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<strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong><br />
Zeits<strong>ch</strong>rift über polare Regionen www.polar-news.com<br />
Ausgabe 4 / Mai 2006 Auflage 50’000<br />
Unter dem Eis<br />
Pflanzen und Tiere im<br />
antarktis<strong>ch</strong>en Meer<br />
Der Walfänger<br />
Cornelius Gransbergen arbeitete<br />
10 Jahre auf einem Walfangs<strong>ch</strong>iff<br />
Mit voller Kraft<br />
Unterwegs mit dem Eisbre<strong>ch</strong>er<br />
Kapitan Dranitsyn
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brillant weisse Welt. Im Tierparadies<br />
Südgeorgien bringen Sie die Zodiacanlandungen<br />
ganz nah an die Golds<strong>ch</strong>opfpinguine,<br />
Pelzrobben und See-<br />
Elefanten. An der Grabstätte des Fors<strong>ch</strong>ers<br />
Sir Ernest Shackleton kreist die<br />
Rumflas<strong>ch</strong>e und die gut erhaltene<br />
Whalers Chur<strong>ch</strong> aus den frühen Walfängertagen<br />
gibt stimmungsvollen<br />
Raum für den Weihna<strong>ch</strong>tsgottesdienst.<br />
Unvergessli<strong>ch</strong>! Majestätis<strong>ch</strong>e Glets<strong>ch</strong>er,<br />
die im Sonnenli<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>illernd aus tiefblauem<br />
Meer aufragen, sind ein atemberaubender<br />
Anblick z.B. in der<br />
Paradies Bu<strong>ch</strong>t, und ein Bad in heissen<br />
Quellen auf Deception Island ist ein<br />
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Treibstoffzus<strong>ch</strong>lägen.<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Na<strong>ch</strong> fünf Jahren mit unserer Multivision<br />
«Im Rei<strong>ch</strong> der Pinguine» und etwas über<br />
50'000 Besu<strong>ch</strong>ern verabs<strong>ch</strong>ieden wir uns<br />
vorerst mal mit unserer «Pinguinges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te»<br />
und werden nordwärts ziehen.<br />
Das heisst, wir werden in der nä<strong>ch</strong>sten<br />
Zeit mit unseren Bildern in Deuts<strong>ch</strong>land<br />
auf Tournee gehen. Im Winter 07/08 werden<br />
wir zurück sein mit einem neuen<br />
Thema, diesmal über die Gebiete rund um<br />
den Nordpol. Für Fans des Nordens ist<br />
eine neue Website in Vorbereitung. Diese<br />
wird in den nä<strong>ch</strong>sten Wo<strong>ch</strong>en online gehen<br />
und ist unter www.polarkreis.<strong>ch</strong> und<br />
www.polarkreis.eu zu errei<strong>ch</strong>en.<br />
«Die Reise der Pinguine», so hiess der mit<br />
einem Oscar gekrönte Film, der Tierfreunde<br />
im letzten Winter zum S<strong>ch</strong>wärmen<br />
bra<strong>ch</strong>te. <strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> war das Kinoprogramm<br />
zu dieser Erfolgsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Mehr<br />
als 200'000 S<strong>ch</strong>weizer Pinguinfans sahen<br />
diesen Film, und 40'000 <strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> wurden<br />
an den Kinokassen verteilt. Wahrli<strong>ch</strong><br />
ein toller Erfolg... und der nä<strong>ch</strong>ste Film<br />
steht bereits vor der Redaktionstüre! Mehr<br />
darüber erfahren Sie in dieser Ausgabe.<br />
Mit der Sonderausstellung «Arktis/Antarktis»<br />
an der Fespo 06 in Züri<strong>ch</strong> hatten<br />
wir zum ersten Mal die Gelegenheit,<br />
Bilder über die <strong>Polar</strong>regionen der Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />
zu präsentieren. Wir waren überwältigt<br />
über das Interesse und den enormen<br />
Andrang, den wir erleben durften.<br />
Au<strong>ch</strong> an der Fespo 07 werden wir deshalb<br />
mit neuem Bildmaterial wieder dabei sein.<br />
Ni<strong>ch</strong>t immer können wir über Erfreuli<strong>ch</strong>es<br />
beri<strong>ch</strong>ten, so die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te über den Walfang<br />
im letzten Jahrhundert. Na<strong>ch</strong> langer<br />
Diskussion im Redaktionsteam statteten<br />
Christian Hug und Heiner Kubny dem<br />
ehemaligen Walfänger Cornelius Gransbergen<br />
einen Besu<strong>ch</strong> auf der holländis<strong>ch</strong>en<br />
Insel Ameland ab. Gespannt und<br />
ers<strong>ch</strong>üttert hörten wir während vier Tagen<br />
seiner Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zu. Wir mö<strong>ch</strong>ten ganz<br />
bewusst aufrütteln, denn no<strong>ch</strong> heute werden<br />
Wale gejagt!<br />
Nun, viel Spass beim Lesen!<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
Rosamaria und Heiner Kubny<br />
<strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> Zum Titelbild<br />
Seit mehr als 20 Jahren reist Norbert Rosing mehrmals<br />
jährli<strong>ch</strong> in die kanadis<strong>ch</strong>e Arktis, letztes Jahr<br />
Anfang Mai auf der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen.<br />
Es war no<strong>ch</strong> bitterkalt, und ständig tobten S<strong>ch</strong>neestürme.<br />
Na<strong>ch</strong> drei Wo<strong>ch</strong>en Fahrt mit dem Motors<strong>ch</strong>litten<br />
dur<strong>ch</strong> die unendli<strong>ch</strong>en Weiten von Victoria<br />
Island entdeckte er am Horizont eine Gruppe<br />
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen im s<strong>ch</strong>önsten Li<strong>ch</strong>t der Mitterna<strong>ch</strong>tssonne.<br />
Kamera: Leica R8 Objektiv: Leica APO-Telyt-R 1:4/560 mm<br />
Film: Fuji<strong>ch</strong>rome Velvia 50 Bild: Norbert Rosing<br />
<strong>Polar</strong>fors<strong>ch</strong>ung heute 4<br />
Unter Wasser 6<br />
Dies & Das / Impressum 13<br />
Die Reise der Elisabeth Poenitz 14<br />
Patens<strong>ch</strong>aft 18<br />
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen 20<br />
Eisbre<strong>ch</strong>er 26<br />
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8049 Züri<strong>ch</strong><br />
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Telefon +41 44 3423660<br />
Fax +41 44 3423661<br />
Email redaktion@polar-news.com<br />
<strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> an der Fespo 31<br />
<strong>Reisen</strong> 32<br />
Marktplatz 34<br />
Walfänger 36<br />
Küstensees<strong>ch</strong>walbe 44<br />
Der weisse Planet 49<br />
Intern / Leserreise 50<br />
3
Fors<strong>ch</strong>ung<br />
News aus der<br />
<strong>Polar</strong>fors<strong>ch</strong>ung<br />
Zusammengestellt von Peter Balwin<br />
Eisbär s<strong>ch</strong>wimmt Rekordstrecke<br />
Mindestens 74 Kilometer in einem einzigen Tag – wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />
sogar mehr – legte ein Eisbär s<strong>ch</strong>wimmend in Spitzbergen zurück.<br />
Dies ist der erste Beweis dafür, dass Eisbären in so kurzer Zeit so<br />
weite Strecken im Wasser zurücklegen können. Es gilt als beinahe<br />
si<strong>ch</strong>er, dass der Bär eher gegen 100 Kilometer ges<strong>ch</strong>wommen sein<br />
musste, weil er die Strecke zwis<strong>ch</strong>en seinem Start- und Landepunkt<br />
im südli<strong>ch</strong>en Spitzbergen ni<strong>ch</strong>t in gerader Linie zurückgelegt hatte.<br />
Antarktis: Dem Ringstrom<br />
«auf den Zahn fühlen»<br />
Der riesige kalte Meeresstrom, der den<br />
Kontinent Antarktika vor jegli<strong>ch</strong>er Wärmezufuhr<br />
aus umliegenden Meeren abs<strong>ch</strong>irmt,<br />
transportiert 100 Mal mehr Wasser dur<strong>ch</strong><br />
den Südozean als sämtli<strong>ch</strong>e Flüsse dieser<br />
Welt zusammengenommen. Die sogenannte<br />
zirkumpolare Strömung ist der grösste<br />
Meeresstrom der Erde – do<strong>ch</strong> der mögli<strong>ch</strong>e<br />
Einfluss dieses antarktis<strong>ch</strong>en Ringstroms<br />
auf das Weltklima ist kaum bekannt.<br />
Angetrieben dur<strong>ch</strong> die wa<strong>ch</strong>sende Sorge um<br />
die Auswirkungen einer globalen Erwärmung,<br />
haben si<strong>ch</strong> jetzt australis<strong>ch</strong>e und französis<strong>ch</strong>e<br />
Meeresfors<strong>ch</strong>er zusammengetan<br />
und ein internationales Projekt gestartet.<br />
Mit Hilfe von Modellre<strong>ch</strong>nungen auf Supercomputern<br />
in Frankrei<strong>ch</strong> will man dem<br />
Ringstrom «auf den Zahn fühlen» und baldmögli<strong>ch</strong>st<br />
in der Lage sein, Klima-Änderungen<br />
genauer vorherzusagen. Vor allem interessiert,<br />
wie Wärme und Salz in den Südozean<br />
und aus diesem wieder heraus transportiert<br />
werden. Damit erhöht si<strong>ch</strong> das<br />
Wissen um die Dynamik dieses kalten<br />
Meeres. Und die Australier erhoffen si<strong>ch</strong><br />
glei<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> eine Verbesserung ihrer Klimaund<br />
Wettervorhersage.<br />
(Quelle: University of New South Wales)<br />
Rohöl vers<strong>ch</strong>mutzt<br />
Alaskas Tundra<br />
Dur<strong>ch</strong> eine defekte Pipeline im US-<br />
Bundesstaat Alaska sind bis Ende März<br />
mehr als 800'000 Liter Rohöl ausgetreten.<br />
Na<strong>ch</strong> Angaben der Behörden konnte bis<br />
Die dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>windigkeit im Wasser betrug 3 bis 4<br />
Kilometer pro Stunde. Der Eisbär namens Skadi, ein 20-jähriges<br />
Weib<strong>ch</strong>en, trägt seit geraumer Zeit einen Satellitensender. Seine<br />
Bewegungen können auf der Homepage des WWF mitverfolgt werden:<br />
www.panda.org => «Where we work» => «Arctic» => «<strong>Polar</strong> Bear<br />
Tracker».<br />
(Quelle: Arctic Bulletin 3.05)<br />
jetzt erst knapp ein Viertel der Vers<strong>ch</strong>mutzung<br />
behoben werden. Die Säuberungsarbeiten<br />
würden mehrere Wo<strong>ch</strong>en dauern,<br />
hiess es. Die Umwelts<strong>ch</strong>utzbehörde Alaskas<br />
spri<strong>ch</strong>t vom bisher grössten Öl-Austritt im<br />
Gebiet des North Slope, der riesigen<br />
Küstenebene nördli<strong>ch</strong> der Brooks Range,<br />
einer öl- und erdgasrei<strong>ch</strong>en Region im<br />
hohen Norden. Arbeiter hatten das Lo<strong>ch</strong> in<br />
der Pipeline Anfang März entdeckt. Wie<br />
stark si<strong>ch</strong> diese jüngste Ölvers<strong>ch</strong>mutzung<br />
auf die fast 30'000 Tiere umfassende<br />
Central-Arctic-Karibuherde auswirken wird,<br />
kann erst vermutet werden. Die sommerli<strong>ch</strong>e<br />
Wanderroute dieser Herde wird dur<strong>ch</strong><br />
das ölvers<strong>ch</strong>mutzte Gebiet führen.<br />
(Quelle: Presseberi<strong>ch</strong>te, Alaska Wilderness<br />
League)<br />
No<strong>ch</strong> nie so wenig Meereis<br />
In den letzten hundert Jahren gab es no<strong>ch</strong><br />
nie so wenig Meereis wie im vergangenen<br />
arktis<strong>ch</strong>en Sommer 2005. Satelliten der<br />
Nasa stellten ein sommerli<strong>ch</strong>es Minimum<br />
von bloss no<strong>ch</strong> 5,3 Millionen Quadratkilometern<br />
gefrorenen Meeres fest – in den<br />
S<strong>ch</strong>ulbü<strong>ch</strong>ern findet si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> die Zahl<br />
von 7 bis 9 Millionen Quadratkilometern.<br />
Kommt hinzu, dass der Arktis<strong>ch</strong>e Ozean<br />
heute später gefriert, das Eis dünner ist<br />
und etwa 17 Tage vor dem langjährigen<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittswert aufzubre<strong>ch</strong>en beginnt.<br />
Fors<strong>ch</strong>er des amerikanis<strong>ch</strong>en National<br />
Snow and Ice Data Centre prognostizieren<br />
ein eisfreies Nordpolarmeer no<strong>ch</strong> vor dem<br />
Ende dieses Jahrhunderts – falls die starke<br />
Erwärmung der Polkappe so rasant weiters<strong>ch</strong>reitet.<br />
(Quelle: Nasa, WWF Arctic Bulletin)<br />
Der singende Eisberg<br />
Die Fors<strong>ch</strong>er staunten ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, als sie<br />
mit ihren Seismographen in der deuts<strong>ch</strong>en<br />
Antarktis-Station Neumayer S<strong>ch</strong>wingungen<br />
aufzei<strong>ch</strong>neten, die harmonis<strong>ch</strong>e Klänge mit<br />
bis zu 30 Obertönen bildeten. Zuerst da<strong>ch</strong>te<br />
man an vulkanis<strong>ch</strong>e Aktivitäten, die diese<br />
niederfrequenten S<strong>ch</strong>wingungen, sogenannte<br />
Tremore, verursa<strong>ch</strong>en. Do<strong>ch</strong> als die<br />
Quelle zu wandern begann, konsultierten<br />
die deuts<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>er Satellitenaufnahmen<br />
– und fanden einen gigantis<strong>ch</strong>en Eisberg mit<br />
einer Flä<strong>ch</strong>e von 30 auf 50 Kilometern, der<br />
die Töne von si<strong>ch</strong> gab. Nun vermuten die<br />
Entdecker, dass strömendes Wasser innerhalb<br />
des Spalten- und Tunnelsystems des<br />
Eisbergs S<strong>ch</strong>wingungen anregt, wel<strong>ch</strong>e<br />
denen einer Orgelpfeife ähneln. Leider ist<br />
das Konzert der Eisberge für das mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />
Ohr ni<strong>ch</strong>t wahrnehmbar...<br />
(Quelle: AWI)<br />
Neue Fors<strong>ch</strong>ungsstation<br />
Im April 2006, kurz vor Einsetzen<br />
des antarktis<strong>ch</strong>en Winters, ist die<br />
Konstruktion einer neuen ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsstation in der Ross<br />
Sea abges<strong>ch</strong>lossen worden.<br />
Die Station auf der Ross-Insel wird<br />
von vers<strong>ch</strong>iedenen Universitäten in<br />
Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>ien betrieben und soll ab<br />
Dezember dieses Jahres vollständig<br />
in Betrieb sein. Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e<br />
Wissens<strong>ch</strong>after wollen auf der kargen<br />
Ross-Insel Studien zur<br />
Geologie, Klimatologie und Botanik<br />
dur<strong>ch</strong>führen.<br />
(Quelle: CTK und Prague Monitor)<br />
Mehr Treibhausgase denn je<br />
Dem Eis der Antarktis als globalem Klima-<br />
Ar<strong>ch</strong>iv hat ein europäis<strong>ch</strong>es Fors<strong>ch</strong>erteam<br />
ein weiteres Geheimnis entlockt: Die<br />
Konzentrationen an Treibhausgasen in der<br />
Erdatmosphäre waren in den letzten 650'000<br />
Jahren no<strong>ch</strong> nie so ho<strong>ch</strong> wie heute. Dies<br />
geht aus der Analyse von Luftblasen in einer<br />
rund 3300 Meter tiefen Bohrung bei der<br />
Sommerstation Dome C im Eis der<br />
Ostantarktis hervor. Zudem zeigte si<strong>ch</strong>, dass<br />
Zwis<strong>ch</strong>eneiszeiten mit weniger Treibhausgas<br />
immer mit kühleren Bedingungen<br />
zusammen hingen. «Die Analyse strei<strong>ch</strong>t die<br />
Tatsa<strong>ch</strong>e heraus, dass die heutige Konzentration<br />
von atmosphäris<strong>ch</strong>em Kohlendioxid<br />
bereits 27 Prozent höher liegt als der hö<strong>ch</strong>ste<br />
aufgezei<strong>ch</strong>nete Stand während der letzten<br />
650'000 Jahre», kommentiert Thomas<br />
Stocker, Professor am Physikalis<strong>ch</strong>en<br />
Institut der Universität Bern, die jüngsten<br />
Ergebnisse.<br />
(Quelle: AWI und NZZ Nr. 280)<br />
1000 Mal mehr Blumen<br />
Na<strong>ch</strong> neuesten Erkenntnissen könnte es in<br />
der gesamten Arktis ni<strong>ch</strong>t bloss rund 2000<br />
Arten von Blütenpflanzen geben, wie bisher<br />
angenommen, sondern – 2 Millionen! Diese<br />
überras<strong>ch</strong>ende Entdeckung gelang Hanne<br />
Hegre Grundt vom norwegis<strong>ch</strong>en Zentrum<br />
für Biosystematik in Oslo. Die junge<br />
Fors<strong>ch</strong>erin erklärt diese um den Faktor 1000<br />
höhere Artenzahl mit dem Vorkommen von<br />
kryptis<strong>ch</strong>en Arten. Dies sind Formen, die<br />
zwar genetis<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>ieden sind, äusserli<strong>ch</strong><br />
aber kaum voneinander zu trennen sind und<br />
selbst von Experten auf Anhieb ni<strong>ch</strong>t als<br />
zwei unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Arten erkannt werden<br />
können. Angesi<strong>ch</strong>ts dieser neuen Tatsa<strong>ch</strong>e<br />
müssen Botaniker nun ihre Theorien revidieren,<br />
wie und wie s<strong>ch</strong>nell die Evolution<br />
selbst in der Arktis forts<strong>ch</strong>reiten kann.<br />
(Quelle: Aftenposten)<br />
4 <strong>Polar</strong> NEWS <strong>Polar</strong> NEWS<br />
5
Unter Wasser<br />
Eistau<strong>ch</strong>er<br />
Unter dem Eis ist alles anders: Kälte und Eisberge fördern eine Pflanzen- und Tierwelt von atemberaubender<br />
S<strong>ch</strong>önheit. Der Tessiner Profitau<strong>ch</strong>er Franco Banfi hat si<strong>ch</strong> vom Unterwasser-Kosmos ein Bild gema<strong>ch</strong>t.
