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Japan Hoso

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PositurkanarienRassebeschreibungen der in Deutschlandanerkannten PositurkanarienrassenText und Fotos von Thomas Müller, Langerwehe und Uwe Feiter, Baesweiler Teil 16Figurenkanarien – glatte Rassen16. Der <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong>... fernöstliches Flair aus dem Reichder aufgehenden Sonne.HistorieBeim <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> (wörtlich: „der japanische schmaleKanarienvogel“; die Bezeichnung „<strong>Hoso</strong>“ kommt von demjapanischen Adjektiv „hosoi“ = schmal) handelt es sich umeine von zwei Positurkanarienrassen, deren Entstehungaußerhalb Europas, nämlich in <strong>Japan</strong>, erfolgte. Daher machtes Sinn, sich einmal genauer mit der Geschichte der Kanarienzuchtin <strong>Japan</strong> zu beschäftigen.Die ersten Positurkanarienvögel kamen vermutlich imKaiserjahr Meiji 15 (= 1882) nach <strong>Japan</strong>. Sie werden als gewöhnlicheLandkanarien mit gefiederten Hauben beschrieben.Ob es sich hierbei um die in dieser Zeit auf denBritischen Inseln beliebten Rassen Crested oder Lancashire,oder sogar um die Vorfahren der heutigen Deutschen Haubehandelte, ist leider nicht bekannt.Es ist belegt, dass ein Tokioter Vogelhändler namens BunjirôYAMADA im April 1892 von einem ausländischen Matrosen,dessen Schiff im Hafen von Nagasaki lag, für 75 Yen pro PaarKanarien kaufte, die dieser an Bord seines Schiffes gezüchtethatte. Es muss sich um sehr große Kanarien gehandelthaben, denn sie werden im Originaltext als „Großkanarien“bezeichnet, die etwa „dreimal so groß wie gewöhnlicheKanarienvögel“ beschrieben werden. Es liegt daher dieVermutung nahe, dass es sich bei diesen Vögeln um „Lancashire“gehandelt haben könnte. Bunjirô YAMADA päppeltedie wegen der Bedingungen an Bord geschwächten Vögelauf, züchtet mit ihnen und verkaufte die Nachzuchten aninteressierte Vogelliebhaber auf dem japanischen Festland.Später kreuzte er sie dann mit gewöhnlichen Landkanarien,was dazu führte, dass die Nachzuchten von Jahr zu Jahr kleinerwurden – anscheinend dasselbe Phänomen, wie es interessanterweisewohl auch in England zur selben Zeit auftrat.Auch gelangten in dieser Zeit im Hafen von YokohamaKanarien nach <strong>Japan</strong>, die als „<strong>Hoso</strong>“ (= „Schmale“) und„Ô-<strong>Hoso</strong>“ (= „Große Schmale“) bezeichnet wurden. DesWeiteren wurden Exemplare mit der Rassebezeichnung„Scotland“ eingeführt – ob damit dieselben Vögel gemeintwaren wie die „<strong>Hoso</strong>“ oder die „Ô-<strong>Hoso</strong>“, ist unklar. Es wirdweiter berichtet, dass die „<strong>Hoso</strong>“ von einem Herrn namensHyôe IMAMURA und die „Ô-<strong>Hoso</strong>“ von einem Herrnnamens Unosuke NAKAMURA gekauft wurden. Letztererverkaufte einige Exemplare der „Ô-<strong>Hoso</strong>“ an den Sumo-Ringer Kata KIYOMI, der sie mit einem Kanarienhahn mitHaubenfedern kreuzte. Die daraus entstandene Kreuzungnannte der Sumo-Ringer „Verbesserte <strong>Hoso</strong>“, die sich rechtschnell großer Beliebtheit erfreut haben sollen. Ob dies dieSchautraining in einer japanischen Züchterstube. Die Anordnung des Zweisprungsim Trainingskäfig ist extrem weit auseinander. Hierdurch wird der Vogel deutlichruhiger als bei engerer Anordnung der Sitzstangen.„HOSEI“ Nakumura in seiner Zuchtkammer,Tokyo 1964284Der Vogelfreund 7/2011


