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Strategien der Schwingungsanalyse - Kolerus.de

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J. <strong>Kolerus</strong>: <strong>Strategien</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schwingungsanalyse</strong><br />

1<br />

<strong>Strategien</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schwingungsanalyse</strong><br />

(Grundlagen)<br />

1. Prolog – Approximation einer Zeitfunktion<br />

Zur Einführung in das Thema soll die Approximation einer Zeitfunktion x(t) durch<br />

einen Satz von Basisfunktionen ψ i (t) betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

n<br />

<br />

x( t)<br />

= a i<br />

ψ ( t)<br />

Gl. 1.1<br />

i = 1<br />

i<br />

Die Approximation soll in einem Intervall <strong><strong>de</strong>r</strong> Länge T optimiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Wählt man ein System von Basisfunktionen, das im Approximationsintervall orthogonal<br />

ist<br />

1<br />

i = k<br />

ψ<br />

i<br />

( t) ψ<br />

k<br />

( t)<br />

= δ<br />

ik<br />

= <br />

Gl. 1.2<br />

0<br />

i ≠ k<br />

<br />

T<br />

so erreicht man, dass die einzelnen Terme <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung bestimmte Eigenschaften<br />

exklusiv in sich vereinigen (im konkreten Fall die Eigenschaft Frequenz)<br />

– das führt zum Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> Analyse. Die Einflüsse können getrennt untersucht<br />

und modifiziert wer<strong>de</strong>n, die Rücktransformation <strong><strong>de</strong>r</strong> Reihe mit modifizierten Termen<br />

simuliert ein geän<strong><strong>de</strong>r</strong>tes Zeitsignal.<br />

Zur Lösung, d. h. zur Berechnung <strong><strong>de</strong>r</strong> Koeffizienten, gibt es verschie<strong>de</strong>ne Ansätze,<br />

z. B. setzt man einfach I<strong>de</strong>ntität im Mittel an:<br />

<br />

T<br />

n<br />

<br />

<br />

x(<br />

t)<br />

−ai<br />

ψ<br />

i<br />

( t)<br />

dt<br />

= 0<br />

Gl. 1.3<br />

i = 1 <br />

Zur Lösung von Gl. 1.3 ein kurzer Seitenblick auf die lineare Algebra:<br />

Die Lösung eines linearen Gleichungssystem, in Matrixform geschrieben<br />

Ax = y<br />

Gl. 1.4<br />

erhält man für ein reelles System durch Multiplikation mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Inversen A -1<br />

A<br />

A<br />

−1<br />

−1<br />

Ax = x = A<br />

A = E<br />

−1<br />

y<br />

Gl. 1.5<br />

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2<br />

In komplexen Systemen tritt an die Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Inversen die adjungierte Matrix A ~<br />

~ ~<br />

AAx = x = Ay<br />

Gl. 1.6<br />

~<br />

AA = E<br />

Der Formalismus wird auf Gl. 1.3 übertragen. Man wählt als Basisfunktionen ein<br />

adjungiertes Funktionenpaar<br />

~ 1<br />

i = k<br />

ψ<br />

i<br />

( t) ψ<br />

k<br />

( t)<br />

= δ<br />

ik<br />

= <br />

Gl. 1.7<br />

0<br />

i ≠ k<br />

<br />

T<br />

Multiplikation im Integral vom Gl. 1.3 ergibt<br />

n<br />

~ <br />

<br />

ψ<br />

k<br />

( t)<br />

x(<br />

t)<br />

−aiψ<br />

i<br />

( t)<br />

dt<br />

= 0<br />

Gl. 1.8<br />

i = 1 <br />

<br />

T<br />

Aus Gl. 1.7 und Gl. 1.8 erhält man schließlich die gesuchten Koeffizienten<br />

1<br />

ai<br />

= x ~ ψ<br />

i<br />

T<br />

T<br />

( t ) ( t )<br />

dt<br />

Gl. 1.9<br />

Ein geeignetes adjungiertes Funktionensystem für die Frequenzanalyse ist die<br />

Exponentialfunktion<br />

ψ<br />

i<br />

( t)<br />

= e<br />

~ ψ ( t)<br />

= e<br />

<br />

<br />

<br />

ψ<br />

i<br />

( t)<br />

~ ψ<br />

k<br />

( t)<br />

dt = δ<br />

ik<br />

T<br />

i<br />

jω<br />

t<br />

i<br />

jω<br />

t<br />

i<br />

2π<br />

ω<br />

i<br />

= i ⋅ω<br />

1<br />

= i<br />

T<br />

Gl. 1.10<br />

Gl. 1.1 und Gl. 1.9 ergeben mit diesem Ansatz schließlich die Fourriertransformation<br />

(Fourierreihe);<br />

x<br />

a<br />

( t)<br />

i<br />

=<br />

1<br />

=<br />

T<br />

n<br />

<br />

i = 1<br />

<br />

T<br />

x<br />

a<br />

i<br />

e<br />

( t )<br />

jω<br />

t<br />

e<br />

i<br />

− jω<br />

t<br />

i<br />

dt<br />

Gl. 1.11<br />

Was kann man aus dieser kurzen Ableitung ablesen?<br />

- Die Fouriertransformation ergibt sich als Lösung eines einfachen Approximationsansatzes<br />

- Da alle Basisfunktionen periodisch sind, ist auch die Summe periodisch mit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Perio<strong>de</strong> 1/T<br />

- Je<strong>de</strong> periodische Funktion mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Perio<strong>de</strong> 1/T kann als Summe nach Gl. 1.1<br />

dargestellt wer<strong>de</strong>n (Theorem von Fourier)<br />

Es sind dies die üblicherweise sehr abstrakt präsentierten Ansätze zur Fouriertransformation<br />

(ggf. nach <strong>de</strong>m üblichen Grenzübergang T→∞.<br />

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3<br />

Ausblick<br />

- Ansätze mit an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Eigenschaften, z. B. die Wavelettransformation, können<br />

durch Einsetzen geeigneter Basisfunktionen auf gleichem Wege abgeleitet<br />

und interpretiert wer<strong>de</strong>n<br />

- Die Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Orthogonalität wird sichtbar:<br />

o Konsistenz - bei Erweiterung bleiben die ursprünglichen Koeffizienten<br />

erhalten<br />

o Exklusivität – die Eigenschaften sind vollständig von einem einzigen<br />

Reihenglied beschrieben<br />

- Algorithmen und Eigenschaften für nicht orthogonale Basisfunktionen können<br />

abgeleitet wer<strong>de</strong>n.<br />

2. Grundlagen <strong><strong>de</strong>r</strong> Fourieranalyse<br />

2.1 Zeitbereich und Frequenzbereich – die Fourierreihe<br />

Ein periodisches Signal mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Periodizität T kann dargestellt wer<strong>de</strong>n als Summe<br />

von harmonischen Komponenten<br />

x(<br />

t)<br />

= x(<br />

t + T )<br />

x(<br />

t)<br />

= a n f<br />

n<br />

cos( 2 π t + Θn<br />

)<br />

Gl. 2.1<br />

1<br />

f =<br />

T<br />

n<br />

Abbildung 2.1: Komponentenzerlegung eines periodischen Signals<br />

Der Prozess kann dargestellt wer<strong>de</strong>n im Zeitbereich als Zeitsignal o<strong><strong>de</strong>r</strong> im Frequenzbereich<br />

als Spektrum. Zur Schwingungsdiagnose im stationären Fall ist in<br />

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4<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Regel nur das Amplitu<strong>de</strong>nspektrum von Interesse, die Phase bleibt außer Betracht.<br />

