Download - Pflanzenöl Fachmagazin
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2<br />
<strong>Pflanzenöl</strong><br />
2009 AUSGABE 2 • 2009 · ISSN 1866-6345<br />
<strong>Pflanzenöl</strong><br />
<strong>Fachmagazin</strong> für Produktion, Verarbeitung und Logistik<br />
SCHWERPUNKT<br />
Züchterische Optimierung<br />
von Raps für die wachsenden<br />
Anforde rungen der Kraftstoff-<br />
und Speiseölmärkte<br />
▷ THEMEN<br />
HOLli-Rapssorten:<br />
gesundes Pfl anzenöl zum<br />
Erhitzen geeignet<br />
Heizen mit Pfl anzenöl<br />
Analyseverfahren zur<br />
Bestimmung des Pfl anzenölanteils<br />
in gebrauchten<br />
Dieselmotorenölen
Das planto-tec-Verfahren<br />
Durch Zugabe komplexer, auf die jeweiligen<br />
Pfl anzenöle abgestimmter<br />
Additiv-Verbindungen werden die<br />
für motorische Zwecke gereinigten<br />
und aufbereiteten Pfl anzenöle in<br />
ihrer chemischen Struktur so aufgeschlossen,<br />
dass sie wie herkömmlicher<br />
Diesel-Kraftstoff zünden und<br />
verbrennen. Insbesondere werden<br />
dazu verbrennungstechnisch wirksame<br />
Komponenten und Zusätze zur<br />
Verbesserung des Fließverhaltens,<br />
der Reinhaltung der Brennräume,<br />
dem Ventilschutz und zur Lagerstabilisierung<br />
(Stabilisatoren) eingesetzt.<br />
Es bilden sich neue komplexe<br />
Verbindungen mit deutlich kurzkettigeren<br />
Eigenschaften. Die Molekülverbindungen<br />
sind nach der Homogenisierung<br />
stabil und zerfallen auch<br />
unter hohem Einspritzdruck nicht<br />
mehr. Damit steht ein vollwertiger<br />
Kraftstoff zur Verfügung.<br />
• Preisgünstige Technologie, dezentral<br />
ohne großtechnische Anlagen<br />
umsetzbar<br />
• Einsatz ohne motorische Veränderung<br />
(weitestgehend) möglich<br />
• In der Regel Reduzierung des<br />
Kraftstoffverbrauchs zwischen<br />
5 und 10 Prozent<br />
• Umweltfreundliche Technologie,<br />
deutlich weniger krebserregender<br />
Diesel-Ruß<br />
• Verträglich (mischbar) mit allen<br />
anderen Diesel-Kraftstoffen.<br />
Plantanol-Diesel betriebene<br />
Motoren haben bewiesener maßen<br />
einen Wirkungsgrad<br />
von 44%.<br />
www.handelshaus-runkel.de<br />
Tel.: +49 (0) 6150 - 5919300
SEHR GEEHRTE DAMEN<br />
UND HERREN, LIEBE<br />
PFLANZENÖLFREUNDE,<br />
Der deutsche Bundestag hat in seiner Sitzung<br />
vom 18. Juni 2009 das Gesetz zur<br />
Änderung der Förderung von Biokraftstoffen<br />
mit den Stimmen der Großen Koalition<br />
verabschiedet. Die Quote zur Beimischung<br />
von Biokraftstoffen soll dem Gesetz zufolge<br />
in diesem Jahr – rückwirkend zum 1. Januar<br />
– gesenkt und später dann wieder auf<br />
den bisherigen Stand angehoben werden.<br />
Die Steuer für reines Pfl anzenöl wird auch<br />
weiter steigen, die erhoffte Entlastung für<br />
die heimischen Ölmühlen bleibt aus.<br />
Vorangegangen war ein engagierter Kampf<br />
der Branche gegen immer wieder erhobene<br />
und als haltlos widerlegte Vorwürfe<br />
wie krebserregende Abgase, oder Regenwaldzerstörung.<br />
Die Regierungskoalition<br />
ist offensichtlich dennoch nur zu gerne auf<br />
diese Argumente eingestiegen. Ob die Initiative<br />
des Deutschen Bauernverbandes die<br />
Agrardieselsteuer zu reduzieren, d.h. den<br />
Selbstbehalt und die 10.000 l Obergrenze<br />
abzuschaffen dem ländlichen Raum nutzt,<br />
bleibt abzuwarten. Den Ölmüllern schadet<br />
sie. Damit ist den Bauern das Fahren mit<br />
Pfl anzenöl und Biodiesel auch nicht mehr<br />
zu vermitteln. Sieger ist übrigens die Mi-<br />
Titelbild: Drei Energieträger der Zukunft: Rapsfeld vor Mais und Wald von farblos/pixelio<br />
neralölwirtschaft. Regional erzeugte und<br />
vertriebene Alternativkraftstoffe verschwinden<br />
vom Markt und in der Beimischung<br />
behalten die Mineralölkonzerne die Kontrolle<br />
über die eingesetzten Biokraftstoffe.<br />
Herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen<br />
Durchsetzung der Interessen in der Politik.<br />
Mit der Nachhaltigkeitsverordnung wird<br />
es dafür für nicht nachhaltig hergestellten<br />
Pfl anzenöle schwieriger – aber wann? Auch<br />
hier zeigt sich, dass zunächst etwas anderes<br />
passiert. Da diese Öle erst ab 01.01.2010<br />
nachhaltig produziert werden müssen und<br />
der Nachweis erst ab 01.07.2010 erbracht<br />
werden muss, werden derzeit Hamsterkäufe<br />
getätigt, so dass der Absatz nachhaltig erzeugten<br />
europäischen Pfl anzenöls nachhaltig<br />
behindert wird. So fördert man nicht die<br />
heimische Wirtschaft und den Mittelstand!<br />
In dieser Ausgabe fi nden Sie aber auch<br />
wieder praktische Hinweise zur Ölmühlenpraxis<br />
und zur alternativen Verwendung<br />
des Pfl anzenöls. Neue Sorten mit höherem<br />
Ölertrag können zur Rentabilität beitragen<br />
und Märkte öffnen. Nicht zu vergessen ist<br />
dabei auch die Betrachtung des Koppelproduktes<br />
„Rapskuchen/-schrot“. Welche<br />
Bedeutung hat der Futtereiweißmarkt bei<br />
uns und weltweit? Andernorts haben Biokraftstoffe<br />
eher die Chance wohltuend auf<br />
Klima und Wirtschaft zu wirken. In den USA<br />
ist eine deutlich Entwicklung zu spüren und<br />
sogar in Großbritannien wächst das Interesse<br />
an Pfl anzenöltechnologie, vor allem aber<br />
in den osteuropäischen Staaten wächst<br />
der Markt mit scheinbar unerschöpfl ichen<br />
Rohstoffquellen im eigenen Land. Wir haben<br />
einen Bericht aus der Ukraine für Sie<br />
vorbereitet.<br />
Lassen Sie sich trotz der schlechten politischen<br />
Rahmenbedingungen nicht entmutigen.<br />
Bleiben Sie dran!<br />
INHALT<br />
MELDUNGEN<br />
04 Elsbett aktiv in Großbritannien<br />
04 Energie aus Algen<br />
04 „Fendt Greentec“ auf Automobilaus stellung in<br />
Weinheim<br />
05 Rapsölrennwagen erneut beim 24-Stunden-Rennen<br />
05 „8. Fachtagung Kraftstoff“ Pfl anzenöl in Dresden<br />
07 Messe „oils and fats“ in diesem Jahr schon im<br />
September<br />
07 Bündnis90/Die Grünen: „Green New Deal für die<br />
Landwirtschaft“<br />
07 Bundesverband Pfl anzenöle: Neuer Vorstand<br />
07 18. OTTI-Symposium Bioenergie – Festbrenn stoffe,<br />
Biokraftstoffe, Biogas<br />
POLITIK<br />
08 Gesetz zur Änderung der Förderung von Biokraftstoffen<br />
– Stimmen 1<br />
10 Gesetz zur Änderung der Förderung von Biokraftstoffen<br />
– Stimmen 2<br />
10 Anstieg bei Palmölimporten<br />
11 Expertenseminar von AGQM und UFOP zu Konsequenzen<br />
der Steuerpolitik<br />
12 Bayern setzt Forschung mit Pfl anzenöl-Traktoren<br />
fort<br />
12 Biomasse-Nachhaltigkeitsverordnung gilt ab 2010<br />
TECHNISCHE NUTZUNG<br />
13 Analyseverfahren zur Bestimmung des Pfl anzenölanteils<br />
im Motorenöl<br />
14 Pfl anzenölheizungen – Profi tieren vom regionalen<br />
Wärmenetzwerken<br />
PFLANZENÖL GLOBAL<br />
16 Mittelständische Lösungen für die Ölerzeugung in<br />
der Ukraine gesucht<br />
18 Eiweißfuttermittel in Deutschland und der EU: Ist<br />
die Versorgung in Zukunft gesichert?<br />
21 Hanföl: Chance für kältetauglichen Pfl anzenöl-<br />
Kraftstoff?<br />
21 Erste Pilotauditierung für Palmöl aus Malaysia<br />
PFLANZENÖLPRAXIS<br />
22 Zuchtziele zur Verbesserung der Samenqualität von<br />
Raps<br />
24 Bluetrol-Technologie<br />
25 Nature-Fuel Ölpresse<br />
SPEISEÖL<br />
26 Optimierung des Einsatzes von Rapsöl in der Lebensmittelindustrie<br />
und in der heißen Küche dank<br />
Holli Raps<br />
IMPRESSUM ISSN 1866-6345 | Herausgeber und Verlag: Sustainability Network Company | Dr. Becker und von Felbert | Schulstraße 12 | 86697 Oberhausen Redaktion: Stephan von Felbert (sf) | Dr. Petra Becker<br />
(pb) | Tel. (0 84 31) 5 36 54 35 | redaktion@pfl anzenoelmagazin.de | www.pfl anzenoelmagazin.com Satz & Layout: megalearn MEDIEN GmbH | Sandra Fey | Uwe Rußmann | Stefanie Frank Anzeigen und Kundenbe-<br />
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4 x jährlich Bankverbindung: Stadtsparkasse Schmallenberg | BLZ: 46052855 | Kto: 91272 | IBAN DE52 4605 2855 0000 91272 Anzeigenschluss: 5 Wochen vor Erscheinen Haftungsausschluss: Alle Angaben, die<br />
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© Sustainability Network Company Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des<br />
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Bilder und Bücher wird keine Haftung übernommen.
4<br />
Beim Green Fleet Event in Rockingham,<br />
England hat die Elsbett Technologie GmbH,<br />
Thalmässing, als einziges Umrüstunternehmen<br />
zwei auf <strong>Pflanzenöl</strong> umgerüstete<br />
LKWs präsentiert. Das Event richtet sich an<br />
umweltbewusste Flottenbesitzer und Manager.<br />
Mit der Umrüstung der beiden Fahrzeuge<br />
(ein DAF CF der Firma John Lewis<br />
Partnership und ein Mercedes Actros der<br />
Firma Harry Wragg werden deren CO 2 -Footprint<br />
und die Partikelemissionen um rund<br />
die Hälfte verringert. Auch bei den PKWs<br />
überzeugte die Elsbett-Umrüstung eines<br />
VW-Polo, der einen CO 2 -Ausstoß von weniger<br />
als 60g/km hat, der selbst von Elektrofahrzeugen<br />
nicht erreicht wird. Außerdem<br />
Der Bundesverband <strong>Pflanzenöl</strong>e e.V. und<br />
Mobil ohne Fossil e.V. stellten auf der Automobilausstellung<br />
in Weilheim erstmals den<br />
Fendt 820 VARIO greentec aus. Frisch vom<br />
Traktoren- und Landmaschinenhersteller,<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
MelDUnGen<br />
ElsbEtt tEchnologiE gmbh aktiv in<br />
grossbritanniEn<br />
liegt die Reichweite von Elektroautos bei<br />
vergleichbarer Zuladung wie im Polo nicht<br />
einmal bei 500 km. Vor einigen Monaten<br />
hatte Elsbett bereits den A6 von Dr. Jonathan<br />
Scurlock umgerüstet, der beim Britischen<br />
Bauernverband NFU verantwortlich<br />
für die Bereiche Nachhaltigkeit und Energie<br />
ist und mit der Umrüstung seiner persönlichen<br />
Überzeugung von Rapsölkraftstoff<br />
Ausdruck verleihen möchte. Laut Scurlock<br />
vermehren sich in Großbritannien die Anfragen<br />
nach dem Betrieb von Fahrzeugen<br />
mit Rapsöl. Die niedrigen CO 2 -Emissionen<br />
und die Möglichkeit einer lokalen bzw. regionalen<br />
Treibstoffversorgung seien wichtige<br />
Argumente für die NFU. (Elsbett/pb)<br />
FEndt vario grEEntEc auF dEr automobilausstEllung<br />
in WEilhEim<br />
der AGCO GmbH, welche die High-Tech-<br />
Marke Fendt in verschiedenen Leistungsklassen<br />
produziert, konnte den Ausstellungsbesuchern<br />
der mit nativem Rapsöl<br />
betriebene Traktor vorgeführt werden. Das<br />
EnErgiE<br />
aus algEn<br />
Am neu gegründeten Lehrstuhl „Algenbiotechnologie<br />
und Bioenergie“ sollen alternative<br />
Bioenergiekonzepte erforscht werden.<br />
Die Stiftung der Stadtwerke Bielefeld und<br />
die Universität Bielefeld haben gemeinsam<br />
diese Stiftungsprofessur eingerichtet. In den<br />
nächsten sieben Jahren geht es um den Einsatz<br />
alternativer pflanzlicher Biomassen, insbesondere<br />
von Mikroalgen. Im Vordergrund<br />
steht die optimale Umsetzung der Sonnenlichtenergie<br />
über Mikroalgen in lagerbare<br />
und transportierbare Treibstoffe. Sie sollen<br />
CO 2 -neutral produziert werden und fossile<br />
Energieträger ersetzen. Inhaber des Lehrstuhls<br />
ist Prof. Olaf Kruse. (az)<br />
Interesse war durch die Beratung entsprechend<br />
groß. Nicht abhängig von fossilen<br />
Dieselpreisen und Agrardieselsubventionen<br />
zu sein, begeisterte viele Landwirte. Da die<br />
Kraftstoffkosten in vielen landwirtschaftlichen<br />
Betrieben und Lohnunternehmen der<br />
größte Betriebskostenfaktor sind, bietet<br />
dieser Traktor die besten Voraussetzungen,<br />
wirtschaftlich und effektiv zu arbeiten. Der<br />
820 VARIO greentec ist mit dem bewährten<br />
stufenlosen Vario-Getriebe ausgestattet und<br />
nutzt damit die Leistungsreserven, die weder<br />
Synchron- noch in modernen Lastschaltgetrieben<br />
zugänglich sind – einzigartig in<br />
Kombination mit einem rapsölbetriebenen<br />
Motor. Das Konzept des 820 VARIO greentec<br />
basiert auf einem ventilgesteuerten 2-Tank-<br />
System, welches mit einer intelligenten, automatischen<br />
Umschaltung zwischen Rapsöl<br />
und Diesel ausgerüstet ist. Das bedeutet<br />
einen optimalen Schutz des Systems, da<br />
Fehlbedienungen weitestgehend verhindert<br />
werden. Fendt gewährleistet außerdem<br />
sämtliche Garantie- und Kulanzleistungen<br />
wie bei einem dieselbetriebenen Fahrzeug!<br />
Die Vorteile vom Einsatz nativer <strong>Pflanzenöl</strong>e<br />
erklärten auf der Automobilausstellung von<br />
rechts Marcus Reichenberg, Vorsitzender von<br />
Mobil ohne Fossil e.V., Alexander Schwieg,<br />
Geschäftsführer von Mobil ohne Fossil e.V.,<br />
Florian Lettner von der BayWa Wilzhofen<br />
und Markus Wolf, Technischer Beirat von<br />
Mobil ohne Fossil e.V.
