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eine boomende Branche in der Metropolregion ... - Institut-wv.de

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Zukunftsmotor <strong>Metropolregion</strong> Rhe<strong>in</strong>-NeckarS E RV I C E U N D D I E N S T L E I S T U N G E NF<strong>in</strong>anzdienstleistungengelten, wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Anleger über dieses Risiko auch <strong>in</strong>formiert wird.Und genau das ist nicht geschehen, als die Zertifikate <strong>in</strong> Deutschlandmassiv vermarktet wur<strong>de</strong>n, hauptsächlich <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Jahren 2007 und2008. So kam es zur paradoxen Situation, dass Anleger, die ihr Geldvor allem sicher anlegen wollten, gera<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> unsicherstenAnlageformen <strong>de</strong>s F<strong>in</strong>anzmarktes <strong>in</strong>vestiert haben – und so um ihreAltersvorsorge gebracht wur<strong>de</strong>n.… aber mit Aufklärung …Denn es ist offensichtlich, dass die Beratungspflichten <strong><strong>de</strong>r</strong> Bankenentwe<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht genügt haben o<strong><strong>de</strong>r</strong> verletzt wur<strong>de</strong>n. Hat sich daranbis heute Grundlegen<strong>de</strong>s geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t? Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> ne<strong>in</strong>. Zwar wur<strong>de</strong>n vere<strong>in</strong>zelteEU-Richtl<strong>in</strong>ien und nationale Gesetze zum Verbraucherschutzbei F<strong>in</strong>anzdienstleistungen e<strong>in</strong>geführt, aber <strong>e<strong>in</strong>e</strong> wirkliche Verbesserung<strong><strong>de</strong>r</strong> Beratungsqualität ist nicht <strong>in</strong> Sicht. So s<strong>in</strong>d die Bankenseit Anfang 2010 verpflichtet, Beratungsprotokolle anzufertigen.Doch mehrere Testergebnisse, zuletzt <strong><strong>de</strong>r</strong> Stiftung Warentest aus<strong>de</strong>m November 2010, belegen: Die Protokolle schützen die Banken,nicht die Verbraucher. Selbst die gesetzlichen Normen wer<strong>de</strong>n häufignicht e<strong>in</strong>gehalten. Statt die Kun<strong>de</strong>n wirklich aufzuklären, wer<strong>de</strong>n oftmalsdurch gezielte E<strong>in</strong>flussnahme im Gespräch Risiken heruntergespieltund <strong>de</strong>n Verbrauchern dann <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Unterschrift unter das Protokollabgerungen. E<strong>in</strong> erster gesetzlicher Schritt muss hier se<strong>in</strong>, <strong>e<strong>in</strong>e</strong>ne<strong>in</strong>heitlichen Standard für Beratungsprotokolle e<strong>in</strong>zuführen, damitdie F<strong>in</strong>anzdienstleister diese nicht nach ihren Vorstellungen entwickelnkönnen. Auch muss die Beweislast bei Scha<strong>de</strong>nersatzfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungenumgekehrt wer<strong>de</strong>n, sodass <strong>in</strong> Zukunft die F<strong>in</strong>anzdienstleister nachweisenmüssen, dass sie <strong>e<strong>in</strong>e</strong> umfassen<strong>de</strong> Beratung erbracht haben.E<strong>in</strong> weiteres Mittel für mehr Verbraucherschutz wäre e<strong>in</strong> bun<strong>de</strong>sweitstandardisiertes Produkt<strong>in</strong>formationsblatt. Das Mannheimer ZEW hatgera<strong>de</strong> e<strong>in</strong> Gutachten für die Bun<strong>de</strong>sregierung darüber erstellt, dasdie unterschiedlichen Ansätze <strong>in</strong> unseren europäischen Nachbar staatenmit <strong>in</strong> die <strong>de</strong>utsche Diskussion e<strong>in</strong>fließen lässt. Dabei zeigt sich,dass an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Staaten gezielte Vorgaben für Informationsblätter ma -chen, um die e<strong>in</strong>zelnen Produkte unabhängig vom Anbieter und von<strong><strong>de</strong>r</strong> Produktkategorie vergleichbar zu machen.Vor allem aber muss es darum gehen, <strong>de</strong>n grundlegen<strong>de</strong>n Interessenkonfliktzu überw<strong>in</strong><strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> provisionsgesteuerten Beratungliegt. E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Schritt h<strong>in</strong> zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r besseren Markt ordnungbei F<strong>in</strong>anzdienstleistungen ist <strong>de</strong>shalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbau <strong><strong>de</strong>r</strong> Honorarberatung.Gera<strong>de</strong> bei Produkten wie Zertifikaten s<strong>in</strong>d die Provisionenfür die Berater sehr hoch, sodass diese Produkte auch Kund<strong>in</strong>nen undKun<strong>de</strong>n verkauft wer<strong>de</strong>n, die e<strong>in</strong> gänzlich an<strong><strong>de</strong>r</strong>es F<strong>in</strong>anzproduktnach gefragt haben. Solange aber die Berater hauptsächlich von Provisionen leben, wird sich an diesem Muster nicht grundlegend etwasän<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Die Honorarberatung könnte hier Abhilfe schaffen, <strong>in</strong><strong>de</strong>m <strong><strong>de</strong>r</strong>Kun<strong>de</strong> separat für die Beratungsleistung bezahlt. Im Gegenzug verzichtet<strong><strong>de</strong>r</strong> Berater auf <strong>de</strong>n Bezug von Provisionen und kann somit<strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n unbee<strong>in</strong>flusst