PositurkanarienPreisrichter bei der Bewertung der <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> bei einerSpezialschau für japanische Positurrassen in Tokio. Die Sitzstangenanordnungwurde geändert und ist heute mit derStandardsitzstangenanordnung in unserem Kuppelkäfig vergleichbar.direkten Vorfahren des „<strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong>“ von heute waren, istungewiss - fest steht nur, dass hier zum ersten Mal in <strong>Japan</strong>der Name „<strong>Hoso</strong>“ in Verbindung mit Kanarien auftaucht.Maßgeblich verantwortlich für die heutige Popularität des<strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> ist der wohl größte Förderer dieser Rasse, KenzoNAKAMURA. Er gründete in Tokio eigens einen Spezialclub,der sich ausschließlich mit den japanischen KanarienrassenMakige und <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> beschäftigte. In diesemZusammenhang ist es erwähnenswert, dass die Züchter in<strong>Japan</strong> keine eigene Verbandsnummer wie bei uns in Europahaben. Vielmehr identifizieren sie sich über eigens angelegte„Züchternamen“, wie im Falle des Tokioter Kenzo NAKA-MURA, der sich mit Züchternamen „HOSEI“ nennt.In Europa ist der <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> seit Ende der fünfziger Jahrebzw. seit Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts zufinden. So malte der bekannte Vogelmaler Hermann Heinzelbereits 1963 einen gelb intensiven <strong>Hoso</strong> bei der NationalCage Bird Show in London. Seit Mitte der 1960er Jahregelangten vereinzelt die ersten Exemplare auf das europäischeFestland. Zu nennen sind hier vor allem einige original<strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> in einer Sendung Kanarienvögel, die über denAntwerpener Flughafen nach Belgien gerieten und dem belgischenZollbeamten Lode Tielens sofort auffielen . Erstwusste er gar nicht so recht, ob es sich bei diesen Vögelnüberhaupt um Rassekanarien handelte – sie ähnelten etwaszu klein geratenen Scotch-Kanarien. Allerdings wecktendiese „Miniatur-Scotch“ schnell das Interesse einiger belgischerZüchter und man entschloss sich, mit den ersten wenigenTieren einen Zuchtstamm aufzubauen. Namentlich zunennen ist hier insbesondere Emil Werry, der wegen seinerZuchterfolge Deurne, einen kleinen Vorort von Antwerpen,in den 1970er Jahren zu einer wahren Pilgerstätte für <strong>Japan</strong>-<strong>Hoso</strong>-Züchter machte. So waren es dann auch die belgischenZüchter, die den <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> letztendlich 1976 erfolgreich zurAnerkennung durch die COM führten. Auch Ludwig Schulteaus Rhede kaufte seinen ersten <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> aus TielensSendung und brachte den <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> nach Deutschland.Seine Jungvögel verpaarte er dann mit Zukäufen aus WerrysEin siegreicher HOSO im Schaukäfig mit Zweisprung. DieBewertungskarte zeigt die textliche Beschreibung desSchauvogels anhand der Standardbeschreibung – Punkte werdennicht vergeben. Der Siegerkäfig wird mit einer Schärpehervorgehoben (aus „Kanarienfreund 12/1994“ – „Der <strong>Hoso</strong> istein Standvogel“ von Klaus Speicher).Zuchtstamm und es gelang ihm, die ersten typechtenExemplare in Deutschland zu präsentieren.Zeichnung <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> in London (Hermann Heinzel)Der Vogelfreund 7/2011 285