apsölrEnnWagEn ErnEut bEim 24-stundEn-rEnnEn dabEi<br />
Bereits im Jahr 2008 hat das Team Kleeschulte<br />
erfolgreich am 24-h-Rennen auf<br />
dem Nürburgring teilgenommen. Auch in<br />
diesem Jahr konnte die westfälische Mannschaft<br />
Unterstützung und Budget organisieren<br />
und trat als einziger Teilnehmer mit<br />
100 % naturbelassenem und regenerativem<br />
Rapsölkraftstoff an.<br />
Bei der zum 37. Mal durchgeführten Großveranstaltung<br />
hatte das aus 22 Technikern,<br />
Logistikern und Helfern bestehende Bürener<br />
Team unter knapp 180 weiteren Teilnehmern<br />
harte Konkurrenz. In der Klasse bis<br />
2 Liter Hubraum wird die legendäre Nordschleife<br />
etwa 130 Mal umrundet und so bis<br />
zu 3250 km zurückgelegt. Bemerkenswert<br />
ist, dass alle Teammitglieder den Rennsport<br />
als reines Hobby betreiben.<br />
Dass der BMW beim Rennen mit 32 Gramm<br />
CO 2 pro KM seine Runden dreht, kommt der<br />
Umwelt zugute. Damit liegt Kleeschultes<br />
BMW im Rennbetrieb deutlich unter den EU<br />
Wertschöpfung durch Qualität und Sicherheit<br />
Qualitätssicherung und Zertifi zierung • Marketing • Aus- und Weiterbildung für Ölmüller •<br />
Öffentlichkeitsarbeit • Technische Beratung • wissenschaftliche Projekte •<br />
politische Lobbyarbeit<br />
Zielen von 130 Gramm CO 2 pro KM für Straßen<br />
zugelassene Fahrzeuge.<br />
Bernd Kleeschulte, Geschäftführer des<br />
gleichnamigen Agrargroßhandels, stellvertretender<br />
Vorsitzender des Bundesverbands<br />
Dezentraler Ölmühlen (BDOel e.V.) und<br />
8. Fachtagung „kraFtstoFF pFlanzEnöl“<br />
am 29./30. oktobEr in drEsdEn-pillnitz<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> als Kraftstoff? Ein umstrittenes<br />
Thema. Gerade deshalb erwartet der Tagungsleiter<br />
Michel Matke in diesem Jahr<br />
ein starkes Wachstum der Tagung. Denn<br />
kompetente Antworten auf brennende Fragen<br />
der Branche seien wichtiger geworden,<br />
so Matke. Beiträge zum Thema „Landwirtschaft<br />
und Umwelt“ werden zeigen, wie<br />
landwirtschaftliche Betriebe von fossilem<br />
Diesel unabhängig werden können. Der Bereich<br />
„Markt/Recht/Normung/Forschung“<br />
diskutiert die politisch brennenden Fragen<br />
zur Nachhaltigkeitsverordnung und zeichnet<br />
die Marktchancen von kleinen und großen<br />
pflanzenölbetriebenen Blockheizkraftwerken.<br />
Im Themenfeld „Technik“ stehen revolutionäre<br />
neue Verfahren zur dezentralen<br />
Qualitätssicherung bei der <strong>Pflanzenöl</strong>herstellung<br />
im Fokus. Auch wird über die Bedeutung<br />
von <strong>Pflanzenöl</strong> im internationalen<br />
Rahmen diskutiert.<br />
Die Grüne Liga Sachsen veranstaltet bereits<br />
zum achten Mal gemeinsam mit dem<br />
Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft<br />
und Geologie die in Deutschland<br />
einzigartige Fachtagung rund um die Erzeu-<br />
BDOel e.V. • Hofgut Harschberg • D-66606 St.Wendel • Tel. 06851 / 802 48 82 • Fax 06851 / 802 99 72 • www.bdoel.de<br />
selbst Fahrer beim 24-h-Rennen, nutzte die<br />
Gelegenheit im Interview vor 235 000 Zuschauern,<br />
die Vorteile des Rapsölkraftstoffs<br />
darzustellen. Ebenfalls machte er auf die<br />
Ungerechtigkeit und politische Kurzsichtigkeit<br />
bei den ständigen Gesetzesänderungen<br />
und Steuererhöhungen aufmerksam.<br />
gung und Verwendung von <strong>Pflanzenöl</strong> als<br />
Energieträger in Kraftfahrzeugen und Blockheizkraftwerken.<br />
Parallel zum interessanten<br />
Programm gibt es eine Fachausstellung.<br />
Frühzeitige Anmeldung dafür wird empfohlen,<br />
ebenso wie den Tagungsteilnehmern,<br />
denn der ermäßigte Frühbucherpreis von<br />
135 € (sonst 150 €) gilt bis 31. August.<br />
Informationen und Anmeldung:<br />
Michel H. Matke, Bundeskontaktstelle<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> der Grünen Liga e.V.,<br />
E-Mail pflanzenoel@grueneliga.de,<br />
Telefon (0341) 3065420<br />
Programm und Infos sind zu finden unter<br />
▶ www.biokraftstoff-portal.de<br />
(http://www.biokraftstoff-portal.de/sn/<br />
index.php?tpl=event&red=eventlist&id=<br />
4400)<br />
Anzeige<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
5
6<br />
oils and Fats<br />
schon im<br />
sEptEmbEr<br />
Die oils+fats findet vom 16. bis 18. September<br />
2009 auf dem Gelände der Neuen<br />
Messe München in Riem statt. Sie ist die<br />
einzige internationale B2B-Fachmesse für<br />
die Herstellung und Weiterverarbeitung von<br />
Ölen und Fetten aus nachwachsenden Rohstoffen<br />
mit Konzentration auf praxisnahe<br />
Lösungen. Als Europas zentrale Plattform<br />
bildet sie nicht nur Produkte und Dienstleistungen<br />
ab, sondern zeigt auch aktuelle<br />
Trends auf und informiert über die neuesten<br />
technologischen Entwicklungen. Dies macht<br />
die oils+fats zum wichtigsten Branchentreffpunkt<br />
für Entscheider und Experten aus der<br />
Öl- und Fettindustrie.<br />
▶ www.oils-and-fats.com<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
MelDUnGen<br />
„grEEn nEW dEal“<br />
auch Für diE<br />
landWirtschaFt<br />
Zur Ankündigung der<br />
großen Koalition, die<br />
Steuern auf Agrardiesel<br />
zu senken und der<br />
heutigen Großdemonstration<br />
für ein Krisenpaket<br />
Landwirtschaft in<br />
Berlin, erklärt Cornelia<br />
Behm, agrarpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion<br />
von Bündnis 90/Die Grünen u.a.,<br />
dass die die Absenkung der Agrardieselsteuer<br />
ökologisch kontraproduktiv sei. Stattdessen<br />
müssten die Betriebe bei der Umrüstung ihrer<br />
Traktoren auf Agrotreibstoffe finanziell unterstützt<br />
werden. Das ist gut für die Landwirte<br />
und die Umwelt, denn Biodiesel und <strong>Pflanzenöl</strong>e<br />
sind für Landwirte steuerfrei.<br />
nEuEr vorstand<br />
bvp<br />
Prof.(em.)<br />
Dr. Ernst<br />
Schrimpff ist als Vorsitzender des Bundesverbandes<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>e e.V. zurückgetreten. Vorstandsmitglied<br />
Thomas Kaiser (VWP) würdigte<br />
Schrimpff, der seit der Gründung des<br />
BVP im Jahr 2001 dem Verband vorstand. Er<br />
wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Zum<br />
Nachfolger wurde Hans-Wilhelm Janßen,<br />
Itzehoe, einstimmig gewählt. Janßen, ist in<br />
der Firma Prokon als Geschäftsführer für<br />
den Bereich Biokraftstoffe zuständig. Zu seinen<br />
Stellvertretern im Vorstand wurden Benjamin<br />
Dorn und Ingo Wenzel gewählt. Damit<br />
hat sich der Vorstand deutlich verjüngt. Im<br />
Bild von links Kaiser, Prof. Schrimpff, BVP-<br />
Geschäftsführer Voegelin.<br />
18. symposium bioEnErgiE – FEstbrEnnstoFFE, biokraFtstoFFE,<br />
biogas am 19./20. novEmbEr 2009 in klostEr banz,<br />
bad staFFElstEin<br />
Der Schutz des Klimas und die Erhöhung der<br />
Energieeffizienz gehören zu den zentralen<br />
Herausforderungen, vor denen wir weltweit<br />
stehen. Der Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien gehört daher zu den wichtigsten<br />
Aufgaben. In der einzigartigen Atmosphäre<br />
von Kloster Banz ist es seit vielen Jahren<br />
Tradition, die unterschiedlichen Formen der<br />
Bioenergie gleichberechtigt darzustellen<br />
und die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten<br />
aufzuzeigen.<br />
Beim 18. Symposium am 19./20. November<br />
2009 werden die drei Bereich Biokraftstoffe,<br />
Biogas und Festbrennstoffe behandelt.<br />
Bei den Biokraftstoffen bilden die Themen<br />
Nachhaltigkeit, Kraftstoffbereitstellung und<br />
innovative Technik für Motoren die Schwerpunkte.<br />
In der begleitenden Fachausstellung<br />
und im Innovationsforum erhalten Sie einen<br />
guten Überblick über neueste Entwicklungen<br />
auf dem Markt.<br />
Das aktuelle Programm zum Symposium und<br />
zum Grundlagenseminar erhalten Sie unter:<br />
▶ www.otti.de/pdf/buh3324.pdf<br />
Anzeige
Fnr vErglEicht biokraFtstoFFE<br />
In der Neuauflage<br />
der Studie »Biokraftstoffe<br />
– Eine<br />
vergleichende Analyse«<br />
werden die aktuellen<br />
und für die<br />
Zukunft als relevant<br />
erachteten Biokraftstoffe<br />
vergleichend<br />
dargestellt, unterschiedliche Biokraftstoff-<br />
Optionen anhand zahlreicher Parameter ver-<br />
Berlin, den 3. Juli 2009 – Die aktuelle Ausgabe<br />
der UFOP-Information bestätigt die nach<br />
ersten Experteneinschätzungen 2009/2010<br />
stark steigende Nachfrage nach Rapssaat.<br />
Sowohl im Bereich Rapsspeiseöl als auch<br />
bei der technischen Verwendung von Rapsöl<br />
wird der Bedarf bei nahezu gleich bleibendem<br />
Angebot steigend prognostiziert. Dies<br />
geht mit einem Abbau der Bestände einher,<br />
die damit ein 6-Jahrestief erreichen können.<br />
Vor diesem Hintergrund sind nach oben gerichtete<br />
Rapsölpreise denkbar.<br />
Aktuell können trotz volatiler Börsennotierungen<br />
die Preise für Rapssaat gegenüber<br />
Weizen preislich überzeugen. Während die<br />
Preisrelation Raps zu Weizen beim Matif-<br />
Rapskontrakt August 2009 derzeit bei sehr<br />
attraktiven 2,2 liegt, weisen selbst heute<br />
schon die hinteren Notierungen für August<br />
2010 bei Rapssaat einen doppelt so hohen<br />
glichen und ein Ausblick auf das Jahr 2020<br />
ermöglicht. Ausführlich analysiert werden<br />
die Beiträge der einzelnen Biokraftstoffe zur<br />
Reduzierung von Treibhausgasen sowie die<br />
daraus entstehenden Kosten.<br />
Die vergleichende Analyse wurde durch das<br />
Kölner „meó Consulting Team“ mit finanzieller<br />
Förderung durch das Bundesministerium<br />
für Ernährung, Landwirtschaft und<br />
Verbraucherschutz erarbeitet und richtet<br />
Preis wie bei Weizen aus. In der Realität dürfte<br />
die Vorteilhaftigkeit von Raps sogar noch<br />
größer ausfallen, da bei den Matif-Kursen<br />
die sogenannten „Ölzuschläge“ aufgrund<br />
eines Ölgehaltes von über 40 Prozent in<br />
der Rapssaat noch nicht berücksichtigt sind.<br />
Vor diesem Hintergrund sieht die Union zur<br />
Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V.<br />
(UFOP) höchst interessante Wertschöpfungsmöglichkeiten<br />
durch Winterrapsanbau zur<br />
Ernte 2010 und empfiehlt diese zu nutzen.<br />
Die UFOP-Information zur Winterrapsaussaat<br />
2009 befasst sich darüber hinaus mit<br />
folgenden Themen:<br />
• UFOP-Marktinformation „Ölsaaten und<br />
Biokraftstoffe“;<br />
• Trocknungsschwund in Rapsabrechnungen;<br />
• Nachhaltige Biokraftstoffe: Verpflichtung<br />
und Chance;<br />
sich vor allem an Entscheidungsträger aus<br />
Politik, Verwaltung und Wirtschaft sowie<br />
die interessierte Öffentlichkeit. Sie ist eine<br />
Gemeinschaftsleistung unter Einbeziehung<br />
zahlreicher renommierter Vertreter aus Wirtschaft<br />
und Wissenschaft. Ergänzend sind im<br />
Teil 2 aktuelle Daten und Fakten zu Biokraftstoffen<br />
zusammengetragen.<br />
Die Studie ist kostenlos bei der FNR unter<br />
www.fnr.de/ Mediathek bestellbar.<br />
uFop-inFormation zur WintErrapsaussaat<br />
2009: nachFragE nach rapsöl übErstEigt das angEbot<br />
im nEuEn WirtschaFtsjahr<br />
• Moderner Pflanzenschutz im Rapsanbau<br />
unverzichtbar – UFOP verstärkt Dialog mit<br />
Imkern;<br />
• Empfehlung zum Umgang mit gebeiztem<br />
Saatgut;<br />
• UFOP unterstützt Qualitätsoffensive der<br />
Ölmühlen bei Rapssaat – Statusseminar<br />
kommentiert die geplante Absenkung des<br />
maximalen Glucosinolatgehaltes in den<br />
Einkaufsbedingungen;<br />
• Glucosinolate – Was ist das und woran<br />
sind Rapssorten mit Gehalten von maximal<br />
18 Mikromol je Gramm Samen zu<br />
erkennen?<br />
Die UFOP-Information zur Winterrapsaussaat<br />
2009 mit Markt- und Fachinformationen<br />
steht unter www.ufop.de als <strong>Download</strong><br />
kostenfrei zur Verfügung.<br />
bEWErtung dEr nachhaltigkEit landWirtschaFtlichEr<br />
bEtriEbE.<br />
Für die Landwirtschaft wird nachhaltige Produktion<br />
immer wichtiger. Denn die „aufnehmende<br />
Hand“ legt zunehmend Wert auf den<br />
Nachweis des nachhaltigen Wirtschaftens.<br />
Auch in der Politik steigt das Interesse an<br />
diesem Thema. Mittlerweile stehen mehrere<br />
Bewertungs systeme zur Verfügung, die die<br />
ökologischen, sozialen und ökonomischen<br />
Aspekte der Nachhaltig keit auf Betriebsebene<br />
objektiv messbar machen sollen.<br />
Eine interdisziplinär zusammengesetzte Expertengruppe<br />
des KTBL hat die deutschsprachigen<br />
Systeme „KSNL“ (Kriteriensystem<br />
Nachhaltige Landwirtschaft), „DLG-Zertifizierungssystem<br />
für nachhaltige Landwirtschaft“<br />
sowie „RISE“ (Response Inducing<br />
Sustainability Evaluation) aus der Schweiz<br />
verglichen. Die Ergebnisse sind in dieser KT-<br />
BL-Schrift veröffentlicht. Grundlage für den<br />
Vergleich ist ein einheitliches Beurteilungs-<br />
chemas mit definierten Kriterien. Das Buch<br />
richtet sich an Vertreter aus Wissenschaft,<br />
Beratung, Verwalt ung, Politik und Praxis<br />
sowie an Entscheidungsträger der „aufnehmenden<br />
Hand“.<br />
Tel 06151 / 70 01 189<br />
Fax 06151/ 70 01 123<br />
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<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
7
8<br />
geSetz zur ÄnDerung<br />
Der FörDerung von<br />
BiokraFtStoFFen<br />
(DrS. 16/11131)<br />
Erklärung des Bundestagsabgeordneten Josef<br />
Göppel CSU zur Abstimmung nach § 31<br />
der Geschäftsordnung des Bundestages vom<br />
23. April 2009:<br />
„Das Europäische Parlament hat mit Beschluss<br />
vom 17. Dezember 2008 die Möglichkeit<br />
eröffnet, besonders CO 2 -sparende<br />
Kraftstoffe zu fördern. Die Erneuerbare-<br />
Energien-Richtlinie lässt in Artikel 2 (k) die<br />
Steuerbefreiung und -begünstigung als<br />
Förderinstrument der Mitgliedstaaten ausdrücklich<br />
zu.<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
POlITIK<br />
geSetz zur ÄnDerung Der FörDerung von<br />
BiokraFtStoFFen – Stimmen 1<br />
Josef Göppel, CSU<br />
(Foto: DBT/Geraldo Hoffmann)<br />
Zum Verdruß der Ölmüller, <strong>Pflanzenöl</strong>fahrer und Klimaschützern hat der<br />
Deutsche Bundestag mit der Mehrheit der Abgeordneten von CDU/CSU<br />
und SPD das Gesetz zur Änderung der Förderung von Biokraftstoffen verabschiedet.<br />
20 Abgeordnete der CDU/CSU und ein Abgeordneter der SPD,<br />
die Abgeordneten der Fraktionen der FDP, der Linken und von Bündnis<br />
90/Die Grünen haben geschlossen dagegen gestimmt. Einigkeit besteht<br />
bei den Gegnern dahingehend, dass hier nicht die Interessen des Mittelstandes,<br />
des Klimaschutzes und des ländlichen Raumes verfolgt wurden.<br />
Die Linken sehen in einer anzustrebenden hohen Energieeigenversorgung<br />
u.a. einen Beitrag zum Erhalt des Friedens. Hier die Stimmen einiger<br />
MdB von deren Homepages:<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> aus deutschem Anbau erbringt<br />
eine CO 2 -Minderung von 58 %, Biodiesel<br />
von 45 %. Beide Reinkraftstoffe liegen damit<br />
deutlich über der europäischen Nachhaltigkeitsgrenze<br />
von 35 %. Mit dem Antrag „Klimafreundliche<br />
Biokraftstoffe stärken“ vom<br />
12.2.2009 versuchte ich, den Einsatz von<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> und Biodiesel im öffentlichen Nahverkehr<br />
steuerfrei zu stellen, für den LKW-Güterverkehr<br />
einen Steuernachlaß von 50 % des<br />
normalen Mineralölsteuersatzes zu erwirken<br />
und den Biotreibstoff E 10 (Beimischung von<br />