Zur messtechnischen Durchführung verwen<strong>de</strong>t man einen Fourieranalysator. Er<br />

liefert wahlweise bei<strong>de</strong> Darstellungsarten, Abbildung 2.2.<br />

Abbildung 2.2: Darstellung in Zeitbereich und Frequenzbereich<br />

Man weiß aus Erfahrung: Ereignisse, die im Inneren einer Maschine mit konstanter<br />

Frequenz ablaufen, sind auch von außen akustisch mit gleicher Frequenz<br />

vernehmbar. Da Schall über Gehäuseschwingungen abgestrahlt wird, sind die<br />

Frequenzkomponenten auch im Schwingungsspektrum zu fin<strong>de</strong>n. Kennt man Kinematik<br />

und Betriebsdaten, können die Schwingungskomponenten zugeordnet<br />

wer<strong>de</strong>n, Abbildung 2.3. Im Zeitsignal sind solche Zuordnungen im Allgemeinen<br />

nicht möglich.<br />

Abbildung 2.3: I<strong>de</strong>ntifikation von Schwingungskomponenten<br />

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5<br />

Es kann jedoch nicht Aufgabe sein, Komponenten lediglich zu i<strong>de</strong>ntifizieren. Welche<br />

Aufgaben hat man zu erfüllen? Hier zwei Beispiele als Repräsentanten.<br />

2.2 Aufgaben <strong><strong>de</strong>r</strong> Frequenzanalyse<br />

2.2.1 Aufgabe A – Schallmin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

.<br />

Abbildung 2.4: Schallmin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

Das Spektrum einer als zu laut beurteilten Maschine wird – zur Berücksichtigung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Charakteristik <strong>de</strong>s menschlichen Gehörs – mit einer A-Bewertung gewichtet. Im A-<br />

Bewerteten Spektrum kann die schädliche Komponente i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n. Aus einem<br />

Standard über zulässige Grenzwerte entnimmt man die erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>liche Reduktion.<br />

Die Aufgabe ist von <strong><strong>de</strong>r</strong> messtechnischen Seite vollständig gelöst.<br />

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6<br />

2.2.2 Aufgabe B – Lagerdiagnose<br />

Abbildung 2.5: Diagnose eines Wälzlagers<br />

Im Spektrum sind die Laufgeräusche eines Wälzlagers zu i<strong>de</strong>ntifizieren. Die Qualität<br />

<strong>de</strong>s Lagers kann jedoch aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Beurteilung eines Einzelspektrums nicht beurteilt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

2.2.3 Warum kann A lösen und B nicht?<br />

Zunächst zu B:<br />

Gemessen wer<strong>de</strong>n Schwingungen außen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Maschine. Interessant als Beurteilungsgrundlage<br />

sind jedoch nicht die Schwingungen außen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n die inneren<br />

Kräfte. Diese entziehen sich jedoch einer Messung.<br />

Zwischen Kraft und Schwingung liegt die unbekannte Übertragungsfunktion, die<br />

überdies stark frequenzabhängig ist.<br />

Und nun zu A<br />

A hat prinzipiell das gleiche Problem. Jedoch – die Übertragungsfunktion zwischen<br />

Ursache und Wirkung ist bekannt, ebenso <strong><strong>de</strong>r</strong> zulässige Grenzwert. Daher<br />

kann A lösen.<br />

Bleibt B erfolglos?<br />

Nein.<br />

B muss eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Strategie entwickeln. Zum Beispiel:<br />

Trendbeobachtung<br />

Die Lagerkomponenten wer<strong>de</strong>n über einen längeren Zeitraum beobachtet.<br />

Schwingungen wer<strong>de</strong>n immer infolge von Imperfektionen erzeugt, sind also bis<br />

zu einem gewissen Ausmaß normal. Solange sich die Schwingung stabil verhält,<br />

ist das Lager in Ordnung. Erst ein Ansteigen <strong><strong>de</strong>r</strong> Komponenten weist auf eine<br />

Verschlechterung hin.<br />

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7<br />

Beurteilung <strong>de</strong>s Laufgeräusches<br />

Erfahrene Beobachter können das Lager auf Grund seines Geräusches beurteilen.<br />

Man kann versuchen, diese subjektive Empfindung signalanalytisch nachzuempfin<strong>de</strong>n.<br />

Es wer<strong>de</strong>n dazu verschie<strong>de</strong>ne Analyseverfahren angeboten. Für diese<br />

sei hier ein Begriff geprägt:<br />

Strategische Analysen<br />

Man kennt vielleicht einschlägige Begriffe wie<br />

• Cepstrumanalyse<br />

• Hüllkurvenanalyse<br />

• Hilberttransformation<br />

Die Erläuterung solcher Verfahren läuft sehr schnell in aufwändige mathematische<br />

Ableitungen. Man kann sie verstehen, wenn man entsprechen<strong>de</strong>s Hintergrundwissen<br />

hat o<strong><strong>de</strong>r</strong> aufbaut.<br />

Offen bleibt jedoch sehr oft <strong><strong>de</strong>r</strong> Aspekt über die allgemeine Anwendbarkeit. Man<br />

hat eine Lösung und sucht das passen<strong>de</strong> Problem.<br />

In diesem Beitrag soll <strong><strong>de</strong>r</strong> mathematische Teil im Hintergrund bleiben und durch<br />

grundlegen<strong>de</strong> naturwissenschaftliche Betrachtungen ersetzt wer<strong>de</strong>n. Auf diesem<br />

Weg sind Aspekte wesentlich zielführen<strong><strong>de</strong>r</strong> zu erarbeiten.<br />

3. Strategie<br />

Was ist Strategie?<br />

Man verschafft sich Vorteile.<br />

Man bil<strong>de</strong>t ein unlösbares Problem ab auf ein einfacheres o<strong><strong>de</strong>r</strong> leichter zu interpretierbares<br />

