong> als<br />

Mischung im schleppertank?<br />

Bild: Thorben-Wengert (pixelio.de)


Anlagen zur Aufbereitung<br />

von Sonnenblumenkernen<br />

Der Anspruch an hochwertige und gesunde<br />

Nahrungsmittel wächst kontinuierlich.<br />

SCHULE ist darauf eingestellt.<br />

Ein Sonnenblumenkernöl, mit SCHULE<br />

Maschinen aufbereitet, wird in Deutschland als<br />

Bio-Qualität aus umweltgerechter Herstellung<br />

sehr erfolgreich vertrieben.<br />

F. H. SCHULE Mühlenbau GmbH<br />

Dieselstrasse 5, D-21465 Reinbek / Hamburg<br />

Phone: +49 40 727 71 0, Fax: +49 40 727 71 710<br />

schule@amandus-kahl-group.de<br />

www.schulefood.de


Sehr geehrte Damen<br />

und herren, liebe<br />

pflanzenölfreunde,<br />

Atomausstieg und Energiewende sind in<br />

aller Munde. Das Unglück von Fukushima<br />

zeigt aller Welt, dass es keine Sicherheit<br />

gibt, dass eine Technik, die das Zeug zu<br />

einer vernichtenden Katastrophe hat, von<br />

Menschen nicht sicher beherrscht werden<br />

kann – eigentlich war das seit Tschernobyl<br />

schon klar. Nun merken auch etablierte Politiker,<br />

dass etwas geändert werden muss.<br />

Und es ist gut, dass hier direkt reagiert<br />

wird, bevor die tagtägliche Routine unsere<br />

Aufmerksamkeit wieder in den Tiefschlaf<br />

versetzt. Bedauerlich ist aber, dass sich die<br />

Parteien wieder nur auf bestimmte regenerative<br />

Energien festlegen. Die Rettung soll<br />

offenbar allein der Wind bringen? Warum<br />

wird das Wort ›Energiemix‹ nicht wirklich<br />

genutzt. Die Schwächen von Wind- und<br />

Sonnenenergie müssen doch ausgeglichen<br />

werden, aber statt mit regenerativen Energieträgern<br />

soll dies wieder mit fossilem<br />

Gas und Kohle geschehen. Natürlich darf<br />

man es beim Anbau von Energiepflanzen<br />

nicht übertreiben. Für die Nachhaltigkeit<br />

brauchen wir die gute fachliche Praxis, d.h.<br />

für eine Biogasanlage darf es eben nicht<br />

immer nur Mais sein. Beim <strong>Pflanzenöl</strong> ist<br />

dies klarer. Hier müssen wir uns mit den<br />

Acker-Ölfrüchten, besonders dem Raps, in<br />

der Fruchtfolge bewegen. Dafür dürfen wir<br />

nicht nachlassen, die positiven Wirkungen<br />

Titelfoto von Iris von Felbert<br />

der energetischen Nutzung von nachhaltig<br />

erzeugtem <strong>Pflanzenöl</strong> immer wieder<br />

herauszustellen. Wir wissen, dass es da<br />

Widerstände gibt. Die Mineralölwirtschaft<br />

möchte ihr Oligopol auf dem Kraftstoffmarkt<br />

nicht gefährdet wissen, der Finanzminister<br />

möchte an jedem Liter Kraftstoff<br />

mitverdienen – deshalb tritt die Förderung<br />

des Klimaschutzes hinter die fiskalischen<br />

Interessen zurück.<br />

Eine gute Initiative ist da der ›dezentrale<br />

Rapstag‹ den die UFOP und die <strong>Pflanzenöl</strong>verbände<br />

organisieren, um weiter<br />

aufzuklären, den Bürger, aber auch die<br />

politischen Entscheidungsträger. Diese<br />

müssen bei jeder Gelegenheit in ihrem<br />

Wahlkreis angesprochen werden, denn sie<br />

arbeiten in Berlin oder den Landeshauptstädten,<br />

aber ihre Wahlkreise sind nicht<br />

selten im ländlichen Raum. Ihre Wähler<br />

sind der Mittelstand. Hier wirkt sich neben<br />

dem Klimaschutz und der Verbesserung<br />

der Versorgungsunabhängigkeit die Bioenergie<br />

am meisten aus. Vorreiter könnten<br />

hier die Bauern sein, die die den Raps anbauen.<br />

Was wäre, wenn man unter Grenzkostengesichtspunkten<br />

einen Teil des Raps<br />

im Lohn pressen ließe und das Öl in einem<br />

Blockheizkraftwerk nicht nur zur Stromproduktion,<br />

sondern auch zur Getreidetrocknung,<br />

Beheizung von Wohnungen<br />

und Klimatisierung von Jungviehställen<br />

nutzen würde?<br />

Wir müssen auch weg von der schwarzweiß-Malerei<br />

und hin zu einer differenzierten<br />

Betrachtung. Das bedeutet, dass<br />

regional und nach den Regeln der guten<br />

fachlichen Praxis erzeugtes <strong>Pflanzenöl</strong> gut<br />

ist. Es bedeutet aber nicht, dass Importöle<br />

schlecht sein müssen. Gut, dass immer<br />

noch engagierte Kräfte in diese Richtung<br />

arbeiten. Einige stellen wir in dieser Ausgabe<br />

des <strong>Pflanzenöl</strong>magazins wieder vor.<br />

Ihr Stephan von Felbert<br />

Editorial<br />

Inhalt<br />

Meldungen und Berichte<br />

4 Aireg e.V. – Biokraftstoffe in der Luftfahrt<br />

5 Bundeskontaktstelle <strong>Pflanzenöl</strong> der<br />

Grünen Liga Sachsen<br />

5 oils + fats<br />

6 Neste Oil will Anteil der Abfallstoffe für<br />

Biodiesel erhöhen<br />

7 Energiesteuersatz Palmöl<br />

7 <strong>Pflanzenöl</strong>-BHKW leisten wichtigen Beitrag<br />

zur Stromversorgung<br />

<strong>Pflanzenöl</strong>praxis<br />

8 Umsatzsteuer von <strong>Pflanzenöl</strong><br />

9 Planta Oleum AG<br />

Technische Nutzung<br />

10 Rapsöl lässt Züge umweltfreundlich fahren<br />

11 EEG 2012 – Vergütung<br />

für <strong>Pflanzenöl</strong>-BHKW entfällt<br />

12 Untersuchung des Biokraftstoffberichtes<br />

13 Poggio Agli Ulivo<br />

14 Pflanzen- und Tallöl zur Energiegewinnung<br />

in Schweden<br />

15 Autogas (LPG) und <strong>Pflanzenöl</strong> im Traktor<br />

17 Regineering – Präzisionslösungen für<br />

Motoren und <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffe<br />

Speiseöl<br />

18 Zeichen setzen – Marketing für Speiseöl<br />

IMPRESSUM ISSN 1866-6345 | www.pflanzenoelmagazin.com herausgeber und Verlag: Sustainability Network Company | Dr. Becker und von Felbert | Schulstraße 12 | 86697 Oberhausen redaktion:<br />

Stephan von Felbert (sf) | Dr. Petra Becker (pb) | Tel. (0 84 31) 5 36 54 35 | redaktion@pflanzenoelmagazin.de Satz & Layout: daopan media | Jens Raeder Anzeigen und kundenbetreuung: Sustainability<br />

Network Company | Mediaberatung | Schulstraße 13 | 76857 Eußerthal | Tel. (0 63 45) 95 33 77 | anzeigen@pflanzenoelmagazin.de herstellung: megalearn MEDIEN GmbH erscheinungsweise: 4 x jährlich<br />

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in dieser Zeitschrift publiziert werden, sind nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt überprüft. Dennoch sind inhaltliche Fehler nicht vollständig auszuschließen. Daher übernimmt der Verlag keinerlei<br />

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Bilder und Bücher wird keine Haftung übernommen.<br />

pflanzenöl 1 / 2011 3


4<br />

Meldungen & Berichte<br />

Aireg e.V.<br />

Initiative für Biokraftstoffe in der Luftfahrt<br />

Am 8. Juni haben deutsche Forschungseinrichtungen,<br />

Unternehmen aus der Luftfahrtbranche<br />

und Bioenergieproduzenten<br />

im Berliner Adlon den Verein »Aviation Initiative<br />

for Renewable Energy in Germany<br />

- aireg e.V.« offiziell gegründet.<br />

Die Initiative will den Einsatz regenerativer<br />

Energien im Luftverkehr in Deutschland fördern<br />

und durch Lobbyarbeit eine »fundierte<br />

Grundlage für die politische Entscheidungsfindung<br />

bei der Einführung klimafreundlicher<br />

Flugkraftstoffe schaffen«, so Dr. Klaus<br />

Nittinger, der erste Präsident von Aireg e.V..<br />

Mit der Gründung der aireg erfolge endlich<br />

die Bündelung nationaler Aktivitäten, um die<br />

anspruchsvollen Emissionsreduktionsziele der<br />

Luftfahrt zu erreichen, so Nittinger weiter.<br />

Weil Energieträger wie Wasserstoff oder Batterien<br />

für einen Einsatz in der Luftfahrt aber<br />

noch Jahrzehnte der Weiterentwicklung benötigen,<br />

liegt laut aireg eine vielversprechende<br />

Übergangslösung in ›Drop-in‹-fähigen Kraftstoffen<br />

aus nachwachsenden Rohstoffen,<br />

welche gleiche oder bessere Eigenschaften als<br />

fossiles Jet-A1 Kerosin aufweisen und nahtlos<br />

in der bestehenden globalen Luftfahrzeugflotte<br />

und der zugehörigen Bodeninfrastruktur<br />

einsetzbar sein werden. Diese Treibstoffe stehen<br />

bislang jedoch nur in sehr geringen Mengen<br />

zur Verfügung, so dass die nachhaltige<br />

Industrialisierung der Produktion eine wesentliche<br />

Aufgabe für Industrie und Forschung<br />

ist. Derzeit ist beispielsweise das Potential der<br />

Anzeige<br />

pflanzenöl 1 / 2011<br />

Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer bei seiner Begrüßung zur Gründungsveranstaltung des Aireg e.V.<br />

am 8. Juni im Hotel Adlon in Berlin<br />

Jatropha-Nuss sowie von Mikroalgen Gegenstand<br />

der Forschung. Durch den Anbau von<br />

Energiepflanzen dieser Art bestünde keine<br />

Flächenkonkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion,<br />

wie bei der Gründungsveranstaltung<br />

weiterhin verlautbart wurde.<br />

Mitglied der aireg e.V. sind 20 Unternehmen<br />

und Organisationen, darunter Universitäten<br />

und Forschungsinstitute, Airlines, Flughäfen,<br />

Flugzeugbauer, Triebwerkshersteller, Logistikunternehmen,<br />

Kraftstoffproduzenten sowie<br />

die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt.<br />

Dazu zählen airberlin, Bauhaus Luftfahrt<br />

e.V. , Booz & Co., Condor Flugdienst GmbH,<br />

Deutsches Biomasseforschungszentrum<br />

(DBFZ), Deutsche Gesellschaft für Luft- und<br />

Raumfahrt e.V. (DGLR), Deutsche Lufthansa<br />

AG, Deutsche Post AG, Deutsches Zentrum für<br />

Luft- und Raumfahrt (DLR), EADS, Flughafen<br />

München GmbH, Forschungszentrum Jülich<br />

GmbH, ISCC System GmbH, JatroSolutions<br />

GmbH, Leuphana Universität Lüneburg, MTU<br />

Aero Engines GmbH, Rolls-Royce Deutschland<br />

Ltd & Co KG, Technische Universität<br />

Hamburg-Harburg (TUHH), TUIfly, VERBIO<br />

Vereinigte BioEnergie AG.<br />

Thomas Kaiser<br />

Institut für Energie- und Umwelttechnik


Meldungen & Berichte<br />

Die Bundeskontaktstelle pflanzenöl der Grünen Liga Sachsen<br />

Ausblick auf die 10. Fachtagung »Kraftstoff <strong>Pflanzenöl</strong>“ im Oktober 2011<br />