10 % Ethanol zu Ottokraftstoffen) für den Verkauf<br />
an öffentlichen Tankstellen zuzulassen.<br />
Die Steuerbefreiung von Pflanzentreibstoffen<br />
im öffentlichen Nahverkehr würde einen<br />
verlässlichen Markt bis zu 1,1 Milliarden<br />
Liter pro Jahr schaffen. Die Abgrenzung zu<br />
anderem öffentlichen und privaten Verkehr<br />
könnte zielgenau nach § 56 Energiesteuergesetz<br />
erfolgen. Die Kommunen würden<br />
durch diesen Schritt beim Klimaschutz unterstützt.<br />
Regionale Wirtschaftskreisläufe<br />
würden gestärkt.<br />
Die Steuerbegünstigung des Speditionsgewerbes<br />
würde den Tanktourismus in das europäische<br />
Ausland eindämmen. Mindereinnahmen<br />
durch einen geringeren Steuersatz<br />
würden so durch Mehreinnahmen schnell<br />
ausgeglichen.<br />
Nachdem all diese Vorschläge innerhalb der<br />
Koalition keine mehrheitliche Unterstützung<br />
fanden, kann ich dem Gesetzentwurf nicht<br />
zustimmen.<br />
Der Gesetzentwurf verletzt nämlich auch<br />
den Vertrauensschutz der Bürger in den<br />
Staat. Die vollständige Steuerbefreiung für<br />
Reinkraftstoffe war in der 15. Legislaturperiode<br />
bis 2009 gesetzlich festgelegt worden.<br />
Durch das vorzeitige Einsetzen der Besteuerung<br />
ab 2006 wurden zahlreiche mittelständischen<br />
Unternehmen in den Bankrott<br />
getrieben, die im Vertrauen auf eine klare<br />
gesetzliche Vorgabe investiert hatten. Das<br />
kann und will ich nicht hinnehmen.“<br />
Die Steuern,<br />
nicht Die Quote muSS<br />
geSenkt werDen<br />
„Mit dem weiter fortwährenden Gezerre um<br />
die Biokraftstoffe macht sich die so genannte<br />
„Große Koalition“ lächerlich. Obwohl die<br />
Novelle die Bezeichnung „Gesetz zur Förderung<br />
der Biokraftstoffe“ trägt, wird genau<br />
Christel HappachKasan, FDP<br />
(Foto: DBT)
das Gegenteil betrieben: Die Bundesregierung<br />
schadet mit diesem Gesetz Landwirten<br />
und der gesamten Biokraftstoffbranche<br />
und führt die eigenen Klimaschutzziele ad<br />
absurdum. Den Schaden tragen neben der<br />
Biokraftstoffbranche und den Landwirten<br />
auch die Verbraucherinnen und Verbraucher,<br />
denen höhere Spritpreise drohen. Hier<br />
muss endlich Klarheit geschaffen werden.<br />
Die Schaffung verlässlicher Rahmenbedingungen<br />
für die Zukunft ist unerlässlich. Die<br />
Steuern auf Biokraftstoffe müssen gesenkt,<br />
nicht die Quote abgesenkt werden.“<br />
entScheiDung Beim<br />
BiokraFtStoFFgeSetz<br />
geFallen<br />
„Gestern nachmittag hat der Bundestag<br />
den Einspruch des Bundesrats gegen das<br />
Biokraftstoffgesetz zurück gewiesen. Somit<br />
hat der Bundestag ein Gesetz verabschiedet,<br />
das eigentlich weder die Abgeordneten<br />
des Bundestages noch die Bundesländer<br />
wollten. Als Konsequenz wird der Anteil<br />
HansJosef Fell, Bündnis 90/Die Grünen<br />
(Foto: DBT)<br />
Lieferant für Dreh- und Frästeile<br />
Träger des Bayerischen Staatspreises 2004 und 2008<br />
Innovative Entwicklungen und Herstellung<br />
von <strong>Pflanzenöl</strong>pressen und Filtrationsanlagen<br />
zur Gewinnung kaltgepresster <strong>Pflanzenöl</strong>e<br />
der Biokraftstoffe absenkt. Im Gegenzug<br />
wird der Erdölanteil erhöht. Zusätzliche<br />
600 000 Tonnen Erdöl tragen nun zum weiteren<br />
Austoß von CO 2 bei. Auch die von der<br />
Großen Koalition vorgesehene Senkung der<br />
Dieselsteuer im Agrarbereich (Stichwort Agrardiesel)<br />
in zwei Wochen wird den Biokraftstoffen<br />
schaden und den Erdölverbrauch<br />
erhöhen. Mit der steuerlichen Begünstigung<br />
des Erdöldiesels in der Landwirtschaft nehmen<br />
Union und SPD den <strong>Pflanzenöl</strong>en die<br />
Chance, sich gegen Erdöl durchzusetzen. Ein<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>traktorprogramm wäre die Grüne<br />
Alternative hierzu gewesen.<br />
SPD und Union reden zwar von „weg vom<br />
Erdöl“, die SPD schreibt dies sogar in ihr<br />
Wahlprogramm, in Wirklichkeit verhindern<br />
sie aber die Alternativen zum Erdöl.“<br />
Die BiokraFtStoFF-<br />
Branche<br />
zu graBe tragen –<br />
nicht mit mir!<br />
Berlin, 18.06.2009. Zum Antrag auf Ablehnung<br />
des Einspruchs des Bundesrates zum<br />
Biokraftstoffquotenänderungsgesetz erklärt<br />
der stellvertretende energiepolitische Sprecher<br />
der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Axel<br />
Berg:<br />
„Heute soll zum letzten Schlag gegen die<br />
Biokraftstoffbranche angesetzt werden. Der<br />
Bundestag soll heute mit einer Kanzlermehrheit<br />
das Ende einer Branche besiegeln, die<br />
wir in den Jahren zuvor mühsam mit großen<br />
Mengen an Fördergeldern aufgebaut haben.<br />
Wir hatten es geschafft, einen mittelständischen<br />
Wirtschaftzweig aufzubauen, der<br />
nicht nur ökonomisch wertvoll für Deutschland<br />
war, sondern auch noch ökologisch<br />
wertvoll.<br />
Bei der letzten Abstimmung habe ich mich<br />
schon mit einer persönlichen Erklärung<br />
Dr. Axel Berg, SPD (Foto: DBT/Simoni)<br />
gegen das Biokraftstoffquotenänderungsgesetz<br />
ausgesprochen. Dort habe ich sämtliche<br />
Argumente für eine vernünftige Biokraftstoffpolitik<br />
aufgezählt. Unter anderem<br />
ging es auch um die Argumente, die der<br />
Bundesrat vorgebracht hat: Man kann die<br />
Quoten nicht jedes Jahr einmal hoch und<br />
dann wieder runter setzen. Das verhindert<br />
eine Planbarkeit und damit die Wirtschaftlichkeit<br />
für Produzenten von Biokraftstoffen.<br />
Zudem sind die Steuererhöhungen für Biokraftstoffe<br />
zu schnell in die Höhe gegangen.<br />
Diese Erhöhung hat schon einige Betriebe in<br />
die Insolvenz getrieben.<br />
Wenn nun beides zusammenkommt, dann<br />
werden wir der Branche den Todesstoß versetzen.<br />
Das können wir weder aus ökonomischen,<br />
noch aus ökologischen Gesichtspunkten<br />
zulassen. Wir sollten die Einwände des<br />
Bundesrates berücksichtigen und uns eine<br />
stringente Biokraftstoffstrategie ausdenken,<br />
die sowohl auf Reinkraftstoffe als auch auf<br />
Beimischungsquoten setzt. Und dies natürlich<br />
nur mit einer vernünftig ausgestalteten<br />
Nachhaltigkeitszertifizierung.“<br />
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<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
9
10<br />
Bevorratung<br />
im hinBlick auF Die<br />
BiomaSSe-nachhaltigkeitSveroDnung<br />
Ab dem 1. Januar 2010 gilt die Biomassenachhaltigkeitsverordnung<br />
für die Stormerzeugung<br />
aus Biomasse. BHKWs erhalten<br />
also nur dann die Vergütung aus dem EEG,<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
POlITIK<br />
geSetz zur ÄnDerung Der FörDerung von<br />
BiokraFtStoFFen – Stimmen 2<br />
Das Vorgehen der Politik gegen einen aufstrebenden<br />
Markt, der sich nach 15 Jahren<br />
Pionierarbeit zu einem Selbstläufer mit hervorragenden<br />
Zukunftsaussichten entwickelt<br />
hat, ist nach meinem Dafürhalten schlicht<br />
und ergreifend das „an der Nase herumführen“<br />
mittelständischer Betriebe.<br />
Es kann nicht sein, dass Millionen Euro<br />
Fördergelder innerhalb von 12 Monaten<br />
vernichtet werden und jede Menge mittelständische<br />
Unternehmen, die bis vor ca. 1<br />
– 1 ½ Jahren gesund und investitionsfreudig<br />
waren, jetzt durch die eingeführte Zwangsabgabe<br />
(Energiesteuer) zugrundegerichtet<br />
werden, mit allen wirtschaftlichen Konsequenzen<br />
wie Kurzarbeit, Insolvenz und Arbeitslosigkeit.<br />
Wir z. B. sind eine Ölmühle im Grenzgebiet zu<br />
Luxemburg. Bis zum Jahre 2007/2008 konnten<br />
wir heimische Spediteure mit sehr viel<br />
Überzeugungsarbeit dazu bewegen, Rapsöl<br />
als Treibstoff einzusetzen. Die Wertschöpfung<br />
blieb somit im Land (Umsatzsteuer sowie die<br />
Energiesteuer von damals 0,02 €/l). Mittelständische<br />
Unternehmen, die Rapsöl produzierten,<br />
kurbelten durch Erweiterung Ihrer<br />
Kapazitäten andere Installationsbetriebe<br />
an. Heute, ein Jahr später, fahren die Spediteure<br />
wieder mit ihren Fahrzeugen nach<br />
Luxemburg, und das alles nur aufgrund der<br />
Zwangsabgabe Energiesteuer von heute<br />
0,18 €/l.<br />
Leserbrief von Mike Meisberger, St. Wendeler Ölsaaten, Marpingen<br />
Für unsere Regierung, die das alles verkorkst<br />
hat, heißt das im Umkehrschluss,<br />
• keine Umsatzsteuer<br />
• keine Energiesteuer<br />
• keine Gewerbesteuer (von insolventen dezentralen<br />
Ölmühlen)<br />
• keine Aufträge für Zulieferer,<br />
also folglich keinerlei Einnahmen aus diesem<br />
Bereich für den Staat, weil kein <strong>Pflanzenöl</strong><br />
mehr getankt wird.<br />
Es wäre doch ein leichtes für unseren Staat,<br />
die Energiesteuer zu verringern oder sogar<br />
abzuschaffen, weil er Dank der jetzigen Regelung<br />
keine Einnahmen mehr haben wird.<br />
Im Gegenzug würde er aber die Umsatzsteuer,<br />
und die Gewerbesteuer erhalten und die<br />
Wertschöpfung bliebe im eigenen Land.<br />
Als letztes gab es dann noch den B100<br />
Markt (Biodiesel), der aufgrund der Energiesteuer<br />
fast ausschließlich nur noch von der<br />
Landwirtschaft genutzt und hier verfahren<br />
wurde. Aber auch nur deshalb, weil in der<br />
Landwirtschaft die Energiesteuer einmal<br />
jährlich komplett erstattet wurde, derzeit<br />
0,21 €/l.<br />
Aber unser größter Vertreter der Landwirtschaft,<br />
der Deutsche Bauernverband,<br />
schreibt sich seit einigen Wochen groß auf<br />
die Fahnen, was er alles mit dem Erreichen<br />
des geringeren Steuersatzes auf Agrardiesel<br />
geleistet hat. Der Steuersatz für Agrardiesel<br />
anStieg Bei PalmölimPorten<br />
wenn die eingesetzten <strong>Pflanzenöl</strong>e wie<br />
Soja-, Palm- oder Rapsöl aus nachweislich<br />
nachhaltiger Erzeugung stammen. Zukünftig<br />
kann die Verordnung den Import der<br />
exotischen Öle erschweren. Vorerst führt<br />
das Inkrafttreten der Verordnung jedoch zu<br />
einem gegenteiligen Effekt. Gegenwärtig<br />
werden von den Branchendiensten wie Oil<br />
World, Hamburg, und OMR, Kellinghusen<br />
soll auf 0,25 €/l gesenkt werden. Diese Vereinbarung<br />
war der Gnadenstoß auch für die<br />
Biodieselindustrie, weil Diesel somit für die<br />
Landwirtschaft günstiger ist, als ihr eigenes<br />
auf dem Acker produziertes Produkt Biodiesel.<br />
Am Tag der Bekanntgabe der Senkung<br />
des Agrardieselsteuersatzes ist der Rapspreis<br />
um 25–30 €/t gefallen!!<br />
Das ist Politik, die uns kleinen Ölmühlen,<br />
Spediteure und Landwirte nach Strich und<br />
Faden an der Nase herum und somit in den<br />
sicheren Ruin führt.<br />
Ich hoffe inständig, dass dies am Tag der<br />
Wahl endlich ein Ende hat, und unsere jetzigen<br />
Volkvertreter die Quittung für Ihr ruinöses<br />
Verhalten bekommen.<br />
Ich bin sicher, dass unsere Unternehmen in<br />
Zukunft mit CO 2 -Einsparungen, Umweltdenken,<br />
geringeren Erdölressourcen, sowie dem<br />
Klimawandel nicht ohne die bis vor einem<br />
Jahr aufstrebenden Bereiche der erneuerbaren<br />
Energien – darunter auch <strong>Pflanzenöl</strong> –<br />
auskommen werden. Ich hoffe, dass sich alle<br />
Betroffenen an das erinnern, was sich ohne<br />
Energiesteuer, subventionslos als Selbstläufer<br />
entwickelt hat und von dem viele Branchen<br />
wie Speditionen oder BHKW-Betreiber<br />
profitiert hätten, weil endlich eine Alternative<br />
vorhanden war.<br />
Mike Meisberger, St. Wendeler Ölsaaten<br />
ein Zuwachs an Palmölkäufen beobachtet,<br />
der bis Juni 2010 geht. Dies hängt damit<br />
zusammen, dass die neue Verordnung zwar<br />
bereits ab dem 1.1.2010 gilt, allerdings nur<br />
für <strong>Pflanzenöl</strong>e, die nach diesem Stichtag erzeugt<br />
wurden. Dies bedeutet, dass Öle, die<br />
im Jahr 2010 verwendet werden, jedoch im<br />
Jahr 2009 erzeugt wurden, von der Regelung<br />
ausgeschlossen sind.
exPertenSeminar Der agQm unD Der uFoP<br />
zu konSeQuenzen Der SteuerPolitik,<br />
Der BiokraFtStoFFQuoten unD Der neuen<br />
nachhaltigkeitSregeln<br />
Um die Konsequenzen aus der steuerlichen<br />
und ordnungspolitischen Gesetzgebung zu<br />
erörtern, trafen sich am 15. und 16. Juni<br />
2009 Vertreter der Biodiesel- und <strong>Pflanzenöl</strong>produzenten<br />
mit ihren vor- und nachgelagerten<br />
Wirtschaftsbeteiligten zu einem<br />
Fachseminar in Berlin. Eingeladen dazu<br />
hatten die Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement<br />
Biodiesel e. V. (AGQM) und die<br />
Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen<br />
e. V. (UFOP).<br />
Ralf Nimmergut stellte für das Bundesministerium<br />
der Finanzen (BMF) verschiedene<br />
Bereiche der aktuellen Gesetzgebung dar.<br />
Dazu zählen insbesondere die Bestimmungen<br />
des für Mitte Juni erwarteten „Gesetzes<br />
zur Änderung der Förderung von<br />
Biokraftstoffen“, das durch eine reduzierte<br />
Gesamtquote einen wesentlichen Hebel<br />
zum Inverkehrbringen von reinem Biodiesel<br />
(B100) abschafft. Daneben stellte er<br />
die Durchführungsbestimmungen zum Biokraftstoffquotengesetz<br />
mit den relevanten<br />
steuerlichen Regelungen sowie die geplan-<br />
Berlin, 17. Juni 2009 – Der Markt für reinen Biodiesel und Rapsölkraftstoff<br />
ist durch eine verfehlte Steuerpolitik zusammengebrochen.<br />
Doch damit nicht genug. Mit dem Inkrafttreten der europäischen<br />
ErneuerbareEnergienRichtlinie (EER) und den Vorbereitungen zu<br />
den beiden deutschen Nachhaltigkeitsverordnungen für Biomassestrom<br />
(BioStNachV) und Biokraftstoffe (BiokraftNachV) steht die Biokraftstoffbranche<br />
vor neuen, erheblichen Herausforderungen.<br />
te Biomassenachhaltigkeitsverordnung für<br />
Biokraftstoffe vor. Für die EU-Kommission<br />
legte Alexandra Langenheld (DG TREN,<br />
Generalkommission Transport und Energie)<br />
Status quo und Hintergründe der europäischen<br />
Nachhaltigkeitsdebatte dar. Von besonderem<br />
Interesse für die Teilnehmer war<br />
dabei die Diskussion über die in Bearbeitung<br />
befindliche inhaltliche Ausgestaltung<br />
der Richtlinie und die diffizile Umsetzung in<br />
nationales Recht.<br />
weiterhin unklarheiten<br />
Bei Der nachhaltigkeitSzertiFizierung<br />
In Bezug auf die Nachhaltigkeitsverordnung,<br />
die bereits zum 1. Januar 2010 gelten soll,<br />
zeigte sich deutlich, dass wesentliche Bestandteile<br />
noch nicht definiert werden können,<br />
weil die entsprechende Festlegung in<br />
der EER fehlt. Hinzu kommt, dass die in der<br />
Verordnung enthaltenen Forderungen bis<br />
zum genannten Stichtag schlichtweg nicht<br />
erfüllbar sind. Weitergehende Ausführungen<br />
zur geplanten Einführung segmentierter<br />
Standard-Werte für die Treibhausgasemissionen<br />
in den einzelnen Biokraftstoff-Produktionsketten,<br />
die im Übrigen sehr wahrscheinlich<br />
nicht konform mit der EER sind, zeigten<br />
den Teilnehmern, dass Bestrebungen auf nationaler<br />
Ebene bestehen, die Anforderungen<br />
der Nachhaltigkeitsverordnung zukünftig<br />
weiter zu verschärfen.<br />
Untrennbar mit dem Thema Nachhaltigkeit<br />
ist die zukünftige Zertifizierung von Biokraftstoffen<br />
verbunden. Über den aktuellen<br />
Stand des Pilotprojektes von BMELV/ FNR<br />
berichtete Dr. Norbert Schmitz (www.iscc-<br />
project.org). Neben einer Darstellung der<br />
Zwischenergebnisse nutzte Dr. Schmitz das<br />
Fachseminar zu einem intensiven Dialog mit<br />
den Teilnehmern über offene praktische Fragen<br />
