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Vanessa Bentz Klasse 8a In 300 Jahren vielleicht Von Tilman Röhrig

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<strong>Vanessa</strong> <strong>Bentz</strong><br />

<strong>Klasse</strong> <strong>8a</strong><br />

<strong>In</strong> <strong>300</strong> <strong>Jahren</strong> <strong>vielleicht</strong><br />

<strong>Von</strong> <strong>Tilman</strong> <strong>Röhrig</strong>


<strong>In</strong>haltsverzeichnis Lesetagebuch<br />

<strong>In</strong>haltsverzeichnis Seite 1<br />

<strong>In</strong>halt des Buches Seite 2<br />

Kurzzusammenfassung zum Buch Seite 3<br />

Abschnitt im Buch Textart Seite<br />

Abschnitt 1 Nacherzählung Seite 4<br />

Abschnitt 2 Brief Seite 5<br />

Abschnitt 3 <strong>In</strong>nerer Monolog Seite 6<br />

Abschnitt 4 <strong>In</strong>haltsangabe Seite 7<br />

Abschnitt 5 Tagebucheintrag Seite 8<br />

Abschnitt 6 Dialog Seite 9<br />

Abschnitt 7 Rede Seite 10<br />

Abschnitt 8 Tagebucheintrag Seite 11<br />

Abschnitt 9 Tagebucheintrag Seite 12<br />

Abschnitt 10 <strong>In</strong>nerer Monolog Seite 13<br />

Abschnitt 11 Rede Seite 14<br />

Abschnitt 12 Kommentar mit eigener Stellungnahme Seite 15<br />

Abschnitt 13 Personenbeschreibung Seite 16<br />

Abschnitt 14 Tagebucheintrag Seite 17<br />

Abschnitt 15 <strong>In</strong>nerer Monolog Seite 18<br />

Abschnitt 16 <strong>In</strong>haltsangabe Seite 19<br />

Abschnitt 17 Abschrift einer wichtigen Textstelle Seite 20<br />

Abschnitt 18 Gedicht Seite 21<br />

Zusätzliche <strong>In</strong>formationen<br />

Familien und Personen aus Eggebusch Seite 22<br />

<strong>In</strong>formationen zum Autor Seite 23<br />

<strong>In</strong>formationen zum Dreißigjährigen Krieg Seite 24<br />

Eigene Meinung über das Buch Seite 31<br />

Seite 1 von 31


<strong>In</strong>halt des Buches:<br />

Das Buch "<strong>In</strong> <strong>300</strong> <strong>Jahren</strong> <strong>vielleicht</strong>" spielt während des 30-jährigen Krieges in dem<br />

Dorf Eggebusch. Die anfangs 50 Einwohner werden im Verlauf des Buches durch<br />

mehrere Überfälle von Soldaten stark verringert. Die Soldaten zögern dabei nicht,<br />

von ihren Waffen Gebrauch zu machen, wenn sie das Dorf plündern und sie nichts<br />

Brauchbares an Gegenständen oder zu Essen finden. Bei ihren Plünderungen in<br />

dem Dorf vergewaltigen sie Mädchen und Frauen, denen vor einem Überfall zum<br />

Schutz die Haare abrasiert und Asche ins Gesicht geschmiert werden, damit sie<br />

wenig attraktiv aussehen. Häufig werden von den Soldaten auch Häuser<br />

angezündet. Die Soldaten verstecken sich dann und hoffen darauf, dass die<br />

Dorfbewohner kommen, um die brennenden Häuser zu löschen. Dann sind sie den<br />

Soldaten schutzlos ausgeliefert.<br />

Die Hoffnung der Dorfbewohner wächst an, als in Jockels Familie ein Kind lebend<br />

geboren wird. Um Käse und Wein für das Fest, das aus Anlass der Geburt gefeiert<br />

werden soll, zu beschaffen, begeben sich Veit, Jockel und sein Freund Tobias in<br />

große Gefahr: Sie wollen die Soldaten berauben. Auf dem später stattfindenden Fest<br />

sind alle Dorfbewohner Eggebuschs vergnügt, nur Familie Hobe will nicht mitfeiern,<br />

weil die Tochter von den Soldaten verschleppt, vergewaltigt und getötet worden ist.<br />

Dann greifen die Soldaten unerwartet erneut Eggebusch an...<br />

<strong>In</strong>foquelle:<br />

www.tilmanroehrig.de<br />

Seite 2 von 31


Kurzzusammenfassung zum Buch<br />

Das Buch spielt im Oktober 1641 in einem Dorf namens Eggebusch. Fünf Tage im<br />

Dreißigjährigen Krieg, die Menschen des Dorfes kämpfen tagtäglich ums Überleben,<br />

sie gehen ihrem Handwerk nicht mehr nach, Landwirtschaft findet nicht statt, ständig<br />

besteht Gefahr, dass Soldatenhorden das Dorf überfallen und plündern.<br />

Die Hauptpersonen sind der Küster Mathias Hobe, seine Frau Elsa und deren Kinder<br />

Tobias (14) und Anne (13). Des weiteren der Weißgerber Christoph Markart und<br />

seine schwangere Frau Ursula, und deren Kinder Jockel (15), Maria (13), Elisabeth<br />

(9), Valentin (10), Leonhard (6). Des Weiteren ist da der Dorfvogt, seine Frau und<br />

seine Tochter Katharina, in die Jockel heimlich verliebt ist, und es gibt den<br />

Kriegsinvaliden und Amtsdiener Veit.<br />

Es beginnt damit, dass die Kinder miteinander spielen und dabei von<br />

"Soldatenweibern" und deren Kindern überfallen und beraubt werden (10 tote<br />

Mäuse). Damit ist allen klar: Soldaten werden bald kommen. Tatsächlich kommt eine<br />

Horde, plündert, mordet und vergewaltigt, und hierbei kommt auch die Tochter des<br />

Küsters, Anna, um. Die Trauer der Eltern ist groß, ebenso die Ratlosigkeit der<br />

Dorfbewohner. Soll man das Dorf endgültig verlassen und in die Wälder gehen?<br />

Am folgenden Tag gebiert Ursula einen Sohn, den sie David nennen, denn der kleine<br />

David hat den Riesen besiegt. <strong>Von</strong> ihm, dem schwächlichen Säugling, geht ein<br />

Hoffnungsschimmer aus und der Dorfvogt hat die spontane Idee, ein Fest zu<br />

veranstalten, bei dem die Dorfbewohner ihr Weniges zusammenbringen und fröhlich<br />

sein sollen. Der hinkende Amtsdiener Veit schleicht sich mit den Jungs Jockel und<br />

Tobias zum Soldatenlager, wo er Käse und Wein stiehlt, dafür aber erwischt und<br />

grausam gequält wird. Aber er ist hart und schafft den Weg zurück.<br />

Der Dorfvogt leitet die Vorbereitungen und inmitten allen Elends und Armut schaffen<br />

es die Dörfler von Eggebusch, ein Fest zu feiern, bei dem dünner Wein getrunken,<br />

gesungen und getanzt wird. Der Küster und seine Frau können die Freude nicht<br />

teilen, sie halten auf dem Kirchturm mit dem einzigen Gewehr des Dorfes Wache.<br />

Das Fest ist vorbei, der nächste Morgen graut. Der schwache Säugling David ist über<br />

Nacht gestorben. Sein Körper wird in einen Sack eingenäht und zum Friedhof<br />

gebracht zur raschen Beerdigung. Da rücken die Landsknechthorden wieder heran<br />

und es ist zu spät für die meisten Dorfbewohner, sich in Sicherheit zu bringen. Die<br />

Weißgerber-Familie versteckt sich gleich hinter der Friedhofsmauer und wird Zeuge,<br />

wie die Soldaten die Bewohner auf dem Dorfplatz zusammentreiben und furchtbar<br />

quälen.<br />

Währenddessen kommen zwei Soldaten in des Küsters Haus, Elsa Hobe, die<br />

Trauernde, ersticht einen der beiden, es kommt zum Kampf, der bald zu Ende ist,<br />

und die wütenden Soldaten metzeln die Dorfbewohner nieder.<br />

Nur Jockel und seine Familie bleiben unentdeckt, auch Amtsdiener Veit, und nun<br />

müssen sie in die Wälder gehen. Doch Jockel weiß, wo seine Katharina immer<br />

versteckt wurde, nämlich in einem Erdloch, der sonst als Vorratsschacht diente, und<br />

tatsächlich findet er sie dort unversehrt. Auch sie geht nun mit in die Wälder.<br />

