IN BAYERN - Kultur macht Schule
IN BAYERN - Kultur macht Schule
IN BAYERN - Kultur macht Schule
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<strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />
Bundesvereinigung<br />
<strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung e.V.
IMPRESSUM<br />
Bundesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) e.V.<br />
Küppelstein 34 , 42857 Remscheid, Fon 02191.79 43 98, Fax 02191.79 43 89, info@bkj.de, www.bkj.de<br />
in Kooperation mit der<br />
Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern (LKB:BY) e.V.<br />
Geschäftsstelle: Leopoldstraße 61, 80802 München<br />
Fon: 089.260 92 08, Fax: 089.26 85 75<br />
info@lkb-by.de, www.lkb-by.de<br />
Die länderbezogene Publikationsreihe „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> ...“ ist entstanden im Rahmen<br />
der bundesweiten Fachstelle „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ der BKJ. Ziel ist es, föderale Modelle, Impulse und<br />
Entwicklungen rund um das Thema „<strong>Kultur</strong>elle Bildung an <strong>Schule</strong>n“ zu bündeln und zu reflektieren.<br />
Redaktion: Daniela Angersbach, Daniela Biebl, Wolfgang Zacharias<br />
Lektorat und Korrektorat: Helga Bergers, Redaktionsdepot, Köln<br />
Gestaltung: Maya Hässig, Sandra Brand, luxsiebenzwoplus, Köln<br />
Persönlichkeits- und Bildrechte: Umschlag © Maya Hässig. Die in dieser Publikation vertretenen Verbände sind als Bildlieferanten dafür<br />
verantwortlich, dass für jedes zur Verfügung gestellte Bild einer Person eine uneingeschränkte Freigabe vorliegt und dass die betreffende<br />
Lizenz, unter der das Bild angeboten wird, die Rechte der dargestellten Person schützt. Mit der Bildlieferung sichern die Verbände der BKJ zu,<br />
das Nutzungsrecht der Urheber eingeholt zu haben.<br />
Druck: Druckhaus Süd, Köln<br />
ISBN: 978-3-924407-93-3<br />
Remscheid/München 2011 gefördert vom:<br />
Bundesvereinigung<br />
<strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung e.V.
<strong>IN</strong>HALT<br />
Vorwort // Viola Kelb ................................................................................................................................................................. 3<br />
Einführung: Mehr <strong>Kultur</strong>elle Bildung wagen – auch bayernweit und für alle // Haimo Liebich ........................................ 4<br />
<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in Bayern: kurz und knapp // Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern (LKB:BY) e.V. ........................ 7<br />
1. LANDESWEITE ENTWICKLUNGEN, POSITIONEN UND REFLEXIONEN<br />
1.1 Kartografierung kulturell-künstlerischer Bildung in Bayern // Wolfgang Zacharias ................................................... 9<br />
1.2 Ein exemplarischer Fall: <strong>Schule</strong> und Museum // Ernst Wagner ................................................................................... 14<br />
1.3 Werteerziehung und <strong>Kultur</strong>elle Bildung // Ute Multrus ............................................................................................... 17<br />
1.4 Auf dem Weg zur <strong>Kultur</strong>ellen Ganztagsschulentwicklung in Bayern –<br />
Strukturen und Alltagserfahrungen // Alexander Wenzlik ............................................................................................ 19<br />
1.5 <strong>Kultur</strong>elle Bildung und Soziale Arbeit // Burkhard Hill ................................................................................................. 22<br />
1.6 Schulsozialpädagogik als Weg zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung // Dieter Rossmeissl ............................................................. 23<br />
2. LOKALE UND KOMMUNALE KOOPERATIONSMODELLE<br />
2.1 Einführung: Kooperation und Vernetzung lokal, kommunal, regional ................................................................. 27<br />
2.2 <strong>Kultur</strong>elle Bildung im Fokus des Städtetags // Dieter Rossmeissl .............................................................................. 29<br />
2.3 <strong>Kultur</strong>elle Bildung als kommunale Aufgabe –<br />
Eine Bestandsaufnahme in Bayern am Beispiel der kreisfreien Städte // Martin Klein ......................................... 30<br />
2.4 Kommunale Gesamtkonzepte und <strong>Kultur</strong>- und Schulservice-Modelle ............................................................... 34<br />
<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Augsburg (KS:AUG) // Peter Bommas ................................................................................. 34<br />
<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Bamberg (KS:BAM) // Nicole Schlosser/Oliver Will ................................................................. 35<br />
<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Coburg (KS:COB) // Klaus Anderlik/Nicole Röthig ................................................................... 36<br />
<strong>Kultur</strong>service Erlangen für <strong>Schule</strong>n und Kitas (KS:ER) // Anke Steinert-Neuwirth ...................................................... 37<br />
<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Nürnberg (KS:NUE) // Brigitte Schönig ............................................................................... 39<br />
<strong>Kultur</strong>- und Schulservice München (KS:MUC) // Julia Marx/Wolfgang Zacharias ........................................................... 40<br />
3. MODELLHAFTE PRAXIS: PROJEKTE UND PERSPEKTIVEN, AUS- UND FORTBILDUNG<br />
3.1 Einführung: Vielfalt braucht Struktur ..................................................................................................................... 44<br />
3.2 Sparten, Handlungsfelder, Kooperationsformate ................................................................................................ 45<br />
art131: Was war, was wird? Eine Initiative des bayerischen Kultusministeriums .......................................... 45<br />
Ein <strong>Kultur</strong>tag für Bayerns <strong>Schule</strong>n – Eine Initiative des bayerischen Kultusministeriums ............................ 46<br />
Auf dem Weg zur kulturellen Ganztagsbildung // Alexander Wenzlik ......................................................................... 47<br />
Musikschule <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in Bayern // Peter Pfaff .................................................................................................. 48<br />
Jugendkunstschule <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> – Die eigene Idee auf eigenes Risiko // Katharina Steppe ............................... 50<br />
Rundfunk <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in Bayern // Marion Glück-Levi/Elisabeth Utz ........................................................................... 50<br />
Museum und <strong>Schule</strong> – Eine lange, erfolgreiche Partnerschaft // Hannelore Kunz-Ott/Regine Leipold ....................... 51<br />
Museumspädagogisches Zentrum // Verena Eckardt ................................................................................................. 52<br />
Denkmal und <strong>Schule</strong> in Bayern als Erlebnis // Wolfgang Weise ................................................................................. 53<br />
Fachverband für Kunstpädagogik in Bayern // Barbara Lutz-Sterzenbach .................................................................. 53<br />
Tanz und <strong>Schule</strong> // Simone Schulte-Aladag ...................................................................................................................... 54<br />
Tanzprojekt Bayern // Alan Brooks ............................................................................................................................... 55<br />
Theater <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in Bayern // Günter Frenzel ...................................................................................................... 55<br />
S<strong>IN</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> // Hans-Jürgen Palme ........................................................................................................................ 56<br />
Theater und <strong>Schule</strong> kommunal // Ilona Herrmann ....................................................................................................... 56
THEAT(ER)LEBEN – Ein Projekt der Bayerischen Staatstheater // Julia Kessler-Knopp .......................................... 57<br />
Staatliche Strukturen der Medienbildung für bayerische <strong>Schule</strong>n // Vera Haldewang/André Ruppert ....................... 58<br />
Medienbildung und <strong>Schule</strong> // Günther Anfang .............................................................................................................. 59<br />
Film <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> // Gabriele Guggemoos ..................................................................................................................... 59<br />
Architektur <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> // Katharina Matzig ............................................................................................................. 60<br />
Bayern liest // Robert Stauffer ....................................................................................................................................... 60<br />
klasse.im.puls // Wolfgang Pfeiffer ................................................................................................................................ 60<br />
Praxis <strong>Kultur</strong>eller Bildung, z. B. an der Willy-Brandt-Gesamtschule München // Tom Biburger ............................ 61<br />
Schulkooperation im Stadtteil: Quax-Kinder- und Jugendkulturzentrum Riem // Karl-Michael Brand .................. 62<br />
<strong>Schule</strong>n in freier Trägerschaft setzen auf <strong>Kultur</strong> // Ulrich Besirske ................................................................................................... 62<br />
Angebotsbörse für Künstler/-innen // Christine Fuchs ............................................................................................................................... 63<br />
Angebote und Programme freier Träger an „Dritten Orten“<br />
für <strong>Schule</strong>n, z. B. in München // Margit Maschek-Grüneisl/Haimo Liebich/Martin Sailer ....................................................... 64<br />
<strong>Kultur</strong>- und Spielraum e.V. ........................................................................................................................................ 64<br />
Kinder- und Jugendmuseum München (KJM) als 3. Ort<br />
und eigenständiges Angebot für <strong>Schule</strong>n .............................................................................................................. 65<br />
Leo 61/PA/Spielkultur e.V. ....................................................................................................................................... 65<br />
3.3. Aus- und Fortbildung für <strong>Kultur</strong>elle Bildung mit <strong>Schule</strong> in Bayern .......................................................................67<br />
Einführung ................................................................................................................................................................. 67<br />
Theaterakademie Universität Erlangen-Nürnberg // Tanja Bauer ............................................................................ 67<br />
Institut für Jugendarbeit des Bayerischen Jugendrings in Gauting // Albert Fußmann ......................................... 67<br />
Masterstudiengang „<strong>Kultur</strong> – Ästhetik – Medien“,<br />
Hochschulverband München // Birgit Dorner/Burkhard Hill ........................................................................................... 68<br />
KESS – Kompetenz extern für <strong>Schule</strong> und Schulleben: KESS // Marianne Dasch ..................................................... 69<br />
4. MOMENTAUFNAHME 2011: E<strong>IN</strong>E QUERSCHNITTSORIENTIERTE STRUKTUR – MIT CHANCEN UND RISIKEN<br />
5. DOKUMENTE UND ADRESSEN<br />
5.1. Dokumente ................................................................................................................................................................. 75<br />
Bericht über <strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung in Bayern // Bayerischer Landtag ............................................ 75<br />
Empfehlungen zur <strong>Kultur</strong>ellen Kinder- und Jugendbildung // Kultusministerkonferenz ........................................... 75<br />
Beschluss: <strong>Kultur</strong>elle Bildung als gleichwertiges Bildungsziel // Bayerischer Landtag .......................................... 76<br />
Leitlinien Bayerischer <strong>Kultur</strong>politik // Bayerischer Landtag ....................................................................................... 77<br />
Auszüge aus der Koalitionsvereinbarung 2008–2013 CSU/FDP,<br />
16. Wahlperiode des Bayerischen Landtags ......................................................................................................... 77<br />
Position zur Fortschreibung des Kinder- und Jugendprogramms –<br />
Teilbereich Jugendarbeit der Bayerischen Staatsregierung // Bayerischer Jugendring .......................................... 77<br />
5.2 Die Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern e.V. ........................................................................................ 80<br />
Ziele und Handlungsfelder ....................................................................................................................................... 80<br />
Vorstand ..................................................................................................................................................................... 80<br />
Mitglieder ................................................................................................................................................................... 81<br />
5.3 Weitere Adressen ...................................................................................................................................................... 82
VORWORT<br />
„Wenn es nur eine einzige Wahrheit gäbe, könnte man nicht<br />
hundert Bilder über dasselbe Thema malen.“ (Pablo Picasso)<br />
Bildungspolitisch betrachtet ist diese Äußerung von Pablo<br />
Picasso von hoher Aussagekraft: Um individuelle Bildungserfolge<br />
zu erzielen, müssen jungen Menschen vielfältige Wege<br />
bereitet und unterschiedliche Interessen berücksichtigt<br />
werden. Musik, Spiel, Theater, Tanz, Rhythmik, bildnerisches<br />
Gestalten, Literatur, Medien und Zirkus öffnen Welten und<br />
ermöglichen Selbstbildung und Kompetenzerwerb für Kinder<br />
und Jugendliche.<br />
„Mehr <strong>Kultur</strong>elle Bildung an <strong>Schule</strong>n“ lautet deshalb die zentrale<br />
Forderung dieses Heftes! Nur wenn schulische Lernformen<br />
mit nicht-formaler und informeller Bildung sinnvoll zu einem<br />
ganzheitlichen Angebot zusammengeführt werden, kommen<br />
auch außerschulische Arbeitsformen und Handlungsprinzipien<br />
in der Ganztagsbildung zum Tragen. Zudem erreichen<br />
die Träger und Einrichtungen der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung durch<br />
die Zusammenarbeit mit <strong>Schule</strong>n auch diejenigen Kinder und<br />
Jugendlichen, die normalerweise nicht zum gängigen Klientel<br />
von <strong>Kultur</strong>angeboten gehören.<br />
Die Bundesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung<br />
(BKJ) e.V. als Dachverband der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung in Deutschland<br />
widmet sich mit ihrem Geschäftsbereich „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong><br />
<strong>Schule</strong>“ seit Jahren intensiv dem Thema „<strong>Kultur</strong>kooperationen“<br />
und <strong>macht</strong> es sich zur Aufgabe, <strong>Kultur</strong>elle Bildung im<br />
Querschnitt der Ressorts Jugend, <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> weiterzuentwickeln.<br />
Um <strong>Kultur</strong>elle Bildung nachhaltig an <strong>Schule</strong>n<br />
zu ermöglichen, muss die Zusammenarbeit zwischen <strong>Kultur</strong><br />
und <strong>Schule</strong> strukturell in Kommunen und Regionen verankert<br />
werden. Denn nur im Verbund mit allen Bildungspartnern im<br />
Rahmen von kommunal gut abgestimmten Gesamtkonzepten<br />
aus Bildungs-, Beratungs- und Freizeitangeboten, kann eine<br />
bessere Ausrichtung auf Lebenslagen und -situationen von<br />
Kindern und Jugendlichen erreicht werden. Perspektivisch<br />
brauchen wir lokale Bildungslandschaften, die den Bildungswert<br />
von dritten Lernorten neben <strong>Schule</strong> und Familie betonen<br />
und <strong>Kultur</strong>elle Bildung nachhaltig in Familien, Kindertagesstätten,<br />
<strong>Schule</strong>n, Jugendhilfe und <strong>Kultur</strong>förderung ermöglichen.<br />
Auch die Ebene der Bundesländer ist aufgrund des deutschen<br />
Bildungsföderalismus für den Ausbau lokaler Bildungsnetzwerke<br />
von hoher Relevanz. Eine wichtige Aufgabe der seit<br />
Februar 2010 durch das Bundesjugendministerium geförderten<br />
BKJ-Fachstelle „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ liegt deshalb in der<br />
Kommunikation von föderalen Informationen, Entwicklungen<br />
und Impulsen der einzelnen Bundesländer. Mit diesem Ziel<br />
wurde auch die Publikationsreihe „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in ...“<br />
ins Leben gerufen, in die sich das vorliegende Heft einreiht.<br />
1 Siehe www.kultur-<strong>macht</strong>-schule.de.<br />
2 Vgl. www.kultur-<strong>macht</strong>-schule.de/index.php?id=240.<br />
3 Siehe www.mixed-up-wettbewerb.de.<br />
V O R W O R T _ 5<br />
Ergänzend bündelt eine auf der Website der Fachstelle „<strong>Kultur</strong><br />
<strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ 1 zu findende Ländersynopse die wichtigsten<br />
Rahmenbedingungen für Kooperationen zwischen <strong>Kultur</strong>eller<br />
Bildung und <strong>Schule</strong> sowie Entwicklungen und Ansprechpartner<br />
der 16 Länder. In Bezug auf den Ganztagsschulausbau in<br />
Bayern ist dort zu lesen: „Im Schuljahr 2009/2010 besuchten<br />
im Durchschnitt 5% der bayerischen Schüler/-innen eine<br />
Ganztagsschule. Verglichen mit anderen Bundesländern ist<br />
der Ganztagsschulausbau in Bayern damit am wenigsten weit<br />
fortgeschritten.“ 2 Da bundesweit betrachtet, die Mehrzahl der<br />
erfolgreichen <strong>Kultur</strong>kooperationen mit ganztägig organisierten<br />
Schulformen stattfindet, scheint dies zunächst keine gute<br />
Voraussetzung. Jedoch belegen die in dieser Publikation nachzulesenden<br />
sowie zahlreiche weitere gute Praxisbeispiele,<br />
dass auch die bayerische <strong>Kultur</strong> erfolgreich <strong>Schule</strong> <strong>macht</strong>.<br />
Immerhin wurden bereits drei aus Bayern stammende „Best<br />
Practice Modelle“ von der BKJ als modellhafte Kooperation<br />
mit dem bundesweiten Anerkennungspreis MIXED UP 3 ausgezeichnet.<br />
Und auch auf dem Gebiet der lokalen Bildungsnetzwerke hat<br />
Bayern Vorbildliches zu bieten: So hebt die Ländersynopse<br />
in der Rubrik „Die gute Idee“ die in nunmehr fünf bayerischen<br />
Städten etablierten „<strong>Kultur</strong>- und Schulservice“ hervor. In der<br />
Tat wird das Augenmerk schnell auf das Bayerische „Ks“ Phänomen<br />
gelenkt („KS:MUC“, „KS:NUE“ usw.), wenn es im Fachdiskurs<br />
um gute Beispiele für Vernetzung geht. Mit dem <strong>Kultur</strong>-<br />
und Schulservice-Modell ist es gelungen, gut funktionierende<br />
Strukturen für die Kooperation von <strong>Schule</strong>n, Kindergärten und<br />
<strong>Kultur</strong>eller Bildung in den großen Städten Bayerns zu etablieren.<br />
Unser besonderer Dank gilt der Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung Bayern (LKB:BY), die die Redaktion der vorliegenden<br />
Publikation übernommen hat und den Leserinnen und Lesern<br />
damit wesentliche Impulse rund um das Thema „<strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung und <strong>Schule</strong> in Bayern“ zur Verfügung stellt!<br />
Viola Kelb<br />
Geschäftsbereichsleiterin „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“<br />
der Bundesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Kinder-<br />
und Jugendbildung (BKJ) e.V.
6 _ E I N F Ü H R U N G<br />
E<strong>IN</strong>FÜHRUNG<br />
MEHR KULTURELLE BILDUNG WAGEN – AUCH <strong>BAYERN</strong>WEIT UND FÜR ALLE<br />
Bayern ist ein <strong>Kultur</strong>staat, na klar<br />
„Bayern ist ein <strong>Kultur</strong>staat“ – so steht es in der Bayerischen<br />
Verfassung und daran gibt es auch nichts zu zweifeln. Dass<br />
dies so bleibt bzw. je aktuellen Ansprüchen und auch den nachwachsenden<br />
Generationen gerecht wird, ist die Herausforderung<br />
und Chance einer notwendigerweise expansiven <strong>Kultur</strong>ellen<br />
Bildung nach dem Jahr 2000 oder auch: „<strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung 2.0“.<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung spannt sich zwischen Kunst und Alltag,<br />
Familie und <strong>Schule</strong>, Hoch- und Massen-, Kinder- und Jugendkulturen,<br />
den Lebenswelten und den dynamisch-digitalen<br />
Medienwelten. Sie bezieht sich natürlich auch, aber eigentlich<br />
nicht unbedingt vorrangig, auf Kunstevents und historische<br />
Denkmäler, von Oper über Kino und Stadttheater bis Museum,<br />
kulturelle Medienkompetenz, von kreativ bis kritisch gehört –<br />
gerade heute – unverzichtbar dazu.<br />
Entsprechend der aktuellen grundgesetzlichen Lage hat<br />
die Landesebene, auch wegen der föderalen <strong>Kultur</strong>- und Bildungshoheiten,<br />
die entscheidende Zuständigkeit – für Kunst<br />
und <strong>Kultur</strong>, <strong>Schule</strong> und Ausbildung, kulturelle Kinder- und<br />
Jugendarbeit, also insgesamt für die „<strong>Kultur</strong>en des Aufwachsens“.<br />
Prinzipiell jedenfalls ist klar: Wenn es um <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
geht, ist das jeweilige Bundesland der entscheidende Akteur<br />
– so oder so. Und dies gilt insbesondere dann, wenn es um<br />
Kooperation und Vernetzung, um strukturelle Rahmenbedingungen<br />
und systematische Gelingenschancen <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />
für alle Kinder und Jugendlichen, z. B. in Bayern, in der<br />
Stadt und auf dem Land, geht.<br />
Eine zentrale Rolle spielt dabei das synergetische Zusammenwirken<br />
von Künsten, <strong>Kultur</strong>en, Medien mit <strong>Schule</strong> und<br />
Ausbildung sowie mit Jugendarbeit und sozialer Arbeit: Auf<br />
Augenhöhe, wie ja auch immer wieder beschworen wird, und<br />
entsprechend der fachlichen und politischen Zuständigkeiten<br />
eben auf der Landesebene.<br />
Der Auftrag der Bayerischen Verfassung<br />
Die verfassungsmäßige Auftragslage ist klar, entsprechend<br />
des vor über 60 Jahren und heute durchaus traditionell anmutenden<br />
Sprachspiels in Artikel 131 der Bayerischen Verfassung<br />
von 1946. Der Artikel hat verpflichtende Gültigkeit für<br />
sämtliche Landespolitik und Landesverwaltung bis heute,<br />
wenn auch in je aktuell zu interpretierenden und zu organisierenden<br />
Formen. Es heißt zu „Zielen der Bildung“ in Artikel<br />
131, Absatz 2 der Bayerischen Verfassung: „Oberste Bildungsziele<br />
sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religiöser Überzeugung<br />
und vor der Würde des Menschen, Selbstbeherrschung,<br />
Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfs bereitschaft,<br />
Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne<br />
und Verantwortungsbewusstsein für Natur und Umwelt.“<br />
Dabei werden also religiöse, soziale und ökologische Ziele<br />
(oder Kompetenzen, wie es derzeit eher anwendungsorientiert<br />
heißt) genannt. Dann geht es um die Vermittlung „alles Wahren,<br />
Guten und Schönen“, was gemeinhin mit Kunst und <strong>Kultur</strong><br />
verbunden wird, orientiert an der deutschen Klassik um 1800<br />
rund um Goethe, Schiller u. a. und in Sachen Bildung an dem<br />
umfassenden Ideal Wilhelm von Humboldts. Er interpretierte<br />
Bildung als qualifizierende Wechselbeziehung von „Ich“ und<br />
„Welt“ zugunsten eines gelingenden „Selbst- und Weltbezugs“
als ganzheitliches und individuelles Leitbild.<br />
Das „Gute, Wahre und Schöne“ als humanes Bildungsziel:<br />
Selbstverständlich sind hier ästhetisch-kulturelle Dimensionen<br />
mit ethischen, sozialen und auch, wie wir heute sagen<br />
würden, interkulturellen aufs Engste verknüpft – so der Geist<br />
der Bayerischen Verfassung in einer aktualisierten angemessenen<br />
Interpretation heute.<br />
To Do: <strong>Kultur</strong>elle in Bildung in Bayern 2.0 –<br />
Wer, wie, wo, was, warum?<br />
Das Gute, Wahre und Schöne: Dem also ist <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
politisch und organisatorisch verpflichtet. Schwierig und problematisch<br />
wird es dann, wenn es um die Umsetzungen, um<br />
Formen und Institutionen, Adressaten und Verantwortlichkeiten<br />
geht. Es stellt sich die Frage, für wen, wo und wann, was<br />
und wie lange eigentlich – ausgehend von Gleichheitsprinzip,<br />
das für alle Bayern/-innen gilt (oder besser gelten sollte), etwa<br />
in Sachen Teilhabegerechtigkeit und Inklusion. Es geht um den<br />
Anspruch, dass ein/e jede/r optimal zu fördern ist entsprechend<br />
seinen/ihren Anlagen und erkennbaren Fähigkeiten,<br />
dem Recht auf ein gelingendes Leben im Rahmen öffentlicher,<br />
erreichbarer, situativ und individuell optimal angemessener<br />
Entwicklungs- und Bildungsmöglichkeiten: Zugunsten des je<br />
zeitspezifischen „Guten, Wahren und Schönen“, was immer<br />
das dann in subjektiver Wahrnehmung und biografischer<br />
Nützlichkeit ist. Das ist in etwa der Verfassungsauftrag, auf<br />
den sich eben auch <strong>Kultur</strong>elle Bildung, sozusagen moralisch<br />
und legitimatorisch, berufen kann – und auch jedes Kind,<br />
alle Jugendlichen und Eltern. Und wie anders sollte sich das<br />
Bayerische Verfassungsgebot „Bayern ist ein <strong>Kultur</strong>staat“ als<br />
durch <strong>Kultur</strong>elle Bildung verwirklichen und im permanenten<br />
Generationenwechsel konkretisieren lassen? Auf Augenhöhe<br />
auch mit dem 21. Jahrhundert?<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung mit und in und ausgehend von <strong>Schule</strong><br />
Also: Auf die Länder kommt es an, die öffentlich-verfassungsmäßige<br />
Auftragslage ist klar. Es geht dann um die systematische<br />
Umsetzung und die je angemessenen Chancen der<br />
Verwirklichung <strong>Kultur</strong>eller Bildung für alle bayerischen Kinder<br />
und Jugendlichen. Und da kommt die <strong>Schule</strong> ins Spiel:<br />
Dort erreicht man alle, im Prinzip. Hier gilt es den Akzent zu<br />
setzen: „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ – wie auch die Fachstelle der<br />
Bundesvereinigung <strong>Kultur</strong>eller Kinder- und Jugendbildung<br />
(BKJ) e.V. heißt. Deren Programm und Auftrag setzt einen<br />
weiten Rahmen als Bundesinitiative zugunsten von „Innovation,<br />
Information, Qualitätstransfer“, dann auch zugunsten der<br />
föderalen Ebene, den z.T. sehr differenten Entwicklungen in<br />
den ja insgesamt zuständigen Ländern. So sieht es die BKJ-<br />
Fachstelle: „Seine Doppeldeutigkeit <strong>macht</strong> den Slogan ‚<strong>Kultur</strong><br />
<strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>’ aktueller denn je: Er benennt weit mehr als<br />
Bildungspartnerschaften zwischen einzelnen <strong>Schule</strong>n und<br />
<strong>Kultur</strong>trägern. Vielmehr betont er, dass <strong>Kultur</strong>elle Bildung in<br />
allen Ressorts <strong>Schule</strong> <strong>macht</strong> und sich damit in umfassenden<br />
Netzwerken verankert: <strong>Kultur</strong>elle Bildung gestaltet den Dreiklang<br />
aus Jugendarbeit, <strong>Kultur</strong>arbeit und <strong>Schule</strong>. Eine weitere<br />
Facette des Slogans schließlich ergibt sich, wenn wir das Verb<br />
betonen: Wenn <strong>Kultur</strong> <strong>Schule</strong> (anders) <strong>macht</strong>, gelangen wir in<br />
das Themenfeld der <strong>Kultur</strong>ellen <strong>Schule</strong>ntwicklung. Hier gilt es,<br />
den Lernort <strong>Schule</strong> mittels Kunst und <strong>Kultur</strong> zu verbessern,<br />
fantasievoll zu gestalten und teilhabeorientiert weiterzuentwickeln.“<br />
(BKJ 2010, S. 3).<br />
E I N F Ü H R U N G _ 7<br />
Allerdings: Faktisch und praktisch <strong>macht</strong> <strong>Kultur</strong> <strong>Schule</strong>, so und<br />
so, nur vor Ort entsprechend der Angebote und Programme,<br />
Zeiten und Räume, Inhalte und Formate, Künstler/-innen und<br />
Kunstvermittler/-innen, Lehrer/-innen und Partner/-innen,<br />
Erfahrungs- und Lernformen, Rahmenbedingungen und Ressourcen,<br />
die für <strong>Kultur</strong>elle Bildung landauf, landab in allen<br />
Landesteilen und Stadtteilen vorhanden sind (oder auch nicht<br />
...): Als Einlösungschance für das, was der Verfassungsauftrag<br />
für alle Bayern/-innen fordert: Eben das „Gute, Wahre<br />
und Schöne“, konkret und sozusagen, „am eigenen Leibe“ zu<br />
erleben und zu erlernen, zu gestalten und in Gemeinschaften<br />
einzubringen, sich selbst und die jeweilige Lebenswelt, Mitwelt<br />
entsprechend aktiv und kreativ zu erfahren und zu formen.<br />
Dies gelingt nur kommunal, regional und lokal, im synergetischen<br />
Zusammenspiel der <strong>Schule</strong>n, der Künste und <strong>Kultur</strong>einrichtungen,<br />
der Jugendarbeit und eigenständiger Szenen<br />
und Umwelten der Kinder und Jugendlichen, von Spiel über die<br />
Künste bis zum Mitmachnetz 2.0.<br />
Eins sei gemerkt und im Klartext: Welche positiven Infrastrukturen<br />
die zuständige Landesebene hier den Initiativen und<br />
Entwicklungen vor Ort bereitstellt – daran entscheidet sich<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern und anderswo. Natürlich kostet<br />
das (allerdings, nota bene, viel weniger als die aktuellen und<br />
mit öffentlichen Geldern auszugleichenden Verluste der Bayerischen<br />
Landesbank ... ein Bruchteil davon würde reichen für<br />
die nächsten Jahre). Darum geht es: Mehr <strong>Kultur</strong>elle Bildung in<br />
Bayern wagen – z. B. mit <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> Hand in Hand.<br />
<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in Bayern: Zwischen kulturellem<br />
Reichtum und infrastrukturellem Entwicklungsbedarf<br />
Das Folgende versteht sich als eine Art Momentaufnahme 2011<br />
und als ein Impuls für weitere, landesweite und systematische<br />
Entwicklungen <strong>Kultur</strong>eller Bildung in Bayern mit dem Akzent:<br />
Kooperation und Vernetzung vor Ort, kommunal, föderal. Es<br />
geht um den Versuch, Schwächen, Defizite und Stärken, Potenziale<br />
<strong>Kultur</strong>eller Bildung in Bayern zu markieren zugunsten der<br />
zukünftigen landesweiten Qualifizierung und Verwirklichung<br />
dessen, was die doppeldeutige Parole: „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in<br />
Bayern“ meint, mit dem Verfassungsauftrag als Rückenwind<br />
und zur Wiedervorlage, etwa im Prinzip einer AGENDA 2020:<br />
Was war gewollt, was ist geschehen, dann im Blick zurück aus<br />
der Zukunft.<br />
Die Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern (LKB:BY)<br />
als zivilgesellschaftliche föderale Organisation hat das Folgende<br />
im bundesweiten Zusammenspiel auch mit ande ren<br />
Ländern sozusagen nach bestem Wissen und Gewissen, aber<br />
auch mit „Risiken und Nebenwirkungen“ zusammen gestellt.<br />
Nicht alles konnte werden wie geplant und gewollt. Inso fern<br />
ist auch keinerlei Vollständigkeitsanspruch zu stellen. Vieles,<br />
insbesondere auf der Landesebene und den komplexen parzellierten<br />
und segmentierten Zuständigkeiten dort, ist unklar,<br />
von unentschieden bis nicht vorhanden, von zeitlich begrenzt<br />
und modellhaft bis partikular und je historisch- aktuell different<br />
bzw. eigeninteressenbedingt. Föderale baye rische Strukturen<br />
sind hier schwer durchschaubar bis labyrinthisch. Sie<br />
sind landespolitisch, sogar für „Insider“, höchst kompliziert<br />
und auch widersprüchlich.