tatsächlich die F<strong>in</strong>anzprodukte empfehlen,die für ihn geeignet s<strong>in</strong>d. Es ist nicht leicht, für diesen Vorschlag Ak -zep tanz zu schaffen, da die kostenfreie Beratung als be<strong>in</strong>ahe selbstverständlichangesehen wird. In Wahrheit aber ist sie nicht „kosten-frei“, vielmehr kommt <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong> über die Provisionen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Höhehäufig nicht wirklich <strong>de</strong>utlich wird, für die Bezahlung <strong>de</strong>s Beratersauf. Dabei entstehen <strong>in</strong> vielen Fällen unbemerkt Beratungshonorare,die <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong> bei <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r klaren Preiskennzeichnung nie zu zahlen be -reit wäre.… und TransparenzEs kommt also darauf an, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Kun<strong>de</strong> „weiß, was dr<strong>in</strong> ist“.Niemand darf <strong>in</strong> Zukunft dazu gedrängt wer<strong>de</strong>n, F<strong>in</strong>anzprodukte zukaufen, die er selbst nicht versteht. Diese Regel sollte sich jedochnicht nur auf die Faktoren Risiko, Liquidität und Rendite erstrecken.Der überwiegen<strong>de</strong>n Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong>jenigen, die heute F<strong>in</strong>anzdienstleistungen<strong>in</strong> Anspruch nehmen, ist kaum bewusst, wor<strong>in</strong> sie ihr Geld <strong>in</strong>vestierthaben. Viele wür<strong>de</strong>n sich wun<strong><strong>de</strong>r</strong>n, wenn sie sich gera<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>mFernseher sitzend über unverantwortliche Ölför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung im Golf vonMe xiko o<strong><strong>de</strong>r</strong> über die Produktion von Streumunition aufregen undihnen jemand sagen wür<strong>de</strong>, dass sie über <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Fonds o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>Lebensversicherung genau dort ihr Geld <strong>in</strong>vestiert haben. Doch genaudas geschieht ständig. Umgekehrt hat privates Kapital das Potential,zum Hebel etwa für die Bekämpfung <strong>de</strong>s <strong>in</strong>ternationalen Klimawan<strong>de</strong>lszu wer<strong>de</strong>n – <strong>de</strong>nn die dafür nötigen f<strong>in</strong>anziellen Mittel wer<strong>de</strong>n von<strong>de</strong>n Staaten alle<strong>in</strong> nicht aufgebracht wer<strong>de</strong>n können. Doch auch hierbesteht <strong>in</strong> Deutschland erheblicher Nachholbedarf: Während bei uns<strong><strong>de</strong>r</strong> Anteil von ökologischen, ethischen o<strong><strong>de</strong>r</strong> sozialen Geldanlagen beiunter <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Prozent <strong><strong>de</strong>r</strong> gesamten Anlagen liegt, s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong> Groß bri -tannien 22,5 Prozent.Wer F<strong>in</strong>anzdienstleistungen <strong>in</strong> Anspruch nimmt, sollte sich daher da -rüber Gedanken machen, woh<strong>in</strong> das Geld fließt. Die private Nachfragenach Geldanlagen, die die ökologische, soziale und ethische Dimension<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Investition berücksichtigen, ist grundsätzlich vorhan<strong>de</strong>n:Alternative Bank<strong>in</strong>stitute s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Krise zweistellig gewachsen undUmfragen belegen, dass die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger sehr viel stärkerals heute möglich die ethische Dimension <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Geldanlage berücksichtigenmöchten. Auch e<strong>in</strong>zelne regionale Banken wie Volksbankeno<strong><strong>de</strong>r</strong> Sparkassen bes<strong>in</strong>nen sich wie<strong><strong>de</strong>r</strong> stärker darauf, dass ihre Wurzelngenau dar<strong>in</strong> liegen, kun<strong>de</strong>norientiert zu arbeiten und Investitionskapitalfür die regionale Realwirtschaft zur Verfügung zu stellen. Sieweisen auf realwirtschaftliche Investitionsmöglichkeiten h<strong>in</strong>, stattun durchsichtige Derivate anzupreisen. Für <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Region wie die Me -tro polregion Rhe<strong>in</strong>-Neckar-Pfalz mit starker Industrie, die Investitionskapitalfür <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l h<strong>in</strong> zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r nachhaltigen Wirtschaft braucht,aber auch für die Kun<strong>de</strong>n aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Region können das ermutigen<strong>de</strong>Zeichen se<strong>in</strong>, dass sich F<strong>in</strong>anzmärkte wie<strong><strong>de</strong>r</strong> als Dienstleister verstehen.Wenn <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesetzgeber das s<strong>in</strong>nvoll unterstützt, kann <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Neuausrichtung<strong><strong>de</strong>r</strong> F<strong>in</strong>anzwirtschaft gel<strong>in</strong>gen.nINFODr. Gerhard SchickBun<strong>de</strong>stagsfraktion Bündnis 90/Die GrünenWahlkreisbüroWaldhofstraße 4, 68169 MannheimTel. 0621 401-7252, Fax 0621 401-8469www.gerhardschick.netDr. Gerhard Schick – Bun<strong>de</strong>stagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen29

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