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IN BAYERN - Kultur macht Schule

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<strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />

Bundesvereinigung<br />

<strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung e.V.


IMPRESSUM<br />

Bundesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) e.V.<br />

Küppelstein 34 , 42857 Remscheid, Fon 02191.79 43 98, Fax 02191.79 43 89, info@bkj.de, www.bkj.de<br />

in Kooperation mit der<br />

Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern (LKB:BY) e.V.<br />

Geschäftsstelle: Leopoldstraße 61, 80802 München<br />

Fon: 089.260 92 08, Fax: 089.26 85 75<br />

info@lkb-by.de, www.lkb-by.de<br />

Die länderbezogene Publikationsreihe „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> ...“ ist entstanden im Rahmen<br />

der bundesweiten Fachstelle „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ der BKJ. Ziel ist es, föderale Modelle, Impulse und<br />

Entwicklungen rund um das Thema „<strong>Kultur</strong>elle Bildung an <strong>Schule</strong>n“ zu bündeln und zu reflektieren.<br />

Redaktion: Daniela Angersbach, Daniela Biebl, Wolfgang Zacharias<br />

Lektorat und Korrektorat: Helga Bergers, Redaktionsdepot, Köln<br />

Gestaltung: Maya Hässig, Sandra Brand, luxsiebenzwoplus, Köln<br />

Persönlichkeits- und Bildrechte: Umschlag © Maya Hässig. Die in dieser Publikation vertretenen Verbände sind als Bildlieferanten dafür<br />

verantwortlich, dass für jedes zur Verfügung gestellte Bild einer Person eine uneingeschränkte Freigabe vorliegt und dass die betreffende<br />

Lizenz, unter der das Bild angeboten wird, die Rechte der dargestellten Person schützt. Mit der Bildlieferung sichern die Verbände der BKJ zu,<br />

das Nutzungsrecht der Urheber eingeholt zu haben.<br />

Druck: Druckhaus Süd, Köln<br />

ISBN: 978-3-924407-93-3<br />

Remscheid/München 2011 gefördert vom:<br />

Bundesvereinigung<br />

<strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung e.V.


<strong>IN</strong>HALT<br />

Vorwort // Viola Kelb ................................................................................................................................................................. 3<br />

Einführung: Mehr <strong>Kultur</strong>elle Bildung wagen – auch bayernweit und für alle // Haimo Liebich ........................................ 4<br />

<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in Bayern: kurz und knapp // Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern (LKB:BY) e.V. ........................ 7<br />

1. LANDESWEITE ENTWICKLUNGEN, POSITIONEN UND REFLEXIONEN<br />

1.1 Kartografierung kulturell-künstlerischer Bildung in Bayern // Wolfgang Zacharias ................................................... 9<br />

1.2 Ein exemplarischer Fall: <strong>Schule</strong> und Museum // Ernst Wagner ................................................................................... 14<br />

1.3 Werteerziehung und <strong>Kultur</strong>elle Bildung // Ute Multrus ............................................................................................... 17<br />

1.4 Auf dem Weg zur <strong>Kultur</strong>ellen Ganztagsschulentwicklung in Bayern –<br />

Strukturen und Alltagserfahrungen // Alexander Wenzlik ............................................................................................ 19<br />

1.5 <strong>Kultur</strong>elle Bildung und Soziale Arbeit // Burkhard Hill ................................................................................................. 22<br />

1.6 Schulsozialpädagogik als Weg zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung // Dieter Rossmeissl ............................................................. 23<br />

2. LOKALE UND KOMMUNALE KOOPERATIONSMODELLE<br />

2.1 Einführung: Kooperation und Vernetzung lokal, kommunal, regional ................................................................. 27<br />

2.2 <strong>Kultur</strong>elle Bildung im Fokus des Städtetags // Dieter Rossmeissl .............................................................................. 29<br />

2.3 <strong>Kultur</strong>elle Bildung als kommunale Aufgabe –<br />

Eine Bestandsaufnahme in Bayern am Beispiel der kreisfreien Städte // Martin Klein ......................................... 30<br />

2.4 Kommunale Gesamtkonzepte und <strong>Kultur</strong>- und Schulservice-Modelle ............................................................... 34<br />

<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Augsburg (KS:AUG) // Peter Bommas ................................................................................. 34<br />

<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Bamberg (KS:BAM) // Nicole Schlosser/Oliver Will ................................................................. 35<br />

<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Coburg (KS:COB) // Klaus Anderlik/Nicole Röthig ................................................................... 36<br />

<strong>Kultur</strong>service Erlangen für <strong>Schule</strong>n und Kitas (KS:ER) // Anke Steinert-Neuwirth ...................................................... 37<br />

<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Nürnberg (KS:NUE) // Brigitte Schönig ............................................................................... 39<br />

<strong>Kultur</strong>- und Schulservice München (KS:MUC) // Julia Marx/Wolfgang Zacharias ........................................................... 40<br />

3. MODELLHAFTE PRAXIS: PROJEKTE UND PERSPEKTIVEN, AUS- UND FORTBILDUNG<br />

3.1 Einführung: Vielfalt braucht Struktur ..................................................................................................................... 44<br />

3.2 Sparten, Handlungsfelder, Kooperationsformate ................................................................................................ 45<br />

art131: Was war, was wird? Eine Initiative des bayerischen Kultusministeriums .......................................... 45<br />

Ein <strong>Kultur</strong>tag für Bayerns <strong>Schule</strong>n – Eine Initiative des bayerischen Kultusministeriums ............................ 46<br />

Auf dem Weg zur kulturellen Ganztagsbildung // Alexander Wenzlik ......................................................................... 47<br />

Musikschule <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in Bayern // Peter Pfaff .................................................................................................. 48<br />

Jugendkunstschule <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> – Die eigene Idee auf eigenes Risiko // Katharina Steppe ............................... 50<br />

Rundfunk <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in Bayern // Marion Glück-Levi/Elisabeth Utz ........................................................................... 50<br />

Museum und <strong>Schule</strong> – Eine lange, erfolgreiche Partnerschaft // Hannelore Kunz-Ott/Regine Leipold ....................... 51<br />

Museumspädagogisches Zentrum // Verena Eckardt ................................................................................................. 52<br />

Denkmal und <strong>Schule</strong> in Bayern als Erlebnis // Wolfgang Weise ................................................................................. 53<br />

Fachverband für Kunstpädagogik in Bayern // Barbara Lutz-Sterzenbach .................................................................. 53<br />

Tanz und <strong>Schule</strong> // Simone Schulte-Aladag ...................................................................................................................... 54<br />

Tanzprojekt Bayern // Alan Brooks ............................................................................................................................... 55<br />

Theater <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in Bayern // Günter Frenzel ...................................................................................................... 55<br />

S<strong>IN</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> // Hans-Jürgen Palme ........................................................................................................................ 56<br />

Theater und <strong>Schule</strong> kommunal // Ilona Herrmann ....................................................................................................... 56


THEAT(ER)LEBEN – Ein Projekt der Bayerischen Staatstheater // Julia Kessler-Knopp .......................................... 57<br />

Staatliche Strukturen der Medienbildung für bayerische <strong>Schule</strong>n // Vera Haldewang/André Ruppert ....................... 58<br />

Medienbildung und <strong>Schule</strong> // Günther Anfang .............................................................................................................. 59<br />

Film <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> // Gabriele Guggemoos ..................................................................................................................... 59<br />

Architektur <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> // Katharina Matzig ............................................................................................................. 60<br />

Bayern liest // Robert Stauffer ....................................................................................................................................... 60<br />

klasse.im.puls // Wolfgang Pfeiffer ................................................................................................................................ 60<br />

Praxis <strong>Kultur</strong>eller Bildung, z. B. an der Willy-Brandt-Gesamtschule München // Tom Biburger ............................ 61<br />

Schulkooperation im Stadtteil: Quax-Kinder- und Jugendkulturzentrum Riem // Karl-Michael Brand .................. 62<br />

<strong>Schule</strong>n in freier Trägerschaft setzen auf <strong>Kultur</strong> // Ulrich Besirske ................................................................................................... 62<br />

Angebotsbörse für Künstler/-innen // Christine Fuchs ............................................................................................................................... 63<br />

Angebote und Programme freier Träger an „Dritten Orten“<br />

für <strong>Schule</strong>n, z. B. in München // Margit Maschek-Grüneisl/Haimo Liebich/Martin Sailer ....................................................... 64<br />

<strong>Kultur</strong>- und Spielraum e.V. ........................................................................................................................................ 64<br />

Kinder- und Jugendmuseum München (KJM) als 3. Ort<br />

und eigenständiges Angebot für <strong>Schule</strong>n .............................................................................................................. 65<br />

Leo 61/PA/Spielkultur e.V. ....................................................................................................................................... 65<br />

3.3. Aus- und Fortbildung für <strong>Kultur</strong>elle Bildung mit <strong>Schule</strong> in Bayern .......................................................................67<br />

Einführung ................................................................................................................................................................. 67<br />

Theaterakademie Universität Erlangen-Nürnberg // Tanja Bauer ............................................................................ 67<br />

Institut für Jugendarbeit des Bayerischen Jugendrings in Gauting // Albert Fußmann ......................................... 67<br />

Masterstudiengang „<strong>Kultur</strong> – Ästhetik – Medien“,<br />

Hochschulverband München // Birgit Dorner/Burkhard Hill ........................................................................................... 68<br />

KESS – Kompetenz extern für <strong>Schule</strong> und Schulleben: KESS // Marianne Dasch ..................................................... 69<br />

4. MOMENTAUFNAHME 2011: E<strong>IN</strong>E QUERSCHNITTSORIENTIERTE STRUKTUR – MIT CHANCEN UND RISIKEN<br />

5. DOKUMENTE UND ADRESSEN<br />

5.1. Dokumente ................................................................................................................................................................. 75<br />

Bericht über <strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung in Bayern // Bayerischer Landtag ............................................ 75<br />

Empfehlungen zur <strong>Kultur</strong>ellen Kinder- und Jugendbildung // Kultusministerkonferenz ........................................... 75<br />

Beschluss: <strong>Kultur</strong>elle Bildung als gleichwertiges Bildungsziel // Bayerischer Landtag .......................................... 76<br />

Leitlinien Bayerischer <strong>Kultur</strong>politik // Bayerischer Landtag ....................................................................................... 77<br />

Auszüge aus der Koalitionsvereinbarung 2008–2013 CSU/FDP,<br />

16. Wahlperiode des Bayerischen Landtags ......................................................................................................... 77<br />

Position zur Fortschreibung des Kinder- und Jugendprogramms –<br />

Teilbereich Jugendarbeit der Bayerischen Staatsregierung // Bayerischer Jugendring .......................................... 77<br />

5.2 Die Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern e.V. ........................................................................................ 80<br />

Ziele und Handlungsfelder ....................................................................................................................................... 80<br />

Vorstand ..................................................................................................................................................................... 80<br />

Mitglieder ................................................................................................................................................................... 81<br />

5.3 Weitere Adressen ...................................................................................................................................................... 82


VORWORT<br />

„Wenn es nur eine einzige Wahrheit gäbe, könnte man nicht<br />

hundert Bilder über dasselbe Thema malen.“ (Pablo Picasso)<br />

Bildungspolitisch betrachtet ist diese Äußerung von Pablo<br />

Picasso von hoher Aussagekraft: Um individuelle Bildungserfolge<br />

zu erzielen, müssen jungen Menschen vielfältige Wege<br />

bereitet und unterschiedliche Interessen berücksichtigt<br />

werden. Musik, Spiel, Theater, Tanz, Rhythmik, bildnerisches<br />

Gestalten, Literatur, Medien und Zirkus öffnen Welten und<br />

ermöglichen Selbstbildung und Kompetenzerwerb für Kinder<br />

und Jugendliche.<br />

„Mehr <strong>Kultur</strong>elle Bildung an <strong>Schule</strong>n“ lautet deshalb die zentrale<br />

Forderung dieses Heftes! Nur wenn schulische Lernformen<br />

mit nicht-formaler und informeller Bildung sinnvoll zu einem<br />

ganzheitlichen Angebot zusammengeführt werden, kommen<br />

auch außerschulische Arbeitsformen und Handlungsprinzipien<br />

in der Ganztagsbildung zum Tragen. Zudem erreichen<br />

die Träger und Einrichtungen der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung durch<br />

die Zusammenarbeit mit <strong>Schule</strong>n auch diejenigen Kinder und<br />

Jugendlichen, die normalerweise nicht zum gängigen Klientel<br />

von <strong>Kultur</strong>angeboten gehören.<br />

Die Bundesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung<br />

(BKJ) e.V. als Dachverband der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung in Deutschland<br />

widmet sich mit ihrem Geschäftsbereich „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong><br />

<strong>Schule</strong>“ seit Jahren intensiv dem Thema „<strong>Kultur</strong>kooperationen“<br />

und <strong>macht</strong> es sich zur Aufgabe, <strong>Kultur</strong>elle Bildung im<br />

Querschnitt der Ressorts Jugend, <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> weiterzuentwickeln.<br />

Um <strong>Kultur</strong>elle Bildung nachhaltig an <strong>Schule</strong>n<br />

zu ermöglichen, muss die Zusammenarbeit zwischen <strong>Kultur</strong><br />

und <strong>Schule</strong> strukturell in Kommunen und Regionen verankert<br />

werden. Denn nur im Verbund mit allen Bildungspartnern im<br />

Rahmen von kommunal gut abgestimmten Gesamtkonzepten<br />

aus Bildungs-, Beratungs- und Freizeitangeboten, kann eine<br />

bessere Ausrichtung auf Lebenslagen und -situationen von<br />

Kindern und Jugendlichen erreicht werden. Perspektivisch<br />

brauchen wir lokale Bildungslandschaften, die den Bildungswert<br />

von dritten Lernorten neben <strong>Schule</strong> und Familie betonen<br />

und <strong>Kultur</strong>elle Bildung nachhaltig in Familien, Kindertagesstätten,<br />

<strong>Schule</strong>n, Jugendhilfe und <strong>Kultur</strong>förderung ermöglichen.<br />

Auch die Ebene der Bundesländer ist aufgrund des deutschen<br />

Bildungsföderalismus für den Ausbau lokaler Bildungsnetzwerke<br />

von hoher Relevanz. Eine wichtige Aufgabe der seit<br />

Februar 2010 durch das Bundesjugendministerium geförderten<br />

BKJ-Fachstelle „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ liegt deshalb in der<br />

Kommunikation von föderalen Informationen, Entwicklungen<br />

und Impulsen der einzelnen Bundesländer. Mit diesem Ziel<br />

wurde auch die Publikationsreihe „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in ...“<br />

ins Leben gerufen, in die sich das vorliegende Heft einreiht.<br />

1 Siehe www.kultur-<strong>macht</strong>-schule.de.<br />

2 Vgl. www.kultur-<strong>macht</strong>-schule.de/index.php?id=240.<br />

3 Siehe www.mixed-up-wettbewerb.de.<br />

V O R W O R T _ 5<br />

Ergänzend bündelt eine auf der Website der Fachstelle „<strong>Kultur</strong><br />

<strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ 1 zu findende Ländersynopse die wichtigsten<br />

Rahmenbedingungen für Kooperationen zwischen <strong>Kultur</strong>eller<br />

Bildung und <strong>Schule</strong> sowie Entwicklungen und Ansprechpartner<br />

der 16 Länder. In Bezug auf den Ganztagsschulausbau in<br />

Bayern ist dort zu lesen: „Im Schuljahr 2009/2010 besuchten<br />

im Durchschnitt 5% der bayerischen Schüler/-innen eine<br />

Ganztagsschule. Verglichen mit anderen Bundesländern ist<br />

der Ganztagsschulausbau in Bayern damit am wenigsten weit<br />

fortgeschritten.“ 2 Da bundesweit betrachtet, die Mehrzahl der<br />

erfolgreichen <strong>Kultur</strong>kooperationen mit ganztägig organisierten<br />

Schulformen stattfindet, scheint dies zunächst keine gute<br />

Voraussetzung. Jedoch belegen die in dieser Publikation nachzulesenden<br />

sowie zahlreiche weitere gute Praxisbeispiele,<br />

dass auch die bayerische <strong>Kultur</strong> erfolgreich <strong>Schule</strong> <strong>macht</strong>.<br />

Immerhin wurden bereits drei aus Bayern stammende „Best<br />

Practice Modelle“ von der BKJ als modellhafte Kooperation<br />

mit dem bundesweiten Anerkennungspreis MIXED UP 3 ausgezeichnet.<br />

Und auch auf dem Gebiet der lokalen Bildungsnetzwerke hat<br />

Bayern Vorbildliches zu bieten: So hebt die Ländersynopse<br />

in der Rubrik „Die gute Idee“ die in nunmehr fünf bayerischen<br />

Städten etablierten „<strong>Kultur</strong>- und Schulservice“ hervor. In der<br />

Tat wird das Augenmerk schnell auf das Bayerische „Ks“ Phänomen<br />

gelenkt („KS:MUC“, „KS:NUE“ usw.), wenn es im Fachdiskurs<br />

um gute Beispiele für Vernetzung geht. Mit dem <strong>Kultur</strong>-<br />

und Schulservice-Modell ist es gelungen, gut funktionierende<br />

Strukturen für die Kooperation von <strong>Schule</strong>n, Kindergärten und<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung in den großen Städten Bayerns zu etablieren.<br />

Unser besonderer Dank gilt der Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung Bayern (LKB:BY), die die Redaktion der vorliegenden<br />

Publikation übernommen hat und den Leserinnen und Lesern<br />

damit wesentliche Impulse rund um das Thema „<strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung und <strong>Schule</strong> in Bayern“ zur Verfügung stellt!<br />

Viola Kelb<br />

Geschäftsbereichsleiterin „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“<br />

der Bundesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Kinder-<br />

und Jugendbildung (BKJ) e.V.


6 _ E I N F Ü H R U N G<br />

E<strong>IN</strong>FÜHRUNG<br />

MEHR KULTURELLE BILDUNG WAGEN – AUCH <strong>BAYERN</strong>WEIT UND FÜR ALLE<br />

Bayern ist ein <strong>Kultur</strong>staat, na klar<br />

„Bayern ist ein <strong>Kultur</strong>staat“ – so steht es in der Bayerischen<br />

Verfassung und daran gibt es auch nichts zu zweifeln. Dass<br />

dies so bleibt bzw. je aktuellen Ansprüchen und auch den nachwachsenden<br />

Generationen gerecht wird, ist die Herausforderung<br />

und Chance einer notwendigerweise expansiven <strong>Kultur</strong>ellen<br />

Bildung nach dem Jahr 2000 oder auch: „<strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung 2.0“.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung spannt sich zwischen Kunst und Alltag,<br />

Familie und <strong>Schule</strong>, Hoch- und Massen-, Kinder- und Jugendkulturen,<br />

den Lebenswelten und den dynamisch-digitalen<br />

Medienwelten. Sie bezieht sich natürlich auch, aber eigentlich<br />

nicht unbedingt vorrangig, auf Kunstevents und historische<br />

Denkmäler, von Oper über Kino und Stadttheater bis Museum,<br />

kulturelle Medienkompetenz, von kreativ bis kritisch gehört –<br />

gerade heute – unverzichtbar dazu.<br />

Entsprechend der aktuellen grundgesetzlichen Lage hat<br />

die Landesebene, auch wegen der föderalen <strong>Kultur</strong>- und Bildungshoheiten,<br />

die entscheidende Zuständigkeit – für Kunst<br />

und <strong>Kultur</strong>, <strong>Schule</strong> und Ausbildung, kulturelle Kinder- und<br />

Jugendarbeit, also insgesamt für die „<strong>Kultur</strong>en des Aufwachsens“.<br />

Prinzipiell jedenfalls ist klar: Wenn es um <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

geht, ist das jeweilige Bundesland der entscheidende Akteur<br />

– so oder so. Und dies gilt insbesondere dann, wenn es um<br />

Kooperation und Vernetzung, um strukturelle Rahmenbedingungen<br />

und systematische Gelingenschancen <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />

für alle Kinder und Jugendlichen, z. B. in Bayern, in der<br />

Stadt und auf dem Land, geht.<br />

Eine zentrale Rolle spielt dabei das synergetische Zusammenwirken<br />

von Künsten, <strong>Kultur</strong>en, Medien mit <strong>Schule</strong> und<br />

Ausbildung sowie mit Jugendarbeit und sozialer Arbeit: Auf<br />

Augenhöhe, wie ja auch immer wieder beschworen wird, und<br />

entsprechend der fachlichen und politischen Zuständigkeiten<br />

eben auf der Landesebene.<br />

Der Auftrag der Bayerischen Verfassung<br />

Die verfassungsmäßige Auftragslage ist klar, entsprechend<br />

des vor über 60 Jahren und heute durchaus traditionell anmutenden<br />

Sprachspiels in Artikel 131 der Bayerischen Verfassung<br />

von 1946. Der Artikel hat verpflichtende Gültigkeit für<br />

sämtliche Landespolitik und Landesverwaltung bis heute,<br />

wenn auch in je aktuell zu interpretierenden und zu organisierenden<br />

Formen. Es heißt zu „Zielen der Bildung“ in Artikel<br />

131, Absatz 2 der Bayerischen Verfassung: „Oberste Bildungsziele<br />

sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung<br />

und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung,<br />

Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfs bereitschaft,<br />

Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne<br />

und Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt.“<br />

Dabei werden also religiöse, soziale und ökologische Ziele<br />

(oder Kompetenzen, wie es derzeit eher anwendungsorientiert<br />

heißt) genannt. Dann geht es um die Vermittlung „alles Wahren,<br />

Guten und Schönen“, was gemeinhin mit Kunst und <strong>Kultur</strong><br />

verbunden wird, orientiert an der deutschen Klassik um 1800<br />

rund um Goethe, Schiller u. a. und in Sachen Bildung an dem<br />

umfassenden Ideal Wilhelm von Humboldts. Er interpretierte<br />

Bildung als qualifizierende Wechselbeziehung von „Ich“ und<br />

„Welt“ zugunsten eines gelingenden „Selbst- und Weltbezugs“


als ganzheitliches und individuelles Leitbild.<br />

Das „Gute, Wahre und Schöne“ als humanes Bildungsziel:<br />

Selbstverständlich sind hier ästhetisch-kulturelle Dimensionen<br />

mit ethischen, sozialen und auch, wie wir heute sagen<br />

würden, interkulturellen aufs Engste verknüpft – so der Geist<br />

der Bayerischen Verfassung in einer aktualisierten angemessenen<br />

Interpretation heute.<br />

To Do: <strong>Kultur</strong>elle in Bildung in Bayern 2.0 –<br />

Wer, wie, wo, was, warum?<br />

Das Gute, Wahre und Schöne: Dem also ist <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

politisch und organisatorisch verpflichtet. Schwierig und problematisch<br />

wird es dann, wenn es um die Umsetzungen, um<br />

Formen und Institutionen, Adressaten und Verantwortlichkeiten<br />

geht. Es stellt sich die Frage, für wen, wo und wann, was<br />

und wie lange eigentlich – ausgehend von Gleichheitsprinzip,<br />

das für alle Bayern/-innen gilt (oder besser gelten sollte), etwa<br />

in Sachen Teilhabegerechtigkeit und Inklusion. Es geht um den<br />

Anspruch, dass ein/e jede/r optimal zu fördern ist entsprechend<br />

seinen/ihren Anlagen und erkennbaren Fähigkeiten,<br />

dem Recht auf ein gelingendes Leben im Rahmen öffentlicher,<br />

erreichbarer, situativ und individuell optimal angemessener<br />

Entwicklungs- und Bildungsmöglichkeiten: Zugunsten des je<br />

zeitspezifischen „Guten, Wahren und Schönen“, was immer<br />

das dann in subjektiver Wahrnehmung und biografischer<br />

Nützlichkeit ist. Das ist in etwa der Verfassungsauftrag, auf<br />

den sich eben auch <strong>Kultur</strong>elle Bildung, sozusagen moralisch<br />

und legitimatorisch, berufen kann – und auch jedes Kind,<br />

alle Jugendlichen und Eltern. Und wie anders sollte sich das<br />

Bayerische Verfassungsgebot „Bayern ist ein <strong>Kultur</strong>staat“ als<br />

durch <strong>Kultur</strong>elle Bildung verwirklichen und im permanenten<br />

Generationenwechsel konkretisieren lassen? Auf Augenhöhe<br />

auch mit dem 21. Jahrhundert?<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung mit und in und ausgehend von <strong>Schule</strong><br />

Also: Auf die Länder kommt es an, die öffentlich-verfassungsmäßige<br />

Auftragslage ist klar. Es geht dann um die systematische<br />

Umsetzung und die je angemessenen Chancen der<br />

Verwirklichung <strong>Kultur</strong>eller Bildung für alle bayerischen Kinder<br />

und Jugendlichen. Und da kommt die <strong>Schule</strong> ins Spiel:<br />

Dort erreicht man alle, im Prinzip. Hier gilt es den Akzent zu<br />

setzen: „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ – wie auch die Fachstelle der<br />

Bundesvereinigung <strong>Kultur</strong>eller Kinder- und Jugendbildung<br />

(BKJ) e.V. heißt. Deren Programm und Auftrag setzt einen<br />

weiten Rahmen als Bundesinitiative zugunsten von „Innovation,<br />

Information, Qualitätstransfer“, dann auch zugunsten der<br />

föderalen Ebene, den z.T. sehr differenten Entwicklungen in<br />

den ja insgesamt zuständigen Ländern. So sieht es die BKJ-<br />

Fachstelle: „Seine Doppeldeutigkeit <strong>macht</strong> den Slogan ‚<strong>Kultur</strong><br />

<strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>’ aktueller denn je: Er benennt weit mehr als<br />

Bildungspartnerschaften zwischen einzelnen <strong>Schule</strong>n und<br />

<strong>Kultur</strong>trägern. Vielmehr betont er, dass <strong>Kultur</strong>elle Bildung in<br />

allen Ressorts <strong>Schule</strong> <strong>macht</strong> und sich damit in umfassenden<br />

Netzwerken verankert: <strong>Kultur</strong>elle Bildung gestaltet den Dreiklang<br />

aus Jugendarbeit, <strong>Kultur</strong>arbeit und <strong>Schule</strong>. Eine weitere<br />

Facette des Slogans schließlich ergibt sich, wenn wir das Verb<br />

betonen: Wenn <strong>Kultur</strong> <strong>Schule</strong> (anders) <strong>macht</strong>, gelangen wir in<br />

das Themenfeld der <strong>Kultur</strong>ellen <strong>Schule</strong>ntwicklung. Hier gilt es,<br />

den Lernort <strong>Schule</strong> mittels Kunst und <strong>Kultur</strong> zu verbessern,<br />

fantasievoll zu gestalten und teilhabeorientiert weiterzuentwickeln.“<br />

(BKJ 2010, S. 3).<br />

E I N F Ü H R U N G _ 7<br />

Allerdings: Faktisch und praktisch <strong>macht</strong> <strong>Kultur</strong> <strong>Schule</strong>, so und<br />

so, nur vor Ort entsprechend der Angebote und Programme,<br />

Zeiten und Räume, Inhalte und Formate, Künstler/-innen und<br />

Kunstvermittler/-innen, Lehrer/-innen und Partner/-innen,<br />

Erfahrungs- und Lernformen, Rahmenbedingungen und Ressourcen,<br />

die für <strong>Kultur</strong>elle Bildung landauf, landab in allen<br />

Landesteilen und Stadtteilen vorhanden sind (oder auch nicht<br />

...): Als Einlösungschance für das, was der Verfassungsauftrag<br />

für alle Bayern/-innen fordert: Eben das „Gute, Wahre<br />

und Schöne“, konkret und sozusagen, „am eigenen Leibe“ zu<br />

erleben und zu erlernen, zu gestalten und in Gemeinschaften<br />

einzubringen, sich selbst und die jeweilige Lebenswelt, Mitwelt<br />

entsprechend aktiv und kreativ zu erfahren und zu formen.<br />

Dies gelingt nur kommunal, regional und lokal, im synergetischen<br />

Zusammenspiel der <strong>Schule</strong>n, der Künste und <strong>Kultur</strong>einrichtungen,<br />

der Jugendarbeit und eigenständiger Szenen<br />

und Umwelten der Kinder und Jugendlichen, von Spiel über die<br />

Künste bis zum Mitmachnetz 2.0.<br />

Eins sei gemerkt und im Klartext: Welche positiven Infrastrukturen<br />

die zuständige Landesebene hier den Initiativen und<br />

Entwicklungen vor Ort bereitstellt – daran entscheidet sich<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern und anderswo. Natürlich kostet<br />

das (allerdings, nota bene, viel weniger als die aktuellen und<br />

mit öffentlichen Geldern auszugleichenden Verluste der Bayerischen<br />

Landesbank ... ein Bruchteil davon würde reichen für<br />

die nächsten Jahre). Darum geht es: Mehr <strong>Kultur</strong>elle Bildung in<br />

Bayern wagen – z. B. mit <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> Hand in Hand.<br />

<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in Bayern: Zwischen kulturellem<br />

Reichtum und infrastrukturellem Entwicklungsbedarf<br />

Das Folgende versteht sich als eine Art Momentaufnahme 2011<br />

und als ein Impuls für weitere, landesweite und systematische<br />

Entwicklungen <strong>Kultur</strong>eller Bildung in Bayern mit dem Akzent:<br />

Kooperation und Vernetzung vor Ort, kommunal, föderal. Es<br />

geht um den Versuch, Schwächen, Defizite und Stärken, Potenziale<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung in Bayern zu markieren zugunsten der<br />

zukünftigen landesweiten Qualifizierung und Verwirklichung<br />

dessen, was die doppeldeutige Parole: „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in<br />

Bayern“ meint, mit dem Verfassungsauftrag als Rückenwind<br />

und zur Wiedervorlage, etwa im Prinzip einer AGENDA 2020:<br />

Was war gewollt, was ist geschehen, dann im Blick zurück aus<br />

der Zukunft.<br />

Die Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern (LKB:BY)<br />

als zivilgesellschaftliche föderale Organisation hat das Folgende<br />

im bundesweiten Zusammenspiel auch mit ande ren<br />

Ländern sozusagen nach bestem Wissen und Gewissen, aber<br />

auch mit „Risiken und Nebenwirkungen“ zusammen gestellt.<br />

Nicht alles konnte werden wie geplant und gewollt. Inso fern<br />

ist auch keinerlei Vollständigkeitsanspruch zu stellen. Vieles,<br />

insbesondere auf der Landesebene und den komplexen parzellierten<br />

und segmentierten Zuständigkeiten dort, ist unklar,<br />

von unentschieden bis nicht vorhanden, von zeitlich begrenzt<br />

und modellhaft bis partikular und je historisch- aktuell different<br />

bzw. eigeninteressenbedingt. Föderale baye rische Strukturen<br />

sind hier schwer durchschaubar bis labyrinthisch. Sie<br />

sind landespolitisch, sogar für „Insider“, höchst kompliziert<br />

und auch widersprüchlich.


8 _ E I N F Ü H R U N G<br />

Insofern ist die Momentaufnahme <strong>Kultur</strong>eller Bildung in Bayern<br />

als eine Art „Kaleidoskop“ zu sehen: Das Bild ergibt sich je nachdem,<br />

wer wo wie schüttelt, mit welchen Interessen, Ressourcen,<br />

Zuständigkeiten und von welchen Standorten aus – wie<br />

z. B. der <strong>Schule</strong> und ihrer Fächer, der Künste, Sparten, Künstler/<br />

-innen und ihrer öffentlichen Einrichtungen, oder der eigentlich<br />

vorrangig zu nennenden Kinder, Jugendlichen, Eltern – also<br />

der Bürger/-innen, auch unterschiedlicher sozial-kultureller<br />

Milieus, um die es geht. Als deren Anwalt versteht sich die<br />

LKB:BY auf der Basis der umfassenden fachlichen Professionalität<br />

und des kultur-, bildungs- und jugendpolitischen Engagement<br />

ihrer bayerischen Mitglieder und Akteure 1 entsprechend<br />

dem Satzungsauftrag und auch als Partner von und in <strong>Schule</strong>n<br />

landesweit, damit mehr oder weniger zufällig oder lokal systematisch<br />

vernetzt.<br />

Die Satzungsziele der LKB:BY:<br />

a) Koordinierende Aktivitäten insbesondere im Rahmen Kunstvermittlung,<br />

<strong>Kultur</strong>arbeit und <strong>Schule</strong>.<br />

b) Vertretung gemeinsamer Interessen gegenüber der Öffentlichkeit,<br />

den zuständigen Behörden und politischen Gremien.<br />

c) Gemeinsame Maßnahmen und landesweite Projekte, auch<br />

mit interkulturellen und sozialen Aspekten sowie gegenseitige<br />

Informationen, Erfahrungsaustausch, Fortbildungen.<br />

d) Zusammenarbeit mit Landesvereinigungen <strong>Kultur</strong>elle<br />

Jugend bildung in den anderen Bundesländern und mit der<br />

Bundesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung im<br />

Rahmen der Mitgliedschaft in der BKJ.<br />

Wanted:<br />

Von Projekten zu Strukturen – auch auf der Landesebene<br />

Ein perspektivischer Wunsch begleitete die Erarbeitung dieser<br />

Veröffentlichung entsprechend der etwas diffusen exemplarischen<br />

Darstellung und Zustandsbeschreibung sowie dem doch<br />

positiv-überraschenden Inhalts- und Formenreichtum <strong>Kultur</strong>eller<br />

Bildung in Bayern. Dies betrifft v. a. die lokalen <strong>Kultur</strong>-<br />

und Bildungslandschaften, die regionalen Bildungsallianzen<br />

und Netzwerke, die Partnerschaften von Künstlern/-innen<br />

und <strong>Schule</strong>n, die kommunale Kreativität, das vielfach auch<br />

ehrenamtliche bzw. unterbezahlte Engagement von Eltern,<br />

Künstlern/-innen und <strong>Kultur</strong>vermittlern/-innen: Möge die Entwicklung<br />

der nächsten Jahre von Projekten und Modellen zur<br />

landesweiten Gestaltung von kooperativen Strukturen und<br />

öffentlich geförderten positiven Rahmenbedingungen dafür<br />

faktisch und nicht nur appellierend werden. Dafür wird sich<br />

die LKB:BY auch weiterhin einsetzen. Erste positive Anzeichen<br />

und Schritte für entsprechende systematische Strukturverläufe<br />

sind durchaus wahrzunehmen und im landesweiten<br />

Diskurs der Schnittmenge von Kunst und Bildung, <strong>Kultur</strong> und<br />

<strong>Schule</strong> präsent.<br />

1 Die Mitgliederübersicht der LKB:BY ist im Anhang dieser Veröffentlichung enthalten (Stand 2011).<br />

Dank<br />

Es gilt zu danken: Der BKJ, v. a. in Person der kompetent-unermüdlichen<br />

Bildungsreferentin Viola Kelb, sowie dem fördernden<br />

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und<br />

Jugend (BMFSFJ). Des Weiteren gilt unser Dank allen Personen<br />

und Organisationen, die zu dieser erst- und einmaligen Sammlung<br />

„<strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern“ engagiert beigetragen<br />

haben. Natürlich ist auch das Referat <strong>Kultur</strong>elle Bildung des<br />

Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus,<br />

vertreten durch Herrn Ministerialrat Michael Weidenhiller zu<br />

nennen – wenn auch nicht mit Originalbeiträgen hier vertreten,<br />

doch landesweit sehr aktiv, entsprechend dem gemeinsamen<br />

Anliegen, <strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern, insbesondere im Kontext<br />

„<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>“ synergetisch und in vielerlei Projekten<br />

zu vernetzen, sowie als aktiver Promoter und Diskursdirigent<br />

einer sich abzeichnenden und bereits begonnenen landesweiten<br />

Strukturentwicklung von Kooperation und Vernetzung. Das<br />

Stichwort dazu: Ein Forum, eine Plattform, ein Bündnis, interministeriell<br />

und synergetisch Hand in Hand mit der zivilgesellschaftlichen<br />

und fachlichen Verbandslandschaft. Wir arbeiten<br />

dran ... eine Perspektive für 2020.<br />

Und natürlich gilt der Dank v. a. denen, die unter durchaus suboptimalen<br />

föderalen Bedingungen kultur-, jugend- und schulpolitisch<br />

die eigentliche Arbeit der Erarbeitung dieser Broschüre<br />

realisiert haben: Daniela Angersbach, Daniela Biebl, Wolfgang<br />

Zacharias.<br />

Möge diese Veröffentlichung Folgen haben: Zum Ausbau<br />

vieler neuer Partnerschaften von Kunstvermittlung, <strong>Kultur</strong>-<br />

und Jugendarbeit mit <strong>Schule</strong>, zur kulturellen Qualifizierung<br />

schulischer Lern- und Lebenskulturen und zur landesweiten<br />

professionellen Infrastrukturentwicklung, auch im Kreise aller<br />

anderen Bundesländer und zugunsten einer bundesweiten<br />

Dynamik „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ als föderaler Impuls. Der Fokus<br />

liegt auf den nachwachsenden Generationen und dem Ziel,<br />

optimale und nachhaltige, kontinuierliche Ermöglichungsstrukturen<br />

für ein „gelingendes Leben“ für alle Kinder und<br />

Jugendlichen bereitstellen zu können, überall und jeweils auch<br />

individuell angemessen zugunsten kultureller Teilhabe.<br />

Und auf dieser Basis gilt es, jede Menge Programme, Projekte,<br />

Angebote, Faszinationen, Experimente, Modelle, Ereignisse<br />

und Erlebnisse kulturell-künstlerischen Lernens und Gestaltens<br />

zu realisieren und einen strukturellen landesweiten Rahmen,<br />

entsprechende Infrastrukturen dafür zu schaffen, von<br />

Aschaffenburg bis Zwiesel, Bayreuth bis Berchtesgaden, über<br />

Nürnberg und München, Augsburg und Regensburg ...<br />

Haimo Liebich<br />

Vorsitzender Landesvereinigung<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern e.V.


KULTUR MACHT SCHULE <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong>:<br />

KURZ UND KNAPP<br />

Auch wir in Bayern machen mit Kunst<br />

und <strong>Kultur</strong> <strong>Schule</strong>, mehr oder weniger<br />

Eine Art Bestandsaufnahme der vernetzten Verhältnisse und<br />

symbiotischen Kooperation von <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>, Jugendarbeit<br />

und die Künste natürlich eingeschlossen, für Bayern<br />

2011 täte Not, ist aber systematisch aktuell nicht zu machen:<br />

Es fehlt die öffentliche föderale Auftragslage und auch Förderung<br />

dazu. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Insofern<br />

ist das Folgende eher eine Art Zustandsbeschreibung sowie<br />

„Best Practice“- Sammlung und eine anteilig subjektive Selbstdarstellung<br />

vielerlei kompetenter und professioneller Akteure<br />

und Interpreten von Inhalten, Teilstrukturen, Modellen und<br />

Projekten, produktiver Wechselverhältnisse von <strong>Kultur</strong>,<br />

Jugend, <strong>Schule</strong> in Bayern – ohne systematische Rahmung, die<br />

es eben (noch) nicht gibt. Diese Veröffentlichung ist ein Impuls<br />

der Bundesebene und der bundesweiten professionellen Diskursszene<br />

zugunsten von Landesentwicklungen. Die Zusammenstellung,<br />

verantwortet von der noch ehrenamtlich-bürgerschaftlichen<br />

bayerischen Verbands- und Vereinslandschaft<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung sowie mit Beiträgen einzelner Partner aus<br />

öffentlichen Landesinstitutionen, zeigt allerdings ein reichhaltig-buntes<br />

Bild: Das alles gibt es in Bayern in Sachen „<strong>Kultur</strong><br />

<strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ – und noch viel mehr. Es besteht dabei keinerlei<br />

Anspruch auf Vollständigkeit. Einleitend werden landesweite<br />

Entwicklungen, Positionen und entsprechende Reflexionen<br />

von erfahrenen „Profis“ aus verschiedenen Kontexten und in<br />

verschiedenen Rollen der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung in Bayern beschrieben<br />

(Kapitel 1).<br />

Ein besonderes „Markenzeichen“ der Kooperationseinrichtung<br />

„<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ in Bayern sind die kommunalen Modelle<br />

„<strong>Kultur</strong>- und Schulservice“, seit dem Jahr 2003 da und dort<br />

als innovative Praxis entwickelt, auch auf der Basis und im<br />

Verbund mit Gesamtkonzepten <strong>Kultur</strong>eller Bildung zugunsten<br />

lokaler, regionaler Bildungslandschaften (Kapitel 2).<br />

K U L T U R M A C H T S C H U L E I N B A Y E R N – K U R Z U N D K N A P P _ 9<br />

Aus der reichen Fülle von Praxismodellen, spartenspezifischen<br />

Feldern und auch inhaltlich akzentuierten Netzwerkstrukturen<br />

in Bayern zeigt eine eher auf der Basis „qualitativer<br />

Subjektivität“ entstandene Auswahl, was es alles gibt – und<br />

was auch auf Landesebene koordiniert und weiter qualifiziert<br />

werden könnte (Kapitel 3). Es geht dabei um Handlungsfelder<br />

(Kapitel 3.2) und, exemplarisch, auch um Aus- und Fortbildung<br />

(Kapitel 3.3).<br />

Eine Momentaufnahme mitten im positiven, aber doch<br />

auch mühseligen Klärungs- und Gestaltungsprozess landesweiter<br />

Infrastrukturentwicklung zeigt, wo <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

insbesondere mit dem Akzent „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in Bayern“<br />

gerade steht bzw. aktiv verhandelt wird – zu permanenten<br />

Wiedervorlage und einer Perspektive 2015/2020, auch zur<br />

Evaluation: Was war gewollt, was ist geschehen? (Kapitel 4).<br />

Adressen, Links, Literatur, Ansprechpartner, Hinweise, Dokumente,<br />

Beschlusslagen und Positionen ergänzen die Wanderung<br />

durch die „blühenden Landschaften“ und auch „Wüsten“,<br />

„Brachen“ und „Niemandsländer“ <strong>Kultur</strong>eller Bildung in Bayern<br />

mit dem Akzent auf „<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>“ (Kapitel 5).<br />

Eine verlässlich-evaluative Kartografierung der bayerischen<br />

Topografie als überschaubare und orientierende Gestaltungsperspektive<br />

für Akteure wie für öffentlich-landesweite Infrastrukturentwicklung<br />

fehlt (noch). Wir in Bayern arbeiten daran,<br />

da und dort.


1. LANDESWEITE ENTWICKLUNGEN,<br />

POSITIONEN UND REFLEXIONEN


L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 1 1<br />

1.1 KARTOGRAFIERUNG KULTURELL-KÜNSTLERISCHER<br />

BILDUNG <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />

Wolfgang Zacharias<br />

Prof. Dr., Kunst- und <strong>Kultur</strong>pädagoge in München, Pädagogische<br />

Aktion (PA)/Spielkultur e.V., Vorstandsmitglied der<br />

Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern (LKB:BY) e.V.<br />

Wenn man für die Landesebene die Kooperation von <strong>Kultur</strong><br />

und <strong>Schule</strong> sozusagen im „Zustand 2011“ beschreiben will, ist<br />

neben der Faktenlage an sich v. a. auch von Interesse, wie sich<br />

diese darstellt, entsprechend bundesweiten und kommunalen<br />

Entwicklungen und Diskursen – als entscheidende föderale<br />

Zwischenebene.<br />

<strong>Kultur</strong>elles Lernen in der Spannweite von Kunst und <strong>Schule</strong>:<br />

Eine föderale Aufgabe<br />

Wir alle wissen es: <strong>Kultur</strong>elle Bildung hat Konjunktur und ist,<br />

gerade auch politisch, von hoher Diskursaktualität – wie noch<br />

nie. Zahlreiche Initiativen sind bundesweit damit unterwegs<br />

und suchen sich Profilierungen in der Realisation attraktiver<br />

und anspruchsvoller Projekte und Modelle, z. B. die „Kinder<br />

zum Olymp“ (<strong>Kultur</strong>stiftung der Länder mit PWC-Stiftung u. a.),<br />

JEKI (Jedem Kind ein Instrument; <strong>Kultur</strong>stiftung des Bundes<br />

und Land Nordrhein-Westfalen), „<strong>Kultur</strong>forscher(!)“ ( Deutsche<br />

Kinder- und Jugendstiftung), „<strong>Kultur</strong>agenten für kreative<br />

<strong>Schule</strong>n“ (Stiftung Mercator, <strong>Kultur</strong>stiftung des Bundes usw.).<br />

Einige Bundesländer sind bereits systematisch unterwegs, wie<br />

z. B. Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Berlin, Niedersachsen,<br />

Baden-Württemberg. Und viele Städte haben sich eigeninitiativ<br />

auf den infrastrukturellen Weg ge<strong>macht</strong>, etwa in Form von<br />

kommunalen Gesamtkonzepten <strong>Kultur</strong>eller Bildung, immer<br />

auch mit besonderen Akzenten der Kooperation „<strong>Kultur</strong><br />

und <strong>Schule</strong>“, mit Modellen für <strong>Kultur</strong>schulen (Hamburg), für<br />

Bildungs patenschaften und Bildungspartnerschaften (Berlin),<br />

mit dem Modell „<strong>Kultur</strong>- und Schulservice“ (in Bayern).<br />

Vor diesem Hintergrund sind bayerische Entwicklungen auf<br />

Landesebene zu beschreiben, zu bewerten und zu vermessen:<br />

Die Kartografierung als landesspezifische Momentaufnahme,<br />

sozusagen in Form eines eher spontanen Schnappschusses<br />

eines sich in Bewegung befindlichen Prozesses. Denn sie<br />

bewegt sich natürlich doch – die Strukturentwicklung der<br />

Vernetzung und Kooperation von <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> in Bayern.<br />

Nur: Es ist insgesamt eine „Schwarmbewegung“ in die richtige<br />

Richtung von vielerlei Modellen, Einzelphänomenen, Sparten,<br />

Orten, Einrichtungsformen, Schultypen, Akteuren und Professionen,<br />

auch in sehr unterschiedlichen organisatorischen, partialen,<br />

ehrenamtlichen, offiziellen oder informellen Zuständen.<br />

Hoffnungsfroh könnte man hier dann auch von der Chance einer<br />

„bayerischen Schwarmintelligenz der Vielen“ sprechen – ohne<br />

zentrale Infrastruktur und Entwicklungsperspektive. So etwa<br />

stellt sich die aktuelle Lage in Bayern dar. Wir haben eine reichhaltige,<br />

abwechslungsreiche Topografie, die sich aber derzeit<br />

einer präzisierten Vermessung und Kartografierung entzieht,<br />

da es dafür keine professionellen „Landesvermesser“ gibt.<br />

<strong>Kultur</strong> leben lernen: In Bayern und anderswo<br />

Aber: Unabhängig von jeweiligen Landeszuständen lässt sich in<br />

etwa angeben, wie es die professionellen fachlichen und bundesweiten<br />

Diskurse und Definitionsanstrengungen in Sachen<br />

„<strong>Kultur</strong>eller Bildung“ und der Akzentuierung des Bezugsverhältnisses<br />

„<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>“ dabei derzeit prinzipiell und<br />

weitgehend konsensual sehen. Dies bezieht sich auf das Allgemeine,<br />

welches dann auf das Spezielle, etwa den Zuständen<br />

und Prozessen in einem Bundesland, anwendbar ist: als Indikatoren-<br />

und Kategoriensystem als Qualitätsstandard und<br />

Entwicklungsoption.<br />

Dazu lässt sich einiges zusammenfassend sagen – mit dem<br />

Auftrag und Ausblick, dies irgendwie und irgendwann für das<br />

Bundesland Bayern, auch im „Ranking“ mit anderen Bundesländern<br />

und dem bundesweiten Anspruchskonsens zu präzisieren:<br />

<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> in Bayern 2020, auf der Basis eines<br />

professionellen Verständnisses dessen, was aktuell <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung leisten soll und kann (vgl. Deutscher <strong>Kultur</strong>rat 2005;<br />

Deutscher <strong>Kultur</strong>rat u. a. 2009; Fuchs 2009) sowie speziell<br />

fokussierte Darstellungen zum Thema „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“<br />

(vgl. Kelb 2007; Hill/Biburger/Wenzlik 2008; Biburger/Wenzlik<br />

2009).<br />

Das Vermessen <strong>Kultur</strong>eller Bildung in Bayern und mit dem Akzent<br />

„Schulkooperationen“ ist derzeit ein Vorhaben, das man – fast<br />

reflexhaft und inzwischen geradezu traditionell – mit drei Zitaten<br />

treffend interpretieren kann:<br />

„<strong>Kultur</strong>elle Bildung ist schön, <strong>macht</strong> aber sehr viel Arbeit“,<br />

meinte leicht abgewandelt der Münchner Sachse oder der<br />

sächsische Bayer Karl Valentin, verarmt 1948 in Planegg südlich<br />

von München verstorben. Aber auch Erich Kästner passt,<br />

der seine letzten Jahre in Schwabing an der Münchner Freiheit<br />

verbrachte und den öffentlichen Zuständigkeiten sowie den föderalen<br />

<strong>Kultur</strong>- und Bildungshoheiten ins Stammbuch schrieb:<br />

„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Am besten aber passt<br />

doch der Ur-Oberbayer, gelernter Bildkünstler und dann Schreiber,<br />

Dichter, Theaterautor und Filmemacher Herbert Achternbusch<br />

mit seinem vielzitiertem Spruch: „Du hast keine Chance,<br />

aber die gilt es zu nutzen.“ Auch das kann manchmal eben doch<br />

zu irgendeinem Erfolg führen. Es geht dann um jahrzehntelanges<br />

realutopisches Beharren und Nichtlockerlassen im Prinzip<br />

Hoffnung zugunsten landesweiter bayerischer Infra strukturen<br />

für <strong>Kultur</strong>elle Bildung insgesamt, überall und für alle, landesverfassungsgemäß<br />

und im Auftrag auch der UN-Kinderrechtskonvention<br />

als Menschenrecht für alle.<br />

Das Folgende ist der Versuch, einen angemessenen Rahmen<br />

der Kooperation von <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> (auch in Bayern und<br />

auf der Basis systematischer Infrastrukturentwicklungen auf<br />

Landesebene) im Horizont <strong>Kultur</strong>eller Bildung allgemein zu<br />

formulieren, auch mit der Tendenz der „vermessenen vermessenden“<br />

Kartografierung eben dieses Feldes.


1 2 _ L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N<br />

<strong>Kultur</strong>en der Bildung – ein anregungsreiches<br />

und vielgestaltiges Territorium<br />

<strong>Kultur</strong>ell-ästhetisches Lernen vollzieht sich zu bestimmten,<br />

auch rhythmisierten Zeiten in real erreichbaren Räumen und<br />

an vielen definierten Orten. Eben dafür braucht es komplexe<br />

und konvergente Infrastrukturen, die die Territorien des<br />

Bildens und Lernens anregungsreich, erreichbar und zugunsten<br />

kultureller Teilhabegerechtigkeit „für alle“ gestalten. Diese<br />

landschaftsanalogen Infrastrukturen <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />

(„<strong>Kultur</strong>- und Bildungslandschaften“, „Lerntopografien“) gilt es<br />

zu karto grafieren, sowohl als Bestandsaufnahme eines noch<br />

unzu reichenden Ist-Zustandes wie in der Perspektive eines<br />

wünschenswerten Soll-Zustandes zugunsten weiterer Gestaltung<br />

und Qualifizierung. Der Prozess der kartografierenden Vermessung<br />

dient also dazu, sich sozusagen zunächst ein – wenn<br />

auch noch sehr unscharfes – „Bild“ der realen Lage zu verschaffen,<br />

um dabei Defizite und Potenziale zu orten und dann wiederum<br />

in fachlich wie politisch gestaltendes Handeln zu überführen:<br />

Als präzisiert-realisierte Landschaftsgestaltung bzw.<br />

Erschließung zugunsten Zugänglichkeit und Erreichbarkeit.<br />

Für <strong>Kultur</strong>elle Bildung ist dies insofern von besonderer Bedeutung,<br />

da deren Inhalte, Bezüge, Arbeitsformen, Bildungswirkungen<br />

und Strukturen sozusagen von der Sache selbst her vielfältig<br />

und unübersichtlich sind. Wenn man sie als Feld insgesamt<br />

zu beschreiben und zu entwickeln versucht, kommt man um<br />

Kooperation und Vernetzung, Pluralität und Komplexität als<br />

konstruktive Merkmale nicht herum. Das Territorium <strong>Kultur</strong>eller<br />

Bildung hat vielerlei Nutzer/-innen, Gestalter/-innen, Phänomene,<br />

Angebote und Ereignisse, Akteure und Professionen, die<br />

darin tätig sind – isoliert oder im mehr oder weniger systematischen<br />

Zusammenspiel. Im konkreten Fall ist es dann auch die<br />

positive Differenz der unterschiedlichen Inhalte, Orte, Anlässe,<br />

Anbieter und Nutzer, Professionen und Institutionen, die zur<br />

pluralen Angebotsqualität beiträgt. Allerdings lassen sich, v. a.<br />

bezogen auf die infrastrukturellen und fachpolitischen Verankerungen<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung im Kontext von <strong>Schule</strong>, Kunst/<br />

<strong>Kultur</strong>, Bildung, Lebenswelt, Kindheit/Jugend klare Strukturmerkmale<br />

angeben – eben im Allgemeinen.<br />

Das „magische Dreieck“ <strong>Kultur</strong>eller Bildung:<br />

Die horizontale Dimension<br />

Es herrscht Konsens, dass sich <strong>Kultur</strong>elle Bildung als öffentliches<br />

Angebot in verschiedenen Fach- und Politikfeldern realisiert.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung ist Teil der <strong>Kultur</strong>politik, von Kunst bis<br />

Medien. Besondere Kennzeichen: mediale, ästhetische Vielfalt<br />

der Ausdrucksformen, Orte und Ereignisse des Künstlerischen<br />

und der symbolischen Weltaneignung, rezeptiv wie produktiv.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung ist Teil der Bildungspolitik, von <strong>Schule</strong><br />

und Ausbildung. Besonderes Kennzeichen: Lernpflicht,<br />

systematisch-kontinuierliche curriculare Vermittlung, auch<br />

entsprechend vorgegebener Kanons und Lehr-/Lernzielen,<br />

eher subjektunabhängig und zertifizierbar, aber auch mit der<br />

Chance zunehmender non-formaler, auch partial freiwilliger<br />

und parti zipativer Anteile.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung ist Teil von Jugendarbeit und Jugendhilfe<br />

im Kontext von Sozial- und Familienpolitik. Besondere Kennzeichen:<br />

Freiwilligkeit, ästhetische Eigenaktivität und soziale<br />

Kontexte, Betonung von Teilhabegerechtigkeit.<br />

Alles zusammen erst ergibt eine angemessene und umfassende<br />

zeit-räumliche Kartografierung <strong>Kultur</strong>eller Bildung zugunsten<br />

von Bildungslandschaften und Bildungsbiografien<br />

vom F okus des Subjekts aus. Allerdings: <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

findet darüber hinaus auch ohne institutionelle Zurichtung im<br />

Kontext von Familie, Umwelt, Medien und Gleichaltrigen statt:<br />

Das ist das ganztägig rhythmisierte informelle und zufällige<br />

kulturell-ästhetische Lernen. Es geht hierbei auch nicht um<br />

Ganztagsschule, sondern um Ganztagsbildung (vgl. Coelen/<br />

Otto 2008).<br />

Ebenen <strong>Kultur</strong>eller Bildung: Die vertikale Dimension<br />

Vor diesem Hintergrund stellt sich nun verstärkt auch die Frage<br />

nach der strategischen Platzierung der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

mit der kartografierten Bildungslandschaft in den vertikal<br />

angeordneten Handlungs- und Politikfeldern, die miteinander<br />

verwoben sind, jedoch – gerade im Kontext Schulkooperation<br />

– jeweils eigene Strategien zur Veränderung (Projektionen)<br />

benötigen:


1. Einrichtungen vor Ort: Lebenswelten, <strong>Kultur</strong>orte, Jugendzentren,<br />

Kindertagesstätten, <strong>Schule</strong>n, aber auch informelle<br />

Orte von Kindheit und Jugend als die „dritten Orte“ für Lernen<br />

und Erfahrung mit sozialen Netzwerken und Orientierungen.<br />

Die Projektion: Größere Autonomie und Entscheidungschancen<br />

vor Ort, stärkere Verankerung <strong>Kultur</strong>eller Bildung durch<br />

personale Kontakte und funktionale Kontrakte, erhöhte<br />

Angebots- und Ereignisvielfalt, Inszenierung und Erlebnis als<br />

bildende, anregungsreiche Impulse wertschätzen.<br />

2. Kommunale Ebene: Netzwerke, kooperative Infrastrukturen,<br />

Informationen und auch persönlicher Austausch im Rahmen<br />

aller beteiligten Akteure.<br />

Die Projektion: Rahmenbedingungen, Gremien und Austauschforen<br />

schaffen, Projektbörsen und Fortbildungen organisieren,<br />

die kommunalen Zuständigkeiten erhöhen, professionelles<br />

Wissen und Handeln operativ entwickeln.<br />

3. Föderale Ebene: Die Bildungs- und <strong>Kultur</strong>hoheiten der Länder,<br />

gesetzliche Rahmenbedingungen und Gestaltung der Praxis<br />

von Bildungsreformen, Finanzierungsmodelle, fördernde,<br />

modellhafte Anreize.<br />

Die Projektion: Systematische „Ermöglichungsbedingungen“<br />

für professionelle Infrastrukturen mit „Vernetzungskompetenzförderung“<br />

gestalten, ausbilden und vermitteln, Entscheidungen<br />

„nach unten“ abgeben, Verschlankung der<br />

Vorgaben, Bereitstellung von Mitteln, Aus- und Weiterbildung<br />

von Künstlern/-innen, <strong>Kultur</strong>vermittlern/-innen und Lehrern/<br />

-innen intensivieren und qualifizieren, Haushalte erhöhen,<br />

Forschung intensivieren, regionale <strong>Kultur</strong>- und Bildungslandschaften<br />

realisieren.<br />

4. Nationale Ebene: Impulse setzen, Modelle ermöglichen,<br />

Standards formulieren, Vermittlung/Vertretung entsprechend<br />

internationaler Entwicklungen, öffentliche Anerkennung und<br />

Akzeptanz stärken.<br />

Die Projektion: Gelingensbedingungen und Rahmungen entwickeln,<br />

Reformen anstoßen, beispielhafte Experimente und<br />

internationalen Vergleich anstoßen, Finanzanreize geben,<br />

Austausch fördern auch im Verbund mit den föderalen und<br />

kommunalen Ebenen sowie bundesweiten Fachstrukturen<br />

institutionell fördern, Forschungsverbünde initiieren.<br />

5. Internationale Ebene: <strong>Kultur</strong> und Bildung im europa- und<br />

weltweiten Maßstab, UN- und UNESCO-Kontexte, EU, OECD<br />

und PISA.<br />

Die Projektion: mediale, digitale Globalisierung sowie „nachhaltige<br />

Bildung“ thematisieren und Ziele, Qualitäten mit weltweiter<br />

Gültigkeit formulieren und Austausch intensivieren<br />

sowie dann über die nationale Ebene auf die föderale und<br />

kommunale Ebene implementieren.<br />

Akteure und Beteiligte <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />

In der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung agieren unterschiedliche Professionen,<br />

repräsentativ für Institutionen mit je eigenen Zielen und<br />

teils selbstreferenziellen Verfahren, mit eigenem professionellem<br />

Selbstverständnis. Idealerweise kooperieren sie in den<br />

Landschaften und Netzstrukturen. Sie haben durchaus eigene<br />

Kompetenzen und Profile, qualifizieren und ergänzen sich<br />

wünschenswerter Weise komplementär, wie etwa der Schulunterricht<br />

und ein Jugendkulturprojekt oder wie Musik, Bildkunst,<br />

Theater, Medien, Museum, dann auch mit der Chance<br />

des intermedialen Zusammenspiels. Möglich sind Wechselwirkungen<br />

mit Balancen zwischen dem je Speziellen und Allgemeinen<br />

und mit einer gerade auch erwünschten wechselseitigen<br />

Wertschätzung zur Gewährleistung der Vielfalt.<br />

L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 1 3<br />

1. Künstler/-innen und <strong>Kultur</strong>vermittler/-innen, Medien produzenten/-innen<br />

und „Experten/-innen“ (von Handwerk<br />

bis Wissenschaft), auch mit Zuständigkeiten für und im Auftrag<br />

großer Kunst- und <strong>Kultur</strong>orte (Museum, Theater, Bibliothek<br />

u. a.) sowie Kunst- und <strong>Kultur</strong>ereignisse. Allerdings sind<br />

Künstler/-innen nicht per se immer gute Vermittler/-innen<br />

und Repräsentanten/-innen ihres Genres, je nach Berufung<br />

und Überzeugung. „Künstler in die <strong>Schule</strong>n!“ ist aber ein<br />

durchaus hoffnungsfroher Ansatz.<br />

2. Lehrer/-innen und Erzieher/-innen, deren Aus- und Hochschulbildung<br />

eine gute Vermittlung sicherstellen soll. Allerdings<br />

ist pädagogisches Personal, v.a. im schulischen Korsett,<br />

nicht automatisch pädagogisch „nah dran“ und über die<br />

Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen informiert bzw.<br />

an ihnen immer wirklich interessiert, sondern oft mehr an<br />

der je eigenen Fachlichkeit und deren Vermittlung. Sie alle<br />

sollten zunehmend professionelle Kooperationskompetenz<br />

erwerben können.<br />

3. Sozialpädagogen/-innen in der Sozialen Arbeit, Jugendarbeit,<br />

Familienpolitik, mit ihren auch bildungsrelevanten kulturpädagogischen<br />

und sozialpädagogischen Arbeitsformen.<br />

Allerdings: Jugend- und Sozialarbeit ist keinesfalls „automatisch“<br />

bildungsorientiert, manchmal auch „nur“ defizitbearbeitend,<br />

oft weniger „fordernd“ und „fördernd“ im positiven<br />

Sinne und im bildenden Verständnis.<br />

4. Politiker/-innen und Verwalter/-innen, entsprechend ihrer<br />

Ebenen, Zuständigkeiten, Rahmenbedingungen, Handlungsmöglichkeiten<br />

und Interessenslagen. Allerdings: Politik und<br />

Verwaltung folgen z.T. eigenen Gesetzlichkeiten, Parteizugehörigkeiten,<br />

Karrierebedürfnissen und Interessen, die<br />

sich nicht nur an Fachlichkeit, Nachhaltigkeit, Allgemeinwohl,<br />

Kundenorientierung, Zieleffizienz und an den Adressaten/<br />

-innen orientieren. Es gilt für sie, sich fachlich und entsprechend<br />

Gestaltungszuständigkeiten kompetent zu machen.<br />

Dazuzurechnen ist die im Prinzip mächtigste, aber oft unterschätzte<br />

und marginalisierte und in der Regel schlecht organisierte<br />

Akteursgruppe:<br />

5. Eltern. Sie sind verstärkt an lokalen Bildungsentwicklungen<br />

zu beteiligen und auch nach dem Prinzip des bürgerschaftlichen<br />

Engagements zur Mitarbeit zu motivieren. Ihre Chance<br />

wäre verstärkte Lobbybildung und gezieltes Wahlverhalten,<br />

einschließlich der Demokratie verändernden Forderung nach<br />

z.B. geregeltem stellvertretendenm Wahlrecht für alle Kinder<br />

und Jugendlichen sowie dem deutlichen Druck und Ruf nach<br />

Bildungsreformen und höheren Investitionen dafür.<br />

Zunehmend in den Blick kommen und eigentlich auch an<br />

Planungs- und Entscheidungsprozessen zu beteiligen sind<br />

die, um die es eigentlich geht:<br />

6. Kinder und Jugendliche – die Adressaten/-innen selbst. Bildung,<br />

v. a. als Selbstbildung verstanden, also nicht nur als<br />

Aneignung von Wissen, <strong>Kultur</strong>- und Praxistechniken, braucht<br />

natürlich fundamental die aktive Beteiligung der zu bildenden/sich<br />

bildenden Subjekte. Dies gilt v. a. für die Vermittlung<br />

und Entwicklung von Schlüsselkompetenzen und für die Aktivierung<br />

für gestaltende Selbstständigkeit. Partizipation, freiwilliges<br />

Engagement, zugestandene und mit Impulsen beförderte<br />

Mitgestaltung von Lernprozessen und Erfahrungsmöglichkeiten<br />

wandelt Kinder und Jugendliche von „Objekten“<br />

der Bildungsorganisation anteilig zu deren „Subjekten“. Dies<br />

fördert auch das Ziel kultureller Teilhabegerechtigkeit sowohl<br />

mit sozialen wie auch intergenerationellen und interkulturellen<br />

Dimensionen.