<strong>In</strong>foquelle:<br />

www.tilmanroerig.de<br />

Seite 3 von 31


Abschnitt 01<br />

Nacherzählung<br />

Tobias und seine Mutter hatten ein Netz gespannt, im Eingang der Kirche. Tobias’ Mund war<br />

trocken. Er hatte Angst. Die Mutter spurte ihn an. Der Vater, Mathias, hob das Gewehr und<br />

schoss in die Luft. Es flatterten einige Tauben vom Dachstuhl herunter. Sie flogen direkt in<br />

das Netz. Elsa, Tobias’ Mutter, sprang zum Netzt, riss einem Tier nach dem anderen den<br />

Kopf ab und steckte alles in einen Sack. Dann drängte sie Mann und Sohn zum Gehen. Doch<br />

schon kamen einige Leute aus dem Dorf angerannt. Sie meinten, dass wenn in der Kirche<br />

gejagt wird, alle etwas davon haben müssten. Doch der Vater konnte die Situation klären, und<br />

sie kamen mit ihrem Essen davon.<br />

Seite 4 von 31


Abschnitt 02<br />

Brief<br />

Liebe Cousine Susanne!<br />

Heute hatten wir das erste Mal wieder Glück mit der Jagt. Doch es musste ja immer etwas<br />

unser Glück zerstören. Es wurde sogar noch schlimmer!<br />

Wir hatten eine Runde „Den-Bauern-niederschlagen“ gespielt. Dabei wurde, wie du weißt, ein<br />

„Opfer“ an einen Baum gebunden. Doch als wir gerade fertig waren, kamen Soldatenkinder.<br />

Sie bedrohten uns mit Messer, und wollten unser Essen. Ich stürzte mich auf die Anführerin<br />

und hielt ihr das Messer and den Hals. Als ich forderte, dass sie verschwinden sollten. Doch<br />

plötzlich kamen Frauen. Sie sahen aus wie Hexen! Sie schlugen mich nieder und nahmen<br />

unser ganzes Essen. Die anderen erzählten mir, nachdem ich wieder aufgewacht war, dass die<br />

Frauen und Kinder verschwunden waren. Es waren Soldatenweiber und Kinder gewesen! Das<br />

heißt, dass die Truppen wieder in der Nähe sind. Ich hoffe, dass ich dir noch einmal schreiben<br />

kann.<br />

Dein Jockel<br />

Seite 5 von 31


Abschnitt 03<br />

<strong>In</strong>nerer Monolog von Elisabeth Markat<br />

„Es ist so schrecklich, dass die Soldaten wieder vor unserem Dorf lagern. Wieso kann der<br />

Krieg nicht endlich vorbei sein. Es sind doch schon zu viele Menschen gestorben. Jetzt muss<br />

ich mich wieder schmutzig machen und meine Haare abschneiden, damit mich die Soldaten<br />

nicht mitnehmen. Wieso tut denn niemand der Macht hat etwas gegen den Krieg? Der<br />

Kaiser sitzt nur fett auf seinem Thron und kümmert sich kein bisschen um das Volk. Und<br />

Jockel, Vater hat ihn angeschrieen weil wir das Essen heute im Wald verloren haben. Aber<br />

Jockel kann doch nichts dafür, dass die Soldatenweiber ihn nieder geschlagen haben. Und<br />

ich kann ja auch von Glück reden, dass ich lebendig davon gekommen bin. Ich war ja hilflos<br />

an den Baum gefesselt. Doch Jockel ist wirklich mutig, er hat uns gleich beschützt, leider hat<br />

es nichts mehr gebracht. Was können wir nur tun? Manchmal wünschte ich mir ich wäre tot.<br />

Dann müsste ich all diese Qualen nicht mehr mitmachen.“<br />

Seite 6 von 31


Abschnitt 04<br />

<strong>In</strong>haltsangabe<br />

Die Familie Markat lebt ärmlich, wie es zu Kriegszeit typisch ist. Es gibt nur einen Raum, in<br />

dem sie alle schlafen, kochen, essen und sich aufhalten. Mit im Schlafbereich ist noch die<br />

Großmutter. Sie liegt im sterben, da sie schon sehr alt ist. Die Kinder kennen nur dieses<br />

Leben. Es gibt nur wenig zu Essen. Eine Werkstatt, die auch Stall in einem ist und eine<br />

magere Ziege beherbergt. Die Mutter, Ursula, ist schwanger und erwartet blad ein Kind. Die<br />

Familie bangt, dass es nicht dann komm, wenn die Soldaten da sind. Der Esstisch ist ein altes<br />

Brett. Beim Essen müssen die Kinder immer warten, bis die Eltern satt sind. Alle sind betrübt.<br />

Es sind schreckliche Dinge, die passieren. Die Großmutter und die zum zehnten Mal<br />

schwangere Mutter sind ein Risiko für alle.<br />

Seite 7 von 31


Abschnitt 05<br />

Tagebucheintrag von Christoph Markat<br />

Seite 8 von 31<br />

Donnerstag, 3. Oktober 1641<br />

Heute war es soweit, wir hatten nicht einmal fertig essen können. Die Soldaten haben unser<br />

Dorf überfallen. Meine Familie und ich sind nicht einmal satt geworden. Das werden wir ja<br />

eigentlich auch nie, aber wir hatten nicht einmal Zeit die Schüsseln leer zu essen. Wir hatten<br />

gerade angefangen mit dem Essen, als wir Schüsse hörten. Ich befahl Ursula und den Kleinen<br />

sofort sich in dem Schuppen zu verstecken. Maria drängte ich sich schmutzig zu machen. Der<br />

Ziege hatte ich das Maul zugebunden und sie im Heu versteckt. Jockel reagierte auch schnell.<br />

Er griff gleich zu den Messern und dem Gewehr. Wir legten uns aufs Dach und ich schrie in<br />

die Stille des Dorfes die Schreckensbotschaft, und die anderen verbreiteten sie schnell weiter.<br />

Wenn wir doch nur noch die Kirchenglocken gehabt hätten, dann wäre das Warnen viel<br />

einfacher gewesen! Die Soldaten missbrauchten eine Frau, die sie nachher, wie üblich,<br />

töteten. Brachten einen Mann um und zündeten ein Haus an, in der Hoffnung, dass jemand<br />

kommen würde um zu löschen und sie neue Opfer hätten. Dann kamen sie zu unserer Hütte.<br />

Ich hoffte jede Sekunde, dass Ursula nicht jetzt ihr Kind kriegen würde. Sie gingen in unser<br />

Haus und zogen Mutter heraus. Einer der Soldaten fragte sie wo ihre Leute seien. Dich Mutter<br />

sagte nichts, sie betete. Dann, aus Wut über keine <strong>In</strong>formationen, schlug einer der Soldaten<br />

sie mit einer Fackel nieder. Jetzt ist sie tot, ich werde sie immer in Erinnerung behalten.<br />

Nach einer Weile, aus Wut, da sie keine weiteren Opfer fanden, zerteilten sie einen Leichnam<br />

und warfen die einzelnen Stücke in den Brunnen. Das sind doch keine Menschen! Es sind<br />

Teufel, gesandte des Satans. Ich hoffe nur, dass die Truppen bald wieder abziehen!<br />

Christoph Markat


Abschnitt 06<br />

Dialog von Mathias und Elsa Hobe<br />

Elsa: „Es ist meine Schuld, dass Anne tot ist! Sie hat noch um Hilfe geschrieen, doch<br />

ich war zu feige sie zu befreien!“<br />

Mathias: „Red dir doch nichts ein, Elsa! Es war die Schuld von niemandem! Konnte wir<br />

wissen, dass sie gleich in der Braukiste suchen?!“<br />

Elsa: „Aber sie hat doch noch geschrienen »Mutter, Hilf mir!«. Dieser Schrei klang so<br />

verzweifelt!“<br />

Mathias: „Was hätten wir tun können, nichts! Sonst wären wir selber gestorben.“<br />

Elsa: „Lieber wäre ich gestorben, als das meine einigste Tochter stirbt! Wieso konnten<br />

sie mich nicht mitnehmen?!“<br />

Mathias: „Sag nicht so was!!! Du musst weiterleben! Anne hätte nicht gewollt, dass wir<br />

aufgeben!“<br />

Elsa: „Aber begreif doch Mathias, ich kann und will nicht mehr!“<br />

Mathias: „Denk doch an Tobias, der braucht doch beide Elternteile. Jetzt vor allem, da er<br />

seine Schwester verloren hat! Er ist ziemlich mitgenommen. Zum Glück tröstet<br />

ihn die Maria“<br />

Elsa: „Du hast Recht.<br />

Es ist Jockels Schuld, er hätte gleich losrennen sollen um Hilfe zu holen!!!!“<br />