Kettensalpe: Verwandt mit den Sees<strong>ch</strong>eiden, bilden<br />
aber frei im Wasser treibende Kolonien.<br />
Peits<strong>ch</strong>enförmige Hornkoralle (Gorgonie): Die einzelnen Polypen sind in einer Reihe auf dem hornigen Skelett angeordnet.<br />
Sie ernähren si<strong>ch</strong> von Plankton, das die Strömung mit si<strong>ch</strong> bringt.<br />
Trematomus hansoni: Der Name Felsbars<strong>ch</strong> existiert ni<strong>ch</strong>t offiziell, wohl aber der englis<strong>ch</strong>e: Rock Cod.<br />
Lebt im Wasser der South Shetland, South Orkney und South Georgia Island in bis zu 640 Metern Tiefe.<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
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9
Antarktis<strong>ch</strong>e Riesenassel (Glyptonotus antarcticus):<br />
das S<strong>ch</strong>alentier wird etwa 7 Zentimeter gross.<br />
Kamins<strong>ch</strong>wamm (Rossella fibulata): Lebt in Tiefen<br />
bis 460 Meter lang und filtriert Kleinstplankton.<br />
Nacktkiemens<strong>ch</strong>necke (Doris kerguelenensis): Lebt in<br />
bis zu 5 Grad warmem Wasser.<br />
Odontaster validus: Er ist der häufigste Seestern der Antarktis, hat aber no<strong>ch</strong> keinen deuts<strong>ch</strong>en Namen.<br />
Dafür wurde er s<strong>ch</strong>on in einer Tiefe von 914 Metern gesi<strong>ch</strong>tet.<br />
Napfs<strong>ch</strong>necke: Die Art ist no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t klar bestimmt. Napfs<strong>ch</strong>necken sind sowohl in der Antarktis als<br />
au<strong>ch</strong> im Atlantik und sogar im Mittelmeer anzutreffen.<br />
Seestern: No<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zugeordnet. Hat Banfi hier<br />
eine neue Art entdeckt?<br />
Von Christian Hug (Text)<br />
und Franco Banfi (Bilder)<br />
Eigentli<strong>ch</strong> war es nur ein ganz normaler<br />
Auftrag, der den Fotografen Franco Banfi auf<br />
die Antarktis<strong>ch</strong>e Halbinsel führte: Er sollte<br />
für ein deuts<strong>ch</strong>es Reiseunternehmen Unterwasserfotos<br />
für den neuen Werbekatalog<br />
s<strong>ch</strong>iessen. Das war 2001. «Damals wusste<br />
i<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mal den Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en<br />
Arktis und Antarktis», sagt Banfi, «aber als<br />
i<strong>ch</strong> erst mal dort war, wurde i<strong>ch</strong> sofort krank:<br />
Die Leidens<strong>ch</strong>aft für polare Gewässer hat<br />
mi<strong>ch</strong> gepackt. Wenn i<strong>ch</strong> wählen kann zwis<strong>ch</strong>en<br />
tropis<strong>ch</strong>en Gewässern und dem<br />
<strong>Polar</strong>meer: I<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>eide mi<strong>ch</strong> ohne Zögern<br />
für letzteres.»<br />
Das sagt einer, der s<strong>ch</strong>on weit herum gekommen<br />
ist in der Welt: Franco Banfi fotografierte<br />
in Papua Neuguinea und auf Kuba, im<br />
Roten und im Mittelmeer, in Indonesien und<br />
in kanadis<strong>ch</strong>en Gewässern.<br />
Vor seiner Abreise zur Antarktis<strong>ch</strong>en<br />
Halbinsel s<strong>ch</strong>aute si<strong>ch</strong> Banfi Filme des<br />
Eistau<strong>ch</strong>ers Norbert Wu an. «Seine Aufnahmen<br />
zeigten ruhiges Wasser, das gänzli<strong>ch</strong><br />
mit Eis bedeckt war und eine Si<strong>ch</strong>t von etwa<br />
fünfzig Metern bot», erzählt der stämmige<br />
Tessiner. Do<strong>ch</strong> als er selber zum ersten Mal<br />
ins eiskalte Nass sprang, war alles anders.<br />
«Das Wasser war ziemli<strong>ch</strong> unruhig, weil die<br />
Eisdecke ni<strong>ch</strong>t ges<strong>ch</strong>lossen war. Es sah aus,<br />
als wabere ein grüner Nebel darin, und die<br />
Si<strong>ch</strong>tweite betrug entspre<strong>ch</strong>end hö<strong>ch</strong>stens<br />
zehn Meter. Von Meerestieren und Unterwasserpflanzen<br />
kaum eine Spur.»<br />
Im dunklen Kelp<br />
Die Ursa<strong>ch</strong>e der trüben Si<strong>ch</strong>t fand der erfahrene<br />
Tau<strong>ch</strong>er s<strong>ch</strong>nell heraus: Auf der Höhe<br />
des <strong>Polar</strong>kreises, wo er tau<strong>ch</strong>te, s<strong>ch</strong>melzte<br />
das Eis. Freis<strong>ch</strong>wimmende Eisberge rieben<br />
am Boden und an Unterwasserfelsen, wühlten<br />
den Grund auf und zermalmten jegli<strong>ch</strong>e<br />
Fauna. «Do<strong>ch</strong> in zehn Metern Tiefe klarte das<br />
Wasser auf, die Si<strong>ch</strong>t wurde viel besser.»<br />
Banfi sah zwar einige Seeanemonen und<br />
S<strong>ch</strong>wämme, aber viel mehr war da ni<strong>ch</strong>t.<br />
Zumindest ni<strong>ch</strong>t beim ersten Tau<strong>ch</strong>gang,<br />
denn erst einige Zeit später entdeckte er, wo<br />
er su<strong>ch</strong>en musste: Im Kelp. So bezei<strong>ch</strong>net<br />
man den Seetang, der in regelre<strong>ch</strong>ten<br />
Wäldern unter Wasser in grossen Blättern<br />
wä<strong>ch</strong>st und bis zu 60 Meter lang werden<br />
kann. Kelp bietet den Tieren Nahrung und<br />
S<strong>ch</strong>utz vor Feinden. Banfi fotografierte<br />
Mus<strong>ch</strong>eln, Eisfis<strong>ch</strong>e, Manteltiere, Seesterne,<br />
Spinnen, S<strong>ch</strong>necken und natürli<strong>ch</strong> Krill – bis<br />
zu einer Tiefe von 40 Metern.<br />
Bald kannte er si<strong>ch</strong> aus unter Wasser: Vor<br />
allen in s<strong>ch</strong>rägen Felsen und grottenartigen<br />
Einbu<strong>ch</strong>tungen fand Banfi die Sujets, die er<br />
su<strong>ch</strong>te – denn dort reiben die treibenden<br />
Eisberge ni<strong>ch</strong>t an die Felsen. «I<strong>ch</strong> musste mit<br />
meiner Kamera mitten in den Kelp s<strong>ch</strong>wimmen,<br />
das war ziemli<strong>ch</strong> unheimli<strong>ch</strong>: Der Wald<br />
s<strong>ch</strong>loss si<strong>ch</strong> über mir, und es wurde s<strong>ch</strong>lagartig<br />
stockdunkel.» Aber als erfahrenen<br />
Tau<strong>ch</strong>er bra<strong>ch</strong>te ihn das ni<strong>ch</strong>t wirkli<strong>ch</strong> aus<br />
der Ruhe.<br />
War’s kalt? «Eigentli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t», antwortet<br />
Banfi. «I<strong>ch</strong> tau<strong>ch</strong>e ja oft au<strong>ch</strong> in unseren<br />
Seen in der S<strong>ch</strong>weiz, und hier sind im Winter<br />
die Temperaturen ebenfalls um den Gefrierpunkt<br />
herum.» Warm eingepackt hatte er<br />
si<strong>ch</strong> trotzdem: Unter dem Trockenanzug tragen<br />
Eistau<strong>ch</strong>er spezielle Thermo-Unterwäs<strong>ch</strong>e.<br />
Eine Druckluftflas<strong>ch</strong>e, die mit ins<br />
Wasser kommt, bläst Luft in den Tau<strong>ch</strong>eranzug,<br />
was wie eine zusätzli<strong>ch</strong>e Wärme-<br />
Isolation wirkt. Dicke Hands<strong>ch</strong>uhe s<strong>ch</strong>ützen<br />
die Finger vor Kälte.<br />
Kurze Tau<strong>ch</strong>gänge<br />
«Trotzdem werden Hände und Füsse ziemli<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>nell ziemli<strong>ch</strong> kalt», sagt Banfi. Ein<br />
Tau<strong>ch</strong>gang dauerte deshalb nur etwa 30<br />
Minuten statt der übli<strong>ch</strong>en Dreiviertelstunde.<br />
Insgesamt ist diese Ausrüstung etwa 12 Kilo<br />
s<strong>ch</strong>wer, im Gegensatz zu einem 4-Kilo-<br />
Equipment der Tropentau<strong>ch</strong>er. Bloss die<br />
Atemluft in den Pressluftflas<strong>ch</strong>en bleibt dieselbe:<br />
Ein Gemis<strong>ch</strong> aus 20 Prozent Sauerstoff<br />
und 80 Prozent Stickstoff, was unserer<br />
Atemluft entspri<strong>ch</strong>t. Sogar die Fotokamera<br />
mit den Weitwinkelobjektiven, dem Blitz und<br />
den 200-Asa-Filmen bleibt dieselbe wie in<br />
den Tropen. Seit Franco digital fotografiert,<br />
bevorzugt er Canon-Kameras.<br />
Zweimal reiste der aufgeweckte Tessiner in<br />
die Antarktis, eine dritte Reise führte ihn in<br />
die Arktis, um Fotos vom Grönlandhai zu<br />
s<strong>ch</strong>iessen. Es wird ni<strong>ch</strong>t seine letzte bleiben.<br />
Franco Banfi<br />
Geboren am 18. September 1958 in<br />
Lugano. Tau<strong>ch</strong>t seit seinem 20. Lebensjahr.<br />
Zuerst in heimis<strong>ch</strong>en Gewässern,<br />
hier erwarb er au<strong>ch</strong> seine Tau<strong>ch</strong>brevets.<br />
Heute ist Franco Banfi in allen<br />
Weltmeeren anzutreffen. Seine Fotos<br />
ers<strong>ch</strong>einen regelmässig in Zeits<strong>ch</strong>riften<br />
wie «National Geographics», «BBC»<br />
«Wildlife», «Animan», «Terra»,<br />
«Mare» und «Focus». 1992 errang er in<br />
Kuba den Weltmeistertitel in der Unterwasserfotografie.<br />
www.banfi.<strong>ch</strong><br />
10 <strong>Polar</strong> NEWS <strong>Polar</strong> NEWS<br />
11
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gute Bodenarbeit.<br />
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<strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> goes Europa<br />
Pinguine und <strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> sind<br />
Europa ein Stück näher gerückt. Ab<br />
sofort findet man die dazugehörenden<br />
Websites au<strong>ch</strong> unter www.pinguine.eu,<br />
www.polarnews.eu und<br />
polarfoto.eu. So konnten einige<br />
zum Thema <strong>Polar</strong> passende .eu-<br />
Domain-Namen registriert werden,<br />
die demnä<strong>ch</strong>st aufs Netz gehen<br />
sollen.<br />
<strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> geht überdies mit einer<br />
ganz neuen Homepage aufs Netz:<br />
www.polarkreis.eu und www.polarkreis.<strong>ch</strong>.<br />
Hier finden Fans des<br />
Nordens Infos zu Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te, Tieren,<br />
Mens<strong>ch</strong>en, Natur und Umwelt der<br />
polaren Regionen. Ab Herbst online.<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber<br />
KubnyArt<br />
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8049 Züri<strong>ch</strong><br />
Tel. +41 44 342 36 60<br />
Fax +41 44 342 36 61<br />
Mail: redaktion@polar-news.com<br />
Web www.polar-news.com<br />
Redaktion<br />
Heiner Kubny<br />
Christian Hug<br />
Korrektorat /Blattma<strong>ch</strong>er<br />
Christian Hug<br />
Layout<br />
Sadia Hug<br />
SatzPunkt, 3011 Bern<br />
Druck<br />
Vogt-S<strong>ch</strong>ild/Habegger Medien AG<br />
4501 Solothurn<br />
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Tel 031 780 18 18<br />
Fax 031 780 18 16<br />
Mail print.promo@bluewin.<strong>ch</strong><br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe<br />
Rosamaria Kubny<br />
Peter Balwin<br />
Norbert Rosing<br />
Franco Banfi<br />
Cornelius Gransbergen<br />
Cornelius Krijnen<br />
Elisabeth Poenitz-Pohl<br />
Thomas Jermann<br />
David Senn<br />
Daniel B. Peterlunger<br />
Reto E. Wild<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
Dummer Vogel<br />
28. Februar 06, Hallenstadion Züri<strong>ch</strong>:<br />
Wieder einmal besu<strong>ch</strong>en Rosamaria und<br />
i<strong>ch</strong> ein Eishockeyspiel der ZSC Lions. Der<br />
Gegner des heutigen Heimspiels ist der<br />
HC Ambri-Piotta. Es soll eine Zitterpartie<br />
werden. Es geht um die Qualifikation zum<br />
Playoff. Wie meistens begeben wir uns in<br />
der Halle no<strong>ch</strong> ins Restaurant. Wir finden<br />
Platz neben zwei netten Herren die si<strong>ch</strong><br />
sehr intensiv miteinander unterhalten.<br />
I<strong>ch</strong> bekam einzelne Gesprä<strong>ch</strong>sbrocken<br />
mit: Fis<strong>ch</strong>fang, Tonnagen, Vietnam, Flugverspätung,<br />
kann i<strong>ch</strong> liefern. Klingt für<br />
mein Ohr äusserst spannend! Wir haben<br />
no<strong>ch</strong> Zeit, das Spiel beginnt erst in 30<br />
Minuten, und so frage i<strong>ch</strong> die zwei Herren,<br />
was sie so tun. Der eine, gut gekleidet, gibt<br />
zur Antwort: «I<strong>ch</strong> handle mit Fis<strong>ch</strong>en,<br />
nein, ni<strong>ch</strong>t im Detailhandel, bei mir geht<br />
es um die ganz grossen Mengen. Ans<strong>ch</strong>liessend<br />
wird die Ware über unser über<br />
die ganze S<strong>ch</strong>weiz verteiltes Filialnetz an<br />
die Endkonsumenten verkauft.» «Kann<br />
i<strong>ch</strong> bestätigen, i<strong>ch</strong> beliefere ihn, komme<br />
gerade von Vietnam zurück», ergänzte der<br />
andere.<br />
I<strong>ch</strong> wollte jetzt wissen, für wel<strong>ch</strong>e Firma<br />
er denn tätig sei. «Also, mein Arbeitgeber<br />
ist mit über fünfzig Prozent Marktanteil in<br />
der S<strong>ch</strong>weiz die absolute Nummer Eins.<br />
Eis und Stille<br />
Der renommierte Fotograf Helfried Weyer<br />
hat mit dem Fernsehjournalisten Peter von<br />
Sassen an der ersten Expedition der<br />
Gegenwart in diese zu Russland gehörende<br />
Region teilgenommen. Die Bilder, die Weyer<br />
mitbra<strong>ch</strong>te, zeigen eine ursprüngli<strong>ch</strong>e, bezaubernd<br />
s<strong>ch</strong>öne Welt aus Li<strong>ch</strong>t, Eis und Stille.<br />
Peter von Sassen bes<strong>ch</strong>reibt in einem einleitenden<br />
Text die Reise aus seiner Si<strong>ch</strong>t.<br />
Auszüge aus dem Expeditionsberi<strong>ch</strong>t von<br />
1873 und historis<strong>ch</strong>e Illustrationen komplettieren<br />
diesen aussergewöhnli<strong>ch</strong>en Bildband<br />
I<strong>ch</strong> bin verantwortli<strong>ch</strong> für den Einkauf und<br />
die gesamte Logistik.» Nun wollte i<strong>ch</strong><br />
natürli<strong>ch</strong> wissen, wie er si<strong>ch</strong> zur Überfis<strong>ch</strong>ung<br />
der Meere stellt. I<strong>ch</strong> erwähnte au<strong>ch</strong><br />
meine Bedenken zum Longlinefishing,<br />
dem jedes Jahr Zehntausende Albatrosse<br />
und andere Seevögel zum Opfer fallen.<br />
«Wissen Sie», kam die Antwort, «da kann<br />
man wirkli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t viel dagegen tun. Der<br />
Albatros ist ja wirkli<strong>ch</strong> dumm! Warum<br />
muss er ausgere<strong>ch</strong>net da na<strong>ch</strong> Nahrung<br />
su<strong>ch</strong>en, wo die Fis<strong>ch</strong>er ihre Arbeit tun?»<br />
I<strong>ch</strong>, sonst sehr redegewandt, war s<strong>ch</strong>ockiert<br />
und bra<strong>ch</strong>te kein Wort über die Lippen.<br />
Der S<strong>ch</strong>ock sass tief, haben wir do<strong>ch</strong> diese<br />
faszinierenden Vögel s<strong>ch</strong>on des Öfteren in<br />
deren Brutgebieten beoba<strong>ch</strong>ten können.<br />
Eigentli<strong>ch</strong> sollten gebildete Mens<strong>ch</strong>en sol<strong>ch</strong>e<br />
Aussagen für si<strong>ch</strong> behalten. Ist es do<strong>ch</strong><br />
heutzutage äusserst wi<strong>ch</strong>tig, die Sensibilität<br />
unserer Natur und der darin lebenden<br />
Tiere zu begreifen. Ans<strong>ch</strong>einend sind wir<br />
no<strong>ch</strong> weit weg davon. Business ist eben<br />
Business, au<strong>ch</strong> wenn die Natur auf der<br />
Strecke bleibt... leider.<br />
Das Spiel endete übrigens unents<strong>ch</strong>ieden<br />
4:4. Für mi<strong>ch</strong> war das nur no<strong>ch</strong> Nebensa<strong>ch</strong>e,<br />
denn der Abend wurde mir s<strong>ch</strong>on<br />
vorher verdorben.<br />
Heiner Kubny<br />
über eine aussergewöhnli<strong>ch</strong>e<br />
Reise in<br />
ein unbekanntes Land.<br />
Erhältli<strong>ch</strong> unter<br />
www.pinguine.<strong>ch</strong><br />
Helfried Weyer/Peter von Sassen:<br />
«Vergessene Inseln im Eis. Eine Expedition<br />
ins Kaiser-Franz-Joseph-Land»<br />
Nicolai-Verlag, 160 Seiten, Fr. 60.40<br />
13
Eine Reise zu den Pinguinen<br />
Elisabeth Poenitz-Pohl mag Vögel und das ewige Eis. Ihre erste Expedition in die Antarktis<br />
war für die Anästhesistin aus Sankt Augustin in der Nähe von Bonn ein traumhaft s<strong>ch</strong>önes<br />
Erlebnis. Was sie so faszinierte, erzählt sie in ihrem Reiseberi<strong>ch</strong>t.<br />
Von Elisabeth Poenitz-Pohl (Text)<br />
und Heiner Kubny (Bilder)<br />
Bü<strong>ch</strong>er wie «Die S<strong>ch</strong>recken des Eises und<br />
der Finsternis» von Christoph Ransmeyer<br />
oder «In Na<strong>ch</strong>t und Eis» von Friedjof<br />
Nansen hatte i<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on vor vielen Jahren mit<br />
grosser Spannung gelesen. Kamen do<strong>ch</strong> in<br />
diesen Tatsa<strong>ch</strong>enberi<strong>ch</strong>ten ni<strong>ch</strong>t nur die<br />
Dramatik einer sol<strong>ch</strong>en entbehrungsrei<strong>ch</strong>en<br />
Expedition zum Ausdruck, sondern au<strong>ch</strong> die<br />
Begeisterung für die S<strong>ch</strong>önheit dieser kargen,<br />
lebensfeindli<strong>ch</strong> wirkenden Lands<strong>ch</strong>aften.<br />
Dann lief im Jahr 1998 in der<br />
«Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik<br />
Deuts<strong>ch</strong>land» in Bonn vier Monate<br />
lang die anregende Ausstellung «Arktis-<br />
Antarktis».<br />
Diese besu<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> mehrere Male und erfuhr<br />
dabei eine Menge über Fors<strong>ch</strong>ung, Entdeckungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te,<br />
Eis, Klima und Tierwelt<br />
der polaren Gebiete. I<strong>ch</strong> war bestärkt in<br />
meinem Wuns<strong>ch</strong>, die eisigen Regionen einmal<br />
selbst kennenzulernen. Und so unternahm<br />
i<strong>ch</strong> zusammen mit meinem Mann<br />
Claus vor vier Jahren meine erste Reise in<br />
die Arktis: Rund um Spitzbergen. Im folgenden<br />
Jahr führte uns das <strong>Polar</strong>virus mit<br />
dem S<strong>ch</strong>iff an die Ostküste Grönlands. Auf<br />
dieser Fahrt ma<strong>ch</strong>ten wir die Bekannts<strong>ch</strong>aft<br />
mit dem Fotografenehepaar Rosamaria und<br />
Heiner Kubny. Ihre begeisternden S<strong>ch</strong>ilderungen<br />
und ihre Fotos von der Antarktis<br />
ma<strong>ch</strong>ten uns so neugierig, dass wir uns auf<br />
November 2004 für eine S<strong>ch</strong>iffsreise in die<br />
Antarktis anmeldeten.<br />
Diese Reise dauerte 19 Tage und fiel in die<br />
Zeit des antarktis<strong>ch</strong>en Frühsommers, in der<br />
Pflanzen- und Tierwelt zu neuem Leben erwa<strong>ch</strong>en.<br />
Gemeinsam mit einer S<strong>ch</strong>weizer<br />
Reisegruppe und den Kubnys als Reisebegleiter<br />
flogen wir na<strong>ch</strong> Buenos Aires. Dort<br />
lernten wir dur<strong>ch</strong> die äusserst kompetente und<br />
<strong>ch</strong>armante argentinis<strong>ch</strong>e Reiseleiterin Laura<br />
S<strong>ch</strong>ultz zwei Tage lang Stadt und Umgebung<br />
kennen. Wir flogen no<strong>ch</strong> einmal mehrere<br />
Stunden bis na<strong>ch</strong> Ushuaia, der südli<strong>ch</strong>sten<br />
Stadt der Welt, wo wir s<strong>ch</strong>on vom Flugzeug<br />
aus «unser» S<strong>ch</strong>iff vor Anker liegen sahen, die<br />
«<strong>Polar</strong> Pioneer»: ein sehr robustes, eisverstärktes,<br />
in Finnland gebautes und für derartige<br />
extreme Einsätze ausgerüstetes S<strong>ch</strong>iff mit<br />
russis<strong>ch</strong>er Besatzung. Es zei<strong>ch</strong>nete si<strong>ch</strong> weniger<br />
dur<strong>ch</strong> Luxus, wohl aber dur<strong>ch</strong><br />
Zweckmässigkeit und Gemütli<strong>ch</strong>keit aus.<br />
Willkommen an Bord<br />
An Bord wurden die 54 Passagiere von Greg<br />
Mortimer und Margaret Werner, den austra-<br />
14 <strong>Polar</strong> NEWS<br />
Spektakel: In der Untiefe westli<strong>ch</strong> des Lemaire-<br />
Kanals auf der Antarktis<strong>ch</strong>en Halbinsel stauen<br />
si<strong>ch</strong> die treibenden Eisberge. (links)<br />
lis<strong>ch</strong>en Expeditionsleitern, willkommen<br />
geheissen, in das S<strong>ch</strong>iff und die Rettungsvorri<strong>ch</strong>tungen<br />
eingewiesen, und dann sta<strong>ch</strong><br />
die «<strong>Polar</strong> Pioneer» in See. Endli<strong>ch</strong> unterwegs<br />
in den rauen Südpolar-Gewässern,<br />
beeindruckte das S<strong>ch</strong>iff vor allem dur<strong>ch</strong><br />
seine hohe Manövrierfähigkeit und den relativ<br />
