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WB - 1969.pdf - Institut für Hochfrequenztechnik

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INSTITUT FÜR HOCHFREQUENZTECHNIK Aachen, Ende Januar 1970Prof. Dr.-Ing. H. DöringTechnische Hochschule AachenLiebe ehemalige Mitarbeiter!Liebe Freunde des <strong>Institut</strong>es für <strong>Hochfrequenztechnik</strong>!Wie in den vergangenen Jahren, möchte ich mich mit diesen Zeilen beiIhnen für Ihre vielen Grüße bedanken, die gerade um die Weihnachtszeitwieder besonders zahlreich eintrafen und über die ich mich mit meinenMitarbeitern immer wieder freue. Und etwas Freude kann man in dieser fürdie Hochschule so unerfreulichen Zeit brauchen.Damit bin ich schon beim ersten Teil meines Berichtes angelangt, beiunserer Alma Mater Aquensis, über die alljährlich in den gleichnamigenBänden offiziell berichtet wird. Auch an der Technischen HochschuleAachen wird jetzt unter dem Deckmantel einer "Demokratisierung derHochschule“ von einer studentischen Minderheit, die sich aus Revoluzzern,Schwätzern, sicher aber auch aus intelligenten Idealisten zusammensetzt,Terror ausgeübt. Dies ist nicht zuletzt deshalb möglich, weil dieüberwiegende Mehrheit unserer Studenten politisch uninteressiert ist unddiese kleine Gruppe nicht abwählt. Von einer echten Hochschulreform istdabei gar nicht mehr die Rede, nur von Drittelparität, neuerdings sogarvon Viertelparität (!) in den akademischen Gremien, sowie von derÖffentlichkeit der Sitzungen. Letzterer wird gewünscht, damit dieFunktionäre in den akademischen Gremien von ihren Drahtziehern besserkontrolliert werden können. Wohin dies führt, zeigen Dauer und Verlaufder öffentlichen Senats- und Fakultätssitzungen.Der Verfassungsausschuß der Hochschule, der sich aus Vertretern derverschiedensten Gruppen zusammensetzt, hat einen Neuentwurf derVerfassung ausgearbeitet, in dem die Paritäten und die Öffentlichkeitverankert werden sollen; der Rektor wollte kürzlich über ihn im Rohbauvom Großen Rat zur "Meinungsbildung" nach mehrstündiger Diskussionabstimmen lassen, was aber durch den Auszug des Lehrkörpers aus derSitzung, der sich gegen die übereilte Vorlage eines unfertigen Entwurfesausgesprochen hatte, verhindert wurde.Daneben plant die Landesregierung ein Hochschulgesetz, in dem derDrittelproporz implizit verankert ist. In diesem Entwurf sehen wir, diewir uns für Forschung und Lehre nicht nur verantwortlich fühlen, sondernfür die wir vom Gesetzgeber auch verpflichtet sind, eine Gefährdung desNiveaus der Ausbildung. Auf diese Tatsache kann nicht deutlich genughingewiesen werden. Gefährdet sehen wir auch die Freiheit und auch dieQualität der Forschung, wenn manchen in der Forschung nochunqualifizierten Gruppen, die darüber hinaus nur vorübergehend an derHochschule tätig sind, Entscheidungsbefugnisse in Geld- und Personalangelegenheiten,aber auch über die Gebiete der Forschung eingeräumt werdensollen. Insgesamt ein äußerst unerfreulicher Zustand; man kann nurhoffen, daß der Brei nicht so heiß gegessen wird, wie er im Momentgekocht wird.In der Fakultät für Elektrotechnik meldeten sich erstmals über 650Anfänger für das l. Semester an, dazu kamen 150 Studenten, die das ersteJahr wiederholen müssen, d.h., wir haben in Aachen über 800 Studenten im1. Semester. Diese große Zahl ist eine Folge davon, daß fast alle anderenTechnischen Hochschulen des Bundesgebietes einen Numerus clausus für


