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8 Der wirtschaftliche Nutzen von Diagnosesystemen - Kolerus.de

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J. <strong>Kolerus</strong>: Zustandsüberwachung <strong>von</strong> Maschinen_____________________________________________________________________________1388 <strong>Der</strong> <strong>wirtschaftliche</strong> <strong>Nutzen</strong> <strong>von</strong> <strong>Diagnosesystemen</strong>Die Nutzwertanalyse ist ein heute weit verbreitetes Verfahren zur optimierten Planung nach<strong>wirtschaftliche</strong>n und technischen Gesichtspunkten. In diesem Abschnitt wer<strong>de</strong>n die Grundgedankeneiner solchen Nutzwertanalyse im Hinblick auf die Einführung <strong>von</strong> <strong>Diagnosesystemen</strong> zur Maschineno<strong>de</strong>rProduktionsüberwachung formuliert.8.1 <strong>Der</strong> EntscheidungsprozessBei <strong>de</strong>r Entscheidung über <strong>de</strong>n Einsatz eines Diagnosesystems für Maschinen und Anlagen ist eineReihe <strong>von</strong> Gesichtspunkten in Betracht zu ziehen:- welche Maschinen bzw. Anlagen sind zu überwachen- welches Diagnosesystem ist geeignet-Die Vorgangsweise im allerersten Projektstadium beim Kontakt zischen Anbieter und Kun<strong>de</strong>n ist invielen Fällen typisch wie folgt:1. <strong>Der</strong> Betreiber nimmt Kontakt mit einem o<strong>de</strong>r mehreren Anbietern <strong>von</strong> <strong>Diagnosesystemen</strong> auf2. <strong>Der</strong> Anbieter sucht die zu überwachen<strong>de</strong>n Komponenten nach <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit seinerSysteme aus3. Ein übergreifen<strong>de</strong>s Konzept fehlt, Auswahl und optimale Kombination <strong>von</strong> Strategien nach<strong>wirtschaftliche</strong>n Gesichtspunkten sind nicht möglich.Ein Mittel zur optimierten Planung nach <strong>wirtschaftliche</strong>n und organisatorischen Gesichtpunkten ist dieNutzwertanalyse.8.2 NutzwertanalyseMit Hilfe <strong>de</strong>r Nutzwertanalyse versucht man, objektive Bewertungskriterien für die Einführung undAuswahl eines Diagnosesystems zu gewinnen. Dazu wer<strong>de</strong>n zunächst sogenannte Zielartenfestgelegt, für je<strong>de</strong> Zielart wird eine Nutzfunktion <strong>de</strong>finiert. Aus <strong>de</strong>n Nutzfunktionen kann dannentsprechend <strong>de</strong>n jeweiligen Bedingungen ein Nutzwert abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Über eine geeigneteVerknüpfung aller dieser Nutzwerte ergibt sich schließlich ein Gesamtnutzwert.Tabelle 8.1 zeigt eine Zusammenstellung typischer Zielarten, die durchaus als allgemeine Basis füreine Nutzwertanalyse herangezogen wer<strong>de</strong>n kann. Im vorliegen<strong>de</strong>n Fall stellt diese Tabelle eineZusammenstellung <strong>von</strong> typischen Zielarten vor. Sie wird in ein o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Punkt überbestimmt(überflüssige Zielarten) o<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>tailliert (→ Zusammenfassung <strong>von</strong> Zielarten) erscheinen. Vielleichtbedarf es im Einzelfall auch einer Ergänzung durch zusätzliche Zielarten.In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Kapiteln wer<strong>de</strong>n die einzelnen Begriffe erläutert, Beispiele <strong>von</strong> mit <strong>de</strong>r Tabellekorrespondieren<strong>de</strong>n Nutzwertfunktionen fin<strong>de</strong>t man in <strong>de</strong>n Abbildungen.8.2.1 ZielartDefinition <strong>von</strong> Merkmalen <strong>de</strong>s Diagnosesystems. <strong>Der</strong> Anwen<strong>de</strong>r hat die für ihn interessantenMerkmale auszuwählen, die Liste nach Tabelle 8.1 muss ggf. modifiziert wer<strong>de</strong>n.8.2.2 Beurteilung y sBeschreibung <strong>de</strong>r Zielart durch einen Parameter y s . <strong>Der</strong> Parameter kann eine quantitative Größe sein(Kosten) o<strong>de</strong>r eine verbale Beschreibung (ja – nein). <strong>Der</strong> Wertevorrat kann kontinuirlich sein (1.000€ –10.000€) o<strong>de</strong>r diskret (ja – nein).O:\DAT\Zustandsüberwachung\Nutzwert.doc138