Problem.<br />

3.1 Physiologische <strong>Strategien</strong><br />

Auf die akustische Beurteilung durch <strong>de</strong>n erfahrenen Beobachter wur<strong>de</strong> bereits<br />

hingewiesen.<br />

Die menschlichen Sinne haben umfangreiche <strong>Strategien</strong> zur Erkennung und Beurteilung<br />

geliefert:<br />

• Erkennen von Tönen<br />

• ... von Farben<br />

• ... von Klängen<br />

Die ersten haben mit Frequenzen zu tun.<br />

3.2 <strong>Strategien</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Physik<br />

Der Physiker (nicht nur er) beobachtet die Natur und versucht sie zu beschreiben.<br />

Die grundsätzlichen <strong>Strategien</strong> sind<br />

• Experimentelle Physik<br />

• Theoretische Physik<br />

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8<br />

3.3 Mathematische <strong>Strategien</strong><br />

Die Mathematik dient <strong><strong>de</strong>r</strong> Beschreibung und Quantifizierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Beobachtung.<br />

Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>gründig erwartet man vom Mathematiker eine explizite Lösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Form<br />

x = <br />

Meist kann er sie nicht liefern.<br />

Hat <strong><strong>de</strong>r</strong> Mathematiker versagt?<br />

Nein! Voraussetzung wäre, dass das Problem auch explizit darstellbar ist! Meist<br />

ist dies nicht <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall.<br />

Die Mathematik ist in diesem Zusammenhang als strategisches Instrument zu betrachten.<br />

Es wer<strong>de</strong>n, angepasst an z. B. Physik o<strong><strong>de</strong>r</strong> Physiologie, <strong>Strategien</strong><br />

entwickelt (s. o.). Die grundlegen<strong>de</strong>n seien hier betrachtet.<br />

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9<br />

3.3.1 Zählen<br />

Abbildung 3.1: Zählen<br />

Das Zählen bedarf keiner näheren Erläuterung. Es ist einfach – aber so einfach<br />

doch wie<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht! Man <strong>de</strong>nke an die lange Entwicklung bis zur Erfindung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Null, <strong><strong>de</strong>r</strong> Basis für systematisches Zählen.<br />

3.3.2 Sortieren (Trennen)<br />

Abbildung 3.2: Sortieren nach Merkmalen<br />

Eine einfache Aufgabe: Wir sortieren Obst in die Kategorien<br />

• Äpfel<br />

• Birnen<br />

• Trauben<br />

• ...<br />

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10<br />

Abbildung 3.3: Trennung von Sprecher und Sprache<br />

O<strong><strong>de</strong>r</strong>: Wir hören ein gesprochenes Wort. Bei entsprechen<strong><strong>de</strong>r</strong> Hintergrundkenntnis<br />

können wir trennen nach<br />

• Erkennung <strong>de</strong>s Inhaltes<br />

• I<strong>de</strong>ntifizierung <strong>de</strong>s Sprechers<br />

3.3.3 Logarithmieren<br />

Zur Quantifizierung arbeiten unsere Sinne überwiegend auf logarithmischer<br />

Basis.<br />

Mathematisch wird durch Logarithmieren die Multiplikation in die einfachere Addition<br />

transformiert<br />

a * b log a + log b<br />

Gl. 3.1<br />

3.3.4 Integraltransformation<br />

Integraltransformationen transformieren ein analytisches Problem in ein algebraisches<br />

(Differentialrechnung – Algebra).<br />

Am Beispiel Fouriertransformation<br />

<br />

jωt<br />

X ( f ) = x(<br />

t)<br />

⋅e<br />

dt<br />

Gl. 3.2<br />

Eine Vereinfachung???<br />

Back to the Roots!<br />

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11<br />

3.4 Newton und Fourier<br />

Keine Angst!<br />

3.4.1 Isaac Newton<br />

Newton gelang mit Hilfe <strong>de</strong>s Differentialkalküls erstmals die geschlossene Beschreibung<br />

von Bewegungen mit bewegungsabhängigen Kräften. Am Beispiel<br />

<strong>de</strong>s einfachen linearen Schwingers:<br />

m x + kx = F(t)<br />

Gl. 3.3<br />

Wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Linearität kann die Kraft F(t) im stationären Fall in eine Fourierreihe<br />

zerlegt wer<strong>de</strong>n. Die Einzellösungen für die Fourierterme können superponiert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

mx<br />

+ kx = F cosωt<br />

Zur Vereinfachung <strong>de</strong>s Rechenganges ersetzt man die Winkelfunktion durch die<br />

komplexe Exponentialfunktion. Als schlussendliche Lösung wird nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Realteil<br />

herangezogen. Hier die Formulierung <strong>de</strong>s Lösungsweges<br />

mx<br />

+ kx = F ⋅e<br />

x = X ⋅e<br />

jωt<br />

jω<br />

t<br />

2<br />

( − mω<br />

+ k) ⋅ X = F<br />

X<br />

F<br />

2<br />

k − mω<br />

= Gl. 3.4<br />

3.4.2 Jean Baptiste Fourier<br />

Eine Allegorie – was sagt Fourier zu Newton?<br />

Die I<strong>de</strong>e ist zwar genial 1 , aber ich kann aus dieser Beschreibung keine Vorstellung<br />

über <strong>de</strong>n Prozess ableiten – sie entspricht nicht meiner Sinnesempfindung.<br />

Eigentlich trifft das schon in <strong>de</strong>n meisten Fällen für die Beschreibung über ein<br />

´Zeitsignal´ x(t) zu. Ich bin Naturwissenschafter. Ich möchte meine Beobachtung<br />

beschreiben, das ist mein Ziel.<br />

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1 Albert Einstein sagt später einmal: „Wahrscheinlich <strong><strong>de</strong>r</strong> genialste Geistesblitz, <strong>de</strong>n ein<br />

Mensch je hatte.“


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12<br />

3.4.2.1 Beschreibung menschlicher Perzeption<br />

Was sind die elementarsten Grundlagen menschlicher Wahrnehmung. Es die Erkennung<br />

von<br />

• Tönen<br />

• Farben<br />

• Akkor<strong>de</strong>n<br />

• Figuren<br />

Man sieht – zumin<strong>de</strong>st drei davon haben mit Frequenzen zu tun.<br />

3.4.2.1.1 Erkennen von Tönen<br />

Wie kann das Erkennen von Tönen mathematisch beschrieben wer<strong>de</strong>n?<br />

Man (das neuronale System) prüft, inwieweit ein bestimmter Ton im Signal enthalten<br />

ist.<br />

Die Ähnlichkeit zwischen zwei Signalen x(t) und y(t) wird durch das Kovarianzintegral<br />

beschrieben, Abbildung 3.4.<br />

Cov( x,<br />

y)<br />

= x(<br />

t)<br />

⋅ y(<br />

t)<br />

dt<br />

Gl. 3.5<br />

In Worten: Man multipliziert zeitgleiche Funktionswerte und bil<strong>de</strong>t die Summe.<br />