8 _ E I N F Ü H R U N G<br />
Insofern ist die Momentaufnahme <strong>Kultur</strong>eller Bildung in Bayern<br />
als eine Art „Kaleidoskop“ zu sehen: Das Bild ergibt sich je nachdem,<br />
wer wo wie schüttelt, mit welchen Interessen, Ressourcen,<br />
Zuständigkeiten und von welchen Standorten aus – wie<br />
z. B. der <strong>Schule</strong> und ihrer Fächer, der Künste, Sparten, Künstler/<br />
-innen und ihrer öffentlichen Einrichtungen, oder der eigentlich<br />
vorrangig zu nennenden Kinder, Jugendlichen, Eltern – also<br />
der Bürger/-innen, auch unterschiedlicher sozial-kultureller<br />
Milieus, um die es geht. Als deren Anwalt versteht sich die<br />
LKB:BY auf der Basis der umfassenden fachlichen Professionalität<br />
und des kultur-, bildungs- und jugendpolitischen Engagement<br />
ihrer bayerischen Mitglieder und Akteure 1 entsprechend<br />
dem Satzungsauftrag und auch als Partner von und in <strong>Schule</strong>n<br />
landesweit, damit mehr oder weniger zufällig oder lokal systematisch<br />
vernetzt.<br />
Die Satzungsziele der LKB:BY:<br />
a) Koordinierende Aktivitäten insbesondere im Rahmen Kunstvermittlung,<br />
<strong>Kultur</strong>arbeit und <strong>Schule</strong>.<br />
b) Vertretung gemeinsamer Interessen gegenüber der Öffentlichkeit,<br />
den zuständigen Behörden und politischen Gremien.<br />
c) Gemeinsame Maßnahmen und landesweite Projekte, auch<br />
mit interkulturellen und sozialen Aspekten sowie gegenseitige<br />
Informationen, Erfahrungsaustausch, Fortbildungen.<br />
d) Zusammenarbeit mit Landesvereinigungen <strong>Kultur</strong>elle<br />
Jugend bildung in den anderen Bundesländern und mit der<br />
Bundesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung im<br />
Rahmen der Mitgliedschaft in der BKJ.<br />
Wanted:<br />
Von Projekten zu Strukturen – auch auf der Landesebene<br />
Ein perspektivischer Wunsch begleitete die Erarbeitung dieser<br />
Veröffentlichung entsprechend der etwas diffusen exemplarischen<br />
Darstellung und Zustandsbeschreibung sowie dem doch<br />
positiv-überraschenden Inhalts- und Formenreichtum <strong>Kultur</strong>eller<br />
Bildung in Bayern. Dies betrifft v. a. die lokalen <strong>Kultur</strong>-<br />
und Bildungslandschaften, die regionalen Bildungsallianzen<br />
und Netzwerke, die Partnerschaften von Künstlern/-innen<br />
und <strong>Schule</strong>n, die kommunale Kreativität, das vielfach auch<br />
ehrenamtliche bzw. unterbezahlte Engagement von Eltern,<br />
Künstlern/-innen und <strong>Kultur</strong>vermittlern/-innen: Möge die Entwicklung<br />
der nächsten Jahre von Projekten und Modellen zur<br />
landesweiten Gestaltung von kooperativen Strukturen und<br />
öffentlich geförderten positiven Rahmenbedingungen dafür<br />
faktisch und nicht nur appellierend werden. Dafür wird sich<br />
die LKB:BY auch weiterhin einsetzen. Erste positive Anzeichen<br />
und Schritte für entsprechende systematische Strukturverläufe<br />
sind durchaus wahrzunehmen und im landesweiten<br />
Diskurs der Schnittmenge von Kunst und Bildung, <strong>Kultur</strong> und<br />
<strong>Schule</strong> präsent.<br />
1 Die Mitgliederübersicht der LKB:BY ist im Anhang dieser Veröffentlichung enthalten (Stand 2011).<br />
Dank<br />
Es gilt zu danken: Der BKJ, v. a. in Person der kompetent-unermüdlichen<br />
Bildungsreferentin Viola Kelb, sowie dem fördernden<br />
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und<br />
Jugend (BMFSFJ). Des Weiteren gilt unser Dank allen Personen<br />
und Organisationen, die zu dieser erst- und einmaligen Sammlung<br />
„<strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern“ engagiert beigetragen<br />
haben. Natürlich ist auch das Referat <strong>Kultur</strong>elle Bildung des<br />
Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus,<br />
vertreten durch Herrn Ministerialrat Michael Weidenhiller zu<br />
nennen – wenn auch nicht mit Originalbeiträgen hier vertreten,<br />
doch landesweit sehr aktiv, entsprechend dem gemeinsamen<br />
Anliegen, <strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern, insbesondere im Kontext<br />
„<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>“ synergetisch und in vielerlei Projekten<br />
zu vernetzen, sowie als aktiver Promoter und Diskursdirigent<br />
einer sich abzeichnenden und bereits begonnenen landesweiten<br />
Strukturentwicklung von Kooperation und Vernetzung. Das<br />
Stichwort dazu: Ein Forum, eine Plattform, ein Bündnis, interministeriell<br />
und synergetisch Hand in Hand mit der zivilgesellschaftlichen<br />
und fachlichen Verbandslandschaft. Wir arbeiten<br />
dran ... eine Perspektive für 2020.<br />
Und natürlich gilt der Dank v. a. denen, die unter durchaus suboptimalen<br />
föderalen Bedingungen kultur-, jugend- und schulpolitisch<br />
die eigentliche Arbeit der Erarbeitung dieser Broschüre<br />
realisiert haben: Daniela Angersbach, Daniela Biebl, Wolfgang<br />
Zacharias.<br />
Möge diese Veröffentlichung Folgen haben: Zum Ausbau<br />
vieler neuer Partnerschaften von Kunstvermittlung, <strong>Kultur</strong>-<br />
und Jugendarbeit mit <strong>Schule</strong>, zur kulturellen Qualifizierung<br />
schulischer Lern- und Lebenskulturen und zur landesweiten<br />
professionellen Infrastrukturentwicklung, auch im Kreise aller<br />
anderen Bundesländer und zugunsten einer bundesweiten<br />
Dynamik „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ als föderaler Impuls. Der Fokus<br />
liegt auf den nachwachsenden Generationen und dem Ziel,<br />
optimale und nachhaltige, kontinuierliche Ermöglichungsstrukturen<br />
für ein „gelingendes Leben“ für alle Kinder und<br />
Jugendlichen bereitstellen zu können, überall und jeweils auch<br />
individuell angemessen zugunsten kultureller Teilhabe.<br />
Und auf dieser Basis gilt es, jede Menge Programme, Projekte,<br />
Angebote, Faszinationen, Experimente, Modelle, Ereignisse<br />
und Erlebnisse kulturell-künstlerischen Lernens und Gestaltens<br />
zu realisieren und einen strukturellen landesweiten Rahmen,<br />
entsprechende Infrastrukturen dafür zu schaffen, von<br />
Aschaffenburg bis Zwiesel, Bayreuth bis Berchtesgaden, über<br />
Nürnberg und München, Augsburg und Regensburg ...<br />
Haimo Liebich<br />
Vorsitzender Landesvereinigung<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern e.V.
KULTUR MACHT SCHULE <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong>:<br />
KURZ UND KNAPP<br />
Auch wir in Bayern machen mit Kunst<br />
und <strong>Kultur</strong> <strong>Schule</strong>, mehr oder weniger<br />
Eine Art Bestandsaufnahme der vernetzten Verhältnisse und<br />
symbiotischen Kooperation von <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>, Jugendarbeit<br />
und die Künste natürlich eingeschlossen, für Bayern<br />
2011 täte Not, ist aber systematisch aktuell nicht zu machen:<br />
Es fehlt die öffentliche föderale Auftragslage und auch Förderung<br />
dazu. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Insofern<br />
ist das Folgende eher eine Art Zustandsbeschreibung sowie<br />
„Best Practice“- Sammlung und eine anteilig subjektive Selbstdarstellung<br />
vielerlei kompetenter und professioneller Akteure<br />
und Interpreten von Inhalten, Teilstrukturen, Modellen und<br />
Projekten, produktiver Wechselverhältnisse von <strong>Kultur</strong>,<br />
Jugend, <strong>Schule</strong> in Bayern – ohne systematische Rahmung, die<br />
es eben (noch) nicht gibt. Diese Veröffentlichung ist ein Impuls<br />
der Bundesebene und der bundesweiten professionellen Diskursszene<br />
zugunsten von Landesentwicklungen. Die Zusammenstellung,<br />
verantwortet von der noch ehrenamtlich-bürgerschaftlichen<br />
bayerischen Verbands- und Vereinslandschaft<br />
<strong>Kultur</strong>eller Bildung sowie mit Beiträgen einzelner Partner aus<br />
öffentlichen Landesinstitutionen, zeigt allerdings ein reichhaltig-buntes<br />
Bild: Das alles gibt es in Bayern in Sachen „<strong>Kultur</strong><br />
<strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ – und noch viel mehr. Es besteht dabei keinerlei<br />
Anspruch auf Vollständigkeit. Einleitend werden landesweite<br />
Entwicklungen, Positionen und entsprechende Reflexionen<br />
von erfahrenen „Profis“ aus verschiedenen Kontexten und in<br />
verschiedenen Rollen der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung in Bayern beschrieben<br />
(Kapitel 1).<br />
Ein besonderes „Markenzeichen“ der Kooperationseinrichtung<br />
„<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ in Bayern sind die kommunalen Modelle<br />
„<strong>Kultur</strong>- und Schulservice“, seit dem Jahr 2003 da und dort<br />
als innovative Praxis entwickelt, auch auf der Basis und im<br />
Verbund mit Gesamtkonzepten <strong>Kultur</strong>eller Bildung zugunsten<br />
lokaler, regionaler Bildungslandschaften (Kapitel 2).<br />
K U L T U R M A C H T S C H U L E I N B A Y E R N – K U R Z U N D K N A P P _ 9<br />
Aus der reichen Fülle von Praxismodellen, spartenspezifischen<br />
Feldern und auch inhaltlich akzentuierten Netzwerkstrukturen<br />
in Bayern zeigt eine eher auf der Basis „qualitativer<br />
Subjektivität“ entstandene Auswahl, was es alles gibt – und<br />
was auch auf Landesebene koordiniert und weiter qualifiziert<br />
werden könnte (Kapitel 3). Es geht dabei um Handlungsfelder<br />
(Kapitel 3.2) und, exemplarisch, auch um Aus- und Fortbildung<br />
(Kapitel 3.3).<br />
Eine Momentaufnahme mitten im positiven, aber doch<br />
auch mühseligen Klärungs- und Gestaltungsprozess landesweiter<br />
Infrastrukturentwicklung zeigt, wo <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
insbesondere mit dem Akzent „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in Bayern“<br />
gerade steht bzw. aktiv verhandelt wird – zu permanenten<br />
Wiedervorlage und einer Perspektive 2015/2020, auch zur<br />
Evaluation: Was war gewollt, was ist geschehen? (Kapitel 4).<br />
Adressen, Links, Literatur, Ansprechpartner, Hinweise, Dokumente,<br />
Beschlusslagen und Positionen ergänzen die Wanderung<br />
durch die „blühenden Landschaften“ und auch „Wüsten“,<br />
„Brachen“ und „Niemandsländer“ <strong>Kultur</strong>eller Bildung in Bayern<br />
mit dem Akzent auf „<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>“ (Kapitel 5).<br />
Eine verlässlich-evaluative Kartografierung der bayerischen<br />
Topografie als überschaubare und orientierende Gestaltungsperspektive<br />
für Akteure wie für öffentlich-landesweite Infrastrukturentwicklung<br />
fehlt (noch). Wir in Bayern arbeiten daran,<br />
da und dort.
1. LANDESWEITE ENTWICKLUNGEN,<br />
POSITIONEN UND REFLEXIONEN
L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 1 1<br />
1.1 KARTOGRAFIERUNG KULTURELL-KÜNSTLERISCHER<br />
BILDUNG <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />
Wolfgang Zacharias<br />
Prof. Dr., Kunst- und <strong>Kultur</strong>pädagoge in München, Pädagogische<br />
Aktion (PA)/Spielkultur e.V., Vorstandsmitglied der<br />
Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern (LKB:BY) e.V.<br />
Wenn man für die Landesebene die Kooperation von <strong>Kultur</strong><br />
und <strong>Schule</strong> sozusagen im „Zustand 2011“ beschreiben will, ist<br />
neben der Faktenlage an sich v. a. auch von Interesse, wie sich<br />
diese darstellt, entsprechend bundesweiten und kommunalen<br />
Entwicklungen und Diskursen – als entscheidende föderale<br />
Zwischenebene.<br />
<strong>Kultur</strong>elles Lernen in der Spannweite von Kunst und <strong>Schule</strong>:<br />
Eine föderale Aufgabe<br />
Wir alle wissen es: <strong>Kultur</strong>elle Bildung hat Konjunktur und ist,<br />
gerade auch politisch, von hoher Diskursaktualität – wie noch<br />
nie. Zahlreiche Initiativen sind bundesweit damit unterwegs<br />
und suchen sich Profilierungen in der Realisation attraktiver<br />
und anspruchsvoller Projekte und Modelle, z. B. die „Kinder<br />
zum Olymp“ (<strong>Kultur</strong>stiftung der Länder mit PWC-Stiftung u. a.),<br />
JEKI (Jedem Kind ein Instrument; <strong>Kultur</strong>stiftung des Bundes<br />
und Land Nordrhein-Westfalen), „<strong>Kultur</strong>forscher(!)“ ( Deutsche<br />
Kinder- und Jugendstiftung), „<strong>Kultur</strong>agenten für kreative<br />
<strong>Schule</strong>n“ (Stiftung Mercator, <strong>Kultur</strong>stiftung des Bundes usw.).<br />
Einige Bundesländer sind bereits systematisch unterwegs, wie<br />
z. B. Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Berlin, Niedersachsen,<br />
Baden-Württemberg. Und viele Städte haben sich eigeninitiativ<br />
auf den infrastrukturellen Weg ge<strong>macht</strong>, etwa in Form von<br />
kommunalen Gesamtkonzepten <strong>Kultur</strong>eller Bildung, immer<br />
auch mit besonderen Akzenten der Kooperation „<strong>Kultur</strong><br />
und <strong>Schule</strong>“, mit Modellen für <strong>Kultur</strong>schulen (Hamburg), für<br />
Bildungs patenschaften und Bildungspartnerschaften (Berlin),<br />
mit dem Modell „<strong>Kultur</strong>- und Schulservice“ (in Bayern).<br />
Vor diesem Hintergrund sind bayerische Entwicklungen auf<br />
Landesebene zu beschreiben, zu bewerten und zu vermessen:<br />
Die Kartografierung als landesspezifische Momentaufnahme,<br />
sozusagen in Form eines eher spontanen Schnappschusses<br />
eines sich in Bewegung befindlichen Prozesses. Denn sie<br />
bewegt sich natürlich doch – die Strukturentwicklung der<br />
Vernetzung und Kooperation von <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> in Bayern.<br />
Nur: Es ist insgesamt eine „Schwarmbewegung“ in die richtige<br />
Richtung von vielerlei Modellen, Einzelphänomenen, Sparten,<br />
Orten, Einrichtungsformen, Schultypen, Akteuren und Professionen,<br />
auch in sehr unterschiedlichen organisatorischen, partialen,<br />
ehrenamtlichen, offiziellen oder informellen Zuständen.<br />
Hoffnungsfroh könnte man hier dann auch von der Chance einer<br />
„bayerischen Schwarmintelligenz der Vielen“ sprechen – ohne<br />
zentrale Infrastruktur und Entwicklungsperspektive. So etwa<br />
stellt sich die aktuelle Lage in Bayern dar. Wir haben eine reichhaltige,<br />
abwechslungsreiche Topografie, die sich aber derzeit<br />
einer präzisierten Vermessung und Kartografierung entzieht,<br />
da es dafür keine professionellen „Landesvermesser“ gibt.<br />
<strong>Kultur</strong> leben lernen: In Bayern und anderswo<br />
Aber: Unabhängig von jeweiligen Landeszuständen lässt sich in<br />
etwa angeben, wie es die professionellen fachlichen und bundesweiten<br />
Diskurse und Definitionsanstrengungen in Sachen<br />
„<strong>Kultur</strong>eller Bildung“ und der Akzentuierung des Bezugsverhältnisses<br />
„<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>“ dabei derzeit prinzipiell und<br />
weitgehend konsensual sehen. Dies bezieht sich auf das Allgemeine,<br />
welches dann auf das Spezielle, etwa den Zuständen<br />
und Prozessen in einem Bundesland, anwendbar ist: als Indikatoren-<br />
und Kategoriensystem als Qualitätsstandard und<br />
Entwicklungsoption.<br />
Dazu lässt sich einiges zusammenfassend sagen – mit dem<br />
Auftrag und Ausblick, dies irgendwie und irgendwann für das<br />
Bundesland Bayern, auch im „Ranking“ mit anderen Bundesländern<br />
und dem bundesweiten Anspruchskonsens zu präzisieren:<br />
<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> in Bayern 2020, auf der Basis eines<br />
professionellen Verständnisses dessen, was aktuell <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung leisten soll und kann (vgl. Deutscher <strong>Kultur</strong>rat 2005;<br />
Deutscher <strong>Kultur</strong>rat u. a. 2009; Fuchs 2009) sowie speziell<br />
fokussierte Darstellungen zum Thema „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“<br />
(vgl. Kelb 2007; Hill/Biburger/Wenzlik 2008; Biburger/Wenzlik<br />
2009).<br />
Das Vermessen <strong>Kultur</strong>eller Bildung in Bayern und mit dem Akzent<br />
„Schulkooperationen“ ist derzeit ein Vorhaben, das man – fast<br />
reflexhaft und inzwischen geradezu traditionell – mit drei Zitaten<br />
treffend interpretieren kann:<br />
„<strong>Kultur</strong>elle Bildung ist schön, <strong>macht</strong> aber sehr viel Arbeit“,<br />
meinte leicht abgewandelt der Münchner Sachse oder der<br />
sächsische Bayer Karl Valentin, verarmt 1948 in Planegg südlich<br />
von München verstorben. Aber auch Erich Kästner passt,<br />
der seine letzten Jahre in Schwabing an der Münchner Freiheit<br />
verbrachte und den öffentlichen Zuständigkeiten sowie den föderalen<br />
<strong>Kultur</strong>- und Bildungshoheiten ins Stammbuch schrieb:<br />
„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Am besten aber passt<br />
doch der Ur-Oberbayer, gelernter Bildkünstler und dann Schreiber,<br />
Dichter, Theaterautor und Filmemacher Herbert Achternbusch<br />
mit seinem vielzitiertem Spruch: „Du hast keine Chance,<br />
aber die gilt es zu nutzen.“ Auch das kann manchmal eben doch<br />
zu irgendeinem Erfolg führen. Es geht dann um jahrzehntelanges<br />
realutopisches Beharren und Nichtlockerlassen im Prinzip<br />
Hoffnung zugunsten landesweiter bayerischer Infra strukturen<br />
für <strong>Kultur</strong>elle Bildung insgesamt, überall und für alle, landesverfassungsgemäß<br />
und im Auftrag auch der UN-Kinderrechtskonvention<br />
als Menschenrecht für alle.<br />
Das Folgende ist der Versuch, einen angemessenen Rahmen<br />
der Kooperation von <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> (auch in Bayern und<br />
auf der Basis systematischer Infrastrukturentwicklungen auf<br />
Landesebene) im Horizont <strong>Kultur</strong>eller Bildung allgemein zu<br />
formulieren, auch mit der Tendenz der „vermessenen vermessenden“<br />
Kartografierung eben dieses Feldes.
1 2 _ L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N<br />
<strong>Kultur</strong>en der Bildung – ein anregungsreiches<br />
und vielgestaltiges Territorium<br />
<strong>Kultur</strong>ell-ästhetisches Lernen vollzieht sich zu bestimmten,<br />
auch rhythmisierten Zeiten in real erreichbaren Räumen und<br />
an vielen definierten Orten. Eben dafür braucht es komplexe<br />
und konvergente Infrastrukturen, die die Territorien des<br />
Bildens und Lernens anregungsreich, erreichbar und zugunsten<br />
kultureller Teilhabegerechtigkeit „für alle“ gestalten. Diese<br />
landschaftsanalogen Infrastrukturen <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />
(„<strong>Kultur</strong>- und Bildungslandschaften“, „Lerntopografien“) gilt es<br />
zu karto grafieren, sowohl als Bestandsaufnahme eines noch<br />
unzu reichenden Ist-Zustandes wie in der Perspektive eines<br />
wünschenswerten Soll-Zustandes zugunsten weiterer Gestaltung<br />
und Qualifizierung. Der Prozess der kartografierenden Vermessung<br />
dient also dazu, sich sozusagen zunächst ein – wenn<br />
auch noch sehr unscharfes – „Bild“ der realen Lage zu verschaffen,<br />
um dabei Defizite und Potenziale zu orten und dann wiederum<br />
in fachlich wie politisch gestaltendes Handeln zu überführen:<br />
Als präzisiert-realisierte Landschaftsgestaltung bzw.<br />
Erschließung zugunsten Zugänglichkeit und Erreichbarkeit.<br />
Für <strong>Kultur</strong>elle Bildung ist dies insofern von besonderer Bedeutung,<br />
da deren Inhalte, Bezüge, Arbeitsformen, Bildungswirkungen<br />
und Strukturen sozusagen von der Sache selbst her vielfältig<br />
und unübersichtlich sind. Wenn man sie als Feld insgesamt<br />
zu beschreiben und zu entwickeln versucht, kommt man um<br />
Kooperation und Vernetzung, Pluralität und Komplexität als<br />
konstruktive Merkmale nicht herum. Das Territorium <strong>Kultur</strong>eller<br />
Bildung hat vielerlei Nutzer/-innen, Gestalter/-innen, Phänomene,<br />
Angebote und Ereignisse, Akteure und Professionen, die<br />
darin tätig sind – isoliert oder im mehr oder weniger systematischen<br />
Zusammenspiel. Im konkreten Fall ist es dann auch die<br />
positive Differenz der unterschiedlichen Inhalte, Orte, Anlässe,<br />
Anbieter und Nutzer, Professionen und Institutionen, die zur<br />
pluralen Angebotsqualität beiträgt. Allerdings lassen sich, v. a.<br />
bezogen auf die infrastrukturellen und fachpolitischen Verankerungen<br />
<strong>Kultur</strong>eller Bildung im Kontext von <strong>Schule</strong>, Kunst/<br />
<strong>Kultur</strong>, Bildung, Lebenswelt, Kindheit/Jugend klare Strukturmerkmale<br />
angeben – eben im Allgemeinen.<br />
Das „magische Dreieck“ <strong>Kultur</strong>eller Bildung:<br />
Die horizontale Dimension<br />
Es herrscht Konsens, dass sich <strong>Kultur</strong>elle Bildung als öffentliches<br />
Angebot in verschiedenen Fach- und Politikfeldern realisiert.<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung ist Teil der <strong>Kultur</strong>politik, von Kunst bis<br />
Medien. Besondere Kennzeichen: mediale, ästhetische Vielfalt<br />
der Ausdrucksformen, Orte und Ereignisse des Künstlerischen<br />
und der symbolischen Weltaneignung, rezeptiv wie produktiv.<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung ist Teil der Bildungspolitik, von <strong>Schule</strong><br />
und Ausbildung. Besonderes Kennzeichen: Lernpflicht,<br />
systematisch-kontinuierliche curriculare Vermittlung, auch<br />
entsprechend vorgegebener Kanons und Lehr-/Lernzielen,<br />
eher subjektunabhängig und zertifizierbar, aber auch mit der<br />
Chance zunehmender non-formaler, auch partial freiwilliger<br />
und parti zipativer Anteile.<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung ist Teil von Jugendarbeit und Jugendhilfe<br />
im Kontext von Sozial- und Familienpolitik. Besondere Kennzeichen:<br />
Freiwilligkeit, ästhetische Eigenaktivität und soziale<br />
Kontexte, Betonung von Teilhabegerechtigkeit.<br />
Alles zusammen erst ergibt eine angemessene und umfassende<br />
zeit-räumliche Kartografierung <strong>Kultur</strong>eller Bildung zugunsten<br />
von Bildungslandschaften und Bildungsbiografien<br />
vom F okus des Subjekts aus. Allerdings: <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
findet darüber hinaus auch ohne institutionelle Zurichtung im<br />
Kontext von Familie, Umwelt, Medien und Gleichaltrigen statt:<br />
Das ist das ganztägig rhythmisierte informelle und zufällige<br />
kulturell-ästhetische Lernen. Es geht hierbei auch nicht um<br />
Ganztagsschule, sondern um Ganztagsbildung (vgl. Coelen/<br />
Otto 2008).<br />
Ebenen <strong>Kultur</strong>eller Bildung: Die vertikale Dimension<br />
Vor diesem Hintergrund stellt sich nun verstärkt auch die Frage<br />
nach der strategischen Platzierung der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />
mit der kartografierten Bildungslandschaft in den vertikal<br />
angeordneten Handlungs- und Politikfeldern, die miteinander<br />
verwoben sind, jedoch – gerade im Kontext Schulkooperation<br />
– jeweils eigene Strategien zur Veränderung (Projektionen)<br />
benötigen:
1. Einrichtungen vor Ort: Lebenswelten, <strong>Kultur</strong>orte, Jugendzentren,<br />
Kindertagesstätten, <strong>Schule</strong>n, aber auch informelle<br />
Orte von Kindheit und Jugend als die „dritten Orte“ für Lernen<br />
und Erfahrung mit sozialen Netzwerken und Orientierungen.<br />
Die Projektion: Größere Autonomie und Entscheidungschancen<br />
vor Ort, stärkere Verankerung <strong>Kultur</strong>eller Bildung durch<br />
personale Kontakte und funktionale Kontrakte, erhöhte<br />
Angebots- und Ereignisvielfalt, Inszenierung und Erlebnis als<br />
bildende, anregungsreiche Impulse wertschätzen.<br />
2. Kommunale Ebene: Netzwerke, kooperative Infrastrukturen,<br />
Informationen und auch persönlicher Austausch im Rahmen<br />
aller beteiligten Akteure.<br />
Die Projektion: Rahmenbedingungen, Gremien und Austauschforen<br />
schaffen, Projektbörsen und Fortbildungen organisieren,<br />
die kommunalen Zuständigkeiten erhöhen, professionelles<br />
Wissen und Handeln operativ entwickeln.<br />
3. Föderale Ebene: Die Bildungs- und <strong>Kultur</strong>hoheiten der Länder,<br />
gesetzliche Rahmenbedingungen und Gestaltung der Praxis<br />
von Bildungsreformen, Finanzierungsmodelle, fördernde,<br />
modellhafte Anreize.<br />
Die Projektion: Systematische „Ermöglichungsbedingungen“<br />
für professionelle Infrastrukturen mit „Vernetzungskompetenzförderung“<br />
gestalten, ausbilden und vermitteln, Entscheidungen<br />
„nach unten“ abgeben, Verschlankung der<br />
Vorgaben, Bereitstellung von Mitteln, Aus- und Weiterbildung<br />
von Künstlern/-innen, <strong>Kultur</strong>vermittlern/-innen und Lehrern/<br />
-innen intensivieren und qualifizieren, Haushalte erhöhen,<br />
Forschung intensivieren, regionale <strong>Kultur</strong>- und Bildungslandschaften<br />
realisieren.<br />
4. Nationale Ebene: Impulse setzen, Modelle ermöglichen,<br />
Standards formulieren, Vermittlung/Vertretung entsprechend<br />
internationaler Entwicklungen, öffentliche Anerkennung und<br />
Akzeptanz stärken.<br />
Die Projektion: Gelingensbedingungen und Rahmungen entwickeln,<br />
Reformen anstoßen, beispielhafte Experimente und<br />
internationalen Vergleich anstoßen, Finanzanreize geben,<br />
Austausch fördern auch im Verbund mit den föderalen und<br />
kommunalen Ebenen sowie bundesweiten Fachstrukturen<br />
institutionell fördern, Forschungsverbünde initiieren.<br />
5. Internationale Ebene: <strong>Kultur</strong> und Bildung im europa- und<br />
weltweiten Maßstab, UN- und UNESCO-Kontexte, EU, OECD<br />
und PISA.<br />
Die Projektion: mediale, digitale Globalisierung sowie „nachhaltige<br />
Bildung“ thematisieren und Ziele, Qualitäten mit weltweiter<br />
Gültigkeit formulieren und Austausch intensivieren<br />
sowie dann über die nationale Ebene auf die föderale und<br />
kommunale Ebene implementieren.<br />
Akteure und Beteiligte <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />
In der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung agieren unterschiedliche Professionen,<br />
repräsentativ für Institutionen mit je eigenen Zielen und<br />
teils selbstreferenziellen Verfahren, mit eigenem professionellem<br />
Selbstverständnis. Idealerweise kooperieren sie in den<br />
Landschaften und Netzstrukturen. Sie haben durchaus eigene<br />
Kompetenzen und Profile, qualifizieren und ergänzen sich<br />
wünschenswerter Weise komplementär, wie etwa der Schulunterricht<br />
und ein Jugendkulturprojekt oder wie Musik, Bildkunst,<br />
Theater, Medien, Museum, dann auch mit der Chance<br />
des intermedialen Zusammenspiels. Möglich sind Wechselwirkungen<br />
mit Balancen zwischen dem je Speziellen und Allgemeinen<br />
und mit einer gerade auch erwünschten wechselseitigen<br />
Wertschätzung zur Gewährleistung der Vielfalt.<br />
L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 1 3<br />
1. Künstler/-innen und <strong>Kultur</strong>vermittler/-innen, Medien produzenten/-innen<br />
und „Experten/-innen“ (von Handwerk<br />
bis Wissenschaft), auch mit Zuständigkeiten für und im Auftrag<br />
großer Kunst- und <strong>Kultur</strong>orte (Museum, Theater, Bibliothek<br />
u. a.) sowie Kunst- und <strong>Kultur</strong>ereignisse. Allerdings sind<br />
Künstler/-innen nicht per se immer gute Vermittler/-innen<br />
und Repräsentanten/-innen ihres Genres, je nach Berufung<br />
und Überzeugung. „Künstler in die <strong>Schule</strong>n!“ ist aber ein<br />
durchaus hoffnungsfroher Ansatz.<br />
2. Lehrer/-innen und Erzieher/-innen, deren Aus- und Hochschulbildung<br />
eine gute Vermittlung sicherstellen soll. Allerdings<br />
ist pädagogisches Personal, v.a. im schulischen Korsett,<br />
nicht automatisch pädagogisch „nah dran“ und über die<br />
Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen informiert bzw.<br />
an ihnen immer wirklich interessiert, sondern oft mehr an<br />
der je eigenen Fachlichkeit und deren Vermittlung. Sie alle<br />
sollten zunehmend professionelle Kooperationskompetenz<br />
erwerben können.<br />
3. Sozialpädagogen/-innen in der Sozialen Arbeit, Jugendarbeit,<br />
Familienpolitik, mit ihren auch bildungsrelevanten kulturpädagogischen<br />
und sozialpädagogischen Arbeitsformen.<br />
Allerdings: Jugend- und Sozialarbeit ist keinesfalls „automatisch“<br />
bildungsorientiert, manchmal auch „nur“ defizitbearbeitend,<br />
oft weniger „fordernd“ und „fördernd“ im positiven<br />
Sinne und im bildenden Verständnis.<br />
4. Politiker/-innen und Verwalter/-innen, entsprechend ihrer<br />
Ebenen, Zuständigkeiten, Rahmenbedingungen, Handlungsmöglichkeiten<br />
und Interessenslagen. Allerdings: Politik und<br />
Verwaltung folgen z.T. eigenen Gesetzlichkeiten, Parteizugehörigkeiten,<br />
Karrierebedürfnissen und Interessen, die<br />
sich nicht nur an Fachlichkeit, Nachhaltigkeit, Allgemeinwohl,<br />
Kundenorientierung, Zieleffizienz und an den Adressaten/<br />
-innen orientieren. Es gilt für sie, sich fachlich und entsprechend<br />
Gestaltungszuständigkeiten kompetent zu machen.<br />
Dazuzurechnen ist die im Prinzip mächtigste, aber oft unterschätzte<br />
und marginalisierte und in der Regel schlecht organisierte<br />
Akteursgruppe:<br />
5. Eltern. Sie sind verstärkt an lokalen Bildungsentwicklungen<br />
zu beteiligen und auch nach dem Prinzip des bürgerschaftlichen<br />
Engagements zur Mitarbeit zu motivieren. Ihre Chance<br />
wäre verstärkte Lobbybildung und gezieltes Wahlverhalten,<br />
einschließlich der Demokratie verändernden Forderung nach<br />
z.B. geregeltem stellvertretendenm Wahlrecht für alle Kinder<br />
und Jugendlichen sowie dem deutlichen Druck und Ruf nach<br />
Bildungsreformen und höheren Investitionen dafür.<br />
Zunehmend in den Blick kommen und eigentlich auch an<br />
Planungs- und Entscheidungsprozessen zu beteiligen sind<br />
die, um die es eigentlich geht:<br />
6. Kinder und Jugendliche – die Adressaten/-innen selbst. Bildung,<br />
v. a. als Selbstbildung verstanden, also nicht nur als<br />
Aneignung von Wissen, <strong>Kultur</strong>- und Praxistechniken, braucht<br />
natürlich fundamental die aktive Beteiligung der zu bildenden/sich<br />
bildenden Subjekte. Dies gilt v. a. für die Vermittlung<br />
und Entwicklung von Schlüsselkompetenzen und für die Aktivierung<br />
für gestaltende Selbstständigkeit. Partizipation, freiwilliges<br />
Engagement, zugestandene und mit Impulsen beförderte<br />
Mitgestaltung von Lernprozessen und Erfahrungsmöglichkeiten<br />
wandelt Kinder und Jugendliche von „Objekten“<br />
der Bildungsorganisation anteilig zu deren „Subjekten“. Dies<br />
fördert auch das Ziel kultureller Teilhabegerechtigkeit sowohl<br />
mit sozialen wie auch intergenerationellen und interkulturellen<br />
Dimensionen.