1 4 _ L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N<br />

Vielfalt der Lernformen<br />

Kooperative Akteursvielfalt sowie kulturell-künstlerischer<br />

Inhaltspluralismus entspricht auch einem sehr weiten Verständnis<br />

von Bildung, weit über <strong>Schule</strong> und Unterricht hinaus.<br />

Es geht dabei um verschiedene Lern- und Bildungsformen,<br />

wie formal, non-formal, informell, inzidentell-zufällig, die als<br />

gleichwertig angesehen werden. Dies gilt es auch unverzichtbar<br />

für ganzheitliche und gelingende Bildungsbiografien zu<br />

betonen: „Unter den Bedingungen dynamischer Verhältnisse<br />

schwindet die Verlässlichkeit von strukturellen Vorgaben, und<br />

der Eigeninitiative kommt, und dies gilt auch für das Lernen,<br />

eine gewachsene Bedeutung zu. Mit einer Vielfalt an Lernanlässen<br />

korrespondieren vielfältige Lernofferten, nur so lassen<br />

sich die [...] gesellschaftlichen Entwicklungen bewältigen.“<br />

(Tully 2006, S. 86).<br />

Zusammenfassend und bezogen auf die vermessen vermessende<br />

Kartografierung „<strong>Kultur</strong>eller Bildung“ als Teil und im Projekt<br />

„allgemeiner Bildung“ ist klar: „Eine konkretisierte zeitgemäße<br />

Bildung mit Zukunftsaussichten für die nachwachsende<br />

Generation benötigt Zeit und Raum, um überhaupt intersubjektive<br />

Prozesse der Welterfahrung und -reflexion in Gang setzen<br />

zu können. Diese notwendigen Zeit- und Raumerfahrungen<br />

kann ein gesellschaftlich und institutionell kooperierendes<br />

„Netzwerk Bildung“ für die nachwachsende Generation bereitstellen.“<br />

(Bock/Andresen/Otto 2006, S. 335).<br />

Querschnittsthemen <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />

Im „Netzwerk Bildung“, und entsprechend seinem „magischen<br />

Dreieck“, sind die aktuellen Querschnittsthemen mit kulturellem<br />

Akzent:<br />

1. <strong>Kultur</strong>elle Bildung als „Marke“ stärken, schulisch wie außerschulisch,<br />

„von Anfang an und lebenslang“, mit Akzenten auf<br />

die ästhetische Früherziehung, Kinder- und Jugendkulturarbeit,<br />

kulturelle Erwachsenenbildung, in der Summe und<br />

als Profession: <strong>Kultur</strong>pädagogik.<br />

2. Ausdifferenzierungen in Kunst-, Musik-, Theater-, Literatur-,<br />

Museums-, Medien-, Film-, Tanz- Spielpädagogik u. a. ermöglichen<br />

– mit ihren je eigenen ästhetischen Ausdrucksformen,<br />

Historien, fachdidaktischen und institutionsspezifischen<br />

Traditionen und kulturell-inhaltlichen Bezügen. Diese kulturpädagogischen<br />

Genres haben ihre eigenen Techniken, Produktions-<br />

und Rezeptionsweisen; sie sind zielgruppenspezifisch<br />

und inter- bzw. transkulturell.<br />

3. Diskurse nach dem Jahr 2000 aufwerten –<br />

4. gerade im Kontext von Kooperation und Vernetzung von<br />

Jugend, <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> zu den Schlagworten: Bildungslandschaft,<br />

Ganztagsbildung, Vernetzung und Kooperationen,<br />

kulturelle Partizipation und bürgerschaftliches Engagement,<br />

<strong>Kultur</strong> als Bildungsprozess, Inter- bzw. Transkulturelles, Intergeneratives,<br />

Gender, Qualitätsentwicklung, Zertifizierung,<br />

Forschungs- und Ausbildungsbedarf, Medialisierung, Wirklichkeitskonstruktionen<br />

zwischen „Sinnlichkeit und Cyberspace“,<br />

ästhetische Früherziehung und Übergänge zur <strong>Schule</strong>,<br />

Lernziel Lebenskunst, kulturelle Kompetenz.<br />

Die Netzwerkmetapher und real zu gestaltende lokale, kommunale<br />

Netzwerkstrukturen als „<strong>Kultur</strong>technik der Moderne“ (vgl.<br />

Barkhoff/Böhme/Riou 2004) bzw. als angemessene Handlungsstrategie<br />

bezeichnen dazu ein adäquates Programm (vgl.<br />

Zacharias 2008).<br />

Praxis <strong>Kultur</strong>eller Bildung: Lernkulturen und ihre Potenziale<br />

Die Suche nach neuen Lernkulturen ist ein altes Thema: „Diskussionen<br />

über Lernkultur markieren in der Geschichte der<br />

Pädagogik das ständige Bestreben, Lehren, Lernen und <strong>Schule</strong><br />

mit Methoden neuen Lernens bzw. mittels erweiterter Formen<br />

des Lehrens und Lernens so zu gestalten, dass die Lernenden<br />

sich zu autonomen, kenntnisreichen und aktiv- gestalterischen<br />

Persönlichkeiten entwickeln können.“ (Meyer/Sander 2005,<br />

S. 4). Warum allerdings hier nur der schulische Lernkulturkontext<br />

in den Blick kommt, ist aktuell und bildungstheoretisch<br />

überholt: Es gilt die erweiterte Sichtweise. Üblicherweise<br />

nennt man die pragmatische Handlungsebene von Lehr-/Lernkultur<br />

und Lehr-/Lernorganisation usw. Didaktik. Der Begriff<br />

ist derzeit allerdings, anders als in den 1970er Jahren, etwas<br />

aus der Mode gekommen und wird weitgehend nur schultheoretisch<br />

und unterrichtspraktisch elaboriert. Allerdings ist<br />

kulturpädagogisches Handlungswissen, das „Know-how“ der<br />

Vermittlung, auch außerschulisch nichts anderes: Es geht<br />

immer um didaktische Strukturen, um didaktisches Planen<br />

und Handeln in der Logik der jeweiligen Profession und Fachlichkeit,<br />

entsprechend auch der Rahmenbedingungen. „Didaktisch“<br />

geht es dann eben um Lernkulturen, Lernum gebungen,<br />

um Lern- und Angebotsformen, um personelle gleich professionelle<br />

Vermittlung, zugunsten von Lernen, Bilden, sich bilden,<br />

um Aneignung und Erfahrung zugunsten von Kompetenzen:<br />

Etwas wissen, können, wollen, machen.<br />

Didaktische Strukturen und Orientierungen gibt es dafür schulisch<br />

wie außerschulisch; und sie sind sich wechselseitig bedingend:<br />

>> Rahmungen, allgemein, situativ, institutionell, politisch,<br />

>> Inhalte und Intentionen, fachlich und allgemein, entwicklungsspezifisch<br />

und interessensorientiert,<br />

>> Methoden, Materialen, Medien, Ressourcen,<br />

>> Ereignisse, Erlebnisse, Inszenierungen, Impulse, Anstöße,<br />

Faszination, Neugierde,<br />

>> Zeit-räumliche Determinanten und Entscheidungsmöglichkeiten<br />

dafür,<br />

>> Abhängigkeit von Kompetenzen, Wissen und Können der<br />

Vermittler/-innen analog zu den zu vermittelnden Zielen und<br />

den Lernsubjekten, Gruppen,<br />

>> Adressaten/-innen, Akzentuierungen, Vernetzungen, entsprechend<br />

des Lehr-Lernarrangements in Bezug auf Themen,<br />

Inhalte, Aufmerksamkeit und Eigenaktivität.<br />

Eine allgemeine Didaktik <strong>Kultur</strong>eller Bildung allerdings steht<br />

aus und ist Desiderat. Die für den schulischen Kontext ausgearbeiteten<br />

Fachdidaktiken für kulturell-künstlerische Fächer<br />

(etwa für Kunst und Musik) mit Kanons, Curricula, Verfahren<br />

usw. gibt es in aller Vielfalt, sowohl altersstrukturiert und an<br />

das gegliederte Schulwesen angepasst. Übertragbar sind sie<br />

wegen der Rahmenbedingungen, Zielsetzungen und normativen<br />

Vorgaben in der Regel nicht.<br />

In ihrer Studie zu Kinder- und Jugendkulturprojekten<br />

„Hochhinaus“ benennen Susanne Keuchel und Petra Aescht<br />

„Qualitätskriterien“ und „Erfolgsfaktoren“ gelungener ktueller<br />

Kinder- und Jugendkulturprojekte. Auf der Basis einer vergleichenden<br />

Analyse sind messbare Erfolgsfaktoren der Projektpraxis<br />

demnach (vgl. Keuchel/Aescht 2007, S. 24ff.):<br />

>> Vernetzung: Optimale Nutzung von Know-how und Res sourcen,<br />

>> Einbindung von Eltern,<br />

>> Nachhaltigkeit: die Orientierung auf langfristige Wirkungen,<br />

>> Öffentlichkeitsarbeit und Außenwirkung,


Vermittlungsqualität und Schlüsselkompetenzförderung:<br />

spartenübergreifend, altersspezifisch, partizipativ,<br />

>> Zielgruppenpotenzial: junge und anteilig auch eher bildungsferne<br />

Adressaten/-innen,<br />

>> Rahmenbedingungen: optimale Arbeitsumgebung und Infrastruktur,<br />

zeitlich und räumlich,<br />

>> Projektorganisation: Leitung, Steuerung, Fachkompetenz,<br />

professionelle Qualifikationen im Team.<br />

Ein zusammenfassendes Ergebnis: „Für eine positive Weiterentwicklung<br />

der Kinder- und Jugendkulturlandschaft ist es unabdingbar,<br />

die unterschiedlichen Ansätze, Projekttypen, Partner<br />

und Ziele [...] gleichermaßen zu unterstützen. Die verschiedenen<br />

Projektansätze beeinflussen sich gegenseitig in ihrer<br />

Entwicklung, haben ein unterschiedliches Zielgruppenpotenzial<br />

und sprechen verschiedene kulturelle Bildungs potenziale<br />

bei Kindern und Jugendlichen an.“ (Ebd., S. 53).<br />

Eben dafür müsste es eine Landkarte, eine Kartografierung<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung als vielgestaltige und zu pflegende, zu entwickelnde<br />

und zu expandierende – sowohl qualitativ wie quantitativ<br />

– geben: Für ganz Bayern und im Verständnis <strong>Kultur</strong>eller<br />

Bildung als unverzichtbarer Teil allgemeiner Bildung in öffentlicher<br />

Verantwortung – <strong>Schule</strong>, <strong>Kultur</strong>arbeit und Jugendarbeit,<br />

Hand in Hand, landesweit und vor Ort. Aber wie? Die Herausforderung<br />

für die Landespolitik lautet im Prinzip: Infrastrukturen<br />

für <strong>Kultur</strong>elle Bildung zu schaffen, z. B. mit der Perspektive für<br />

das Jahr 2020. Aber die Initiativen dafür müssten jetzt bereits<br />

starten.<br />

L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 1 5<br />

LITERATUR<br />

Barkhoff, Jürgen/Böhme, Hartmut/Riou, Jeanne (Hg.) (2004):<br />

Netzwerke: Eine <strong>Kultur</strong>technik der Moderne.<br />

Köln/Weimar/Wien.<br />

Biburger, Tom/Wenzlik, Alexander (Hg.) (2009): Ich hab gar<br />

nicht gemerkt, dass ich was lern. München.<br />

Bock, Karin/Andresen, Sabine/Otto, Hans-Uwe (2006):<br />

„Zeitgemäße Bildungstheorie und Zukunftsfähige Bildungspolitik”.<br />

In: Otto, Hans-Uwe/Oelkers, Jürgen: Zeitgemäße<br />

Bildung. München, S. 332–347.<br />

BKJ (Bundesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung<br />

e.V.) (Hg.) (1997): <strong>Kultur</strong> Macht <strong>Schule</strong>.<br />

Remscheid.<br />

Braun, Tom/Fuchs, Max/Kelb, Viola (2010): Auf dem Weg<br />

zur <strong>Kultur</strong>schule. München.<br />

Coelen, Thomas/Otto, Hans-Uwe (Hg.) (2008): Grundbegriffe<br />

Ganztagsbildung. Wiesbaden.<br />

Deutscher Bundestag (2007): Schlussbericht der Enquête-<br />

Kommission „<strong>Kultur</strong> in Deutschland“. 16. Wahlperiode,<br />

Drucksache 16/7000. Berlin, 11.12.2007.<br />

Deutscher <strong>Kultur</strong>rat (Hg.) (2005): <strong>Kultur</strong>elle Bildung in<br />

der Bildungsreformdiskussion. Konzeption <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung III. Berlin.<br />

Deutscher <strong>Kultur</strong>rat/Bäßler, Kirstin/Fuchs, Max/Schulze,<br />

Gabriele/Zimmermann, Olaf (Hg.) (2009): <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung: Aufgaben im Wandel. Berlin.<br />

Fuchs, Max (2008): <strong>Kultur</strong>elle Bildung. München.<br />

Hill, Burkhard/Biburger, Tom/Wenzlik, Alexander (Hg.) (2009):<br />

Lernkultur <strong>Kultur</strong>elle Bildung, München.<br />

Kelb, Viola (Hg.) (2007): <strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>. Innovative<br />

Bildungsallianzen – neue Lernqualitäten. München.<br />

Keuchel, Susanne/Aescht, Petra (2007): Hoch hinaus.<br />

Potentialstudie zu Kinder- und Jugendprojekten.<br />

Frankfurt a. M.<br />

Meyer, Meinert A./Sander, Uwe: „Alte oder neue Lernkultur?“<br />

In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Themenheft 1,<br />

2005, S. 4–27.<br />

Otto, Hans-Uwe/Oelkers, Jürgen (Hg.) (2006): Zeitgemäße<br />

Bildung. München.<br />

Tully, Claus J. (2006): „Informelles Lernen“. In:<br />

Otto, Uwe/Oelkers, Jürgen: Zeitgemäße Bildung.<br />

München, S. 72.<br />

Zacharias, Wolfgang (2008): „Lokale und regionale<br />

Netzwerke“. In: Coelen, Thomas: Otto, Hans-Uwe 2008,<br />

S. 652–664.


1 6 _ L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N<br />

1.2 E<strong>IN</strong> EXEMPLARISCHER FALL: SCHULE UND MUSEUM 1<br />

Ernst Wagner<br />

Dr., Studium an der Akademie der Bildenden Künste München;<br />

Promotion Kunstgeschichte; Kunstlehrer an Gymnasien; Referent<br />

beim Bundesvorstand des BDK – Fachverbands für Kunstpädagogik<br />

für Museumspädagogik; Mitarbeiter am UNESCO-<br />

Lehrstuhl für <strong>Kultur</strong>elle Bildung an der Universität Erlangen-<br />

Nürnberg<br />

An bayerischen Museen gibt es vielfältige museumspädagogische<br />

Programme, etwa für Kindergärten und <strong>Schule</strong>n. Es wird<br />

viel investiert, um zukünftige Generationen an das kulturelle<br />

Erbe heranzuführen und um diese mit kulturell wichtigen Zukunftsfragen<br />

zu befassen. Gelingt dies, ist der Mehrwert vielfältig:<br />

Zum einen für die Museen, die ihre zukünftigen Besucherzahlen<br />

sichern müssen, zum anderen für die <strong>Schule</strong>n, die<br />

den Bildungsauftrag auf mehrere Schultern verteilen können<br />

und schließlich für die Gesellschaft, die im Hinblick auf ihren<br />

sozialen Zusammenhalt an Kanonbildung interessiert sein<br />

muss. Doch das lobenswerte Vorhaben kann gründlich schiefgehen,<br />

wie die folgende Karikatur zeigt.<br />

Abb. 1: Beispiel für das Misslingen von „Audience Development“ (vgl. Thomas<br />

Plassmann, Kunst, o. J.) 2<br />

Anne Bamford (2006) hat darauf hingewiesen, dass es für die<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung besser ist, nicht stattzufinden als schlecht<br />

stattzufinden. Das gilt auch für die Sparte Museum in der <strong>Schule</strong>.<br />

Negative Erfahrungen können dazu führen, dass Besucher/<br />

-innen nie wiederkommen, dass wichtige Bildungsinhalte negativ<br />

besetzt sind und dass die Kanonbildung so misslingt<br />

(„Was diese Gesellschaft im Museum als wichtig definiert, hat<br />

nichts mit mir zu tun.“). Die Ausgestaltung der Schnittstelle<br />

Museum und <strong>Schule</strong> bedarf demnach konzeptioneller und<br />

handwerklicher Sorgfalt sowie hoher Sensibilität.<br />

Das gilt v. a. auch für die didaktische Anlage der Vermittlungskonzepte<br />

– die heute vor dem Hintergrund der aktuellen bildungspolitischen<br />

Entwicklung „kompetenzorientiert“ sein<br />

müssen. Ich möchte jedoch zunächst vorschlagen, im Folgenden<br />

von einem Begriff auszugehen, der aus einer ganz anderen<br />

Welt zu kommen scheint und der ganz konventionell und<br />

sehr vertraut ist. Es ist der Begriff der „Erzählung“. Es sind<br />

letztlich Erzählungen, die die Einzelobjekte eines Museums in<br />

einen Gesamtdiskurs einbinden, sie aus ihrer Isolation erlösen,<br />

Sinnkontexte stiften. Das bedeutet für die Pädagogen/-innen,<br />

Vermittler/-innen wie Lehrer/-innen, gerade auf das Erzählen<br />

gezielt zu setzen, dieses sehr systematisch zu fördern und<br />

zu fordern. Und nirgends kann dies besser erlernt und geübt<br />

werden als gerade im Museum. Hier haben die Besucher/-innen<br />

die Chance, ernst genommene Objekte, authentische Gegenstände<br />

von Wert und Rang in sinnstiftende, ja vielleicht sogar<br />

persönlichkeitsbildende Kontexte zu bringen.<br />

Wichtig ist dabei natürlich, dass diese Erzählungen nicht<br />

falsch sind. Und wichtig ist auch, dass sie als Konstrukte erscheinen,<br />

dass ihre Konstruiertheit deutlich wird. Erzählungen,<br />

die über das Erzählte hinaus noch eine Ahnung geben,<br />

dass Erzählungen generiert werden, generierbar sind und so<br />

die Besucher/-innen in einen Status bringen, die sie selbst<br />

zu souveränen Rezipienten/-innen – oder vielleicht sogar zu<br />

souveränen Autoren/-innen – <strong>macht</strong>. Die besten Erzählungen<br />

sind nämlich die, die von den Museumsbesuchern/-innen<br />

selbst gefunden, konstruiert, recherchiert oder erfunden werden.<br />

Sie selbst stiften den Sinn (weil ihnen ja letztlich auch<br />

gar nichts anderes übrigbleibt). Dabei ist es natürlich zentral,<br />

dass es bei diesem Verfahren nicht um Willkür geht, gar nicht<br />

gehen kann. Die Erzählungen müssen erarbeitet, im kritischen<br />

Diskurs errungen werden, da sie Qualitätskriterien gehorchen<br />

müssen. Diese sind:<br />

>> Die Geschichten dürfen nicht falsch, d. h. auch nicht ideologisch<br />

verblendet sein.<br />

>> Sie machen den eigenen Konstruktcharakter deutlich.<br />

>> Sie müssen auch von den Besuchern/-innen selbst ent wickelt<br />

werden können. Sie knüpfen so an deren Kompe tenzen an<br />

und gewährleisten auf diese Weise Teilhabe.<br />

>> Sie stiften Sinn und tragen damit zur Identitätsbildung bei.<br />

Viele der in den vergangenen Jahren publizierten Beispiele aus<br />

der museumspädagogischen Praxis (vgl. Wagner/Dreykorn<br />

2007) erfüllen ganz selbstverständlich diese Kriterien. Ich<br />

möchte aber noch ein fünftes, ein schulspezifisches Kriterium<br />

hinzufügen. Die von den Schülern/-innen entwickelten Erzählungen<br />

müssen mit den „großen Erzählungen“ der Lehrpläne<br />

und Curricula in Verbindung gebracht werden. Das Modell wäre<br />

also ganz einfach: Die Schüler/-innen verknüpfen die Objekte<br />

des Museums zu Erzählungen und zwar selbst, sinnstiftend,<br />

richtig, dekonstruierbar und bezogen auf den kompetenzorientierten<br />

Lehrplan.<br />

1 Dieser Beitrag ist eine überarbeitete und stark erweiterte Fassung des Vortrags „<strong>Schule</strong> und Museum“, gehalten im Jahr 2009 bei einer Tagung des Bezirks<br />

Oberfranken in Kloster Banz, vgl. Christoph/Dippold 2010.<br />

2 Siehe www.thomasplassmann.de.


Doch wie kann nun so ein antiquiert erscheinendes Konzept<br />

„Erzählen“ mit der aktuellen Kompetenzdebatte verknüpft<br />

werden? Ohne einem – noch zu entwickelnden – museumsspezifischen<br />

Kompetenzmodell 3 vorgreifen zu wollen, sind<br />

einige Aspekte, die dabei berücksichtigt werden müssen, bereits<br />

heute benennbar. Mit dem Begriff „Kompetenz“ wird in der<br />

aktuellen bildungspolitischen Diskussion das Zusammenspiel<br />

von Wissen/Kenntnissen, Fähigkeiten/Fertigkeiten und Haltungen/Einstellungen<br />

beschrieben. V. a. letzteres unterscheidet<br />

die neuen Lehrpläne deutlich von den früheren. Wie wichtig<br />

aber gerade diese sind, zeigt die abgebildete Karikatur (s. Abb.<br />

1) deutlich. Es sind hier ja v. a. die Haltungen der Betrachter,<br />

die den Rezeptionsvorgang entscheiden, vom orientierungslosen<br />

Skeptiker, der das Bild gar nicht anschaut, sondern Halt<br />

bei den anderen sucht, über den Empfindsamen, den die Macht<br />

des Bildes unmittelbar ans Herz greifen lässt, bis hin zu den<br />

Überheblichen, die mal laut, mal leise sich mokieren: Das soll<br />

Kunst sein?<br />

Wir alle kennen solche Situationen, in denen das Besucherverhalten<br />

nicht nur die eigene Rezeption stört, sondern in denen,<br />

eben weil sich in diesem Verhalten eine bestimmte Haltung<br />

ausdrückt, ein Wertekonflikt zur Sprache kommt, in der Form<br />

der Verletzung des Verhaltenskodexes. Werte, Haltungen können<br />

aber nur dann modifiziert werden, wenn sie in komplexen<br />

pädagogischen Prozessen auf allen Ebenen der Kompetenz,<br />

vom Wissen bis zu den Fähigkeiten, bearbeitet werden. Wenn<br />

dies geschieht, wird der Museumsbesuch in einen Kompetenzrahmen<br />

eingebunden, der für den/die Besucher/-innen überzeugende<br />

Leistungen bietet.<br />

Abb. 2: Plassmann im Kompetenzschema (Montage des Verfassers)<br />

Museumspädagogische Bildungsprozesse beinhalten demnach<br />

bereits im Bereich der Fachkompetenz mehrere Ebenen:<br />

Schüler/-innen verfügen über Wissen (hier z.B. zur ungegenständlichen<br />

Kunst), sie beherrschen das Handwerkszeug der<br />

Bildanalyse, und sie sind bereit, sich auf ungewöhnliche bzw.<br />

für sie ungewohnte Bilder einzulassen, ihnen einen Vertrauensvorschuss<br />

zu geben, ihnen ein Potenzial einzuräumen, das<br />

möglicherweise zur Bereicherung des eigenen Lebens beitragen<br />

kann. Dieser Zugewinn an Kompetenz auf den drei Ebenen<br />

Wissen, Fertigkeiten, Haltung gilt aber nicht nur für die Fach-<br />

L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 1 7<br />

kompetenz, sondern ebenso für die fächerübergreifenden<br />

Schüsselkompetenzen, wie die Selbst-, die Methoden- und die<br />

Sozialkompetenz.<br />

Der Bildwissenschaftler und Kunsthistoriker Hans Belting hat<br />

in seinem Aufsatz zu Thomas Struths Museumsfotografien<br />

(vgl. Belting 2005) zwei Typen von Besuchern/-innen einander<br />

gegenübergestellt: den/die aufmerksame/n, ruhige/n,<br />

einzelne/n, quasi körper- und sprachlose/n gegen den/die<br />

laute/n, zerstreute/n, platzgreifende/n, meist in Horden<br />

auftretende/n (siehe Abb. 3 und 4).<br />

Abb.3: Thomas Struth, Kunsthistorisches Museum Wien 1989<br />

Abb.4: Thomas Struth, Museo del Prado 2005<br />

Schulklassen gehören per se zur zweiten Kategorie. Es <strong>macht</strong><br />

vermutlich wenig Sinn, ihnen das erste Modell antrainieren<br />

zu wollen. Vielmehr braucht es für diese andere Formen<br />

der museumspädagogischen Arbeit. Die meisten Vermittler,<br />

Museumspädagogen/-innen wie Lehrer/-innen wissen darum<br />

und kennen die entsprechenden Methoden.<br />

Aber es geht nicht nur um die Methoden, es geht auch um die<br />

Inhalte. Wenn das im Museum Gezeigte nicht mit der eigenen<br />

Welt und der eigenen <strong>Kultur</strong> verbunden werden kann, entsteht<br />

– gerade auch im Hinblick auf den demografischen Wandel –<br />

ein ganz neues Problem: Welcher Kompetenzzugewinn, den<br />

die Menschen gerade im Museum erwerben könnten, überzeugt<br />

multikulturelle, aus vielen Milieus stammenden Schülergruppen<br />

ebenso wie Schülergruppen, deren Zukunft irgendwo<br />

auf der Welt stattfinden wird? (Siehe Abb. 4).<br />

3 Erste Ideen dazu wurden unlängst von Bonner Museen vorgelegt: vgl. Sabine Leßmann, Karin Schad, Bonner Museumscurriculum, Bonn 2010.


1 8 _ L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N<br />

Seit PISA ist das Literacy-Konzept die zentrale Figur zur Formulierung<br />

verschiedenster fachspezifischer Kompetenzprofile<br />

– etwa auch für die naturwissenschaftlichen Schul fächer –<br />

geworden. Schweizer Kunstpädagogen/-innen haben in ihrem<br />

Referenzrahmen von 2007 (vgl. PH Zürich/Homberger) versucht,<br />

dieses Konzept als „Aesthetic Literacy“ auch auf die<br />

Kunstpädagogik zu übertragen und damit exemplarisch auch<br />

für alle anderen künstlerischen und kulturellen Fächer zu adaptieren.<br />

Die Figur, die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben in den<br />

Mittelpunkt zu stellen, überzeugt unmittelbar, gilt der Analphabetismus<br />

doch als der Hauptgrund für fehlende Teilhabe und<br />

für Armut (siehe das Education-for-All-Programm von UNO und<br />

UNESCO). Lesen und Schreiben können auf den Bereich der Bilder<br />

und der Bildwelten zu übertragen oder auf den Bereich der<br />

Museumsobjekte, scheint auch deshalb vernünftig, da hier auf<br />

die größtmögliche bildungspolitische Offenheit zu hoffen ist.<br />

Jedoch möchte ich hier vorschlagen, nicht die Museums objekte<br />

allein in den Mittelpunkt zu stellen, sondern – wie oben dargestellt<br />

– v. a. auch die Erzählungen. Die Fähigkeit, museumsspezifische<br />

Erzählungen „lesen“ und museums spezifische<br />

Erzählungen „schreiben“ zu können, wäre die Schlussfolgerung<br />

aus einem entsprechenden Literacy- Konzept. Da die Erzählungen<br />

die Objekte des jeweiligen Museums zum Gegenstand<br />

haben (und die Objekte das „Alleinstellungsmerkmal“ der Museen<br />

ausmachen), müssen die entsprechenden Kompetenzbeschreibungen<br />

das Spannungsverhältnis Objekt – Erzählung<br />

dabei immer mit berücksichtigen. Entsprechende Formulierungen<br />

im Bereich der Methodenkompetenz könnten dann<br />

etwa lauten:<br />

>> Die Besucher/-innen des Museums können das Verhältnis<br />

zwischen einer Erzählung und einem Objekt erkennen und<br />

verstehen.<br />

>> Sie können die jeweilige Erzählung am Objekt überprüfen und<br />

bewerten.<br />

>> Sie können verschiedene museumsspezifische Erzählungen<br />

miteinander vergleichen.<br />

>> Sie verstehen die Konstruktion einer Erzählung. Sie können<br />

eine Erzählung als Erzählung verstehen.<br />

>> Sie kennen Unterschiede zwischen museumsspezifischen<br />

Erzählungen und Erzählungen in anderen Bereichen, wie z.B.<br />

<strong>Schule</strong>, Nachricht, Werbung, Politik, Wirtschaft.<br />

<strong>Schule</strong> und Museum in Bayern – ein Beispiel<br />

Überlegungen dieser Art können Anlass sein, über das Thema<br />

„Kompetenzorientierte Museumspädagogik“ heute nachzudenken<br />

und die Diskussion weiter voranzutreiben. Eine solche<br />

Konzentration auf konzeptionelles Nachdenken kann dabei<br />

natürlich immer auch ein Ausweichen aus der Praxis sein, wenn<br />

sich diese als besonders schwierig darstellt. Für die Praxis in<br />

Bayern gilt jedoch zunächst, gerade im Ländervergleich, dem<br />

diese Broschüre geschuldet ist, dass es hier eine reiche Landschaft<br />

gibt, die bundesweit einmalig ist,<br />

>> eine reiche Landschaft von Museen: mit 1152 vom Institut für<br />

Museumskunde erfassten Museen hat Bayern die meisten,<br />

bei bundesweit insgesamt 6256 (vgl. Institut für Museumsforschung<br />

2009),<br />

>> eine reiche Landschaft hervorragender Initiativen vor Ort,<br />

getragen von überzeugten, idealistisch gestimmten Individuen,<br />

von denen man aber – wenn überhaupt – meist nur<br />

zufällig erfährt,<br />

>> eine wichtige, professionelle Infrastruktur mit drei überregionalen<br />

Einrichtungen, dem Museumspädagogisches Zentrum<br />

(MPZ) in München, dem Kunst- und <strong>Kultur</strong>pädagogisches<br />

Zentrum der Museen (KPZ) in Nürnberg und der Landesstelle<br />

für die nichtstaatlichen Museen (München).<br />

Aber vielleicht ist Reichtum manchmal auch eine Last. Etwa im<br />

Vergleich mit anderen Bundesländern, fallen auch Defizite und<br />

Desiderate ins Auge. Die Infrastruktur stammt aus der Zeit um<br />

1970, einer Phase, in der wichtige und innovative Impulse in<br />

der kulturpolitischen Öffentlichkeit entstanden, die die Politik<br />

– trotz aller Konflikte – offensichtlich dennoch verstand und<br />

in entsprechende Programme, Finanzierungen, Einrichtungen<br />

umsetzte. Seitdem gibt es in Bayern – wieder im Vergleich mit<br />

anderen Bundesländern und hier v. a. Baden-Württemberg,<br />

Nordrhein-Westfalen oder Sachsen,<br />

>> keine neuen Diskursebenen, auf denen leidenschaftlich um<br />

die Zukunft der Museumspädagogik im Zeitalter der Globalisierung<br />

gestritten wird,<br />

>> kaum innovative Formate, die bundesweit oder darüber<br />

hinaus rezipiert werden (wie etwa das das Kunstvermittlungsprogramm<br />

„P<strong>IN</strong>K“ am Palais Pinakothek),<br />

>> keine landesweiten Programme, die durch die Förderung<br />

neuer Ansätze Bewegung in die Szene bringen,<br />

keine Erprobung (oder gar Einrichtung) neuer Strukturen, die<br />

neue Antworten auf neue Fragen entwickeln.<br />

Wichtig wäre es, dass die Akteure die Entwicklung von Diskursen,<br />

etwa im Hinblick auf die Kompetenzorientierung, und die<br />

innovative Entwicklung von Praxis in Bayern strukturell so<br />

voranbringen, dass wieder ein Hauch von „Gründerzeit“ aufkommt,<br />

wie zuletzt in den 1970er Jahren.<br />

LITERATUR<br />

Bamford, Anne (2006): The WOW-Factor. New York.<br />

Belting, Hans (2005): „Photographgie und Malerei“. In:<br />

Struth, Thomas: Museum Photographs. München, S. 108ff.<br />

Christoph, Barbara/Dippold, Günter (Hg.) (2010): Museum<br />

und <strong>Schule</strong> – Erfolgreiche Partner? Banzer Museumsgespräche<br />

Bd. 2. Bayreuth, S. 143ff.<br />

Institut für Museumsforschung (2009): Statistische<br />

Gesamt erhebung an den Museen der Bundesrepublik<br />

Deutschland für das Jahr 2009. [www.smb.museum/ifm/<br />

dokumente/materialien/mat64.pdf, 03.04.2011].<br />

PH Zürich/Homberger, Ursula (2007): Referenzrahmen für<br />

Gestaltung und Kunst. Zürich.<br />

Wagner, Ernst/Dreykorn, Monika (Hg.) (2007):<br />

Museum <strong>Schule</strong> Bildung. München, S. 159ff.


L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 1 9<br />

1.3 WERTEERZIEHUNG UND KULTURELLE BILDUNG<br />

Ute Multrus<br />

Referentin am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung<br />

Schulszenario: Modernes Schulgebäude – Pausenhalle – edle<br />

Terrakottatöpfe mit großen Pflanzen stehen herum – Schüler/<br />

-innen spielen bei Regen Fußball in der Pausenhalle – weder<br />

den Pflanzen noch den Töpfen passiert etwas – Nachfrage bei<br />

der Schulleitung, wie lange die Töpfe samt Pflanzen das wohl<br />

mitmachen – Antwort: „Das haben wir schon seit Jahren so.“ –<br />

Ungläubiges Staunen der Besucher/-innen, dass das möglich<br />

ist.<br />

Was hat dieses Szenario mit den Themen „Werteerziehung“<br />

und „<strong>Kultur</strong>elle Bildung“ zu tun? Schüler/-innen schätzen ästhetische<br />

Dinge wert, sodass sie achtsam damit umgehen. In<br />

diesem skizzierten Schulbeispiel realisiert sich die Verbindung<br />

von kulturellem Empfinden mit gelebter Wertehaltung. Soweit<br />

ein schnelles Eingangsstatement. Sowohl für Werteerziehung<br />

als auch <strong>Kultur</strong>elle Bildung gibt es viele theoretische Erklärungen<br />

und Begründungen. Entscheidend für die <strong>Schule</strong>n ist<br />

jedoch immer die berechtigte pragmatische Frage, was diese<br />

fächerübergreifenden Bildungsziele konkret mit dem Schulalltag<br />

zu tun haben und wie sie dort umgesetzt werden können.<br />

Was ist mit Werteerziehung gemeint?<br />

In der Bayerischen Verfassung ist im Artikel 131, Absatz 1<br />

grundgelegt, dass „die <strong>Schule</strong>n nicht nur Wissen und Können<br />

vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden sollen.“<br />

Herz und Charakter bilden – das meint letztlich nichts<br />

anderes als Werteerziehung und Persönlichkeitsbildung.<br />

Die Werteinitiative „Werte machen stark“ 1 des bayerischen<br />

Kultus ministeriums wendet sich dem Erziehungsauftrag der<br />

<strong>Schule</strong> zu. Werteorientierte Erziehung wird zwar im Elternhaus<br />

grundgelegt. Dieses „Elternrecht“ wird aber durch den<br />

Erziehungsauftrag der <strong>Schule</strong> ergänzt. Dementsprechend hat<br />

<strong>Schule</strong> neben dem Auftrag zur Vermittlung von Wissen und<br />

Können auch den Auftrag zur Bildung der Persönlichkeit. Sie<br />

unterstützt dabei die Eltern. Es genügt nicht, über Werteerziehung<br />

zu sprechen. Sie muss einen Platz im Leben haben,<br />

zumal im Schulleben. Die Wertefrage strebt ihrer Natur nach<br />

zur Praxis. Erich Kästner formuliert es auf seine Weise: „Es gibt<br />

nichts Gutes, außer man tut es.“ Das gilt auch für die Werteinitiative.<br />

Sie zielt nicht auf die bloße akademische Auseinandersetzung<br />

mit Werten ab. Eine rein philosophische, theologische<br />

oder soziologische Diskussion kann nicht das Ziel für <strong>Schule</strong>n<br />

sein. D. h. nicht, dass es nicht wichtig wäre. Ganz im Gegenteil.<br />

Werte zu haben heißt auch, über Werte Bescheid zu wissen.<br />

Etwa über ihre Herkunft und Geschichte. Werte zu haben<br />

heißt auch, anderen Wertordnungen selbstbewusst und offen<br />

zu begegnen. Das ist nur möglich, wenn wir uns der eigenen<br />

Werte wirklich bewusst geworden sind. Und doch heißt Werte<br />

zu haben hauptsächlich, Werte ernst zu nehmen. Sie zum<br />

Maßstab und zur Orientierung zu machen. Sie zu leben. Für sie<br />

einzutreten. Wirksame Werteerziehung ist häufig unspekta-<br />

1 Siehe www.werte.bayern.de.<br />

kulär. Sie verwirklicht sich darin, wie die Mitglieder einer Schulfamilie<br />

miteinander umgehen. Sie zeigt sich häufig darin, wie<br />

man einander im Schulalltag Respekt und Höflichkeit als Ausdruck<br />

der Achtung vor der Würde des anderen entgegenbringt.<br />

Nicht selten werden diese Fundamente der Werteerziehung<br />

von <strong>Schule</strong>n heute bereits in Schulprofilen und Schulverfassungen<br />

festgeschrieben. Und nicht selten werden sie durch<br />

vorbildliche Projekte und Initiativen zielgerichtet gestärkt. So<br />

„kultiviert Werteerziehung den Schulalltag“, wie Eckart Liebau<br />

bereits 1999 formulierte. Das Praxishandbuch zur Werteerziehung<br />

bietet konkrete Anregungen für <strong>Schule</strong>n, wie sich<br />

Werteerziehung an <strong>Schule</strong>n bewusst verwirklichen lässt. Ein<br />

Kapitel darin enthält auch Beispiele für <strong>Kultur</strong>elle Bildung und<br />

ihren Bezug zur Werteerziehung.<br />

Neu gestützt wird die schulische Werteinitiative durch das<br />

Wertebündnis Bayern, das der Bayerische Ministerpräsident<br />

mit bislang 70 Organisationen und Verbänden geschlossen<br />

hat, darunter auch zahlreiche Gruppierungen, die im kulturellen<br />

Bereich tätig sind. Das Wertebündnis ist Bayerns „bunteste<br />

und stärkste Koalition“. Vor gut einem Jahr ins Leben gerufen,<br />

ist das Wertebündnis Bayern ein Erfolgsmodell. Bislang 70<br />

Partner aus allen gesellschaftlichen Bereichen haben sich zu<br />

einem ethisch orientierten Bündnis zusammengeschlossen,<br />

um Werteorientierung zur Quelle einer aktiven Bürgergesellschaft<br />

zu machen. Das sei einmalig in Deutschland, wie der<br />

Bundespräsident Christian Wulff bei seinem Besuch in Bayern<br />

feststellte.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung und <strong>Schule</strong><br />

Gemeinhin wird <strong>Kultur</strong>elle Bildung in den klassischen Schulfächern,<br />

wie Musik und Kunst, verankert. Standard in baye rischen<br />

<strong>Schule</strong>n aller Schularten sind zusätzlich Theater- und Musicalgruppen,<br />

Chor, Bigband, Bläsergruppen, Schulorchester. Alles<br />

Zusatzaktivitäten über den Unterricht hinaus, die von engagierten<br />

Lehrkräften und motivierten Schülern/-innen aller<br />

Schularten betrieben werden. Sicht- und hörbar werden diese<br />

Aktivitäten in jedem Schuljahr durch diverse Veranstaltungen<br />

für interessierte Eltern, Lehrer/-innen, Freunde und Bekannte.<br />

<strong>Schule</strong> gewinnt durch diese Öffentlichkeit auch Qualität. So<br />

gestaltet sich zunehmend ein Schulprofil. <strong>Kultur</strong>elle Akti vitäten,<br />

die das Schulleben umrahmen, stellen ein Aditum zum<br />

klassischen Fächerkanon dar. Ausdrücklich wird darüber hinaus<br />

betont, dass <strong>Kultur</strong>elle Bildung einen Eigenwert an sich<br />

hat. <strong>Kultur</strong>elle Bildung wehrt sich gegen Verzweckung.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung fördert Kreativität sowie Fantasie<br />

und lässt Kinder neue Welten, Perspektiven und Horizonte<br />

ent decken. Sie ist auch ein wesentlicher Schlüssel für die<br />

Teilhabe an der Gesellschaft. Die Auseinandersetzung mit<br />

Kunst und <strong>Kultur</strong> im schulischen Kontext fördert Selbst- und<br />

Sozial- sowie Medienkompetenz. Sie leistet einen Beitrag zur<br />

Chancengleichheit und zur individuellen Förderung und gehört<br />

damit unmittelbar zu den Kernaufgaben von <strong>Schule</strong>.


2 0 _ L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N<br />

Durch die Begegnung mit <strong>Kultur</strong> und mit künstlerischen Ausdrucksformen<br />

lernen junge Menschen, wie vielfältig Leben<br />

ist und wie man durch kulturelle Teilhabe und das Erleben von<br />

<strong>Kultur</strong> bereichert wird. <strong>Kultur</strong>elle Bildung wirkt mit ihrem umfassenden<br />

Ansatz befruchtend für das Lernen überhaupt.<br />

Werteerziehung und <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

Spätestens durch „Rhythm is it“ und Sir Simon Rattle bewerben<br />

sich besonders so genannte Brennpunktschulen um Schultanz<br />

oder andere kulturelle Aktivitäten. Warum? Die Auseinandersetzung<br />

der/-s jeweiligen Schülerin/-s mit Musik und die Umsetzung<br />

in Bewegung bewirkt etwas in jeder einzelnen Persönlichkeit.<br />

Schüchterne, gehemmte Schüler/-innen zeigen<br />

nach nur einer Woche diszipliniertem Training mit einem/-r<br />

Tanzexperten/-in (der Hauptschüler/-innen nicht nur auf Hiphop<br />

festlegt!) ein nie dagewesenes Selbstbewusstsein. Altmodisch<br />

klingende Tugenden, wie Disziplin, Fleiß, Pünktlichkeit,<br />

sind notwendig für Proben und Üben, wenn nach nur einer Projektwoche<br />

an einer <strong>Schule</strong> eine Aufführung stehen soll. Tugenden,<br />

gelebte Werte, erweisen sich als tragfähig für das Gelingen.<br />

Tugenden, die auch im „normalen“ Unterricht wieder zum<br />

Tragen kommen. Schüler/-innen erfahren dabei, dass Werte<br />

gelebt werden, weil sie das Leben wertvoll machen.<br />

Ein anderer Zugang zur Verbindung von Werteerziehung und<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung geschieht z. B. durch die Beschäftigung<br />

mit dem Denkmalschutz. Schüler/-innen können dabei lernen,<br />

ein Gefühl der gemeinsamen Verantwortung für das kulturelle<br />

Erbe zu entwickeln und für einen respektvollen Umgang mit<br />

dem <strong>Kultur</strong>erbe einzutreten. Sie werden motiviert, sich der<br />

eigenen <strong>Kultur</strong>, Geschichte und Umwelt zu nähern und zu lernen,<br />

sie zu schätzen und zu achten. So geschieht <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung vor Ort in Bildungspartnerschaften zwischen Lehrkräften<br />

und Architekten/-innen. 2<br />

Werteerziehung und <strong>Kultur</strong>elle Bildung können Schwerpunkte<br />

der inneren <strong>Schule</strong>ntwicklung sein. Damit sind beide Themen<br />

strukturell im Schulleben verankert. Demzufolge wird dieses<br />

Jahr der „Innere <strong>Schule</strong>ntwicklungspreis – i. s. i.“ in Bayern<br />

einen Wertesonderpreis ausschreiben, für den sich <strong>Schule</strong>n<br />

auch mit kulturellen Aktivitäten bewerben können.<br />

Nicht zuletzt durch die Einführung eines <strong>Kultur</strong>tages seit dem<br />

Schuljahr 2010/2011 an bayerischen <strong>Schule</strong>n erfolgt eine zusätzliche<br />

Aufwertung der <strong>Kultur</strong> im Schulalltag und wird noch<br />

mehr zu einer Selbstverständlichkeit.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung und Ganztag in Bayern<br />

Durch die Ganztagsschulentwicklung in Bayern 3 wird das<br />

Erzieherische umso bedeutsamer. Ganztagsschulen sind<br />

einem ganzheitlichen Bildungsbegriff in besonderer Weise<br />

verpflichtet. Neben Persönlichkeitsentwicklung und Lebensorientierung<br />

gehören soziales Lernen dazu und eben auch<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung.<br />

Die Einrichtung von Ganztagsschulzweigen in Bayern verlangt<br />

nach Kooperation zwischen <strong>Kultur</strong>einrichtungen und <strong>Schule</strong>,<br />

um ein breitgefächertes Bildungsangebot anbieten zu können.<br />

Der pädagogische Mehrwert wird wesentlich durch die Qualität<br />

der Angebote bestimmt. An vielen <strong>Schule</strong>n gibt es schon hervorragende<br />

Zusammenarbeit mit Museen, Bibliotheken, freien<br />

Künstlern/-innen. Außerschulische Kooperationspartner, wie<br />

z. B. <strong>Kultur</strong>pädagogen/-innen, Theater- und Tanzpädagogen/<br />

-innen, bringen mit speziellen fachlichen Kompetenzen zusätzlich<br />

frischen Wind in die <strong>Schule</strong>n. Sie tragen bei zur Öffnung<br />

der <strong>Schule</strong>n, bereichern das Schulleben und fördern die<br />

lokale Identität der <strong>Schule</strong> in ihrer Gemeinde oder in ihrem<br />

Stadtviertel.<br />

KONTAKT<br />

Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung<br />

www.kuenstler-in-die-schulen.de<br />

LITERATUR<br />

Liebau, Eckart (1999): Erfahrung und Verantwortung.<br />

Werteerziehung als Pädagogik der Teilhabe. Weinheim/<br />

München.<br />

Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus/<br />

ISB/Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege/<br />

Bayerische Architektenkammer (Hg.) (2010): Erlebnis<br />

Denkmal. Projekte zur Denkmalpflege an bayerischen<br />

Grund-<strong>Schule</strong>n. München.<br />

2 Das Buch „Erlebnis Denkmal. Projekte zur Denkmalpflege an bayerischen (Grund-)<strong>Schule</strong>n“ sensibilisiert für den wertschätzenden Umgang mit Denkmälern<br />

und regt zu einer lebendigen <strong>Kultur</strong>vermittlung an.<br />

3 Siehe www.ganztagsschulen.bayern.de.


L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 2 1<br />

1.4 AUF DEM WEG ZUR KULTURELLEN<br />

GANZTAGSSCHULENTWICKLUNG <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong> –<br />

STRUKTUREN UND ALLTAGSERFAHRUNGEN<br />

Alexander Wenzlik<br />

Pädagoge M. A. (Universität Passau); Tanzpädagoge, Pädagogische<br />

Aktion (PA)/Spielen in der Stadt e.V.; Lehrbeauftragter<br />

für <strong>Kultur</strong>elle Bildung an der Hochschule München und der Universität<br />

Passau; Mitbegründer des bundesweiten Netzwerks<br />

www.forschung-kulturelle-bildung.de<br />

Seit der Einführung der gebundenen Ganztagsschule in Bayern<br />

im Schuljahr 2002/2003 ist eine bunte Landschaft an<br />

Kooperationsformen und Projekten entstanden. Innerhalb<br />

dieser Entwicklung wird der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung zunehmend<br />

ein besonderes Potenzial im Hinblick auf die künstlerische,<br />

persönliche und soziale Entwicklung zugesprochen. <strong>Schule</strong>n<br />

sind deshalb dazu aufgerufen, sich stärker mit Akteuren <strong>Kultur</strong>eller<br />

Bildung zu vernetzen.<br />

Bei den externen Partnern der <strong>Schule</strong>n handelt es sich bisher<br />

mehrheitlich um anerkannte Träger der Jugendhilfe (§75<br />

KJHG), Träger der offenen Kinder- und Jugendarbeit, kulturpädagogische<br />

Einrichtungen, Jugendverbände, Träger der<br />

Jugendsozialarbeit und Schulsozialarbeit (vgl. Landeshauptstadt<br />

München, Sozialreferat 2009). Mittlerweile engagieren<br />

sich jedoch auch gemeinnützige Vereine, Kunst- und <strong>Kultur</strong>institutionen<br />

sowie andere Organisationen im gebundenen<br />

Ganztag.<br />

Hierdurch wird deutlich, dass vielfältige, teilweise langjährige,<br />

systematische sowie durch Evaluationen abgesicherte Erfahrungen<br />

und Erkenntnisse über die Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong><br />

mit anderen Bildungsakteuren, über erprobte Konzepte, entwickelte<br />

und funktionierende Strukturen, aber auch über Schwierigkeiten<br />

und hinderliche Rahmenbedingungen vorliegen.<br />

Gute Ganztagsschulen können einen wesentlichen Beitrag<br />

zu mehr Chancengerechtigkeit leisten. „An diesem Anspruch<br />

müssen sich alle anderen Ziele und Elemente von Ganztagsbildung<br />

ausrichten. Ganztagsschulen haben weit mehr als<br />

Halbtagsschulen das Potenzial, herkunftsbedingte Bildungsbenachteiligungen<br />

auszugleichen, sofern sie für Kinder und<br />

Jugendliche zu einem Bildungs- und Lebensort gleichermaßen<br />

werden.“ (Rauschenbach 2010, S. 3).<br />

„Der flächendeckende und bedarfsgerechte Ausbau von Ganztagsangeboten<br />

in allen Schularten ist ein vorrangiges Ziel der<br />

Bayerischen Staatsregierung und stellt einen wesent lichen<br />

Beitrag zur zukunftsorientierten Weiterentwicklung des bayerischen<br />

Bildungswesens dar. Er ermöglicht nicht nur eine bessere<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Eltern und Erziehungsberechtigten,<br />

sondern trägt auch zu mehr Chancengerechtigkeit<br />

und individueller Förderung für die Schüler bei.“<br />

(Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />

2011a).<br />

Zur Verwirklichung dieser Zielsetzungen von mehr Chancengerechtigkeit,<br />

ganzheitlicher Bildung und optimaler Förderung<br />

der Kinder und Jugendlichen ist eine nachhaltige und ausgewogen<br />

gesteuerte Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong> mit sozialräum-<br />

lichen Akteuren (Jugendhilfe, Kunst, <strong>Kultur</strong>, Sport, u.a.) und<br />

eine Vernetzung von vielfältigen Orten, Gelegenheiten, Angeboten<br />

und Beteiligungsmöglichkeiten notwendig.<br />

Der Erziehungswissenschaftler Thomas Coelen ist der Auffassung:<br />

„Wenn sich moderne, d. h. gesellschaftliche Bildung<br />

überhaupt organisieren lässt, dann nicht durch eine Ausweitung<br />

von <strong>Schule</strong> als Unterricht und auch nicht durch eine angehängte<br />

Betreuung, sondern nur durch eine neue institutionalisierte<br />

Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong> und Jugendhilfe, unter<br />

Einbeziehung von Eltern und Familien. [...] Anders als Ganztagsschulen,<br />

die oft einzelne außerschulische Akteure zur<br />

Gewährleistung informeller Lern-Settings in den Schulbetrieb<br />

einbinden, verbinden sich nach dem Grundgedanken der Ganztagsbildung<br />

mindestens zwei eigenständige Institutionen<br />

(z. B. eine <strong>Schule</strong> und eine Jugendeinrichtung), um gemeinsam<br />

und arbeitsteilig ein drittes, neues Angebot hervorzubringen.“<br />

(Coelen, 2008, S. 8).<br />

„Im Hinblick auf die Institution <strong>Schule</strong> sind im Rahmen dieser<br />

neuen Bildungslandschaften neue Weichenstellungen anzufragen;<br />

ob diese neue Bildungslandschaft eine dezentrierte<br />

Landschaft wird oder ob die Schulzentrierung abermals den<br />

Takt vorgibt.“ (Stolz 2009, S. 110).<br />

„In diesem Fall wäre die Bildungslandschaft wenig mehr<br />

als eine neue Ansammlung nunmehr verschiedener Träger, die<br />

allesamt um <strong>Schule</strong> herumtanzen, welche den Takt vorgibt und<br />

zugleich neue Funktionen aus dieser Bildungslandschaft absaugt.<br />

[...] <strong>Schule</strong> wäre dann wie die Spinne im Bildungsnetz,<br />

die sich vollsaugt mit Ressourcen aus der Bildungslandschaft,<br />

welche sich erschöpft in bloßen Zulieferfunktionen. [...] Wenn<br />

die Kinder- und Jugendarbeit hier nicht gegensteuert, vollzieht<br />

sich wenig mehr als eine Reproduktion alter Strukturen unter<br />

einem neuen Etikett.“ (Linder 2009, S. 17).<br />

Notwendig ist also ein Paradigmenwechsel von der Ganztagsschulentwicklung<br />

hin zu einer lokal verantworteten Ganztagsbildung<br />

(vgl. Stolz 2009). Die bisher auf Einzelschulen konzentrierte<br />

Steuerung der Ganztagsschulentwicklung sollte durch<br />

ein Konzept der Ganztagsbildung im Kontext lokaler Bildungslandschaften<br />

ersetzt werden.<br />

Auch die Kultusministerkonferenz (KMK) sieht „aufgrund der<br />

herausragenden Zukunftsbedeutung des Themas den Bedarf,<br />

Aktivitäten und Akteure durch geeignete politische Maßnahmen<br />

zu flankieren und stärker miteinander zu vernetzen.<br />

Dabei sollen die Interessen der Kinder und Jugendlichen und<br />

nicht die Interessen der Institutionen im Mittelpunkt stehen.“<br />

(Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der<br />

Länder in der Bundesrepublik Deutschland 2007, S. 1ff.).<br />

Aktuelle Situation der gebundenen<br />

Ganztagsschulen in Bayern<br />

Ziel der bayerischen Staatsregierung ist es, bis zum Schuljahr<br />

2012/2013 gebundene Ganztagsschulen flächendeckend und<br />

bedarfsgerecht in allen Schularten auszubauen. D. h., dass<br />

Ganztagszüge überall dort eingerichtet werden, wo Eltern


2 2 _ L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N<br />

und <strong>Schule</strong>n vor Ort dies wünschen und die jeweiligen Sachaufwandsträger<br />

der <strong>Schule</strong>n einen entsprechenden Antrag<br />

stellen. Von Ganztagsschulen kann jedoch in Bayern bisher<br />

nicht gesprochen werden, sondern lediglich von <strong>Schule</strong>n, die<br />

pro Jahrgangsstufe maximal eine Ganztagsklasse anbieten.<br />

Zum Schuljahr 2009/2010 konnten insgesamt 110 gebundene<br />

Ganztagszüge an Grundschulen, 70 gebundene Ganztagszüge<br />

an Hauptschulen sowie 37 Ganztagszüge an Förderschulen<br />

neu genehmigt werden.<br />

Im Schuljahr 2010/2011 sind an 761 <strong>Schule</strong>n in Bayern gebundene<br />

Ganztagszüge eingerichtet worden oder befinden<br />

sich im Aufbau, darunter an 239 Grundschulen, 408 Haupt-/<br />

Mittelschulen, 93 Sonderpädagogische Förderzentren und<br />

<strong>Schule</strong>n zur Lernförderung, 14 Realschulen und 7 Gymnasien<br />

(vgl. Baye risches Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />

2011b).<br />

Die jährlich von der KMK aus Informationen der Bundesländer<br />

zusammengestellten Daten belegen den Zuwachs an Ganztagsschulen.<br />

Allerdings verteilen sich Zuwachs und Anteile<br />

von Ganztagsschulen nicht gleichmäßig auf die Bundesländer.<br />

In Bayern sind nur 24,1% der <strong>Schule</strong>n im Ganztagsbetrieb organisiert.<br />

Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 41,7%. In<br />

anderen Bundesländern liegt der Anteil an <strong>Schule</strong>n mit Ganztagsangebot<br />

deutlich höher, wie z. B. in Nordrhein-Westfalen<br />

mit 60,9%, Berlin mit 77,9% oder Sachsen mit 95,3%.<br />

Von allen Schülern/-innen in Bayern besuchen nur 4,6% eine<br />

<strong>Schule</strong> mit Ganztagsangebot. In anderen Bundesländern liegt<br />

der Anteil an Schülern/-innen, die eine Ganztagsschule besuchen,<br />

deutlich höher wie beispielsweise in Nordrhein- Westfalen<br />

mit 25,4%, Berlin mit 43,5% und Sachsen mit 69,4%. „Bayern ist<br />

somit mit einem Ganztagschüleranteil von nur knapp 5% das<br />

Schlusslicht unter den Bundesländern.“ ( Züchner 2010, S. 4).<br />

Definition „gebundener Ganztag“<br />

des Bayerischen Kultusministeriums<br />

Das bayerische Kultusministerium gibt mit seiner aktuellen<br />

Konzeption und Definition der gebundenen Ganztagsschule<br />

folgende Rahmenbedingungen vor:<br />

„Im Gegensatz zu den Förder- und Betreuungsangeboten<br />

der offenen Ganztagsschule, die meist jahrgangsübergreifend<br />

im Anschluss an den regulären Klassenunterricht gruppenweise<br />

organisiert werden, wird die gebundene Ganztagsschule in<br />

einem festen Klassenverband organisiert, um eine stärkere<br />

individuelle Förderung der kognitiven Entwicklung und der<br />

sozialen Fähigkeiten der Schüler/-innen zu ermöglichen.<br />

Unter gebundener Ganztagsschule (Ganztagsklasse) wird verstanden,<br />

dass<br />

>> ein durchgehend strukturierter Aufenthalt in der <strong>Schule</strong> an<br />

mindestens vier Wochentagen von täglich mindestens sieben<br />

Zeitstunden bis 16.00 Uhr für die Schüler/-innen verpflichtend<br />

ist,<br />

>> die vormittäglichen und nachmittäglichen Aktivitäten der<br />

Schüler/-innen in einem konzeptionellen Zusammenhang<br />

stehen und<br />

>> der Unterricht in einer Ganztagsklasse erteilt wird.<br />

Der Pflichtunterricht ist auf Vormittag und Nachmittag verteilt.<br />

Über den ganzen Tag hinweg wechseln Unterrichtsstunden mit<br />

Übungs- und Studierzeiten und sportlichen, musischen und<br />

künstlerisch orientierten Fördermaßnahmen. Es werden auch<br />

Freizeitaktivitäten angeboten.<br />

Gebundene Ganztagsschulen unterbreiten zusätzliche unterrichtliche<br />

Angebote und Fördermaßnahmen, u. a.:<br />

>> mehr Unterrichtsstunden, z. B. in Deutsch, Mathematik,<br />

Englisch (je nach Konzept der <strong>Schule</strong>),<br />

>> Unterrichtsstunden für interkulturelles Lernen bzw. sprachliche<br />

Integration<br />

>> mehr Lern- und Übungszeiten für Schüler/-innen mit Lerndefiziten<br />

oder besonderen Begabungen,<br />

>> Hausaufgabenhilfen,<br />

>> Projekte zur Gewaltprävention, Freizeitgestaltung, Berufsorientierung.<br />

In der gebundenen Ganztagsschule werden überwiegend Lehrkräfte<br />

und Förderlehrkräfte eingesetzt, aber auch externe<br />

Honorarkräfte, etwa für die Betreuungen der Mittagszeit sowie<br />

für Freizeitgestaltung, Berufsorientierung etc. Der gesamte<br />

Tagesablauf wird von der <strong>Schule</strong> organisiert.<br />

Über die Einrichtung von gebundenen Ganztagsschulen<br />

entscheidet der Staat im Rahmen seiner Ausbauplanungen. Er<br />

finanziert sie auch. Die Eltern übernehmen die Kosten für das<br />

Mittagessen.“(Bayerisches Staatsministerium für Unterricht<br />

und Kultus 2011c).<br />

In den bestehenden Kooperationen mit externen Partnern und<br />

Trägern der Jugendhilfe werden bereits jetzt einzelne Tage teilweise<br />

mit unterrichtlichen und kulturpädagogischen Elementen<br />

(z. B. Tanz- und Theaterprojekte, Projekte zu einzelnen<br />

auch lehrplanbezogenen Themen) rhythmisiert. In diesem Fall<br />

erfolgt die Planung und Organisation in enger Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>Schule</strong> und externem Partner.<br />

Bisherige Erfahrungen und Herausforderungen<br />

im gebundenen Ganztag<br />

Bisherige Erfahrungen der im gebundenen Ganztag zusammenarbeitenden<br />

<strong>Schule</strong>n und nicht-schulischen Bildungsinstitutionen<br />

zeigen, dass der Verwirklichung von mehr Chancengerechtigkeit<br />

aktuell noch eine Reihe von Herausforderungen<br />

und Schwierigkeiten entgegenstehen: Die Qualität im gebundenen<br />

Ganztag hängt v. a. davon ab, ob es gelingt, ein an den<br />

Interessen und Bedürfnissen ausgerichtetes und von allen Beteiligten<br />

gemeinsam entwickeltes und getragenes Ganztagskonzept<br />

langfristig und nachhaltig umzusetzen. Durch den<br />

an vielen <strong>Schule</strong>n jährlichen Wechsel des Ganztagspersonals<br />

ist weder für gemeinsame langfristige und damit nachhaltige<br />

Planung und Entwicklung der Zusammenarbeit noch für eine<br />

kontinuierliche, über ein Schuljahr hinausreichende Arbeit mit<br />

den Kindern die Möglichkeit gegeben.<br />

Für eine optimale Förderung aller Schüler/-innen ist eine stärkere<br />

Individualisierung der Lernprozesse in Verbindung mit<br />

einer temporären Auflösung der Klassenstruktur entscheidend.<br />

Ebenso wichtig ist die Förderung selbstbildender Prozesse<br />

im Rahmen kinder- und jugendgerechter Lernsettings,<br />

die durch Freiwilligkeit, Selbstbestimmung, Partizipation und<br />

Lebensweltbezug gekennzeichnet sind.<br />

Für die unabdingbare Annäherung von <strong>Schule</strong>n und den jeweiligen<br />

externen Partnern, im Sinne einer produktiven Zusammenarbeit,<br />

fehlen die notwendigen Zeiten und Räume. Eine


systematische inhaltliche Verzahnung von Unterricht und<br />

Projektarbeit ist aus diesem Grund bisher nicht möglich.<br />

Mangelndes Wissen und unzureichender Erfahrungsaustausch<br />

zwischen den einzelnen Ganztagsschulen über Strukturen<br />

und Organisation verhindern bisher eine aus der Praxis<br />

gespeiste, über die Einzelschule hinausgehende konzeptionelle<br />

Weiterentwicklung des gebundenen Ganztags. Die im<br />

Jahr 2010 neu eingerichtete Serviceagentur Ganztägig lernen<br />

Bayern 1 , die 2011 ebenfalls neu aufgebaute, im Referat für<br />

Bildung und Sport München angesiedelte Münchner Serviceagentur<br />

für Ganztagsbildung (vgl. Referat für Bildung und Sport<br />

2011) und das bereits im Jahr 2009 auf Initiative der Vereine<br />

PA/Spielen in der Stadt e.V. und Gesellschaft <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong><br />

e.V. gegründete Netzwerk Gebundener Ganztag in München 2 ,<br />

können in Zukunft sicher wertvolle Arbeit für eine systematische<br />

Vernetzung von Ganztagsakteuren und die Übertragung<br />

erprobter Modelle und funktionierender Kooperationsstrukturen<br />

leisten.<br />

Bisher müssen <strong>Schule</strong>n und ihre Kooperationspartner oftmals<br />

einen enormen Aufwand für Akquise und Mittelbeschaffung betreiben,<br />

um ein qualitativ hochwertiges Angebot zu realisieren.<br />

Die konkrete Realisierung und Ausgestaltung ganztägiger<br />

Lern- und Bildungsangebote im Rahmen gebundener Ganztagsangebote<br />

in kommunalen Bildungslandschaften ist zentral<br />

eine Frage der Rahmenbedingungen. Ohne eine Auseinandersetzung<br />

mit den Inhalten und Zielen ganztägigen Lernens und<br />

ganztägiger Bildung bleibt die Beschäftigung mit Strukturen<br />

und Rahmenbedingungen jedoch formal Selbstzweck und geht<br />

zwangsläufig an den Kindern und Jugendlichen vorbei. D. h.<br />

Rahmenbedingungen müssen so gestaltet sein, dass sie zur<br />

Verbesserung der Lern- und Bildungssituationen der Kinder<br />

und Jugendlichen beitragen.<br />

Zukünftige Planungen und Weiterentwicklungen einer in gemeinsamer<br />

Verantwortung gestalteten Ganztagsbildung an<br />

und mit gebundenen Ganztagsschulen, bei der die Interessen<br />

und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen im Zentrum<br />

stehen, müssen auf den bisher erzielten Erkenntnissen und<br />

tragfähigen Konzepten aufbauen und unter Einbeziehung der<br />

bisher im gebundenen Ganztag tätigen <strong>Schule</strong>n und Träger<br />

durchgeführt werden.<br />

KONTAKT<br />

Pädagogische Aktion (PA)/Spielen in der Stadt e.V.<br />

www.spielen-in-der-stadt.de<br />

1 Siehe www.bayern.ganztaegig-lernen.de.<br />

2 Siehe www.spielen-in-der-stadt.de und www.gesellschaft-<strong>macht</strong>-schule.de.<br />

L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 2 3<br />

LITERATUR<br />

Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />

(2011a): Chancengleichheit und Förderung.<br />

[www.km.bayern.de/eltern/schule-und-familie/<br />

ganztagsschule.html, 29.04.2011].<br />

Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />

(2011b): Die wichtigsten Informationen zur offenen Ganztagsschule.<br />

Ausbaustand. [www.km.bayern.de/eltern/<br />

schule-und-familie/ganztagsschule.html, 29.04.2011].<br />

Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />

(2011c): Die wichtigsten Informationen zur offenen<br />

Ganztagsschule. Konzeption und Definition.<br />

[www.km.bayern.de/eltern/schule-und-familie/<br />

ganztagsschule.html, 29.04.2011].<br />

Biburger, Tom/Wenzlik, Alexander (2009): „Ich hab gar<br />

nicht gemerkt, dass ich was lern“. Untersuchungen<br />

zu künstlerisch-kulturpädagogischer Lernkultur in<br />

Koopera tionsprojekten mit <strong>Schule</strong>. München.<br />

Coelen, Thomas (2008): Grundbegriffe Ganztagsbildung.<br />

Wiesbaden.<br />

Hill, Burkhard/Biburger, Tom/Wenzlik, Alexander (Hg.) (2008):<br />

Lernkultur und <strong>Kultur</strong>elle Bildung. Veränderte Lernkulturen<br />

– Kooperationsauftrag an <strong>Schule</strong>, Jugendhilfe, Kunst und<br />

<strong>Kultur</strong>. München.<br />

Landeshauptstadt München, Sozialreferat (2009):<br />

Rahmenvereinbarung und Standards zur Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>Schule</strong> und Jugendhilfe. München.<br />

[www.regierung.oberbayern.bayern.de/imperia/md/<br />

content/regob/internet/dokumente/bereich4/aufgaben/<br />

grund-undhauptschule/besondereaufgaben/<br />

schulejugendhilfe_ansicht.pdf, 29.04.2011].<br />

Lindner, Werner (2009): „Neue Herausforderungen. Alte<br />

Verlegenheiten“. In: infodienst. Das Magazin für <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung, Nr. 93/Oktober. Unna, S. 17.<br />

Rauschenbach, Thomas (2010): „Eine Allianz für die<br />

Ganztagsschule“. In : DJI Bulletin 3/2010, S. 3.<br />

Referat für Bildung und Sport (2011): Grundlagenkonzept<br />

„Münchner Serviceagentur für Ganztagsbildung“.<br />

Ein Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit!<br />

München.<br />

Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister<br />

der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (2007):<br />

Empfehlung der Kultusministerkonferenz zur kulturellen<br />

Kinder- und Jugendbildung. [www.kmk.org/fileadmin/<br />

veroeffentlichungen_beschluesse/2007/<br />

2007_02_01-Empfehlung-Jugendbildung.pdf, 29.04.2011]<br />

Stolz, Heinz-Jürgen (2009): „Gelingensbedingungen lokaler<br />

Bildungslandschaften“. In: Bleckmann/Durdel (Hg.):<br />

Lokale Bildungslandschaften. S. 110.<br />

Züchner, Ivo (2010): „Ganz ist nicht genug. Operation<br />

Ganztagsschule“. In: DJI Bulletin 3/2010. München, S. 4.


