Kinderkalender - Rhein-Neckar-Kind
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ELTERN AKTUELL<br />
Ausgabe 10<br />
Oktober 2012<br />
Alles zu seinerZeit –von Ersatzbefriedigungen und Ritualen<br />
Ein Baby -Special des Wiener Verhaltenspädagogen und Publizisten Gerhard Spitzer<br />
„Unser Sohnemann, 9,<br />
hält sich an keine Regeln..!“,<br />
„Meine Tochter,<br />
7, hört überhaupt nicht mehr<br />
auf mich..!“<br />
Solche und ähnliche Klagen<br />
ratloser Eltern sind Tagesroutine<br />
in der Beratungspraxis. Genauso<br />
wiediebesorgten,oftzögerlichen<br />
Fragen:„Was, oder vielmehr:Ab<br />
wann hätten wir es denn besser<br />
machen können?<br />
Die allermeisten Eltern sind aber<br />
dann doch von meiner Antwort<br />
überrascht: „Von Anfang an,<br />
wenn´s beliebt! Denn: Das Erlernen<br />
von Grenzen und Einhalten<br />
von Regeln beginnt schon im<br />
zarten Babyalter.“<br />
Andockzeit?<br />
„Schon wieder?“, denkt die Mutter<br />
der 6Monate alten Lucie und<br />
sieht entnervt auf die Uhr: „Ein<br />
Uhr früh! Erst eine Stunde her,<br />
seit dem letzten Stillen!“ Klein<br />
Lucieschreitdennochausvollem<br />
Halse. Schnell ist das Baby auf<br />
den Arm genommen. Doch trotz<br />
dieser bevorzugten Position<br />
denkt die Kleine gar nicht an ein<br />
HerunterschaltenderLautstärke.<br />
„Na gut!“, denkt Mama: „Dann<br />
wird’s wohl Hunger sein!“, und<br />
schon beginnt sie mit der ältesten<br />
allermütterlichenZeremonien…<br />
Doch diesmal schießt der ansonsten<br />
untrügliche Mutterinstinkt<br />
knapp eine Babylänge am Ziel<br />
vorbei:<br />
Auch, wenn das nächtlicheStillen,<br />
im wahrsten Sinn des „still<br />
Machens“, natürlich auch eine<br />
Methode zum Abschalten der<br />
leistungsstarkenBaby-High-End<br />
Anlage ist…<br />
Für Schreihals Luciewar es diesmal<br />
jedenfallsnicht die richtige:<br />
DerWettbewerb „Jugend<br />
testet“ der Stiftung<br />
Warentest startet jetzt<br />
in die neue Runde.<br />
Mitmachen<br />
kann jeder, der<br />
zwischen 12<br />
und 19 Jahre<br />
alt ist. Die Aufgabe:<br />
Produkte<br />
oder Dienstleistungen<br />
testen.<br />
Eine Teilnahme<br />
ist alleine, mit<br />
Freunden oder<br />
der ganzen Klasse<br />
möglich. Zu<br />
gewinnen gibt<br />
es Geld- und<br />
Sachpreise sowie<br />
Reisennach<br />
Berlin. Anmeldungen sind<br />
bis zum 30. November 2012<br />
möglich unter www.jugendtestet.de.<br />
Welche Chips haben den besten<br />
Crunchfaktor? Lassen sich<br />
Die Kleine hat nämlich gerade<br />
überhaupt keinen Bock auf Nahrungsaufnahme.<br />
Eswarvielmehr<br />
die unerträgliche Hitze in ihrem<br />
Bettchenunter der dicken Ultra-<br />
Babyfein-Kuscheldecke,welche<br />
das <strong>Kind</strong> aufgeweckt hat. Eine<br />
genialeSchutzfunktionderNatur<br />
gegennächtlichenHitzschlag,die<br />
übrigens auch noch bei uns Erwachsenen<br />
bestens funktioniert.<br />
Meistens jedenfalls…!<br />
Lucies aber hat ein winziges<br />
Problem: Jetzt, imAlter von 6<br />
Monaten,fehlendemWürmchen<br />
irgendwie noch die richtigen<br />
Vokabeln um sich zu outen:<br />
„Mami, schmeiß doch dieses<br />
doofe Bettzeuch endlich auf den<br />
Müll!Dashältjakeineraus!“Mit<br />
Redenistnichts,alsobegnügtsich<br />
das <strong>Kind</strong> mit der Basis-Übung,<br />
wenn die schon mal angeboten<br />
wird: Es dockt zielsicher an der<br />