1 4 _ L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N<br />
Vielfalt der Lernformen<br />
Kooperative Akteursvielfalt sowie kulturell-künstlerischer<br />
Inhaltspluralismus entspricht auch einem sehr weiten Verständnis<br />
von Bildung, weit über <strong>Schule</strong> und Unterricht hinaus.<br />
Es geht dabei um verschiedene Lern- und Bildungsformen,<br />
wie formal, non-formal, informell, inzidentell-zufällig, die als<br />
gleichwertig angesehen werden. Dies gilt es auch unverzichtbar<br />
für ganzheitliche und gelingende Bildungsbiografien zu<br />
betonen: „Unter den Bedingungen dynamischer Verhältnisse<br />
schwindet die Verlässlichkeit von strukturellen Vorgaben, und<br />
der Eigeninitiative kommt, und dies gilt auch für das Lernen,<br />
eine gewachsene Bedeutung zu. Mit einer Vielfalt an Lernanlässen<br />
korrespondieren vielfältige Lernofferten, nur so lassen<br />
sich die [...] gesellschaftlichen Entwicklungen bewältigen.“<br />
(Tully 2006, S. 86).<br />
Zusammenfassend und bezogen auf die vermessen vermessende<br />
Kartografierung „<strong>Kultur</strong>eller Bildung“ als Teil und im Projekt<br />
„allgemeiner Bildung“ ist klar: „Eine konkretisierte zeitgemäße<br />
Bildung mit Zukunftsaussichten für die nachwachsende<br />
Generation benötigt Zeit und Raum, um überhaupt intersubjektive<br />
Prozesse der Welterfahrung und -reflexion in Gang setzen<br />
zu können. Diese notwendigen Zeit- und Raumerfahrungen<br />
kann ein gesellschaftlich und institutionell kooperierendes<br />
„Netzwerk Bildung“ für die nachwachsende Generation bereitstellen.“<br />
(Bock/Andresen/Otto 2006, S. 335).<br />
Querschnittsthemen <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />
Im „Netzwerk Bildung“, und entsprechend seinem „magischen<br />
Dreieck“, sind die aktuellen Querschnittsthemen mit kulturellem<br />
Akzent:<br />
1. <strong>Kultur</strong>elle Bildung als „Marke“ stärken, schulisch wie außerschulisch,<br />
„von Anfang an und lebenslang“, mit Akzenten auf<br />
die ästhetische Früherziehung, Kinder- und Jugendkulturarbeit,<br />
kulturelle Erwachsenenbildung, in der Summe und<br />
als Profession: <strong>Kultur</strong>pädagogik.<br />
2. Ausdifferenzierungen in Kunst-, Musik-, Theater-, Literatur-,<br />
Museums-, Medien-, Film-, Tanz- Spielpädagogik u. a. ermöglichen<br />
– mit ihren je eigenen ästhetischen Ausdrucksformen,<br />
Historien, fachdidaktischen und institutionsspezifischen<br />
Traditionen und kulturell-inhaltlichen Bezügen. Diese kulturpädagogischen<br />
Genres haben ihre eigenen Techniken, Produktions-<br />
und Rezeptionsweisen; sie sind zielgruppenspezifisch<br />
und inter- bzw. transkulturell.<br />
3. Diskurse nach dem Jahr 2000 aufwerten –<br />
4. gerade im Kontext von Kooperation und Vernetzung von<br />
Jugend, <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> zu den Schlagworten: Bildungslandschaft,<br />
Ganztagsbildung, Vernetzung und Kooperationen,<br />
kulturelle Partizipation und bürgerschaftliches Engagement,<br />
<strong>Kultur</strong> als Bildungsprozess, Inter- bzw. Transkulturelles, Intergeneratives,<br />
Gender, Qualitätsentwicklung, Zertifizierung,<br />
Forschungs- und Ausbildungsbedarf, Medialisierung, Wirklichkeitskonstruktionen<br />
zwischen „Sinnlichkeit und Cyberspace“,<br />
ästhetische Früherziehung und Übergänge zur <strong>Schule</strong>,<br />
Lernziel Lebenskunst, kulturelle Kompetenz.<br />
Die Netzwerkmetapher und real zu gestaltende lokale, kommunale<br />
Netzwerkstrukturen als „<strong>Kultur</strong>technik der Moderne“ (vgl.<br />
Barkhoff/Böhme/Riou 2004) bzw. als angemessene Handlungsstrategie<br />
bezeichnen dazu ein adäquates Programm (vgl.<br />
Zacharias 2008).<br />
Praxis <strong>Kultur</strong>eller Bildung: Lernkulturen und ihre Potenziale<br />
Die Suche nach neuen Lernkulturen ist ein altes Thema: „Diskussionen<br />
über Lernkultur markieren in der Geschichte der<br />
Pädagogik das ständige Bestreben, Lehren, Lernen und <strong>Schule</strong><br />
mit Methoden neuen Lernens bzw. mittels erweiterter Formen<br />
des Lehrens und Lernens so zu gestalten, dass die Lernenden<br />
sich zu autonomen, kenntnisreichen und aktiv- gestalterischen<br />
Persönlichkeiten entwickeln können.“ (Meyer/Sander 2005,<br />
S. 4). Warum allerdings hier nur der schulische Lernkulturkontext<br />
in den Blick kommt, ist aktuell und bildungstheoretisch<br />
überholt: Es gilt die erweiterte Sichtweise. Üblicherweise<br />
nennt man die pragmatische Handlungsebene von Lehr-/Lernkultur<br />
und Lehr-/Lernorganisation usw. Didaktik. Der Begriff<br />
ist derzeit allerdings, anders als in den 1970er Jahren, etwas<br />
aus der Mode gekommen und wird weitgehend nur schultheoretisch<br />
und unterrichtspraktisch elaboriert. Allerdings ist<br />
kulturpädagogisches Handlungswissen, das „Know-how“ der<br />
Vermittlung, auch außerschulisch nichts anderes: Es geht<br />
immer um didaktische Strukturen, um didaktisches Planen<br />
und Handeln in der Logik der jeweiligen Profession und Fachlichkeit,<br />
entsprechend auch der Rahmenbedingungen. „Didaktisch“<br />
geht es dann eben um Lernkulturen, Lernum gebungen,<br />
um Lern- und Angebotsformen, um personelle gleich professionelle<br />
Vermittlung, zugunsten von Lernen, Bilden, sich bilden,<br />
um Aneignung und Erfahrung zugunsten von Kompetenzen:<br />
Etwas wissen, können, wollen, machen.<br />
Didaktische Strukturen und Orientierungen gibt es dafür schulisch<br />
wie außerschulisch; und sie sind sich wechselseitig bedingend:<br />
>> Rahmungen, allgemein, situativ, institutionell, politisch,<br />
>> Inhalte und Intentionen, fachlich und allgemein, entwicklungsspezifisch<br />
und interessensorientiert,<br />
>> Methoden, Materialen, Medien, Ressourcen,<br />
>> Ereignisse, Erlebnisse, Inszenierungen, Impulse, Anstöße,<br />
Faszination, Neugierde,<br />
>> Zeit-räumliche Determinanten und Entscheidungsmöglichkeiten<br />
dafür,<br />
>> Abhängigkeit von Kompetenzen, Wissen und Können der<br />
Vermittler/-innen analog zu den zu vermittelnden Zielen und<br />
den Lernsubjekten, Gruppen,<br />
>> Adressaten/-innen, Akzentuierungen, Vernetzungen, entsprechend<br />
des Lehr-Lernarrangements in Bezug auf Themen,<br />
Inhalte, Aufmerksamkeit und Eigenaktivität.<br />
Eine allgemeine Didaktik <strong>Kultur</strong>eller Bildung allerdings steht<br />
aus und ist Desiderat. Die für den schulischen Kontext ausgearbeiteten<br />
Fachdidaktiken für kulturell-künstlerische Fächer<br />
(etwa für Kunst und Musik) mit Kanons, Curricula, Verfahren<br />
usw. gibt es in aller Vielfalt, sowohl altersstrukturiert und an<br />
das gegliederte Schulwesen angepasst. Übertragbar sind sie<br />
wegen der Rahmenbedingungen, Zielsetzungen und normativen<br />
Vorgaben in der Regel nicht.<br />
In ihrer Studie zu Kinder- und Jugendkulturprojekten<br />
„Hochhinaus“ benennen Susanne Keuchel und Petra Aescht<br />
„Qualitätskriterien“ und „Erfolgsfaktoren“ gelungener ktueller<br />
Kinder- und Jugendkulturprojekte. Auf der Basis einer vergleichenden<br />
Analyse sind messbare Erfolgsfaktoren der Projektpraxis<br />
demnach (vgl. Keuchel/Aescht 2007, S. 24ff.):<br />
>> Vernetzung: Optimale Nutzung von Know-how und Res sourcen,<br />
>> Einbindung von Eltern,<br />
>> Nachhaltigkeit: die Orientierung auf langfristige Wirkungen,<br />
>> Öffentlichkeitsarbeit und Außenwirkung,
Vermittlungsqualität und Schlüsselkompetenzförderung:<br />
spartenübergreifend, altersspezifisch, partizipativ,<br />
>> Zielgruppenpotenzial: junge und anteilig auch eher bildungsferne<br />
Adressaten/-innen,<br />
>> Rahmenbedingungen: optimale Arbeitsumgebung und Infrastruktur,<br />
zeitlich und räumlich,<br />
>> Projektorganisation: Leitung, Steuerung, Fachkompetenz,<br />
professionelle Qualifikationen im Team.<br />
Ein zusammenfassendes Ergebnis: „Für eine positive Weiterentwicklung<br />
der Kinder- und Jugendkulturlandschaft ist es unabdingbar,<br />
die unterschiedlichen Ansätze, Projekttypen, Partner<br />
und Ziele [...] gleichermaßen zu unterstützen. Die verschiedenen<br />
Projektansätze beeinflussen sich gegenseitig in ihrer<br />
Entwicklung, haben ein unterschiedliches Zielgruppenpotenzial<br />
und sprechen verschiedene kulturelle Bildungs potenziale<br />
bei Kindern und Jugendlichen an.“ (Ebd., S. 53).<br />
Eben dafür müsste es eine Landkarte, eine Kartografierung<br />
<strong>Kultur</strong>eller Bildung als vielgestaltige und zu pflegende, zu entwickelnde<br />
und zu expandierende – sowohl qualitativ wie quantitativ<br />
– geben: Für ganz Bayern und im Verständnis <strong>Kultur</strong>eller<br />
Bildung als unverzichtbarer Teil allgemeiner Bildung in öffentlicher<br />
Verantwortung – <strong>Schule</strong>, <strong>Kultur</strong>arbeit und Jugendarbeit,<br />
Hand in Hand, landesweit und vor Ort. Aber wie? Die Herausforderung<br />
für die Landespolitik lautet im Prinzip: Infrastrukturen<br />
für <strong>Kultur</strong>elle Bildung zu schaffen, z. B. mit der Perspektive für<br />
das Jahr 2020. Aber die Initiativen dafür müssten jetzt bereits<br />
starten.<br />
L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 1 5<br />
LITERATUR<br />
Barkhoff, Jürgen/Böhme, Hartmut/Riou, Jeanne (Hg.) (2004):<br />
Netzwerke: Eine <strong>Kultur</strong>technik der Moderne.<br />
Köln/Weimar/Wien.<br />
Biburger, Tom/Wenzlik, Alexander (Hg.) (2009): Ich hab gar<br />
nicht gemerkt, dass ich was lern. München.<br />
Bock, Karin/Andresen, Sabine/Otto, Hans-Uwe (2006):<br />
„Zeitgemäße Bildungstheorie und Zukunftsfähige Bildungspolitik”.<br />
In: Otto, Hans-Uwe/Oelkers, Jürgen: Zeitgemäße<br />
Bildung. München, S. 332–347.<br />
BKJ (Bundesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung<br />
e.V.) (Hg.) (1997): <strong>Kultur</strong> Macht <strong>Schule</strong>.<br />
Remscheid.<br />
Braun, Tom/Fuchs, Max/Kelb, Viola (2010): Auf dem Weg<br />
zur <strong>Kultur</strong>schule. München.<br />
Coelen, Thomas/Otto, Hans-Uwe (Hg.) (2008): Grundbegriffe<br />
Ganztagsbildung. Wiesbaden.<br />
Deutscher Bundestag (2007): Schlussbericht der Enquête-<br />
Kommission „<strong>Kultur</strong> in Deutschland“. 16. Wahlperiode,<br />
Drucksache 16/7000. Berlin, 11.12.2007.<br />
Deutscher <strong>Kultur</strong>rat (Hg.) (2005): <strong>Kultur</strong>elle Bildung in<br />
der Bildungsreformdiskussion. Konzeption <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung III. Berlin.<br />
Deutscher <strong>Kultur</strong>rat/Bäßler, Kirstin/Fuchs, Max/Schulze,<br />
Gabriele/Zimmermann, Olaf (Hg.) (2009): <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung: Aufgaben im Wandel. Berlin.<br />
Fuchs, Max (2008): <strong>Kultur</strong>elle Bildung. München.<br />
Hill, Burkhard/Biburger, Tom/Wenzlik, Alexander (Hg.) (2009):<br />
Lernkultur <strong>Kultur</strong>elle Bildung, München.<br />
Kelb, Viola (Hg.) (2007): <strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>. Innovative<br />
Bildungsallianzen – neue Lernqualitäten. München.<br />
Keuchel, Susanne/Aescht, Petra (2007): Hoch hinaus.<br />
Potentialstudie zu Kinder- und Jugendprojekten.<br />
Frankfurt a. M.<br />
Meyer, Meinert A./Sander, Uwe: „Alte oder neue Lernkultur?“<br />
In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Themenheft 1,<br />
2005, S. 4–27.<br />
Otto, Hans-Uwe/Oelkers, Jürgen (Hg.) (2006): Zeitgemäße<br />
Bildung. München.<br />
Tully, Claus J. (2006): „Informelles Lernen“. In:<br />
Otto, Uwe/Oelkers, Jürgen: Zeitgemäße Bildung.<br />
München, S. 72.<br />
Zacharias, Wolfgang (2008): „Lokale und regionale<br />
Netzwerke“. In: Coelen, Thomas: Otto, Hans-Uwe 2008,<br />
S. 652–664.
1 6 _ L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N<br />
1.2 E<strong>IN</strong> EXEMPLARISCHER FALL: SCHULE UND MUSEUM 1<br />
Ernst Wagner<br />
Dr., Studium an der Akademie der Bildenden Künste München;<br />
Promotion Kunstgeschichte; Kunstlehrer an Gymnasien; Referent<br />
beim Bundesvorstand des BDK – Fachverbands für Kunstpädagogik<br />
für Museumspädagogik; Mitarbeiter am UNESCO-<br />
Lehrstuhl für <strong>Kultur</strong>elle Bildung an der Universität Erlangen-<br />
Nürnberg<br />
An bayerischen Museen gibt es vielfältige museumspädagogische<br />
Programme, etwa für Kindergärten und <strong>Schule</strong>n. Es wird<br />
viel investiert, um zukünftige Generationen an das kulturelle<br />
Erbe heranzuführen und um diese mit kulturell wichtigen Zukunftsfragen<br />
zu befassen. Gelingt dies, ist der Mehrwert vielfältig:<br />
Zum einen für die Museen, die ihre zukünftigen Besucherzahlen<br />
sichern müssen, zum anderen für die <strong>Schule</strong>n, die<br />
den Bildungsauftrag auf mehrere Schultern verteilen können<br />
und schließlich für die Gesellschaft, die im Hinblick auf ihren<br />
sozialen Zusammenhalt an Kanonbildung interessiert sein<br />
muss. Doch das lobenswerte Vorhaben kann gründlich schiefgehen,<br />
wie die folgende Karikatur zeigt.<br />
Abb. 1: Beispiel für das Misslingen von „Audience Development“ (vgl. Thomas<br />
Plassmann, Kunst, o. J.) 2<br />
Anne Bamford (2006) hat darauf hingewiesen, dass es für die<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung besser ist, nicht stattzufinden als schlecht<br />
stattzufinden. Das gilt auch für die Sparte Museum in der <strong>Schule</strong>.<br />
Negative Erfahrungen können dazu führen, dass Besucher/<br />
-innen nie wiederkommen, dass wichtige Bildungsinhalte negativ<br />
besetzt sind und dass die Kanonbildung so misslingt<br />
(„Was diese Gesellschaft im Museum als wichtig definiert, hat<br />
nichts mit mir zu tun.“). Die Ausgestaltung der Schnittstelle<br />
Museum und <strong>Schule</strong> bedarf demnach konzeptioneller und<br />
handwerklicher Sorgfalt sowie hoher Sensibilität.<br />
Das gilt v. a. auch für die didaktische Anlage der Vermittlungskonzepte<br />
– die heute vor dem Hintergrund der aktuellen bildungspolitischen<br />
Entwicklung „kompetenzorientiert“ sein<br />
müssen. Ich möchte jedoch zunächst vorschlagen, im Folgenden<br />
von einem Begriff auszugehen, der aus einer ganz anderen<br />
Welt zu kommen scheint und der ganz konventionell und<br />
sehr vertraut ist. Es ist der Begriff der „Erzählung“. Es sind<br />
letztlich Erzählungen, die die Einzelobjekte eines Museums in<br />
einen Gesamtdiskurs einbinden, sie aus ihrer Isolation erlösen,<br />
Sinnkontexte stiften. Das bedeutet für die Pädagogen/-innen,<br />
Vermittler/-innen wie Lehrer/-innen, gerade auf das Erzählen<br />
gezielt zu setzen, dieses sehr systematisch zu fördern und<br />
zu fordern. Und nirgends kann dies besser erlernt und geübt<br />
werden als gerade im Museum. Hier haben die Besucher/-innen<br />
die Chance, ernst genommene Objekte, authentische Gegenstände<br />
von Wert und Rang in sinnstiftende, ja vielleicht sogar<br />
persönlichkeitsbildende Kontexte zu bringen.<br />
Wichtig ist dabei natürlich, dass diese Erzählungen nicht<br />
falsch sind. Und wichtig ist auch, dass sie als Konstrukte erscheinen,<br />
dass ihre Konstruiertheit deutlich wird. Erzählungen,<br />
die über das Erzählte hinaus noch eine Ahnung geben,<br />
dass Erzählungen generiert werden, generierbar sind und so<br />
die Besucher/-innen in einen Status bringen, die sie selbst<br />
zu souveränen Rezipienten/-innen – oder vielleicht sogar zu<br />
souveränen Autoren/-innen – <strong>macht</strong>. Die besten Erzählungen<br />
sind nämlich die, die von den Museumsbesuchern/-innen<br />
selbst gefunden, konstruiert, recherchiert oder erfunden werden.<br />
Sie selbst stiften den Sinn (weil ihnen ja letztlich auch<br />
gar nichts anderes übrigbleibt). Dabei ist es natürlich zentral,<br />
dass es bei diesem Verfahren nicht um Willkür geht, gar nicht<br />
gehen kann. Die Erzählungen müssen erarbeitet, im kritischen<br />
Diskurs errungen werden, da sie Qualitätskriterien gehorchen<br />
müssen. Diese sind:<br />
>> Die Geschichten dürfen nicht falsch, d. h. auch nicht ideologisch<br />
verblendet sein.<br />
>> Sie machen den eigenen Konstruktcharakter deutlich.<br />
>> Sie müssen auch von den Besuchern/-innen selbst ent wickelt<br />
werden können. Sie knüpfen so an deren Kompe tenzen an<br />
und gewährleisten auf diese Weise Teilhabe.<br />
>> Sie stiften Sinn und tragen damit zur Identitätsbildung bei.<br />
Viele der in den vergangenen Jahren publizierten Beispiele aus<br />
der museumspädagogischen Praxis (vgl. Wagner/Dreykorn<br />
2007) erfüllen ganz selbstverständlich diese Kriterien. Ich<br />
möchte aber noch ein fünftes, ein schulspezifisches Kriterium<br />
hinzufügen. Die von den Schülern/-innen entwickelten Erzählungen<br />
müssen mit den „großen Erzählungen“ der Lehrpläne<br />
und Curricula in Verbindung gebracht werden. Das Modell wäre<br />
also ganz einfach: Die Schüler/-innen verknüpfen die Objekte<br />
des Museums zu Erzählungen und zwar selbst, sinnstiftend,<br />
richtig, dekonstruierbar und bezogen auf den kompetenzorientierten<br />
Lehrplan.<br />
1 Dieser Beitrag ist eine überarbeitete und stark erweiterte Fassung des Vortrags „<strong>Schule</strong> und Museum“, gehalten im Jahr 2009 bei einer Tagung des Bezirks<br />
Oberfranken in Kloster Banz, vgl. Christoph/Dippold 2010.<br />
2 Siehe www.thomasplassmann.de.
Doch wie kann nun so ein antiquiert erscheinendes Konzept<br />
„Erzählen“ mit der aktuellen Kompetenzdebatte verknüpft<br />
werden? Ohne einem – noch zu entwickelnden – museumsspezifischen<br />
Kompetenzmodell 3 vorgreifen zu wollen, sind<br />
einige Aspekte, die dabei berücksichtigt werden müssen, bereits<br />
heute benennbar. Mit dem Begriff „Kompetenz“ wird in der<br />
aktuellen bildungspolitischen Diskussion das Zusammenspiel<br />
von Wissen/Kenntnissen, Fähigkeiten/Fertigkeiten und Haltungen/Einstellungen<br />
beschrieben. V. a. letzteres unterscheidet<br />
die neuen Lehrpläne deutlich von den früheren. Wie wichtig<br />
aber gerade diese sind, zeigt die abgebildete Karikatur (s. Abb.<br />
1) deutlich. Es sind hier ja v. a. die Haltungen der Betrachter,<br />
die den Rezeptionsvorgang entscheiden, vom orientierungslosen<br />
Skeptiker, der das Bild gar nicht anschaut, sondern Halt<br />
bei den anderen sucht, über den Empfindsamen, den die Macht<br />
des Bildes unmittelbar ans Herz greifen lässt, bis hin zu den<br />
Überheblichen, die mal laut, mal leise sich mokieren: Das soll<br />
Kunst sein?<br />
Wir alle kennen solche Situationen, in denen das Besucherverhalten<br />
nicht nur die eigene Rezeption stört, sondern in denen,<br />
eben weil sich in diesem Verhalten eine bestimmte Haltung<br />
ausdrückt, ein Wertekonflikt zur Sprache kommt, in der Form<br />
der Verletzung des Verhaltenskodexes. Werte, Haltungen können<br />
aber nur dann modifiziert werden, wenn sie in komplexen<br />
pädagogischen Prozessen auf allen Ebenen der Kompetenz,<br />
vom Wissen bis zu den Fähigkeiten, bearbeitet werden. Wenn<br />
dies geschieht, wird der Museumsbesuch in einen Kompetenzrahmen<br />
eingebunden, der für den/die Besucher/-innen überzeugende<br />
Leistungen bietet.<br />
Abb. 2: Plassmann im Kompetenzschema (Montage des Verfassers)<br />
Museumspädagogische Bildungsprozesse beinhalten demnach<br />
bereits im Bereich der Fachkompetenz mehrere Ebenen:<br />
Schüler/-innen verfügen über Wissen (hier z.B. zur ungegenständlichen<br />
Kunst), sie beherrschen das Handwerkszeug der<br />
Bildanalyse, und sie sind bereit, sich auf ungewöhnliche bzw.<br />
für sie ungewohnte Bilder einzulassen, ihnen einen Vertrauensvorschuss<br />
zu geben, ihnen ein Potenzial einzuräumen, das<br />
möglicherweise zur Bereicherung des eigenen Lebens beitragen<br />
kann. Dieser Zugewinn an Kompetenz auf den drei Ebenen<br />
Wissen, Fertigkeiten, Haltung gilt aber nicht nur für die Fach-<br />
L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 1 7<br />
kompetenz, sondern ebenso für die fächerübergreifenden<br />
Schüsselkompetenzen, wie die Selbst-, die Methoden- und die<br />
Sozialkompetenz.<br />
Der Bildwissenschaftler und Kunsthistoriker Hans Belting hat<br />
in seinem Aufsatz zu Thomas Struths Museumsfotografien<br />
(vgl. Belting 2005) zwei Typen von Besuchern/-innen einander<br />
gegenübergestellt: den/die aufmerksame/n, ruhige/n,<br />
einzelne/n, quasi körper- und sprachlose/n gegen den/die<br />
laute/n, zerstreute/n, platzgreifende/n, meist in Horden<br />
auftretende/n (siehe Abb. 3 und 4).<br />
Abb.3: Thomas Struth, Kunsthistorisches Museum Wien 1989<br />
Abb.4: Thomas Struth, Museo del Prado 2005<br />
Schulklassen gehören per se zur zweiten Kategorie. Es <strong>macht</strong><br />
vermutlich wenig Sinn, ihnen das erste Modell antrainieren<br />
zu wollen. Vielmehr braucht es für diese andere Formen<br />
der museumspädagogischen Arbeit. Die meisten Vermittler,<br />
Museumspädagogen/-innen wie Lehrer/-innen wissen darum<br />
und kennen die entsprechenden Methoden.<br />
Aber es geht nicht nur um die Methoden, es geht auch um die<br />
Inhalte. Wenn das im Museum Gezeigte nicht mit der eigenen<br />
Welt und der eigenen <strong>Kultur</strong> verbunden werden kann, entsteht<br />
– gerade auch im Hinblick auf den demografischen Wandel –<br />
ein ganz neues Problem: Welcher Kompetenzzugewinn, den<br />
die Menschen gerade im Museum erwerben könnten, überzeugt<br />
multikulturelle, aus vielen Milieus stammenden Schülergruppen<br />
ebenso wie Schülergruppen, deren Zukunft irgendwo<br />
auf der Welt stattfinden wird? (Siehe Abb. 4).<br />
3 Erste Ideen dazu wurden unlängst von Bonner Museen vorgelegt: vgl. Sabine Leßmann, Karin Schad, Bonner Museumscurriculum, Bonn 2010.