2 4 _ L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N<br />

1.5 KULTURELLE BILDUNG UND SOZIALE ARBEIT<br />

Burkhard Hill<br />

Prof. Dr. für Soziale Arbeit, <strong>Kultur</strong>ell-Ästhetische Bildung u. a.,<br />

Hochschule München, Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften,<br />

München<br />

Im „magischen Dreieck“ der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung (vgl. Wolfgang<br />

Zacharias von der Pädagogischen Aktion/Spielkultur e.V.)<br />

zwischen <strong>Schule</strong>, außerschulischer Kinder-/Jugendbildung<br />

und den Bildungseinrichtungen des Kunst-/<strong>Kultur</strong>sektors<br />

wird häufig übersehen, dass die Soziale Arbeit als Kinder- und<br />

Jugendhilfe mit ihrer Struktur von Einrichtungen und Personal<br />

für einen großen Teil der Angebote die Trägerschaft innehat.<br />

Dies gilt für einen beträchtlichen Anteil der außerschulischen<br />

Jugendbildung in Verbänden, Freizeitstätten und freien Initiativen.<br />

Das Feld dehnt sich zunehmend auf die Kooperation mit<br />

<strong>Schule</strong>n aus und trägt zur Gestaltung „lokaler Bildungslandschaften“<br />

(vgl. Hans-Jürgen Stolz vom Deutschen Jugendinstitut)<br />

bei.<br />

Die außerschulische (<strong>Kultur</strong>elle) Kinder- und Jugendbildung<br />

gehört zum Kernbestand eines sozialpädagogischen Selbstverständnisses,<br />

das sich aus den pädagogischen Reformbewegungen<br />

des frühen 20. Jahrhunderts entwickelte und<br />

dazu beitrug, dass die deutschen Bildungslandschaften nicht<br />

allein von Elternhaus und <strong>Schule</strong> geprägt waren, sondern<br />

dass die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen auch in<br />

Frei räumen stattfinden konnte, die konzeptionell unter dem<br />

Begriff der „Jugendpflege“ gefasst worden war. Dieser fast<br />

in Vergessenheit geratene Begriff bezeichnete einen gesellschaftlichen<br />

Anspruch, in der Jugendhilfe nicht nur fürsorgerisch<br />

in sozialen Notlagen tätig werden zu wollen, sondern<br />

Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung möglichst frühzeitig<br />

zu fördern. Die <strong>Kultur</strong>elle Jugendbildung gehört in diesem<br />

Zusammenhang zu den Arbeitsfeldern, die traditionell<br />

von Sozialpädagogen/-innen getragen werden, für die insofern<br />

auch durch die (Fach-)Hochschulen ausgebildet wird.<br />

Zur Entwicklung der Sozialpädagogik in den vergangenen Jahrzehnten<br />

muss aus meiner Sicht kritisch angemerkt werden,<br />

dass sie, im Kontext einer sich professionalisierenden Sozialen<br />

Arbeit, konzeptionell an Bedeutung verlor. Inhaltlich wurden<br />

besonders die Bereiche der Jugendhilfe weiterentwickelt,<br />

die als ambulante und stationäre Maßnahmen in der Tradition<br />

der Jugendfürsorge stehen. Die Schulsozialarbeit fokussierte<br />

sich zunehmend auf die so genannten benachteiligten Kinder<br />

und Jugendlichen. Ebenso wurde die außerschulische Jugendarbeit<br />

mehr und mehr unter dem Fokus besonderer Zielgruppen<br />

(soziale Benachteiligung und Migration) gestaltet. Dieser<br />

unter sozialpolitischen Überlegungen mehr als gerechtfertigte<br />

Trend führte faktisch aber zu einer dauerhaften Entwertung<br />

der außerschulischen Jugendarbeit, zu einer sozialen Segmentierung<br />

zwischen bürgerlich-privater Freizeitgestaltung<br />

1 Siehe www.bakaem.de.<br />

in Musik-, Kunstschulen bzw. Vereinen und einem öffentlich<br />

geförderten Freizeitbereich für benachteiligte Jugendliche.<br />

Damit einher ging ein Bedeutungsverlust breiter angelegter<br />

sozialpädagogischer Ansätze und eine Entwertung von Freizeitstätten<br />

als Träger <strong>Kultur</strong>eller Bildung, was schließlich auch<br />

dazu führte, dass <strong>Kultur</strong>elle Bildung kaum noch als relevantes<br />

Feld der Jugendhilfe wahrgenommen wird.<br />

Gegenwärtig bemühen sich Kollegen/-innen an zahlreichen<br />

Hochschulen bundesweit darum, dass <strong>Kultur</strong>elle-Ästhetische<br />

Bildung mit ihrem Eigenwert zur Förderung von Kindern, Jugendlichen,<br />

Erwachsenen und Senioren/-innen wieder stärker<br />

ins Bewusstsein der Fachdiskussion inner- und außerhalb der<br />

Sozialen Arbeit rückt. Dazu wurde Anfang der 2000er Jahre<br />

der Bundesarbeitskreis <strong>Kultur</strong>-Ästhetik-Medien 1 gegründet,<br />

der einen Fachaustausch ermöglicht und Publikationen hervorbringt.<br />

Dieses neue Selbstverständnis ist davon getragen,<br />

dass <strong>Kultur</strong>ell-Ästhetische Bildung die Menschen in ihrer Entwicklung<br />

fördert, sodass sie besser dazu in der Lage sind, sich<br />

in einer medialisierten Welt zu artikulieren, ihre Gestaltungsfähigkeiten<br />

zu entwickeln und durch kommunikative Kompetenzen<br />

gesellschaftlich zu partizipieren.<br />

In diesem Kontext wird auch <strong>Schule</strong> als Kooperationspartner<br />

für die Jugendhilfe interessant bzw. es gilt z. B., die Konzeption<br />

von Schulsozialarbeit neu zu überdenken bzw. andere Formen<br />

der Kooperation zwischen <strong>Schule</strong> und außerschulischen<br />

Trägern zu entwickeln.<br />

An den Hochschulen für Soziale Arbeit wird daher daran<br />

gearbeitet, die sozial- bzw. kulturpädagogischen Fächer in<br />

ihrer Bedeutung zu stärken und die Studierenden in den entsprechenden<br />

Methoden und Theorien zu unterrichten.<br />

Sozialpädagogen/-innen nehmen im Feld nicht die Rolle der<br />

Künstler/-innen ein, sondern sie sind Mittler zwischen den<br />

verschiedenen „Welten“: zwischen den unterschiedlichsten<br />

Institutionen mit ihren jeweiligen Aufgaben, zwischen verschiedensten<br />

Zielgruppen, mit ihren sozialen und bildungsbedingten<br />

Hintergründen; zwischen Künstlern/-innen, mit<br />

ihren kunstspezifischen Wertvorstellungen und Pädagogen/<br />

-innen, mit ihrer eher entwicklungsbezogenen Orientierung<br />

usw. Das ist ein schwieriges Geschäft zwischen allen Stühlen,<br />

in dem viele Fallstricke angelegt sind: der Vorwurf der Vereinnahmung<br />

der Künste und des daraus entstehenden Dilettantismus;<br />

der Vorwurf eines elitären pädagogischen Verständnisses<br />

bzw. einer schöngeistig-bürgerlichen Orientierung; der<br />

Vorwurf unangemessener Methodenwahl angesichts benachteiligter<br />

Zielgruppen; schließlich auch die Berührungsängste<br />

des <strong>Kultur</strong>sektors mit den Lebenswelten so genannter „benachteiligter“<br />

Zielgruppen.


Es gibt keinen Ausweg aus diesem Dilemma, da es professionelle<br />

Fachkräfte geben muss, die sich im „magischen Dreieck“<br />

zwischen <strong>Schule</strong>, Jugendhilfe und <strong>Kultur</strong>betrieb orientieren<br />

können, die die jeweiligen Besonderheiten kennen und<br />

zusätzlich über fundierte Kriterien einer sozialen Diagnostik<br />

und subjektbezogenen Pädagogik sowie einer angemessenen<br />

Anleitung zur ästhetischen Praxis verfügen. So gesehen sind<br />

Sozialpädagogen/-innen Mittler zwischen Bildungsinstanzen,<br />

Kunstwelten und Lebenswelten.<br />

Daher wird in den verschiedenen Hochschulen bundesweit<br />

versucht, Studienschwerpunkte und Lehrveranstaltungen im<br />

Bereich <strong>Kultur</strong>-Ästhetik-Medien anzubieten, die den Studierenden<br />

relevante Inhalte vermitteln:<br />

>> Selbsterfahrung in den künstlerisch-kreativen Medien,<br />

Re flexion der entsprechenden Aneignungs- und Ausdrucksprozesse.<br />

>> Auseinandersetzung mit ästhetischer Praxis in Kunst und<br />

Alltag und Schärfung der Sinne.<br />

>> Wissen über die Wirkungen befriedigender ästhetischer<br />

Praxis bezogen auf Persönlichkeitsentwicklung, Kreativität<br />

und soziale Teilhabe.<br />

>> Handlungswissen bezogen auf relevante Arbeitsformen und<br />

Methoden; Wissen um die Grenzen der eigenen Qualifikation<br />

und die Kooperationsmöglichkeiten mit anderen.<br />

>> Wissen über individuelle Entwicklungsprozesse, über Gruppenprozesse,<br />

über Lebenswelten und soziale Milieus.<br />

>> Strukturwissen über Organisationen und Institutionen des<br />

Bildungs-, <strong>Kultur</strong>- und Sozialwesens.<br />

>> Kenntnisse über die normativen und wertebezogenen Hintergründe<br />

im Kunst- und <strong>Kultur</strong>bereich.<br />

>> Stärkung der persönlichen Motivation, im kulturpäda gogischen<br />

Feld zu arbeiten und die individuelle ästhetische<br />

Basis zu verbessern.<br />

1.6 SCHULSOZIALPÄDAGOGIK ALS WEG<br />

ZUR KULTURELLEN BILDUNG<br />

Dieter Rossmeissl<br />

Stadtrat, Referent für <strong>Kultur</strong>, Jugend und Freizeit der Stadt<br />

Erlangen, Vorsitzender des <strong>Kultur</strong>ausschusses im bayerischen<br />

Städtetag<br />

<strong>Schule</strong> begründet sich nicht aus pädagogischen Erwägungen<br />

oder lernbiologischen Vermutungen. <strong>Schule</strong> ist Teil der Gesellschaft.<br />

Das gilt für ihre Organisation, ihre Ziele und ihre Methoden<br />

gleichermaßen. „Die <strong>Schule</strong> stellt die größte gesellschaftliche<br />

Veranstaltung unserer <strong>Kultur</strong> dar“, schrieb Hartmut von<br />

Hentig (1993, S. 10), bevor er zu einer vehementen Kritik dieser<br />

Einrichtung ausholte. Tatsächlich aber hat die <strong>Schule</strong> lange<br />

gebraucht, bis sie geschafft hat, nicht nur Exekutivorgan<br />

gesellschaftlicher Anforderungen zu sein, sondern ihren<br />

Schülern/-innen die kreative Auseinandersetzung mit diesen<br />

Anforderungen zu ermöglichen. Eigentlich ist sie noch immer<br />

auf dem Weg dahin – ganz besonders langsam in Bayern.<br />

<strong>Schule</strong> und Gesellschaft<br />

Die Verknüpfung von <strong>Schule</strong> und Gesellschaft ist das grundsätzliche<br />

Gebiet der Schulsozialarbeit. Das Kultusminis terium<br />

L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 2 5<br />

So, wie sich die moderne Kunst durch Performances und<br />

Aktionen im öffentlichen Raum bewegt und Medienkunst z.T.<br />

in die Lebenswelten hineinbegibt, kann sich die Soziale Arbeit<br />

wieder stärker auf die ästhetischen Anteile ihrer Professionalität<br />

besinnen, die besonders an den lebensweltlichen und nicht<br />

sprachlichen Voraussetzungen der Zielgruppen ansetzen.<br />

Dabei sollte sie von einem Bildungsverständnis geleitet sein,<br />

das allen Menschen ohne Ansehen von Herkunft, Orientierung<br />

und Geschlecht ein Recht auf umfassende Entfaltung ihrer<br />

Anlagen gewährt und entsprechend tätig wird.<br />

In Bayern gibt es an folgenden Hochschulen in den Fachbereichen<br />

für Soziale Arbeit ausgewiesene Angebote in Ästhetisch-<strong>Kultur</strong>eller<br />

Bildung, in denen die oben genannten Inhalte<br />

vermittelt werden:<br />

>> Georg-Simon-Ohm-Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />

Nürnberg,<br />

>> Evangelische Hochschule Nürnberg,<br />

>> Hochschule Regensburg, Hochschule für Technik, Wirtschaft<br />

und Sozialwesen,<br />

>> Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt,<br />

>> Hochschule für angewandte Wissenschaften – FH-München,<br />

>> Katholische Stiftungsfachhochschule München, Abteilung<br />

München und Benediktbeuern.<br />

Darüber hinaus wird ab WS 2011/12 ein Masterstudiengang<br />

<strong>Kultur</strong>-Ästhetik-Medien, gemeinsam von der Katholischen Stiftungsfachhochschule<br />

München und der Hochschule München,<br />

angeboten.<br />

kümmert sich um sie jedoch kaum – trotz einiger Querverweise<br />

im Erziehungsgesetz. Auch das Sozialministerium<br />

legt heute noch Bedarfskriterien für die Mitfinanzierung von<br />

Sozialpädagogen/-innen an <strong>Schule</strong>n an, die diese allenfalls als<br />

Feuerwehr an „Brennpunktschulen“ sehen, nicht aber als überall<br />

notwendige Einrichtungen zur Prävention, zum sozialen<br />

Lernen oder gar zur Verbesserung von Chancengerechtigkeit.<br />

Bis zur Erkenntnis von Hentigs, dass <strong>Schule</strong> eine „Veranstaltung<br />

unserer <strong>Kultur</strong>“ ist, sind alle Beteiligten bisher jedoch nur<br />

in Ansätzen gediehen.<br />

Erst mit der Einführung von Ganztagsschulen – in Bayern<br />

spät und quälend langsam, aber doch immerhin auf den Vormarsch<br />

– ist die Einsicht gewachsen, dass mit der zeitlichen<br />

Ausweitung der <strong>Schule</strong> auch ein verändertes Verständnis<br />

schulischer Bildung einhergehen muss. Mit dem erweiterten<br />

Zeitbudget, das die Ganztagsschule für sich beansprucht,<br />

bricht den außerschulischen Bildungsträgern ihre jugendliche<br />

Klientel weg. Wer bis 17 Uhr in der <strong>Schule</strong> ist, geht selten<br />

danach in die Musikschule oder in den Theater-Jugend-Club.<br />

Auch den <strong>Kultur</strong>einrichtungen droht damit auf Dauer der Nach-


2 6 _ L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N<br />

wuchs auszugehen – sowohl beim Profi-Nachwuchs als auch<br />

im Publikum. Zugleich kann sich die <strong>Schule</strong> nicht mehr darauf<br />

verlassen, dass die Kinder das, was sie zum Leben brauchen,<br />

schon irgendwo anders lernen werden, wenn Kompetenzen<br />

zwar wichtig, aber nicht im Lehrplan verortet sind. Mag für die<br />

Teilzeitschule eine kognitiv betonte Teil-Bildung ausreichend<br />

gewesen sein, weil die Kinder das meiste für ihr Leben ohnehin<br />

außerhalb des Klassenzimmers gelernt haben, so drängt<br />

die Ganztagsschule auf einen ganzheitlichen Bildungsbegriff.<br />

Dieser fordert neben der Schulpädagogik auch die Kompetenzen<br />

der Sozialpädagogik ein – und zwar für alle Schüler/-innen,<br />

nicht nur für einige „Problemfälle“! Er muss jedoch als dritte<br />

Säule auch die <strong>Kultur</strong>elle Bildung integrieren, wenn er die Kinder<br />

und Jugendlichen sozial lebensfähig machen soll.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung und Demokratie<br />

Wer sich in einer Gesellschaft bewegen will, muss deren kulturelle<br />

Signaturen verstehen können. Wer an gesellschaftlicher<br />

Entwicklung mitwirken will, muss <strong>Kultur</strong>techniken beherrschen<br />

– vom Sprechen, Lesen und Schreiben angefangen bis<br />

zur Kenntnis der historisch gewachsenen Ikonografie und<br />

Befindlichkeit einer Gesellschaft. Auch mediale Kompetenzen<br />

gehören dazu, auch wenn diese ethnisch-kulturelle Beschränkungen<br />

am ehesten übersteigen. Wer darüber hinaus Gesellschaft<br />

und Politik mitgestalten will, muss über Grundlagen<br />

historisch-politischer Bildung ebenso verfügen wie über das<br />

Verständnis für ästhetische Kategorien. <strong>Kultur</strong>elle Bildung,<br />

die all diese Facetten einschließt, ist in diesem weit gefassten<br />

Sinn also Grundlage gesellschaftlich-politischer Partizipation<br />

– und damit Basis von Demokratie.<br />

In unserer Gesellschaft verfügen sehr viele Menschen<br />

nicht über diese Kompetenzen. Genau das ist die soziokulturelle<br />

Seite des PISA-Vorwurfs an das deutsche Bildungssystem,<br />

vorgegebene Sozialstrukturen über Generationen hinweg<br />

fortzuschreiben und so das Menschenrecht auf kulturelle<br />

und politische Teilhabe zu ignorieren.<br />

Von Musischer zu <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />

Die Musische Bildung, wie sie an unseren <strong>Schule</strong>n vermittelt<br />

wird, kann diesen weit gefassten Anspruch nicht ansatzweise<br />

erfüllen. Hier war <strong>Kultur</strong>elle Bildung seit je weitgehend auf<br />

die „Randfächer“ Musik und Kunsterziehung sowie den Literaturunterricht<br />

der Sprachenfächer beschränkt und wurde<br />

zudem in falscher Interpretation der PISA-Ergebnisse noch<br />

weiter zugunsten der „M<strong>IN</strong>T“-Fächer (Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaft, Technik) zurückgedrängt. Den Bogen zur<br />

gesellschaftlichen Bedeutung oder zu den Bereichen künstlerischen<br />

Arbeitens haben diese Fächer aber auch vorher in ihrer<br />

Beschränkung auf den Raum der <strong>Schule</strong> nur selten geschafft.<br />

So blieb die Schulplatzmiete meist der einzige Schritt über die<br />

<strong>Schule</strong> hinaus, aber auch da war (und ist) die Verbindung zwischen<br />

Unterricht, künstlerischer Arbeit und eigenem Gestalten<br />

der Schüler/-innen die Ausnahme. Philosophie kommt als<br />

Schulfach im Pflichtlehrplan überhaupt nicht vor, obwohl sie<br />

Grundlage und Voraussetzung des Denkens und Weiterdenkens<br />

in unserer <strong>Kultur</strong> ist.<br />

Wenn Schulsozialpädagogik den Auftrag hat, die Brücke zwischen<br />

<strong>Schule</strong> und Lebensumwelt zu bauen, gehört <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung zum Kernbereich von Schulsozialarbeit. Sie ist eben<br />

deshalb nicht „Jugendsozialarbeit an <strong>Schule</strong>n“, wie es die<br />

bayerische Staatsregierung gern bezeichnet, um die Finanzverantwortung<br />

den Städten zuzuschieben. Es geht hier nicht,<br />

was dieser Begriff unterstellt, um die Resozialisierung von<br />

auffälligen, schwierigen Jugendlichen oder die Integration<br />

von Randgruppen in das System <strong>Schule</strong>. Schulsozialpädagogik,<br />

wenn sie als Chance zur Chancengerechtigkeit verstanden<br />

wird, muss den Ort <strong>Schule</strong> nutzen, um Schulpädagogik,<br />

Sozialpädagogik und kulturelle Kompetenz auf dem „Weg<br />

zum/-r mündigen Bürger/-in“ zu verbinden. Als Brücke zwischen<br />

<strong>Schule</strong> und demokratischer Umwelt muss der Weg für<br />

alle Schüler/-innen gangbar sein. <strong>Kultur</strong>elle Bildung ist damit<br />

mehr als Unterricht in musischen Fächern. Sie ist elementarer<br />

Teil des gesellschaftlichen Bildungsauftrags der <strong>Schule</strong>, bei<br />

der die Schulsozialpädagogen/-innen die größte Vermittlungskompetenz<br />

besitzen.<br />

Vermittlungskompetenz heißt, dass sie <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

zwar (gemeinsam mit den Lehrkräften) organisieren, nicht<br />

aber, dass sie diese selbst leisten können, sollen oder gar müssen.<br />

Wichtig ist, dass sie deren Notwendigkeit erkennen und<br />

sie in die <strong>Schule</strong> integrieren. Hier erweitert sich die Aufgabe der<br />

Sozialpädagogik von der Einzelfallhilfe, der sozialen Gruppenarbeit<br />

und der engen Zusammenarbeit mit den Lehrern/-innen<br />

um die sozialpädagogische Methode der Gemeinwesenarbeit.<br />

Die <strong>Schule</strong> öffnet sich in die Stadt hinein, die Ressourcen der<br />

„Welt draußen“ werden genutzt zum Wohle aller. Und diese Ressourcen<br />

sind wesentlich kultureller Natur.<br />

Die Städte bieten dafür, über die Potenziale im ländlichen<br />

Raum hinaus, eine Vielzahl von Ansatzpunkten. Museen und<br />

Galerien, Theater und Bibliotheken, Musik- und Jugendkunstschulen,<br />

aber auch die vielen soziokulturellen Einrichtungen<br />

sind Orte, die künstlerische Angebote präsentieren und <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung als Zugang zu diesen Angeboten vermitteln. Auch<br />

Künstler/-innen, die in den Städten leben, können und sollen<br />

in diese Vermittlung einbezogen werden. Der in vielen Städten<br />

inzwischen etablierte „<strong>Kultur</strong>-Schul-Service“ stellt dafür eine<br />

tragfähige Plattform dar, der sich übrigens – so wie wir das in<br />

Erlangen im Rahmen des <strong>Kultur</strong>services Erlangen für <strong>Schule</strong>n<br />

und Kitas (KS:ER) handhaben – auch an die Kindertageseinrichtungen<br />

als nicht schulischen Bildungsinstitutionen richtet.<br />

Die Dichte und Vielfalt kultureller Angebote in den Städten bildet<br />

ein kreatives Potenzial für die <strong>Kultur</strong>elle Bildung inner- wie<br />

außerhalb der <strong>Schule</strong>n – wenn die <strong>Kultur</strong>einrichtungen ihren<br />

Bildungsauftrag verstanden haben, und wenn auch die <strong>Schule</strong>n<br />

ihre Entwicklung von der „Unterrichtsanstalt“ zum Erfahrungsraum<br />

für Kinder und Jugendliche geschafft haben. Dies<br />

anzuregen und gemeinsam mit den Lehrkräften zu gestalten,<br />

ist wesentliche Aufgabe von Schulsozialarbeit, die so auch als<br />

„Movens“ der inneren <strong>Schule</strong>ntwicklung fungiert.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung in kommunalen Bildungslandschaften<br />

In dieser Vernetzung werden <strong>Schule</strong>n Teil der „kommunalen Bildungslandschaften“,<br />

die zu gestalten sich die Städte seit dem<br />

Aachener Kongress im Jahr 2007 auf die Fahnen geschrieben<br />

haben. Die Voraussetzungen dafür sind gut, befinden sich doch<br />

alle genannten <strong>Kultur</strong>einrichtungen ohnehin in der Trägerschaft<br />

derselben Städte, die auch für den schulischen Sachaufwand<br />

zuständig sind, die in manchen Großstädten sogar<br />

als Schulträger agieren und die auch den größten Anteil an der<br />

Finanzierung der schulsozialpädagogischen Stellen schultern.<br />

Hier liegt freilich auch das Problem, das den Fortschritt<br />

ebenso hemmt wie die fehlende Einsicht. Nach den Regeln<br />

der Schulfinanzierung ist bei uns der Staat für die Bezah-


lung des pädagogischen Personals zuständig, zu dem die<br />

Schulsozialpädagogen/-innen ganz eindeutig gehören. Der<br />

Freistaat jedoch drückt die Verantwortung dafür immer noch<br />

auf die Städte ab und beschränkt sich auf eine prozentuale<br />

Beteiligung – von Fall zu Fall. Zudem sind 6000 Euro, die derzeit<br />

für eine Ganztagsklasse zur Gestaltung des Ganztagsbetriebs<br />

zur Verfügung stehen, nicht ausreichend, den notwendigen<br />

Brückenschlag zu leisten oder gar Künstler/-innen<br />

zu sozial vertretbaren Bedingungen in die <strong>Schule</strong>n zu holen.<br />

Besonders ärgerlich ist, dass von diesen 6000 Euro auch noch<br />

5000 Euro von den Kommunen kommen, die damit weit mehr<br />

als die Mittagsverpflegung finanzieren. Diese ist ohnehin ein<br />

überschätztes Moment der Ganztagsschule, das von vielen<br />

Schülern/-innen gar nicht angenommen wird. Die fantasielose<br />

Beschränkung auf ein Catering-Angebot in der „Aufwärm-<br />

Mensa“ rechtfertigt es jedenfalls nicht, hier eine Priorität zu<br />

setzen, die andere Bildungsangebote auf viel zu geringe „Restmittel“<br />

reduziert.<br />

Schulsozialarbeit als Weg zu <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />

Schulsozialarbeit ist die wichtigste Tür, um <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

aus ihrer kulturbezogenen Beschränkung zu lösen und sie als<br />

notwendigen Teil allgemeiner Bildung innerhalb wie außerhalb<br />

der <strong>Schule</strong>n zu stabilisieren. Diese Lotsenfunktion ist auch für<br />

die Künstler/-innen wichtig, die sich auf Zusammenarbeit mit<br />

<strong>Schule</strong>n einlassen. Wer keine pädagogische Ausbildung und<br />

keine große Institution im Rücken hat, mag sich schon fragen,<br />

wie er denn neben dem etablierten (und besser bezahlten)<br />

Lehrer/-innen seinen Platz finden soll. Und auch <strong>Kultur</strong>einrichtungen,<br />

die sich bisher gern als „außerschulisch“ definiert<br />

haben, wird der Weg in die <strong>Schule</strong> nicht leicht fallen. Zugleich<br />

fragen sich aber manche Lehrer/-innen, wie sie mit ihrer auf<br />

Notengebung orientierten Unterrichtsroutine neben den<br />

attrak tiven Kunstanbietern von außen konkurrieren sollen.<br />

Die ambivalenten Bedenken beider Seiten zeigen freilich, dass<br />

Ergänzungen möglich und nötig sind. Dabei sollen Künstler/<br />

-innen keine Pädagogen/-innen werden; die Integration ins<br />

Curri culum, in den Bildungsprozess und in die schulische Lebenswelt<br />

bleibt Aufgabe von Lehrkräften und Sozialpädagogen/<br />

L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 2 7<br />

-innen. Aber das gemeinsame Projekt mit dem/-r Bildenden<br />

Künstler/-in, dem/-r Schauspieler/-in oder Musiker/-in kann<br />

keine Methode der klassischen Schulpädagogik ersetzen. Bildung<br />

als aktives gemeinsames Tun ist ein wichtiger Weg, Motivation<br />

zu fördern und Partizipation zu üben.<br />

Künstler/-innen wie Sozialpädagogen/-innen haben ihr Selbstverständnis<br />

unabhängig von <strong>Schule</strong> entwickelt. Für beide ist<br />

die Annäherung schwierig – wie für die <strong>Schule</strong> mit ihrer gewachsenen<br />

Organisation auch, bringen beide doch nicht nur<br />

Lösungen, sondern auch Probleme in den Routinebetrieb. Dennoch<br />

ist zu erwarten, dass die Erkenntnis der Chancen auf allen<br />

Seiten die Vorbehalte überwinden wird. Durch die Begegnung<br />

mit Neuem – Techniken wie Inhalten von <strong>Kultur</strong>, der Chance,<br />

eigene Erfahrungen zu machen, eigene Gestaltungsmöglichkeiten<br />

zu erproben und Erfolge auf alternativen Gebieten zu<br />

erleben – kann Neugier auf diese Erfahrungen und sogar Lust<br />

in und für die <strong>Schule</strong> entstehen. Dies wäre nicht der schlechteste<br />

Beitrag zur Lebensqualität der Schüler/-innen und damit<br />

auch der Lehrkräfte. Da Neugier eines der wirksamsten Motive<br />

des Lernens ist, wäre die Wirkung solcher <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />

auf andere Lernbereiche in der <strong>Schule</strong> und über diese hinaus<br />

ein gewollter „Nebeneffekt“.<br />

Lust an der <strong>Schule</strong> durch <strong>Kultur</strong>, vermittelt durch Schulsozialpädagogik<br />

ist ein neuer pädagogischer Ansatz – ein lebenspraktischer<br />

und eine Chance für alle. Dabei wäre der pädagogische<br />

Nutzen nur ein erster Schritt: Die Bildung eines mündigen<br />

Menschen ist – wie die einer demokratischen, auf Teilhabe<br />

angelegten Gesellschaft – erst durch die Integration schulischer,<br />

<strong>Kultur</strong>eller und Sozialer Bildung möglich.<br />

LITERATUR<br />

Hentig, Hartmut, von (1993): Die <strong>Schule</strong> neu denken.<br />

München/Wien.<br />

Rossmeissl, Dieter/Przybilla, Andrea (2006): Schulsozialpädagogik.<br />

Der Weg zum mündigen Menschen. Weinheim.


2. LOKALE UND KOMMUNALE<br />

KOOPERATIONSMODELLE


2.1 E<strong>IN</strong>FÜHRUNG<br />

KOOPERATION UND VERNETZUNG LOKAL, KOMMUNAL, REGIONAL<br />

Alle sprechen inzwischen überall, wenn es um die neuen Zusammenhänge<br />

von <strong>Kultur</strong>, Jugend, <strong>Schule</strong> und Bildung geht,<br />

fachlich und politisch von Kooperation und Vernetzung.<br />

Sie meinen dann v. a. neue lokale, regionale und kommunale<br />

Bildungslandschaften, Bildungsallianzen und Bildungsbündnisse<br />

sowie Gesamtkonzepte dafür, wie auch neue entgrenzte<br />

Infrastrukturen. Beispielhaft sei dafür die Enquête-<br />

Kommission des Deutschen Bundestags im Schlussbericht<br />

„<strong>Kultur</strong> in Deutschland“ (2008) zitiert. Da heißt es im Kapitel 6<br />

„<strong>Kultur</strong>elle Bildung“, entsprechend des weiteren Verständnisses<br />

„<strong>Kultur</strong>elle Bildung in der Lebensperspektive“:<br />

„Infrastruktur: eine wesentliche Aufgabe<br />

von Staat und Kommunen<br />

<strong>Kultur</strong> ist als ein ‚öffentliches Gut’ anzusehen, für das eine<br />

öffentliche Verantwortung besteht. Dies gilt in besonderer<br />

Weise für die Infrastruktur der kulturellen Bildung. Der öffentliche<br />

Auftrag zum Aufbau und Erhalt einer Infrastruktur der<br />

kulturellen Bildung bedarf aktiven staatlichen und kommunalen<br />

Handelns. Förderleistungen in diesem Bereich liegen im<br />

‚öffentlichen Interesse‘. [...] Insbesondere für die Kooperation<br />

zwischen <strong>Kultur</strong>einrichtungen und <strong>Schule</strong> bietet es sich an, in<br />

stärkerem Maße Rahmenregelungen zu erlassen. Klare Rahmenbedingungen<br />

können zu einer höheren Verlässlichkeit und<br />

Kontinuität, sowohl in der Kooperation als auch im Einsatz von<br />

entsprechenden Lehrkräften und Pädagogen führen.“ (Deutscher<br />

Bundestag 2008, S. 571)<br />

Eben dies ist die aktuelle Aufgabe vor Ort und damit eigentlich<br />

auch der föderale Gestaltungs- und Impulsauftrag auf der Landesebene:<br />

Denn „Kommune“ ist ja überall.<br />

„Da kulturelle Bildung im Wechselspiel von schulischen, kulturellen<br />

und jugendbildenden Einrichtungen wahrgenommen<br />

wird, sind die unterschiedlichen Handlungsfelder <strong>Schule</strong>, Bildung,<br />

Jugend und <strong>Kultur</strong> angesprochen. Alle Bereiche stehen in<br />

einer Verantwortungsgemeinschaft für ein integrales Gesamtangebot<br />

kultureller Bildung. Die Sicherung der Infra struktur ist<br />

daher als eine Gemeinschaftsaufgabe zu verstehen, in die die<br />

jeweiligen Beteiligten und politisch Verantwortlichen ihre spezifischen<br />

Kompetenzen und Ressourcen einbringen sollten.<br />

Auf kommunaler Ebene gibt es für diese Formen des Zusammenspiels<br />

bereits sehr unterschiedliche Lösungssätze, wie<br />

zum Beispiel kulturpädagogische Dienste. Entscheidend ist<br />

weniger, hierfür generell gleichlautende Bezeichnungen oder<br />

gleichartige Organisationsstrukturen zu finden. Entscheidend<br />

ist, dass alle (potenziell) Beteiligten ein gemeinsames Grundverständnis<br />

für die Sicherung der Infrastruktur der kulturellen<br />

Bildung entwickeln und diese Aufgabe nicht von einer Ressortzuständigkeit<br />

zur anderen schieben.“ (Ebd., S. 573). <strong>Schule</strong><br />

kommt hierbei „als einzige Einrichtung, die allen Kindern den<br />

Zugang zu kultureller Bildung eröffnen kann.“ (Ebd., S. 575)<br />

eine besondere Rolle zu – in Koopera tionen und Partnerschaften<br />

mit vielen anderen Akteuren aus den Künsten, der <strong>Kultur</strong>,<br />

der Jugend- und Sozialarbeit vor Ort. Dazu empfiehlt die Kommission<br />

„den Ländern und Kommunen, den Aufbau von Netzwerken<br />

der Kooperation von <strong>Schule</strong>n und <strong>Kultur</strong>einrichtungen<br />

L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E _ 2 9<br />

zu fördern und allen Kindern während der Schulzeit die Begegnung<br />

mit Künstlern zu ermöglichen.“ (Ebd., S. 598).<br />

„Die Enquête-Kommission empfiehlt den Ländern, unter<br />

Mitwirkung der Beteiligten, Regelungen zu erarbeiten, die<br />

außerschulischen kulturellen Einrichtungen ein Zusammenwirken<br />

auf Augenhöhe mit den allgemein bildenden <strong>Schule</strong>n<br />

ermöglichen.“ (Ebd., S. 559).<br />

Dies ist die aktuelle Auftragslage auf Landesebene, gerade zur<br />

Förderung positiver Rahmenbedingungen für die lokale und<br />

kommunale Handlungs- und Gestaltungsebene, zugunsten<br />

von Infrastrukturen, auch in der qualifizierenden Bündelung,<br />

Verstetigung und Synergieentwicklung all der vielen zeitbegrenzten<br />

Projekte, Modelle und Leuchttürme, die es inzwischen<br />

auch landauf – landab gibt. Die Tendenz geht dabei vom<br />

einmalig-exzellenten Modell zu kontinuierlich-qualifizierten<br />

Angeboten – durchaus ohne Verzicht auf weitere innovative,<br />

experimentelle und exzellente Projekte und Modelle.<br />

Vor diesem Hintergrund gab und gibt es auch in Bayern durchaus<br />

Positives: Mit Förderung des Bayerischen Staatsministeriums<br />

für Unterricht und Kultus entstanden ab dem Jahr<br />

2003 der „<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Nürnberg“ (KS:NUE) und<br />

der „<strong>Kultur</strong>- und Schulservice München“ (KS:MUC) als akzentuierte<br />

Teilnetzwerke kommunaler Gesamtkonzepte der Kinderkultur<br />

bzw. der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung. Die Landesförderung<br />

lief 2005 aus, hatte aber insgesamt expansive Wirkungen.<br />

Inzwischen gibt es entsprechende Kooperationsstrukturen<br />

„<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>“ in Augsburg, Bamberg, Coburg, Erlangen,<br />

und da und dort tut sich etwas diesbezüglich. Aber: Ohne jede<br />

Unterstützung oder Förderung auf Landesebene. Die Entwicklungen<br />

werden, obwohl für <strong>Kultur</strong>, Bildung, <strong>Schule</strong> extrem synergetisch<br />

und effizient, von den Kommunen selbst getragen.<br />

Eine Landesinfrastruktur, auch zugunsten flächendeckender<br />

Entwicklungs- und Qualifizierungschancen im lokalen und<br />

kommunalen Rahmen fehlt.<br />

Aus dieser Zeit, Juni 2002, stammen auch Überlegungen, einen<br />

„<strong>Kultur</strong>service Bayern e.V.“ – damals z. B. mit dem Namen<br />

„Transfer“ – zu gründen. Diese Initiative, auch auf Anregung<br />

des bayerischen Kultusministeriums, ist damals leider wieder<br />

relativ schnell versickert.<br />

Konzeptionell war und ist das Format „<strong>Kultur</strong>- und Schulservice“<br />

auch in variantenreichen regional spezifischen Formen sehr<br />

gut ausgearbeitet und begründet. Es bestätigt sich die aktuelle<br />

Analyse: Wir haben keine Inhalts- und Konzeptpro bleme, aber<br />

wir haben eklatante Umsetzungs-, Handlungs- und Organisationsprobleme.<br />

Dies ist eigentlich die föderale Auftrags- und<br />

Ausgangslage.<br />

In der Folge der kommunalen Netzwerkerfahrungen, insbesondere<br />

in München, ist auch 2006 ein Praxisleitfaden für kommunale<br />

und regionale Bildungsnetzwerke erschienen (vgl. Marx/<br />

Zacharias 2006).


3 0 _ L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E<br />

Auf der Rückseite dieser Handreichung werden die acht „Ks“<br />

gelingenden Netzwerkens Jugend/<strong>Kultur</strong>/<strong>Schule</strong> plakativ so<br />

beschrieben:<br />

Operative Bildungsnetze „Bildung in der Stadt“: Acht „Ks“<br />

1. Kommunal<br />

Kommunaler Rahmen als Orientierung und rechtlich-politische<br />

Absicherung/Verantwortung sowie Vorgaben und Zuständigkeiten<br />

Stadt/Land/Bund präsent haben bzw. berücksichtigen:<br />

die politischen Rahmenbedingungen bildender<br />

Praxisleitfaden.<br />

Kommunaler Rahmen als Orientierung und rechtlich-politische<br />

Absicherung/Verantwortung sowie Vorgaben und<br />

Zuständigkeiten Stadt/Land/Bund präsent haben bzw. berücksichtigen:<br />

die politischen Rahmenbedingungen bildender<br />

Praxisleitfaden.<br />

2. Komplexität<br />

Komplexe Ganzheitlichkeit: erweiterter Bildungsbegriff, variable<br />

und flexible Verortung in Zeit und Raum, alle Akteure an<br />

einen Tisch aus den Feldern Soziales, Jugendhilfe, Kunst und<br />

<strong>Kultur</strong>, <strong>Schule</strong> und Ausbildung sowie Beteiligung von Kindern,<br />

Jugendlichen, Eltern (Partizipation).<br />

3. Konzept<br />

Konzeptionelle Leitbilder und Basisvereinbarungen. Gerade<br />

querschnittsorientierte Netze brauchen konsensuale Fundamente,<br />

auch politisch gesichert und kommunikativ ausgehandelt<br />

(Qualitätsstandards und Kontrakte).<br />

4. Komplementarität<br />

Komplementäre Lernfelder und Bildungsformen: Pluralität,<br />

Differenz, Artenreichtum, Angebotsorientierung als Qualität<br />

einer „Bildungslandschaft Stadt“, auch je altersspezifisch,<br />

interkulturell, sozial angemessen und ausdifferenziert.<br />

5. Konvergenz<br />

Konvergente Verläufe: Annäherung, Absprache, gemeinsame<br />

Planungen und Veranstaltungen, Richtung „Bildungsnetz“ als<br />

permanentes kommunales Netzwerken, Wissen um unterschiedliche<br />

Profile, Auftragslagen, Rahmenbedingungen,<br />

Arbeitsformen.<br />

6. Kooperation<br />

Kooperatives Selbstverständnis: Aufgabenteilung und Absprache,<br />

flache Hierarchien und geklärte, vereinbarte und<br />

verhandelte Zuständigkeiten, gemeinsame Schnittmengen<br />

und Projekte definieren und aktivieren zugunsten innovativer<br />

und synergetischer Entwicklungen.<br />

7. Kreativität<br />

Kreatives Gestalten: flexible Strategien, experimentelle Verfahren<br />

und offene Steuerung mit Transparenz und möglichst<br />

partizipativer Teilhabe aller Betroffenen, Zuständigen und<br />

Verantwortlichen, einschließlich Politik und Verwaltung.<br />

8. Kommunikation<br />

Kommunikative Kompetenz: Personale Absicherungen, intensive<br />

Informationsflüsse, Akzeptanz und Respekt für jeweiligen<br />

„Eigensinn“ und die Interessen, Verantwortlichkeiten,<br />

Machbarkeiten der beteiligten Partner und Akteure als<br />

Basis des konsensualen „Aushandelns“, personalisierte und<br />

vertrauensvolle Verlässlichkeit.<br />

Im Folgenden sind einige sehr erfolgreiche und auch bundesweit<br />

vorbildliche kommunale Netzwerkrealisationen kurz beschrieben:<br />

„<strong>Kultur</strong>- und Schulservices“ – aber eben als kommunale<br />

Initiative und Investition. Zunächst dazu aber noch<br />

systematische Beschreibungen kommunaler Kontexte zum<br />

Thema „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in Bayern“.<br />

LITERATUR<br />

Marx, Julia/ Zacharias, Wolfgang (Hg.) (2006): Netzwerke<br />

bilden: Bildungskooperationen kommunal, kreativ –<br />

Jugend – <strong>Kultur</strong> – <strong>Schule</strong>. München. (Bezug: PA/Spielkultur,<br />

info@spielkultur.de).


L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E _ 3 1<br />

2.2 KULTURELLE BILDUNG IM FOKUS DES STÄDTETAGES<br />

Dieter Rossmeissl<br />

Vorsitzender des <strong>Kultur</strong>ausschusses Bayerischer Städtetag<br />

Kommunalpolitik ist mehr als Lokalpolitik. In ihrer oft mehr<br />

als 1000-jährigen Geschichte waren Städte immer Ort wie Gegenstand<br />

lokaler Politik (was ihre Akzeptanz bei den Bürgern/<br />

-innen begründet) und zugleich Teil weitreichender Netzwerke<br />

und Allianzen, die ihre Bedeutung und Wirksamkeit ermöglichte.<br />

Die <strong>Kultur</strong>, die Städte so entwickelt haben, ist bis heute von beiden<br />

Faktoren geprägt, die <strong>Kultur</strong>elle Bildung ebenso.<br />

Recht auf <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

Die kommunale Selbstverwaltung, das Recht also, die Angelegenheiten<br />

der örtlichen Gemeinschaft mit eigenen Beschlüssen<br />

zu regeln, hat in Deutschland Verfassungsrang (Art. 28 des<br />

Grundgesetzes). Bildung wird in der Bayerischen Verfassung<br />

als Landesaufgabe beschrieben; <strong>Kultur</strong> liegt in der gemeinsamen<br />

Verantwortung von Land und Kommunen. <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung liegt in der Mitte von beiden. Das begründet ebenso<br />

die Unsicherheit ihrer Existenz wie die Chance ihrer Entfaltung.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Teilhabe ist von der UNO zwar als Menschenrecht<br />

postuliert und <strong>Kultur</strong> in der Bayerischen Verfassung als Staatsziel<br />

definiert, in der konservativen Dominanz des Verwaltungsrechts<br />

über die Verfassungsziele gehört sie dennoch zu den<br />

„freiwilligen Leistungen“, die v. a. in Zeiten restriktiver Haushaltsvorgaben<br />

um ihre Lebensfähigkeit fürchten müssen.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung ist nicht nur der Weg zur kulturellen Teilhabe,<br />

sie ist zugleich notwendiger Teil jeder Bildung. Dadurch<br />

gehört sie – abseits juristischer Interpretation – zu den öffentlichen<br />

Pflichtaufgaben, deren Finanzierung zwar der Höhe,<br />

nicht jedoch dem Prinzip nach von der aktuellen Haushaltslage<br />

abhängig ge<strong>macht</strong> werden kann. Anders als die allgemeine<br />

Schulbildung ist die <strong>Kultur</strong>elle Bildung jedoch originäre<br />

kommu nale Aufgabe, welche die Städte im Rahmen ihrer Bildungslandschaften<br />

wahrnehmen.<br />

<strong>Kultur</strong> in kommunalen Bildungslandschaften<br />

Mit der Aachener Erklärung aus dem Jahr 2007 hat sich der<br />

Deutsche Städtetag zum Gestaltungsauftrag für kommunale<br />

Bildungslandschaften bekannt. Der Begriff meint die Kombination<br />

städtischer, staatlicher und privater Bildungseinrichtungen<br />

zu einem umfassenden Netzwerk ganzheitlicher Bildung<br />

unter der Intendanz der Städte. Im Bereich der <strong>Kultur</strong>ellen<br />

Bildung sind es dabei ohnehin die Städte, die den ganz überwiegenden<br />

Teil der „Bildungsorte“ in die Bildungslandschaften<br />

einbringen: Theater, Museen, Galerien, Musikschulen und<br />

Jugendkunstschulen, Bibliotheken, Archive und Stadtteilzentren<br />

sind dabei (neben ihrer kulturellen Funktion) ebenso originäre<br />

Bildungsorte wie Volkshochschulen und Kindertageseinrichtungen.<br />

Sie alle werden konzeptionell und finanziell von<br />

den Städten oder Gemeindeverbünden getragen.<br />

Wenn nach einer Schätzung des Deutschen Jugendinstituts<br />

rund 70% des im Jugendalter erworbenen Wissens von außerhalb<br />

der <strong>Schule</strong> stammt, so haben diese Einrichtungen daran<br />

großen Anteil. Bezieht man noch die kommunalen Leistungen<br />

als Träger etlicher und Sachaufwandsträger aller <strong>Schule</strong>n sowie<br />

Mitfinanzierer der Ganztagsklassen ein, so lässt sich –<br />

nur wenig zugespitzt – feststellen: Das gesamte Bildungswesen<br />

liegt in der Hand der Städte – mit Ausnahme der meisten<br />

Lehrer gehälter. Das Land beansprucht dafür die Gesamthoheit<br />

über die Lerninhalte. Hier drängt das neue bildungspolitische


3 2 _ L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E<br />

Selbstbewusstsein der Städte auf Anpassung des Anspruchs<br />

an die Realität und an die Erfordernisse einer ganzheitlichen<br />

Bildung.<br />

Fördergesetz <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

Der Integration isolierter Bildungsansätze in ein kommunales<br />

Gesamtkonzept entspricht auch die Ablehnung kultureller<br />

Einzelgesetze durch den Städtetag. Statt getrennter Sondergesetze<br />

(wie sie für Musikschulen bestehen und für Bibliotheken<br />

von deren Verband gefordert werden) spricht sich der<br />

Deutsche Städtetag für Landesfördergesetze zur <strong>Kultur</strong>ellen<br />

Bildung aus. Diese sollten die Mitverpflichtung des Staates für<br />

dieses wesentliche Element von Bildung festschreiben, den<br />

Kommunen mit ihren Bürgern/-innen die Gestaltungsfreiheit<br />

überlassen und <strong>Kultur</strong>elle Bildung zugleich in prekären Haushaltssituationen<br />

vor den Streichungen schützen, denen die<br />

angebliche „Freiwilligkeit“ sie prinzipiell ausliefert. Sie sollen<br />

damit <strong>Kultur</strong>elle Bildung als integralen Teil allgemeiner Bildung<br />

anerkennen, wie sie die <strong>Schule</strong> zu vermitteln beansprucht und<br />

wie es auch ihrer gesellschaftlichen Aufgabe entspricht.<br />

Positionen des Städtetags<br />

Die gemeinsame Verantwortung der Städte für <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

hat der Städtetag immer wieder durch detaillierte Aussagen<br />

unterstrichen und konkretisiert. So gab der <strong>Kultur</strong>ausschuss<br />

des Deutschen Städtetages im Jahr 1996 „Empfehlungen<br />

zur kommunalen Weiterbildungspolitik“ heraus, 2003 zu<br />

„Jugendkunstschulen als Elemente <strong>Kultur</strong>eller Jugendbildung“<br />

und 2010 „Leitlinien zur Sicherung und Weiterentwicklung der<br />

Musikschulen“. Der Schulausschuss des Städtetags hat sich<br />

zur Bedeutung interkultureller Bildung geäußert, und auch die<br />

Rolle von <strong>Kultur</strong> für die Entwicklung von Städten und Menschen<br />

war in diversen Zusammenhängen immer wieder Thema der<br />

Diskussion. Der Bayerische Städtetag hat diese Themen aufgegriffen<br />

und in inneren Diskussionen ebenso konkretisiert<br />

wie er sie in die Tagungen eingebracht hat, welche der <strong>Kultur</strong>ausschuss<br />

seit vielen Jahren gemeinsam mit der <strong>Kultur</strong>politischen<br />

Gesellschaft und der Evangelischen Akademie Tutzing<br />

verantwortet.<br />

Wichtig für die innere Stärke und die Wahrnehmung von<br />

außen ist, dass die Städte sich als <strong>Kultur</strong>akteure gemeinsam<br />

präsentieren. Die beiden Metropolregionen in Bayern sind<br />

dafür eine breit aufgestellte Basis, aber auch die Vernetzung<br />

vieler Städte im Arbeitskreis für gemeinsame <strong>Kultur</strong>arbeit<br />

baye rischer Städte, der auf eine Initiative des <strong>Kultur</strong>ausschusses<br />

im Bayerischen Städtetag zurückgeht. Auch gegenüber<br />

dem Staat treten die Städte im Städtetag gemeinsam auf und<br />

machen deutlich, dass die kulturelle Heimat der Menschen<br />

nicht im Verfügungsbereich der Staatsregierung, sondern im<br />

Gestaltungsbereich der Städte liegt.<br />

<strong>Kultur</strong> ist nur deshalb eine „freiwillige“ Aufgabe, weil ihre<br />

Gestaltung dem freien Willen der Städte und ihrer Bürger/<br />

-innen unterliegt. <strong>Kultur</strong>elle Bildung ist verpflichtender Teil<br />

jeder Bildung, weil erst sie die Menschwerdung des Menschen<br />

ermöglicht. Die politische wie juristische Anerkennung dieser<br />

Tatsache ist jedoch weiterhin Zukunftsaufgabe. Die Städte sind<br />

sich dieser Aufgabe als gemeinsame Verpflichtung bewusst<br />

und nehmen sie wahr; sie werden den Staat aus seiner Mitverantwortung<br />

nicht entlassen.<br />

2.3 KULTURELLE BILDUNG ALS KOMMUNALE AUFGABE –<br />

E<strong>IN</strong>E BESTANDSAUFNAHME <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />

AM BEISPIEL DER KREISFREIEN STÄDTE<br />

Martin Klein<br />

Leiter der Ludwig Hahn Sing- und Musikschule der Stadt Kaufbeuren.<br />

Mitglied des erweiterten Vorstandes des Verbands<br />

Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM). Konzertpianist,<br />

Dirigent, Studium der Instrumentalpädagogik, Philosophie,<br />

Südostasien-Wissenschaften, <strong>Kultur</strong>management.<br />

Der Abschlussbericht „<strong>Kultur</strong> in Deutschland“ der Enquête-<br />

Kommission des Deutschen Bundestages konstatierte, nirgendwo<br />

sei die Kluft zwischen Sonntagsreden und Alltagshandeln<br />

so eklatant zu spüren wie im Bereich der <strong>Kultur</strong>ellen<br />

Bildung (vgl. Deutscher Bundestag 2007, S. 377). Die von der<br />

Kommission festgestellten Defizite bei der pädagogischen<br />

Vermittlung von Kunst und <strong>Kultur</strong>, sowohl im formalen<br />

Bildungssektor wie durch öffentlich getragene <strong>Kultur</strong>institutionen<br />

(Theaterhäuser, Museen, Bibliotheken etc.) erscheinen<br />

im Lichte einer Gegenüberstellung mit der überaus reich<br />

vorhandenen kulturellen Infrastruktur in Deutschland umso<br />

erstaunlicher 1 . Diese Infrastruktur steht in den Städten „vor<br />

Ort“ bereit. Die Stadt ist das eigentlich relevante Handlungsfeld<br />

für kulturelle Bildungsarbeit. Hier kommen kulturelle<br />

Angebote und vielfältige kulturpädagogische Aktivitäten zusammen.<br />

Während der Freistaat Bayern über die <strong>Kultur</strong>- und<br />

Bildungshoheit verfügt und sich im Bereich Bildung weitgehend<br />

dem staatlichen Schul- und Berufsausbildungssystem<br />

widmet, fällt die Aufgabe der Bereitstellung, Koordinierung,<br />

Vernetzung und Aktivierung außerschulischer kultureller Bildungsangebote<br />

vor Ort den Kommunen zu 2 .<br />

1 Beispiele hierfür sind das Musikschulwesen, das Netz der öffentlichen Bibliotheken, Jugendkunstschulen, soziokulturelle Zentren, museums- und theater-<br />

pädagogische Angebote, das Musikvereinswesen, die kulturellen Bildungsangebote der Volkshochschulen, Jugendmuseen, Familienbildungsstätten,<br />

Medienwerkstätten u.v. m.<br />

2 GG §28, (2) Satz 1; SGB VIII §1, §§ 11–14; Kinder- und Jugendhilfegesetz §11, bezogen auf Bayern: Bayerische Landesverfassung Art.3, Art 10 (4), Art. 83 (1),<br />

Art. 131, Art. 140; Bayerische Bezirksordnung Art. 48 Abs. 1, Abs. 2; Bayerische Gemeindeordnung: Art. 7, Art. 9 (1).


