titelthema: friedrichshafen - eine stadt auf der ... - Seehas Magazin
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INTERVIEW<br />
„Die Zusammenarbeit rund um den See ist ganz wichtig“<br />
Fast zehn Jahre war er Direktor des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben,<br />
<strong>der</strong> „Außenminister <strong>der</strong> Region“, wie Insi<strong>der</strong> anerkennend bemerken. Ende<br />
August trat Dr.-Ing. Stefan Köhler sein Amt als Erster Bürgermeister Friedrichshafens<br />
an. Das Thema Regionalplanung will er allerdings auch jetzt nicht an <strong>der</strong><br />
Gar<strong>der</strong>obe abgeben, son<strong>der</strong>n weiter über die Grenzen hinausdenken, wie er im<br />
Gespräch mit Siegfried Großkopf betont.<br />
<strong>Seehas</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
Herr Dr. Köhler, was waren die größten Erfolge in Ihrer Amtszeit?<br />
Dr. Stefan Köhler<br />
Kerngeschäft des Verbands ist die Regionalplanung, und die bewegt sich <strong>auf</strong><br />
<strong>eine</strong>m schmalen Grat zwischen <strong>der</strong> wirtschaftlichen Entwicklung und <strong>der</strong> attraktiven<br />
Kulturlandschaft dieser Region. Sich <strong>auf</strong> diesem dünnen Seil erfolgreich zu<br />
bewegen ist gelungen. Die Region prosperiert wie früher Stuttgart und Mannheim,<br />
gleichzeitig hat sie <strong>der</strong>en Probleme nicht. Die Bereiche Freizeit, Kultur, Bildungsstand<br />
und Wirtschaft befinden sich <strong>auf</strong> <strong>eine</strong>m hohen Niveau. Hierzu hat<br />
auch <strong>der</strong> Regionalverband als Ideenwerkstatt s<strong>eine</strong>n Beitrag geleistet, indem er<br />
beispielsweise in Flächenentscheidungen <strong>der</strong> Kommunen eingegriffen hat. Im<br />
Leitbild des Bundes ist die Region früher nicht vorgekommen, heute steht sie drin,<br />
mit all ihren Stärken in Sachen Wachstum und Innovation. In <strong>der</strong> Bundespolitik<br />
rangiert die Region <strong>auf</strong> <strong>eine</strong>r Hierarchie-Stufe wie die Großstädte.<br />
<strong>Seehas</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
Die Zersiedelung <strong>der</strong> Landschaft ist ein großes Problem. In Baden-Württemberg<br />
werden jeden Tag acht bis zehn fußballfeld-große Flächen verbaut. Prognosen <strong>der</strong><br />
Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK) gehen davon aus, dass rund um den<br />
Bodensee im Jahr 2020 etwa 200 000 Menschen mehr leben als heute. Was muss<br />
passieren, um den Flächenverbrauch zurückzufahren?<br />
Dr. Stefan Köhler<br />
Die Bevölkerungsprognosen sind tatsächlich positiv, werden m<strong>eine</strong>s Erachtens<br />
jedoch niedriger als von <strong>der</strong> IBK erwartet ausfallen. In <strong>der</strong> Bodenseeregion wird<br />
es <strong>eine</strong>n nur mo<strong>der</strong>aten Zuwachs geben. Der Druck <strong>auf</strong> die Ufergemeinden wird<br />
anhalten, sich jedoch nicht verstärken. Wie schmal <strong>der</strong> oben genannte Grat und<br />
wie sensibel das Thema ist, zeigt sich am Beispiel des MTU-Flächenbedarfs in<br />
Friedrichshafen.<br />
Dr.-Ing. Stefan Köhler<br />
Erster Bürgermeister <strong>der</strong><br />
Stadt Friedrichshafen<br />
Galt als <strong>der</strong> „Außenminister <strong>der</strong> Region<br />
Bodensee-Oberschwaben“: Verbandsdirektor<br />
Dr.-Ing. Stefan Köhler. Er rechnet<br />
damit, dass <strong>der</strong> Regionalverband<br />
Hochrhein (Konstanz) <strong>eine</strong>s Tages<br />
mit dem Regionalverband Bodensee-<br />
Oberschwaben (Ravensburg) <strong>eine</strong> Einheit<br />
bildet.<br />
<strong>Seehas</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
Die Region arbeitet zwischenzeitlich eng mit den Nachbarn in <strong>der</strong> Schweiz und<br />
in Österreich zusammen, die Grenzen sch<strong>eine</strong>n überwunden. Welche Chancen<br />
bietet dieses kompakte, regionale Auftreten?<br />
Dr. Stefan Köhler<br />
Auch Vorarlberg und die Ostschweiz sind in ihren Län<strong>der</strong>n Randregionen, so dass<br />
wir - wenn wir uns zusammentun - als „Club <strong>der</strong> Peripheren“ <strong>eine</strong> eigene Mitte<br />
bilden können. Durch diese gemeinsame Randsituation besteht ein großer Zusammenhalt,<br />
nimmt die Bereitschaft zur Zusammenarbeit zu. Ich freue mich immer<br />
wie<strong>der</strong>, wenn die Stewardess im Intersky-Flugzeug bei <strong>der</strong> Ankunft in Friedrichshafen<br />
die Passagiere „herzlich willkommen in <strong>der</strong> Bodenseeregion“ heißt. Das<br />
sind zwar nur Kleinigkeiten, zeigt aber das regionale Bewusstsein. Das gibt es bei<br />
<strong>der</strong> Ankunft in Köln o<strong>der</strong> Berlin nicht. Rund um den See zusammenzuarbeiten<br />
ist ein ganz wichtiges Thema und ich bin zuversichtlich, dass dieser Prozess positiv<br />
weitergeht. Was die Schweizer allerdings nicht daran hin<strong>der</strong>t, Arbeitskräfte<br />
abzuwerben...<br />
<strong>Seehas</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
Die Region Bodensee-Oberschwaben ist auch dank des Regionalverbands in den<br />
vergangenen Jahren bundesweit <strong>eine</strong> Hausnummer geworden und wird gehört.<br />
Gibt es Tendenzen, dass ihm, <strong>der</strong> heute aus den Landkreisen Bodensee, Ravensburg<br />
und Sigmaringen besteht, weitere Kreise hinzugefügt werden?<br />
Dr. Stefan Köhler<br />
Es wird längerfristig nicht bei 12 Regionen im Land bleiben. So ist beispielsweise<br />
<strong>der</strong> Regionalverband Hochrhein, <strong>der</strong> von Konstanz bis Weil am Rhein reicht,<br />
ungleich getrennt. Möglich, dass sich Konstanz <strong>eine</strong>s Tages dem Regionalverband<br />
Bodensee-Oberschwaben anschließt.<br />
Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen auch weiterhin viel<br />
Erfolg.<br />
SEEHAS-MAGAZIN 05