hervorragend markierten Stelle<br />
an, schaltet um von Ausstoß- auf<br />
Saugmodus und los geht’s! Hurrah!<br />
So gut kann´s einem gehen!<br />
Vergessen wir das mit der Hitze<br />
erstmal!Schonbeginntdiekleine<br />
Prinzessinsichandenaußerplan-<br />
Über den Autor:<br />
mäßigen Fütterungsvorgang zu<br />
gewöhnen.Fachleutenennendas:<br />
Ersatzbefriedigung.<br />
�ie �rundlos� d�f�r �eitlos<br />
Ein Baby schreit niemals ohne<br />
Für Gerhard Spitzer gibt es „keine<br />
schwierigen <strong>Kind</strong>er, nur schwierige<br />
Umstände“. Der Gründer des<br />
Vereins KiddyCoach und Autor von<br />
„Entspannt Erziehen“ weiß, wovon<br />
er spricht: Schließlichkann er auf 28<br />
Jahre Praxis in der außerschulischen<br />
Jugendarbeit und im Lehrberuf verweisen.<br />
Durch seine humorvollen<br />
Vorträge zum Thema „Entspannt<br />
Erziehen“ sowie seineAuftritte im Hörfunkist Gerhard Spitzer<br />
einer breiten Zuhörerschaft bekannt.<br />
guten Grund! Klar soweit! Aber<br />
es kennt eben schon sehr früh<br />
viele, ganz unterschiedliche<br />
Gründe zum Losheulen. Nicht<br />
bloß immer Hunger. Entweder<br />
hat es Schmerzen, Ängste, fühlt<br />
sicheinsamodereinfachunwohl.<br />
Grundsätzlich sind aber besonders<br />
die nächtlichen SchreiminuteneinfachMomente,indenen<br />
kurzzeitigeelterlicheZuwendung<br />
und Trost gefragt sind. Oft nichts<br />
weiter…<br />
Wissen Sie übrigens, dass Babys<br />
in den ersten Monaten noch gar<br />
keine Zeitvorstellung haben?<br />
Deshalb wissen sie noch nicht,<br />
dass die Welt nicht gleich untergeht,<br />
wenn sie ein paar Augenblicke<br />
auf Mama oder Papa<br />
warten müssen. Sie wollen eben<br />
gleich befriedigt werden. „Sofort<br />
hermitdir!Jetzt!Oderichschreie<br />
alle Nachbarn zusammen!“ In<br />
Wettbewerb „Jugend testet 2013“<br />
Jetzt mitmachen und gewinnen<br />
Werbeanzeigen bei Anbietern<br />
kostenloser Homepages ausschalten?<br />
Und welcher Tinten-<br />
killer löscht am meisten Tinte?<br />
Mit solchenoder ähnlichen Fragen<br />
beschäftigen sich die Teilnehmer<br />
des Wettbewerbs. Die<br />
Nachwuchstester führen ihre<br />
Tests komplett selbstständig<br />
durch: sie entscheiden über die<br />
Prüfkriterien, sie entwickeln<br />
die Testmethoden, sie testen<br />
und dokumentieren.<br />
Gefragt<br />
sind genaues<br />
Beobachtenund<br />
Kreativität. Zu<br />
gewinnen gibt<br />
es Geldpreise<br />
im Gesamtwert<br />
von 9000 Euro,<br />
Einladungen<br />
nach Berlin<br />
und zahlreiche<br />
Sachpreise.<br />
Anmeldungen<br />
sind bis zum 30.<br />
November2012<br />
online unter<br />
www.jugendtestet.de<br />
möglich. Dort gibt es<br />
auch alle Informationen zum<br />
Wettbewerb. Bei Fragen: E-<br />
Mail an info@jugend-testet.<br />
de oder unter www.facebook.<br />
com/jugendtestet.<br />
dieser Phase ist es schnell egal,<br />
woher die Befriedigung kommt.<br />
In jenem zeitlosenAusnahmezustandwirddannebenauchFüttern<br />
akzeptiert.<br />
So kann Nahrungsaufnahme<br />
rasch zu jener dauerhaften Ersatzbefriedigung<br />
erhoben werden,<br />
die dann immer öfters<br />
eingefordert wird, auch, wenn<br />
gar kein Hungergefühl besteht.<br />
Gewöhnungseffekte für später!<br />
Kein guter Plan!<br />
Nicht nur, dass so die Neigung<br />
entsteht, auch im späteren Alter<br />
das Essen als Befriedigung für<br />
so manch anderes Unwohlsein<br />
