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bericht der weltkommission für drogenpolitik - Global Commission ...

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empfehlungenFortsetzungganisierten Verbrechens, die den Drogenmarkt kontrollieren. Dies führtzur unterschiedslosen Verhängung von harten Strafen.Weltweit bezieht sich die grosse Mehrheit <strong>der</strong> Festnahmen auf diesenicht gewalttätigen «kleinen Fische», die auf den unteren Stufendes Drogenmarktes tätig sind. Sie müssen an vor<strong>der</strong>ster Front agierenund sind deshalb einfach zu erwischen. Ausserdem verfügensie nicht über die notwendigen Mittel, um sich bei Schwierigkeitenfreizukaufen. 48 Dies führt dazu, dass die Staaten ihre Strafanstaltenhauptsächlich mit Bagatellstraftätern füllen, die verhältnismässiglange Strafen verbüssen. Dies verursacht hohe Kosten, ohne denUmfang und die Rentabilität des Drogenmarktes zu beeinträchtigen.In einigen Län<strong>der</strong>n werden solche Bagatellstraftäter sogar zum Todverurteilt, was einen eindeutigen Verstoss gegen die internationalenMenschenrechtsnormen darstellt. Um ihr Engagement im Krieg gegendie Drogen unter Beweis zu stellen, führen viele Staaten Gesetzeund Strafen ein, die im Vergleich zur Schwere <strong>der</strong> jeweiligen Straftatunverhältnismässig sind und trotzdem keine merkliche abschreckendeWirkung haben. Für die Staaten besteht die Herausfor<strong>der</strong>ungnun darin, bei <strong>der</strong> Strafzumessung für die «kleinen Fische» an<strong>der</strong>eMöglichkeiten zu realisieren o<strong>der</strong> ihre gesetzlichen Bestimmungenzu än<strong>der</strong>n, um eine klarere Unterscheidung zwischen den verschiedenenArten von Akteuren im Drogenmarkt einzuführen, mit <strong>der</strong> dieVerhältnismässigkeit besser gewahrt wird.8. Mehr Mittel in die evidenzbasierte Prävention investieren, mitspezifischer Ausrichtung auf junge MenschenDie wertvollste Investition würde selbstverständlich darin bestehen,finanzielle Mittel für Aktivitäten einzusetzen, mit denen in ersterLinie junge Menschen vom Drogenkonsum abgehalten würden undverhin<strong>der</strong>t werden könnte, dass sich bei Personen, die erste Erfahrungenmit dem Konsum von Drogen machen, ein problematischerKonsum o<strong>der</strong> eine Abhängigkeit entwickelt. Die Verhin<strong>der</strong>ung desEinstiegs o<strong>der</strong> einer Eskalation ist jenen Massnahmen, die erst nachdem Auftreten von Problemen ergriffen werden, eindeutig vorzuziehen.Bei den meisten bisherigen Versuchen, den Drogenkonsum insgesamtdurch breit angelegte Präventionskampagnen zu verringern,waren die Planung und die Umsetzung lei<strong>der</strong> unzureichend. Währendsich die Vermittlung von sachgerechten (und glaubwürdigen) Informationenzu den Risiken des Drogenkonsums als sinnvoll erwies,wurden mit ganz allgemein ausgerichteten Präventionsanstrengungen(wie Medienkampagnen o<strong>der</strong> Drogenpräventionsprogrammenin Schulen) unterschiedliche Erfahrungen gemacht. VereinfachendeBotschaften, mit denen bloss dazu aufgerufen wird, keine Drogen zukonsumieren, scheinen keine signifikante Wirkung zu haben. 49Hingegen wurden einige sorgfältig geplante und gut auf die Zielgruppenausgerichtete Präventionsprogramme durchgeführt, bei denen<strong>der</strong> Schwerpunkt auf den sozialen Kompetenzen und dem Einflussvon Gleichaltrigen lag. Diese Programme wirkten sich positiv auf dasAlter beim erstmaligen Drogenkonsum und die mit dem Drogenkonsumverbundenen negativen Erscheinungen aus. Bei <strong>der</strong> Erarbeitungund Umsetzung solcher Programme sind die Energie, die Kreativitätund das Know-how <strong>der</strong> Zivilgesellschaft und von einzelnenGruppierungen <strong>der</strong> Gemeinschaft von beson<strong>der</strong>er Bedeutung. Präventionskampagnen,die von staatlichen Stellen stammen, haben estendenziell schwer, bei jungen Menschen Gehör zu finden.Erfolgreiche Präventionsmodelle sind in <strong>der</strong> Regel auf bestimmteRisikogruppen ausgerichtet: Bandenmitglie<strong>der</strong>, Kin<strong>der</strong>, die in Einrichtungenbetreut werden o<strong>der</strong> die schulische Schwierigkeiten o<strong>der</strong>Ärger mit <strong>der</strong> Polizei haben. Mit diesen Programmen, die Erziehungund soziale Unterstützung kombinieren, kann ein beträchtlicher Teil<strong>der</strong> Zielgruppen davon abgehalten werden, sich zu regelmässigeno<strong>der</strong> abhängigen Drogenkonsumierenden zu entwickeln. Werdendiese Programme in ausreichendem Umfang umgesetzt, können siedie Gesamtzahl <strong>der</strong> jungen Menschen reduzieren, die drogenabhängigwerden o<strong>der</strong> sich als Kleindealer betätigen.9. Eine breite und leicht zugängliche Palette von Therapie- undBetreuungsangeboten für Drogenabhängige bereitstellen, einschliesslichSubstitutionstherapie und heroingestützter Behandlung,mit spezieller Berücksichtigung von beson<strong>der</strong>s gefährdetenPersonen, einschliesslich von Personen in Strafanstaltenund an<strong>der</strong>en geschlossenen Einrichtungen.In allen Gesellschaften und Kulturen gibt es eine bestimmte AnzahlPersonen, bei denen es zu einem problematischen Drogenkonsumo<strong>der</strong> zu einer Drogenabhängigkeit kommt. Dies gilt unabhängig vonden Substanzen, die in einer Gesellschaft bevorzugt werden, undvom rechtlichen Status <strong>der</strong> Drogen. Eine Drogenabhängigkeit bedeutetfür die betroffene Einzelperson unter Umständen einen tragischenVerlust ihres Potenzials. Doch sie ist auch für die jeweiligeFamilie, die Gemeinschaft und gesamthaft gesehen für die ganzeGesellschaft mit äusserst schädlichen Auswirkungen verbunden.Die Prävention und Behandlung <strong>der</strong> Drogenabhängigkeit ist daher fürdie zuständigen staatlichen Stellen eine zentrale Aufgabe – und aucheine wertvolle Investition, denn wirksame Therapien ermöglichen übereine tiefere Kriminalitätsrate und Verbesserungen des Gesundheitszustandsund des Sozialverhaltens beträchtliche Einsparungen.Es wurden viele erfolgreiche Therapiemodelle eingeführt, bei deneneine Substitutionstherapie mit psychosozialen Methoden kombiniertwird. Diese Modelle haben sich in verschiedenen sozioökonomischenund kulturellen Settings bewährt. Doch in den meisten Län<strong>der</strong>n sindnur einzelne Modelle dieser Therapien verfügbar, mit denen nur einkleiner Teil <strong>der</strong> gesamten Nachfrage abgedeckt werden kann. O<strong>der</strong>die Modelle sind unzureichend auf die Zielgruppen ausgerichtet, unddie verfügbaren Mittel werden nicht auf die Personen fokussiert, bei16Weltkommission für Drogenpolitik

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