1 8 _ L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N<br />
Seit PISA ist das Literacy-Konzept die zentrale Figur zur Formulierung<br />
verschiedenster fachspezifischer Kompetenzprofile<br />
– etwa auch für die naturwissenschaftlichen Schul fächer –<br />
geworden. Schweizer Kunstpädagogen/-innen haben in ihrem<br />
Referenzrahmen von 2007 (vgl. PH Zürich/Homberger) versucht,<br />
dieses Konzept als „Aesthetic Literacy“ auch auf die<br />
Kunstpädagogik zu übertragen und damit exemplarisch auch<br />
für alle anderen künstlerischen und kulturellen Fächer zu adaptieren.<br />
Die Figur, die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben in den<br />
Mittelpunkt zu stellen, überzeugt unmittelbar, gilt der Analphabetismus<br />
doch als der Hauptgrund für fehlende Teilhabe und<br />
für Armut (siehe das Education-for-All-Programm von UNO und<br />
UNESCO). Lesen und Schreiben können auf den Bereich der Bilder<br />
und der Bildwelten zu übertragen oder auf den Bereich der<br />
Museumsobjekte, scheint auch deshalb vernünftig, da hier auf<br />
die größtmögliche bildungspolitische Offenheit zu hoffen ist.<br />
Jedoch möchte ich hier vorschlagen, nicht die Museums objekte<br />
allein in den Mittelpunkt zu stellen, sondern – wie oben dargestellt<br />
– v. a. auch die Erzählungen. Die Fähigkeit, museumsspezifische<br />
Erzählungen „lesen“ und museums spezifische<br />
Erzählungen „schreiben“ zu können, wäre die Schlussfolgerung<br />
aus einem entsprechenden Literacy- Konzept. Da die Erzählungen<br />
die Objekte des jeweiligen Museums zum Gegenstand<br />
haben (und die Objekte das „Alleinstellungsmerkmal“ der Museen<br />
ausmachen), müssen die entsprechenden Kompetenzbeschreibungen<br />
das Spannungsverhältnis Objekt – Erzählung<br />
dabei immer mit berücksichtigen. Entsprechende Formulierungen<br />
im Bereich der Methodenkompetenz könnten dann<br />
etwa lauten:<br />
>> Die Besucher/-innen des Museums können das Verhältnis<br />
zwischen einer Erzählung und einem Objekt erkennen und<br />
verstehen.<br />
>> Sie können die jeweilige Erzählung am Objekt überprüfen und<br />
bewerten.<br />
>> Sie können verschiedene museumsspezifische Erzählungen<br />
miteinander vergleichen.<br />
>> Sie verstehen die Konstruktion einer Erzählung. Sie können<br />
eine Erzählung als Erzählung verstehen.<br />
>> Sie kennen Unterschiede zwischen museumsspezifischen<br />
Erzählungen und Erzählungen in anderen Bereichen, wie z.B.<br />
<strong>Schule</strong>, Nachricht, Werbung, Politik, Wirtschaft.<br />
<strong>Schule</strong> und Museum in Bayern – ein Beispiel<br />
Überlegungen dieser Art können Anlass sein, über das Thema<br />
„Kompetenzorientierte Museumspädagogik“ heute nachzudenken<br />
und die Diskussion weiter voranzutreiben. Eine solche<br />
Konzentration auf konzeptionelles Nachdenken kann dabei<br />
natürlich immer auch ein Ausweichen aus der Praxis sein, wenn<br />
sich diese als besonders schwierig darstellt. Für die Praxis in<br />
Bayern gilt jedoch zunächst, gerade im Ländervergleich, dem<br />
diese Broschüre geschuldet ist, dass es hier eine reiche Landschaft<br />
gibt, die bundesweit einmalig ist,<br />
>> eine reiche Landschaft von Museen: mit 1152 vom Institut für<br />
Museumskunde erfassten Museen hat Bayern die meisten,<br />
bei bundesweit insgesamt 6256 (vgl. Institut für Museumsforschung<br />
2009),<br />
>> eine reiche Landschaft hervorragender Initiativen vor Ort,<br />
getragen von überzeugten, idealistisch gestimmten Individuen,<br />
von denen man aber – wenn überhaupt – meist nur<br />
zufällig erfährt,<br />
>> eine wichtige, professionelle Infrastruktur mit drei überregionalen<br />
Einrichtungen, dem Museumspädagogisches Zentrum<br />
(MPZ) in München, dem Kunst- und <strong>Kultur</strong>pädagogisches<br />
Zentrum der Museen (KPZ) in Nürnberg und der Landesstelle<br />
für die nichtstaatlichen Museen (München).<br />
Aber vielleicht ist Reichtum manchmal auch eine Last. Etwa im<br />
Vergleich mit anderen Bundesländern, fallen auch Defizite und<br />
Desiderate ins Auge. Die Infrastruktur stammt aus der Zeit um<br />
1970, einer Phase, in der wichtige und innovative Impulse in<br />
der kulturpolitischen Öffentlichkeit entstanden, die die Politik<br />
– trotz aller Konflikte – offensichtlich dennoch verstand und<br />
in entsprechende Programme, Finanzierungen, Einrichtungen<br />
umsetzte. Seitdem gibt es in Bayern – wieder im Vergleich mit<br />
anderen Bundesländern und hier v. a. Baden-Württemberg,<br />
Nordrhein-Westfalen oder Sachsen,<br />
>> keine neuen Diskursebenen, auf denen leidenschaftlich um<br />
die Zukunft der Museumspädagogik im Zeitalter der Globalisierung<br />
gestritten wird,<br />
>> kaum innovative Formate, die bundesweit oder darüber<br />
hinaus rezipiert werden (wie etwa das das Kunstvermittlungsprogramm<br />
„P<strong>IN</strong>K“ am Palais Pinakothek),<br />
>> keine landesweiten Programme, die durch die Förderung<br />
neuer Ansätze Bewegung in die Szene bringen,<br />
keine Erprobung (oder gar Einrichtung) neuer Strukturen, die<br />
neue Antworten auf neue Fragen entwickeln.<br />
Wichtig wäre es, dass die Akteure die Entwicklung von Diskursen,<br />
etwa im Hinblick auf die Kompetenzorientierung, und die<br />
innovative Entwicklung von Praxis in Bayern strukturell so<br />
voranbringen, dass wieder ein Hauch von „Gründerzeit“ aufkommt,<br />
wie zuletzt in den 1970er Jahren.<br />
LITERATUR<br />
Bamford, Anne (2006): The WOW-Factor. New York.<br />
Belting, Hans (2005): „Photographgie und Malerei“. In:<br />
Struth, Thomas: Museum Photographs. München, S. 108ff.<br />
Christoph, Barbara/Dippold, Günter (Hg.) (2010): Museum<br />
und <strong>Schule</strong> – Erfolgreiche Partner? Banzer Museumsgespräche<br />
Bd. 2. Bayreuth, S. 143ff.<br />
Institut für Museumsforschung (2009): Statistische<br />
Gesamt erhebung an den Museen der Bundesrepublik<br />
Deutschland für das Jahr 2009. [www.smb.museum/ifm/<br />
dokumente/materialien/mat64.pdf, 03.04.2011].<br />
PH Zürich/Homberger, Ursula (2007): Referenzrahmen für<br />
Gestaltung und Kunst. Zürich.<br />
Wagner, Ernst/Dreykorn, Monika (Hg.) (2007):<br />
Museum <strong>Schule</strong> Bildung. München, S. 159ff.
L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 1 9<br />
1.3 WERTEERZIEHUNG UND KULTURELLE BILDUNG<br />
Ute Multrus<br />
Referentin am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung<br />
Schulszenario: Modernes Schulgebäude – Pausenhalle – edle<br />
Terrakottatöpfe mit großen Pflanzen stehen herum – Schüler/<br />
-innen spielen bei Regen Fußball in der Pausenhalle – weder<br />
den Pflanzen noch den Töpfen passiert etwas – Nachfrage bei<br />
der Schulleitung, wie lange die Töpfe samt Pflanzen das wohl<br />
mitmachen – Antwort: „Das haben wir schon seit Jahren so.“ –<br />
Ungläubiges Staunen der Besucher/-innen, dass das möglich<br />
ist.<br />
Was hat dieses Szenario mit den Themen „Werteerziehung“<br />
und „<strong>Kultur</strong>elle Bildung“ zu tun? Schüler/-innen schätzen ästhetische<br />
Dinge wert, sodass sie achtsam damit umgehen. In<br />
diesem skizzierten Schulbeispiel realisiert sich die Verbindung<br />
von kulturellem Empfinden mit gelebter Wertehaltung. Soweit<br />
ein schnelles Eingangsstatement. Sowohl für Werteerziehung<br />
als auch <strong>Kultur</strong>elle Bildung gibt es viele theoretische Erklärungen<br />
und Begründungen. Entscheidend für die <strong>Schule</strong>n ist<br />
jedoch immer die berechtigte pragmatische Frage, was diese<br />
fächerübergreifenden Bildungsziele konkret mit dem Schulalltag<br />
zu tun haben und wie sie dort umgesetzt werden können.<br />
Was ist mit Werteerziehung gemeint?<br />
In der Bayerischen Verfassung ist im Artikel 131, Absatz 1<br />
grundgelegt, dass „die <strong>Schule</strong>n nicht nur Wissen und Können<br />
vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden sollen.“<br />
Herz und Charakter bilden – das meint letztlich nichts<br />
anderes als Werteerziehung und Persönlichkeitsbildung.<br />
Die Werteinitiative „Werte machen stark“ 1 des bayerischen<br />
Kultus ministeriums wendet sich dem Erziehungsauftrag der<br />
<strong>Schule</strong> zu. Werteorientierte Erziehung wird zwar im Elternhaus<br />
grundgelegt. Dieses „Elternrecht“ wird aber durch den<br />
Erziehungsauftrag der <strong>Schule</strong> ergänzt. Dementsprechend hat<br />
<strong>Schule</strong> neben dem Auftrag zur Vermittlung von Wissen und<br />
Können auch den Auftrag zur Bildung der Persönlichkeit. Sie<br />
unterstützt dabei die Eltern. Es genügt nicht, über Werteerziehung<br />
zu sprechen. Sie muss einen Platz im Leben haben,<br />
zumal im Schulleben. Die Wertefrage strebt ihrer Natur nach<br />
zur Praxis. Erich Kästner formuliert es auf seine Weise: „Es gibt<br />
nichts Gutes, außer man tut es.“ Das gilt auch für die Werteinitiative.<br />
Sie zielt nicht auf die bloße akademische Auseinandersetzung<br />
mit Werten ab. Eine rein philosophische, theologische<br />
oder soziologische Diskussion kann nicht das Ziel für <strong>Schule</strong>n<br />
sein. D. h. nicht, dass es nicht wichtig wäre. Ganz im Gegenteil.<br />
Werte zu haben heißt auch, über Werte Bescheid zu wissen.<br />
Etwa über ihre Herkunft und Geschichte. Werte zu haben<br />
heißt auch, anderen Wertordnungen selbstbewusst und offen<br />
zu begegnen. Das ist nur möglich, wenn wir uns der eigenen<br />
Werte wirklich bewusst geworden sind. Und doch heißt Werte<br />
zu haben hauptsächlich, Werte ernst zu nehmen. Sie zum<br />
Maßstab und zur Orientierung zu machen. Sie zu leben. Für sie<br />
einzutreten. Wirksame Werteerziehung ist häufig unspekta-<br />
1 Siehe www.werte.bayern.de.<br />
kulär. Sie verwirklicht sich darin, wie die Mitglieder einer Schulfamilie<br />
miteinander umgehen. Sie zeigt sich häufig darin, wie<br />
man einander im Schulalltag Respekt und Höflichkeit als Ausdruck<br />
der Achtung vor der Würde des anderen entgegenbringt.<br />
Nicht selten werden diese Fundamente der Werteerziehung<br />
von <strong>Schule</strong>n heute bereits in Schulprofilen und Schulverfassungen<br />
festgeschrieben. Und nicht selten werden sie durch<br />
vorbildliche Projekte und Initiativen zielgerichtet gestärkt. So<br />
„kultiviert Werteerziehung den Schulalltag“, wie Eckart Liebau<br />
bereits 1999 formulierte. Das Praxishandbuch zur Werteerziehung<br />
bietet konkrete Anregungen für <strong>Schule</strong>n, wie sich<br />
Werteerziehung an <strong>Schule</strong>n bewusst verwirklichen lässt. Ein<br />
Kapitel darin enthält auch Beispiele für <strong>Kultur</strong>elle Bildung und<br />
ihren Bezug zur Werteerziehung.<br />
Neu gestützt wird die schulische Werteinitiative durch das<br />
Wertebündnis Bayern, das der Bayerische Ministerpräsident<br />
mit bislang 70 Organisationen und Verbänden geschlossen<br />
hat, darunter auch zahlreiche Gruppierungen, die im kulturellen<br />
Bereich tätig sind. Das Wertebündnis ist Bayerns „bunteste<br />
und stärkste Koalition“. Vor gut einem Jahr ins Leben gerufen,<br />
ist das Wertebündnis Bayern ein Erfolgsmodell. Bislang 70<br />
Partner aus allen gesellschaftlichen Bereichen haben sich zu<br />
einem ethisch orientierten Bündnis zusammengeschlossen,<br />
um Werteorientierung zur Quelle einer aktiven Bürgergesellschaft<br />
zu machen. Das sei einmalig in Deutschland, wie der<br />
Bundespräsident Christian Wulff bei seinem Besuch in Bayern<br />
feststellte.<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung und <strong>Schule</strong><br />
Gemeinhin wird <strong>Kultur</strong>elle Bildung in den klassischen Schulfächern,<br />
wie Musik und Kunst, verankert. Standard in baye rischen<br />
<strong>Schule</strong>n aller Schularten sind zusätzlich Theater- und Musicalgruppen,<br />
Chor, Bigband, Bläsergruppen, Schulorchester. Alles<br />
Zusatzaktivitäten über den Unterricht hinaus, die von engagierten<br />
Lehrkräften und motivierten Schülern/-innen aller<br />
Schularten betrieben werden. Sicht- und hörbar werden diese<br />
Aktivitäten in jedem Schuljahr durch diverse Veranstaltungen<br />
für interessierte Eltern, Lehrer/-innen, Freunde und Bekannte.<br />
<strong>Schule</strong> gewinnt durch diese Öffentlichkeit auch Qualität. So<br />
gestaltet sich zunehmend ein Schulprofil. <strong>Kultur</strong>elle Akti vitäten,<br />
die das Schulleben umrahmen, stellen ein Aditum zum<br />
klassischen Fächerkanon dar. Ausdrücklich wird darüber hinaus<br />
betont, dass <strong>Kultur</strong>elle Bildung einen Eigenwert an sich<br />
hat. <strong>Kultur</strong>elle Bildung wehrt sich gegen Verzweckung.<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung fördert Kreativität sowie Fantasie<br />
und lässt Kinder neue Welten, Perspektiven und Horizonte<br />
ent decken. Sie ist auch ein wesentlicher Schlüssel für die<br />
Teilhabe an der Gesellschaft. Die Auseinandersetzung mit<br />
Kunst und <strong>Kultur</strong> im schulischen Kontext fördert Selbst- und<br />
Sozial- sowie Medienkompetenz. Sie leistet einen Beitrag zur<br />
Chancengleichheit und zur individuellen Förderung und gehört<br />
damit unmittelbar zu den Kernaufgaben von <strong>Schule</strong>.
2 0 _ L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N<br />
Durch die Begegnung mit <strong>Kultur</strong> und mit künstlerischen Ausdrucksformen<br />
lernen junge Menschen, wie vielfältig Leben<br />
ist und wie man durch kulturelle Teilhabe und das Erleben von<br />
<strong>Kultur</strong> bereichert wird. <strong>Kultur</strong>elle Bildung wirkt mit ihrem umfassenden<br />
Ansatz befruchtend für das Lernen überhaupt.<br />
Werteerziehung und <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
Spätestens durch „Rhythm is it“ und Sir Simon Rattle bewerben<br />
sich besonders so genannte Brennpunktschulen um Schultanz<br />
oder andere kulturelle Aktivitäten. Warum? Die Auseinandersetzung<br />
der/-s jeweiligen Schülerin/-s mit Musik und die Umsetzung<br />
in Bewegung bewirkt etwas in jeder einzelnen Persönlichkeit.<br />
Schüchterne, gehemmte Schüler/-innen zeigen<br />
nach nur einer Woche diszipliniertem Training mit einem/-r<br />
Tanzexperten/-in (der Hauptschüler/-innen nicht nur auf Hiphop<br />
festlegt!) ein nie dagewesenes Selbstbewusstsein. Altmodisch<br />
klingende Tugenden, wie Disziplin, Fleiß, Pünktlichkeit,<br />
sind notwendig für Proben und Üben, wenn nach nur einer Projektwoche<br />
an einer <strong>Schule</strong> eine Aufführung stehen soll. Tugenden,<br />
gelebte Werte, erweisen sich als tragfähig für das Gelingen.<br />
Tugenden, die auch im „normalen“ Unterricht wieder zum<br />
Tragen kommen. Schüler/-innen erfahren dabei, dass Werte<br />
gelebt werden, weil sie das Leben wertvoll machen.<br />
Ein anderer Zugang zur Verbindung von Werteerziehung und<br />
<strong>Kultur</strong>eller Bildung geschieht z. B. durch die Beschäftigung<br />
mit dem Denkmalschutz. Schüler/-innen können dabei lernen,<br />
ein Gefühl der gemeinsamen Verantwortung für das kulturelle<br />
Erbe zu entwickeln und für einen respektvollen Umgang mit<br />
dem <strong>Kultur</strong>erbe einzutreten. Sie werden motiviert, sich der<br />
eigenen <strong>Kultur</strong>, Geschichte und Umwelt zu nähern und zu lernen,<br />
sie zu schätzen und zu achten. So geschieht <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung vor Ort in Bildungspartnerschaften zwischen Lehrkräften<br />
und Architekten/-innen. 2<br />
Werteerziehung und <strong>Kultur</strong>elle Bildung können Schwerpunkte<br />
der inneren <strong>Schule</strong>ntwicklung sein. Damit sind beide Themen<br />
strukturell im Schulleben verankert. Demzufolge wird dieses<br />
Jahr der „Innere <strong>Schule</strong>ntwicklungspreis – i. s. i.“ in Bayern<br />
einen Wertesonderpreis ausschreiben, für den sich <strong>Schule</strong>n<br />
auch mit kulturellen Aktivitäten bewerben können.<br />
Nicht zuletzt durch die Einführung eines <strong>Kultur</strong>tages seit dem<br />
Schuljahr 2010/2011 an bayerischen <strong>Schule</strong>n erfolgt eine zusätzliche<br />
Aufwertung der <strong>Kultur</strong> im Schulalltag und wird noch<br />
mehr zu einer Selbstverständlichkeit.<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung und Ganztag in Bayern<br />
Durch die Ganztagsschulentwicklung in Bayern 3 wird das<br />
Erzieherische umso bedeutsamer. Ganztagsschulen sind<br />
einem ganzheitlichen Bildungsbegriff in besonderer Weise<br />
verpflichtet. Neben Persönlichkeitsentwicklung und Lebensorientierung<br />
gehören soziales Lernen dazu und eben auch<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung.<br />
Die Einrichtung von Ganztagsschulzweigen in Bayern verlangt<br />
nach Kooperation zwischen <strong>Kultur</strong>einrichtungen und <strong>Schule</strong>,<br />
um ein breitgefächertes Bildungsangebot anbieten zu können.<br />
Der pädagogische Mehrwert wird wesentlich durch die Qualität<br />
der Angebote bestimmt. An vielen <strong>Schule</strong>n gibt es schon hervorragende<br />
Zusammenarbeit mit Museen, Bibliotheken, freien<br />
Künstlern/-innen. Außerschulische Kooperationspartner, wie<br />
z. B. <strong>Kultur</strong>pädagogen/-innen, Theater- und Tanzpädagogen/<br />
-innen, bringen mit speziellen fachlichen Kompetenzen zusätzlich<br />
frischen Wind in die <strong>Schule</strong>n. Sie tragen bei zur Öffnung<br />
der <strong>Schule</strong>n, bereichern das Schulleben und fördern die<br />
lokale Identität der <strong>Schule</strong> in ihrer Gemeinde oder in ihrem<br />
Stadtviertel.<br />
KONTAKT<br />
Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung<br />
www.kuenstler-in-die-schulen.de<br />
LITERATUR<br />
Liebau, Eckart (1999): Erfahrung und Verantwortung.<br />
Werteerziehung als Pädagogik der Teilhabe. Weinheim/<br />
München.<br />
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus/<br />
ISB/Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege/<br />
Bayerische Architektenkammer (Hg.) (2010): Erlebnis<br />
Denkmal. Projekte zur Denkmalpflege an bayerischen<br />
Grund-<strong>Schule</strong>n. München.<br />
2 Das Buch „Erlebnis Denkmal. Projekte zur Denkmalpflege an bayerischen (Grund-)<strong>Schule</strong>n“ sensibilisiert für den wertschätzenden Umgang mit Denkmälern<br />
und regt zu einer lebendigen <strong>Kultur</strong>vermittlung an.<br />
3 Siehe www.ganztagsschulen.bayern.de.
L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 2 1<br />
1.4 AUF DEM WEG ZUR KULTURELLEN<br />
GANZTAGSSCHULENTWICKLUNG <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong> –<br />
STRUKTUREN UND ALLTAGSERFAHRUNGEN<br />
Alexander Wenzlik<br />
Pädagoge M. A. (Universität Passau); Tanzpädagoge, Pädagogische<br />
Aktion (PA)/Spielen in der Stadt e.V.; Lehrbeauftragter<br />
für <strong>Kultur</strong>elle Bildung an der Hochschule München und der Universität<br />
Passau; Mitbegründer des bundesweiten Netzwerks<br />
www.forschung-kulturelle-bildung.de<br />
Seit der Einführung der gebundenen Ganztagsschule in Bayern<br />
im Schuljahr 2002/2003 ist eine bunte Landschaft an<br />
Kooperationsformen und Projekten entstanden. Innerhalb<br />
dieser Entwicklung wird der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung zunehmend<br />
ein besonderes Potenzial im Hinblick auf die künstlerische,<br />
persönliche und soziale Entwicklung zugesprochen. <strong>Schule</strong>n<br />
sind deshalb dazu aufgerufen, sich stärker mit Akteuren <strong>Kultur</strong>eller<br />
Bildung zu vernetzen.<br />
Bei den externen Partnern der <strong>Schule</strong>n handelt es sich bisher<br />
mehrheitlich um anerkannte Träger der Jugendhilfe (§75<br />
KJHG), Träger der offenen Kinder- und Jugendarbeit, kulturpädagogische<br />
Einrichtungen, Jugendverbände, Träger der<br />
Jugendsozialarbeit und Schulsozialarbeit (vgl. Landeshauptstadt<br />
München, Sozialreferat 2009). Mittlerweile engagieren<br />
sich jedoch auch gemeinnützige Vereine, Kunst- und <strong>Kultur</strong>institutionen<br />
sowie andere Organisationen im gebundenen<br />
Ganztag.<br />
Hierdurch wird deutlich, dass vielfältige, teilweise langjährige,<br />
systematische sowie durch Evaluationen abgesicherte Erfahrungen<br />
und Erkenntnisse über die Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong><br />
mit anderen Bildungsakteuren, über erprobte Konzepte, entwickelte<br />
und funktionierende Strukturen, aber auch über Schwierigkeiten<br />
und hinderliche Rahmenbedingungen vorliegen.<br />
Gute Ganztagsschulen können einen wesentlichen Beitrag<br />
zu mehr Chancengerechtigkeit leisten. „An diesem Anspruch<br />
müssen sich alle anderen Ziele und Elemente von Ganztagsbildung<br />
ausrichten. Ganztagsschulen haben weit mehr als<br />
Halbtagsschulen das Potenzial, herkunftsbedingte Bildungsbenachteiligungen<br />
auszugleichen, sofern sie für Kinder und<br />
Jugendliche zu einem Bildungs- und Lebensort gleichermaßen<br />
werden.“ (Rauschenbach 2010, S. 3).<br />
„Der flächendeckende und bedarfsgerechte Ausbau von Ganztagsangeboten<br />
in allen Schularten ist ein vorrangiges Ziel der<br />
Bayerischen Staatsregierung und stellt einen wesent lichen<br />
Beitrag zur zukunftsorientierten Weiterentwicklung des bayerischen<br />
Bildungswesens dar. Er ermöglicht nicht nur eine bessere<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Eltern und Erziehungsberechtigten,<br />
sondern trägt auch zu mehr Chancengerechtigkeit<br />
und individueller Förderung für die Schüler bei.“<br />
(Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />
2011a).<br />
Zur Verwirklichung dieser Zielsetzungen von mehr Chancengerechtigkeit,<br />
ganzheitlicher Bildung und optimaler Förderung<br />
der Kinder und Jugendlichen ist eine nachhaltige und ausgewogen<br />
gesteuerte Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong> mit sozialräum-<br />
lichen Akteuren (Jugendhilfe, Kunst, <strong>Kultur</strong>, Sport, u.a.) und<br />
eine Vernetzung von vielfältigen Orten, Gelegenheiten, Angeboten<br />
und Beteiligungsmöglichkeiten notwendig.<br />
Der Erziehungswissenschaftler Thomas Coelen ist der Auffassung:<br />
„Wenn sich moderne, d. h. gesellschaftliche Bildung<br />
überhaupt organisieren lässt, dann nicht durch eine Ausweitung<br />
von <strong>Schule</strong> als Unterricht und auch nicht durch eine angehängte<br />
Betreuung, sondern nur durch eine neue institutionalisierte<br />
Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong> und Jugendhilfe, unter<br />
Einbeziehung von Eltern und Familien. [...] Anders als Ganztagsschulen,<br />
die oft einzelne außerschulische Akteure zur<br />
Gewährleistung informeller Lern-Settings in den Schulbetrieb<br />
einbinden, verbinden sich nach dem Grundgedanken der Ganztagsbildung<br />
mindestens zwei eigenständige Institutionen<br />
(z. B. eine <strong>Schule</strong> und eine Jugendeinrichtung), um gemeinsam<br />
und arbeitsteilig ein drittes, neues Angebot hervorzubringen.“<br />
(Coelen, 2008, S. 8).<br />
„Im Hinblick auf die Institution <strong>Schule</strong> sind im Rahmen dieser<br />
neuen Bildungslandschaften neue Weichenstellungen anzufragen;<br />
ob diese neue Bildungslandschaft eine dezentrierte<br />
Landschaft wird oder ob die Schulzentrierung abermals den<br />
Takt vorgibt.“ (Stolz 2009, S. 110).<br />
„In diesem Fall wäre die Bildungslandschaft wenig mehr<br />
als eine neue Ansammlung nunmehr verschiedener Träger, die<br />
allesamt um <strong>Schule</strong> herumtanzen, welche den Takt vorgibt und<br />
zugleich neue Funktionen aus dieser Bildungslandschaft absaugt.<br />
[...] <strong>Schule</strong> wäre dann wie die Spinne im Bildungsnetz,<br />
die sich vollsaugt mit Ressourcen aus der Bildungslandschaft,<br />
welche sich erschöpft in bloßen Zulieferfunktionen. [...] Wenn<br />
die Kinder- und Jugendarbeit hier nicht gegensteuert, vollzieht<br />
sich wenig mehr als eine Reproduktion alter Strukturen unter<br />
einem neuen Etikett.“ (Linder 2009, S. 17).<br />
Notwendig ist also ein Paradigmenwechsel von der Ganztagsschulentwicklung<br />
hin zu einer lokal verantworteten Ganztagsbildung<br />
(vgl. Stolz 2009). Die bisher auf Einzelschulen konzentrierte<br />
Steuerung der Ganztagsschulentwicklung sollte durch<br />
ein Konzept der Ganztagsbildung im Kontext lokaler Bildungslandschaften<br />
ersetzt werden.<br />
Auch die Kultusministerkonferenz (KMK) sieht „aufgrund der<br />
herausragenden Zukunftsbedeutung des Themas den Bedarf,<br />
Aktivitäten und Akteure durch geeignete politische Maßnahmen<br />
zu flankieren und stärker miteinander zu vernetzen.<br />
Dabei sollen die Interessen der Kinder und Jugendlichen und<br />
nicht die Interessen der Institutionen im Mittelpunkt stehen.“<br />
(Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der<br />
Länder in der Bundesrepublik Deutschland 2007, S. 1ff.).<br />
Aktuelle Situation der gebundenen<br />
Ganztagsschulen in Bayern<br />
Ziel der bayerischen Staatsregierung ist es, bis zum Schuljahr<br />
2012/2013 gebundene Ganztagsschulen flächendeckend und<br />
bedarfsgerecht in allen Schularten auszubauen. D. h., dass<br />
Ganztagszüge überall dort eingerichtet werden, wo Eltern
2 2 _ L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N<br />
und <strong>Schule</strong>n vor Ort dies wünschen und die jeweiligen Sachaufwandsträger<br />
der <strong>Schule</strong>n einen entsprechenden Antrag<br />
stellen. Von Ganztagsschulen kann jedoch in Bayern bisher<br />
nicht gesprochen werden, sondern lediglich von <strong>Schule</strong>n, die<br />
pro Jahrgangsstufe maximal eine Ganztagsklasse anbieten.<br />
Zum Schuljahr 2009/2010 konnten insgesamt 110 gebundene<br />
Ganztagszüge an Grundschulen, 70 gebundene Ganztagszüge<br />
an Hauptschulen sowie 37 Ganztagszüge an Förderschulen<br />
neu genehmigt werden.<br />
Im Schuljahr 2010/2011 sind an 761 <strong>Schule</strong>n in Bayern gebundene<br />
Ganztagszüge eingerichtet worden oder befinden<br />
sich im Aufbau, darunter an 239 Grundschulen, 408 Haupt-/<br />
Mittelschulen, 93 Sonderpädagogische Förderzentren und<br />
<strong>Schule</strong>n zur Lernförderung, 14 Realschulen und 7 Gymnasien<br />
(vgl. Baye risches Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />
2011b).<br />
Die jährlich von der KMK aus Informationen der Bundesländer<br />
zusammengestellten Daten belegen den Zuwachs an Ganztagsschulen.<br />
Allerdings verteilen sich Zuwachs und Anteile<br />
von Ganztagsschulen nicht gleichmäßig auf die Bundesländer.<br />
In Bayern sind nur 24,1% der <strong>Schule</strong>n im Ganztagsbetrieb organisiert.<br />
Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 41,7%. In<br />
anderen Bundesländern liegt der Anteil an <strong>Schule</strong>n mit Ganztagsangebot<br />
deutlich höher, wie z. B. in Nordrhein-Westfalen<br />
mit 60,9%, Berlin mit 77,9% oder Sachsen mit 95,3%.<br />
Von allen Schülern/-innen in Bayern besuchen nur 4,6% eine<br />
<strong>Schule</strong> mit Ganztagsangebot. In anderen Bundesländern liegt<br />
der Anteil an Schülern/-innen, die eine Ganztagsschule besuchen,<br />
deutlich höher wie beispielsweise in Nordrhein- Westfalen<br />
mit 25,4%, Berlin mit 43,5% und Sachsen mit 69,4%. „Bayern ist<br />
somit mit einem Ganztagschüleranteil von nur knapp 5% das<br />
Schlusslicht unter den Bundesländern.“ ( Züchner 2010, S. 4).<br />
Definition „gebundener Ganztag“<br />
des Bayerischen Kultusministeriums<br />
Das bayerische Kultusministerium gibt mit seiner aktuellen<br />
Konzeption und Definition der gebundenen Ganztagsschule<br />
folgende Rahmenbedingungen vor:<br />
„Im Gegensatz zu den Förder- und Betreuungsangeboten<br />
der offenen Ganztagsschule, die meist jahrgangsübergreifend<br />
im Anschluss an den regulären Klassenunterricht gruppenweise<br />
organisiert werden, wird die gebundene Ganztagsschule in<br />
einem festen Klassenverband organisiert, um eine stärkere<br />
individuelle Förderung der kognitiven Entwicklung und der<br />
sozialen Fähigkeiten der Schüler/-innen zu ermöglichen.<br />
Unter gebundener Ganztagsschule (Ganztagsklasse) wird verstanden,<br />
dass<br />
>> ein durchgehend strukturierter Aufenthalt in der <strong>Schule</strong> an<br />