für die Implementierung des internationalen<br />
Zertifizierungssystems.<br />
Insgesamt zeigte sich, dass die Vorreiterrolle<br />
Deutschlands bei der Einführung der<br />
Nachhaltigkeitsverordnungen in der praktischen<br />
Umsetzung eine Vielzahl ungeklärter<br />
Fragen für die Wirtschaftsbeteiligten birgt.<br />
Als unbefriedigend wurde von Referenten<br />
wie Teilnehmern empfunden, dass wesentliche<br />
Fragestellungen in den deutschen Verordnungen<br />
noch geklärt und auf EU-Ebene<br />
abgestimmt werden müssen, so dass eine<br />
inhaltliche Diskussion hinsichtlich der konkreten<br />
Umsetzung derzeit stellenweise noch<br />
nicht möglich ist.<br />
Als wesentliches Ergebnis des Expertenseminars<br />
konnten zahlreiche Fragen und<br />
Anregungen formuliert werden, die im Anschluss<br />
an die beteiligten Ressorts gerichtet<br />
werden. Die Branchenvertreter sowie die<br />
Fachverbände AGQM und UFOP waren sich<br />
zum Abschluss einig darin, den Gesetzgebungs-<br />
und Umsetzungsprozess weiterhin<br />
konstruktiv, aber auch kritisch zu begleiten.<br />
AGQM und UFOP kündigten daher bereits<br />
ein weiteres Expertenseminar an, um die<br />
Information der Produzenten und die Rückmeldung<br />
an die beteiligten Ressorts intensiv<br />
fortzusetzen.<br />
Dieter Bockey<br />
AGQM Biodiesel<br />
E-Mail: info@agqm-biodiesel.de<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
11
12<br />
(7. Juli 2009) Straubing – Für Forschungsarbeiten<br />
des Technologie- und Förderzentrums<br />
(TFZ) in Straubing und für Feldversuche werden<br />
auf den Staatlichen Versuchsgütern in<br />
Kringell (Lkr. Passau) und Grub (Lkr. Ebersberg)<br />
künftig zwei mit <strong>Pflanzenöl</strong> betriebene<br />
Schlepper eingesetzt, die das Mannheimer<br />
Werk des Traktoren-Produzenten John Deere<br />
zur Verfügung gestellt hat. Landwirtschaftsminister<br />
Helmut Brunner hat am Montag die<br />
beiden Traktoren in Straubing offiziell entgegengenommen.<br />
Sie sollen nach Aussage des<br />
Ministers wertvolle Daten zu Leistung, Kraftstoffverbrauch<br />
und Emissionen liefern. Vor<br />
ihrem Einsatz im Praxisbetrieb werden die<br />
Schlepper im Technikum des Technologie- und<br />
Förderzentrums vermessen und auch später<br />
in den Versuchsbetrieben in Kringell und Grub<br />
von den Straubinger Technikern betreut. Laut<br />
Brunner werden in beiden Betrieben bereits<br />
seit mehreren Jahren Schlepper eingesetzt;<br />
der Rapsölkraftstoff kommt ausschließlich<br />
aus der Region. Dies kommt der heimischen<br />
Landwirtschaft und der gesamten regionalen<br />
Wirtschaft unmittelbar zu Gute. Gleichzeitig<br />
sinkt die Abhängigkeit der Landwirtschaft<br />
Ab dem 1. Januar 2010 müssen BHKW<br />
für flüssige Biomasse Nachweise über den<br />
nachhaltigen Anbau sowie der Herstellung<br />
der Rohstoffe wie Palm-, Soja- oder Rapsöl<br />
bringen. Die geförderte Vergütung aus dem<br />
EEG ist an die Einhaltung der Nachhaltigkeitskriterien<br />
gebunden. Um Marktverwerfungen<br />
zu vermeiden hat der Bundestag<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
POlITIK<br />
Bayern Setzt ForSchung<br />
mit PFlanzenöl-traktoren Fort<br />
Bild (v. l.): Dr. Bernhard Widmann<br />
(TFZ), Helmut Korthöber, JohnDeere,<br />
Landwirtschaftsminister Helmut Brunner<br />
sowie die beiden Leiter der Lehr,<br />
Versuchs und Fachzentren, Heinrich<br />
Freund (Kringell) und Rasso Höck<br />
(Achselschwang/Grub)<br />
von importierten fossilen Kraftstoffen Der bei<br />
der Produktion anfallende Rapspresskuchen<br />
wird nach Angaben des Ministers in der Tierfütterung<br />
verwendet und geht damit wieder<br />
in den Kreislauf der Lebensmittelerzeugung.<br />
Derzeit sind, so Brunner, die Rahmenbedingungen<br />
für den Einsatz von Rapsölkraftstoff<br />
unbefriedigend. Die Besteuerung von Rapsöl<br />
und Biodiesel bei gleichzeitig niedrigen<br />
eine Übergangsbestimmung eingefügt, so<br />
dass die Landwirtschaft für Ölpflanzen erst<br />
ab 01.07.2010 Nachhaltigkeitsnachweise<br />
vorlegen muss. Diese sind vor allen Dingen<br />
in den Cross-Compliance-Regelungen verankert.<br />
Für Biokraftstoffe wurde eine in wesentlichen<br />
Teilen gleiche Regelung gefunden, die<br />
Dieselpreisen hat die heimischen Ölquellen<br />
in den meisten der über 600 dezentralen<br />
Ölmühlen in Deutschland versiegen lassen.<br />
Auch die Anwendung in den Schleppern der<br />
Landwirte wird durch niedrige Agrardieselpreise<br />
gehemmt. Was gebraucht werde, sei<br />
eine den Markverhältnissen angemessene,<br />
zuverlässige und moderate Steuergesetzgebung<br />
für Biokraftstoffe in Reinform. Diese<br />
müsse die positiven Effekte von Rapsölkraftstoff,<br />
wie CO 2 -Einsparung, Boden- und<br />
Gewässerschutz, regionale Wertschöpfung,<br />
gleichzeitige Versorgung von Teller und Tank<br />
sowie Nachhaltigkeit stärker einbeziehen.<br />
Der Landwirt dürfe nicht gezwungen sein,<br />
aus Wirtschaftlichkeitsgründen auf fossilen<br />
Dieselkraftstoff zurückgreifen zu müssen.<br />
Von den Vorteilen der Biokraftstoffe profitiert<br />
die gesamte Gesellschaft. Rapsölkraftstoff<br />
einzusetzen bedeute aktiv Klimaschutz zu<br />
betreiben und der Erderwärmung und deren<br />
Folgen heute schon entgegenzusteuern. Rapsölkraftstoff<br />
könne einen maßgeblichen Anteil<br />
zum Erreichen der gesteckten Klimaschutzziele<br />
beitragen. Hierzu würde besonders der Einsatz<br />
von Reinkraftstoffen beitragen. (sf)<br />
BiomaSSe-nachhaltigkeitSverorDnung<br />
gilt aB 2010<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>e müssen in Deutschland ab 2010 Nachhaltigkeitszertifikate<br />
vorweisen, wenn aus ihnen Strom erzeugt werden soll. Für Landwirte gilt<br />
diese Regelung erst ab der Ernte 2010. Der Bundestages hat am 2.7. die<br />
BiomassestromNachhaltigkeitsverordnung angenommen, die Annahme<br />
aber an einzelne Änderungen gebunden, denen die Bundesregierung noch<br />
zustimmen muss.<br />
ebenfalls ab dem nächsten Jahr gültig ist<br />
und nicht mehr der Zustimmung des Bundestages<br />
bedarf. Diese ist von der EU-Kommission<br />
am 23. Juni 2009 notifiziert worden,<br />
d.h. ab Mitte September kann mit einer Stellungnahme<br />
der Kommission gerechnet werden.<br />
In der Folge kann das Bundeskabinett<br />
die Verordnung verabschieden. (pb)
TeCHnISCHe nUTzUnG<br />
AnAlyseverfAhren zur Bestimmung<br />
des PflAnzenölAnteils in geBrAuchten<br />
dieselmotorenölen<br />
Aufgrund des chemischen Aufbaus verhalten<br />
sich <strong>Pflanzenöl</strong>e im dieselmotorischen<br />
Einsatz anders als normaler Dieselkraftstoff<br />
oder Biodiesel.<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>e sind Ester, in denen drei langkettige<br />
Fettsäuren an einen dreiwertigen Alkohol<br />
(Glycerin) gebunden sind (sogenannte<br />
„Triglyceride“). Reine <strong>Pflanzenöl</strong>e weisen<br />
für den dieselmotorischen Betrieb problematische<br />
Eigenschaften auf, die hauptsächlich<br />
durch die sehr großen Moleküle mit ca.<br />
60 C-Atomen bedingt sind.<br />
Es gibt eine Vielzahl problematischer Kraftstoffeigenschaften,<br />
die einen direkten Einfluss<br />
auf die motorische Verbrennung haben.<br />
Insbesondere die fehlende Verdampfbarkeit<br />
aller <strong>Pflanzenöl</strong>e im Fettsäurerest des <strong>Pflanzenöl</strong>s<br />
kann zu einem erhöhten <strong>Pflanzenöl</strong>eintrag<br />
in das Motorenöl und zu einer Veränderung<br />
der Schmiereigenschaften führen.<br />
Ist die Menge des eingetragenen <strong>Pflanzenöl</strong>s<br />
zu hoch, kann das <strong>Pflanzenöl</strong> mit dem<br />
Schmieröl chemisch reagieren (Polymerisation).<br />
Ist die Menge des <strong>Pflanzenöl</strong>eintrages<br />
zu hoch, kann es zu einer Polymerisation und<br />
Verharzung kommen. Hierbei handelt es sich<br />
um eine komplexe chemische Reaktion zwischen<br />
Motorenöl und <strong>Pflanzenöl</strong>. Einzelne<br />
Moleküle der beiden Komponenten werden<br />
neu miteinander verbunden und vernetzt.<br />
Die vorhandene Wärme beim Motorbetrieb<br />
sowie das Vorhandensein von ungesättigten<br />
Verbindungen (= Doppelbindungen) in den<br />
Fettsäureresten verstärken diese Reaktionen<br />
nochmals.<br />
Abbildung. 1: Chemischer Aufbau von<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>en im Vergleich zum Biodiesel<br />
und Dieselkraftstoff (Quelle: DEUTZ<br />
Mediendatenbank)<br />
Abbildung 2: Motor-Totalschaden durch Polymerisation bei unsachgemäßem <strong>Pflanzenöl</strong>betrieb<br />
(Quelle: Universität Rostock)<br />
Die Folge ist eine Verschlammung des Motors,<br />
was zum Ausfall der Motorenschmierung<br />
und gravierenden Motorschäden führen<br />
kann. Gerade im Niedriglastbereich ist der<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>eintrag besonders kritisch. Daher<br />
sollten <strong>Pflanzenöl</strong>motoren mit möglichst hohen<br />
Auslastungen betrieben werden.<br />
Während DEUTZ beim Natural Fuel Engine ©<br />
hier in das Motormanagement eingreifen<br />
und durch sein Zweitank-Konzept den Rapsöleintrag<br />
im Niedriglastbereich durch Umschaltung<br />
auf Diesel auf ein Minimum reduzieren<br />
kann, ist das bei vielen Umrüstern und<br />
Eintank-Konzepten nicht so einfach möglich.<br />
Daher gibt es eine Vielzahl von Umrüstern,<br />
die Motorölanalysen ausdrücklich vorschreiben.<br />
In diesem Fall, aber auch bei unzulässigen<br />
Verlängerungen der Ölwechselintervalle<br />
und Betreiben von nicht freigegebenen<br />
Motoren für den <strong>Pflanzenöl</strong>betrieb durch<br />
den Anwender muss gewährleistet werden,<br />
dass analytische Messverfahren zur Verfügung<br />
stehen, mit den der <strong>Pflanzenöl</strong>eintrag<br />
einwandfrei und gerichtsfest nachgewiesen<br />
werden kann.<br />
Im DIN-FAM-Arbeitsauschuss 663 „Gebrauchtöluntersuchungen“<br />
werden aktuell daher<br />
zwei Analysenverfahren auf Basis der Infrarotspektrometrie<br />
und der Gaschromatographie<br />
entwickelt, mit denen ein <strong>Pflanzenöl</strong>eintrag in<br />
das Motorenöl bestimmt werden kann.<br />
Im Juni 2009 ist nun der Entwurf der DIN<br />
E 51639-4 (Prüfung von Schmierstoffen –<br />
Prüfverfahren – Bestimmung des <strong>Pflanzenöl</strong>anteils<br />
in gebrauchten Dieselmotorenölen<br />
mittels Infrarot-spektrometrischem Verfahren)<br />
durch den DIN veröffentlich worden<br />
und kann vom Beuth-Verlag, Berlin, bezogen<br />
werden.<br />
Die DIN 51380-2 (Prüfung von Schmierstoffen<br />
– Bestimmung von Kraftstoffanteilen<br />
in gebrauchten Motorenölen) wird derzeit<br />
zur Veröffentlichung als Norm-Entwurf<br />
vorbereitet und ermöglicht die simultane<br />
Bestimmung von <strong>Pflanzenöl</strong>, Biodiesel und<br />
normalem Diesel im Motorenöl mittels gaschromatographischem<br />
Verfahren.<br />
Die Betreiber von <strong>Pflanzenöl</strong>motoren sollten<br />
daher nur solche Laboratorien mit der Untersuchung<br />
von Ölanalysen beauftragen, die<br />
die aktuellen DIN-Prüfverfahren auch durchführen<br />
können. Hier gibt es eine Vielzahl von<br />
unabhängigen Laboratorien, die für diese<br />
Verfahren nach ISO 17025 akkreditiert und<br />
auf die Untersuchung von biogenen Kraftstoffen<br />
und Motorölen spezialisiert sind.<br />
Autor:<br />
Markus Winkler<br />
DEUTZ AG, Köln<br />
Obmann des DIN-Arbeitskreises DIN 51639-4<br />
www.deutz.com<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
13
14<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
TeCHnISCHe nUTzUnG<br />
PflAnzenölheizungen –<br />
ölmühlen, lAndWirte und PrivAthAushAlte<br />
Profitieren von dezentrAlen<br />
WärmeversorgungsnetzWerken<br />
Der C1P <strong>Pflanzenöl</strong>brenner von<br />
Tempratect ist im Sine des Wärmegesetzes<br />
förderungswürdig.<br />
Jeder Eigentümer eines neuen Gebäudes muss gemäß Erneuerbare-<br />
Energien-Wärmegesetz seit dem 1.1.2009 seinen Wärmebedarf anteilig<br />
aus erneuerbaren Energien decken. Das gilt auch, wenn die Immobilie<br />
vermietet wird. Jeder Eigentümer ist frei, selbst zu entscheiden, welche<br />
Energiequelle er nutzen möchte. Die Nutzungspflicht muss grundsätzlich<br />
bei allen Neubauten erfüllt werden, die ab dem 1. Januar 2009 neu errichtet<br />
werden. Eine Option zur Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben ist die<br />
Nutzung von <strong>Pflanzenöl</strong> in Heizbrennern. Die moderne Voll-Brennwert-<br />
Heiztechnologie schafft hierfür energiesparende Voraussetzungen.<br />
hoher WärmeBedArf<br />
Der Mensch braucht Wärme. Wer möchte nicht<br />
gern im geheizten Haus leben oder auf eine<br />
warme Dusche verzichten? Gleichzeitig muss<br />
dringend Energie eingespart werden, um nicht<br />
die folgenden Generationen mit noch höheren<br />
Energie- und Umwelthypotheken zu belasten<br />
als ohnehin schon der Fall. Derzeit liegt der<br />
Verbrauch an Heizöl bei 15,4 Liter pro Quadratmeter<br />
und Jahr (Quelle: Techem-AG-Studie<br />
2006/2007, milder Winter). Dieser Wert beinhaltet<br />
den Heizölverbrauch zum Heizen und<br />
für die Warmwasseraufbereitung. Haushalte,<br />
die Heizöl nur zum Heizen nutzen, liegen bei<br />
13,6 Heizöl pro Quadratmeter und Jahr.<br />
Zur Einsparung muss entweder weniger Wärme<br />
verbraucht werden oder aber die Energieeffizienz<br />
erhöht werden. Gerade bei Gebäuden<br />
will die Bundesregierung mehr Energieeffizienz<br />
durchsetzen: Alleine durch die Modernisierung<br />
an Gebäudeaußenwänden und durch<br />
sparsames Heizen konnte der CO 2 -Ausstoß im<br />
Wohnbereich zwischen 1990 und 2005 um<br />
13 Prozent gesenkt werden. Das entspricht<br />
16 Mio. Tonnen weniger Kohlendioxid.<br />
ungenutzte<br />
PotentiAle in<br />
der regenerAtiven<br />
WärmegeWinnung<br />
Energie einzusparen ist eine Möglichkeit;<br />
mehr erneuerbare Energien zu nutzen eine<br />
zweite.<br />
Erneuerbare-Energien-Anlagen sind Hightech-<br />
Anlagen, die vielfach in Deutschland<br />
hergestellt werden. Es können also sowohl<br />
heimische Rohstoffe als auch heimische Energie<br />
genutzt werden. Der Beitrag der erneuerbaren<br />
Energien zur Wärmeversorgung steigt<br />
seit Jahren, ist aber heute noch – insgesamt<br />
betrachtet – relativ gering: Etwa 6,6 Prozent<br />
des deutschen Wärmebedarfs werden durch<br />
erneuerbare Energien gedeckt. Die Potenziale<br />
für die Zukunft sind aber groß: Bereits<br />
im Jahr 2020 kann der Anteil Erneuerbarer<br />
Energien an der Wärmeversorgung 14 Prozent<br />
betragen. Damit könnten über 86 Mio.<br />
Tonnen CO 2 eingespart werden. Studien<br />
führender Forschungsinstitute bestätigen,<br />
dass die erneuerbaren Energien den Wärmebedarf<br />
Deutschlands 2050 schon zu 50 Prozent<br />
decken können (Quelle: BMU).<br />
dAs erneuerBAreenergien-Wärmegesetz<br />
Die Grundlagen für einen verstärkten Einsatz<br />
von regenerativen Energien nicht nur<br />
zur Strom- sondern auch zur Wärmeerzeugung<br />
wurden mit dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz<br />
(im Folgenden: Wärmegesetz)<br />
geschaffen. Der Bundestag hat am 6.<br />
Juni 2008 auf Grundlage eines Entwurfs der<br />
Bundesregierung vom 5. Dezember 2007<br />
das Wärmegesetz beschlossen. Alle relevanten<br />
Dokumente hierzu sind im Internet<br />
unter www.erneuerbare-energien.de/inhalt/<br />
41719/ zu finden.