J. <strong>Kolerus</strong>: Zustandsüberwachung <strong>von</strong> Maschinen_____________________________________________________________________________139NrZielartBeurteilungu sw s1 Gefährdung Mensch2 Gefährdung Umwelt3 Gefährdung Maschine4 Gefahr <strong>von</strong> Produktionsstillstandjaneinjaneinjaneinjanein101010105 Maschinenkosten y 5 €6 Produktionsstillstandskosten p.d. y 6 €7 Fehlererkennungsrate y 7 %8 Fehlalarmrate y 8 %9 Diagnosefähigkeitkeinealle Fehler0,5110 Systemkosten y 10 €11 Installationskosten y 11 €12 Pflegeaufwand p.a. y 12 €13 Personalkosten p.a. y 13 €14 Reduktion Ersatzteillager15 Beurteilungskriterien16 Anfor<strong>de</strong>rungen an Personalneinvollst.keinebekanntgenormtkeineFacharbeiterDipl.-Ing.0,510,50,75110,750,517 Prognose Restlaufzeit y 17 €18 Inspektionskosten p.a. y 18 €19 Reparaturkosten p.a. y 19 €20 Produktionsausfall geplant p.a. y 20 €21 Produktionsausfall ungeplant p.a. y 21 €22 Strategieint. Man.int.autokont.auto0,50,751Tabelle 8.1Tabelle zur NutzwertanalyseO:\DAT\Zustandsüberwachung\Nutzwert.doc139


J. <strong>Kolerus</strong>: Zustandsüberwachung <strong>von</strong> Maschinen_____________________________________________________________________________1408.2.3 Nutzfunktion u s = f(y s )Zahlenwert zwischen 0 und 1, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n möglichen Nutzwert <strong>de</strong>r einzelnen Merkmale in Anhängigkeit<strong>von</strong> <strong>de</strong>n Beschreibungsparametern angibt.8.2.4 Gewichtung w sGewichtsfaktor für die einzelnen Nutzwerte. Die Gewichtung ergibt <strong>de</strong>n tatsächlichen Nutzwert.8.2.5 Gesamtnutzwert N<strong>Der</strong> Gesamtnutzwert N berechnet sich über eine Verknüpfung <strong>de</strong>r Einzelnutzwerte u s mit <strong>de</strong>nGewichten w s . Die Verknüpfung erfolgt teils additiv (z. B. die verschie<strong>de</strong>nen Merkmale einesKostenpaketes), teils multiplikativ (z. B. Fehlalarmrate und Fehlererkennungsrate).<strong>Der</strong> Gesamtnutzwert N ist ein Zahlenwert größer o<strong>de</strong>r gleich Null. Im Falle Null ist kein Nutzwert <strong>de</strong>sProjektes zu erwarten, zumin<strong>de</strong>st diese Variante ist nicht weiter zu verfolgen. Im falle eines positivenNutzwertes kann dieser zunächst nur zur Abwägung verschie<strong>de</strong>ner Varianten gegeneinan<strong>de</strong>rherangezogen wer<strong>de</strong>n. So kann auf dieser Basis zielsicher entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, bei welchen Anlageninnerhalb eines Betriebes mit <strong>de</strong>r Installation <strong>von</strong> <strong>Diagnosesystemen</strong> begonnen wer<strong>de</strong>n soll undwelche Variante eines Diagnosesystems für einen bestimmten Zweck vorzuziehen ist.Wie schon aus <strong>de</strong>m Aufbau <strong>von</strong> Tabelle 8.1 zu sehen ist, wird <strong>de</strong>r Aufbau <strong>de</strong>r Tabelle in <strong>de</strong>r Regelhierarchisch sein. So sind die Merkmale in Gruppen zusammengefasst, die jeweils einenEinzelnutzwert ergeben. Die erste Gruppe liefert eine Aussage, ob ein Diagnosesystem grundsätzlichüberhaupt erfor<strong>de</strong>rlich ist. Die zweite Gruppe bewertet die Brauchbarkeit eines bestimmtenDiagnosesystems, die dritte die Kosten usw. Liefert nur eine <strong>de</strong>r Untergruppen einen Einzelnutzwert<strong>von</strong> Null, wird dadurch auch <strong>de</strong>r Gesamtnutzwert auf Null zu ziehen.<strong>Der</strong> Hierarchische Systemaufbau ist durch die Strukturierung <strong>de</strong>r Tabelle bereits vorgegeben. Ansätzefür die Nutwertberechnung fin<strong>de</strong>t man unter <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Punkten.8.2.6 Ansätze zur Nutzwertberechnung8.2.6.1 Gebrauchswert N go<strong>de</strong>rNw 3 w5w 4 w 6wg= u1w1+ u2w2+ u3u5+ u4u6+ u14w14+ u1717N g= u w+1 1+ u2w2+ w3u3⋅ w5u5+ w4u4⋅ w6u6+ u14w14u17w178.2.6.2 Leistungswert N eo<strong>de</strong>rNw w8e= u7u8+7 u w99N e= w+7u7⋅ w8u8u9w98.2.6.3 Kostenfaktor N kN k= u+10w10+ u11w11+ u12w12u13w138.2.6.4 Anfor<strong>de</strong>rungen N aN k= u +15w15u16w168.2.6.5 Einsparung N spO:\DAT\Zustandsüberwachung\Nutzwert.doc140


