Tod im Krankenhaus - proDIAKO gGmbH
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Freistil<br />
Wie man ganz alt<br />
werden kann...<br />
Sie waren bis in die 1960-er Jahre hinein so gut wie in jedem<br />
Evangelischen <strong>Krankenhaus</strong>: Diakonissen.<br />
Krankenschwestern, die ihr Leben dem Dienst an anderen<br />
Menschen widmeten. Sie waren nicht verheiratet und bekamen<br />
kein persönliches Gehalt - sondern ein Taschengeld.<br />
Alles Geld, was sie verdienten, wurde genossenschaftlich verwaltet.<br />
D.h. jede bekam, was sie brauchte, der „Rest“ ging in<br />
die Aufgabenbereiche, in denen sie tätig waren: da wurde ein<br />
<strong>Krankenhaus</strong> gebaut, eine Krankenpflegeschule oder auch<br />
eine „Missionsstation“ irgendwo in Afrika. Diakonissen, in der<br />
Regel leicht zu erkennen an der Tracht und dem Kreuz das sie<br />
tragen, sind selten geworden. War das in früheren Zeiten<br />
nahezu die einzige Chance, einen pflegerischen Beruf zu<br />
erlernen oder in Gemeinschaft zu leben, haben Frauen heute<br />
ganz andere Möglichkeiten. Trotzdem: der Geist der<br />
Diakonissen, der evangelische Krankenhäuser oft mehr als<br />
100 Jahre geprägt hat, ist noch vielerorts zu spüren. So auch<br />
in Rotenburg.<br />
Diakonissen-Mutterhaus, Rotenburg (Wümme)<br />
Dort lebt Schwester Charlotte Pätzold. Am 31. Dezember<br />
2011 ist sie 102 Jahre alt geworden. Vor über 70 Jahren war<br />
sie in das Diakonissen-Mutterhaus Breslau eingetreten.<br />
Schwester Charlotte - ursprünglich gelernte Schneiderin -<br />
hat die Krankenpflegeausbildung absolviert, jahrelang als<br />
Gemeindeschwester gearbeitet, dann als Unterrichtsschwester<br />
und ist nun bereits fast 40 Jahre <strong>im</strong> „Feierabend“, <strong>im</strong><br />
Ruhestand. Den verbringt sie - zusammen mit gut 20 anderen<br />
Diakonissen - in Rotenburg. Am Zeitgeschehen n<strong>im</strong>mt sie<br />
sehr aufmerksam teil und täglich (!) sieht man sie in der Stadt<br />
be<strong>im</strong> Einkaufen oder ihre „Runde“ machen - selten weniger<br />
als 2 km. Übrigens, das Rotenburger Diakonissen-Mutterhaus<br />
muss etwas Besonderes sein: Schwester Charlottes<br />
nächstjüngere Mitschwestern sind Schwester Else (98) und<br />
Schwester Elfriede (98). Und eine der „ganz jungen“ ist<br />
Schwester Annemarie; sie ist gerade mal wieder für fünf<br />
Wochen in Äthiopien, wo sie Aids-Waisen hilft. Schwester<br />
Annemarie ist aber auch erst 84 Jahre.<br />
Schwester Charlotte Pätzold (102) Schwester Annemarie Weseloh v.l. Schwester Elfriede Oberschelp,<br />
in Äthiopien<br />
Annemarie Weseloh<br />
Freistil | Dialog 1/2012 | 15