Die GRÜNE LIGA befasst sich mit ihrer Bundes-<br />

kontaktstelle <strong>Pflanzenöl</strong> seit über 10 Jahren<br />

intensiv mit Ölpflanzen und Energie in Verbindung<br />

mit Naturschutz und Nachhaltigkeit.<br />

Ein weit verzweigtes Netzwerk von Praktikern,<br />

Akteuren und Wissenschaftlern mit weitreichenden<br />

Kompetenzen in diesem Fachgebiet<br />

ist daraus entstanden.<br />

2010 gab es für die Bundeskontaktstelle<br />

<strong>Pflanzenöl</strong> – koordiniert von Michel Matke<br />

und Maria Langhammer – vielfältige Arbeitsfelder.<br />

Als Partner des Sächsischen Landesamtes<br />

für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie<br />

(LfULG) führte sie Bioenergieberatungen<br />

für Landwirtschaftsbetriebe durch. Darüber<br />

oils + fats 2011<br />

Bei der oils+fats, der weltweit einzigen<br />

Fachmesse für Technologie und Handel von<br />

pflanzlichen Ölen und tierischen Fetten,<br />

werden in diesem Jahr vom 5. bis 7. Oktober<br />

im Münchner M,O,C, Veranstaltungscenter<br />

rund 70 Aussteller Trends und Technologien<br />

in der Ölbranche präsentieren.<br />

Einige wenige freie Flächen stehen im<br />

M,O,C, noch zur Verfügung. Unternehmen,<br />

die an einer Teilnahme interessiert sind,<br />

können sich schnell und bequem unter<br />

www.oils-and-fats.com online anmelden.<br />

Mit ihrem Businesscharakter unterscheidet<br />

sich die oils+fats deutlich von den zahlreichen<br />

wissenschaftlich orientierten Kongressen<br />

und Fachveranstaltungen.<br />

Ein zweitägiger messebegleitender ›Short<br />

Course‹ vermittelt u.a. Information über<br />

die Verarbeitung von Öl und Ölsaaten. Für<br />

diese Veranstaltung kann man sich ebenfalls<br />

unter www.smartshortcourses.com<br />

online regisitrieren. Ein weiterer Workshop<br />

beschäftigt sich mit neuen Materialien und<br />

Technologien für die Verpackung von Speiseöl<br />

und ölhaltigen Lebensmitteln. Weitere<br />

Information hierüber sind unter www.eurofedlipid.org<br />

zu finden. Die oils+fats wurde<br />

in diesem Jahr in 60 Ländern beworben.<br />

Erwartet werden etwa 1300 Besucher aus<br />

60 Ländern.<br />

Wer den Besuch der oils+fats 2011 bereits<br />

fest eingeplant hat, kann sich jetzt schon<br />

seine Eintrittskarte sichern oder seinen Online-Gutschein<br />

für ein Tagesticket einlösen.<br />

Der Vorteil der Online-Registrierung: Man<br />

zahlt für die Tageskarte nur 12 statt 20 EUR<br />

und spart sich Wartezeiten vor Ort.<br />

hinaus werden seit Herbst 2009 zusammen<br />

mit LfULG und dem Deutschen Biomasseforschungszentrum<br />

(DBFZ) die vierteljährlich<br />

stattfindenden Biokraftstofffachgespräche<br />

organisiert. Die Vorträge spiegeln in ihrer<br />

fachlichen Tiefe die Schwierigkeiten bei der<br />

bevorstehenden anteiligen Umstellung auf<br />

regenerative Energien und alternative Kraftstoffe,<br />

produziert in und für die Regionen im<br />

ländlichen Raum, wider. Die politischen und<br />

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben<br />

sich leider nicht wesentlich verbessert. Besteuerung<br />

und anhaltende Regulierungen bieten<br />

nur kleine Spielräume, die allerdings von<br />

den Akteuren konsequent genutzt werden,<br />

Anzeige<br />

um <strong>Pflanzenöl</strong> aus heimischer Produktion als<br />

dauerhafte Alternative zu fossilen Treibstoffen<br />

nutzbar zu machen. Einerseits geschieht dies<br />

durch neue technologische Ansätze, andererseits<br />

gibt es uralte ökologische Anbauverfahren<br />

für umweltschonenden Mischfruchtanbau.<br />

Am 13./14. Oktober 2011 findet die 10. Jubiläumsfachtagung<br />

in Dresden-Pillnitz statt. Zusammen<br />

wollen wir zurückschauen auf über<br />

eine Dekade aktive Auseinandersetzung mit<br />

dem Thema <strong>Pflanzenöl</strong> und neue Ziele für die<br />

Zukunft setzen. Die Teilnehmer erwartet ein<br />

abwechslungsreiches Vortragsprogramm und<br />

eine Bootstour im schönen Elbtal.<br />

.. BONDOR begeistert immer mehr<br />

.. nicht einfach ein Öl ! Neugierig ?<br />

Dann warten Sie erst bis Sie es probiert haben.<br />

Zetzsche & Co. GmbH<br />

Johnsallee 33, 20148 Hamburg<br />

Tel.: 040 44 13 61<br />

Fax: 040 45 35 59<br />

Mail: willy.gi@zetzsche-hamburg.com<br />

pflanzenöl 1 / 2011 5


Meldungen & Berichte<br />

neste Oil will Anteil der Abfallstoffe bei<br />

Biodiesel-produktion steigern<br />

Neste Oil beabsichtigt, im Jahr 2011 den<br />

Anteil von Abfallstoffen bei der Produktion<br />

seines Dieselkraftstoffs NExBTL aus<br />

erneuerbaren Quellen zu erhöhen. Palmöl<br />

wird voraussichtlich fast die Hälfte aller<br />

Ausgangsstoffe der Biodieselproduktion<br />

2011 ausmachen und damit weiterhin der<br />

wichtigste Einzelrohstoff sein. Ein vermehrter<br />

Einsatz von Nebenerzeugnissen der<br />

Palmölproduktion wie Palmfettsäuredestillat<br />

und von Abfallstoffen wie tierischen<br />

Fetten ist geplant. Auf Stearin, ebenfalls<br />

ein Nebenprodukt der Palmölherstellung,<br />

werden 2011 voraussichtlich über 20 %<br />

des Rohstoffeinsatzes von Neste Oil entfallen<br />

und auf Palmfettsäuredestillat 5-10 %.<br />

Tierisches Altfett wird voraussichtlich einen<br />

Anteil von weniger als 20 % der erneuerbaren<br />

Rohstoffe stellen. Der Rest wird auf<br />

andere Ausgangsstoffe wie Rapsöl entfallen.<br />

Neste Oil erzeugt seinen Biodiesel NExBTL<br />

in zwei Anlagen in der finnischen Raffinerie<br />

Porvoo sowie in der 2010 in Betrieb<br />

Anzeige<br />

genommenen Anlage in Singapur. Die gesamte<br />

Produktionskapazität für NExBTL<br />

wird sich nach dem für Mitte 2011 geplanten<br />

Betriebsstart der vierten Anlage in<br />

Rotterdam auf ca. 2 Millionen Tonnen/Jahr<br />

belaufen.<br />

»Wir arbeiten ständig daran, unsere Rohstoffbasis<br />

zu erweitern«, erklärt Matti Lehmus,<br />

Executive Vice President bei Neste Oil<br />

im Bereich Oil Products and Renewables.<br />

»Bei der Frage, ob ein neuer Rohstoff zur<br />

Verarbeitung geeignet ist, sind unsere<br />

Hauptkriterien die, ob er nachhaltig produziert<br />

wurde und inwieweit er als Rohstoff<br />

dazu beiträgt, Treibhausgasemissionen zu<br />

vermeiden. Die endgültige Entscheidung<br />

richtet sich dann außerdem nach seiner<br />

Versorgungssicherheit, seiner Verfügbarkeit<br />

und dem Preis.«<br />

Die Verbreiterung der Rohstoffbasis gehört<br />

für Neste Oil zu den wichtigsten Zielen<br />

seiner Unternehmensstrategie. So werden<br />

jährlich 80 % der FuE-Ausgaben in die<br />

Erforschung erneuerbarer Rohstoffe inves-<br />

tiert. Erforscht werden dabei zum einen<br />

völlig neuartige Rohstoffe wie z. B. Mikroben,<br />

Algen oder Biomasse auf Holzbasis,<br />

zum anderen aber auch bereits genutzte<br />

Substanzen wie Jatropha-Öl, Leindotteröl,<br />

Sojaöl, Ölabfälle aus der Fischverarbeitung<br />

und Tallöl. Ausführliche Informationen zur<br />

Rohstoffbeschaffung, dem Nachhaltigkeitsansatz<br />

und den FuE-Aktivitäten von Neste<br />

Oil können Sie dem Jahresbericht des Unternehmens<br />

entnehmen, der in der KW 10<br />

erscheinen wird.<br />

Als Ausgangsstoff für das NExBTL-Verfahren<br />

ist praktisch jedes <strong>Pflanzenöl</strong> oder tierisches<br />

Fett geeignet. Auf Basis der gegenwärtig<br />

eingesetzten Rohstoffe erzeugt der NExBTL-<br />

Biodiesel weniger als die Hälfte der Treib-<br />

hausgasemissionen von fossilem Diesel.<br />

Mit dieser Zahl wird der gesamte Produktlebenszyklus<br />

von der Produktion bis zum Endverbrauch<br />

erfasst. Mit tierischen Fetten als<br />

Ausgangsstoffen lässt sich der mit NExBTL-<br />

Biodiesel verursachte Ausstoß von Treib-<br />

hausgasen sogar um fast 80 % reduzieren.


energiesteuersatz für palmöl geändert<br />

Die Büsch <strong>Pflanzenöl</strong>e GmbH berichtet über<br />

eine neue Rechtsauslegung für die Besteuerung<br />

von <strong>Pflanzenöl</strong>en, Palmölen und tierischen<br />

Fetten, die als Kraft- oder Heizstoff<br />

verwendet werden.<br />

Seit dem 01.01.2011 sind Tierfette/-öle,<br />

Palmöl und andere pflanzliche Öle, die bei<br />

15 °C fest sind, nach dem Ähnlichkeitsprinzip<br />

einem Heizöl an die Seite zu stellen (§ 2<br />

Abs. 4 i.V.m. § 2 Abs. 1 Nr. 5 / § Abs. 3 Nr. 2<br />

EnergieStG).<br />

Sind diese Erzeugnisse flüssig bei 15 °C, werden<br />

sie nach dem Ähnlichkeitsprinzip wie<br />

Gasöl besteuert (§ 2 Abs. 4 i.V.m. §2 Abs. 1<br />

Nr. 4 / § Abs. 3 Nr. 1 EnergieStG).<br />

Für die Beurteilung, welchem erdölstämmigen<br />

Erzeugnis die Tierfette/-öle, Palmöl und andere<br />

pflanzliche Öle ähnlich sind, ist insbesondere<br />

brauchen Sie jemanden zur Gestaltung eines<br />

Flyers, Prospekt oder einer Zeitschrift (wie dieser)?<br />

Mediengestalter für Printmedien sucht Aufträge<br />

Meldungen & Berichte<br />

darauf abzustellen, ob der Pourpoint bei 15 °C<br />

bereits erreicht ist. Der Pourpoint ist die niedrigste<br />

Temperatur, bei der ein Öl gerade noch<br />

fließt und beschreibt damit im Wesentlichen<br />

den Aggregatzustand eines Öles bei 15 °C.<br />

Palmöl ist nach Angaben der Büsch <strong>Pflanzenöl</strong>e<br />

GmbH mit einer Energiesteuer von<br />

nur 25,00 Euro/t (vorher 66,68 Euro/t) zu<br />

berechnen.<br />

pflanzenöl-Bhkw leisten wichtigen Beitrag zur Stromerzeugung<br />

Nach Analyse der vorliegenden Gesetzesentwürfe<br />

kommen der Bundesverband<br />

Erneuerbare Energie (BEE) und seine führenden<br />

Mitgliedsverbände zu dem Schluss,<br />

dass das Energiepaket der Bundesregierung<br />

den notwendigen Ausbau Erneuerbarer<br />

Energien deutlich bremsen und verteuern<br />

wird.<br />

»Anstatt die Dynamik der Erneuerbaren Energien<br />

jetzt nach Kräften zu beschleunigen,<br />

will die Bundesregierung neue Hindernisse<br />

für deren dezentralen Ausbau errichten«,<br />

erklärt BEE-Präsident Dietmar Schütz. Die<br />

Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes<br />

(EEG) drohe die Rahmenbedingungen für<br />

entscheidende Technologien erheblich zu<br />

verschlechtern. Zahlreiche Projekte könnten<br />

so nicht mehr realisiert werden.<br />

Ein aktuelles Forschungsprojekt zielt darauf<br />

ab, den Ölgehalt im europäischen Winterraps<br />

durch die Nutzung chinesischer Genressourcen<br />

als Kreuzungspartner zu erhöhen.<br />

Hierzu werden zweijährige, mehrortige Feldversuche<br />

zur Feststellung der genetischen<br />

Variation für die züchterischen Merkmale<br />

Ölgehalt und Fettsäurezusammensetzung<br />

durchgeführt. Mit modernen molekularen<br />

Methoden wird eine Markerkarte entwickelt,<br />

mit deren Hilfe o.g. Merkmale bereits<br />

in frühem Zuchtstadium identifiziert werden<br />

können. Zusätzlich wird die Doppelhaploidmethode<br />

angewandt, um sehr schnell zu<br />

Außerdem sollen deutlich mehr Unternehmen<br />

von der EEG-Umlage befreit werden<br />

als bisher. »Damit würden die Kosten für<br />

den notwendigen Umbau der Energieversorgung<br />

auf immer weniger Schultern<br />

verteilt – mit der Folge, dass die EEG-Umlage<br />

unnötig steigen wird«, warnt Schütz.<br />

»Gleichzeitig sollen innovative Ökostromprodukte<br />

nach den Plänen der Regierung<br />

mit einem Aufschlag belastet und damit<br />

unattraktiv werden.«<br />

Mit der aktuellen EEG-Novelle sind deutliche<br />

Fördereinschnitte für Windkraftanlagen<br />

an Land, eine nochmalige Verschlechterung<br />

der erst vor wenigen Wochen<br />

angepassten Solarförderung und unsinnige<br />

Auflagen für neue Bioenergieanlagen sowie<br />

Vergütungskürzungen für bestehende Bio-<br />

Tochtergenerationen mit den gewünschten<br />

Eigenschaften zu gelangen. Bisher wurde<br />

eine Selektion auf hohen Ölgehalt ausschließlich<br />

im europäischen Materialpool<br />

durchgeführt. Mit dem neuen Projekt soll<br />

der Genpool deutlich erweitert werden. Die<br />

Ergebnisse des Forschungsprojektes können<br />

als Ausgangsmaterial für die weitere Sortenentwicklung<br />

von Winterraps mit höchsten<br />

Ölgehalten genutzt werden. Das Projekt hat<br />

eine Laufzeit von drei Jahren und begann<br />

Mitte 2010. Es wird in enger Kooperation<br />

zwischen der Georg-August-Universität<br />

Göttingen. Department für Nutzpflanzen-<br />

gasanlagen geplant. Für den Fall, dass diese<br />

Maßnahmen umgesetzt werden, würde das<br />

Marktwachstum für Erneuerbare Energien<br />

massiv ausgebremst.<br />

Nach Ansicht von Helmut Lamp, Vorstandsvorsitzender<br />

des Bundesverbands BioEnergie<br />

e.V. (BBE), droht der Ausbau der Bioenergie<br />

im Strombereich zum Stillstand zu<br />

kommen. »Die geplante Absenkung der<br />

Vergütung für Waldrestholz bedeutet einen<br />

Ausbaustopp für Holzenergieanlagen.<br />

Überhaupt nicht nachvollziehbar ist außerdem<br />

die vollständige Streichung der Förderung<br />

von flüssiger Biomasse aus dem EEG.<br />

Gerade <strong>Pflanzenöl</strong>-BHKW können zukünftig<br />

einen wichtigen Beitrag zur bedarfsgerechten<br />

Stromerzeugung leisten«, betont<br />

Lamp. Top agrar online<br />

erhöhung des Ölgehaltes im raps durch nutzung chinesischer Genressourcen<br />

wissenschaften, Abteilung Pflanzenzüchtung<br />

und Rapszüchtungsunternehmen der<br />

GFP-Abteilung Öl- und Eiweißpflanzen<br />

durchgeführt. Das Projekt wird im Bundesministerium<br />

für Ernährung. Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz (BMELV) über die<br />