mindestens vier Wochentagen von täglich mindestens sieben<br />
Zeitstunden bis 16.00 Uhr für die Schüler/-innen verpflichtend<br />
ist,<br />
>> die vormittäglichen und nachmittäglichen Aktivitäten der<br />
Schüler/-innen in einem konzeptionellen Zusammenhang<br />
stehen und<br />
>> der Unterricht in einer Ganztagsklasse erteilt wird.<br />
Der Pflichtunterricht ist auf Vormittag und Nachmittag verteilt.<br />
Über den ganzen Tag hinweg wechseln Unterrichtsstunden mit<br />
Übungs- und Studierzeiten und sportlichen, musischen und<br />
künstlerisch orientierten Fördermaßnahmen. Es werden auch<br />
Freizeitaktivitäten angeboten.<br />
Gebundene Ganztagsschulen unterbreiten zusätzliche unterrichtliche<br />
Angebote und Fördermaßnahmen, u. a.:<br />
>> mehr Unterrichtsstunden, z. B. in Deutsch, Mathematik,<br />
Englisch (je nach Konzept der <strong>Schule</strong>),<br />
>> Unterrichtsstunden für interkulturelles Lernen bzw. sprachliche<br />
Integration<br />
>> mehr Lern- und Übungszeiten für Schüler/-innen mit Lerndefiziten<br />
oder besonderen Begabungen,<br />
>> Hausaufgabenhilfen,<br />
>> Projekte zur Gewaltprävention, Freizeitgestaltung, Berufsorientierung.<br />
In der gebundenen Ganztagsschule werden überwiegend Lehrkräfte<br />
und Förderlehrkräfte eingesetzt, aber auch externe<br />
Honorarkräfte, etwa für die Betreuungen der Mittagszeit sowie<br />
für Freizeitgestaltung, Berufsorientierung etc. Der gesamte<br />
Tagesablauf wird von der <strong>Schule</strong> organisiert.<br />
Über die Einrichtung von gebundenen Ganztagsschulen<br />
entscheidet der Staat im Rahmen seiner Ausbauplanungen. Er<br />
finanziert sie auch. Die Eltern übernehmen die Kosten für das<br />
Mittagessen.“(Bayerisches Staatsministerium für Unterricht<br />
und Kultus 2011c).<br />
In den bestehenden Kooperationen mit externen Partnern und<br />
Trägern der Jugendhilfe werden bereits jetzt einzelne Tage teilweise<br />
mit unterrichtlichen und kulturpädagogischen Elementen<br />
(z. B. Tanz- und Theaterprojekte, Projekte zu einzelnen<br />
auch lehrplanbezogenen Themen) rhythmisiert. In diesem Fall<br />
erfolgt die Planung und Organisation in enger Zusammenarbeit<br />
zwischen <strong>Schule</strong> und externem Partner.<br />
Bisherige Erfahrungen und Herausforderungen<br />
im gebundenen Ganztag<br />
Bisherige Erfahrungen der im gebundenen Ganztag zusammenarbeitenden<br />
<strong>Schule</strong>n und nicht-schulischen Bildungsinstitutionen<br />
zeigen, dass der Verwirklichung von mehr Chancengerechtigkeit<br />
aktuell noch eine Reihe von Herausforderungen<br />
und Schwierigkeiten entgegenstehen: Die Qualität im gebundenen<br />
Ganztag hängt v. a. davon ab, ob es gelingt, ein an den<br />
Interessen und Bedürfnissen ausgerichtetes und von allen Beteiligten<br />
gemeinsam entwickeltes und getragenes Ganztagskonzept<br />
langfristig und nachhaltig umzusetzen. Durch den<br />
an vielen <strong>Schule</strong>n jährlichen Wechsel des Ganztagspersonals<br />
ist weder für gemeinsame langfristige und damit nachhaltige<br />
Planung und Entwicklung der Zusammenarbeit noch für eine<br />
kontinuierliche, über ein Schuljahr hinausreichende Arbeit mit<br />
den Kindern die Möglichkeit gegeben.<br />
Für eine optimale Förderung aller Schüler/-innen ist eine stärkere<br />
Individualisierung der Lernprozesse in Verbindung mit<br />
einer temporären Auflösung der Klassenstruktur entscheidend.<br />
Ebenso wichtig ist die Förderung selbstbildender Prozesse<br />
im Rahmen kinder- und jugendgerechter Lernsettings,<br />
die durch Freiwilligkeit, Selbstbestimmung, Partizipation und<br />
Lebensweltbezug gekennzeichnet sind.<br />
Für die unabdingbare Annäherung von <strong>Schule</strong>n und den jeweiligen<br />
externen Partnern, im Sinne einer produktiven Zusammenarbeit,<br />
fehlen die notwendigen Zeiten und Räume. Eine
systematische inhaltliche Verzahnung von Unterricht und<br />
Projektarbeit ist aus diesem Grund bisher nicht möglich.<br />
Mangelndes Wissen und unzureichender Erfahrungsaustausch<br />
zwischen den einzelnen Ganztagsschulen über Strukturen<br />
und Organisation verhindern bisher eine aus der Praxis<br />
gespeiste, über die Einzelschule hinausgehende konzeptionelle<br />
Weiterentwicklung des gebundenen Ganztags. Die im<br />
Jahr 2010 neu eingerichtete Serviceagentur Ganztägig lernen<br />
Bayern 1 , die 2011 ebenfalls neu aufgebaute, im Referat für<br />
Bildung und Sport München angesiedelte Münchner Serviceagentur<br />
für Ganztagsbildung (vgl. Referat für Bildung und Sport<br />
2011) und das bereits im Jahr 2009 auf Initiative der Vereine<br />
PA/Spielen in der Stadt e.V. und Gesellschaft <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong><br />
e.V. gegründete Netzwerk Gebundener Ganztag in München 2 ,<br />
können in Zukunft sicher wertvolle Arbeit für eine systematische<br />
Vernetzung von Ganztagsakteuren und die Übertragung<br />
erprobter Modelle und funktionierender Kooperationsstrukturen<br />
leisten.<br />
Bisher müssen <strong>Schule</strong>n und ihre Kooperationspartner oftmals<br />
einen enormen Aufwand für Akquise und Mittelbeschaffung betreiben,<br />
um ein qualitativ hochwertiges Angebot zu realisieren.<br />
Die konkrete Realisierung und Ausgestaltung ganztägiger<br />
Lern- und Bildungsangebote im Rahmen gebundener Ganztagsangebote<br />
in kommunalen Bildungslandschaften ist zentral<br />
eine Frage der Rahmenbedingungen. Ohne eine Auseinandersetzung<br />
mit den Inhalten und Zielen ganztägigen Lernens und<br />
ganztägiger Bildung bleibt die Beschäftigung mit Strukturen<br />
und Rahmenbedingungen jedoch formal Selbstzweck und geht<br />
zwangsläufig an den Kindern und Jugendlichen vorbei. D. h.<br />
Rahmenbedingungen müssen so gestaltet sein, dass sie zur<br />
Verbesserung der Lern- und Bildungssituationen der Kinder<br />
und Jugendlichen beitragen.<br />
Zukünftige Planungen und Weiterentwicklungen einer in gemeinsamer<br />
Verantwortung gestalteten Ganztagsbildung an<br />
und mit gebundenen Ganztagsschulen, bei der die Interessen<br />
und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen im Zentrum<br />
stehen, müssen auf den bisher erzielten Erkenntnissen und<br />
tragfähigen Konzepten aufbauen und unter Einbeziehung der<br />
bisher im gebundenen Ganztag tätigen <strong>Schule</strong>n und Träger<br />
durchgeführt werden.<br />
KONTAKT<br />
Pädagogische Aktion (PA)/Spielen in der Stadt e.V.<br />
www.spielen-in-der-stadt.de<br />
1 Siehe www.bayern.ganztaegig-lernen.de.<br />
2 Siehe www.spielen-in-der-stadt.de und www.gesellschaft-<strong>macht</strong>-schule.de.<br />
L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 2 3<br />
LITERATUR<br />
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />
(2011a): Chancengleichheit und Förderung.<br />
[www.km.bayern.de/eltern/schule-und-familie/<br />
ganztagsschule.html, 29.04.2011].<br />
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />
(2011b): Die wichtigsten Informationen zur offenen Ganztagsschule.<br />
Ausbaustand. [www.km.bayern.de/eltern/<br />
schule-und-familie/ganztagsschule.html, 29.04.2011].<br />
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />
(2011c): Die wichtigsten Informationen zur offenen<br />
Ganztagsschule. Konzeption und Definition.<br />
[www.km.bayern.de/eltern/schule-und-familie/<br />
ganztagsschule.html, 29.04.2011].<br />
Biburger, Tom/Wenzlik, Alexander (2009): „Ich hab gar<br />
nicht gemerkt, dass ich was lern“. Untersuchungen<br />
zu künstlerisch-kulturpädagogischer Lernkultur in<br />
Koopera tionsprojekten mit <strong>Schule</strong>. München.<br />
Coelen, Thomas (2008): Grundbegriffe Ganztagsbildung.<br />
Wiesbaden.<br />
Hill, Burkhard/Biburger, Tom/Wenzlik, Alexander (Hg.) (2008):<br />
Lernkultur und <strong>Kultur</strong>elle Bildung. Veränderte Lernkulturen<br />
– Kooperationsauftrag an <strong>Schule</strong>, Jugendhilfe, Kunst und<br />
<strong>Kultur</strong>. München.<br />
Landeshauptstadt München, Sozialreferat (2009):<br />
Rahmenvereinbarung und Standards zur Zusammenarbeit<br />
zwischen <strong>Schule</strong> und Jugendhilfe. München.<br />
[www.regierung.oberbayern.bayern.de/imperia/md/<br />
content/regob/internet/dokumente/bereich4/aufgaben/<br />
grund-undhauptschule/besondereaufgaben/<br />
schulejugendhilfe_ansicht.pdf, 29.04.2011].<br />
Lindner, Werner (2009): „Neue Herausforderungen. Alte<br />
Verlegenheiten“. In: infodienst. Das Magazin für <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung, Nr. 93/Oktober. Unna, S. 17.<br />
Rauschenbach, Thomas (2010): „Eine Allianz für die<br />
Ganztagsschule“. In : DJI Bulletin 3/2010, S. 3.<br />
Referat für Bildung und Sport (2011): Grundlagenkonzept<br />
„Münchner Serviceagentur für Ganztagsbildung“.<br />
Ein Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit!<br />
München.<br />
Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister<br />
der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (2007):<br />
Empfehlung der Kultusministerkonferenz zur kulturellen<br />
Kinder- und Jugendbildung. [www.kmk.org/fileadmin/<br />
veroeffentlichungen_beschluesse/2007/<br />
2007_02_01-Empfehlung-Jugendbildung.pdf, 29.04.2011]<br />
Stolz, Heinz-Jürgen (2009): „Gelingensbedingungen lokaler<br />
Bildungslandschaften“. In: Bleckmann/Durdel (Hg.):<br />
Lokale Bildungslandschaften. S. 110.<br />
Züchner, Ivo (2010): „Ganz ist nicht genug. Operation<br />
Ganztagsschule“. In: DJI Bulletin 3/2010. München, S. 4.
2 4 _ L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N<br />
1.5 KULTURELLE BILDUNG UND SOZIALE ARBEIT<br />
Burkhard Hill<br />
Prof. Dr. für Soziale Arbeit, <strong>Kultur</strong>ell-Ästhetische Bildung u. a.,<br />
Hochschule München, Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften,<br />
München<br />
Im „magischen Dreieck“ der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung (vgl. Wolfgang<br />
Zacharias von der Pädagogischen Aktion/Spielkultur e.V.)<br />
zwischen <strong>Schule</strong>, außerschulischer Kinder-/Jugendbildung<br />
und den Bildungseinrichtungen des Kunst-/<strong>Kultur</strong>sektors<br />
wird häufig übersehen, dass die Soziale Arbeit als Kinder- und<br />
Jugendhilfe mit ihrer Struktur von Einrichtungen und Personal<br />
für einen großen Teil der Angebote die Trägerschaft innehat.<br />
Dies gilt für einen beträchtlichen Anteil der außerschulischen<br />
Jugendbildung in Verbänden, Freizeitstätten und freien Initiativen.<br />
Das Feld dehnt sich zunehmend auf die Kooperation mit<br />
<strong>Schule</strong>n aus und trägt zur Gestaltung „lokaler Bildungslandschaften“<br />
(vgl. Hans-Jürgen Stolz vom Deutschen Jugendinstitut)<br />
bei.<br />
Die außerschulische (<strong>Kultur</strong>elle) Kinder- und Jugendbildung<br />
gehört zum Kernbestand eines sozialpädagogischen Selbstverständnisses,<br />
das sich aus den pädagogischen Reformbewegungen<br />
des frühen 20. Jahrhunderts entwickelte und<br />
dazu beitrug, dass die deutschen Bildungslandschaften nicht<br />
allein von Elternhaus und <strong>Schule</strong> geprägt waren, sondern<br />
dass die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen auch in<br />
Frei räumen stattfinden konnte, die konzeptionell unter dem<br />
Begriff der „Jugendpflege“ gefasst worden war. Dieser fast<br />
in Vergessenheit geratene Begriff bezeichnete einen gesellschaftlichen<br />
Anspruch, in der Jugendhilfe nicht nur fürsorgerisch<br />
in sozialen Notlagen tätig werden zu wollen, sondern<br />
Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung möglichst frühzeitig<br />
zu fördern. Die <strong>Kultur</strong>elle Jugendbildung gehört in diesem<br />
Zusammenhang zu den Arbeitsfeldern, die traditionell<br />
von Sozialpädagogen/-innen getragen werden, für die insofern<br />
auch durch die (Fach-)Hochschulen ausgebildet wird.<br />
Zur Entwicklung der Sozialpädagogik in den vergangenen Jahrzehnten<br />
muss aus meiner Sicht kritisch angemerkt werden,<br />
dass sie, im Kontext einer sich professionalisierenden Sozialen<br />
Arbeit, konzeptionell an Bedeutung verlor. Inhaltlich wurden<br />
besonders die Bereiche der Jugendhilfe weiterentwickelt,<br />
die als ambulante und stationäre Maßnahmen in der Tradition<br />
der Jugendfürsorge stehen. Die Schulsozialarbeit fokussierte<br />
sich zunehmend auf die so genannten benachteiligten Kinder<br />
und Jugendlichen. Ebenso wurde die außerschulische Jugendarbeit<br />
mehr und mehr unter dem Fokus besonderer Zielgruppen<br />
(soziale Benachteiligung und Migration) gestaltet. Dieser<br />
unter sozialpolitischen Überlegungen mehr als gerechtfertigte<br />
Trend führte faktisch aber zu einer dauerhaften Entwertung<br />
der außerschulischen Jugendarbeit, zu einer sozialen Segmentierung<br />
zwischen bürgerlich-privater Freizeitgestaltung<br />
1 Siehe www.bakaem.de.<br />
in Musik-, Kunstschulen bzw. Vereinen und einem öffentlich<br />
geförderten Freizeitbereich für benachteiligte Jugendliche.<br />
Damit einher ging ein Bedeutungsverlust breiter angelegter<br />
sozialpädagogischer Ansätze und eine Entwertung von Freizeitstätten<br />
als Träger <strong>Kultur</strong>eller Bildung, was schließlich auch<br />
dazu führte, dass <strong>Kultur</strong>elle Bildung kaum noch als relevantes<br />
Feld der Jugendhilfe wahrgenommen wird.<br />
Gegenwärtig bemühen sich Kollegen/-innen an zahlreichen<br />
Hochschulen bundesweit darum, dass <strong>Kultur</strong>elle-Ästhetische<br />
Bildung mit ihrem Eigenwert zur Förderung von Kindern, Jugendlichen,<br />
Erwachsenen und Senioren/-innen wieder stärker<br />
ins Bewusstsein der Fachdiskussion inner- und außerhalb der<br />
Sozialen Arbeit rückt. Dazu wurde Anfang der 2000er Jahre<br />
der Bundesarbeitskreis <strong>Kultur</strong>-Ästhetik-Medien 1 gegründet,<br />
der einen Fachaustausch ermöglicht und Publikationen hervorbringt.<br />
Dieses neue Selbstverständnis ist davon getragen,<br />
dass <strong>Kultur</strong>ell-Ästhetische Bildung die Menschen in ihrer Entwicklung<br />
fördert, sodass sie besser dazu in der Lage sind, sich<br />
in einer medialisierten Welt zu artikulieren, ihre Gestaltungsfähigkeiten<br />
zu entwickeln und durch kommunikative Kompetenzen<br />
gesellschaftlich zu partizipieren.<br />
In diesem Kontext wird auch <strong>Schule</strong> als Kooperationspartner<br />
für die Jugendhilfe interessant bzw. es gilt z. B., die Konzeption<br />
von Schulsozialarbeit neu zu überdenken bzw. andere Formen<br />
der Kooperation zwischen <strong>Schule</strong> und außerschulischen<br />
Trägern zu entwickeln.<br />
An den Hochschulen für Soziale Arbeit wird daher daran<br />
gearbeitet, die sozial- bzw. kulturpädagogischen Fächer in<br />
ihrer Bedeutung zu stärken und die Studierenden in den entsprechenden<br />
Methoden und Theorien zu unterrichten.<br />
Sozialpädagogen/-innen nehmen im Feld nicht die Rolle der<br />
Künstler/-innen ein, sondern sie sind Mittler zwischen den<br />
verschiedenen „Welten“: zwischen den unterschiedlichsten<br />
Institutionen mit ihren jeweiligen Aufgaben, zwischen verschiedensten<br />
Zielgruppen, mit ihren sozialen und bildungsbedingten<br />
Hintergründen; zwischen Künstlern/-innen, mit<br />
ihren kunstspezifischen Wertvorstellungen und Pädagogen/<br />
-innen, mit ihrer eher entwicklungsbezogenen Orientierung<br />
usw. Das ist ein schwieriges Geschäft zwischen allen Stühlen,<br />
in dem viele Fallstricke angelegt sind: der Vorwurf der Vereinnahmung<br />
der Künste und des daraus entstehenden Dilettantismus;<br />
der Vorwurf eines elitären pädagogischen Verständnisses<br />
bzw. einer schöngeistig-bürgerlichen Orientierung; der<br />
Vorwurf unangemessener Methodenwahl angesichts benachteiligter<br />
Zielgruppen; schließlich auch die Berührungsängste<br />
des <strong>Kultur</strong>sektors mit den Lebenswelten so genannter „benachteiligter“<br />
Zielgruppen.
Es gibt keinen Ausweg aus diesem Dilemma, da es professionelle<br />
Fachkräfte geben muss, die sich im „magischen Dreieck“<br />
zwischen <strong>Schule</strong>, Jugendhilfe und <strong>Kultur</strong>betrieb orientieren<br />
können, die die jeweiligen Besonderheiten kennen und<br />
zusätzlich über fundierte Kriterien einer sozialen Diagnostik<br />
und subjektbezogenen Pädagogik sowie einer angemessenen<br />
Anleitung zur ästhetischen Praxis verfügen. So gesehen sind<br />
Sozialpädagogen/-innen Mittler zwischen Bildungsinstanzen,<br />
Kunstwelten und Lebenswelten.<br />
Daher wird in den verschiedenen Hochschulen bundesweit<br />
versucht, Studienschwerpunkte und Lehrveranstaltungen im<br />
Bereich <strong>Kultur</strong>-Ästhetik-Medien anzubieten, die den Studierenden<br />
relevante Inhalte vermitteln:<br />
>> Selbsterfahrung in den künstlerisch-kreativen Medien,<br />
Re flexion der entsprechenden Aneignungs- und Ausdrucksprozesse.<br />
>> Auseinandersetzung mit ästhetischer Praxis in Kunst und<br />
Alltag und Schärfung der Sinne.<br />
>> Wissen über die Wirkungen befriedigender ästhetischer<br />
Praxis bezogen auf Persönlichkeitsentwicklung, Kreativität<br />
und soziale Teilhabe.<br />
>> Handlungswissen bezogen auf relevante Arbeitsformen und<br />
Methoden; Wissen um die Grenzen der eigenen Qualifikation<br />
und die Kooperationsmöglichkeiten mit anderen.<br />
>> Wissen über individuelle Entwicklungsprozesse, über Gruppenprozesse,<br />
über Lebenswelten und soziale Milieus.<br />
>> Strukturwissen über Organisationen und Institutionen des<br />
Bildungs-, <strong>Kultur</strong>- und Sozialwesens.<br />
>> Kenntnisse über die normativen und wertebezogenen Hintergründe<br />
im Kunst- und <strong>Kultur</strong>bereich.<br />
>> Stärkung der persönlichen Motivation, im kulturpäda gogischen<br />
Feld zu arbeiten und die individuelle ästhetische<br />
Basis zu verbessern.<br />
1.6 SCHULSOZIALPÄDAGOGIK ALS WEG<br />
ZUR KULTURELLEN BILDUNG<br />
Dieter Rossmeissl<br />
Stadtrat, Referent für <strong>Kultur</strong>, Jugend und Freizeit der Stadt<br />
Erlangen, Vorsitzender des <strong>Kultur</strong>ausschusses im bayerischen<br />
Städtetag<br />
<strong>Schule</strong> begründet sich nicht aus pädagogischen Erwägungen<br />
oder lernbiologischen Vermutungen. <strong>Schule</strong> ist Teil der Gesellschaft.<br />
Das gilt für ihre Organisation, ihre Ziele und ihre Methoden<br />
gleichermaßen. „Die <strong>Schule</strong> stellt die größte gesellschaftliche<br />
Veranstaltung unserer <strong>Kultur</strong> dar“, schrieb Hartmut von<br />
Hentig (1993, S. 10), bevor er zu einer vehementen Kritik dieser<br />
Einrichtung ausholte. Tatsächlich aber hat die <strong>Schule</strong> lange<br />
gebraucht, bis sie geschafft hat, nicht nur Exekutivorgan<br />
gesellschaftlicher Anforderungen zu sein, sondern ihren<br />
Schülern/-innen die kreative Auseinandersetzung mit diesen<br />
Anforderungen zu ermöglichen. Eigentlich ist sie noch immer<br />
auf dem Weg dahin – ganz besonders langsam in Bayern.<br />
<strong>Schule</strong> und Gesellschaft<br />
Die Verknüpfung von <strong>Schule</strong> und Gesellschaft ist das grundsätzliche<br />
Gebiet der Schulsozialarbeit. Das Kultusminis terium<br />
L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 2 5<br />
So, wie sich die moderne Kunst durch Performances und<br />
Aktionen im öffentlichen Raum bewegt und Medienkunst z.T.<br />
in die Lebenswelten hineinbegibt, kann sich die Soziale Arbeit<br />
wieder stärker auf die ästhetischen Anteile ihrer Professionalität<br />
besinnen, die besonders an den lebensweltlichen und nicht<br />
sprachlichen Voraussetzungen der Zielgruppen ansetzen.<br />
Dabei sollte sie von einem Bildungsverständnis geleitet sein,<br />
das allen Menschen ohne Ansehen von Herkunft, Orientierung<br />
und Geschlecht ein Recht auf umfassende Entfaltung ihrer<br />
Anlagen gewährt und entsprechend tätig wird.<br />
In Bayern gibt es an folgenden Hochschulen in den Fachbereichen<br />
für Soziale Arbeit ausgewiesene Angebote in Ästhetisch-<strong>Kultur</strong>eller<br />
Bildung, in denen die oben genannten Inhalte<br />
vermittelt werden:<br />
>> Georg-Simon-Ohm-Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />
Nürnberg,<br />
>> Evangelische Hochschule Nürnberg,<br />
>> Hochschule Regensburg, Hochschule für Technik, Wirtschaft<br />
und Sozialwesen,<br />
>> Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt,<br />
>> Hochschule für angewandte Wissenschaften – FH-München,<br />
>> Katholische Stiftungsfachhochschule München, Abteilung<br />
München und Benediktbeuern.<br />
Darüber hinaus wird ab WS 2011/12 ein Masterstudiengang<br />
<strong>Kultur</strong>-Ästhetik-Medien, gemeinsam von der Katholischen Stiftungsfachhochschule<br />
München und der Hochschule München,<br />
angeboten.<br />
kümmert sich um sie jedoch kaum – trotz einiger Querverweise<br />
im Erziehungsgesetz. Auch das Sozialministerium<br />
legt heute noch Bedarfskriterien für die Mitfinanzierung von<br />
Sozialpädagogen/-innen an <strong>Schule</strong>n an, die diese allenfalls als<br />
Feuerwehr an „Brennpunktschulen“ sehen, nicht aber als überall<br />
notwendige Einrichtungen zur Prävention, zum sozialen<br />
Lernen oder gar zur Verbesserung von Chancengerechtigkeit.<br />
Bis zur Erkenntnis von Hentigs, dass <strong>Schule</strong> eine „Veranstaltung<br />
unserer <strong>Kultur</strong>“ ist, sind alle Beteiligten bisher jedoch nur<br />
in Ansätzen gediehen.<br />
Erst mit der Einführung von Ganztagsschulen – in Bayern<br />
spät und quälend langsam, aber doch immerhin auf den Vormarsch<br />
– ist die Einsicht gewachsen, dass mit der zeitlichen<br />
Ausweitung der <strong>Schule</strong> auch ein verändertes Verständnis<br />
schulischer Bildung einhergehen muss. Mit dem erweiterten<br />
Zeitbudget, das die Ganztagsschule für sich beansprucht,<br />
bricht den außerschulischen Bildungsträgern ihre jugendliche<br />
Klientel weg. Wer bis 17 Uhr in der <strong>Schule</strong> ist, geht selten<br />
danach in die Musikschule oder in den Theater-Jugend-Club.<br />
Auch den <strong>Kultur</strong>einrichtungen droht damit auf Dauer der Nach-
2 6 _ L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N<br />
wuchs auszugehen – sowohl beim Profi-Nachwuchs als auch<br />
im Publikum. Zugleich kann sich die <strong>Schule</strong> nicht mehr darauf<br />
verlassen, dass die Kinder das, was sie zum Leben brauchen,<br />
schon irgendwo anders lernen werden, wenn Kompetenzen<br />
zwar wichtig, aber nicht im Lehrplan verortet sind. Mag für die<br />
Teilzeitschule eine kognitiv betonte Teil-Bildung ausreichend<br />
gewesen sein, weil die Kinder das meiste für ihr Leben ohnehin<br />
außerhalb des Klassenzimmers gelernt haben, so drängt<br />
die Ganztagsschule auf einen ganzheitlichen Bildungsbegriff.<br />
Dieser fordert neben der Schulpädagogik auch die Kompetenzen<br />
der Sozialpädagogik ein – und zwar für alle Schüler/-innen,<br />
nicht nur für einige „Problemfälle“! Er muss jedoch als dritte<br />
Säule auch die <strong>Kultur</strong>elle Bildung integrieren, wenn er die Kinder<br />
und Jugendlichen sozial lebensfähig machen soll.<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung und Demokratie<br />
Wer sich in einer Gesellschaft bewegen will, muss deren kulturelle<br />
Signaturen verstehen können. Wer an gesellschaftlicher<br />
Entwicklung mitwirken will, muss <strong>Kultur</strong>techniken beherrschen<br />
– vom Sprechen, Lesen und Schreiben angefangen bis<br />
zur Kenntnis der historisch gewachsenen Ikonografie und<br />
Befindlichkeit einer Gesellschaft. Auch mediale Kompetenzen<br />
gehören dazu, auch wenn diese ethnisch-kulturelle Beschränkungen<br />
am ehesten übersteigen. Wer darüber hinaus Gesellschaft<br />
und Politik mitgestalten will, muss über Grundlagen<br />
historisch-politischer Bildung ebenso verfügen wie über das<br />
Verständnis für ästhetische Kategorien. <strong>Kultur</strong>elle Bildung,<br />
die all diese Facetten einschließt, ist in diesem weit gefassten<br />
Sinn also Grundlage gesellschaftlich-politischer Partizipation<br />
– und damit Basis von Demokratie.<br />
In unserer Gesellschaft verfügen sehr viele Menschen<br />
nicht über diese Kompetenzen. Genau das ist die soziokulturelle<br />
Seite des PISA-Vorwurfs an das deutsche Bildungssystem,<br />
vorgegebene Sozialstrukturen über Generationen hinweg<br />
fortzuschreiben und so das Menschenrecht auf kulturelle<br />
und politische Teilhabe zu ignorieren.<br />
Von Musischer zu <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />
Die Musische Bildung, wie sie an unseren <strong>Schule</strong>n vermittelt<br />
wird, kann diesen weit gefassten Anspruch nicht ansatzweise<br />
erfüllen. Hier war <strong>Kultur</strong>elle Bildung seit je weitgehend auf<br />
die „Randfächer“ Musik und Kunsterziehung sowie den Literaturunterricht<br />
der Sprachenfächer beschränkt und wurde<br />
zudem in falscher Interpretation der PISA-Ergebnisse noch<br />
weiter zugunsten der „M<strong>IN</strong>T“-Fächer (Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaft, Technik) zurückgedrängt. Den Bogen zur<br />
gesellschaftlichen Bedeutung oder zu den Bereichen künstlerischen<br />
Arbeitens haben diese Fächer aber auch vorher in ihrer<br />
Beschränkung auf den Raum der <strong>Schule</strong> nur selten geschafft.<br />
So blieb die Schulplatzmiete meist der einzige Schritt über die<br />
<strong>Schule</strong> hinaus, aber auch da war (und ist) die Verbindung zwischen<br />
Unterricht, künstlerischer Arbeit und eigenem Gestalten<br />
der Schüler/-innen die Ausnahme. Philosophie kommt als<br />
Schulfach im Pflichtlehrplan überhaupt nicht vor, obwohl sie<br />
Grundlage und Voraussetzung des Denkens und Weiterdenkens<br />
in unserer <strong>Kultur</strong> ist.<br />
Wenn Schulsozialpädagogik den Auftrag hat, die Brücke zwischen<br />
<strong>Schule</strong> und Lebensumwelt zu bauen, gehört <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung zum Kernbereich von Schulsozialarbeit. Sie ist eben<br />
deshalb nicht „Jugendsozialarbeit an <strong>Schule</strong>n“, wie es die<br />
bayerische Staatsregierung gern bezeichnet, um die Finanzverantwortung<br />
den Städten zuzuschieben. Es geht hier nicht,<br />
was dieser Begriff unterstellt, um die Resozialisierung von<br />
auffälligen, schwierigen Jugendlichen oder die Integration<br />
von Randgruppen in das System <strong>Schule</strong>. Schulsozialpädagogik,<br />
wenn sie als Chance zur Chancengerechtigkeit verstanden<br />
wird, muss den Ort <strong>Schule</strong> nutzen, um Schulpädagogik,<br />
Sozialpädagogik und kulturelle Kompetenz auf dem „Weg<br />
zum/-r mündigen Bürger/-in“ zu verbinden. Als Brücke zwischen<br />
<strong>Schule</strong> und demokratischer Umwelt muss der Weg für<br />
alle Schüler/-innen gangbar sein. <strong>Kultur</strong>elle Bildung ist damit<br />
mehr als Unterricht in musischen Fächern. Sie ist elementarer<br />
Teil des gesellschaftlichen Bildungsauftrags der <strong>Schule</strong>, bei<br />
der die Schulsozialpädagogen/-innen die größte Vermittlungskompetenz<br />
besitzen.<br />
Vermittlungskompetenz heißt, dass sie <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
zwar (gemeinsam mit den Lehrkräften) organisieren, nicht<br />
aber, dass sie diese selbst leisten können, sollen oder gar müssen.<br />
Wichtig ist, dass sie deren Notwendigkeit erkennen und<br />
sie in die <strong>Schule</strong> integrieren. Hier erweitert sich die Aufgabe der<br />
Sozialpädagogik von der Einzelfallhilfe, der sozialen Gruppenarbeit<br />
und der engen Zusammenarbeit mit den Lehrern/-innen<br />
um die sozialpädagogische Methode der Gemeinwesenarbeit.<br />
Die <strong>Schule</strong> öffnet sich in die Stadt hinein, die Ressourcen der<br />
„Welt draußen“ werden genutzt zum Wohle aller. Und diese Ressourcen<br />
sind wesentlich kultureller Natur.<br />
Die Städte bieten dafür, über die Potenziale im ländlichen<br />
Raum hinaus, eine Vielzahl von Ansatzpunkten. Museen und<br />
Galerien, Theater und Bibliotheken, Musik- und Jugendkunstschulen,<br />
aber auch die vielen soziokulturellen Einrichtungen<br />
sind Orte, die künstlerische Angebote präsentieren und <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung als Zugang zu diesen Angeboten vermitteln. Auch<br />