Mathias: „Red keinen Mist! Jockel ist so schnell gekommen wie er konnte! Der Junge<br />

kann nichts dafür! Er hat auch schon mehrere Geschwister wieder verloren.<br />

Denk an den kleinen Sebastian! An die Mutter von Christoph, Jockels<br />

Großmutter!“<br />

Elsa: „Das meine ich ja. Er hat schon so viele Verwandte verloren, da dachte er sich<br />

wahrscheinlich, jetzt kann auch mal jemand anderes an der reihe sein!“<br />

Mathias: „SEI STILL!!!!!!!! HALT SOFORT DEN MUND!!!!!!! DER JUNGE TRÄGT<br />

KEINE SCHULD!!!!! NIEMAND TRÄGT SCHLUD!!!!!!!“<br />

Elsa: „Aber mein Kind ist tot!!!!!!! Und dem Christoph seine Frau ist schon wieder<br />

schwanger!!! Das Leben ist so ungerecht!!!!!!“<br />

Mathias: „Unser Leben ist dazu bestimmt ungerecht zu sein! Wir leben in der Kriegszeit!“<br />

Elsa: „Warum bestrafft uns Gott mit solchen Qualen?!“<br />

Mathias: „Ich weis es nicht…“<br />

Elsa: „Anne war so ein liebes Kind!!! Warum ausgerechnet sie? Warum?“<br />

Mathias: „Du solltest dich unbedingt schlafen legen. Damit du dich beruhigst.“<br />

Elsa: „Ich will aber nicht!!! Ich will Anne nicht im Schlaf vergessen!!!“<br />

Mathias: „Du wirst sie nicht vergessen. Wir werden sie nie, nie vergessen!“<br />

Seite 9 von 31


Abschnitt 07<br />

Rede von Mathias (Trauerrede)<br />

„Wir haben uns heute hier auf dem Friedhof versammelt, um unseren verstorbenen<br />

Verwandten und Bekannten, die letzte Ehre zu erweisen. Ich bitte um Verzeihung wenn<br />

meine Stimme versagen sollte, aber ich bin über den schrecklichen Tod meiner jungen<br />

Tochter noch nicht hinweg.<br />

Seit <strong>Jahren</strong> haben wir immer wieder solche Schicksale durchlebt, und ich glaube jeder hat<br />

bis jetzt einen Verwandten oder Bekannten verloren. Wir sitzen alle im selben Boot, und<br />

jeder ist vom Leid betroffen. <strong>In</strong> der vergangenen Nacht sind 15 Menschen unserer kleinen<br />

Gemeinde ungekommen, darunter eine Frau, die noch die Zeit vor dem Krieg erlebt hat. Als<br />

noch Friede war, so unglaublich es auch klingt. Großmutter Markat, die schon lange im<br />

Sterben lag, ist in der letzten Nacht gestorben. Doch nicht nur alt ist gestorben, sondern auch<br />

jung. Meine geliebte Tochter, Anne, wurde bei dem Überfall gestern aus unserer Hütte<br />

gezerrt, vergewaltigt und so schwer zugerichtet, dass mein Sohn und Jockel, als sie sie heut<br />

Morgen fanden, nicht mehr rechtzeitig Hilfe holen konnten. Doch keiner trägt Schuld an<br />

irgendeinem Tod. Wir müssen seit <strong>Jahren</strong> mit diesem Schicksal leben, und es lässt sich<br />

nichts daran ändern. Einige meinen abhauen zu müssen. Doch wir wissen nicht ob es<br />

Friedrich oder die Gehrmanns es geschafft haben. Überall ist das Risiko zu sterben.<br />

Niemand<br />

ist sicher in dieser Zeit, nirgends! Irgendwann wird der Krieg aufhören, irgendwann. <strong>In</strong><br />

dreihundert <strong>Jahren</strong>, <strong>vielleicht</strong>…“<br />

Seite 10 von 31


Abschnitt 08<br />

Tagebucheintrag von Tobias Hobe<br />

Seite 11 von 31<br />

Freitag, 4. Oktober 1641<br />

Es ist so schrecklich, dass ich meine geliebte Schwester Anne verloren habe! Heute haben wir<br />

uns um die große Linde versammelt, und geredet. Viele Leute wollten das Dorf verlassen,<br />

aber wohin sollen wir den gehen. Sterben werden wir so oder so irgendwann einmal. <strong>In</strong> die<br />

Wälder fliehen wäre der sichere Tod. Dort gibt es doch nie genug zu Essen. <strong>In</strong> die Stadt<br />

werden sie uns gar nicht lassen, falls wir so weit kommen. Und die wird ja auch ausgeraubt.<br />

Was will man da noch tun? Manche haben auch gefragt, wann wir alle tot sind. Andere<br />

fragten, wann die Soldaten wieder kämen. Eine ältere Frau ist übergeschnappt. Sie<br />

bezeichnete Martha als Hexe, dass der Satan in sie gefahren sei. Nur weil Martha nicht auf<br />

dem Friedhof war, und sich bei sonst niemandem hat blicken lassen. Doch Vater hat sie<br />

beruhig, und de anderen, die schon Glaube daran gefunden hatten, auch. Aber ganz ohne<br />

Grund ist diese Behauptung ja auch nicht. Aber <strong>vielleicht</strong> machen uns der Hunger und das<br />

Elend alle schon wahnsinnig… Wenn Anne doch nicht von uns gegangen wäre. Ich hoffe,<br />

dass das Elend bald ein Ende hat. Aber Warum Anne?! Warum ausgerechnet sie?!<br />

Tobias Hobe


Abschnitt 09<br />

Tagebucheintrag von Jockel Markat<br />

Seite 12 von 31<br />

Freitag, 4. Oktober 1641<br />

Valentin, Elisabeth, Leonhardt und ich mussten heute aufs Feld gehen, Brenneseln sammeln.<br />

Dort auf dem Feld waren Raben. Als ich sie sah habe ich plötzlich halluziniert. Ich glaube ich<br />

werde langsam auch verrückt! Der Hunger, die Qualen, Annes Tot! Alles ist so schrecklich!<br />

Dann, auf dem Feld, haben Valentin und Elisabeth plötzlich geschrieen, dass etwas mit<br />

Leonhardt nicht stimme. Ich bekam einen Riesenschreck! Als ich bei den kleinen ankam, sah<br />

ich ihn würgend auf dem Boden liegen. Die Pest! Dachte ich sofort! Doch als der kleine<br />

aufgehört hatte zu würgen und zu husten erklärte er mir, dass Valentin und Elisabeth ihm<br />

gesagt hätten, es wäre gut Regenwürmer zu essen. Mir fiel ein Stein vom Herzen! Wenn heute<br />

oder morgen keine Anzeichen kommen, dann hat er keine Pest. Ich muss unbedingt noch<br />

beten für Leonhardt.<br />

Jockel Markat


Abschnitt 10<br />

<strong>In</strong>nerer Monolog von Leonhardt Marakt<br />

„Wieso hat mir Jockel denn mit mir erst beten wollen, bevor ich mein Geschenk bekommen<br />

habe? Aber es war ganz nett von ihm, was er mir geschenkt hat. Er hat ja auch gebeten, dass<br />

wir von der Pest verschont bleiben. <strong>In</strong> unserem Dorf hat es doch schon lange keine Pest<br />

mehr gegeben. Und ich verstehe auch nicht warum er gestern im Wald so geschumpfen hat,<br />

als ich dem armen Jungen helfen wollte. OH NEIN!!!! Hatte dieser Junge <strong>vielleicht</strong> die<br />

Pest?! Bestimmt! Deshalb hat sich Jockel auch in der letzten Zeit so um mich gekümmert.<br />

NEIN!!! Werde ich jetzt sterben? Ich will nicht tot sein! Bitte lieber Gott hilf mir!“<br />

Seite 13 von 31


Abschnitt 11<br />

Rede (Christoph)<br />

„Liebe Freunde! Heute, am Morgen des 5. Oktobers 1641, ist mein fünfter, lebender Sohn,<br />

auf<br />

die Welt gekommen! Wir haben ihn David genannt. Aus dem Grund, dass David den Riesen<br />

bezwungen hat. Es ist ein Funken Hoffnung für uns alle. Wie ihr wisst wurde unser kleiner<br />

Sebastian einst entführt, und drei weitere Kinder sind tot auf die Welt gekommen. Meine<br />

Familie freut sich sehr und ich bin sicher, dass diese Geburt uns allen etwas neue Hoffnung<br />

gibt. Und auf Grund dieser Geburt möchte ich euch alle heute zur Taufe einladen! Ich<br />

möchte dazusagen, dass diese Geburt ohne meine älteste Tochter Maria nicht möglich<br />

gewesen wäre. Hiermit möchte ich ihr auch meinen Dank aussprechen. Es war ein schwerer<br />

Tag für meine Frau, darum bitte ich, dass ihr sie etwas ausruhen lasst. Danke.“<br />

Seite 14 von 31


Abschnitt 12<br />

Kommentar mit eigener Stellungnahme<br />

Die Geburt von David gibt den Menschen neuen Mut. Ich bin froh, dass es einen kleinen<br />

