9 - Rotpunktverlag

verurteilt. In der Hofkirche mussten sie vor
dem Kreuzaltar kniend den Irrglauben widerrufen
und anschließend öffentlich schwören,
»noch das Vaterland noch alle übrigen eidgenössischen
Landschaft in das Künftige und
die Zeit meines Lebens nicht mehr zu betreten.
Sollte ich aber dieses Urphed treulos
übertreten, müssen allsdann in solch begebendem
Fall Hochgeacht gnädige Herren die
ohne ferneres Urteil schon wirklich an mir beschlossene
und in der Enthauptung bestehende
Todesurteil ausüben.« Einige wurden
zusätzlich zur ewigen Verbannung noch mehrere
Jahre zum Dienst auf die Galeere geschickt.
Zu Beginn des Prozesses flehte Jakob
Schmidlin noch: »Lasst mir doch meinen
Glauben, ich lasse euch euren ja auch.« Doch
zwei Wochen vor der Vollstreckung des Todesurteils
hatte man auch ihn so weit gebracht,
dass er seinen Glauben widerrief.
Zwei Tage vor seinem Tod dankte er seinem
Leutepriester für die Rückführung zum rechten
Glauben. Am Tag der Hinrichtung bekannte
er sich in jedem Punkt für schuldig,
dankte den gnädigen Herren, dass man ihn
wieder auf den rechten Weg gebracht habe,
er könne den Dank nicht genug ausdrücken
und sei nun zum Tode bereit. In der Nähe des
jetzigen Bahnhofes Emmenbrücke wurde
das Todesurteil, nachdem sein Widerruf öffentlich
vorgelesen wurde, unter großem Zulauf
des Volkes vollstreckt.
7 Sulzigjoggeli war der Meinung,
dass die sichtbare Kirche mehr
ein Hindernis als ein Beförderungsmittel
des wahren Christentums
sei. Der Klerus des Klosters
Werthenstein war an der radikalen
Abkehr des Sulzigjoggeli von
der Kirche wohl mitschuldig.
Der Stahlstich zeigt das Kloster
um das Jahr 1860, rund hundertzehn
Jahre nach der Hinrichtung
des Sulzigjoggeli.
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SCHACHEN–
WERTHENSTEIN
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