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.<br />

(FNR) und von der GFP e.V. gefördert.<br />

Gemeinschaft zur Förderung der privaten<br />

deutschen Pflanzenzüchtung e.V. (GFP).<br />

Kaufmannstr. 71, 53115 Bonn<br />

Dr. Carl Bulich, Tel: +49-228 8581-40<br />

Email: cbulich@bdp-online.de<br />

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8<br />

<strong>Pflanzenöl</strong>praxis<br />

umsatzsteuer von pflanzenöl<br />

Bei der umsatzsteuerlichen Behandlung<br />

von Rapsöl als Kraftstoff gibt es derzeit bei<br />

den <strong>Pflanzenöl</strong>produzenten, aber auch bei<br />

den Finanzbehörden viele Unsicherheiten.<br />

Der Gesetzgeber hat im Rahmen des Umsatzsteuergesetzes<br />

eine Ermäßigung für die<br />

Lieferung von Rapsöl vorgesehen. § 12 Abs.<br />

1 Nr. 1 UStG definiert in Verbindung mit der<br />

Anlage 2 Nr. 26 d zum Umsatzsteuergesetz,<br />

dass genießbare tierische und pflanzliche<br />

Fette und Öle, auch raffiniert, der ermäßigten<br />

Besteuerung mit 7 % Umsatzsteuer zu unterwerfen<br />

sind. Er verweist dabei u.a. auf den<br />

Zolltarif 1514. Hierunter ist Rapsöl subsumiert.<br />

Eine entsprechende Zollauskunft kann die Anwendbarkeit<br />

der Ermäßigungsvorschrift dokumentieren,<br />

insofern hierbei eine Zuordnung zu<br />

dem ermäßigten Steuersatz von 7 % erfolgt.<br />

Genießbarkeit<br />

entscheidendes kriterium<br />

Welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen,<br />

um ein <strong>Pflanzenöl</strong> als genießbar einzustufen,<br />

ist innerhalb der Finanzbehörden derzeit nicht<br />

einheitlich geregelt. Das Bundesministerium<br />

der Finanzen (BMF) definiert die Genießbarkeit<br />

im Sinne der zitierten Vorschrift dahingehend,<br />

dass das Rapsöl unmittelbar, d.h. –<br />

ohne weitere Bearbeitung und Verarbeitung<br />

– für die menschliche Ernährung geeignet<br />

ist. Auf die tatsächliche Verwendung (Ernährungszwecke,<br />

Futtermittelherstellung etc.)<br />

komme es dabei nicht an. In einem Schreiben<br />

vom 05.08.2004 stellt das BMF klar, dass<br />

hierzu auch raffiniertes Rapsöl gehört, und<br />

zwar auch dann, wenn das Produkt als Kraftstoff<br />

verwendet wird.<br />

Gleichzeitig grenzt das BMF jedoch ab, dass<br />

im Falle der Beimischung von Dieselkraftstoff<br />

zum Rapsöl keine ermäßigte Besteuerung zu<br />

7 % USt. mehr möglich sein soll. Auf das Mischungsverhältnis<br />

kommt es hierbei nicht an.<br />

Die umsatzsteuerliche Ermäßigung geht sogar<br />

bereits dann verloren, wenn in den Rapsöltanks<br />

zuvor mineralische Stoffe gelagert oder<br />

transportiert wurden und keine Reinigung der<br />

Behältnisse in der Art erfolgte, die die Genießbarkeit<br />

des Rapsöls nicht beeinträchtigt.<br />

Eine für Lebensmittel fehlende Zulassung von<br />

Transport- und Lagerbehältern und Abgabeeinrichtungen<br />

ist laut Auffassung des BMF<br />

hingegen nicht schädlich.<br />

Abweichende einschätzung<br />

der Zollbehörden<br />

Die zuständige Zollbehörde, welche zwar<br />

grundsätzlich dem Bundesministerium der<br />

pflanzenöl 2/ 2011<br />

Finanzen unterstellt sind, verfährt hinsichtlich<br />

der Einreihung in die Zollnomenklatur<br />

1514 im Rahmen der unverbindlichen<br />

Zollauskünfte für Umsatzsteuerzwecke<br />

nicht gemäß der Auffassung des BMF. Es<br />

wird die Einstufung zum Umsatzsteuersatz<br />

i.H.v. 19 % damit begründet, dass weder<br />

eine Zulassung zum Verkauf des Rapsöls<br />

als Lebensmittel noch Nachweise über eine<br />

Genusstauglichkeit des Öls bzw. über die<br />

Lebensmitteltauglichkeit der Lager- und<br />

Abgabebehältnisse vorliegen. Erschwerend<br />

hinzu kommt der Tatbestand, dass bei<br />

einem Öl, dass als Kraftstoff direkt an den<br />

Verwender abgegeben wird, die Genießbarkeit<br />

nicht mehr gewährleistet werden kann.<br />

Das Gesetz bietet jedoch nach Meinung<br />

der Verfasserin keinen Spielraum für diese<br />

Handhabe.<br />

klarstellung dringend<br />

erforderlich<br />

Abstimmungsbedarf besteht auch zwischen<br />

den Länderfinanzverwaltungen. Während<br />

die Oberfinanzdirektion (OFD) Frankfurt sich<br />

in ihrem Schreiben vom 29.06.2007 vollständig<br />

der Meinung des BMF anschließt,<br />

weicht die OFD Karlsruhe in ihrem Schreiben<br />

vom 15.08.2007 dahingehend ab, dass sie<br />

einen Nachweis über die Lebensmitteltauglichkeit<br />

der Lagerung-, Transport- und Abgabebehältnisse<br />

verlangt und steht somit im<br />

direkten Widerspruch zu den Vorgaben des<br />

Bundesministeriums der Finanzen. In der<br />

Praxis erscheint diese Auffassung außerdem<br />

weniger praktikabel, da ein Nachweis über<br />

die Lebensmitteltauglichkeit einer Zapfsäule<br />

schwer zu erwirken sein wird. Es ist somit<br />

unbedingt erforderlich, dass die einzelnen<br />

Bereiche der Finanzverwaltung ihre Vorgehensweise<br />

zeitnah aufeinander abstimmen<br />

und die Nachweisvoraussetzungen für die<br />

Anwendung des ermäßigten Steuersatzes<br />

von 7 % einheitlich definieren.<br />

In der Praxis zeichnen sich bereits Fälle<br />

ab, in denen die Lieferung von Rapsöl als<br />

Kraftstoff durch Ölmühlen tatsächlich im<br />

Rahmen von Betriebsprüfungen seitens der<br />

Finanzverwaltung dem allgemeinen Steuersatz<br />

i.H.v. 19 % unterworfen werden sollen.<br />

Hintergrund hierfür ist, dass für die gesamte<br />

Produktionskette, von der Erfassung bis hin<br />

zur Abgabe, kein Nachweis hinsichtlich der<br />

Lebensmitteltauglichkeit für die verwendeten<br />

Geräte bzw. Verfahren erbracht werden<br />

konnte.<br />

Für den Betriebsprüfer steht somit fest, dass<br />

das Rapsöl als ungenießbar einzuordnen ist<br />

und somit zu 19 % zu besteuern wäre. Die-<br />

se Vorgehensweise steht jedoch im direkten<br />

Widerspruch zu der eindeutigen Gesetzesformulierung<br />

und den o.g. Äußerungen des<br />

Bundesministeriums der Finanzen.<br />

Wie kürzlich bekannt wurde, wird die<br />

Problematik sowohl innerhalb des Bildungs-<br />

und Wissenschaftszentrums der<br />

Bundesfinanzverwaltung, als auch intern im<br />

Bundesministerium der Finanzen geprüft.<br />

Eine Klärung des Sachverhalts mit anschließender<br />

ländereinheitlicher Abstimmung soll<br />

in Kürze erfolgen.<br />

ruinöse Auswirkungen<br />

In Anbetracht der Dimension der steuerlichen<br />

Auswirkungen muss auch auf die wirtschaftliche<br />

Tragweite der Besteuerung von <strong>Pflanzenöl</strong><br />

mit 19 % USt. für die Ölmühle hingewiesen<br />

werden.<br />

Eine u.U. sogar rückwirkende Besteuerung<br />

der beschriebenen Umsätze zum allgemeinen<br />

Steuersatz i.H. v. 19 % könnte für viele<br />

Unternehmen im Bereich der Rapsölerzeugung<br />

den wirtschaftlichen Untergang bedeuten.<br />

Dies widerspräche jedoch dem derzeit<br />

geäußerten politischen Willen zum Ausbau<br />

der alternativen Energien.<br />

Bis zu einer einvernehmlichen Abstimmung in<br />

der Vorgehensweise zwischen den genannten<br />

Institutionen bleibt den Rapsölerzeugern<br />

nur der Versuch, seitens der zuständigen<br />

Zollbehörde eine Einstufung des erzeugten<br />

Rapsöls als Lebensmittel im Sinne des Zolltarifs<br />

1514 zu 7 % USt. zu erwirken. Sollte<br />

diese Einstufung jedoch zu 19 % USt. erfolgen,<br />

ist hiergegen unbedingt Widerspruch<br />

mit dem Hinweis auf die o.g. Schreiben des<br />

Bundesministeriums der Finanzen bzw. der<br />

Länderfinanzverwaltungen einzulegen.<br />

regelmäßige probenahme<br />

Zum Nachweis, dass es sich bei dem abgegebenen<br />

Rapsöl um ein lebensmitteltaugliches<br />

Produkt im Sinne des Umsatzsteuergesetzes<br />

handelt, ist es empfehlenswert, in regelmäßigen<br />

Abständen Proben zu nehmen und<br />

diese durch ein wissenschaftliches Institut<br />

untersuchen zu lassen. Hierbei sollte unbedingt<br />

dokumentiert werden, dass die Probennahme<br />

zum gleichen Zeitpunkt im Verlauf<br />

des Produktionsprozesses erfolgt ist wie<br />

die Entnahme des Öls als Treibstoff.<br />

Dörthe Bachmann<br />

Dipl. Betriebswirtin (FH)<br />

Steuerberaterin<br />

LBH-Steuerberatungsgesellschaft mbH,<br />

Petersberg


planta Oleum AG – stetes wachstum<br />

und kontinuierliche weiterentwicklung<br />

Einer der führenden <strong>Pflanzenöl</strong>händler<br />

Deutschlands hat seinen Hauptsitz im beschaulichen<br />

Leer, Ostfriesland. Von hier aus koordiniert<br />

die Planta Oleum AG ihren Handel. Ein<br />

junges Team aus neun Mitarbeitern bestreitet<br />

die Geschäfte. Vorstand Eric Leuchters hat dabei<br />

alles im Blick. Der staatlich geprüfte Wirtschaftsinformatiker<br />

hat die Planta Oleum AG im<br />

Jahr 2006 gegründet – damals noch als EEP<br />

GmbH & Co.KG. Da hier Blockheizkraftwerke<br />

im Fokus standen, wurde Leuchters Interesse<br />

auf den <strong>Pflanzenöl</strong>handel gelenkt. »Damals<br />

gab es in diesem Bereich erhebliche Schwächen«,<br />

erklärt er. Schnell wurde der <strong>Pflanzenöl</strong>handel<br />

zum Kerngeschäft – die Formwandlung<br />

der EEP in die Planta Oleum AG besiegelte diesen<br />

Schritt.<br />

Hohe Wachstumsraten belegen den Erfolg der<br />

Planta Oleum, vor allem im Bereich der Blockheizkraftwerke.<br />

Trotz steigender Rohstoffpreise<br />

und Klagen der BHKW-Betreiber ist der <strong>Pflanzenöl</strong>händler<br />

in diesem Bereich gut aufgestellt<br />

– sicherlich auch aufgrund einiger Verträge<br />

mit regionalen und überregionalen Energieversorgern.<br />

Die Marktposition wird zudem<br />

durch wichtige Partnerschaften gestärkt. Eine<br />

Kooperation mit der Fleming + Wendeln<br />

GmbH & Co.KG aus Garrel bei Cloppenburg<br />

ermöglicht die Nutzung strategischer<br />

Synergieeffekte.<br />

Vorreiter in der Zertifizierung<br />

Ein wichtiger Faktor sind überdies die<br />

Zertifikate der Planta Oleum. Als<br />

Gründungsmitglied des ISCC<br />

Eric Leuchters<br />

(International Sustainability & Carbon Certification)<br />

und des RSPO (Roundtable on Sustainable<br />

Palm Oil) hat die Planta Oleum schon früh den<br />