Das Wärmegesetz legt fest, dass spätestens<br />
im Jahr 2020 14 Prozent der Wärme<br />
in Deutschland aus Erneuerbaren Energien<br />
stammen sollen. Das Gesetz hat drei<br />
Säulen:<br />
• erstens – die Nutzungspflicht: Eigentümer<br />
von Gebäuden, die neu gebaut werden,<br />
müssen Erneuerbare Energien für ihre Wärmeversorgung<br />
nutzen. Diese Pflicht trifft alle<br />
Eigentümer, egal ob private, den Staat oder<br />
die Wirtschaft. Genutzt werden können alle<br />
Formen von Erneuerbaren Energien, auch in<br />
Kombination. Wer keine erneuerbaren Energien<br />
einsetzen will, kann andere Klima schonende<br />
Maßnahmen ergreifen: Eigentümer<br />
können ihr Haus stärker dämmen, Wärme<br />
aus Fernwärmenetzen beziehen oder Wärme<br />
aus Kraft-Wärme-Kopplung nutzen.<br />
• zweitens – die finanzielle Förderung: Die<br />
Nutzung erneuerbarer Energien wird finan-<br />
Eine völlig neu entwickelte Brennergeneration<br />
revolutioniert die Möglichkeiten<br />
zur Nutzung alternativer Energien. Der<br />
C1/C1P Multiölbrenner kann mit nahezu<br />
allen pflanzlichen und mineralischen<br />
Ölen, als auch mit tierischen flüssigen<br />
Fetten betrieben werden. Mit Heizleistungen<br />
von 13 kW bis 31 kW, können<br />
mit nur einer Düse, also ohne Düsenumbau<br />
und ohne externe Unterstützung<br />
durch Pressluft nahezu alle Öle fast<br />
rauch und rückstandsfrei verbrannt werden.<br />
Die Verwendung der Brennstoffe ist<br />
nahezu viskositätsunabhängig, es können<br />
schwer entflammbare Materialien<br />
verfeuert werden.<br />
• Einfache Montage u. Brennereinregulierung<br />
• Einsetzbar in nahezu allen Kesseltypen<br />
• Universell von 13–31 KW einstellbar<br />
• Wahlmöglichkeit verschiedener<br />
Brennstoffe bei jedem Mischungsverhältnis<br />
• Russfreie saubere Verbrennung<br />
• Niedrige Emissionswerte der Klasse 3<br />
• TÜV auf Rapsöl und Heizöl EL<br />
ziell gefördert. Das bestehende Marktanreizprogramm,<br />
ein Förderinstrument der Bundesregierung,<br />
erhält mehr Geld. Die Mittel<br />
wurden auf bis zu 500 Mio. Euro pro Jahr<br />
aufgestockt. Das bedeutet mehr Planungssicherheit<br />
für Investoren.<br />
• drittens – Wärmenetze: Das Gesetz erleichtert<br />
den Ausbau von Wärmenetzen. Es<br />
sieht vor, dass Kommunen auch im Interesse<br />
des Klimaschutzes den Anschluss und die<br />
Nutzung eines solchen Netzes vorschreiben<br />
können.<br />
modernste<br />
technologie Als<br />
fördervorAussetzung<br />
Flüssige und gasförmige Biomasse nehmen<br />
unter den Erneuerbaren Energien eine<br />
Sonderstellung ein. Biogas und <strong>Pflanzenöl</strong><br />
stehen nicht in unbegrenztem Umfang zur<br />
Verfügung. Die Beimischung von <strong>Pflanzenöl</strong><br />
und Biogas wird daher an die Bedingung<br />
geknüpft, dass sie mit den effizientesten<br />
Anlagen erfolgt. Bei <strong>Pflanzenöl</strong> sind das<br />
modernste Brennwertkessel und bei Biogas<br />
Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Zudem<br />
darf Biogas und <strong>Pflanzenöl</strong> nur einsetzen,<br />
wer nachweisen kann, dass diese Brennstoffe<br />
bestimmten Nachhaltigkeitsanforderungen<br />
entsprechen. Entscheidet sich der<br />
Eigentümer eines neuen Gebäudes für den<br />
Einsatz von biogenem Öl, muss er seinen<br />
Wärmeenergiebedarf zu mindestens 50 Prozent<br />
mit <strong>Pflanzenöl</strong> decken.<br />
voll-BrennWerttechnik<br />
für neue oder<br />
Bestehende AnlAgen<br />
Durch Nutzung modernster Technologie für<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> als Brennstoff in Gebäudeheizungen<br />
werden Fördertatbestände erfüllt.<br />
Die Voll-Brennwerttechnik ist der vorläufige<br />
Höhepunkt in der Entwicklung moderner,<br />
umweltschonender und energiesparender<br />
Heizkesseltechnologie. Durch den sehr hohen<br />
Wirkungsgrad wird Energie in Größenordnungen<br />
bis zu 40 % eingespart. Ein Beispiel<br />
für die technisch ausgereifte Lösung für<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>heizungen ist der C1P <strong>Pflanzenöl</strong>brenner<br />
der Firma Tempratec, der denselben<br />
Komfort wie herkömmliche Ölbrenner gewährleistet.<br />
Alle biogenen Öle können damit<br />
ohne Umbau verheizt werden.<br />
Tempratec Kessel und Brenner eignen sich<br />
besonders als Ersatz für bestehende Anlagen,<br />
da deren Heizcharakteristik beibehalten wird.<br />
Der Umbau bestehender Heizflächen entfällt.<br />
Durch die sehr niedrigen Abgastemperaturen<br />
von etwa 50 Grad kann bei allen Kesseltypen<br />
eine Abgasleitung aus Kunststoff eingesetzt<br />
werden. Dies erspart die zumeist teure Kaminsanierung.<br />
Die Gesamt-Energieersparnis<br />
der Brennwerttechnik gegenüber herkömmlichen<br />
Heizungen liegt bei bis zu 40 %. Da<br />
es sich bei <strong>Pflanzenöl</strong> nicht um ein Gefahrgut<br />
handelt, sind Transport und Lagerung denkbar<br />
einfach und vor allem geruchsneutral.<br />
Hinzu kommt, dass sich durch die Umstellung<br />
einer alten (Öl-)Heizung auf eine Rapsöl-<br />
oder <strong>Pflanzenöl</strong>heizung der Ausstoß von<br />
Klimagasen erheblich reduziert.<br />
regionAle PArtnerschAften<br />
mit dezentrAlen<br />
ölmühlen<br />
„Die Tempratec-Technologie ist nicht nur<br />
technisch ausgereift und somit im Sinne des<br />
Wärmegesetzes förderungswürdig, sondern<br />
schafft Möglichkeiten der dezentralen Wärmeversorgung,<br />
die sowohl den Verbrauchern<br />
als auch den dezentralen Ölmühlen und<br />
nicht zuletzt den Landwirten größtmögliche<br />
Planungs- und Versorgungssicherheit<br />
bringt. Es besteht kein Grund, vor der Investition<br />
in eine moderne Anlage, denn bereits<br />
mittelfristig betrachtet sind regenerative<br />
Rohstoffe billiger als fossile, da deren Endlichkeit<br />
voraussehbar ist“, so Ralf Ben Salah,<br />
Geschäftsführer der Firma Tempratec. „Das<br />
Interesse bei Verbrauchern an der energiesparenden<br />
Brennwerttechnik ist sehr groß.<br />
Umweltbewusste Kunden nehmen nach<br />
unseren Erfahrungen einen Mehrpreis von<br />
fünf bis zehn Cent von <strong>Pflanzenöl</strong> gegenüber<br />
Mineralöl durchaus in kauf“, fügt Ben<br />
Salah hinzu. „Wenn man bedenkt, dass es<br />
in Deutschland etwa sechseinhalb Millionen<br />
Ölheizungen gibt und davon mehr als eine<br />
Millionen dringend sanierungsbedürftig sind,<br />
kann man sich ausrechnen, welches ungenutztes<br />
Potential für biogene Brennstoffe<br />
dahinter steckt. Es müssen stärker als bisher<br />
regionale Partnerschaften zwischen Ölerzeugern<br />
und Heizungsbauern etabliert werden.<br />
Das brächte für alle Seiten maximale Versorgungs-,<br />
Planungs- und Absatzsicherheit und<br />
vernünftige Preise für die Landwirtschaft. Für<br />
die Verbrennung muß das Öl keine besondere<br />
Qualität haben; es können also auch Ölsaatenchargen<br />
minderer Qualität vom Landwirt<br />
direkt verpresst und zu Heizzwecken<br />
eingesetzt werden. Abgesehen von diesen<br />
Vorteilen der Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit<br />
sollten wir stärker als bisher<br />
im Bewusstsein unserer Verantwortung für<br />
zukünftige Generationen handeln.“ (pb)<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
15
16<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> GlOBal<br />
Mittelständische lösungen<br />
für ölerzeugung in der ukraine gesucht<br />
VoM exportland<br />
zuM lebensMitteliMporteur<br />
Aus dem Agrar-Exportland Ukraine wurde<br />
ein Importeur von Lebensmitteln, zum einen<br />
wegen des erwachenden Interesses an<br />
Importwaren, die jedoch häufig nicht die<br />
besten Qualitäten hatten. Zum anderen waren<br />
diese Importe trotz aller Mängel häufig<br />
billiger als einheimische Produkte und der<br />
Geldmangel ließ keinen Raum für alternative<br />
Entscheidungen. Eine Rückkehr zur eigenen<br />
Versorgung war überall, wo man die<br />
Kolchosen und Sowchosen zerschlagen hatte,<br />
unmöglich. Die Technik für die Feldbearbeitung<br />
war verschlissen oder aus Gründen<br />
der Nichtteilbarkeit versilbert worden in der<br />
Hoffnung, die so erzielten Erlöse ebenfalls<br />
lukrativ aufteilen zu können. Die Tragik der<br />
heutigen Situation der Ukraine besteht darin,<br />
dass es sich dabei um ein fruchtbares<br />
Agrarland handelt, dessen Böden faktisch<br />
mit der Hand bearbeitet werden müssen.<br />
Dieses Problem häuft sich in den Oblasten<br />
der Westukraine. Im Osten gibt es positive<br />
Beispiele dafür, dass es gelingen kann, die<br />
Strukturen der alten Einheiten in neue Wirtschaftsformen<br />
zu überführen. Aber alles ist<br />
auch hier immer von der Notwendigkeit des<br />
Exportes abhängig. Kein Export, keine positiven<br />
Erlöse. Jeder Preisniedergang bedeutet<br />
auch ein existentielles Risiko bzw. den Verfall<br />
der landwirtschaftlichen Betriebe.<br />
Mangelnde<br />
Verarbeitungskapazitäten<br />
Selbst nach 18 Jahren Unabhängigkeit von<br />
der ehemaligen Sowjetunion kann sich die<br />
nun privat wirtschaftende Landbevölkerung<br />
nicht von ihrem Boden ernähren. Erschwerend<br />
ist auch, dass es fast keine Strukturen<br />
gibt, die die markfähige Verarbeitung der<br />
Agrargüter garantieren. So gibt es zum Bei-<br />
Wo in der Ukraine noch vor 25 Jahren Getreidefelder zu sehen waren,<br />
so weit das Auge reichte, liegen heute überwiegend Brachen.<br />
Der ländliche Raum verödet. Die Infrastruktur treibt die Menschen<br />
in die Städte.<br />
Quelle: zahner/pixelio<br />
Große Bewirtschaftungseinheiten senken die Kosten. Für 2009 wird allerdings nur<br />
eine Ernte von 1,7 Mio. t Raps und 5,5 Mio. t Sonnenblumen erwartet.<br />
spiel keine mittelständischen Verarbeiter für<br />
die Produkte der Klein- und Kleinstbauern.<br />
Das gilt auch für die Produktion von Ölsaaten.<br />
Der Bauer muss sich auf Gedeih und<br />
Verderb in die Hände von Inhabern der Getreidelager<br />
begeben, da er ansonsten nicht<br />
in der Lage ist, die Ernte zu lagern. Von diesem<br />
Zwischenhändler aus erfolgt der Weitertransport,<br />
die Verarbeitung im Land oder<br />
der Export. Letzterer überwiegt im Bereich<br />
von Ölsaaten, da es im Land zwar einige<br />
große Ölmühlen, aber keine dezentralen,<br />
kleineren Ölproduktionsanlagen gibt. Es<br />
gibt damit auch keine Kaltpressung. Hin und<br />
wieder stößt man bei den Landwirten auf<br />
abenteuerliche Eigenkonstruktionen, in denen<br />
Öl mehr „gebrannt“ als gepresst wird.<br />
Dabei entsteht eine widerliche Ölschlempe,<br />
die nach Absetzen der Trubstoffe im treuen<br />
alten „Belarus“ verheizt wird. In den indus-<br />
triellen Anlagen wird heiß gepresst und mit<br />
Hexan extrahiert.<br />
Mangelnde<br />
energieeffizienz<br />
Bislang wurde die Bedeutung der Energieproduktion<br />
durch den Landwirt nicht gesehen,<br />
aber ökonomisch auch nicht dargestellt.<br />
Die Gründe dafür sind in traditionellen<br />
Denkschemata, dem fehlendem Zugang zu<br />
internationalen Entwicklungen und der bislang<br />
nicht vorhandenen Notwendigkeit zu<br />
suchen. Außerdem wird die Verarbeitung<br />
von Lebensmitteln zur Energiegewinnung<br />
bislang gesellschaftlich abgelehnt, woran<br />
die Kirche nicht ganz unschuldig ist.<br />
Bislang war Energie immer billig verfügbar.<br />
Erst mit dem rasanten Anstieg der Energiepreise<br />
begann das Umdenken: Treibstoffe<br />
haben sich seit einem Jahr um das Drei
einhalb- bis Vierfache verteuert. Gas- und<br />
Strompreise haben sich verdoppelt beziehungsweise<br />
verdreifacht. Bisher war also<br />
Energieeffizienz kein Thema, was die Verbraucher<br />
jetzt schmerzlich zu spüren bekommen.<br />
Noch immer werden Geräte zum<br />
Heizen verwendet, die so extrem uneffektiv<br />
sind, dass man darin gleich sein Geld verheizen<br />
könnte! Bausubstanz ist überwiegend<br />
unzureichend gedämmt, in vielen ländlichen<br />
Gegenden gibt es maximal Doppelfenster.<br />
Eine Wärmeschutzverordnung ist gänzlich<br />
unbekannt. Die Energieeinsparungspotentiale<br />
bzw. Energiegewinnungspotentiale aus<br />
nachwachsenden Rohstoffen sind in der<br />
Ukraine noch völlig unausgeschöpft.<br />
erschliessung<br />
nachwachsender<br />
energiereserVen<br />
Die Auswirkungen der letzten Gaskrise mit<br />
dem Nachbarn Russland sind noch nicht voll<br />
wirksam, aber man kann davon ausgehen,<br />
dass sowohl für Gas als auch für Erdöl die<br />
Preise weiter steigen werden. Im Komitee<br />
für Staatsreserven wird aufgrund dieser sich<br />
zuspitzenden Situation über die nachhaltige<br />
Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen<br />
Flächen und die Erschließung neuer, regenerativer<br />
Energiereserven nachgedacht. Ein<br />
Land, fast zweimal so groß wie die Bundesrepublik,<br />
aber mit nur der Hälfte an Bevölkerung,<br />
verfügt in 27 Oblasten über ausreichend<br />
Anbauflächen, um sich energetisch<br />
fast unabhängig aufzustellen!<br />
Der Anfang soll mit dem Anbau von Raps<br />
als Öllieferant für die Kraftstoffproduktion<br />
gemacht werden. In zwei Fünfjahresschritten<br />
sollen an 15 Verarbeitungszentren im<br />
Land Lagerkapazitäten für 2 000 000 to<br />
Rapsöl geschaffen werden. Bewusst wird<br />
Mächtige Schwarzerdeböden sorgen für beste Erträge<br />
auf die Zentralisierung der Ölproduktion<br />
verzichtet – nicht zuletzt wegen Ökobilanz.<br />
Lange Wege zur Presse und zur Verwertung<br />
der Koppelprodukte sollen vermieden werden.<br />
Der Rapskuchen als wertvolles Futtermittel<br />
soll im ländlichen Raum verbleiben,<br />
um vor Ort genutzt zu werden. Das ist eine<br />
Chance für die Entwicklung einer effektiven<br />
Tierhaltung. Im zweiten Schritt soll in den<br />
15 Verarbeitungszentren mit dem Aufbau<br />
von Biodieselanlagen und dezentralen Energiegewinnungsanlagen<br />
(BHKW) begonnen<br />
werden. Die erwähnten 15 Verarbeitungszentren<br />
sollen aus jeweils bis zu zehn Dörfern<br />
mit Rohstoffen beliefert werden. Das ist<br />
ein große Aufgabe, für deren Erfüllung noch<br />
sehr viele Fachleute gesucht werden.<br />
inVestoren gesucht<br />
Aus dem Aufbau der dezentralen Strukturen<br />
können viele Investoren profitieren. Vor<br />
allem, weil man sich bereits auf die durch<br />
die Ölsaaten veränderten Fruchtfolgen<br />
eingestellt hat. Parallel zu den Biodiesel-<br />
Produktionsanlagen sind an den 15 Zentren<br />
Verarbeitungskapazitäten für Bioethanol<br />
und in vielen Dörfern und an Stadträndern<br />
Biogasanlagen geplant. Diese Herangehensweise<br />
schafft Arbeitsplätze im ländlichen<br />
Raum, bringt eine wesentliche Verbesserung<br />
der Infrastruktur mit sich und ist Bestandteil<br />
einer völlig neuen Energiepolitik. Was fehlt,<br />
ist die Ausweitung des Konzepts bis hin zu<br />
geschlossenen Stoffkreisläufen oder der<br />
Gewinnung von Biowerkstoffen und Isolationsmaterialien<br />
auf der Basis von Ölpflanzen<br />
und anderen nachwachsenden Rohstoffen.<br />
Das Engagement in die dezentrale Ölgewinnung<br />
in der Ukraine ist sicherlich auch<br />
für viele Akteure der deutschen <strong>Pflanzenöl</strong>branche<br />
interessant, da sie sich in einem<br />
Aussaat von Sojabohnen<br />
territorial begrenzten Land befinden und<br />
überdies gesetzlich ausgebremst werden.<br />
Das deutsche Beispiel einer wankelmütigen<br />
Gesetzgebung treibt viele Akteure des deutschen<br />
Marktes nahezu in den Ruin.<br />
Gegenwärtig wird in der Ukraine an einem<br />
Gesetzespaket für die erneuerbaren Energien<br />
gearbeitet. Man ist sehr darauf bedacht,<br />
langfristig und nachhaltig zu planen. Es ist<br />
nicht davon auszugehen, dass dieses Negativbeispiel<br />
der nachträglichen Aufkündigung<br />
