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<strong>Tafel</strong>n, Armut und Gesundheit<br />
Armutsproblematik und Lebensbedingungen<br />
der Armen<br />
13,5 Prozent der deutschen Bevölkerung lebt in Armut. Diese Zahl<br />
ist dem 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung zu<br />
entnehmen (ARB 2005). Hauptursache ist heute die Arbeitslosigkeit.<br />
Das höchste Armutsrisiko haben Alleinerziehende, Kinder, kinderreiche<br />
Familien, Arbeitslose und Menschen ohne Schul- oder<br />
Berufsabschluss. Abb. 1 zeigt, dass 35 Prozent der Alleinerziehenden,<br />
17 Prozent der Kinder und Jugendlichen, aber nur 11 Prozent der<br />
älteren Bevölkerung arm sind.<br />
Der Einfluss der Armut auf die Gesundheit ist von dem der<br />
Bildung und der Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht nicht zu<br />
trennen. Armut führt über eingeschränkte Lebensbedingungen,<br />
ein schlechteres Gesundheitsverhalten und die weniger gute<br />
Gesundheitsversorgung zu einer Erhöhung der Morbidität. Diese<br />
verstärkt die Armut.<br />
42,1 Prozent der ärmeren Bevölkerung leiden an Krankheiten<br />
oder Gesundheitsstörungen, bei der Durchschnittsbevölkerung sind<br />
es 36,7 Prozent. Die Lebenserwartung der Armen ist entsprechend<br />
verkürzt. Männer sterben 3,3 Jahre, Frauen 3,9 Jahre früher.<br />
Kinder aus Armutsfamilien sind weniger aufmerksam und erbringen<br />
schlechtere Schulleistungen. Sie haben ein siebenmal erhöhtes<br />
Risiko, ein unsicheres, ängstliches oder aggressives Verhalten zu<br />
entwickeln.<br />
Brot & Getreide<br />
Ernährungsverhalten und<br />
Gesundheitsstörungen bei Menschen in Armut<br />
Ernährungsmängel sind invers mit Einkommen und Schulbildung<br />
verbunden. 70 Prozent der Sozialhilfeempfänger sparen am Essen.<br />
Nahrungsmittel erster Ordnung sind für sie Brot, Teigwaren und<br />
Kartoffeln. Wichtig sind auch Fleisch und Wurstwaren. Von untergeordneter<br />
Bedeutung dagegen sind Obst, Gemüse, Milch und<br />
Milchprodukte. Der Verbrauch an zuckerhaltigen Limonaden und<br />
Colagetränken ist hoch. Mobilität und Transportmöglichkeiten beim<br />
Einkauf sind eingeschränkt. Der Lagerraum in kleinen Wohnungen<br />
ist begrenzt. Diese Einschränkungen begünstigen einen Mangel und<br />
die fehlende Variation der Vorräte.<br />
Defizite im Ernährungswissen und Einkaufsverhalten, die<br />
Vorratsproblematik und die Nahrungsbearbeitung führen in vielen<br />
Armutshaushalten zu einem Mangel an Ballaststoffen, Jod,<br />
Kalzium, Magnesium, Eisen, den Vitaminen A, C und Folsäure.<br />
Folgen für die Erwachsenen sind Herz-Kreislauf-, Schilddrüsen-,<br />
Darm-, Bluterkrankungen sowie Osteoporose und Krebs. Karies ist<br />
ein großes Problem in Armutsfamilien. Der Body Mass Index (BMI),<br />
mit dem man das Verhältnis von Körpergewicht und Körpergröße in<br />
Beziehung setzt, liegt in Armutshaushalten um 2 Einheiten über dem<br />
Durchschnitt. Nur 36,7 % der einkommensarmen Bevölkerung ist<br />
sportlich aktiv, bei der nicht einkommensarmen Gruppe sind es über<br />
die Hälfte. Wie ihre Eltern sind auch die Kinder zu dick. 14,9 Prozent<br />
der Kinder aus Durchschnittsfamilien sind übergewichtig, dagegen<br />
22,6 Prozent aus Armutsfamilien. Neben dem Ernährungsverhalten<br />
4 <strong>Feedback</strong> 01 2005