11.07.2015 Aufrufe

bericht der weltkommission für drogenpolitik - Global Commission ...

bericht der weltkommission für drogenpolitik - Global Commission ...

bericht der weltkommission für drogenpolitik - Global Commission ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

UNBEABSICHTIGTE FOLGENFür die Gesellschaften in den Produktions-, Transit- und Konsumlän<strong>der</strong>nhatte die Umsetzung des Kriegs gegen die Drogen weitreichendenegative Folgen. Der ehemalige Leiter des Büros <strong>der</strong> VereintenNationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, AntonioMaria Costa, hat diese negativen Folgen zusammenfassend denfolgenden fünf Kategorien zugeordnet:1. Herausbildung eines «riesigen kriminellen Schwarzmarkts», <strong>der</strong>durch die um Risikoprämien erhöhten Profite aus <strong>der</strong> Deckung <strong>der</strong>internationalen Nachfrage nach illegalen Drogen finanziert wird;2. eine umfangreiche Verlagerung <strong>der</strong> Politik, da die knappen Mittelfür die Finanzierung <strong>der</strong> enormen Anstrengungen eingesetzt werden,die im Bereich <strong>der</strong> Strafverfolgung unternommen werden,um gegen diesen kriminellen Markt vorzugehen;3. eine geografische Verlagerung, die oft als «Balloneffekt» bezeichnetwird, bei <strong>der</strong> die Drogenproduktion ihren Standortwechselt, um sich <strong>der</strong> Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Strafverfolgungsbehördenzu entziehen;4. eine Verlagerung zwischen Substanzen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Umstieg <strong>der</strong> Drogenkonsumierendenauf neue Substanzen, wenn es schwierigwird, die bisherige Droge <strong>der</strong> Wahl zu beschaffen, zum Beispielwegen vermehrten Drucks seitens <strong>der</strong> Strafverfolgungsbehörden;5. Wahrnehmung und Behandlung <strong>der</strong> Drogenkonsumierenden, diestigmatisiert, ausgegrenzt und ausgeschlossen werden. 214. Es muss eine umfassende Drogenpolitik angestrebt werden,die die Familien, die Schulen, die Fachleute für öffentlicheGesundheit und für Entwicklungszusammenarbeit sowie dieführenden Kräfte <strong>der</strong> Zivilgesellschaft in Partnerschaft mitden Strafverfolgungsbehörden und weiteren massgebendenstaatlichen Stellen einbezieht.Diese institutionelle Dynamik behin<strong>der</strong>t die objektive, evidenzbasierteGestaltung <strong>der</strong> Politik. Dabei handelt es sich nicht bloss umein theoretisches Problem: In mehreren Studien 22, 23 wurde aufgezeigt,dass die Staaten einen viel höheren finanziellen und sozialenNutzen für ihre Gemeinschaften erzielen, wenn sie nicht in Aktivitätenzur Verringerung des Angebots und in die Strafverfolgung,son<strong>der</strong>n in Gesundheits- und Sozialprogramme investieren. In denmeisten Län<strong>der</strong>n wird jedoch weiterhin ein überwiegen<strong>der</strong> Teil <strong>der</strong>verfügbaren Mittel für die Durchsetzung <strong>der</strong> Drogengesetzgebungund die Bestrafung von Drogenkonsumierenden eingesetzt. 24Bei den Vereinten Nationen ist die mangelnde Kohärenz noch ausgeprägter.Der Aufbau des weltweiten Systems zur Drogenbekämpfungging mit <strong>der</strong> Schaffung von drei Stellen einher, die die Umsetzung<strong>der</strong> Übereinkommen überwachen: das Büro <strong>der</strong> VereintenNationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), dasInternationale Kontrollorgan für Suchtstoffe (ISKA) und die Betäubungsmittelkommission(CND). In dieser Struktur wird die internationaleDrogenbekämpfung hauptsächlich als Kampf gegen dasVerbrechen und gegen Kriminelle betrachtet. Es überrascht somitnicht, dass ein inhärentes, fest verankertes Interesse besteht, denSchwerpunkt auf <strong>der</strong> Strafverfolgung beizubehalten. Die höherenEntscheidungsträger dieser Stellen sind traditionell beson<strong>der</strong>s gutmit diesem Rahmen vertraut.Nun, da sich die Art <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen verän<strong>der</strong>t hat, die sichin <strong>der</strong> Drogenpolitik stellen, müssen sich auch die Institutionen anpassen.Die weltweite Drogenpolitik sollte aus den gemeinsamenStrategien aller betroffenen multilateralen Stellen entwickelt werden:UNODC, aber auch UNAIDS, WHO, UNDP, UNICEF, UN Women,Weltbank und Hochkommissariat für Menschenrechte. Die Ausgrenzung<strong>der</strong> Weltgesundheitsorganisation ist beson<strong>der</strong>s beunruhigend,da ihr im Rahmen <strong>der</strong> Verträge zur Drogenbekämpfung einspezifischer Auftrag erteilt wurde.Angesichts <strong>der</strong> starken Ausrichtung auf die Strafverfolgung undBestrafung überrascht es nicht, dass die Polizei, die Grenzkontrollbehördenund die militärischen Behörden unter <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong>Justiz-, Sicherheits- o<strong>der</strong> Innenministerien die führenden Institutionenbei <strong>der</strong> Umsetzung des Drogenbekämpfungssystems waren.Auf multilateraler Ebene werden auch die regionalen Strukturenund die Strukturen <strong>der</strong> Vereinten Nationen von diesen Interessenbeherrscht. Die Staaten haben zwar zunehmend erkannt, dass dieStrafverfolgungsstrategien zur Drogenbekämpfung in einen umfassen<strong>der</strong>enAnsatz integriert werden müssen, <strong>der</strong> Programme imSozial- und Gesundheitsbereich vorsieht. Doch die Mo<strong>der</strong>nisierung<strong>der</strong> Strukturen für die Gestaltung <strong>der</strong> Politik, die Mittelzuweisungund die Umsetzung hielt damit nicht Schritt.Weltkommission für Drogenpolitik 9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!