PositurkanarienDer Kansai-Raum, der Kanto-Raum sowie Niigata sind dieHochburgen der <strong>Hoso</strong>-Zucht in <strong>Japan</strong>, Fläche <strong>Japan</strong>s: 377.835km 2 , Bevölkerung <strong>Japan</strong>s: 128.056.026 (Stand: 2010)Ein „Roter <strong>Hoso</strong>“ aus dem Mutterland <strong>Japan</strong> – der Vogel istdeutlich größer als der <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> in unseren Zuchtstuben.HerkunftDer <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> ist im viertgrößten Inselstaat der Welt, derparlamentarischen Monarchie <strong>Japan</strong>, beheimatet. <strong>Japan</strong>besteht im Wesentlichen aus einer Inselkette, die sich entlangder Ostküste Asiens erstreckt. Die vier Hauptinselnsind Hokkaido im Norden, die zentrale und größte InselHonshu sowie Shikoku und Kyushu im Süden. Dazu kommen6.848 kleinere Inseln, die sich vor allem in der Seto-Inlandsee und als Ryukyu-Inseln konzentrieren. DieHauptstadt <strong>Japan</strong>s ist Tokio. Mit über 120 MillionenEinwohnern liegt <strong>Japan</strong> an Platz zehn der bevölkerungsreichstenLänder der Erde.Der Landesname setzt sich aus den Zeichen „ni“ mit derBedeutung „Tag“ oder „Sonne“ und dem Zeichen „hon“ mitder Bedeutung „Ursprung“, „Wurzel“ oder „Beginn“ zusammen.Daher ist <strong>Japan</strong> auch als das „Land der aufgehendenSonne“ bekannt. Der zusammengesetzte Begriff kannsowohl „Nippon“ als auch „Nihon“ ausgesprochen werden.Während „Nippon“ eher in der formalen Sprache, auf japanischemGeld und Briefmarken sowie bei internationalenVeranstaltungen verwendet wird, kommt in der Alltags- undUmgangssprache „Nihon“ häufiger vor.Heute gibt es in <strong>Japan</strong> eigenständige Zuchtrichtungen des<strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> im Kansai-Raum, im Kantô-Raum (= Gebietsbezeichnungenwie etwa „Ruhrgebiet“ in Deutschland:Kansai bezeichnet den Großraum um die Stadt Kyoto, Kantôden um Tokio) sowie in der Stadt Niigata. Diese eigenständigenZüchtungen, „Eigentlicher bzw. Ur-<strong>Hoso</strong>“, „Roter <strong>Hoso</strong>“und „Weißer <strong>Hoso</strong>“, unterscheiden sich in Nuancen imGefieder und in der Form, respektive durch einen kürzerenHals. Alle drei Rasseausprägungen im Heimatland sindwesentlich größer als unsere europäischen <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong>s. Siewerden im <strong>Japan</strong>ischen Positurkanarienbund, zu dem sich dieverschiedenen japanischen Zuchtvereine zusammengeschlossenhaben, allesamt unter der Bezeichnung „<strong>Japan</strong><strong>Hoso</strong>“ zusammengefasst.Der nach Europa ausgeführte Typ des <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> entsprichtder Züchtung aus dem Kantô-Raum.286Der Vogelfreund 7/2011


PositurkanarienSchnellübersicht: Rassemerkmale des <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong>Beschreibung und Merkmale der RasseBeim <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> handelt es sich um die kleinste Rasse in derGruppe der glattbefiederten Figurenkanarien. Er sollte nichtgrößer als maximal 11,5 cm sein. Der <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> ist in allenKanarienfarben, einschließlich der Schecken, zugelassen.Ein besonderes Rassemerkmal des <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> ist die rassetypische,gebogene Sichelhaltung, die der Vogel inArbeitshaltung einnimmt. Hierbei werden der zierliche,ovale und leicht abgeflachte Kopf und der lange, schmale Halsnach vorne gestreckt. Der schmale und gering eingekerbteSchwanz wird nur leicht unter die Sitzstange gezogen. DieBeine sind leicht angewinkelt, die befiederten Schenkel sindsichtbar. Kopf, Hals, Nacken, Rücken, Flügel und Schwanzzeichnen hierbei die Silhouette eines Sichel-Mondes mit perfekterRundung. Alles in allem erinnert die Arbeitshaltungdes <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> an