Elektrotechnik eingeführt haben, so daß an diesen Hochschulen insgesamtnur 1400 Studenten im 1. Semester zugelassen wurden. Wir können diesenStoß, der sich in erster Linie bei den Praktika auswirken wird, nur durchNotmaßnahmen auffangen, die zwar geplant sind, für die aber noch keinezusätzlichen Gelder genehmigt sind. Wir werden daher für das nächste Jahreinen Numerus clausus einführen müssen (zum ersten Mal bei derElektrotechnik in Aachen!), damit sich die Verhältnisse bei derAusbildung wieder konsolidieren können. Meines Erachtens können wir beidem derzeitigen Personalstand gerade 400 Mann pro Jahrgang ohne Einbußean Niveau ausbilden, aber nicht mehr. Die Landesregierung hat uns, um denNumerus clausus zu verhindern, aus dem Notprogramm zwei zusätzlicheOrdinariate versprochen, allerdings fast ohne zusätzliches Personal -einen Tropfen auf den heißen Stein. Da die Lehrstühle der ProfessorenAschoff, Denzel und Wijn bisher noch nicht besetzt werden konnten, dasich ferner Professor Janovsky zum 1.4.1970 emeritieren läßt und wir fürdas Jahr 1970 bereits zwei Ordinariate zugesagt bekamen, haben wir in dernächsten Zeit insgesamt acht Ordinariate zu besetzen. Die uns durch denGesetzgeber vorgeschriebene Ausschreibung offener Ordinariate hattebisher keinen nennenswerten Erfolg gebracht und die Aufstellung derBerufungslisten eher verzögert.Unser Dekan, Professor Tafel, der sich sehr für eine fruchtbare Arbeit inder Fakultät eingesetzt hat, erlitt vor Weinnachten einenNervenzusammenbruch, nicht zuletzt als Folge der ungeheuren zeitlichenBelastung und der unerquicklichen Zustände an der Hochschule. Er erholtsich nur langsam in einem Sanatorium in der Eifel und wird sich für dienächste Zeit von der Arbeit in der akademischen Selbstverwaltung ganzzurückziehen müssen. Da außerdem der Prodekan für das Sommersemester einForschungssemester durchführt, müssen noch in diesem Semester Dekan undWahlsenator der Fakultät neu gewählt werden. Im Übrigen ist die Fakultätfür Elektrotechnik bisher noch nicht in Fachbereiche "zerschlagen “ worden,wir bemühen uns, die Einheit der Fakultät und damit der Elektrotechnik solange wie möglich aufrecht zu erhalten. Wie seit 4 Jahren, war auch dieFakultät für Elektrotechnik vom Standpunkt der Studentenzahl die stärksteFakultät an der Technischen Hochschule Aachen.Nach diesem, diesmal etwas ausführlicheren Bericht über Hochschule undFakultät wende ich mich dem <strong>Institut</strong> für <strong>Hochfrequenztechnik</strong> zu. Leidermuß ich als erstes berichten, daß mein langjähriger, getreuer Assistent,Dr. Ing. Karl Fischer, am 5.1.1970, nach langem Krankenlager, seinemschweren Leiden erlegen ist. Was das <strong>Institut</strong> an ihm verloren hat, werdenmanche von Ihnen ahnen, wir merken es fast täglich, wie sehr uns dieserhochbegabte, prächtige Mensch fehlt.Als erfreulich – heute garnicht mehr so selbstverständlich - istfestzustellen, daß die Arbeit im <strong>Institut</strong>, abgesehen von zwei