geringen Tiefgang, was s<strong>ch</strong>nelle und häufige<br />
Anlandungen in für grössere S<strong>ch</strong>iffe<br />
kaum befahrbaren Regionen ermögli<strong>ch</strong>t. Mit<br />
einer klassis<strong>ch</strong>en Kreuzfahrt ist dieses<br />
Unternehmen allerdings ni<strong>ch</strong>t zu verglei<strong>ch</strong>en.<br />
Denn au<strong>ch</strong> wenn die «<strong>Polar</strong> Pioneer»<br />
komfortabel ist: Es fehlt der Luxus der grösseren<br />
Kreuzfahrts<strong>ch</strong>iffe. Pool, Fitnessraum,<br />
Restaurants und Shops würde man vergebli<strong>ch</strong><br />
su<strong>ch</strong>en. Allerdings vermisst sie au<strong>ch</strong><br />
niemand, denn das Publikum an Bord eines<br />
sol<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>iffes su<strong>ch</strong>t etwas anderes: eindrückli<strong>ch</strong>e<br />
und na<strong>ch</strong>haltige Naturerlebnisse<br />
an Bord, auf See und bei den zahlrei<strong>ch</strong>en<br />
Exkursionen, immer unter fa<strong>ch</strong>kundiger<br />
Begleitung.<br />
Die Route führte uns ostwärts zunä<strong>ch</strong>st zu<br />
den Falklandinseln und na<strong>ch</strong> Südgeorgien,<br />
beide gehören zu den subantarktis<strong>ch</strong>en<br />
Inseln. Dann steuerten wir weiter na<strong>ch</strong><br />
Süden zu den antarktis<strong>ch</strong>en Südorkneyund<br />
Südshetlandinseln und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> zur<br />
Antarktis<strong>ch</strong>en Halbinsel. Zurück ging es<br />
über die Drake-Passage na<strong>ch</strong> Ushuaia.<br />
Zwis<strong>ch</strong>en den jeweiligen Inselgruppen<br />
waren wir meistens ein bis zwei Tage auf<br />
See, für einige von uns eine sehr lange<br />
Zeit. Für andere, die weniger unter<br />
Seekrankheit litten, war es herrli<strong>ch</strong>: Immer<br />
wieder an Deck oder von der Brücke aus<br />
das Meer mit den darüber gleitenden<br />
Sturmvögeln und Albatrossen beoba<strong>ch</strong>ten<br />
und na<strong>ch</strong> Walen Auss<strong>ch</strong>au halten.<br />
Eine willkommene Abwe<strong>ch</strong>slung auf See<br />
waren die Vorträge des Meeresbiologen<br />
Professor David Senn, der es auf faszinierende<br />
Art verstand, uns selbst komplizierte<br />
Vorgänge aus der antarktis<strong>ch</strong>en Tier- und<br />
Pflanzenwelt und der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te verständli<strong>ch</strong><br />
nahezubringen. Zum Aufwärmen von<br />
den Beoba<strong>ch</strong>tungen auf Deck bot si<strong>ch</strong> ein<br />
Besu<strong>ch</strong> auf der Brücke an, wo man bei der<br />
russis<strong>ch</strong>en Besatzung immer herzli<strong>ch</strong> willkommen<br />
war. Oder man stärkte si<strong>ch</strong> mit<br />
heissem Tee in der Bar und stöberte in der<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
Tausende von Königspinguinen trifft man in dieser Bu<strong>ch</strong>t in Südgeorgien. Die Luft ist erfüllt vom<br />
Ges<strong>ch</strong>natter der Frackvögel, die si<strong>ch</strong> für die Brutzeit einri<strong>ch</strong>ten.<br />
Bibliothek, die rei<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> mit <strong>Polar</strong>literatur<br />
ausgestattet war.<br />
Direkter Kontakt<br />
Die Falklandinseln kamen in Si<strong>ch</strong>t! Ziel war<br />
zunä<strong>ch</strong>st Sea Lion Island, eine ganz kleine<br />
Insel im Süden, wo wir das erste Mal mit der<br />
Tierwelt in Berührung bekommen sollten. Es<br />
bot si<strong>ch</strong> uns ein überwältigender Anblick, als<br />
wir bei strahlendem Sonnens<strong>ch</strong>ein aus den<br />
Zodiaks stiegen und den Strand betraten.<br />
Wo das Auge hinrei<strong>ch</strong>te eine Fülle von<br />
Tieren. Links und re<strong>ch</strong>ts am Strand lagen<br />
die Seeelefanten mit ihren Jungtieren. Ein<br />
ganzer Trupp plustriger Dampfs<strong>ch</strong>iffenten<br />
wats<strong>ch</strong>elte gemä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> den Strand ho<strong>ch</strong>.<br />
Brütende Eselspinguine waren flankiert<br />
von auf Beute lauernden Raubmöwen.<br />
Magellanpinguine äugten aus ihren Höhlen.<br />
Tanggänse, Sandregenpfeifer und Austernfis<strong>ch</strong>er<br />
waren bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong> zum Greifen nah.<br />
Am meisten verblüffte mi<strong>ch</strong> ob dieser vielfältigen<br />
Fauna die Gemä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keit, mit der<br />
si<strong>ch</strong> die Tiere bewegten.<br />
Kein ängstli<strong>ch</strong>es Flü<strong>ch</strong>ten, eher ein ruhiges,<br />
abwartendes Dahers<strong>ch</strong>reiten und oft au<strong>ch</strong> die<br />
grosse Neugierde der Tiere. Die Pinguine<br />
zum Beispiel übers<strong>ch</strong>ritten von si<strong>ch</strong> aus den<br />
von unserem Expeditionsleiter geforderten<br />
Mindestabstand und zupften interessiert an<br />
unseren Hosenbeinen.<br />
Die Anlandungen mit den S<strong>ch</strong>lau<strong>ch</strong>booten<br />
waren au<strong>ch</strong> in den nä<strong>ch</strong>sten Tagen immer ein<br />
grosses Erlebnis und voller Überras<strong>ch</strong>ungen<br />
– ob es nun der Aufenthalt in der Hauptstadt<br />
der Falklandinseln, Port Stanley, war oder<br />
das Betra<strong>ch</strong>ten der rostigen Hinterlassens<strong>ch</strong>aften<br />
der südgeorgis<strong>ch</strong>en Walfangstationen<br />
in Stromness und Grytviken, von<br />
denen längst die Seeelefanten und Pelzrobben<br />
wieder Besitz ergriffen hatten.<br />
Selbst auf den Gräbern des kleinen<br />
Walfängerfriedhofes hatten es si<strong>ch</strong> die Tiere<br />
zum Sonnen gemütli<strong>ch</strong> gema<strong>ch</strong>t, als wollten<br />
sie demonstrieren, wer die eigentli<strong>ch</strong>en<br />
Herrs<strong>ch</strong>er der Region sind. Ein Besu<strong>ch</strong> am<br />
Grab von Sir Ernest Shackleton in Grytviken<br />
liess die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der legendären Antarktisexpedition<br />
der «Endurance» no<strong>ch</strong> einmal<br />
aufleben.<br />
Weitere Höhepunkte auf Südgeorgien waren<br />
die riesigen Kolonien der Königspinguine,<br />
15
aber au<strong>ch</strong> die kleineren der Golds<strong>ch</strong>opf-,<br />
Esels- und Zügelpinguine und die brütenden<br />
Wanderalbatrosse und Riesensturmvögel.<br />
Sehr interessant war au<strong>ch</strong> der Besu<strong>ch</strong> auf<br />
der argentinis<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ungsstation Base<br />
Orcadas auf den Südorkneyinseln. Die<br />
Wissens<strong>ch</strong>after dort haben uns herzli<strong>ch</strong><br />
aufgenommen, waren wir do<strong>ch</strong> der erste<br />
Besu<strong>ch</strong> seit zehn Monaten. Die ehemalige<br />
britis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungsstation Port Lockroy<br />
dient jetzt als Museum und bietet spannende<br />
Einblicke in das harte Leben während<br />
des Überwinterns.<br />
Fahrt dur<strong>ch</strong> Packeis<br />
Die letzten Tage der Reise verbra<strong>ch</strong>ten wir<br />
in den Gewässern um die Antarktis<strong>ch</strong>e<br />
Halbinsel. Hier waren wir umgeben von<br />
gewaltigen Glets<strong>ch</strong>ern und Eisbergen in<br />
den unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>sten Weiss- und<br />
Blautönen. Auf den S<strong>ch</strong>ollen im Packeis<br />
lagen Weddell- und Krabbenfresserrobben<br />
und sogar Seeleoparden mit ihren Jungen.<br />
Spannend wurde zum S<strong>ch</strong>luss die Fahrt<br />
dur<strong>ch</strong> di<strong>ch</strong>tes Packeis, aus dem si<strong>ch</strong> das<br />
S<strong>ch</strong>iff aber si<strong>ch</strong>er befreien konnte.<br />
Die Reise war für mi<strong>ch</strong> ein unglaubli<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>önes Erlebnis. I<strong>ch</strong> habe es als sehr<br />
wohltuend empfunden, an jedem Ort, den<br />
wir besu<strong>ch</strong>t haben – vom Anfang bis zum<br />
Ende der Reise – immer genügend Zeit zur<br />
Verfügung zu haben, um all die vielen<br />
neuen Eindrücke in mi<strong>ch</strong> aufzunehmen.<br />
Die Gestaltung der Reise und die Auswahl<br />
der angesteuerten Ziele waren meiner<br />
Ansi<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong> sehr gut gelungen. Bei den<br />
Veranstaltern und Reiseleitern mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong><br />
mi<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>mals herzli<strong>ch</strong> bedanken.<br />
Elisabeth Poenitz-Pohl und ihr Mann Claus ma<strong>ch</strong>en Pause auf der Seelöweninsel.<br />
Ohne S<strong>ch</strong>eu inspizieren Caracaras die fremden Besu<strong>ch</strong>er.<br />
Lustig anzusehen: Golds<strong>ch</strong>opfpinguine in der Kolonie der Cooper Bay auf South Georgia<br />
nisten im Tussok-Gras.<br />
Junge Seeelefanten üben si<strong>ch</strong> auf der Pinguininsel s<strong>ch</strong>on mal im Brunftkampf. Meistens dösen die «Teenager» aber gemütli<strong>ch</strong> vor si<strong>ch</strong> hin.<br />
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«Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s» für die Kubnys<br />
Überras<strong>ch</strong>ung im Zolli: Aus einer Vortragsreihe für den Freundeverein des Basler Zoos ergab<br />
si<strong>ch</strong> unverhofft eine Patens<strong>ch</strong>aft der ganz besonderen Art. Jetzt ist die Familie Kubny um<br />
zwei wilde Kerle, spri<strong>ch</strong> zwei Eselspinguine, rei<strong>ch</strong>er.<br />
Von Heiner Kubny (Text)<br />
und Thomas Jermann (Bilder)<br />
Ganz unauffällig besu<strong>ch</strong>te im März letzten<br />
Jahres eine Delegation des Zolli Basel<br />
unseren Vortrag «Im Rei<strong>ch</strong> der Pinguine»<br />
im Basler Stadtcasino. Die «Spione» waren<br />
mit unserer Darbietung offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />
zufrieden: Denn einige Tage später klopfte<br />
der Zolli offiziell bei uns an und bat uns,<br />
drei Vorstellungen exklusiv für die Mitglieder<br />
des Freundevereins des Zollis zu<br />
geben.<br />
Natürli<strong>ch</strong> sagten wir sofort zu, ist es do<strong>ch</strong><br />
eine besondere Ehre, vor Fa<strong>ch</strong>publikum und<br />
Tierfreunden unsere Multivisionsshow zu<br />
zeigen. Das Interesse der Zollifreunde war<br />
überwältigend. S<strong>ch</strong>on bald zeigte si<strong>ch</strong>, dass<br />
die vereinbarten drei Abende wegen reger<br />
Na<strong>ch</strong>frage ni<strong>ch</strong>t ausrei<strong>ch</strong>en würden.<br />
Am Montag. 6. Februar, war es endli<strong>ch</strong><br />
soweit, der erste Vortrag für die Zollifreunde<br />
begann. Als Ehrengast durften wir Anja und<br />
Mi<strong>ch</strong>ael Neuhaus aus Halver begrüssen, die<br />
extra aus Deuts<strong>ch</strong>land eingeflogen wurden.<br />
Anja betreibt Deuts<strong>ch</strong>lands meistbesu<strong>ch</strong>te<br />
Pinguin-Homepage www.anjaspinguine.de<br />
(siehe <strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> Nr. 2). Zur Einstimmung<br />
begleiteten wir den Pinguinpfleger Bruno<br />
Gardelli (siehe <strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> Nr. 3) auf seinem<br />
Spaziergang mit seinen S<strong>ch</strong>ützlingen.<br />
Die Königs- und Eselspinguine paradierten<br />
mit aufgeregtem Ges<strong>ch</strong>natter, vor allem<br />
zwei Eselspinguine waren kaum zu bändigen.<br />
Gegen Abend drängten die ersten<br />
Show-Besu<strong>ch</strong>er in das zum Kinosaal umfunktionierte<br />
Zolli-Restaurant. Pünktli<strong>ch</strong> um<br />
19 Uhr begrüsste Zoodirektor Olivier Pagan<br />
mehr als 300 Besu<strong>ch</strong>er. Ans<strong>ch</strong>liessend informierte<br />
«Pinguinman» Bruno Gardelli über<br />
seine Arbeit als Pinguinwärter, und s<strong>ch</strong>on<br />
bald flimmerten die ersten Bilder über die<br />
Leinwand.<br />
Mehr Shows, mehr Familie<br />
Aus den ursprüngli<strong>ch</strong> vorgesehenen drei<br />
Vorstellungen wurden s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> sieben mit<br />
insgesamt 2300 Besu<strong>ch</strong>ern. Es war ein tolles<br />
Publikum! Rosamaria und i<strong>ch</strong> hatten genauso<br />
viel Freude wie das Publikum: Na<strong>ch</strong> der dritten<br />
Vorstellung kam eine elegant gekleidete<br />
Dame zu mir und drückte mir diskret eine<br />
Hunderternote in die Hand.<br />
I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>lug ihr vor, das viele Geld do<strong>ch</strong> den<br />
Tieren zu spenden, do<strong>ch</strong> meine Überzeugungskraft<br />
rei<strong>ch</strong>te ni<strong>ch</strong>t aus. Mit den Worten:<br />
«Ma<strong>ch</strong>en sie si<strong>ch</strong> darüber keine Gedanken,<br />
die Tiere kommen s<strong>ch</strong>on au<strong>ch</strong> auf ihre<br />
Re<strong>ch</strong>nung» ents<strong>ch</strong>wand die Gönnerin.<br />
14. März, der letzte Termin stand an. S<strong>ch</strong>ade,<br />
denn als Zür<strong>ch</strong>er hatten wir die Basler<br />
Freunde des Zollis längst ins Herz ges<strong>ch</strong>lossen...<br />
tolles Publikum, gute Stimmung, spannende<br />
Gesprä<strong>ch</strong>e. Zum letzten Mal also die<br />
Begrüssung dur<strong>ch</strong> den Direktor, zum letzten<br />
Mal das Interview mit Bruno Gardelli. Und<br />
das alles soll nun vorbei sein?<br />
Zu unserer grossen Überras<strong>ch</strong>ung zückte der<br />
Zolli-Chef ein Couvert und hielt es geheimnisvoll<br />
in die Luft. Olivier Pagan trat ans<br />
Rednerpult und verkündete frohgelaunt: «Die<br />
Zollileitung hat ents<strong>ch</strong>ieden: Die Kubnys sind<br />
die ri<strong>ch</strong>tigen, um eine Patens<strong>ch</strong>aft von zwei<br />
Eselspinguinen zu übernehmen.» Wir waren<br />
spra<strong>ch</strong>los... und begeistert. Das Publikum<br />
applaudierte, Olivier Pagan überrei<strong>ch</strong>te uns<br />
die Urkunde. Darin war unser «Familienzuwa<strong>ch</strong>s»<br />
offiziell bes<strong>ch</strong>einigt. Nun werden<br />
wir in Zukunft des öftern im Basler Zolli<br />
anzutreffen sein, denn wie es si<strong>ch</strong> für eine<br />
gute Familie gehört, werden wir unsere<br />
Patentiere jetzt regelmässig besu<strong>ch</strong>en.<br />
Na<strong>ch</strong> dem Vortrag, als alle Besu<strong>ch</strong>er s<strong>ch</strong>on<br />
gegangen waren, kam Bruno Gardelli, der<br />
Pinguinwärter, zu uns. «Erinnert ihr eu<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> an den Pinguinausflug bei eurer ersten<br />
Vorführung?», sagte er mit einem vers<strong>ch</strong>mitzten<br />
Lä<strong>ch</strong>eln. «Da waren do<strong>ch</strong> diese beiden<br />
Eselspinguine, die gerade neu aus Edinburgh<br />
zu uns gekommen waren...» Natürli<strong>ch</strong> erinnerten<br />
wir uns an diese beiden Pinguine, sie<br />
waren ganz aufgeregt und kaum zu bändigen.<br />
«Das sind eure Patentiere», erklärte Bruno.<br />
«Die brau<strong>ch</strong>en vorerst mal eine starke Hand,<br />
die ihnen Manieren beibringt. Da haben wir<br />
an eu<strong>ch</strong> geda<strong>ch</strong>t...»<br />
Alles über den Zoo Basel unter:<br />
www.zoobasel.<strong>ch</strong><br />
Von links: Olivier Pagan, Anja Neuhaus,<br />
Bruno Gardelli, Heiner Kubny.<br />
18 <strong>Polar</strong> NEWS<br />
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19
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen<br />
Arktis<strong>ch</strong>e Dicks<strong>ch</strong>ädel<br />
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen zogen s<strong>ch</strong>on über arktis<strong>ch</strong>e Wiesen, als es no<strong>ch</strong> Mammuts gab. Der Mens<strong>ch</strong> hat die stois<strong>ch</strong>en Dickhörner<br />
um die Wende zum letzten Jahrhundert fast ausgerottet. Inzwis<strong>ch</strong>en sind ihre Brunftkämpfe wieder weitherum zu hören.<br />
20 <strong>Polar</strong> NEWS<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
21
Von Peter Balwin (Text)<br />
und Norbert Rosing (Bilder)<br />
Als die Glets<strong>ch</strong>er in der S<strong>ch</strong>weiz no<strong>ch</strong> bis<br />
kurz vor Baden rei<strong>ch</strong>ten und die meisten<br />
grossen Städte des Mittellandes unter dem<br />
mä<strong>ch</strong>tigen Eis der Würmkaltzeit begraben<br />
lagen, hielten si<strong>ch</strong> auf den kargen Tundraflä<strong>ch</strong>en<br />
am Glets<strong>ch</strong>errand eine Vielzahl von<br />
Tieren auf. Eines davon war der Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>se,<br />
der zusammen mit seinem Kollegen,<br />
dem no<strong>ch</strong> viel grösseren Mammut, s<strong>ch</strong>on vor<br />
über 35'000 Jahren in das Gebiet der heutigen<br />
S<strong>ch</strong>weiz vorgedrungen war. Do<strong>ch</strong> diese<br />
Vorzeigetiere der Kaltzeiten gibt es ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr, weder in der S<strong>ch</strong>weiz no<strong>ch</strong> sonst<br />
irgendwo auf der Welt: Das Mammut ist ausgestorben,<br />
ebenso der Höhlenbär und der<br />
Auero<strong>ch</strong>se, das Wollnashorn und der<br />
Riesenhirs<strong>ch</strong> – bloss einer ist geblieben, der<br />
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>se.<br />
Dieser zottige Hornträger, der zwar aussieht<br />
wie ein O<strong>ch</strong>se, aber mit S<strong>ch</strong>afen und Ziegen<br />
viel näher verwandt ist, gehört heute zu den<br />
Charaktertieren der Ho<strong>ch</strong>arktis. Man s<strong>ch</strong>ätzt,<br />
dass aktuell etwa 150'000 Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen in<br />
Grönland, Kanada (allein dort etwa 135'000<br />
Individuen), Alaska und Russland leben. Er<br />
ist einer der wenigen grossen Säugetiere, das<br />
ganzjährig im hars<strong>ch</strong>en Lebensraum der<br />
Arktis überleben kann. Dass dieser Eiszeitveteran<br />
jetzt wieder rund um den Arktis<strong>ch</strong>en<br />
Gemä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> zieht eine Herde Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen über die weiten Wiesen der sommerli<strong>ch</strong> blühenden kanadis<strong>ch</strong>en Tundra.<br />
Mit an die 20 Tieren ist diese Herde überdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> gross.<br />
Ozean vorkommt, ist zirkumpolaren Naturs<strong>ch</strong>utzanstrengungen<br />
zu verdanken.<br />
Lange Zeit hing sein Überleben an einem<br />
dünnen Faden. Seit frühester Zeit haben<br />
Mens<strong>ch</strong>en den Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen für ihre eigenen<br />
Bedürfnisse gejagt. Sein Fleis<strong>ch</strong> war<br />
eine wertvolle Nahrungsquelle, sein warmes<br />
Fell war Kleidung und Kältes<strong>ch</strong>utz, aus den<br />
mä<strong>ch</strong>tigen Hörnern stellte man Werkzeuge<br />
her. Erst später entwickelte si<strong>ch</strong> ein Trend,<br />
Fleis<strong>ch</strong> und Fell an andere zu verkaufen.<br />
Diese Praxis, kombiniert mit immer besseren<br />
S<strong>ch</strong>usswaffen der Jäger, führte zum<br />
Beispiel in Alaska dazu, dass die Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen<br />
dort im späten 19. Jahrhundert vers<strong>ch</strong>wanden.<br />
Fast ausgerottet<br />
Hauptabnehmer des Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>senfleis<strong>ch</strong>es<br />
waren über eine längere Zeitperiode kommerzielle<br />
Walfänger, die auf ihren S<strong>ch</strong>iffen an den<br />
arktis<strong>ch</strong>en Küsten Alaskas überwinterten.<br />
Ähnli<strong>ch</strong> erging es den Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen im<br />
abgelegenen Nordwesten Grönlands. Hier<br />
bedienten si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> <strong>Polar</strong>expeditionen am<br />
lebenden Fleis<strong>ch</strong>vorrat, den die Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen<br />
in den Augen vieler Teilnehmer<br />
damals darstellten. Um 1870 herum waren die<br />
ohnehin wenigen Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen an der<br />