Künstler/-innen, die in den Städten leben, können und sollen<br />
in diese Vermittlung einbezogen werden. Der in vielen Städten<br />
inzwischen etablierte „<strong>Kultur</strong>-Schul-Service“ stellt dafür eine<br />
tragfähige Plattform dar, der sich übrigens – so wie wir das in<br />
Erlangen im Rahmen des <strong>Kultur</strong>services Erlangen für <strong>Schule</strong>n<br />
und Kitas (KS:ER) handhaben – auch an die Kindertageseinrichtungen<br />
als nicht schulischen Bildungsinstitutionen richtet.<br />
Die Dichte und Vielfalt kultureller Angebote in den Städten bildet<br />
ein kreatives Potenzial für die <strong>Kultur</strong>elle Bildung inner- wie<br />
außerhalb der <strong>Schule</strong>n – wenn die <strong>Kultur</strong>einrichtungen ihren<br />
Bildungsauftrag verstanden haben, und wenn auch die <strong>Schule</strong>n<br />
ihre Entwicklung von der „Unterrichtsanstalt“ zum Erfahrungsraum<br />
für Kinder und Jugendliche geschafft haben. Dies<br />
anzuregen und gemeinsam mit den Lehrkräften zu gestalten,<br />
ist wesentliche Aufgabe von Schulsozialarbeit, die so auch als<br />
„Movens“ der inneren <strong>Schule</strong>ntwicklung fungiert.<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung in kommunalen Bildungslandschaften<br />
In dieser Vernetzung werden <strong>Schule</strong>n Teil der „kommunalen Bildungslandschaften“,<br />
die zu gestalten sich die Städte seit dem<br />
Aachener Kongress im Jahr 2007 auf die Fahnen geschrieben<br />
haben. Die Voraussetzungen dafür sind gut, befinden sich doch<br />
alle genannten <strong>Kultur</strong>einrichtungen ohnehin in der Trägerschaft<br />
derselben Städte, die auch für den schulischen Sachaufwand<br />
zuständig sind, die in manchen Großstädten sogar<br />
als Schulträger agieren und die auch den größten Anteil an der<br />
Finanzierung der schulsozialpädagogischen Stellen schultern.<br />
Hier liegt freilich auch das Problem, das den Fortschritt<br />
ebenso hemmt wie die fehlende Einsicht. Nach den Regeln<br />
der Schulfinanzierung ist bei uns der Staat für die Bezah-
lung des pädagogischen Personals zuständig, zu dem die<br />
Schulsozialpädagogen/-innen ganz eindeutig gehören. Der<br />
Freistaat jedoch drückt die Verantwortung dafür immer noch<br />
auf die Städte ab und beschränkt sich auf eine prozentuale<br />
Beteiligung – von Fall zu Fall. Zudem sind 6000 Euro, die derzeit<br />
für eine Ganztagsklasse zur Gestaltung des Ganztagsbetriebs<br />
zur Verfügung stehen, nicht ausreichend, den notwendigen<br />
Brückenschlag zu leisten oder gar Künstler/-innen<br />
zu sozial vertretbaren Bedingungen in die <strong>Schule</strong>n zu holen.<br />
Besonders ärgerlich ist, dass von diesen 6000 Euro auch noch<br />
5000 Euro von den Kommunen kommen, die damit weit mehr<br />
als die Mittagsverpflegung finanzieren. Diese ist ohnehin ein<br />
überschätztes Moment der Ganztagsschule, das von vielen<br />
Schülern/-innen gar nicht angenommen wird. Die fantasielose<br />
Beschränkung auf ein Catering-Angebot in der „Aufwärm-<br />
Mensa“ rechtfertigt es jedenfalls nicht, hier eine Priorität zu<br />
setzen, die andere Bildungsangebote auf viel zu geringe „Restmittel“<br />
reduziert.<br />
Schulsozialarbeit als Weg zu <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />
Schulsozialarbeit ist die wichtigste Tür, um <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
aus ihrer kulturbezogenen Beschränkung zu lösen und sie als<br />
notwendigen Teil allgemeiner Bildung innerhalb wie außerhalb<br />
der <strong>Schule</strong>n zu stabilisieren. Diese Lotsenfunktion ist auch für<br />
die Künstler/-innen wichtig, die sich auf Zusammenarbeit mit<br />
<strong>Schule</strong>n einlassen. Wer keine pädagogische Ausbildung und<br />
keine große Institution im Rücken hat, mag sich schon fragen,<br />
wie er denn neben dem etablierten (und besser bezahlten)<br />
Lehrer/-innen seinen Platz finden soll. Und auch <strong>Kultur</strong>einrichtungen,<br />
die sich bisher gern als „außerschulisch“ definiert<br />
haben, wird der Weg in die <strong>Schule</strong> nicht leicht fallen. Zugleich<br />
fragen sich aber manche Lehrer/-innen, wie sie mit ihrer auf<br />
Notengebung orientierten Unterrichtsroutine neben den<br />
attrak tiven Kunstanbietern von außen konkurrieren sollen.<br />
Die ambivalenten Bedenken beider Seiten zeigen freilich, dass<br />
Ergänzungen möglich und nötig sind. Dabei sollen Künstler/<br />
-innen keine Pädagogen/-innen werden; die Integration ins<br />
Curri culum, in den Bildungsprozess und in die schulische Lebenswelt<br />
bleibt Aufgabe von Lehrkräften und Sozialpädagogen/<br />
L A N D E S W E I T E E N T W I C K L U N G E N , P O S I T I O N E N U N D R E F L E X I O N E N _ 2 7<br />
-innen. Aber das gemeinsame Projekt mit dem/-r Bildenden<br />
Künstler/-in, dem/-r Schauspieler/-in oder Musiker/-in kann<br />
keine Methode der klassischen Schulpädagogik ersetzen. Bildung<br />
als aktives gemeinsames Tun ist ein wichtiger Weg, Motivation<br />
zu fördern und Partizipation zu üben.<br />
Künstler/-innen wie Sozialpädagogen/-innen haben ihr Selbstverständnis<br />
unabhängig von <strong>Schule</strong> entwickelt. Für beide ist<br />
die Annäherung schwierig – wie für die <strong>Schule</strong> mit ihrer gewachsenen<br />
Organisation auch, bringen beide doch nicht nur<br />
Lösungen, sondern auch Probleme in den Routinebetrieb. Dennoch<br />
ist zu erwarten, dass die Erkenntnis der Chancen auf allen<br />
Seiten die Vorbehalte überwinden wird. Durch die Begegnung<br />
mit Neuem – Techniken wie Inhalten von <strong>Kultur</strong>, der Chance,<br />
eigene Erfahrungen zu machen, eigene Gestaltungsmöglichkeiten<br />
zu erproben und Erfolge auf alternativen Gebieten zu<br />
erleben – kann Neugier auf diese Erfahrungen und sogar Lust<br />
in und für die <strong>Schule</strong> entstehen. Dies wäre nicht der schlechteste<br />
Beitrag zur Lebensqualität der Schüler/-innen und damit<br />
auch der Lehrkräfte. Da Neugier eines der wirksamsten Motive<br />
des Lernens ist, wäre die Wirkung solcher <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />
auf andere Lernbereiche in der <strong>Schule</strong> und über diese hinaus<br />
ein gewollter „Nebeneffekt“.<br />
Lust an der <strong>Schule</strong> durch <strong>Kultur</strong>, vermittelt durch Schulsozialpädagogik<br />
ist ein neuer pädagogischer Ansatz – ein lebenspraktischer<br />
und eine Chance für alle. Dabei wäre der pädagogische<br />
Nutzen nur ein erster Schritt: Die Bildung eines mündigen<br />
Menschen ist – wie die einer demokratischen, auf Teilhabe<br />
angelegten Gesellschaft – erst durch die Integration schulischer,<br />
<strong>Kultur</strong>eller und Sozialer Bildung möglich.<br />
LITERATUR<br />
Hentig, Hartmut, von (1993): Die <strong>Schule</strong> neu denken.<br />
München/Wien.<br />
Rossmeissl, Dieter/Przybilla, Andrea (2006): Schulsozialpädagogik.<br />
Der Weg zum mündigen Menschen. Weinheim.
2. LOKALE UND KOMMUNALE<br />
KOOPERATIONSMODELLE
2.1 E<strong>IN</strong>FÜHRUNG<br />
KOOPERATION UND VERNETZUNG LOKAL, KOMMUNAL, REGIONAL<br />
Alle sprechen inzwischen überall, wenn es um die neuen Zusammenhänge<br />
von <strong>Kultur</strong>, Jugend, <strong>Schule</strong> und Bildung geht,<br />
fachlich und politisch von Kooperation und Vernetzung.<br />
Sie meinen dann v. a. neue lokale, regionale und kommunale<br />
Bildungslandschaften, Bildungsallianzen und Bildungsbündnisse<br />
sowie Gesamtkonzepte dafür, wie auch neue entgrenzte<br />
Infrastrukturen. Beispielhaft sei dafür die Enquête-<br />
Kommission des Deutschen Bundestags im Schlussbericht<br />
„<strong>Kultur</strong> in Deutschland“ (2008) zitiert. Da heißt es im Kapitel 6<br />
„<strong>Kultur</strong>elle Bildung“, entsprechend des weiteren Verständnisses<br />
„<strong>Kultur</strong>elle Bildung in der Lebensperspektive“:<br />
„Infrastruktur: eine wesentliche Aufgabe<br />
von Staat und Kommunen<br />
<strong>Kultur</strong> ist als ein ‚öffentliches Gut’ anzusehen, für das eine<br />
öffentliche Verantwortung besteht. Dies gilt in besonderer<br />
Weise für die Infrastruktur der kulturellen Bildung. Der öffentliche<br />
Auftrag zum Aufbau und Erhalt einer Infrastruktur der<br />
kulturellen Bildung bedarf aktiven staatlichen und kommunalen<br />
Handelns. Förderleistungen in diesem Bereich liegen im<br />
‚öffentlichen Interesse‘. [...] Insbesondere für die Kooperation<br />
zwischen <strong>Kultur</strong>einrichtungen und <strong>Schule</strong> bietet es sich an, in<br />
stärkerem Maße Rahmenregelungen zu erlassen. Klare Rahmenbedingungen<br />
können zu einer höheren Verlässlichkeit und<br />
Kontinuität, sowohl in der Kooperation als auch im Einsatz von<br />
entsprechenden Lehrkräften und Pädagogen führen.“ (Deutscher<br />
Bundestag 2008, S. 571)<br />
Eben dies ist die aktuelle Aufgabe vor Ort und damit eigentlich<br />
auch der föderale Gestaltungs- und Impulsauftrag auf der Landesebene:<br />
Denn „Kommune“ ist ja überall.<br />
„Da kulturelle Bildung im Wechselspiel von schulischen, kulturellen<br />
und jugendbildenden Einrichtungen wahrgenommen<br />
wird, sind die unterschiedlichen Handlungsfelder <strong>Schule</strong>, Bildung,<br />
Jugend und <strong>Kultur</strong> angesprochen. Alle Bereiche stehen in<br />
einer Verantwortungsgemeinschaft für ein integrales Gesamtangebot<br />
kultureller Bildung. Die Sicherung der Infra struktur ist<br />
daher als eine Gemeinschaftsaufgabe zu verstehen, in die die<br />
jeweiligen Beteiligten und politisch Verantwortlichen ihre spezifischen<br />
Kompetenzen und Ressourcen einbringen sollten.<br />
Auf kommunaler Ebene gibt es für diese Formen des Zusammenspiels<br />
bereits sehr unterschiedliche Lösungssätze, wie<br />
zum Beispiel kulturpädagogische Dienste. Entscheidend ist<br />
weniger, hierfür generell gleichlautende Bezeichnungen oder<br />
gleichartige Organisationsstrukturen zu finden. Entscheidend<br />
ist, dass alle (potenziell) Beteiligten ein gemeinsames Grundverständnis<br />
für die Sicherung der Infrastruktur der kulturellen<br />
Bildung entwickeln und diese Aufgabe nicht von einer Ressortzuständigkeit<br />
zur anderen schieben.“ (Ebd., S. 573). <strong>Schule</strong><br />
kommt hierbei „als einzige Einrichtung, die allen Kindern den<br />
Zugang zu kultureller Bildung eröffnen kann.“ (Ebd., S. 575)<br />
eine besondere Rolle zu – in Koopera tionen und Partnerschaften<br />
mit vielen anderen Akteuren aus den Künsten, der <strong>Kultur</strong>,<br />
der Jugend- und Sozialarbeit vor Ort. Dazu empfiehlt die Kommission<br />
„den Ländern und Kommunen, den Aufbau von Netzwerken<br />
der Kooperation von <strong>Schule</strong>n und <strong>Kultur</strong>einrichtungen<br />
L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E _ 2 9<br />
zu fördern und allen Kindern während der Schulzeit die Begegnung<br />
mit Künstlern zu ermöglichen.“ (Ebd., S. 598).<br />
„Die Enquête-Kommission empfiehlt den Ländern, unter<br />
Mitwirkung der Beteiligten, Regelungen zu erarbeiten, die<br />
außerschulischen kulturellen Einrichtungen ein Zusammenwirken<br />
auf Augenhöhe mit den allgemein bildenden <strong>Schule</strong>n<br />
ermöglichen.“ (Ebd., S. 559).<br />
Dies ist die aktuelle Auftragslage auf Landesebene, gerade zur<br />
Förderung positiver Rahmenbedingungen für die lokale und<br />
kommunale Handlungs- und Gestaltungsebene, zugunsten<br />
von Infrastrukturen, auch in der qualifizierenden Bündelung,<br />
Verstetigung und Synergieentwicklung all der vielen zeitbegrenzten<br />
Projekte, Modelle und Leuchttürme, die es inzwischen<br />
auch landauf – landab gibt. Die Tendenz geht dabei vom<br />
einmalig-exzellenten Modell zu kontinuierlich-qualifizierten<br />
Angeboten – durchaus ohne Verzicht auf weitere innovative,<br />
experimentelle und exzellente Projekte und Modelle.<br />
Vor diesem Hintergrund gab und gibt es auch in Bayern durchaus<br />
Positives: Mit Förderung des Bayerischen Staatsministeriums<br />
für Unterricht und Kultus entstanden ab dem Jahr<br />
2003 der „<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Nürnberg“ (KS:NUE) und<br />
der „<strong>Kultur</strong>- und Schulservice München“ (KS:MUC) als akzentuierte<br />
Teilnetzwerke kommunaler Gesamtkonzepte der Kinderkultur<br />
bzw. der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung. Die Landesförderung<br />
lief 2005 aus, hatte aber insgesamt expansive Wirkungen.<br />
Inzwischen gibt es entsprechende Kooperationsstrukturen<br />
„<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>“ in Augsburg, Bamberg, Coburg, Erlangen,<br />
und da und dort tut sich etwas diesbezüglich. Aber: Ohne jede<br />
Unterstützung oder Förderung auf Landesebene. Die Entwicklungen<br />
werden, obwohl für <strong>Kultur</strong>, Bildung, <strong>Schule</strong> extrem synergetisch<br />
und effizient, von den Kommunen selbst getragen.<br />
Eine Landesinfrastruktur, auch zugunsten flächendeckender<br />
Entwicklungs- und Qualifizierungschancen im lokalen und<br />
kommunalen Rahmen fehlt.<br />
Aus dieser Zeit, Juni 2002, stammen auch Überlegungen, einen<br />
„<strong>Kultur</strong>service Bayern e.V.“ – damals z. B. mit dem Namen<br />
„Transfer“ – zu gründen. Diese Initiative, auch auf Anregung<br />
des bayerischen Kultusministeriums, ist damals leider wieder<br />
relativ schnell versickert.<br />
Konzeptionell war und ist das Format „<strong>Kultur</strong>- und Schulservice“<br />
auch in variantenreichen regional spezifischen Formen sehr<br />
gut ausgearbeitet und begründet. Es bestätigt sich die aktuelle<br />
Analyse: Wir haben keine Inhalts- und Konzeptpro bleme, aber<br />
wir haben eklatante Umsetzungs-, Handlungs- und Organisationsprobleme.<br />
Dies ist eigentlich die föderale Auftrags- und<br />
Ausgangslage.<br />
In der Folge der kommunalen Netzwerkerfahrungen, insbesondere<br />
in München, ist auch 2006 ein Praxisleitfaden für kommunale<br />
und regionale Bildungsnetzwerke erschienen (vgl. Marx/<br />
Zacharias 2006).
3 0 _ L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E<br />
Auf der Rückseite dieser Handreichung werden die acht „Ks“<br />
gelingenden Netzwerkens Jugend/<strong>Kultur</strong>/<strong>Schule</strong> plakativ so<br />
beschrieben:<br />
Operative Bildungsnetze „Bildung in der Stadt“: Acht „Ks“<br />
1. Kommunal<br />
Kommunaler Rahmen als Orientierung und rechtlich-politische<br />
Absicherung/Verantwortung sowie Vorgaben und Zuständigkeiten<br />
Stadt/Land/Bund präsent haben bzw. berücksichtigen:<br />
die politischen Rahmenbedingungen bildender<br />
Praxisleitfaden.<br />
Kommunaler Rahmen als Orientierung und rechtlich-politische<br />
Absicherung/Verantwortung sowie Vorgaben und<br />
Zuständigkeiten Stadt/Land/Bund präsent haben bzw. berücksichtigen:<br />
die politischen Rahmenbedingungen bildender<br />
Praxisleitfaden.<br />
2. Komplexität<br />
Komplexe Ganzheitlichkeit: erweiterter Bildungsbegriff, variable<br />
und flexible Verortung in Zeit und Raum, alle Akteure an<br />
einen Tisch aus den Feldern Soziales, Jugendhilfe, Kunst und<br />
<strong>Kultur</strong>, <strong>Schule</strong> und Ausbildung sowie Beteiligung von Kindern,<br />
Jugendlichen, Eltern (Partizipation).<br />
3. Konzept<br />
Konzeptionelle Leitbilder und Basisvereinbarungen. Gerade<br />
querschnittsorientierte Netze brauchen konsensuale Fundamente,<br />
auch politisch gesichert und kommunikativ ausgehandelt<br />
(Qualitätsstandards und Kontrakte).<br />
4. Komplementarität<br />
Komplementäre Lernfelder und Bildungsformen: Pluralität,<br />
Differenz, Artenreichtum, Angebotsorientierung als Qualität<br />
einer „Bildungslandschaft Stadt“, auch je altersspezifisch,<br />
interkulturell, sozial angemessen und ausdifferenziert.<br />
5. Konvergenz<br />
Konvergente Verläufe: Annäherung, Absprache, gemeinsame<br />
Planungen und Veranstaltungen, Richtung „Bildungsnetz“ als<br />
permanentes kommunales Netzwerken, Wissen um unterschiedliche<br />
Profile, Auftragslagen, Rahmenbedingungen,<br />
Arbeitsformen.<br />
6. Kooperation<br />
Kooperatives Selbstverständnis: Aufgabenteilung und Absprache,<br />
flache Hierarchien und geklärte, vereinbarte und<br />
verhandelte Zuständigkeiten, gemeinsame Schnittmengen<br />
und Projekte definieren und aktivieren zugunsten innovativer<br />
und synergetischer Entwicklungen.<br />
7. Kreativität<br />
Kreatives Gestalten: flexible Strategien, experimentelle Verfahren<br />
und offene Steuerung mit Transparenz und möglichst<br />
partizipativer Teilhabe aller Betroffenen, Zuständigen und<br />
Verantwortlichen, einschließlich Politik und Verwaltung.<br />
8. Kommunikation<br />
Kommunikative Kompetenz: Personale Absicherungen, intensive<br />
Informationsflüsse, Akzeptanz und Respekt für jeweiligen<br />
„Eigensinn“ und die Interessen, Verantwortlichkeiten,<br />
Machbarkeiten der beteiligten Partner und Akteure als<br />
Basis des konsensualen „Aushandelns“, personalisierte und<br />
vertrauensvolle Verlässlichkeit.<br />
Im Folgenden sind einige sehr erfolgreiche und auch bundesweit<br />
vorbildliche kommunale Netzwerkrealisationen kurz beschrieben:<br />
„<strong>Kultur</strong>- und Schulservices“ – aber eben als kommunale<br />
Initiative und Investition. Zunächst dazu aber noch<br />
systematische Beschreibungen kommunaler Kontexte zum<br />
Thema „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in Bayern“.<br />
LITERATUR<br />
Marx, Julia/ Zacharias, Wolfgang (Hg.) (2006): Netzwerke<br />
bilden: Bildungskooperationen kommunal, kreativ –<br />
Jugend – <strong>Kultur</strong> – <strong>Schule</strong>. München. (Bezug: PA/Spielkultur,<br />
info@spielkultur.de).
L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E _ 3 1<br />
2.2 KULTURELLE BILDUNG IM FOKUS DES STÄDTETAGES<br />
Dieter Rossmeissl<br />
Vorsitzender des <strong>Kultur</strong>ausschusses Bayerischer Städtetag<br />
Kommunalpolitik ist mehr als Lokalpolitik. In ihrer oft mehr<br />
als 1000-jährigen Geschichte waren Städte immer Ort wie Gegenstand<br />
lokaler Politik (was ihre Akzeptanz bei den Bürgern/<br />
-innen begründet) und zugleich Teil weitreichender Netzwerke<br />
und Allianzen, die ihre Bedeutung und Wirksamkeit ermöglichte.<br />
Die <strong>Kultur</strong>, die Städte so entwickelt haben, ist bis heute von beiden<br />
Faktoren geprägt, die <strong>Kultur</strong>elle Bildung ebenso.<br />
Recht auf <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
Die kommunale Selbstverwaltung, das Recht also, die Angelegenheiten<br />
der örtlichen Gemeinschaft mit eigenen Beschlüssen<br />
zu regeln, hat in Deutschland Verfassungsrang (Art. 28 des<br />
Grundgesetzes). Bildung wird in der Bayerischen Verfassung<br />
als Landesaufgabe beschrieben; <strong>Kultur</strong> liegt in der gemeinsamen<br />
Verantwortung von Land und Kommunen. <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung liegt in der Mitte von beiden. Das begründet ebenso<br />
die Unsicherheit ihrer Existenz wie die Chance ihrer Entfaltung.<br />
<strong>Kultur</strong>elle Teilhabe ist von der UNO zwar als Menschenrecht<br />
postuliert und <strong>Kultur</strong> in der Bayerischen Verfassung als Staatsziel<br />
definiert, in der konservativen Dominanz des Verwaltungsrechts<br />
über die Verfassungsziele gehört sie dennoch zu den<br />
„freiwilligen Leistungen“, die v. a. in Zeiten restriktiver Haushaltsvorgaben<br />
um ihre Lebensfähigkeit fürchten müssen.<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung ist nicht nur der Weg zur kulturellen Teilhabe,<br />
sie ist zugleich notwendiger Teil jeder Bildung. Dadurch<br />
gehört sie – abseits juristischer Interpretation – zu den öffentlichen<br />
Pflichtaufgaben, deren Finanzierung zwar der Höhe,<br />
nicht jedoch dem Prinzip nach von der aktuellen Haushaltslage<br />
abhängig ge<strong>macht</strong> werden kann. Anders als die allgemeine<br />
Schulbildung ist die <strong>Kultur</strong>elle Bildung jedoch originäre<br />
kommu nale Aufgabe, welche die Städte im Rahmen ihrer Bildungslandschaften<br />
wahrnehmen.<br />
<strong>Kultur</strong> in kommunalen Bildungslandschaften<br />
Mit der Aachener Erklärung aus dem Jahr 2007 hat sich der<br />
Deutsche Städtetag zum Gestaltungsauftrag für kommunale<br />
Bildungslandschaften bekannt. Der Begriff meint die Kombination<br />
städtischer, staatlicher und privater Bildungseinrichtungen<br />
zu einem umfassenden Netzwerk ganzheitlicher Bildung<br />
unter der Intendanz der Städte. Im Bereich der <strong>Kultur</strong>ellen<br />
Bildung sind es dabei ohnehin die Städte, die den ganz überwiegenden<br />
Teil der „Bildungsorte“ in die Bildungslandschaften<br />
einbringen: Theater, Museen, Galerien, Musikschulen und<br />
Jugendkunstschulen, Bibliotheken, Archive und Stadtteilzentren<br />
sind dabei (neben ihrer kulturellen Funktion) ebenso originäre<br />
Bildungsorte wie Volkshochschulen und Kindertageseinrichtungen.<br />
Sie alle werden konzeptionell und finanziell von<br />
den Städten oder Gemeindeverbünden getragen.<br />
Wenn nach einer Schätzung des Deutschen Jugendinstituts<br />
rund 70% des im Jugendalter erworbenen Wissens von außerhalb<br />
der <strong>Schule</strong> stammt, so haben diese Einrichtungen daran<br />
großen Anteil. Bezieht man noch die kommunalen Leistungen<br />
als Träger etlicher und Sachaufwandsträger aller <strong>Schule</strong>n sowie<br />
Mitfinanzierer der Ganztagsklassen ein, so lässt sich –<br />
nur wenig zugespitzt – feststellen: Das gesamte Bildungswesen<br />
liegt in der Hand der Städte – mit Ausnahme der meisten<br />
Lehrer gehälter. Das Land beansprucht dafür die Gesamthoheit<br />
über die Lerninhalte. Hier drängt das neue bildungspolitische
3 2 _ L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E<br />
Selbstbewusstsein der Städte auf Anpassung des Anspruchs<br />
an die Realität und an die Erfordernisse einer ganzheitlichen<br />
Bildung.<br />
Fördergesetz <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
Der Integration isolierter Bildungsansätze in ein kommunales<br />
Gesamtkonzept entspricht auch die Ablehnung kultureller<br />
Einzelgesetze durch den Städtetag. Statt getrennter Sondergesetze<br />
(wie sie für Musikschulen bestehen und für Bibliotheken<br />
von deren Verband gefordert werden) spricht sich der<br />
Deutsche Städtetag für Landesfördergesetze zur <strong>Kultur</strong>ellen<br />
Bildung aus. Diese sollten die Mitverpflichtung des Staates für<br />
dieses wesentliche Element von Bildung festschreiben, den<br />
Kommunen mit ihren Bürgern/-innen die Gestaltungsfreiheit<br />
überlassen und <strong>Kultur</strong>elle Bildung zugleich in prekären Haushaltssituationen<br />
vor den Streichungen schützen, denen die<br />
angebliche „Freiwilligkeit“ sie prinzipiell ausliefert. Sie sollen<br />
damit <strong>Kultur</strong>elle Bildung als integralen Teil allgemeiner Bildung<br />
anerkennen, wie sie die <strong>Schule</strong> zu vermitteln beansprucht und<br />
wie es auch ihrer gesellschaftlichen Aufgabe entspricht.<br />
Positionen des Städtetags<br />
Die gemeinsame Verantwortung der Städte für <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
hat der Städtetag immer wieder durch detaillierte Aussagen<br />
unterstrichen und konkretisiert. So gab der <strong>Kultur</strong>ausschuss<br />
des Deutschen Städtetages im Jahr 1996 „Empfehlungen<br />
zur kommunalen Weiterbildungspolitik“ heraus, 2003 zu<br />
„Jugendkunstschulen als Elemente <strong>Kultur</strong>eller Jugendbildung“<br />
und 2010 „Leitlinien zur Sicherung und Weiterentwicklung der<br />
Musikschulen“. Der Schulausschuss des Städtetags hat sich<br />
zur Bedeutung interkultureller Bildung geäußert, und auch die<br />
Rolle von <strong>Kultur</strong> für die Entwicklung von Städten und Menschen<br />
war in diversen Zusammenhängen immer wieder Thema der<br />
Diskussion. Der Bayerische Städtetag hat diese Themen aufgegriffen<br />
und in inneren Diskussionen ebenso konkretisiert<br />
wie er sie in die Tagungen eingebracht hat, welche der <strong>Kultur</strong>ausschuss<br />
seit vielen Jahren gemeinsam mit der <strong>Kultur</strong>politischen<br />
Gesellschaft und der Evangelischen Akademie Tutzing<br />
verantwortet.<br />
Wichtig für die innere Stärke und die Wahrnehmung von<br />
außen ist, dass die Städte sich als <strong>Kultur</strong>akteure gemeinsam<br />
präsentieren. Die beiden Metropolregionen in Bayern sind<br />
dafür eine breit aufgestellte Basis, aber auch die Vernetzung<br />
vieler Städte im Arbeitskreis für gemeinsame <strong>Kultur</strong>arbeit<br />
baye rischer Städte, der auf eine Initiative des <strong>Kultur</strong>ausschusses<br />
im Bayerischen Städtetag zurückgeht. Auch gegenüber<br />
dem Staat treten die Städte im Städtetag gemeinsam auf und<br />
machen deutlich, dass die kulturelle Heimat der Menschen<br />
nicht im Verfügungsbereich der Staatsregierung, sondern im<br />
Gestaltungsbereich der Städte liegt.<br />
<strong>Kultur</strong> ist nur deshalb eine „freiwillige“ Aufgabe, weil ihre<br />
Gestaltung dem freien Willen der Städte und ihrer Bürger/<br />
-innen unterliegt. <strong>Kultur</strong>elle Bildung ist verpflichtender Teil<br />
jeder Bildung, weil erst sie die Menschwerdung des Menschen<br />
ermöglicht. Die politische wie juristische Anerkennung dieser<br />
Tatsache ist jedoch weiterhin Zukunftsaufgabe. Die Städte sind<br />
sich dieser Aufgabe als gemeinsame Verpflichtung bewusst<br />
und nehmen sie wahr; sie werden den Staat aus seiner Mitverantwortung<br />
nicht entlassen.<br />
2.3 KULTURELLE BILDUNG ALS KOMMUNALE AUFGABE –<br />
E<strong>IN</strong>E BESTANDSAUFNAHME <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />
AM BEISPIEL DER KREISFREIEN STÄDTE<br />
Martin Klein<br />
Leiter der Ludwig Hahn Sing- und Musikschule der Stadt Kaufbeuren.<br />
Mitglied des erweiterten Vorstandes des Verbands<br />
Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM). Konzertpianist,<br />
Dirigent, Studium der Instrumentalpädagogik, Philosophie,<br />
Südostasien-Wissenschaften, <strong>Kultur</strong>management.<br />
Der Abschlussbericht „<strong>Kultur</strong> in Deutschland“ der Enquête-<br />
Kommission des Deutschen Bundestages konstatierte, nirgendwo<br />
sei die Kluft zwischen Sonntagsreden und Alltagshandeln<br />
so eklatant zu spüren wie im Bereich der <strong>Kultur</strong>ellen<br />
Bildung (vgl. Deutscher Bundestag 2007, S. 377). Die von der<br />
Kommission festgestellten Defizite bei der pädagogischen<br />
Vermittlung von Kunst und <strong>Kultur</strong>, sowohl im formalen<br />
Bildungssektor wie durch öffentlich getragene <strong>Kultur</strong>institutionen<br />
(Theaterhäuser, Museen, Bibliotheken etc.) erscheinen<br />
im Lichte einer Gegenüberstellung mit der überaus reich<br />
vorhandenen kulturellen Infrastruktur in Deutschland umso<br />
erstaunlicher 1 . Diese Infrastruktur steht in den Städten „vor<br />
Ort“ bereit. Die Stadt ist das eigentlich relevante Handlungsfeld<br />
für kulturelle Bildungsarbeit. Hier kommen kulturelle<br />
Angebote und vielfältige kulturpädagogische Aktivitäten zusammen.<br />
Während der Freistaat Bayern über die <strong>Kultur</strong>- und<br />
Bildungshoheit verfügt und sich im Bereich Bildung weitgehend<br />
dem staatlichen Schul- und Berufsausbildungssystem<br />
widmet, fällt die Aufgabe der Bereitstellung, Koordinierung,<br />
Vernetzung und Aktivierung außerschulischer kultureller Bildungsangebote<br />
vor Ort den Kommunen zu 2 .<br />
1 Beispiele hierfür sind das Musikschulwesen, das Netz der öffentlichen Bibliotheken, Jugendkunstschulen, soziokulturelle Zentren, museums- und theater-<br />
pädagogische Angebote, das Musikvereinswesen, die kulturellen Bildungsangebote der Volkshochschulen, Jugendmuseen, Familienbildungsstätten,<br />
Medienwerkstätten u.v. m.<br />
2 GG §28, (2) Satz 1; SGB VIII §1, §§ 11–14; Kinder- und Jugendhilfegesetz §11, bezogen auf Bayern: Bayerische Landesverfassung Art.3, Art 10 (4), Art. 83 (1),<br />
Art. 131, Art. 140; Bayerische Bezirksordnung Art. 48 Abs. 1, Abs. 2; Bayerische Gemeindeordnung: Art. 7, Art. 9 (1).
