Dezember 2010/Januar 2011 - Ev. Kirchengemeinde in Frankfurt ...

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2 EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser, gerade in diesen Tagen ging das Kirchenjahr zu Ende, mit dem 1. Advent beginnt das neue. In einem Monat wechselt das Kalenderjahr. Es ist einerseits die Jahreszeit, in der wir zurückblicken, in der wir uns zu Erntedank an die guten Gaben des vergangenen Jahres erinnern und am Ewigkeitssonntag der Toten gedenken. Ein Beispiel ist auch unsere Vikarin Lea Winkel, die nun ihre Ausbildung hinter sich lässt und zu neuen Tätigkeiten schreitet. So blicken auch wir alle voraus. Was wird das neue Jahr uns bringen, so fragen wir teils mit Sorgen, teils in froher Erwartung. Wir hoffen, wir wünschen, wir planen. Beobachtungen und Gedanken zum Thema „Wünschen und Hoffen“ finden Sie auf den Seiten 10 und 11, dazu einige Planungen der Gemeinde für die erste Hälfte 2011. Bereits an dieser Stelle wünschen wir Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser: Abschied Beinahe zwanzig Jahre ist es her, dass Lean Winkel frisch konfirmiert mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester von Hamburg nach Seckbach umzog. Da ihre Mutter aus Finnland stammt, wuchs Lea Winkel zweisprachig auf. Nach dem Abitur an der Riedschule entschloss sie sich zunächst, Krankenschwester zu werden, und machte ihre Ausbildung im Diakonissenhaus im Holzhausenviertel. Die Arbeit auf der Intensivstation und damit verbunden die Konfrontation mit Leiden und Sterben häufig auch junger Menschen, gab ihr viele Fragen auf. Lea Winkel entschloss sich, nach dem Krankenschwesterexamen Theologie zu studieren. Studiert hat sie in Frankfurt, Kiel und Mainz. Das Vikariat begann sie zunächst mit drei Monaten im Schuldienst an der Merianschule. Dort unterrichtete sie neben Religion auch Mathematik, Deutsch, Sachkunde und Kunst. In der Gemeinde in Bornheim lagen die Schwerpunkte in ihrem Vikariat, neben den allgemeinen Aufgaben einer Pfarrerin, in der Arbeit mit Senioren und in der Arbeit mit Kindern, vor allem in der Johannis-Kita fröhliche Weihnachten und ein gesegnetes Neues Jahr, und im Spatzenchor. Ein Highlight war für sie das Krippenspiel und der Weihnachtsgottesdienst im letzten Jahr und die Zusammenarbeit mit Timo Rinke und dem Spatzenchor. Lea Winkel verabschiedet sich von Römer 12, 21 Ihre Redaktion. Abschiedsgottesdienst für Vikarin Lea Winkel Sonntag, 5. Dezember 2010, 10 Uhr in der Johanniskirche der Gemeinde im Gottesdienst am 5. Dezember. Sie wird als nächstes ein Spezialvikariat im Frauengefängnis in Preungesheim absolvieren und sieht ihren künftigen Arbeitsschwerpunkt im Bereich der Seelsorge. Philipp Müller Jahreslosung 2011 Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. Titelbild: Freiburger Münster, 13. Jahrhundert
Das Tor Advent heißt „Ankunft“. Im Kirchenjahr ist damit die Ankunft des Sohnes Gottes, Jesus Christus, auf der Erde gemeint. Mit dem 1. Advent beginnt das Neue Kirchenjahr, also in bewusster Verschiebung zum weltlichen Neujahrsbeginn am 1. Januar. Der erste Zielpunkt, auf den hin das neue Kirchenjahr orientiert ist, ist der 24. Dezember, der Heilige Abend, die Geburt des Gottessohnes. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, warum das Kirchenjahr denn nicht gleich mit der Geburt Christi beginnt. Warum bedarf es des Vorlaufs von vier Adventssonntagen? Klar, heute lässt sich diese Zeit sinnvoll nutzen mit dem Einkaufen der Geschenke, den Besorgungen für das Fest und dem Backen der Plätzchen. Das sind aber erst relativ neue und moderne Erscheinungen. Die Rhythmik des Kirchenjahres ist anderthalb Jahrtausende älter. Der Sinn ist, dass die Menschen eine Vorbereitungszeit für die Ankunft des Gottessohnes auf der Erde benötigen. DR. DIETRICH NEUHAUS Dekan im Bezirk Mitte-Ost Für so ein Ereignis muss man sich „präparieren“! Die erste Vorbereitung besteht darin, auf sich und sein Leben zu blicken in selbstkritischer Absicht. Diesen Vorgang nennt man im Christentum „Buße“. Die liturgische Farbe der Adventszeit ist darum die gleiche wie zur Passionszeit, Violett: Farbe der Buße, Farbe des Fastens. Das steht heute eigentlich in krassem Gegensatz zum verstärkten Genuss von Spekulatius, Marzipankartoffeln und den wunderbaren Dominosteinen, auf die ich mich das ganze Jahr freue. In der Adventszeit geht es aber eher um das Nachdenken über den eigenen Standort: Wo stehe ich eigentlich in Bezug auf die Ankunft Gottes? Wenn Er denn wirklich käme, wo und wie träfe er mich an? Beim Nachdenken über den eigenen Standort kann besonders der 3. Adventssonntaghelfen. Das ist der Sonntag Johannes des Täufers. Er war Bußprediger, der die Menschen seiner Zeit aufrütteln wollte, und er wirkte zur gleichen Zeit wie Jesus. Jesus wurde durch ihn im Jordan getauft. Johannes wollte mit seiner Taufe zur Abwaschung der Sünden die Menschen seiner Zeit auf die baldige Ankunft des Messias vorbereiten. Als er vom Wirken Jesu hört, schickt er ihm einen Boten mit der Frage: „Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Das ist die eigentlich adventliche Frage. Es ist freilich eine skeptische Frage, die den Advent gleichsam in Frage stellt. Aus dem gleichzeitigen historischen Wirken Johannis und Jesu hat die Rhythmik des Kirchenjahres ein heilsgeschichtliches Nacheinander gemacht. Johannes gilt als der letzte Prophet des Alten Bundes, der mit langem ausgestrecktem Zeigefinger auf den ankommenden Messias Jesus hinweist. Er steht genau an der Schwelle, aber eigentlich noch draußen vor dem Tor. Die Zeit des Neuen Bundes Gottes mit den Menschen beginnt mit der Geburt des Erlösers. Damit wird das Tor durchschritten. Die rechte Vorbereitung besteht also darin, mit dem Täufer den Raum drau- GEISTLICHES WORT 3 ßen vor dem Tor auszumessen, Fragen zu stellen, eine Standortbestimmung für sich vorzunehmen. Natürlich legt man dabei einen Weg zurück. Man läuft los in völliger Finsternis, dann sieht man ein Licht, dann zwei ... das Tor bekommt langsam Konturen. Dann läuft man an Johannes vorbei, dann schreitet man durch das Tor des 24. Dezember und ist überwältigt von der Lichterpracht. Kann man auch draußen vor dem Tor bleiben? Klar, man kann. Nur wird man dann die Antwort auf die skeptische adventliche Frage des Johannes nicht hören. Könnte es sein, dass Spekulatius, Marzipankartoffeln und Dominosteine nur eine kleine List sind, um die Menschen draußen vor dem Tor durch das Tor zu locken und sie ein wenig auf den Geschmack zu bringen? Dekan Dr. Neuhaus
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