Welche konkreten Ansätze und Konzepte zur Koordinie rung<br />

und Aktivierung <strong>Kultur</strong>eller Bildung werden im Jahr 2011 – vier<br />

Jahre nach Vorlage des Enquête-Kommissionsberichts – von<br />

den Kommunen in Bayern verfolgt? Welchen Stellenwert besitzt<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung in den Kommunen und wie steht es um<br />

die Bereitschaft der kommunalen Verwaltungen, sich dieser<br />

Aufgabe zu widmen?<br />

Ein Blick auf die 25 kreisfreien Städte in Bayern soll diese<br />

Fragen beleuchten. Die Eingrenzung der Untersuchungsgruppe<br />

auf die kreisfreien Städte ermöglicht eine relativ repräsentative<br />

Überschau und lässt den Grad der momentanen Ausbreitung<br />

kultureller Bildungsarbeit in Bayern „vor Ort“ erkennen.<br />

Metropolen wie München, Nürnberg und Augsburg sind hier<br />

ebenso vertreten, wie Mittelzentren und kleinere Städte in<br />

ländlichen Regionen.<br />

In fast allen 25 kreisfreien Städten in Bayern existiert ein Mindeststandard<br />

öffentlicher kultureller Bildungsinfrastruktur,<br />

mancherorts in enormer Vielfalt und Dichte. Bayerns Städte<br />

sind in dieser Hinsicht sehr reich. Wie die Befragung der zuständigen<br />

kommunalen Verwaltungsleiter/-innen aus <strong>Kultur</strong>-<br />

Übersichtstafel <strong>Kultur</strong>elle Bildung in den kreisfreien Städten in Bayern<br />

Stadt Allgemeine Vorlagen<br />

und Bildungskonzepte<br />

L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E _ 3 3<br />

und Bildungsreferaten nach Fragebogenrücklauf aus 18 von<br />

25 Städten zeigte, wird die Notwendigkeit für eine aktivere<br />

Rolle der Stadtverwaltungen bei der Steuerung und Aktivierung<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung zunehmend erkannt, auch dort, wo<br />

noch keine städtischen Konzeptionen zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

vorliegen.<br />

In sehr vielen Städten finden bilaterale Kooperationen<br />

zwischen städtischen <strong>Kultur</strong>institutionen mit den <strong>Schule</strong>n<br />

und anderen Bildungseinrichtungen statt. Insbesondere die<br />

Musikschulen und die Theater fallen hier auf. Annähernd alle<br />

öffentlichen Theater, Museen und <strong>Kultur</strong>orchester entwickeln<br />

inzwischen auch eigenständig und zunehmend professionell<br />

kulturpädagogische Programme. Städtische Konzepte zur<br />

<strong>Kultur</strong>ellen Bildung, die diese vielfältigen Ansätze aufgreifen<br />

und zielgerichtet an deren Weiterentwicklung arbeiten, finden<br />

sich jedoch nur sehr spärlich. In nur acht von 25 Städten<br />

konnten Konzeptionen zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung recherchiert<br />

werden, davon waren nur zwei – München und Erlangen – als<br />

kommunale Gesamtkonzepte angelegt, in denen eine Agenda<br />

des lebenslangen Lernens verfolgt wird und alle Alters- und<br />

Zielgruppen im Fokus stehen.<br />

Gesamt- oder Teilkonzepte<br />

zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

www-Portale<br />

zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

Amberg nein nein nein<br />

Ansbach nein nein nein<br />

Aschaffenburg Bildungsleitplan, darin:<br />

„Außerschulische Bildung“ und<br />

„Vernetzung zwischen Kiga,<br />

<strong>Schule</strong>n und außerschulischen<br />

Einrichtungen“<br />

nein nein<br />

Augsburg Erster Augsburger<br />

<strong>Kultur</strong>- und Schulservice www.ks-aug.de<br />

Bildungsbericht<br />

Augsburg – KS:AUG<br />

Bamberg nein Konzept <strong>Kultur</strong>- und Schulservice<br />

Bamberg – KS:BAM<br />

www.ks-bam.de<br />

Bayreuth Integriertes Städtebauliches nein www.bayreuth.de/rathaus_<br />

Entwicklungskonzept (ISEK),<br />

buerger_service/familienle-<br />

darin Handlungsfeld „Wissen<br />

ben_in_bayern/kinder/kinderkul<br />

und Bildung“<br />

tur_service-1223.html<br />

Coburg Kommunale Bildungslandschaft >> Arbeitspapier <strong>Kultur</strong> www.ks-cob.de<br />

der Stadt Coburg<br />

und Bildung an <strong>Schule</strong>n<br />

>> <strong>Kultur</strong>- und Schulservice<br />

Coburg – KS:COB<br />

Erlangen Erlanger Bildungsoffensive >> Konzeption <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung in Erlangen<br />

>> <strong>Kultur</strong>service Erlangen<br />

für <strong>Schule</strong>n und Kitas –<br />

>> KS:ER<br />

www.ks-er.de<br />

Fürth Nur Adressinformation:<br />

Fürther Bildungsatlas<br />

nein nein<br />

Hof Integratives Bildungs konzept Hofer Modell der<br />

Hofer Symphoniker<br />

nein<br />

Ingolstadt nein nein www.ingolstadt.de<br />

www.kidnetting.de


3 4 _ L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E<br />

Stadt Allgemeine Vorlagen<br />

und Bildungskonzepte<br />

Gesamt- oder Teilkonzepte<br />

zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

www-Portale<br />

zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

Kaufbeuren Konzept Bildung-aktiv nein nein<br />

Kempten nein nein nein<br />

Landshut nein nein nein<br />

Memmingen nein nein nein<br />

München Leitlinie Bildung >> Konzeption <strong>Kultur</strong>elle www.interaktiv-muc.de<br />

Bildung für München www.kids.muc.kobis.de<br />

>> <strong>Kultur</strong>- und Schulservice www.kiks-muenchen.de<br />

München – KS:MUC www.ks-muc.de<br />

www.pomki.de<br />

www.jugendkunstschulenmünchen.de<br />

www.mobilspiel.de<br />

Nürnberg Bildungsmanagement >> Kurzkonzept <strong>Kultur</strong>- und www.ks-nue.de<br />

Schulservice Nürnberg – www.kuf-kultur.de<br />

KS:NUE<br />

www.jugendamt.nuernberg.de<br />

>> Rahmenkonzeption www.ufo-nuernberg.de<br />

Netzwerk Nürnberger<br />

Kinderkultur<br />

www.kubiss.de<br />

Passau Passau 2014 – der kulturelle<br />

Entwicklungsplan, darin<br />

insbesondere S. 28ff.<br />

nein nein<br />

Regensburg Der Regensburgplan nein nein<br />

Rosenheim nein Konzept <strong>Kultur</strong>elle<br />

www.sozialestadt-<br />

Bildung für Familien rosenheim.de<br />

Schwabach nein nein nein<br />

Schweinfurth nein nein nein<br />

Straubing nein nein nein<br />

Weiden i. d. Oberpfalz nein nein nein<br />

Würzburg nein nein www.wuerzburg.de/kulturbildung/jugendkultur/<br />

index.html


Das Netzwerk KS:KOM mit den beteiligten Städten München,<br />

Nürnberg, Augsburg, Coburg, Bamberg und seit dem Jahr 2011<br />

Erlangen, sticht als interkommunal entwicklungsfähiges Teilkonzept<br />

für die Kunst- und <strong>Kultur</strong>vermittlung an allgemein bildenden<br />

<strong>Schule</strong>n landesweit hervor.<br />

Eine kurze Sicht auf die sehr unterschiedliche verwaltungsmäßige<br />

Umsetzung der „<strong>Kultur</strong>- und Schulservice“-Stellen<br />

zeigt zugleich das Manko der bayerischen Situation: Jede<br />

Stadt a rbeitet mit eigenen Modellen der Finanzierung und<br />

Personalbereitstellung. Während etwa die <strong>Kultur</strong>- und Schulservice-Stellen<br />

in Erlangen und Coburg in die Verwaltungsstruktur<br />

der Referate für <strong>Kultur</strong>, Bildung und Soziales als<br />

eigene Sach gebietsstellen integriert sind, somit auch eigene<br />

Etats aus dem städtischen Haushalt zugewiesen bekommen,<br />

ist in Augsburg diese wichtige Vermittlungsstelle außerhalb<br />

der Verwaltung bei einem freien Träger untergebracht, wird<br />

durch Sponsorenmittel finanziert und zugleich fachlich von<br />

der Fachstelle Jugend und Bildung im Bildungs- und Schulreferat<br />

verantwortet. In Bamberg wiederum ist der <strong>Kultur</strong>- und<br />

Schul service innerhalb des <strong>Kultur</strong>amtes angesiedelt, eine verwaltungssystematische<br />

Zusammenarbeit mit den Ressorts<br />

Jugend und Soziales findet bislang nicht statt. Mit eigenen<br />

Personalstellen und Finanzmitteln ausgestattet, arbeiten die<br />

Bamberger intensiv mit dem staatlichen Schulverwaltungsamt<br />

des Landkreises zusammen, um Projekte wie z. B. die<br />

„<strong>Kultur</strong>.Klassen“ umzusetzen. Diese Art der Zusammenarbeit<br />

ist nur in Bamberg anzutreffen. Die Stadt Rosenheim hingegen<br />

finanziert aus Mitteln des Bundesprogramms „Soziale Stadt“<br />

bzw. „Stärken vor Ort“ ein stadtteilbezogenes Konzept „<strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung für Familien“ durch das quartiernahe und niederschwellige<br />

Zugänge zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung ermöglicht werden.<br />

So muss jede Stadt, die <strong>Kultur</strong>elle Bildung als wichtige kommunale<br />

Aufgabe auffasst und gestalten möchte, mit dem<br />

vor Ort gesteckten Rahmen auskommen und ihre eigenen,<br />

nicht immer optimalen Lösungen suchen. Die Befragung der<br />

Verwaltungsexperten/-innen zeigte in fast allen Städten eine<br />

grundsätzlich positive Einstellung zur Sache der <strong>Kultur</strong>ellen<br />

Bildung. 70% der Befragten Amts- und Referatsleiter/-innen<br />

aus den <strong>Kultur</strong>- und Bildungsreferaten fanden, <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

sei eine unverzichtbare kommunale Aufgabe, 50% meinten<br />

sogar, sie solle zugleich als Pflichtaufgabe der Kommunen<br />

wahrgenommen werden. Die Verantwortung für <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

wird von den allermeisten Befragten zu gleichen Teilen<br />

bei den Kommunen, den <strong>Schule</strong>n und den zuständigen Länderministerien<br />

gesehen. Auf die Frage, wie hoch der Stellenwert<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung in der Stadt „sein sollte“, antworteten<br />

42% mit „hoch“ und 58% mit „sehr hoch“. Auf die Frage, wel-<br />

L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E _ 3 5<br />

chen Stellenwert <strong>Kultur</strong>elle Bildung in ihrer Stadt „tatsächlich<br />

besitzt“, antworteten 46% mit „hoch“, 42% mit „mittel“ und<br />

12% mit „niedrig“. Diese Diskrepanz zeigt einerseits die Bereitschaft<br />

der Verwaltungen, sich dem Thema zu widmen, andererseits<br />

beschreibt sie einen Handlungsbedarf, der zwar deutlich<br />

wahrgenommen wird, in Ermangelung politischer Ziel- und<br />

Aufgabensetzungen jedoch nicht angegangen werden kann.<br />

So wurde von den Befragten fast einhellig „politischer Wille“,<br />

„politischer Auftrag“ und „öffentlicher Konsens“ als entscheidende<br />

Voraussetzung für die Umsetzung von Programmen zur<br />

Aktivierung <strong>Kultur</strong>eller Bildung in der Stadt genannt.<br />

Wie oben erwähnt, sind lediglich acht von 25 Städten im<br />

Bereich der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung aktiv. Dies ist sehr wenig und<br />

ohne Frage darauf zurückzuführen, dass auf kommunaler<br />

Ebene eine politische Willensbildung noch nicht entwickelt<br />

und eine öffentliche Debatte zum Thema noch nicht geführt<br />

wurde. Zugleich ist hierbei die Rolle des Freistaates und der<br />

zuständigen Ministerien kaum zu unterschätzen: Die internationalen<br />

und nationalen Diskurse zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

sind von der Landespolitik im vergangenen Jahrzehnt nicht<br />

in Konsequenz aufgenommen worden. Förderungen bereits<br />

vorhandener Aktivitäten durch den Freistaat Bayern sind bis<br />

dato ebenso wenig erfolgt, wie eine landesweite Grundaktivierung<br />

durch ein Landesprogramm für <strong>Kultur</strong>elle Bildung, das<br />

den Kommunen echte Anreize bietet, sich in diesem Bereich<br />

zu engagieren und zu positionieren.<br />

Die Ausgangsbedingungen für <strong>Kultur</strong>elle Bildung sind im <strong>Kultur</strong>land<br />

Bayern, auch vier Jahre nach den eindringlichen<br />

Em pfehlungen der Enquête-Kommission „<strong>Kultur</strong> in Deutschland“<br />

wenig günstig. Diese Diagnose ist bekannt und untersucht und<br />

wird durch die hier dargestellte Bestandsaufnahme lediglich in<br />

ihren konkreten Auswirkungen bestätigt (vgl. Kelb 2007a und b,<br />

S. 13).<br />

LITERATUR<br />

Deutscher Bundestag (2007): Schlussbericht der Enquête-<br />

Kommission „<strong>Kultur</strong> in Deutschland“. 16. Wahlperiode,<br />

Drucksache 16/7000. Berlin, 11.12.2007.<br />

Kelb, Viola (2007a): <strong>Kultur</strong>elle Bildung und Ganztagsschule:<br />

Rahmenbedingungen und Umsetzung von Kooperationen<br />

in den Ländern. Eine Ländersynopse, Bundesvereinigung<br />

<strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung e.V. Remscheid,<br />

Stand: 30.06.2006.<br />

Kelb, Viola (2007b): Abschlussbericht zum Evaluationsvorhaben<br />

im Rahmen des Projekts „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“<br />

der Bundesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung<br />

e.V. Remscheid, März 2007.


3 6 _ L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E<br />

2.4 KOMMUNALE GESAMTKONZEPTE UND<br />

KULTUR-UND SCHULSERVICE-MODELLE<br />

KULTUR- UND SCHULSERVICE AUGSBURG (KS:AUG)<br />

Peter Bommas<br />

Lehrer, Journalist und freier <strong>Kultur</strong>veranstalter, leitet das<br />

Junge Theater Augsburg, seit 2002 Lehrbeauftragter für Popkultur-<br />

und Jugendszene an der Universität Augsburg, seit<br />

2006 verantwortlich für den <strong>Kultur</strong>- und Schulservice Augsburg<br />

(KS:AUG) und anteilig den <strong>Kultur</strong>park West „Kompetenzzentrum<br />

für Urbane <strong>Kultur</strong>en“<br />

Der <strong>Kultur</strong>- und Schulservice, im Februar 2006 auf Initiative<br />

des Jungen Theaters vom Bildungsreferat ins Leben gerufen,<br />

angesiedelt beim Theaterpädagogischen Zentrum des Jungen<br />

Theaters im <strong>Kultur</strong>park West und eng verknüpft mit der kommunalen<br />

Fachstelle für Jugend und Bildung, kann im fünften<br />

Jahr seiner Existenz im Jahr 2011 eine Erfolgsbilanz vorlegen.<br />

Mit Recht kann man behaupten, dass die Internetplattform<br />

des <strong>Kultur</strong>- und Schulservices Augsburg (KS:AUG) 1 mit ihren<br />

Projekt angeboten im Kreativbereich sehr effektiv und intensiv<br />

von den Augsburger <strong>Schule</strong>n genutzt wird, um das Schulprofil<br />

zu stärken, ihre <strong>Schule</strong> in die Stadtgesellschaft zu öffnen<br />

und ihren Bildungsauftrag damit zu ergänzen. Die Plattform<br />

umfasst mittlerweile mehr als 500 Angebote für alle Schularten<br />

und alle Jahrgangsstufen, beteiligt waren bisher über<br />

80 <strong>Schule</strong>n. Zweidrittel davon sind zum zweiten oder dritten<br />

Mal mit einem Projekt im Regelunterricht dabei.<br />

Das Strukturmodell<br />

Für die inhaltliche und qualitative Überprüfung des Angebots<br />

sorgt neben der Projektleitung ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch<br />

zwischen den Experten/-innen des KS:AUG Kompetenzteams<br />

aus den Bereichen Musik, Tanz, Theater, Bildende<br />

Kunst, Literatur, Urbane <strong>Kultur</strong>en, Umwelt, Technik und Natur<br />

sowie den mittlerweile 40 an <strong>Schule</strong>n tätigen Kontaktlehrern/<br />

-innen des KS:AUG. Die KS:AUG-Aktionstage jährlich im Juli<br />

(„Kunst Macht <strong>Schule</strong>“) als öffentliche Präsentation interessanter<br />

Kreativprojekte, verbunden mit Workshopangeboten,<br />

fanden im Sommer 2010 zum dritten Mal statt und haben das<br />

Augsburger Schultheater-Festival abgelöst.<br />

Ein zentrales Kriterium der Arbeit des <strong>Kultur</strong>- und Schulservices<br />

ist dabei die Nachhaltigkeit und Langfristigkeit der<br />

angebotenen Projekte und deren Ausrichtung auf sozialen wie<br />

kreativen Kompetenzerwerb. Mittlerweile ist der Großteil der<br />

Schulprojekte mindestens auf ein halbes Schuljahr angelegt.<br />

Während vergleichbare Einrichtungen in Bayern (Coburg, Bamberg,<br />

Erlangen, Nürnberg) als städtische Stelle organisiert<br />

sind, hat Augsburg hier mit der Finanzierung über den engagierten<br />

Sponsor SPARDA Bank und der Betreuung per Outsourcing<br />

im Jungen Theater eine Sonderstellung, die sich sehr positiv<br />

auf die Entwicklung ausgewirkt hat. Eine enge strategische<br />

Anbindung an das Bildungsreferat, ohne die Zwänge einer kommunalen<br />

Behörde, machen das Augsburger Modell sehr flexibel<br />

und praxisnah, die Lokalisierung im <strong>Kultur</strong>haus Abraxas mit<br />

1 Siehe www.ks-aug.de.<br />

dem Theaterpädagogischen Zentrum und dem <strong>Kultur</strong>park West<br />

wirkt sich positiv auf die Ressourcen und Vernetzung aus.<br />

Zurzeit wird eine Ausweitung der KS:AUG Plattform auf Präventionsprojekte,<br />

popkulturelle Angebote im Bereich „Urbane <strong>Kultur</strong>en<br />

– Lernen in/aus Szenen“ sowie eine Weiterentwicklung<br />

zu einer gesamtstädtischen Plattform „<strong>Kultur</strong>elle Bildung“ in<br />

Zusammenarbeit mit der Volkshochschule, der Hochschule für<br />

angewandte Wissenschaften und dem Amt für Kinder, Jugend<br />

und Familie intensiv diskutiert.<br />

Hervorzuheben bleibt noch, dass die Finanzierungsmöglichkeiten<br />

zahlreicher Projekte durch den seit 2007 zur Verfügung<br />

stehenden Etat „<strong>Schule</strong> plus“ (für Kreativprojekte und<br />

Sprachförderung) sehr gut abgesichert sind, und dass mit der<br />

Eta blierung dieses Pools für schulinnovative Maßnahmen der<br />

Stadt Augsburg, unter Federführung des Bildungsreferats,<br />

etwas Einmaliges in der Bildungslandschaft Bayern gelungen<br />

ist, das hoffentlich Bestand hat!<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung in der Schulpraxis<br />

Die KS:AUG-Aktionstage „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ als öffentliche<br />

Präsentation interessanter Kreativprojekte konnten im<br />

Juli 2008, 2009 und 2010 im <strong>Kultur</strong>park West und auf dem<br />

Gelände des Abraxas unter der Beteiligung von jeweils über<br />

300 Schülern/-innen erfolgreich durchgeführt werden. An den<br />

EM- und WM-Fußballturnieren der Augsburger <strong>Schule</strong>n, die von<br />

KS:AUG und der Fachstelle Jugend und Bildung organisiert und<br />

in Kooperation mit dem Sponsor SPARDA Bank 2008 und 2010<br />

durchgeführt wurden, nahmen über 6000 Schüler/-innen aus<br />

24 <strong>Schule</strong>n teil.<br />

Ganz aktuell zeigen zwei Praxisbeispiele die Zielrichtung des<br />

Augsburger Vernetzungsprojektes: Zum einen der Versuch<br />

der Einbindung universitärer Lehrerausbildung beim Projekt<br />

„Dramapädagogik – Alphabetisierung und Spracherlernen über<br />

theatrales Spiel“ in der Mittelschule St. Georg. Dabei werden bei der<br />

Sprachförderarbeit mit einer Ü-Klasse angehende Referendare<br />

in Workshops eingebunden. Sie erlernen im Projekt mit den<br />

Schülern/-innen methodische krea tive Arbeitsweisen. Zum anderen<br />

das schulartübergreifende, aktuelle Anti-Mobbing-Projekt<br />

für die 5. und 6. Jahrgangsstufen „Mobb-Stopp!“, das im Auftrag<br />

des Amtes für Kinder, Jugend und Familie als mobiles, interaktives<br />

Impulstheaterstück entwickelt wurde, auf Tour durch die<br />

Augsburger Schullandschaft geht und in der Eltern- und Lehrerarbeit<br />

eingesetzt wird.<br />

Netzwerkpartner und Perspektiven<br />

Der <strong>Kultur</strong>- und Schulservice KS:AUG hat sich im Großraum<br />

Augsburg als Schnittstelle für das Netzwerk <strong>Kultur</strong> – Bildung –<br />

Soziales etabliert, er kooperiert mit zahlreichen <strong>Schule</strong>n,<br />

mit der kommunalen Jugendarbeit, den Projekten „Tanz und<br />

<strong>Schule</strong>“ sowie „Mehr Musik!“, dem Büro für Popkultur, dem Büro<br />

für Interkultur, dem Umweltzentrum NANU und der Volkshoch-


schule. Bei den aktuellen Treffen der bayerischen <strong>Kultur</strong>- und<br />

Schulserviceeinrichtungen wurde das „Augsburger Modell“ mit<br />

seinen Kreativprojekten im schulischen Lernalltag hinsichtlich<br />

Nachhaltigkeit, Langfristigkeit, Finanzierungssicherheit<br />

und Vielfalt als eine sehr interessante Variante kultureller Bildungsoffensive<br />

eingestuft.<br />

Ein Ausbau von KS:AUG zu einer gesamtstädtischen Plattform<br />

für <strong>Kultur</strong>elle Bildung ist das Ziel, wobei die Entwicklung von<br />

Ganzjahresprojekten ebenso im Fokus steht, wie die Installierung<br />

schulartübergreifender Projekte und Projektarbeit bzw.<br />

Angeboten im Rahmen von Konzepten der Ganztagsschule.<br />

Weitere Schritte in diese Richtung sind der zu Beginn des<br />

Jahres 2011 als Pilotprojekt auf den Weg gebrachte „<strong>Kultur</strong>pass<br />

für Schüler/-innen“, der Schüler/-innen zu <strong>Kultur</strong>agenten<br />

ausbildet, sowie ein für 2012 geplantes „Literaturfestival der<br />

<strong>Schule</strong>n: Lesen Hören Schreiben“, die feste Etablierung der<br />

Workshopreihe „Urbane <strong>Kultur</strong>en Live“ und die Verbindung von<br />

kreativen schulischen Mit-Mach-Projekten und kulturpädagogischer<br />

Kompetenzstärkung bei den KS:AUG-Aktionstagen<br />

„<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“.<br />

KONTAKT<br />

<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Augsburg (KS:AUG)<br />

www.ks-aug.de<br />

KULTUR- UND SCHULSERVICE BAMBERG (KS: BAM)<br />

Nicole Schlosser/Oliver Will<br />

Leitung <strong>Kultur</strong>- und Schulservice Bamberg, <strong>Kultur</strong>amt der Stadt<br />

Bamberg<br />

Das <strong>Kultur</strong>amt der Stadt Bamberg hat im Jahr 2007, zusammen<br />

mit dem Fachbereich <strong>Kultur</strong> und Sport des Landkreises<br />

Bamberg, den <strong>Kultur</strong>- und Schulservice Bamberg (KS:BAM),<br />

nach den Vorbildern in München und Nürnberg, für die Region<br />

Bamberg initiiert. Seitdem vermittelt der KS:BAM kulturelle<br />

Bildungsangebote für <strong>Schule</strong>n und Kindergärten. Aus der<br />

„Black Box <strong>Kultur</strong>elle Bildung“ begann sich ein zunehmend<br />

transparentes und effektives Netzwerk für <strong>Schule</strong>, <strong>Kultur</strong>,<br />

Lehrer/-innen, Schüler/-innen und Eltern zu entwickeln. Neben<br />

der Kernleistung dieses Services, der Projektdatenbank, die<br />

für die Schaffung des „Durchblicks“ eine große Hilfe war und in<br />

Hinsicht seiner Aktualität stets potenzielle, kurzfristig abrufbare<br />

oder auch längerfristig angelegte Kooperationsmöglichkeiten<br />

aufzeigt, wurden in Bamberg verschiedene Leistungen<br />

hinzugefügt, die der Zielsetzung der lokalen Ausprägung des<br />

<strong>Kultur</strong>- und Schulservices zu seiner heute gestärkten Wirkung<br />

und anerkannten Position im Gefüge der Bamberger Bildungslandschaft<br />

zugutekamen.<br />

Mit der Projektförderung wurden die Anreize zur Kooperation<br />

erhöht und der Aufwand der zeitraubenden Mittelbeschaffung<br />

wurde eingeschränkt. Sie trägt in hohem Maße zur Akzeptanz<br />

des <strong>Kultur</strong>- und Schulservices bei und hilft bei der Informationsgewinnung<br />

über die oftmals rein bilateralen Kooperationsverhältnisse.<br />

Mit der jährlichen Verleihung des C.C. Buchners-Preises ( einen<br />

derartigen Preis hatte auch der <strong>Kultur</strong>- und Schulservice Nürnberg<br />

bereits eingeführt) werden besonders lobenswerte Projekte<br />

exemplarisch aufgezeigt und die Initiatoren/-innen für<br />

L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E _ 3 7<br />

ihren Einsatz belohnt. Er bildet eine Art Qualitätsmaßstab für<br />

Best-Practice-Beispiele. Den Maßstab legt eine dreiköpfige<br />

Jury fest.<br />

Am „<strong>Kultur</strong>pädagogischen Tag“, einer Art Messe und Begegnungsstätte<br />

für alle kreativen (Vor-)Schüler/-innen, <strong>Schule</strong>n,<br />

Eltern, <strong>Kultur</strong>pädagogen/-innen und Lehrer/-innen, treffen<br />

sich im zweijährigen Rhythmus alle relevanten Akteure des<br />

„Netzwerkes <strong>Kultur</strong>elle Bildung“ zum Austausch und um sich<br />

selbst zu präsentieren. An diesen Tagen wird die Projektdatenbank<br />

lebendig und alle machen mit. Aus der einstigen „Black<br />

Box“ wurde so eine glasklare Landschaft der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung,<br />

die sich mit zunehmendem Erfolg gegenseitig, und auch<br />

ganz allgemein, für alle daran Interessierten, öffnet: <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung zum Erleben und Anfassen!<br />

Das Forum für <strong>Kultur</strong>elle Bildung findet in unregelmäßigen<br />

Abständen statt und thematisiert jeweils aktuelle, augenscheinliche<br />

Diskussionspunkte innerhalb des Netzwerkes <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung. Dabei lässt es Raum für einen großen allgemeinen<br />

Rahmen, vertieft aber auch spezielle Fragestellun gen bis ins<br />

Detail.<br />

Das Projekt „<strong>Kultur</strong>.Klassen“ ist die jüngste und auch größte<br />

Erweiterung (auf Probe) des <strong>Kultur</strong>- und Schulservices. Es<br />

steht unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Staatsministers<br />

für Unterricht und Kultus, Dr. Ludwig Spaenle, und<br />

wird gefördert von der Oberfrankenstiftung, dem <strong>Kultur</strong>fonds<br />

Bayern, der PwC-Stiftung, der Robert Bosch Stiftung sowie<br />

der Stiftung Weltkulturerbe Stadt Bamberg, dem Genossenschaftsverband<br />

Bayern, Kreis Bamberg und der Stadtwerke<br />

Bamberg (Mobilitätssponsor). Es verfolgt das Ziel, <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung stärker und längerfristig in Kindergärten und <strong>Schule</strong>n<br />

zu verankern.<br />

KONTAKT<br />

<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Bamberg (KS:BAM)<br />

<strong>Kultur</strong>amt der Stadt Bamberg<br />

kontakt@ks-bam.de, www.ks-bam.de


3 8 _ L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E<br />

KULTUR- UND SCHULSERVICE COBURG (KS: COB)<br />

Klaus Anderlik/Nicole Röthig<br />

Leitung Bildungsbüro, Stadt Coburg<br />

Der folgende Beitrag zeigt auf, warum <strong>Kultur</strong>elle Bildung in der<br />

Gesellschaft immer wichtiger wird. Am Beispiel Coburg wird<br />

dabei deutlich, welchen aktiven Beitrag hierzu eine Kommune<br />

leisten kann.<br />

Der <strong>Kultur</strong>- und Schulservice Coburg (KS:COB) ist ein Vorhaben<br />

der Stadt Coburg, das den Anspruch hat, ein ganzheitliches<br />

Netzwerk zwischen <strong>Kultur</strong>eller Bildung und der Kindertagesstätten-<br />

und Schullandschaft im Sinne nachhaltiger Wirkung<br />

entstehen zu lassen. Die Stadt Coburg sieht sich als Schnittstelle<br />

zwischen den kulturellen Einrichtungen, Kindertagesstätten<br />

und <strong>Schule</strong>n; und die bereits bestehende unvergleichbare<br />

<strong>Kultur</strong>dichte bietet die beste Grundlage für ein gutes<br />

Gelingen.<br />

KS:COB ist eine virtuelle Angebotsbörse 1 über die Kindertagesstätten<br />

und <strong>Schule</strong>n zahlreiche spannende und interessante<br />

Angebote in sieben verschiedenen Sparten finden und buchen<br />

können. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, individuelle Projektideen<br />

anzuregen und anzufragen, die mithilfe von Kooperationspartnern<br />

der entsprechenden kulturellen Bereiche<br />

erarbeitet und umgesetzt werden.<br />

Durch die Einrichtung von KS:COB werden folgende Ziele verfolgt:<br />

>> Steigerung der sozialen Kompetenz bei Kindern und Jugendlichen<br />

durch kulturelles Engagement,<br />

>> Erhöhung der Angebotstransparenz,<br />

>> Vermittlung zwischen Kindertagesstätten, <strong>Schule</strong>n, kulturellen<br />

Einrichtungen, Medien, Wirtschaft und Kinder- und<br />

Jugendarbeit und deren Vernetzung untereinander,<br />

>> Verknüpfung von Vormittags- und Nachmittagsangeboten,<br />

>> Verknüpfung von schulischen und außerschulischen Angeboten,<br />

>> Absicherung von Qualitätsstandards für einen erweiterten<br />

„<strong>Kultur</strong>begriff“ und „ganzheitliche Bildung“,<br />

>> Möglichkeit der Neugestaltung des Kindergartenalltags und<br />

des schulischen Unterrichts durch unterstützende Angebote.<br />

Angebote, die von Kindertagesstätten und <strong>Schule</strong>n gebucht<br />

werden, können auf Antrag finanziell bezuschusst werden.<br />

Somit besteht auch für Kinder aus sozial benachteiligten Familien<br />

die Möglichkeit, kulturelle Bildungsangebote in Anspruch<br />

zu nehmen.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>macht</strong> nicht an der Stadtgrenze halt, sondern<br />

geht viel weiter. Die Bedeutung regionaler Kooperationen<br />

im kulturellen Bereich nimmt immer mehr zur. Während<br />

einerseits die Grenzen der Einrichtungen bzw. der <strong>Kultur</strong>sektoren<br />

durchlässiger werden, steigt andererseits der Druck<br />

der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Um<br />

diesen Herausforderungen gerecht zu werden, setzen regionale<br />

Akteure zunehmend auf die vielfältigen Optionen der<br />

Zusammenarbeit.<br />

1 Siehe www.ks-cob.de.<br />

Die Stadt Coburg, der Landkreis Coburg (Bayern) und der Landkreis<br />

Sonneberg (Thüringen) haben die Notwendigkeit regionaler<br />

Kooperationen und die Möglichkeiten, die sich daraus<br />

ergeben, erkannt und wollen daher künftig im kulturellen<br />

und inter kulturellen Bereich eng zusammenarbeiten, um die<br />

Region gemeinsam nach vorne zu bringen. Ziel dabei, ist die<br />

Förderung der Selbstverantwortung und Strukturen, die sich<br />

am <strong>Kultur</strong>raum und nicht an administrativen Grenzen orientieren.<br />

Allein schon aus ökonomischen Gründen ist das Thema „<strong>Kultur</strong>“<br />

für die Region wichtig. Ein wesentlicher Faktor für die touristische<br />

und kulturelle Entwicklung einer Region ist das kulturelle<br />

Erbe: Altstädte, Kirchen, Schlösser, Gärten und Burgen, ergänzt<br />

durch Archive, Bibliotheken und Museen sind Potenziale,<br />

die genutzt werden müssen. Es gibt aber auch andere Faktoren<br />

der wirtschaftlichen Bedeutung von <strong>Kultur</strong> für die Region. Bedeutsam<br />

sind dabei die indirekten regionalwirtschaftlichen Effekte,<br />

die sich aus den kulturellen Aktivitäten der Stadt und des<br />

Landkreises Coburg und des Landkreises Sonneberg ergeben.<br />

Dazu kommt ein weiterer Faktor, der die kulturellen Infrastruktureinrichtungen<br />

der Region betrifft und an Bedeutung<br />

gewinnen wird: <strong>Kultur</strong>elle Einrichtungen werden zwar in der<br />

Regel nicht zum Kernbereich der staatlichen Daseinsvorsorge<br />

gerechnet, wie etwa die Infrastrukturen im engeren Bildungsbereich,<br />

sie sind jedoch von den anstehenden bzw. bereits<br />

eingetretenen Problemen im Zusammenhang mit dem demografischen<br />

Wandel ebenso betroffen. Der Rückgang der Bevölkerungszahlen<br />

lässt deren Auslastungszahlen dramatisch<br />

sinken, Remanenzkosten steigen und Tragfähigkeitsgrenzen<br />

unterschreiten. Die absolute und relative Alterung der Bevölkerung<br />

führt zu veränderten Nachfragestrukturen hinsichtlich<br />

kultureller Einrichtungen.<br />

Interkommunale und regionale Kooperationen werden daher<br />

auch im Bereich der kulturellen Infrastruktur immer wichtiger,<br />

sie können bisweilen unerlässlich werden, um regionale Standards<br />

der kulturellen Versorgung zu sichern.<br />

Um im Bereich der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung in der Region Coburg<br />

mit dem angrenzenden Landkreis Sonneberg gute und v. a.<br />

nachhaltige Ergebnisse erzielen zu können, bedarf es eines<br />

ausgewogenen <strong>Kultur</strong>marketings und eines stimmigen <strong>Kultur</strong>managements.<br />

Dieses Engagement muss sinn- und verantwortungsvoll<br />

in die bereits bestehenden Strukturen integriert<br />

und mit allen anderen Aktivitäten abgestimmt werden. Die<br />

Kommunikation zwischen Kunst, <strong>Kultur</strong> und Wirtschaft wird<br />

dabei immer dringlicher.<br />

Der Einsatz eines <strong>Kultur</strong>vermittlers, als Ersteller von Konzeptionen<br />

und als Verantwortlicher für Koordination und Kommunikation<br />

bei der Durchführung von Kunst- und <strong>Kultur</strong>projekten,<br />

ist dabei zwingend notwendig.<br />

Die Kompetenz, <strong>Kultur</strong>prozesse zu analysieren und zu deuten,<br />

gilt als wichtige Grundlage für wissenskommunikative Transferprozesse.<br />

In Abstimmung mit Kunstschaffenden, Veranstaltern,<br />

Agenturen, Einrichtungen und Verbänden plant und


egleitet er Projekte der Darstellenden, Bildenden und Angewandten<br />

Kunst.<br />

Entscheidend dabei ist es, einen Weg zu finden, auf welchem<br />

sich Kunst, <strong>Kultur</strong> und Wirtschaft unter fairen und ausgewogenen<br />

Bedingungen begegnen. Ziel ist es, Impulse für ein<br />

neues Denken und Handeln innerhalb fest- und eingefahrener<br />

Strukturen zu geben und eine rechtsverbindliche, zukunftsorientierte<br />

und nachhaltige Struktur im kulturellen Bereich zu<br />

schaffen. Unter <strong>Kultur</strong>vermittlung werden sowohl Tätigkeiten<br />

verstanden, die zwischen künstlerischer Produktion und Rezeption<br />

vermitteln, von der Museumspädagogik bis hin zum<br />

<strong>Kultur</strong>marketing, wie auch Tätigkeiten, die Laien zu eigenem<br />

künstlerischen und kulturellen Schaffen anregen in der <strong>Kultur</strong>ellen<br />

Bildung und Soziokultur.<br />

Der <strong>Kultur</strong>vermittler baut Brücken zwischen Kunst, Künstlern/<br />

-innen, <strong>Kultur</strong>institutionen und Publikum, vermittelt zwischen<br />

unterschiedlichen Sprach- und Denkebenen und animiert eigenes<br />

ästhetisches und kulturelles Gestalten.<br />

Die <strong>Kultur</strong>vermittlung bewegt sich zwischen den Wissenschafts-<br />

und Bildungsansprüchen der so genannten Hochkul -<br />

turinstitutionen und dem Erlebnishunger der breiten Bevölkerung.<br />

Der <strong>Kultur</strong>vermittler ist daher herausgefordert, die kulturellen<br />

Präferenzen in der Bevölkerung und populäre Auseinandersetzungsformen<br />

zur Kenntnis zu nehmen und in seine<br />

Arbeit einzubeziehen. Er muss vertraut sein mit professionellen<br />

Marketingmethoden und muss Qualität sowohl in künstlerischen<br />

Produktionen als auch in ästhetischen Prozessen<br />

erkennen und durchsetzen.<br />

KONTAKT<br />

<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Coburg (KS:COB)<br />

Bildungsbüro, Stadt Coburg<br />

nicole.roethig@coburg.de, www.coburg.de<br />

L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E _ 3 9<br />

KULTURSERVICE ERLANGEN<br />

FÜR SCHULEN UND KITAS (KS:ER)<br />

Anke Steinert-Neuwirth<br />

Leiterin des <strong>Kultur</strong>projektbüros der Stadt Erlangen<br />

Nach dem Vorbild der Städte München, Nürnberg, Augsburg,<br />

Coburg und Bamberg startete Erlangen als sechste bayerische<br />

Stadt im Mai 2010 den <strong>Kultur</strong>service Erlangen für <strong>Schule</strong>n und<br />

Kitas, kurz KS:ER genannt.<br />

Die Planungsphase<br />

Konzeptionell und inhaltlich gut eingebettet war der Start des<br />

KS:ER in die Erlanger Bildungsoffensive „Impulse für Bildung<br />

2010“. Die 2008 von der Stadtspitze ausgerufene Bildungsoffensive<br />

löste einen bis heute anhaltenden umfassenden und<br />

nachhaltigen Diskussionsprozess rund um das Thema „Bildung<br />

in Erlangen“ aus. Damit verbunden waren neben der Gründung<br />

eines Erlanger Bildungsrates zahlreiche Bildungskonferenzen,<br />

bei denen u. a. eine Vielzahl von Vertretern/-innen von <strong>Schule</strong>n,<br />

Kindertageseinrichtungen, Bildungs- und <strong>Kultur</strong>einrichtungen<br />

usw. gemeinsam über Fortentwicklungen im Bereich der Bildung<br />

in Erlangen diskutierten. Der Wunsch und Bedarf nach<br />

mehr Information und Angebotstransparenz zu kulturpädagogischen<br />

Projektangeboten, Kooperationen und Vernetzungen<br />

zwischen <strong>Schule</strong>n, Kindertagesstätten, <strong>Kultur</strong>schaffenden<br />

und <strong>Kultur</strong>vermittlern wurde im Rahmen der Bildungskonferenzen<br />

mehrfach deutlich formuliert.<br />

Geleitet von dem Ziel, das (Grund-)Konzept des <strong>Kultur</strong>- und<br />

Schulservices, wie es bereits in anderen bayerischen Städten<br />

praktiziert wird, auf die Erlanger Bedürfnisse anzupassen, bei<br />

allen Beteiligten „gut zu verankern“ und auch nicht am Bedarf<br />

vorbeizuplanen, organisierte das <strong>Kultur</strong>projektbüro im März<br />

2009 ein Fachgespräch zum Thema „<strong>Kultur</strong>- und Schulservice<br />

in Bayern“. Besonders erfreulich war, dass zu diesem vorbereitenden<br />

Fachgespräch über 120 Teilnehmer/-innen aus <strong>Schule</strong>n,<br />

Kindertageseinrichtungen und <strong>Kultur</strong>, darunter u. a. auch zahlreiche<br />

Stadtratsmitglieder, gezählt werden konnten. Das Interesse<br />

war somit sehr groß, auch von Seiten der Politik. Die<br />

eingeladenen Städte Nürnberg, Bamberg und Coburg stellten<br />

jeweils ihren <strong>Kultur</strong>- und Schulservice vor und berichteten von<br />

den bisher gesammelten Erfahrungen aus ihrer Praxis. Gemeinsam<br />

mit den anwesenden Fachkräften und Stadtratsmitgliedern,<br />

wurden konkrete Anregungen für die Praxis, Bedarfe<br />

und Erwartungen an einen zukünftigen KS:ER erarbeitet. Dazu<br />

zählten u. a. der Wunsch und Bedarf nach einem/-r festen<br />

KS:ER–Ansprechpartner/-in, die Sicherstellung, dass in die<br />

Projektdatenbank nur Projekte aufgenommen werden, die den<br />

entsprechenden kulturpädagogischen Qualitätsstandards<br />

entsprechen sowie ein regelmäßiger Dia log, insbesondere zwischen<br />

<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> „auf gleicher Augenhöhe“.<br />

Die umfangreichen Vorbereitungen für den KS:ER starteten<br />

unmittelbar nach diesem Fachgespräch: Design der Webseite,<br />

Konfigurierung der Projektdatenbank, Kontaktaufnahme zu<br />

potenziellen Projektanbietern, Erfassung der Projektangebote,<br />

Einpflegen der Datensätze in die Datenbank, fachlicher Austausch,<br />

insbesondere mit den Kollegen/-innen des KS:BAM etc.


4 0 _ L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E<br />

2010: Start KS:ER und Stand heute<br />

Nach einem Jahr intensiver Vorbereitungsarbeiten ging die<br />

Internetseite www.ks-er.de im Mai 2010 offiziell an den Start.<br />

Zeitgleich wurde im Rahmen umfassender Informationsgespräche<br />

mit Schulleitungen und Leitungen von Kindertageseinrichtungen<br />

der KS:ER inhaltlich vorgestellt. Eine weitere<br />

Gelegenheit, den KS:ER vorzustellen, bot sich im Rahmen des<br />

Erlanger „Festivals der Bildung“ im Sommer 2010. Das auffallende<br />

und farbkräftige Logo trägt unterstützend dazu bei, die<br />

„Marke“ KS:ER zu transportieren und der Wiedererkennungseffekt<br />

stellte sich schnell ein.<br />

www.ks-er.de bietet heute für Erlangen ein mit Informationen<br />

prall gefülltes virtuelles Netzwerk an den Schnittstellen zu<br />

Kunst, <strong>Kultur</strong>, <strong>Schule</strong>n, Kindertageseinrichtungen und außerschulischer<br />

Kinder- und Jugendarbeit zur Förderung der <strong>Kultur</strong>ellen<br />

Bildung von Kindern und Jugendlichen. Wie auch bei den<br />

<strong>Kultur</strong>- und Schulservices der anderen bayerischen Städte,<br />

stehen Angebotstransparenz, Kommunikation, Vernetzung<br />

und Förderung im Vordergrund dieses Serviceangebots.<br />

KS:ER informiert nicht nur über Aktuelles aus Erlangen rund<br />

um das Thema „<strong>Kultur</strong>elle Bildung“, über Projektfördermöglichkeiten,<br />

Fortbildungen für Fachkräfte sowie über anstehende<br />

und bereits durchgeführte pädagogische Projekte und Aktionen.<br />

Aktuelle Themen und Projekte erreichen die Fachkräfte<br />

direkt über einen regelmäßigen Newsletter. Bereits zum Start<br />

verfügte die Projektdatenbank über 350 kulturpädagogische<br />

Angebote von damals 45 Einrichtungen und Projektanbietern<br />

aus Erlangen und der Region. Zwischenzeitlich ist die nach<br />

Sparten sortierte Projektdatenbank auf fast 600 Projektangebote<br />

angewachsen. Die Angebotsmatrix wurde der Erlanger<br />

Situation angepasst und beinhaltet bei den Zielgruppenkategorien<br />

sowohl die Bereiche „Horte und Lernstuben“ als auch<br />

die Kategorie „Einrichtungen der Jugendarbeit“. Ziel war es<br />

von Beginn an, die kulturpädagogischen Projekte nicht auf<br />

das Zusammenwirken von <strong>Schule</strong>n und <strong>Kultur</strong>anbietern/<br />

Künstlern/-innen zu beschränken, sondern von Anfang an in<br />

die Breite zu gehen und auch hier die außerschulische Betreuung<br />

sowie Einrichtungen der Jugendarbeit miteinzubeziehen.<br />

Ressourcen<br />

Der Ressourcenbedarf für den KS:ER basiert auf zwei Säulen:<br />

Personalmittel und Sachmittel. Letztere, um eine aktive Förderung<br />

von kulturpädagogischen Projekten zu unterstützen oder<br />

mitzuinitiieren. Aus dem Etat der städtischen <strong>Kultur</strong>förderung<br />

wurde ein Betrag von 10 000 Euro zur Förderung von kulturpädagogischen<br />

Projekten sozusagen „reserviert“. Hier können<br />

Anträge sowohl von <strong>Kultur</strong>schaffenden, Künstlern/-innen und<br />

<strong>Kultur</strong>einrichtungen als auch von den <strong>Schule</strong>n oder Einrichtungen<br />

selbst gestellt werden. Auch hier bietet die Webseite eine<br />

komfortable Servicefunktion, die die Antragsteller sofort mit<br />

den entsprechenden Formularen versorgt.<br />

Nach dem ausführlichen Fachgespräch mit Beteiligten der<br />

anderen bayerischen Städte und der kollegialen Beratung<br />

durch die Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern e.V.<br />

kristallisierte sich für Erlangen ein Ressourcenbedarf in Höhe<br />

von einer halben Planstelle heraus. Aufgrund der angespannten<br />

Haushaltslage der Stadt Erlangen konnten die Personalmittel<br />

bis heute leider (noch) nicht zur Verfügung gestellt werden.<br />

Das Projekt startete somit zunächst aus „Bordmitteln“.<br />

Konkret bedeutete dies, dass der KS:ER neben dem Tages-<br />

geschäft der Leitung des <strong>Kultur</strong>projektbüros und drei weiterer<br />

Mitarbeiter/-innen „auf den Weg gebracht“ wurde. Der zeitliche<br />

Aufwand für die Vorbereitungs- und Startphase lässt sich, verteilt<br />

auf ca. 12 Monate, mit insgesamt 1800 Stunden beziffern.<br />

Drei Säulen<br />

Über die klassischen Servicefunktionen des KS:ER hinaus –<br />

wie Projektdatenbank, Fördermöglichkeiten, Newsletterfunktion,<br />

die Möglichkeit, Projektberichte veröffentlichen zu lassen<br />

u.v. m. – bietet der KS:ER einen Rahmen für die zukunftsorientierte<br />

Bildung und <strong>Kultur</strong>pädagogik in Erlangen und zwar in<br />

Form von gezielten Veranstaltungen. Im Herbst 2011 wird im<br />

Rahmen der „7. Erlanger <strong>Kultur</strong>dialoge“ das Thema „<strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung in Erlangen“ Schwerpunktthema sein.<br />

Im Jahr 2011 vergibt der KS:ER erstmals einen Preis. Die Sparkasse<br />

Erlangen sponsert den mit 3000 Euro dotierten „Innovationspreis<br />

für herausragende kulturpädagogische Projekte“.<br />

Am zugehörigen Wettbewerb konnten sich alle <strong>Schule</strong>n und<br />

Kindertageseinrichtungen und Einrichtungen der Jugendarbeit<br />

in Erlangen sowie aus dem Landkreis beteiligen.<br />

Somit basiert der KS:ER heute bereits auf drei Säulen:<br />

1. Der Internetseite www.ks-er.de mit ihren klassischen<br />

Servicefunktionen, 2. dem Innovationspreis der Sparkasse<br />

Erlangen für herausragende kulturpädagogische Projekte<br />

sowie 3. einem Forum für <strong>Kultur</strong>elle Bildung, erstmals eingebettet<br />

in die „Erlanger <strong>Kultur</strong>dialoge“.<br />

Erste Bilanz<br />

Wie kann eine Bilanz nach einem Jahr KS:ER aussehen? Es<br />

reicht bei weitem nicht aus, eine gute Internetseite ins Netz<br />

zu stellen. Der KS:ER muss lebendig sein, neugierig machen,<br />

zur Projektarbeit motivieren, Dialoge und Kooperationen anregen<br />

– und zwar über das Virtuelle hinaus. Die Strukturen sind<br />

vorhanden. Das <strong>Kultur</strong>projektbüro der Stadt Erlangen – dort<br />

ist auch der KS:ER angesiedelt – verfügt über das dafür benötigte<br />

fachlich kompetente Personal und über eine Verwaltung<br />

für die klassischen Geschäftsaufgaben, die u. a. mit der Pflege<br />

der Internetseite und der Organisation von Veranstaltungen<br />

verbunden sind. Der KS:ER, sein Nutzen für die Förderung der<br />

<strong>Kultur</strong>ellen Bildung in Erlangen, seine nachhaltige Wirkung<br />

für alle Beteiligten, steht und fällt jedoch mit einer intensiven<br />

Kommunikation und dem direkten persönlichen Kontakt<br />

zwischen Kunst, <strong>Kultur</strong>, <strong>Schule</strong>n und Einrichtungen. Dies ist<br />

personal- und zeitintensiv. So gesehen werden für den KS:ER<br />

in Ergänzung zu den bisher bereits eingesetzten „Bordmitteln“<br />

zusätzliche Personalressourcen mittelfristig unabdingbar<br />

sein.<br />

Es gibt also noch viel zu tun, ein erfolgreicher Anfang in<br />

Erlangen ist ge<strong>macht</strong> ...<br />

KONTAKT<br />

<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Erlangen (KS:ER)<br />

<strong>Kultur</strong>projektbüro Stadt Erlangen<br />

info@ks-er.de, www.ks-er.de


KULTUR- UND SCHULSERVICE NÜRNBERG (KS:NUE)<br />

Brigitte Schönig<br />

Dipl. Sozialpädagogin mit Zusatzausbildung <strong>Kultur</strong>pädagogin,<br />

nach langjähriger praktischer Kinder- und Jugendkulturarbeit<br />

nun Leitung des <strong>Kultur</strong>- und Schulservice Nürnberg (KS:NUE)<br />

Im Nachklang der bildungspolitischen Diskussion zur ersten<br />

PISA-Studie standen auch in Nürnberg die Zeichen auf Sturm<br />

für die <strong>Kultur</strong>elle Bildung – mehr <strong>Kultur</strong> hinein in die Hochburgen<br />

der Bildung, in die <strong>Schule</strong>n. Eine „gute Idee“ aus München<br />

stieß schnell auf Gegenliebe: Der bis dato wenig erfolgreiche<br />

bayernweite Ansatz von KS:KOM(munal) sollte erst einmal<br />

exemplarisch in den zwei bayerischen Großstädten München<br />

und Nürnberg umgesetzt werden. So konnte Nürnberg in einer<br />

Modellphase von 2003 bis 2005, gemeinsam mit München und<br />

unterstützt vom Bayerischen Staatsministerium, das Konzept<br />

eines <strong>Kultur</strong>- und Schulservices weiterentwickeln und in die<br />

lokalen Strukturen der kommunalen Bildungslandschaften<br />

einbinden. Mittlerweile sind vier weitere Städte mit einem<br />

<strong>Kultur</strong>- und Schulservice ausgestattet: Coburg, Bamberg, Erlangen<br />

und Augsburg.<br />

In Nürnberg übernahm das Amt für <strong>Kultur</strong> und Freizeit (KUF)<br />

diese Aufgabe und siedelte das Projekt KS:NUE im Bereich der<br />

Kinderkultur an. Die Einbindung in das Nürnberger Netzwerk<br />

Kinderkultur, in dem sich die vielfältige kulturelle Bildungslandschaft<br />

Nürnbergs wiederfindet, konnte für das Erreichen<br />

der Ziele des <strong>Kultur</strong>- und Schulservices Nürnberg (KS:NUE) nur<br />

förderlich sein:<br />

>> die Arbeit und die Angebote der außerschulischen Kultu rellen<br />

Bildung für die schulische Bildung sichtbar und dadurch<br />

nutzbar zu machen,<br />

>> zwischen <strong>Kultur</strong> – Künstlern/-innen und <strong>Kultur</strong>vermittlern<br />

öffentlicher und freier Träger – und <strong>Schule</strong> zu vermitteln und<br />

zu vernetzen,<br />

>> die Entwicklung hin zur Ganztagsschule und die Teilhabe<br />

aller Kinder und Jugendlichen an <strong>Kultur</strong> mithilfe <strong>Kultur</strong>eller<br />

Bildung sowohl in der <strong>Schule</strong> als auch an außerschulischen<br />

Lernorten, am Vormittag und am Nachmittag, zu verknüpfen<br />

und zu befördern.<br />

Zentrales Instrument für die Aufgaben des KS:NUE ist die Internetplattform<br />

unter www.ks-nue.de, mit einer Projektdatenbank,<br />

Projektberichten und vielfältigen Informationen und<br />

Tipps zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung, mit dem Schwerpunkt Nürnberg.<br />

Durch den Relaunch der Internetplattform im Jahr 2011 ist es<br />

jetzt möglich, schnell auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren.<br />

<strong>Kultur</strong>anbieter/-innen nutzen diese Möglichkeit gern.<br />

Ein Newsletter informiert regelmäßig eine hohe Anzahl von<br />

Abonnenten/-innen. Die Projektdatenbank, die vormals ein<br />

Projektarchiv beinhaltete, ist nun ein reines Angebotsmedium,<br />

das von den Anbietern selbst gepflegt wird. Immer wieder<br />

erfahren wir jedoch, dass die Internetseite im Schulbereich<br />

noch nicht richtig angekommen ist.<br />

Auf der anderen Seite treffen sich im KS:NUE-Arbeitskreis „<strong>Kultur</strong><br />

und <strong>Schule</strong>“ vierteljährlich Fachkräfte aus <strong>Kultur</strong>, Bildung<br />

und Soziales zum Informations- und Erfahrungsaustausch.<br />

Geladene Referenten/-innen leiten zu aktuellen Themen (z. B.<br />

1 Weitere Informationen zu den Preisträgern und den Projekten unter www.ks-nue.de.<br />

L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E _ 4 1<br />

„Von Projekten zu Strukturen“, „Außerschulische Lernorte“)<br />

und zu spannenden und anregenden Diskussion ein. Die Finanzierungsfrage<br />

kultureller Bildungsprojekte steht dabei regelmäßig<br />

auf der Tagesordnung.<br />

Durch eine großzügige Spende war es in Nürnberg möglich,<br />

einen Preis für die gelungene Zusammenarbeit von <strong>Kultur</strong> und<br />

<strong>Schule</strong> zu kreieren. Der „Paula Maurer Preis“ wird seit 2006<br />

jährlich von KUF/KS:NUE, zusammen mit dem Verein für innovative<br />

<strong>Kultur</strong>arbeit e.V. ausgelobt. Nach dem Tod der Spenderin<br />

Paula Maurer und ihrer großzügigen Hinterlassenschaft wurde<br />

der Preis ausgebaut. 2010 überzeugten zwei Projekte die<br />

Jury in besonderer Weise, sodass der Preis aufgeteilt und zwei<br />

Preisträger gekürt wurden.<br />

Erste Preisträgergruppe waren Schüler/-innen der Adolf-Reichwein-Realschule<br />

Nürnberg und des Helene-Lange-Gym na siums<br />

Fürth, die in Kooperation mit der „Freien Flüchtlingsstadt Nürnberg“<br />

(FFN) eine Veranstaltungsreihe „Europa <strong>macht</strong> die Grenzen<br />

dicht – Endstation Mittelmeer“ entwickelten. Die Schilderung einer<br />

ehemaligen Chemielehrerin aus dem Irak über ihre Verfolgung<br />

und Flucht, regte die Schüler/-innen an, ein Kanu umzubauen und<br />

mit einer Aktion auf dem Nürnberger Hauptmarkt auf die Situation<br />

von Flüchtlingen aufmerksam zu machen.<br />

In einer zweiten Projektgruppe entstand eine Filmdokumentation,<br />

in der junge Flüchtlinge den Betrachter/-in ein<br />

Stück auf ihrem Lebensweg mitnehmen. Auch dieser wurde in<br />

einem Kino öffentlich präsentiert und diskutiert.<br />

Die zweiten Preisträger, die Handwerkskammer für Mittelfranken,<br />

der KinderKunstRaum des Amts für <strong>Kultur</strong> und Freizeit<br />

(KUF) und vier Nürnberger Haupt- und Förderschulen, punkteten<br />

mit ihrem Projekt „Kinderbaustelle 2010 – Brücken<br />

bauen“. Das Motto „Brücken bauen“ spiegelte sich nicht nur im<br />

Bau von Brückenmodellen mit unterschiedlichen Materialien<br />

wider. Bei der Ausgestaltung der Brücken wurde gerechnet<br />

und getüftelt, gelernt mit Werkzeug umzugehen und Ein drücke<br />

über Handwerksberufe vermittelt. Geistige Brücken zwischen<br />

<strong>Kultur</strong>en und Generationen wurden in vorbereitenden Workshops<br />

gebaut. 1<br />

Seit 2011 gibt es drei Preise, die von einer unabhängigen Jury<br />

vergeben werden. Damit können nicht nur besondere, innovative<br />

Projekte ausgezeichnet und zur Nachahmung empfohlen<br />

werden, sondern auch eine Öffentlichkeit für die <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

in der Stadt hergestellt werden. Ebenfalls der Spenderin<br />

zu verdanken, ist ab dem Schuljahr 2011/2012 ein weiterer<br />

KS:NUE- Baustein: ein Fördertopf für Projektideen, die gemeinsam<br />

von <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> entworfen, organisiert und durchgeführt<br />

werden.<br />

Seit dem Jahr 2010 ist in Erlangen, der Nachbarstadt Nürnbergs,<br />

KS:ER – <strong>Kultur</strong>service für <strong>Schule</strong>n und Kitas – an den<br />

Start gegangen. Dem Namen entnehmen wir, dass die Kitas<br />

als Bildungsorte besonders angesprochen werden. Was bei<br />

KS:NUE zwar mitgedacht und bei der Projektdatenbank berücksichtigt<br />

wird, findet im Grad der Vernetzung hinein in den<br />

Bildungsbereich Kita in Nürnberg bislang noch keinen Niederschlag.<br />

Die Weiterentwicklung von KS:NUE wird davon abhängen,<br />

wie stark es gelingt, in die Bereiche <strong>Schule</strong> und Soziales


4 2 _ L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E<br />

hineinwirken und damit die Ziele von KS:NUE umsetzen zu können.<br />

Die Chancen dafür stehen gut. Das Netzwerk Kinderkultur<br />

Nürnberg befindet sich in einer Neuaufstellung. So ist beabsichtigt,<br />

dass die Geschäftsführung der Koordinierungsgruppe<br />

zukünftig von den drei Referaten <strong>Kultur</strong>, Bildung und Soziales<br />

gemeinsam übernommen wird.<br />

KONTAKT<br />

<strong>Kultur</strong>- und Schulservice (KS:NUE)<br />

Amt für <strong>Kultur</strong> und Freizeit<br />

brigitte.schoenig@stadt.nuernberg.de<br />

www.ks-nue.de, www.kuf-kultur.de<br />

KULTUR- UND SCHULSERVICE MÜNCHEN (KS:MUC)<br />

Julia Marx<br />

<strong>Kultur</strong>- und Kunstpädagogin, tätig in der Organisationsstelle<br />

des <strong>Kultur</strong>- und Schulservices München (KS:MUC) und als<br />

Kunst- und Museumspädagogin bei KuKi – Kunst für Kinder e.V.<br />

Wolfgang Zacharias<br />

<strong>Kultur</strong>- und Kunstpädagoge, Geschäftsführung Landesvereinigung<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern e.V. und Organisationsstelle<br />

<strong>Kultur</strong>- und Schulservice München (KS:MUC) 2003–2010 c/o<br />

PA/SPIEL<strong>Kultur</strong> e.V.<br />

Die eher kurze Geschichte des auf die kommunale Kooperation<br />

<strong>Kultur</strong> und Jugendarbeit mit <strong>Schule</strong> in München spezialisierten<br />

Netzwerks <strong>Kultur</strong>- und Schulservice München (KS:MUC) war<br />

zunächst sehr dynamisch, d. h. expansiv – gestützt auch auf<br />

anteilige Landesfinanzierung (2003–2005) und eine Zusammenarbeit<br />

mit Nürnberg (KS:NUE). Danach wurde der Betrieb<br />

halbwegs, aber leider eher stagnierend, aufrechterhalten.<br />

Finanzielle Grundlage bildeten existierende Mittel aus der<br />

Förderung des Jugendamts/Jugendkulturwerks der Landeshauptstadt<br />

– LH – München für den freien Träger Pädagogische<br />

Aktion (PA)/SPIELkultur e.V., die eigentlich für Projektpraxis<br />

bestimmt waren und die keine gesonderten Personal- und<br />

Veranstaltungsmittel ermöglichten (2006–2009).<br />

Die hoffnungsfrohe Option war, dass nach der Fortschreibung<br />

des kommunalen Gesamtkonzepts „Konzeption <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung in München“ als Teil der Münchner „Leitlinie <strong>Kultur</strong>eller<br />

Bildung“ (unter der Regie Schul- und Kultusreferat LH<br />

München) das zentrale Thema „<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>“ im weiterzuentwickelnden<br />

und qualitativ-professionell auf Kontinuität<br />

zu stellenden Format KS:MUC eigenständig auszubauen<br />

wäre. Und das in bisheriger Netzwerklogik und gleichzeitig<br />

im öffentlichen Auftrag, das gerade in München eigentlich<br />

bewährte „Netzwerkmodell“, das über Jahre und Jahrzehnte<br />

eine Art expansiver Erfolgsgarantie kooperative Dynamik der<br />

kommunalen Kinder- und Jugendkulturarbeit und nach dem<br />

Jahr 2000 der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung war. Beispiele dafür sind: AG<br />