Grundstein für den Handel mit nachhaltigem<br />

<strong>Pflanzenöl</strong> gelegt. »Vor allem für Betreiber von<br />

Blockheizkraftwerken und für Hersteller von<br />

Biokraftstoffen sind diese Zertifikate ein wichtiger<br />

Bestandteil«, weiß Leuchters, der selber<br />

an der Planung eines BHKW beteiligt war. Dabei<br />

nimmt die Planta Oleum auch Lieferanten<br />

und Transportunternehmen in die Pflicht – und<br />

garantiert so die einwandfreie Qualität der<br />

Produkte. Derzeit wird zum Großteil raffiniertes<br />

Palmöl gehandelt, gefolgt von Raps-, Sonnenblumen-<br />

und Sojaöl.<br />

expansion in neue Branchen<br />

Neben dem <strong>Pflanzenöl</strong>handel für technische<br />

Zwecke gewinnt die Planta Oleum AG stetig<br />

neue Branchen für sich. Derzeit befindet sich<br />

der Handel mit der Lebensmittelindustrie im<br />

Aufbau und erste Erfolge in diesem Bereich<br />

sind bereits erzielt worden. »Wir sehen in der<br />

Lebensmittelindustrie großes Potenzial«, sagt<br />

Leuchters, »weil wir als Händler flexibel auf<br />

die Ansprüche der Kunden eingehen können.«<br />

Die Lebensmittelindustrie profitiert dabei<br />

nicht nur von einer vielseitigen<br />

Produktpalette, sondern vor allem<br />

vom Servicegedanken des Unternehmens:<br />

Neben Handel und Logistik<br />

über nimmt die Planta<br />

Oleum die Zollabwicklung<br />

und alle weiteren Formalitäten.<br />

<strong>Pflanzenöl</strong>praxis<br />

expansion in weitere Länder<br />

Neben weiteren Branchen erobert die Planta<br />

Oleum auch andere Länder. Um den italienischen<br />

Markt optimal bedienen zu können,<br />

wurde eigens eine Tochtergesellschaft<br />

gegründet, die Planta Oleum Italia S.r.l.<br />

»Nur so konnte eine AGEA-Zertifizierung<br />

erwirkt werden, die für die italienischen<br />

BHKW-Betreiber eine unerlässliche Registrierung<br />

ist«, erklärt Leuchters. Die Expansion<br />

nach Italien gestaltet sich bereits erfolgreich,<br />

Kunden sind gewonnen. Weitere<br />

Expansionen sollen folgen: Handelsverträge<br />

mit Brasilien sind in Bearbeitung. Zur<br />

Finanzierung der Expansionsmaßnahmen<br />

wurde eine Kapitalerhöhung der Planta<br />

Oleum beschlossen. »Dazu haben wir bereits<br />

Gespräche mit mittelständischen Unternehmen<br />

geführt, die eine gegenseitige<br />

Ausweitung der Wertschöpfungskette bedingen<br />

würde«, erklärt Vorstand Leuchters.<br />

Die Planta Oleum AG versteht es, sich auf<br />

dem <strong>Pflanzenöl</strong>markt immer wieder neu<br />

zu positionieren: Kurze Abstimmungswege<br />

und ein dynamisches Team ermöglichen<br />

eine kontinuierliche Anpassung an<br />

die sich wandelnden Märkte. Gepaart mit<br />

verlässlichen Handelspartnern, einem guten<br />

Gespür für Entwicklungen und Mut zu<br />

neuen Wegen ist dies das Erfolgsrezept der<br />

Planta Oleum AG – in Deutschland und im<br />

Ausland.<br />

Mit potenzial zur Verwertung – Inhaltsstoffe von presskuchen<br />

Die Inhaltsstoffe der in Bayern jährlich<br />

anfallenden Presskuchen haben ein theoretisches<br />

Wertpotenzial von ca. 190 Mio.<br />

Euro. Aus der gleichen Rohstoffmenge wird<br />

mit Rapsöl nur ein Umsatz von 33 Mio.<br />

Euro/a erzielt.<br />

Ziel des Projektes war deshalb die Entwicklung<br />

eines Verfahrens zur Fraktionierung<br />

von Rapspresskuchen in Protein- und Ballaststoffprodukte<br />

mit integrierter Abreicherung<br />

der sekundären Pflanzenstoffe (SPS)<br />

durch Adsorption – sowie die Bewertung<br />

der Fraktionen und des Verfahrens. Dazu<br />

wurden Extraktionsparameter für Öl, Proteine<br />

und SPS sowie verschiedene Adsorber<br />

untersucht.<br />

Ergebnis ist das Konzept eines wässrigen<br />

Verfahrens, bei dem zwei Proteinprodukte,<br />

ein Phytinsäurekonzentrat, phenolische<br />

Verbindungen, Ballaststoffe und Melasse<br />

anfallen. Durch Adsorption werden<br />

selektiv mehr als 80 % der Phytinsäure<br />

(organischer Adsorber) und bis 70 % der<br />

Phenolsäuren (anorganischer Adsorber)<br />

abgetrennt. Die Proteinprodukte zeigen<br />

eine hohe Funktionalität und ein breites<br />

Einsatzspektrum. Durch die Adsorption<br />

werden sensorisch negativ zu bewertende<br />

Attribute in den Proteinen deutlich abgeschwächt.<br />

Der Einsatz in Mayonnaise und<br />

Wurst war erfolgreich. Für z. B. Süßspeisen<br />

oder Tiernahrung ist die Sensorik der Proteine<br />

aber noch weiter zu optimieren. Phytinsäure<br />

kann bis knapp 75 % vom Adsorber<br />

eluiert und als Wertfraktion vermarktet<br />

werden.<br />

Untersuchungen zur Biogasgewinnung aus<br />

Melasse haben zu guter Gasbildung geführt,<br />

was die Möglichkeit der Energieeinsparung<br />

im Prozess aufzeigt. Bei gleichzeitiger Vermarktung<br />

der Proteine, der Phytinsäure und<br />

des Ballaststoffes kann theoretisch eine<br />

wirtschaftliche Umsetzung des Verfahrens<br />

dargestellt werden.<br />

Fraunhofer Institut<br />

Verfahrenstechnik und Verpackung<br />

Giggenhauser Straße 35<br />

85354 Freising<br />

Dr. Klaus Müller<br />

Tel. 08161 / 491 405<br />

Fax 08161 / 491 444<br />

www.ivv.fraunhofer.de<br />

pflanzenöl 1/ 2011<br />

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9


Technische Nutzung<br />

rapsöl lässt Züge umweltfreundlich fahren<br />

Motor- und Kraftstoffexperten untersuchen den Einsatz von <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffen<br />

in Eisenbahntriebwagen und Schiffen<br />

Eisenbahnzüge und Binnenschiffe sollen<br />

künftig mit heimischem Rapsölkraftstoff<br />

fahren – das ist das Ziel eines gemeinsamen<br />

Forschungsvorhabens des KIT-Instituts für<br />

Kolbenmaschinen (IFKM) und des Technologie-<br />

und Förderzentrums (TFZ) in Straubing.<br />

Mit Rapsölkraftstoff lassen sich in diesen<br />

Anwendungsbereichen ohne Konkurrenz zur<br />

Nahrungs- und Futtermittelproduktion Treibhausgasemissionen<br />

einsparen. Die Wissenschaftler<br />

untersuchen, wie sich eine effiziente<br />

Verbrennung mit minimalem Schadstoffausstoß<br />

erreichen lässt.<br />

An einem gläsernen Hochdruckprüfstand<br />

beobachten und optimieren die Forscher<br />

des Lehrstuhls von Professor Ulrich Spicher,<br />

wie sich der Rapsölkraftstoff im Brennraum<br />

in feinste Tröpfchen auflöst und mit der Verbrennungsluft<br />

vermischt. Dies ist Voraussetzung<br />

dafür, dass ein möglichst großer Teil<br />

der im Kraftstoff gespeicherten Energie in<br />

Motorleistung umgewandelt wird und der<br />

Schadstoffausstoß minimal ist. »Im kommenden<br />

Jahr werden wir die Untersuchungen an<br />

realen Motoren in Eisenbahntriebwagen<br />

und Binnenschiffen fortsetzen«, berichtet<br />

Dr. Sören Bernhardt, vom IFKM. Es handelt<br />

sich dabei um moderne Dieselmotoren, deren<br />

Einspritzsysteme speziell auf die Verwendung<br />

von Rapsölkraftstoff abgestimmt sind.<br />

Die IFKM-Wissenschaftler arbeiten daher<br />

eng mit den Forschern des TFZ zusammen,<br />

die sich vor allem mit der Kraftstoffqualität<br />

beschäftigen.<br />

»Der Einsatz von Rapsölkraftstoff stellt eine<br />

schon heute verfügbare Möglichkeit dar, die<br />

anthropogenen, also vom Menschen verursachten,<br />

Kohlendioxid-Emissionen (CO 2 ) zu<br />

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Abb.: Klimaschutz auf der Schiene: Der Einsatz von Rapsölkraftstoff in Eisenbahnzügen kann erheblich CO2-<br />

Emissionen einsparen.<br />

senken«, erklärt Dr. Bernhardt. Biokraftstoffe<br />

setzen bei der Verbrennung nur in etwa so viel<br />

CO 2 frei, wie die Pflanzen beim Wachstum aus<br />

der Atmosphäre aufgenommen haben. Unter<br />

zusätzlicher Berücksichtigung von Anbau,<br />

Verarbeitung und Transport spart der nach<br />

der DIN 51605 genormte Rapsölkraftstoff<br />

im Vergleich zu Dieselkraftstoff mindestens<br />

57 Prozent der Treibhausgasemissionen ein.<br />

»Auf den landwirtschaftlichen Flächen in<br />

Deutschland lassen sich in ausgewogener<br />

Fruchtfolge genug Pflanzen anbauen, um<br />

rund zehn Prozent des gesamten Verbrauchs<br />

an fossilem Dieselkraftstoff in Deutschland zu<br />

ersetzen, ohne die Lebensmittel- und Futtermittelproduktion<br />

zu beeinträchtigen«, erklärt<br />

Dr. Edgar Remmele vom TFZ. Dieses Potenzial<br />

ist ein Grund dafür, dass die Wissenschaftler<br />

von KIT und TFZ beim Rapsölkraftstoff ganz<br />

besonders auf Anwendungen wie Eisenbahn,<br />

Binnenschifffahrt und Landwirtschaft setzen.<br />

Zudem ist das Spektrum der Motoren, für die<br />

Foto: Dr. Uwe Knoblauch<br />

Anpassungsmaßnahmen entwickelt werden<br />

müssen, überschaubar und man kann sicherstellen,<br />

dass diese Motoren immer mit dem<br />

gleichen Kraftstoff betankt werden. »Dem<br />

Einsatz von reinen Biokraftstoffen in sinnvoll<br />

ausgewählten Bereichen sollte künftig mehr<br />

Beachtung geschenkt werden. Gleichzeitig<br />

gilt es, den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren.<br />

Nur so lassen sich die Klimaschutzziele erreichen«,<br />

sagt Remmele.<br />

Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung<br />

Umwelt finanziert und von mehreren<br />

Firmen der Motoren- und Zulieferindustrie<br />

sowie potenziellen Anwendern unterstützt.<br />

Rapsanbau und Kraftstoffherstellung in<br />

Deutschland erfüllen die Anforderungen der<br />

deutschen Nachhaltigkeitsverordnung, was<br />

die Einhaltung hoher Umweltstandards garantiert.<br />

Bei der Herstellung von Rapsölkraftstoff<br />

fallen zudem als Koppelprodukt wertvolle<br />

Eiweißfuttermittel an, die importiertes<br />

Soja ersetzen können. (TFZ)<br />

Wert Wertschöpfung schöpfung durch Qualität und Sicherheit<br />

Ziele und Aufgaben:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Qualitätssicherung<br />

Informationsmanagement<br />

Marketing<br />

Zertifi zierung<br />

Aus- und Weiterbildung für Ölmüller<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

BDOel e.V. � Hofgut Harschberg � 66606 St. Wendel � Tel. 06851 - 80 24 8-29<br />