Nordwestecke Grönlands ausgerottet – keine<br />
4500 Jahre, na<strong>ch</strong>dem sie von Kanada aus<br />
dorthin eingewandert waren.<br />
Au<strong>ch</strong> auf dem Festland Kanadas litten die<br />
alten Freunde der Mammuts an einer überbordenden<br />
kommerziellen Jagd, bis die<br />
Population in den dreissiger Jahren des 20.<br />
Jahrhunderts auf viellei<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> 500<br />
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen zusammengebro<strong>ch</strong>en war.<br />
Bei den Tieren auf den arktis<strong>ch</strong>en Inseln im<br />
hohen Norden Kanadas hingegen, namentli<strong>ch</strong><br />
auf Banks und Victoria, führte ni<strong>ch</strong>t der<br />
Jagddruck, sondern eine Reihe ungewöhnli<strong>ch</strong><br />
starker Eisstürme dazu, dass die<br />
Bestände Anfang des 20. Jahrhunderts stark<br />
abnahmen. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> stellte Kanada seine<br />
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen 1917 unter einen vollständigen<br />
Jagds<strong>ch</strong>utz, wel<strong>ch</strong>er angesi<strong>ch</strong>ts si<strong>ch</strong> stark<br />
erholender Bestände später dur<strong>ch</strong> eine<br />
Quotenjagd aufgelockert wurde.<br />
1974 zog Grönland na<strong>ch</strong>, stellte die<br />
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen unter Jagds<strong>ch</strong>utz und erliess<br />
jährli<strong>ch</strong> Quoten für die einheimis<strong>ch</strong>en Jäger.<br />
Heute zählt man auf Grönland gegen 15'000<br />
Tiere, die vor allem im nordostgrönländis<strong>ch</strong>en<br />
Nationalpark (dem grössten der Welt)<br />
zu Hause sind. Dort leben kleine Familiengruppen<br />
selbst no<strong>ch</strong> auf der Tundra am Kap<br />
Morris Jesup, dem nördli<strong>ch</strong>sten Landgebiet<br />
der Erde auf 83°40' nördli<strong>ch</strong>er Breite.<br />
In Alaska setzte man 1930 erstmals grönländis<strong>ch</strong>e<br />
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen im Rahmen eines<br />
Wiederansiedlungsprojektes aus. Die Wiedereinbürgerung<br />
s<strong>ch</strong>eint gelungen: Heute<br />
leben rund 3300 Tiere in vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
22 <strong>Polar</strong> NEWS<br />
Grossräumen Alaskas. Die Jagd ist unter<br />
strengen Kontrollen wieder erlaubt.<br />
Im arktis<strong>ch</strong>en Sibirien, wo diese Tiere vor<br />
rund 13'000 Jahren ausstarben, bürgerten die<br />
Behörden 1975 kanadis<strong>ch</strong>e Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen<br />
auf der Wrangell-Insel wieder ein. Ein paar<br />
Jahre später wurden Tiere aus Alaska auf der<br />
Taimyr-Halbinsel ausgesetzt, und vor rund<br />
zehn Jahren folgte der Versu<strong>ch</strong> einer Wiedereinbürgerung<br />
beim Lena-Delta und im nördli<strong>ch</strong>en<br />
Ural. Gut 100 Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen, eingeführt<br />
aus Grönland, leben auf den Fjälls von<br />
Norwegen und S<strong>ch</strong>weden.<br />
Thermo-Box<br />
Kälte und Kargheit gehören seit jeher zum<br />
Lebensraum der Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen, den sie in<br />
Herden von fünf bis 15 Tieren bewohnen.<br />
Wie s<strong>ch</strong>affen es diese trägen Tiere, am<br />
Rande der bewohnbaren Welt zu leben – und<br />
die Mammuts zu überleben? Kampf der<br />
Kälte und Energiesparen sind die beiden<br />
wi<strong>ch</strong>tigsten Voraussetzungen, um das ganze<br />
Jahr über in der Ho<strong>ch</strong>arktis zu leben und<br />
dabei no<strong>ch</strong> 15 bis 20 Jahre alt zu werden.<br />
Der Wärmehaushalt des Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen<br />
wird hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> sein aussergewöhnli<strong>ch</strong>es<br />
Fell sowie dur<strong>ch</strong> einen grossen<br />
Anteil an braunem Fett geregelt. Wie bei<br />
vielen anderen arktis<strong>ch</strong>en Säugetieren au<strong>ch</strong>,<br />
stellt braunes Fett die eigentli<strong>ch</strong>e Quelle<br />
einer effizienten Wärmeproduktion dar.<br />
Vor allem neugeborene Tiere, die in der<br />
Kälte zur Welt kommen, haben grosse<br />
Reserven an braunem Fett. Dieses ist, im<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
Gegensatz zum «normalen» Fett, rei<strong>ch</strong> an<br />
Blutgefässen mit einer hohen Di<strong>ch</strong>te an<br />
Mito<strong>ch</strong>ondrien, den Energiemas<strong>ch</strong>inen der<br />
Zellen. Deshalb kann braunes Fett direkt<br />
und innert Minuten zur Wärmeproduktion<br />
herangezogen werden.<br />
Genau so wi<strong>ch</strong>tig für die Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen<br />
wie das braune Fett ist ihr prä<strong>ch</strong>tiges<br />
Haarkleid. Dank einer ausgeklügelten<br />
Struktur hat das Fell einen aussergewöhnli<strong>ch</strong>en<br />
Isolationswert. Eine äussere Lage<br />
besteht aus etwa 50 Zentimeter langen, seidigen,<br />
fast s<strong>ch</strong>warzen Deckhaaren.<br />
Darunter wä<strong>ch</strong>st jeden Herbst von neuem<br />
eine S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t di<strong>ch</strong>te, wei<strong>ch</strong>e, hellbraune<br />
Unterwolle, von den Inuit qiviut genannt.<br />
Diese isoliert a<strong>ch</strong>t Mal besser als S<strong>ch</strong>afwolle<br />
und hängt im arktis<strong>ch</strong>en Sommer an vielen<br />
Ästen der Zwergsträu<strong>ch</strong>er, wenn nämli<strong>ch</strong><br />
jeder Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>se bis zu 3 Kilogramm<br />
dieser Wolle an den Büs<strong>ch</strong>en abstreift.<br />
Gemä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Strategen<br />
Wer von innen so perfekt aufgeheizt und von<br />
aussen so gut ges<strong>ch</strong>ützt wird wie der<br />
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>se, muss irgendwo au<strong>ch</strong> übers<strong>ch</strong>üssige<br />
Körperwärme abgeben können,<br />
um einer Überhitzung zu entgehen. Die<br />
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen verlieren Wärme dur<strong>ch</strong> eine<br />
etwas dünner behaarte Stelle auf dem<br />
Rücken, die oft als beige gefärbter «Sattel»<br />
von weitem zu erkennen ist.<br />
In den kurzen Sommermonaten mit ihrer<br />
Vegetationszeit von 50 bis 100 Tagen müssen<br />
unsere di<strong>ch</strong>t behaarten Wiederkäuer<br />
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>se –<br />
Mos<strong>ch</strong>ustier?<br />
pb. Oftmals stempelt man den arktis<strong>ch</strong>en<br />
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen zum Lieferanten<br />
des Mos<strong>ch</strong>us-Duftes. Do<strong>ch</strong> der<br />
zottige Nordländer hat ni<strong>ch</strong>ts mit<br />
diesem wertvollen Duftstoff zu tun,<br />
der in der Parfüm-Industrie und der<br />
traditionellen asiatis<strong>ch</strong>en Medizin<br />
sehr begehrt ist und teuer bezahlt<br />
wird. Das e<strong>ch</strong>te Mos<strong>ch</strong>us stammt<br />
vom Mos<strong>ch</strong>ustier ab, einem kleinen<br />
Hirs<strong>ch</strong> aus den Gebirgswäldern<br />
Zentral- und Südostasiens. Eine<br />
Drüse, die nur die männli<strong>ch</strong>en<br />
Mos<strong>ch</strong>ustiere besitzen, sondert den<br />
Duftstoff Mos<strong>ch</strong>us ab, der die<br />
Weib<strong>ch</strong>en anlocken soll.<br />
Der Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>se, au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>afso<strong>ch</strong>se<br />
oder Bisamo<strong>ch</strong>se genannt, hat<br />
seinen Namen vom na<strong>ch</strong> Mos<strong>ch</strong>us<br />
rie<strong>ch</strong>enden Urin, den die Bullen<br />
während der Paarungszeit zwecks<br />
Anlocken der Kühe auss<strong>ch</strong>eidet.<br />
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen-Kälber sind eine begehrte Beute vor allem des <strong>Polar</strong>wolfs. Die Mutter wei<strong>ch</strong>t deshalb nie von der Seite ihres etwas unbeholfenen Jungen.<br />
23
Gras und die Triebe von <strong>Polar</strong>weiden und<br />
anderen Zwergsträu<strong>ch</strong>ern fressen, was das<br />
Zeug hält. Allerdings bleibt das Tier dabei<br />
die Ruhe selbst: Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen legen beim<br />
Fressen im Sommer dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong> nur 2<br />
Kilometer am Tag in tief gelegenen Ebenen<br />
oder Flusstälern zurück.<br />
Wenn der Winter einzieht, reduziert der<br />
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>se erst einmal seinen Stoffwe<strong>ch</strong>sel<br />
um 30 Prozent. Er rastet 7 bis 8<br />
Stunden lang am Stück, liegt viel im S<strong>ch</strong>nee<br />
und s<strong>ch</strong>läft und brau<strong>ch</strong>t dadur<strong>ch</strong> weniger<br />
Energie. Sobald S<strong>ch</strong>nee die Tundra zudeckt,<br />
muss der Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>se seine Nahrung ausgraben.<br />
Dabei zieht er windgepeits<strong>ch</strong>te<br />
Kuppen vor, wo weniger S<strong>ch</strong>nee liegt; ab 30<br />
Zentimetern S<strong>ch</strong>neehöhe kommt das kurzbeinige<br />
Huftier, dessen Vorfahren in den trockenen<br />
Kältesteppen der Eiszeit entstanden<br />
waren, ganz s<strong>ch</strong>ön ins S<strong>ch</strong>witzen. Von den mit<br />
den s<strong>ch</strong>arfkantigen Hufen ausges<strong>ch</strong>arrten<br />
Tri<strong>ch</strong>tern im S<strong>ch</strong>nee profitieren au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>neehase<br />
und Alpens<strong>ch</strong>neehuhn, zwei Tierarten,<br />
die ebenfalls ni<strong>ch</strong>ts vom Wegziehen in den<br />
sonnigen Süden wissen mö<strong>ch</strong>ten.<br />
Grasen mit Köpf<strong>ch</strong>en<br />
Besonders s<strong>ch</strong>wierig wird das winterli<strong>ch</strong>e<br />
S<strong>ch</strong>arren na<strong>ch</strong> Nahrung, wenn die S<strong>ch</strong>neeoberflä<strong>ch</strong>e<br />
vereist. Das kann zum Beispiel<br />
dur<strong>ch</strong> Föhnwinde im Winter ges<strong>ch</strong>ehen, wie<br />
wir sie aus den Alpen kennen. Sie sind an<br />
einigen Orten der Arktis, so etwa in<br />
Grönland, ein Charakteristikum des Klimas.<br />
Wie in unseren klassis<strong>ch</strong>en Föhntälern au<strong>ch</strong>,<br />
steigt die Temperatur über der grönländis<strong>ch</strong>en<br />
Tundra in 2, 3 Stunden um 10 bis 20<br />
Grad, die Luft wird trocken wie in einer<br />
Wüste, und der Wind errei<strong>ch</strong>t Ges<strong>ch</strong>windigkeiten<br />
bis über 150 Kilometer pro Stunde.<br />
Die Grönländer im Osten der Insel nennen<br />
diese Wetterlage neqqajaaq – sie hat katastrophale<br />
Folgen für die Tiere. Wenn es<br />
nämli<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem plötzli<strong>ch</strong>en Tauwetter<br />
wieder gefriert, verwandelt si<strong>ch</strong> die zuvor<br />
ges<strong>ch</strong>molzene S<strong>ch</strong>neeoberflä<strong>ch</strong>e in eine<br />
dicke, steinharte Eiskruste.<br />
Daran haben si<strong>ch</strong> Rentiere und S<strong>ch</strong>neehasen<br />
s<strong>ch</strong>on bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong> die Zähne ausgebissen.<br />
Aber unser Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>se ist im Vorteil: Er<br />
hebt seinen mä<strong>ch</strong>tigen S<strong>ch</strong>ädel und lässt<br />
seine Hornplatte, wel<strong>ch</strong>e die beiden spitzen,<br />
gebogenen Hörner verbindet, kräftig auf die<br />
Hars<strong>ch</strong>kruste sausen. Falls einmal gar ni<strong>ch</strong>ts<br />
mehr geht, der S<strong>ch</strong>neesturm tobt, und trotzdem<br />
Energie gespart werden muss, dann lassen<br />
si<strong>ch</strong> oft ganze Herden einfa<strong>ch</strong> eins<strong>ch</strong>neien.<br />
Der fur<strong>ch</strong>terregende S<strong>ch</strong>ädel des Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen<br />
dient allerdings ni<strong>ch</strong>t nur zur lei<strong>ch</strong>teren<br />
Nahrungsbes<strong>ch</strong>affung im Winter. Die<br />
spitzen Hörner und die Zentimeter dicke<br />
Hornplatte sind bewährte Waffen. Mit<br />
Artgenossen wird etwa während des alljährli<strong>ch</strong>en<br />
Brunftgerangels gekämpft. Dabei lassen<br />
zwei kämpfende Männ<strong>ch</strong>en, immerhin je<br />
bis zu 400 Kilo s<strong>ch</strong>wer, ihre S<strong>ch</strong>ädel mit<br />
einer Urgewalt aufeinander prallen, dass<br />
man nur s<strong>ch</strong>on vom Zus<strong>ch</strong>auen Kopfs<strong>ch</strong>merzen<br />
bekommt. Das laute Knallen ist<br />
im Umkreis von bis zu einem Kilometer zu<br />
hören.<br />
Wenn einer ihrer natürli<strong>ch</strong>en Feinde, Eisbär<br />
und <strong>Polar</strong>wolf, auftau<strong>ch</strong>t, dann stellen si<strong>ch</strong> die<br />
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen S<strong>ch</strong>ulter an S<strong>ch</strong>ulter in<br />
einem Kreis auf, die Hörner bewehrten<br />
S<strong>ch</strong>ädel dem Feind entgegen. Im Innern<br />
dieses Verteidigungskreises stehen die<br />
Weib<strong>ch</strong>en und Jungtiere. Was si<strong>ch</strong> über<br />
Zehntausende von Jahren als ges<strong>ch</strong>ickte<br />
Strategie erwiesen hatte, si<strong>ch</strong> gegen Feinde zu<br />
wehren, war für moderne Mens<strong>ch</strong>en mit<br />
Gewehren ein lei<strong>ch</strong>tes Ziel: In wenigen<br />
Minuten konnten Jäger eine ganze Herde problemlos<br />
erlegen. Diese Zeiten sind zum Glück<br />
vorbei – dank weitrei<strong>ch</strong>enden Naturs<strong>ch</strong>utzmassnahmen<br />
lässt si<strong>ch</strong> heute der urtümli<strong>ch</strong>e<br />
Verteidigungsring der Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen<br />
wieder an vielen Orten der Arktis<br />
bewundern. Die Phalanx dieser urigen, zottigen<br />
Tiere, deren langes Haar im ständigen<br />
Tundrawind weht, ist eines der na<strong>ch</strong>haltigsten<br />
Bilder aus dem hohen Norden. Und wer hätte<br />
geda<strong>ch</strong>t, dass man heute no<strong>ch</strong> einem Tier<br />
begegnen kann, das einst ein Freund der<br />
Mammuts war?<br />
Stois<strong>ch</strong> wartet dieser Bulle, bis der S<strong>ch</strong>neesturm vorüber ist. Gut si<strong>ch</strong>tbar sind jetzt seine massiven<br />
Hornplatten auf der Stirn, auf denen si<strong>ch</strong> der S<strong>ch</strong>nee ni<strong>ch</strong>t absetzt.<br />
24 <strong>Polar</strong> NEWS<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
25
Eisbre<strong>ch</strong>er<br />
Eisbre<strong>ch</strong>er sind die s<strong>ch</strong>wimmenden Kraftprotze<br />
unter den S<strong>ch</strong>iffen. Mit spezialisierter<br />
Te<strong>ch</strong>nik und Taktik ma<strong>ch</strong>en sie si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> unter<br />
harten Bedingungen nützli<strong>ch</strong>. Unterwegs mit<br />
dem Eisbre<strong>ch</strong>er «Kapitan Dranitsyn».<br />
Von Daniel B. Peterlunger (Text)<br />
und Heiner Kubny (Bilder)<br />
Kapitän Vladimir Zajerko zuckt ni<strong>ch</strong>t mit<br />
der Wimper, als im di<strong>ch</strong>ten Nebel plötzli<strong>ch</strong><br />
mä<strong>ch</strong>tige Eiss<strong>ch</strong>ollen vor dem Bug seines<br />
S<strong>ch</strong>iffes auftau<strong>ch</strong>en: tonnens<strong>ch</strong>were Eisplatten,<br />
mit denen wir glei<strong>ch</strong> mit hoher<br />
Ges<strong>ch</strong>windigkeit – 12 Knoten! – kollidieren<br />
müssen. Ein eiskalter Kuss, der jeden Kahn<br />
bes<strong>ch</strong>ädigt und versenkt. Wie die «Titanic».<br />
Adieu, Welt!<br />
Do<strong>ch</strong> die unter russis<strong>ch</strong>er Flagge fahrende<br />
«Kapitan Dranitsyn» ist kein normales<br />
S<strong>ch</strong>iff, sondern ein Eisbre<strong>ch</strong>er. Gebaut für<br />
Fahrten dur<strong>ch</strong> viel dickeres und härteres Eis<br />
als die weissen S<strong>ch</strong>ollen, die wir jetzt rammen.<br />
Bloss ein s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>es Rumpeln geht<br />
dur<strong>ch</strong>s S<strong>ch</strong>iff. Ges<strong>ch</strong>windigkeit: unverändert.<br />
Der Zweite Offizier s<strong>ch</strong>aut ni<strong>ch</strong>t einmal<br />
von der Seekarte auf, in der er die<br />
aktuelle Position markiert: 76 Grad 40<br />
Minuten nördli<strong>ch</strong>e Breite, 69 Grad 25<br />
Minuten östli<strong>ch</strong>e Länge – wir haben das<br />
erste Treibeisfeld der russis<strong>ch</strong>en Arktis<br />
errei<strong>ch</strong>t.<br />
Weit hinter uns, im Südwesten, liegt unser<br />
Ausgangspunkt Murmansk, das si<strong>ch</strong> selber<br />
das Tor zur russis<strong>ch</strong>en Arktis nennt: mit<br />
350'000 Einwohnern die grösste Stadt<br />
nördli<strong>ch</strong> des <strong>Polar</strong>kreises, Heimathafen der<br />
russis<strong>ch</strong>en Nordflotte und der Atom-U-<br />
Boote sowie Sitz der Murmansk Shipping<br />
Company: Dieses Unternehmen betreibt die<br />
elf Eisbre<strong>ch</strong>er im Besitz des russis<strong>ch</strong>en<br />
Staates, darunter den mit 75'000 PS stärksten<br />
der Welt, die atomar angetriebene<br />
«Yamal».<br />
Die «Kapitan Dranitsyn» besitzt ein Drittel<br />
dieser Leistung und ist konventionell angetrieben.<br />
Es ist ein sogenannter Elektrodiesel-Eisbre<strong>ch</strong>er.<br />
Er ist 132 Meter lang und<br />
hat se<strong>ch</strong>s Wartsilä-Sulzer-Dieselgeneratoren<br />
mit insgesamt 24'840 PS. Sie erzeugen<br />
Strom für drei Glei<strong>ch</strong>strom-Elektromotoren,<br />
die wiederum die drei S<strong>ch</strong>iffss<strong>ch</strong>rauben von<br />
4,8 Metern Dur<strong>ch</strong>messer antreiben. Ähnli<strong>ch</strong><br />
grosse Fra<strong>ch</strong>ter oder Passagiers<strong>ch</strong>iffe besit-<br />
Eis in Si<strong>ch</strong>t? –<br />
Volle Kraft voraus!<br />
zen ledigli<strong>ch</strong> einen Viertel dieser Leistung.<br />
Das Elektrodiesel-Antriebssystem ma<strong>ch</strong>t<br />
ein klassis<strong>ch</strong>es me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>es Getriebe überflüssig.<br />
Ein Vorteil, denn das Eisbre<strong>ch</strong>en<br />
erfordert hohe Antriebskraft und s<strong>ch</strong>nelle<br />
Lastwe<strong>ch</strong>sel, und dafür wäre ein herkömmli<strong>ch</strong>es<br />
Getriebe zu empfindli<strong>ch</strong>, zumal dieses<br />
keine s<strong>ch</strong>nelle S<strong>ch</strong>ubumkehr zulässt:<br />
Volle Fahrt voraus und dann, wenn das<br />
S<strong>ch</strong>iff im Eis stecken bleibt, sofort zurücksetzen,<br />
um neuen Anlauf zu holen. Zudem<br />
würde ein me<strong>ch</strong>anis<strong>ch</strong>es Getriebe wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />
zerstört, wenn Eisbrocken so<br />
gross wie ein Wohnzimmer in die S<strong>ch</strong>iffss<strong>ch</strong>raube<br />
geraten und diese s<strong>ch</strong>lagartig<br />
blockieren und massiv bes<strong>ch</strong>ädigen. Hohe<br />
Lastwe<strong>ch</strong>sel treten au<strong>ch</strong> beim Freis<strong>ch</strong>leppen<br />
eingefrorener S<strong>ch</strong>iffe auf – eine<br />
der Hauptaufgaben von Eisbre<strong>ch</strong>ern.<br />
Eis in vielen Formen<br />
Später, 82 Grad Nord, an der Nordspitze der<br />
Inselgruppe Severnaja Semlja, 900 Kilometer<br />
vom Nordpol entfernt: Das Eis ma<strong>ch</strong>t<br />
di<strong>ch</strong>t. Starker Wind verhindert einen<br />
Erkundungsflug mit einem der zwei Helikopter,<br />
wie sie jeder anständige Eisbre<strong>ch</strong>er<br />
mitführt. Neue Satellitenaufnahmen helfen<br />
weiter: Das Eis ist unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> dick. Der<br />
Kapitän hat die Bilder von der MSCO-<br />
26 <strong>Polar</strong> NEWS<br />
Problemlos bahnt si<strong>ch</strong> die «Kapitan Dranitsyn» ihren Weg dur<strong>ch</strong> das Eismeer. Wenn nötig, s<strong>ch</strong>iebt si<strong>ch</strong><br />