die Arbeitshaltung der Scotch-Fancy-Kanarien, allerdings ist der <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> ein sogenannter„Standvogel“. Er springt also nicht wie sein „großer“Verwandter von Stange zu Stange, sondern nimmt dieArbeitshaltung, wie auch der Münchener und der BossuBelge, in statischem Verharren ein. Diese Arbeitshaltungkann, wegen des notwendigen Kraftaufwandes, auch bei dieserRasse nur zeitweise eingenommen werden.Beim <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> handelt es sich um einen schlanken Vogel.Die Schultern und der Rücken sind schmal und mit harmonischerRundung in die Arbeitshaltung eingepasst. Die flacheBrust trägt wesentlich zur Gesamtwirkung der Arbeitshaltungbei.BewertungspositionenForm – 25 PunkteEs handelt sich um einen kleinen, schlanken Vogel mit flacherBrust. Die Flügel liegen am Körper an. Die Beine zeigen befiederteSchenkel. *Beim <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> handelt es sich um eine sehr zierliche, grazileKanarienrasse mit flacher Brust. Daher ist besonderesAugenmerk auf die Fütterung während der Schauvorbereitungzu legen. Zu nahrhafte Fütterung führt zu Fettpolsternim Brustbereich. Hierdurch wird die Form desVogels sichtlich negativ beeinträchtigt. Auch eine zu wuchtigausgeprägte Rückenlinie stört die Ausgeglichenheit derForm nachteilig. Durch die geringe Körpergröße kann der<strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> seine Flügel nicht gänzlich in die gerundeteHarmonie der Körperform einpassen. Daher ist der „<strong>Hoso</strong>-Keil“, der sich als sichtbarer Freiraum zwischen den Flügelendender am Körper anliegenden Flügel und der Schwanzwurzelergibt, für diese zarten Positurkanarien rassetypisch– sollte allerdings auch nicht zu deutlich ausgeprägt sein. Der<strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> hat kleine, zierliche Beine. Die befiedertenSchenkel sind gut sichtbar.Haltung – 20 PunkteIn Arbeitshaltung zeigt sich der Vogel in Form einer Sichel. Siewird erreicht durch einen nach vorne gestreckten Kopf undeinen leicht unter die Sitzstange gezogenen Schwanz, dabei sinddie Beine leicht angewinkelt.** DKB/AZ-Farben- und Positurkanarienstandard (Ausgabe 2010)Der Vogelfreund 7/2011 287


Positurkanarien<strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> gescheckt schwarz weiß dominant<strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> gescheckt schwarz gelb intensiv. Kein guterRassevertreter: Die Rundung im Schulter und Halsbereich istnicht sonderlich harmonisch. Auch kreuzt der Vogel die Flügelrecht stark. Die Beine wirken deutlich zu lang. Die Kopfformist zu eckig, der Schnabel zu klobig.Die Arbeitshaltung des <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> und des Scotch ähnelnsich sehr. Bei beiden wird in der Bewertungsposition„Haltung“ die Silhouette eines Sichelmondes verlangt.Dennoch unterscheidet sich die Arbeitshaltung dieserRassen in Nuancen, die unbedingt angesprochen werdenmüssen. Zum einen ist der <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> ein Standvogel. Dieswill zum Ausdruck bringen, dass die Arbeitshaltung, andersals beim Scotch, durch Verharren eingenommen wird. DerScotch hingegen springt von Stange zu Stange und nimmtimmer wieder kurzzeitig die geforderte Arbeitshaltung in denBewegungspausen ein. Zum anderen zieht der <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong>den Schwanz nur leicht an die Sitzstange bzw. zur Sitzstangehin, wogegen der Scotch den Schwanz sehr deutlich unter dieSitzstange zieht.Die nur leicht angewinkelten Beine unterstützen dieGesamtharmoniederArbeitshaltung. Sie werden niemals ganz durchgedrückt.Größe – 20 PunkteDer <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> ist nicht größer als 11,5 cm.