Welche konkreten Ansätze und Konzepte zur Koordinie rung<br />
und Aktivierung <strong>Kultur</strong>eller Bildung werden im Jahr 2011 – vier<br />
Jahre nach Vorlage des Enquête-Kommissionsberichts – von<br />
den Kommunen in Bayern verfolgt? Welchen Stellenwert besitzt<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung in den Kommunen und wie steht es um<br />
die Bereitschaft der kommunalen Verwaltungen, sich dieser<br />
Aufgabe zu widmen?<br />
Ein Blick auf die 25 kreisfreien Städte in Bayern soll diese<br />
Fragen beleuchten. Die Eingrenzung der Untersuchungsgruppe<br />
auf die kreisfreien Städte ermöglicht eine relativ repräsentative<br />
Überschau und lässt den Grad der momentanen Ausbreitung<br />
kultureller Bildungsarbeit in Bayern „vor Ort“ erkennen.<br />
Metropolen wie München, Nürnberg und Augsburg sind hier<br />
ebenso vertreten, wie Mittelzentren und kleinere Städte in<br />
ländlichen Regionen.<br />
In fast allen 25 kreisfreien Städten in Bayern existiert ein Mindeststandard<br />
öffentlicher kultureller Bildungsinfrastruktur,<br />
mancherorts in enormer Vielfalt und Dichte. Bayerns Städte<br />
sind in dieser Hinsicht sehr reich. Wie die Befragung der zuständigen<br />
kommunalen Verwaltungsleiter/-innen aus <strong>Kultur</strong>-<br />
Übersichtstafel <strong>Kultur</strong>elle Bildung in den kreisfreien Städten in Bayern<br />
Stadt Allgemeine Vorlagen<br />
und Bildungskonzepte<br />
L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E _ 3 3<br />
und Bildungsreferaten nach Fragebogenrücklauf aus 18 von<br />
25 Städten zeigte, wird die Notwendigkeit für eine aktivere<br />
Rolle der Stadtverwaltungen bei der Steuerung und Aktivierung<br />
<strong>Kultur</strong>eller Bildung zunehmend erkannt, auch dort, wo<br />
noch keine städtischen Konzeptionen zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />
vorliegen.<br />
In sehr vielen Städten finden bilaterale Kooperationen<br />
zwischen städtischen <strong>Kultur</strong>institutionen mit den <strong>Schule</strong>n<br />
und anderen Bildungseinrichtungen statt. Insbesondere die<br />
Musikschulen und die Theater fallen hier auf. Annähernd alle<br />
öffentlichen Theater, Museen und <strong>Kultur</strong>orchester entwickeln<br />
inzwischen auch eigenständig und zunehmend professionell<br />
kulturpädagogische Programme. Städtische Konzepte zur<br />
<strong>Kultur</strong>ellen Bildung, die diese vielfältigen Ansätze aufgreifen<br />
und zielgerichtet an deren Weiterentwicklung arbeiten, finden<br />
sich jedoch nur sehr spärlich. In nur acht von 25 Städten<br />
konnten Konzeptionen zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung recherchiert<br />
werden, davon waren nur zwei – München und Erlangen – als<br />
kommunale Gesamtkonzepte angelegt, in denen eine Agenda<br />
des lebenslangen Lernens verfolgt wird und alle Alters- und<br />
Zielgruppen im Fokus stehen.<br />
Gesamt- oder Teilkonzepte<br />
zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />
www-Portale<br />
zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />
Amberg nein nein nein<br />
Ansbach nein nein nein<br />
Aschaffenburg Bildungsleitplan, darin:<br />
„Außerschulische Bildung“ und<br />
„Vernetzung zwischen Kiga,<br />
<strong>Schule</strong>n und außerschulischen<br />
Einrichtungen“<br />
nein nein<br />
Augsburg Erster Augsburger<br />
<strong>Kultur</strong>- und Schulservice www.ks-aug.de<br />
Bildungsbericht<br />
Augsburg – KS:AUG<br />
Bamberg nein Konzept <strong>Kultur</strong>- und Schulservice<br />
Bamberg – KS:BAM<br />
www.ks-bam.de<br />
Bayreuth Integriertes Städtebauliches nein www.bayreuth.de/rathaus_<br />
Entwicklungskonzept (ISEK),<br />
buerger_service/familienle-<br />
darin Handlungsfeld „Wissen<br />
ben_in_bayern/kinder/kinderkul<br />
und Bildung“<br />
tur_service-1223.html<br />
Coburg Kommunale Bildungslandschaft >> Arbeitspapier <strong>Kultur</strong> www.ks-cob.de<br />
der Stadt Coburg<br />
und Bildung an <strong>Schule</strong>n<br />
>> <strong>Kultur</strong>- und Schulservice<br />
Coburg – KS:COB<br />
Erlangen Erlanger Bildungsoffensive >> Konzeption <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung in Erlangen<br />
>> <strong>Kultur</strong>service Erlangen<br />
für <strong>Schule</strong>n und Kitas –<br />
>> KS:ER<br />
www.ks-er.de<br />
Fürth Nur Adressinformation:<br />
Fürther Bildungsatlas<br />
nein nein<br />
Hof Integratives Bildungs konzept Hofer Modell der<br />
Hofer Symphoniker<br />
nein<br />
Ingolstadt nein nein www.ingolstadt.de<br />
www.kidnetting.de
3 4 _ L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E<br />
Stadt Allgemeine Vorlagen<br />
und Bildungskonzepte<br />
Gesamt- oder Teilkonzepte<br />
zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />
www-Portale<br />
zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />
Kaufbeuren Konzept Bildung-aktiv nein nein<br />
Kempten nein nein nein<br />
Landshut nein nein nein<br />
Memmingen nein nein nein<br />
München Leitlinie Bildung >> Konzeption <strong>Kultur</strong>elle www.interaktiv-muc.de<br />
Bildung für München www.kids.muc.kobis.de<br />
>> <strong>Kultur</strong>- und Schulservice www.kiks-muenchen.de<br />
München – KS:MUC www.ks-muc.de<br />
www.pomki.de<br />
www.jugendkunstschulenmünchen.de<br />
www.mobilspiel.de<br />
Nürnberg Bildungsmanagement >> Kurzkonzept <strong>Kultur</strong>- und www.ks-nue.de<br />
Schulservice Nürnberg – www.kuf-kultur.de<br />
KS:NUE<br />
www.jugendamt.nuernberg.de<br />
>> Rahmenkonzeption www.ufo-nuernberg.de<br />
Netzwerk Nürnberger<br />
Kinderkultur<br />
www.kubiss.de<br />
Passau Passau 2014 – der kulturelle<br />
Entwicklungsplan, darin<br />
insbesondere S. 28ff.<br />
nein nein<br />
Regensburg Der Regensburgplan nein nein<br />
Rosenheim nein Konzept <strong>Kultur</strong>elle<br />
www.sozialestadt-<br />
Bildung für Familien rosenheim.de<br />
Schwabach nein nein nein<br />
Schweinfurth nein nein nein<br />
Straubing nein nein nein<br />
Weiden i. d. Oberpfalz nein nein nein<br />
Würzburg nein nein www.wuerzburg.de/kulturbildung/jugendkultur/<br />
index.html
Das Netzwerk KS:KOM mit den beteiligten Städten München,<br />
Nürnberg, Augsburg, Coburg, Bamberg und seit dem Jahr 2011<br />
Erlangen, sticht als interkommunal entwicklungsfähiges Teilkonzept<br />
für die Kunst- und <strong>Kultur</strong>vermittlung an allgemein bildenden<br />
<strong>Schule</strong>n landesweit hervor.<br />
Eine kurze Sicht auf die sehr unterschiedliche verwaltungsmäßige<br />
Umsetzung der „<strong>Kultur</strong>- und Schulservice“-Stellen<br />
zeigt zugleich das Manko der bayerischen Situation: Jede<br />
Stadt a rbeitet mit eigenen Modellen der Finanzierung und<br />
Personalbereitstellung. Während etwa die <strong>Kultur</strong>- und Schulservice-Stellen<br />
in Erlangen und Coburg in die Verwaltungsstruktur<br />
der Referate für <strong>Kultur</strong>, Bildung und Soziales als<br />
eigene Sach gebietsstellen integriert sind, somit auch eigene<br />
Etats aus dem städtischen Haushalt zugewiesen bekommen,<br />
ist in Augsburg diese wichtige Vermittlungsstelle außerhalb<br />
der Verwaltung bei einem freien Träger untergebracht, wird<br />
durch Sponsorenmittel finanziert und zugleich fachlich von<br />
der Fachstelle Jugend und Bildung im Bildungs- und Schulreferat<br />
verantwortet. In Bamberg wiederum ist der <strong>Kultur</strong>- und<br />
Schul service innerhalb des <strong>Kultur</strong>amtes angesiedelt, eine verwaltungssystematische<br />
Zusammenarbeit mit den Ressorts<br />
Jugend und Soziales findet bislang nicht statt. Mit eigenen<br />
Personalstellen und Finanzmitteln ausgestattet, arbeiten die<br />
Bamberger intensiv mit dem staatlichen Schulverwaltungsamt<br />
des Landkreises zusammen, um Projekte wie z. B. die<br />
„<strong>Kultur</strong>.Klassen“ umzusetzen. Diese Art der Zusammenarbeit<br />
ist nur in Bamberg anzutreffen. Die Stadt Rosenheim hingegen<br />
finanziert aus Mitteln des Bundesprogramms „Soziale Stadt“<br />
bzw. „Stärken vor Ort“ ein stadtteilbezogenes Konzept „<strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung für Familien“ durch das quartiernahe und niederschwellige<br />
Zugänge zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung ermöglicht werden.<br />
So muss jede Stadt, die <strong>Kultur</strong>elle Bildung als wichtige kommunale<br />
Aufgabe auffasst und gestalten möchte, mit dem<br />
vor Ort gesteckten Rahmen auskommen und ihre eigenen,<br />
nicht immer optimalen Lösungen suchen. Die Befragung der<br />
Verwaltungsexperten/-innen zeigte in fast allen Städten eine<br />
grundsätzlich positive Einstellung zur Sache der <strong>Kultur</strong>ellen<br />
Bildung. 70% der Befragten Amts- und Referatsleiter/-innen<br />
aus den <strong>Kultur</strong>- und Bildungsreferaten fanden, <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
sei eine unverzichtbare kommunale Aufgabe, 50% meinten<br />
sogar, sie solle zugleich als Pflichtaufgabe der Kommunen<br />
wahrgenommen werden. Die Verantwortung für <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
wird von den allermeisten Befragten zu gleichen Teilen<br />
bei den Kommunen, den <strong>Schule</strong>n und den zuständigen Länderministerien<br />
gesehen. Auf die Frage, wie hoch der Stellenwert<br />
<strong>Kultur</strong>eller Bildung in der Stadt „sein sollte“, antworteten<br />
42% mit „hoch“ und 58% mit „sehr hoch“. Auf die Frage, wel-<br />
L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E _ 3 5<br />
chen Stellenwert <strong>Kultur</strong>elle Bildung in ihrer Stadt „tatsächlich<br />
besitzt“, antworteten 46% mit „hoch“, 42% mit „mittel“ und<br />
12% mit „niedrig“. Diese Diskrepanz zeigt einerseits die Bereitschaft<br />
der Verwaltungen, sich dem Thema zu widmen, andererseits<br />
beschreibt sie einen Handlungsbedarf, der zwar deutlich<br />
wahrgenommen wird, in Ermangelung politischer Ziel- und<br />
Aufgabensetzungen jedoch nicht angegangen werden kann.<br />
So wurde von den Befragten fast einhellig „politischer Wille“,<br />
„politischer Auftrag“ und „öffentlicher Konsens“ als entscheidende<br />
Voraussetzung für die Umsetzung von Programmen zur<br />
Aktivierung <strong>Kultur</strong>eller Bildung in der Stadt genannt.<br />
Wie oben erwähnt, sind lediglich acht von 25 Städten im<br />
Bereich der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung aktiv. Dies ist sehr wenig und<br />
ohne Frage darauf zurückzuführen, dass auf kommunaler<br />
Ebene eine politische Willensbildung noch nicht entwickelt<br />
und eine öffentliche Debatte zum Thema noch nicht geführt<br />
wurde. Zugleich ist hierbei die Rolle des Freistaates und der<br />
zuständigen Ministerien kaum zu unterschätzen: Die internationalen<br />
und nationalen Diskurse zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />
sind von der Landespolitik im vergangenen Jahrzehnt nicht<br />
in Konsequenz aufgenommen worden. Förderungen bereits<br />
vorhandener Aktivitäten durch den Freistaat Bayern sind bis<br />
dato ebenso wenig erfolgt, wie eine landesweite Grundaktivierung<br />
durch ein Landesprogramm für <strong>Kultur</strong>elle Bildung, das<br />
den Kommunen echte Anreize bietet, sich in diesem Bereich<br />
zu engagieren und zu positionieren.<br />
Die Ausgangsbedingungen für <strong>Kultur</strong>elle Bildung sind im <strong>Kultur</strong>land<br />
Bayern, auch vier Jahre nach den eindringlichen<br />
Em pfehlungen der Enquête-Kommission „<strong>Kultur</strong> in Deutschland“<br />
wenig günstig. Diese Diagnose ist bekannt und untersucht und<br />
wird durch die hier dargestellte Bestandsaufnahme lediglich in<br />
ihren konkreten Auswirkungen bestätigt (vgl. Kelb 2007a und b,<br />
S. 13).<br />
LITERATUR<br />
Deutscher Bundestag (2007): Schlussbericht der Enquête-<br />
Kommission „<strong>Kultur</strong> in Deutschland“. 16. Wahlperiode,<br />
Drucksache 16/7000. Berlin, 11.12.2007.<br />
Kelb, Viola (2007a): <strong>Kultur</strong>elle Bildung und Ganztagsschule:<br />
Rahmenbedingungen und Umsetzung von Kooperationen<br />
in den Ländern. Eine Ländersynopse, Bundesvereinigung<br />
<strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung e.V. Remscheid,<br />
Stand: 30.06.2006.<br />
Kelb, Viola (2007b): Abschlussbericht zum Evaluationsvorhaben<br />
im Rahmen des Projekts „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“<br />
der Bundesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung<br />
e.V. Remscheid, März 2007.
3 6 _ L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E<br />
2.4 KOMMUNALE GESAMTKONZEPTE UND<br />
KULTUR-UND SCHULSERVICE-MODELLE<br />
KULTUR- UND SCHULSERVICE AUGSBURG (KS:AUG)<br />
Peter Bommas<br />
Lehrer, Journalist und freier <strong>Kultur</strong>veranstalter, leitet das<br />
Junge Theater Augsburg, seit 2002 Lehrbeauftragter für Popkultur-<br />
und Jugendszene an der Universität Augsburg, seit<br />
2006 verantwortlich für den <strong>Kultur</strong>- und Schulservice Augsburg<br />
(KS:AUG) und anteilig den <strong>Kultur</strong>park West „Kompetenzzentrum<br />
für Urbane <strong>Kultur</strong>en“<br />
Der <strong>Kultur</strong>- und Schulservice, im Februar 2006 auf Initiative<br />
des Jungen Theaters vom Bildungsreferat ins Leben gerufen,<br />
angesiedelt beim Theaterpädagogischen Zentrum des Jungen<br />
Theaters im <strong>Kultur</strong>park West und eng verknüpft mit der kommunalen<br />
Fachstelle für Jugend und Bildung, kann im fünften<br />
Jahr seiner Existenz im Jahr 2011 eine Erfolgsbilanz vorlegen.<br />
Mit Recht kann man behaupten, dass die Internetplattform<br />
des <strong>Kultur</strong>- und Schulservices Augsburg (KS:AUG) 1 mit ihren<br />
Projekt angeboten im Kreativbereich sehr effektiv und intensiv<br />
von den Augsburger <strong>Schule</strong>n genutzt wird, um das Schulprofil<br />
zu stärken, ihre <strong>Schule</strong> in die Stadtgesellschaft zu öffnen<br />
und ihren Bildungsauftrag damit zu ergänzen. Die Plattform<br />
umfasst mittlerweile mehr als 500 Angebote für alle Schularten<br />
und alle Jahrgangsstufen, beteiligt waren bisher über<br />
80 <strong>Schule</strong>n. Zweidrittel davon sind zum zweiten oder dritten<br />
Mal mit einem Projekt im Regelunterricht dabei.<br />
Das Strukturmodell<br />
Für die inhaltliche und qualitative Überprüfung des Angebots<br />
sorgt neben der Projektleitung ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch<br />
zwischen den Experten/-innen des KS:AUG Kompetenzteams<br />
aus den Bereichen Musik, Tanz, Theater, Bildende<br />
Kunst, Literatur, Urbane <strong>Kultur</strong>en, Umwelt, Technik und Natur<br />
sowie den mittlerweile 40 an <strong>Schule</strong>n tätigen Kontaktlehrern/<br />
-innen des KS:AUG. Die KS:AUG-Aktionstage jährlich im Juli<br />
(„Kunst Macht <strong>Schule</strong>“) als öffentliche Präsentation interessanter<br />
Kreativprojekte, verbunden mit Workshopangeboten,<br />
fanden im Sommer 2010 zum dritten Mal statt und haben das<br />
Augsburger Schultheater-Festival abgelöst.<br />
Ein zentrales Kriterium der Arbeit des <strong>Kultur</strong>- und Schulservices<br />
ist dabei die Nachhaltigkeit und Langfristigkeit der<br />
angebotenen Projekte und deren Ausrichtung auf sozialen wie<br />
kreativen Kompetenzerwerb. Mittlerweile ist der Großteil der<br />
Schulprojekte mindestens auf ein halbes Schuljahr angelegt.<br />
Während vergleichbare Einrichtungen in Bayern (Coburg, Bamberg,<br />
Erlangen, Nürnberg) als städtische Stelle organisiert<br />
sind, hat Augsburg hier mit der Finanzierung über den engagierten<br />
Sponsor SPARDA Bank und der Betreuung per Outsourcing<br />
im Jungen Theater eine Sonderstellung, die sich sehr positiv<br />
auf die Entwicklung ausgewirkt hat. Eine enge strategische<br />
Anbindung an das Bildungsreferat, ohne die Zwänge einer kommunalen<br />
Behörde, machen das Augsburger Modell sehr flexibel<br />
und praxisnah, die Lokalisierung im <strong>Kultur</strong>haus Abraxas mit<br />
1 Siehe www.ks-aug.de.<br />
dem Theaterpädagogischen Zentrum und dem <strong>Kultur</strong>park West<br />
wirkt sich positiv auf die Ressourcen und Vernetzung aus.<br />
Zurzeit wird eine Ausweitung der KS:AUG Plattform auf Präventionsprojekte,<br />
popkulturelle Angebote im Bereich „Urbane <strong>Kultur</strong>en<br />
– Lernen in/aus Szenen“ sowie eine Weiterentwicklung<br />
zu einer gesamtstädtischen Plattform „<strong>Kultur</strong>elle Bildung“ in<br />
Zusammenarbeit mit der Volkshochschule, der Hochschule für<br />
angewandte Wissenschaften und dem Amt für Kinder, Jugend<br />
und Familie intensiv diskutiert.<br />
Hervorzuheben bleibt noch, dass die Finanzierungsmöglichkeiten<br />
zahlreicher Projekte durch den seit 2007 zur Verfügung<br />
stehenden Etat „<strong>Schule</strong> plus“ (für Kreativprojekte und<br />
Sprachförderung) sehr gut abgesichert sind, und dass mit der<br />
Eta blierung dieses Pools für schulinnovative Maßnahmen der<br />
Stadt Augsburg, unter Federführung des Bildungsreferats,<br />
etwas Einmaliges in der Bildungslandschaft Bayern gelungen<br />
ist, das hoffentlich Bestand hat!<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung in der Schulpraxis<br />
Die KS:AUG-Aktionstage „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ als öffentliche<br />
Präsentation interessanter Kreativprojekte konnten im<br />
Juli 2008, 2009 und 2010 im <strong>Kultur</strong>park West und auf dem<br />
Gelände des Abraxas unter der Beteiligung von jeweils über<br />
300 Schülern/-innen erfolgreich durchgeführt werden. An den<br />
EM- und WM-Fußballturnieren der Augsburger <strong>Schule</strong>n, die von<br />
KS:AUG und der Fachstelle Jugend und Bildung organisiert und<br />
in Kooperation mit dem Sponsor SPARDA Bank 2008 und 2010<br />
durchgeführt wurden, nahmen über 6000 Schüler/-innen aus<br />
24 <strong>Schule</strong>n teil.<br />
Ganz aktuell zeigen zwei Praxisbeispiele die Zielrichtung des<br />
Augsburger Vernetzungsprojektes: Zum einen der Versuch<br />
der Einbindung universitärer Lehrerausbildung beim Projekt<br />
„Dramapädagogik – Alphabetisierung und Spracherlernen über<br />
theatrales Spiel“ in der Mittelschule St. Georg. Dabei werden bei der<br />
Sprachförderarbeit mit einer Ü-Klasse angehende Referendare<br />
in Workshops eingebunden. Sie erlernen im Projekt mit den<br />
Schülern/-innen methodische krea tive Arbeitsweisen. Zum anderen<br />
das schulartübergreifende, aktuelle Anti-Mobbing-Projekt<br />
für die 5. und 6. Jahrgangsstufen „Mobb-Stopp!“, das im Auftrag<br />
des Amtes für Kinder, Jugend und Familie als mobiles, interaktives<br />
Impulstheaterstück entwickelt wurde, auf Tour durch die<br />
Augsburger Schullandschaft geht und in der Eltern- und Lehrerarbeit<br />
eingesetzt wird.<br />
Netzwerkpartner und Perspektiven<br />
Der <strong>Kultur</strong>- und Schulservice KS:AUG hat sich im Großraum<br />
Augsburg als Schnittstelle für das Netzwerk <strong>Kultur</strong> – Bildung –<br />
Soziales etabliert, er kooperiert mit zahlreichen <strong>Schule</strong>n,<br />
mit der kommunalen Jugendarbeit, den Projekten „Tanz und<br />
<strong>Schule</strong>“ sowie „Mehr Musik!“, dem Büro für Popkultur, dem Büro<br />
für Interkultur, dem Umweltzentrum NANU und der Volkshoch-
schule. Bei den aktuellen Treffen der bayerischen <strong>Kultur</strong>- und<br />
Schulserviceeinrichtungen wurde das „Augsburger Modell“ mit<br />
seinen Kreativprojekten im schulischen Lernalltag hinsichtlich<br />
Nachhaltigkeit, Langfristigkeit, Finanzierungssicherheit<br />
und Vielfalt als eine sehr interessante Variante kultureller Bildungsoffensive<br />
eingestuft.<br />
Ein Ausbau von KS:AUG zu einer gesamtstädtischen Plattform<br />
für <strong>Kultur</strong>elle Bildung ist das Ziel, wobei die Entwicklung von<br />
Ganzjahresprojekten ebenso im Fokus steht, wie die Installierung<br />
schulartübergreifender Projekte und Projektarbeit bzw.<br />
Angeboten im Rahmen von Konzepten der Ganztagsschule.<br />
Weitere Schritte in diese Richtung sind der zu Beginn des<br />
Jahres 2011 als Pilotprojekt auf den Weg gebrachte „<strong>Kultur</strong>pass<br />
für Schüler/-innen“, der Schüler/-innen zu <strong>Kultur</strong>agenten<br />
ausbildet, sowie ein für 2012 geplantes „Literaturfestival der<br />
<strong>Schule</strong>n: Lesen Hören Schreiben“, die feste Etablierung der<br />
Workshopreihe „Urbane <strong>Kultur</strong>en Live“ und die Verbindung von<br />
kreativen schulischen Mit-Mach-Projekten und kulturpädagogischer<br />
Kompetenzstärkung bei den KS:AUG-Aktionstagen<br />
„<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“.<br />
KONTAKT<br />
<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Augsburg (KS:AUG)<br />
www.ks-aug.de<br />
KULTUR- UND SCHULSERVICE BAMBERG (KS: BAM)<br />
Nicole Schlosser/Oliver Will<br />
Leitung <strong>Kultur</strong>- und Schulservice Bamberg, <strong>Kultur</strong>amt der Stadt<br />
Bamberg<br />
Das <strong>Kultur</strong>amt der Stadt Bamberg hat im Jahr 2007, zusammen<br />
mit dem Fachbereich <strong>Kultur</strong> und Sport des Landkreises<br />
Bamberg, den <strong>Kultur</strong>- und Schulservice Bamberg (KS:BAM),<br />
nach den Vorbildern in München und Nürnberg, für die Region<br />
Bamberg initiiert. Seitdem vermittelt der KS:BAM kulturelle<br />
Bildungsangebote für <strong>Schule</strong>n und Kindergärten. Aus der<br />
„Black Box <strong>Kultur</strong>elle Bildung“ begann sich ein zunehmend<br />
transparentes und effektives Netzwerk für <strong>Schule</strong>, <strong>Kultur</strong>,<br />
Lehrer/-innen, Schüler/-innen und Eltern zu entwickeln. Neben<br />
der Kernleistung dieses Services, der Projektdatenbank, die<br />
für die Schaffung des „Durchblicks“ eine große Hilfe war und in<br />
Hinsicht seiner Aktualität stets potenzielle, kurzfristig abrufbare<br />
oder auch längerfristig angelegte Kooperationsmöglichkeiten<br />
aufzeigt, wurden in Bamberg verschiedene Leistungen<br />
hinzugefügt, die der Zielsetzung der lokalen Ausprägung des<br />
<strong>Kultur</strong>- und Schulservices zu seiner heute gestärkten Wirkung<br />
und anerkannten Position im Gefüge der Bamberger Bildungslandschaft<br />
zugutekamen.<br />
Mit der Projektförderung wurden die Anreize zur Kooperation<br />
erhöht und der Aufwand der zeitraubenden Mittelbeschaffung<br />
wurde eingeschränkt. Sie trägt in hohem Maße zur Akzeptanz<br />
des <strong>Kultur</strong>- und Schulservices bei und hilft bei der Informationsgewinnung<br />
über die oftmals rein bilateralen Kooperationsverhältnisse.<br />
Mit der jährlichen Verleihung des C.C. Buchners-Preises ( einen<br />
derartigen Preis hatte auch der <strong>Kultur</strong>- und Schulservice Nürnberg<br />
bereits eingeführt) werden besonders lobenswerte Projekte<br />
exemplarisch aufgezeigt und die Initiatoren/-innen für<br />
L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E _ 3 7<br />
ihren Einsatz belohnt. Er bildet eine Art Qualitätsmaßstab für<br />
Best-Practice-Beispiele. Den Maßstab legt eine dreiköpfige<br />
Jury fest.<br />
Am „<strong>Kultur</strong>pädagogischen Tag“, einer Art Messe und Begegnungsstätte<br />
für alle kreativen (Vor-)Schüler/-innen, <strong>Schule</strong>n,<br />
Eltern, <strong>Kultur</strong>pädagogen/-innen und Lehrer/-innen, treffen<br />
sich im zweijährigen Rhythmus alle relevanten Akteure des<br />
„Netzwerkes <strong>Kultur</strong>elle Bildung“ zum Austausch und um sich<br />
selbst zu präsentieren. An diesen Tagen wird die Projektdatenbank<br />
lebendig und alle machen mit. Aus der einstigen „Black<br />
Box“ wurde so eine glasklare Landschaft der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung,<br />
die sich mit zunehmendem Erfolg gegenseitig, und auch<br />
ganz allgemein, für alle daran Interessierten, öffnet: <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung zum Erleben und Anfassen!<br />
Das Forum für <strong>Kultur</strong>elle Bildung findet in unregelmäßigen<br />
Abständen statt und thematisiert jeweils aktuelle, augenscheinliche<br />
Diskussionspunkte innerhalb des Netzwerkes <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung. Dabei lässt es Raum für einen großen allgemeinen<br />
Rahmen, vertieft aber auch spezielle Fragestellun gen bis ins<br />
Detail.<br />
Das Projekt „<strong>Kultur</strong>.Klassen“ ist die jüngste und auch größte<br />
Erweiterung (auf Probe) des <strong>Kultur</strong>- und Schulservices. Es<br />
steht unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Staatsministers<br />
für Unterricht und Kultus, Dr. Ludwig Spaenle, und<br />
wird gefördert von der Oberfrankenstiftung, dem <strong>Kultur</strong>fonds<br />
Bayern, der PwC-Stiftung, der Robert Bosch Stiftung sowie<br />
der Stiftung Weltkulturerbe Stadt Bamberg, dem Genossenschaftsverband<br />
Bayern, Kreis Bamberg und der Stadtwerke<br />
Bamberg (Mobilitätssponsor). Es verfolgt das Ziel, <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung stärker und längerfristig in Kindergärten und <strong>Schule</strong>n<br />
zu verankern.<br />
KONTAKT<br />
<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Bamberg (KS:BAM)<br />
<strong>Kultur</strong>amt der Stadt Bamberg<br />
kontakt@ks-bam.de, www.ks-bam.de
3 8 _ L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E<br />
KULTUR- UND SCHULSERVICE COBURG (KS: COB)<br />