Hoffnungsschimmer gibt. Doch, dass Martha nicht zur Taufe erschienen ist finde ich<br />

komisch. Und der Totengräber hätte meiner Meinung nach ruhig an der Taufe teilnehmen<br />

können. Ich kann nachvollziehen, dass Elsa traurig und auch neidisch auf Ursula ist.<br />

Immerhin ist es auch nicht gerecht. Die eine verliert ihr Kind die andere bekommt zu ihren<br />

fünfen noch eines dazu.<br />

Seite 15 von 31


Abschnitt 13<br />

Personenbeschreibung: Veit<br />

• älterer Mann<br />

• Amtsdiener<br />

• sein linkes Bein ist steif<br />

• hat einen Gehstock<br />

• erzählt gerne aus seiner Zeit als Soldat<br />

• kichert witzig<br />

• hat viele Narben im Gesicht<br />

• ist furchtlos als er in das Soldatenlager geht, um Essen zu besorgen<br />

• tauscht eine alte Uhrkette gegen Käse und Wein<br />

• als er noch mal ins Soldatenlager geht um weiteres Essen zu klauen, wird er erwischt<br />

• die Soldaten schlitzen ihm zuerst ein lahmes Bein auf<br />

• als dieses nicht genug blutet, ritzten sie die Narben in seinem Gesicht wieder auf<br />

• er kann entkommen<br />

Seite 16 von 31


Abschnitt 14<br />

Tagebucheintrag von David Markat<br />

Samstag, 5. Oktober 1641<br />

Heute wurde ein Fest gefeiert. Zu Ehren meiner Geburt. Alle haben sich gefreut. Nur die<br />

Familie Hobe kam nicht. Sie trauern immer noch um ihre ermordete Tochter Anne. Doch man<br />

hat sogar die Kegelbahn wieder aufgebaut. Nur leider konnte ich ja schlecht kegeln. Alle<br />

wollten mich sehen. Ich bin der Held des Dorfes. Ich bin stolz darauf die Menschen glücklich<br />

gemacht zu haben. Allein die Vorbereitung hat viele glücklich gemacht. Und mein Bruder<br />

Jockel war mit dem Veit und Tobias gestern Abend im Soldatenlager und hat Käse und Wein<br />

geholt. Doch ich fühle mich schwach. Ich weis nicht ob ich eine lange Hoffnung für die<br />

Menschen sein werde. Alle bemühen sich zwar, dass es mir gut geht, doch es wäre wirklich<br />

schrecklich wenn ich ihnen die Hoffnung wieder nehme.<br />

David Markat<br />

Seite 17 von 31


Abschnitt 15<br />

<strong>In</strong>nerer Monolog von Ursula Markat<br />

„Jetzt ist mir mein David auch noch gestorben! Ich dachte David hätte Goliath besiegt. Doch<br />

wenigstens hat er nicht erlebt was es heißt zu hungern. Doch ich muss die ganze Zeit an<br />

meinen Sebastian denken, wie ihn die Soldaten mitgenommen haben! Ich will nicht mehr!<br />

Ich will diese ganzen Schmerzen nicht mehr ertragen. Die seelischen und die körperlichen<br />

nicht mehr. Doch ich muss weiter leben um mich um meine lebenden Kinder zu kümmern.“<br />

Seite 18 von 31


Abschnitt 16<br />

<strong>In</strong>haltsangabe<br />

<strong>In</strong> Abschnitt 16, des Buches „<strong>In</strong> <strong>300</strong> <strong>Jahren</strong> <strong>vielleicht</strong>“, von <strong>Tilman</strong> <strong>Röhrig</strong>, kommen Soldaten<br />

und überfallen das Dorf Eggebusch erneut und lassen keinen am Leben, den sie finden<br />

können.<br />

Der Dorfvogt sieht Soldaten. Sie sind schon auf dem Acker. Er schreit mit Leib und Seele die<br />

Warnung in das stille Dorf hinein. nach einer Weile wir die Botschaft weitergegeben. Familie<br />

Markat und Tobias, die noch auf dem Friedhof sind, nach der Beerdigung Davids, wollen<br />

zuerst schnell nach Hause rennen, doch Christoph erkennt, dass sie das Haus nicht mehr<br />

unbewohnt aussehlassen können lassen. Es brennt noch ein Feuer, die Ziege müsste versteckt<br />

werden und die Kinder er und seine Frau auch. Er befiehlt Maria, Jockel und Tobias sich,<br />

Valentin, Elisabeth und Leonhardt unter sich, ganz dicht an die Friedhofmauer zu legen. Es<br />

klappt, die Soldaten reiten vorbei.<br />

Doch die anderen Dorfbewohner sind ihnen ausgeliefert. Kinder weinen, Frauen jammern,<br />

Männer schreien vor Schmerzen. Ein einziger Schrei zieht sich über Eggebusch.<br />

Die Soldaten durchstöbern die Häuser. Als sie im Haus des Totengräbers sind, umklammert<br />

der seinen Hund, und gibt ihn nicht, wie auf Verlangen der Soldaten, her. Daraufhin spalten<br />

sie ihm den Schädel. Die Soldaten treiben Frauen, Mädchen, Kinder, Männer, Burschen und<br />

das Vieh, das sie finden können, auf den Marktplatz. Dann reisen sie den Mädchen und<br />

Frauen die Kleider vom Leib, und die Männer und Burschen müssen zusehen wie die Söldner<br />

sie vergewaltigen.<br />

Christoph hofft die ganze Zeit, dass Ursula und die Kinder nicht gefunden werden. Tobias<br />

betet mit Valentin, Maria und Jockel beschützen ihre Schützlinge. Ursula hört mit weit<br />

aufgerissenen Augen die Schreie. Sie sieht das Bild vor sich, an dem Tag an dem ihr<br />

Sebastian von den Söldnern mitgenommen wurde.<br />

Zwei Trupps durchkämmen die Häuser. <strong>In</strong> Marthas Haus fragen sie die Frau nach Hab und<br />

Gut. Doch Martha gibt keine Auskunft. Die Soldaten stechen mit den Säbeln auf sie und ihre<br />

Tochter ein.<br />

Währendessen fragen die Soldaten auf dem Marktplatz die Gefangenen nach Vieh, Korn und<br />

anderen wertvollen Dingen. Die Männer beteuern, dass sie nicht mehr haben. Doch die<br />

Söldner glauben ihnen nicht. Sie hacken den Kindern die Hände ab, damit die Männer reden.<br />

Doch die Männer versuchen ihnen klar zumachen, dass sie wirklich nichts mehr haben. Die<br />

Soldaten stechen den weinenden mit den Säbeln in die Augen. Ihre Wut wird an wehlosen<br />

Menschen ausgelassen.<br />

Zwei Soldaten begeben sich in das Haus der Familie Hobe. Elsa und Mathias sitzen am Tisch.<br />

Mathias schütz die Bibel, die ihm schon vor <strong>Jahren</strong> zur Aufbewahrung gegeben wurde. Die<br />

zwei Söldner verlangen Wertsachen. Das Ehepaar sagt, dass es keine hat. Doch Elsa täuscht<br />

vor, dass sie nach etwas wertvollem sucht, zieht aber heimlich ein Messer und rammt es<br />

einem der Söldner, unter Beschuldigung ihre Tochter getötet zu haben, das Messer in die<br />

Brust. Er sinkt tot zu Boden. Sein Kumpan schreit um Verstärkung. Schon kommen drei<br />

weitere Plünderer. Sie erstechen Mathias und hacken Elsa den Kopf ab.<br />

Weil ein Kamerad der Soldaten ermordet wurde, werden alle Gefangenen getötet. So hat das<br />

Leiden für sie bald ein Ende. Die Söldner zünden Häuser an, und bald steht ganz Eggebusch,<br />

samt Kirche, in Flammen.<br />

Seite 19 von 31


Abschnitt 17<br />

Abschrift einer wichtigen Textstelle<br />

S. 138 – S. 141<br />

Die kleine Gruppe stand dich aneinandergedrängt. „Hier können wir nicht bleiben.“ Erschöpft<br />

wischte Christoph sich über die Stirn. Wohin? Nach Westen – zur Stadt? Nein, dort zogen auch<br />

die Heere, plünderten und mordeten die Bevölkerung! Solange der Krieg andauerte, war keine<br />

Straße sicher. „Wir gehen durch das Torfmoor nach Norden in die Wälder.“ Er zeigte über die<br />

brennenden Dächer. Plötzlich ließ er den Arm sinken. Vom Marktplatz her humpelte eine Gestalt<br />

auf die Gruppe zu. Veit! Sie rannten ihm entgegen wie einem lang vermissten Freund. Jubelnd<br />

umringten Leonhardt, Elisabeth und Valentin den Amtsdiener. Das Gesicht des Alten strahlte,<br />

soweit die verharschten Wunden es zuließen. Ihm war nicht geschehen. Unter den verkohlten<br />