*Mit nur 11,5 cm Körperlänge ist der <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> der kleinsteVertreter der glattbefiederten Figurenkanarienrassen. Auchhierdurch unterscheidet er sich deutlich vom mindestens 5,5cm größeren Scotch. Allerdings unterscheiden sich unsere„europäischen“ <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong>s in dieser Bewertungspositionauch deutlich von den Vertretern aus dem Ursprungsland. Sofindet man im Standard des Ursprungslands keineGrößenangabe für den <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong>. Der <strong>Japan</strong>ischePositurkanarienbund gibt die Größe des <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> mit ca.15 cm an. Bei uns erfolgt Punktabzug bei Vögeln, die größersind als die geforderten 11,5 cm.Schultern und Rücken – 15 PunkteDie Schultern und der Rücken sind schmal und gut gerundet.Zwischen den Schultern ist keine Vertiefung sichtbar.*Bei dieser Bewertungsposition wird das Augenmerk auf dieAusformung der Schulter- und Rückenpartie gelegt. Diesesind harmonisch gerundet und passen sich so in dieHarmonie der gesamten Körperform ein. Eine Vertiefung* DKB/AZ-Farben- und Positurkanarienstandard (Ausgabe 2010)288Der Vogelfreund 7/2011


Positurkanarien<strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> gelb intensiv. Man erkennt im Ansatz dieZügelbildung (Kahlstelle im Gefieder) hinter dem Auge.<strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> schwarz gelb intensivzwischen den Schultern erinnert zu sehr an den Bossu Belgeund ist fehlerhaft. Ebenso wie eine kantig ausgeprägteRückenform („Schulterknick“) oder gar ein Buckel fehlerhaftist.Kopf und Hals – 10 PunkteDer Kopf ist klein, leicht abgeflacht und oval. Der Schnabel istklein und nicht zu dick. Der Hals ist lang und schmal.*Ein <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> mit zu kurzem Hals kann niemals eine guteArbeitshaltung zeigen. Daher ist ein langer, schmaler Halsfür diese grazile Rasse elementar wichtig. Passend zum kleinen,zierlichen Vogel wird ein kleiner, ovaler (nicht runder)Kopf gefordert, der auf dem Oberkopf leicht abgeflacht ist. Esmuss unbedingt darauf geachtet werden, dass auch derSchnabel hierzu passend klein und zierlich sein sollte. Ein zuklobig wirkender Schnabel stört sehr auffällig, genauso wieein zu großer Kopf, das gesamte Erscheinungsbild.Kondition und Gefieder – 5 PunkteDer Vogel ist sauber und zeigt sich in guter Kondition undKäfiggewöhnung. Auch wird bei dieser Position die Sauberkeitdes Käfigs berücksichtigt. Das Gefieder ist glatt, ohne Frisurenund ohne Kahlstellen. *Neben den bei jeder Rasse einheitlich wiederkehrenden, allgemeinenDingen, wie Kondition, Käfiggewöhnung undSauberkeit, wird beim <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> an dieser Stelle auch dasGefieder bewertet. Gefordert ist ein glattes, gut anliegendesGefieder. Insbesondere ist bei dieser Bewertungsposition aufetwaige Kahlstellen zu achten, die sich durch wiederholteVerpaarung zu feinfiedriger Vögel miteinander ergeben.Besonders zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang diemögliche Zügelbildung hinter den Augen sowie ein nicht sauberschließendes Brustgefieder. Jeglicher Ansatz vonFrisuren und Gefiederwirbel ist fehlerhaft.Schwanz – 5 PunkteDer Schwanz ist schmal mit geringer Einkerbung und passtharmonisch zum Körper des Vogels.*Sehr passend zu dieser zarten Rasse wird ein schmaler undgering eingekerbter Schwanz gefordert. Ein zu breiterSchwanz oder gar ein deutlich gegabelter „Fischschwanz“sind nicht rassetypisch.* DKB/AZ-Farben- und Positurkanarienstandard (Ausgabe 2010)Der Vogelfreund 7/2011 289


