herunterladen - Metropolregion Rhein-Neckar
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Festivalregion <strong>Rhein</strong>-<strong>Neckar</strong> · 2/2008<br />
DiE fEStivAlS – Enjoy jAzz<br />
Es gibt in Deutschland kein zweites<br />
Festival, das mit einer derart<br />
gespenstischen seismografischen<br />
Sicherheit und stilistischen Breite<br />
Trends und Traditionen kombiniert<br />
und verbindet. Wenn die zeitgenössische<br />
Musik ein Festival wäre,<br />
wäre sie vermutlich Enjoy Jazz.<br />
JAzzpoDiUm<br />
2001<br />
charles lloyd Quartet<br />
ende der 60er Jahre gehörte<br />
Charles Lloyd mit seinem Quartett<br />
zu den superstars des Jazz.<br />
nachdem er in den 70ern in<br />
einer new-Age-induzierten Versenkung<br />
verschwunden war,<br />
holte ihn michel petrucciani in<br />
den 80ern zurück ins rampenlicht.<br />
Anfang des Jahrtausends<br />
legte er zwei heraus ragende<br />
Alben vor und präsentierte sich<br />
bei enjoy Jazz in Höchstform.<br />
2002<br />
abdullah ibrahim trio<br />
Für alle, die am 8. november<br />
im Heidelberger Karlstorbahnhof<br />
dabei waren, gehört das<br />
Konzert des südafrikanischen<br />
pianisten zu den magischen<br />
momenten in der an magie<br />
nicht armen Geschichte von<br />
enjoy Jazz. Wie entfesselt und<br />
gleichzeitig traumwandlerisch<br />
sicher spielte das trio<br />
auf – und kam ein Jahr später<br />
zu einer dreistündigen zugabe<br />
in die Heidelberger Heiliggeistkirche.<br />
Auftritt von Ornette Coleman im Jahr 2005 ist da nur ein<br />
Beispiel von vielen. Ob Charlie Haden, Jan Garbarek, Archie<br />
Shepp, McCoy Tyner oder Bill Frisell – sie alle haben<br />
in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen ihre Spuren<br />
hinterlassen. Und diese Liste ließe sich beliebig verlängern.<br />
Jenseits der etablierten Größen ist Enjoy Jazz aber auch<br />
ein Festival der Entdeckungen, ein Festival, das die Grenzen<br />
des Genres auslotet (und gelegentlich auch überschreitet)<br />
und das zeigt, wo es künftig langgehen könnte mit dem<br />
Jazz. „Jazz ist von seiner Geschichte her eine unglaublich<br />
offene Musikform“, sagt Rainer Kern. „Von Anfang an war<br />
es unser Ziel, diese Offenheit abzubilden.“ Und so ist es<br />
kein Zufall, dass regelmäßig und schon frühzeitig Leute<br />
wie Nils Petter Molvaer, Erik Truffaz, Esbjörn Svensson<br />
oder Medeski, Martin & Wood zu sehen waren, die an der<br />
Renovierung des Jazz beteiligt waren und mitgeholfen haben,<br />
ihn aus seiner selbstgewählten Abschottung in den<br />
80er und 90er Jahren herauszuholen.<br />
Zudem ist das Programm zuverlässig mit Grenzgängern<br />
garniert. Namen wie Thievery Corporation, Living Colour<br />
oder Jon Spencer sorgen bei beinharten Jazzpuristen<br />
vermutlich für gerümpfte Nasen. „Wir wollen auch über<br />
den Tellerrand hinausschauen“, betont Kern. „Denn es sind<br />
genau diese Einflüsse, die im heutigen Jazz verarbeitet werden<br />
und die ihn letztlich jung halten.“<br />
Dieses offene Konzept funktioniert. Enjoy Jazz steht für<br />
Qualität – beim Publikum und bei den Musikern. Und so<br />
gehören heute große Namen ebenso wie heiß gehandelte<br />
Newcomer zum Standardrepertoire. Umgekehrt kann Kern<br />
auch sicher sein, dass die Besucher kommen, wenn er Unbekanntes<br />
und Experimentelles präsentiert. Enjoy Jazz hat<br />
damit das erreicht, was für ein Festival überlebenswichtig<br />
ist: Es ist zur Marke geworden. Und deshalb ist auch nach<br />
2008 noch lange nicht Schluss …<br />
2003<br />
pharoah sanders<br />
ruhig war es lange zeit um<br />
saxofon-Legende pharoah<br />
sanders, ehe er sich mitte<br />
der 90er Jahre mit zwei von<br />
bill Laswell produzierten Alben<br />
zurückmeldete. bei enjoy<br />
Jazz spielte er 2002 und<br />
2003, wobei vor allem das<br />
soundmäßig dezentere, dafür<br />
musikalisch umso intensivere<br />
Acoustic Quartet den<br />
besuchern noch heute in<br />
den ohren klingen dürfte.<br />
2004<br />
medeski, martin & wood<br />
zur „end of the World party<br />
(Just in Case)“ lud das Us-trio<br />
im oktober 2004. mit ihrem<br />
unglaublich dichten, new-<br />
York-City-gestählten sound<br />
gehören die drei zu den<br />
Grenzgängern, die dem Jazz<br />
eine radikale Verjüngungs-<br />
kur verpassten und ihn auch<br />
bei aufgeschlossenen rock-<br />
Jüngern szenefähig machten.<br />
Die idee hinter enjoy Jazz in<br />
reinform!<br />
Enjoy Jazz zeigt, dass es doch noch möglich ist,<br />
auch in Deutschland ein informiertes und<br />
strahlendes Jazzfestival zu veranstalten.<br />
Die tAGeszeitUnG (tAz)<br />
Nicht Jazz und Umfang, sondern vor allem<br />
Brillanz, die wie gewohnt über die Genregrenzen<br />
hinweg leuchtete, wussten über 20.000 Besucher<br />
zu schätzen. Den Jazz, dieses unbändige Wesen,<br />
so über Grenzen zu heben, ist großartig.<br />
JAzztHetiK