Abbildung 3.4: Statistisch unabhängige Prozesse<br />

Im Fall statistischer Unabhängigkeit wechselt <strong><strong>de</strong>r</strong> Wert <strong>de</strong>s Produktes zwischen<br />

positiv – negativ – groß – klein. Die Summe geht gegen Null.<br />

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13<br />

Der Fall statistischer Abhängigkeit ist in Abbildung 3.5 am Beispiel i<strong>de</strong>ntischer<br />

Funktionen <strong>de</strong>monstriert: Das Produkt ist immer positiv, die Summe wird groß.<br />

Abbildung 3.5: Kovarianz i<strong>de</strong>ntischer Funktionen<br />

Zur Analyse wird ein zu analysieren<strong>de</strong>s Signal x(t) mit einer Testfunktion y(t) verglichen.<br />

Für Zwecke <strong><strong>de</strong>r</strong> Tonerkennung wählt man<br />

y( t)<br />

= cosωt<br />

Das Kovarianzintegral nimmt die Form an<br />

Cov( x,<br />

ω)<br />

= x(<br />

t)<br />

cosωtdt<br />

In Abbildung 3.6 bis Abbildung 3.8 sind die Grenzfälle hinsichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Phasenlage<br />

zu sehen. Demnach verfehlt man die Erkennung bei einer Phasenverschiebung<br />

von 90° - das Kovarianzintegral geht gegen Null.<br />

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14<br />

Abbildung 3.6: Tonerkennung – Phasengleichheit<br />

Abbildung 3.7: Tonerkennung – Gegenphasigkeit<br />

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15<br />

Abbildung 3.8: Tonerkennung – Phasenlage 90°<br />

Das Phasenproblem löst man durch die komplexe Exponentialfunktion als Testfunktion<br />

e<br />

j ω t<br />

= cos ωt<br />

+ j sin ωt<br />

Gl. 3.6<br />

Das Kovarianzintgral wird zum Fourierintegral<br />

<br />

jωt<br />

X ( ω)<br />

= x(<br />

t)<br />

e dt<br />

Gl. 3.7<br />

Das Ergebnis, die Spektralfunktion X(ω) wird zwar komplex, das Phasenproblem<br />

ist jedoch beseitigt, Abbildung 3.9.<br />

Handlicher ist oftmals die symbolische Schreibweise<br />

<br />

jωt<br />

{ x(<br />

t)}<br />

= X(<br />

ω)<br />

= x(<br />

t)<br />

e dt<br />

Gl. 3.8<br />

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16<br />

Abbildung 3.9: Zum Fourierintegral<br />

3.4.2.2 Fouriertransformation eines Prozesses<br />

Die Zeitfunktion x(t) beschreibt einen Prozess im Zeitbereich. Gleiches leistet eine<br />

Differentialgleichung. Ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Prozess linear, kann die Fouriertransformation<br />

Gl. 2.7 auch auf <strong>de</strong>n gesamten Prozess angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>monstriert am linearen<br />

Schwinger Gl. 2.3<br />

m x<br />

+ kx = F(t)<br />

Die Fouriertransformation einer abgeleiteten Funktion kann leicht abgeleitet wer<strong>de</strong>n<br />

2 {<br />

x(<br />

t)}<br />

= X ( ω)<br />

{<br />

x<br />

( t)}<br />

= jω<br />

X ( ω)<br />

2<br />

{<br />

x<br />

( t)}<br />

= ( jω<br />

) X ( ω)<br />

Man erhält<br />

{<br />

mx<br />

+ kx}<br />

= {<br />

F(<br />

t)}<br />

2<br />

( − mω<br />

+ k)<br />

F(<br />

ω)<br />

X(<br />

ω)<br />

=<br />

2<br />

k − mω<br />

⋅ X ( ω)<br />

= F(<br />

ω)<br />

2 Auf <strong>de</strong>n Beweis <strong><strong>de</strong>r</strong> Vertauschbarkeit von Differentiation und Integration für uneigentliche<br />

Integrale soll hier verzichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

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17<br />

Der Vergleich mit Gl. 2.4 zeigt unmittelbar:<br />

• Der Exponentialansatz für die lineare Differentialgleichung ist<br />

eine Fouriertransformation <strong>de</strong>s Prozesses<br />

• Die Fouriertransformation ist die Beschreibung einfachster<br />

menschlicher Perzeption<br />

3.5 Die Grundrechenarten <strong><strong>de</strong>r</strong> Signalanalyse<br />

Auf Basis <strong><strong>de</strong>r</strong> in <strong>de</strong>n letzten Abschnitten vorgestellten <strong>Strategien</strong> sind praktisch<br />

alle <strong>Schwingungsanalyse</strong>n für stationäre Signale aufgebaut. Man wird ihnen im<br />

Folgen<strong>de</strong>n immer wie<strong><strong>de</strong>r</strong> begegnen. Sie seien daher hier noch einmal zusammengefasst.<br />

Die drei Grundrechenarten <strong><strong>de</strong>r</strong> Signalanalyse<br />

• Sortieren<br />

• Logarithmieren<br />

• Fouriertransformation<br />

4. Die Fouriertransformation<br />

4.1 Definition<br />

Mathematisch akribische Formulierungen sind nicht Gegenstand dieses Beitrages.<br />

Wenn hier einige Formulierungen notiert sind, so dienen sie mehr allgemeinen<br />

Betrachtungen.<br />

Die Fouriertransfomation – Vorwärts und Rückwärtstransformation – in allgemeiner<br />

Schreibweise:<br />

X ( f ) =<br />

{ x(<br />

t)<br />

}<br />

x(<br />

t)<br />

= - 1<br />

=<br />

+∞<br />

<br />

−∞<br />

x(<br />

t)<br />

e<br />

+∞<br />

{ X(<br />

f )} = <br />

−∞<br />

− j2πft<br />

X ( f ) e<br />

dt<br />

+ j2πft<br />

df<br />

Gl. 4.1<br />

Es fällt zunächst auf: Als unabhängige Variable im Frequenzbereich wur<strong>de</strong> die<br />

Frequenz f an Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong> überwiegend verwen<strong>de</strong>ten Kreisfrequenz ω eingeführt<br />

mit folgen<strong>de</strong>n Vorteilen:<br />

• Die Frequenz liegt <strong><strong>de</strong>r</strong> ingenieurmäßigen Betrachtung näher<br />

• Der konstante Faktor vor <strong>de</strong>m Integral verschwin<strong>de</strong>t<br />

• Die Symmetrie <strong><strong>de</strong>r</strong> Fouriertransformation wird sichtbar.<br />