Spiellandschaft Stadt, AG Inter@ktiv (für Medienbildung), Netzwerk<br />

Umweltbildung, KiKS (Kinder<strong>Kultur</strong>Sommer), Die Jugendkunstschulen,<br />

Kinderportal Pomki und neu 2010/11: Netzwerkgebundene<br />

Ganztagsschule. Wir nannten es 2005/2006<br />

das Netz der Netze, in dem KS:MUC eingebettet war.<br />

Münchner Geschichten<br />

Kooperation und Vernetzung wurden in München bereits in<br />

den 1980er Jahren verhandelt und gestaltet. 1990 wurde die<br />

erste Fassung des „kommunalen Gesamtkonzepts Kinder-<br />

und Jugendkulturarbeit“ vom Münchner Stadtrat einstimmig<br />

beschlossen, 1999 erstmals und 2009 zum zweiten Mal fortgeschrieben<br />

(vgl. Liebich/Mayrhofer/Zacharias 1991). Schon<br />

damals wurde das Leitbild einer „Stadt als <strong>Kultur</strong>- und Bildungslandschaft<br />

für alle“ mit sozialräumlichen und kulturökonomischen<br />

Begründungen formuliert. Die vielfältige, reichhaltige<br />

und auch referatsübergreifende, wie sowohl zentral wie<br />

stadtteildifferenzierte Kinder- und Jugendkulturlandschaft<br />

Münchens entstand. Sie existiert nach wie vor auf vergleichsweise<br />

hohem Niveau.<br />

© Maya Hässig


1995, eher etwas unzeitgemäß, sozusagen „vor der Zeit“<br />

(Prä-PISA ...), fand dann im Auftrag des kommunalen Koordinationsforums<br />

Kinder- und Jugendkultur der LH München<br />

eine Großveranstaltung (Kongress, Infomarkt, Börse, Projektpräsentationen<br />

u. a.) mit über 800 Teilnehmern/-innen und<br />

ca. 100 aktiven Einrichtungen im Münchner <strong>Kultur</strong>zentrum<br />

Gasteig statt. Der Titel „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ wurde erstmalig<br />

und bundesweit kreiert. Die prominent besetzte Schlussdiskussion<br />

im großen Konzertsaal hatte den Titel: „Wollen täten<br />

wir schon, aber können tun wir oft nicht. Möglichkeiten, Grenzen,<br />

Hindernisse einer Zusammenarbeit <strong>Schule</strong> und Außerschulisches.“<br />

Post-PISA ist gerade diese Fragestellung von hoher<br />

Diskussionsprominenz und Gestaltungsproblematik: kommunal,<br />

föderal, national – aber auch mit erheblichen neuen Handlungs-<br />

und Reflexionsgewinnen, konzeptionell und strukturell.<br />

KS:MUC 2003 bis 2006/2007/2008:<br />

Das Netzwerk als Modellprojekt<br />

Das Selbstverständnis von KS:MUC, als vom Kultusministerium<br />

unterstütztes, offenes Netzwerk definiert seine Ziele<br />

und Perspektiven in den Dokumenten und Prospekten aus den<br />

Jahren 2005 und 2006 folgendermaßen:<br />

1. Als themenfokussiertes kommunales Netzwerk „<strong>Kultur</strong> und<br />

<strong>Schule</strong>“ im Kontext des Kommunalen Koordinationsforums<br />

<strong>Schule</strong>/<strong>Kultur</strong>/Soziales (KoFo).<br />

2. Zusammen mit Münchner Einrichtungen und Einzelpersonen,<br />

Künstlern/-innen, Lehrer/-innen und <strong>Kultur</strong>vermittlern/<br />

-innen ist KS:MUC engagiert am Experiment „<strong>Kultur</strong>- und<br />

Schulservice München“ beteiligt.<br />

3. Das Netzwerk richtet seine Aktivitäten nach den Interessen<br />

der Kinder- und Jugend(kultur-)einrichtungen an Schulkoope<br />

rationen auf „gleicher Augenhöhe“ der Partner und<br />

Akteure aus Kunst/<strong>Kultur</strong>/Jugend/Familie/Sozialem/<strong>Schule</strong>.<br />

4. Es handelt so, dass die Qualifizierung der Stadt als „ganzheitliche<br />

Bildungslandschaft“ der Kunst, <strong>Kultur</strong> und Medien<br />

eine immer wichtigere Rolle spielt,<br />

5. mit der Tendenz der Arbeit an der Kompatibilität/Komplementarität<br />

von vernetzten Vormittags- und Nachmittagsangeboten<br />

in und außerhalb des Ortes „<strong>Schule</strong>“, mit Angeboten<br />

an „dritten Orten“ in der ganzen Stadt,<br />

6. im Experiment beispielhafter Kooperationsprojekte („Best<br />

Practice“) zugunsten langfristiger kommunaler Agentur-<br />

bzw. Serviceleistungen (z. B. durch Information, Fortbildung,<br />

Angebotsdateien, Foren und Börsen, Treffen u. a.), mit der<br />

Chance eines landesweit übertragbaren Modells für andere<br />

Kommunen,<br />

7. ohne einem Abbau z. B. des bisherigen Kunst- und Musikunterrichts<br />

Vorschub zu leisten – im Gegenteil: mehr <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung für alle Kinder in allen <strong>Schule</strong>n zu sichern<br />

8. sowie dabei „<strong>Kultur</strong>elle Bildung“ sozial und interkulturell<br />

differenziert und in aller inhaltlich-ästhetischen Vielfalt zu<br />

ermöglichen, auch in der Spannung „formal – informell“ und<br />

im Sinne von „Cyber und zurück“.<br />

In den Jahren 2004 und 2005 sind die Homepage www.ks-muc.de<br />

und eine Projektsammlung als Datenbank entstanden. Diese<br />

konnten und können aber – mangels kommunaler Betriebs mittel<br />

für Personal, Veranstaltungen und Technik – leider nicht mehr<br />

L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E _ 4 3<br />

ausreichend modernisiert, aktualisiert und qualifiziert werden<br />

(Stand: 2011).<br />

Im Rahmen der Münchner Netzwerkerfahrungen, entstand<br />

auch eine operative Übersicht von möglichen Bausteinen und<br />

Modulen kommunaler Bildungsnetze Jugend – <strong>Kultur</strong> – <strong>Schule</strong>,<br />

die es auf die Kooperationsbeziehung <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> zuzuspitzen<br />

gilt (vgl. Marx/Zacharias 2006). 1<br />

KS:MUC 2011 aktuell<br />

Das Münchner Modell (u. a.) des <strong>Kultur</strong>- und Schulservices<br />

genießt durchaus landes- und bundesweite Ausstrahlung und<br />

beispielhafte Orientierungsqualitäten mit Folgen da und dort.<br />

Dieses Münchner Modell selbst allerdings stagniert bezogen<br />

auf operative wie auch öffentlichkeitswirksame Entwicklung,<br />

Effizienz und qualitative wie auch quantitative Ausdifferenzierung.<br />

Hoffnung gibt allerdings die eindeutige kommunale Auftragslage,<br />

wie in der dritten Fassung 2009 des kommunalen<br />

Gesamtkonzepts „Konzeption kulturelle Bildung in München“ 2<br />

beschrieben:<br />

„<strong>Schule</strong> und <strong>Kultur</strong>elle Bildung, z. B. ‚<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>‘,<br />

‚<strong>Schule</strong> öffnet sich‘<br />

Offene <strong>Kultur</strong>elle Bildung und systematische schulische Vermittlung<br />

gilt es, auch vor dem Hintergrund Ganztagsschule<br />

und Bildungslandschaft Stadt, in verstärkte und systematische<br />

Kooperation zu bringen. Die besonderen Kooperationschancen<br />

von <strong>Schule</strong>, Sozialarbeit und <strong>Kultur</strong> sind systematisch<br />

und im Detail zu fördern – dies umfasst Praxisempfehlungen<br />

(Vertragsmuster, Qualitätsempfehlungen, Netzwerkmodule<br />

etc.) ebenso, wie Daten und Informationssysteme. Beste hende<br />

Netzwerkkonstruktionen (z. B. KS:MUC) sollten daraufhin<br />

geprüft und ggf. weiterentwickelt werden. Auch ein „Kontaktlehrermodell“<br />

für <strong>Kultur</strong>elle Bildung mit festen Ansprechpartnern/<br />

-innen für <strong>Kultur</strong>elle Bildung in <strong>Schule</strong>n, Freizeitstätten sowie<br />

<strong>Kultur</strong>- und Bildungseinrichtungen könnte die Öffnung der Systeme<br />

füreinander fördern. Ganztags angebote von der Grundschule<br />

bis hin zu staatlichen Realschulen und Gymnasien (für<br />

städtische <strong>Schule</strong>n sind ganztagsschulische Angebote bis hin<br />

zu echten Ganztagsschulen bereits Standard) auszubauen<br />

sind, um <strong>Kultur</strong>elle Bildung und Qualität der Angebote in kulturellen<br />

Bereich zu fördern, auch für Bayern Serviceagenturen<br />

wie in anderen Bundesländern zu fordern.“ (Landeshauptstadt<br />

München 2009, S. 24).<br />

Zur Netzwerkentwicklung als Förder- und Gestaltungsperspektive<br />

heißt es in der „Konzeption kulturelle Bildung“ weiter:<br />

„Übergreifende Formate, stadtweite Veranstaltungen,<br />

Netzwerke<br />

Angesichts der Vielzahl von Angeboten und Zielrichtungen,<br />

steigt die Bedeutung der Vernetzung und Kooperation. In den<br />

letzten Jahren sind deshalb eine ganze Reihe von Netzwerken<br />

und Kooperationsprojekten entstanden, die teilweise wieder<br />

Unternetzwerke und Netze der Netze gebildet haben. [...] Ein<br />

weiteres Beispiel wäre der <strong>Kultur</strong>- und Schulservice München<br />

(KS:MUC), der das Ziel hat, Künstler/-innen, Kunst- und <strong>Kultur</strong>vermittler/-innen<br />

und Lehrer/-innen zusammenzuführen, verstärkte<br />

Kooperationen von <strong>Schule</strong>, <strong>Kultur</strong> und Kunst zu ermöglichen<br />

sowie zwischen den Ebenen Stadt, Land und Bund zu<br />

1 Die Münchner Verläufe damals sind gut dokumentiert, vgl. Liebich/Marx/Zacharias 2005 und Zacharias 2006.<br />

2 Beschlossen vom Münchner Stadtrat am 22.07. 2009, Bezug: LH München, <strong>Kultur</strong>referat, Burgstr. 4, 80331 München, Abt. <strong>Kultur</strong>elle Bildung,<br />

E-Mail: kultur.bildung@muenchen.de


4 4 _ L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E<br />

vermitteln. Als referats- und einrichtungsübergreifendes Format<br />

hat sich in den letzten Jahren der Kinder-<strong>Kultur</strong>-Sommer<br />

(KiKS) etabliert, der einerseits eine Plattform für die Angebote<br />

zahlreicher Anbieter bietet, zum anderen auch Produktionen<br />

von Kindern und Jugendlichen in den Vordergrund stellt. Davon<br />

profitieren insbesondere <strong>Schule</strong>n in den Projektwochen (KiKS-<br />

Festival im Juli) einerseits sowie die potentielle Zielgruppe, die<br />

durch den Kinder-<strong>Kultur</strong>-Sommer-Reiseführer ein komplettes<br />

Angebotspaket in Sachen Kinderkultur verfügt.“ (Ebd., S. 31).<br />

Zum Thema „kommunale Zusammenarbeit und Organisationsvielfalt“<br />

ist als Beschlusslage zu entnehmen:<br />

„Kooperationsebene<br />

Der Kern der inhaltlichen Entwicklung bzw. praktischen Umsetzung<br />

hat sich in den letzten Jahren auf Netzwerke und<br />

Subnetzwerke (z.B. <strong>Kultur</strong>- und Schulservice – KS:MUC, Interaktiv,<br />

Jugendkunstschule) verlagert. Es sind zahlreiche neue<br />

Netzwerke und Subnetzwerke entstanden. Bereits jetzt zeichnen<br />

sich Entwicklungen von ‚Netzen im Netz‘ ab. Dies zeigt,<br />

wie wichtig Netzwerkarbeit im Bereich der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

ist. Nur so können z.B. aus erfolgreichen Modellprojekten tragfähige<br />

Strukturen entstehen, nur so kann fachlicher Austausch<br />

und strategische Abstimmung erfolgen. Auf der anderen Seite<br />

gilt es, Doppelstrukturen zu vermeiden, die bestehenden Netzwerke<br />

weiter zu qualifizieren und den Austausch zwischen den<br />

Netzwerken zu fördern. Dazu gehört auch, bestehende Netzwerke<br />

auf den Prüfstand zu stellen und ggf. Netzwerkstrukturen<br />

zusammenzuführen.“ (Ebd., S. 33).<br />

Bleiben noch die Handlungsempfehlungen. Da heißt es eher<br />

kurz und knapp wie lapidar: „Die vorhandenen Netzwerke sind<br />

weiter zu qualifizieren und auf Ihre Effektivität hin zu überprüfen.“<br />

(Ebd., S. 36).<br />

Diese Programmatik gilt es nun einzulösen unter neuer Zuständigkeit:<br />

<strong>Kultur</strong>referat LH München, Abt. <strong>Kultur</strong>elle Bildung. Das<br />

„KS“-Format aber lebt, da und dort in Bayern und mit politischer<br />

Entwicklungsdynamik, weiter. Man trifft sich jährlich auf<br />

Initia tive an verschiedenen Orten, 2010 in Erlangen, 2011 in<br />

Nürnberg, 2012 in Bamberg ... unter dem Label „KS:KOM“.<br />

KONTAKT<br />

KS:MUC mit Organisationsstelle PA/Spielkultur e.V.<br />

info@ks-muc.de<br />

www.pask.muc.kobis.de/ks-muc/index.htm<br />

LITERATUR<br />

Liebich, Haimo/Mayrhofer, Hans/Zacharias, Wolfgang (Hg.)<br />

(1991): Kommunale Kinder- und Jugendkulturarbeit<br />

im Aufwind?! München. Bezug: PA/ SPIELkultur e.V.,<br />

Leopoldstr. 61, 80802 München, E-Mail: info@spielkultur.de.<br />

Liebich, Haimo/Marx, Julia/Zacharias,Wolfgang (Hg.) (2005):<br />

Bildung in der Stadt. Kooperativ kreativ kommunal.<br />

München.<br />

Marx, Julia/Zacharias, Wolfgang (Hg.) (2006): Netzwerke<br />

bilden. München. Bezug: PA/ SPIELkultur e.V.,<br />

Leopoldstr. 61, 80802 München, E-Mail: info@spielkultur.de.<br />

Landeshauptstadt München/<strong>Kultur</strong>referat (2009): Leitlinie<br />

Bildung. Konzeption <strong>Kultur</strong>elle Bildung für München.<br />

München.


3. MODELLHAFTE PRAXIS:<br />

PROJEKTE UND PERSPEKTIVEN,<br />

AUS- UND FORTBILDUNG


4 6 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />

3.1 E<strong>IN</strong>FÜHRUNG<br />

VIELFALT BRAUCHT STRUKTUR<br />

Modelle und Methoden, Projekte und Programme, vor Ort und<br />

für einzelne kulturell-künstlerische Sparten, Einrichtungstypen<br />

und spezialisierte Professionen, von Lehrern/-innen<br />

bis Künstlern/-innen, existieren in Bayern in großer Vielfalt<br />

und Anzahl. Man könnte hier auch eine eklatante und extreme<br />

Unübersichtlichkeit labyrinthischen Ausmaßes konstatieren.<br />

Immerhin: hier lässt sich aber auch vom Reichtum <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung in Einzelfällen, partialen Mustern und Strukturen, auch<br />

vom da und dort sehr kompetenten Wissen und Können kulturell-künstlerischer<br />

Vermittlung sprechen. Von Formenvielfalt<br />

und Ausdrucksdifferenz, Adressatenbezug und Lernkulturen<br />

ist jede Menge und durchaus auch in besonderer Qualität<br />

zu sehen, landesweit. Dies ist zunächst die Ausgangslage –<br />

auch wenn niemand mehr durchblickt bzw. irgendeine Art von<br />

Überblick hat, keine systemischen Strukturen im <strong>Kultur</strong>staat<br />

Bayern erkennen, formulieren und weiterentwickeln kann.<br />

Vielleicht entspricht dies allerdings dem Gegenstand – den<br />

<strong>Kultur</strong>en und Künsten in permanenter Transformation ihrer<br />

Phänomene und entsprechender rezeptiver wie produktiver<br />

Gebrauchsformen, sichtbar z.B. im Generationenverhältnis,<br />

in den Orten, Inhalten, Vermittlungsformen („Didaktik“) und in<br />

den aktiv beteiligten Akteuren <strong>Kultur</strong>eller Bildung sowie den<br />

organisierten Teilstrukturen und Interessen.<br />

Insofern: eine landesweit beispielhafte Programm- und Projektsammlung<br />

kann eigentlich nur scheitern: Die folgende<br />

Auswahl ist eher subjektiv und exemplarisch, das je Spezielle<br />

beschreibend, welches das (bayernspezifisch noch) nicht formulierte<br />

Allgemeine wenigstens illustriert, eben ohne systematische<br />

Struktur dessen, was als Praxis <strong>Kultur</strong>elle Bildung in<br />

Bayern insgesamt existiert. Eine Bestandsaufnahme als landesweite<br />

Kartografie fehlt. Es bräuchte Kategorien dafür und<br />

auch die kultur-, jugend- und bildungspolitische Auftragslage,<br />

dies auf der Landesebene professionell zu leisten. Hier wären<br />

neben Fachlichkeit auch Wissenschaft und Empirie gefragt,<br />

etwa als Fundamentierung der dann zu entwickelnden landesweiten<br />

Rahmenbedingungen und Infrastrukturen zugunsten<br />

v. a. lokaler, regionaler, kommunaler Netzwerke, <strong>Kultur</strong>- und<br />

Bildungslandschaften, Bündnisse und Allianzen, Partnerschaften<br />

und Kooperationsvereinbarungen vor Ort, gemeinsam<br />

getragen und gestaltet von den Profis aus Kunst, <strong>Kultur</strong><br />

und <strong>Schule</strong>.<br />

Immerhin: Die Kooperation und Vernetzung <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong><br />

in Bayern ist als Megathema vor Ort und bei einzelnen Organisationen,<br />

Kunstsparten z.T. auch landesweit, mit und ohne<br />

föderal förderndem Rückenwind, angekommen. Das beweisen<br />

die folgenden Kurzdarstellungen trotz und in all ihrer Unvollständigkeit<br />

und Unübersichtlichkeit. Aus dem Potenzial des<br />

praktischen, professionellen Wissens ließe sich natürlich<br />

auch jede Menge Übertragbares, Hilfreiches, Beispielhaftes<br />

für andere Orte und Felder <strong>Kultur</strong>eller Bildung verallgemeinern.<br />

Auch das wäre eine zentrale Aufgabe landesweiter<br />

impulsgebender und innovativer Infrastruktur zur Professionalisierung<br />

und Qualifizierung <strong>Kultur</strong>eller Bildung vor Ort und<br />

für alle – interministeriell und Hand in Hand kommunal-föderal<br />

im öffentlichen Auftrag.<br />

Und es gäbe auch noch weitere Gewinne des verfügbar-abrufbaren,<br />

nicht nur zufälligen professionellen Praxiswissens und<br />

-könnens, etwa als neue Qualität „professioneller Kooperationskompetenz“,<br />

z. B. für Aus- und Fortbildung für die neuen<br />

Generationen von Lehrern/-innen und Kunstlehrern/-innen,<br />

von Kunstvermittlern/-innen und <strong>Kultur</strong>pädagogen/-innen,<br />

Künstlern/-innen und <strong>Kultur</strong>managern/-innen. Auf sie wird es<br />

ankommen in der Perspektive: <strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern<br />

2020, 2030, 2040 ...


M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G _ 4 7<br />

3.2 SPARTEN, HANDLUNGSFELDER, KOOPERATIONSFORMATE<br />

Das Folgende ist ein kleiner Ausschnitt dessen, was es landauf,<br />

landab gibt, oft als Initiative und Experiment, geleistet<br />

aus bürgerschaftlichem Engagement und anteilig auch mit<br />

fachlich motivierter Freiwilligkeit („Ehrenamt“ bis „Übersoll“)<br />

heraus im Interesse zeitgemäßer Entwicklungen im Kooperationskomplex<br />

Jugend/<strong>Kultur</strong>/<strong>Schule</strong>.<br />

ART131: WAS WAR, WAS WIRD? E<strong>IN</strong>E <strong>IN</strong>ITIATIVE<br />

DES BAYERISCHEN KULTURM<strong>IN</strong>ISTERIUMS<br />

Wie im einleitenden Vorwort von Haimo Liebich zitiert, bezieht<br />

sich Artikel 131 der Bayerischen Verfassung auf Bildung einschließlich<br />

auf Kunst, <strong>Kultur</strong> und Medien und versteht sich als<br />

eine Konkretisierung der ebenfalls verfassungsdefinitierten<br />

Ansage: „Bayern ist ein <strong>Kultur</strong>staat“, z. B. durch Künstlerisch-<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung. So wurde die gegründete Stiftung (zunächst<br />

sollte sie „artes“ heißen) doppelsinnig zwischen Kunst und<br />

Staat also „art131“ 1 benannt. Laut Pressemitteilung der damaligen<br />

bayerischen Kultusministerin Monika Hohlmeier (vgl.<br />

2003) wurde die „Kunst- und <strong>Kultur</strong>stiftung für die <strong>Schule</strong>n<br />

ins Leben gerufen – eine bundesweite Aktion“, so heißt es im<br />

Pressetext. Und weiter: „Künstler kommen in Bayerns <strong>Schule</strong>n<br />

– Schlüsselerlebnisse für Bayerns Schülerinnen und Schüler.“<br />

Kultusminister Ludwig Spaenle schreibt aktuell zu den Zielen<br />

und Absichten im Vorwort des Netzauftritts: „Kunst und<br />

<strong>Kultur</strong> tragen entscheidend zur Attraktivität Bayerns bei und<br />

sind damit wichtige Standortfaktoren. Die kulturelle Identität<br />

unseres Landes prägt aber auch ganz wesentlich den landläufigen<br />

Begriff von ‚Heimat’. In unserer zunehmend globalisierten<br />

Welt verspüren viele Menschen wieder ein großes Bedürfnis<br />

nach Heimat und entdecken ihre Wurzeln neu – gerade auch<br />

Kinder und Jugendliche.<br />

1 Siehe www.art131.bayern.de. Hier sind auch alle folgenden Zitate enthalten.<br />

Die Auseinandersetzung mit den Werken bayerischer<br />

Künstler/-innen, mit ihrer Lebenserfahrung, ihrer Weltanschauung,<br />

ihren Idealen und Visionen scheint mir in hervorragender<br />

Weise dazu geeignet, diesem Bedürfnis Rechnung zu<br />

tragen. Diese direkte Begegnung kann einen wertvollen Beitrag<br />

dazu leisten, dass wir unseren jungen Menschen ‚Heimat<br />

geben’ – das gilt möglicherweise ganz besonders für diejenigen,<br />

die aus anderen Ländern zu uns nach Bayern gekommen<br />

sind.“ (art131 2011).<br />

Darum geht es entsprechend des idealen Satzungszwecks<br />

der Stiftung art131:<br />

„Die zentrale Zielsetzung der Stiftung art131 liegt in der<br />

systematischen Verstärkung und praktischen Umsetzung der<br />

Integration von Kunst und <strong>Kultur</strong> in den Lebensraum bayerischer<br />

<strong>Schule</strong>n. Namhafte herausragende Künstler und professionell<br />

<strong>Kultur</strong>schaffende fördern und inszenieren in den Bereichen<br />

Bildende Kunst, Musik, Literatur, Film, Theater und Neue<br />

Medien ungewöhnliche künstlerische Ereignisse.“<br />

Die Mehrwerte <strong>Kultur</strong>eller Bildung, insbesondere in der <strong>Schule</strong><br />

werden besonders betont:<br />

„Der Erwerb künstlerischer Fähigkeiten wirkt sich positiv<br />

auf die Sach- und Methodenkompetenz jedes/-r einzelnen<br />

Schülers/-in aus. Hierzu gehören auch Auswirkungen auf<br />

die Erweiterung der Kenntnisse über <strong>Kultur</strong>, Tradition und<br />

Geschichte, die eigene Bildung, kreative Gestaltungstechniken,<br />

rhetorische Fähigkeiten und das Denken in komplexen<br />

Zusammenhängen.<br />

Ebenso wirkt <strong>Kultur</strong>elle Bildung positiv auf die Sozialkompetenz<br />

der Jugendlichen. Sie fördert die Fähigkeiten<br />

zur Teamarbeit, die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen<br />

Leben, die Bereitschaft zur Verantwortung und den Abbau von<br />

Vorurteilen.“<br />

Die Stiftung art131 ist eine Initiative des bayerischen Kultusministeriums<br />

und wird dort vom Referat für <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

organisiert: „Der Schwerpunkt der Stiftungsarbeit liegt in der<br />

organisatorischen und beratenden Begleitung der Projekte<br />

und in der Moderation zwischen externen <strong>Kultur</strong>schaffenden<br />

und <strong>Schule</strong>. Aufgrund der Verankerung der Stiftung art131<br />

im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />

bildet die Stiftung eine wertvolle Schnittstelle und kann so zu<br />

einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen professionell<br />

<strong>Kultur</strong>schaffenden und <strong>Schule</strong>n beitragen.<br />

Die Projekte werden gemeinsam mit den Künstlern/-innen<br />

generiert und landesweit an den <strong>Schule</strong>n ausgeschrieben;<br />

singuläre Schulveranstaltungen bzw. -projekte können leider<br />

nicht unterstützt werden. Zur Finanzierung der Projekte werden<br />

meist externe Partner und Förderer gesucht.“<br />

Eine Übersicht von Stiftern und Partnern versammelt<br />

zunächst viele kompetente und auch potente (fachlich wie<br />

finanziell) auch sehr einflussreich-erlesene Adressen (entsprechend<br />

www.art131.de aus dem Jahr 2011):


4 8 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />

Akademie an der Einsteinstraße U5 Chor des Bayerischen Rundfunks LBS Bayerische Landesbausparkasse<br />

Akademie der Bildenden Künste<br />

München<br />

Akademie für Lehrerfortbildung<br />

und Personalführung Dillingen<br />

DaimlerChrysler AG Medienpädagogisches<br />

Zentrum München<br />

Deutsche Bank MedienCampus Bayern e.V.<br />

Bavaria Film GmbH E.ON Bayern Mundart Ageh<br />

Bayerische Akademie<br />

der Schönen Künste<br />

Bayerische Architektenkammer Gostner Hoftheater/Jugendheater<br />

HUBERT Nürnberg<br />

Bayerische Landeszentrale<br />

für neue Medien<br />

Bayerischer Rundfunk Initiativgruppe Interkulturelle<br />

Begegnung und Bildung e.V.<br />

Bayerische Staatsgemäldesammlungen Institut für Pädagogik der<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Bayerisches Staatsministerium<br />

für Unterricht und Kultus<br />

Ernst von Siemens Musikstiftung Münchner Rundfunkorchester<br />

Pinakothek der Moderne<br />

Hard Days Night Big Band Pferdeschutzhof Gut Immling e.V.<br />

Institut für Theater- und Medienwissenschaft<br />

der Universität<br />

Erlangen-Nürnberg<br />

Staatl. Hochschule für Musik<br />

und Theater München<br />

Staatl. Hochschule für Fernsehen<br />

und Film München<br />

Städtische Galerie im Lenbachhaus<br />

Bayerisches Staatsschauspiel Junge Münchner Philharmonie e.V. Stiftung Pinakothek der Moderne<br />

Bayern Design Jugendtheater der Landeshauptstadt<br />

München SchauBurg<br />

Süddeutsche Zeitung<br />

Bayern liest e.V. <strong>Kultur</strong>fonds Bayern Sparkasse Ebersberg<br />

Bayern Klassik <strong>Kultur</strong>- und Schulservice München Udo und Anette Brandhorst Stiftung<br />

Berufsverband Bildender Künstler, Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Unsere Oper e.V. – Gut Immling<br />

Landesverband Bayern<br />

Neue Medien e.V.<br />

Biermösl Blosn Landeshauptstadt München vbw-Festivalorchester<br />

Der v. a. aktuelle „Output“ sowie die öffentliche Exzellenz zur<br />

Sache entsprechen derzeit allerdings nicht den Erwartungen<br />

und Ansprüchen, entsprechend der Aktualität nach 2010 und im<br />

Gefolge der Empfehlungen auch der Enquête- Kommission des<br />

Deutschen Bundestags „<strong>Kultur</strong> in Deutschland“ (2007/2008):<br />

„Von Projekten zu Infrastrukturen“ auf allen Ebenen: vor Ort,<br />

kommunal, föderal, national ... Das ist auch das bayerische<br />

Problem <strong>Kultur</strong>eller Bildung, das derzeit auch die im Prinzip so<br />

positive Stiftung art131 fachlich, politisch und ganzheitlichföderal<br />

eher marginalisiert – auf Landesebene und im positiven<br />

Zusammenwirken aller föderalen Akteure in Bayern.<br />

LITERATUR<br />

art131(o. J.): Vorwort von Kultusminister Ludwig Spaenle.<br />

[www.art131.bayern.de/content/stiftung/vorwort.html,<br />

14.3.2011].<br />

Bayerisches <strong>Kultur</strong>ministerium (2003): Pressemitteilung<br />

Nr. 271 vom 8.9.2003.<br />

Deutscher Bundestag (2007): Schlussbericht der Enquête-<br />

Kommission „<strong>Kultur</strong> in Deutschland“. 16. Wahlperiode,<br />

Drucksache 16/7000. Berlin, 11.12.2007.<br />

E<strong>IN</strong> KULTURTAG FÜR <strong>BAYERN</strong>S SCHULEN – E<strong>IN</strong>E<br />

<strong>IN</strong>ITIATIVE DES BAYERISCHEN KULTURM<strong>IN</strong>ISTERIUMS<br />

Überraschend, sozusagen ohne fachlich-öffentliche Beratungen<br />

und partizipative Diskurse der angesprochenen landesweiten<br />

Akteure vorab zur Sache wurde am 1. Februar 2011 im<br />

Amtsblatt der bayerischen Staatsministerien für Unterricht<br />

und Kultus und Wissenschaft und Kunst, Nr. 2, Jg. 2011 folgende<br />

Bekanntmachung vom 15. Dezember 2010 (AZ: III.2–5<br />

S4400.2.6.83409) veröffentlicht bzw. verkündet:<br />

„Der Bayerische Landtag hat am 13. Juli 2010 den Beschluss<br />

gefasst, künftig einen <strong>Kultur</strong>tag an bayerischen <strong>Schule</strong>n einzuführen,<br />

um die <strong>Schule</strong>n in Bayern im Bereich der Vermittlung<br />

kultureller Bildung zu bestärken und die Ergebnisse in<br />

die interessierte Öffentlichkeit zu tragen. Auch die Staatsregierung<br />

misst der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung große Bedeutung bei.<br />

Sie ist Motor gesellschaftlicher Entwicklung, schafft neue<br />

Lernkul turen und fördert den Austausch und das Verständnis<br />

für unterschiedliche Einstellungen und Haltungen. Der <strong>Schule</strong><br />

kommt als Ort der Vermittlung kultureller Bildung eine zentrale<br />

Rolle zu. Das Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />

erlässt für alle staatlichen <strong>Schule</strong>n daher folgende Bekanntmachung:<br />

Ab dem Schuljahr 2010/11 wird an allen allgemein bildenden<br />

<strong>Schule</strong>n des Freistaates Bayern ein ‚<strong>Kultur</strong>tag bayerischer<br />

<strong>Schule</strong>n‘ eingeführt. Die terminliche Festlegung, Orga nisation<br />

und inhaltliche Gestaltung des <strong>Kultur</strong>tages liegen in der


Gestaltungsverantwortung der <strong>Schule</strong>n. Damit soll den unterschiedlichen<br />

Ausgangsbedingungen der <strong>Schule</strong>n und deren<br />

Eigenverantwortlichkeit Rechnung getragen werden. Ziel<br />

des <strong>Kultur</strong>tages kann u. a. der Ausbau künstlerisch-kultureller<br />

Netzwerke sein. Dabei empfiehlt sich eine Zusammenarbeit<br />

der <strong>Schule</strong>n mit externen <strong>Kultur</strong>schaffenden, <strong>Kultur</strong>einrichtungen,<br />

Trägern der freien Jugendarbeit oder Erwachsenenbildung.<br />

Die <strong>Kultur</strong>angebote können dabei sowohl in den<br />

eigenen Schulräumlichkeiten als auch außerhalb der <strong>Schule</strong><br />

wahr genommen werden. Der <strong>Kultur</strong>tag soll auch einer interessierten<br />

Öffentlichkeit Zugang zu den Leistungen der <strong>Schule</strong>n<br />

verschaffen. An den Grund- und Förderschulen entscheidet<br />

über Planung und Durchführung des <strong>Kultur</strong>tages die Lehrerkonferenz<br />

in Abstimmung mit dem Elternbeirat, an den übrigen<br />

Schularten das Schulforum. Im Hinblick auf die Aufsichtspflicht<br />

bei der Durchführung des <strong>Kultur</strong>tages, An- und Rückreisemodalitäten,<br />

den erforderlichen Ausschluss von Schülern/<br />

-innen (Ordnungsmaßnahmen im Sinne des Art. 86 Abs. 2 Satz<br />

1 Nr. 4 BayEUG), den Versicherungsschutz für Schüler/-innen,<br />

Lehrkräfte und sonstige Begleitpersonen wird auf die Bekanntmachung<br />

des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht<br />

und Kultus über Durchführungshinweise zu Schülerfahrten<br />

vom 9. Juli 2010 (KWMBl S. 204) verwiesen. Den nicht staatlichen<br />

<strong>Schule</strong>n wird empfohlen, ebenso zu verfahren.<br />

Diese Bekanntmachung tritt am 1. Februar 2011 in Kraft.<br />

Erhard,<br />

Ministerialdirektor“<br />

Mehr ist aktuell etwa im Rahmen <strong>Kultur</strong>eller Bildung außerschulischer<br />

Kunst-<strong>Kultur</strong>-Medien- und Bildungskontexte und<br />

-strukturen nicht bekannt bzw. auffindbar (Zugriff 14.3.2011):<br />

Zeiten, Kooperationsformen, Themen, Finanzierungen – dies<br />

ist wohl den <strong>Schule</strong>n und Partnern vor Ort gegebenenfalls auch<br />

den Kommunen überlassen, etwa auch der „Appel zum Ausbau<br />

künstlerisch-kultureller Netzwerke“.<br />

QUELLE<br />

Bayerische Staatsministerien für Unterricht und Kultus und<br />

Wissenschaft sowie Kunst (2010): Bekanntmachung, Nr. 2,<br />

Jg. 2011, 15. Dezember 2010 (AZ: III.2-5 S4400.2.6.83409).<br />

[https://www.verkuendung-bayern.de/files/kwmbl/2011/02/<br />

kwmbl-2011-02.pdf, 02.05.2011].<br />

M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G _ 4 9<br />

AUF DEM WEG ZUR KULTURELLEN GANZTAGSBILDUNG<br />

Alexander Wenzlik<br />

Vorstand und Geschäftsführer Pädagogische Aktion (PA)/<br />

Spielen in der Stadt e.V. München<br />

Mit dem Projekt „Auf dem Weg zur kulturellen Ganztagsbildung“<br />

verfolgen die Kooperationspartner die Entwicklung, Durchführung,<br />

Dokumentation und Evaluation eines spartenübergreifenden<br />

kulturpädagogischen Angebotes zur Ganztagsbildung.<br />

Unterrichtsfächer, kulturpädagogische, künstlerische<br />

Angebote der Sparten Tanz, Theater, Bildende Kunst, Musik<br />

und Maßnahmen der Schulsozialarbeit finden in rhythmisierter<br />

Form statt und werden so zu einem integrativen Bildungskonzept<br />

verknüpft, das die Bildungschancen und individuellen<br />

Entwicklungen aller beteiligten Kinder und Jugendlichen spürbar<br />

verbessert.<br />

Die kulturpädagogischen Projekte werden auf die fünf Wochentage<br />

verteilt, in den Vormittagsunterricht integriert und<br />

jeweils mit der Hälfte der Klasse durchgeführt. Dadurch wird<br />

ein an den Grundprinzipien der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung und an<br />

indi viduellen Bedürfnissen orientiertes Arbeiten möglich. Ziel<br />

der künstlerischen Projekte ist neben der Erarbeitung einer<br />

gemeinsamen Aufführung die Vermittlung von grundlegenden<br />

künstlerischen Fertigkeiten in der jeweiligen Kunstsparte, die<br />

Heranführung an Kunst und <strong>Kultur</strong> und die Eröffnung anderer<br />

Ausdrucksmöglichkeiten und Lernformen.<br />

Um die Zusammenarbeit zwischen der <strong>Schule</strong> und „Spielen<br />

in der Stadt“ als außerschulischem Partner möglichst<br />

konstruktiv und gewinnbringend für die Schüler/-innen gestalten<br />

zu können, und um eine gleichberechtigte Partnerschaft<br />

zu verwirklichen, ist die Gestaltung, Steuerung und Organisation<br />

des Ganztags auf folgenden Ebenen institutionalisiert:<br />

>> Das Projekt findet in allen Ganztagsklassen während des<br />

ganzen Schuljahres wöchentlich mit jeweils drei Schul doppelstunden<br />

pro Klasse statt.<br />

>> Jede Klasse unternimmt mindestens einen Ausflug pro<br />

Kunstsparte zu einer kulturellen bzw. künstlerischen Veranstaltung<br />

oder Einrichtung.<br />

>> Die künstlerischen Produkte werden in jedem Jahr im Rahmen<br />

des Theater-/Tanzfestivals „Rampenlichter“ öffentlich<br />

präsentiert.


5 0 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />

>> Zweimal im Monat finden Klassenkonferenzen statt, die<br />

immer von der/-m jeweiligen Klassenleiter/-in und einem/ -r<br />

<strong>Kultur</strong>pädagogen/-in/Künstler/-in geleitet werden und an<br />

denen alle Kinder einer Ganztagsklasse teilnehmen.<br />

>> Die beteiligten Lehrkräfte und <strong>Kultur</strong>pädagogen/-innen<br />

treffen sich zweimal im Monat zu Teambesprechungen.<br />

>> Viermal im Jahr kommen alle Lehrer/-innen und <strong>Kultur</strong>pädagogen/-innen<br />

der Ganztagsklassen mit der Schulleitung,<br />

der Leitung von Spielen in der Stadt und der Schulsozialarbeit<br />

zu einer Ganztagskonferenz zusammen (Planung, Orga nisation,<br />

Reflexion).<br />

>> Schulleitung und Leitung von Spielen in der Stadt treffen<br />

sich in regelmäßigen Abständen für Absprachen bezüglich<br />

der Koordination, Organisation und Planung der Zusammenarbeit.<br />

>> Die Bewerbung der Ganztagsklassen, die Vorstellung des<br />

Projekts an Elternabenden und Elternsprechstunden werden<br />

von den Kooperationspartnern gemeinsam durchgeführt.<br />

>> Es finden regelmäßig Unterrichtsbesuche der <strong>Kultur</strong> pädagogen/-innen<br />

und Besuche von Lehrkräften in den kulturpädagogischen<br />

Angeboten statt.<br />

>> <strong>Kultur</strong>pädagoge/-in und Künstler/-in qualifizieren ihre Arbeit<br />

fortlaufend durch gegenseitige Hospitation mit anschließendem<br />

Feedback und durch kollegiale Beratung.<br />

KONTAKT<br />

>> Pädagogische Aktion (PA)/Spielen in der Stadt e.V.<br />

www.spielen-in-der-stadt.de<br />

>> <strong>Schule</strong> Perlacher Straße<br />

http://perlacher114.npage.de/<br />

MUSIKSCHULE MACHT SCHULE <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />

Peter Pfaff<br />

Bildungsreferent beim Verband Bayerischer Sing-<br />

und Musikschulen (VBSM) e.V.<br />

Stimmige Bildungswege für Kinder und Jugendliche entstehen<br />

durch eine nachhaltig-effektive Bildungsarbeit mit professionellen<br />

Fachlehrkräften. Sie finden sich in der kommunalen<br />

Bildungslandschaft dort, wo die öffentliche Hand verlässliche<br />

Strukturen schafft und die pädagogischen Fachkräfte sich auf<br />

Augenhöhe begegnen.<br />

Leitgedanken zum Bildungsbereich Musik<br />

>> Eine strukturelle Vernetzung von Familie, Kindertages einrichtung,<br />

Musikschule und allgemein bildender <strong>Schule</strong> wird<br />

dann Erfolg haben, wenn die Qualität der Beziehung stimmt.<br />

Die beteiligten Menschen müssen fachlich, organisa torisch<br />

und auf persönlicher Ebene gut zusammenarbeiten können.<br />

>> Die öffentlichen Musikschulen und ihre ausgebildeten Lehrkräfte<br />

sind auf dem Feld der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung prädestiniert,<br />

mit pädagogischem Geschick und künstlerischer<br />

Authentizität, das Bildungsnetzwerk zu knüpfen und belastbar<br />

zu machen.<br />

>> Musikschul-Lehrkräfte sollen regelmäßig, stundenweise im<br />

pädagogischen Team von Kita und <strong>Schule</strong> mitarbeiten können,<br />

dort fachgerecht Anleitung geben und gleichzeitig die<br />

Anschlussfähigkeit der Kinder sicherstellen.<br />

Bayerische Musikschulen sind offen für alle, arbeiten stringent<br />

und stiften Identität. Mit dem interdisziplinären Rückhalt<br />

im Kollegium ihrer öffentlichen Institution können<br />

Musikschulpädagogen/-innen im musikalischen Bildungsprozess<br />

eine „Motorfunktion“ übernehmen und für Transmission<br />

sorgen. Wo es gelingt, sie zu fachlichen Begleitern/-innen auf<br />

dem musikalischen Bildungsweg zu machen, dort werden alle<br />

Beteiligten profitieren. Insbesondere aber werden die Kinder<br />

zu Gewinnern in ihrer kommunalen Bildungslandschaft.<br />

Eine Musik-Allianz im Flächenland Bayern muss auf die<br />

Menschen und ihre Potenziale setzen. Bewährte Modelle können<br />

inspirieren, didaktische Programme ein Hilfsmittel sein<br />

– die Initiative vor Ort aber und die passende Form, musikalische<br />

Bildung umzusetzen, soll den Musikschulen mit ihren<br />

pädagogisch und künstlerisch qualifizierten, professionellen<br />

Fachkräften überlassen sein.<br />

Mögliche Kooperationsangebote<br />

von bayerischen Musikschulen in Kitas und <strong>Schule</strong>n<br />

Musikalische Grundlagenbildung: Musik-Sprache-Bewegung<br />

>> Elementare Musikpädagogik als Querschnittsaufgabe der<br />

Bereiche Musik, Sprache und Bewegung – regelmäßig angeleitet<br />

durch speziell ausgebildete Fachlehrkräfte der<br />

Musikschule, integriert in die pädagogische Konzeption<br />

der Kita, im Team mit den Erzieher/-innen, innerhalb der<br />

Buchungszeit, für alle Kinder.<br />

>> Insbesondere zwei Jahre vor Einschulung, in Kita-Gruppenstärke,<br />

bis ca. 25 Kinder möglich.<br />

>> Elementares Musizieren mit dem eigenen Körper, Aufgreifen<br />

der Elementaren Musikpädagogik von der Kita her, Rhythmik,<br />

Tanz, Bewegung.<br />

>> Alle Klassenstufen, in Großgruppen möglich.<br />

>> Singen in Singklassen als Einstieg in das Musizieren mit der<br />

Stimme in Verbindung mit einer praxisbezogenen musikalischen<br />

Grundausbildung, Kinderchor, Stimmbildung.<br />

>> Alle Klassenstufen, Gruppengröße klein bis sehr groß.<br />

>> Tanz: Bewegungspädagogik und künstlerischer Ausdruck.<br />

>> Alle Klassenstufen, Gruppengröße klein bis sehr groß.<br />

>> Klassenmusizieren mit Blas-, Streich- oder Schlaginstrumenten.<br />

>> Auch klassenübergreifend, bis 30 Schüler/-innen, Dauer:<br />

2 Jahre.<br />

>> Inklusion von Kindern mit Behinderung oder sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf in Musiziergruppen, die durch speziell<br />

ausgebildete Musikschullehrkräfte angeleitet werden.<br />

Alle Klassenstufen, in Großgruppen bis zu ca. 15 Schülern/<br />

-innen möglich.<br />

Ensemble<br />

>> Instrumentalensembles und Chöre: Spielkreise, Orchester,<br />

Kammermusik, Big Band, Bands. Je nach den Möglichkeiten<br />

vor Ort mehr oder minder intensiv möglich.<br />

>> Musiktheater als kontinuierlich, aufbauende Arbeit oder in<br />

Projekten.<br />

>> In Größe und Zielgruppe sehr variabel, zeitlich begrenzt mit<br />

Aufführung als Ziel.<br />

>> Weiterführende Angebote (extern getragen – evtl. schul intern<br />

verortet).


Kurse in Gehörbildung und Theorie: möglichst praxisnah und<br />

anwendungsbezogen<br />

>> (als Ergänzung zum Neigungsfach Musik mit spezieller<br />

Bedeutung für das Gymnasium).<br />

>> Instrumentalunterricht der Musikschule (freiwillig – je nach<br />

den Verhältnissen vor Ort, schwerpunktmäßig nachmittags).<br />

>> Übungsmöglichkeiten für Musikschüler/-innen an der allge<br />

mein bildenden <strong>Schule</strong> bzw. Musikschule. In Freistunden<br />

(lediglich von den räumlichen Gegebenheiten abhängig,<br />

kaum Zusatzkosten).<br />

Zentrale Erfolgsfaktoren: Regelungsbedarf<br />

>> Die Bildungspartner müssen zur Sicherung von Qualität<br />

und Nachhaltigkeit auf maßgebliche Vorgaben verpflichtet<br />

werden. Das sind Leitlinien und Qualitätskriterien hinsichtlich<br />

– des pädagogischen Ansatzes (Bildungspläne, Lehrpläne),<br />

– der kulturellen Vielfalt und der Methodenvielfalt,<br />

– des adäquaten Umgangs mit Heterogenität,<br />

– der Regelmäßigkeit,<br />

– der Ausbildung des eingesetzten Fachpersonals,<br />

– der Arbeit im Tandem von Musikschullehrkraft und Erzieher/<br />

-in/Lehrkraft der <strong>Schule</strong>.<br />

>> Die Kooperationen sollen für die Kooperationspartner freiwillig<br />

sein, hinsichtlich ihrer Inanspruchnahme und Gewichtung.<br />

>> Die öffentlichen Musikschulen brauchen Planungssicherheit<br />

hinsichtlich des für Kooperationsprojekte einzurichtenden<br />

Personalstandes.<br />

– Die Musikschule muss im Rahmen der Personalausstattung<br />

für solche Lehrkräfte, die regelmäßig stundenweise<br />

im Kollegium einer Kita oder <strong>Schule</strong> mitarbeiten, ein Kooperationskontingent<br />

definieren können.<br />

– Dazu ist eine verlässliche, kostendeckende und ganzjährige<br />

Personal- und Sachkostenförderung durch die öffentliche<br />

Hand erforderlich.<br />

Musikschulen/Schüler/-innen/Wochenstunden/Lehrkräfte<br />

213 gemeinnützige Sing- und Musikschulen mit 850 beteiligten<br />

Gemeinden, Märkten und Städten sind Mitglied im VBSM;<br />

Sing- und Musikschulen werden entweder als kommunale<br />

Einrichtungen geführt (Träger: Stadt/Gemeinde/Landkreis/<br />

Zweckverband) oder in der Trägerschaft eines gemeinnützigen,<br />

eingetragenen Vereins.<br />

Aktuelle Statistik: 139 100 Schüler/-innen, 181500 Fachbelegungen,<br />

67 250 Wochenstunden, 5000 haupt- und nebenberufliche<br />

Lehrkräfte (Stand: 01.01.2010).<br />

Auftrag der Sing- und Musikschulen –<br />

Musikplan der Bayerischen Staatsregierung<br />

„Sing- und Musikschulen sollen die Bevölkerung, insbeson dere<br />

die Jugend, zum Singen und Musizieren führen. Sie stellen ein<br />

breitgefächertes Angebot an Grundfächern, an Vokal- und<br />

Instrumentalunterricht sowie an Ensembleunterricht bereit.<br />

Ihr Schwerpunkt liegt auf der musikalischen Breitenförderung.<br />

Darüber hinaus können sie auch die Voraussetzungen für ein<br />

Musikstudium schaffen. Sie ergänzen so den Unterricht an den<br />

allgemeinbildenden <strong>Schule</strong>n.“ (Bayerische Staatsregierung, 2.<br />

Bayerischer Musikplan 1989).<br />

M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G _ 5 1<br />

Vorschläge zur Weiterentwicklung der Musikschulen im Bayerischen<br />

Musikplan:<br />

>> Flächendeckender Auf- und Ausbau der Sing- und Musikschulen<br />

– durch Kooperation der Kommunen untereinander,<br />

– durch Entwicklung geeigneter Trägerschafts-, Organi sations-<br />

und Finanzierungsmodelle,<br />

– durch Hebung des Anteils der hauptberuflich Beschäftigten,<br />

– durch Bereitstellung geeigneter öffentlicher Gebäude und<br />

Räume für Musikschulen;<br />

>> Förderung der Sing- und Musikschulen durch angemessene<br />

und kalkulierbare staatliche Zuschüsse;<br />

>> Kooperation der Sing- und Musikschulen mit den allgemein<br />

bildenden <strong>Schule</strong>n und mit der beruflichen und der Laienmusik.<br />

Bezeichnung „Musikschule“ in Bayern<br />

geschützt: Sing- und Musikschulverordnung<br />

Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />

hat in der „Sing- und Musikschulverordnung“ vom 17.08.1984<br />

(GVBl. Nr. 16/1984, S. 290) festgelegt, unter welchen Voraussetzungen<br />

die Bezeichnung „Singschule“ und „Musikschule“<br />

geführt werden darf. Dies betrifft insbesondere den fachlichen<br />

Aufbau und das instrumentale Angebot, die Beschäftigung von<br />

ausgebildeten Fachkräften, geordnete Rechtsverhältnisse für<br />

die Beschäftigung des Lehrpersonals und den inneren Betrieb<br />

der Musikschule sowie die Berücksichtigung sozialer Gesichtspunkte<br />

bei der Gebührengestaltung.<br />

Die Sing- und Musikschulverordnung wurde aufgrund einer<br />

Ermächtigung im Bayerischen Gesetz über das Erziehungs-<br />

und Unterrichtswesen erlassen. Die staatliche Schulaufsicht<br />

über die Sing- und Musikschulen üben die Regierungen aus.<br />

Finanzierung der bayerischen Musikschulen 2009<br />

(Gesamthaushalt: 132,2 Mio. €)<br />

Eltern: 58,3 Mio. € = 44,1% der Gesamtausgaben<br />

Kommunen: 57,3 Mio. € = 43,3% der Gesamtausgaben<br />

Freistaat: 12,4 Mio. € = 11,0% der Lehrpersonalausgaben<br />

Ein Schwerpunkt in der Verbandsarbeit<br />

Die Partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Kindertagesstätten,<br />

den allgemein bildenden <strong>Schule</strong>n und den Vereinigungen<br />

des Laienmusizierens.<br />

KONTAKT<br />

Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM) e.V.<br />

Geschäftsstelle und Beratungsstelle für das<br />

bayerische Musikschulwesen<br />

info@musikschulen-bayern.de<br />

www.musikschulen-bayern.de


5 2 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />

JUGENDKUNSTSCHULE MACHT SCHULE –<br />

DIE EIGENE IDEE AUF EIGENES RISIKO<br />

Katharina Steppe<br />

<strong>Kultur</strong>pädagogin, Leiterin Jugendkunstschule Palette<br />

Augsburg, Vorsitzende, Landesverband der Jugendkunstschulen<br />

und kulturpädagogischen Einrichtungen<br />

in Bayern (LJKE) e.V.<br />

Kunstschulen sind Partner von <strong>Schule</strong> – die Praxis blickt<br />

bereits auf mehr als 20 Jahre zurück. Die Kooperation muss<br />

also noch andere Gründe haben, als den „Ganztag“:<br />

Von der Vergleichbarkeit wieder hin zur Unvergleichlichkeit<br />

Kunst ist Arbeiten mit unbekanntem Ausgang, <strong>Schule</strong> ist zielgerichtet<br />

und muss es sein:<br />

Kunstschulen bieten Schutzraum für das Ziellose, fördern<br />

das Arbeiten ohne Gebrauchsanweisung und laden ein zu<br />

Leistung aus Begeisterung. Wenn Schülerfragen sich entwickeln<br />

vom eintrainierten „Stimmt das so? Ist das so richtig?“<br />

über das ungläubige „Darf man auch machen, was man will?“<br />

und Schüler/-innen irgendwann wieder lernen, was sie selbst<br />

wollen – dann hat das Schulleben einen neuen Aspekt wiedergewonnen,<br />

dann ist Bildung wieder „ganz“.<br />

Etwa 60 Einrichtungen sind in die LJKE eingebunden:<br />

Wie sehen die Kooperationen aus?<br />

>> Ortswechsel: Kunstschulen arbeiten mit Schulgruppen<br />

außerhalb von <strong>Schule</strong>, in den eigenen Ateliers und in Museen;<br />

„nur ein Katzensprung, und der Wechsel ermöglicht andere<br />

Verhaltensweisen“.<br />

>> Sie vermitteln zwischen innen und außen und holen die<br />

Schüler/-innen mit Kunst- und Ausstellungsprojekten in<br />

einen öffentlichen Raum oder binden sie in örtliche Netzwerkprojekte<br />

ein.<br />

>> Kunstschulen bleiben am Thema in Projekten zwischen 6<br />

Wochen und 2 Jahren.<br />

>> Sie kommen an <strong>Schule</strong> und ermöglichen ein Mehr an Personen,<br />

ein Mehr an Zeit, ein Mehr an Raum, ein Mehr an Material.<br />

>> Know-how von außen: sie vermitteln Handwerksmeister als<br />

Partner.<br />

>> Sie bieten eine Ausdrucksmöglichkeit jenseits der Sprache:<br />

Deutsch kann ich noch nicht, aber vielleicht Hundertwasser.<br />

>> Sie stellen sich aktuellen Themen: Gewalt-Prävention, Projekte<br />

für Nachhaltige Entwicklung oder Aids-Prävention und<br />

Gesundheitserziehung.<br />

Angebotsformen<br />

Bildnerisches Gestalten, Plastisches Gestalten, Fotografie,<br />

Film, Digitale Medien, Textilkunst, Design, Interdisziplinäre<br />

Angebote, in Haupt- und Förderschulen, in berufsvorbereitenden<br />

Maßnahmen, in Grundschulen, in Ganztags-Bausteinen, in<br />

Realschulen und (wenig) auch in Gymnasien.<br />

Unterrichtsalltag durchbrechen, Unterrichtsalltag bereichern<br />

Wie das funktioniert? Jedes Kind hat sein eigenes Können, jede<br />

Klasse hat ihren Charakter, jede <strong>Schule</strong> ihr eigenes Gesicht.<br />

Thema und Zeitraum werden jeweils individuell mit der Lehrkraft<br />

abgestimmt. Die Kunstschulen übernehmen Konzeptarbeit,<br />

Planung, Materialbeschaffung und Durchführung der<br />

Kunstprojekte.<br />

Realisierung<br />

Mischfinanzierungen aus kommunaler Unterstützung ( größter<br />

Anteil), Jugendkunstschulmittel, Mittel der einzelnen <strong>Schule</strong>n,<br />

der Fördervereine an <strong>Schule</strong>n, Elternbeiratsmittel; zum<br />

geringsten Teil aus staatlichen Mitteln, z. B. aus der Ganztagsschulförderung.<br />

Vorsicht!<br />

Die Alltagspraxis der bayerischen Einrichtungen zeigt, dass<br />

sich der staatliche Bildungssektor in der Kooperation mit<br />

Kunstschulen „reformiert“ – finanziert wird das absurderweise<br />

aber durch die freien Träger!<br />

Kontakt<br />

Landesverband der Jugendkunstschulen<br />

und kultur pädagogischen Einrichtungen in Bayern (LJKE) e.V.<br />

www.ljke-bayern.de<br />

RUNDFUNK MACHT SCHULE <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />

Marion Glück-Levi<br />

Vorsitzende der Stiftung Zuhören und Abteilungsleiterin<br />

Bildungsprojekte Bayerischer Rundfunk<br />

Elisabeth Utz<br />

Projektleitung „Ohrenspitzen“ und „München hören“,<br />

Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising<br />

1. Bildungsprojekte des Bayerischen Rundfunks –<br />

Studio statt <strong>Schule</strong><br />

Der Bayerische Rundfunk (BR) bietet mit seinen Bildungsprojekten<br />

ein interessantes Angebot für Schüler/-innen und<br />

Lehrer/-innen. Bei den vielen Projekten stehen die Stärkung<br />

von Medienkompetenz sowie die Förderung von Kreativität bei<br />

den Jugendlichen und Lehrkräften im Vordergrund.<br />

In dem Projekt „TurnOn-Radio in der <strong>Schule</strong>“ werden Schüler/<br />

-innen von professionellen Mediencoaches des BR unterstützt,<br />

welche ihnen bei der Umsetzung eines Schulradios helfen. In<br />

Workshops erfahren die Jugendlichen das grundlegende journalistische<br />

Handwerkszeug und werden ein Jahr lang in das Berufsfeld<br />

„Medien“ eingeführt. Die besten TurnOn-Beiträge werden<br />

anschließend von einer fachkundigen Jury prämiert.<br />

Beim „TurnOn“-Schulradiotag haben Jugendliche die Gelegenheit,<br />

die „TurnOn“-<strong>Schule</strong>n sowie die Radioprojekte des BR<br />

besser kennen zu lernen. Die Schüler/-innen können sich dort<br />

Tipps von erfahrenen Schulredaktionen holen und in Workshops<br />

erste Erfahrungen mit dem Medium Radio machen.<br />

Einen eigenen Stadt-, Museums- oder Gedenkstättenführer können<br />

Kinder und Jugendliche im Rahmen des Projektes „Audioguides“<br />

erstellen. Die Schüler/-innen lassen sich von dem inspirieren,<br />

was sie in ihrem Heimatort, in einem Museum oder in einer<br />

Ausstellung sehen. Anschließend vertonen sie ihre Eindrücke mit<br />

Hilfe der Mediencoaches des BR, was einzigartige Audioguides<br />

entstehen lässt.