Positurkanarien<strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> gelb schimmel<strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> gescheckt schwarz gelb schimmelAusstellungIn <strong>Japan</strong> wird er <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> in handgefertigten Käfigen ausHolz und Bambus ausgestellt. Dieser ähnelt unseremKuppelkäfig, ist allerdings von der Ausformung her ehereckig. Anfangs waren die Sitzstangen im japanischenOriginalkäfig als Zweisprung mit sehr engemSitzstangenabstand angeordnet. Heute hat man erkannt, dassdiese Sitzstangenanordnung für den <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> alsStandvogel eher nachteilig ist. Daher ordnet man nun dieSitzstangen ähnlich wie in unserem Kuppelkäfig an: EineSitzstange ist mittig, etwas erhöht angebracht und dient demSchauvogel als Singwarte mit Rundumblick, eine zweiteSitzstange ist im unteren Teil des Schaukäfigs angebrachtund wird zur Futter- und Wasseraufnahme aufgesucht.Anders als bei uns wird in <strong>Japan</strong> der Schauwert eines Vogelsnicht in Punkten ausgedrückt. Vielmehr werden die Vorzüge,die Schönheit und der Rassewert des jeweiligen Vogels, wohlüberlegt, anhand der Standardbeschreibung in Worte gefasstund beschrieben. Die Käfige der Siegervögel werden mitSchärpen kenntlich gemacht – ähnlich wie bei uns Rosettendie Siegervögel hervorheben. Erkennt man bei uns einenSiegervogel an der Stammnummer des Züchters auf demKennzeichnungsring, so tragen die Vögel der japanischenZüchter deren Züchternamen, die mit dem eigentlichen Zivilnamender Züchter nichts zu tun haben. So lautet derZüchternamen von Kenzo NAKAMURA, wie bereitserwähnt, HOSEI – ein Züchtername, der folglich in direktenZusammenhang mit seiner Lieblingsrasse, dem <strong>Hoso</strong>,gebracht werden kann.Bei uns wird der <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> im Kuppelkäfig mit Standardsitzstangenanordnungausgestellt. Dieser muss mit ovalenSitzstangen aus Buchenholz mit den Maßen 13 x 8 mm ausgestattetsein. Wie bei allen kleinen Positurrassen muss dieTränkenöffnung an der Stirnseite des Käfigs mit einemschwarzen Kabelbinder verschlossen werden.Wie bei allen Figurenkanarien ist auch beim <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong>besonderes Augenmerk auf das Schautraining zu legen. Diesfängt bereits bei der Ausstattung der Volieren und Flugboxenan. Hier ist insbesondere auf die richtige Wahl derSitzstangen zu achten. Sitzstangen mit zu großemDurchmesser können von den zierlichen Füßchen des <strong>Hoso</strong>nicht ausreichend umfasst werden und machen dasTrainieren der Arbeitshaltung unmöglich. Man kann beobachten,dass bereits die Jungvögel sofort nach Verlassen desNestes „arbeiten“ und versuchen die geforderte Arbeitshaltungeinzunehmen. Dies zeigt, dass dieses Verhalten nichtim eigentlichen Sinne „antrainiert“, sondern bereits in denErbanlagen verankert ist. Spätestens nach der Mauser solltendie Schauvögel dann an den Schaukäfig gewöhnt werden.Erst für wenige Stunden, dann für immer längere Zeitabschnittekann der <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> im Trainingskäfig verbleiben.Recht schnell wird er sich hierin wohl fühlen, verliert seine290Der Vogelfreund 7/2011