das S<strong>ch</strong>iff einfa<strong>ch</strong> aufs Eis und bri<strong>ch</strong>t dieses mit dem Gewi<strong>ch</strong>t der eingebauten Wassertanks.<br />
Zentrale in Murmansk per Email erhalten,<br />
um eine optimale Route dur<strong>ch</strong>s Eis zu finden.<br />
Bei der Ums<strong>ch</strong>iffung der Inseln lässt<br />
si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> die Dur<strong>ch</strong>querung extrem di<strong>ch</strong>ter<br />
Eisflä<strong>ch</strong>en ni<strong>ch</strong>t ganz vermeiden.<br />
Das Vorgehen ist je na<strong>ch</strong> Eissituation unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>.<br />
Treibeis in losen S<strong>ch</strong>ollen ist der<br />
einfa<strong>ch</strong>ste Fall: halbe Kraft voraus, geradeaus<br />
dur<strong>ch</strong> die Eissuppe. Die S<strong>ch</strong>ollen bre<strong>ch</strong>en,<br />
zerbröseln und werden seitli<strong>ch</strong> wegges<strong>ch</strong>oben.<br />
Ganze Treibeisfelder: Sie weisen<br />
im Sommer breite Risse auf – Raum, in den<br />
die S<strong>ch</strong>ollen auswei<strong>ch</strong>en können. Grössere<br />
Eisbrocken, von denen bekanntli<strong>ch</strong> nur ein<br />
Bru<strong>ch</strong>teil aus dem Wasser ragt (die berühm-<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
te Spitze des Eisberges), sind jedo<strong>ch</strong> wegen<br />
ihrer Masse träge und wei<strong>ch</strong>en kaum aus: Sie<br />
bleiben vor dem Bug liegen. Um sie wegzuräumen,<br />
s<strong>ch</strong>iebt si<strong>ch</strong> das S<strong>ch</strong>iff einfa<strong>ch</strong> auf<br />
die Brocken hinauf. So drückt es entweder<br />
den Eisberg oder si<strong>ch</strong> selber seitli<strong>ch</strong> weg.<br />
Volle Motorenleistung ist erst im Packeis<br />
nötig, in ho<strong>ch</strong>verdi<strong>ch</strong>tetem Eis, das hart wie<br />
Stahl sein kann. Bis zu einer Dicke von etwa<br />
zwei Metern knackt es die «Kapitan<br />
Dranitsyn» mit der rohen Kraft der hohen<br />
Ges<strong>ch</strong>windigkeit: Es kra<strong>ch</strong>t, als würden wir<br />
Felsen streifen oder über Untiefen s<strong>ch</strong>rammen.<br />
Do<strong>ch</strong> der Eisbre<strong>ch</strong>er steckt das locker<br />
weg: Sein Bug und das erste Drittel des<br />
Rumpfs bestehen aus einer 45 Millimeter<br />
dicken, ultraharten Titan-Stahl-Legierung.<br />
Herkömmli<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>iffe dieser Grösse verfügen<br />
ledigli<strong>ch</strong> über eine etwa 18 Millimeter<br />
starke Stahls<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t.<br />
Das Gewi<strong>ch</strong>t kommt ins Spiel<br />
Ist das Eis dicker als zwei Meter, s<strong>ch</strong>iebt<br />
si<strong>ch</strong> die «Kapitan Dranitsyn» mit voller<br />
Fahrt auf die Eisplatte: Das Eis zerbri<strong>ch</strong>t<br />
langsam unter dem hohen S<strong>ch</strong>iffsgewi<strong>ch</strong>t,<br />
der Bug senkt si<strong>ch</strong>, Eisplatten kippen seitli<strong>ch</strong><br />
weg. Man<strong>ch</strong>mal werden dabei<br />
<strong>Polar</strong>dors<strong>ch</strong>e, die si<strong>ch</strong> unter dem Eis tummeln,<br />
in die Luft ges<strong>ch</strong>leudert. In<br />
Kursri<strong>ch</strong>tung entsteht ein langer Riss, der<br />
Eisbre<strong>ch</strong>er nimmt wieder Fahrt auf.<br />
Begünstigt wird diese Taktik dur<strong>ch</strong> den<br />
fla<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>nittenen Vorsteven. So heisst die<br />
gerundete Kante des Bugs mit nur 8,5<br />
Metern Tiefgang und einem speziellen<br />
Farbanstri<strong>ch</strong>, der die Reibung im Eis mindert.<br />
Zusätzli<strong>ch</strong> befinden si<strong>ch</strong> auf beiden Seiten<br />
des Rumpfes unterhalb der Wasserlinie je 24<br />
Düsen: Dur<strong>ch</strong> sie wird mit Ho<strong>ch</strong>druck Luft<br />
herausgeblasen, um die Reibung zu verringern<br />
und glei<strong>ch</strong>zeitig die beim Eisbre<strong>ch</strong>en<br />
entstehenden Eisbrocken wegzublasen, damit<br />
sie die Antriebss<strong>ch</strong>rauben im Heck ni<strong>ch</strong>t<br />
bes<strong>ch</strong>ädigen. Dank den Luftdüsen gelingen<br />
au<strong>ch</strong> Hafenmanöver wie seitli<strong>ch</strong>es An- und<br />
Ablegen besser.<br />
Damit das Eisknacken dur<strong>ch</strong>s Eigengewi<strong>ch</strong>t<br />
au<strong>ch</strong> in extrem kompaktem Eis gelingt, wird<br />
ein Wassertank im Bug mit 880 Tonnen<br />
Wasser gefüllt. Rei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> dieser temporäre<br />
Gewi<strong>ch</strong>tszuwa<strong>ch</strong>s ni<strong>ch</strong>t aus, so greift die<br />
Manns<strong>ch</strong>aft zum letzten Trick: s<strong>ch</strong>wungvolles<br />
S<strong>ch</strong>aukeln!<br />
In der vorderen Hälfte des Rumpfs der<br />
«Kapitan Dranitsyn» sind auf beiden Seiten<br />
je drei lange Tanks eingebaut. Damit können<br />
pro Rumpfseite weitere 360 Tonnen Wasser<br />
geladen werden. Um das S<strong>ch</strong>iff in den<br />
S<strong>ch</strong>aukelgang zu zwingen, füllen und entleeren<br />
Pumpen automatis<strong>ch</strong> und innert 30<br />
Sekunden die Ballasttänke we<strong>ch</strong>selseitig.<br />
Das S<strong>ch</strong>iff rollt kontrolliert von Steuerbord<br />
na<strong>ch</strong> Backbord und zurück – bis das Eis<br />
bri<strong>ch</strong>t. Die S<strong>ch</strong>aukelte<strong>ch</strong>nik wird au<strong>ch</strong> in<br />
Flüssen mit dünner Eisbedeckung angewandt,<br />
um mögli<strong>ch</strong>st breite Fahrstrassen herauszubre<strong>ch</strong>en.<br />
Sie bre<strong>ch</strong>en den Weg frei<br />
Die Hauptaufgabe aller Eisbre<strong>ch</strong>er besteht<br />
darin, vor Fra<strong>ch</strong>ts<strong>ch</strong>iffen S<strong>ch</strong>neisen dur<strong>ch</strong>s<br />
Eis zu bre<strong>ch</strong>en. Dieser Service kostet mit<br />
27
Der Antennenturm garantiert permanenten Kontakt via Satellit mit der Heimat-Zentrale in Murmansk.<br />
Satellitentelefon, Email und Funk sind au<strong>ch</strong> im Eismeer selbstverständli<strong>ch</strong>.<br />
Elektrodiesel-Eisbre<strong>ch</strong>ern rund 45'000<br />
Franken pro Tag. Im Sommer wird so die<br />
berühmte Nordost-Passage s<strong>ch</strong>iffbar. Sie<br />
verbindet Murmansk via Beringstrasse, dem<br />
Tor zum Pazifik, mit Asien. Diese Strecke ist<br />
7000 Kilometer kürzer als die Route via<br />
Ärmelkanal, Mittelmeer, Suezkanal, Singapur<br />
und dem Süd<strong>ch</strong>inesis<strong>ch</strong>en Meer na<strong>ch</strong><br />
Japan.<br />
Im Winter jedo<strong>ch</strong> ist die Nordost-Passage<br />
sogar für die stärksten Eisbre<strong>ch</strong>er unbefahrbar.<br />
Do<strong>ch</strong> der westli<strong>ch</strong>e Teil der arktis<strong>ch</strong>en<br />
Region Russlands, das Weisse Meer bei<br />
Murmansk, die Barents- und Kara-See sowie<br />
die grossen Flussmündungen bis zur Mündung<br />
des Jenissei sind dank Eisbre<strong>ch</strong>ern ganzjährig<br />
befahrbar.<br />
Au<strong>ch</strong> bei Temperaturen um die minus 50<br />
Grad. Erst unter minus 60 Grad wirds heikel:<br />
Die Aufbauten aus Stahl, zuoberst die<br />
Navigationsbrücke, s<strong>ch</strong>rumpfen, es treten<br />
Spannungen auf, Fensters<strong>ch</strong>eiben bre<strong>ch</strong>en<br />
oder ein Ende der Navigationsbrücke bri<strong>ch</strong>t<br />
einfa<strong>ch</strong> ab!<br />
Vergnügungs-S<strong>ch</strong>iff<br />
Bis in den Herbst hinein versorgen die<br />
Eisbre<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong> Wissens<strong>ch</strong>after auf den 52<br />
Wetter- und Fors<strong>ch</strong>ungsstationen, die na<strong>ch</strong><br />
dem Zusammenbru<strong>ch</strong> der Sowjetunion in<br />
der Arktis verbliebenen sind. Früher gab es<br />
150 Stützpunkte, die vor allem militäris<strong>ch</strong>e<br />
Aufgaben hatten. Bis zum Zusammenbru<strong>ch</strong><br />
der Sowjetunion in den neunziger Jahren war<br />
dieses Gebiet mitsamt dem 1926 annektierten<br />
Franz-Josef-Land eine ho<strong>ch</strong>geheime<br />
Sperrzone.<br />
Seit der Wende sind nebst dem touristis<strong>ch</strong>en<br />
Einsatz der S<strong>ch</strong>iffe im Sommer au<strong>ch</strong> internationale<br />
Kooperationen mögli<strong>ch</strong>: So wird<br />
die «Kapitan Dranitsyn» diesen Herbst von<br />
einer US-Kanadis<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ungsgruppe<br />
ge<strong>ch</strong>artert, um am 80. Breitengrad spezielle<br />
Bojen für seismographis<strong>ch</strong>e Messungen zu<br />
setzen.<br />
Öl für einen Monat<br />
Eisbre<strong>ch</strong>er sind teure S<strong>ch</strong>iffe. Eine gute<br />
Auslastung ist deshalb für die Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit<br />
zwingend. Die derzeitige Auslastung<br />
der «Kapitan Dranitsyn» von 80 bis 90<br />
Prozent ist rentabel. Do<strong>ch</strong> der unablässig<br />
steigende Ölpreis verteuert die Betriebskosten<br />
enorm. Die se<strong>ch</strong>s Generatoren verbrennen<br />
S<strong>ch</strong>weröl, und das ni<strong>ch</strong>t zu knapp:<br />
In besonders hartem Eis, das au<strong>ch</strong> an<br />
Flussmündungen entsteht, wo si<strong>ch</strong> Salz- und<br />
Süsswasser vermis<strong>ch</strong>en, verbrennt die<br />
«Kapitan Dranitsyn» bei voller Fahrleistung<br />
90 Tonnen S<strong>ch</strong>weröl pro Tag. Knapp die<br />
Hälfte ist es im lockeren Treibeis bei zügiger<br />
Hier landen: Zwei Helikopter gehören zur Standard-Ausrüstung eines jeden grösseren Eisbre<strong>ch</strong>ers.<br />
Sie ermögli<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>nelle Erkundungen vor Ort.<br />
In der Kommandozentrale des Mas<strong>ch</strong>inenraums: Von hier aus wird jede<br />
Funktion des S<strong>ch</strong>iffes überwa<strong>ch</strong>t.<br />
Mars<strong>ch</strong>fahrt von bis zu 15 Knoten. Ein voller<br />
Tank mit 2990 Kubikmetern Inhalt<br />
ermögli<strong>ch</strong>t eine Selbständigkeit des Eisbre<strong>ch</strong>ers<br />
von mindestens 28 Tagen. 48 Mann<br />
Besatzung sind nötig um die «Kapitan<br />
Dranitsyn» zu führen.<br />
Die «Kapitan Dranitsyn» kostete übrigens<br />
1980 umgere<strong>ch</strong>net etwa 100 Millionen<br />
Franken. Heute wäre die sehr gut erhaltene<br />
Occasion relativ günstig für 10 Millionen<br />
Franken zu haben...<br />
In Zukunft mit Azipod<br />
Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Eisbre<strong>ch</strong>er ist jung. Vor<br />
genau 106 Jahren bestellte das zaristis<strong>ch</strong>e<br />
Russland in einer Werft in Grossbritannien<br />
den ersten Eisbre<strong>ch</strong>er, die «Yermack». 1977<br />
errei<strong>ch</strong>te die russis<strong>ch</strong>e «Arctica» als erster<br />
Eisbre<strong>ch</strong>er den Nordpol. In den letzten zehn<br />
Jahren baute das im Eisbre<strong>ch</strong>erbau führende<br />
Finnland Elektrodiesels<strong>ch</strong>iffe mit einer<br />
neuen Antriebs-Te<strong>ch</strong>nologie namens Azipod.<br />
Dabei ist die S<strong>ch</strong>iffss<strong>ch</strong>raube mit einem<br />
Elektromotor zu einer Einheit verbunden,<br />
die in einer Gondel unter dem Heck drehbar<br />
montiert ist.<br />
In der Regel sind die S<strong>ch</strong>iffe mit zwei dieser<br />
Azipods ausgerüstet. Diese sind um 360<br />
Grad drehbar. Ein Ruder im klassis<strong>ch</strong>en<br />
Sinne entfällt. Ri<strong>ch</strong>tungswe<strong>ch</strong>sel, Vor- und<br />
Rückwärtsfahrt sowie Manöver erfolgen<br />
dur<strong>ch</strong> Drehung der Azipods. Diese sind in<br />
der Wartung und im Energieverbrau<strong>ch</strong> effizienter<br />
als das herkömmli<strong>ch</strong>e Antriebssystem.<br />
Die Murmansk Shipping Company<br />
hat bereits zwei derartige S<strong>ch</strong>iffe gekauft.<br />
Die älteren, konventionellen Eisbre<strong>ch</strong>er sollen<br />
in Zukunft zu Mulitfunktionss<strong>ch</strong>iffen umge-<br />
Im Mas<strong>ch</strong>inenraum ist von den Elektrodiesel-Motoren so gut wie ni<strong>ch</strong>ts<br />
zu sehen. Von Kohle-S<strong>ch</strong>aufeln-Romantik à la «Titanic» keine Spur.<br />
baut werden, damit sie etwa als Kabelleger<br />
oder als s<strong>ch</strong>wimmende Kraftwerke für Baustellen<br />
im Meer dienen können.<br />
Seit einigen Jahren s<strong>ch</strong>on verleiht die<br />
Murmansk Shipping Company im Ho<strong>ch</strong>sommer<br />
Eisbre<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong> an Reiseunternehmen,<br />
die Touristenfahrten na<strong>ch</strong> Franz-<br />
Josef-Land, in die russis<strong>ch</strong>e Arktis oder<br />
sogar zum Nordpol dur<strong>ch</strong>führen. Um den<br />
Ansprü<strong>ch</strong>en westli<strong>ch</strong>er Touristen gere<strong>ch</strong>t<br />
zu werden, ist die 1980 gebaute «Kapitan<br />
Dranitsyn» in den neunziger Jahren renoviert<br />
worden und besitzt jetzt komfortable<br />
Kabinen mit Aussenfenster und Nasszellen<br />
für insgesamt 100 Gäste, eine leistungsfähige<br />
Hotelkü<strong>ch</strong>e. Daneben bietet das S<strong>ch</strong>iff<br />
seinen Gästen au<strong>ch</strong> und vers<strong>ch</strong>iedenste Annehmli<strong>ch</strong>keiten<br />
wie Bibliothek, Vorträge<br />
und Abendkonzerte.<br />
Bizarre Poesie aus dem Bordhelikopter: Mit halber Kraft voraus pflügt die «Kapitan Dranitsyn» (in der Bildmitte)<br />
eine S<strong>ch</strong>neise dur<strong>ch</strong> das si<strong>ch</strong> allmähli<strong>ch</strong> verdi<strong>ch</strong>tende Treibeis-Feld.<br />
28 <strong>Polar</strong> NEWS <strong>Polar</strong> NEWS<br />
29
BERATUNG<br />
PLANUNG<br />
AUSFÜHRUNG<br />
AG<br />
SANITÄR HEIZUNG<br />
NEUBAU<br />
UMBAU<br />
REPARATURSERVICE<br />
Kyburgstrasse 29 Tel. 01 272 66 75<br />
8037 Züri<strong>ch</strong> Fax 01 271 97 94<br />
Grosserfolg an der Fespo 2006<br />
An der Ferien- und Sportmesse Fespo vom vergangenen Januar in Züri<strong>ch</strong> war der Stand der<br />
Kubnys bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong> ein Renner: Die Bilder- und Video-Show «Arktis/Antarktis» wurde zum<br />
Publikumserfolg. Wie funktioniert die Installation der Videobeamer?<br />
Von Reto E. Wild (Text)<br />
und Heiner Kubny (Bilder)<br />
Im unteren Berei<strong>ch</strong> der Halle 1 an der Fespo<br />
in Züri<strong>ch</strong> zog <strong>Polar</strong>fotograf Heiner Kubny<br />
zusammen mit seiner Frau Rosamaria alle<br />
Aufmerksamkeit auf si<strong>ch</strong>. Die Sonders<strong>ch</strong>au<br />
«Arktis/Antarktis» am Stand 1.004 von<br />
KubnyArt gehörte zu den meistfrequentierten<br />
der ganzen Publikumsmesse. Grund:<br />
Drei Videobeamer projizierten praktis<strong>ch</strong><br />
ohne Unterbru<strong>ch</strong> einen knapp zehnminütigen<br />
Film mit beeindruckenden Bildern von<br />
den <strong>Polar</strong>regionen. «Unser Auftritt hat das<br />
Publikum, aber au<strong>ch</strong> Fa<strong>ch</strong>leute aus der<br />
Reisebran<strong>ch</strong>e überras<strong>ch</strong>t. Ents<strong>ch</strong>eidungsträger<br />
blieben an unserem Stand stehen und<br />
haben genau beoba<strong>ch</strong>tet, wie fasziniert die<br />
Messebesu<strong>ch</strong>er waren», zieht Kubny eine<br />
positive Bilanz seines Fespo-Auftritts.<br />
Gemeinsames Drehbu<strong>ch</strong><br />
Um die Produktion seiner Präsentation<br />
kümmerte si<strong>ch</strong> Softedge Production aus<br />
Züri<strong>ch</strong>. Softedge steht für wei<strong>ch</strong>e Kanten,<br />
respektive Übergänge, wenn mehrere Videobeamer<br />
nebeneinander projizieren. Diese<br />
Te<strong>ch</strong>nik kommt beispielsweise au<strong>ch</strong> beim<br />
neuen Hintergrundbild der «Tagess<strong>ch</strong>au»<br />
des S<strong>ch</strong>weizer Fernsehens zur Anwendung.<br />
Der Aufwand, der mit Kubnys spektakulärem<br />
Auftritt verbunden war, ist geringer, als<br />
man annehmen könnte. Rob-Jan Winter von<br />
Softedge Production erklärt: «Wir haben<br />
von Heiner Kubny den Auftrag erhalten,<br />
eine Show zu produzieren. Er hat dazu die<br />
Inhalte in Form von Bildern, Videoeinspielungen<br />
sowie Musik geliefert, und<br />
dana<strong>ch</strong> haben wir gemeinsam ein Drehbu<strong>ch</strong><br />
erstellt.»<br />
Panorama-Bilder<br />
In der Gestaltung und Kreativität der Arbeit<br />
agierte Softedge Production na<strong>ch</strong> einem<br />
Rohkonzept frei. «Wir können auf individuelle<br />
Wüns<strong>ch</strong>e ras<strong>ch</strong> reagieren und im<br />
Notfall sogar no<strong>ch</strong> fünf Minuten vor<br />
Präsentationsbeginn ein Logo ersetzen»,<br />
verspri<strong>ch</strong>t Winter. Besonders erstaunli<strong>ch</strong><br />
sind zwei Tatsa<strong>ch</strong>en: Waren früher für eine<br />
Präsentation wie jene von Heiner Kubny an<br />
der Fespo ganze neun vers<strong>ch</strong>iedene und entspre<strong>ch</strong>end<br />
s<strong>ch</strong>were Diaprojektoren notwendig,<br />
genügen heute für eine Flä<strong>ch</strong>e von 6<br />
Der inzwis<strong>ch</strong>en bekannte Eisbär und der Kaiserpinguin laden zur Ausstellung.<br />
Metern Länge und 2 Metern Höhe drei<br />
Videobeamer. Im Gegensatz zur früheren<br />
Te<strong>ch</strong>nik muss es dazu ni<strong>ch</strong>t stockdunkel<br />
sein, um eine einwandfreie Projektion hinzukriegen.<br />
Und zweitens: Dank der<br />
Software Wings Platinum ist es mögli<strong>ch</strong>,<br />
Bewegung in die Bilder zu bringen.<br />
Sonders<strong>ch</strong>au<br />
«Arktis/Antarktis»<br />
an der Fespo 07<br />
Das grosse Publikumsinteresse<br />
hat die Messeleitung<br />
dazu bewogen,<br />
die Sonders<strong>ch</strong>au<br />
«Arktis/ Antarktis»<br />
an der kommenden Fespo<br />
07 no<strong>ch</strong> einmal zu zeigen.<br />
Mehr dazu in der nä<strong>ch</strong>sten<br />
Ausgabe von <strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong>.<br />
Im hinteren Teil der Sonderausstellung, abseits<br />
vom Rummel, zeigten die Kubnys auf<br />
150 Quadratmetern 43 atemberaubende<br />
Bilder von Lands<strong>ch</strong>aften und der dort lebenden<br />
Tierwelt, die Hälfte davon im Panoramaformat.<br />
S<strong>ch</strong>ön und ges<strong>ch</strong>mackvoll präsentiert<br />
auf s<strong>ch</strong>warzen Wänden – eine kleine<br />
Ruheinsel inmitten des Messerummels.<br />
Au<strong>ch</strong> der Wettbewerb hatte es in si<strong>ch</strong>.<br />
Knackpunkt war die Frage 4, denn wer hätte<br />
geda<strong>ch</strong>t, dass das Eis der Antarktis bis 4774<br />
Meter dick ist? Oder die tiefste je gemessene<br />
Temperatur bei minus 89,6 Grad Celsius<br />
liegt? «Viele Besu<strong>ch</strong>er s<strong>ch</strong>euten si<strong>ch</strong> deshalb<br />
ni<strong>ch</strong>t, uns anzuspre<strong>ch</strong>en, um die<br />
Lösung zu finden. So konnten wir mit den<br />
Besu<strong>ch</strong>ern ins Gesprä<strong>ch</strong> kommen», meint<br />
Rosamaria Kubny. Fotografieren Sie au<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>on digital, oder was für Filme verwenden<br />
Sie? Haben die Tiere keine S<strong>ch</strong>eu? Wie<br />
kommt man da hin? Darf i<strong>ch</strong> mal mitkommen<br />
als Träger oder so? Das waren die am<br />
meisten gestellten Fragen.<br />
Reto E. Wild ist Stellvertretender<br />
Chefredaktor des Fa<strong>ch</strong>magazins<br />
«S<strong>ch</strong>weizer Touristik».<br />
30 <strong>Polar</strong> NEWS <strong>Polar</strong> NEWS<br />
31
<strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> Leser-Expeditionen<br />
<strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> mö<strong>ch</strong>te seinen Lesern ausgewählte Expeditionen in polare Regionen empfehlen. Kühle Gebiete sind unsere Leidens<strong>ch</strong>aft. Wir waren<br />
da und können deshalb über diese abgelegenen Gegenden ausführli<strong>ch</strong> beri<strong>ch</strong>ten. Dank jahrelanger Erfahrung und fundiertem Wissen werden Sie<br />
kompetent beraten und begleitet. Entdecken Sie zusammen mit den <strong>Polar</strong>fotografen Heiner und Rosamaria Kubny oder dem Meeresbiologen<br />
