Risikofeld V: Die Angst vor demUmgang mit KrankheitenIch habe sehr oft mit <strong>in</strong>teressanten, jungen, erfolgreichen Menschen zu tun, welchehoch motiviert <strong>und</strong> mobil im <strong>Beruf</strong> stehen, vieles kennen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>iges gesehen haben.Aber wenn es e<strong>in</strong>en Punkt gibt, an dem viele Menschen irritiert reagieren, ist es, wennAngehörige, besonders Eltern, pflegebedürftig werden. Immer mehr erfolgreicheMenschen geraten an die Grenzen der Belastbarkeit, wenn e<strong>in</strong> Angehörigerpflegebedürftig wird. Es ist wichtig, sich mit den Ausmaßen von Krankheitause<strong>in</strong>anderzusetzen, sie zu erkennen. Auch für Führungskräfte ist wichtig, zuerfahren, wenn e<strong>in</strong> Mitarbeiter <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Umfeld von Krankheit betroffen ist.Psychische Herausforderung kommen schleichend daher, s<strong>in</strong>d sehr viel komplexer,sehr viel schwieriger zu heilen, ziehen sich oft über Jahre <strong>und</strong> übertragen sich auf denPartner im Unterschied zu e<strong>in</strong>em körperlichen Gebrechen wie etwa e<strong>in</strong>emgebrochenen Be<strong>in</strong>.Im folgenden möchte ich e<strong>in</strong> paar der Krankheitsbilder beschreiben, die e<strong>in</strong>en großenE<strong>in</strong>fluss auf das gesamte Umfeld des Betroffenen darstellen <strong>und</strong> nicht nur denPatienten vor große Herausforderungen stellen. Oft ist die erste Reaktion e<strong>in</strong>eVerdrängung. E<strong>in</strong>e Bewusstmachung über Funktionsweise <strong>und</strong> Auswirkungen e<strong>in</strong>erKrankheit ist aber e<strong>in</strong> wichtiger Schritt. Nur so können die Rahmenbed<strong>in</strong>gen angepasstwerden, Ängste <strong>und</strong> Bedürfnisse erkannt <strong>und</strong> Verbesserungen gestaltet werden.Wie spannend es se<strong>in</strong> kann, sich mit dem Alter zu beschäftigen, erkennt man erst,wenn man sich von Vorurteilen frei gemacht hat. So erstrecken sich die Angebote imWirkungsfeld von Hirnleistungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g am PC, über rhythmischebewegungstherapeutische Methoden, bis h<strong>in</strong> zur Biografiearbeit <strong>und</strong> demneurologisch, orthopädischen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g.Die Zielsetzungen gehen weit über das Erhalten h<strong>in</strong>aus, h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Verbesserung dermotorischen Fähigkeiten <strong>und</strong> der Förderung kognitiver Fähigkeiten, denn auch imAlter kann man nimmer noch dazu lernen <strong>und</strong> sich neuen Herausforderungen stellen.Die <strong>psychische</strong> Stabilisierung tritt deutlicher <strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong>, nicht nur bei denAngehörigen, sondern auch bei den Fre<strong>und</strong>en. Diese sehen sich zeitweise täglich mitdem Tod konfrontiert, wenn alte Klassenkameraden oder Fre<strong>und</strong>e aus dem Lebenscheiden. Auch im hohen Alter stellt dies e<strong>in</strong>e enorme Belastung für die Psyche dar.E<strong>in</strong> wichtiges Mittel um den Bereich <strong>und</strong> Menschen zu stabilisieren, ist dabei dieMöglichkeiten durch offene Kommunikation im E<strong>in</strong>zel- aber auch imGruppengespräch. Dies alles <strong>und</strong> noch viel mehr dient letztendlich nur dem e<strong>in</strong>en Ziel:Für den Menschen e<strong>in</strong> Stück Lebensqualität zu ermöglichen <strong>und</strong> die Selbstständigkeitso lang es geht zu erhalten.32