Hüttentrümmern hatten die Plünderer ihn nicht entdeckt. Sofort nach dem Abzug der Meute hatte<br />

er sich im Dorf umgesehen. „Es lebt keiner mehr“, sagte er. „Der Küster, der Dorfvogt – alle, alle<br />

sind sie tot.“ Tobias schluchzte und wollte wegrennen – nach Hause. Mit aller Kraft hielt ihn<br />

Maria fest. Veit humpelte in kleinen Sätzen zu dem schmächtigen Jungen hinüber. „Glaub mir,<br />

sie sind beide tot. Sieh dir das nicht an.“ Schmerzvoll öffnete Tobias den Mund. Er war nicht<br />

mehr fähig zu schreien. Tränen rollten über seine Wangen. Maria hielt ihm mit den Armen. „Nicht<br />

weinen“, flüsterte sie und weinte selbst. „Nicht weinen, bitte.“ Abrupt wandte sich Veit von den<br />

beiden ab. „Weißgerber!“ reif er. „Wenn ihr wegwollt, müsst ihr bald los. Oben auf dem Hügel<br />

sitzen sie schon: die Soldatenweiber mit ihrer Brut. Die warten nur, bis das Feuer sich etwas<br />

gelegt hat.“ Jockel ertrug die Ungewissheit nicht länger. Sie durfte nicht tot sein. „Vater. Wartet<br />

auf mich am Moor!“ Damit hetzte er in Richtung Marktplatz davon. Sein Vater schrie hinter ihm<br />

her, dich Jockel ließ sich nicht aufhalten. „Der geht nicht verloren. Der ist zäh.“ Veit lachte<br />

meckernd und betastete vorsichtig die dunklen Krusten der Narben im Gesicht.<br />

Die beiden Flügel des Holztores lagen herausgerissen auf der Gasse. Mit stechendem Atem jagte<br />

Jockel an der Scheuen vorbei durch den Hof. Nur der Hauptteil des Wohnhauses brannte. Die<br />

ersten Flammen züngelten schon zum flachen Dach des Anbaus hinüber. <strong>In</strong> einem Satz sprang der<br />

Sohn des Weißgerbers über die zersplitterten Türbretter und erreichte den Eingang. Beißender<br />

Rauch erfüllte bereits die Küche. Jockel warf sich auf den Boden und tastete sich nach vorn. Seine<br />

Finger berührten einen Körper. Entsetzt kroch der Junge näher und wischte sich verzweifelt die<br />

tränenden Augen. Auf der Bodenklappe lagen die Erschlagenen Körper des Dorvogts und seiner<br />

Frau. „Katherina“, stöhnte Jockel. Der Husten erstickte ihn fast. „Katherina!“ Mit der Schulter<br />

stemmte der Junge die Toten zur Seite. <strong>Von</strong> Furcht gehetzt, packte er mit beiden Händen den<br />

eisernen Ring. Endlich bewegte sich die Falltür, schwang hoch und schlug zurückgeklappt auf die<br />

Leblosen Körper. „Katherina!“ Jockel beugte sich über den Dunklen Schacht. Verstärkt durch den<br />

Rauch, konnte er nichts erkennen. „Katherina?“ „Ja.“ Zaghaft antwortete die Stimme des<br />

Mädchens. <strong>In</strong> Jockel zersprang alle Angst. „Ich bin’s, Jockel. Komm. Die Soldaten sind weg. Es<br />

brennt!“ Ihre Hände streckten sich ihm aus dem Schacht entgegen. Jockel griff nach den Armen<br />

und zog das Mädchen die kurze Leiter herauf. Gebückt zerrte er sie hinter sich her zum hellen<br />

Ausgang. Im Hof stolperten sie, hielten sich aneinander fest – und husteten und keuchten, bis der<br />

Atem leichter ging. Um Katherinas Kopf war das Tuch fest gewickelt, das Gesicht rußgeschwärzt.<br />

Ihre Gestallt war mit Lumpen vermummt. Dankbar seufzte Jockel: Die Eltern hatten es noch<br />

geschafft, ihre Tochter zu verstecken. „Ich hab ihre Schreie gehört.“ Katherinas Augen blickten<br />

tränenleer. „Sie sind auf die Klapptür gefallen. Direkt über mir.“ Mit Wucht ergriff das Feuer den<br />

Anbau. Die Flammen platzten durch das Dach, loderten aus der Türöffnung. „Wir müssen weg,<br />

Katherina.“ Jockel starrte in ihr russschwarzes Gesicht. Katherina war gerettet. Er hatte sie<br />

gerettet! „Komm, bevor das Feuer alle Gassen versperrt. Am Moor treffen wir die anderen!“<br />

Jockel wollte noch viel mehr sagen, dich das Mädchen fasste Wortlos seine Hand und hielt sie<br />

fest. Das war genug! Zusammen verließen sie hastig den Hof.<br />

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Abschnitt 18<br />

Gedicht (selbst gedichtet)<br />

Nicht allein sein ist ein Anfang<br />

Nicht allein sein ist ein Anfang,<br />

Freunde haben noch viel mehr.<br />

Stehen an dem tiefen Steinhang,<br />

stehen bleiben, nicht verkehrt.<br />

Niemals aufgeben, die Hoffnung,<br />

niemals mehr alleine ruh’n.<br />

Wo immer auch man seien mag,<br />

in Gottes Namen Gutes tun.<br />

Vertrauen auf den Herrn,<br />

bete immer gern.<br />

Versuch das Unglück zu versteh’n,<br />

und im Leben weiter zu gehen’.<br />

Niemals lass ruh’n, die Hoffnung in dir,<br />

einer der wird immer da sein,<br />

ganz dicht bei dir und mir.<br />

Nicht allein sein ist ein Anfang,<br />

Einsamkeit das Ende hier.<br />

Tod heißt nicht, für immer sterben.<br />

Tod bedeutet noch viel mehr.<br />

Keine Schmerzen mehr auf Erden,<br />

in Gottes Reich hinüber geh’n.<br />

Die ganze Welt, mit allen Freunden,<br />

für immer und für Ewig seh’n.<br />

Nicht allein sein ist ein Anfang,<br />

never give you hope now up!<br />

God is with now and ever!<br />

Er schaut auf uns herab.<br />

Nicht alles Elend kann er richten,<br />

nicht jeden Menschen weiterleb’n.<br />

Doch eines kann er ganz, ganz sicher,<br />

dem Himmel hefen zu besteh’n.<br />

Nicht allein sein ist ein Anfang.<br />

Seite 21 von 31


Familien und Leute aus Eggebusch<br />

• Familie Hobe:<br />

Mathias (Vater, Küster, �)<br />

Elsa (Mutter, �)<br />

Tobias (14)<br />

Anne (13, �)<br />

• Veit<br />

• (Vater, Dorfvogt, �)<br />

(Mutter, �)<br />

Katharina<br />

• Familie Markat:<br />

Großmutter (ca. 90, �)<br />

Christoph (Vater, Weißgerber)<br />

Ursula (Mutter)<br />

Jockel (15)<br />

Maria (13)<br />

Valentin (10)<br />

Elisabeth (9)<br />

Leonhard (6)<br />

David (erstes Lebensjahr, �)<br />

• Friedrich (Vater, abgehauen)<br />

Martha (Mutter, �)<br />

(Tochter, 8, �)<br />

• Totengräber (�)<br />

Weibchen (sein Hund)<br />

• Familie Gehrmann:<br />

(Vater, abgehauen)<br />

(Mutter, abgehauen)<br />

<strong>In</strong>foquelle:<br />

Buch: <strong>In</strong> <strong>300</strong> <strong>Jahren</strong> <strong>vielleicht</strong>; www.tilmanroerig.de<br />

Seite 22 von 31


<strong>In</strong>formationen zu Autor: <strong>Tilman</strong> <strong>Röhrig</strong><br />

<strong>Tilman</strong> <strong>Röhrig</strong> wurde 1945 in Hennweiler/Hunsrück<br />

geboren. Er war das dritte von fünf Kindern einer<br />

evangelischen Pfarrersfamilie. Er besuchte die<br />

Staatliche Schauspielschule in Frankfurt und hatte<br />

Engagements in Frankfurt, Bonn, Hannover;<br />

außerdem war er sieben Jahre bei den Städtischen<br />

Bühnen Köln.<br />

Seit 1973 arbeitet er als freischaffender<br />

Schriftsteller, Film-, Funk- und Fernsehautor. Er<br />

schrieb zahlreiche Fernsehdrehbücher, z.B. für die<br />

Serien „Neues aus Uhlenbusch“, „Löwenzahn“ und<br />

„Schüler-Express“(ZDF), Spielfilmserien für den<br />

WDR und das ZDF. Als Referent ist er an Schulen,<br />

Volkshochschulen, Universitäten und anderen<br />

Bildungseinrichtungen tätig. Mit seinen Büchern begeistert er jugendliche und<br />

erwachsene Leser gleichermaßen; viele seiner Bücher wurden Bestseller. Seine<br />