Prof. Dr. David Senn zwei der letzten Naturparadiese dieser Welt – die Arktis und die Antarktis.<br />
Antarktis – 5. bis 27. November 2006<br />
Falkland–Südgeorgien–Südorkney–Antarktis<strong>ch</strong>e Halbinsel: Dank der bes<strong>ch</strong>ränkten<br />
Passagierzahl von 46 Personen ist diese Expeditionsreise mit der «Aleksey Maryshev»<br />
in einer kleinen Gruppe mögli<strong>ch</strong>. Freuen Sie si<strong>ch</strong> auf die interessante Tierwelt mit<br />
vers<strong>ch</strong>iedenen Pinguinarten, Seehunden, Albatrossen und viellei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> Walen<br />
sowie auf die einmalige Lands<strong>ch</strong>aftsszenerie aus Bergen und Glets<strong>ch</strong>ern.<br />
1. Tag: Abflug<br />
Flug S<strong>ch</strong>weiz – Buenos Aires.<br />
2. Tag: Buenos Aires<br />
Ankunft in Buenos Aires, Argentinien.<br />
Am Na<strong>ch</strong>mittag Stadtrundfahrt.<br />
3. Tag: Puerto Madrin<br />
Am Morgen Flug na<strong>ch</strong> Trelew,<br />
Transfer na<strong>ch</strong> Puerto Madryn. Am<br />
Na<strong>ch</strong>mittag Eins<strong>ch</strong>iffung auf der<br />
«Aleksey Maryshev».<br />
4. Tag: Auf See<br />
Fahrt Ri<strong>ch</strong>tung Falkland.<br />
5./6. Tag: Falkland<br />
Ankunft auf den Falklands, erstmals<br />
begegnen Sie der vielfältigen Tierwelt.<br />
7./8. Tag: Auf See<br />
Überfahrt na<strong>ch</strong> Südgeorgien. Mit<br />
etwas Glück werden Sie während der<br />
Überfahrt Wale si<strong>ch</strong>ten.<br />
9.-12. Tag: Südgeorgien<br />
Hier bietet si<strong>ch</strong> eine einmalige Lands<strong>ch</strong>aftsszenerie<br />
bestehend aus Bergen<br />
und Glets<strong>ch</strong>ern. Sie besu<strong>ch</strong>en Kolonien<br />
von Königspinguinen sowie die<br />
Albatrosse und können Seehunde<br />
beoba<strong>ch</strong>ten.<br />
13. Tag: Auf See<br />
Die ersten Eisberge und skurrile Eisskulpturen<br />
gleiten an Ihnen vorbei.<br />
14./15. Tag: Südorkney<br />
Je na<strong>ch</strong> Wetterbedingung ist eine Anlandung<br />
auf den Südorkneyinseln<br />
geplant, wo au<strong>ch</strong> Adélie- und Zügelpinguine<br />
leben. Besu<strong>ch</strong> der Fors<strong>ch</strong>ungsstation<br />
Orcadas.<br />
16. Tag: Auf See<br />
Fahrt Ri<strong>ch</strong>tung Antarktis<strong>ch</strong>e Halbinsel.<br />
17.-19. Tag: Antarktis<strong>ch</strong>e<br />
Halbinsel<br />
Je na<strong>ch</strong> Wetterbedingungen werden<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Orte angefahren, unter<br />
anderen die Vulkaninsel Deception,<br />
Paradise Bay, Lemaire-Kanal oder<br />
Peterman Island.<br />
20./21. Tag: Drake Passage<br />
Rückfahrt na<strong>ch</strong> Ushuia. Bestaunen<br />
Sie no<strong>ch</strong>mals die artenrei<strong>ch</strong>e Vogelwelt.<br />
22. Tag: Ushuaia – Buenos Aires<br />
Auss<strong>ch</strong>iffen am frühen Morgen.<br />
Flug na<strong>ch</strong> Buenos Aires, Transfer<br />
zum Hotel.<br />
23. Tag: Buenos Aires – S<strong>ch</strong>weiz<br />
Transfer zum Flughafen und Rückflug<br />
Ri<strong>ch</strong>tung Europa.<br />
24. Tag: S<strong>ch</strong>weiz<br />
Ankunft in der S<strong>ch</strong>weiz.<br />
Programmänderungen bleiben<br />
ausdrückli<strong>ch</strong> vorbehalten.<br />
Preis: ab 16'490 Franken.<br />
Reiseleitung:<br />
Heiner und Rosamaria Kubny<br />
Eine <strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong>-Expedition in<br />
Zusammenarbeit mit OceanStar.<br />
32 <strong>Polar</strong> NEWS<br />
Arktis – Spitzbergen<br />
5. bis 17. Juli 2007<br />
Svalbard, wie Spitzbergen au<strong>ch</strong> genannt wird, ist eine Inselgruppe zwis<strong>ch</strong>en dem 74.<br />
und 81. Grad nördli<strong>ch</strong>er Breite. Sie setzt si<strong>ch</strong> zusammen aus den Inseln Westspitzbergen,<br />
die als einzige bewohnt ist, Nordostland, Edge-Insel, Barents-Insel,<br />
Prinz-Karl-Vorland und bena<strong>ch</strong>barte Inseln. Dank den Auswirkungen des<br />
Golfstromes findet man hier 160 Pflanzenarten. Spitzbergen ist au<strong>ch</strong> Heimat von<br />
130 Vogelarten, Rentieren, <strong>Polar</strong>fü<strong>ch</strong>sen, Walrossen und <strong>Polar</strong>bären. Die Umrundung<br />
von Spitzbergen wird von der «Professor Multanovskiy» mit 49 Passagieren<br />
dur<strong>ch</strong>geführt.<br />
1. Tag: Abflug<br />
Flug von Züri<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Oslo. Überna<strong>ch</strong>tung<br />
in einem Flughafenhotel in<br />
Oslo.<br />
2. Tag: Oslo–Longyearbyen–<br />
Isfjord<br />
Weiterflug na<strong>ch</strong> Longyearbyen. Am<br />
frühen Abend Eins<strong>ch</strong>iffung auf der<br />
«Professor Multanovskiy» und Fahrt<br />
dur<strong>ch</strong> den Isfjorden.<br />
3. Tag: Krossfjord–Ny-Alesund<br />
Am Morgen erleben Sie die erste<br />
Zodiakfahrt entlang des spektakulären<br />
14.-Juli-Glets<strong>ch</strong>er. Am Na<strong>ch</strong>mittag<br />
führt uns die Reise na<strong>ch</strong> Ny-<br />
Alesund, der nördli<strong>ch</strong>sten permanent<br />
bewohnten Siedlung der Erde.<br />
4. Tag: Der 80. Breitengrad<br />
Auf Amsterdamøya besu<strong>ch</strong>en Sie die<br />
Reste der niederländis<strong>ch</strong>en Walfangstation<br />
aus dem 17. Jahrhundert und<br />
auf Fuglesangen die Kolonie der<br />
Krabbentau<strong>ch</strong>er. Auf dem Weg zur<br />
nahen Woffen-Insel, Heimat der<br />
Walrosse, überqueren wir den 80.<br />
Breitengrad.<br />
5.-7. Tag: Hinlopenstrasse<br />
Die Lagøya in der nördli<strong>ch</strong>en<br />
Einfahrt der Hinlopenstrasse bietet<br />
eine weitere Mögli<strong>ch</strong>keit, Walrose zu<br />
sehen. In der Hinlopenstrasse, wel<strong>ch</strong>e<br />
Westspitzbergen vom vereisten Nordaustlandet<br />
trennt, stehen die Chancen<br />
gut, Bart- und Ringelrobben, <strong>Polar</strong>bären<br />
und Elfenbeinmöven zu beoba<strong>ch</strong>ten.<br />
Geniessen Sie die vers<strong>ch</strong>iedenen<br />
Anlandungen und die Wanderungen<br />
in der unberührten Natur.<br />
8. Tag: Barents-Insel und Edgoya-<br />
Insel<br />
Auf der Barents-Insel besu<strong>ch</strong>en wir am<br />
Morgen eine Trapperhütte, am Na<strong>ch</strong>mittag<br />
unternehmen wir auf der Insel<br />
Edgøya eine Zodiakfahrt und werden in<br />
der Diskobukta, einen mit sibiris<strong>ch</strong>em<br />
Treibholz übersäten Strand, anlanden.<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
9. Tag: Böls<strong>ch</strong>eoya-Insel<br />
Besu<strong>ch</strong> auf Böls<strong>ch</strong>eoya und Aekongen,<br />
wo ein komplett zusammengesetztes<br />
Grönlandwalskelett am<br />
Strand zu besi<strong>ch</strong>tigen ist.<br />
10. Tag: Südspitzbergen<br />
Fahrt dur<strong>ch</strong> die zahlrei<strong>ch</strong>en Seitenfjorde<br />
des spektakulären Hornsundes.<br />
Besu<strong>ch</strong> der polnis<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ungsstation<br />
Isbjørnhamna.<br />
11. Tag: Van-Keulen-Fjord<br />
Landung auf Ahlstrandhalvøya an der<br />
Mündung des Van-Keulen-Fjord.<br />
Haufenweise liegen Skelette von<br />
Weisswalen am Strand, die hier im 19.<br />
Jahrhundert gejagt wurden. Weiterfahrt<br />
zum Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>efjord und Erkundung<br />
der Tundra.<br />
12. Tag: Longyearbyen–Oslo<br />
Rückkehr na<strong>ch</strong> Longyearbyen. Flug<br />
na<strong>ch</strong> Oslo und Überna<strong>ch</strong>tung.<br />
13. Tag: Oslo–Züri<strong>ch</strong><br />
Flug von Oslo na<strong>ch</strong> Züri<strong>ch</strong>.<br />
Programmänderungen bleiben<br />
ausdrückli<strong>ch</strong> vorbehalten.<br />
Preis: ab 6470 Franken.<br />
Reiseleitung:<br />
Heiner und Rosamaria Kubny.<br />
Eine <strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong>-Expedition in<br />
Zusammenarbeit mit Kontiki-Saga.<br />
Verlangen Sie detaillierte<br />
Unterlagen bei<br />
<strong>Polar</strong>News<br />
Ackersteinstrasse 20<br />
CH-8049 Züri<strong>ch</strong><br />
Tel. +41 44 342 36 60<br />
Fax +41 44 342 36 61<br />
Mail: redaktion@polar-news.com<br />
Antarktis – Dezember 07 / Januar 08<br />
(Datum no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t genau bestimmt)<br />
Falkland –Südgeorgien –Südorkney –Antarktis<strong>ch</strong>e Halbinsel. Freuen Sie si<strong>ch</strong> auf<br />
die interessante Tierwelt mit Königs- Esel-, Felsen-, Magellan-, Golds<strong>ch</strong>opf-,<br />
Zügel- und Adéliepinguinen, Seehunden, Albatrossen und viellei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> Walen<br />
sowie auf die einmalige Lands<strong>ch</strong>aftsszenerie aus Bergen und Glets<strong>ch</strong>ern.<br />
1. Tag: Abflug<br />
Flug S<strong>ch</strong>weiz–Buenos Aires.<br />
2. Tag: Buenos Aires<br />
Ankunft in Buenos Aires, am Na<strong>ch</strong>mittag<br />
ma<strong>ch</strong>en wir eine Stadtrundfahrt.<br />
3. Tag: Ushuaia<br />
Am Morgen Flug na<strong>ch</strong> Ushuaia,<br />
Transfer zum Hafen. Am Na<strong>ch</strong>mittag<br />
Eins<strong>ch</strong>iffung.<br />
4. Tag: Auf See<br />
Fahrt Ri<strong>ch</strong>tung Falkland.<br />
5./6. Tag: Falkland<br />
Ankunft auf den Falklands, erstmals<br />
begegnen Sie der vielfältigen Tierwelt.<br />
7./8. Tag: Auf See<br />
Überfahrt na<strong>ch</strong> Südgeorgien. Mit<br />
etwas Glück werden Sie während der<br />
Überfahrt Wale si<strong>ch</strong>ten.<br />
9.–12. Tag: Südgeorgien<br />
Hier bietet si<strong>ch</strong> eine einmalige Lands<strong>ch</strong>aftsszenerie<br />
bestehend aus Bergen<br />
und Glets<strong>ch</strong>ern. Sie besu<strong>ch</strong>en während<br />
vier Tagen die fantastis<strong>ch</strong>e Tierwelt<br />
dieser subantarktis<strong>ch</strong>en Insel, so<br />
unter anderem die grossen Königspinguinkolonien<br />
sowie die Albatrosse,<br />
und können Seehunde beoba<strong>ch</strong>ten.<br />
13./14. Tag: Auf See<br />
Die ersten Eisberge und teils skurrile<br />
Eisskulpturen gleiten an Ihnen vorbei.<br />
15. Tag: Südorkney<br />
Je na<strong>ch</strong> Wetterbedingung ist eine<br />
Anlandung auf den Südorkneyinseln<br />
geplant, wo au<strong>ch</strong> Adélie- und Zügelpinguine<br />
leben. Besu<strong>ch</strong> auf der argentinis<strong>ch</strong>en<br />
Fors<strong>ch</strong>ungsstation Orcadas.<br />
16. Tag: Auf See<br />
Fahrt Ri<strong>ch</strong>tung Antarktis<strong>ch</strong>e Halbinsel.<br />
Auf der Vorbeifahrt wird versu<strong>ch</strong>t,<br />
auf Elephant Island bei Point<br />
Wild anzulanden. Hier wartete<br />
Shackletons Manns<strong>ch</strong>aft na<strong>ch</strong> dem<br />
Untergang ihres S<strong>ch</strong>iffes auf Hilfe.<br />
17.–19. Tag: Antarktis<strong>ch</strong>e Halbinsel<br />
Je na<strong>ch</strong> Wetterbedingungen werden<br />
vers<strong>ch</strong>iedene Orte angefahren, zum<br />
Beispiel die Vulkaninsel Deception,<br />
Paradise Bay, Lemaire-Kanal oder<br />
Peterman Island.<br />
20./21. Tag: Drake Passage<br />
Rückfahrt na<strong>ch</strong> Ushuia. Bestaunen<br />
Sie no<strong>ch</strong>mals die artenrei<strong>ch</strong>e Vogelwelt.<br />
22. Tag: Ushuaia–Buenos Aires<br />
Auss<strong>ch</strong>iffen am frühen Morgen.<br />
Flug na<strong>ch</strong> Buenos Aires, Transfer<br />
zum Hotel.<br />
23. Tag: Buenos Aires–S<strong>ch</strong>weiz<br />
Transfer zum Flughafen und Rückflug<br />
Ri<strong>ch</strong>tung Europa.<br />
24. Tag: S<strong>ch</strong>weiz<br />
Ankunft in der S<strong>ch</strong>weiz.<br />
Programmänderungen bleiben<br />
ausdrückli<strong>ch</strong> vorbehalten.<br />
Preis: ab 16'500 Franken.<br />
Reiseleitung:<br />
Heiner und Rosamaria Kubny<br />
33
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34 <strong>Polar</strong> NEWS <strong>Polar</strong> NEWS<br />
35
Walfang<br />
Der Jäger und<br />
sein S<strong>ch</strong>ützling<br />
Einst war Cornelius Cransbergen Walfänger. Heute ist er Greenpeace-Mitglied und wütend<br />
auf Japan und Norwegen. Wie der fis<strong>ch</strong>ende Holländer vom Saulus zum Paulus wurde.<br />
Von Christian Hug (Text)<br />
und Heiner Kubny (Bilder)<br />
Ameland ist ein s<strong>ch</strong>öner Flecken Erde. Eine<br />
kleine Nordsee-Insel vor Westfriesland,<br />
ganz oben in Holland, 27 Kilometer lang<br />
und ein paar wenige Kilometer breit. Platz<br />
genug für vier Dörf<strong>ch</strong>en, die aussehen wie<br />
zu gross geratene Modelleisenbahn-<br />
Siedlungen: winzige braune Ziegelhäuser<br />
mit winzigen roten Kopfsteinpflaster-<br />
Strassen und winzigen grünen Gärten. Der<br />
salzige Meerwind weht mal kräftiger, mal<br />
s<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>er über die Dünen, aber permanent.<br />
Ebbe und Flut bestimmen den Rhythmus des<br />
Wattenmeeres, wo im Sommer abertausende<br />
Vögel brüten. Kurz: Ameland ist idyllis<strong>ch</strong>.<br />
Und so ruhig, dass es auf der Insel fast<br />
ni<strong>ch</strong>ts zu tun gibt, wenn die Fähre keine<br />
Sommerfris<strong>ch</strong>ler übersetzt. Ausser zur See<br />
fahren und Fis<strong>ch</strong>e fangen, Heringe zum<br />
Einlegen und S<strong>ch</strong>ollen zum Braten. Do<strong>ch</strong><br />
die sind au<strong>ch</strong> im spri<strong>ch</strong>wörtli<strong>ch</strong>en Sinne nur<br />
kleine Fis<strong>ch</strong>e. Von der Zeit der ri<strong>ch</strong>tig grossen<br />
Brocken, die einst Ruhm und Ehre einbra<strong>ch</strong>ten,<br />
gibt es auf Ameland nur no<strong>ch</strong> das,<br />
was man heute Historie nennt: Die 400 Jahre<br />
alten Wohnhäuser ehemaliger Kapitäne von<br />
Walfangs<strong>ch</strong>iffen. Das Walfang-Museum in<br />
Ballum, Gartenzäune aus längst verwitterten<br />
Walkno<strong>ch</strong>en. Und Cornelius Cransbergen.<br />
Vertrauen in die Theorie<br />
Cor, wie er von den Insulanern genannt<br />
wird, arbeitete in den fünfziger und se<strong>ch</strong>ziger<br />
Jahren zehn Saisons lang auf den<br />
S<strong>ch</strong>iffen der holländis<strong>ch</strong>en Walfangflotte<br />
und jagte die riesigen Meeressäuger in den<br />
Gewässern der Antarktis. Seine Arbeit<br />
bra<strong>ch</strong>te ihm grosses Ansehen ein, viel Geld<br />
und den Segen der Wissens<strong>ch</strong>after. Heute ist<br />
er Greenpaece-Mitglied wie die meisten seiner<br />
ehemaligen Berufskollegen und setzt<br />
si<strong>ch</strong> für den S<strong>ch</strong>utz seiner einstigen<br />
Beutetiere ein. «Es ist eine S<strong>ch</strong>ande für die<br />
ganze Mens<strong>ch</strong>heit, dass diese wunderbaren<br />
Tiere heute immer no<strong>ch</strong> gejagt werden»,<br />
s<strong>ch</strong>impft Core, «s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t und einfa<strong>ch</strong> eine<br />
S<strong>ch</strong>ande. Es gibt heute keinen Grund mehr,<br />
Wale zu jagen.»<br />
Cor ist 78 Jahre alt, hat kräftige, ruhige<br />
Hände, bus<strong>ch</strong>ige Augenbrauen mit tiefsitzenden,<br />
dunklen Augen. Er ist gross und<br />
immer no<strong>ch</strong> von eindrückli<strong>ch</strong>er Statur. Er<br />
lebt mit seiner Frau Hennie in einem dieser<br />
winzigen Ameland-Häus<strong>ch</strong>en und hält ein<br />
halbes Dutzend langhaarige Dackel. Wenn<br />
er zu den Dünen geht oder in den Ferienhäus<strong>ch</strong>en,<br />
die er an Touristen vermietet,<br />
zum Re<strong>ch</strong>ten sieht, zieht er eine grüne<br />
Wa<strong>ch</strong>sjacke an. Und wenn er von den grossen<br />
Walen erzählt, wie sie immer weniger<br />
werden und wegen ni<strong>ch</strong>ts und wieder ni<strong>ch</strong>ts<br />
ihr Leben lassen müssen, beginnen seine<br />
Augen wild und wütend zu funkeln.<br />
Er, Cransbergen aus Nes, wütend? Wo er<br />
do<strong>ch</strong> als S<strong>ch</strong>iffsko<strong>ch</strong> eines Walfängers selber<br />
zur fatalen Situation der Wale beigetragen<br />
hat? Cor s<strong>ch</strong>eut diese Frage ni<strong>ch</strong>t.<br />
«Wissens<strong>ch</strong>after haben uns damals glaubwürdig<br />
in Blauwal-Einheiten vorgere<strong>ch</strong>net:<br />
Zwei Finnwale oder drei Buckelwale entspra<strong>ch</strong>en<br />
einer Blauwal-Einheit. Pro Jahr<br />
könne man weltweit getrost 16'000<br />
Blauwal-Einheiten jagen, denn jährli<strong>ch</strong><br />
wa<strong>ch</strong>se die Gesamtpopulation der grossen<br />
Wale um 20'000 Blauwal-Einheiten, woraus<br />
si<strong>ch</strong> immer no<strong>ch</strong> ein jährli<strong>ch</strong>er Zuwa<strong>ch</strong>s von<br />
4000 Blauwal-Einheiten ergäbe. Wir sta<strong>ch</strong>en<br />
also mit dem akademis<strong>ch</strong> gesi<strong>ch</strong>erten<br />
Wissen in See, die Bestände der Wale keinesfalls<br />
zu dezimieren. Es gab klare Bestimmungen,<br />
wie gross ein Wal im<br />
Minimum sein musste, dass er ges<strong>ch</strong>ossen<br />
werden durfte. Kapitäne, die si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t an<br />
die Vors<strong>ch</strong>riften hielten, wurden damals<br />
no<strong>ch</strong> in den Tageszeitungen getadelt. Und<br />
auf unserem S<strong>ch</strong>iff waren immer mehrere<br />
Wissens<strong>ch</strong>after an Bord, die jeden gefangenen<br />
Wal genau vermassen. Ein Blauwal zum<br />
Beispiel musste mindestens 66 Fuss lang<br />
sein. Wenigstens bei uns.» Bei anderen sei<br />
das ni<strong>ch</strong>t so gewesen. «Russis<strong>ch</strong>e Walfänger<br />
erzählten mir, sie hätten auf alles ges<strong>ch</strong>ossen,<br />
was si<strong>ch</strong> bewegte...»<br />
Walfang-Tradition<br />
Die Gewissensfrage war also geklärt, bevor<br />
sie gestellt wurde. Do<strong>ch</strong> das war nur einer<br />
der Gründe, warum Cor als Walfänger<br />
anheuerte. Der andere war Ameland. «Es<br />
gab keine Arbeit hier, zumal unser Land<br />
immer no<strong>ch</strong> an den s<strong>ch</strong>limmen Folgen des<br />
Zweiten Weltkrieges litt», erzählt Cor. «Als<br />
mein Vater wegen einer Kinderlähmung<br />
seine Bäckerei aufgeben musste, war i<strong>ch</strong> zu<br />
jung, um sein Ges<strong>ch</strong>äft zu übernehmen.»<br />
Cor tat das Naheliegendste, er ging zur See.<br />
Zuerst auf einem kleinen Küstenhandels-<br />
Cornelius Cransbergen geht ni<strong>ch</strong>t ohne seine Wa<strong>ch</strong>sjacke und die Golfermütze aus dem Haus. Der 78-jährige Amelander backt gerne Süsses und hält<br />
Langhaardackel. Früher ko<strong>ch</strong>te er für Walfänger in der Antarktis.<br />
s<strong>ch</strong>iff na<strong>ch</strong> London, Man<strong>ch</strong>ester und Paris,<br />
«aber das war endlos langweilig».<br />
Seine Chance witterte er, als ihm ein Seemann<br />
anbot, auf dem Walfangs<strong>ch</strong>iff<br />
«Willem Barendsz» zu arbeiten, dem einzigen<br />
Mutters<strong>ch</strong>iff der holländis<strong>ch</strong>en Walfangflotte.<br />
Ameland war seit jeher eine Walfänger-<br />
Insel. Jahrhundertelang sta<strong>ch</strong>en Ameländer<br />
auf der Jagd na<strong>ch</strong> Walen in See. Viele verloren<br />
dabei ihr Leben, und Kapitäne wie<br />
Hidde Dirk Kat erlangten Berühmtheit, aber<br />
alle verdienten mit diesem Handwerk gutes<br />
Geld und grosses Ansehen bei den Insulanern.<br />
Walfänger waren wilde Kerle. Cor<br />
wollte sein Glück ebenfalls versu<strong>ch</strong>en. Und<br />
Wale waren damals nützli<strong>ch</strong>e Tiere: Aus<br />
ihnen wurde Kerzen- und Mas<strong>ch</strong>inen-Öl<br />
hergestellt, Margarine und Fleis<strong>ch</strong>, Elfenbein<br />
und Farben, Seifen, Salben und<br />
Suppen... No<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem Ersten Weltkrieg<br />
meinte die britis<strong>ch</strong>e Armeeführung: «Ohne<br />
das Walöl wäre die Regierung ni<strong>ch</strong>t in der<br />
Lage gewesen, sowohl die Ernährungss<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>t<br />
als au<strong>ch</strong> die Munitionss<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>t zu<br />
s<strong>ch</strong>lagen.»<br />
Auf der «Willem Barendsz»<br />