Störungenuntergeordneter Bedeutung (in einer Übung und in einer Wahlvorlesung amEnde des Sommersemesters während eines nicht bis auf den Königshügelvorgedrungenen Studentenstreiks) ohne jede Beeinträchtigung verlief. Nachzweisemestriger Vorlesungstätigkeit als Privatdozent, hat meinausgezeichneter und erfahrener Oberingenieur Dr.Ing. Hans Brand einen Rufauf das Ordinariat für <strong>Hochfrequenztechnik</strong> der Universität Erlangenerhalten und mit Wirkung vom 1.10.1970 auch angenommen. Einerseits freueich mich über diesen vierten aus dem <strong>Institut</strong> hervorgegangenenOrdinarius, andererseits ist auch sein Ausscheiden aus dem <strong>Institut</strong> eingroßer Verlust, denn seiner Initiative sind viele wertvolle Anregungenund Arbeitsgebiete zu verdanken. Aber dieser Weg war vorauszusehen und


ich kann auf diesem Wege dem Kollegen Brand nur nochmals eine weiterhinerfolgreiche Zukunft wünschen. Sein Buch: "Grundlagen und Aufbau einerallgemeinen Schaltungslehre linearer Mikrowellennetze" wird in Kürze imHirzel-Verlag erscheinen.Ausgeschieden sind ferner aus dem <strong>Institut</strong> Dr. Hill und Dr. Wencker, diebeiden Bearbeiter des Laser-Modulationssystems in X-Band, sie gingen indie Industrie. Als Assistent wurde neu eingestellt Dipl. Ing. NorbertKnoppik und als wissenschaftlicher Mitarbeiter Dipl.Ing. Dieter Förnges.Der Werkstatt steht weiterhin mit viel Initiative Meister Dorscheid vor,im Sekretariat ist an Stelle von Frau Boston seit dem 15.10. Frau Holstgetreten. Sie hat sich schon sehr gut eingearbeitet. 5 neueInventarschilder hat 1969 der <strong>Institut</strong>sstorch erhalten. Der<strong>Institut</strong>sausflug ging diesmal ins geheizte Schwimmbad nach Gemünd. Alsbesonderes Ereignis ist noch die Hochzeit von Herrn Fünfzig zu vermelden.Folgende Doktoranden bestanden im Zeitraum eines Monats - es war wie eineansteckende Krankheit – ihre mündlichen Doktorprüfungen:Born, Alfred:Fahrbach, Kurt:Ziermann, Arnold:Ein Nachrichtensystem mittels infraroterStrahlungEin Beitrag zur Blutgeschwindigkeitsmessungunter Anwendung des DopplereffektesZur Berechnung der Ausgangsleistung einesRubinlasersRamakrishnan, Chinnaswamy: Untersuchungen an Mikrowellenferriten im X-BandIm Berichtsjahr wurden wieder zahlreiche Arbeiten von<strong>Institut</strong>smitarbeitern veröffentlicht:DÖRING, H.Das <strong>Institut</strong> für <strong>Hochfrequenztechnik</strong> der Rheinsch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen.Mitteilungsblatt 37 der Arbeitsgemeinschaft fürForschung, Januar 1969WOLFF, I.Grundlagen und Anwendung der Maxwellschen Theorie,Teil I. BI Hochschulskripten 818/818a, Jan.1969HOLTZ, E.Abhängigkeit der Laserstrahlrichtung von derResonatoreinstellung und vom Ankopplungssystem.A.E.Ü. 23 (1969). 270 – 271WOLFF, I.Electromagnetic Resonaces of a Free Ferrite Sphere.Electronics Letters, 5 (1969), 104 - 106HILL, B.; WENCKER, G. Elektrooptische Resonanzmodulation imMikrowellenbereich. NTZ, 22 (1969), 309 – 316WOLFF, I.Felder in gyrotropen Mikrowellenstrukturen.(Dargestellt am Beispiel eines koaxialen,ferritgefüllten Resonators).Frequenz, 23 (1969),172 – 180HILL, B.Die Temperaturverteilung in kreiszylindrischenMikrowellenresonatoren mit Quasi–E 0lq –Schwingungstypen. A.E.Ü. 23 (1969), 455 – 460WENCKER, G.Rekursionsformeln und Entwicklung der