Bücher wurden übersetzt ins Englische, Holländische, Spanische, Dänische,<br />

Schwedische, Finnische, Isländische, Japanische und Kroatische. Für sein<br />

literarisches Schaffen wurden ihm zahlreiche Auszeichnungen verliehen.<br />

<strong>Tilman</strong> <strong>Röhrig</strong> lebt in der Nähe von Köln.<br />

<strong>In</strong>foquelle:<br />

www.tilmanroehrig.de<br />

Seite 23 von 31


<strong>In</strong>formationen zum Thema:<br />

Dreißigjähriger Krieg<br />

1 EINLEITUNG<br />

Dreißigjähriger Krieg, eine Reihe von Kriegen zwischen 1618 und 1648, an denen die meisten<br />

Staaten Westeuropas beteiligt waren und die hauptsächlich auf deutschem Boden ausgetragen<br />

wurden. Zunächst ging es vor allem um grundlegende konfessionelle Gegensätze, hervorgerufen<br />

durch die Reformation. Diese konfessionellen Gegensätze zogen im weiteren Verlauf auch<br />

nichtdeutsche Anhänger der konkurrierenden protestantischen und katholischen Parteien in den<br />

Konflikt und führten zu einer Ausweitung des Krieges. Mit Fortschreiten des Krieges begannen<br />

andere als konfessionelle, nämlich machtpolitische Fragen Verlauf und Charakter des Krieges zu<br />

bestimmen: Zum einen ergaben sich unter den deutschen Fürsten dynastische Rivalitäten; zum<br />

anderen wurde der Krieg zu einer Auseinandersetzung zwischen einigen europäischen Mächten,<br />

besonders Schweden und Frankreich auf der einen und dem Haus Habsburg, das mit dem Reich<br />

über ein hervorragendes politisches <strong>In</strong>strument verfügte, auf der anderen Seite um die Hegemonie<br />

in Europa. Daneben spielten verfassungspolitische Fragen im Reich – die Auseinandersetzung<br />

zwischen Ständen und Krone um die Stellung der Monarchie im Reich – eine wichtige Rolle.<br />

Die konfessionellen Gegensätze, die sich schließlich im Dreißigjährigen Krieg entluden, waren<br />

bereits in dem halben Jahrhundert vor 1618 zu einem immer dringlicheren Problem geworden.<br />

Diese unsichere und unklare Situation resultierte zu einem großen Teil aus den Schwächen des<br />

Augsburger Religionsfriedens, der 1555 zwischen dem Kaiser und den protestantischen<br />

Reichsständen geschlossen worden war.<br />

Der Krieg, einer der verheerendsten in der europäischen Geschichte, wird in der Regel in vier<br />

Phasen eingeteilt: in den Böhmisch-Pfälzischen Krieg (1618-1625), den Dänisch-Niedersächsischen<br />

Krieg (1625-1629), den Schwedischen Krieg (1630-1635) und den Französisch-Schwedischen Krieg<br />

(1635-1648).<br />

2 DER BÖHMISCH-PFÄLZISCHE KRIEG<br />

Seite 24 von 31<br />

Keystone Pressedienst GmbH<br />

Merian: Prager Fenstersturz<br />

Am 23. Mai 1618 drangen böhmische<br />

Protestanten aus Empörung gegen die<br />

Rekatholisierungspolitik Ferdinands II. in<br />

die Prager Burg ein, ergriffen zwei<br />

katholische kaiserliche Räte und warfen<br />

sie aus dem Fenster hinaus in den<br />

Burggraben. Zeitgenössischer<br />

Kupferstich von Matthias Merian dem<br />

Älteren.


Die religiösen Spannungen im Reich hatten sich unter der Herrschaft Kaiser Rudolfs II. (1576-<br />

1612) und dessen Rekatholisierungsmaßnahmen bedeutend verschärft. <strong>In</strong> vielen Teilen<br />

Deutschlands wurden protestantische Kirchen zerstört, das Recht der Protestanten auf freie<br />

Religionsausübung wurde beschnitten, und die kaiserliche Seite nahm den Augsburger<br />

Religionsfrieden als Grundlage für die Gegenreformation. Mit der Bildung der Union (1608), einem<br />

Defensivbündnis protestantischer Fürsten und Städte im Reich, und der Liga (1609), einem<br />

vergleichbaren Zusammenschluss der Katholisch-Kaiserlichen, wurde der politische und<br />

konfessionelle Gegensatz zwischen den beiden Parteien verfestigt; eine friedliche Lösung des<br />

Konflikts schien kaum mehr möglich.<br />

Der Konflikt eskalierte in Böhmen. Rudolf II. hatte den böhmischen Protestanten, um sie zu<br />

beruhigen, 1609 im so genannten Majestätsbrief Religionsfreiheit garantiert. Ferdinand II., seit<br />

1617 König von Böhmen, leitete in Böhmen jedoch wieder gegenreformatorische Maßnahmen ein<br />

und verletzte damit den Majestätsbrief. Die entsprechenden Beschwerden eines protestantischen<br />

Landtags wies der König zurück und untersagte alle weiteren Zusammenkünfte der<br />

protestantischen Stände. Daraufhin beschlossen die protestantischen Stände in Böhmen die<br />

Ermordung zweier königlicher Beamte; am 23. Mai 1618 drangen die Prager Protestanten in die<br />

Prager Burg ein, ergriffen die beiden Beamten und warfen sie aus dem Fenster. Dieser so genannte<br />

Prager Fenstersturz markierte den Beginn des Böhmischen Aufstandes, der Auseinandersetzung<br />

zwischen böhmischen Ständen und dem Haus Habsburg, die dann in den reichs- und schließlich<br />

europaweiten Konflikt mündete.<br />

Unter der Führung des Grafen Heinrich Matthias von Thurn erzielten die protestantischen Truppen<br />

zahlreiche Anfangserfolge, und der Aufstand griff rasch auch auf andere Teile der habsburgischen<br />

Lande über. Anfang 1619 bedrohten Truppen der protestantischen Union sogar Wien, die<br />

habsburgische Hauptstadt. Am 22. August 1619 setzten die Böhmen, die bereits in der<br />

Konföderationsakte vom 31. Juli 1619 ihr Land zur freien Wahlmonarchie erklärt hatten, König<br />

Ferdinand ab und wählten am 26./27. August 1619 den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, den<br />

Führer der protestantischen Union, zu ihrem König („Winterkönig”). Ferdinand, seit August 1619<br />

Kaiser, wollte sich nicht mit seiner Absetzung als böhmischer König abfinden und ging in die<br />

Offensive. Er konnte sich u. a. auf ein großes, von Herzog Maximilian I. von Bayern zur Verfügung<br />

gestelltes Heer der Liga stützen, während die Böhmen auf umfangreichere Unterstützung<br />

verzichten mussten, da sich die Union vor allem auf französischen und englischen Druck hin von<br />

dem Konflikt fernhielt. Am 8. November 1620 schlug das Heer der katholischen Liga unter dem<br />

Feldherrn Johann Tserclaes von Tilly am Weißen Berg bei Prag die Böhmen vernichtend; Friedrich<br />

floh in die Niederlande. Nach ihrer Niederlage hatten die böhmischen Protestanten blutige<br />

Vergeltungsmaßnahmen zu erleiden: 27 Anführer des Aufstands wurden 1621 hingerichtet, das<br />

Land zum Teil mit Gewalt rekatholisiert und etwa die Hälfte des adligen Grundbesitzes enteignet;<br />

etwa 150 000 Protestanten mussten das Land verlassen, und 1627 wurde Böhmen mit der<br />

„Verneuerten Landesordnung” fest in die habsburgischen Erblande integriert. Friedrich bzw. einige<br />

seiner Verbündeten setzten den Kampf gegen Habsburg außerhalb Böhmens fort: Die Protestanten<br />

schlugen Tillys Heer im April 1622 bei Wiesloch, erlebten dann aber eine Reihe von Niederlagen<br />

(bei Wimpfen am 6. Mai 1622, bei Höchst am 20. Juni 1622 und bei Stadtlohn am 6. August 1623).<br />

Damit war der Sieg des Kaisers über die Protestanten vorerst gefestigt. Die Union löste sich<br />

weitgehend auf, und die pfälzische Kurwürde fiel 1623 an Herzog Maximilian I. von Bayern.<br />

Seite 25 von 31


3 DER DÄNISCH-NIEDERSÄCHSISCHE KRIEG<br />

<strong>In</strong> Norddeutschland leitete die Liga nach ihren Siegen Rekatholisierungsmaßnahmen ein. Als sich<br />

daraufhin die protestantischen norddeutschen Staaten an auswärtige Mächte um Hilfe wandten, es<br />

zugleich zu politischen Wechselwirkungen zwischen der konfessionellen Auseinandersetzung im<br />