Entscheidungshilfe bei der Berufswahl leistet das Projekt<br />

„Jobcast“. Für Jugendliche ist es oft schwer, aus über 300 anerkannten<br />

Ausbildungsberufen das individuell passende Berufsbild<br />

herauszufinden. Daher erstellen Schüler/-innen von<br />

Haupt- und Berufsschulen akustische und visuelle Portraits<br />

zu ihren zukünftigen Berufen, welche anschließend im Web<br />

veröffentlicht werden.<br />

Das kulturelle Miteinander verstehen zu lernen, Vorurteile abzubauen<br />

und Freundschaften zu knüpfen, ist Ziel des Projektes<br />

„Lebenswelten“. Hier tauschen Schüler/-innen für einen Tag<br />

ihren Alltag mit Mitschülern/-innen aus einem anderen <strong>Kultur</strong>kreis<br />

und bekommen so Einblick in eine andere Lebenswelt.<br />

Auch für Lehrkräfte hat der BR einiges zu bieten. Das Programm<br />

von „BR <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ enthält ein umfangreiches Angebot an<br />

Veranstaltungen und Fortbildungen. In Workshops haben die<br />

Lehrkräfte die Möglichkeit zu erlernen, wie sie spannende<br />

Medienprojekte mit ihren Schülern/-innen umsetzen können<br />

oder wie der Unterricht mithilfe von Hörspielen lebendiger<br />

gestaltet werden kann.<br />

KONTAKT<br />

Bayerischer Rundfunk, Bildungsprojekte<br />

www.br.de/bildungsprojekte<br />

2. Stiftung Zuhören: Zuhören <strong>macht</strong> klüger<br />

„Die Gesellschaft wird durch Millionen von Gesprächen gebildet.<br />

Wenn ein Mensch seine Geschichte erzählen kann, wird<br />

er Teil einer Gesellschaft. Wem man nicht zuhört, der existiert<br />

nicht.“ (Henning Mankell, Theaterregisseur und Schriftsteller)<br />

Die Fähigkeit des Zuhörens hat Auswirkungen auf alle Bereiche<br />

des gesellschaftlichen Lebens: auf die Kommunikation, auf das<br />

soziale Miteinander sowie auf die Sprach- und Sprechfähigkeit<br />

und damit auch auf das Selbstbewusstsein. Zuhören können<br />

verhilft dazu, Informationen auch durch Medien auszuwählen<br />

und zu verarbeiten und damit zur Teilhabe an Bildungsprozessen<br />

– letztlich am gesellschaftlichen, politischen und kulturellen<br />

Leben. Ziel der Stiftung Zuhören als führende Organisation<br />

der Zuhörförderung in Deutschland ist es, die Schlüsselkompetenz<br />

des Zuhörens in den Zusammenhängen von <strong>Kultur</strong>, Wirtschaft<br />

und Medien zu fördern.<br />

Seit ihrer Gründung im Jahr 2002 gelingt es der Stiftung Zuhören,<br />

in Kooperation mit den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten,<br />

den Landesmedienanstalten und erfolgreichen<br />

Partnern aus verschiedenen Bereichen von der Mitte der Gesellschaft<br />

aus in die Gesellschaft hineinzuwirken. Hauptaugenmerk<br />

der Stiftungsarbeit ist die Förderung des Zuhörens<br />

sowie der Dialogfähigkeit in allen gesellschaftlichen Bereichen.<br />

Beginnend mit den „ganz Kleinen“ gibt es speziell für Krippen<br />

und Kindergärten Projekte, wie die „Hörclubs“ und „Ohren<br />

spitzen“, in denen das bewusste Zuhören der Kinder geschult<br />

wird. Zudem werden auch Erziehern/-innen Fort- und Weiterbildungen<br />

zur Zuhörförderung angeboten. Speziell für <strong>Schule</strong>n<br />

und Jugendeinrichtungen gibt es Angebote, bei denen besonderer<br />

Wert auf eine interaktive Einbindung der Jugend lichen<br />

und die Vermittlung von Medienkompetenz gesetzt wird. So<br />

können Jugendliche in Zusammenarbeit mit professionellen<br />

Mediencoaches selbstständig Audioguides erstellen, in denen<br />

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sie über Museen, Gedenkstätten oder ihre BR Heimatstadt<br />

berichten oder beim Radiowettbewerb „Earsinn“ gemeinsam<br />

mit ihren Lehrern/-innen einen eigenen Radiobeitrag produzieren.<br />

Speziell für Hauptschüler/-innen bietet das Projekt „Mit<br />

Sprechen durchstarten“ durch gezielte Förderung die Möglichkeit<br />

zur Verbesserung ihrer Sprach- und Lernkompetenz. Auch<br />

im Bereich von Familie und Gesellschaft ist die Stiftung Zuhören<br />

aktiv. In Zusammenarbeit mit unterschiedlichen gesellschaftlichen<br />

Akteuren bietet die Stiftung ein breites Angebot<br />

an wechselnden Tagungen, Symposien und Fortbildungen zu<br />

Themenbereichen wie Wirtschaft und Gesundheit.<br />

Die Arbeit in den Projekten und deren Ergebnisse bestärkt<br />

die Stiftung darin, mit ihrem übergeordneten Ziel, zu einer zuhörerfreundlichen<br />

Gesellschaft beitragen zu wollen, auf dem<br />

richtigen Weg zu sein.<br />

KONTAKT<br />

Stiftung Zuhören<br />

www.stiftung-zuhoeren.de<br />

MUSEUM UND SCHULE –<br />

E<strong>IN</strong>E LANGE, ERFOLGREICHE PARTNERSCHAFT<br />

Hannelore Kunz-Ott<br />

Referentin für Museumspädagogik,<br />

Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen<br />

Regine Leipold<br />

Vorstand, Landesarbeitskreis Museumspädagogik Bayern e.V.<br />

Die unmittelbare Begegnung mit originalen Zeugnissen der<br />

Kunst und <strong>Kultur</strong>, Technik und Natur in Museen und Ausstellungen,<br />

die Kenntnis der eigenen, aber auch fremden Geschichte<br />

entwickelt und fördert soziale, kommunikative und kreative<br />

Fähigkeiten. Sie schafft Orientierungsgrundlagen in der Auseinandersetzung<br />

mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.<br />

Gerade für junge Menschen sind deshalb kulturelle und ästhetische<br />

Erfahrungen unabdingbar für die Entwicklung von<br />

Urteilsvermögens und Kreativität. In den „Schatzhäusern“ der<br />

Museen können vielfältige, kulturelle und ästhetische Erfahrungen<br />

auf intensive und unterhaltsame Weise erlebt werden.<br />

Kinder und Jugendliche stehen nicht nur staunend vor den<br />

authentischen Objekten, sie gehen in vielfältigen Programmangeboten<br />

der bayerischen Museen produktiv mit diesem<br />

kulturellen und künstlerischen Erbe um. Indem sie spielend<br />

und fantasievoll die Exponate mit ihrer Lebenswirklichkeit verknüpfen<br />

können, eignen sie sich Kunst, Geschichte und <strong>Kultur</strong><br />

kreativ an. Vielfältige Aneignungsmethoden, vom Betrachten<br />

und Beschreiben bis hin zum forschenden Lernen, regen die<br />

jungen Menschen an, wecken ihre Neugierde und ihren Entdeckergeist.<br />

Der Landesarbeitskreis Museumspädagogik Bayern e.V. sieht<br />

es dabei als eine seiner primären Aufgaben an, die Museen als<br />

außerschulischen Lernort zu verankern. In kontinuierlichen<br />

Fortbildungen werden die neuen Entwicklungen an <strong>Schule</strong>n,<br />

z. B. die Ganztagsschule, die W+P-Seminare (W+P = Wissenschaften<br />

und Projekte) im G8, deren Chancen und Notwendigkeit<br />

einer sich verändernden Zusammenarbeit diskutiert


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und neue Modelle entwickelt. Im „Projektlabor Museumspädagogik“<br />

werden Museen darüber hinaus gezielt gefördert, ihre<br />

Schulprogramme zu evaluieren und zielgruppenorientiert zu<br />

verbessern.<br />

KONTAKT<br />

Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen<br />

www.museen-in-bayern.de<br />

Landesarbeitskreis Museumspädagogik Bayern e.V.<br />

www.museumspaedagogik.org<br />

MUSEUMSPÄDAGOGISCHES ZENTRUM<br />

Verena Eckardt<br />

Promoviert, Studium Geschichte und Deutsch an der Ludwig-<br />

Maximilians-Universität München, seit 2010 am Museums-<br />

Pädagogischen Zentrum zuständig für Öffentlichkeitsarbeit<br />

Das Museums-Pädagogische Zentrum München (MPZ) wurde<br />

1973 gegründet und ist eine Einrichtung des Freistaates Bayern<br />

und der Landeshauptstadt München. Seit dem Jahr 2010<br />

wird es von Dr. Josef Kirmeier (Kunsthistoriker) geleitet. Die<br />

Referenten/-innen des MPZ sind ausgebildete Pädagogen/-innen<br />

und Fachwissenschaftler/-innen, die auf die altersgemäße und<br />

didaktische Vermittlung spezialisiert sind.<br />

Das MPZ bietet in den kunst- und kulturhistorischen sowie<br />

den naturwissenschaftlichen Museen und Sammlungen Münchens<br />

und auch bayernweit Führungen für Schulklassen und<br />

Kindergartengruppen, Fortbildungen für Lehr- und Erziehungskräfte<br />

sowie im Freizeitbereich Veranstaltungen für Kinder,<br />

Jugendliche, Familien und Erwachsene an. Der Schwerpunkt<br />

liegt auf dem Angebot für Schulklassen aller Schularten (auch<br />

Berufs- und, in letzter Zeit verstärkt, Hauptschulen) und aller<br />

Jahrgangsstufen sowie Kindergartengruppen. Damit befindet<br />

sich das MPZ an der Schnittstelle zwischen der Bildungseinrichtung<br />

<strong>Schule</strong> und dem Museum als kultureller Einrichtung.<br />

Die Führungen für Schulklassen sind speziell auf die Voraussetzungen<br />

und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen<br />

abge stimmt und orientieren sich an den Lehrplänen. Der<br />

Museumsbesuch soll die Entdeckerfreude und Kreativität der<br />

Kinder und Jugendlichen anregen. Häufig schließen sich an die<br />

Führungen praktische Arbeiten in einem der MPZ-Studios an,<br />

wie z. B. Malen, Zeichnen und Werken, szenisches Spiel oder<br />

naturwissenschaftliches Experimentieren. Zielgerichtetes<br />

Lernen und Tun werden miteinander verbunden, und auch der<br />

Spaß soll nicht zu kurz kommen.<br />

In enger Zusammenarbeit mit Sozialpädagogen/-innen und<br />

Erziehern/-innen hat das MPZ ein altersgerechtes Führungsangebot<br />

für Kindergartengruppen entwickelt, das auf die<br />

frühpädagogischen Erkenntnisse und Erfordernisse zugeschnitten<br />

ist. Die Kinder werden angeregt, nicht nur genau zu<br />

schauen und zuzuhören, sondern auch selbst aktiv zu werden.<br />

Sie entdecken, forschen und experimentieren und setzen<br />

dabei Erlebtes kreativ um.<br />

Das MPZ ist eine offiziell anerkannte Fortbildungseinrichtung<br />

des Freistaates Bayern und der Landeshauptstadt München.<br />

Etwa 3700 Lehrkräfte aller Schularten, Teilnehmer/-innen<br />

von Studienseminaren sowie Erzieher/-innen nahmen im Jahr<br />

2010 Fortbildungsangebote des MPZ wahr.<br />

Für zahlreiche Museen entwickelt das MPZ als Partner umfangreiche<br />

didaktische Angebote. Auf Anfrage bietet es eine<br />

Beratung von Museen bei didaktischen Fragen zur Gestaltung<br />

von Sonder- und Dauerausstellungen zugunsten einer besucherorientierten<br />

Vermittlung an. Darüber hinaus übernimmt<br />

das MPZ die Schulung von Führungspersonal im Bereich der<br />

Museumspädagogik.<br />

Thematische Handreichungen des MPZ sollen Museumsbesuche<br />

unterstützen. In den Veröffentlichungen werden<br />

Sach informationen didaktisch aufbereitet. Je nach Zielgruppe<br />

erscheinen Arbeitshefte, Themenbände zu Museen oder<br />

Handbücher zur Museumspädagogik. Besonderer Beliebtheit<br />

erfreuen sich die Juniorkataloge für Kinder und Jugendliche.<br />

Das MPZ arbeitet u. a. zusammen mit dem Staatsinstitut für<br />

Schulqualität und Bildungsforschung München, dem Pädagogischen<br />

Institut der Landeshauptstadt München, der Akademie<br />

für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen,<br />

dem Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt<br />

München und dem Kunst- und <strong>Kultur</strong>pädagogischen Zentrum<br />

der Museen in Nürnberg.<br />

KONTAKT<br />

Museums-Pädagogisches Zentrum<br />

medien@mpz.bayern.de, www.mpz.bayern.de


DENKMAL UND SCHULE <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong> ALS ERLEBNIS<br />

Wolfgang Weise<br />

Architekt, der den Verband der Deutschen Architekten-<br />

und Ingenieur-Vereine ( DAI ) im Nationalkomitee für Denkmalschutz<br />

vertritt, Projektleitung von Denkmalschulen<br />

Das Projekt „Denkmal und <strong>Schule</strong>“ existiert seit 2007 mit materieller<br />

Unterstützung des Kultusministeriums. Denkmalfachleute<br />

– meist Architekten/-innen aber auch Restaurateure/<br />

-innen – sensibilisieren Grundschüler/-innen für die Denkmäler<br />

vor Ort. Bisher sind fast 120 Projekte in über 80 <strong>Schule</strong>n durchgeführt<br />

worden. 16 Beispiele sind in dem über 200 Seiten<br />

starken Buch „Erlebnis Denkmal“ dargestellt, das allen bayerischen<br />

Grundschulen zugesandt wurde. Behandelt wurden<br />

viele verschiedene Baudenkmäler, wie Bauern-, Wohn- und<br />

Handwerkerhäuser, Kirchen, Burgen, Schlösser, Brücken, Gartendenkmäler<br />

und Ensemble.<br />

Die Denkmalfachleute leisten etwa 15 Stunden ehrenamtliche<br />

und unentgeltliche Arbeit für ihr Projekt, das folgendermaßen<br />

ablaufen kann:<br />

>> Ein bis zwei Schulstunden Information über die Denkmäler<br />

im Nahbereich der <strong>Schule</strong>. Hierbei soll deutlich werden, aus<br />

welcher Vielfalt die identitätsstiftende Denkmallandschaft<br />

besteht.<br />

>> Eine zwei Schulstunden umfassende Führung durch ein<br />

Denkmal für Denkmaldetektive und Spurensicherer.<br />

>> Ein bis zwei Schulstunden praktische Beispiele aus der Erhaltungspraxis<br />

eines Denkmals und Beantwortung von Fragen<br />

zum Beruf des/-r Architekten/-in, Ingenieurs/-in sowie des/-r<br />

Handwerkers/-in. Hierbei soll u. a. auch deutlich werden, dass<br />

Fachleute aus „dem alten Glump“ zu tragbaren Preisen etwas<br />

machen können.<br />

Die beteiligten Lehrkräfte sorgen dafür, dass die Schüler/<br />

-innen mit ihren eigenen Kräften etwas für die Denkmäler tun<br />

können. Häufig wird ein Rundgang zu den Denkmälern in der<br />

Umgebung der <strong>Schule</strong> ausgearbeitet, der auch veröffentlicht<br />

wird, oder eine Denkmalrallye wird organisiert. Manchmal wird<br />

auch Geld gesammelt; es wurden auch schon Kalender mit<br />

Denkmalmotiven gefertigt etc.<br />

KONTAKT<br />

>> Denkmal und <strong>Schule</strong><br />

info@denkmalschulen.de, www.denkmalschulen.de<br />

>> Architektenkammer<br />

www.byak.de<br />

FACHVERBAND FÜR KUNSTPÄDAGOGIK <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />

Barbara Lutz-Sterzenbach<br />

Kunstpädagogin Vorsitzende des Fachverbandes<br />

für Kunstpädagogik in Bayern (BDK) e.V.<br />

Im Jahr 2009 richtete der Fachverband für Kunstpädagogik<br />

BDK e.V. in Bayern seine Petition an den Landtag: „Mehr Zeit<br />

und Raum für den Kunstunterricht an den bayerischen <strong>Schule</strong>n“.<br />

Diese Petition wurde abgelehnt, obwohl sich das Forum<br />

Bildungspolitik in Bayern mit seinen in dem Jahr bestehenden<br />

35 Verbänden und Organisationen – u. a. Bayerischer Lehrer-<br />

und Lehrerinnenverband (BLLV), Bayerischer Elternverband<br />

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(BEV), Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung (LKB:BY) – allen<br />

Maßgaben angeschlossen hatte.<br />

Unsere Forderungen sind nach wie vor hoch aktuell, die<br />

einseitige Betonung der M<strong>IN</strong>T-Fächer (Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaft und Technik) hat sich zuungunsten der<br />

ästhetischen Fächer an den <strong>Schule</strong>n weiter durchgesetzt.<br />

Es ist Zeit für einen neuen Vorstoß und ein neues wirksames<br />

Bündnis für mehr Zeit und Raum für den Kunstunterricht an<br />

bayerischen <strong>Schule</strong>n.<br />

Kunst an Grundschulen, Realschulen und Gymnasien:<br />

Wie steht die Kunst an der Realschule in Bayern im Moment da?<br />

In den unteren Jahrgangsstufen 5 und 6 ist der Kunstunterricht<br />

sowohl lehrplanmäßig als auch im Stundenmaß gut in den<br />

Gesamtunterricht integriert. Kunst ist bei den Schülern/-innen<br />

sehr beliebt und wird vielfältig und engagiert seitens der Lehrkräfte<br />

umgesetzt.<br />

Ab der 7. Jahrgangsstufe wählen die bayerischen Realschüler/-innen<br />

ihr Profilfach: Sie können sich zwischen naturwissenschaftlichen,<br />

wirtschaftlichen, neusprachlichen (Französisch)<br />

und gestalterischen (Kunst/Werken) sowie sozial-hauswirtschaftlichen<br />

Wahlpflichtfächern entscheiden. Allerdings<br />

besteht die eigentümliche Klausel, wonach der gestalterische<br />

Zweig erst dann zustande kommen darf, wenn eine Französischklasse<br />

gebildet wurde. An den <strong>Schule</strong>n, in denen sich der Kunstzweig<br />

trotz Hindernissen etablieren konnte, besteht ein hoher<br />

Erwartungshorizont bezüglich praktischer und kunsttheoretischer<br />

Lerninhalte. Eine Anerkennung des Faches Kunst in dieser<br />

Wahlpflichtfächerverbindung als wissenschaftliches Fach wird<br />

seit Jahren vom BDK gefordert.<br />

Problematisch ist die Situation an den vielen <strong>Schule</strong>n in<br />

Bayern, die keinen Kunstzweig bilden können: Eine Berufsvorbereitung<br />

für die künstlerisch-medienorientierten sowie für<br />

die handwerklich-sozialen Berufsfelder ist insgesamt nur für<br />

wenige Schüler/-innen an großen Realschulen bzw. Schulorten<br />

möglich.<br />

Abschied vom Leistungskurs Kunst<br />

Zwischen 8 und 10% der bayerischen Schüler/-innen absolvierten<br />

in den vergangenen Jahren im Leistungskurs Kunst<br />

ihr schriftliches Abitur. Eine jahrzehntelange Ära geht zu Ende<br />

und der Abschied vom intensiven künstlerischen Arbeiten<br />

über zwei Jahre hinweg mit fünf Wochenstunden schmerzt<br />

viele Kunstlehrer/-innen. Die Vielfalt und Qualität der letzten<br />

Facharbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen in Bayern<br />

dokumentiert und gefeiert. Es wird sich zeigen müssen, wie<br />

sich künstlerisch interessierte und begabte Schüler/-innen mit<br />

dem Angebot der neuen Oberstufe im G8 mit dem Konstrukt<br />

aus praxisorientierten oder wissenschaftspropädeutischen<br />

Seminaren, Addita und Grundkursen zurechtfinden werden.<br />

Fakt ist: Im ersten Durchlauf des G8 wird nur ein Drittel der<br />

vergleichbaren Schüleranzahl des G9-Jahrgangs in Kunst ihr<br />

schriftliches Abitur ablegen (4520 Schüler/-innen des G9-Jahrgangs;<br />

1600 Schüler/-innen des G8-Jahrgangs).<br />

Personalversorgung im Fach Kunst an Gymnasien<br />

Die Personalversorgung im Fach Kunst an bayerischen Gymnasien<br />

gibt Anlass zur Sorge. Mittlerweile unterrichten im Fach<br />

Kunst an vielen Gymnasien Grund- und Hauptschullehrer/<br />

-innen, Referendare/-innen (z.T. ohne Betreuung vor Ort, aber<br />

mit dem Auftrag, Oberstufenkurse auf das Abitur vorzubereiten)<br />

und weitere, vorübergehend angestellte Teilzeitkräfte,<br />

teils mit, teils ohne einschlägige Fachausbildung. Trotz des


5 6 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />

offenkundigen Bedarfs und einer in manchen Regionen besonders<br />

eklatanten Unterbesetzung werden auch im Fach Kunst<br />

zum September 2011 nicht alle Bewerber/-innen ein Planstellenangebot<br />

erhalten. Einsparungspotenziale ab dem nächsten<br />

Schuljahr – im Sinne einer „demografischen Rendite“ nach dem<br />

Wegfall der Jahrgangsstufe 13 – können für das Fach Kunst<br />

angesichts des Personalmangels keineswegs nachvollzogen<br />

werden.<br />

Zu wenig! Kunst an Grundschulen<br />

Der Kunstunterricht in den Grundschulen ist in den Jahrgangsstufen<br />

3 und 4 nach wie vor nur einstündig. Da hier meist das<br />

Klassenleiterprinzip gilt, wird Kunst in weiten Teilen fachfremd<br />

unterrichtet. Gleichzeitig stellt das Klassenleiterprinzip die<br />

größte Chance des Kunstunterrichts in den Grundschulen<br />

dar. Auf diese Weise gelingt immer wieder fachübergreifender<br />

Unter richt mit Ansätzen ästhetischer Praxis. Eine fokussierte<br />

Weiterbildung von Lehrkräften in der Grundschule, die nicht im<br />

Fach ausgebildet sind, wäre eine positive Perspektive.<br />

Der BDK Bayern bietet u. a. spezifische landesweite Fachveranstaltungen<br />

an:<br />

>> Kunstpädagogischer Tag (z. B. Thema „Schnittstellen):<br />

Vor träge, Workshops, Performances, Infostände u. a.,<br />

>> Tagungen (z. B. „Interkultur. Kunstpädagogik remixed“),<br />

>> Exkursionen (Biennale Venedig, Dokumenta usw.),<br />

>> Fortbildungen, Fachführungen (z.B. aktuelle Ausstellungen<br />

in München).<br />

KONTAKT<br />

Fachverband für Kunstpädagogik<br />

Landesverband Bayern (BDK) e.V.<br />

www.bdkbayern.de<br />

TANZ UND SCHULE<br />

Simone Schulte-Aladag<br />

Leiterin <strong>Kultur</strong>büro, Projekt Tanz und <strong>Schule</strong>, München<br />

Tanz und <strong>Schule</strong> ist ein gemeinnütziger Verein und ein Programmbereich<br />

des erfolgreichen Münchner <strong>Kultur</strong>projekts<br />

„Access to Dance – Tanzplan München“, das von 2006 bis 2010<br />

von der <strong>Kultur</strong>stiftung des Bundes initiiert und gefördert<br />

wurde. Seit 2006 hat Tanz und <strong>Schule</strong> den künstlerischen zeitgenössischen<br />

Tanz für Kinder und Jugendliche in München und<br />

Bayern im Regelunterricht im Klassenverband erlebbar und<br />

erfahrbar ge<strong>macht</strong>.<br />

Die Projekte finden an allen Schulformen statt. Die Vermittlung<br />

von Tanz wird als Teil kultureller Teilhabe allen Kindern<br />

und Jugendlichen zugänglich ge<strong>macht</strong>. Hiermit wird Chancengleichheit<br />

gewährleistet und zugleich der Klassenverband<br />

gestärkt. Bis heute wurden über 250 Projekte durchgeführt<br />

und mehr als 6000 Schüler/-innen erreicht. Die Projekte haben<br />

eine Dauer von 3 Monaten bis zu zwei Jahren, einmal wöchentlich<br />

im Regelunterricht.<br />

© Lara Freiburger: Eskalation, Fotografie; Facharbeit Kunst 2011, Ignaz-Taschner-Gymnasium Dachau (Kunstlehrer: Paul Havermann)


Tanzerziehung fördert nachweislich Kreativität, soziale Kompetenz<br />

sowie die geistige Entwicklung und bietet Raum für<br />

inter kulturelle Begegnungen. Damit unterstützt der Tanz wichtige<br />

Prozesse der Persönlichkeitsentwicklung sowie Identitätsbildung<br />

und trägt zur Ausbildung von Schlüsselkompetenzen<br />

bei.<br />

Qualität und Nachhaltigkeit bestimmen die Arbeit. Zahlreiche<br />

<strong>Schule</strong>n sind zu festen Partnern geworden. An diesen<br />

<strong>Schule</strong>n ist der Tanz bereits in einer oder mehreren Jahrgangsstufen<br />

fest verankert (siehe Projekt „<strong>Kultur</strong>forscher“ an<br />

diversen Grundschulen und Förderschulen etc.). <strong>Schule</strong>n, die<br />

ein <strong>Kultur</strong>profil aufbauen möchten, werden beraten. Tanz und<br />

<strong>Schule</strong> sorgt für die Vermittlung und Betreuung qualifizierter<br />

Tanzpädagogen/-innen und Tänzer/-innen an <strong>Schule</strong>n; Fortbildungen<br />

und individuelle Fachberatung ermöglichen eine kontinuierliche<br />

Qualifizierung der Künstler/-innen.<br />

Die Schulklassen werden regelmäßig eingeladen, Theater- und<br />

Tanzvorstellungen für junges Publikum zu besuchen, um neben<br />

der kreativen Produktion auch die Rezeption von Theater zu<br />

fördern und neue kulturelle Räume für die Jugendlichen zu<br />

erschließen.<br />

Tanz und <strong>Schule</strong> initiiert außerdem Projekte mit anderen<br />

<strong>Kultur</strong>institutionen (u. a. mit dem Bayerischen Staatsballett,<br />

Muffatwerk etc.), um auch außerhalb der <strong>Schule</strong> künstlerische<br />

Prozesse mit Kindern und Jugendlichen in Gang zu setzen.<br />

Für das Netzwerkprojekt „Tanz an Bayerns Grundschulen“<br />

erhielt Tanz und <strong>Schule</strong> 2007 den Zukunftspreis Jugendkultur<br />

der PWC-Stiftung. Tanz und <strong>Schule</strong> ist Gründungsmitglied<br />

im Bundesverband Tanz in <strong>Schule</strong>n e.V. und Mitglied in der<br />

Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern e.V.<br />

Tanz und <strong>Schule</strong> wird im Rahmen von „Access to Dance“<br />

seit 2011 durch das <strong>Kultur</strong>referat der Landeshauptstadt München<br />

gefördert, ist aber auf weitere Förderung angewiesen,<br />

um die Arbeit nach Wegfall der Bundesförderung fortsetzen<br />

zu können. Die Kosten für die Tanzprojekte werden in Teilen<br />

von <strong>Schule</strong>n, öffentlichen Mitteln, privaten Stiftungsgeldern<br />

und Beiträgen der Eltern getragen.<br />

KONTAKT<br />

Tanz und <strong>Schule</strong> e.V.<br />

c/o <strong>Kultur</strong>büro Simone Schulte<br />

info@tanz-und-schule.de<br />

www.tanz-und-schule.de<br />

www.accesstodance.de<br />

TANZPROJEKT <strong>BAYERN</strong><br />

Alan Brooks<br />

Tänzer und Projektleiter bei „Schultanz in Bayern”<br />

„Schultanz in Bayern“ ist ein Projekt des Bayerischen Staatsministeriums<br />

für Unterricht und Kultus, welches den Bereich<br />

des zeitgenössischen Tanzes zum Inhalt hat. Seit dem Start<br />

von „Schultanz in Bayern“ im Jahr 2008 ich als Tänzer und<br />

Choreo graf dieses europaweit einzigartige Projekt.<br />

Für „Schultanz in Bayern“ können sich interessierte <strong>Schule</strong>n<br />

(mit Schwerpunkt Haupt- und Realschulen) aus ganz Bayern<br />

bewerben. Die übliche Projektdauer beträgt eine Woche. Innerhalb<br />

dieses Zeitrahmens erarbeiten die ca. 25 Schüler/-innen in<br />

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täglichen dreistündigen Workshops ihre eigene Choreografie.<br />

Am Ende der Woche und als Abschluss des kreativen Prozesses<br />

präsentieren die Jugendlichen ihr fertiges Tanzstück vor<br />

der Schulgemeinschaft und interessierten Erwachsenen. Um<br />

an dem Projekt teilzunehmen, bedarf es keiner vorherigen<br />

tänzerischen Erfahrung.<br />

Die Arbeit von „Schultanz in Bayern“ beschränkt sich nicht<br />

nur auf das Vermitteln von Wissen und Körperlichkeit des<br />

modernen Tanzes, sondern ermutigt die teilnehmenden<br />

Jugendlichen, sich für neue und kreative Formen des Ausdrucks<br />

zu öffnen. Unter der qualifizierten Anleitung können<br />

sich die Schüler/-innen ohne Angst vor Zurückweisung ausprobieren.<br />

Das tänzerische Finden und Erfahren von Gefühlen,<br />

Ideen und Fähigkeiten vergrößert dabei nicht nur das Bewegungsrepertoire<br />

der Teilnehmer/-innen, sondern stärkt auch<br />

deren Körperbewusstsein und Selbstvertrauen.<br />

Im Laufe der Workshops erfahren die Schüler/-innen, dass<br />

Bewegung und Ausdruck wichtige Bestandteile zwischenmenschlicher<br />

Kommunikation sind. Mut und Offenheit sind<br />

notwendig, um bestehende Grenzen zu überwinden, den eigenen<br />

Horizont zu erweitern und angestammte Rollenbilder zu<br />

verlassen.<br />

KONTAKT<br />

„Schultanz in Bayern”<br />

kontakt@alanbrooks.de<br />

www.alanbrooks.de<br />

THEATER MACHT SCHULE <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />

Günter Frenzel<br />

Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Theater und Film<br />

an den bayerischen <strong>Schule</strong>n e.V.<br />

Wer glaubt, dass sich die ästhetische Bildung wegen der<br />

Dominanz der M<strong>IN</strong>T-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft<br />

und Technik) an den bayerischen <strong>Schule</strong>n verstecken<br />

müsste, irrt. Wie in den anderen künstlerischen<br />

Fächern nimmt die Zahl der Schüler/-innen zu, die sich im Fach<br />

Theater und/oder Film (in den anderen Bundesländern „Darstellendes<br />

Spiel“) in der <strong>Schule</strong> engagieren. An nahezu jeder <strong>Schule</strong><br />

wird Theater gespielt, an vielen gibt es eine aktive Filmgruppe.<br />

Die Zahl der Theater- und Filmabende, die jedes Jahr von den<br />

Eltern und Gästen besucht werden, geht in die Tausende. Bei<br />

den jährlichen Theatertagen von Gymnasium, Realschule und<br />

Grund-, Mittel- und Förderschule lässt sich die Qualität der Aufführungen,<br />

aber auch das Engagement und die Freude, die die<br />

Jugendlichen und auch die betreuenden Lehrer/-innen an der<br />

fordernden und fördernden Arbeit haben, anschaulich ablesen.<br />

Ebenso offensichtlich wird das bei den Filmtagen der bayerischen<br />

<strong>Schule</strong>n, die ebenfalls einen wesentlichen und in der<br />

Öffentlichkeit positiv wahrgenommenen Beitrag zur <strong>Kultur</strong>ellen<br />

Bildung an der <strong>Schule</strong> darstellen. Theateraufführungen und<br />

Filmprojekte tragen, ähnlich wie Chor- und Orchesterproduktionen,<br />

zur erfolgreichen Selbstvergewisserung der <strong>Schule</strong>n<br />

bei, v. a. im Hinblick auf ein eigenes kulturelles Profil, entsprechende<br />

Leistungsfähigkeit im Bereich <strong>Kultur</strong>eller Bildung und<br />

Anschlussfähigkeit an vergleichbare Projekte in den Städten<br />

und Kommunen.<br />

Die künstlerischen Fächer – hier v. a. auch Theater und<br />

Film – erhalten die <strong>Schule</strong>n lebenswert, machen den Jugend-


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lichen Mut und fördern ihre Bereitschaft, sich mit Vergnügen<br />

auch schwierigen Aufgaben zu widmen.<br />

Die Landesarbeitsgemeinschaft Theater und Film an den<br />

bayerischen <strong>Schule</strong>n, als Dachorganisation der Theater- und<br />

Filmlehrer/-innen, leistet hier seit Jahren mit ihren schulartspezifischen<br />

Fördervereinen wichtige und auch perspektivische<br />

Arbeit. Der Pädagogische Arbeitskreis Schultheater an<br />

den Grund- Haupt- und Förderschulen (PAKS) e.V., die Fördergemeinschaft<br />

für das Schultheater an den bayerischen Realschulen<br />

(FSR) e.V., Theater am Gymnasium in Bayern (TAG) e.V.<br />

und Drehort <strong>Schule</strong> e.V. bieten Aus-, Fort- und Weiterbildung an<br />

und veranstalten mit nachhaltigem Erfolg die oben genannten<br />

Theater- und Filmtage.<br />

KONTAKT<br />

Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Theater und Film an den bayerischen <strong>Schule</strong>n e.V.<br />

www.lagds-bayern.de<br />

S<strong>IN</strong> MACHT SCHULE<br />

Hans-Jürgen Palme<br />

Medienpädagoge, Geschäftsführer des S<strong>IN</strong>-Studios im Netz e.V.<br />

Das S<strong>IN</strong>-Studio im Netz ist eine medienpädagogische Facheinrichtung<br />

in München. In den vergangenen Jahren ist eine<br />

ganze Reihe von Formen der Zusammenarbeit mit schulischen<br />

Partnern entstanden.<br />

Computerführerschein<br />

Mit der Grundschule am Canisiusplatz, einer Nachbarschaftseinrichtung<br />

des S<strong>IN</strong>, gibt es für jede Klasse und jede Jahrgangsstufe<br />

ein medienpädagogisches Modul, welches gemeinsam<br />

mit den Lehrkräften erarbeitet wurde. Im Endergebnis erhalten<br />

die Kinder in der vierten Klasse einen Computerführerschein.<br />

Plakataktion „Du und das Internet –<br />

Aktion besserer Umgang mit Medien“<br />

Schüler/-innen der 2. Klassen der Designschule München<br />

haben eine Plakatserie über Gefahren und Risiken des Internets<br />

entworfen. Zielgruppe dafür sind junge Menschen in<br />

<strong>Schule</strong>n und Freizeiteinrichtungen. Zwei Plakatserien gingen<br />

in den Druck und werden Einrichtungen der Jugendarbeit und<br />

<strong>Schule</strong>n im Stadtgebiet München kostenfrei zur Verfügung<br />

gestellt, um die kompetente und reflektierte Internetnutzung<br />

der Jugendlichen zu unterstützen und Bewusstsein für die<br />

problematischen Bereiche des Internets zu schaffen. 1<br />

„Du und das Internet“ ist ein Projekt für Kinder und Jugendliche,<br />

welches von der AG Inter@ktiv/Organisationsstelle S<strong>IN</strong>-<br />

Studio im Netz e.V. in Zusammenarbeit mit dem Pädagogischen<br />

Institut des Schul- und Kultusreferat der Landeshauptstadt<br />

München und der Städtischen Berufsfachschule für Kommunikationsdesign/Designschule<br />

München durchgeführt wurde.<br />

Fachnachmittag „Medienkompetenz“<br />

Mit den Partnern <strong>Schule</strong> und außerschulische Einrichtungen<br />

wird seit dem Jahr 2010 ein Fachnachmittag „Medienkompetenz“<br />

angeboten. Ziel ist dabei, in kompakter Form neue<br />

medien pädagogische Angebote und Entwicklungen kennen zu<br />

lernen. 2<br />

Referententätigkeiten zum Thema<br />

„Besserer Umgang mit Medien“<br />

Die Auswirkungen des WEB 2.0 (Stichwort „Cybermobbing“)<br />

haben zu vermehrten Anfragen von <strong>Schule</strong>n geführt, mit den<br />

jeweiligen Klassen die Gefahren des Internet zu thematisieren.<br />

Zumeist wird dazu eine Doppelstunde veranschlagt.<br />

Multimedia-Lernzentrum<br />

Dieses Projekt bot einen Rahmen, in dem Kinder Bildungssoftware<br />

nutzen können. Einmal wöchentlich für drei Stunden<br />

konnten sich die Kinder von der 1. bis zur 6. Klasse jenseits<br />

von Schulbüchern mit relevanten Lerninhalten beschäftigen.<br />

Das hohe Motivationspotenzial von Medien wurde bewusst<br />

eingesetzt, um den Kindern Anreize in neuer Form zu geben.<br />

Die verwendete Lernsoftware fungierte hier nicht als „Nürnberger<br />

Trichter“, sondern war vielmehr ein anregender Impuls,<br />

um im gemeinsamen Miteinander positive Lernerfahrungen<br />

zu erleben. Dieses Projekt wurde gefördert vom Deutschen<br />

Kinderhilfswerk.<br />

KONTAKT<br />

S<strong>IN</strong>-Studio im Netz e.V.<br />

www.sin-net.de<br />

THEATER UND SCHULE KOMMUNAL<br />

Ilona Herrmann<br />

Leiterin TUSCH München, Pädagogisches Institut, Referat für<br />

Bildung und Sport, Landeshauptstadt München<br />

„TUSCH –Theater und <strong>Schule</strong>“ – ist ein Projekt zur <strong>Kultur</strong>ellen<br />

Bildung sowie zur Förderung und Festigung von langfristiger<br />

und nachhaltiger Zusammenarbeit zwischen <strong>Schule</strong>n und<br />

Thea tern, das sich in Berlin, Hamburg und Frankfurt a. M. seit<br />

vielen Jahren bereits bewährt hat.<br />

„TUSCH München“ ist eine Kooperation des Freistaates Bayern,<br />

des Kultusministeriums und der Landeshauptstadt (LH) München,<br />

dem Schulreferat zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung der Schüler/<br />

-innen in München und Bayern, mit freundlicher Unterstützung<br />

durch das <strong>Kultur</strong>referat der LH München, unter der Schirmherrschaft<br />

von Oberbürgermeister Christian Ude.<br />

„TUSCH München“ initiiert und fördert dauerhafte Partnerschaften<br />

zwischen jeweils einer Münchner <strong>Schule</strong> und einem<br />

Münchner Theater. Die Schüler/-innen sollen die Möglichkeit<br />

bekommen, rezeptiv und produktiv Kontakt zum Theater zu<br />

finden.<br />

1 Plakate der Aktion „Du und das Internet – Aktion besserer Umgang mit Medien“ können unter kontakt@muc.kobis.de kostenfrei bestellt werden. Alle Entwürfe<br />

können unter: www.muc.kobis.de/du-und-das-internet eingesehen werden. Darüber hinaus sind darunter Linktipps, Angebote, Unterrichtsmaterial und<br />

Beratungsangebote zum Thema zu finden.<br />

2 Nähere Informationen hierzu sind unter http://medienkompetenz.mixxt.de zu finden.


Die Partnerschaften werden von der „TUSCH“-Koordination<br />

organisatorisch begleitet. Die Ergebnisse dieser vielfältigen<br />

Projekte werden im Rahmen einer „TUSCH“-Präsentation einmal<br />

jährlich öffentlich gezeigt.<br />

„TUSCH München“ begann ab dem Schuljahr 2009/2010 in<br />

der ersten Runde für jeweils zwei Schuljahre bzw. Spielzeiten<br />

mit fünf Kooperationen: fünf <strong>Schule</strong>n mit insgesamt 3500<br />

Schüler/ -innen aus drei städtischen und zwei staatlichen<br />

<strong>Schule</strong>n arbeiteten mit drei staatlichen, einem städtischen<br />

und einem freien Theater teil (Bayerisches Staatsschauspiel/<br />

GS Hochstraße; Staatstheater am Gärtnerplatz/HS Ichostraße;<br />

Metropoltheater/Städtisches Lion-Feuchtwanger-Gymnasium;<br />

Baye risches Staatsballett/Städtische BOS Sozialwesen;<br />

Münchner Kammerspiele/Städtische Rainer-Werner-<br />

Fassbinder FOS für Gestaltung und Sozialwesen).<br />

Die Zielgruppe des Projektes sind Münchner <strong>Schule</strong>n aller<br />

Schularten, da „TUSCH“ möglichst alle Altersgruppen erreichen<br />

möchte. Wenn Jugendlichen der Weg ins Theater nicht über das<br />

Elternhaus vermittelt wird, so erleben sie Theater und Theatermachen<br />

am ehesten im Rahmen des Schulunterrichtes. Hier<br />

fungiert „TUSCH“ als Mittler zwischen Kunst und Pädagogik<br />

und propagiert die Bildungsqualität von Theater und Theaterspielen.<br />

„TUSCH“ ermöglicht einen lebendigen Austausch zwischen<br />

Schülern/-innen und Theatermacher/-innen. Über den direkten<br />

Kontakt zwischen einer <strong>Schule</strong> und einem Theater lernen die<br />

Jugendlichen den Theaterbetrieb in seiner ganzen Vielfältigkeit<br />

kennen. Sie bekommen Einblicke in das konkrete Bühnengeschehen,<br />

einzelne Inszenierungsvorgänge, die dramaturgischen<br />

Vorarbeiten, die handwerklich-technischen Bereiche,<br />

die Öffentlichkeitsarbeit und Organisation, sie lernen Theater<br />

als Kunstform und als Arbeitsplatz kennen.<br />

„TUSCH“ eröffnet den Schülern/-innen durch den sinnlicherfahrbaren<br />

Zugang zur Theaterwelt neue Gestaltungs- und<br />

Ausdrucksmöglichkeiten und fördert durch das unmittelbare<br />

Erleben und Erproben künstlerische, soziale und kognitive<br />

Kompetenzen.<br />

„TUSCH“ leistet einen wichtigen Beitrag zur <strong>Kultur</strong>ell-Ästhetischen<br />

Bildung. Gestärkt werden öffentliche Handlungsmöglichkeiten,<br />

welche einerseits die Partizipation am kulturellen<br />

Leben der Stadt fördern und andererseits Raum für Kreativität<br />

und Fantasie lassen.<br />

„TUSCH“ ermöglicht den Münchner Theatern Begegnungen mit<br />

jungen Menschen und deren Ansichten, Meinungen, Interessen<br />

und Erfahrungen, aus denen Impulse für die eigenen Inszenierungsprozesse<br />

und Spielplangestaltungen erwachsen<br />

können.<br />

KONTAKT<br />

TUSCH –Theater und <strong>Schule</strong> München<br />

www.tusch-muenchen.de<br />

M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G _ 5 9<br />

THEATE(ER)LEBEN –<br />

E<strong>IN</strong> PROJEKT DER BAYERISCHEN STAATSTHEATER<br />

Julia Kessler-Knopp<br />

Musik- und Theaterpädagogin, Leiterin des Projektbüros<br />

CAMPUS, Kinder- und Jugendabteilung<br />

Dass Kunst von Können kommt, ist eine Binsenweisheit, dass<br />

sie allerdings auch von Künstlern/-innen ge<strong>macht</strong> wird, das<br />

wird zwar anerkannt, doch die Konsequenzen werden manchmal<br />

nicht ernst genommen. Gerade für die Theaterkunst, so<br />

wie sie in Deutschland derzeit in den vielen öffentlichen Theatern<br />

gepflegt wird, hat das Folgen: Sie lebt vom Menschen,<br />

der sie <strong>macht</strong>. Und obwohl in vielen Köpfen, gerade auch in<br />

der <strong>Schule</strong>, noch immer das Denken herrscht, Theater sei eine<br />

dienende Kunst, die Schiller, Mozart oder Bernstein nur für die<br />

Bühne lebendig machen müsse, hat sich das Theater von dieser<br />

Zwangsjacke befreit: Gleichberechtigt neben dem/-r Autoren/<br />

-in oder Komponist/-in stehen Darsteller/-in, Musiker/-in,<br />

Bühnenbildner/-in, Kostümbildner/-in oder Regisseur/-in, die<br />

nicht allein interpretierend, sondern selbstständig das Spiel<br />

des Theaters in Bewegung setzen. Im besten Falle entsteht<br />

etwas ganz Neues: Mozart, aber noch viel mehr!<br />

Das hat Auswirkungen für die Vermittlungsarbeit, denn die<br />

Kunst der Theater ist nicht in generelle Linien zu packen –<br />

und somit auch nicht die Vermittlungsarbeit. Die Bayerischen<br />

Staatstheater, also Schauspiel, Gärtnerplatztheater sowie<br />

Staatsoper und -ballett, sind in ihren künstlerischen Projekten<br />

so unterschiedlich wie man sich nur vorstellen kann. Und doch<br />

haben sich alle drei Häuser auf ihre Weise zur Nachwuchs arbeit<br />

bekannt, was die besondere Verpflichtung für den künstlerischen<br />

Nachwuchs betrifft, sei es im Opernstudio, in Orchesterakademie,<br />

Jugendorchester, Jugendclub, von der Kunst<br />

für das jüngste und junge Publikum und mehr bis hin zur konkreten<br />

Arbeit mit <strong>Schule</strong>n. Und auch hier könnten die Ansätze<br />

unterschiedlicher nicht sein. Wo das Gärtnerplatz theater<br />

konkrete Kooperationen mit musischen Gymnasien pflegt,<br />

die Bühne für Schüler/-innen öffnet und dort gemeinsame Projekte<br />

verwirklicht, da geht das Staatsballett über Jahre hinweg<br />

Tanzprojekte mit <strong>Schule</strong>n ein, wohingegen die Staatsoper ein<br />

weitgestreutes Workshopangebot für unterschiedliche Schultypen<br />

anbietet und dabei auch den Kontakt mit <strong>Schule</strong>n aus<br />

dem (fast schon in Mode gekommenen) Brennpunkt sucht.<br />

Zum einen wird dadurch die künstlerische Kreativität selbst<br />

gefördert, zum anderen wird aber auch der schwierige Weg<br />

der Kunstrezeption in die Vermittlungsarbeit miteinbezogen.<br />

Denn das scheint heute eine besondere Herausforderung zu<br />

sein: Wer Mozarts „Zauberflöte“ in der <strong>Schule</strong> gut vorbereitet,<br />

sieht sich am Abend der Aufführung konkret mit ganz anderen<br />

Sehanforderungen konfrontiert, zu der es zumeist kein<br />

didaktisch aufbereitetes Material gibt: Denn jede Inszenierung<br />

ist so individuell wie der/die Künstler/-in auch. Hierzu bieten<br />

spezielle, in der Lehrerfortbildung anerkannte Maßnahmen der<br />

Staatsoper einen Zugang, der aufwändig, aber maßgeschneidert<br />

auf einzelne Produktionen abgestimmt ist.<br />

Eine Idee haben alle Theater in ihrer Anlage gemeinsam: das<br />

Erleben von Kunst, verstanden als praktizierte kulturelle Teilhabe.<br />

Daher wird auch die Kommunikation in die <strong>Schule</strong>n hinein<br />

über eine gemeinsame Jahresbroschüre aller vier Institutionen<br />

vorgenommen: „THEATerLEBEN“ heißt das Projekt, in dem


© Maya Hässig<br />

6 0 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />

alle Maßnahmen gebündelt präsentiert werden. Die Finanzierung<br />

liegt dabei selbstverständlich in der Hand des Ministeriums<br />

für Wissenschaft und Kunst, zugleich beteiligt sich aber<br />

auch das Ministerium für Unterricht und Kultus – als Zeichen<br />

des gemeinsamen Engagements in diesem Bereich. Denn <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung kennt keine Grenzen zwischen Ministerien oder<br />

verschiedenen Staatstheatern, sie kennt keinen Königsweg,<br />

sondern nur das individuelle Engagement – sehr wohl aber ein<br />

hohes Qualitätsbewusstsein. Und das ist am besten gewährleistet,<br />

wenn nicht die Pädagogik als Selbstzweck verstanden<br />

wird, sondern so viel Kunst wie möglich in der Vermittlung<br />

stattfindet.<br />

KONTAKT<br />

>> Bayerische Staatsoper und Bayerisches Staatsballett<br />

www.staatsoper.de, www.staatsballett.de<br />

>> Bayerisches Staatsschauspiel<br />

Junges Schauspiel<br />

jugend@st-schauspiel.bayern.de<br />

www.bayerischesstaatsschauspiel.de<br />

>> Staatstheater am Gärtnerplatz<br />

Judith.altmann@st-gaertner.bayern.de<br />

www.gaertnerplatztheater.de<br />

STAATLICHE STRUKTUREN DER MEDIENBILDUNG<br />

FÜR BAYERISCHE SCHULEN<br />

1. SchulKino Woche<br />

Vera Haldewang<br />

Lehrerin, ISB – Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung,<br />

Grundsatzabteilung – Referat Medienbildung<br />

Während der SchulKinoWoche öffnen rund 85 bayerische Filmtheater<br />

in Vormittagsveranstaltungen ihre Säle exklusiv für<br />

schulische Bildungszwecke. Allen Schularten und Jahrgangsstufen<br />

wird ein facettenreiches Programm aus Filmen, Lehrerfortbildungen<br />

und Sonderveranstaltungen geboten:<br />

>> Das Filmangebot ist speziell auf den Einsatz im Unterricht<br />

abgestimmt und umfasst Spielfilme, Dokumentarfilme, Animationsfilme<br />

und Filmklassiker. Es ist gegliedert nach Fächern,<br />

Altersempfehlungen und lehrplanrelevanten Themen.<br />

>> Didaktisch aufbereitete Begleitmaterialien zu allen Filmen<br />

der SchulKinoWoche stehen kostenfrei zur Verfügung. Sie<br />

unterstützen die unterrichtliche Vor- und Nachbereitung.<br />

>> Einschlägige Lehrerfortbildungen im Vorfeld der SchulKino-<br />

Woche Bayern unterstützen die Einbindung des Kinobesuchs<br />

in den Unterricht und erleichtern das Filmsehen und Filmverstehen.<br />

>> Kinoseminare für Schüler/-innen ermöglichen Begegnun gen<br />

und cineastische Entdeckungsreisen mit Filmemachern/<br />

-innen, Medienprofis, Fachreferenten/-innen und Medienpäda<br />

gogen/-innen.<br />

>> Schüler/-innen besuchen die Vorführungen zum ermäßigten<br />

Eintrittspreis von 3,00 Euro pro Person. Begleitendes Lehrpersonal<br />

erhält freien Eintritt.<br />

KONTAKT<br />

>> ISB – Staatsinstitut für Schulqualität<br />

und Bildungsforschung,Grundsatzabteilung –<br />

Referat Medienbildung<br />

www.isb.bayern.de<br />

>> SchulKino Woche<br />

www.schulkinowoche-bayern.de<br />

2. Referenzschule für Medienbildung<br />

André Ruppert<br />

Lehrer – Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung,<br />

Grundsatzabteilung – Referat Medienbildung<br />

Im Rahmen des Projektes „Referenzschule für Medienbildung“<br />

wird bis zum Jahr 2016 sukzessive ein bayernweites Netzwerk<br />

von insgesamt 150 Referenzschulen aller Schularten<br />

aufgebaut. Eine Referenzschule für Medienbildung hat einen<br />

nachhaltigen Qualitätsentwicklungsprozess im Medienbereich<br />

in Gang gesetzt und in Form eines Medienentwicklungsplans<br />

dokumentiert.<br />

Im Fokus stehen dabei die Stärkung der Medienkompetenz<br />

der Schüler/-innen und die weitere Verbesserung der Unterrichtqualität.<br />

Dies soll v. a. durch die Implementierung schulspezifischer<br />

Medien- und Methodencurricula und eine systematische<br />

schulinterne Lehrerfortbildung erreicht werden. Die<br />

Erfahrungen und die entstandenen Konzepte werden durch die<br />

Referenzschulen als Multiplikator für andere <strong>Schule</strong>n nutzbar<br />

ge<strong>macht</strong>.


Den <strong>Schule</strong>n können auf zahlreiche Unterstützungsleistungen<br />

zugreifen, z.B. Anrechungsstunden, Fortbildungen, Beratung<br />

durch medienpädagogisch-informationstechnische Beratungslehrkräfte<br />

und Mitglieder des Arbeitskreises „Digit@les<br />

Lehren und Lernen“, ein Online-Portal und einen Leitfaden.<br />

KONTAKT<br />

>> ISB – Staatsinstitut für Schulqualität<br />

und Bildungsforschung,<br />

Grundsatzabteilung – Referat Medienbildung<br />

www.isb.bayern.de<br />

>> Referenzschule für Medienbildung<br />

www.medienschulen.bayern.de<br />

MEDIENBILDUNG UND SCHULE<br />

Günther Anfang<br />

Leiter des Arbeitsbereiches Praxis beim JFF –<br />

Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis<br />

Aktive Medienarbeit in der <strong>Schule</strong> kann gelingen, wenn sie<br />

außerhalb des normalen Unterrichts stattfindet und nicht von<br />

Leistungszwängen dominiert wird. Ein starres 90-Minuten-<br />

Raster ist für medienpädagogische Projekte nicht geeignet,<br />

deshalb sollten Projektzeiträume und Freiräume zur Verfügung<br />

stehen, in denen Schüler/-innen Medienprojekte realisieren<br />

können. Hier ist vieles möglich, vom Videofilm über Audioprojekte<br />

bis hin zu Internetwerkstätten. Nicht die Vermittlung<br />

von abfragbarem Wissen steht dabei im Vordergrund, sondern<br />

Medien als machbar und ge<strong>macht</strong> zu begreifen und eigene Themen<br />

zu bearbeiten. Dies kann in Form eines Spielfilms geschehen,<br />

der beispielsweise das Thema „Ausgrenzung“ aufgreift<br />

oder als Web-2.0-Werkstatt, in dem die Selbstdarstellung im<br />

Internet thematisiert wird. Auch das schuleigene Radio kann<br />

die medienpädagogische Arbeit an der <strong>Schule</strong> verankern.<br />

Grundlegend für alle medienpädagogischen Projekte ist<br />

jedoch, dass sie nicht als Schulfach, sondern als fächerübergreifende<br />

und freiwillige Projekte stattfinden. Ein Beispiel soll<br />

das verdeutlichen: Grundschüler/-innen einer 4. Klasse drehen<br />

einen Spielfilm zum Thema „Selbstvertrauen“. Das Thema ist<br />

Resultat eines Unterrichtsgesprächs, in dem die Kinder ihre<br />

Sorgen und Ängste zur Sprache bringen. Bei der Entwicklung<br />

des Drehbuchs sind die Erfahrungen und Anliegen der Kinder<br />

Ausgangspunkt der Geschichte. Daraus entsteht eine erste<br />

Ideenskizze für einen Spielfilm, die dann in ein Drehbuch umgesetzt<br />

wird. Dies kann alles noch im normalen Unterricht<br />

geschehen. Sobald das Drehbuch steht und auch die Drehorte<br />

klar sind, kann mit der Filmarbeit begonnen werden. Hier ist<br />

mindestens ein Vormittag einzuplanen, besser zwei aufeinanderfolgende<br />

Tage, um die Szenen umzusetzen. Zur Drehbuchberatung<br />

und zu den Filmaufnahmen wird ein/-e Experte/-in<br />

von außerhalb, z. B. von einem Medienzentrum hinzugezogen.<br />

Der/die Experte/-in kann bereits beim Drehbuch eingreifen und<br />

sicherstellen, dass die Szenen auch realisierbar sind.<br />

Beim Drehen sollten die Kinder möglichst alles selbst machen,<br />

um sie auch für den Blick hinter die Kulissen der Medienlandschaft<br />

zu sensibilisieren. Der Schnitt des Films wird schließlich<br />

– v. a. in Grundschulklassen – weitestgehend vorstrukturiert,<br />

mit Unterstützung des Medienprofis umgesetzt. Hier sind<br />

die Schüler/-innen als Experten/-innen gefragt: Was ist ihnen<br />

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wichtig und wie soll die dramatische Gestaltung des Films<br />

erfolgen?<br />

Entstanden (in der Zeit September bis Oktober 2010) ist der<br />

Film „Du schaffst das!“ als gemeinsames Projekt der Montessorischule<br />

Clara Grunwald Unterschleißheim und dem Medienzentrum<br />

München des JFF. Daran beteiligt waren 24 Schüler/<br />

-innen im Alter von 9 bis 10 Jahren, ein Mitarbeiter des Medienzentrums<br />

und zwei Lehrerinnen der <strong>Schule</strong>.<br />

Bei der Premiere des fertigen Films zeigt sich schließlich, was<br />

ein Medienprojekt in der <strong>Schule</strong> erreichen kann. Die Schüler/<br />

-innen sind stolz auf ihr Werk. Sie haben neben vielen technischen<br />

Fertigkeiten auch jede Menge soziale Kompetenzen<br />

gewonnen und ganz nebenbei .einen Zuwachs an Medienkompetenz<br />

erfahren.<br />

KONTAKT<br />

JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis<br />

www.jff.de<br />

FILM MACHT SCHULE<br />

Gabriele Guggemoos<br />

Vorsitzende Treffpunkt Filmkultur e.V.<br />

Treffpunkt Filmkultur e.V. ist im Jahr 2005 als private, unabhängige<br />

Initiative von Eltern und Filmschaffenden gegründet worden,<br />

um Kinder und Jugendliche bei der Entdeckung des Films<br />

zu begleiten. Das Ziel ist es, die Einsicht „Film ist <strong>Kultur</strong>gut,<br />

nicht nur Konsumware“ vor allen Dingen jungen Zuschauern/innen<br />

nahe zu bringen und sich für eine Filmvermittlung als<br />

wesentlichen Bestandteil von <strong>Kultur</strong>vermittlung einzusetzen.<br />

Mit dem „Jugendkinoprojekt“ sollen das Kino und der Film –<br />

in Kooperation von <strong>Schule</strong> und Filmbranche – stärker in den<br />

Schulunterricht einbezogen werden und zu einem komplexen<br />

Verständnis von Film beitragen. Das Wissen über den Film als<br />

Kunstform, als Technologie und audiovisuelles Medium, spielen<br />

dabei ebenso eine Rolle, wie der Bezug zu Themen, Fächern<br />

und Kompetenzen (wie Kreativität, Kommunikation, usw.).<br />

Workshops und Projekte im Kino und in der <strong>Schule</strong> werden<br />

mit Lehrern/-innen und Filmschaffenden gemeinsam geplant.<br />

Weitere Maßnahmen sind Lehrerfortbildungen, Netzwerkaktivitäten<br />

und Bildungspartnerschaften mit anderen kulturellen<br />

Einrichtungen.<br />

Die regionale Infrastruktur der Filmbildung im Unterricht entwickelt<br />

sich aktuell mit der bundesweiten SchulKino Woche,<br />

die im Jahr 2011 in Bayern zum vierten Mal stattfindet und<br />

von Vision Kino – Netzwerk für Film und Medienkompetenz, in<br />

Kooperation mit dem Bayerischen Kultusministerium durchgeführt<br />

wird. Treffpunkt Filmkultur ist Partner der SchulKino<br />

Woche Bayern, gemeinsam mit weiteren Filmbildungsinitiativen<br />

beim Runden Tisch „Film und <strong>Schule</strong> Bayern“ am ISB –<br />

Staats institut für Schulqualität und Bildungsforschung. Auf der<br />

kommunalen Ebene richten sich die Aktivitäten von Treffpunkt<br />

Filmkultur am städtischen Gesamtkonzept <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

aus und werden vom Schulreferat und vom <strong>Kultur</strong>referat München<br />

unterstützt. Perspektiven für die Zukunft entwickeln sich<br />

mit der digitalen Technik, auf Branchenseite mit dem digitalen<br />

Kino, auf Schulseite mit dem digitalen Lernen. Treffpunkt Filmkultur<br />

engagiert sich mit und bei kulturpolitischen Aktivitäten


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zur weiteren Verständigung von Politik, Schuladministration<br />

und Branche, z. B. mit dem Runden Tisch „Film und <strong>Schule</strong><br />

Bayern“ oder etwa mit Fachtagungen in Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen<br />

oder mit dem Kultusministerium.<br />

KONTAKT<br />

Treffpunkt Filmkultur e.V.<br />

www.treffpunkt-filmkultur.de<br />

ARCHITEKTUR MACHT SCHULE<br />

Katharina Matzig<br />

Geschäftsführung Bayerische Architektenkammer<br />

Architektur geht uns alle an, denn sie bestimmt ganz wesentlich,<br />

wie die Welt um uns herum aussieht. Und sie bestimmt<br />

ebenso wesentlich, wie wir in den eigenen vier Wänden und mit<br />

anderen Menschen leben. Doch wer die Qualität der gestalteten<br />

Umwelt schätzen und verbessern möchte, braucht Kriterien:<br />

Deshalb muss die Architektur fester Bestandteil schulischer<br />

Bildung und Erziehung sein – denn ein ganz wichtiges<br />

Ziel der <strong>Schule</strong> ist es, dass sich die jungen Menschen zurechtfinden<br />

in ihrer Umwelt und in der Gesellschaft und ein bewusstes<br />

Verhältnis zu ihrer Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit<br />

entwickeln.<br />

Die Bayerische Architektenkammer bietet daher für Lehrkräfte,<br />

für <strong>Schule</strong>n und Schulklassen verschiedene Projekte<br />

und Programme an:<br />

>> Konzeption und Durchführung jährlicher Lehrerfortbildungen<br />

in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium<br />

für Unterricht und Kultus,<br />

>> Unterstützung und Förderung der Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Architektur und <strong>Schule</strong> (www.lag-as.de),<br />

>> Förderung und Dokumentation von Unterrichtsprojekten,<br />

>> Organisation des bayernweiten Schulklassenprogramms<br />

„Klimadetektive“,<br />

>> Unterstützung des bayernweiten Projekts „Drittklässler und<br />

Denkmäler“,<br />

>> Durchführung von Schulklassenführungen (3. bis 6. Klasse)<br />

„Architektur unter der Lupe“ in München.<br />

KONTAKT<br />

Bayerische Architektenkammer<br />

www.byak.de/start/architektur/architektur-fur-kinder<br />

<strong>BAYERN</strong> LIEST<br />

Robert Stauffer<br />

Geschäftsführer Bayern liest e.V.<br />

Die Förderung von Literatur, Sprache und Lesen ist Hauptanliegen<br />

des 1989 gegründeten gemeinnützigen Vereins Bayern<br />

liest e.V. Um dieses Ziel zu erreichen, unterstützt der Verein<br />

Autorenlesungen und andere Literatur-Veranstaltungen in<br />

öffentlichen Büchereien und <strong>Schule</strong>n, in Buchhandlungen und<br />

Einrichtungen der Jugend- und Erwachsenenbildung. Bayern<br />

liest e.V. knüpft dabei ein Netz zwischen Autoren/-innen, Veranstaltern<br />

und Lesern/-innen und hilft bei der Finanzierung<br />

der Aktivitäten.<br />

Die Tätigkeit des Vereins Bayern liest wird finanziell unterstützt<br />

durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft,<br />

Forschung und Kunst sowie durch Mitgliedsbeiträge<br />

und Zuwendungen von Sponsoren.<br />

Serviceleistungen<br />

>> Der Verein fördert Veranstaltungen mit Autoren/-innen und<br />

Illustratoren/-innen (derzeit über 300 jährlich) und<br />

>> leistet einen Zuschuss zu den Kosten (Honorar, Fahrtkosten,<br />

Übernachtung, Tagegeld). Die Vergabe-Richtlinien können bei<br />

der Geschäftsstelle von Bayern liest e. V. angefordert oder<br />

von der Homepage www.bayern-liest.de herunter geladen<br />

werden.<br />

>> Der Verein ist Partner in Projekten zur Literatur-, Lese- und<br />

Zuhörförderung z. B. bei Fortbildungsveranstaltungen für<br />

Lehrkräfte an <strong>Schule</strong>n oder im Literaturhaus München.<br />

>> Der Verein leitet das von ihm initiierte Projekt „Literatur im<br />

Museum“, mit Lesungen, Schreibwerkstätten und Vorträgen.<br />

>> Der Verein beteiligt sich an der Juryarbeit und an der Finanzierung<br />

des Nachwuchsförderpreises „LiterturUpdate Bayern“.<br />

KONTAKT<br />

Bayern liest e.V.<br />

c/o Robert Stauffer<br />

rostauffer@googlemail.com<br />

KLASSE.IM.PULS<br />

Wolfgang Pfeiffer<br />

Prof. Dr., Projektleiter bei klasse.im.puls, Universität Erlangen<br />

Im vergangenen Jahr starteten 12 Haupt- und Realschulen<br />

im bundesweit einzigen Projekt „klasse.im.puls“, unter der<br />

Führung der Professur Musikpädagogik an der Universität<br />

Erlangen-Nürnberg. Aus dem Impuls hat sich rasch eine große<br />

Welle entwickelt: die Zahl der am Projekt teilnehmenden<br />

<strong>Schule</strong>n hat sich verdreifacht. Im Schuljahr 2010/11 wurden<br />

an weiteren 33 <strong>Schule</strong>n Musikklassen eingerichtet, sodass<br />

am Projekt insgesamt 45 <strong>Schule</strong>n teilnehmen (27 Bandklassen,<br />

13 Chorklassen, 5 Bläserklassen, 2 Percussionsklassen,<br />

1 Streicherklasse). Für die Instrumentalausstattung konnten<br />

bereits 100 000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Für das<br />

kommende Schuljahr stehen bereits 30 <strong>Schule</strong>n auf der Warteliste.<br />