J. <strong>Kolerus</strong>: Zustandsüberwachung <strong>von</strong> Maschinen_____________________________________________________________________________141N sp= u+18w18+ u19w19+ u20w20u21w218.2.6.6 Strategiebewertung N StrN u w Str=22 228.2.6.7 Gesamtnutzwert NN= Ng⋅ Ne⋅Nk⋅Na⋅ NSp⋅NStrDie Berechnung <strong>de</strong>s Nutzwertes als Einzahlenwert, wie sie hier beispielhaft vorgestellt wur<strong>de</strong>, ist nureine <strong>von</strong> vielen Möglichkeiten, <strong>de</strong>n Nutzwert eines Diagnosesystems zu quantifizieren. Je<strong>de</strong> Art <strong>de</strong>rErmittlung wird jedoch auf Nutzwertfunktionen beruhen, wie sie in diesem Abschnitt vorgestelltwur<strong>de</strong>n.Es sei hier am Ran<strong>de</strong> bemerkt, dass eine klassische Nutzwertanalyse ausschließlich mit technischem<strong>Nutzen</strong> und nicht mit <strong>de</strong>r Kostenfrage befasst. Die Einbeziehung <strong>von</strong> Kosten in die Zielarten ist also indiesem Sinne nicht unbedingt korrekt, für die Bewertung <strong>von</strong> <strong>Diagnosesystemen</strong> ergibt sich daraus eindurchaus konsistentes Verfahren.O:\DAT\Zustandsüberwachung\Nutzwert.doc141


J. <strong>Kolerus</strong>: Zustandsüberwachung <strong>von</strong> Maschinen_____________________________________________________________________________142Abbildung 8.1: Beispiele für NutzfunktionenO:\DAT\Zustandsüberwachung\Nutzwert.doc142


J. <strong>Kolerus</strong>: Zustandsüberwachung <strong>von</strong> Maschinen_____________________________________________________________________________1438.3 Kosten-<strong>Nutzen</strong> AnalyseBei <strong>de</strong>r Kosten-<strong>Nutzen</strong> Analyse wer<strong>de</strong>n die merkmale nach Tabelle 8.1 getrennt behan<strong>de</strong>lt. Nach <strong>de</strong>nVerfahren <strong>von</strong> Abschnitt 8.2 wird ein Gesamtnutzwert N (nur für technischen <strong>Nutzen</strong>) und einGesamtkostenwert K (nur für Kosten) berechnet.Hat man mehrere Varianten <strong>von</strong> <strong>Diagnosesystemen</strong> zu vergleichen, ergibt sich für je<strong>de</strong> Variante einWertepaar N j , K j . Aus <strong>de</strong>m gesamten Kollektiv wer<strong>de</strong>n jetzt normierte Nutzwerte und Kostenfaktorennach folgen<strong>de</strong>n Formeln berechnet:Nj,relN=Njmax− Nmin− NminKj,relK=Kjmax− Kmin− KminEine grafische Darstellung <strong>de</strong>r Ergebnisse nach Abbildung 8.2 ermöglicht die Gegenüberstellung undrelative Bewertung aller Varianten.Abbildung 8.2: Diagramm zur Kosten-<strong>Nutzen</strong> AnalyseO:\DAT\Zustandsüberwachung\Nutzwert.doc143