Reich und dem Niederländischen Freiheitskampf kam, nahm der Krieg in seiner zweiten Phase<br />

internationale Dimensionen an. Gefördert wurde die Bereitschaft einiger europäischer Mächte, vor<br />

allem Englands und Frankreichs, aufseiten der Protestanten in den Krieg einzugreifen, durch deren<br />

zunehmendes Misstrauen gegen die wachsende Macht Habsburgs. Frankreich und England, die<br />

damals gegen das habsburgische Spanien verbündet waren, sahen auf Grund innenpolitischer<br />

Schwierigkeiten allerdings von einem sofortigen, direkten Eintritt in den Krieg ab. Christian IV.,<br />

König von Dänemark und Norwegen und zugleich Herzog von Holstein und Oberster des<br />

Niedersächsischen Reichskreises, kam dagegen den deutschen Protestanten zu Hilfe. Christians<br />

<strong>In</strong>tervention war nicht nur religiös motiviert; er wollte vor allem seine territorialen Ambitionen in<br />

Norddeutschland verwirklichen.<br />

Mit Unterstützung lutherischer und calvinistischer deutscher Fürsten mobilisierte Christian im<br />

Frühjahr 1625 ein umfangreiches Heer und marschierte in Sachsen ein, traf aber erst ein Jahr<br />

später auf nennenswerten Widerstand. <strong>In</strong>zwischen hatte Albrecht von Wallenstein aus eigenen<br />

Mitteln ein großes Söldnerheer aufgestellt, trat mit ihm in die Dienste Kaiser Ferdinands II. und<br />

wurde Generalissimus der kaiserlichen Truppen. Außer Wallensteins Heer stand dem Kaiser noch<br />

die Armee der katholischen Liga unter Tilly zur Verfügung. Wallenstein errang seinen ersten Sieg<br />

über die Protestanten am 25. April 1626 bei Dessau. Am 27. August 1626 schlug Tilly Christians<br />

Heer bei Lutter am Barenberge. Die vereinten kaiserlichen Heere überrannten daraufhin ganz<br />

Norddeutschland und plünderten zahlreiche Städte und Dörfer. Wallenstein verfolgte Christian auf<br />

dessen Rückzug 1627 bis Jütland, und am 22. Mai 1629 musste Christian im Frieden von Lübeck<br />

den territorialen Status quo akzeptieren, d. h. auf zahlreiche kleinere Gebiete in Deutschland<br />

verzichten; Dänemark schied damit aus dem Dreißigjährigen Krieg aus.<br />

Der überwältigende Sieg der Kaiserlichen bot die Grundlage für das Restitutionsedikt, das<br />

Ferdinand am 6. März 1629 erließ. Dieses Edikt ordnete die Rückführung der seit dem Augsburger<br />

Religionsfrieden säkularisierten, jetzt von Protestanten beanspruchten ehemals geistlichen<br />

Territorien zum Katholizismus an; außerdem gestattete es den katholischen Reichsständen, ihre<br />

Untertanen zu rekatholisieren. Die wachsende Macht des Kaisers, die in dem Edikt ihren Ausdruck<br />

fand, rief allerdings sowohl im Reich als auch im Ausland Opposition hervor: Im Reich setzten vor<br />

allem auch die katholischen Fürsten der absolutistischen, gegen die ständestaatliche Verfassung<br />

gerichteten Tendenz des Kaisertums Widerstand entgegen; sie zwangen den Kaiser 1630 zur<br />

Entlassung Wallensteins, einer der wichtigsten Stützen der kaiserlichen Macht, und zur<br />

Einbeziehung der Reichsstände in Fragen der Kriegsführung und der Außenpolitik.<br />

4 DER SCHWEDISCHE KRIEG<br />

Seite 26 von 31


Keystone Pressedienst GmbH<br />

Merian: Die Belagerung von Magdeburg<br />

Im Mai 1631, während des Dreißigjährigen Krieges, belagerten kaiserliche Truppen unter Tilly Magdeburg,<br />

das sich 1524 für den Protestantismus entschieden hatte, eroberten die Stadt und legten sie fast vollständig<br />

in Schutt und Asche. Zeitgenössischer Kupferstich von Matthäus Merian dem Älteren im Theatrum<br />

Europaeum.<br />

Ferdinands Erfolge in der zweiten Phase des Krieges verschärften die Gegnerschaft Frankreichs zu<br />

Habsburg; führender Kopf der Habsburggegner war der Kardinal und Staatsmann Richelieu, der<br />

leitende Ministers König Ludwigs XIII. von Frankreich. <strong>In</strong>nenpolitische Schwierigkeiten verboten<br />

Richelieu jedoch ein direktes Eingreifen im Reich; deshalb trat er in Kontakt mit König Gustav II.<br />

Adolf von Schweden. Als eifriger Lutheraner war Gustav Adolf von den norddeutschen Protestanten<br />

bereits um Hilfe gebeten worden. Aus diesem Grund und weil Frankreich seine Unterstützung<br />

zugesagt hatte, die 1631 in einem Subsidienvertrag konkrete Formen annehmen sollte, und vor<br />

allem, weil Schweden seine Hegemonie über das Ostseegebiet ausbauen wollte, trat Gustav Adolf<br />

in den Krieg ein. Am 4. Juli 1630 landete er auf der <strong>In</strong>sel Usedom. Pommern, Brandenburg und<br />

Sachsen schwankten, ob sie sich an dem schwedischen Unternehmen beteiligen sollten, und<br />

verzögerten so den Beginn des Feldzuges erheblich. Während Gustav auf der Stelle trat, belagerte<br />

Tilly die Stadt Magdeburg, die sich damals gerade gegen das Reich auflehnte. Am 20. Mai 1631<br />

nahmen die kaiserlichen Truppen die Stadt ein und plünderten sie.<br />

Heeresgeschichtliches Museum, Wien/Bridgeman Art Library,<br />

London/New York<br />

Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein<br />

Da der kaiserliche Feldherr Wallenstein (1583-1634) versucht<br />

hatte, durch geheime Friedensverhandlungen den<br />

Dreißigjährigen Krieg zu beenden, wurde ihm Hochverrat<br />

unterstellt. Am 25. Februar 1634 wurde er auf Befehl des<br />

Kaisers zusammen mit seinen Vertrauten ermordet.<br />

Im Sommer 1631 wurde Tilly mehrmals von den Schweden zurückgeschlagen. <strong>In</strong> der ersten<br />

Schlacht bei Breitenfeld in der Nähe von Leipzig am 17. September 1631 erhielt Gustav Adolf<br />

sächsische Unterstützung. Die Sachsen flohen allerdings beim ersten Angriff, was Gustav Adolf<br />

Seite 27 von 31


einahe den Sieg gekostet hätte. Er gruppierte schnell seine Truppen um und besiegte Tilly. Nach<br />

seinem Sieg bei Breitenfeld zog das schwedische Heer zum Überwintern nach Süddeutschland. Auf<br />

dem Frühjahrsfeldzug 1632 errangen die Schweden zahlreiche Siege: Am 14. April 1632 schlugen<br />

sie die Kaiserlichen bei Rain am Lech; Tilly wurde in dieser Schlacht tödlich verwundet; Augsburg<br />

und München wurden von den Schweden eingenommen. Als die Schweden dann sogar gegen Wien<br />

vorzurücken drohten, übertrug Ferdinand den Befehl über die kaiserlichen Truppen wieder<br />

Wallenstein und stattete ihn mit weit reichenden Vollmachten aus. Wallenstein stellte eilig ein<br />

neues Heer auf und marschierte im Herbst 1632 in Sachsen ein. Das schwedische Heer folgte ihm,<br />

griff am 16. November die kaiserlichen Truppen an und verschanzte sich dann bei Lützen. <strong>In</strong> der<br />

Schlacht am folgenden Tag fiel Gustav Adolf, das Treffen endete aber unentschieden. Herzog<br />

Bernhard von Sachsen-Weimar, Gustav Adolfs Nachfolger als Befehlshaber der schwedischprotestantischen<br />

Truppen, überrannte nach diesem Sieg Bayern. 1633 gelangen Wallenstein einige<br />

Schläge gegen schwedische Stützpunkte in Schlesien. Gegen Ende des Jahres 1633 begann<br />

Wallenstein, im kaiserlichen Heer für einen Frieden zu werben. Er nahm auch eigenmächtig<br />

Verhandlungen mit Sachsen und Schweden auf, woraufhin er von Ferdinand des Hochverrats<br />

verdächtigt, abgesetzt und geächtet wurde. Seine engsten Vertrauten ermordeten Wallenstein am<br />

25. Februar 1634 in Eger. Die kaiserlichen Truppen fügten Herzog Bernhard am 6. September 1634<br />

bei Nördlingen eine vernichtende Niederlage zu und vertrieben die Schweden aus Süddeutschland.<br />