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18<br />

4.2 Eigenschaften<br />

Umkehrbarkeit<br />

Die Fouriertransformation ist ein<strong>de</strong>utig umkehrbar. Daraus folgt:<br />

Der Informationsgehalt ist in Zeit- und Frequenzbereich gleich.<br />

Linearität<br />

Die Fouriertransformation ist eine lineare Funktion, d. h.<br />

Symmetrie<br />

+<br />

{ x ( t)<br />

+ a x ( t)<br />

} = a {<br />

x ( t)}<br />

a { x ( t)}<br />

a1 1 2 2 1 1<br />

2<br />

2<br />

Bis auf das Vorzeichen im Transformationskern sind Vorwärts- und Rückwärtstransformation<br />

symmetrisch. Da dieses Vorzeichen qualitativ und quantitativ ohne<br />

Be<strong>de</strong>utung ist, gilt<br />

Je<strong>de</strong> Eigenschaft <strong><strong>de</strong>r</strong> Transformation gilt gleichermaßen für Vorwärts- und Rückwärtstransformation.<br />

Komplexe Spektren<br />

Setzt man die Eulersche Beziehung Gl. 2.6 in die Transformation Gl. 2.7 ein, so<br />

sieht man unmittelbar die in Tabelle 4.1 zusammengefassten Eigenschaften von<br />

Spektren reeller Zeitsignale<br />

Zeitsignal<br />

Spektrum<br />

beliebig hermitisch 3<br />

reell<br />

gera<strong>de</strong><br />

ungera<strong>de</strong><br />

Reell, gera<strong>de</strong><br />

Imaginär, ungera<strong>de</strong><br />

Tabelle 4.1: Spektrale Eigenschaften reeller Zeitsignale<br />

Die Spektren <strong><strong>de</strong>r</strong> wichtigsten Elementarfunktionen sind in Abbildung 4.1 zu<br />

sehen.<br />

3 Die hermitische Eigenschaft heißt gera<strong><strong>de</strong>r</strong> Realteil und ungera<strong><strong>de</strong>r</strong> Imaginärteil<br />

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19<br />

Zeitbereich<br />

Frequenzbereich<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

f<br />

f<br />

Abbildung 4.1: Spektren harmonischer Zeitsignale<br />

4.3 Fast Fourier Transformation (FFT)<br />

Zur praktischen Durchführung wir aus <strong>de</strong>m Zeitsignal ein Abschnitt <strong><strong>de</strong>r</strong> Länge T<br />

ausgeschnitten und nach bei<strong>de</strong>n Seiten periodisch fortgesetzt. Die Fourierreihe<br />

dieses periodischen Ersatzsignals wird als Repräsentant <strong>de</strong>s Spektrums gebil<strong>de</strong>t.<br />

Daraus ergeben sich Einschränkungen bzw. Grenzen.<br />

Abbildung 4.2: Ersatzsignal zur Berechnung <strong>de</strong>s Spektrums<br />

Unschärfe<br />

Das so berechnete Spektrum ist ein Linienspektrum, Abbildung 4.3, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Frequenzauflösung<br />

1/T. Dieser Zusammenhang zwischen Blocklänge T und Bandbreite<br />

B ist Ausdruck <strong><strong>de</strong>r</strong> Unschärferelation <strong><strong>de</strong>r</strong> Frequenzanalyse<br />

B = 1<br />

Gl. 4.2<br />

T<br />

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20<br />

Abbildung 4.3: Linienspektrum<br />

Leakage<br />

Die periodische Fortsetzung erzeugt Sprungstellen an <strong><strong>de</strong>r</strong> Nahtstelle, die zu Nebenlinien<br />

im Spektrum führen, Abbildung 4.4. Man nennt diesen Effekt Leakage,<br />

da sozusagen die Signalenergie zerfließt. Durch Hanningbewertung – Multiplikation<br />

<strong>de</strong>s Zeitsignals mit einem cos²-Fenster – wer<strong>de</strong>n die Nahtstellen beseitigt.<br />

Abbildung 4.4: Leakage durch Nahtstellen – Hanningbewertung<br />

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21<br />

Diskrete Fouriertransformation<br />

Abbildung 4.5 zeigt <strong>de</strong>n Weg vom Fourierintegral zur Diskreten Fouriertransformation<br />

(DFT). Ausgehend vom kontinuierlichen und unendlichen Fourerintegral,<br />

obere Reihe 4 , wird durch Fensterung wie beschrieben, ein diskretes Spektrum<br />

gebil<strong>de</strong>t, Reihe 2.<br />

Zur Berechnung wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m kontinuierlichen Spektrum äquidistante Stützstellen<br />

<strong>de</strong>s Zeitsignals herangezogen. Aus Symmetriebetrachtungen ergibt sich:<br />

Die Diskretisierung <strong>de</strong>s Zeitsignals führt zu einem periodischen Spektrum, Reihe<br />

3.<br />

In Reihe 4, <strong><strong>de</strong>r</strong> letzten Reihe von Abbildung 4.5, sieht man schließlich das En<strong><strong>de</strong>r</strong>gebnis,<br />

das diskrete Spektrum <strong>de</strong>s gefensterten, diskretisierten Zeitsignals.<br />

Man erhält ein periodisches Linienspektrum. Aus Symmetriegrün<strong>de</strong>n enthält –<br />

wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Symmetrie <strong>de</strong>s Amplitu<strong>de</strong>nspektrums – <strong><strong>de</strong>r</strong> im Bild indizierte Teil <strong>de</strong>s<br />

Spektrums die gesamte Information. Er wird im Analysator angezeigt.<br />

Aliasing<br />

Wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> Periodizität <strong>de</strong>s Spektrums wer<strong>de</strong>n Frequenzkomponenten im periodischen<br />

Spektrum gespiegelt, sie treten mehrfach auf. Aus diesem Grund muss<br />

Sorge getragen wer<strong>de</strong>n, dass im analysierten Signal keine hochfrequenten Komponenten<br />

oberhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> halben Abtastfrequenz enthalten sind (Antialiasingfilter).<br />

Solche Komponenten wür<strong>de</strong>n die Ein<strong>de</strong>utigkeit stören.<br />

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4 Im Bild wur<strong>de</strong> wegen <strong><strong>de</strong>r</strong> besseren Darstellbarkeit ein gera<strong>de</strong>s Zeitsignal mit reellem<br />