Fax: 06851 - 80 24 8-22 � e-mail: info@bdoel.de � www.bdoel.de


eeG 2012 – Vergütung von pflanzenöl-Bhkw entfällt<br />

Am 30. Juni 2011 nahm der Bundestag in 2.<br />

und 3. Lesung den Gesetzentwurf von CDU/<br />

CSU und FDP zur Neuregelung des Rechtsrahmens<br />

für die Förderung der Stromerzeugung<br />

aus erneuerbaren Energien (Bundestagsdrucksache<br />

17/6071) in der vom Umweltausschuss<br />

geänderten Fassung (Bundestagsdrucksache<br />

17/6363) mit Koalitionsmehrheit gegen das<br />

Votum der Opposition an. Das neue EEG, das<br />

am 01.01.2012 in Kraft tritt, sieht u. a. erhebliche<br />

Reduzierungen der Förderungen im<br />

Biogassektor und den kompletten Wegfall der<br />

EEG-Vergütung für neue <strong>Pflanzenöl</strong>-BHKW ab<br />

2012 vor. Das BHKW-Infozentrum in Rastatt<br />

hat dazu am 13. Mai berichtet:<br />

Der am 3. Mai 2011 veröffentlichte Entwurf<br />

des ›Erfahrungsbericht 2011 zum Erneuerbare-Energien<br />

Gesetz‹ beinhaltet in Bezug<br />

auf die Nutzung flüssiger Biomasse die Handlungsempfehlung,<br />

allen Neuanlagen ab 2012<br />

keine EEG-Vergütung mehr zu gewähren.<br />

Wörtlich heißt es in den relevanten Textpassagen<br />

des EEG-Erfahrungsberichtes: »Auch<br />

BHKWs zur Stromerzeugung aus <strong>Pflanzenöl</strong><br />

(PÖL-BHKWs) profitieren vom Nawaro und<br />

vom KWK-Bonus. Etwa 80 % dieser Anlagen<br />

erhalten derzeit beide Boni. Aufgrund der<br />

hohen Marktpreise für <strong>Pflanzenöl</strong>e stagnierte<br />

der Anlagenzubau in 2009 und 2010 im<br />

Vergleich zu den Vorjahren. Die Rohstoffkosten<br />

haben einen Anteil von bis zu 85 % der<br />

Stromgestehungskosten von PÖL-BHKW. Damit<br />

sind die Preisrisiken beim Betrieb dieser<br />

Anlagen deutlich höher als bei gasförmigen<br />

oder festen Bioenergieträgern.<br />

Zum 1. Januar 2011 ist die Biomassestrom-<br />

Nachhaltigkeitsverordnung (BioSt-NachV)<br />

wirksam geworden. Sie setzt die Nachhaltigkeitsanforderungen<br />

zu THG-Bilanzen und<br />

dem Schutz ökologisch wertvoller Flächen der<br />

europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie<br />

an die Stromerzeugung aus flüssiger Biomasse<br />

um. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft<br />

und Ernährung (BLE) ist für die Kontrolle und<br />

Anerkennung von Zertifizierungssystemen<br />

und Zertifizierungsstellen zuständig, welche<br />

die Nachhaltigkeitszertifizierung durchführen.<br />

Derzeit sind bereits 29 Zertifizierungsstellen<br />

und drei Zertifizierungssysteme (Stand:<br />

06.04.2011) für diese Tätigkeit anerkannt,<br />

die Ausstellung von Zertifikaten und Nachhaltigkeitsnachweisen<br />

ist bereits im Laufe des<br />

Jahres 2010 angelaufen.<br />

Die BioSt-NachV sieht darüber hinaus die<br />

Anerkennung von Nachhaltigkeitsnachweisen<br />

anderer Mitgliedsstaaten vor. Damit wirkt dieser<br />

Regelungsmechanismus steuernd darauf,<br />

auf welchen Flächen der Biomasseanbau ge-<br />

fördert werden kann (direkte Landnutzungsänderungen),<br />

löst aber nicht grundsätzlich<br />

das Problem der Flächenkonkurrenzen, da<br />

von diesen Nachhaltigkeitskriterien keine<br />

Signalwirkung auf den Umfang der Flächeninanspruchnahme<br />

ausgeht. Diese derzeit<br />

geltenden Kriterien bieten auch noch keinen<br />

Schutz vor sogenannten indirekten Landnutzungsänderungen,<br />

wenn z. B. flüssige Brennstoffe<br />

auf zulässigen Flächen unter Verdrängung<br />

der bisherigen Nutzung erzeugt werden,<br />

während die herkömmlichen Nutzungen in<br />

ökologisch sensible Bereiche abwandern.<br />

Für typische Bioenergieanlagen zur Verstromung<br />

fester, flüssiger und gasförmiger Bioenergieträger<br />

wurden Stromgestehungskosten<br />

berechnet. Dabei wurde ein durchschnittlicher<br />

Wärmeerlös von 3 ct/kWhth unterstellt. Die<br />

in der Praxis tatsächlich erzielbaren Wärmeerlöse<br />

beeinflussen wesentlich die Höhe<br />

der Stromgestehungskosten und somit die<br />

Wirtschaftlichkeit der Anlagen. Die Höhe der<br />

Wärmeerlöse ist bundesweit sehr verschieden<br />

und hängt zudem auch von den jeweiligen<br />

Anlagenkonzepten ab. Dabei ist zu beachten,<br />

dass die EEG-Vergütung und insbesondere<br />

hierzu ein kommentar von Markus Gailfuss<br />

vom Bhkw-Infozentrum in rastatt:<br />

Leider gibt der Erfahrungsbericht keine ausreichenden<br />

Informationen über die im Jahre<br />

2010 noch betriebenen <strong>Pflanzenöl</strong>-BHKW-<br />

Anlagen. Unserer Abschätzung nach befanden<br />

sich Ende 2010 wahrscheinlich mehr<br />

als 75 % der <strong>Pflanzenöl</strong>-BHKW-Leistung<br />

nicht mehr in Betrieb, da die derzeitigen<br />

EEG-Vergütungen bei den hohen <strong>Pflanzenöl</strong>-Preisen<br />

für einen wirtschaftlichen Betrieb<br />

nicht ausreichen. Nüchtern betrachtet liegt<br />

der große Vorteil der <strong>Pflanzenöl</strong>-BHKW-<br />

Anlagen aber darin begründet, dass unabhängig<br />

von der Erschließung über eine<br />

Erdgasleitung mit hohen elektrischen Wirkungsgraden<br />

aufgrund des Diesel-Motorprinzips<br />

eine regenerative Energienutzung<br />

mit sinnvollem Wärmenutzungskonzept<br />

realisiert werden kann. Die Anwendungsfelder<br />

reichen leistungsmäßig von größeren<br />

Einfamilienhäusern bis hin zu Schwimmbädern,<br />

großen Fernwärmenetzen oder Industriebetrieben.<br />

Dadurch wird eine Flexibilität<br />

in den Anwendungsfeldern geschaffen, die<br />

sonst keine andere Technologie aus dem<br />

Bereich der Stromerzeugung durch Biomasse<br />

aufweist.<br />

Es wäre aber neu, dass sich das BMU oder<br />

das DBFZ in den letzten Jahren in Bezug<br />

Technische Nutzung<br />

der KWK-Bonus die Höhe der erzielbaren<br />

Wärmeerlöse negativ beeinflussen können.<br />

Bei flüssigen Bioenergieträgern weisen die<br />

Stromgestehungskosten eine große Bandbreite<br />

auf. Dies ist insbesondere auf die Schwankungen<br />

des Preisniveaus der Rohstoffe Palmöl<br />

und Rapsöl zurückzuführen. Bei keinem der<br />

betrachteten Modellfälle ist derzeit ein kostendeckender<br />

Betrieb möglich.<br />

Der <strong>Pflanzenöl</strong>einsatz in der Stromerzeugung<br />

hat sich aufgrund stark schwankender Marktpreise<br />

als problematisch erwiesen, nicht zuletzt<br />

weil die Nutzung von <strong>Pflanzenöl</strong>en zur Stromerzeugung<br />

und zur Kraftstoffbereitstellung durch<br />

unterschiedliche Mechanismen angereizt wird<br />

und damit auf Marktveränderungen nicht in<br />

jeweils gleichem Maße reagiert werden kann.<br />

Eine dauerhafte Wirtschaftlichkeit der Anlagen<br />

wäre nur durch eine signifikante Erhöhung der<br />

Vergütung sicherzustellen, die dem Ziel der Kostensenkung<br />

entgegensteht. Die Stromerzeugung<br />

aus <strong>Pflanzenöl</strong>en und anderer flüssiger<br />

Biomasse wird daher künftig bei Neuanlagen<br />

nicht mehr vergütet.«<br />

BHKW-Infozentrum Rastatt<br />

auf die Abschätzung zukünftiger Rohstoffpreise<br />

einen Namen gemacht hätte. Es ist<br />

daher nicht auszuschließen, dass wieder<br />

günstigere Rohstoffpreise einen wirtschaftlichen<br />

<strong>Pflanzenöl</strong>-Einsatz ermöglichen.<br />

Da in den letzten fünf Jahren keine Überförderung<br />

des <strong>Pflanzenöl</strong>-BHKW-Marktes zu<br />

detektieren war, kein anderer Einsatzstoff<br />

derart hohe Anforderungen an die Nachhaltigkeit<br />

nachweisen muss (www.biomassestrom-nachhaltigkeitsverordnung.de)<br />

und<br />

keine andere Biomasse-Nutzung ähnlich<br />

hohe Stromeffizienzwerte und ein ähnlich<br />

breites Anwendungsfeld aufweist, ist die<br />

vom BMU vorgeschlagene Handlungsempfehlung<br />

in keinster Weise nachzuvollziehen.<br />

Der Vorschlag eines Ausschlusses der flüssigen<br />

Biomassenutzung aus dem EEG ist<br />

daher abzulehnen. Als Gesetzgeber muss<br />

man sich die Frage stellen, ob man <strong>Pflanzenöl</strong><br />

auch in wirtschaftlich schwierigeren<br />

Zeiten eine wirtschaftliche Basis gewähren<br />

will. In diesem Fall müssten die Vergütungen<br />

nach oben korrigieren. Will man<br />

dies – aus welchen ideologischen Gründen<br />

auch immer – nicht, so muss aus den oben<br />

dargelegten Gründen zumindest der Status<br />

Quo erhalten bleiben.<br />

pflanzenöl 1 / 2011 11


12<br />

Technische Nutzung<br />

untersuchung des Biokraftstoffberichts als<br />

Vorlage für politische klärungen<br />

Eine Untersuchung und Bewertung von<br />

Aufbau, Systematik und Inhalt des Biokraftstoffberichtes<br />

2009/10 des Bundesfinanzministeriums<br />

(BMF), veröffentlicht<br />

am 01.09.2010 im Bundesanzeiger zur<br />

Vorlage für politische Klärungen wurde im<br />

Auftrag des Bundesverband <strong>Pflanzenöl</strong>e<br />

(BVP) e.V. mit Unterstützung durch den<br />

Bundesverband Dezentraler Ölmühlen<br />

(BdOel) e.V., Mobil ohne Fossil (MoF) e.V.<br />

Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen,<br />

UFOP e.V. durchgeführt<br />

Der Biokraftstoffbericht 2009/10 weist eine<br />

Reihe inhaltlicher Schwächen auf. Einzelne, für<br />

eine kompetente Beurteilung des Sachverhalts<br />

erforderliche Brancheninformationen, wurden<br />

von den Autoren des BMF zwar über verschiedene<br />

Fach-Behörden eingeholt. Bei der Lektüre<br />

wird jedoch deutlich, dass das komplexe Themengebiet<br />

der »Biokraftstoffe« nicht im Gesamtzusammenhang<br />

behandelt wurde, sondern<br />

lediglich die fiskalischen Gesichtspunkte.<br />

Die Besteuerung der Rein-Biokraftstoffe wird<br />

auf Basis des Biokraftstoffberichts jährlich<br />

überprüft und angepasst. Daher hat der Bio-<br />

kraftstoffbericht großen Einfluss auf die<br />

Biokraftstoff-Märkte. Schon deshalb müsste<br />

bei der Erstellung des Biokraftstoffberichts<br />

stärker auf Sorgfalt und Objektivität geachtet<br />

werden. Die in Deutschland gehandelten<br />

Bio-Reinkraftstoffmengen sind bereits dras-<br />

tisch zurückgegangen. Der Biokraftstoffbericht<br />

bestätigt die Steuerpolitik, die diesen Effekt<br />

verursacht, trotzdem Jahr für Jahr.<br />

Die folgenden Fragestellungen, die der Biokraftstoffbericht<br />

aufwirft, werden in dieser<br />

Analyse im Kapitel V untersucht:<br />

• Als grundsätzlich problematisch wird die<br />

Tatsache angesehen, dass es in Deutschland<br />

zwei jährlich erscheinende Biokraftstoffberichte<br />

gibt. Die von Deutschland an die EU<br />

gemeldeten Biokraftstoffberichte decken<br />

sich in der inhaltlichen Ausrichtung zudem<br />

nicht mit den Biokraftstoffberichten des<br />

BMF für den Bundestag. So werden im EU-<br />

Bericht z.B. die Fortschritte bei Forschung<br />

& Entwicklung von Bio-Reinkraftstoffen<br />

genannt, die Autoren des BMF-Berichts verzichten<br />

auf entsprechende Hinweise. Zum<br />

Vergleich: in Österreich gibt es nur einen<br />

jährlichen Biokraftstoffbericht.<br />

• Der deutsche Biokraftstoffbericht nennt Begriffe,<br />

wie z.B. »innovative Biokraftstoffart«,<br />

»besonders förderungswürdige Biokraftstoffe«,<br />

»erste Generation«, »zweite Ge-<br />

pflanzenöl 1 / 2011<br />

neration«, »Mehraufwendungsausgleich«,<br />

»Überkompensation« etc., die weder erklärt<br />

noch definiert werden. Es sind auch keine<br />

transparenten Kriterien an diese Begriffe<br />

geknüpft, anhand derer z.B. eine Zuordnung<br />

bestimmter Biokraftstoffe zu bestimmten<br />

Kategorien (»zweite Generation«, »förderungswürdig«)<br />

möglich wäre.<br />

• Die vom BMF zurzeit vertretene Strategie<br />

der Beimischung voll versteuerter Biokraftstoffe<br />

zu den fossilen Kraftstoffen stellt nur<br />

eine Möglichkeit dar, wie Biokraftstoffe auf<br />

den Markt gebracht werden können. Das<br />

im Koalitionsvertrag der CDU-/CSU-/FDP-<br />

Regierung festgeschriebene Ziel der Wiederbelebung<br />

der Reinkraftstoffmärkte kann<br />

mit dieser Strategie jedoch nicht erreicht<br />

werden. Die Wiederbelebung der Reinkraftstoffmärkte<br />

findet im Biokraftstoffbericht<br />

keine Berücksichtigung.<br />

• Die Förderung / Besteuerung von Biokraftstoffen<br />

wird von den EU-Mitgliedsstaaten<br />

unterschiedlich gehandhabt. Eine für alle<br />

Mitgliedsstaaten einheitliche und verpflichtende<br />

EU-Regelung ist nicht bekannt. Die<br />

österreichische Steuerpolitik im Bereich der<br />

Biokraftstoffe zeigt beispielhaft, dass neben<br />

der Einführung von Mischkraftstoffen auch<br />

starke nationale Impulse zur Förderung<br />

von Bio-Reinkraftstoffen möglich sind. Der<br />

deutsche Biokraftstoffbericht erweckt im<br />

Gegensatz dazu leider den Anschein, dass<br />

die derzeitige deutsche Biokraftstoffpolitik<br />

aufgrund EU-Recht alternativlos sei.<br />

• Die Überkompensationsberechnung des<br />

Biokraftstoffberichts ist insgesamt problematisch.<br />

Bereits die Grundannahmen<br />

für die Berechnung (angeblich geforderte<br />

Gleichheit der Marktpreise für Biokraftstoffe<br />

und fossile Kraftstoffe) sind nicht belegt<br />

und sogar kontraproduktiv gegenüber den<br />

staatlichen Umwelt- und Klimaschutz-<br />

Zielen. Angesichts dieser kurzsichtigen,<br />

ausschließlich finanzpolitisch begründeten<br />

Berechnungsbasis ist die detaillierte Analyse<br />

der Rechnung nur deshalb aufschlussreich,<br />

da sie tiefere Einblicke in die Intention der<br />

Autoren ermöglicht. Es wird jedoch nicht als<br />

zielführend angesehen, einzelne Faktoren<br />

einer Rechnung vertiefend zu diskutieren,<br />

wenn der Rechenansatz schon im Grundsatz<br />

als falsch erkannt ist.<br />

untersuchung Biokraftstoffbericht<br />

2009/10 (SV2) 8 / 39<br />

• Teile des Biokraftstoffberichts, z.B. über<br />

Abgasemissionen, über eine aktuelle Kon-<br />

kurrenzsituation zwischen Biodiesel und<br />

<strong>Pflanzenöl</strong> oder über den Speiseölmarkt<br />

als Rettungsmarkt für bestandsgefährdete<br />

Ölmühlen, zeugen von einer erheblichen<br />

Marktferne der Autoren. Hier sind sehr einfache<br />

Sichtweisen im Biokraftstoffbericht<br />

mosaikhaft zusammengesetzt und werden<br />

den komplexen Zusammenhängen des Themas<br />

nicht gerecht. Dies hat in der Vergangenheit<br />

zu falschen Einschätzungen über<br />

den tatsächlichen Einfluss der Steuerpolitik<br />

auf die negative Marktentwicklung der Bio-<br />

Reinkraftstoffmärkte geführt.<br />

• Im Biokraftstoffbericht wird die Frage zur<br />

Abgasproblematik ausschließlich im Zusammenhang<br />

mit <strong>Pflanzenöl</strong>-Reinkraftstoff aufgeworfen.<br />

Die Abgasentwicklung ist jedoch<br />

ein Forschungsgebiet, das in der Motorentwicklung<br />

grundsätzlich und insbesondere<br />

bei der Einführung neuer Kraftstoffqualitäten<br />

immer eine zentrale Rolle spielt. Dass<br />

sich die Kraftstoffqualität bereits durch die<br />

Einführung der Mischkraftstoffe verändert<br />

hat, spiegelt sich in den geänderten Kraftstoffnormen<br />

wider. Es gibt keinen objektiv<br />

nachvollziehbaren Grund, die Abgasproblematik<br />

im Biokraftstoffbericht auf <strong>Pflanzenöl</strong>-<br />

Reinkraftstoffe zu beschränken.<br />

• Auf die Bedeutung und die Potentiale kleiner,<br />

dezentraler Anlagen zur Biokraftstoffproduktion<br />

wird im Biokraftstoffbericht nicht<br />

eingegangen. Die Einschätzung dazu beschränkt<br />

sich letztlich auf das Wort »Unwirtschaftlich«<br />

und wird damit den in vielfältiger<br />

Weise vorteilhafte regionale und dezentraler<br />

Energieversorgungskonzepte nicht gerecht.<br />

• Im Gegensatz dazu geht der Biokraftstoffbericht<br />

seit seinem Bestehen intensiv auf<br />

die großen Erwartungen bei den zukünftigen<br />

Biokraftstoffvarianten ein. Dabei<br />

werden regelmäßig theoretisch mögliche<br />

best-case-Szenarien, nicht aber anerkannte<br />

realistische Durchschnittsszenarien dargestellt.<br />

Wissenschaftlich anerkannte Vergleichsszenarien<br />

heutiger und zukünftiger<br />

Biokraftstoffvarianten auf Basis von realistischen<br />

Ist-Daten (Herkunft und Mengen bei<br />

»Rest«-Stoffen, Hektarerträge bei Anbaubiomasse,<br />

Energie- und THG-Bilanzen) stehen<br />

noch aus. Im Biokraftstoffbericht steht jedes<br />

Jahr die unveränderte Bemerkung über eine<br />

»vielversprechende mittelfristige Option«<br />

der BtL-Kraftstoffe.<br />

Christian Duft<br />

www.regineering.com


»pOGGIO AGLI uLIVO«<br />

Wertvolles Olivenöl und ökologischer Brennstoff<br />

In den Regionen von Mittel- und Süd-<br />

italien, produzieren und nutzen die ortsansässigen<br />

Ölmühlen neben dem wertvollen<br />

Olivenöl auch den Oliven-Presskuchen.<br />

Der landwirtschaftliche Betrieb<br />

mit Ferienunterkunft ›Poggio agli Ulivi‹<br />

in der italienischen Region Marche nutzt<br />

diese Pressrückstände, um damit die<br />

eigenen Wohnräume und die Gästezimmer<br />

zu heizen.<br />

Üblicherweise findet die Pressung von Oliven<br />

zwischen Mitte November und Mitte Januar<br />

statt. Die Pressrückstände werden zur chemischen<br />

Weiterverarbeitung an Tresteraufbereitungsanlagen<br />

gebracht, die dem Trester<br />

den Restölanteil (2 – 4 %) entziehen. Der verbleibende<br />

Rest (ölfreier Kuchen) kann dann<br />

zu energetischen Zwecken Verwendung finden.<br />

Die Ölmühlen selbst müssen ihre Räumlichkeiten<br />

heizen, in denen die mechanische<br />

Ölextraktion stattfindet. Bei dem heutzutage<br />

üblichen Verfahren der kontinuierlichen Ölextraktion<br />

in zwei oder drei Schritten dient<br />

teilweise auch warmes Wasser (18 – 20 °C)<br />

einem erleichterten Extraktionsprozess. So<br />

können die Ölmühlen selbst Oliventrester als<br />

Heizstoff einsetzen.<br />

In den Oliven-Anbauregionen wurden spezielle<br />

Maschinen entwickelt, die den ölfreien<br />

und getrockneten Presskuchen in einem<br />

Trennverfahren in Kernsubstanz und Frucht-<br />

fleisch aufteilen. Das Fruchtfleisch kann vermischt<br />

mit Weizenmehl zu (Oliven-)Brot verarbeitet<br />

werden. Die Kernrückstände werden<br />

in Heizanlagen als Brennstoff eingesetzt.<br />

energetische charakteristiken<br />

Folglich erhält man aus der Olivenpressung<br />

zwei feste Brennstoffe.<br />

Der ölfreie Trester, der aus einer Mischung<br />

aus zerriebenem Olivenfruchtfleisch und Olivenkernen<br />

besteht, hat einen Energiegehalt<br />

RZ_UFOP_0690_AZ:Layout 1 05.05.2008 11:06 Uhr Seite 1<br />

UNION ZUR FÖRDERUNG VON OEL- UND PROTEINPFLANZEN E. V.<br />

Claire-Waldoff-Straße 7 • 10117 Berlin • info@ufop.de<br />

Technische Nutzung<br />

Abb. 1: Der landwirtschaftliche Betrieb mit Ferienunterkunft (www.poggioagliulivi.com)<br />

von etwa 4,86 MWh pro Tonne und kann in<br />

Säcken zu je 25 kg und einem Preis von 33<br />

– 35 Euro (entspricht 132 – 140 Euro pro<br />

Tonne) oder lose zu einem Preis von 114 –<br />

116 Euro pro Tonne verkauft werden.<br />

Der Kerntrester ist hingegen der holzige Teil<br />

ohne Fruchtfleisch und setzt sich aus sehr<br />

feinen Kernpartikeln zusammen, die auf<br />

Grund ihrer Feinheit sehr leicht – auch mittels<br />

einer Transportschnecke – zu bewegen<br />

sind und somit einem Kessel oder Ofen, der<br />

Ideen säen –<br />

Erfolg ernten<br />

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Nachhaltiger Klimaschutz und Versorgungssicherheit für Energie und<br />

