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Kuffner Moritz Edler von

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<strong>Kuffner</strong> <strong>Moritz</strong> <strong>Edler</strong> <strong>von</strong><br />

* Wien, 30. Jänner 1854<br />

† Zürich, Schweiz, 5. März 1939<br />

174<br />

Blick zurück ins Universum<br />

<strong>Moritz</strong> <strong>Kuffner</strong> wurde am 30. Jänner 1854 als Sohn<br />

des Ottakringer Brauereibesitzers Ignaz <strong>von</strong> <strong>Kuffner</strong> in<br />

Wien geboren und war jüdischer Abstammung. Ignaz<br />

<strong>Kuffner</strong> war 1869 bis 1882 Bürgermeister <strong>von</strong> Ottakring<br />

und erhielt in Anerkennung seiner Verdienste um das<br />

Brauwesen und auf Grund seines humanitären Wirkens das<br />

Adelsprädikat <strong>Edler</strong> <strong>von</strong> <strong>Kuffner</strong>. Nach Absolvierung seiner<br />

Schulausbildung studierte der junge <strong>Moritz</strong> <strong>von</strong> 1869 bis<br />

1873 Technische Chemie an der Technischen Hochschule<br />

in Wien und trat dann in das väterliche Unternehmen ein. Nach dem Tod<br />

seines Vaters 1882 erbte er die Brauerei in Wien-Ottakring, die noch heute zu<br />

den traditionellen Bierbrauereien Österreichs zählt. <strong>Kuffner</strong> war ein vielseitig<br />

interessierter, intellektueller Mann. Über seinen Beruf hinaus befasste er sich<br />

mit philosophischen Studien, mit früher englischer und französischer Literatur<br />

sowie mit Nationalökonomie. Außerdem besaß er eine bedeutende Sammlung<br />

<strong>von</strong> Gravierungen und Holzschnitten <strong>von</strong> Albrecht Dürer. Sein 1893 errichtetes<br />

Stadtpalais gegenüber der Brauerei galt als Zentrum der politischen und<br />

intellektuellen Oberschicht Wiens. Seine ganz große Leidenschaft aber war die<br />

Astronomie. Daher ließ er auf Initiative <strong>von</strong> Norbert Herz in den Jahren 1884 bis<br />

1886 nach den Plänen <strong>von</strong> Franz Ritter <strong>von</strong> Neumann jun. am Wilhelminenberg<br />

auf eigene Kosten die bedeutendste österreichische Privatsternwarte errichten.<br />

Die <strong>Kuffner</strong>-Sternwarte war mit den bestmöglichen Instrumenten ausgestattet,<br />

darunter ein zehnzölliger Refraktor, ein achtzölliges Heliometer, das größte<br />

jemals gebaute Instrument dieser Art in der Österreichisch-Ungarischen<br />

Monarchie, ein fünfzölliger Meridiankreis, ein Vertikalkreis, Präzisionsuhren<br />

und etliche andere Hilfsinstrumente. Weiters war die Sternwarte mit einer<br />

gut bestückten Bibliothek ausgestattet. Ohne selbst wissenschaftlich tätig<br />

zu sein, sorgte <strong>Kuffner</strong> durch Anstellung mehrerer Berufsastronomen für ein<br />

wissenschaftlich hoch qualifiziertes astronomisches Zentrum, das mit der Wiener<br />

Universitätssternwarte konkurrieren konnte und aus dem zahlreiche später<br />

bedeutende österreichische Astronomen hervorgingen. Er übernahm auch die<br />

finanziellen Kosten für die Drucklegung der in seiner Sternwarte entstandenen<br />

Publikationen. Als Folge des Ersten Weltkriegs musste die Sternwarte <strong>von</strong> 1916<br />

bis 1928 geschlossen werden. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise überließ <strong>Kuffner</strong><br />

1928 seine Sternwarte zu Forschungszwecken der Österreichischen Akademie<br />

der Wissenschaften. 1933 trat die Akademie aber frühzeitig <strong>von</strong> ihrem auf 15


Die Geschichte der österreichischen Astronomie in Biografien<br />

Jahre abgeschlossenen Vertrag zurück und die Sternwarte fiel wieder in <strong>Kuffner</strong>s<br />

Obhut. Im Zuge der politischen Entwicklungen des Jahres 1938 verkaufte<br />

<strong>Kuffner</strong> in aller Eile sein Unternehmen, um einer Konfiszierung seines Betriebs<br />

zu entgehen und emigrierte mit den beiden noch lebenden Söhnen über die<br />

Tschechoslowakische Republik nach Zürich. Von 1900 bis 1919 war <strong>Kuffner</strong><br />

Vorstandsmitglied der Israelitischen Kultusgemeinde. Ebenso war er Mitglied<br />

des Industriellenklubs, der Gesellschaft der Musikfreunde, des Österreichischen<br />

Automobilklubs sowie Präsident der Diószeger Zucker- und Spiritusfabriks A.G.<br />

und Direktionsmitglied der Steinbrucker Bierbrauerei in Budapest. <strong>Kuffner</strong> galt<br />

als passionierter Bergsteiger und zählte zu den bedeutendsten Bergsteigern des<br />

ausgehenden 20. Jahrhunderts. Seine Sternwarte wird heute vom Verein „Freunde<br />

der <strong>Kuffner</strong>-Sternwarte“ gemeinsam mit der Volkshochschule Wien-Ottakring<br />

betrieben.<br />

Werkauswahl: Aufsätze in den Publikationen des Österreichischen<br />

Alpenvereins, 1884–1889.<br />

Literaturauswahl: Neue Züricher Zeitung, 5. Februar 2003; Czeike; Jb. der<br />

Wr. Ges.; Naturforscher II, S. 35; ÖBL (mit Werkverzeichnis); Vierteljahrsschrift<br />

der Astronomischen Gesellschaft 28, 1892, S. 240 ff.; 1909, S. 289; H. May,<br />

Breitensee in alter und neuer Zeit, 1933, S. 80; Wer ist‘s?, 1912; W. W. Weiss,<br />

Die <strong>Kuffner</strong>-Sternwarte, 1985; W. Kleindel, Das große Buch der Österreicher.<br />

Namen, Daten, Fakten, 1987; G. Gaugusch, Die Familie <strong>Kuffner</strong>, in: Adler-<br />

Zeitschrift für Genealogie und Heraldik 20, (XXXIV.) Band, 1999–2000, S.<br />

243 ff.; P. Habison, Die Geschichte der <strong>Kuffner</strong>-Sternwarte im kultur- und<br />

astronomiehistorischen Umfeld des 19. und 20. Jahrhunderts, Diss. Univ.<br />

Wien, 2001; Archiv der <strong>Kuffner</strong>-Sternwarte; Israelitische Kultusgemeinde Wien;<br />

Technische Universität Wien; Internetausgabe, 14. Mai 2009.<br />

φ φ φ<br />

Lebzelter Thomas<br />

* Melk, 27. Juli 1970<br />

lebt derzeit in Maria Enzersdorf bei Wien<br />

Thomas Lebzelter wurde am 27. Juli 1970 im niederösterreichischen Melk<br />

geboren, übersiedelte aber gleich nach der Geburt mit seiner Familie nach Ma.<br />

Enzersdorf. Nach der Matura am Gymnasium des Kollegiums Kalksburg in<br />

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