Im Herbst 1951 ging der damals 23-Jährige<br />
in Amsterdam an Bord der «Willem<br />
Barendsz». «In Amsterdam luden wir<br />
15'000 Kilo Munition, bevor wir na<strong>ch</strong><br />
Curaçao in See sta<strong>ch</strong>en, um dort Treibstoff<br />
zu tanken», erzählt Cor. Die Reise dorthin<br />
dauerte zwei Wo<strong>ch</strong>en, weitere drei Wo<strong>ch</strong>en<br />
war die «Willem Barendsz» na<strong>ch</strong> Kapstadt<br />
unterwegs. «In dieser Zeit gab es für uns<br />
ni<strong>ch</strong>t viel zu tun, mannsdicke Seile knüpfen<br />
und das Deck mit Holzbrettern auslegen.»<br />
Wozu der doppelte Boden nützli<strong>ch</strong> war,<br />
würde Cor bald sehen.<br />
In Kapstadt lag das S<strong>ch</strong>iff vor Anker, während<br />
die im dortigen Hafen eingestellten<br />
Fang- und Sammelboote klar S<strong>ch</strong>iff gema<strong>ch</strong>t<br />
wurden: bis zu 18 kleinere Dampfs<strong>ch</strong>iffe<br />
mit je 15 Mann Besatzung, die dem<br />
Mutters<strong>ch</strong>iff voraus fuhren und die Wale<br />
erlegten. Zur Verstärkung der Manns<strong>ch</strong>aft<br />
kamen rund 350 Südafrikaner an Bord, so<br />
dass die gesamte Crew etwa 1100 Mann<br />
zählte. Na<strong>ch</strong> drei bis vier Tagen in Kapstadt<br />
36 <strong>Polar</strong> NEWS <strong>Polar</strong> NEWS<br />
37
Walfangs<strong>ch</strong>iffe sind lei<strong>ch</strong>t am Steg erkennbar, der von der Brücke<br />
direkt zum Bug führt–der Weg des Kapitäns zur Kanone.<br />
legte die «Willem Barendsz» erneut die leinen<br />
los, diesmal Ri<strong>ch</strong>tung Antarktis. Eine<br />
Wo<strong>ch</strong>e dauerte die Fahrt dorthin.<br />
Cor arbeitete auf dem Mutters<strong>ch</strong>iff als<br />
«Hakenboy»: Mit dem krummen Messer am<br />
langen Stiel s<strong>ch</strong>nitt er den Walen den Speck<br />
vom Fleis<strong>ch</strong>. Die von einem Sammelboot<br />
hergebra<strong>ch</strong>ten Wale wurden auf das Speckdeck<br />
gezogen und zers<strong>ch</strong>nitten. In dicken<br />
Brocken von über zehn Kilo kam der Speck<br />
direkt in den Ofen, wo er zu Tran s<strong>ch</strong>molz<br />
und in Fässer abgefüllt wurde. «Das war<br />
anstrengende und gefährli<strong>ch</strong>e Arbeit», sagt<br />
Cor. «Das S<strong>ch</strong>iff s<strong>ch</strong>aukelte ja ständig. Wer<br />
von einem herabfallenden tonnens<strong>ch</strong>weren<br />
Speckstück getroffen wurde, konnte lei<strong>ch</strong>t<br />
ers<strong>ch</strong>lagen werden.» Einen bis zwei Tote<br />
habe es auf dem S<strong>ch</strong>iff in jeder Saison gegeben.<br />
Das Deck war vom Fett und vom Blut so<br />
glits<strong>ch</strong>ig, dass die Arbeiter Nägel in ihre<br />
S<strong>ch</strong>uhe s<strong>ch</strong>lugen, um ni<strong>ch</strong>t auszuruts<strong>ch</strong>en –<br />
die Holzbretter, mit denen das Deck ausgelegt<br />
war, gab ihnen si<strong>ch</strong>eren Halt. Der entspeckte<br />
Wal wurde mit Seilwinden vorwärts<br />
gezogen zum Fleis<strong>ch</strong>deck, wo ihm weitere<br />
«Hakenboys» das Fleis<strong>ch</strong> von den Kno<strong>ch</strong>en<br />
s<strong>ch</strong>nitten und dieses im S<strong>ch</strong>iffsbau<strong>ch</strong> tiefkühlten.<br />
Auf der «Willem Barendsz» waren<br />
immer einige Japaner an Bord, die die<br />
besten Fleis<strong>ch</strong>stücke vom Platz kauften und<br />
japanis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>iffe orderten, die das Fleis<strong>ch</strong><br />
abholen kamen. «Die Japaner», sagt Cor,<br />
«waren übrigens immer sehr gute Seeleute.»<br />
Die Kno<strong>ch</strong>en wurden zu Mehl gestampft.<br />
Der Rest, die S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tabfälle, wurde zügig<br />
über Bord geworfen – denn der nä<strong>ch</strong>ste Wal<br />
war bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on im Anzug. So ging<br />
das 24 Stunden am Tag im Mehrs<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tenbetrieb.<br />
Vom Deck in die Kü<strong>ch</strong>e<br />
«Na<strong>ch</strong> ein paar Monaten wurde i<strong>ch</strong> in die<br />
Kü<strong>ch</strong>e beordert. Ein Ko<strong>ch</strong> war krank, und<br />
weil der Kü<strong>ch</strong>en<strong>ch</strong>ef wusste, dass i<strong>ch</strong><br />
Bäcker gelernt hatte, bestellte er mi<strong>ch</strong> zu<br />
si<strong>ch</strong>.» So wurde Cor zum Ko<strong>ch</strong>, «aber in der<br />
Grosskombüse wurde i<strong>ch</strong> wie ein Bauerntölpel<br />
behandelt, weil i<strong>ch</strong> von einer kleinen<br />
Insel kam und ni<strong>ch</strong>t wie die meisten anderen<br />
aus den Grossstädten Amsterdam oder<br />
Rotterdam.»<br />
Ein halbes Jahr lang kreuzte Cor auf dem<br />
Mutters<strong>ch</strong>iff dur<strong>ch</strong> die antarktis<strong>ch</strong>en Gewässer,<br />
bevor die «Willem Barendsz» wieder<br />
in Kapstadt anlegte. Die Vorräte an<br />
Frü<strong>ch</strong>ten und Gemüse waren längst ausgegangen,<br />
die mitgeführten Eier ro<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>on<br />
Die todbringende Kanone. Die «Pfeilspitze» bohrte si<strong>ch</strong><br />
in den Wal und detonierte in seinem Körper.<br />
seit Wo<strong>ch</strong>en faulig. «Na<strong>ch</strong> so langer Zeit auf<br />
See kam uns die Stadt vor wie das Land, in<br />
dem Mil<strong>ch</strong> und Honig fliessen», s<strong>ch</strong>wärmt<br />
Cor. Aber immerhin: 1626 Blau-, Finn-,<br />
Buckel- und Potwale hatte die Flotte gefangen<br />
und auf dem Mutters<strong>ch</strong>iff verarbeitet.<br />
Jetzt ging die ganze Reise retour: Fangs<strong>ch</strong>iffe<br />
zum Übersommern klarma<strong>ch</strong>en und<br />
zurück na<strong>ch</strong> Amsterdam und von dort wieder<br />
na<strong>ch</strong> Hause na<strong>ch</strong> Ameland. Neun<br />
Monate war er insgesamt weg. Und zurück<br />
Der Mann auf dem Ausguck si<strong>ch</strong>tete die Wale als erster und alarmierte die Manns<strong>ch</strong>aft.<br />
Er lotste au<strong>ch</strong> den Steuermann und den Kapitän während der eigentli<strong>ch</strong>en Jagd.<br />
Jeder erlegte Wal wurde für die Sammelboote mit einer<br />
Fahne und einem Radar-Reflektor markiert.<br />
auf die «Willem Barendsz» wollte Cor auf<br />
keinen Fall. «I<strong>ch</strong> sagte meinem Chef, dass<br />
i<strong>ch</strong> nä<strong>ch</strong>ste Saison nur wieder komme, wenn<br />
i<strong>ch</strong> auf einem Fangs<strong>ch</strong>iff ko<strong>ch</strong>en darf.»<br />
Kein Problem: Drei Monate später ging Cor<br />
erneut an Bord der «Willem Barendsz», fuhr<br />
na<strong>ch</strong> Kapstadt und wurde Ko<strong>ch</strong> eines<br />
Fangs<strong>ch</strong>iffes. Die Fangs<strong>ch</strong>iffe fuhren dem<br />
Mutters<strong>ch</strong>iff einen bis zwei Tage voraus auf<br />
der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Walen. Hatte der Späher auf<br />
dem Ausguck die weissen Fontänen der<br />
Meeresriesen gesi<strong>ch</strong>tet, lotste er das Boot<br />
Ri<strong>ch</strong>tung Wale. War das S<strong>ch</strong>iff nahe genug<br />
dran, begab si<strong>ch</strong> der Kapitän von der Brücke<br />
via einen direkten Steg an den Bug, denn<br />
auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ihm war es vorbehalten, die<br />
Kanonenharpune abzufeuern. Der Späher<br />
im Ausguck lotste jetzt sowohl das S<strong>ch</strong>iff als<br />
au<strong>ch</strong> den Kapitän: Von Ausguck herab konnte<br />
er am besten abs<strong>ch</strong>ätzen, wann für den<br />
S<strong>ch</strong>ützen der ideale Moment für seinen tödli<strong>ch</strong>en<br />
S<strong>ch</strong>uss kam.<br />
Mit einem lauten Knall feuerte der Kapitän<br />
die Kanonenharpune. Das Ges<strong>ch</strong>oss bohr<br />
si<strong>ch</strong> in den Körper des Wales und detonierte<br />
in seinem Inneren. «Ein guter S<strong>ch</strong>ütze<br />
Das Sammels<strong>ch</strong>iff bra<strong>ch</strong>te die erlegten Wale zum Mutters<strong>ch</strong>iff.<br />
Sie wurden an der Fluke an die Reling gebunden.<br />
brau<strong>ch</strong>te nur einen S<strong>ch</strong>uss pro Wal», sagt<br />
Cor. «Aber i<strong>ch</strong> habe Kapitäne erlebt, die<br />
mussten fünf Mal s<strong>ch</strong>iessen, bis der Wal tot<br />
war.» Das verendete Tier wurde mit Seilen<br />
und Haken zu den Planken gezogen, wo ihm<br />
mit S<strong>ch</strong>läu<strong>ch</strong>en Luft in den Körper gepumpt<br />
wurde, damit es ni<strong>ch</strong>t sinkt. Der Funker<br />
meldete den Fang an das Sammels<strong>ch</strong>iff, der<br />
Wal wurde mit einer Flagge und einem<br />
Radar-Reflektor markiert. Und weiter ging<br />
die Fahrt dur<strong>ch</strong>s eisige Wasser auf der Su<strong>ch</strong>e<br />
na<strong>ch</strong> dem nä<strong>ch</strong>sten Opfer. Ununterbro<strong>ch</strong>en<br />
Tag und Na<strong>ch</strong>t, se<strong>ch</strong>s Monate lang.<br />
Cor ko<strong>ch</strong>te derweil für seine Männer.<br />
Proviant vom Mutters<strong>ch</strong>iff. Und natürli<strong>ch</strong><br />
Walfleis<strong>ch</strong>. «Gebraten s<strong>ch</strong>meckt es wie<br />
Rindersteak. Aber man muss es essen,<br />
solange es heiss ist, sonst bekommt es einen<br />
tranigen Ges<strong>ch</strong>mack.» Er servierte seinen<br />
Männern fris<strong>ch</strong>es Brot und süssen Ku<strong>ch</strong>en,<br />
das gebührte seiner Bäcker-Ehre.<br />
Ein rei<strong>ch</strong>er Mann<br />
Wieder zu Hause in Nes, konnte Cor Geld<br />
zählen. Sehr viel Geld, denn auf einem<br />
Fangs<strong>ch</strong>iff verdiente er mehr als auf dem<br />
Die Beute vor der Verarbeitung: Finnwale (mit weissem Bau<strong>ch</strong>)<br />
und Blauwale (mit dunklem Bau<strong>ch</strong>).<br />
Mutters<strong>ch</strong>iff. Abgere<strong>ch</strong>net wurde mit Fixum<br />
und in genauestens na<strong>ch</strong> Dienstgrad abgestuften<br />
Anteilen an Provision pro erlegten<br />
Wal. Für ihn, den Ko<strong>ch</strong>, 7,69 Cent plus no<strong>ch</strong><br />
mal soviel «Jägerbonus» pro 180-Liter-Fass<br />
Tran, 10,38 Cent pro Tonne Kno<strong>ch</strong>enmehl,<br />
14,43 Cent für jede Leber. So kam er in der<br />
a<strong>ch</strong>tmonatigen Jagdsaison 1958/59 bei 219<br />
erlegten Walen auf einen Lohn von 6016.08<br />
holländis<strong>ch</strong>en Gulden. Das entspri<strong>ch</strong>t 752<br />
Gulden pro Monat – plus, wenn man so will,<br />
Kost und Logis. Eine astronomis<strong>ch</strong> hohe<br />
Summe. Cor: «In den Monaten zu Hause<br />
arbeitete i<strong>ch</strong> auf der Fähre. Dort verdiente<br />
i<strong>ch</strong> gerade mal 240 Gulden pro Monat, also<br />
einen Drittel des Walfängerlohnes.» Wenn<br />
man die Löhne dieser Saison aufre<strong>ch</strong>net auf<br />
1100 Mann Besatzung und die Betriebskosten<br />
für das damals grösste Walfang-<br />
Mutters<strong>ch</strong>iff der Welt und deren Fangs<strong>ch</strong>iffe<br />
bei einem Gesamt-Jagdertrag von 2190<br />
Walen, wird klar, wie lukrativ der Walfang<br />
damals war.<br />
Mit 6000 Gulden konnte si<strong>ch</strong> Cor damals<br />
etwa ein halbes Haus kaufen. Bald hatte er<br />
das Geld für sein erstes Haus beieinander. Er<br />
«Hakenboys» s<strong>ch</strong>nitten mit krummen Klingen und Kränen den Wal in Stücke. Ein Blauwal ist bis zu 200 Tonnen s<strong>ch</strong>wer. Eine anstrengende und gefährli<strong>ch</strong>e Arbeit.<br />
38 <strong>Polar</strong> NEWS <strong>Polar</strong> NEWS<br />
39
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vermietete es an Touristen und verdiente<br />
no<strong>ch</strong> mehr Geld. «Na<strong>ch</strong> zehn Walfang-<br />
Saisons besass i<strong>ch</strong> zehn Ferienhäus<strong>ch</strong>en auf<br />
Ameland», erzählt Cor stolz, und seine Brust<br />
s<strong>ch</strong>willt ein wenig an. Eine Investition, die<br />
seine Altersvorsorge geworden ist: No<strong>ch</strong><br />
heute vermietet er die gemütli<strong>ch</strong>en Reetda<strong>ch</strong>häus<strong>ch</strong>en<br />
an Gäste.<br />
Jahre später wurde immer offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er,<br />
dass si<strong>ch</strong> die Blauwaleinheiten-Theorie der<br />
Wissens<strong>ch</strong>after eine Lüge war. Die Wale<br />
wurden immer weniger. Die grosse Jagd rentierte<br />
ni<strong>ch</strong>t mehr, weder für die Walfänger<br />
no<strong>ch</strong> für den Staat. Und immer mehr<br />
Produkte konnten inzwis<strong>ch</strong>en au<strong>ch</strong> ohne<br />
Wale hergestellt werden. 1963 stieg Cor aus.<br />
Er hatte ja mittlerweile mit seinen Ferienhäus<strong>ch</strong>en<br />
ein si<strong>ch</strong>eres Einkommen. Ein Jahr<br />
später stellte Holland den Walfang ein. 1966<br />
wurde die «Willem Barendsz» verkauft, erst<br />
na<strong>ch</strong> Südafrika, wo sie zur s<strong>ch</strong>wimmenden<br />
Fis<strong>ch</strong>mehl-Fabrik umgerüstet wurde. 1973<br />
verkauften sie Südafrikaner das S<strong>ch</strong>iff an die<br />
Koreaner.<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
No<strong>ch</strong> auf dem Deck kauften japanis<strong>ch</strong>e Seeleute die besten Fleis<strong>ch</strong>stücke.<br />
In Japan gilt Walfleis<strong>ch</strong> bis heute als Delikatesse.<br />
Was vom Wal übrig bleibt: Gedärm und Barten wurden als S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tabfälle ins Meer zurückgeworfen.<br />
(Ar<strong>ch</strong>ivbilder: Cornelius Cransbergen und Cornelius Krijnen).<br />
41
Cornelius Cransbergen und <strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong>-Redaktor Christian Hug halten eine Markierfahne:<br />
AM 1 steht für Amsterdam, Fangs<strong>ch</strong>iff Nummer Eins. 12 steht für den zwölften erlegten Wal.<br />
1975 behinderten Greenpeace-Aktivisten im<br />
Nordpazifik zum ersten Mal mit Zodiaks<br />
Walfangs<strong>ch</strong>iffe.<br />
Heute ist Cornelius Cransbergen ein zufriedener<br />
Mann. Er ist seit 36 Jahren mit Hennie<br />
verheiratet, die beiden Tö<strong>ch</strong>ter sind längst<br />
ausgeflogen. Im winzigen Wohnzimmer<br />
steht eine Vitrine mit ges<strong>ch</strong>nitzten Potwalzähnen<br />
und einem Blauwal-Ohrkno<strong>ch</strong>en. An<br />
der Wand hängt ein Hakenmesser. Im<br />
Bü<strong>ch</strong>erregal stehen Ordner mit fein säuberli<strong>ch</strong><br />
sortierten Lohnabre<strong>ch</strong>nungen der<br />
«Willem Barendsz» und sein Menü-Heft aus<br />
der damaligen Zeit. An Weihna<strong>ch</strong>ten 1961<br />
gabs Gemüsesuppe, Kartoffeln mit Jus,<br />
Tournedos, Grüne Bohnen und Orangen zum<br />
Dessert.<br />
«I<strong>ch</strong> fühle mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>uldig, dass die<br />
Wale heute vom Aussterben bedroht sind»,<br />
sagt Cor. «Damals war alles anders. Aber i<strong>ch</strong><br />
habe eine Stinkwut auf Länder wie Japan<br />
und Norwegen, die heute no<strong>ch</strong> mit fadens<strong>ch</strong>einigen<br />
Begründungen Wale jagen.» Vor<br />
drei Jahren reiste Cor mit Hennie auf einem<br />
Kreuzs<strong>ch</strong>iff in die Antarktis. «In Gebieten,<br />
wo wir früher Hunderte von Walen si<strong>ch</strong>teten,<br />
sah i<strong>ch</strong> auf der Kreuzfahrt nur no<strong>ch</strong> zwei<br />
weisse Fontänen.»<br />
Souvenirs aus der Walfangzeit lagern in der Wohnzimmer-Vitrine:<br />
ges<strong>ch</strong>nitzte Walkno<strong>ch</strong>en und verzierte Pottwal-Zähne.<br />
In der Vergangenheit und au<strong>ch</strong> heute gilt der<br />
Mens<strong>ch</strong> als hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Gefahr für die<br />
Wale. Während der Zeit des industriellen<br />
Walfangs von etwa 1850 bis 1965 sind die<br />
grossen Walbestände stark dezimiert worden.<br />
1864 wurde jene Harpune erfunden, die si<strong>ch</strong><br />
von einem S<strong>ch</strong>iff aus abfeuern lässt. Länder<br />
wie Holland, Norwegen, USA, England, Japan,<br />
Deuts<strong>ch</strong>land, Südafrika, Australien und Island<br />
operierten zunä<strong>ch</strong>st von Wal-Verarbeitungs-<br />
Fabriken auf dem Land aus.<br />
Ab 1920 kamen Fabriks<strong>ch</strong>iffe hinzu, wel<strong>ch</strong>e<br />
die erlegten Wale auf hoher See verarbeiteten.<br />
So erhöhten si<strong>ch</strong> die jährli<strong>ch</strong>en Fänge von etwa<br />
14'000 auf 40'000 Tiere. Auf diese Weise wurden<br />
die Bestände der grossen Wal-Arten auf<br />
gerade mal 10 Prozent der ursprüngli<strong>ch</strong>en<br />
Grösse reduziert.<br />
Von mehr als einer Viertelmillion Blauwale<br />
sind no<strong>ch</strong> etwa 11'000 übriggeblieben. Von<br />
ursprüngli<strong>ch</strong> 30'000 Grönlandwalen blieben<br />
no<strong>ch</strong> 3000. Angesi<strong>ch</strong>ts dieser traurigen Entwicklung<br />
gründeten Wal fangende Länder<br />
1946 die Internationale Walfangkommission<br />
(IWC, International Whaling Commission).<br />
Die Kommission hat es si<strong>ch</strong> zur Aufgabe<br />
gema<strong>ch</strong>t, die völlige Ausrottung der Walbestände<br />
zu verhindern. Es soll dur<strong>ch</strong>aus no<strong>ch</strong><br />
gejagt werden, aber so reguliert, dass die derzeitigen<br />
Bestände ni<strong>ch</strong>t nur erhalten bleiben,<br />
sondern si<strong>ch</strong> sogar langsam erholen können.<br />
Nur zum Teil wirksam<br />
Bei einigen Arten gelingt dies tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, etwa<br />
beim Grönlandwal, dem Südli<strong>ch</strong>en Glattwal<br />
und dem Grauwal. Die IWC ist also ein<br />
«Jagdverein», der die Erhaltung und langsame<br />
Erholung der Bestände zum Ziel hat. Innerhalb<br />
der IWC gibt es den «wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Auss<strong>ch</strong>uss»<br />
(Scientific Committee), dessen Aufgabe<br />
es ist, Wale zu zählen und die Bestände<br />
weltweit zu erfassen. Der Auss<strong>ch</strong>uss muss<br />
au<strong>ch</strong> einen «Managementplan» (Management<br />
Procedure) zuhanden der Kommission vors<strong>ch</strong>lagen.<br />
Seit 1986 gilt ein Moratorium für den kommerziellen<br />
Fang von Grosswalen. Die Länder<br />
42 <strong>Polar</strong> NEWS<br />
Die IWC und wir<br />
Die Internationale Walfangkommission setzt si<strong>ch</strong> zwar für den S<strong>ch</strong>utz der Wale ein. Sie lässt aber<br />
zu, dass einzelne Mitglieder trotzdem Wale jagen. Das müssen wir ni<strong>ch</strong>t tatenlos hinnehmen.<br />
Japan und Norwegen bewegen si<strong>ch</strong> allerdings<br />
ausserhalb der Regeln, indem zum Beispiel für<br />
«wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Zwecke» gejagt wird.<br />
Dur<strong>ch</strong>aus «legal» übrigens, denn das ist die<br />
Crux der IWC: Erklärt si<strong>ch</strong> ein Mitgliedland<br />
bei einem Bes<strong>ch</strong>luss der Kommission mit demselbigen<br />
ni<strong>ch</strong>t einverstanden, muss es si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t daran halten.<br />
Immerhin wurde bis heute no<strong>ch</strong> keine einzige<br />
Wal-Art ausgerottet. Denno<strong>ch</strong> gibt es Arten,<br />
deren Tage bald gezählt sein dürften. So leben<br />
im nördli<strong>ch</strong>en Subpolargebiet nur no<strong>ch</strong> etwa<br />
300 Nördli<strong>ch</strong>e Glattwale, au<strong>ch</strong> Nordkaper<br />
genannt. Im Norden der Sea of Cortez sind<br />
vom Vacquita-S<strong>ch</strong>weinswal nur no<strong>ch</strong> wenige<br />
hundert Tiere übriggeblieben. S<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t geht es<br />
au<strong>ch</strong> den Flussdelphinen, so dem Indusdelphin<br />
in Pakistan oder dem Baiji in China.<br />
So widerli<strong>ch</strong> der Walfang au<strong>ch</strong> ist: Ledigli<strong>ch</strong><br />
etwa 5 Prozent dieser Meeressäuger sterben<br />
heute dur<strong>ch</strong> Mens<strong>ch</strong>enhand. Die weitaus meisten<br />
Wale verenden an den Folgen der Übernutzung<br />
der Ozeane, die überfis<strong>ch</strong>t und vergiftet<br />