Es werden sowohl neue interessierte Lehrer/-innen<br />

für die Leitung einer Musikklasse weitergebildet als auch die<br />

Erfahrungen in der täglichen Arbeit in speziellen Foren unter<br />

den Praktikern/-innen ausgetauscht.<br />

Bandklassen sind der neue Trend an Haupt- und Realschulen.<br />

Alle Schüler/-innen einer Klasse lernen ein Bandinstrument<br />

und musizieren in kleinen Bands. Erfreulich ist auch die Wiederentdeckung<br />

des Singens in Chorklassen und das Interesse für<br />

rhythmische Ausdrucksformen in Percussionklassen. In den<br />

Bläser- und Streicherklassen erlernen die Kinder das Spiel auf<br />

den traditionellen Instrumenten und können ihre Fähigkeiten<br />

im Klassenorchester anwenden. Das Erlernen des Instruments<br />

findet nicht am Nachmittag und in langjährigem Einzelunterricht<br />

statt. Instrumentalunterricht und Ensemblespiel sind<br />

Teile des regulären Musikunterrichts. Ziel des Projekts ist es,<br />

Schüler/-innen in Haupt- und Realschulen durch Musik in ihrer<br />

Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Schließlich erleben sie<br />

auf diese Weise ihre Klasse völlig neu im gemeinsamen Puls


musizierend und erfahren dabei, wie wichtig jeder Einzelne für<br />

die gemeinschaftlich angestrebte Harmonie ist.<br />

Erstmals wird solch ein Projekt unter der Leitung einer Universität<br />

eingeführt, dem Projektleiter Prof. Dr. Wolfgang Pfeiffer<br />

wurden dafür vom bayerischen Staatsministerium für Unterricht<br />

und Kultus zwei erfahrene Musiklehrkräfte, Evelyn Beißel<br />

und Tobias Fichte, als Projektmanager/-in zur Seite gestellt: Sie<br />

unterstützen die <strong>Schule</strong>n in der Organisation, in der Integration<br />

in das Schulprofil, sie begleiten die Durchführung, überprüfen<br />

die Nachhaltigkeit und stellen über Sponsoren Mittel für<br />

die Instrumente zur Verfügung. Dadurch sollen Nachhaltigkeit<br />

und einen hohe Qualität sichergestellt werden. Die Ergebnisse<br />

sind bereits jetzt vielversprechend: die Schüler/-innen identifizieren<br />

sich mit ihrer <strong>Schule</strong>, sie sind extrem motiviert und<br />

stolz, in diese <strong>Schule</strong> gehen zu dürfen. Langfristig fördert die<br />

Musik neben der Motivation das Selbstbewusstsein, die Integration<br />

von Kindern unterschiedlicher Herkunft, die soziale<br />

Kompetenz und baut das Aggressionspotenzial ab.<br />

KONTAKT<br />

klasse.im.puls<br />

www.klasse-im-puls.de<br />

PRAXIS KULTURELLE BILDUNG,<br />

Z. B. AN DER WILLY-BRAND-GESAMTSCHULE MÜNCHEN<br />

Tom Biburger<br />

Leiter Institut für Angewandte <strong>Kultur</strong>elle Bildung München<br />

„Jeder ist auf seine Art anders.“ (Sarah, 13 Jahre)<br />

Szenisches Handeln – Dramaturgie des Lernens<br />

Das Institut für Angewandte <strong>Kultur</strong>elle Bildung (IAKB) entwickelt<br />

seit dem Jahr 2005 an <strong>Schule</strong>n, wie der städtischen Willy-<br />

Brandt-Gesamtschule München (WBG), modellhafte Theater-/<br />

Tanz-/Filmprojekte zu Themen wie: „Interkulturelle Auseinandersetzung“,<br />

„Armut“, „Drogen“, „(Sexuelle) Gewalt“, „Liebe“<br />

und „Integration“. In der europa- und bundesweit ausgezeichneten<br />

Projektarbeit 1 geht es darum, qualitativ hochwertige<br />

Bildungsangebote nachhaltig zu verankern. Der gesellschaftliche<br />

Auftrag lautet, Kindern und Jugendlichen Entwicklungs-<br />

und Bildungschancen zu geben.<br />

Die gemeinsam mit Schüler/-innen erarbeiteten Inszenierungen<br />

sind Ausdruck neuer Lernkulturen inner- und außerhalb<br />

von Unterricht (vgl. Hill/Biburger/Wenzlik 2008). Texte, Szenen<br />

und Choreografien entstehen aus Erfahrungs- und Ideenwelten<br />

von Kindern und Jugendlichen: aus ihrem sozialen Umfeld und<br />

kulturellen Wurzeln – nicht aus fertigen Textvorlagen oder<br />

Schrittfolgen.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Strategie<br />

Das IAKB hat in einem mehrjährigen Praxisforschungsprojekt<br />

die Projektarbeit wissenschaftlich untersucht. Unter<br />

dem Begriff „Szenisches Handeln“ haben Künstler/-innen und<br />

Pädagogen/-innen gemeinsam innovative künstlerisch-kultur-<br />

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pädagogische Methoden entwickelt, um kulturelle wie soziale<br />

Lern- und Bildungsprozesse bei Kindern und Jugendlichen zu<br />

fördern und ihre Integration zu stärken (vgl. Biburger/Wenzlik<br />

2009).<br />

Mit den neuen Methoden schöpfen Kinder und Jugendliche Mut,<br />

uns ihre Erfahrungs- und Erlebniswelten zu öffnen und diese in<br />

(angeleiteter) künstlerischer Form gestaltet zu zeigen.<br />

Bildungsträger wie die WBG können Projekte, wie zuletzt „Bist<br />

du sicher?“ 2 , die jenseits von sozialem, schulischem oder kulturell<br />

bedingtem Erwartungs- und Leistungsdruck stehen,<br />

in ihre schulischen Abläufe, wöchentlich zwei Stunden sowie<br />

mehrere Projekttage inner- und außerhalb der <strong>Schule</strong>, integrieren.<br />

Nachhaltigkeit<br />

Die <strong>Schule</strong> begreift die neuen Methoden als Chance für eine<br />

nachhaltige <strong>Schule</strong>ntwicklung. Das Projekt kann die <strong>Schule</strong> in<br />

soziale und kulturelle Bereiche „öffnen“, als Schnittstelle zwischen<br />

Kunst, <strong>Kultur</strong> und Jugendhilfe, als eine interkulturelle,<br />

kulturpädagogische und soziale Bildungsschule, als Ort des<br />

Lernens und der Integration.<br />

Kooperationspartner in einzelnen Projektphasen sind Kirchen,<br />

Moscheen, Sportstätten, private Treffpunkte oder Wohnungen<br />

von Familien der Teilnehmer/-innen, die durch den offenen Recherche-<br />

und Probenprozess für die Projektthematik sensibilisiert<br />

und z.T. ins Projekt integriert werden können.<br />

Öffentlichkeit<br />

Recherche, Proben und Filmaufnahmen im öffentlichen Raum<br />

sowie Aufführungen sind für die Lern- und Bildungsprozesse<br />

der Schüler/-innen methodisch motiviert. Die Projekte erreichen<br />

in der Regel aufgrund der angewandten interdisziplinären<br />

Methoden eine hohe künstlerische Qualität und können an<br />

öffentlichen Orten aufgeführt werden.<br />

Kontakt<br />

Institut für Angewandte <strong>Kultur</strong>elle Bildung (IAKB)<br />

www.iakb.de<br />

LITERATUR<br />

Hill, Burkhard/Biburger, Tom/Wenzlik, Alexander (2008):<br />

Lernkultur und <strong>Kultur</strong>elle Bildung. München.<br />

Biburger, Tom/Wenzlik, Alexander (2009): Ich hab gar nicht<br />

gemerkt, dass ich was lern. München.<br />

1 Europäische Union, Europäisches Jahr 2010, Programm „<strong>Kultur</strong>forscher“ 2009–2011, „Lebenskunst lernen“ 2008, „MIXED UP!“ 2007, „Kinder zum Olymp!“ 2006.<br />

2 Siehe www.iakb.de/projekte.


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SCHULKOOPERATION IM STADTTEIL:<br />

QUAX-K<strong>IN</strong>DER- UND JUGENDKULTURZENTRUM RIEM<br />

Karl-Michael Brand<br />

Kunstpädagoge, Vorsitzender Echo e.V. und Leiter des Kinder-<br />

und Jugendkulturzentrums QUAX in München<br />

ECHO, der gemeinnützige Verein für integrative Spiel- und <strong>Kultur</strong>pädagogik,<br />

wurde 1990 in München gegründet und ist freier<br />

Träger der Jugendhilfe nach §75 KJHG. Die Kernkompetenzen<br />

des Trägers liegen in den Bereichen Inklusion und <strong>Kultur</strong>eller Bildung.<br />

(Schwerpunkte hier: Theater, Zirkus, Literatur, Bil dende<br />

Kunst, Medien, Partizipation und Spiel). Der Verein betreibt<br />

überregional einen mobilen kulturpädagogischen Dienst, eine<br />

Jugendkulturwerkstatt in der Stadt Dachau (DAKS – Dachauer<br />

Kreativschmiede) und Münchens größte regionale Kinder- und<br />

Jugendeinrichtung namens Quax (Zentrum für Freizeit und<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung in der Messestadt Riem), bestehend aus<br />

Kinderhaus, Jugendzentrum, Abenteuer spielplatz und mobiler<br />

Einheit.<br />

Darüber hinaus ist ein wichtiges Standbein der Arbeit von ECHO<br />

e.V. die Konzeption von Maßnahmen der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung für<br />

<strong>Schule</strong> und als flankierende Angebote zur <strong>Schule</strong>.<br />

Schwerpunkt Stadtteilbezug<br />

Durch das Großprojekt Quax hat die Arbeit des Trägers natürlich<br />

einen starken Stadtteilbezug. In der Messestadt Riem<br />

entsteht seit 1998 ein Stadtteil mit Wohnraum für 16 000<br />

Menschen. Die Realisierung, die mittlerweile sehr weit fortgeschritten<br />

ist, wird in einzelnen Bauabschnitten vorgenommen.<br />

Die Messestadt ist zum momentanen Zeitpunkt bereits<br />

der kinderreichste Stadtteil Münchens und verfügt über einen<br />

Bewohnerschaft aus ca. 100 Herkunftsnationen.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung und <strong>Schule</strong><br />

In den 20 Jahren seit Bestehen des Trägers hat sich die Kooperation<br />

mit <strong>Schule</strong> massiv in Richtung Ausdifferenzierung verändert.<br />

Der Einstieg war ein loser Kontakt, bei dem offene kulturpädagogische<br />

Spiel- und Lernräume ihr Programm um ein<br />

vormittägliches Programm – zeitlich und didaktisch auf Schulklassen<br />

zugeschnitten – erweiterten und diese Programme<br />

gesondert bewarben. Schulklassen besuchten die Angebote.<br />

In einem weiteren Schritt forderten <strong>Schule</strong>n, die die Angebote<br />

kennen gelernt hatten, ihrerseits Projekte als Ergänzung zum<br />

Schulalltag in der <strong>Schule</strong> an, sie reichten von kleinen Lerneinheiten<br />

im Medienbereich bis hin zu Ökologie- oder Zirkusprojektwochen<br />

für ganze <strong>Schule</strong>n. ECHO ging also wieder in die<br />

<strong>Schule</strong>. Dieser Bereich entwickelte sich aufgrund steigender<br />

Nachfrage stetig weiter – mit einer steigenden überregionalen<br />

Tendenz.<br />

Parallel dazu begann das Team spezielle Angebote für Schulklassen<br />

im eigenen Haus zu entwickeln, z. B. eine Theatermitmachwerkstatt<br />

zur Literaturvermittlung. Damit hat das Haus<br />

zusätzliche Auslastung in den Vormittagsstunden erreicht. Die<br />

Nachfrage ist hier deutlich höher als das Angebot – <strong>Schule</strong>n<br />

aus dem ganzen Stadtgebiet nutzen mittlerweile diese Blockprogramme.<br />

Als nun das Thema „gebundener Ganztag“, mit einer Verschränkung<br />

von Freizeit, außerschulischen Bildungsangeboten und<br />

Unterrichtszeit als Einheit, in Hauptschulen und Förderzent-<br />

ren immer aktueller wurde, lag es für die <strong>Schule</strong>n nahe, sich<br />

dafür einen priorisierten Partner zu suchen, der die außerschulischen<br />

Angebote verantwortet. Im Moment sind dies Kursangebote<br />

und Aktionen aus den Bereichen differenzierter Sport,<br />

Schulspiel und ästhetische Bildung/Medienerziehung, ergänzt<br />

durch ein bis zwei thematische Blockprojekte im Schuljahr.<br />

Dies brachte auch Vereinfachung bei der Qualitätssicherung.<br />

Aufgrund der guten Erfahrungen kommen auch immer mehr<br />

Anfragen von <strong>Schule</strong>n außerhalb des Stadtteils.<br />

Parallel zu diesen direkt mit den <strong>Schule</strong>n verhandelten Bausteinen<br />

entwickelte der Verein noch mehrere modellhafte<br />

flankierende Projekte im Auftrag und in Kooperation mit kommunalem<br />

Schulreferat, Jugendamt und Bezirksregierung, wie<br />

einen schultypenübergreifenden, inklusiven Hort, mit direktem<br />

Zugriff auf die offenen Programme der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

im Haus, eine „Gripsothek“ mit schulergänzendem Kleingruppenunterricht<br />

in Projektgruppen, Angebote der offenen Ganztagsschule<br />

mit kulturpädagogischen Programminhalten oder<br />

„KoCheck“, ein Berufsorientierungsprojekt mit Kommunikationstraining,<br />

Praktikumsphase und Erwerb des Bildungspasses<br />

„Kompetenznachweis <strong>Kultur</strong>“.<br />

Vision – <strong>Kultur</strong>schule<br />

Es gibt also eine Vielzahl von Angeboten rund um die <strong>Schule</strong>,<br />

allerdings gibt es keine ernsthafte Regelung einer Kooperation<br />

auf Augenhöhe, weil das zuständige Landesministerium dies<br />

für die Kooperation mit außerschulischen Bildungsträgern einfach<br />

nicht zulässt. Ganz pragmatisch profitieren die Schüler/<br />

-innen, die <strong>Schule</strong> und der Träger ganz enorm von guten Kooperationen.<br />

Die zusätzliche Kompetenz, die ECHO der <strong>Schule</strong><br />

anbieten kann, entwickelt der Verein aber ganz eindeutig im<br />

Laboratorium der außerschulischen <strong>Kultur</strong>ellen Bildung, die im<br />

Zuge zunehmender Serviceorientierung deswegen keinesfalls<br />

aus dem Blickfeld geraten darf.<br />

Dies und die Bereitschaft der Schulverwaltung ästhetischkulturelle<br />

Praxis in den Mittelpunkt aller Bereiche des Schullebens<br />

zu stellen, ergäben den optimalen Nährboden für die<br />

von Max Fuchs, dem Vorsitzenden des Deutschen <strong>Kultur</strong>rats,<br />

propagierte <strong>Kultur</strong>schule …Visionen sollten erlaubt sein!<br />

KONTAKT<br />

ECHO e.V.<br />

www.echo-ev.de<br />

SCHULEN <strong>IN</strong> FREIER TRÄGERSCHAFT<br />

SETZEN AUF KULTUR<br />

Ulrich Besirske<br />

Lehrer, Mitarbeiter der Münchner Schulstiftung Ernst v. Borries<br />

„<strong>Kultur</strong>elle Bildung braucht Freiräume. Ich finde es großartig,<br />

wie sich private <strong>Schule</strong>n in diesem Bereich profilieren.“<br />

(Wolfgang Heubisch, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft,<br />

Forschung und Kunst)<br />

Ihre speziellen Bildungsangebote „vervollständigen und bereichern<br />

das öffentliche Schulwesen“ (Art. 90 BayEUG): Mehr als<br />

200 000 Schüler/-innen aller Schularten besuchen in Bayern<br />

über 1000 <strong>Schule</strong>n in freier Trägerschaft, darunter sind viele<br />

kirchliche <strong>Schule</strong>n, die getreu dem benediktinischen Motto


„Dass in allem Gott verherrlicht werde“ seit über tausend Jahren<br />

als Vermittler von Kunst, Literatur und Musik, Kunsthandwerk<br />

und Theaterspiel in Bayern <strong>Kultur</strong>elle Bildung anbieten.<br />

Darüber hinaus betreiben engagierte Pädagogen/-innen eine<br />

Vielzahl von privaten allgemein bildenden <strong>Schule</strong>n unterschiedlicher<br />

Prägung. Außerdem qualifizieren private <strong>Schule</strong>n<br />

direkt im kulturellen Bereich: Musik-, Grafik- und Schauspielschulen,<br />

Fachakademien etc.<br />

„Private <strong>Schule</strong>n: Ateliers für Menschenbildung.“ (Thomas<br />

Goppel, Präsident des Bayerischen Musikrates)<br />

Außerordentliche Schulprofile sind Grundlage privater <strong>Schule</strong>n,<br />

sie setzen sich so vom Gratisangebot der öffentlichen<br />

<strong>Schule</strong>n ab. Beispielsweise im Bereich der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung:<br />

>> Die Musisch-aktive Montessori-<strong>Schule</strong> Bad Tölz <strong>macht</strong> das<br />

Musische zum Bestandteil des Schulnamens.<br />

>> Das Kleine Private Lehrinstitut Derksen betont: „Wenn es uns<br />

Lehrern gelingt [...] bei unseren Kindern die Freude und den<br />

dazugehörigen Ernst am Spiel zu fördern, erziehen wir sie zu<br />

ästhetischen Menschen und bereiten den Weg für die ersten<br />

Schritte in eine menschliche Wirklichkeit.“<br />

>> Der Verband Bayerischer Privatschulen (VBP) ist Mitglied in<br />

der LKB:BY.<br />

>> Die Münchner Schulstiftung Ernst v. Borries, Träger von zwei<br />

Gymnasien, einer bilingualen Grundschule und anderen Bildungseinrichtungen<br />

in der Landeshauptstadt, Mitglied in der<br />

Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern e. V. (LKB:BY),<br />

formuliert in ihren verbindlichen Pädagogischen Grundsätzen:<br />

„Über den Unterrichtsstoff hinaus wird die <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

der Schüler/-innen gefördert und versucht, ihnen den<br />

Bezug ihrer nationalen zur europäischen <strong>Kultur</strong> bewusst zu<br />

machen.“ Diese Aufgabe wird immer wieder anspruchsvoll<br />

umgesetzt, z. B. durch ein Regelunterrichtsfach „Theater“,<br />

Bläser- und Sängerklassen, ein allwöchentliches „Offenes<br />

Atelier“, europäische COMENIUS-Projekte, kooperative <strong>Kultur</strong>-<br />

Projekte mit den Münchner Philharmonikern („Kosmos Messiaen“;<br />

„Hindemith – Her damit!“; „Neue Töne finden Bläser<br />

klasse!“) und der Bayerischen Staatsoper („Sieggie.04.de“;<br />

CAMPUS-Angebote); mehrfach in der Endrunde des Wettbewerbs<br />

„Kinder zum Olymp“.<br />

„<strong>Kultur</strong> ist Menschenrecht, sie führt aus der Herrschaft der Notwendigkeit<br />

in die Sphäre der Freiheit. Teilhabe an den Künsten<br />

<strong>macht</strong> den Menschen mündig, sie gibt ihm Kraft zum Überleben.“<br />

(Kent Nagano, Generalmusikdirektor der Bayerischen<br />

Staatsoper)<br />

Viele private <strong>Schule</strong>n in Bayern teilen diese Überzeugung und<br />

werden auf rigide Elternbedenken gegen kulturelle Bildungsprojekte<br />

– „Die sollen was Gescheites lernen und sich hier kein<br />

schönes Leben machen!“ – erwidern: „Genau dafür arbeiten<br />

wir, dass es unseren Schülern/-innen einmal gelingt, ein kulturerfülltes,<br />

schönes Leben zu führen!“<br />

KONTAKT<br />

Münchner Schulstiftung Ernst v. Borries<br />

www.muenchner-schulstiftung.de<br />

M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G _ 6 5<br />

ANGEBOTSBÖRSE FÜR KÜNSTLER/-<strong>IN</strong>NEN<br />

Christine Fuchs<br />

Vorsitzende des Kunstvereins Ingolstadt e.V., Geschäftsführerin<br />

Arbeitskreis für gemeinsame <strong>Kultur</strong>arbeit bayerischer<br />

Städte<br />

Der Bedarf an kulturellen Bildungsmaßnahmen für Kinder<br />

und Jugendliche wächst stetig. Damit es auch zukünftig<br />

Künstler/-innen sowie ein kulturell gebildetes Publikum gibt,<br />

ist Engagement verschiedener Seiten nötig. Städte, <strong>Schule</strong>n,<br />

die außerschulische Jugendbildung und öffentliche <strong>Kultur</strong>einrichtungen<br />

stehen in der Pflicht, geeignete Projekte und Initiativen<br />

auf den Weg zu bringen, Kunstschaffende sind gefragt,<br />

ansprechende Angebote für Kinder und Jugendliche zu entwickeln.<br />

Hierzu braucht es Strukturen und Anlässe. Diese bietet<br />

der Arbeitskreis für gemeinsame <strong>Kultur</strong>arbeit bayerischer<br />

Städte e.V. an, ein Netzwerk von 50 Städten in Bayern.<br />

Unter dem Namen „Angebotsbörse“ betreibt er ein Onlineportal,<br />

das Künstlern/-innen, öffentlichen <strong>Kultur</strong>veranstaltern,<br />

Bildungsträgern und <strong>Schule</strong>n die Kontaktaufnahme miteinander<br />

erleichtern und Kooperationen ermöglichen soll. Derzeit<br />

sind bayernweit über 200 Nutzer/-innen registriert, die per<br />

Newsletter regelmäßig über Künstler/-innen aller Sparten,<br />

deren Arbeitsschwerpunkte und Projekte sowie über Workshops,<br />

Tagungen und Ausschreibungen informiert werden.<br />

Nicht alle bayerischen Städte haben eigene <strong>Kultur</strong>portale<br />

und die bundessweite Angebotsbörse ist für sie eine wichtige<br />

Informationsquelle. Für Künstler/-innen ist die Vermittlung<br />

kostenfrei und eine gute Möglichkeit, sich auch Veranstaltern<br />

in anderen Städten bekannt zu machen.<br />

Anlässe zur Unterstützung der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung schafft der<br />

Arbeitskreis mit bayernweiten Festivals, z. B. 2012 unter dem<br />

Motto „Stadt.Geschichte.Zukunft.“. Die Angebotsbörsen wenden<br />

sich an alle Künstler/-innen, die gerne Projekte für Kinder<br />

und Jugendliche in Bayern anbieten möchten und an einer<br />

Zusammenarbeit mit <strong>Schule</strong>n und öffentlichen Einrichtungen<br />

interessiert sind.<br />

KONTAKT<br />

Arbeitskreis für gemeinsame <strong>Kultur</strong>arbeit<br />

www.gemeinsamekulturarbeit.de,<br />

www.angebotsboerse.com<br />

© Michael Bause


6 6 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />

ANGEBOTE UND PROGRAMME FREIER TRÄGER<br />

AN „DRITTEN ORTEN“ FÜR SCHULEN, Z. B. <strong>IN</strong> MÜNCHEN<br />

1. <strong>Kultur</strong> und Spielraum e.V.<br />

Margit Maschek-Grüneisl<br />

<strong>Kultur</strong>- und Sozialpädagogin, Pädagogische Leitung <strong>Kultur</strong>pädagogischer<br />

Dienst des Trägers <strong>Kultur</strong> & Spielraum e.V., Arbeitsschwerpunkte<br />

Leseförderung, Naturwissenschaft, Technik und<br />

Kunst, Koordinatorin des Netzwerkes Kinderkultur (KiKS)<br />

Der Begriff des Raumes im Namen des Vereins <strong>Kultur</strong> & Spielraum<br />

verweist auf die besondere Verpflichtung, die der Erschließung<br />

neuer Lernorte für Kinder und Jugendliche zukommt, auch<br />

temporär und nur zu bestimmten Anlässen.<br />

Als Lernort kann – jenseits von expliziten Bildungseinrichtungen<br />

– im Prinzip alles beschrieben werden, das Kaufhaus und<br />

Fitness-Center, das Museum und Internet, der Arbeitsplatz, ein<br />

Zoo, ein Betrieb, das Rathaus, der Park, eine Kirche, der öffentliche<br />

Raum ...<br />

Bedeutsam für ein didaktisches Konzept werden sie erst, wenn<br />

ihre Eigenheiten, Möglichkeiten und Besonderheiten in Bezug<br />

auf die Zielgruppe reflektiert und um zusätzliche wie spezifische<br />

Anregungspotenziale und Anlässe zum Lernen angereichert<br />

werden. Dies gilt besonders für all die Orte, die nicht<br />

bereits nach didaktischen Erwägungen gestaltet sind, wie z. B.<br />

Museen, Science Center oder Ausstellungshallen.<br />

Die pädagogische Intention und gemeinsame Aufgabe ist es,<br />

an qualitativ unterschiedlichen Orten situations- und kindgemäße<br />

Lernarrangements herzustellen, damit Kindern darin<br />

eigene Erfahrungen und Praxis ermöglicht werden. In diesen<br />

Prozess involviert sind sowohl die Personen, die an den jeweiligen<br />

Orten arbeiten und wirken, als auch professionelle Vermittler,<br />

die die Interaktionsprozesse anregen, begleiten und<br />

moderieren.<br />

Drei Beispiele aus der aktuellen Praxis:<br />

Trepp auf Trepp ab, Streifzüge durch unser Rathaus<br />

Kinder und Veranstalter treffen sich zu einer kurzen Einführung<br />

und Aufgabenverteilung im Sitzungssaal des Rathauses.<br />

Die Kinder besuchen in kleinen Gruppen unterschiedliche Bereiche<br />

des Rathauses, befragen dort Mitarbeiter/-innen und<br />

Zuständige zu ihren Aufgaben und erkunden die räumlichen<br />

Dimensionen des Gebäudes. In einer gemeinsamen, abschließenden<br />

Rathaussitzung werden die Ergebnisse der Streifzüge<br />

zusammengestellt und ergeben ein recht genaues Bild von<br />

dem, wie das kommunalpolitische System funktioniert und<br />

mit welchen Aufgaben sich eine städtische Administration befasst.<br />

Jährlich können mit diesem Projekt über zwei Wochen<br />

ca. 600 Schüler/-innen erreicht werden.<br />

KinderUni München<br />

Workshops, Führungen, Vorlesungen und Seminare – gemeinsam<br />

gestaltet vom Personal aller Hochschulen und Universitäten<br />

in München, Studenten/-innen der Hochschulen und <strong>Kultur</strong><br />

& Spielraum. Jedes Semester findet die Kinderuni an einer anderen<br />

Hochschule statt – die Kunsthochschulen haben in diesem<br />

Vermittlungskonzept genauso ihren Platz gefunden wie<br />

die großen Universitäten. Über das Jahr verteilt nehmen ca.<br />

3500 Kinder daran teil, davon auch viele in ihren Schulklassen.<br />

Aktionsraum Geschichte zum jährlichen Stadtgründungsfest<br />

Vor der Kulisse des Alten Hofes, der ersten herzoglichen Burg<br />

in München, arrangiert <strong>Kultur</strong> & Spielraum – gemeinsam mit<br />

vielen Partnern – ein geschichtsbezogenes Lernsetting mit<br />

historischen Spielrollen, historischem Handwerk, historischen<br />

Spielen und Ritualen, hinterlegt mit einem „Drehbuch“, in das<br />

die Kinder jederzeit einsteigen können. Der Aktionsraum bietet<br />

etwa 500 Kindern gleichzeitig Möglichkeiten des Mitmachens,<br />

Produzierens, Handelns. Eine Woche lang können Schulklassen<br />

an dem ansonsten an einem Wochenende stattfindenden<br />

Programmangebot teilnehmen.


KONTAKT<br />

<strong>Kultur</strong> & Spielraum e.V.<br />

www.kulturundspielraum.de<br />

2. Kinder- und Jugendmuseum (KJM)<br />

Haimo Liebich<br />

<strong>Kultur</strong>pädagoge, Leiter des Kinder- und Jugendmuseums<br />

München<br />

Das KJM als eigenständiger Lernort<br />

>> der Welterklärung und Sinndeutung für ein gelingendes<br />

Leben,<br />

>> des Generationenlernens und der Inklusion für ein breites<br />

Familien-Publikum,<br />

>> für positive Erfahrungen zum Aufwachsen und Leben lernen,<br />

mit Interesse, Spaß und Spannung.<br />

>> Das KJM ist somit eine wertvolle Zukunftsinvestition in die<br />

nächste Generation und deren Kompetenzen – von Kunst bis<br />

Technik, von Wissen, Experimentieren bis anwenden können.<br />

Das KJM<br />

>> ermöglicht nachhaltige Erfahrungen und innovative neue<br />

Lernformen, ohne Zwang, Angst und Notendruck, die so<br />

weder die <strong>Schule</strong> noch die klassischen Museen anbieten<br />

können,<br />

>> schafft als Sinnenreich im Anfassen, Begreifen, ganzheitlichem<br />

Lernen ein attraktives Gegengewicht zur Abstraktion<br />

des Lernens in rein medialen Formen,<br />

>> will soziale Zugänge eröffnen (Teilhabegerechtigkeit), wozu<br />

die Kooperation mit allen Schularten und Kitas wesentlich<br />

beiträgt,<br />

>> ermöglicht eine neue Lernkultur im Umgang mit den Dingen<br />

und Phänomenen: mit Lust am Erkunden und Entdecken, am<br />

Erforschen, Erfinden und Gestalten im eigenen Tempo, freiwillig,<br />

eigenverantwortlich, kreativ und konstruktiv und mit<br />

allen Sinnen.<br />

Das KJM München ist ein Erfolgsmodell, das bei 620 m2 Ausstellungsfläche<br />

in 20 Jahren über eine Million junge Besucher/<br />

-innen in 60 interaktiven Ausstellungen begeistert und viele<br />

Nachfolger gefunden hat. Von den ca. 60 000 bis 85 000<br />

Besuchern/-innen jährlich sind über zwei Drittel Kinder unter<br />

14 Jahren, die zu zwei Dritteln in Gruppen (aus <strong>Schule</strong>n, Horten,<br />

Kindertagesstätten) oder im Familienzusammenhang die<br />

Mitmach-Ausstellungen besuchen.<br />

Programmbeispiele des breiten Themenspektrums<br />

1. Logisch?!<br />

Mathematik, nicht immer das beliebteste Schulfach, anders<br />

aufbereitet mit anschaulichen Objekten und Experimentierstationen,<br />

um spielerischem Lernen den Weg zu bereiten; Vermittlung<br />

von Grundwissen durch handlungsbetonten Ansatz<br />

und multimodale Vermittlungsformen.<br />

2. HaZweiOh! – Erforsche die Welt der Chemie<br />

Grundlegendes aus der Chemie, nicht abstrakt, sondern aus<br />

Alltagszusammenhängen abgeleitet. Entdecken, dass Chemie<br />

überall ist, jedem begreifbar wird und sogar spannend und interessant<br />

sein kann.<br />

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3. Vom Krach zu Bach<br />

Originale Orchesterinstrumente zum Anfassen, Ausprobieren<br />

und Spielen schaffen einen niederschwelligen Zugang zur Welt<br />

der Musik für jedes Kind. Oftmals erster Kontakt mit Instrumenten<br />

mit nachhaltiger Wirkung.<br />

4. SeifenblasenTräume<br />

Über das unterhaltsame Spiel mit den Seifenblasen hinaus<br />

werden physikalische/ mathematische Hintergründe vermittelt<br />

(Minimalprinzip) und angewendet: Seifenhaut als architektonisches<br />

Formprinzip. Das Beispiel zeigt, dass Spiel, Spaß und<br />

Lernen verknüpft sind und sich bedingen.<br />

5. Weg vom Fleck! Erforsche das Gehen, Fahren und Fliegen<br />

Mit einfachen Experimenten an die Naturgesetze der Mobilität<br />

heranführen: Experimentierstation „Gehen“, Werkstattsituation<br />

„Fliegen“, Rückstoßprinzip am eigenen Körper erfahren/<br />

Station Raumfahrt, Wie funktioniert ein Elektromotor? Wickeln<br />

einer Magnetspule, Wie funktioniert eine Schaltung, ein Fließband?<br />

Wasser als Antriebskraft, Grenzen der Mobilität?<br />

Erwartungen an die Kooperation mit <strong>Schule</strong><br />

Die Potenziale der Kooperation sind nicht ausgeschöpft. Erfahrungsaustausch,<br />

Methodentransfer und Kooperationsprojekte<br />

mit <strong>Schule</strong>n auf dem Weg zum Ganztag sind ausbaufähig. Die<br />

Praxishandbücher eignen sich für die Lehrerfortbildung. Über<br />

bloße Dienstleistung hinaus, braucht es methodische Praxisforschung<br />

und Vermittlung an die Partner: KJM als Knoten im<br />

Netz der lokalen Bildungslandschaft und Ganztagsbildung.<br />

Die im Auftrag der Abteilung Kindertagesstätten entwickelten<br />

mobilen Einheiten (als Auskoppelungen erfolgreicher Ausstellungen<br />

verleihbar) eignen sich ebenso für Projektwochen und<br />

Tageseinsätze in <strong>Schule</strong>n und Horten, z. B. das „MatheMobil“,<br />

die „Kleine Chemiekiste“ oder das „MusikMobil“.<br />

Voraussetzung ist lediglich eine faire Finanzbeteiligung. Dies<br />

gilt auch für die seit über 15 Jahren im Münchner Hauptbahnhof<br />

geleisteten täglichen Ausstellungsbesuche von <strong>Schule</strong>n aus<br />

München und dem Umland. Ein Qualitätsmerkmal ist der personalintensive<br />

Einsatz von fachkundigen „Erfahrungshelfern/<br />

-innen“ in der Schulklassenbegleitung. Damit ließe sich dann<br />

auch ein adäquates und ausreichendes Raumangebot an<br />

einem dauerhaften und zentralen Standort sichern.<br />

KONTAKT<br />

Pädagogische Aktion (PA)/Kinder- und<br />

Jugendmuseum München e.V.<br />

www.kindermuseum-muenchen.de<br />

3. Leo 61/PA/Spielkultur e.V.<br />

Martin Sailer<br />

<strong>Kultur</strong>- und Sinnespädagoge, Mitarbeiter und Vorstandsmitglied<br />

PA/Spielkultur e.V., gelernter Physiker<br />

„Ich brauch’ Tapetenwechsel, sprach die Birke, und <strong>macht</strong> sich<br />

in der Dämmerung auf den Weg ...“ – so lautet ein bekannter<br />

Liedtext von Hildegard Knef. Die Qualität von dritten Orten<br />

besteht für Schüler/-innen oft genau in diesem „Tapetenwechsel“:<br />

das Ambiente, die ungewohnte Umgebung, der „frische<br />

Wind“, neue Kontakte, neue Aufgaben und Herausforderungen.<br />

Vielfältige sinnlich-reale und digitale Spiel-, Lern- und Erfah-


6 8 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />

rungsräume jeglicher Art realisiert auch der Verein Pädagogische<br />

Aktion(PA)/Spielkultur e.V. in seinen Veranstaltungsräumen<br />

an der Münchner Freiheit – der „LEO 61“ – sowie im<br />

Stadtgebiet Münchens. Die ganze Stadt wird dabei als „Bildungslandschaft“<br />

begriffen und seit über 30 Jahren im Auftrag<br />

des Stadtjugendamtes der Landeshauptstadt München<br />

mit Methoden der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung erobert, bespielt und<br />

mitgestaltet.<br />

Zielgruppe sind dabei Grund-, Haupt-, Real- und Förderschulen,<br />

aber auch mit Gymnasien, Kindertagesstätten und Kindergärten<br />

wird an „dritten Orten“ gearbeitet.<br />

Das Anliegen der Kooperation ist es, Lehrer/-innen und<br />

Erzieher/-innen die Potenziale des handlungs- und erlebniszentrierten<br />

Lernens aufzuzeigen, Schüler/-innen ganzheitlich<br />

anzusprechen, ihre Neugierde zu aktivieren, sodass sie<br />

in den angebotenen Erfahrungsräumen selbstverantwortlich<br />

und eigenmotiviert agieren. Ein besonderer und strategischer<br />

Mehrwert von Schulkooperationen besteht im sozialen Querschnitt,<br />

der in öffentlichen <strong>Schule</strong>n gewährleistet ist, wodurch<br />

auch „bildungsferne“ Kinder und Jugendliche erreicht werden.<br />

Diese nehmen dann idealerweise auch die offenen Angebote<br />

außerhalb der Schulzeit wahr.<br />

PA/Spielkultur e.V. bietet für Schulklassen folgende Formate<br />

in der LEO 61:<br />

1. die „Spiel- und Lernwerkstatt“ zu Themen wie „Europa entdecken!“,<br />

„Wunderwerk Körper“, „Schmeckt‘s?“ ...<br />

2. „Exhibits“-Mitmach-Ausstellungen zu Themen wie „Kohlrabenschwarz“,<br />

„Spiegel“, „Museumsspiele“, „Reise nach<br />

Kartagonien“ ...<br />

3. Geschichtenwerkstatt „Wir in München...“, mit Trickfilm, Film,<br />

Comic, Hörspiel, Fotostory, Buchbinderei ...<br />

Sowie vielfältige Projekte zu unterschiedlichen Zeiten und<br />

an unterschiedlichen Orten und mit vielen unterschiedlichen<br />

Partnern stadtweit (Auswahl):<br />

>> „Auf zu neuen Schafen!“ – Naturprojekt bei der Schafherde im<br />

Englischen Garten,<br />

>> „Bienen-Leben“ – Naturprojekt im Nymphenburger Schlosspark,<br />

>> „Life on Stage in Milbertshofen“ – ein Theaterprojekt als<br />

Schulkooperation,<br />

>> „iz-art“ – Kunst-Aktionen mit Schulklassen im öffentlichen<br />

Raum,<br />

>> „City Stories“ – reale und digitale Stadtgeschichten.<br />

Als Mitveranstalter im Netzwerk Kinderkultursommer (KiKS)<br />

beteiligt sich PA/Spielkultur e.V. auch beim zweijährigen KiKS-<br />

Festival auf der Alten Messe/Theresienhöhe.<br />

KONTAKT<br />

PA/Spielkultur e.V.<br />

www.spielkultur.de<br />

© Maya Hässig


M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G _ 6 9<br />

3.3. AUS- UND FORTBILDUNG FÜR KULTURELLE BILDUNG<br />

MIT SCHULE <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />

E<strong>IN</strong>FÜHRUNG<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung findet natürlich in der <strong>Schule</strong> und als Unterricht<br />

schon lange statt: Kunst- und Musikunterricht, Literatur<br />

und oft auch als mehr oder weniger freiwilliges Angebot von<br />

Tanz bis Theater, Zirkus und Film. (Angehende) Lehrkräfte<br />

werden dazu entweder als Fachlehrer/-innen (z. B. Kunst und<br />

Musik) ausgebildet, besonders qualifiziert allerdings v. a. für<br />

das Gymnasium oder in der Lehrerausbildung allgemein, mit<br />

entsprechenden Anteilen. Ebenso gibt es Angebote der Fort-<br />

und Weiterbildung. Ob ausreichend und je zeitgemäß angemessen,<br />

ist am Einzelfall zu klären. Zunehmend aber wird es<br />

auch um die Kooperationen von <strong>Schule</strong> mit Künstlern/-innen,<br />

<strong>Kultur</strong>vermittlern/-innen, <strong>Kultur</strong>- und Jugendeinrichtungen<br />

gehen, etwa entsprechend der Ganztagsschulentwicklung<br />

und mit dem Anspruch und Appell: <strong>Kultur</strong>elle Bildung für alle.<br />

Ein Gesamtüberblick über eine „Ausbildung für <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

in Bayern“, mit und ohne <strong>Schule</strong>, ist nicht bekannt, bisher<br />

eher kultur-, sparten- und schulartenspezifisch organisiert<br />

und vermittelt.<br />

Das folgende Kapitel zeigt vier innovative exemplarische Beispiele<br />

kulturvermittelnder Aus- und Fortbildungen in Bayern.<br />

Eine strukturierte und systematische Übersicht aller Ausbildungen<br />

für <strong>Kultur</strong>elle Bildung und <strong>Kultur</strong>vermittlung in Bayern<br />

steht aus und wäre im Rahmen einer landesweiten Bestandsaufnahme<br />

zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung insgesamt zu leisten. Es<br />

wäre dies auch ein Impuls zur Etablierung fehlender und weiterer<br />

diesbezüglicher Studiengänge gerade zugunsten von<br />

Kooperationen, Vernetzung und wechselseitiger Verständigung<br />

zwischen Kunst, <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>.<br />

THEATERAKADEMIE<br />

UNIVERSITÄT ERLANGEN-NÜRNBERG<br />

Tanja Bauer<br />

Geschäftsführerin Akademie für Schultheater und<br />

Theaterpädagogik, Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Die zentralen Tätigkeitsfelder der Akademie für Schultheater<br />

und Theaterpädagogik sind Fort- und Weiterbildung sowie<br />

Praxisforschung in den Bereichen des Schultheaters und der<br />

außerschulischen Theaterpädagogik. 1 Die Besonderheit der<br />

Akademie liegt dabei in der spezifischen Ausrichtung auf das<br />

Theater in der <strong>Schule</strong> sowie in der engen Verbindung von Wissenschaft<br />

und Praxis und dem damit einhergehenden produktiven<br />

Austausch von Pädagogen/-innen, Wissenschaftlern/<br />

-innen und Künstlern/-innen, der es erlaubt, laufend neue<br />

Erkenntnisse in das jeweils aktuelle Kurs- und Veranstaltungsprogramm<br />

einfließen zu lassen. Die Akademie ist ein<br />

Gemeinschaftsprojekt des Bayerischen Staatsministeriums<br />

für Unterricht und Kultus, der Friedrich-Alexander-Universität<br />

Erlangen-Nürnberg und der Stadt Nürnberg.<br />

Leitbild<br />

Die Akademie für Schultheater und Theaterpädagogik versteht<br />

sich demnach als Ort, an dem Theorie und Praxis eng zusammenwirken<br />

und an dem Wissenschaftler/-innen, Pädagogen/<br />

-innen und Künstler/-innen in einen produktiven Austausch<br />

treten. Oberstes Ziel ist dabei die umfassende Entwicklung der<br />

theaterpädagogischen Praxis, die einen besonders wichtigen<br />

Bereich der ästhetischen Bildung innerhalb und außerhalb der<br />

Institution <strong>Schule</strong> darstellt.<br />

Neben der multidisziplinären Professionalisierung von<br />

Lehrern/-innen, Sozial-, <strong>Kultur</strong>-, Tanz- und Theaterpädagogen/<br />

-innen sowie von Künstlern/-innen und Theaterpraktikern/<br />

-innen, die im Bereich des Schultheaters tätig sind bzw. tätig<br />

werden wollen, stehen die didaktische und methodische Weiterentwicklung<br />

sowie die pädagogische und theaterwissenschaftliche<br />

Erforschung und Reflexion der oben genannten<br />

Bereiche im Fokus der Arbeit.<br />

Zu den zentralen Anliegen der Akademie gehören darüber<br />

hinaus auch die Kooperation mit den thematisch einschlägigen<br />

Institutionen und Fachverbänden sowie die Vernetzung<br />

der (über-)regionalen Theater- und Schultheaterszene.<br />

Fort- und Weiterbildung<br />

Das Kursprogramm der Akademie richtet sich insbesondere an<br />

Lehrer/-innen sämtlicher Schularten, an Theater-, <strong>Kultur</strong>- und<br />

Sozialpädagogen/-innen sowie an Theaterpraktiker/-innen und<br />

Künstler/-innen mit und ohne spezifisch pädagogische Qualifikation,<br />

die heute schon im Bereich der <strong>Schule</strong> sowie in der<br />

außerschulischen Theatervermittlung tätig sind bzw. künftig<br />

tätig werden möchten.<br />

KONTAKT<br />

Akademie für Schultheater und Theaterpädagogik<br />

www.schultheater-akademie.de<br />

<strong>IN</strong>STITUT FÜR JUGENDARBEIT<br />

DES BAYERISCHEN JUGENDR<strong>IN</strong>GS <strong>IN</strong> GAUT<strong>IN</strong>G<br />

Albert Fußmann<br />

Direktor des Instituts für Jugendarbeit des Bayerischen<br />

Jugendrings, Gauting<br />

Seit mehr als 30 Jahren gehören Fortbildungen im Bereich der<br />

<strong>Kultur</strong>ellen Bildung zu einem festen Bestandteil des Angebots.<br />

Die Begründung für diese Fortbildungen liegt im Vorhandensein<br />

dieses Arbeitsansatzes in der Jugendarbeit selbst. Während<br />

die verbandliche Jugendarbeit auf eine lange Tradition im<br />

Einsatz von Methoden <strong>Kultur</strong>eller Bildung verfügt, kam mit der<br />

Etablierung der offenen Kinder- und Jugendarbeit der Arbeitsansatz<br />

der Szenearbeit oder Arbeit mit Jugendkulturen hinzu.<br />

Dazu gehörte natürlich ein erweiterter <strong>Kultur</strong>begriff (entsprechend<br />

der Diskurse seit 1970), aber auch das Nutzen des kulturellen<br />

Ausdrucks im Sinne pädagogischer oder politischer<br />

1 Die Anmeldung zu den Kursen und Veranstaltungen der Akademie erfolgt per Post, Fax oder online unter www.schultheater-akademie.de. Lehrer/-innen aus Bayern<br />

können sich auch direkt über die FIBS-Internetplattform www.fortbildung.schule.bayern.de anmelden.


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Prozesse (Identitätsbildung, Partizipation, Veränderung des<br />

öffentlichen Raums).<br />

Auf dieser Grundlage hat sich am Institut für Jugendarbeit ein<br />

differenziertes Angebot an Fortbildungen entwickelt:<br />

>> Einzelseminare, v. a. als Methodenseminare mit einem<br />

Schwerpunkt auf Tanz, Spiel, Musik und Theater; vereinzelt<br />

konzeptionelle Seminare und Tagungen<br />

>> Zusatzausbildung „Erfahrungsfeld Theater“ – eine sechsteilige<br />

Reihe in Kooperation mit dem Verband der Amateurtheater<br />

Bayern. Zielgruppe sind hier Ehrenamtliche, die befähigt werden,<br />

mit zeitgenössischen Methoden aktuelle Inhalte in die<br />

Arbeit mit Jugendlichen hineinzubringen. Diese Ausbildung<br />

bringt viel Bewegung in eine etwas verstaubte Landschaft!<br />

Die Erweiterung dieses Angebotes in eine Zusatzausbildung<br />

„Theaterpädagogik“ nach den Richtlinien des Bundesverband<br />

Theaterpädagogik e. V. (BUT) ist kurz vor dem Abschluss.<br />

>> Ein Seminarangebot im Bereich Neue Medien in Kooperation<br />

mit dem S<strong>IN</strong> – Studio im Netz – und eine medienpädago<br />

gische Weiterbildung in Zusammenarbeit mit dem Institut<br />

für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (JFF).<br />

>> Kern des Angebots ist die Zusatzausbildung <strong>Kultur</strong>pädagogik,<br />

die – bereits zum siebten Mal – von einem Trägerverbund<br />

verschiedener Jugendbildungsstätten und der Musikakademie<br />

Hammelburg durchgeführt wird. Diese Ausbildung ist<br />

bewusst spartenübergreifend konzeptioniert, d. h. neben<br />

einer Ausbildung in einem Handlungsfeld (z. B. Musik, Zirkus,<br />

Foto) steht im Mittelpunkt die Befähigung der Teilnehmer/<br />

-innen, dieses Wissen zielgruppengerecht weiterzugeben.<br />

<strong>Kultur</strong>pädagogik wird dabei nicht reduziert als Medium zur<br />

Vermittlung von Schlüsselkompetenzen oder Elementen des<br />

sozialen Lernens, sondern versteht die kulturelle Betätigung<br />

als eine Tätigkeit mit Eigensinn. In den Echtsituationen von<br />

künstlerischer Produktion und kulturpädagogischen Erlebnisräumen<br />

stellt sich der Erwerb von Schlüsselqualifikationen<br />

gleichsam nebenbei ein.<br />

In Zusammenarbeit mit der Hochschule München und der<br />

Stiftungsfachhochschule wird der berufsbegleitende Masterstudiengang<br />

„<strong>Kultur</strong> – Ästhetik – Medien“ angeboten. Mit der<br />

Verknüpfung wissenschaftlicher Studieninhalte und einer<br />

praxis bezogenen Vermittlung wird hier Neuland in der Zusammenarbeit<br />

von Ausbildung und Weiterbildung beschritten (siehe<br />

auch den Beitrag von Burkhard Hill in diesem Band, S. 22ff.).<br />

KONTAKT<br />

Institut für Jugendarbeit<br />

www.institutgauting.de<br />

MASTERSTUDIENGANG „KULTUR – ÄSTHETIK –<br />

MEDIEN“, HOCHSCHULVERBUND MÜNCHEN<br />

Birgit Dorner<br />

Prof. Dr., Katholische Stiftungsfachhochschule München<br />

Burkhard Hill<br />

Prof. Dr., Hochschule für Angewandte Wissenschaft –<br />

Fachhochschule München<br />

Der Weiterbildungs-Masterstudiengang „<strong>Kultur</strong> – Ästhetik –<br />

Medien“ bietet für akademische Fachkräfte aus der Bildungs- und<br />

<strong>Kultur</strong>arbeit, der Sozialen Arbeit, der Künstlerisch- Ästhetischen<br />

Bildung und Praxis im süddeutschen Raum eine spezifische und<br />

innovative Möglichkeit, ihre Qualifikationen im Bereich der <strong>Kultur</strong>ellen<br />

Bildung, der <strong>Kultur</strong>- und Medienpädagogik und der ästhetischen<br />

Praxis zu vertiefen.<br />

Der Studiengang wird gemeinsam von der Katholischen<br />

Stiftungsfachhochschule München (KSFH) und der Hochschule<br />

München (HM) unter Beteiligung des Instituts für Jugend arbeit<br />

Gauting des Bayerischen Jugendrings durchgeführt. Damit ist<br />

eine Theorie-Praxis-Verknüpfung hergestellt, die einen wissenschaftlichen<br />

Anspruch mit einer handlungsorientierten<br />

Perspektive verbindet.<br />

© Christoph Seelbach


Studieninhalte/Studienziel<br />

Der Studiengang basiert auf einem Wechselspiel von künstlerischem<br />

Erfassen und Gestalten, wissenschaftlicher Erkenntnis<br />

und pädagogischer Projektarbeit.<br />

Zentrale Inhalte aus Kunst-, <strong>Kultur</strong>- und Medienwissenschaften<br />

sowie Konzepte künstlerischer Didaktiken bestimmen<br />

die wissenschaftliche Auseinandersetzung. Aufbauend<br />

auf die bereits absolvierten Studiengänge, erwerben die Studierenden<br />

vertiefte Kenntnisse in den aktuellen ästhetischen<br />

Theorien, relevantes Wissen aus den <strong>Kultur</strong>-, Medien- und<br />

Gesellschaftswissenschaften. In der didaktischen Auseinandersetzung<br />

mit den Künsten und der Kunstvermittlung wird<br />

ein spezifisches Wissen, basierend auf <strong>Kultur</strong>- und Medienpädagogik<br />

und den Didaktiken der einzelnen Künste, für die<br />

Arbeit mit unterschiedlichen Zielgruppen erworben. Das Studium<br />

führt die Studierenden in die spezifische Forschung der<br />

<strong>Kultur</strong>ellen Bildung und in die Forschungsnetzwerke in diesem<br />

Bereich ein.<br />

Der Weiterbildungs-Masterstudiengang verbindet ein theoretisches<br />

Studium mit eigener künstlerisch-ästhetischer Praxis<br />

in den Bereichen Theater, Tanz, Kunst, Medien, Musik. Über die<br />

eigene künstlerisch-ästhetische Produktion werden zudem<br />

ästhetische Wahrnehmungs- und Gestaltungsprozesse reflektiert<br />

und untersucht. Schließlich werden pädagogische<br />

Vermittlungsformen in projektorientiertem Arbeiten in den<br />

unterschiedlichen Praxisfeldern der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung und<br />

der kulturellen Sozialen Arbeit erprobt, sodass die Studierenden<br />

professionelle Handlungskompetenz im Bereich des Projekt-<br />

und <strong>Kultur</strong>managements erwerben. Der Studiengang ist<br />

mit vielen freien und öffentlichen Trägern der <strong>Kultur</strong>arbeit und<br />

der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung vernetzt und bietet damit vielfältige<br />

Möglichkeiten der Projektpraxis. Im Studium können von den<br />

Studierenden unterschiedliche Schwerpunkte im ästhetischkünstlerischen<br />

Bereich gesetzt werden.<br />

Der Studiengang qualifiziert zu wissenschaftlicher und leitender<br />

Tätigkeit in den Bereichen <strong>Kultur</strong>, Ästhetik, Medien,<br />

beispielsweise in Institutionen der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung, des<br />

<strong>Kultur</strong>management, der Kunst- und <strong>Kultur</strong>wissenschaft, der<br />

Medienpädagogik und der sozio-kulturellen Arbeit.<br />

Studienverlauf und Abschluss<br />

Der Masterstudiengang „<strong>Kultur</strong> – Ästhetik – Medien“ ist ein<br />

weiterbildender Vollzeitstudiengang von drei Semestern<br />

Dauer, der optional berufsbegleitend in vier Semestern abgeschlossen<br />

werden kann.<br />

Nach dem Europäischen Creditpoint-System (ECTS) werden<br />

mit dem Abschluss 90 ECTS vergeben.<br />

Das Studium führt zu dem akademischen Abschluss<br />

„Master of Arts (M. A.)“. Der Abschluss befähigt für die Laufbahn<br />

des höheren öffentlichen Dienstes und zur Promotion. Die Promotionsbeauftragten<br />

der beiden Hochschulen bieten Beratung<br />

zur Promotionen im Feld „<strong>Kultur</strong> – Ästhetik – Medien“ an.<br />

Zulassungsvoraussetzungen<br />

Voraussetzungen für die Zulassung sind ein erfolgreicher<br />

Abschluss eines Hochschulstudiums an einer deutschen<br />

Hochschule im Bereich der Geistes-, Sozial- oder <strong>Kultur</strong>wissenschaften<br />

und eine daran anschließende geleistete, in der Regel<br />

mindestens einjährige Berufspraxis in hauptberufl icher Tätigkeit<br />

im Umfang einer Vollzeitstelle in einschlägigen Berufsfeldern.<br />

M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G _ 7 1<br />

Studiengebühren<br />

Voraussichtlich 1700 Euro pro Semester zzgl. 35,00 Euro Studentenwerksbeitrag<br />

und 50,00 Euro Verwaltungsgebühren.<br />

Termine/Anmeldung<br />

Beginn ist jährlich zum 1. Oktober.<br />

Der Anmeldezeitraum ist jeweils von 15.5. bis 15. 7. eines<br />

jeden Jahres.<br />

KONTAKT<br />

>> Hochschule für Angewandte Wissenschaft –<br />

Fachhochschule München<br />

hill@hm.edu, www.hm.edu<br />

>> Katholische Stiftungsfachhochschule München<br />

birgit.dorner@ksfh.de, www.ksfh.de<br />

WEITERE <strong>IN</strong>FORMATIONEN ZUM STUDIENANGEBOT<br />

Modulübersicht, Modulhandbuch, mit der Beschreibung der<br />

einzelnen Studienmodulen und Bewerbungsunterlagen unter:<br />

www.ksfh.de und www.hm.edu.<br />

KESS: KOMPETENZ EXTERN FÜR SCHULE<br />

UND SCHULLEBEN<br />

Marianne Dasch<br />

Projektleiterin von KESS an der VHS Mainburg<br />

Eine Grundqualifizierung für Betreuungspersonal, speziell für<br />

Eltern und externe Kräfte ohne pädagogische Grundausbildung,<br />

die in der Mittagsbetreuung bzw. an einer offenen oder<br />

gebundenen Ganztagsschule am Nachmittag eingesetzt sind,<br />

bietet KESS. Die Grundkurse werden gefördert durch das Bayerische<br />

Kultusministerium, um schulexterne Personen für den<br />

Bildungs- und Erziehungsprozess in der <strong>Schule</strong> pädagogisch<br />

zu qualifizieren und vorzubereiten.<br />

„Bildung und Erziehung müssen einem doppelten Anspruch<br />

genügen: Qualität und Gerechtigkeit. Und sie müssen den<br />

gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung tragen. [...]<br />

<strong>Schule</strong> braucht starke Erziehungspartner. Dies gilt ganz besonders<br />

für <strong>Schule</strong>n mit Ganztagsbetrieb. Deshalb beziehen<br />

sie externe Partner und Eltern in die Gestaltung ihrer Angebote<br />

ein.<br />

Das Projekt KESS hat zum Ziel, eine starke Brücke zwischen<br />

<strong>Schule</strong> und Erziehungsberechtigten zu bauen und damit die<br />

Kommunikation zwischen den Lehrkräften, die mit professioneller<br />

Ausbildung die Kinder unterrichten, und den Erziehungsberechtigten,<br />

die ihre anspruchsvollen erzieherischen<br />

Auf gaben zu Hause wahrnehmen, zu vertiefen.<br />

KESS bereitet in vielfältiger Weise darauf vor, im Lebensraum<br />

<strong>Schule</strong> bestimmte fachliche Funktionen zu übernehmen.<br />

Qualifiziert vermittelte Kenntnisse über Schulorganisation,<br />

Aufsichtspflicht, Umgang mit Vertraulichkeiten, pädagogische<br />

Stützhilfen und gruppendynamische Prozesse, Umgang mit<br />

Konflikten tragen dazu bei, dass die <strong>Schule</strong>n auf engagierte<br />

Helfer und Betreuungskräfte zurückgreifen können, die zusätzliche<br />

Kreativität gerade auch in den Ganztagschulbetrieb<br />

einbringen.