Spektrum als Beispiel herangezogen


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22<br />

Zeitbereich<br />

Frequenzbereich<br />

x(t)<br />

X(f)<br />

kontinuierlich<br />

t<br />

kontinuierlich<br />

f<br />

x(t)<br />

X(f)<br />

∆f = 1_ T<br />

periodisch<br />

T<br />

x(t)<br />

∆t<br />

t<br />

diskret<br />

(Linienspektrum)<br />

X(f)<br />

Aliasing<br />

f<br />

diskret<br />

(gesampelt)<br />

t<br />

periodisch<br />

x(t)<br />

∆t<br />

X(f)<br />

∆f = 1_ T<br />

diskret (periodisch)<br />

t<br />

Linienspektrum (periodisch)<br />

f<br />

T<br />

F = __ 1<br />

∆t<br />

Abbildung 4.5: Die diskrete Fouriertransformation (DFT)<br />

.<br />

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23<br />

5. Strategische Analysen<br />

Die Frequenzanalyse bil<strong>de</strong>t zunächst eine Basis für die Fehlerdiagnose. Aufbauend<br />

auf diesem Konzept sind <strong>Strategien</strong> zur weiteren Interpretation einzusetzen.<br />

Genannt wur<strong>de</strong> schon die Trendbeobachtung. In diesem Abschnitt wer<strong>de</strong>n aufbauen<strong>de</strong><br />

Analysen vorgestellt.<br />

Der erfahrene Beobachter hört mechanische Fehler oft am Klang einer Maschine.<br />

Was heißt Klang? Das Laufgeräusch klingt einfach verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Unregelmäßigkeiten<br />

wie Eiern o<strong><strong>de</strong>r</strong> Klicken. Effekte dieser Art zeigen sich als regelmäßige<br />

Strukturen im Spektrum. Verstärktes Auftreten von Harmonischen bei Klangverän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung.<br />

Modulationen im an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Fall. Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> strategischen Analysen soll<br />

das Aufspüren solcher Strukturen sein. Dabei wird die Interpretation nach Gesichtspunkten<br />

menschlicher Wahrnehmung wie<strong><strong>de</strong>r</strong> im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>grund stehen.<br />

5.1 Cepstrumanalyse<br />

Der Begriff Cepstrum ist gebil<strong>de</strong>t aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Umdrehung <strong>de</strong>s Wortes Spektrum, assoziiert<br />

vom dahinterliegen<strong>de</strong>n Algorithmus. Man führt letztendlich eine Fourier-<br />

Rückwärtstransformation vom Frequenzbereich in <strong>de</strong>n Zeitbereich aus. Zur verbalen<br />

Unterscheidung vom ursprünglichen Zeitbereich hat man eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Nomenklatur eingeführt. So wird z. B. die unabhängige Variable mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Dimension Zeit hier Quefrenz genannt.<br />

5.1.1 Harmonische – das Leistungscepstrum<br />

Abbildung 5.1: Spektrum einer Motor/Lüfter Kombination (linearer Amplitu<strong>de</strong>nmaßstab)<br />

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24<br />

Abbildung 5.2: Harmonische in Spektrum und Cepstrum<br />

Abbildung 5.1 zeigt ein Spektrum gemessen an einer Motor/Lüfter Kombination.<br />

Zu sehen ist im wesentlichen eine einzige Drehzahlkomponente.<br />

In Abbildung 5.2 – zunächst wird nur das große Teilbild betrachtet – ist im logarithmischem<br />

Amplitu<strong>de</strong>nmaßstab eine Familie von Harmonischen (mit Cursoren<br />

indiziert) ist <strong>de</strong>utlich zu erkennen.<br />

Ein Zeitsignal mit solchen regelmäßigen Strukturen im Zeitbereich – also Periodizitäten<br />

– wür<strong>de</strong> im Spektrum Linien bei <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Frequenzen zeigen.<br />

Entsprechen<strong>de</strong>s ist in Anwendung <strong>de</strong>s Symmetrieprinzips nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Fourier-<br />

Rücktransformation im Cepstrum zu erwarten (kleines Teilbild). Die im Cepstrum<br />

entsprechend <strong>de</strong>n Harmonischen indizierte Linie ist <strong><strong>de</strong>r</strong> erste Repräsentant <strong>de</strong>s<br />

´Klanges´.<br />

Als Gedankenexperiment wird das gleiche Spektrum betrachtet, aus <strong>de</strong>m die<br />

Grundfrequenz – hier künstlich – entfernt wur<strong>de</strong>, Abbildung 5.3.<br />

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25<br />

Abbildung 5.3: ... fehlen<strong>de</strong> Grundfrequenz<br />

Obwohl die Grundfrequenz fehlt, ist die Harmonischenfamilie im Cepstrum nach<br />

wie vor scharf indiziert. Aus <strong>de</strong>m Spektrum allein wäre das Auffin<strong>de</strong>n jetzt schon<br />

problematisch.<br />

Die erste Eigenschaft <strong>de</strong>s Cepstrums ist als die Möglichkeit, die fehlen<strong>de</strong> Grundfrequenz<br />

aus <strong>de</strong>m Spektrum zu rekonstruieren. Dies Fähigkeit hat auch das<br />

menschliche Gehör: So kann man z. B. auch am klassischen analogen Telefon<br />

unterschei<strong>de</strong>n, ob man mit einem Mann o<strong><strong>de</strong>r</strong> einer Frau spricht – was vom Frequenzgang<br />

her eigentlich nicht möglich sein sollte.<br />

Da das hier eingeführte Cepstrum aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Fourier-Rücktransformation <strong>de</strong>s Leistungsspektrums<br />

(ohne Phaseninformation) abgeleitet wird, bezeichnet man es<br />

als Leistungscepstrum. Abbildung 5.4 zeigt noch einmal schematisch die Definition.<br />

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26<br />

Zeitbereich<br />

Frequenzbereich<br />

C ( τ )<br />

P<br />

log(F (f))<br />

xx<br />

∆f<br />

1__ __ 2<br />

∆f ∆f<br />

Leistungscepstrum<br />

τ<br />

f<br />

0<br />

Leistungsspektrum<br />

mit regelmäßiger Struktur<br />

f<br />

Abbildung 5.4: Das Leistungscepstrum – Definition<br />

Abbildung 5.5: Spektren und Cepstren an 2 Messpunkten<br />

Einen interessanten Aspekt zeigt Abbildung 5.5: An einer Maschine wur<strong>de</strong>n<br />

Spektren und Cepstren simultan an zwei Messpunkten erfasst – sie repräsentieren<br />

also <strong>de</strong>n selben Betriebszustand.<br />

Man sieht: Die Spektren weisen zwar eine gewisse Verwandtschaft, aber doch<br />

<strong>de</strong>utliche Unterschie<strong>de</strong> auf. Die Linien in <strong>de</strong>n Cepstren – typisch für Zahnradgetriebe<br />

– sind für bei<strong>de</strong> Messpunkte praktisch i<strong>de</strong>ntisch. Die Verwandtschaft<br />

kommt im Cepstrum weit besser zum Ausdruck.<br />

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27<br />

5.1.2 Entfaltung – das komplexe Cepstrum<br />

Für <strong>de</strong>n allgemeinen Fall <strong>de</strong>s komplexen Cepstrums sind die Verhältnisse im<br />