werden. Wenn si<strong>ch</strong> Wale oder Delphine in<br />
den kilometerlangen Fis<strong>ch</strong>ernetzen verheddern,<br />
ertrinken sie. Dass au<strong>ch</strong> zahlrei<strong>ch</strong>e Gifte<br />
ins Meer gelangen und si<strong>ch</strong> dort anrei<strong>ch</strong>ern,<br />
wird zum Problem. Oft enthalten gestrandete<br />
tote Wale Umweltgifte wie DDT und PCB und<br />
S<strong>ch</strong>wermetalle wie Quecksilber und Cadmium<br />
in hohen Konzentrationen.<br />
Au<strong>ch</strong> zunehmender Verkehr und Lärm auf den<br />
Weltmeeren sind ein Problem. Und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
hat die globale Klimaerwärmung eine negative<br />
Wirkung; die Erwärmung gewisser Teile des<br />
Ozeans führen zu veränderten Meeres- und<br />
Nahrungsströmen. Die Hauptgefahr für Wale<br />
und eigentli<strong>ch</strong> alle anderen Meeresorganismen<br />
droht dur<strong>ch</strong> die masslose Übernutzung der<br />
Ozeane dur<strong>ch</strong> den Mens<strong>ch</strong>en und dur<strong>ch</strong> die<br />
Plünderung unseres Planeten überhaupt.<br />
Was können wir tun?<br />
Es sind weitgehend unbequeme Dinge, die wir<br />
zum S<strong>ch</strong>utz der Wale und sämtli<strong>ch</strong>er<br />
Meeresorganismen tun sollten: Wir müssten<br />
unseren Lebensstil massiv ändern. Etwa die<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
Ein aktuelles Bild: Greepeace-Aktivisten stören ein japanis<strong>ch</strong>es Walfang-Mutters<strong>ch</strong>iff. Die Walfänger<br />
wehren si<strong>ch</strong> mit massiven Wasserstrählen gegen die Tiers<strong>ch</strong>ützer. (Bild: Greenpeace)<br />
Klimaerwärmung dur<strong>ch</strong> eine massive Reduktion<br />
im Gebrau<strong>ch</strong> von fossilen Brennstoffen<br />
bremsen. Die Walfangländer wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong><br />
boykottieren. Dur<strong>ch</strong> mässigen Konsum von<br />
na<strong>ch</strong>haltig bewirts<strong>ch</strong>afteten Fis<strong>ch</strong>beständen<br />
den Stress und die Gier in der Fis<strong>ch</strong>erei überhaupt<br />
abbauen helfen. Länder und Gebiete<br />
unterstützen, die Wale und andere Meeresorganismen<br />
s<strong>ch</strong>ützen. Das Problem der<br />
mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Überbevölkerung und den<br />
dadur<strong>ch</strong> verursa<strong>ch</strong>ten Ressourcenvers<strong>ch</strong>leiss<br />
ernst nehmen.<br />
Bei allem Alarm darf die Faszination aber<br />
ni<strong>ch</strong>t zu kurz kommen. Wale s<strong>ch</strong>ützen wir<br />
besser, wenn wir sie kennen. Respektvolle<br />
Walbeoba<strong>ch</strong>tung mit viel wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />
Information kreiert ein starkes Bewusstsein in<br />
vielen Mens<strong>ch</strong>en und eine Zuneigung zu den<br />
grossartigen Phänomenen der Natur. Wir werden<br />
letztli<strong>ch</strong> nur das s<strong>ch</strong>ützen, was wir lieben!<br />
Ocean Defender<br />
Die weltweit operierende Umweltorganisation<br />
Greenpeace setzt si<strong>ch</strong> seit Jahren immer wieder<br />
mit spektakulären Aktionen für den S<strong>ch</strong>utz der<br />
Wale ein, indem Mitglieder unter Gefährdung<br />
ihres eigenen Lebens mit S<strong>ch</strong>nellboten die<br />
Waljäger in ihrer Arbeit stören. Wer sie unterstützen<br />
mö<strong>ch</strong>te, kann Ocean Defender, Ozean-<br />
Verteidiger werden. Mehr unter www.sosweltmeer.<strong>ch</strong>.<br />
Prof. Dr. David G. Senn<br />
ist Meeresbiologe an der Uni-<br />
versität in Basel und seit 1991<br />
Mitglied der wissens<strong>ch</strong>aft-<br />
li<strong>ch</strong>en Auss<strong>ch</strong>usses der IWC.<br />
Er lebt am Vierwaldstättersee.<br />
www.sosweltmeer.org<br />
www.greenpeace.<strong>ch</strong><br />
43
Lexikon<br />
Küstensees<strong>ch</strong>walbe (Sternea paradisaea)<br />
Grösse: bis 38 cm<br />
Gewi<strong>ch</strong>t: bis 120 g<br />
Lebenserwartung: bis 11 Jahre<br />
Küstensees<strong>ch</strong>walbe<br />
44 <strong>Polar</strong> NEWS <strong>Polar</strong> NEWS<br />
45
Von Heiner Kubny (Text und Bilder)<br />
Die Küstensees<strong>ch</strong>walbe ähnelt stark der<br />
Flusssees<strong>ch</strong>walbe. Ihr Gefieder ist weiss bis<br />
hellgrau gefärbt. Im Pra<strong>ch</strong>tkleid ist der<br />
S<strong>ch</strong>nabel der Küstensees<strong>ch</strong>walbe einheitli<strong>ch</strong><br />
rot gefärbt, ohne deutli<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>warzen<br />
Spitzenabs<strong>ch</strong>nitt wie bei der Flusssees<strong>ch</strong>walbe.<br />
Die s<strong>ch</strong>warze Kopfkappe rei<strong>ch</strong>t<br />
nur bei der Flusssees<strong>ch</strong>walbe bis weit in den<br />
Nacken, während sie bei der Küstensees<strong>ch</strong>walbe<br />
kürzer ist. Die letztere hat im Verglei<strong>ch</strong><br />
zur ersteren sehr kurze Beine, dafür<br />
aber um so längere S<strong>ch</strong>wanzfedern. Aber<br />
au<strong>ch</strong> mit diesen Merkmalen sind die beiden<br />
Arten nur s<strong>ch</strong>wer zu unters<strong>ch</strong>eiden.<br />
Küstensees<strong>ch</strong>walben werden in der Regel<br />
zehn bis elf Jahre alt. Das älteste Tier, das<br />
Zugvogelfors<strong>ch</strong>er beringt haben, wurde<br />
allerdings stolze 34 Jahre alt. Es brütete<br />
au<strong>ch</strong> im hohen Alter no<strong>ch</strong>.<br />
Lebensraum<br />
Die Küstensees<strong>ch</strong>walbe kommt in allen<br />
Ländern rund um den Nordpol vor und bevorzugt<br />
als Stosstau<strong>ch</strong>er in der Regel klare<br />
und vegetationsarme Küstenabs<strong>ch</strong>nitte. Sie<br />
lebt bis auf wenige Ausnahmen auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
in Meeresnähe.<br />
Fortpflanzung<br />
Die Jungvögel werden mit drei bis fünf<br />
Jahren ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tsreif, wobei die Mehrzahl<br />
im vierten Jahr das erste Mal brütet – und<br />
zwar in lockeren Kolonien mit bis zu 1000<br />
Tieren, in denen die Nester mehrere Meter<br />
voneinander entfernt liegen. Die Brutplätze<br />
werden meist im Mai bezogen und befinden<br />
si<strong>ch</strong> auf spärli<strong>ch</strong> bewa<strong>ch</strong>senem Untergrund.<br />
In Sanddünen und Kiesbetten wird das Nest<br />
in eine dem Körper des Vogels angepassten<br />
Mulde angelegt, die nur sparsam mit<br />
Halmen ausgekleidet wird.<br />
Die Vögel zeigen um diese Zeit die Fis<strong>ch</strong>balz<br />
mit besonders s<strong>ch</strong>önen Posen: Das<br />
Männ<strong>ch</strong>en umläuft mit einem Fis<strong>ch</strong> im<br />
S<strong>ch</strong>nabel die Umworbene und übergibt ihr<br />
die Beute. Während sie das Ges<strong>ch</strong>enk verzehrt,<br />
steht er mit gespreizten Flügeln daneben.<br />
Im Mai und Juni legt das Weib<strong>ch</strong>en<br />
zwei 4 Zentimeter grosse Eier, nur selten<br />
werden drei Eier gelegt. Die Brutzeit beträgt<br />
20 bis 22 Tage. Beide Eltern brüten und verteidigen<br />
notfalls die Brut mit Sturzflug-<br />
Angriffen. Die Jungvögel sind na<strong>ch</strong> drei bis<br />
vier Wo<strong>ch</strong>en flügge.<br />
Nahrung<br />
Als Meeresvogel ist die Küstensees<strong>ch</strong>walbe<br />
ein besonders ges<strong>ch</strong>ickter und erfolgrei<strong>ch</strong>er<br />
Stosstau<strong>ch</strong>er. Sie erbeutet kleine Fis<strong>ch</strong>e,<br />
Wasserinsekten, Krebse. Beim so genannten<br />
Stosstau<strong>ch</strong>en wird die Wasseroberflä<strong>ch</strong>e<br />
zunä<strong>ch</strong>st in einem langsamen Su<strong>ch</strong>flug<br />
sorgfältig abgesu<strong>ch</strong>t. Hat die Küstensees<strong>ch</strong>walbe<br />
eine Beute entdeckt, kippt sie mit<br />
halbges<strong>ch</strong>lossenen Flügeln plötzli<strong>ch</strong> in die<br />
Senkre<strong>ch</strong>te ab und stösst im steilen Winkel<br />
na<strong>ch</strong> unten. Der Vogel tau<strong>ch</strong>t vollständig<br />
unter Wasser, kommt aber na<strong>ch</strong> kurzer Zeit<br />
wieder hervor.<br />
Das visuelle Jagen ist den Tieren ni<strong>ch</strong>t angeboren:<br />
Jungvögel müssen lernen, die Bre<strong>ch</strong>-<br />
ung dur<strong>ch</strong> das Wasser zu bere<strong>ch</strong>nen, was<br />
ni<strong>ch</strong>t immer klappt: Viele «Lehrlinge» ertrinken,<br />
weil sie zu tief oder fals<strong>ch</strong> tau<strong>ch</strong>en.<br />
In ihren Winterquartieren auf der Südhalbkugel<br />
lebt sie fast auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> vom<br />
Krill, den als Plankton im Wasser treibenden<br />
Kleinkrebsen, von denen si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> man<strong>ch</strong>e<br />
Walarten ernähren.<br />
Zugvogel der Extreme<br />
Die Küstensees<strong>ch</strong>walbe ist der Zugvogel<br />
mit dem längsten Zugweg. Ihre Winterquartiere<br />
liegen am Rand der antarktis<strong>ch</strong>en<br />
Packeiszone zwis<strong>ch</strong>en dem 55. und 70. südli<strong>ch</strong>en<br />
Breitengrad im Süden des Atlan-<br />
Erblickt die Küstensees<strong>ch</strong>walbe im Su<strong>ch</strong>flug eine potentielle Beute, setzt sie unvermittelt zum Sturzflug an.<br />
Sie klappt die Flügel ein und stösst ins Wasser.<br />
46 <strong>Polar</strong> NEWS<br />
tis<strong>ch</strong>en und Indis<strong>ch</strong>en Ozeans, in der Weddell<br />
Sea und vor der Antarktis.<br />
Die Vögel legen auf ihren Zug von den<br />
arktis<strong>ch</strong>en Brutplätzen in die antarktis<strong>ch</strong>en<br />
Überwinterungsgebiete eine Strecke von<br />
35'000 bis 40'000 Kilometer zurück – das<br />
entspri<strong>ch</strong>t der Länge des Äquators! Beide<br />
Lebensräume bieten in den Sommermonaten<br />
ein rei<strong>ch</strong>haltiges Nahrungsangebot.<br />
Dur<strong>ch</strong> die Ausnutzung der polaren<br />
Sommer von Arktis und Antarktis haben die<br />
Küstensees<strong>ch</strong>walben den zusätzli<strong>ch</strong>en Vorteil,<br />
dass in ihrem Lebensraum in insgesamt<br />
a<strong>ch</strong>t Monaten die Sonne ni<strong>ch</strong>t untergeht und<br />
sie (theoretis<strong>ch</strong>) 24 Stunden am Tag auf<br />
Nahrungssu<strong>ch</strong>e gehen können. Die Küstensees<strong>ch</strong>walbe<br />
verbringt mehr Zeit bei Tagesli<strong>ch</strong>t<br />
als jedes andere Tier der Welt.<br />
Der Wegzug aus den Brutgebieten setzt bereits<br />
Ende Juli ein, errei<strong>ch</strong>t im August seinen<br />
Höhepunkt und endet im September.<br />
Die Küstensees<strong>ch</strong>walben Kanadas, Grönlands,<br />
Skandinaviens und Westsibiriens<br />
folgen den Küsten, überfliegen aber au<strong>ch</strong><br />
den Atlantik und überwintern s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> in<br />
der Treibeiszone der Antarktis. Die Vögel<br />
Ostsibiriens und Alaskas überfliegen zudem<br />
ni<strong>ch</strong>t auf dem kürzesten Weg, an Japan vorbei,<br />
den Pazifik, sondern ziehen entlang der<br />
Westküste von Nord- und Südamerika gen<br />
Süden.<br />
In einem Jahr fliegt die Küstensees<strong>ch</strong>walbe fast<br />
einmal um die Erde – während drei Vierteln der<br />
Zeit herrs<strong>ch</strong>t Tagesli<strong>ch</strong>t. (oben)<br />
In der Regel zwei Eier legt das Weib<strong>ch</strong>en pro<br />
Jahr. Sie sind in der Erdmulde optimal getarnt.<br />
(unten)<br />
<strong>Polar</strong> NEWS<br />
Grau-in-Grau-Farbtöne mit roten und einem s<strong>ch</strong>warzen «Tupfer» verhelfen dem Vielflieger zu einer perfekten Tarnung.<br />
Die Küstensees<strong>ch</strong>walbe ist von der Flusssees<strong>ch</strong>walbe kaum zu unters<strong>ch</strong>eiden.<br />
47
Ab 6. Oktober 06 auf dem Markt<br />
erhältli<strong>ch</strong> – der Oscar-Prämierte Film.<br />
Die Reise der<br />
Pinguine<br />
Fr. 36.– inklusive Porto & Verpackung<br />
DVD 2 Disc Special Edition<br />
Spra<strong>ch</strong>en: Deuts<strong>ch</strong> (DD5.1) – Französis<strong>ch</strong> (DD5.1)<br />
Audiokommentar von Luc Jacquet, isolierte Musik & Geräus<strong>ch</strong>spur<br />
Bonusmaterial:<br />
- Trailer<br />
- Über die Produktion des Filmes<br />
- Von Pinguinen und Mens<strong>ch</strong>en.<br />
Überleben im ewigen Eis (53 Minuten)<br />
- Frühling in der Antarktis (52 Minuten)<br />
- Making of (46 Minuten)<br />
- Regisseur Luc Jacquet (5 Minuten)<br />
- Vorbereitung in der S<strong>ch</strong>weiz (4 Minuten)<br />
- Die Musik der Filmes (9 Minuten)<br />
- Interview mit den Spre<strong>ch</strong>ern der französis<strong>ch</strong>en Fassung (20 Minuten)<br />
- Fotogalerien<br />
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Auslieferung Auslieferung ab 6. Okt. Okt. 06<br />
Der weisse Planet<br />
Das hat man so no<strong>ch</strong> nie gesehen: «Der weisse Planet» ist ein Kinofilm über die Tierwelt der<br />
Arktis mit s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>tweg sensationellen Aufnahmen. Im kommenden Dezember im Kino. Und<br />
<strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> wird das Programmheft zum Film!<br />
Von Christian Hug (Text)<br />
und Filmcoopi (Bilder)<br />
Klitzekleine Eisbär-Babys in der S<strong>ch</strong>neehöhle,<br />
<strong>Polar</strong>fü<strong>ch</strong>se auf Lemmingjagd, Walrosse<br />
säugen ihre Jungen unter Wasser,<br />
Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen kra<strong>ch</strong>en ihre Köpfe gegeneinander...<br />
Die beiden französis<strong>ch</strong>en Filmema<strong>ch</strong>er<br />
Thierry Ragobert und Thierry<br />
Piantanida filmten drei Jahre lang mit fünf<br />
Kamerateams in den endlosen Weiten der<br />
Arktis und trugen über 1000 Stunden Filmmaterial<br />
zusammen – aus den besten Szenen ist<br />
der Kinofilm «Der weisse Planet» entstanden,<br />
der Ende Dezember in unsere Kinos kommt.<br />
Wenn wir die Erde aus dem Weltall so<br />
betra<strong>ch</strong>ten, dass der Nordpol im Mittelpunkt<br />
steht, ers<strong>ch</strong>eint sie als weisser Planet.<br />
Viellei<strong>ch</strong>t aber ni<strong>ch</strong>t mehr allzu lange, denn<br />
aufgrund der Klimaerwärmung s<strong>ch</strong>milzt das<br />
Eis… Thierry Ragoberts und Thierry Piantanidas<br />
Film dokumentiert, wie es im hohen<br />
Norden Kanadas, in den Eiswüsten Grönlands,<br />
in der Tundra Sibiriens und im Packeis<br />
des <strong>Polar</strong>meers aussieht – und vor allem, wel<strong>ch</strong>e<br />
erstaunli<strong>ch</strong>en Lebensformen si<strong>ch</strong> in<br />
diesem rauen Teil der Erde entfaltet haben.<br />
Mit ihren Kameras gehen die Filmer so<br />
nahe wie no<strong>ch</strong> niemand zuvor und fangen<br />
sensationelle Bilder ein.<br />
Der französis<strong>ch</strong>e <strong>Polar</strong>fors<strong>ch</strong>er Jean-Louis Etienne begleitete die Dreharbeiten.<br />
Er spri<strong>ch</strong>t in der französis<strong>ch</strong>en Originalversion au<strong>ch</strong> den Kommentar.<br />
Im Team waren lauter Spezialisten, die s<strong>ch</strong>on<br />
so bewegende Tierfilme wie «Mikrokosmos»<br />
und «Die Reise der Zugvögel» gefilmt haben.<br />
Einen eindrückli<strong>ch</strong>en Vorges<strong>ch</strong>mack auf das<br />
cineastis<strong>ch</strong>e Erlebnis bietet das glei<strong>ch</strong>namige<br />
Bu<strong>ch</strong> zum Film, das beim<br />
Gerstenberg-Verlag ers<strong>ch</strong>ienen ist. Au<strong>ch</strong> der<br />
Soundtrack von Bruno Coulais, der die<br />
Bilder weitgehend mit Gesängen und<br />
Legenden der Inuit musikalis<strong>ch</strong> untermalt,<br />
ist bereits erhältli<strong>ch</strong>, er ers<strong>ch</strong>ien beim Label<br />
Naïve/Musikvertrieb.<br />
Au<strong>ch</strong> eine Website zum Film gibt’s s<strong>ch</strong>on,<br />
allerdings erst auf Französis<strong>ch</strong>:<br />
www.laplaneteblan<strong>ch</strong>e.com<br />
<strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> wird wie s<strong>ch</strong>on beim Kino-<br />
Ereignis «Die Reise der Pinguine» Filmpartner<br />
von «Der weisse Planet», also das<br />
Heft zum Film: Mit ausführli<strong>ch</strong>en Hintergrundberi<strong>ch</strong>ten,<br />
Making-Of-Reportagen<br />
und Interview mit den Filmema<strong>ch</strong>ern.<br />
<strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> Nummer 5 ers<strong>ch</strong>eint im Herbst.<br />
48 <strong>Polar</strong> NEWS <strong>Polar</strong> NEWS<br />
49
Die <strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong>-Crew<br />
Heute mit Peter Balwin<br />
Es war ein eisiger Treffpunkt dort oben auf 80 Grad nördli<strong>ch</strong>er<br />
Breite, als i<strong>ch</strong> vor etli<strong>ch</strong>en Jahren Rosamaria und Heiner Kubny auf<br />
einer ihrer ersten Spitzbergen-Expeditionen an Bord «meines»<br />
S<strong>ch</strong>iffes begrüssen konnte. Seither halten wir Kontakt (s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />
wohnen wir keine 4 Seemeilen voneinander entfernt...), und wir sind<br />
uns weitere Male im Eis begegnet: die Kubnys als engagierte<br />
Fotografen, i<strong>ch</strong> als <strong>Polar</strong>reiseleiter.<br />
Heute s<strong>ch</strong>reibe i<strong>ch</strong> in <strong><strong>Polar</strong>NEWS</strong> regelmässig über Neues aus der<br />
Fors<strong>ch</strong>ung und portraitiere gelegentli<strong>ch</strong> Tierarten aus Nord und Süd,<br />
in dieser Ausgabe die Mos<strong>ch</strong>uso<strong>ch</strong>sen. Meine Liebe für die<br />
Kühls<strong>ch</strong>rankregionen der Erde erwu<strong>ch</strong>s über viele Umwege. Zu<br />
Anfang standen die Bü<strong>ch</strong>er von Globi, Karl May, Jack London,<br />
Nansen und Amundsen. Derart optimal vorbereitet, wagte i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong><br />
mit 22 Jahren auf eine 2-jährige Weltreise.<br />
Dann folgten erste <strong>Reisen</strong> nordwärts: Alaska, Westgrönland – und<br />
immer mit viel Wandern, Zelten und wenig Dus<strong>ch</strong>en. Do<strong>ch</strong> brau<strong>ch</strong>te<br />
das <strong>Polar</strong>virus no<strong>ch</strong> ein paar Jähr<strong>ch</strong>en Inkubationszeit. Na<strong>ch</strong> längeren<br />
berufli<strong>ch</strong>en Abste<strong>ch</strong>ern in die Reisebran<strong>ch</strong>e und zu den Medien als<br />
Redaktor einer populär-wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Naturs<strong>ch</strong>utz-Zeits<strong>ch</strong>rift<br />
wandte i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> dann vollends polwärts und heuerte hauptberufli<strong>ch</strong><br />
bei der holländis<strong>ch</strong>en Firma Oceanwide Expeditions an.<br />
Zuerst als Tundraführer und Vortragsreferent, später als «Expedition<br />
Leader». So sind mittlerweile gegen 75 Fahrten auf eisverstärkten,<br />
ehemaligen Fors<strong>ch</strong>ungss<strong>ch</strong>iffen in den <strong>Polar</strong>gebieten zusammengekommen,<br />
mit unzähligen Stunden Tierbeoba<strong>ch</strong>tungen und gegen<br />
800 Landungen an mens<strong>ch</strong>enleeren Küsten. Spitzbergen, Franz-<br />
Josef-Land, Grönland und die Antarktis<strong>ch</strong>e Halbinsel sind zur zweiten<br />
Heimat geworden. In Spitzenzeiten fuhr i<strong>ch</strong> jährli<strong>ch</strong> vier bis fünf<br />
Monate auf den S<strong>ch</strong>iffen. Heute versu<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong>, au<strong>ch</strong> in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
wieder Wurzeln zu s<strong>ch</strong>lagen, und arbeite deshalb zwis<strong>ch</strong>en den<br />
<strong>Polar</strong>saisons als Wanderleiter in den Alpen und als Referent für das<br />
<strong>Polar</strong>reisebüro Oceanstar in Züri<strong>ch</strong>.<br />
Mehr über meinen Job in der Kälte:<br />
www.antarktis-lexikon.<strong>ch</strong>, dort unter «Arbeiten in der Kälte» und<br />
«Die Sommer der klammen Finger».<br />
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50 <strong>Polar</strong> NEWS<br />
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52 <strong>Polar</strong> NEWS