Nahrungsmittel sind DIE Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.<br />

Herausforderungen, an deren Lösung die UFOP als agrarpolitische<br />

Interessenvertretung auf nationaler und internationaler Ebene<br />

bereits seit 1990 intensiv arbeitet. Die UFOP fördert die Optimierung<br />

der Produktionstechniken für eine nachhaltige landwirtschaftliche<br />

Produktion und sorgt für die Marktentwicklung innovativer Verarbeitungsprodukte<br />

heimischer Öl- und Proteinpflanzen.<br />

pflanzenöl 1 / 2011 13


14<br />

Technische Nutzung<br />

ein Privathaus oder ein öffentliches Gebäude<br />

heizt, vollautomatisch zugeführt werden<br />

können.<br />

Jener Kerntrester hat einen Wassergehalt<br />

von durchschnittlich 10 % und kann in Säcken<br />

zu 25 kg (zur Verwendung in Heizanlagen<br />

wie Öfen, Kesseln oder Kaminen) zum<br />

Preis von circa 44 – 45 Euro pro Sack (entspricht<br />

177 – 185 Euro pro Tonne) verkauft<br />

werden. Aus 100 kg Oliven können in der<br />

Regel etwa 7 – 8 kg Kerntrester gewonnen<br />

werden.<br />

Der Landwirtschaftsbetrieb von Tamara Berluti<br />

und Familie befindet sich im Herzen der Region<br />

Marche (Osimo Ancona) und pflegt circa<br />

1000 Olivenbäume, etwa 400 davon sind erst<br />

fünf Jahre alt. Momentan produziert der Betrieb<br />

etwa 1 – 2 Tonnen Öl im Jahr. Die Ölsorten<br />

sind hauptsächlich »Raggia«, »Frantoio«<br />

und »Leccino«. Die Ölpressung wird in einer<br />

ortsansässigen Ölmühle vorgenommen, die<br />

neben Olivenöl auch Kerntrester liefert. Dieser<br />

wird lose, in großen Behältern mit <strong>500</strong> kg<br />

Fassungsvermögen verkauft und dem landwirtschaftlichen<br />

Betrieb zu einem Vorzugs-<br />

In Schweden werden jährlich circa 2,2 TWh<br />

Energie in Fernwärme- und Blockheizkraftwerken<br />

mit <strong>Pflanzenöl</strong> erzeugt. Das bedeutet,<br />

dass aus <strong>Pflanzenöl</strong> fast so viel Energie<br />

erzeugt wird wie aus Windkraft (derzeit<br />

rund 3 TWh) und mehr als aus Biogas (circa<br />

1,2 TWh). Dank der hohen Kohlendioxid-<br />

Steuer ist Schweden eines der Länder in<br />

Europa, das am meisten <strong>Pflanzenöl</strong> verwendet.<br />

<strong>Pflanzenöl</strong> wird am häufigsten in der<br />

Wärme-und Stromerzeugung (Fernwärme-<br />

und Blockheizkraftwerke) als Alternative<br />

zu fossilem Heizöl eingesetzt (bei Spitzenlast-<br />

und Niedriglastbetrieb). 12 Prozent<br />

aller Fernwärme- und Blockheizkraftwerke in<br />

Schweden verbrennen heute Pflanzen- oder<br />

pflanzenöl 1 / 2011<br />

preis von 150 Euro pro Tonne zur Verfügung<br />

gestellt. Auf dem lokalen Markt bezahlt man<br />

normalerweise 180 Euro pro Tonne Kerntrester;<br />

abhängig davon, ob abgepackt in Säcken<br />

zu 20 kg oder lose.<br />

Der Betrieb betreibt keinen biologischen<br />

Landbau, behandelt die Bäume jedoch nur<br />

minimal, besonders im Kampf gegen die<br />

Olivenfliege. Die Ölausbeute hängt ab vom<br />

Jahrgang, beträgt allerdings durchschnittlich<br />

13 – 16 Prozent. Die Olivenernte erfolgt<br />

nach der traditionellen Methode, unterstützt<br />

von elektrischen Rüttlern.<br />

Die heizanlage<br />

Die Heizanlange des Landgutes besteht aus<br />

einem Warmwasserspeicher, der mit zwei Erdgaskesseln<br />

und zwei Öfen verbunden ist. Da<br />

die Öfen sowohl mit Stückholz als auch mit<br />

Kerntrester betrieben werden können, hat<br />

man sich dafür entschieden, einen der Öfen<br />

mit Kerntrester zu betreiben. Der aktuelle<br />

Kerntresterverbrauch liegt bei drei bis fünf<br />

Tonnen pro Jahr, die etwa 2000 Liter Heizöl<br />

(2000 Euro) oder 2600 Liter Propangas<br />

(3000 Euro) ersetzen. Dem Warmwasserspei-<br />

pflanzenöl und tallöl zur energiegewinnung in Schweden<br />

Tallöl. Die verwendeten <strong>Pflanzenöl</strong>e sind<br />

weitestgehend Rest- und Nebenprodukte<br />

aus der <strong>Pflanzenöl</strong>- und Holzverarbeitenden<br />

Industrie (Tallöl, siehe Tabelle 1 für Eigenschaften<br />

von Tallöl), aber auch reines Rapsöl.<br />

In einzelnen Fällen wird auch Frittier-Öl von<br />

Restaurants verwendet.<br />

Ein Werk, das erfolgreich <strong>Pflanzenöl</strong> und<br />

Tallöl verwendet, ist das Solnawerk im Großraum<br />

Stockholm. Das Solnawerk produziert<br />

Fernwärme und -kälte in einer Biomasseanlage<br />

sowie in einer Wärmepumpenanlage,<br />

in der Wärme aus städtischen Abwässern<br />

rückgewonnen wird. Außerdem sind für<br />

den Spitzen- und Niedriglastbetrieb Heizölkessel<br />

im Einsatz. Im Solnawerk heizt man<br />

Tabelle 1: Eigenschaften Tallöl im Vergleich zu Heizöl [Strömberg, 2005] [Preem]<br />

Parameter Tallöl E05<br />

Heizwert [MJ/kg] 38 41,5<br />

Schwefelgehalt [Gewichtsanteil] 0,27 100<br />

Aschegehalt [Gewichtsanteil] 0,26 0,04<br />

Abb. 2: Brennschale, in der der Kerntrester verbrannt<br />

wird, aus welchem noch letzte Ölrückstände frei werden<br />

cher entspringt der Primärkreislauf, welcher<br />

über einen Wärmetauscher verschiedene<br />

Sekundärkreisläufe bedient. Im Hochsommer<br />

kommt der Kerntrester als Brennstoff zur Aufbereitung<br />

von Warmwasser nicht zum Einsatz.<br />

Im Winter wird neben dem Kerntrester zusätzlich<br />

Stückholz als Brennstoff verwendet.<br />

Eliseo und Isabelle Antonini<br />

eliseo.antonini@web.de<br />

Tallöl (vom schwed.: tall = Kiefer), auch<br />

bekannt als flüssiges Kolophonium, ist<br />

ein öliges Stoffgemisch, welches als wichtigstes<br />

Nebenprodukt bei der Herstellung<br />

von Zellstoff (genauer: Sulfat-Zellstoff, vor<br />

allem mit Kiefernholz) anfällt. Es handelt<br />

sich um eine schwarz-gelbe Flüssigkeit,<br />

die sich vor allem aus Fettsäuren (etwa<br />

42 bis 55 %) und Harzsäuren (etwa 33 bis<br />

47 %) sowie Sterinen und anderen Stoffen<br />

zusammensetzt. Die Zusammensetzung<br />

variiert aufgrund der Herkunft aus harzhaltigen<br />

Hölzern sehr stark. Trotz des pflanzlichen<br />

Ursprungs handelt es sich nicht um<br />

ein <strong>Pflanzenöl</strong>. Quelle: Wikipedia<br />

seit 2001 mit Tallöl. Der Verbrauch liegt bei<br />

circa 8 000 bis 12 000 mt pro Jahr, 84 bis<br />

127 GWh Wärme werden in der Heizsaison<br />

erzeugt. Die Gesamtjahresproduktion liegt<br />

bei 1 000 GWh.<br />

Kontakt für weitere Information: Anna<br />

Sager, SP Technical Research Institute of<br />

Sweden, anna.sager@sp.se


Autogas (LpG) und pflanzenöl im traktor?<br />

Vorstudie bei John Deere an Low-Cost-Treibstoff für die Landwirtschaft<br />

Autogas galt bislang als unverdauliche Kost<br />

für Dieselmotoren. John Deere hat im Rahmen<br />

des EU-geförderten Forschungsprojekts<br />

2ndVegOil (›Demonstration of 2nd Generation<br />

Vegetable Oil Fuels in Advanced Engines‹)<br />

gemeinsam mit der Technischen Universität<br />

Kaiserslautern und der Firma Luhmann GmbH<br />

aus Holdorf (Südoldenburg) den Betrieb von<br />

Traktordieselmotoren mit Mischungen dieser<br />

Kraftstoffe Rapsöl und LPG erprobt und wissenschaftlich<br />

analysiert. Als überraschendes<br />

Ergebnis dieser Untersuchungen zeigte sich,<br />

dass Mischungen von Reinpflanzenölen mit<br />

LPG (Anteil bis zu 60 %) dieselmotorisch hervorragend<br />

zu beherrschen sind. Da LPG bis<br />

2018 steuerbegünstigt ist und Reinpflanzenöle<br />

in der Landwirtschaft steuerbefreit sind,<br />

ist ein wirtschaftliches Potenzial gegeben.<br />

eigenschaften von LpG<br />

Auto- oder Flüssiggas, auch bekannt als LPG<br />

(›Liquified Petroleum Gas‹), ist ein steuerbegünstigter<br />

Treibstoff. LPG ist eine Mischung<br />

verschiedener Gase – im wesentlichen Propan<br />

und Butan. Es handelt sich zwar um einen<br />

fossilen Treibstoff, der aber aufgrund des<br />

höheren Wasserstoffanteils ähnlich wie Erdgas<br />

eine CO2-Reduktion gegenüber Benzin<br />

bzw. Diesel ermöglicht (ca. 18%). Bislang hat<br />

jedoch noch niemand die Verwendung von<br />

LPG in Landmaschinen ernsthaft in Erwägung<br />

gezogen, da der Kraftstoff wegen seiner<br />

geringen Zündwilligkeit als völlig ungeeignet<br />

für Dieselmotoren galt. Im Gegensatz<br />

zu Erdgas ist Autogas im Niederdruckbereich<br />

flüssig und wird typischerweise bei 8 bar getankt<br />

und gespeichert. Die Tanks müssen auf<br />

einen Druck bis 30 bar ausgelegt werden.<br />

Bis zum 31.12.2018 ist Autogas steuerentlastet.<br />

Der Steuersatz liegt bis dahin bei ca.<br />

18 Ct/kg oder knapp 10 Ct/l mit einem volumetrischen<br />

Energiegehalt von ca. 6,9 kWh/l<br />

und das entspricht etwa 70 % im Vergleich<br />

zu Diesel. Die Steuerentlastung macht diesen<br />

Treibstoff hochattraktiv. So liegen derzeit die<br />

Tankstellenpreise in der Größenordnung von<br />

75 Ct/l. Damit ergäbe sich ein energetisch zu<br />

einem Liter Diesel äquivalenter Tankstellenpreis<br />

von 108 Ct/l Diesel-äq. Damit liegt der<br />

faktische Kraftstoffpreis sogar deutlich unter<br />

den Kosten für subventionierten Agrardiesel.<br />

John Deere, die TU Kaiserslautern und der<br />

Autogas-Spezialist Luhmann GmbH haben<br />

jetzt einen neuen Weg untersucht und gefunden,<br />

mit dem das Problem der mangelnden<br />

Zündwilligkeit mit Hilfe von <strong>Pflanzenöl</strong>en außer<br />

Kraft gesetzt werden kann.<br />

Technische Nutzung<br />

Versuchsaufbau<br />

Als Versuchsträger diente<br />

ein John Deere PowerTech<br />

Plus 6068 Motor der EU<br />

Abgasstufe 3A. Aus versuchstechnischen<br />

Gründen<br />

wurde LPG durch reines<br />

Butan ersetzt, das einen<br />

höheren Energiegehalt als Tab. 1: Kenngrößen des Versuchsträgers JD PowerTech Plus 6068<br />