von politischen Garantien Nachahmer in der<br />
Ukraine findet!<br />
Das Energie-Programm ist offen für Ausstatter<br />
und Investoren. Kapital und ausländisches<br />
Eigentum sind in der Ukraine rechtsstaatlich<br />
gesichert. Die Politik der Regierung<br />
von Julia Timoschenko ist auf eine nachhaltige<br />
Stabilität ausgerichtet und begrüßt das<br />
Engagement aus dem Ausland. Autor: Oleksander<br />
Timkiv, Bearbeitung (pb)<br />
Die ukrainische Rapsernte 2009 bringt<br />
wahrscheinlich enttäuschende Ergebnisse.<br />
Es wird nach Angaben der agrarzeitung<br />
(Ausgabe v. 3.7.) von Erträgen bei<br />
ersten Probedreschungen von nur 1,2 bis<br />
1,5 t/ha berichtet (Vorjahr: 2 t/ha). Da<br />
auch die Rapsanbaufläche nach Spätfrösten<br />
im Frühjahr erheblich reduziert<br />
werden musste, erwarten Händler in der<br />
Ukraine eine Gesamternte von nur etwa<br />
1,7 Mio. t Rapssaat (Vorjahr: 2,9 Mio. t).<br />
In der Saison 2008/09 wurde 85 Prozent<br />
der ukrainischen Rapsernte in die EU geliefert.<br />
Der Exportanteil in die EU in der<br />
Saison 2009/10 wird voraussichtlich um<br />
über eine Mio. t sinken.<br />
Bildquelle: Ing.-Büro Heinz Jasken, Berlin<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
17
18<br />
Der Eiweißfuttermittelmarkt ist ein globaler<br />
Markt. Wie in der Agrarwirtschaft insgesamt<br />
sind Deutschland und die Europäische Union<br />
in internationale Warenströme eingebunden<br />
und mit ihnen verflochten. Dabei ist die<br />
Abhängigkeit der EU von Eiweißfuttermittel-<br />
Importen groß.<br />
Die wichtigsten Eiweißfuttermittel in der<br />
EU sowie in Deutschland sind Sojaschrot<br />
und Rapsschrot: Insgesamt werden in der<br />
EU-27 jährlich ca. 36 Mio. t Sojaschrot und<br />
knapp zehn Mio. t Rapsschrot verfüttert.<br />
Während der größere Teil – Sojabohnen und<br />
Sojaschrot – vor allem aus Nord- und Südamerika<br />
importiert werden, kommt die EU<br />
bei Rapsschrot nahezu ohne Importe aus.<br />
Für Deutschland heißt das, dass 100 Prozent<br />
der Sojabohnen und des Sojaschrotes von<br />
außerhalb der EU importiert werden müssen,<br />
das in Deutschland verfütterter Rapsschrot<br />
hingegen auch nahezu vollständig in<br />
Deutschland produziert wird. Dabei stammt<br />
die Rapssaat ebenfalls vorwiegend aus Europa<br />
(EU und Ukraine). Innerhalb dieses<br />
globalen Eiweißfuttermittelmarktes nimmt<br />
die Bedeutung der EU als Importeur und<br />
damit ihre Marktmacht und Einflussmöglichkeiten<br />
jedoch stetig ab. Zusätzlich erschwert<br />
werden die Marktströme Richtung<br />
Entwicklung – globale Sojabohnenimporte 1997–2007<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> GlOBal<br />
eiweissfutterMittel in deutschland<br />
und der europäischen union:<br />
ist die Versorgung in zukunft gesichert?<br />
1997<br />
2002<br />
2997<br />
0 10 20 30<br />
3 15 5 5 3 3 2 1 1<br />
Sojabohnen Importe der EU-27 (Mio. t)<br />
Europa durch unterschiedliche Regelungen<br />
der Zulassungsverfahren von gentechnisch<br />
veränderten Organismen (GVO) in den USA<br />
und der EU.<br />
Wie kann vor diesem Hintergrund die Versorgung<br />
mit ausreichenden Mengen dieser<br />
wichtigen Futterkomponente sichergestellt<br />
und eine Versorgungslücke bei Eiweißfuttermitteln<br />
vermieden werden?<br />
Mio. t<br />
∑ 38,5<br />
11 18 9 5 4 3 2 1 1<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
∑ 54,5<br />
31 16 16 4 4 2<br />
∑ 73,5<br />
40 50 60 70<br />
Der Sojabohnenimport Chinas wurde innerhalb von 10 Jahren verzehnfacht. © OVID 2008, Quellen: Oil World<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
16<br />
2<br />
0<br />
9<br />
5<br />
2004/05<br />
14<br />
■■ USA ■■ Brasilien ■■ Argentinien ■■ Andere<br />
2<br />
0<br />
10<br />
16<br />
2<br />
0<br />
9<br />
16 16<br />
2<br />
4<br />
3<br />
2<br />
2005/06 2006/07 2007/08 2008/09<br />
2<br />
11<br />
Quelle: USDA, Eurostat, ACTI<br />
der sojaMarkt –<br />
Marktstellung der eu<br />
als iMporteur sinkt<br />
Die Warenströme von Sojabohnen und Sojaschrot<br />
unterscheiden sich erheblich. Der<br />
wesentliche Teil der Sojabohnenimporte<br />
stammt aus Brasilien. Die USA und andere<br />
Länder nehmen einen geringen Anteil ein.<br />
China<br />
EU<br />
andere Länder<br />
jeweils unter 2 %<br />
Japan<br />
Mexiko<br />
Taiwan<br />
Thailand<br />
Südkorea<br />
Brasilien<br />
2<br />
0 0<br />
12<br />
Argentinien<br />
Indonesien
Argentinien beispielsweise spielt als eines<br />
der großen Anbauländer von Soja als Exporteur<br />
von Sojabohnen praktisch keine Rolle<br />
mehr. Dies liegt zum einen an der argentinischen<br />
Exportpolitik, zum anderen sind die<br />
Verarbeitungskapazitäten im eigenen Land<br />
enorm gestiegen: Rund neunzig Prozent der<br />
Sojabohnen können in Argentinien selbst<br />
verarbeitet werden. Dementsprechend hoch<br />
ist auch der Exportanteil an fertigem Sojaschrot<br />
– bei dem die EU und Deutschland<br />
somit keinen Einfluss auf den Verarbeitungsprozess<br />
und auf Qualitätsstandards<br />
haben. Circa zwei Drittel der europäischen<br />
Sojaschrotimporte stammen aus Argentinien<br />
und nur ein Drittel aus Brasilien, wo die nationalen<br />
Verarbeitungskapazitäten auf unter<br />
50 Prozent geschätzt werden.<br />
Betrachtet man die Sojabohnenimporte der<br />
letzten zehn Jahre, so hat sich das Bild auf<br />
dem Weltmarkt erheblich verändert. Hatte<br />
die EU 1997 noch einen Anteil von über<br />
vierzig Prozent an den globalen Sojabohnenimporten,<br />
ist dieser Anteil bis 2007 auf<br />
knapp über 20 Prozent gesunken. Dabei hat<br />
sich absolute Menge der EU-Importe in Mio.<br />
Tonnen kaum verändert. Grund dafür, dass<br />
der Importanteil und damit die Bedeutung<br />
der EU am Weltmarkt relativ gesehen gesunken<br />
ist, ist vor allem das Vordrängen Chinas<br />
auf die Weltmärkte für Eiweißfuttermittel.<br />
Zwischen 1997 und 2007 hat China die<br />
Sojabohnenimporte mehr als verzehnfacht:<br />
von 3 Mio. auf 31 Mio. t pro Jahr.<br />
rapsschrot hat<br />
sich als hochwertiges<br />
eiweissfutter Mittel<br />
in deutschland<br />
durchgesetzt<br />
Mehr als in allen anderen Ländern der<br />
Europäischen Union spielt Rapsschrot in<br />
Deutschland eine herausragende Rolle als<br />
Eiweißfuttermittel. Der Verbrauch ist von ca.<br />
1,2 Mio. t im Jahre 1985 auf über 3 Mio. t<br />
pro Jahr in 2008 gestiegen. Dieser Anstieg<br />
ist vor allem den enormen Qualitätssteigerungen<br />
sowie den gleichbleibenden Inhaltsstoffen<br />
beim Rapsschrot zu verdanken.<br />
Die Qualitäts- und Imageverbesserungen<br />
gingen einher mit der Einführung der sogenannten<br />
00-Sorten. Die heute niedrigen<br />
Glucosinolatgehalte lassen sogar ein theoretisches<br />
Einsatzpotential in Deutschland<br />
von 5,2 Mio. t errechnen. Dabei werden<br />
80 Prozent des Absatzpotentials im Bereich<br />
der Rinderhaltung und 20 Prozent in der<br />
Schweinehaltung gesehen. Vorraussetzung<br />
Bullenmast 0,4 Mio. t<br />
Milchkühe 3,0 Mio. t<br />
Schweinemast 1,0 Mio. t<br />
tragende Sauen 0,8 Mio. t<br />
Gesamtverbrauch 5,2 Mio. t<br />
Hochrechnung des maximalen<br />
Potentials für den Rapsschroteinsatz<br />
in Deutschland,<br />
Quelle: Schwarting, HFWU<br />
EU 27 Deutschland<br />
Mio. t % Mio. t %<br />
Sojaschrot 35,8 64 4,6 56<br />
Rapsschrot 9,8 17 2,9 35<br />
Sonstige 10,8 19 0,7 9<br />
© OVID 2008, Quellen: Oil World<br />
Sonstige Ölschrote: Baumwollsaatschrot, Erdnussschrot,<br />
Sonnenblumenkernschrot, Sesamsaatschrot,<br />
Maiskeimschrot, Maisglutenfutter, Palmkernschrot,<br />
Kopra, Leinschrot<br />
Verbrauch und Anteile von Eiweißfuttermitteln<br />
in der EU und Deutschland<br />
in 2007<br />
wäre allerdings, dass in allen Rationen und<br />
Mischungen der derzeit maximal empfohlene<br />
Rapsschrotanteil eingesetzt wird. OVID<br />
als Verband der ölsaatenverarbeitenden<br />
Industrie in Deutschland und der europäische<br />
Dachverband FEDIOL haben so auch in<br />
einer Qualitätsoffensive entsprechend niedrige<br />
Gehalte für ihre Lieferbedingungen beschlossen:<br />
Mit der Ernte 2011 muss die Saat<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
92<br />
90<br />
98<br />
57<br />
Anteil von GVO an der Anbaufläche in 2008 in %<br />
95<br />
95<br />
mit Saatgut von Doppelnullsorten mit einem<br />
nachweislichen Glucosinolatgehalt von max.<br />
18 µmol/g (bei 91 Prozent Trockenmasse)<br />
produziert worden sein.<br />
Vergleicht man den Einsatz von Rapsschrot<br />
in Deutschland und der EU stellt man große<br />
Unterschiede fest. Der Anteil des Rapsschrotes<br />
an den Eiweißfuttermitteln beträgt<br />
in Deutschland ganze 35 Prozent, wohingegen<br />
er in der EU-27 nur 17 Prozent des<br />
Futtermittels ausmacht. Gründe für die Unterschiede<br />
sind zum einen die verschiedenen<br />
Anbaustrukturen in den einzelnen Ländern,<br />
zum anderen aber auch die in Deutschland<br />
geleistete Aufklärungsarbeit zur Akzeptanzsteigerung<br />
von Rapsschrot als hochwertiges<br />
Eiweißfuttermittel.<br />
gVopflanzen<br />
sind weltweit<br />
MarktdoMinierend<br />
Die zunehmende Bedeutung von Rapsschrot<br />
in Deutschland darf nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass 78 Prozent der in der EU<br />
verfütterten Eiweißfuttermittel aus Importen<br />
stammen und somit eine erhebliche Abhängigkeit<br />
vom Weltmarkt besteht. Der Bedeutungsverlust<br />
der Europäischen Union als<br />
Marktmacht auf dem globalen Sojabohnenmarkt<br />
hat leider auch Auswirkungen auf die<br />
weltweite GVO-Politik. Es war in letzter Zeit<br />
häufig zu lesen, dass der Import von Eiweißfuttermitteln<br />
durch die unterschiedlichen<br />
Zulassungsverfahren in den USA und der<br />
Europäischen Union gefährdet sei. Unabhängig<br />
von der gegenwärtigen GVO-Politik<br />
in Deutschland hat sich der Anbau von GVO-<br />
Pflanzen weltweit in den letzten fünf Jahren<br />
je nach Kulturart verdoppelt bis verdreifacht.<br />
Bei Sojabohnen ist in diesem Zeitraum eine<br />
Verdoppelung der Anbaufläche festzustel-<br />
5<br />
Sojabohnen Raps Mais<br />
■ USA ■ Kanada ■ Argentinien ■ Brasilien ■ Australien<br />
80<br />
70<br />
70<br />
Quelle: Toepfer International<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
19
20<br />
len. Der prozentuale Anteil an GVO-Sojabohnen<br />
liegt in den USA beispielsweise bei<br />
92 Prozent, in Kanada bei 90 Prozent und in<br />
Argentinien sogar bei 98 Prozent. Lediglich<br />
in Brasilien sind nur 57 Prozent der angebauten<br />
Sojabohnen GVO-Pflanzen. Diese<br />
Zahlen unterstreichen, dass es zunehmend<br />
schwieriger wird, nicht-GVO-Sojaware in die<br />
Europäische Union zu importieren.<br />
Bei Raps zeigt sich die Lage aufgrund der<br />
hohen Selbstversorgung innerhalb der EU<br />
derzeit noch etwas entspannter. In den EU-<br />
Mitgliedsstaaten werden gegenwärtig und<br />
in naher Zukunft kein GVO-Raps angebaut.<br />
Dennoch: In den USA und Kanada liegt der<br />
Anteil an GVO-Raps jeweils bei 96 Prozent<br />
und ist somit marktdominierend. Das wird<br />
in Zukunft auch für die Mitgliedsländer der<br />
Europäischen Union eine Rolle spielen.<br />
Versorgungsengpässe<br />
in der eu Mit<br />
eiweissfutterMitteln<br />
aufgrund der<br />
nulltoleranz?<br />
Die in der letzten Zeit skizzierten drohenden<br />
Versorgungsengpässe mit Eiweißfuttermitteln<br />
in der EU sind allerdings nicht Folge<br />
eines hohen Anteils von GVO-Pflanzen im<br />
Allgemeinen. Die Gefahr liegt vielmehr darin,<br />
dass beispielsweise in den USA zugelassene<br />
Sorten vermehrt angebaut werden,<br />
RR2Y<br />
(Monsanto)<br />
Liberty Link<br />
(Bayer)<br />
(Quelle: ASA) Sojabohnen – Pipeline Events<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
High<br />
Stearate<br />
(Monsanto;<br />
DuPont)<br />
High Oleic<br />
(DuPont)<br />
GAT/Glyphosate-ALS<br />
(Pioneer)<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> GlOBal<br />
Low Lin<br />
(Syngenta)<br />
Omega-3<br />
(Monsanto;<br />
Steandonic Acid)<br />
für die in der Europäischen Union noch<br />
keine Zulassung besteht. Denn für solche<br />
Sorten, die in der EU noch keine Zulassung<br />
besitzen, gilt eine sogenannte Nulltoleranz.<br />
Schon minimale Spuren einer solchen<br />
GVO-Sorte in einem Frachtschiff hätten zur<br />
Konsequenz, dass die gesamte Ware nicht<br />
mehr handelsfähig wäre. Ein solches Risiko<br />
können Importeure nicht eingehen, denn<br />
die Garantie einer absoluten Nulltoleranz<br />
ist bei den derzeitigen Transportketten technisch<br />
nahezu ausgeschlossen. Deshalb setzen<br />
sich die betroffenen Branchen dafür ein,<br />
einen Schwellenwert von mind. 0,5 Prozent<br />
(Schweizer Modell) für solche GVO-Sorten<br />
einzuführen, die in anderen Ländern bereits<br />
geprüft und zugelassen wurden. Außerdem<br />
wird gefordert, die Zulassungsverfahren in<br />
der EU nicht unnötig zu verzögern. In der<br />
Vergangenheit hat die Europäische Kommission<br />
im Fall „Roundup Ready 2“ zwar<br />
in letzter Minute drohende Handelshemmnisse<br />
verhindert. Ohne eine generelle Lösung<br />
sind aber immer wieder Engpässe zu<br />
befürchten.<br />
Das Problem liegt hier in der Vielzahl der<br />
Sorten, von denen in naher Zukunft eine<br />
Zulassung in den USA erwartet wird. Und<br />
es liegt darin, dass die USA aufgrund der<br />
gesunkenen Bedeutung der EU mit einer<br />
Vermehrung der Sorten nicht darauf wartet,<br />
bis die Zulassungsverfahren in der Europäischen<br />
Union abgeschlossen sind.<br />
High<br />
Beta-Conglycinin<br />
(Monsanto; DuPont)<br />
Low-<br />
Phytate<br />
(DuPont)<br />
Glyphosate &<br />
isoxazole tol.<br />
(Bayer)*<br />
Feed: High<br />
Protein<br />
Soybean<br />
(Monsanto;<br />
DuPont)<br />
Bt/RR2Y<br />
(Monsanto)<br />
Processing:<br />
High Oil Soy<br />
(Monsanto)<br />
Low Sat<br />
(Monsanto)<br />
Modified 7S<br />
Protein FF<br />
(DuPont)<br />
High Oleic, Stearate<br />
(DuPont)<br />
Es ist nicht auszuschließen, dass es weiterhin<br />
zu Verzögerungen der Zulassungsverfahren<br />
in der EU kommen wird. Solange diese<br />
Gefahr existiert, besteht auch das Risiko,<br />
dass die Versorgung mit Eiweißfuttermitteln<br />
in der EU gefährdet ist. Während Sojaschrot<br />
in der Rinderfütterung theoretisch<br />
weitestgehend durch Rapsschrot ersetzt<br />
werden könnte, ist eine Substitution in der<br />
Geflügel- und Schweinehaltung nur in sehr<br />
geringem Ausmaß möglich. Damit wäre der<br />
Veredlungsstandort Deutschland in Europa<br />
gefährdet und eine Verlagerung der Schweine-<br />
und Geflügelproduktion in außereuropäische<br />
Standorte zu befürchten. Gleichzeitig<br />
ist auch fraglich, ob mengenmäßig der<br />
Bedarf im Rinderbereich durch Rapsschrot<br />
gedeckt werden könnte.<br />
Es bleibt jedoch zu hoffen, dass dieses zugegebenermaßen<br />
„Worst-Case-Szenario“ den<br />
Landwirten in der EU erspart bleibt und es<br />
zu einer baldigen Lösung kommt.<br />
▶ www.ovid-verband.de<br />
Dr. Jörg Eggers, Stellvertretender Geschäftsführer<br />
von OVID – Verband der ölsaatenverarbeitenden<br />
Industrie in Deutschland e.V.<br />
Dicamba<br />
Tolerant<br />
(Monsanto)<br />
Omega-3<br />
(EPA/DHA)<br />
DuPont<br />
Yield<br />
(Monsanto; Pioneer)<br />
Herbicide tol.: 2,4-D<br />
(Dow) and aryloxyphenoxy<br />
propionate herbicides<br />
Rust<br />
(Monsanto;<br />
Pioneer)<br />
2009 201X<br />
Antibody -<br />
containing<br />
(against E.<br />
coli 0157:H)<br />
Disease<br />
Monsanto; Pioneer<br />
Soybean Cyst<br />
Nematode<br />
Monsanto; Pioneer
hanföl: chance für kältetauglichen<br />
pflanzenölkraftstoff?<br />
Hanfpflanze: Agrofibre (F), 2007<br />