Die DepressionFrau Bucher leidet unter e<strong>in</strong>er Depression <strong>und</strong> tut sich sehr schwer an kle<strong>in</strong>enEntscheidungen <strong>in</strong> ihrem Alltag. Soll ich heute den roten oder den blauen Pulloveranziehen? Was koche ich heute zum Mittagessen? Was muss ich alles <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Taschepacken, wenn ich heute zum Arzt gehe?Frau Bucher fällt auf, wie viele kle<strong>in</strong>e Entscheidungen sie <strong>in</strong> ges<strong>und</strong>em Zustand fällt,ohne dass sie diese bewusst wahrnimmt.Momentan wird ihre Entscheidungsfähigkeit überschattet von ihrer Selbstunsicherheit.Bei kle<strong>in</strong>en Tätigkeiten fühlt sie sich unsicher, ob sie die Durchführung bewältigenkann. Bei der Auswahl, welchen Weg sie wählen soll, ersche<strong>in</strong>t jede Lösung negativ.Am Beispiel des Kochens könnte das so aussehen:Für Gemüse muss ich zu lange rüsten, Fleisch gel<strong>in</strong>gt mir nicht gut <strong>und</strong> ausserdem istes zu teuer, Teigwaren blähen me<strong>in</strong>en Bauch…Da jede Idee negativ bewertet wird, derAntrieb fehlt <strong>und</strong> die Selbstunsicherheit gross ist, beg<strong>in</strong>nt Frau Bucher schon gar nichtmit kochen, sondern ernährt sich von dem was sie noch im Kühlschrank hat. Da sieke<strong>in</strong>e Entscheidung getroffen hat, was sie kochen könnte, ist auch das E<strong>in</strong>kaufenschwierig <strong>und</strong> wird erst gemacht, wenn der Leidensdruck vom Hunger zu gross wird.Für Frau Bucher ist es wichtig, dass sie Unterstützung von aussen bekommt, um dieEntscheidung <strong>und</strong> Durchführung zu bewältigen. Die Therapeut<strong>in</strong> bietetStrukturierungshilfe oder E<strong>in</strong>grenzung der Möglichkeiten auf beispielsweise zweie<strong>in</strong>fache Menüs <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>facht somit die Entscheidung. Alle Schritte, welche fürFrau Bucher e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis darstellen werden von der Therapeut<strong>in</strong> erstmals begleitetoder vorbesprochen. Mit der Wiederholung e<strong>in</strong>er Aktivität wird Frau Bucher immermehr Selbständigkeit übergeben. Sich handelnd erleben <strong>und</strong> die Erfahrung, dass ich esja trotzdem kann, wenn auch verlangsamt, gibt Selbstsicherheit zurück. Für FrauBucher ist es entlastend zu hören, dass das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Depression normal ist <strong>und</strong> diesauch hirnbiologisch erklärbar ist. Wichtig ist auch zu sehen, dass die kle<strong>in</strong>enEntscheidungen nicht so relevant s<strong>in</strong>d. Ob ich nun den roten oder blauen Pullovertrage ist nicht entscheidend, wichtig ist dass ich e<strong>in</strong>en trage. Wichtig ist, dass FrauBucher e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>en Schritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Richtung macht <strong>und</strong> nicht am Ort stehen bleibt,weil alles so schwierig aussieht. E<strong>in</strong>e Möglichkeit zur Vere<strong>in</strong>fachung der Auswahl istauch, dass man sich z.B. am Alphabet orientiert oder nach e<strong>in</strong>em Kriterium wie z.B.das Billigere orientiert.Als Depression bezeichnet man e<strong>in</strong>e <strong>psychische</strong> Erkrankung, die mit e<strong>in</strong>erandauernden Niedergeschlagenheit e<strong>in</strong>hergeht. Die Depression zählt zu den affektivenStörungen. Die typische Symptomatik bei Depression zeigt sich durch e<strong>in</strong>eAntriebshemmung <strong>und</strong> die Unmöglichkeit Freude zu zeigen <strong>und</strong> zu empf<strong>in</strong>den,zeitweise durch e<strong>in</strong>e motorische Unruhe <strong>und</strong> <strong>in</strong> machen Fällen durch Schlafstörung.Oftmals geht die Depression mit Problemen im Selbstwertgefühl <strong>und</strong> demSelbstbewusstse<strong>in</strong> übere<strong>in</strong>. So bangen viele depressive Patienten über dasdurchschnittliche Maß h<strong>in</strong>aus um ihre Zukunft <strong>und</strong> haben zeitweise auch ungewohnte33
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