PositurkanarienAusstellung im Kuppelkäfig<strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> braun gelb intensivnatürliche Scheu in der fremden Umgebung und präsentiertsich dem Betrachter in der rassetypischen Arbeitshaltung.Diese Arbeitshaltung nimmt der Vogel ein, sobald er Veränderungenin seiner Umgebung wahrnimmt. Als Ausdruckseiner vollkommenen Aufmerksamkeit werden die Muskelnim gesamten Wirbelbereich angespannt – selbstverständlich,dass diese Haltung nicht dauerhaft eingenommen werdenkann. Immer wieder wird diese Arbeitshaltung durch längereEntspannungspausen unterbrochen.Haltung und ZuchtDer <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> ist ein recht problemloser Vogel und stelltkeine besonderen Anforderungen bezüglich der Haltung undder Zucht an seinen Pfleger. Daher ist er auch für Einsteiger indas Hobby der Kanarienzucht bestens geeignet. Man kann ihndurchaus in der Voliere halten. Auch an die Fütterung stellt erkeine besonderen Ansprüche. Neben einer gutenKörnermischung ist die Gabe von Grünfutter sehr vorteilhaft.Als besonderen Leckerbissen nehmen die Vögel im Wintergerne „durchgeschossenen“ Grünkohl aus dem heimischenGarten auf. Gefressen werden die Blätter, die Blüten und sogardie Stängel. In der warmen Jahreszeit bietet sich die zusätzlicheFütterung mit Löwenzahn, Vogelmiere und Blattsalat an.Bei der Zucht sind intensive Zuchttiere unabdingbar – dennnur durch den Einsatz von intensiven Zuchtpartnern kannder kleine, schmale Typ erhalten werden. Allerdings ist beider Zuchtlenkung unbedingt darauf zu achten, dass die Rassenicht zu schlank wird. Schließlich muss die Anatomie derWeibchen so beschaffen sein, dass die Eiablage ungehinderterfolgen kann. Eine Übertypisierung dieses Merkmals würdesich hier über kurz oder lang rächen. So verpaart man zwekkmäßigerweiseeinen intensiven Vogel mit einem Schimmel-Vogel. Hierbei ist der Einsatz von Schimmel-Hennen,gepaart mit einem kleinen, intensiven Hahn, zu bevorzugen.Schimmel-Hennen haben etwas mehr Federvolumen undhudern hierdurch die Jungvögel etwas besser.Die Verpaarung zweier intensiver Vögel miteinander ist tierschutzrechtlichverboten. Besonders beachten muss manhierbei, dass es intensive Weibchen gibt, die leichtenSchimmel-Anflug zeigen. Bei diesen fälschlicherweise alsAB-Vögel bezeichneten Weibchen handelt es sich genetischohne Zweifel um intensive Weibchen. Sie dürfen aus erwähntemGrund nicht mit einem intensiven Hahn verpaart werden.Eine derartige Fehlverpaarung führt zum Letal-Faktorbei 25 % der Nachzuchten und die betroffenen Jungvögelsterben meistens als Embryo bereits im Ei oder aber nurwenige Tage nach dem Schlupf. Auf die Dauer hat eine derartigeFehlverpaarung auch bei den 75 % der überlebendenJungvögel einen negativen Einfluss auf die Gefiederqualitätund führt zu Kahlstellenbildung im Gefieder, insbesonderezur s.g. Zügelbildung hinter den Augen.Besonderes Augenmerk ist auf die Elterneigenschaften inBezug auf Rupfen der Schwänze zu legen. Haben dieElterntiere ihren Jungen erst einmal die Schwanzfedern ausgerupft,ist der Schauwert des Jungvogels ruiniert, zumindestaber verringert. Das ca. 5 mm länger nachwachsendeSchwanzgefieder stört die gesamte Harmonie des Schauvogelsund macht den Vogel halt eben genau diese 5 mmgrößer.Der Vogelfreund 7/2011 291