Strukturfunktionen Gaußscher Strahlen. A.E.Ü. 23(1969), 521 – 523WOLFF, I.Die elektromagnetischen Eigenschwingungen eineroffenen Ferritkugel. A.E.Ü. 23 (1969), 561 – 569HOLTZ, E.Elektronisches Verfahren zur Erfassung der Lage vonLaserstrahlen. Int. Elektronische Rundschau, 23(1969), 279 - 283HOLTZ, E.Ein Indikator zur Erfassung der Lagekoordinateneines Laserstrahls. Messtechnik, (1969), 263 – 266HILL, B.Strahltransformationsgesetze undStrahltransformationsmatrizen für GaußscheStrahlen, A.E.Ü. 23 (1969), 588 – 592ERMERT, H.Über die Anwendung quasioptischer Resonatoren zurMessung der Materialparameter vonMikrowellenferriten im Millimeterwellenbereich,A.E.Ü. 23 (1969), 631 – 632Von den Mitarbeitern des <strong>Institut</strong>es wurden 5 Vorträge auf Fachtagungengehalten, einer davon auf der Europäischen Mikrowellenkonferenz im Herbstin London, bei der ich im Fachgebiet Mikrowellenfilter dieDiskussionsleitung hatte. Daneben fanden wieder zahlreicheVortragsveranstaltungen im Rahmen des eigenen <strong>Institut</strong>sseminars statt,die zum größeren Teil von Herren aus der Industrie bestritten wurden.Aus dem Ausland hatten wir für längere Zeit Gäste:Herr Thomas B. Carlsson B.S. von der University of Tennessee,Tullahoma/USA, arbeitete für ein knappes Jahr auf dem Gebiet derLasertechnik und lernte daneben deutsches Leben und Bier kennen.Herr Prof. Dr. Sc. Ing. Frantisek Kouril von der Universität Brünnbesuchte uns für 3 Monate und hielt Vorlesungen über seine Arbeiten aufdem Gebiet der Parametrischen Verstärker. Herr Subrahmanyam M.E. vomIndian <strong>Institut</strong>e of Technology Madras arbeitete sich in das Gebiet derStreifenleitungstechnik ein und entwickelte verschiedene X-Band-Richtkoppler in dieser Technik.Die Arbeitsgebiete des <strong>Institut</strong>es für <strong>Hochfrequenztechnik</strong> haben sichgegenüber den früheren Jahren nicht verändert:Lasertechnik,das Verhalten von vormagnetisierten Ferritenim Mikrowellenfeld,Untersuchung an Mikrowellenhalbleitern,Rauschuntersuchungen,Bauelementen in Streifenleitungstechnik sowiedie zugehörigen Hilfstechniken.Von mir selbst gibt es noch zu berichten, dass ich Mitte vergangenenJahres zum Vizepräsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft gewähltwurde und dort außerdem noch ingenieurwissenschaftliche Gebiete in den


Sonderforschungsbereichen und im Ausschuss für Angewandte Forschung zuvertreten haben, eine Arbeit, die viel mehr Zeit als vorherzusehen warerfordert. Diese Arbeit ist aber erfreulich, weil sie wirksam ist undweil nicht unnötige Zeit verschwätzt wird. Anderseits hält dieseTätigkeit doch sehr von der Arbeit im <strong>Institut</strong> ab, daher kommt dieserBrief diesmal so spät!Ich hoffe, Ihnen durch diesen Brief einen gewissen Einblick in dieSituation an der Hochschule gegeben zu haben und freue mich immer wieder,wenn Sie den Kontakt mit meinem <strong>Institut</strong> aufrechterhalten.Mit allen guten Wünschen und herzlichen Grüßen bin ichIhrDöring(Prof. Dr. Ing. H. Döring)

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