Für einen Schweizer Agrar-Infodienst verglich<br />
das Technologie – und Förderzentrum<br />
in Straubing (TFZ) die Kraftstofftauglichkeit<br />
verschiedener Hanfölqualitäten mit den<br />
Vorgaben der DIN-Vornorm für Rapsöl-<br />
Kraftstoff (DIN V 51605). Das nova-Institut<br />
berechnete die aktuelle und künftige Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Kraftstoffnutzung für<br />
das wertvolle Öl in mehreren Szenarien.<br />
„Hanföl wird als <strong>Pflanzenöl</strong>-Kraftstoff erst<br />
eine relevante Rolle spielen können, wenn<br />
zum einen Motoren speziell für den Einsatz<br />
von Hanföl entwickelt oder modifiziert wur-<br />
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz (BMELV)<br />
meldete am 6 Mai 2009, dass erste Pilotauditierungen<br />
für Palmöl aus Malaysia abgeschlossen<br />
wurden. Im Rahmen des vom<br />
BMELV geförderten Pilotprojektes „Zertifizierung<br />
von Biomasse“ wurde ersten Palmöl-<br />
und Biodieselproduzenten in Malaysia eine<br />
nach EU-Kriterien nachhaltige Produktion<br />
bescheinigt. Die auf Wunsch der Unternehmen<br />
im Februar vom Projektnehmer Meó<br />
Reines Hanföl eignet sich nicht als Kraftstoff für heute verfügbare<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>-Motoren, als 20-prozentige Beimischung zu Rapsöl dagegen<br />
könnte es Kälteverhalten und Fließfähigkeit des <strong>Pflanzenöl</strong>kraftstoffs<br />
verbessern. In Frage kommt jedoch nur Öl, das nicht zu kostendeckenden<br />
Preisen als Lebensmittel, in Hautpflegemitteln oder Tierfutter vermarktet<br />
werden kann. Zu diesem Schluss kommt die weltweit erste technische und<br />
ökonomische Analyse zum Thema „Hanföl als <strong>Pflanzenöl</strong>-Kraftstoff “.<br />
den und zum anderen Hanfsorten gezüchtet<br />
wurden, die über erheblich höhere Samenerträge<br />
pro Hektar sowie verbesserte Ölgehalte<br />
verfügen. Beides wird in absehbarer Zeit<br />
nicht der Fall sein.“ So fasste Michael Carus,<br />
Geschäftsführer des nova-Instituts, die wichtigsten<br />
Ergebnisse zusammen.<br />
Aus heutiger Sicht werde der Einsatz von<br />
Hanföl als <strong>Pflanzenöl</strong>-Kraftstoff daher auf<br />
Nischenmärkte und Sonderfälle beschränkt<br />
bleiben. Denkbar sei die Kraftstoffnutzung<br />
minderwertiger Qualitäten oder die Nutzung<br />
der Samen als Koppelprodukt bei großflächigem<br />
Anbau von Faserhanf, wenn diese<br />
keiner hochwertigeren Nutzung zugeführt<br />
werden könnten.<br />
Aus technischer Sicht erwiesen sich vor allem<br />
die Parameter Koksrückstand, Jodzahl und<br />
Oxidationsstabilität als problematisch. Beim<br />
Kälteverhalten und damit der Fließfähigkeit<br />
sei Hanföl dem Rapsöl jedoch deutlich überlegen,<br />
so hat es eine um 20 % geringere kinematische<br />
Viskosität (bei 40 Grad Celsius).<br />
Daher biete sich aktuell vor allem an, Hanföl<br />
als maximal 20-prozentige Beimischung zu<br />
Rapsöl zu verwenden.<br />
Vor einer praktischen Umsetzung seien jedoch<br />
noch umfangreiche motorische und<br />
kraftstoffrelevante Untersuchungen durchzuführen.<br />
Weiterführende Informationen:<br />
• Emberger, P, Thuneke, K., Haas, R.,<br />
Remmele, E. (TFZ) (2007):<br />
Prüfung von Hanföl hinsichtlich seiner<br />
Eignung als Kraftstoff für pflanzentaugliche<br />
Motoren (Technische Analyse).<br />
Straubing, April 2007.<br />
• Carus, M., Breuer, T., Ortmann,<br />
S. (nova-Institut) (2007):<br />
Untersuchung von Hanföl auf seine<br />
Eignung als <strong>Pflanzenöl</strong>-Kraftstoff (Ökonomische<br />
Analyse). Hürth, August 2007.<br />
Die genannten Studien können kostenfrei<br />
heruntergeladen werden:<br />
• European Industrial Hemp Association<br />
(EIHA): www.eiha.org ➞ Studies<br />
• nova-Institut GmbH:<br />
www.nova-institut.de/nr<br />
➞ nova-Publikationen & Shop<br />
erste pilotauditierungen für palMöl<br />
aus Malaysia abgeschlossen<br />
Corporate Development GmbH durchgeführten<br />
Audits sind damit abgeschlossen.<br />
Grundlage der Bescheinigung für nachhaltige<br />
Produktion bildete der von Meó entwickelte<br />
Standard „International Sustainability<br />
and Carbon Certification“ (ISCC). Ziel ist es,<br />
ISCC nach Abschluss der Pilotphase in den<br />
Praxisbetrieb zu überführen und als Zertifizierungssystem<br />
im Sinne der deutschen<br />
Nachhaltigkeitsverordnungen anerkennen<br />
zu lassen.<br />
Ölpalmenplantage; Quelle: WWF<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
21
22<br />
VeRbesseRung deR<br />
Ölqualität im VoRdeRgRund<br />
Bei der Verbesserung der Ölqualität gelang<br />
der entscheidende Durchbruch als 1964 in<br />
Kanada aus einer deutschen Rapssorte Mutanten<br />
ausgelesen wurden, die nur 0 bis 2 %<br />
Erucasäure enthielten. Diese Auslese war<br />
nur möglich, nachdem leistungsfähige Analysenverfahren<br />
und Aufarbeitungstechniken<br />
(Halbkorntechnik) entwickelt worden waren,<br />
mittels derer man ca. 2 Mio. Rapssamen untersuchte,<br />
bis man diese Mutanten fand. Die<br />
daraufhin weltweit einsetzende Intensivierung<br />
der Rapszüchtung führte zunächst zu<br />
den sog. 0-Rapssorten, die weniger als 2 %<br />
Erucasäure im Öl enthielten. Hierbei konnten<br />
auch die Genorte identifiziert werden,<br />
die für die Kettenverlängerung von Ölsäure<br />
über Eicosensäure zur Erucasäure codieren.<br />
Auch für die Biosynthese weiterer Fettsäuren<br />
wurden die genetischen Hintergründe<br />
weitgehend aufgeklärt, so dass spezifische<br />
Zuchtmethoden oder auch gentechnische<br />
Verfahren gezielt eingesetzt werden konnten.<br />
RapsÖl füR kuRzbRat<br />
VoRgänge geeignet<br />
Auf dem Speiseölsektor spielen derzeit nur<br />
die Öle der 00-Rapssorten eine Rolle, die ernährungsphysiologisch<br />
als besonders hochwertig<br />
eingestuft werden, da sie ca. 10 %<br />
Linolensäure enthalten, die als essentielle<br />
Omega-3-Fettsäure spezifische physiologische<br />
Funktionen im menschlichen Fettstoffwechsel<br />
erfüllt. Bei der Empfehlung, dass<br />
Raps-Speiseöl universell einsetzbar sei, ist<br />
bei der Verwendung als Brat- oder Frittieröl<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>PRaXIS<br />
zuchtziele zuR VeRbesseRung<br />
deR samenqualität Von Raps<br />
Aufgrund des polygen vererbten Merkmals und der Umwelteinflüsse<br />
konnten in der Rapszüchtung bei der Steigerung des Ölgehaltes bisher<br />
nicht so spektakuläre Erfolge erzielt werden wie bei der Verbesserung der<br />
Ölqualität. Erst in den letzten Jahren wurden Fortschritte bezüglich der<br />
Identifizierung von Genorten erreicht, die eine Schlüsselfunktion in der<br />
Öl-Biosynthese einnehmen, so dass zu erwarten ist, dass in ertragreichen<br />
Rapssorten auch der Ölgehalt künftig deutlich gesteigert werden kann.<br />
Quelle: jean-jannon/pixelio<br />
der relativ hohe Anteil der Linolensäure eher<br />
als problematisch anzusehen. Bei der Erhitzung<br />
ist diese 3-fach ungesättigte Fettsäure<br />
sehr oxidationsanfällig, wobei gesundheitsschädliche<br />
und den Geschmack negativ beeinflussende<br />
Reaktionsprodukte entstehen<br />
können.<br />
Während bei relativ kurzen Bratvorgängen<br />
die im Öl vorhandenen Antioxidansien (vornehmlich<br />
Tocopherole) die Oxidation der<br />
Linolensäure noch weitgehend verhindern,<br />
ist bei einer mehrfachen Verwendung als<br />
Frittieröl dieser Schutz nicht mehr gegeben.<br />
Deshalb sollten in der Friteuse Fette mit höherem<br />
Anteil gesättigter oder einfach ungesättigter<br />
Fettsäuren verwendet werden, wie<br />
aus der relativen Oxidationsbereitschaft der<br />
Fettsäuren in der C18-Reihe zu ersehen ist:<br />
Stearinsäure =1, Ölsäure =100, Linolsäure<br />
=1200, Linolensäure =2500<br />
HOLLi-Rapssorten haben aufgrund der geringeren<br />
Anteile der mehrfach ungesättigten<br />
Linol- und Linolensäure eine höhere thermische<br />
Stabilität aufweisen.<br />
Rückstände aus deR<br />
Ölgewinnung<br />
Unabhängig von der Verwendung der Rapsöle<br />
fallen Extraktions- und Pressrückstände<br />
an, die als eiweißreiche Schrote oder Kuchen<br />
wertvolle Futtermittel darstellen. Die<br />
so genannten antinutritiven Inhaltsstoffe<br />
begrenzen den Anteil der Pressrückstände<br />
in der Futterration. Als unerwünscht gelten
Quelle: manni66/pixelio<br />
einerseits die hohen Rohfasergehalte, durch<br />
die die Verdaulichkeit und somit der energetische<br />
Futterwert gemindert wird und andererseits<br />
eine Reihe sekundärer Pflanzenstoffe,<br />
insbesondere Glucosinolate, Sinapin und<br />
weitere phenolische Verbindungen.<br />
Eine Reduzierung des Rohfasergehaltes wird<br />
derzeit in einer Reihe von Zuchtprogrammen<br />
angestrebt, nachdem einige Zusammenhänge,<br />
die zu einem hohen Rohfasergehalt führen,<br />
aufgeklärt werden konnten.<br />
Die Dicke der Samenschale, die mit einer<br />
dunklen Samenfarbe positiv korreliert ist,<br />
wirkt sich in erster Linie auf den Rohfaser-<br />
einschließlich Tanningehalt aus. Zuchtziel<br />
ist somit, gelbsamige Formen mit dünnerer<br />
Samenschale zu selektieren oder durch<br />
entsprechende Kreuzungen zu entwickeln.<br />
Hierbei konnte auch nachgewiesen werden,<br />
dass durch eine Reduzierung des Schalenanteils<br />
der Proteingehalt und die Proteinqualität<br />
ansteigen, während der Ölgehalt davon<br />
weitgehend unberührt bleibt.<br />
Als Ursache für den Anstieg des Proteingehaltes<br />
wird angenommen, dass Aminosäuren<br />
als Vorstufen der Rohfaserfraktion bei<br />
dünnerer Samenschale in die Protein-Biosynthese<br />
einfließen.<br />
Zerlegt man den Rohfaseranteil durch entsprechende<br />
Extraktionsverfahren in die<br />
Fraktionen NDF (Neutral-Detergenzien-<br />
Faser), ADF (Saure-Detergenzien-Faser) und<br />
ADL (Saure-Detergenzien-Lignin) so ergibt<br />
sich eine relativ enge positive Korrelation<br />
zwischen der ADL-Fraktion und Gelbsamigkeit<br />
bzw. dünnerer Samenschale. Da in der<br />
ADL-Fraktion vornehmlich die antinutritiven<br />
phenolischen Verbindungen wie Sinapin<br />
u. a. enthalten sind, trägt die Reduktion<br />
der ADL-Fraktion in zweifacher Hinsicht zur<br />
Verbesserung der Futterqualität bei. Voraussetzung<br />
für die Durchführung umfangreicher<br />
Selektionen hinsichtlich niedriger Anteile<br />
der ADL-Fraktion war die Entwicklung leistungsfähiger<br />
Analysenverfahren, die inzwischen<br />
durch entsprechende Kalibrierung der<br />
NIRS-Methode (Nahinfrarotspektroskopie)<br />
weitgehend erreicht werden konnte.<br />
Der Glucosinolatgehalt (Glucosinolat = GSL)<br />
in den 00-Sorten konnte gegenüber der alten<br />
Rapssorten, die ca. 60 bis 100 mmol/<br />
kg Saat enthielten, auf ca. 8 bis 15 mmol<br />
abgesenkt werden, nachdem 1968 in der<br />
polnischen Rapssorte Bronowski glucosinolatarme<br />
Pflanzen gefunden wurden. Allerdings<br />
wurde in den vergangenen Jahren die<br />
Kontrolle von Raps-Handelspartien weitgehend<br />
eingeschränkt, so dass bei Stichproben<br />
in jüngerer Zeit immer wieder erhöhte GSL-<br />
Gehalte auftraten.<br />
Bei Untersuchungen im Labor biodata Analytik<br />
der Intertek Food Services GmbH in<br />
Linden wurden in Handelspartien, darunter<br />
auch Schiffsladungen, im Zeitraum von August<br />
2008 bis Ende Mai 2009 folgende GSL-<br />
Gehalte gemessen (HPLC-Methode nach<br />
ISO 9167-1, 1992): In fünf Stichproben aus<br />
2008 variierte der GSL-Gehalt von 11,0 bis<br />
17,0 mmol/kg Rapssaat.<br />
In 14 Stichproben aus 2009 lag die Variation<br />
der GSL-Gehalte zwischen 12,3 und<br />
24,3 mmol/kg. Hierbei lagen 3 Muster unter<br />
15 mmol, 2 unter 20 mmol und 9 Muster<br />
über 20 mmol/kg.<br />
unteRschiede<br />
zwischen RapsextRaktionsschRot<br />
und Rapskuchen<br />
Bei den im gleichen Zeitraum untersuchten<br />
Raps-Extraktionsschroten (RES) enthielten<br />
7 Stichproben GSL-Gehalte zwischen 2,6<br />
und 4,9 mmol/kg. Dies weist darauf hin,<br />
dass durch die Erhitzung der RESe erhebliche<br />
Anteile der in der Saat enthaltenen GSLe<br />
zerstört werden.<br />
Bei Rapskuchen (RK) stellt sich die Situation<br />
anders dar, da bei dem Pressvorgang offenbar<br />
nur geringe Anteile der GSLe abgebaut<br />
werden und andererseits aus dem Abpressen<br />
des Öls sogar ein relativer Anstieg in<br />
den Rückständen (RK) resultiert. Dies geht<br />
auch aus einer Erhebung der UFOP hervor,<br />
in der bei einem mittleren GSL-Gehalt<br />
von 14 mmol/kg in der Saat in den RK ein<br />
Durchschnittswert von 18 mmol/ kg ermittelt<br />
wurde, während die RES im Mittel nur<br />
9 mmol/kg enthielten. Somit ist besonders<br />
bei dezentraler Rapsverarbeitung ein niedriger<br />
GSL-Gehalt der Saat von essentieller<br />
Bedeutung für die Qualität der Rapskuchen.<br />
Da sich der Erbgang der Glucosinolate von<br />
jenem der Erucasäure gravierend unterscheidet,<br />
kann z. B. bei Fremd-Einkreuzungen glucosinolatreicher<br />
Rapsformen in 00-Sorten<br />
dies nicht am Erntegut festgestellt werden.<br />
Durch die Vererbung über die Mutterpflanze<br />
treten durch Einkreuzungen bedingte höhere<br />
GSL-Gehalte erst in den Samen der Folgegeneration<br />
auf. Dies bedeutet, dass beim<br />
Nachbau von zertifizierten Sorten in dem<br />
auf den Betrieben erzeugten Saatgut nicht<br />
festgestellt werden kann, ob solche Einkreuzungen<br />
stattgefunden haben.<br />
Da künftig der Grenzwert für den GSL-Gehalt<br />
von derzeit 25 mmol/kg auf 18 mmol<br />
abgesenkt werden soll, wird die analytische<br />
Kontrolle des GSL-Gehaltes in Handelspartien<br />
aber ggf. auch bei eigener Erzeugung<br />
wieder an Bedeutung gewinnen.<br />
Quelle: UFOP<br />
Autor: Prof. Dr. Richard Marquard<br />
Intertek Food Services GmbH<br />
E-Mail: linden@intertek.com<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
23
24<br />
bluetRol: patent<br />
Rechlich geschützte<br />
technologie<br />
Durch das patentierte Bluetrol-Verfahren<br />
des Unternehmens Pacific Propellants Inc.<br />
können „grüne Kohlenwasserstoffe“ zu<br />
qualitativ hochwertigen Kraftstoffe wie Diesel<br />
und Kerosin auf umweltfreundliche und<br />
Kosten sparende Weise und auf der Basis<br />
von Fettsäuren hergestellt werden. Bluetrol<br />
erzeugt Kraftstoffe mit höherer Energiedichte<br />
und niedrigerem Fliesspunkt – eine Kombination<br />
von Eigenschaften, die vor allem für<br />
die Produktion von Kerosin vonnöten ist.<br />
Im Herstellungsprozess werden Fettmoleküle<br />
gespalten und die Bestandteile wieder<br />
gezielt zusammengesetzt. Der Herstellungsprozess<br />
ist effizient und unkompliziert; die<br />
BBE_0054_Anzeige:Layout 1 27.05.2009 10:58 Uhr Seite 1<br />
Union zur Förderung von Oel-<br />
und Proteinpflanzen e. V.<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
<strong>Pflanzenöl</strong>PRaXIS<br />
pacific pRopellants inc.<br />
Ausbeute liegt bei zwischen 85 und 98 Prozent<br />
des Rohstoffs. Die Herstellung verläuft<br />
bei einer niedrigen Prozesstemperatur und<br />
bei relativ niedrigem Druck. Auch der Einsatz<br />
von Umwelt belastenden Chemikalien<br />
ist nicht notwendig. Durch die Nutzung kostengünstiger<br />
Rohstoffe ( ca. $ 0.50 – $ 2 /<br />
Gallon = 3,785 l) ist auch das Endprodukt<br />
günstiger als Kraftstoffe auf Mineralölbasis.<br />
chancen auf dem<br />
kRaftstoffmaRkt<br />
Durch das neue Bluetrol-Verfahren können<br />
Diesel und Kerosin zu niedrigeren Kosten<br />
als im Wettbewerb produziert werden.<br />
Kleine und mittlere Produktionseinheiten<br />
und somit die dezentrale Versorgung und<br />
logistische Optimierung sind möglich und<br />
wirtschaftlich. Spezielle Anforderungen an<br />
moderne Kraftstoffe können erfüllt werden<br />