Bestürzt über dieses Desaster zogen sich die Führer der protestantischen Koalition rasch aus dem<br />

Kampf zurück. Am 30. Mai 1635 schlossen Kaiser Ferdinand und Kurfürst Johann Georg I. von<br />

Sachsen den Frieden von Prag, dem sich in der Folge beinahe alle Reichsstände anschlossen. Der<br />

Friede von Prag bildete den formellen Abschluss der dritten Phase des Krieges; er räumte den<br />

Protestanten und Reichsständen gewisse Zugeständnisse ein und hob vor allem das<br />

Restitutionsedikt auf, außerdem sah er die Bildung eines Reichsheeres unter dem Oberbefehl des<br />

Kaisers vor sowie die Entfernung aller ausländischen Truppen aus dem Reich und die Auflösung<br />

aller Sonderbündnisse im Reich, z. B. der Liga. Der Versuch, mit diesem Vertrag einen dauerhaften<br />

Frieden im Reich zu etablieren, schlug jedoch fehl.<br />

5 DER FRANZÖSISCH-SCHWEDISCHE KRIEG<br />

Seite 28 von 31<br />

Gianni Dagli Orti/Corbis<br />

Der Herzog von Feria<br />

nimmt Breisach<br />

Dieses Gemälde aus dem<br />

Dreißigjährigen Krieg zeigt<br />

den Herzog von Feria bei<br />

der Einnahme von<br />

Breisach. Die geschönte<br />

Darstellung täuscht über<br />

die Schrecken und<br />

Grausamkeiten hinweg, die<br />

weite Teile Europas,<br />

insbesondere Deutschland<br />

zu erdulden hatten.


<strong>In</strong> seiner letzten Phase wurde der Krieg zum Kampf zwischen den Habsburgern und Frankreich, das<br />

immer noch unter der Führung Richelieus stand, um die Hegemonie in Europa. Fragen der Religion<br />

spielten keine wesentliche Rolle mehr in dieser vierten Phase, die im Mai 1635 mit der<br />

Kriegserklärung Frankreichs an Spanien, dem wichtigsten habsburgischen Land neben Österreich,<br />

eröffnet wurde; am 18. September folgte die französische Kriegserklärung an den Kaiser.<br />

Frankreich war u. a. wie bereits in der dritten Phase des Krieges mit Schweden verbündet sowie<br />

mit einigen protestantischen deutschen Fürsten, darunter Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar,<br />

und mit verschiedenen anderen Habsburggegnern (u. a. Holland, Parma, Savoyen).<br />

Der schwedische Feldherr Johan Banér schlug am 4. Oktober 1636 bei Wittstock die Kaiserlichen,<br />

und ebenfalls 1636 wurden spanische Truppen in Frankreich zurückgeschlagen. Die Stellung der<br />

Habsburger im Reich wurde noch weiter untergraben durch eine Niederlage, die ihnen Bernhard am<br />

2. März 1638 bei Rheinfelden bereitete. Nach diesen Rückschlägen mussten die kaiserlichen Heere<br />

einen Stützpunkt nach dem anderen aufgeben. Am 2. November 1642 schlug Banérs Nachfolger,<br />

der schwedische Feldherr Lennart Torstenson, die Kaiserlichen in der zweiten Schlacht bei<br />

Breitenfeld und am 6. März 1645 bei Jankau in Bömen. Im Westen waren die Franzosen unter den<br />

Feldherrn Vicomte de Turenne und Louis II., Prinz von Condé ebenfalls erfolgreich. Der Prinz von<br />

Condé besiegte am 18. Mai 1643 bei Rocroi (Frankreich) ein spanisches Heer; am 24. November<br />

1643 erlitten die Franzosen unter Turenne bei Tuttlingen allerdings eine schwere Niederlage gegen<br />

die Bayern. Die vereinten Heere Condés und Turennes bereiteten im August 1644 einem<br />

bayerischen Heer bei Freiburg im Breisgau eine verheerende Niederlage. Am 3. August 1645<br />

schlugen die Franzosen ein österreichisch-bayerisches Heer bei Nördlingen.<br />

Vertreter des Reiches und der antihabsburgischen Koalition begannen 1645 in Münster und<br />

Osnabrück mit Friedensgesprächen, aber die Verhandlungen zogen sich ergebnislos in die Länge.<br />

Am 14. März 1647 schloss Maximilian I. von Bayern mit Schweden und Frankreich den<br />

Waffenstillstand von Ulm.<br />

Trotz dieser und anderer Rückschläge führte Kaiser Ferdinand III. den Krieg fort. Noch bis zum<br />

Ende des Jahres 1647 gab es vereinzelte Kämpfe im Reich, den Niederlanden, Italien und Spanien.<br />

Im Herbst 1647 trat Maximilian I. an der Seite des Kaisers wieder in den Krieg ein. Ein<br />

österreichisch-bayerisches Heer wurde im Mai 1648 besiegt. Diese Niederlage sowie die Belagerung<br />

Prags durch die Schweden, die Belagerung Münchens durch Schweden und Franzosen und ein<br />

bedeutender französischer Sieg bei Lens (Frankreich) am 20. August zwangen Ferdinand, der sich<br />

außerdem noch mit einem drohenden Angriff auf Wien konfrontiert sah, den Friedensbedingungen<br />

der Sieger zuzustimmen.<br />

6 DER WESTFÄLISCHE FRIEDE<br />

Seite 29 von 31


Der Westfälische Friede, der am 24. Oktober 1648 in Münster und Osnabrück zwischen Kaiser bzw.<br />

Reich und Frankreich und Schweden sowie ihren jeweiligen Verbündeten geschlossen wurde, hatte<br />

tief greifende Wirkung sowohl auf die Verfassung des Reiches, als auch auf die Mächtekonstellation<br />

in Europa. Der Westfälische Friede schränkte die kaiserliche Macht zugunsten der Reichsstände ein<br />

und schrieb die Zersplitterung des Reiches in praktisch souveräne Einzelstaaten fest, wodurch das<br />

Reich als Ganzes bis zu seinem Ende 1806 ein Machtvakuum blieb. Daneben anerkannte der<br />

westfälische Frieden völkerrechtlich die staatliche Unabhängigkeit der Generalstaaten und der<br />

Schweiz und bereitete Frankreichs Aufstieg zur Hegemonialmacht in Europa vor. Das Ende des<br />

Dreißigjährigen Krieges bedeutete auch das Ende der Religionskriege in Europa und den Beginn<br />

einer überkonfessionellen, der Staatsraison verpflichteten Politik.<br />

Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Krieges waren gewaltig und das Reich<br />

Hauptleidtragender des Krieges. Man schätzt heute, dass die Bevölkerung im Reich infolge des<br />

Reiches insgesamt um gut ein Drittel zurückging. Ländliche Gebiete hatten dabei deutlich mehr als<br />

die befestigten Städte zu leiden. Außer in Hafenstädten wie Hamburg und Bremen kam es im<br />

ganzen Reich zu einem Niedergang der Wirtschaft; der Wiederaufbau erforderte und beförderte<br />

zugleich <strong>In</strong>strumente staatliche Lenkung, wodurch die Entwicklung absolutistischer Staatswesen in<br />

Deutschland – wie z. B. im Brandenburg des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm – beschleunigt<br />

wurde.<br />

<strong>In</strong>foquelle:<br />

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vorbehalten.<br />

Seite 30 von 31<br />

dpa Deutsche Presse-Agentur<br />

GmbH<br />

Westfälischer Friede<br />

Die Gesandten von Kaiser bzw.<br />

Reich auf der einen sowie von<br />

Frankreich und seinen Verbündeten<br />

auf der anderen Seite handeln 1648<br />

im Rathaussaal zu Münster den<br />

Westfälischen Frieden zur<br />

Beendigung des Dreißigjährigen<br />

Krieges aus. Kupferstich nach<br />

einem Gemälde von Gerard<br />

Terbroch.


Meine eigene Meinung zum Buch:<br />

Es ist ziemlich brutal und heftig. Doch nachdem ich mich über den Dreißigjährigen Krieg<br />

informiert habe, glaube ich, dass dieses Buch noch harmlos ist im Vergleich zu dem was<br />

damals noch alles passiert. Ich würde es jedoch erst ab vierzehn empfehlen. Auf keinen Fall<br />

Kindern unter zwölf lesen lassen. Doch ich frag mich auch wie sich der Autor sich das alles<br />

ausdenken konnte. Das Dorf Eggebusch gibt es nicht. So lässt sich nichts nachweisen, doch<br />

da es am Ende verbrennt ist das ja auch kein Wunder. Das Buch vermittelt einen richtigen<br />

einfühlsamen Einblick in das Leiden das die Leute mitmachen mussten. Ich großen und<br />

ganzen ist es schon gut geschrieben.<br />

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