TV-Star kommt nach Basel - Regio aktuell
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Die gebürtige Liestalerin in der Heilsarmee-Uniform.<br />
Freude und Erfüllung<br />
Ruth Tschopp (64), die aus Liestal stammt, hat fast ihr ganzes Leben in den<br />
Dienst der Mitmenschen gestellt. Für ihren sozialen und karitativen Einsatz<br />
in Ungarn wurde die Majorin der Heilsarmee zum Abschied mit dem Ritterkreuz<br />
des Verdienstordens der Ungarischen Republik geehrt.<br />
von Peter O. Rentsch (Text und Fotos)<br />
Seit wenigen Tagen ist sie im Ruhestand<br />
und <strong>nach</strong> 15 Jahren aus Ungarn in die<br />
Schweiz zurückgekehrt. Vorübergehend<br />
wohnt sie bei ihrem Bruder in Bern. In der<br />
Nähe hat sie eine Wohnung gemietet, «weil<br />
das Bernbiet zentral gelegen und sehr schön<br />
ist». Aufgewachsen ist Ruth Tschopp im <strong>Basel</strong>biet,<br />
hat in Liestal die Schulen besucht<br />
und hier eine Banklehre gemacht. Schon<br />
mit 14 Jahren wusste sie allerdings, dass<br />
sie sich vollamtlich in den Dienst der Freikirche<br />
Heilsarmee stellen würde. Nach kurzer<br />
Zeit auf der Bank und einem Sprachaufenthalt<br />
in England absolvierte sie die<br />
Offiziersschule der Heilsarmee in Bern und<br />
London. «Das ist nicht nur Beruf, sondern<br />
Berufung.»<br />
Ruth Tschopps Einsatzort war für 19 Jahre<br />
Belgien. Dort wirkte sie als Gemeindeleiterin.<br />
«Meine Aufgaben waren hauptsächlich<br />
die Evangelisation mit Predigten,<br />
Besuchen und Kinderarbeit sowie die Mitarbeit<br />
in Sozialwerken, unter anderem in einem<br />
Heim für ledige minderjährige Mütter<br />
12 ■ REGIO AKTUELL 3/2010<br />
und ihre Kinder.» Berufsbegleitend absolvierte<br />
sie ein Fachhochschulstudium in Sozialpädagogik.<br />
Anschliessend wurde sie als<br />
Sekretärin des Geschäftsführers ins Hauptquartier<br />
des Territoriums Schweiz-Österreich-Ungarn<br />
der Heilsarmee <strong>nach</strong> Bern<br />
versetzt. «Von weitem habe ich so die Entwicklung<br />
der Heilsarmee in Ungarn mitbekommen,<br />
die ab den 90er-Jahren begann.»<br />
Ruf <strong>nach</strong> Ungarn<br />
Der Bedarf <strong>nach</strong> kompetenten Leuten im<br />
Sozialbereich war in Ungarn damals gross.<br />
Deshalb wurde die Heilsarmee von staatlicher<br />
Seite angefragt, ob sie in Budapest<br />
nicht ein Haus für geschlagene Frauen mit<br />
Kindern aufbauen könne. Wer war mit ihrer<br />
Erfahrung dafür geeigneter als Ruth<br />
Tschopp? Also erwarb sie sich in Bern die<br />
ersten Sprachkenntnisse und packte die<br />
Koffer. «Mit dem Diktionär in der Hand<br />
kaufte ich die notwendigste Einrichtung<br />
für das Haus am Stadtrand von Budapest;<br />
das meiste Mobiliar kam aus Schweizer<br />
Brockenstuben.» Die ersten Mitarbeitenden<br />
wurden eingestellt – und zehn Tage<br />
MENSCHEN HELFEN<br />
<strong>nach</strong> Eröffnung war das Haus bereits voll<br />
besetzt. Ruth Tschopp selbst bewohnte ein<br />
Nebengebäude, um sich ein wenig Abstand<br />
zu verschaffen.<br />
Vor rund fünf Jahren gab sie dann die<br />
Leitung des Frauenhauses ab, weil sie die<br />
Gesamtleitung der Heilsarmee Ungarn<br />
übernehmen sollte. Ein Werk mit vier Gemeinden,<br />
einem Männerheim, einem Frauenhaus,<br />
einem Haus für die Rehabilitation<br />
obdachloser Frauen, einer Tagesstätte für<br />
Obdachlose, zwei Volksküchen und vielen<br />
anderen Aufgaben. Die Kraft für deren Bewältigung<br />
schöpfte Ruth Tschopp aus ihrer<br />
Überzeugung und aus ihrem Glauben. «Ich<br />
erhielt in Jesus ein neues Leben, das ich mit<br />
anderen teilen möchte.» Den seelischen<br />
Ausgleich fand sie im Kulturellen, bei Reiterferien<br />
in der ungarischen Puszta oder<br />
beim Nordic Walking.<br />
Verdienter Verdienstorden<br />
Als Anerkennung ihrer 15-jährigen beispielhaften<br />
Sozialarbeit und karitativen<br />
Tätigkeit in Ungarn wurde Ruth Tschopp<br />
vor kurzem im Namen des Staatspräsidenten<br />
das Ritterkreuz des Verdienstordens der<br />
Ungarischen Republik verliehen. «Dieser<br />
Orden hat mich sehr gefreut und geehrt. Er<br />
ist sicher auch ein Zeichen der Wertschätzung<br />
des Engagements der Heilsarmee.»<br />
Auch der Schweizer Botschafter gab einen<br />
Abschiedsempfang zu ihren Ehren. Doch<br />
Ruth Tschopp denkt noch lange nicht ans<br />
Aufhören. Im Gegenteil: Sie wird «in irgendeiner<br />
Form» für die Heilsarmee weiter<br />
tätig sein. Und hat sich ein ganz persönliches<br />
Ziel gesetzt – nämlich den Master in<br />
Theologie zu erwerben. «Nicht, um mir<br />
etwas zu beweisen, sondern einfach aus<br />
Freude und Interesse.» ■<br />
Das Ritterkreuz des Verdienstordens der Ungarischen<br />
Republik samt Urkunde für Ruth Tschopp.