einzusetzen. Auch das Einhalten<br />
und Akzeptieren von Regeln<br />
und Strukturen wird dadurch<br />
vielleicht bei manch einem<br />
Halbwüchsigen bald schwierig<br />
werden.<br />
�ren�en set�en�<br />
Ein Baby versteht natürlich noch<br />
keineGrenzenundRegeln!Dafür<br />
aber nimmt essehrdankbareinen<br />
gutgeregeltenTagesrhythmusan,<br />
der sich noch besser einprägt,<br />
wenn hinter jeder Tätigkeit ein<br />
bestimmtes, leicht erkennbares<br />
Ritual verborgen liegt. Vor<br />
den Mahlzeiten beispielsweise<br />
würde sich allein schon ein<br />
bestimmtes Geräusch eignen:<br />
sanftesKlingeln, Rascheln, usw.<br />
Auch zeremonielles, längeres<br />
Einrichten der Sitzpositionbevor<br />
dieNahrungsaufnahmebeginnen<br />
kann, und natürlich eine immer<br />
gleiche Melodie können denselben<br />
rituellen Effekt haben. Baby<br />
erkennt nun genau: „Jetzt ist<br />
Essenszeit, Spielzeit, Zeit zum<br />
Krabbeln, zum Baden, später für<br />
Theresienkrankenhaus und<br />
St. Hedwig-Klinik GmbH<br />
Akademisches Lehrkrankenhaus<br />
der Universität Heidelberg<br />
3<br />
den Topf.“<br />
Am stärksten prägt sich in Babys<br />
Erinnerunggemeinsammiteinem<br />
Ritual übrigens ein typischer<br />
Geruchein.SoetwaskönntenSie<br />
ganz leicht umsetzen…<br />
Jedenfalls können Eltern mit der<br />
möglichst frühen Einführung<br />
von stets gleichen Abläufen, vor<br />
allem aber mit ihrer „richtigen<br />
Reaktion“ auf Babys Schreien<br />
einen erzieherischen Grundstein<br />
für einen guten Start ins Leben<br />
legen. Eindeutigkeit und Regelmäßigkeit<br />
sind sozusagen die<br />
„Light- Versionen“ späterer Regeln<br />
und erzieherischerGrenzen.<br />
�onse�uen�<br />
Konsequent sein im ersten Lebensjahr<br />
heißt also vor allen Dingen:<br />
Möglichst viele Rituale und<br />
wenn möglich, für jede Tätigkeit<br />
dieselbe, vertraute Umgebung.<br />
Konsequenz heißt aber nicht,<br />
einen Säugling einfach schreien<br />
zu lassen, wie man oft hört. Eine<br />
britische Studie hat sogar bestätigt,dassweinendeSäuglinge,die<br />
indenerstenLebenswochenbeim<br />
ersten Laut getröstet werden, in<br />
den darauf folgenden Monaten<br />
um die Hälfte weniger weinten,<br />
als jene <strong>Kind</strong>er,deren Eltern eher<br />
spät reagierten.<br />
Wie nun? Reagieren? Ja, gut!<br />
Trösten? Sehr gut! Füttern? Super!<br />
Aber halten Sie kurz inne,<br />
und beobachten Sie genau Babys<br />
Körpersprache.EszeigtIhnenseine<br />
wahren Bedürfnisse vielleicht<br />
deutlicher,als Sie denken.<br />
ProbierenSiedocheinfachgleich<br />
heute ein ganz neues Ritual aus!<br />
Sie werden es m��en�<br />
RHEIN-NECKAR-KIND<br />
–kommt in den besten Familien vor!<br />
Informationsabend für<br />
werdende Eltern<br />
Die St. Hedwig-Klinik lädt an jedem ersten<br />
Dienstag im Monat um 19 Uhr zu einem Informationsabend<br />
für Schwangereund ihre Partner<br />
ein. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.<br />
� Besichtigung der Kreißsäle,Vorbereitungsräume<br />
und Wochenbettstation<br />
� Informationen von Geburtshelfer/Hebamme,<br />
Gynäkologe und <strong>Kind</strong>erarzt zum Ablauf<br />
der Geburt<br />
Die nächsten Termine:<br />
2. Oktober � 6. November � 4. Dezember<br />
St. Hedwig-Klinik<br />
A2,3-7<br />
68159 Mannheim<br />
Telefon (06 21) 10 74-61 07<br />
www.theresienkrankenhaus.de