7 2 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />

Der Freistaat begleitet und fördert dieses Projekt seit mehreren<br />

Jahren, zunächst aus dem <strong>Kultur</strong>fonds Bayern und nunmehr<br />

aus seinem regulären Haushalt. Ich [...] bin überzeugt,<br />

dass die <strong>Schule</strong>n dieses Angebot gern und sinnvoll zu nutzen<br />

wissen. (Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle, Schirmherr des<br />

Projekts)“<br />

Aus der Praxis<br />

Pfarrkirchen, im Februar 2010 – XperRegio initiiert Ausbildung<br />

für Experten/-innen in der Schülerbetreuung:<br />

„Hier habe ich genau das gelernt, was ich in meiner Arbeit<br />

brauche“, war die Aussage einer Teilnehmerin. Nach dem KESS-<br />

Grundkurs in Pfarrkirchen nahmen 23 hoch motivierte Frauen<br />

und ein Mann am Ende der Ausbildung ein KESS-Zertifikat mit<br />

nach Hause. Ein bunter Teilnehmerkreis hatte sich angemeldet:<br />

Profis mit jahrelanger Erfahrung, Neueinsteiger/-innen,<br />

Zirkuskünstler/-innen, Museumspädagogen/-innen, Hausfrauen,<br />

Erzieher/-innen, Klavierlehrer/-innen – sie alle wollen<br />

ihre reichlich vorhandenen Kompetenzen in den Dienst der<br />

<strong>Schule</strong>n und Kinder stellen. Die Referentin Dr. Ursula Weier vom<br />

Staats institut für Schulqualität und Bildungsforschung München<br />

(ISB) umriss zunächst die organisatorischen und rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen der Ganztagsschule in Bayern.<br />

Die Kommunikationstrainerin Birgit Pfeiffer sensibilisierte in<br />

vielen praktischen Übungen für die Feinheiten der positiven<br />

Gesprächsführung. Pädagogisches Grundwissen, Didaktik<br />

und Methodik runden die „Basics“ ab. Am zweiten Wochenende<br />

wurden die Teilnehmer/-innen angeleitet, alltägliche Situationen<br />

aus ihrer Arbeit in die Wissenszusammenhänge von Motivationspsychologie,<br />

interkultureller Kompetenz und Konflikttheorie<br />

zu stellen.<br />

Ein wichtiger Baustein der Grundkurse sind die Inhalte<br />

„Arbeitsort <strong>Schule</strong>“, in dem die KESS-Experten/-innen auch<br />

ihre Rolle und Stellung in der Schulgemeinschaft definieren lernen.<br />

Die Betreuungszeit soll auch zur Förderung verborgener<br />

Ressourcen und Interessen genutzt werden. In einer „Kreativen<br />

Ideenbörse“ werden zusätzliche Förderangebote und<br />

deren praktische Umsetzungsmöglichkeiten erarbeitet. Dabei<br />

fließen viele Erfahrungen aus den bisherigen Arbeitsfeldern<br />

der Teilnehmer/-innen ein.<br />

Beispiele der Angebote<br />

„Antolin“ Leseförderung, Elektronikkurs „Heißer Draht“, „Wir<br />

bauen Nistkästen“, Archäologie- oder Physik-Kurs, Theaterspielgruppe,<br />

Schulgarten, Plätzchenbacken, u.v. m.<br />

Besonders interessiert sind die Jungen und Mädchen<br />

im Elektronikkurs „Heißer Draht“ mit Hermann Eder, einem<br />

Elektro meister. Er vermittelt den Kindern spielerisch die Funktion<br />

eines Stromkreises, sie löten, wickeln Kabel und schrauben<br />

bis alles blinkt, leuchtet oder piepst – so erfahren sie alles<br />

Wichtige über den Stromkreislauf.<br />

Hinweis an Schulleiter/innen und an Träger, die an einer <strong>Schule</strong><br />

die Ganztagsbetreuung durchführen:<br />

>> Sie können Betreuungspersonal für die Mittags- und Ganztagsbetreuung,<br />

vereinzelt Eltern und externe Kräfte ohne<br />

pädagogische Grundausbildung zur Qualifizierung anmelden.<br />

>> KESS bietet mit Förderung des Bayerischen Kultusministeriums<br />

eine pädagogische Grundausbildung.<br />

>> Dauer: zwei Wochenenden, 36 Unterrichtseinheiten.<br />

>> Eigenleistung: 110,00 Euro zzgl. 15,00 Materialkosten.<br />

KONTAKT<br />

VHS Mainburg<br />

www.kess-experten.org<br />

© Christoph Seelbach<br />

© Michael Bause


4. MOMENTAUFNAHME 2011:<br />

E<strong>IN</strong>E QUERSCHNITTSORIENTIERTE<br />

STRUKTUR – MIT CHANCEN<br />

UND RISIKEN


7 4 _ M O M E N T A U F N A H M E 2 0 1 1<br />

AUF DEM WEG ZUR LANDESWEITEN UND QUERSCHNITTS-<br />

ORIENTIERTEN STRUKTUR – MIT CHANCEN UND RISIKEN<br />

Einen neuen, innovativen landesweiten Gestaltungsprozess<br />

für eine landesweite bayerische Infrastruktur auf professioneller<br />

Basis, die alle Schulformen, Kunstsparten und <strong>Kultur</strong>einrichtungen<br />

sowie die Kommunen, <strong>Kultur</strong>vermittler/-innen<br />

und Künstler/-innen in Bayern einbezieht, zu stärken und in<br />

konstruktiver Bewegung zu halten, ist anspruchsvoll und anstrengend.<br />

Aber dieses Verfahren läuft. Dessen systematische<br />

Darstellung ist jedoch aktuell weder sinnvoll noch zielführend<br />

wegen des noch eher vertraulich-informellen Charakters und<br />

Momentzustands des laufenden Verfahrens. Es ist eine interministerielle<br />

Koordination und Kommunikation im Verbund<br />

mit den Fachorganisationen <strong>Kultur</strong>eller Bildung in Bayern,<br />

etwa der Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern (LKB:<br />

BY) e.V., dem Bayerischen Jugendring (BJR), dem Bayerischen<br />

Volkshochschulverband u. a. Von Seiten der Staatsregierung<br />

und mit Federführung des Referats für <strong>Kultur</strong>elle Bildung (Kultusministerium)<br />

sind daran noch das Sozialministerium, v. a.<br />

mit dem Akzent „kulturell-ästhetische Früherziehung“, und<br />

das Kunst- und Wissenschaftsministerium, mit den Zuständigkeiten<br />

für landesweite Kunst- und <strong>Kultur</strong>politik sowie Wissenschaft,<br />

Hochschulen und Ausbildung beteiligt.<br />

Als eine Folge des bundesweiten Kongresses „Kinder zum<br />

Olymp“ im Juni 2009 in München kam es zu einem ersten Gespräch<br />

des bayerischen Kultusministers Dr. Spaenle mit dem<br />

Vorstand der LKB:BY. Dabei herrschte weitgehend Konsens,<br />

dass <strong>Kultur</strong>elle Bildung auch in Bayern als querschnittsorientiertes<br />

Feld entsprechend bundesweiter Beschlüsse und<br />

Positionen, auch der Kultusministerkonferenz, zu entwickeln<br />

sei, durchaus auch mit einem systematischen Akzent „<strong>Kultur</strong><br />

und <strong>Schule</strong>“, z. B. mit der besonderen Perspektive „Ganztag“.<br />

Das Referat <strong>Kultur</strong>elle Bildung im Kultusministerium wurde<br />

vom Minister Spaenle, gemeinsam mit der LKB:BY beauftragt,<br />

hierzu eine interministerielle Initiative auch mit bayernweiten<br />

Akteuren (wie der BJR, Erwachsenenbildung u. a.) zu starten.<br />

Dazu fanden zwei Treffen als „Runde Tische“ 2009/2010 statt.<br />

Beim Treffen im Oktober 2010 wurde konsensual beschlossen,<br />

eine landesweite Infrastruktur und Anlaufstation für <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung zu starten, als Forum, Bündnis, Plattform, Agentur o. ä.<br />

Daran wird weiterhin gearbeitet. Auftragsgemäß liegt dazu ein<br />

Entwurf zugunsten eines „Forums für <strong>Kultur</strong>elle Bildung in<br />

Bayern (FKBB)“ der LKB:BY vor, die sich auf die Beschlüsse der<br />

beiden „Runden Tische <strong>Kultur</strong>elle Bildung“ bezieht und diese<br />

zu konkretisieren versucht und entsprechend Ziele, Auftrag,<br />

Verfahren, Etablierung, Maßnahmen und Projekte formuliert.<br />

Klar ist dabei und konsensual, dass es sich hierbei um eine gemeinsame<br />

operative Plattform zwischen staatlicher Zuständigkeit<br />

(öffentlicher <strong>Kultur</strong>- und Bildungsauftrag der Landesebene)<br />

und den verbandlichen und fachlichen Landesorganisationen<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung handeln soll. Erfolge und Beispiele<br />

aus anderen Bundesländern können hier durchaus hilfreich<br />

und orientierend, aber auch kritisch nützlich sein.<br />

Der Entwurf liegt vor und wird derzeit entsprechend<br />

offiziellen Zuständigkeiten der bayerischen Landesregierung<br />

kommuniziert wie auch in den parlamentarischen Horizont<br />

getragen.<br />

In einer ersten offenen und noch nicht bewertet-abgestimmten<br />

Sammlung von Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten<br />

auf Landesebene (als Entwurf, Februar 2011) heißt es zu:<br />

© Maya Hässig


Optionen, Themen, Strukturentwicklungen und Projekte<br />

Spezifische Themen und operative Maßnahmen des Forums<br />

für <strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern (FKBB) können sein – als<br />

maximale und noch zu gewichtende Sammlung entsprechend<br />

operativer Machbarkeit:<br />

1. Start und Aufbau eines landesweiten „Bündnisses für <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung in Bayern“ in der Dimension: „<strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

im Lebenslauf“.<br />

2. Bestandsaufnahme und Entwicklungsplan: <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

in Bayern mit Maßnahmenempfehlungen und einer<br />

Agenda („2020“).<br />

3. Kooperation Jugend-, <strong>Kultur</strong>-, Sozialarbeit und <strong>Schule</strong> sowie<br />

Ausbildung. Mit Akzenten Früherziehung, Ganztagsschulentwicklung,<br />

Erwachsenen- und Seniorenarbeit.<br />

4. Module, Netzwerke, Formate, Kooperationsmuster: Sammlung,<br />

Vermittlung, Qualifizierung.<br />

5. Landesweiter Infodienst, Internetplattform und Austauschangebote,<br />

Beratung und „Best Practice“ Vermittlung.<br />

6. Stärkung <strong>Kultur</strong>eller Bildung in öffentlich geförderten Kunst-<br />

und <strong>Kultur</strong>einrichtungen, Auf- und Ausbau fachlicher Dienste<br />

und Servicestrukturen.<br />

7. Vermittlung des kulturellen Erbes wie auch interkultureller<br />

Vielfalt („Diversity“), entsprechend eines weiten <strong>Kultur</strong>begriffs<br />

und internationaler Diskurse<br />

8. <strong>Kultur</strong>elle Bildung „für alle“: Teilhabegerechtigkeit – Inklusion,<br />

Akzeptanz z. B. milieu- und altersbedingter unterschiedlicher<br />

kultur-ästhetischer Ausdrucksformen und Qualifizierungsangebote.<br />

9. <strong>Kultur</strong>ell-ästhetische Medienbildung als Anliegen und Aufgabe<br />

aller künstlerisch-kultureller Sparten, Formate und<br />

Einrichtungen.<br />

10. Betonung des eigenaktiven und experimentellen Umgangs<br />

mit Gestaltungsformen, etwa in Form experimentell spielerischer<br />

Erfahrungs- und Erlebnisarrangements und freiwilligen<br />

Engagements.<br />

M O M E N T A U F N A H M E 2 0 1 1 _ 7 5<br />

11. Landesweiter Jahreskongress, regionale Fortbildungen,<br />

Workshops, Projektwochen, Expertengremien in Partnerschaften.<br />

12. Landeswettbewerbe, Veröffentlichungen, Paten-/Partnerschaften<br />

mit <strong>Schule</strong>n.<br />

13. Aktive Beteiligung an bundesweiten und internationalen<br />

Diskursen, Entwicklungen und deren Vermittlung in die zuständigen<br />

fachlichen sowie politischen Landesszenen und<br />

regionalen Strukturen.<br />

14. Fachliche Politikberatung: Parlament, kommunale Gremien,<br />

zivilgesellschaftliche Landesorganisationen, bürgerschaftliches<br />

Engagement, Stiftungsentwicklungen.<br />

15. Stärkung und qualifizierender Ausbau der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

sowohl in der Erzieher/-innen- und Lehrerausbildung wie der<br />

<strong>Kultur</strong>pädagogik/<strong>Kultur</strong>vermittlung (allgemein und spartenspezifisch)<br />

der Künstlerausbildung und Erwachsenenbildung.<br />

16. Errichtung eines Projektfonds und sparten- bzw. einrichtungsspezifische<br />

Infrastrukturförderung etc.<br />

Über Prioritätensetzungen und operative Umsetzungen entscheidet<br />

das Forum, sobald etabliert, auch nach Maßgabe der<br />

öffentlich geförderten und gewährleisteten operativen Möglichkeiten.<br />

Wie es weitergeht? Die Verfahrenshoheit und Gestaltungsregie<br />

liegt derzeit beim Referat für <strong>Kultur</strong>elle Bildung des bayerischen<br />

Kultusministeriums. Gearbeitet wird an parlamentarischer<br />

Unterstützung für das weiter zu präzisierende und zu<br />

modifizierende Konzept des derzeit als noch nicht abgestimmten<br />

und veröffentlichten, aber vorliegenden Entwurfs dieses<br />

halbstaatliche Forum (Plattform, Bündnis, Agentur, ...).<br />

„<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in Bayern“ wird hierbei ein zentrales<br />

Thema mit infrastrukturellem Gestaltungsbedarf sein, zugunsten<br />

außerschulischer, kultur- und jugendspezifischer<br />

wie schulischer künstlerisch-kultureller Module für Synergien<br />

und Vernetzungen. Es geht dabei auch darum, die besonderen<br />

Profile dieser unterschiedlichen öffentlichen Handlungs- und<br />

Politikfelder je spezifisch zu qualifizieren und zu stärken und<br />

gerade dadurch die Kooperationschancen und Vernetzungen<br />

im Prinzip von <strong>Kultur</strong>- und Bildungslandschaften weiterzuentwickeln<br />

– als Landesinitiative mit positiven Folgen für die Kommunen,<br />

die Bildungseinrichtungen vor Ort, für die Ausbildung<br />

und die verbandlichen professionellen Fachorganisationen:<br />

von Modellen und Projekten zu Infrastrukturen und professionellen<br />

Kooperationsnetzen bayernweit.<br />

Wir sind neugierig, hoffnungsfroh und durchaus gestaltungskreativ<br />

– als landesweite Lobbyszene für mehr <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

in Bayern von, für und mit allen.<br />

KONTAKT<br />

Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern e.V.<br />

www.lkb-by.de


5. DOKUMENTE UND ADRESSEN


5.1 DOKUMENTE<br />

Dokumente zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung in Bayern gibt es natürlich<br />

eine Menge, wenn auch insgesamt ohne allgemeine politische<br />

Konsistenz und systematisch handlungsorientierte Umsetzungskonsequenz.<br />

Die Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

Bayern beispielsweise hatte zur Landtagswahl 2008 „Wahlprüfsteine“<br />

formuliert und von CSU, SPD, der Partei Die Grünen<br />

und der FDP eigentlich weitgehend positive Antworten bekommen<br />

(siehe www.lkb-by.de). Hier gilt es, wie derzeit (2011)<br />

auch in Arbeit, Kontakte, Gespräche und Strukturentwicklungen<br />

aktiv weiterzuentwickeln zugunsten von Infrastrukturen<br />

für <strong>Kultur</strong>elle Bildung auch mit Akzent „Schulkooperation“ auf<br />

Landesebene. Die folgenden Auszüge aus Dokumenten der<br />

vergangenen Jahre betreffen v. a. Aussagen zu Kooperation<br />

und Vernetzung Jugend/<strong>Kultur</strong>/<strong>Schule</strong> (ohne Anspruch auf<br />

Vollständigkeit).<br />

BERICHT ÜBER KULTURELLE K<strong>IN</strong>DER-<br />

UND JUGENDBILDUNG <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />

Beschluss des Bayerischen Landtags vom 30.03.2006<br />

„Die Staatsregierung wird aufgefordert, im Ausschuss für<br />

Hochschule, Forschung und <strong>Kultur</strong> in mündlicher und schriftlicher<br />

Form über den Stand der kulturellen Bildung von Kindern<br />

und Jugendlichen in Bayern bis zum 01.07.2006 zu berichten:<br />

[...]<br />

4. Wie wird die kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen<br />

in einem Ganztagsschulkonzept berücksichtigt?“<br />

Antwort des Bayerischen Staatsministeriums<br />

für Unterricht und Kultus vom 03.08.2006<br />

(Auszüge, LT-Drucksache 15/5185):<br />

„Zu Ziff. 4: <strong>Schule</strong>n öffnen sich immer mehr ihrem Umfeld, wodurch<br />

sich außerunterrichtliche Professionen am Bildungsangebot<br />

beteiligen können. Im Hinblick auf einen umfassenden<br />

Bildungsbegriff, der deutlich über die unterrichtliche Bildung<br />

hinaus Ansprüche stellt, erhalten die Schülerinnen und Schüler<br />

z. B. musische, sportliche, soziale, künstlerische sowie handwerklich-gestalterische<br />

Angebote.<br />

Um die Kooperation von <strong>Schule</strong>n und außerschulischen <strong>Kultur</strong>trägern<br />

vor Ort zu unterstützen, wurden Rahmenvereinbarungen<br />

zwischen dem Kultusministerium und dem Bayerischen-Landessport-Verband,<br />

dem Bayerischen Musikrat, dem<br />

Bayerischen Sing- und Musikschulverband, dem Bayerischen<br />

Blasmusikverband, der evangelischen und katholischen Kirche<br />

sowie mit den Hilfsorganisationen (ASB, BRK, JUH, MHD,<br />

DLRG) geschlossen. In Vorbereitung sind Vereinbarungen mit<br />

der Bayerischen Architektenkammer und der Landesarbeitsgemeinschaft<br />

der Kinder- und Jugendkunstschulen.<br />

Die Hinführung zum kulturellen Leben stellt eine wichtige Aufgabe<br />

der <strong>Schule</strong>n dar. Diese wird, insbesondere an Ganztagsschulen,<br />

an denen sich durch das Mehr an zur Verfügung stehender<br />

Zeit besondere Chancen bieten, sehr ernst genommen<br />

und mit großer Einsatzbereitschaft erfüllt.<br />

D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N _ 7 7<br />

Abschließende Bemerkung:<br />

Innerhalb der nächsten Jahre soll die Vernetzung des künstlerisch-kulturellen<br />

Bildungsangebotes für Kinder und Jugendliche<br />

in Bayern weiter vorangetrieben werden: hierzu gibt es<br />

spezielle schulische Partner, mit denen intensiv zusammen<br />

gearbeitet wird u. a.<br />

>> die Stiftung art131 in den Bereichen Musik, Bildende Kunst,<br />

Literatur, Film und Theater – den <strong>Kultur</strong>service einzelner<br />

Kommunen z. B. KS:MUC, die Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung (LKB; seit Feb. 2006),<br />

>> den Fachverband für Kunstpädagogik in Bayern; z. B. Unterstützung<br />

des „Kunstpädagogischen Tages“ als bayernweite<br />

Lehrerfortbildungsmaßnahme für Kunstpädagogen (ca. 500<br />

Teilnehmer),<br />

>> den Verband bayerischer Musiklehrer (vbs).<br />

>> Konzeption und Realisation von Fortbildungsprojekten<br />

gemeinsam mit „transform Weiterbildung“/Akademie der<br />

Bildenden Künste München, das vom Kultusministerium<br />

personell ausgestattet wurde,<br />

>> Konzeption und Realisation von Fortbildungsprojekten<br />

gemeinsam mit MiLu, dem Fortbildungsinstitut an der<br />

Musikhochschule München, ebenfalls vom KM ausgestattet<br />

>> der Landesarbeitsgemeinschaft Dramatisches Gestalten und<br />

der Schultheater für alle Schularten,<br />

>> der Filminitiative.<br />

Entwicklungspotenzial gibt es für alle Bereiche. Letztlich ist<br />

die noch weiter verstärkte Realisierung aber von der Entwicklung<br />

des Haushalts abhängig. Mit vorzüglicher Hochachtung.<br />

Unterzeichnet: Siegfried Schneider für das Bayerische Staatsministerium<br />

für Unterricht und Kultus“<br />

EMPFEHLUNGEN ZUR KULTURELLEN K<strong>IN</strong>DER-<br />

UND JUGENDBILDUNG<br />

Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 01.02. 2007,<br />

An lage zur NS 189.AK, 01.02.2007<br />

(siehe auch www.bildungs server.de)<br />

„Die Kultusministerkonferenz betrachtet die kulturelle Bildung<br />

als einen unverzichtbaren Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung<br />

junger Menschen. <strong>Kultur</strong>elle Bildung unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung<br />

in vielfältiger Weise; sie vermittelt<br />

kognitive und nichtkognitive Kompetenzen; sie trägt zur emotionalen<br />

und sozialen Entwicklung und zur Integration in die<br />

Gemeinschaft bei. Kinder und Jugendliche müssen daher intensiver<br />

als bisher an <strong>Kultur</strong> herangeführt werden müssen. Ein<br />

zusammenwachsendes Europa in einer Welt der Globalisierung<br />

braucht kulturelle Identitäten, die aber nicht von alleine entstehen<br />

und erhalten bleiben. [...]<br />

Bildungs- und <strong>Kultur</strong>schaffende haben bundesweit zahllose<br />

Initiativen zur kulturellen Kinder- und Jugendbildung ergriffen:<br />

Neben etablierten Formen der Musik-, Kunst-, Theater- und<br />

Museumspädagogik treten innovative und unkonventionelle


7 8 _ D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N<br />

örtliche Einzelprojekte sowie strukturelle Maßnahmen wie die<br />

Einbindung entsprechender Kompetenzen in die Ausbildung<br />

von Lehrern und Erziehern und <strong>Kultur</strong>schaffenden. [...]<br />

Aufgabe der Politik sollte es dabei sein, Rahmenbedingungen<br />

für eine optimale Entfaltung der einzelnen Initiativen zu verbessern<br />

oder zu schaffen, die Nachhaltigkeit geeigneter Ansätze<br />

durch konkrete staatliche Maßnahmen sicherzustellen<br />

und eine Vorbildfunktion einzunehmen. Die Agenda betrifft alle<br />

Ebenen der kulturellen Vermittlung:<br />

>> Die Ausbildung an den Universitäten und gleichgestellten<br />

Hochschulen, Fachhochschulen und Fachschulen mit pädagogischen<br />

Ausbildungsgängen sollte für die späteren Vermittler<br />

kultureller Bildung verstärkt Grundlagen kultureller<br />

Bildung enthalten, einerseits in den Lehramtsstudiengängen<br />

durch die besondere Berücksichtigung kultureller Zusammenhänge<br />

und entsprechend geeigneter pädagogischer Konzepte<br />

sowie obligatorischer Praxiserfahrung in <strong>Kultur</strong>einrichtungen,<br />

andererseits in den kulturwissenschaftlichen Disziplinen<br />

durch die bewusste Einbindung didaktischer Ansätze.<br />

>> Qualifizierung und Fortbildung schulischer und außerschulischer<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie von Künstlerinnen<br />

und Künstlern sollte eine Schwerpunktaufgabe der<br />

Weiterbildung sein.<br />

>> Die <strong>Schule</strong>n können der kulturellen Bildung wertvolle Impulse<br />

geben, wenn sie ihr Unterrichtsangebot durch die Zusammenarbeit<br />

mit Akteuren und Räumen der kulturellen Kreativität<br />

außerhalb von <strong>Schule</strong> ergänzen – wobei an Unterrichtseinheiten<br />

in Ateliers, Museen, Theatern, mit Orchestern, Bands<br />

oder Tonstudios, Bibliotheken oder Baudenkmälern ebenso<br />

zu denken ist wie umgekehrt an die Einbeziehung von Angeboten<br />

<strong>Kultur</strong>schaffender in den <strong>Schule</strong>n. Potentiale, welche<br />

die Curricula für eine Integration von <strong>Kultur</strong> in all ihren Spielarten<br />

bieten, können durch eine Vernetzung mit externen<br />

<strong>Kultur</strong>trägern nachhaltiger ausgeschöpft werden.<br />

Die Kultusminister wollen ihren Beitrag dazu leisten, dass<br />

<strong>Schule</strong>n zunehmend in die Lage versetzt werden, die entsprechenden<br />

Ressourcen bereitzustellen. Für die quantitative und<br />

qualitative Ausweitung der kulturellen Angebote in <strong>Schule</strong>n –<br />

auch und gerade jenseits des Pflichtunterrichts – bieten alle<br />

Formen der Öffnung von <strong>Schule</strong> gute Ansätze und sollten deshalb<br />

weiterentwickelt werden. Die Einführung der (offenen)<br />

Ganztagsschule bietet zusätzliche Möglichkeiten zur Erweiterung<br />

des Handlungsspielraums der <strong>Schule</strong>. Insgesamt kann<br />

der Stellenwert der musischen Fächer (z. B. Bildende Kunst,<br />

Darstellendes Spiel, Musik) gestärkt werden. <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

kann <strong>Schule</strong>n somit eine neue Orientierung geben. [...]<br />

Bei allen Formen der Kooperation sind freiwillige, hierarchiefreie<br />

lokale Netzwerke geeignet, die Projekte im sozialen Umfeld<br />

zu positionieren und ihre Wahrnehmbarkeit zu erhöhen.<br />

Ihre Wirksamkeit ist umso größer, je längerfristig und nachhaltiger<br />

die Projekte angelegt und politisch abgesichert sind.<br />

Im Rahmen der kommunalen Jugendhilfeplanung sollten diese<br />

lokalen Netzwerke auch die Kooperation mit sozialpädagogischen<br />

Angeboten der Kinder- und Jugendförderung, den<br />

<strong>Schule</strong>n und den klassischen kulturellen Bereichen ausbauen.“<br />

BESCHLUSS: KULTURELLE BILDUNG<br />

ALS GLEICHWERTIGES BILDUNGSZIEL<br />

Bayerischer Landtag, LT-Drucksache 15/10782, 05. 06. 2008<br />

Im abschließenden Bericht des Bayerischen Staatsministeriums<br />

für Unterricht und Kultus vom 29.09.2009 heißt es:<br />

„1. Die Bedeutung kultureller Bildung<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung wird im Kinder- und Jugendbereich innerhalb<br />

und außerhalb der <strong>Schule</strong> vermittelt: In der <strong>Kultur</strong>politik (z. B.<br />

Museumspädagogik), in kulturpädagogischen Einrichtungen<br />

(z. B. Musikschulen, freie Kunstschulen), in Vereinen und Verbänden<br />

sowie in kulturpädagogischen Projekten (z. B. „Kinder<br />

zum Olymp“). In der Bildungspolitik, hier vor allem in den<br />

Fächern der Ästhetischen Bildung, also Kunst, Musik, Deutsch<br />

(Literatur), Darstellendes Spiel (nur gymnasiale Oberstufe)<br />

und in den Wahlbereichen, wie z. B. Theater, Chor, Orchester,<br />

Bigband, Film, Foto, Tanz, aber auch in anderen Fächern wie<br />

Fremdsprachen, Religion oder Geschichte. In der Jugendpolitik<br />

(SGB VIII Kinder- und Jugendhilfegesetz), wo in § 11 kulturelle<br />

Bildung als ein Bereich der Jugendarbeit explizit ausgewiesen<br />

ist.“<br />

Es folgt eine Übersicht aus den Jahren 2008 und 2009 über<br />

Maßnahmen, Orte, Sparten und Strukturen <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />

in Bayern, mit dem Akzent auf „Kooperation <strong>Kultur</strong>/<strong>Schule</strong>.<br />

„Der Bayerische Landtag hat deshalb die Gleichwertigkeit<br />

kultureller Bildung anerkannt und die Staatsregierung damit<br />

aufgefordert, zur Pflege und zum Ausbau kultureller Bildung<br />

konsequent beizutragen.<br />

1. <strong>Kultur</strong>elle Bildung und <strong>Schule</strong><br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung an den <strong>Schule</strong>n entfaltet sich je nach Schulart<br />

in unterschiedlicher Intensität in den eingangs genannten<br />

Fächern und in den Bereichen des Wahlunterrichts bzw. in<br />

unterschiedlichen Ganztagsangeboten. [...] Um der eingangs<br />

näher ausgeführten Bedeutung kultureller Bildung gerecht zu<br />

werden, sollte sie an den <strong>Schule</strong>n folgende Bedingungen erfüllen:<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung muss Raum zur Entfaltung individueller<br />

Ausdrucksformen bieten. Hierzu sind nicht nur die spontanen<br />

Ausdrucksformen der Kinder und Jugendlichen, sondern genauso<br />

systematische Anregungen nötig. Produktive Kräfte<br />

müssen sich mit rezeptiven ergänzen. Diese systematischen<br />

Anregungen müssen sich im Bildungsgang der Kinder und<br />

Jugendlichen als roter Faden von den ersten Gestaltungsaufgaben<br />

in der Kindertagesstätte bis zu differenzierten Aufgabenstellungen<br />

in den Abschlussklassen zusammenfügen.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung soll sich der verschiedensten Medien und<br />

Ausdrucksformen bedienen: Bildende Kunst, Musik, Sport,<br />

Literatur, Chor, Orchester, Schulband, Theatergruppe, Schülerzeitung,<br />

Video- und Filmgruppen, Puppenspiel und Tanz, Pantomime,<br />

Akrobatik usw. Wichtig ist, dass nicht nur der Prozess,<br />

sondern auch das Ergebnis zählt. <strong>Kultur</strong>elle Bildung muss sich<br />

gleichermaßen an der Bildung der subjektiven Wahrnehmungsfähigkeit<br />

(aisthesis) wie an den hochkulturellen Formen der<br />

Kunst und Alltagskultur orientieren. Individuellen Wahrnehmungs-<br />

und Ausdruckswünschen muss gestuft und systematisch<br />

an den <strong>Schule</strong>n Raum gegeben werden.<br />

Unterzeichnet: Dr. Ludwig Spaenle, Staatsminister“


LEITL<strong>IN</strong>IEN BAYERISCHER KULTURPOLITIK<br />

Berichtsbeschluss 16/1870, Bayerischer Landtag, vom<br />

01.02.2010, Bericht des Bayerischen Staatsministeriums für<br />

Wissenschaft, Forschung und Kunst (www.stmwfk.bayern.de)<br />

„Zukunftsaufgabe ‚<strong>Kultur</strong>elle Bildung‘: Kaum ein Thema hat<br />

in den letzten Jahren einen derartigen Boom erlebt und das<br />

mit Recht. Für eine wachsende Zahl von Kindern und Jugendlichen<br />

ist der Zugang zu Kunst und <strong>Kultur</strong> heute keine Selbstverständlichkeit<br />

mehr. Hier müssen die <strong>Kultur</strong>einrichtungen<br />

gegensteuern und sich vermehrt um ihre Klientel von morgen<br />

kümmern. Die Beschäftigung mit Musik, Theater, Tanz, bildender<br />

Kunst und anderen kulturellen Bereichen ist hervorragend<br />

geeignet, kreative Anlagen zu wecken und auszubilden. Sie ist<br />

darüber hinaus – und darüber sind sich die Wissenschaftler<br />

heute einig – für die kognitive Entwicklung eines jungen Menschen<br />

von erheblicher Bedeutung.<br />

Durch die Förderung der kulturellen Bildung können wir das<br />

Inno vationspotential unserer Bevölkerung besser ausschöpfen.<br />

Auch die bayerische <strong>Kultur</strong>politik sollte daraus Konsequenzen<br />

ziehen, etwa indem sie die Kinder- und Jugendarbeit<br />

von <strong>Kultur</strong>institutionen noch stärker als bisher als Förderkriterium<br />

berücksichtigt.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung ist im Übrigen keine Erfindung der letzten<br />

Jahre. Wichtige Träger dieser kulturellen Bildung sind seit jeher<br />

beispielsweise die Musikvereine und Musikschulen, deren Förderung<br />

dem Staat gerade vor diesem Hintergrund ein wichtiges<br />

Anliegen sein muss. Weil unsere Gesellschaft auf ihr kreatives<br />

Potential angewiesen ist, brauchen wir aber auch eine hochwertige<br />

künstlerische Ausbildung. Hier spielen die bayerischen<br />

Kunsthochschulen mit ihrer besonderen Stellung innerhalb<br />

des Hochschulwesens eine eminente Rolle. Dabei wird es in<br />

den kommenden Jahren darum gehen, wegen der besonderen<br />

Strukturen der Kunsthochschulen im Hinblick auf die Freiheit<br />

der Kunst eine eigene, spezifische Lösung zu finden.<br />

Die Frage der Umsetzung des Bologna- Prozesses im Bereich<br />

der Kunsthochschulen erfordert beispielsweise eine stärkere<br />

Differenzierung mit teilweise anderen Antworten, als sie für<br />

den allgemeinen Hochschulbereich gelten. Die Nichteinbeziehung<br />

der Kunsthochschulen in das für alle anderen Hochschulen<br />

geltende Innovationsbündnis muss dennoch überdacht<br />

werden.“<br />

AUSZÜGE AUS DER KOALITIONSVERE<strong>IN</strong>BARUNG<br />

2008–2013 CSU/FDP, 16. WAHLPERIODE<br />

DES BAYERISCHEN LANDTAGS<br />

Oktober 2008<br />

Im Kapitel „Bildung“ heißt es:<br />

„Stärkung der Werteerziehung, der musischen Bildung (Kunst,<br />

Musik) und des Sportes in allen Schularten Wir werden ein<br />

Bündnis für Werte zwischen Erziehern, Lehrern und Partnern<br />

aus den Kirchen und der Wirtschaft bis hin zu Sport und <strong>Kultur</strong><br />

begründen. Werte machen stark für ein gelingendes Leben. Die<br />

<strong>Schule</strong> soll nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern<br />

auch Herz und Charakter bilden (Art. 131 BV). Unsere Kinder<br />

brauchen eine kulturelle Heimat und klare ethische Maßstäbe<br />

D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N _ 7 9<br />

für ihr Leben. Wir wollen den Religionsunterricht als Pflichtfach<br />

erhalten und die Islamische Unterweisung in deutscher Sprache<br />

flächendeckend ausbauen. 16. Wir werden die musischästhetische<br />

Bildung und Erziehung sowie den Sport ausbauen<br />

und durch stärkere Vernetzung zwischen <strong>Schule</strong>n und <strong>Kultur</strong>treibenden<br />

und Sportvereinen fördern. Gerade im Bereich der<br />

Ganztagesschulen liegen große Potentiale für eine solch gewinnbringende<br />

Zusammenarbeit.“<br />

Im Kapitel „<strong>Kultur</strong>“ heißt es:<br />

„2. Wir wollen zur weiteren Stärkung der kulturellen Bildung ein<br />

Netzwerk aufbauen, das durch die Zusammenarbeit aller Bildungsträger<br />

Interesse weckt und Begabungen fördert.<br />

3. Wir wollen die kulturellen Einrichtungen in ihren Bemühungen<br />

unterstützen, ihr Publikum von morgen zu gewinnen und<br />

dieses Bemühen zu einem wichtigen Kriterium der staatlichen<br />

Förderung machen.<br />

4. Wir wollen die Zinserträge des bayerischen <strong>Kultur</strong>fonds<br />

künftig ausschließlich für neu zu fördernde Projekte zur Verfügung<br />

stellen.<br />

5. Wir werden Musik- und Kunstunterricht ausbauen.<br />

6. Wir werden die weitere Arrondierung des Musikschulnetzes<br />

in geeigneter Weise unterstützen [...].“<br />

Im Kapitel „Medien“ heißt es:<br />

„1. Wir wollen die Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen,<br />

Erzieherinnen und Erziehern, Lehrkräften und Eltern<br />

stärken, weil die Nutzung der Medien zunimmt. Damit entstehen<br />

neue Chancen, die wir erkennen, aber auch Risiken, die wir<br />

beherrschen wollen.“<br />

BAYERISCHER JUGENDR<strong>IN</strong>G: POSITION ZUR<br />

FORTSCHREIBUNG DES K<strong>IN</strong>DER- UND JUGEND-<br />

PROGRAMMS – TEILBEREICH JUGENDARBEIT<br />

DER BAYERISCHEN STAATSREGIERUNG<br />

In „Aktionsfeldern der Jugendarbeit“ heißt es zum „Ziel 2: Erfahrungs-,<br />

Bildungs- und Beteiligungsräume sichern und ermöglichen“:<br />

„3. Schulbezogene Jugendarbeit<br />

Das Kinder- und Jugendhilfegesetz sieht schulbezogene<br />

Jugendarbeit als einen Schwerpunkt der Bildungsaufgaben der<br />

Jugendarbeit vor 11. Demzufolge wenden sich Angebote, Einrichtungen<br />

und Dienste der Jugendarbeit unterschiedlichster<br />

Art explizit an Schülerinnen und Schüler oder einzelne <strong>Schule</strong>n<br />

bzw. greifen Themen auf, die Schüler/-innen besonders nahe<br />

liegen. Dieser bereits bewährte Ansatz der Jugendarbeit steht<br />

angesichts der aktuellen Entwicklungen in <strong>Schule</strong>n vor neuen<br />

Herausforderungen und Möglichkeiten, und zwar unabhängig<br />

vom steigenden Bedarf, außerfamiliäre Betreuung in der<br />

<strong>Schule</strong> zu gewährleisten. Ein erweitertes Bildungsverständnis<br />

sowie Öffnungen und Kooperationen der <strong>Schule</strong>n mit außerschulischen<br />

Partnern erhöhen die Chancen für Kinder und<br />

Jugendliche, Engagementerfahrungen zu erwerben. Dies gilt<br />

insbesondere für solche, die von sich aus nicht ohne weiteres<br />

den Weg zu Jugendverbänden und Jugendgruppen finden.<br />

Zur Unterstützung der Kooperation von <strong>Schule</strong>n mit Trägern<br />

der Jugendarbeit wurde 2007 eine Rahmenvereinbarung zwischen<br />

dem Freistaat Bayern und dem Bayerischen Jugendring<br />

geschlossen. Gemeinsam mit der Bildungs- und Erziehungsarbeit<br />

der <strong>Schule</strong> soll diese Kooperation dazu beitragen, Kinder


8 0 _ D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N<br />

und Jugendliche mit Angeboten der Jugendarbeit in ihren individuellen<br />

Fähigkeiten und Interessen zu fördern, ihre Persönlichkeitsentwicklung<br />

zu unterstützen und gesellschaftliche<br />

Mitverantwortung und soziales Engagement anzuregen. Die<br />

Nachfrage nach Angeboten schulbezogener Jugendarbeit ist<br />

ständig steigend. Mit einem Landesförderprogramm soll dieser<br />

Schwerpunkt der Jugendbildung ausgebaut werden und<br />

Jugendorganisationen, Jugendringe und Einrichtungen der<br />

Jugendarbeit in eigenständiger Trägerschaft dabei unterstützt<br />

werden, in Kooperation mit <strong>Schule</strong>n und unter aktiver Einbeziehung<br />

der Schüler/-innen Aktivitäten und Projekte der Jugendarbeit<br />

durchzuführen. Insbesondere gehört hierzu auch die<br />

Förderung von Angeboten, die der Qualifizierung von Schüler/<br />

-innen dienen, die sich in ihrer <strong>Schule</strong> besonders engagieren,<br />

z. B. Tutor/-innen, Klassensprecher/-innen. Zu erkennen ist,<br />

dass die sich entwickelnden vielfältigen Kooperationsformen<br />

von Trägern und Einrichtungen der Jugendarbeit mit <strong>Schule</strong>n<br />

einen erhöhten und spezifischen Bedarf für eine Fachberatung<br />

und Qualifizierung auf Landesebene mit sich bringen. Zum<br />

Ausbau und zur Verstetigung bedarfsgerechter Maßnahmen<br />

schulbezogener Jugendarbeit ist ein Landesförderprogramm<br />

erforderlich. 2009 wurden aus Mitteln des Kinder- und Jugendprogramms<br />

50 000 € bereit gestellt. Zur Sicherung einer dauerhaften<br />

Förderung muss dieser Ansatz erheblich aufgestockt<br />

werden. Hierfür sind zusätzlich 400 000 Euro (netto d. h. ohne<br />

Haushaltsperren) zu veranschlagen.“<br />

In den vergangenen Jahren hat das Bayerische Staatsministerium<br />

mit einzelnen Trägern von Jugendarbeit, <strong>Kultur</strong> und<br />

Kunst „Rahmenvereinbarungen“ – heute „Absichtserklärungen“<br />

geschlossen (z. B. Bayerische Architektenkammer usw.),<br />

diese Kooperationspolitik aber seit ca. 2009 nicht weiter<br />

verfolgt. Beispielhaft sei hier aus der Rahmenvereinbarung<br />

Kultus ministerium/Bayerischer Jugendring (20. Juni 2007,<br />

www.bjr.de) zitiert:<br />

„Rahmenvereinbarung Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong> und<br />

Jugendarbeit zwischen dem Freistaat Bayern vertreten<br />

durch das Staatsministerium für Unterricht und Kultus dieses<br />

vertreten durch den Staatsminister Siegfried Schneider und<br />

dem Bayerischen Jugendring, K. d. ö. R wird folgende Vereinbarung<br />

zur Unterstützung der Kooperation von <strong>Schule</strong>n mit<br />

Trägern der Jugendarbeit geschlossen.<br />

Gemeinsam mit der Bildungs- und Erziehungsarbeit der <strong>Schule</strong><br />

soll diese Kooperation dazu beitragen, Kinder und Jugendliche<br />

in ihren individuellen Fähigkeiten und Interessen zu fördern,<br />

ihre Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen und<br />

gesellschaftliche Mitverantwortung und soziales Engagement<br />

anzuregen.“<br />

Wesentliche Grundlagen sind das Kinder- und Jugend programm<br />

der Bayerischen Staatsregierung, die Bekanntmachung des<br />

Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus zur<br />

„Förderung der offenen Ganztagsschule für Schülerinnen und<br />

Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 10“ vom 6. Februar 2007<br />

(KWMBI I , S. 54), das SGB VIII (§ 11) sowie rechtliche Regelungen<br />

zur Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong> und Jugendhilfe (SGB<br />

VIII § 81 Abs. 1 Nr. 1 und Art. 31 BayEUG).<br />

„2. Bildung in der Jugendarbeit<br />

Jugendarbeit gem. §11 KJHG/SGB VIII ist ein eigenständiges<br />

Angebot mit einem eindeutigen Bildungsauftrag, der im Kinder-<br />

und Jugendprogramm der Bayerischen Staatsregierung<br />

konkretisiert ist: „Jugendarbeit umfasst ein breites Spektrum<br />

von Bildungs- und Freizeitangeboten, das Raum zur individuellen<br />

Entfaltung eröffnet, Möglichkeiten bietet, in Gemeinschaft<br />

mit Gleichaltrigen selbständig bestimmend und mitgestaltend<br />

tätig zu sein sowie Verantwortung zu übernehmen.“ (Kinder-<br />

und Jugendprogramm 2007, S. 21).


„Deshalb zeichnen sich auch Aktivitäten der Jugendarbeit<br />

in Kooperation mit <strong>Schule</strong>n durch die der Jugendarbeit eigenen<br />

Themen und Methoden aus und sind maßgeblich von den<br />

Schülern/-innen mitgestaltet.<br />

Zu den Schwerpunkten der Jugendarbeit zählen Angebote in<br />

den Bereichen allgemeiner, politischer, sozialer, gesundheitlicher,<br />

religiöser, kultureller, ökologischer und technischer<br />

Bildung sowie Angebote aus den Bereichen Sport, Spiel und<br />

Geselligkeit, internationale Jugendarbeit oder arbeitsweltbezogene<br />

Angebote. Durchgängiges Bildungsmoment ist hierbei<br />

die Vermittlung personaler und sozialer Kompetenzen. Dabei<br />

können die Aktivitäten der Jugendarbeit einen konkreten Lehrplanbezug<br />

aufweisen oder auch eigenständige Ziele verfolgen.<br />

[...]<br />

3. Formen der Zusammenarbeit<br />

3.1 Aktivitäten schulbezogener Jugendarbeit<br />

Kooperationen der Jugendarbeit mit <strong>Schule</strong>n können sich beispielsweise<br />

auf folgende Aktivitätsformen erstrecken:<br />

>> Beteiligung an Projektwochen mit Klassen oder Gruppen<br />

>> (Mit-)Gestaltung von Schullandheimaufenthalten<br />

>> Schülertreffs an der <strong>Schule</strong> oder in unmittelbarer Nähe zur<br />

<strong>Schule</strong> (Schülercafes)<br />

>> Seminare und Multiplikatorenschulungen für Tutoren,<br />

Schülerinnen und Schüler der Schülermitverantwortung<br />

(SMV)<br />

>> Angebote der Pausen- und Schulhofgestaltung<br />

>> Jugendberatung und Jugendinformation<br />

>> Übungen, Schulungen, Unternehmungen z. B. mit erlebnispädagogischen<br />

Methoden<br />

D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N _ 8 1<br />

>> Bildungsangebote zur Entwicklung sozialer Kompetenz und<br />

zum Erwerb von Schlüsselqualifikationen<br />

>> Gruppenangebote [...]<br />

3.5 Vereinbarungen vor Ort<br />

Die Zusammenarbeit muss schriftlich vereinbart werden.<br />

Die Inhalte der Vereinbarungen können von den Partnern frei<br />

bestimmt werden. Jedenfalls ist festzuhalten, ob es sich um<br />

eine Veranstaltung der <strong>Schule</strong> oder der Jugendhilfe handelt.<br />

Zu regeln sind ferner Fragen der Finanzierung des Projekts,<br />

der Aufsicht über die Schülerinnen und Schüler, des Versicherungsschutzes<br />

der Schülerinnen und Schüler und des Datenschutzes.<br />

Ferner sind die entsprechenden schul- und jugendhilferechtlichen<br />

Vorschriften sowie die jeweils eigenen Zuständigkeiten<br />

zu beachten. [...]<br />

3.6 Zusammenarbeit bei der Umsetzung<br />

von offenen Ganztagsschulen<br />

Die Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums<br />

für Unterricht und Kultus zur Förderung der offenen Ganztagsschule<br />

für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis<br />

10 offenen Ganztagsschule vom 6. Februar 2007 ( KWMBI I , S.<br />

54) sieht auch Möglichkeiten der Verknüpfung mit der Jugendarbeit<br />

vor. Ziel ist es, Schülerinnen und Schülern im Rahmen<br />

des Ganztagesangebotes der <strong>Schule</strong> eine Freizeitgestaltung<br />

mit den besonderen Bildungsschwerpunkten der Jugendarbeit<br />

bzw. den Besuch ihrer Jugendgruppe oder ihres Sportvereins<br />

zu ermöglichen.“


8 2 _ D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N<br />

5.2 DIE LANDESVERE<strong>IN</strong>IGUNG<br />

KULTURELLE BILDUNG <strong>BAYERN</strong> E.V.<br />

ZIELE UND HANDLUNGSFELDER<br />

<strong>Kultur</strong> leben lernen<br />

Die Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern e.V. (LKB:BY),<br />

gegründet 2006, vertritt <strong>Kultur</strong>organisationen aus Bayern.<br />

Gemeinsames Ziel ist <strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern stark<br />

zu machen und als Querschnittsaufgabe in allen Lern- und<br />

Lebensbereichen zu etablieren. Dafür setzt sich die LKB:BY<br />

unter dem Motto „<strong>Kultur</strong> leben lernen“ ein, für die Teilhabe<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung in den Bereichen <strong>Kultur</strong>politik, Schul- und<br />

Hochschulpolitik sowie Sozial-, Familien-, und Jugendpolitik.<br />

<strong>Kultur</strong> und Bildung breit aufgestellt<br />

Durch die Vielzahl und Unterschiedlichkeit der Arbeitsbereiche<br />

ihrer Mitglieder deckt die LKB:BY alle Felder und Themen<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung in Bayern ab. Als Mitglied der Bundesvereinigung<br />

<strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) versteht<br />

sie sich als föderale Schnittstelle zwischen Entwicklungen in<br />

den Regionen, den kommunalen Strukturen und der Bundesebene<br />

– auch im internationalen Horizont. Mehr zur BKJ unter:<br />

www.bkj.de.<br />

Portfolio der LKB:BY<br />

>> Information, Qualifikation, Kooperation, Strukturentwicklung<br />

landesweit.<br />

>> Information über Einrichtungen und Organisationen <strong>Kultur</strong>eller<br />

Bildung in Bayern.<br />

>> Vernetzung und Qualifizierung aller Sparten und Einrichtungen<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung in Bayern.<br />

>> Qualifizierung und Förderung der Mitgliedorganisationen.<br />

>> Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit, Förderung der <strong>Kultur</strong>ellen<br />

Bildung in Politik, Medien, Wirtschaft, Kunst und <strong>Kultur</strong>.<br />

>> Förderung von Aus-, Fort- und Weiterbildung für <strong>Kultur</strong>pädagogik<br />

in Bayern an Universitäten, Fachhochschulen und<br />

anderen Bildungsstätten.<br />

>> Plattform und Kontaktstelle zu anderen landesweiten Organisationen:<br />

staatliche Bildungsinstitute, Lehrerverbände,<br />

Vertreter/-innen der Erwachsenenbildung, Museen, Bibliotheken,<br />

Medienanstalten, Elternorganisationen, Wirtschaftsverbände<br />

etc.<br />

>> <strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>: Vermittlung und Professionali sierung<br />

schulischer und nichtschulischer Angebote kultureller<br />

Bildung durch Kooperation und Vernetzung.<br />

>> Ansprechpartner für Politik und Verwaltung: Information,<br />

Beratung, Strukturentwicklung.<br />

>> <strong>Kultur</strong>elle Teilhabegerechtigkeit – interkulturelle und transkulturelle<br />

Verständigung<br />

>> Innovationsimpulse durch Modelle, Konzepte im Horizont der<br />

„Medienkultur“ des 21. Jahrhunderts.<br />

Mitglieder sind bzw. können werden:<br />

Landesweite und regionale Organisationen, Verbände, Einrichtungen<br />

und Projekte <strong>Kultur</strong>eller Bildung aus den Bereichen<br />

Bildende Kunst, Musik, Theater, Literatur, Tanz, Film, Medien,<br />

Museum, Architektur, Spiel, Zirkus, Soziokultur u. a. Der Verein<br />

hat das Ziel, <strong>Kultur</strong> und Bildung landesweit zu fördern – von<br />

Anfang an und lebenslang.<br />

KONTAKT<br />

LKB:BY Geschäftsstelle<br />

c/o Pädagogische Aktion/SPIEL<strong>Kultur</strong> e.V.<br />

Leopoldstraße 61, 80802 München<br />

info@lkb-by.de<br />

www.lkb-by.de<br />

VORSTAND (Stand: April 2011)<br />

Vorsitzender: Haimo Liebich<br />

BV Deutscher Kinder- und Jugendmuseen,<br />

Landesverband Bayern<br />

Arnulfstr. 3, 80335 München<br />

haimo.liebich@muenchen.de<br />

www.lkb-by.de<br />

Stellvertreterin: Marion Glück-Levi<br />

Stiftung Zuhören/Bayerischer Rundfunk<br />

Bayerischer Runfunkplatz 1, 80335 München<br />

marion.glueck.levi@brnet.de<br />

www.brnet.de<br />

Stellvertreter: Dr. Wolfgang Zacharias<br />

<strong>Kultur</strong>politische Gesellschaft (KuPoGe) e.V.,<br />

Landesgruppe Bayern<br />

zacharias-muc@t-online.de<br />

Beisitzerin: Margit Maschek-Grüneisl<br />

<strong>Kultur</strong>- und Spielraum e.V.<br />

Ursulastraße 5, 80802 München<br />

margitmaschek@kulturundspielraum.de<br />

kulturundspielraum.de<br />

Beisitzer: Wolfgang Greth<br />

Bayerischer Musikrat<br />

Sollner Straße 42, 81479 München<br />

info@bayerischer-musikrat.de<br />

www.bayerischer-musikrat.de<br />

Beisitzerin: Dr. Hannelore Kunz-Ott<br />

LAK Museumspädagogik Bayern e.V.<br />

c/o Cultheca – <strong>Kultur</strong>pädagogik und Kommunikation<br />

Drei-Kronen-Gasse 2, 93047 Regensburg<br />

lakmpb@museumspaedagogik.org<br />

www.museumspaedagogik.org<br />

Beisitzerin: Waltraud Lucic<br />

Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V.<br />

Bavariaring 37, 80336 München<br />

vizepraesidentin@bllv.de<br />

www.bllv.de


MITGLIEDER (Stand: April 2011)<br />

Amt für <strong>Kultur</strong> und Freizeit –<br />

Stadt Nürnberg<br />

Abteilung <strong>Kultur</strong>elle und<br />

Politische Bildung<br />

Gewerbemuseumsplatz 1<br />

90403 Nürnberg<br />

claus.haupt@stadt.nuernberg.de<br />

www.kuf-kultur.de<br />

Arbeitskreis für gemeinsame <strong>Kultur</strong>arbeit<br />

bayerischer Städte e.V.<br />

Hohe-Schul-Straße 4, 85049 Ingolstadt<br />

christine.fuchs@ingolstadt.de<br />

www.gemeinsamekulturarbeit.de<br />

Bayerischer Bibliothekenverband<br />

Stadtbibliothek Am Gasteig<br />

Rosenheimer Straße 5, 81667 München<br />

hanne.riehm@muenchen.de<br />

www.bibliotheksverband.de/lv-bayern<br />

Bayerischer Elternverband e.V.<br />

Aussiger Straße 23, 91207 Lauf<br />

info@bayerischer-elternverband.de<br />

www.bayerischer-elternverband.de<br />

Bayerischer Lehrer-<br />

und Lehrerinnenverband<br />

Bavariaring 37, 80336 München<br />

vizepraesidentin@bllv.de<br />

www.bllv.de<br />

Bayerischer Musikrat<br />

Sollner Straße 42, 81479 München<br />

info@bayerischer-musikrat.de<br />

www.musikinbayern.de<br />

Bayerischer Volkshochschulverband<br />

e.V.<br />

Fäustlestraße 5a, 80339 München<br />

bvv@vhs-bayern.de<br />

www.vhs-bayern.de<br />

Bayern liest e.V.<br />

Corneliusstraße 42, 80469 München<br />

rostauffer@googlemail.com<br />

www.bayern-liest.de<br />

BDK e.V. – Fachverband für Kunstpädagogik,<br />

Landesverband Bayern<br />

Amalienstraße 8, 82131 Gauting<br />

baerbel.lutz-sterzenbach@gmx.de<br />

www.bdkbayern.de<br />

Berufsverband Bildender Künstler,<br />

Landesverband Bayern<br />

Isabellastraße 48, 80796 München<br />

gaffron@bbk-bayern.de<br />

www.bbk-bayern.de<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Spielmobile e.V.<br />

Albrechtstraße 37, 80636 München<br />

bag@spielmobile.de<br />

www.spielmobile.de<br />

Bundesverband Deutscher Kinder-<br />

und Jugendmuseen e.V.<br />

Michael-Ende-Straße 17<br />

90429 Nürnberg<br />

info@bv-kindermuseum.de<br />

www.bv-kindermuseum.de<br />

Echo e.V.<br />

Helsinkistraße 100, 81829 München<br />

office@echo-ev.de, www.echo-ev.de<br />

Friedrich-Alexander-Universität<br />

Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für<br />

Pädagogik II<br />

Schlossplatz 4, 91054 Erlangen<br />

www.uni-erlangen.de<br />

Gesellschaft für Medien und Kommunikation,<br />

Landesgruppe Bayern<br />

Zentrum für Medienpädagogik (ZfM),<br />

Katholische Stiftungsfachhochschule<br />

München<br />

Preysingstraße 83, 81667 München<br />

a.buck@ksfh.de<br />

www.gmk-net.de<br />

Hochschule München, Fakultät für<br />

angewandte Sozialwissenschaften<br />

Am Stadtpark 20, 81243 München<br />

www.sw.fh-muenchen.de<br />

Internationale Jugendbibliothek<br />

Schloss Blutenburg, 81247 München<br />

info@ijb.de<br />

www.ijb.de<br />

JFF – Institut für Medienpädagogik<br />

in Forschung und Praxis –<br />

Jugend Film Fernsehen e.V.<br />

Pfälzer-Wald-Straße 64<br />

81539 München<br />

jff@jff.de<br />

www.jff.de<br />

Kinder- und Jugendtheater-<br />

veranstalter Bayern e.V.<br />

Kinder- und Jugendkulturwerkstatt<br />

in der Pasinger Fabrik<br />

August-Exter-Straße 1, 81245 München<br />

kinderforum@kulturundspielraum.de<br />

www.lampenfieber-bayern.de<br />

D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N _ 8 3<br />

Kinder<strong>Kultur</strong> Tutzing e.V.<br />

Greinwaldstraße 14, 82327 Tutzing<br />

info@kinder-kultur.de<br />

www.kinder-kultur.de<br />

<strong>Kultur</strong>- und Spielraum e.V.<br />

Ursulastraße 5, 80802 München<br />

info@kulturundspielraum.de<br />

www.kulturundspielraum.de<br />

<strong>Kultur</strong>politische Gesellschaft e.V.,<br />

Landesgruppe Bayern<br />

Ihlestraße 9, 90427 Nürnberg<br />

uli-glaser@kuf.stadt.nuernberg.de<br />

www.kupoge.de<br />

Landesarbeitsgemeinschaft für<br />

Theater und Film an den bayerischen<br />

<strong>Schule</strong>n e.V.<br />

Tannenstr. 9, 85764 Oberschleißheim<br />

gfrenzel@lagds-bayern.de<br />

www.lagds-bayern.de<br />

Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Neue Medien e.V.<br />

Begasweg 33, 81477 München<br />

baumuc@online.de<br />

www.lag-neue-medien.de<br />

Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Tanz in Bayern e.V.<br />

Würzburger Weg 5<br />

91077 Neunkirchen a. Br.<br />

info@lag-tanz-bayern.de<br />

www.lag-tanz-bayern.de<br />

Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Zirkuspädagogik Bayern e.V.<br />

Jakobsplatz 15, 96049 Bamberg<br />

info@lag-zirkus-bayern.de<br />

www.lag-zirkus-bayern.de<br />

Landesarbeitskreis Museumspädagogik<br />

Bayern e.V.<br />

c/o Cultheca – kulturpädagogik<br />

und kommunikation<br />

Drei-Kronen-Gasse 2<br />

93047 Regensburg<br />

lakmpb@museumspaedagogik.org<br />

www.museumspaedagogik.org<br />

Landesverband der Jugendkunstschulen<br />

und <strong>Kultur</strong>pädagogischen<br />

Einrichtungen Bayern e.V.<br />

Albert-Greiner-Straße 40<br />

86161 Augsburg<br />

katharina.steppe@kabelmail.de<br />

http://ljke-bayern.de


8 4 _ D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N<br />

Lesefüchse e.V.<br />

Blutenburgstraße 61, 80636 München<br />

info@lesefuechse-muenchen.org<br />

www.lesefuechse-muenchen.org<br />

LILALU e.V.<br />

Leonrodstraße 10, 80634 München<br />

info@lilalu.org<br />

www.lilalu.org<br />

Medienzentrum Parabol e.V.<br />

Hermannstraße 33, 90439 Nürnberg<br />

medienzentrum@parabol.de<br />

www.parabol.de<br />

Münchner Lehrer- und<br />

Lehrerinnenverband<br />

Bavariaring 37, 80336 München<br />

geschaeftsstelle@mllv.bllv.de<br />

www.mllv.bllv.de<br />

Münchner Schachstiftung<br />

Zweibrückenstraße 8, 80331 München<br />

info@schachstiftung-muenchen.de<br />

www.schachstiftung-muenchen.de<br />

Münchner Schulstiftung<br />

Ernst von Borries<br />

Freseniusstraße 47, 81247 München<br />

www.muenchner-schulstiftung.de<br />

Museumspädagogisches<br />

Zentrum Bayern<br />

Infanteriestraße 1, 80797 München<br />

info@mpz.bayern.de<br />

www.mpz.bayern.de<br />

Pädagogische Aktion/SPIEL<strong>Kultur</strong> e.V.<br />

Leopoldstraße 61, 80802 München<br />

info@spiel<strong>Kultur</strong>.de, www.spiel<strong>Kultur</strong>.de<br />

Stiftung Zuhören<br />

c/o Bayerischer Rundfunk<br />

Rundfunkplatz 1, 80335 München<br />

www.stiftung-zuhoeren.de<br />

Tanz und <strong>Schule</strong> e.V.<br />

c/o <strong>Kultur</strong>büro Kaiserstraße 46<br />

80801 München<br />

info@tanz-und-schule.de<br />

www.tanz-und-schule.de<br />

TREFFPUNKT Film<strong>Kultur</strong> e.V.<br />

c/o ARRI Kino, Türkenstraße 91<br />

80799 München<br />

info@treffpunkt-film<strong>Kultur</strong>.de<br />

www.treffpunkt-film<strong>Kultur</strong>.de<br />

United Scene Group e.V.<br />

Verband und Institut für<br />

(Inter-)<strong>Kultur</strong>elle Bildung, Regionalentwicklung<br />

und Diversitätskultur<br />

Dorfwiesenstraße 14<br />

94065 Waldkirchen<br />

info@united-scene-group.net<br />

www.united-scene-group.net<br />

Verband Bayerischer Privatschulen<br />

Innere Wiener Straße 7, 81667 München<br />

info@privatschulverband.de<br />

www.privatschulverband.de<br />

WEITERE ADRESSEN<br />

Akademie für Schultheater und<br />

Theaterpädagogik Erlangen<br />

Bismarckstraße 6, 91054 Erlangen<br />

info@schultheater-akademie.de<br />

www.schultheater-akademie.de<br />

Bayerische Architektenkammer<br />

Körperschaft des Öffentlichen Rechts<br />

Waisenhausstraße 4, 80637 München<br />

info@byak.de, www.byak.de/start/<br />

architektur/architektur-fur-kinder<br />

Bayerischer Jugendring<br />

Herzog-Heinrich-Straße 7<br />

80336 München<br />

www.bjr.de<br />

Bayerisches Staatsministerium<br />

für Unterricht und Kultus<br />

Salvatorstraße 2, 80333 München<br />

info@sbmuenchen.bayern.de<br />

www.km.bayern.de<br />

Bayerisches Staatsministerium für<br />

Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />

Salvatorstraße 2, 80333 München<br />

poststelle@stmwfk.bayern.de<br />

www.stmwfk.bayern.de<br />

Bayerisches Staatsministerium für<br />

Arbeit und Sozialordnung, Familie<br />

und Frauen<br />

Abt. VI – Familie und Jugend<br />

Winzererstraße 9, 80797 München<br />

www.stmas.bayern.de<br />

Denkmal und <strong>Schule</strong><br />

Damaschkeplatz 3, 86161 Augsburg<br />

info@denkmalschulen.de<br />

www.denkmalschulen.de<br />

Deutscher Bildungsserver<br />

dbs@dipf.de, www.bildungsserver.de<br />

Suchbegriff: Bayern<br />

Deutsches Jugendinstitut<br />

Datenbank <strong>Schule</strong> und Partner,<br />

schulische Kooperationspraxis<br />

auf einen Klick<br />

Nockherstr. 2, 81541 München<br />

www.dji.de<br />

Forum Bildungspolitik in Bayern<br />

Bavariaring 37, 80336 München<br />

organisation@forum-bildungspolitik.de<br />

www.forum-bildungspolitik.de<br />

Gesellschaft <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> e.V.<br />

Salvatorplatz 4, 80333 München<br />

info@gesellschaft-<strong>macht</strong>-schule.de<br />

www.gesellschaft-<strong>macht</strong>-schule.de<br />

Institut für Lehrerforschung Dillingen<br />

Ref. 1.9: Kunst, Theater, Film<br />

und Neue Medien<br />

Kardinal-von-Waldburg-Straße 6–7<br />

89407 Dillingen<br />

direktor@alp.dillingen.de<br />

www.alp.dillingen.de<br />

Institut für Jugendarbeit Gauting, BJR<br />

Germeringer Straße 30, 82131 Gauting<br />

info@institutgauting.de<br />

www.institutgauting.de<br />

Institut für <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />

und Bildungsforschung (ISB)<br />

Schellingstraße 155, 80797 München<br />

kontakt@isb.bayern.de<br />

www.isb.bayern.de<br />

Katholische Stiftungsfachhochschule<br />

München<br />

Preysingstraße 83, 81667 München<br />

www.ksfh.de<br />

KESS – Kompetenz extern für <strong>Schule</strong><br />

und Schulleben<br />

Mitterweg 8, 84048 Mainburg<br />

info@kess-experten.org<br />

www.kess-experten.org<br />

klasse.im.puls<br />

Musikpädagogik – Friedrich-Alexander-<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Regensburgerstraße 160<br />

90478 Nürnberg<br />

www.klasse-im-puls.de<br />

<strong>Kultur</strong>amt der Stadt Bamberg<br />

Hauptwachstraße 16, 96047 Bamberg<br />

www.stadt.bamberg.de


<strong>Kultur</strong>büro/ Tanz und <strong>Schule</strong><br />

Kaiserstraße 46, 80801 München<br />

info@daskulturbuero.de<br />

info@tanz-und-schule.de<br />

www.tanz-und-schule.de<br />

<strong>Kultur</strong>projektbüro<br />

Museumswinkel, Gebbertstraße 1<br />

91052 Erlangen<br />

www.erlangen.de<br />

<strong>Kultur</strong>referat München<br />

Abteilung 4: <strong>Kultur</strong>elle Bildung,<br />

Internationales, Urbane <strong>Kultur</strong>en<br />

Burgstraße 4, 80331 München<br />

kultur.bildung@muenchen.de<br />

www.muenchen.de/Rathaus/kult/<br />

buecher_bildung/kulturelle_<br />

bildung/330029/index.htl<br />

Kunstverein Ingolstadt e.V.<br />

Schlosslände 1, 85049 Ingolstadt<br />

www.kunstverein-ingolstadt.de<br />

Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

Museen in Bayern<br />

Alter Hof 2, 80331 München<br />

landesstelle@blfd.bayern.de<br />

www.museeninbayern.de<br />

Oper <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong><br />

Max-Joseph-Platz 2, 80539 München<br />

www.staatsoper.de<br />

S<strong>IN</strong> – Studio im Netz e.V.<br />

Haus der Medienbildung<br />

Heiglhofstraße 1, 81377 München<br />

sin@sin-net.de<br />

www.sin-net.de<br />

Stadt Coburg Amt für <strong>Schule</strong>n, <strong>Kultur</strong><br />

und Bildung<br />

Steingasse 18, 96450 Coburg<br />

schulamt@coburg.de<br />

www.coburg.de<br />

D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N _ 8 5<br />

Tanzprojekt Bayern ISB<br />

alan.brooks@isb.bayern.de<br />

www.kuenstler-in-die-schulen.de<br />

TUSCH München<br />

Landeshauptstadt München,<br />

Referat für Bildung und Sport<br />

Pädagogisches Institut<br />

Herrnstraße 19, 80539 München<br />

info@tusch-muenchen.de<br />

www.tusch-muenchen.de<br />

Verband Bayerischer Schulmusiker e.V.<br />

Berliner Allee 26h, 86153 Augsburg<br />

vbs@vds.musik.de<br />

www.vbs-musik.de


NOTIZEN


www.kultur-<strong>macht</strong>-schule.de<br />

Das Online-Fachportal für mehr <strong>Kultur</strong>elle Bildung an <strong>Schule</strong>n!

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