Flussdiagramm Abbildung 5.6 veranschaulicht.<br />

Abbildung 5.6: Berechnung <strong>de</strong>s Cepstrums<br />

Im ursprünglichen Zeitbereich sind Kraft und Schnelle, mathematisch gesehen,<br />

über die sogenannte Faltung verknüpft, Abbildung 5.7. Denkt man sich das Eingangssignal<br />

(Kraft) als Folge von Einzelimpulsen zu <strong>de</strong>n Zeitpunkten t 1 , t 2 , t 3 ... so<br />

kann man die Reaktion (Schwingung) als Folge von entsprechend zeitverschobenen<br />

Impulsantworten konstruieren. Demnach ist die Schwingung zu je<strong>de</strong>m<br />

Zeitpunkt beeinflusst durch (theoretisch) alle vergangenen Einzelimpulse.<br />

Faltungssatz<br />

Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Faltung im Zeitbereich wird durch die Fouriertransformation eine Multiplikation<br />

im Frequenzbereich.<br />

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28<br />

Abbildung 5.7: Die Faltung von Kraft und Impulsantwort<br />

t<br />

<br />

−∞<br />

y( t)<br />

= x(<br />

t)<br />

∗h(<br />

t)<br />

= x(<br />

τ ) ⋅ h(<br />

t −τ<br />

) dτ<br />

Gl. 5.1<br />

<br />

<br />

Y( f ) = y( t) e − j 2π<br />

ft −<br />

dt e j 2π<br />

= ft x( τ ) ⋅ h( t − τ ) dτ<br />

dt<br />

<br />

− j 2πfτ<br />

− j 2πfu<br />

Y( f ) = e x( τ ) dτ<br />

e h( u)<br />

du<br />

<br />

<br />

{ x( t) ∗ h( t) } = { x( t) }. { h( t)<br />

}<br />

{ x( t) ⋅ h( t) } = { x( t) } ∗<br />

{ h( t)<br />

}<br />

Gl. 5.2<br />

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29<br />

Daraus resultiert auch eine mathematische Erklärung <strong><strong>de</strong>r</strong> besseren Trennbarkeit<br />

im Frequenzbereich.<br />

Man rufe sich jetzt das Strategische Konzept in Erinnerung, die Grundrechenarten<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Signalanalyse (Abschnitt 3.5)!<br />

• Die Fouriertransformation wur<strong>de</strong> schon durchgeführt.<br />

• Durch Logarithmieren wird die Multiplikation zur Addition<br />

• Die Addition bleibt bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Fourier-Rückwärtstransformation wegen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Linearität erhalten. Das Cepstrum C y <strong>de</strong>s Ausganges wird getrennt<br />

in die Cepstren C x von Kraft und C h von Impulsantwort.<br />

Das Schema beschreibt exakt die Möglichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Trennung von Sprecher und<br />

Sprache, Abbildung 3.3.<br />

Auf dieser Basis lässt sich auch die Ähnlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Cepstren in Abbildung 5.5 interpretieren:<br />

Die Linien sind <strong><strong>de</strong>r</strong> kraftbasierte Anteil, die Kraft ist für bei<strong>de</strong> Messpunkte<br />

die gleiche. Die Übertragungsfunktionen – repräsentiert durch die<br />

Cepstren im Bereich niedriger Quefrenzen – sind durchaus unterschiedlich.<br />

Können wir auf diesem Weg die Erregerkraft messen?<br />

Der Gedanke ist reizvoll, wäre die Kraft doch unsere eigentliche Zielgröße. Die<br />

Messung scheitert jedoch an <strong><strong>de</strong>r</strong> Kalibrierbarkeit. Wie<strong><strong>de</strong>r</strong> die perzeptive Entsprechung:<br />

Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Lautstärke kann nicht unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n zwischen einem<br />

lauten Geräusch hinter einer dicken Wand o<strong><strong>de</strong>r</strong> einem leisen<br />

hinter einer dünnen.<br />

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30<br />

5.2 Hüllkurvenanalyse<br />

Bei vielen Geräuschen steckt die Information in einer Hüllkurve. Läuft ein Getriebe<br />

gleichmäßig, empfin<strong>de</strong>t man das (laute) Geräusch normal. Ein Eiern o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Knacken wird als unnormal interpretiert – man sagt, es eiert, knackt. Man hat<br />

damit das Knacken vom Gesamtgeräusch getrennt – man hat <strong>de</strong>moduliert. Wie<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

die Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Trennung ...<br />

5.2.1 Modulation<br />

Abbildung 5.8: Amplitu<strong>de</strong>nmodulation<br />

Abbildung 5.8 zeigt als einfachsten Repräsentanten eine amplitu<strong>de</strong>nmodulierte<br />

Sinusfunktion, also Sinus (Träger) mit zeitverän<strong><strong>de</strong>r</strong>licher Amplitu<strong>de</strong> (Modulation).<br />

Im Zeitbereich mathematisch zu beschreiben durch eine Multiplikation:<br />

A <br />

m<br />

x( t) = 1<br />

+ cosωmt ⋅ AT cosωT<br />

t =<br />

A <br />

T<br />

= A cosω t + A cosω t ⋅ cosω<br />

t =<br />

T T m m T<br />

Am<br />

Am<br />

= AT<br />

cosωTt<br />

+ cos ( ωT<br />

+ ωm<br />

) t + cos ( ωT<br />

− ωm)<br />

t<br />

2 2<br />

Gl. 5.3<br />

Die kurze mathematische Beschreibung Gl. 4.3 liefert zusammen mit <strong>de</strong>m Bild alle<br />

grundlegen<strong>de</strong>n Informationen:<br />

• Im Zeitbereich sind Träger und Modulation durch Multiplikation verknüpft<br />

• Im Frequenzbereich wird das Spektrum <strong><strong>de</strong>r</strong> Modulation mit seinem<br />

Ursprung and die Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Trägerfrequenz verschoben<br />

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31<br />

• Die Multiplikation im Zeitbereich wird zur Faltung im Frequenzbereiches<br />

(Symmetrie – Faltungssatz, Abschnitt 5.1.2)<br />

Im allgemeinen Fall wird die Modulation eine periodische Funktion mit mehren<br />

Harmonischen sein, entsprechend wird im Spektrum um die Trägerfrequenz f T<br />

eine Familie von Linien im Abstand von Vielfachen <strong><strong>de</strong>r</strong> Modulationsfrequenz –<br />

eine Seitenbandfamilie auftreten.<br />

Zwei Aufgaben sind – gespiegelt am Muster <strong>de</strong>s schadhaften Zahnradgetriebes –<br />

zu sehen,<br />

• Auffin<strong>de</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Seitenbandfamilie<br />