durch die Nutzung unterschiedlicher regionaler<br />
Rohstoffe.<br />
Die Technologie zur Produktion von Kohlenwasserstoffen<br />
nach dem Bluetrol-Verfahren<br />
befindet sich auf ihrem Weg in die Praxisreife<br />
und bereits durch den US-amerikanischen<br />
„TÜV“ (ASTM laboratories) zertifiziert. Die<br />
durch Bluetrol hergestellten Kraftstoffe zeigen<br />
nach den ersten Praxistests mehr Leis-<br />
7. Internationaler Fachkongress<br />
für Biokraftstoffe des BBE und der UFOP<br />
Kraftstoffe der<br />
Zukunft 2009<br />
30.11./01.12.2009<br />
Internationales Congress Centrum ICC Berlin<br />
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Bundesverband BioEnergie e. V.<br />
tung als herkömmliches Benzin und sind für<br />
den Motorrennsport geeignet.<br />
nachhaltigkeit<br />
gesicheRt<br />
Herkömmlicher Biokraftstoff wird durch<br />
Trans-Veresterung (z. B. bei der Umwandlung<br />
zu Biodiesel) von pflanzlichen Fetten hergestellt,<br />
hierbei werden Natriumhydroxid und<br />
Methanol verbruacht. Diese Komponenten<br />
sind beim Bluetrol-Verfahren nicht notwendig.<br />
Biokraftstoff-Produzenten können das<br />
Bluetrol-Herstellungsverfahren sowie die<br />
Produktionsanlagen dezentral nutzen und<br />
„echten“ Kraftstoff verkaufen. Das Unternehmen<br />
Pacific Propellants Inc. geht davon aus,<br />
daß Bluetrol in Zukunft die herkömmlichen<br />
Verfahren zur Produktion von Diesel, Kerosin<br />
und auch Benzin aus Mineralöl ablösen<br />
kann. Rohstoffseitig sieht das Unternehmen<br />
die Möglichkeit, den großen Angebotsüberschuss<br />
von günstigen Fettsäuren bzw. Fetten<br />
auf den nationalen und internationalen<br />
Märkten nutzen zu können. Unter anderem<br />
können werthaltige Nebenprodukte genutzt<br />
werden, die bei der Raffinerie von pflanzlichem<br />
Öl anfallen. Das Unternehmen strebt<br />
an, verstärkt Algenöl aus dezentraler Produktion<br />
in den skalierbaren und kostengünstigen<br />
Anlagen als Rohstoff zu verwenden.<br />
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unabhängigkeit und flexibilität<br />
mit deR natuRe fuel ÖlpResse nf500<br />
Seit fünf Jahren beschäftigt sich das Unternehmen<br />
Nature Fuel Osnabrücker Ölmühle<br />
GmbH & Co. KG mit Bau und Optimierung<br />
von Ölpressen und Filtertechnik. Einstweiliger<br />
Höhepunkt der eigenen Entwicklung ist<br />
das Modell NF 500, die je nach Reinheit, Verunreinigung<br />
und Schüttgewicht der Saat mit<br />
einem Durchsatz/Ölproduktion von zwischen<br />
18 und 30 kg pro Stunde liefert. Hohe technische<br />
Präzision und Sicherheit mit leichter<br />
Handhabbarkeit, Mobilität und einem breiten<br />
Anwendungsbereich waren bei der Konstruktion<br />
der neuen Ölpresse gefordert. „Aus<br />
unseren Erfahrungen in Konstruktion und<br />
Vertrieb von größeren Presseinheiten wissen<br />
wir, dass Presstechnik oft zu wenig fl exibel<br />
und – zum Beispiel im Falle von schwierigen<br />
Rahmenbedingungen in Ländern der Dritten<br />
Welt - zu wenige Möglichkeiten bietet, sich<br />
der lokalen und regionalen Verfügbarkeit an<br />
Ölsaaten anzupassen“, so das Resümé der<br />
letzten Jahre von Joachim Lill und Thomas<br />
Zorn, Gesellschafter der Firma Nature Fuel<br />
Osnabrücker Ölmühle. Die Schneckenpresse<br />
NF 500 ist mit einem Stirnradfl achgetriebe<br />
ausgestattet, und die Drehzahl kann optional<br />
über ein Frequenzumrichter stufenlos<br />
geregelt werden. Sie hat die Maße 840 mm<br />
Länge x 280 mm Breite; 540 mm bis Ober-<br />
Ölpresse NF500<br />
Nature Fuel Osnabrücker Ölmühle GmbH & Co. KG<br />
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kante Trichter, hat einen abnehmbaren Trichter<br />
und zeichnet sich durch einen besonders<br />
geringen Energieverbrauch von zwischen<br />
380 und 810 Watt aus. Mit einem Gewicht<br />
von 75 kg ist die Presse m Vergleich zu anderen<br />
Kleinpressen sehr leicht.<br />
einfache handhabung<br />
Handhabung und Reinigung der Maschine<br />
sind durch die patentrechtlich geschützte<br />
Bauweise bedingt besonders einfach. Die Ölpresse<br />
ist freitragend und hat keine Grundplatte,<br />
was die Reinigung erheblich vereinfacht,<br />
da die Fläche unter der Presse leicht<br />
mit einem Tuch gereinigt werden kann.<br />
Da das Gewicht mit 75 kg nur 25 % des<br />
Gewichtes der üblichen Ölpressen vergleichbarer<br />
Größenordnungen beträgt, kann die<br />
NF500 ohne großen Aufwand transportiert<br />
werden. Durch die Verwendung des Direktantriebes<br />
werden bei dieser Maschine<br />
keine Keilriemen eingesetzt, und somit ist<br />
der Betrieb der NF500 betriebssicher und<br />
wartungsfrei. Die innovative Presse kann<br />
in acht Ausführungen geliefert werden: Als<br />
Festdrehzahlmaschine NF500 Basic, mit stufenloser<br />
Drehzahlregelung als NF500 VARIO,<br />
in 400 Volt Drehstrom, 230 Volt Lichtstrom,<br />
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Die NF 500 zeichnet sich wegen<br />
ihrer Saatenvielfalt, ihrem Gewicht<br />
und dem geringen Stromverbrauch<br />
besonders für den mobilen Einsatz<br />
in Endwicklungsländern aus.<br />
Leistung: 10 bis 30 kg Saat<br />
pro Stunde<br />
Motor: 1,5 KW in 400 Volt oder<br />
230 Volt Ausführung, Mit Festdrehzahl oder<br />
stufenloser Drehzahlregelung<br />
Gewicht: 75 kg<br />
Preis: ab 3099 € zzgl. MwSt.<br />
in Stahl- und Edelstahlausführung. „Die<br />
NF500 ist mit ihrer kompakten Bauweise für<br />
dezentrale Anlagen oder landwirtschaftliche<br />
Betriebe optimal geeignet, die ohne großen<br />
Umbauaufwand gern verschiedene Ölsaaten<br />
verpressen oder als Direktvermarkter die Ölmühle<br />
mit auf Märkte nehmen möchten“, da<br />
sind sich Joachim Lill und Thomas Zorn einig.<br />
Besonders vorteilhaft gerade für den mobilen<br />
Einsatz ist die Tatsache, dass die Presse<br />
je nach Ausführung sowohl mit 400 als auch<br />
mit 230 Volt betrieben werden kann.<br />
Mit der NF 500 können zahlreiche Lebensmittelöle<br />
sowie Öle für Chemie, Pharmazie,<br />
Kosmetik und für die Energieerzeugung<br />
hergestellt werden. „Da die NF500 ganz<br />
einfach einzustellen und zu reinigen ist, fällt<br />
auch die Umstellung auf verschiedene Ölsaaten<br />
leicht. Ganz gleich ob Raps, Sonnenblumen,<br />
Mohn, Sesam, Hanf, Traubenkerne,<br />
Jatropha, Sanddorn, Palmkerne und weitere<br />
– bei unseren Pressversuchen haben wir<br />
sehr überzeugende Ergebnisse gesehen“,<br />
meint Joachim Lill. Die NF500 wird zukünftig<br />
an größere Ölmühlen auch als Containerlösung<br />
mit je 40 oder 80 Einzelpressen<br />
angeboten. „Unsere Neuentwicklung als<br />
Einzel- oder Containerlösung kann dazu<br />
beitragen, Landwirten und Ölmüllern in der<br />
ganzen Welt zu Unabhängigkeit und Eigenständigkeit<br />
zu verhelfen und sich sehr kurzfristig<br />
den Marktgegebenheiten und dem<br />
regionalen Ölsaatenangebot anzupassen.<br />
Nur mit dieser Flexibilität können die dezentralen<br />
Ölmühlen überleben“. (pb)<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
25
26<br />
rAPsÖL Ist eIn<br />
WertvOLLes nAHrunGs-<br />
MItteL<br />
Aufgrund der Verfügbarkeit der 00-Rapssorten<br />
ist es seit den 60er Jahren zur Ausdehnung<br />
des Rapsanbaus ca. 1,5 Mio. ha Raps<br />
in Deutschland und sechs Millionen Hektar<br />
in der EU gekommen. Aufgrund seiner<br />
Fettsäurezusammensetzung mit 60–65%<br />
Ölsäure, 20–25% Linolsäure und 10–12%<br />
Linolensäure gilt Rapsöl nach aktuellen ernährungswissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen<br />
als das wertvollste Öl für die menschliche<br />
Ernährung. In Deutschland wird derzeit gut<br />
ein Drittel des erzeugten Rapsöls in der Nahrungsmittelindustrie<br />
eingesetzt, davon gehen<br />
33 % gehen in die Margarineherstellung.<br />
Nur 15 % werden als Salatöl verwendet und<br />
ca. 45 % als Frittierfett. Zum Frittieren und<br />
Braten werden hauptsächlich gehärtete oder<br />
<strong>Pflanzenöl</strong> 2 / 2009<br />
SPeISeöl<br />
OPtIMIerunG des eInsAtZes vOn rAPsÖL<br />
In der LebensMItteLIndustrIe und In<br />
der HeIssen KÜCHe dAnK HOLLI rAPs<br />
Seit den 60-er Jahren wird an der züchterischen Optimierung der<br />
Zusammensetzung des Rapsöles und seiner Pressrückstände gearbeitet.<br />
Die erzielten Fortschritte haben zunächst zu den so genannten 00-Rapssorten<br />
(erucasäure- und glucosinolatarmen Sorten) geführt. Durch die<br />
neuartige Qualität des Öls aus den so genannten HOLli-Rapssorten<br />
werden die Marktchancen des in den letzten Jahren ohnehin gut<br />
angenommenen und ernährungsphysiologisch hervorragenden 00-Rapsöls<br />
erneut erweitert. HOLli-Raps steht für Ho = hoher Gehalt an Ölsäure und<br />
Li = niedriger Linolensäuregehalt (High Oleic – Low Linolenic).<br />
teilhydrogenisierte Öle und/oder Kokos- und<br />
Palmkernfett eingesetzt, die aufgrund ihrer<br />
Oxydationsstabilität besonders gut zum Erhitzen<br />
geeignet sind. Allerdings bestehen<br />
aufgrund des hohen Anteils an gesättigten<br />
Fettsäuren bei den genannten Fetten (10fach<br />
höher als in Raps) gesundheitliche Bedenken.<br />
Beim Fetthärten oder Erhitzen von<br />
mehrfach ungesättigten Fettsäuren, wie sie<br />
in Rapsöl stark vertreten sind, entstehen so<br />
genannte Transfettsäuren, die ebenfalls als<br />
gesundheitsschädigend gelten.<br />
WAs sInd trAns-<br />
FettsÄuren?<br />
Transfettsäuren treten von Natur aus in<br />
ganz kleinen Mengen im Fleisch und in der<br />
Milch auf. Die meisten jedoch werden während<br />
eines Verarbeitungsvorgangs, der als<br />
Hydrierung oder Hydrogenierung bekannt<br />
ist, erzeugt. Während dieses Prozesses wird<br />
fl üssigen ungesättigten Fetten Wasserstoff<br />
hinzugefügt, um diese fest werden zu lassen.<br />
Dadurch können die Fette besser in<br />
Brotaufstrichen und Backwaren verarbeitet<br />
werden, und sie erhalten einen besseren<br />
Geschmack, und eine bessere Haltbarkeit<br />
und Lagerungsdauer. Während der Hydrierung<br />
lagert sich der Wasserstoff selbst an<br />
die Fette an, allerdings anders als er das auf<br />
natürliche Weise tun würde. Durch die so<br />
entstandene veränderte chemische Struktur<br />
kommt es zu einer andersartigen Reaktion<br />
im menschlichen Körper. Im September<br />
2004 führte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />
eine Risikobewertung<br />
in Bezug auf Transfette durch. Sie kam zu<br />
dem Schluss, dass Transfette wie gesättigte<br />
Fette den LDL-Cholesterin-Gehalt im Blut<br />
und somit das Risiko koronarer Herzkrankheiten<br />
erhöhen. Außerdem verursachen sie<br />
einen Abfall des HDL-Spiegels und fördern<br />
so Herzerkrankungen mehr als eine gleiche<br />
Menge an gesättigten Fetten. Einer Harvard-<br />
Studie zufolge lässt sich das Risiko einer<br />
Herzerkrankung reduzieren, wenn 2 % der<br />
Transfette in der Ernährung durch natürliche<br />
ungesättigte Fette ersetzt werden. Durch die<br />
Hydrogenierung werden auch Omega-3 Fette<br />
zerstört, denen eine hilfreiche Wirkung bei<br />
der Vorbeugung von Herzkrankheiten nachgewiesen<br />
wurde. Die durchschnittliche tägliche<br />
Aufnahmemenge an Transfetten liegt<br />
in 14 EU-Staaten (ohne Irland) bei 0,5 %<br />
bis 2,1 % der gesamten Energiezufuhr. Die<br />
Hauptquellen für Transfette sind Brotaufstriche,<br />
Backwaren, Kuchen, Gebäck und Kekse.<br />
Auch viele Fast-Food-Anbieter frittieren die<br />
Lebensmittel in teilweise hydrogeniertem<br />
Öl, in dem Transfette enthalten sind. Einige<br />
Fachleute halten diese Einschätzungen für<br />
zu gering. Der Gehalt an Transfetten in verarbeiteten<br />
Lebensmitten liegt bei 1–30 %. In<br />
den USA, Kanada und Dänemark wurde ein<br />
verbindlicher Grenzwert für Trans-Fettsäuren<br />
in Speiseölen zum Frittieren von unter zwei<br />
Prozent festgelegt. In der EU wird in Kürze<br />
ebenfalls ein verbindlicher Standard für Gehalte<br />
von Trans-Fettsäuren erwartet.<br />
„HeIsse KÜCHe“ MIt<br />
HOLLI-rAPssOrten<br />
Mittels heutiger und in jahrzehntelanger<br />
Zucht- und Forschungsarbeit entwickel
ten HOLli-Rapssorten sind nahezu ähnlich<br />
niedrige Linolensäuregehalte realisierbar<br />
wie durch die Teilhärtung von Normalrapsöl<br />
erreicht werden. Entstanden sind die HOLli-<br />
Rapssorten ursprünglich aus einer Mutation.<br />
Selektionszüchtung und Mutationsauslösung<br />
wurden danach genutzt, um veränderte<br />
Fettsäuremuster zu schaffen. Aufgrund<br />
der Fettsäurebiosynthese galt es Genotypen<br />
zu finden, die in Folge der Hemmung der Ölsäuredesaturase<br />
und/ oder Linolsäuredesaturase<br />
zu höheren Ölsäure- und niedrigeren<br />
Linolensäuregehalten führen. Der Gehalt<br />
gesättigter Fettsäuren ist niedriger als bei<br />
teilgehärtetem Rapsöl und Trans-Fettsäuren<br />
treten faktisch nicht auf. Die Oxidationsstabilität<br />
liegt deutlich über der des Normalrapsöls.<br />
HOLli-Rapssorten gab es zunächst<br />
nur als Sommerrapssorten, heute gibt es<br />
auch leistungsfähige HOLli-Winterrapse. Es<br />
handelt sich dabei um die Gemeinschaftssorten<br />
von DSV und Monsanto Splendor<br />
und V 141 OL sowie die DSV-Sorte V 140<br />
OL, die das Ergebnis einer jahrzehntelangen<br />
Forschungs- und Züchtungsarbeit sind.<br />
Fachlabor für Agrarprodukte<br />
Ein weiterer Projektpartner bei der Weiterentwicklung<br />
der HOLli-Rapssorten ist die<br />
RWZ Köln. Samenertrag und agronomische<br />
Leistungsfähigkeit dieser Sorten werden<br />
systematisch weiterentwickelt. Derzeit wird<br />
an der Bereitstellung von HOLli-Winterrapshybridsorten<br />
gearbeitet. Eine erste, in<br />
offiziellen Sortenprüfungen geprüfte Experimentalhybride<br />
bestätigt die Ertragsüberlegenheit<br />
von Hybridsorten auch bei solchen<br />
mit HOLli-Qualität, die ansonsten etwa fünf<br />
Prozent unter dem Samenertragsniveau von<br />
normalen Liniensorten liegen.<br />
IP – IdentIty Preserved-<br />
AnbAu<br />
Um die Wertschöpfungspotenziale des HOLli-<br />
Rapses voll auszunutzen, bedarf es besonderer<br />
Sorgfalt bei der Saatgutproduktion, beim<br />
Konsumanbau und bei der Vermarktung: Die<br />
genetisch verankerte Qualität einer HOLli-<br />
Rapssorte muss von Stufe zu Stufe erhalten<br />
werden, um die Wirtschaftlichkeit des Anbaus<br />
angesichts des zusätzlichen Aufwands<br />
Wenn es heiß wird ...<br />
Preisträger der DGF-Rapsölmedaille 2008/2009<br />
für alle Glieder der Wertschöpfungskette zu<br />
gewährleisten. Die Produktion erfolgt in einer<br />
geschlossenen Vermarktungskette als so<br />
genannte IP (= Identity Preserved) Production.<br />
So sollten HOLli-Rapssorten entweder<br />
nach gründlicher Bekämpfung von Ausfallraps<br />
oder ausschließlich auf Flächen angebaut<br />
werden, auf denen vier Jahre davor<br />
kein Raps angebaut wurde, vorzugsweise<br />
auf ehemaligen Kartoffel- und Zuckerrübenparzellen.<br />
Zudem ist der pfluglose Anbau zur<br />
Minimierung von Ausfallraps empfehlenswert.<br />
Wenn jedoch trotzdem mit verstärktem<br />
Ausfallraps gerechnet werden muss, sollte<br />
die Aussaatstärke auf 80 Körner/qm erhöht<br />
werden. Der Durchwuchs von herkömmlichem<br />
Raps kann bei Gesamtanalysen die<br />
Fettsäurezusammensetzung verwässern, so<br />
dass das Erntegut nicht mehr als HOLli-Raps<br />
zu vermarkten ist. Für die sichere Vermarktung<br />
als HOLli-Raps ohne Verunreinigungen<br />
mit normaler Rapssaat müssen Ernte und<br />
Erfassung sauber erfolgen. Daher empfiehlt<br />
es sich, den HOLli-Raps als erstes zu ernten<br />
und separat zu lagern. (pb)<br />
Die neue Holli-Rapsöl-Qualität:<br />
• längere Haltbarkeit bei hohen Temperaturen<br />
• geringerer Gehalt an Transfettsäuren<br />
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