Propan hat und mit geringeren<br />

Drücken handhabbar<br />

ist. Die wichtigsten Kenn-<br />

Kenngröße<br />

Zylinder<br />

Einheit<br />

-<br />

Wert<br />

6<br />

zahlen sind in Tabelle 1 Hubraum l 6,79<br />

zusammengefasst. Die Motorsteuerungssoftware<br />

dieses Motors ist für Pflan-<br />

Hub<br />

Bohrung<br />

mm<br />

mm<br />

127<br />

106,5<br />

zenölkraftstoffe angepasst, Verdichtungsverhältnis - 17<br />

was insbesondere die Einhaltung<br />

der Leistungs- und<br />

Emissionsanforderungen<br />

Nenndrehzahl<br />

Leerlaufdrehzahl<br />

min-1<br />

min-1<br />

2100<br />

850<br />

mit <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffen Abregeldrehzahl min-1 2250<br />

ermöglicht. Weitere Anpassungsmaßnahmen,<br />

welche<br />

für den <strong>Pflanzenöl</strong>betrieb<br />

Nennleistung<br />

max. Drehmoment<br />

kW<br />

Nm<br />

136<br />

718<br />

nötig sind und primär das max. Einspritzdruck bar 1450<br />

Niederdruck-Kraftstoffsystem<br />

betreffen, wurden in<br />

diesem Fall durch den Ver-<br />

Ventilzahl<br />

Abgasrückführung<br />

-<br />

-<br />

4<br />

extern, gekühlt<br />

suchsaufbau zur Nutzung Aufladung - Variable Turboladergeometrie<br />

der Rapsöl-Butan-Mischungen<br />

ersetzt.<br />

(VTG)<br />

Die Kraftstoffversorgung Tab. 2: Gemessene Lastpunkte<br />

erfolgte über Gastanks<br />

mit vorgemischten Rapsöl-<br />

Butan-Gemischen. Der Be- Volllast 1<br />

Drehzahl (1/min)<br />

2100<br />

Drehmoment (Nm)<br />

100% Last<br />

triebsdruck liegt bei 2 bis 8 Volllast 2 1575 100% Last<br />

bar. Diese waren über Kraftstofffilter<br />

und eine Förderpumpe<br />

an die Hochdruckpumpe<br />

angeschlossen.<br />

A75<br />

A50<br />

B75<br />

2100<br />

2100<br />

1575<br />

469<br />

313<br />

554<br />

Der Motor war komplett B50 1575 369<br />

in die Prüfstandsperipherie<br />

eingebunden, wobei alle<br />

wichtigen Betriebsparameter<br />

wie Temperaturen,<br />

C50<br />

Ref<br />

1400<br />

1<strong>500</strong><br />

319<br />

150<br />

Drücke inklusive Zylinderdruckindizierung, ergebnisse<br />

Abgaskomponenten sowie Drehzahl und Die Leistung wurde in den Volllastpunkten<br />

Drehmoment aufgezeichnet werden konnten. bei den Drehzahlen 1575 und 2100 1/min<br />

Es wurden Kraftstoffmischungen mit 0, 10, geprüft. Bei beiden Drehzahlen wurde kein<br />

20, …60% Butan in Rapsöl geprüft. Die Zusammenhang zwischen der Zusammen-<br />

angefahrenen Lastpunkte wurden aus dem setzung des Kraftstoffgemisches und der<br />

für die Abgasstufe 3A relevanten Prüfzyklus erzielbaren Leistung festgestellt. Auch der<br />

(NRSC) gewählt, sowie zwei zusätzliche aus dem spezifischen Verbrauch berechne-<br />

Punkte (C50 und Ref), siehe Tabelle 2. Als te Motorwirkungsgrad zeigt keine Korrela-<br />

Referenz für die Messungen dient der Reintion mit dem Butananteil im Kraftstoffgekraftstoff<br />

Rapsöl.<br />

misch.<br />

pflanzenöl 1 / 2011 15


16<br />

Technische Nutzung<br />

Es wurden außerdem die gesetzlich limi-<br />

tierten Abgaskomponenten Kohlenwasserstoffe<br />

(HC), Stickoxide (NOx) und Kohlenmonoxid<br />

(CO) gemessen. Für die HC-<br />

Emissionen ist exemplarisch das Ergebnis in<br />

Lastpunkt A75 relativ zum Wert mit reinem<br />

Rapsölkraftstoff dargestellt (Abb. 1). Hier<br />

wird wie in allen gemessenen Lastpunkten<br />

eine Zunahme der HC-Emissionen um das<br />

Zwei- bis Dreifache bei 60% Butangehalt<br />

im Vergleich zu reinem Rapsöl festgestellt.<br />

Für die Emissionszertifizierung werden die<br />

Emissionen in allen acht Punkten des NRSC<br />

gemessen und gewichtet (EU-Richtlinie<br />

97/68/EG). Da die Butanmischungen nur in<br />

vier dieser Punkte geprüft wurden, kann keine<br />

abgesicherte Aussage zur Einhaltung des<br />

HC-Grenzwertes gemacht werden. Da der<br />

Motor bei sämtlichen Referenzmessungen<br />

mit <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffen deutlich unter<br />

dem HC-Grenzwert der Stufe 3B lag, ist davon<br />

auszugehen, dass dieser auch mit dem<br />

60%-Butangemisch gerade noch eingehalten<br />

oder nur knapp überschritten wird.<br />

Bei den limitierten Emissionen CO und NOx<br />

ist keine Abhängigkeit vom Butangehalt zu<br />

erkennen. Die gemessenen Werte schwanken<br />

je nach Lastpunkt um 5 bis 10% um<br />

den Mittelwert, ohne eine Korrelation mit<br />

dem Butangehalt aufzuweisen.<br />

Um den Zeitaufwand für die Messreihen zu<br />

reduzieren, wurde auf die gravimetrische<br />

Bestimmung der emittierten Partikelmasse<br />

verzichtet. Stattdessen wurden die Partikelgrößenverteilung<br />

und die daraus berechnete<br />

Partikelmassenkonzentration mit dem<br />

Engine Exhaust Particle Sizer (EEPS) bestimmt.<br />

Dabei ist eine Abnahme der Partikelkonzentration<br />

und der daraus berechneten<br />

Masse mit zunehmendem Butananteil<br />

zu beobachten. Ebenso nimmt die Lage des<br />

Maximums der Partikelgrößenklasse mit zunehmendem<br />

Butangehalt leicht ab, was insbesondere<br />

bei dem 60%-Gemisch (ROB60)<br />

sehr deutlich wird. Da das EEPS flüssige und<br />

feste Partikel nicht unterscheiden kann, sind<br />

hier vermutlich flüssige Kohlenwasserstoffe<br />

für den starken Anstieg der Partikelkonzentration<br />

bei etwa 10 nm verantwortlich. Die<br />

genaue Zusammensetzung der HC- und<br />

Partikelemissionen sollte in zukünftigen Untersuchungen<br />

zu Rapsöl-Butan-Gemischen<br />

auf jeden Fall genauer analysiert werden.<br />

Stellvertretend für die übrigen Lastpunkte<br />

ist in Abb. 2 das Ergebnis in Lastpunkt A50<br />

dargestellt.<br />

Über die Mehrzahl der Lastpunkte ist ein<br />

nach spät verlagerter Zündzeitpunkt bei<br />

zunehmendem Butananteil zu beobachten,<br />

was exemplarisch für Lastpunkt A50<br />

pflanzenöl 1 / 2011<br />

in Abb. 3 dargestellt ist.<br />

Das Ende der Verbrennung<br />

liegt jedoch mit<br />

höheren Butangehalten<br />

tendenziell früher, so<br />

dass sich insgesamt eine<br />

kürzere Brenndauer bei<br />

den Butangemischen<br />

im Vergleich zu Rapsöl<br />

ergibt. Dieser Effekt hat<br />

jedoch keine erkennbaren<br />

Auswirkungen auf<br />

die CO- und NOx-Emissionen.<br />

Beide Emissionskomponentenschwanken<br />

über die Lastpunkte<br />

leicht, ohne eine Korrelation<br />

mit dem Kraftstoffgemisch<br />

aufzuweisen.<br />

Schlussfolgerung<br />

und Ausblick<br />

Ziel des Projekts war<br />

es, die prinzipielle Tauglichkeit<br />

des John Deere<br />

6068 PowerTech Plus<br />

Motors für Rapsöl-Butan-<br />

Kraftstoffgemische nachzuweisen.<br />

Dies konnte<br />

an einem prototypischen<br />

Prüfstandsmotor bestätigt<br />

werden, ohne dass<br />

spezielle Anpassungen<br />

am Motor selbst vorgenommen<br />

wurden.<br />

Beide Komponenten des<br />

neuen Treibstoffgemischs<br />

aus <strong>Pflanzenöl</strong> und Autogas<br />

sind dabei grundsätzlich<br />

schlecht zündwillig<br />

und haben weitere<br />

Eigenschaften, die eine<br />

Verwendung in nicht-<br />

angepassten Motoren unmöglich machen.<br />

Überraschend hat sich in den Versuchen gezeigt,<br />

dass sich beide Kraftstoffkomponenten<br />

in Mischung aber diesel-konform verhalten,<br />

und ganz nebenbei löst das Autogas ein paar<br />

›Seitenprobleme‹ des <strong>Pflanzenöl</strong>s. So wird die<br />

Viskosität des Öls, die gerade bei niedrigen<br />

Temperaturen sehr hoch ist, signifikant reduziert<br />

und der Stockpunkt würde im Winterbetrieb<br />

praktisch keine Rolle mehr spielen.<br />

Als kritischer Punkt sind die HC-Emissionen anzusehen,<br />

die sehr wahrscheinlich den ab der EU<br />

Abgasstufe 3B gültigen Grenzwert überschreiten.<br />

Hier sollte jedoch durch eine entsprechende<br />

Anpassung der Verbrennungsparameter eine<br />

Reduktion möglich sein. Signifikante Auswirkungen<br />

auf die CO- und NOx-Emissionen sind<br />

Abb. 1: Spezif. HC-Emissionen in Lastpunkt A75 bezogen auf reinen Rapsölkraftstoff<br />

Abb. 2: Partikelkonzentration mit Rapsöl und Rapsöl-Butangemischen in Lastpunkt<br />

A50<br />

Abb. 3: Zündzeitpunkt in Lastpunkt A50 bezogen auf Rapsöl<br />

nicht zu beobachten. Bei der Partikelmasse ist<br />

von einer deutlichen Reduzierung mit zunehmendem<br />

Butananteil auszugehen.<br />

Für potentielle weitergehende Untersuchungen<br />

oder einen eventuellen Aufbau am<br />

Traktor wäre eine Anpassung des Kraftstoffsystems<br />

notwendig, um die Kraftstoffmischungen<br />

mit dem notwendigen Druck (Niederdruck<br />

typisch bei 8 bar, Auslegungsdruck<br />

30 bar) bereitstellen zu können.<br />

M. Sc. Stefanie Dieringer<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Pickel<br />

John Deere European Technology Innovation<br />

Center, Kaiserslautern<br />

Alfred Luhmann, Luhmann GmbH


präzisionslösungen für Motoren und<br />

pflanzenölkraftstoffe<br />

Die regineering – Duft & Innerhofer GbR<br />

hat sich seit ihrer Gründung im Sommer<br />

2008 vor allem auf zwei Kompetenzfelder<br />

spezialisiert. Als Motorentwickler konzentrieren<br />

sie sich auf Beratung, Forschung<br />

und Entwicklung im Nutzungsbereich von<br />

Biokraftstoffen in Verbrennungsmotoren;<br />

das Aufgabenspektrum umfasst motortechnische<br />

Entwicklungsfragen ebenso<br />

wie Präzisionslösungen an Software und<br />

Peripherie von Kraftstoff und Motor.<br />

Darüber hinaus bietet regineering Dienstleistungen<br />

im Projektmanagement an, die von<br />

der Erstellung von Studien über die Koordination<br />

bis hin zur Abwicklung von internationalen<br />

Projekten reichen. Wichtigster Aspekt ist<br />

dabei die ökologisch-nachhaltige Mobilität,<br />

wobei das Thema Biokraftstoffe im Zentrum<br />

steht. Die Anfänge des jungen und wachsenden<br />

Ingenieurbüros, in dem neben den beiden<br />

Gründern Christian Duft und Stefan Innerhofer<br />

mittlerweile fünf Mitarbeiter beschäftigt sind,<br />

orientierten sich noch stärker an Aufgaben<br />

des Projektmanagements. In den vergangenen<br />

zweieinhalb Jahren erweiterten sie allerdings<br />

kontinuierlich ihr Produktportfolio und das<br />

Leistungsangebot des Unternehmens.<br />

Die technische Beschäftigung mit <strong>Pflanzenöl</strong><br />

als Kraftstoff fußt zum einen auf der langjährigen<br />

Erfahrung der beiden Inhaber aus<br />

ihrer gemeinsamen Zeit bei der Firma VWP<br />

(Vereinigte Werkstätten für <strong>Pflanzenöl</strong>technologie),<br />

die ihrerseits in den vergangenen<br />

zwei Jahrzehnten Verfahren zur Nutzung von<br />

<strong>Pflanzenöl</strong> als Kraftstoff entwickelte. Zudem<br />

folgen Duft und Innerhofer dem Leitmotiv einer<br />

harmonischen Ergänzung von Technologie und<br />

Ökologie. Darauf basiert auch die Wahl des Firmennamens.<br />

In regineering vereinigen sich die<br />

Wörter renewable und engineering zu dem firmenphilosophischen<br />

Anspruch einer nachhaltig-ökologischen<br />

Ingenieurskunst. Die Gründer<br />

verbindet somit sowohl die Begeisterung für<br />

regenerative Energien als auch Kompetenzen<br />

im Bereich der <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffe und <strong>Pflanzenöl</strong>motoren,<br />

inklusive der Umrüsttechnik.<br />

Optimale Abstimmung<br />

zwischen kraftstoff und Motor<br />

Im vergangenen Jahr wurde ein Technikum<br />

geschaffen und zwei Spezial-Prüfstände aufgebaut.<br />

Der eine der beiden wird vordergründig<br />

für klassische Dauerlauftests verwendet. Der<br />

andere, vom BMWi (Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Technologie) geförderte, zeich-<br />

net sich durch seine innovative Konzeption als<br />

Common-Rail-Motor mit frei programmierbarem<br />

Motorsteuergerät aus. Seine spezielle,<br />

von den regineering-Ingenieuren erarbeitete<br />

Konstruktion, macht ihn kompatibel mit unterschiedlichen<br />

Kraftstoffen und erlaubt so,<br />

die verschiedenen Eigenschaften einer großen<br />

Bandbreite dieselähnlicher Kraftstoffe zu testen.<br />

»Uns geht es vordergründig darum, auch<br />

hochviskose und schwer entflammbare Kraftstoffe<br />

wie <strong>Pflanzenöl</strong>e unter optimalen Bedingungen<br />

testen zu können«, erklärt Stefan Innerhofer.<br />

Die spezielle Motorkonzeption sowie<br />

das offene Steuergerät erlauben zum Beispiel<br />

Variationen am Einspritzwinkel, um damit den<br />

besten Einspritzzeitpunkt zu ermitteln. Nach<br />

den ersten erfolgreich abgeschlossenen Referenzläufen<br />

an den Motorprüfständen kann<br />

nun die Bewertung von <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffen<br />

beginnen und damit ein weiteres zentrales Geschäftsfeld<br />

eröffnet werden.<br />

Zielsetzung ist, die beiden Komponenten Motor<br />

und Kraftstoff so aufeinander abzustimmen,<br />

dass ihr Zusammenspiel das jeweils beste<br />

verfügbare Potential zum Vorschein bringt.<br />

Nach Test und Auswertung des zu prüfenden<br />

Kraftstoffes in Relation zu einem Referenzkraftstoff<br />

gehört es zum Leistungsspektrum von<br />

regineering, Lösungen entweder motorseitig<br />

über Einstellungsvariationen oder aber für Veränderungen<br />

am Kraftstoff zu erarbeiten.<br />

wissenschaftliche<br />

kooperationen und netzwerke<br />

In vielen Arbeitsfeldern ist das Dienstleistungsbüro<br />

eingebunden in ein Netzwerk<br />

von Partnerfirmen oder freien Mitarbeitern.<br />

Dazu zählen einige Programme, die auf<br />

Technische Nutzung<br />

Die beiden Geschäftsführer von »regineering«, links Stefan Innerhofer und rechts Christian Duft<br />