PositurkanarienZur Beringung des <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> sind Ringe der Größe 2,5 mmzu verwenden. Die Einführung diese Ringgröße hat sichdurchaus positiv auf die Größenentwicklung dieser Rasseausgewirkt, denn bis dahin waren die Größenunterschiede somancher <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> doch recht enorm.SchlusswortDer <strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> ist der Zwerg in der Gruppe der glattbefiedertenFigurenkanarienrassen. Er erfreut den Halter durchseine Agilität und bringt ein wenig fernöstliches Flair in dieZüchterstuben Europas.Quellen:Coloured, Type & Song Canaries (G.B.R.Walker & DennisAvon) - Ausgabe 1994Der <strong>Hoso</strong> ist ein Standvogel (Klaus Speicher) -Kanarienfreund 12/1994Die Positurkanarien (Dr. Hans Claßen/Werner Kolter) -Ausgabe 2005DKB/AZ Farben- und Positurkanarienstandard -Ausgabe 2010<strong>Japan</strong> <strong>Hoso</strong> (Paul Pütz) - Kanarienfreund 18/1988Kanarien (Horst Bielefeld/Ulmer) - Ausgabe 2008Kanarien (Klaus Speicher/Ulmer) - Ausgabe 1993Vitagramm Canaricultura (Klaus Speicher)www.nipponstylecanary.com(Übersetzung zur Historie: Annelie Ortmanns, Krefeld)Fachgruppe Gesang, Gesangsfarben/Positur, Wasserschläger und TimbradosBezug des neuen „Diehl-Käfigs“ in der Sparte GesangWie in der letzten Ausgabe angekündigt nachfolgend dieBezugsquelle für den neuen Käfig mit Außenfütterung undgeschlossenem Dach (vgl. Bilder in VF 2/2011). Dieser istneben dem Wurster-Käfig (mit Innenfütterung und offenemDach) zukünftig für Bewertung und Ausstellung in der SparteGesang, Gesangsfarben/Positur, Wasserschläger undTimbrados zugelassen. Eine Zustimmung der TVT(Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz) liegt für den„Diehl-Käfig“ vor.Auf diesem Bild ist gutzu erkennen, wie dieKunststoffschublade gut„gegriffen“ werden kann.Das von der Zinkschubladebekannte „Gefummel“entfällt zukünftig.Die Reinigung ist vonaußen jederzeit möglich.Sowohl der Käfig als auch der Transportkasten dazu (vorerstnur in der Ausführung – 2 Käfige unten, 2 oben) können beifolgender Anschrift bezogen werden:GeschäftsanzeigeOPTIMALE AUSFÄRBUNGINTENSIV ROTErgänzungsfutter für alleVögel mit Rotfaktor.Zur intensiven Rotfärbung oder Roterhaltungaller Vögel mit Rotfaktor.Intensiv Rot enthält Canthaxantin.Rot IntensivInhaltsmengein Pulverform:50 /100 /500 gQuiko ®Weitere Produktefür eine optimaleAusfärbung !Canthaxantin Inhaltsmengein Pulverform:50 /100 /500 /1000 gBeta Carotin Inhaltsmengein Pulverform:50 /100 /500 /1000 gOrange Inhaltsmengein Pulverform:100 / 500 gGelb Intensiv Inhaltsmengein Pulverform:50 /100 /500 gQuiko ® Heimtierprodukte • Franzstr. 95 • 46395 Bocholt • Tel. 02871-2487-0 • Fax 02871-2487-66 • www.quiko.deKleintier- und Gartenartikel Wilhelm TrostOberalba 54, 38466 OberalbaTel.: 036964-95853, Fax: 036964-83274Dieser Anbieter hat bislang auch die alten Harzer Bauer hergestellt.Der Käfig verfügt jetzt über eine Kunststoffschublade unddurch verstärkte Gitterstäbe an der Seite über die Möglichkeit,von außen eindrehbare Sitzstangen alternativ zu den bisherigenfesten Sitzstangen zu verwenden. Die Lieferung verlöteterNapfhalter scheitert derzeit an produktionstechnischenProblemen. Die Auslieferung erfolgt deshalb zunächstnur mit den gedrehten Haltern in bekannter Ausführung mitder Option auf späteren Austausch, falls gewünscht.Ein Foto des Transportkastens lag zum Redaktionsschlussnoch nicht vor.Bei Einzelbestellung liegt der Preis aufgrund der bereitsangekündigten Änderungen (Schub, zusätzliche Klarlackbehandlungaller Sperrholzteile, eindrehbare Sitzstangen) fürden Käfig bei 14,– Euro, für den Transportkasten 50,–.Bei Interesse an Sammelbestellungen nehmen Sie bitteschriftlich oder per E-Mail Kontakt mit mir auf, da dann günstigereKonditionen möglich sind.Claus-Werner Dapper292Der Vogelfreund 7/2011

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