• Extraktion <strong><strong>de</strong>r</strong> Modulation = Demodulation<br />

5.2.2 Detektion von Seitenbän<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

Die Detektion von Seitenbän<strong><strong>de</strong>r</strong>n erfolgt mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Cepstrumanalyse wie schon beschrieben.<br />

5.2.3 Der Ansatz von Hilbert<br />

Hilberts Gedanke hat eigentlich einen ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Ansatzpunkt: Ein lineares<br />

System ist charakterisiert durch seine Impulsantwort im Zeitbereich. Die Fouriertransformation<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Impulsantwort ist die komplexe Übertragungsfunktion im<br />

Frequenzbereich.<br />

Im Unterschied zum Signal ist die Impulsantwort auf Grund <strong>de</strong>s Kausalitätsprinzips<br />

immer einseitig. Hilbert hat die Konsequenzen für die Übertragungsfunktion<br />

untersucht und formuliert: Realteil und Imaginärteil hängen über die Hilberttransformation<br />

zusammen.<br />

5.2.4 Demodulation - Hiberttransformation<br />

Symmetriebetrachtung <strong>de</strong>s Hilbertschen Ansatzes:<br />

• Die Fouriertransformation liefert positive und negative Frequenzen<br />

• Das Spektrum reeller Zeitsignale ist hermitisch<br />

• Wir hören nur Frequenzen<br />

• Perzeptiv sind negative Frequenzen nicht zu interpretieren<br />

• Wie sieht ein Zeitsignal mit einseitigem Spektrum aus?<br />

Zunächst: Das gesuchte Zeitsignal ist komplex. Man nennt es das Analytische<br />

Zeitsignal.<br />

Ableitung und Zusammenhänge kann man an Hand von Abbildung 5.9 nachvollziehen.<br />

Im linken Teilbild ist – gezeigt an einer Einzelkomponente – das zweiseitige komplexe<br />

Spektrum mit <strong><strong>de</strong>r</strong> hermitischen Eigenschaft zu sehen. Das rechte Spektrum<br />

zeigt das Spektrum entsprechend <strong>de</strong>m Höreindruck: Die gesamte Energie auf einer<br />

Komponente, <strong><strong>de</strong>r</strong> mit positiver Frequenz. Dazwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> spektrale Anteil <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

zum gewünschten Ergebnis führt.<br />

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32<br />

Abbildung 5.9: Analytisches Zeitsignal – Hilberttransformation<br />

Die Prozedur lässt sich aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Bildfolge ablesen.<br />

Schreibt man für das analytische Zeitsignal<br />

so sieht man<br />

xˆ<br />

( t)<br />

= x(<br />

t)<br />

+ j ⋅ x<br />

~<br />

( t)<br />

• Der Realteil <strong>de</strong>s analytischen Zeitsignals ist gleich <strong>de</strong>m klassischen<br />

reellen Zeitsignal x(t)<br />

• Das Spektrum <strong>de</strong>s Imaginärteils x<br />

~<br />

( t ) entsteht daraus durch Drehung<br />

<strong>de</strong>s Realteils um –90° und <strong>de</strong>s Imaginärteils um + 90°<br />

Abbildung 5.10: Zur Bildung <strong><strong>de</strong>r</strong> Hilberttransformation<br />

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33<br />

Der Zusammenhang zwischen Realteil und Imaginärteil <strong>de</strong>s Zeitsignals wird<br />

Hiberttransformation genannt. Ihre explizite (komplizierte) mathematische Formulierung<br />

kann an dieser Stelle unterbleiben. Sie nach <strong>de</strong>m Schema von<br />

Abbildung 5.10 nur mit <strong>de</strong>n Grundrechenarten <strong><strong>de</strong>r</strong> Signalanalyse zu ermitteln.<br />

Beispiel: Hilberttransformation <strong>de</strong>s Cosinus<br />

Aus Abbildung 4.1 und Abbildung 5.10 kann man direkt ablesen<br />

• Die Hilberttransformierte von cosωt ist sinωt<br />

• Das analytische Zeitsignal ist die Exponentialfunktion<br />

x(<br />

t)<br />

= Acosω<br />

t<br />

x<br />

~<br />

( t)<br />

= Asin<br />

ω t<br />

xˆ(<br />

t)<br />

= Ae<br />

jω<br />

t<br />

Gl. 5.4<br />

Man erinnert sich an Newton (Abschnitt 3.4.1): Die Einführung <strong><strong>de</strong>r</strong> Exponentialfunktion<br />

als Notierung, ursprünglich argumentiert als eine Art Bequemlichkeit,<br />

war bereits die Hilberttransformation. Neu wird lediglich die Interpretation <strong>de</strong>s<br />

Imaginärteiles.<br />

Der Betrag <strong>de</strong>s analytischen Zeitsignals Gl. 4.4 ist die Amplitu<strong>de</strong> A, die Hüllkurve.<br />

Beispiel: Amplitu<strong>de</strong>nmodulation<br />

x(<br />

t)<br />

= A(<br />

t)cosω<br />

t<br />

x<br />

~<br />

( t)<br />

= A(<br />

t)sin<br />

ω t<br />

xˆ(<br />

t)<br />

= A(<br />

t)<br />

e<br />

jω<br />

t<br />

Gl. 5.5<br />

Die Relation Gl. 4.5 ist gültig, so lange <strong><strong>de</strong>r</strong> Frequenzbereich <strong><strong>de</strong>r</strong> zeitabhängigen<br />

Amplitu<strong>de</strong> A(t) unterhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Trägerfrequenz liegt.<br />

Die Hilberttransformation ist ein Mittel zur Demodulation. Die Ausführung erfolgt<br />

mit <strong>de</strong>n Grundrechenarten <strong><strong>de</strong>r</strong> Signalanalyse.<br />

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34<br />

6. Zusammenfassung<br />

Sortieren<br />

Cepstrum<br />

Demodulation<br />

Kraft Impedanz Schwingung Schwingung<br />

Signal Struktur Signal Signal<br />

Sprache Sprecher Äpfel Birnen<br />

Tabelle 6.1: Eigenschaften strategischer Analysen<br />

7. Schrifttum<br />

Papoulis, A.: Signal Analysis.McGraw-Hill 1977<br />

Bendat, J.S.: The Hilbert Transform and Applications to Correlation Measurements.<br />

Bruel&Kjaer Application Note BT 0008-11<br />

Randall, R. B.: Frequency Analysis. Bruel&Kjaer 1987<br />

<strong>Kolerus</strong>, J.: Zustandsüberwachung von Maschinen. 3. Auflage,<br />

Expert Verlag 2000<br />

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