Ebene der Europäischen Union angesiedelt<br />

sind, wie etwa das Projekt ›2ndVegOil‹, das<br />

die motorische Anpassung an <strong>Pflanzenöl</strong><br />

als Kraftstoff für Landmaschinen unter Berücksichtigung<br />

modernster Abgasnormen<br />

verfolgt. regineering arbeitet hier mit den<br />

John-Deere-Werken Mannheim und weiteren<br />

europäischen und internationalen Partnern<br />

an der bestmöglichen Konstruktion<br />

der Traktormotoren und ihrer Verträglichkeit<br />

mit <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffen der zweiten<br />

Generation (hochgereinigte <strong>Pflanzenöl</strong>e).<br />

Besonders eng ist das Unternehmen mit dem<br />

Institut für Energie und Umwelttechnik (IEU)<br />

verbunden. Das Münchner Beratungsunternehmen<br />

unter Leitung von Thomas Kaiser arbeitet<br />

in mehreren Projekten mit dem Ingenieurbüro<br />

zusammen. Bei den Projekten handelt es sich<br />

hauptsächlich um nachhaltige und regionale<br />

Energiekonzepte und Kreislaufwirtschaft, die<br />

die natürlichen Ressourcen schützen. Der<br />

Anbau, die Verarbeitung und Nutzung von<br />

Biokraftstoffen vor Ort soll den maximalen<br />

Umweltschutz mit bestmöglicher Sozialverträglichkeit<br />

sichern, das ist ein zentrales Anliegen<br />

der Unternehmer. In gemeinsamen Projekten<br />

mit Firmen von Asien bis Afrika, von Polen bis<br />

Lateinamerika bringen sie dieses Know-how<br />

ein, um regionale, eigene Energiekonzepte zu<br />

unterstützen beziehungsweise mit den Firmen<br />

zu erarbeiten.<br />

regineering - Duft & Innerhofer GbR<br />

Irene Beringer<br />

Alemannenstr. 25 · D-85095 Denkendorf<br />

Tel.: +49 (0) 8466 90414-0<br />

Fax: +49 (0) 8466 90414-29<br />

pflanzenöl 1 / 2011 17


18<br />

Speiseöl<br />

Zeichen setzen<br />

Marketing für Rapsspeiseöl<br />

Die Union zur Förderung von Oel- und<br />

Proteinpflanzen e. V. (UFOP) hat 2009 unter<br />

dem Motto »Rapsöl entdecken« eine<br />

Imagekampagne für unser wichtigstes heimisches<br />

Speiseöl gestartet. Im Mittelpunkt<br />

der aktuellen Aktivitäten stehen unter anderem<br />

zwei Zeichen, die Verbrauchern den<br />

Einkauf erleichtern sowie Ölmühlen und<br />

der Ernährungsindustrie Möglichkeiten zur<br />

Profilierung ihrer Produkte geben sollen.<br />

Rapsöle sind beim deutschen Verbraucher<br />

auf der Bekanntheits- und Beliebtheits-<br />

skala in den vergangenen Jahren stetig gestiegen.<br />

Da dem wertvollen <strong>Pflanzenöl</strong> aus<br />

Rapssaat von Ernährungswissenschaftlern<br />

ein ausgezeichnetes Gesundheitszeugnis bescheinigt<br />

wird, ist dieser Trend nicht verwunderlich.<br />

Besonders die kaltgepressten Rapsöle<br />

mit ihrem typisch nussig-saatigen Aroma<br />

und ihrer kräftig honiggelben Farbe konnten<br />

ihren Marktanteil deutlich ausbauen.<br />

Mit dem stetig wachsenden Angebot hat<br />

auch die Notwendigkeit eines effizienten<br />

Qualitätskontrollsystems immer größere<br />

Bedeutung gewonnen. Aus diesem Grund<br />

wurde ein neues Gütesiegel von der<br />

Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft<br />

e. V. (DLG) mit Unterstützung der UFOP und<br />

dem Bundesverband dezentraler Ölmühlen<br />

pflanzenöl 1 / 2011<br />

(BDOel) ins Leben gerufen.<br />

Dieses neue Prämierungszeichen für<br />

raffiniertes und kaltgepresstes Rapsöl<br />

wurde erstmals auf der Internationalen<br />

Grünen Woche im Januar 2011 in Berlin<br />

präsentiert. Mit dem Etikett »Jährlich<br />

DLG-prämiert« sind die ausgezeichneten<br />

Rapsöle im Supermarktregal für Verbraucher<br />

schnell auszumachen. Von 2008 bis<br />

2010 hat die DLG Rapsöl noch in den<br />

Qualitätsstufen Bronze, Silber und Gold<br />

ausgezeichnet. Dieses Prämierungs-<br />

system wurde mit Einführung des neuen<br />

Tab. 1: Die ersten Produkte, die das Zeichen »jährlich DLG-prämiert« erhalten haben, Stand Januar 2011<br />

Rapsöl Anbieter<br />

Brölio Rapsöl Brökelmann + Co<br />

Noury Rapsöl Brökelmann + Co<br />

Kaltgepresstes Rapsöl Anbieter<br />

Bellasan Raps Vitalöl nativ kaltgepresst Ölmühle Lehen GmbH<br />

Bio-Raps-Kernöl VIELSEITIG nativ kaltgepresst Teutoburger Ölmühle GmbH & Co. KG<br />

Bio Raps-Kernöl zum Braten Teutoburger Ölmühle GmbH & Co. KG<br />

Bio Rapsöl nativ kaltgepresst VPV – Vereinigte <strong>Pflanzenöl</strong> Vertriebsgesellschaft Ltd.<br />

GLOBUS Rapsöl, nativ kaltgepresst Globus SB-Warenhaus Holding GmbH & Co. KG<br />

Kurhessisches Rapsöl nativ Raiffeisen Waren GmbH Borken<br />

»Moritz« Das westfälische Rapsöl Kleeschulte GmbH & Co. KG<br />

Neuform Bio-Raps-Kernöl, nativ kaltgepresst Teutoburger Ölmühle GmbH & Co. KG<br />

Neuform Bio Raps-Kernöl zum Braten Teutoburger Ölmühle GmbH & Co. KG<br />

Raps-Kernöl VIELSEITIG nativ kaltgepresst Teutoburger Ölmühle GmbH & Co. KG<br />

Rapsöl nativ Hans Schmitt GmbH<br />

Rapsöl nativ Ölmühle Kuhn<br />

Rapsöl nativ Ölmühle Reiffenhausen<br />

Rapsöl nativ Volksverein Mönchengladbach<br />

Rapsöl nativ kaltgepresst VPV – Vereinigte <strong>Pflanzenöl</strong> Vertriebsgesellschaft Ltd.<br />

Prüfungsmodus von der einheitlichen jährlichen<br />

DLG-Prämierung zum Jahresbeginn<br />

abgelöst (Tab. 1).<br />

Diese Produkte waren die ersten, die das<br />

neue Prämierungszeichen der DLG erhalten<br />

und im Januar 2011 auf der<br />

Internationalen Grünen<br />

Woche in Berlin vorgestellt<br />

worden sind. Seit<br />

dieser ersten Vergabe<br />

haben sich weitere<br />

Anbieter dem System<br />

angeschlossen.


trendmonitor<br />

Lebensmittelsensorik<br />

Mit dem sensorischen Qualitätsausweis bei<br />

Speiseölen wird in besonderem Maße dem<br />

Genussaspekt beim Essen Rechnung getragen.<br />

Schließlich sollen für den Verzehr<br />

bestimmte Öle nicht nur ernährungsphysio-<br />

logisch wertvoll sein, sondern selbstverständlich<br />

auch sensorisch überzeugen. Die DLG<br />

bezeichnet die Lebensmittelsensorik als einen<br />

Trendmonitor und ein wichtiges Instrument<br />

in den Herstellerbetrieben für die Bereiche<br />

Produktentwicklung und Qualitätssicherung.<br />

Grund dafür ist, dass sich der Genusswert<br />

eines Lebensmittels nur mit sensorischen<br />

Methoden wie Geruchs- und Geschmackstestungen<br />

messen lässt. Nur mit einer sorgfältigen<br />

Rohstoffauswahl sowie einer optimalen<br />

Verarbeitung und Zubereitung ist es möglich,<br />

dass Lebensmittelerzeugnisse den hohen<br />

Qualitätsansprüchen der DLG entsprechen.<br />

In jedem Verarbeitungsschritt von der in der<br />

Ölmühle angelieferten Rohware bis zum<br />

Abfüllen des gepressten Öls gibt es viele<br />

kritische Punkte, die die Beschaffenheit des<br />

Öls beeinflussen. Zu feuchte Saat kann sich<br />

später zum Beispiel in einem modrigen Ölgeschmack<br />

niederschlagen. Auch Verunreinigungen<br />

schlagen in vollem Umfang auf die<br />

Qualität des Reinöls, insbesondere im Hinblick<br />

auf dessen Sensorik, durch. Für die Hersteller<br />

muss deshalb die Eingangskontrolle<br />

der angelieferten Rohwaren oberstes Gebot<br />

sein. Dazu gehören neben der Prüfung des<br />

Feuchtigkeitsgehalts auch die Untersuchung<br />

von Geruch, Reifegrad und ein möglicher<br />

Befall durch Schimmel und Käfer. Ganz entscheidend<br />

für den späteren Geschmack des<br />

Öls ist die Lagerung. Negative sensorische<br />

Veränderungen sind sogar noch beim Endprodukt,<br />

dem bereits in Flaschen oder Kanister<br />

abgefüllten Reinöl, möglich. So kann<br />

auch direktes Sonnenlicht bei der Verwendung<br />

von Klarglasflaschen die Qualität des<br />

Öls noch nachhaltig beeinflussen.<br />

erwünscht:<br />

Saatig-nussiges Aroma<br />

Jedes Handelsprodukt wird im Rahmen der<br />

DLG-Prüfung insgesamt vier Mal im Verlauf<br />

eines Jahres – pro Quartal einmal – auf seine<br />

sensorischen Eigenschaften hin geprüft. Maßgeblich<br />

verantwortlich für die Prüfungen sind<br />

die Rapsöl-Experten des Max Rubner-Instituts<br />

in Detmold – Bundesforschungsinstitut für<br />

Ernährung und Lebensmittel, die speziell für<br />

kaltgepresstes Rapsöl eine systematische Sensorikprüfung<br />

entwickelt haben. Das Bewertungsschema<br />

für die kaltgepressten Rapsöle<br />

umfasst die Attribute raps-saatig, nussig, holzig,<br />

adstringierend, strohig, röstig, verbrannt,<br />

bitter, ranzig, hefig, stichig, modrig, muffig,<br />

alt u.a.m. Erwünscht sind selbstverständlich<br />

saatige und nussige Eigenschaften. Holzige<br />

und adstringierende Noten können natürlicherweise<br />

vorkommen und stellen keine Fehler<br />

dar. Alle anderen Attribute sind Fehlaromen,<br />

die nicht vorkommen dürfen. Bei der so<br />

genannten Hauptprüfung im Haus der DLG in<br />

Frankfurt gehört zur Sensorik ergänzend eine<br />

analytische Untersuchung dazu. Ein von der<br />

DLG beauftragtes Handelslabor untersucht<br />

dabei das Verhältnis von Chlorophyllabbauprodukten<br />

als Marker für die Frische und die<br />

ordnungsgemäße Durchführung der Kaltpressung.<br />

Bei dieser Hauptprüfung werden auch<br />

die Hersteller der Öle beteiligt. Dies ist so gewollt,<br />

denn ein verbindliches Basisniveau der<br />

Ölqualität, eine kontinuierliche Qualitätssteigerung<br />

und größtmögliche Sicherheit für den<br />

Verbraucher sind nur möglich auf der Basis<br />

der Zusammenarbeit zwischen DLG, Herstellern<br />

und prüfenden Instituten. Die Detmolder<br />

Wissenschaftlergruppe des Max-Rubner-Instituts<br />

sieht sich als Unterstützer der Hersteller,<br />

um ihnen mit ihrer Kompetenz und ihrem<br />

Erfahrungsschatz mögliche Fehlerquellen im<br />

Ölerzeugungsprozess aufzuzeigen.<br />

eindeutige Deklaration:<br />

rapsöl-Siegel<br />

Bereits von der CMA Centrale Marketing-<br />

Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft<br />

mbH entwickelt und in den Markt eingeführt<br />

wurde das so genannte Rapsöl-Siegel. Dieses<br />

Zeichen weist auf Speiseölen und Verarbeitungsprodukten<br />

gleichermaßen explizit auf<br />

das wertvolle <strong>Pflanzenöl</strong> aus Rapssaat hin.<br />

Die UFOP hat die Nutzungsrechte für das<br />

Rapsöl-Siegel übernehmen können und bietet<br />

es ab sofort Ölmühlen und Unternehmen<br />

Berlin, Düsseldorf, Frankfurt/M, Hamburg, Hannover, München, Regensburg, Stuttgart<br />

Speiseöl<br />

Zum Verkauf<br />

der Ernährungsindustrie zur kostenfreien<br />

Nutzung an. Die Vorteile für die Verwender<br />

liegen auf der Hand. Das Rapsöl-Siegel beinhaltet<br />

eine gesundheitsbezogene Aussage,<br />

die von den Zulassungsverfahren im Zusammenhang<br />

mit der Health Claims-Verordnung<br />

wegen eines Bestandsschutzes ausgenommen<br />

ist. Gleichzeitig profitieren<br />

die Nutzer vom positiven<br />

Image des Rapsöls<br />

über die eindeutige<br />

Deklaration. So hat<br />

es die Deutsche<br />

Gesellschaft für Ernährung<br />

e. V. (DGE) in<br />

ihrer dreidimensionalen<br />

Lebensmittelpyramide an die<br />

erste Stelle der empfehlenswerten Speiseöle<br />

gestellt. Auch das Forschungsinstitut für<br />

Kinderernährung empfiehlt Rapsöl für die Ernährung<br />

von Kindern und Jugendlichen. Für<br />

gesundheitsbewusste Verbraucher ist unser<br />

wichtigstes heimisches <strong>Pflanzenöl</strong> als hochwertige<br />

Zutat ein wichtiges Kaufargument<br />

für Produkte der Ernährungsindustrie von<br />

Butter bis Tiefkühlprodukten.<br />

Gleichzeitig entspricht Rapsöl dem Wunsch<br />

der Verbraucher nach Produkten »Made in<br />

Germany«. Denn Omas Küche erlebt zurzeit<br />

eine wahre Renaissance und ist – liebevoll<br />

verjüngt und kreativ verfeinert – beliebter als<br />

je zuvor. Rapsöl passt ausgezeichnet in den<br />

neuen Küchentrend – ob pur, als Speiseöl<br />

oder in Verarbeitungsprodukten.<br />

Viele gute Gründe sprechen also dafür, mit<br />

dem Rapsöl-Siegel ein deutliches Zeichen für<br />

Rapsöl zu setzen.<br />

Dr. Manuela Specht, UFOP<br />

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