J. <strong>Kolerus</strong>: Zustandsüberwachung <strong>von</strong> Maschinen_____________________________________________________________________________1448.4 EntscheidungsmatrizenIn vielen Fällen ist ein Diagnosesystem <strong>von</strong> mehreren Mitarbeitern eines Betriebes zu beurteilen,wobei die Aspekte <strong>de</strong>r einzelnen Personen durchaus unterschiedlich sein können (kaufmännisch,technisch, sicherheitsrelevant usw.). Durch eine Entscheidungsmatrix kann diese Beurteilung auf einepersonenunabhängige also objektive Basis gestellt wer<strong>de</strong>n.Die quadratische Matrix enthält für je<strong>de</strong> Zielart (je<strong>de</strong>s Merkmal) eine Zeile und Spalte. Wird dasZeilenmerkmal höher bewertet als das Spaltenmerkmal, trägt man in die entsprechen<strong>de</strong> Spalte eine 2ein, im gegenteiligen Fall eine 0 und bei Gleichbewertung eine 1. Die zeilensummen wer<strong>de</strong>n sodannin Spalte a eingetragen, sie ergeben eine relative Bewertung <strong>de</strong>r Merkmale. Die normierte Bewertungwird in Spalte b eingetragen.O:\DAT\Zustandsüberwachung\Nutzwert.doc144


J. <strong>Kolerus</strong>: Zustandsüberwachung <strong>von</strong> Maschinen_____________________________________________________________________________138Nr Bewertungskriterium1 Diagnosegeschwindigkeit2 Zahl <strong>de</strong>r Diagnosekanäle3 Nutzungsdauer4 Automatisierungsgrad5 Dokumentierfähigkeit6 Ausfallrate7 Aussagegenauigkeit8 Verhütung Gefährdung Produktion9 Verhütung Gefährdung Maschinen10 Verhütung Gefährdung Umwelt11 Bedienungskomfort12 Wartungsfreundlichkeit13 Reparaturfreundlichkeit14 Qualifikationsgrad15 Service16 Standardisierung17 Entwicklungsstand18 Anpassungsfähigkeit19 Erweiterbarkeit20 KompatibilitätENTSCHEIDUNGSMATRIX (PAARWEISER VERGLEICH)1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 a rTabelle 8.2: Entscheidungsmatrix zum paarweisen Vergleich <strong>von</strong> ZielartenO:\DAT\Zustandsüberwachung\Nutzwert.doc138


J. <strong>Kolerus</strong>: Zustandsüberwachung <strong>von</strong> Maschinen_____________________________________________________________________________139ENTSCHEIDUNGSMATRIX (PAARWEISER VERGLEICH)Nr Bewertungskriterium1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 a r1 Diagnosegeschwindigkeit 1 0 0 1 0 0 0 0 0 2 1 1 2 2 2 2 1 2 02 Zahl <strong>de</strong>r Diagnosekanäle 1 2 2 2 0 0 0 0 0 2 1 1 2 2 2 2 1 2 03 Nutzungsdauer 2 04 Automatisierungsgrad 2 05 Dokumentierfähigkeit 1 06 Ausfallrate 27 Aussagegenauigkeit 28 Verhütung Gefährdung Produktion 29 Verhütung Gefährdung Maschinen 210 Verhütung Gefährdung Umwelt 211 Bedienungskomfort 012 Wartungsfreundlichkeit 113 Reparaturfreundlichkeit 114 Qualifikationsgrad 015 Service 016 Standardisierung 017 Entwicklungsstand 018 Anpassungsfähigkeit 119 Erweiterbarkeit 020 Kompatibilität 2Tabelle 8.3: Entscheidungsmatrix zum paarweisen Vergleich <strong>von</strong> ZielartenO:\DAT\Zustandsüberwachung\Nutzwert.doc139


J. <strong>Kolerus</strong>: Zustandsüberwachung <strong>von</strong> Maschinen_____________________________________________________________________________140O:\DAT\Zustandsüberwachung\Nutzwert.doc140

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