Klaus Anderlik/Nicole Röthig<br />
Leitung Bildungsbüro, Stadt Coburg<br />
Der folgende Beitrag zeigt auf, warum <strong>Kultur</strong>elle Bildung in der<br />
Gesellschaft immer wichtiger wird. Am Beispiel Coburg wird<br />
dabei deutlich, welchen aktiven Beitrag hierzu eine Kommune<br />
leisten kann.<br />
Der <strong>Kultur</strong>- und Schulservice Coburg (KS:COB) ist ein Vorhaben<br />
der Stadt Coburg, das den Anspruch hat, ein ganzheitliches<br />
Netzwerk zwischen <strong>Kultur</strong>eller Bildung und der Kindertagesstätten-<br />
und Schullandschaft im Sinne nachhaltiger Wirkung<br />
entstehen zu lassen. Die Stadt Coburg sieht sich als Schnittstelle<br />
zwischen den kulturellen Einrichtungen, Kindertagesstätten<br />
und <strong>Schule</strong>n; und die bereits bestehende unvergleichbare<br />
<strong>Kultur</strong>dichte bietet die beste Grundlage für ein gutes<br />
Gelingen.<br />
KS:COB ist eine virtuelle Angebotsbörse 1 über die Kindertagesstätten<br />
und <strong>Schule</strong>n zahlreiche spannende und interessante<br />
Angebote in sieben verschiedenen Sparten finden und buchen<br />
können. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, individuelle Projektideen<br />
anzuregen und anzufragen, die mithilfe von Kooperationspartnern<br />
der entsprechenden kulturellen Bereiche<br />
erarbeitet und umgesetzt werden.<br />
Durch die Einrichtung von KS:COB werden folgende Ziele verfolgt:<br />
>> Steigerung der sozialen Kompetenz bei Kindern und Jugendlichen<br />
durch kulturelles Engagement,<br />
>> Erhöhung der Angebotstransparenz,<br />
>> Vermittlung zwischen Kindertagesstätten, <strong>Schule</strong>n, kulturellen<br />
Einrichtungen, Medien, Wirtschaft und Kinder- und<br />
Jugendarbeit und deren Vernetzung untereinander,<br />
>> Verknüpfung von Vormittags- und Nachmittagsangeboten,<br />
>> Verknüpfung von schulischen und außerschulischen Angeboten,<br />
>> Absicherung von Qualitätsstandards für einen erweiterten<br />
„<strong>Kultur</strong>begriff“ und „ganzheitliche Bildung“,<br />
>> Möglichkeit der Neugestaltung des Kindergartenalltags und<br />
des schulischen Unterrichts durch unterstützende Angebote.<br />
Angebote, die von Kindertagesstätten und <strong>Schule</strong>n gebucht<br />
werden, können auf Antrag finanziell bezuschusst werden.<br />
Somit besteht auch für Kinder aus sozial benachteiligten Familien<br />
die Möglichkeit, kulturelle Bildungsangebote in Anspruch<br />
zu nehmen.<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>macht</strong> nicht an der Stadtgrenze halt, sondern<br />
geht viel weiter. Die Bedeutung regionaler Kooperationen<br />
im kulturellen Bereich nimmt immer mehr zur. Während<br />
einerseits die Grenzen der Einrichtungen bzw. der <strong>Kultur</strong>sektoren<br />
durchlässiger werden, steigt andererseits der Druck<br />
der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Um<br />
diesen Herausforderungen gerecht zu werden, setzen regionale<br />
Akteure zunehmend auf die vielfältigen Optionen der<br />
Zusammenarbeit.<br />
1 Siehe www.ks-cob.de.<br />
Die Stadt Coburg, der Landkreis Coburg (Bayern) und der Landkreis<br />
Sonneberg (Thüringen) haben die Notwendigkeit regionaler<br />
Kooperationen und die Möglichkeiten, die sich daraus<br />
ergeben, erkannt und wollen daher künftig im kulturellen<br />
und inter kulturellen Bereich eng zusammenarbeiten, um die<br />
Region gemeinsam nach vorne zu bringen. Ziel dabei, ist die<br />
Förderung der Selbstverantwortung und Strukturen, die sich<br />
am <strong>Kultur</strong>raum und nicht an administrativen Grenzen orientieren.<br />
Allein schon aus ökonomischen Gründen ist das Thema „<strong>Kultur</strong>“<br />
für die Region wichtig. Ein wesentlicher Faktor für die touristische<br />
und kulturelle Entwicklung einer Region ist das kulturelle<br />
Erbe: Altstädte, Kirchen, Schlösser, Gärten und Burgen, ergänzt<br />
durch Archive, Bibliotheken und Museen sind Potenziale,<br />
die genutzt werden müssen. Es gibt aber auch andere Faktoren<br />
der wirtschaftlichen Bedeutung von <strong>Kultur</strong> für die Region. Bedeutsam<br />
sind dabei die indirekten regionalwirtschaftlichen Effekte,<br />
die sich aus den kulturellen Aktivitäten der Stadt und des<br />
Landkreises Coburg und des Landkreises Sonneberg ergeben.<br />
Dazu kommt ein weiterer Faktor, der die kulturellen Infrastruktureinrichtungen<br />
der Region betrifft und an Bedeutung<br />
gewinnen wird: <strong>Kultur</strong>elle Einrichtungen werden zwar in der<br />
Regel nicht zum Kernbereich der staatlichen Daseinsvorsorge<br />
gerechnet, wie etwa die Infrastrukturen im engeren Bildungsbereich,<br />
sie sind jedoch von den anstehenden bzw. bereits<br />
eingetretenen Problemen im Zusammenhang mit dem demografischen<br />
Wandel ebenso betroffen. Der Rückgang der Bevölkerungszahlen<br />
lässt deren Auslastungszahlen dramatisch<br />
sinken, Remanenzkosten steigen und Tragfähigkeitsgrenzen<br />
unterschreiten. Die absolute und relative Alterung der Bevölkerung<br />
führt zu veränderten Nachfragestrukturen hinsichtlich<br />
kultureller Einrichtungen.<br />
Interkommunale und regionale Kooperationen werden daher<br />
auch im Bereich der kulturellen Infrastruktur immer wichtiger,<br />
sie können bisweilen unerlässlich werden, um regionale Standards<br />
der kulturellen Versorgung zu sichern.<br />
Um im Bereich der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung in der Region Coburg<br />
mit dem angrenzenden Landkreis Sonneberg gute und v. a.<br />
nachhaltige Ergebnisse erzielen zu können, bedarf es eines<br />
ausgewogenen <strong>Kultur</strong>marketings und eines stimmigen <strong>Kultur</strong>managements.<br />
Dieses Engagement muss sinn- und verantwortungsvoll<br />
in die bereits bestehenden Strukturen integriert<br />
und mit allen anderen Aktivitäten abgestimmt werden. Die<br />
Kommunikation zwischen Kunst, <strong>Kultur</strong> und Wirtschaft wird<br />
dabei immer dringlicher.<br />
Der Einsatz eines <strong>Kultur</strong>vermittlers, als Ersteller von Konzeptionen<br />
und als Verantwortlicher für Koordination und Kommunikation<br />
bei der Durchführung von Kunst- und <strong>Kultur</strong>projekten,<br />
ist dabei zwingend notwendig.<br />
Die Kompetenz, <strong>Kultur</strong>prozesse zu analysieren und zu deuten,<br />
gilt als wichtige Grundlage für wissenskommunikative Transferprozesse.<br />
In Abstimmung mit Kunstschaffenden, Veranstaltern,<br />
Agenturen, Einrichtungen und Verbänden plant und
egleitet er Projekte der Darstellenden, Bildenden und Angewandten<br />
Kunst.<br />
Entscheidend dabei ist es, einen Weg zu finden, auf welchem<br />
sich Kunst, <strong>Kultur</strong> und Wirtschaft unter fairen und ausgewogenen<br />
Bedingungen begegnen. Ziel ist es, Impulse für ein<br />
neues Denken und Handeln innerhalb fest- und eingefahrener<br />
Strukturen zu geben und eine rechtsverbindliche, zukunftsorientierte<br />
und nachhaltige Struktur im kulturellen Bereich zu<br />
schaffen. Unter <strong>Kultur</strong>vermittlung werden sowohl Tätigkeiten<br />
verstanden, die zwischen künstlerischer Produktion und Rezeption<br />
vermitteln, von der Museumspädagogik bis hin zum<br />
<strong>Kultur</strong>marketing, wie auch Tätigkeiten, die Laien zu eigenem<br />
künstlerischen und kulturellen Schaffen anregen in der <strong>Kultur</strong>ellen<br />
Bildung und Soziokultur.<br />
Der <strong>Kultur</strong>vermittler baut Brücken zwischen Kunst, Künstlern/<br />
-innen, <strong>Kultur</strong>institutionen und Publikum, vermittelt zwischen<br />
unterschiedlichen Sprach- und Denkebenen und animiert eigenes<br />
ästhetisches und kulturelles Gestalten.<br />
Die <strong>Kultur</strong>vermittlung bewegt sich zwischen den Wissenschafts-<br />
und Bildungsansprüchen der so genannten Hochkul -<br />
turinstitutionen und dem Erlebnishunger der breiten Bevölkerung.<br />
Der <strong>Kultur</strong>vermittler ist daher herausgefordert, die kulturellen<br />
Präferenzen in der Bevölkerung und populäre Auseinandersetzungsformen<br />
zur Kenntnis zu nehmen und in seine<br />
Arbeit einzubeziehen. Er muss vertraut sein mit professionellen<br />
Marketingmethoden und muss Qualität sowohl in künstlerischen<br />
Produktionen als auch in ästhetischen Prozessen<br />
erkennen und durchsetzen.<br />
KONTAKT<br />
<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Coburg (KS:COB)<br />
Bildungsbüro, Stadt Coburg<br />
nicole.roethig@coburg.de, www.coburg.de<br />
L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E _ 3 9<br />
KULTURSERVICE ERLANGEN<br />
FÜR SCHULEN UND KITAS (KS:ER)<br />
Anke Steinert-Neuwirth<br />
Leiterin des <strong>Kultur</strong>projektbüros der Stadt Erlangen<br />
Nach dem Vorbild der Städte München, Nürnberg, Augsburg,<br />
Coburg und Bamberg startete Erlangen als sechste bayerische<br />
Stadt im Mai 2010 den <strong>Kultur</strong>service Erlangen für <strong>Schule</strong>n und<br />
Kitas, kurz KS:ER genannt.<br />
Die Planungsphase<br />
Konzeptionell und inhaltlich gut eingebettet war der Start des<br />
KS:ER in die Erlanger Bildungsoffensive „Impulse für Bildung<br />
2010“. Die 2008 von der Stadtspitze ausgerufene Bildungsoffensive<br />
löste einen bis heute anhaltenden umfassenden und<br />
nachhaltigen Diskussionsprozess rund um das Thema „Bildung<br />
in Erlangen“ aus. Damit verbunden waren neben der Gründung<br />
eines Erlanger Bildungsrates zahlreiche Bildungskonferenzen,<br />
bei denen u. a. eine Vielzahl von Vertretern/-innen von <strong>Schule</strong>n,<br />
Kindertageseinrichtungen, Bildungs- und <strong>Kultur</strong>einrichtungen<br />
usw. gemeinsam über Fortentwicklungen im Bereich der Bildung<br />
in Erlangen diskutierten. Der Wunsch und Bedarf nach<br />
mehr Information und Angebotstransparenz zu kulturpädagogischen<br />
Projektangeboten, Kooperationen und Vernetzungen<br />
zwischen <strong>Schule</strong>n, Kindertagesstätten, <strong>Kultur</strong>schaffenden<br />
und <strong>Kultur</strong>vermittlern wurde im Rahmen der Bildungskonferenzen<br />
mehrfach deutlich formuliert.<br />
Geleitet von dem Ziel, das (Grund-)Konzept des <strong>Kultur</strong>- und<br />
Schulservices, wie es bereits in anderen bayerischen Städten<br />
praktiziert wird, auf die Erlanger Bedürfnisse anzupassen, bei<br />
allen Beteiligten „gut zu verankern“ und auch nicht am Bedarf<br />
vorbeizuplanen, organisierte das <strong>Kultur</strong>projektbüro im März<br />
2009 ein Fachgespräch zum Thema „<strong>Kultur</strong>- und Schulservice<br />
in Bayern“. Besonders erfreulich war, dass zu diesem vorbereitenden<br />
Fachgespräch über 120 Teilnehmer/-innen aus <strong>Schule</strong>n,<br />
Kindertageseinrichtungen und <strong>Kultur</strong>, darunter u. a. auch zahlreiche<br />
Stadtratsmitglieder, gezählt werden konnten. Das Interesse<br />
war somit sehr groß, auch von Seiten der Politik. Die<br />
eingeladenen Städte Nürnberg, Bamberg und Coburg stellten<br />
jeweils ihren <strong>Kultur</strong>- und Schulservice vor und berichteten von<br />
den bisher gesammelten Erfahrungen aus ihrer Praxis. Gemeinsam<br />
mit den anwesenden Fachkräften und Stadtratsmitgliedern,<br />
wurden konkrete Anregungen für die Praxis, Bedarfe<br />
und Erwartungen an einen zukünftigen KS:ER erarbeitet. Dazu<br />
zählten u. a. der Wunsch und Bedarf nach einem/-r festen<br />
KS:ER–Ansprechpartner/-in, die Sicherstellung, dass in die<br />
Projektdatenbank nur Projekte aufgenommen werden, die den<br />
entsprechenden kulturpädagogischen Qualitätsstandards<br />
entsprechen sowie ein regelmäßiger Dia log, insbesondere zwischen<br />
<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> „auf gleicher Augenhöhe“.<br />
Die umfangreichen Vorbereitungen für den KS:ER starteten<br />
unmittelbar nach diesem Fachgespräch: Design der Webseite,<br />
Konfigurierung der Projektdatenbank, Kontaktaufnahme zu<br />
potenziellen Projektanbietern, Erfassung der Projektangebote,<br />
Einpflegen der Datensätze in die Datenbank, fachlicher Austausch,<br />
insbesondere mit den Kollegen/-innen des KS:BAM etc.
4 0 _ L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E<br />
2010: Start KS:ER und Stand heute<br />
Nach einem Jahr intensiver Vorbereitungsarbeiten ging die<br />
Internetseite www.ks-er.de im Mai 2010 offiziell an den Start.<br />
Zeitgleich wurde im Rahmen umfassender Informationsgespräche<br />
mit Schulleitungen und Leitungen von Kindertageseinrichtungen<br />
der KS:ER inhaltlich vorgestellt. Eine weitere<br />
Gelegenheit, den KS:ER vorzustellen, bot sich im Rahmen des<br />
Erlanger „Festivals der Bildung“ im Sommer 2010. Das auffallende<br />
und farbkräftige Logo trägt unterstützend dazu bei, die<br />
„Marke“ KS:ER zu transportieren und der Wiedererkennungseffekt<br />
stellte sich schnell ein.<br />
www.ks-er.de bietet heute für Erlangen ein mit Informationen<br />
prall gefülltes virtuelles Netzwerk an den Schnittstellen zu<br />
Kunst, <strong>Kultur</strong>, <strong>Schule</strong>n, Kindertageseinrichtungen und außerschulischer<br />
Kinder- und Jugendarbeit zur Förderung der <strong>Kultur</strong>ellen<br />
Bildung von Kindern und Jugendlichen. Wie auch bei den<br />
<strong>Kultur</strong>- und Schulservices der anderen bayerischen Städte,<br />
stehen Angebotstransparenz, Kommunikation, Vernetzung<br />
und Förderung im Vordergrund dieses Serviceangebots.<br />
KS:ER informiert nicht nur über Aktuelles aus Erlangen rund<br />
um das Thema „<strong>Kultur</strong>elle Bildung“, über Projektfördermöglichkeiten,<br />
Fortbildungen für Fachkräfte sowie über anstehende<br />
und bereits durchgeführte pädagogische Projekte und Aktionen.<br />
Aktuelle Themen und Projekte erreichen die Fachkräfte<br />
direkt über einen regelmäßigen Newsletter. Bereits zum Start<br />
verfügte die Projektdatenbank über 350 kulturpädagogische<br />
Angebote von damals 45 Einrichtungen und Projektanbietern<br />
aus Erlangen und der Region. Zwischenzeitlich ist die nach<br />
Sparten sortierte Projektdatenbank auf fast 600 Projektangebote<br />
angewachsen. Die Angebotsmatrix wurde der Erlanger<br />
Situation angepasst und beinhaltet bei den Zielgruppenkategorien<br />
sowohl die Bereiche „Horte und Lernstuben“ als auch<br />
die Kategorie „Einrichtungen der Jugendarbeit“. Ziel war es<br />
von Beginn an, die kulturpädagogischen Projekte nicht auf<br />
das Zusammenwirken von <strong>Schule</strong>n und <strong>Kultur</strong>anbietern/<br />
Künstlern/-innen zu beschränken, sondern von Anfang an in<br />
die Breite zu gehen und auch hier die außerschulische Betreuung<br />
sowie Einrichtungen der Jugendarbeit miteinzubeziehen.<br />
Ressourcen<br />
Der Ressourcenbedarf für den KS:ER basiert auf zwei Säulen:<br />
Personalmittel und Sachmittel. Letztere, um eine aktive Förderung<br />
von kulturpädagogischen Projekten zu unterstützen oder<br />
mitzuinitiieren. Aus dem Etat der städtischen <strong>Kultur</strong>förderung<br />
wurde ein Betrag von 10 000 Euro zur Förderung von kulturpädagogischen<br />
Projekten sozusagen „reserviert“. Hier können<br />
Anträge sowohl von <strong>Kultur</strong>schaffenden, Künstlern/-innen und<br />
<strong>Kultur</strong>einrichtungen als auch von den <strong>Schule</strong>n oder Einrichtungen<br />
selbst gestellt werden. Auch hier bietet die Webseite eine<br />
komfortable Servicefunktion, die die Antragsteller sofort mit<br />
den entsprechenden Formularen versorgt.<br />
Nach dem ausführlichen Fachgespräch mit Beteiligten der<br />
anderen bayerischen Städte und der kollegialen Beratung<br />
durch die Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern e.V.<br />
kristallisierte sich für Erlangen ein Ressourcenbedarf in Höhe<br />
von einer halben Planstelle heraus. Aufgrund der angespannten<br />
Haushaltslage der Stadt Erlangen konnten die Personalmittel<br />
bis heute leider (noch) nicht zur Verfügung gestellt werden.<br />
Das Projekt startete somit zunächst aus „Bordmitteln“.<br />
Konkret bedeutete dies, dass der KS:ER neben dem Tages-<br />
geschäft der Leitung des <strong>Kultur</strong>projektbüros und drei weiterer<br />
Mitarbeiter/-innen „auf den Weg gebracht“ wurde. Der zeitliche<br />
Aufwand für die Vorbereitungs- und Startphase lässt sich, verteilt<br />
auf ca. 12 Monate, mit insgesamt 1800 Stunden beziffern.<br />
Drei Säulen<br />
Über die klassischen Servicefunktionen des KS:ER hinaus –<br />
wie Projektdatenbank, Fördermöglichkeiten, Newsletterfunktion,<br />
die Möglichkeit, Projektberichte veröffentlichen zu lassen<br />
u.v. m. – bietet der KS:ER einen Rahmen für die zukunftsorientierte<br />
Bildung und <strong>Kultur</strong>pädagogik in Erlangen und zwar in<br />
Form von gezielten Veranstaltungen. Im Herbst 2011 wird im<br />
Rahmen der „7. Erlanger <strong>Kultur</strong>dialoge“ das Thema „<strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung in Erlangen“ Schwerpunktthema sein.<br />
Im Jahr 2011 vergibt der KS:ER erstmals einen Preis. Die Sparkasse<br />
Erlangen sponsert den mit 3000 Euro dotierten „Innovationspreis<br />
für herausragende kulturpädagogische Projekte“.<br />
Am zugehörigen Wettbewerb konnten sich alle <strong>Schule</strong>n und<br />
Kindertageseinrichtungen und Einrichtungen der Jugendarbeit<br />
in Erlangen sowie aus dem Landkreis beteiligen.<br />
Somit basiert der KS:ER heute bereits auf drei Säulen:<br />
1. Der Internetseite www.ks-er.de mit ihren klassischen<br />
Servicefunktionen, 2. dem Innovationspreis der Sparkasse<br />
Erlangen für herausragende kulturpädagogische Projekte<br />
sowie 3. einem Forum für <strong>Kultur</strong>elle Bildung, erstmals eingebettet<br />
in die „Erlanger <strong>Kultur</strong>dialoge“.<br />
Erste Bilanz<br />
Wie kann eine Bilanz nach einem Jahr KS:ER aussehen? Es<br />
reicht bei weitem nicht aus, eine gute Internetseite ins Netz<br />
zu stellen. Der KS:ER muss lebendig sein, neugierig machen,<br />
zur Projektarbeit motivieren, Dialoge und Kooperationen anregen<br />
– und zwar über das Virtuelle hinaus. Die Strukturen sind<br />
vorhanden. Das <strong>Kultur</strong>projektbüro der Stadt Erlangen – dort<br />
ist auch der KS:ER angesiedelt – verfügt über das dafür benötigte<br />
fachlich kompetente Personal und über eine Verwaltung<br />
für die klassischen Geschäftsaufgaben, die u. a. mit der Pflege<br />
der Internetseite und der Organisation von Veranstaltungen<br />
verbunden sind. Der KS:ER, sein Nutzen für die Förderung der<br />
<strong>Kultur</strong>ellen Bildung in Erlangen, seine nachhaltige Wirkung<br />
für alle Beteiligten, steht und fällt jedoch mit einer intensiven<br />
Kommunikation und dem direkten persönlichen Kontakt<br />
zwischen Kunst, <strong>Kultur</strong>, <strong>Schule</strong>n und Einrichtungen. Dies ist<br />
personal- und zeitintensiv. So gesehen werden für den KS:ER<br />
in Ergänzung zu den bisher bereits eingesetzten „Bordmitteln“<br />
zusätzliche Personalressourcen mittelfristig unabdingbar<br />
sein.<br />
Es gibt also noch viel zu tun, ein erfolgreicher Anfang in<br />
Erlangen ist ge<strong>macht</strong> ...<br />
KONTAKT<br />
<strong>Kultur</strong>- und Schulservice Erlangen (KS:ER)<br />
<strong>Kultur</strong>projektbüro Stadt Erlangen<br />
info@ks-er.de, www.ks-er.de
KULTUR- UND SCHULSERVICE NÜRNBERG (KS:NUE)<br />
Brigitte Schönig<br />
Dipl. Sozialpädagogin mit Zusatzausbildung <strong>Kultur</strong>pädagogin,<br />
nach langjähriger praktischer Kinder- und Jugendkulturarbeit<br />
nun Leitung des <strong>Kultur</strong>- und Schulservice Nürnberg (KS:NUE)<br />
Im Nachklang der bildungspolitischen Diskussion zur ersten<br />
PISA-Studie standen auch in Nürnberg die Zeichen auf Sturm<br />
für die <strong>Kultur</strong>elle Bildung – mehr <strong>Kultur</strong> hinein in die Hochburgen<br />
der Bildung, in die <strong>Schule</strong>n. Eine „gute Idee“ aus München<br />
stieß schnell auf Gegenliebe: Der bis dato wenig erfolgreiche<br />
bayernweite Ansatz von KS:KOM(munal) sollte erst einmal<br />
exemplarisch in den zwei bayerischen Großstädten München<br />
und Nürnberg umgesetzt werden. So konnte Nürnberg in einer<br />
Modellphase von 2003 bis 2005, gemeinsam mit München und<br />
unterstützt vom Bayerischen Staatsministerium, das Konzept<br />
eines <strong>Kultur</strong>- und Schulservices weiterentwickeln und in die<br />
lokalen Strukturen der kommunalen Bildungslandschaften<br />
einbinden. Mittlerweile sind vier weitere Städte mit einem<br />
<strong>Kultur</strong>- und Schulservice ausgestattet: Coburg, Bamberg, Erlangen<br />
und Augsburg.<br />
In Nürnberg übernahm das Amt für <strong>Kultur</strong> und Freizeit (KUF)<br />
diese Aufgabe und siedelte das Projekt KS:NUE im Bereich der<br />
Kinderkultur an. Die Einbindung in das Nürnberger Netzwerk<br />
Kinderkultur, in dem sich die vielfältige kulturelle Bildungslandschaft<br />
Nürnbergs wiederfindet, konnte für das Erreichen<br />
der Ziele des <strong>Kultur</strong>- und Schulservices Nürnberg (KS:NUE) nur<br />
förderlich sein:<br />
>> die Arbeit und die Angebote der außerschulischen Kultu rellen<br />
Bildung für die schulische Bildung sichtbar und dadurch<br />
nutzbar zu machen,<br />
>> zwischen <strong>Kultur</strong> – Künstlern/-innen und <strong>Kultur</strong>vermittlern<br />
öffentlicher und freier Träger – und <strong>Schule</strong> zu vermitteln und<br />
zu vernetzen,<br />
>> die Entwicklung hin zur Ganztagsschule und die Teilhabe<br />
aller Kinder und Jugendlichen an <strong>Kultur</strong> mithilfe <strong>Kultur</strong>eller<br />
Bildung sowohl in der <strong>Schule</strong> als auch an außerschulischen<br />
Lernorten, am Vormittag und am Nachmittag, zu verknüpfen<br />
und zu befördern.<br />
Zentrales Instrument für die Aufgaben des KS:NUE ist die Internetplattform<br />
unter www.ks-nue.de, mit einer Projektdatenbank,<br />
Projektberichten und vielfältigen Informationen und<br />
Tipps zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung, mit dem Schwerpunkt Nürnberg.<br />
Durch den Relaunch der Internetplattform im Jahr 2011 ist es<br />
jetzt möglich, schnell auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren.<br />
<strong>Kultur</strong>anbieter/-innen nutzen diese Möglichkeit gern.<br />
Ein Newsletter informiert regelmäßig eine hohe Anzahl von<br />
Abonnenten/-innen. Die Projektdatenbank, die vormals ein<br />
Projektarchiv beinhaltete, ist nun ein reines Angebotsmedium,<br />
das von den Anbietern selbst gepflegt wird. Immer wieder<br />
erfahren wir jedoch, dass die Internetseite im Schulbereich<br />
noch nicht richtig angekommen ist.<br />
Auf der anderen Seite treffen sich im KS:NUE-Arbeitskreis „<strong>Kultur</strong><br />
und <strong>Schule</strong>“ vierteljährlich Fachkräfte aus <strong>Kultur</strong>, Bildung<br />
und Soziales zum Informations- und Erfahrungsaustausch.<br />
Geladene Referenten/-innen leiten zu aktuellen Themen (z. B.<br />
1 Weitere Informationen zu den Preisträgern und den Projekten unter www.ks-nue.de.<br />
L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E _ 4 1<br />
„Von Projekten zu Strukturen“, „Außerschulische Lernorte“)<br />
und zu spannenden und anregenden Diskussion ein. Die Finanzierungsfrage<br />
kultureller Bildungsprojekte steht dabei regelmäßig<br />
auf der Tagesordnung.<br />
Durch eine großzügige Spende war es in Nürnberg möglich,<br />
einen Preis für die gelungene Zusammenarbeit von <strong>Kultur</strong> und<br />
<strong>Schule</strong> zu kreieren. Der „Paula Maurer Preis“ wird seit 2006<br />
jährlich von KUF/KS:NUE, zusammen mit dem Verein für innovative<br />
<strong>Kultur</strong>arbeit e.V. ausgelobt. Nach dem Tod der Spenderin<br />
Paula Maurer und ihrer großzügigen Hinterlassenschaft wurde<br />
der Preis ausgebaut. 2010 überzeugten zwei Projekte die<br />
Jury in besonderer Weise, sodass der Preis aufgeteilt und zwei<br />
Preisträger gekürt wurden.<br />
Erste Preisträgergruppe waren Schüler/-innen der Adolf-Reichwein-Realschule<br />
Nürnberg und des Helene-Lange-Gym na siums<br />
Fürth, die in Kooperation mit der „Freien Flüchtlingsstadt Nürnberg“<br />
(FFN) eine Veranstaltungsreihe „Europa <strong>macht</strong> die Grenzen<br />
dicht – Endstation Mittelmeer“ entwickelten. Die Schilderung einer<br />
ehemaligen Chemielehrerin aus dem Irak über ihre Verfolgung<br />
und Flucht, regte die Schüler/-innen an, ein Kanu umzubauen und<br />
mit einer Aktion auf dem Nürnberger Hauptmarkt auf die Situation<br />
von Flüchtlingen aufmerksam zu machen.<br />
In einer zweiten Projektgruppe entstand eine Filmdokumentation,<br />
in der junge Flüchtlinge den Betrachter/-in ein<br />
Stück auf ihrem Lebensweg mitnehmen. Auch dieser wurde in<br />
einem Kino öffentlich präsentiert und diskutiert.<br />
Die zweiten Preisträger, die Handwerkskammer für Mittelfranken,<br />
der KinderKunstRaum des Amts für <strong>Kultur</strong> und Freizeit<br />
(KUF) und vier Nürnberger Haupt- und Förderschulen, punkteten<br />
mit ihrem Projekt „Kinderbaustelle 2010 – Brücken<br />
bauen“. Das Motto „Brücken bauen“ spiegelte sich nicht nur im<br />
Bau von Brückenmodellen mit unterschiedlichen Materialien<br />
wider. Bei der Ausgestaltung der Brücken wurde gerechnet<br />
und getüftelt, gelernt mit Werkzeug umzugehen und Ein drücke<br />
über Handwerksberufe vermittelt. Geistige Brücken zwischen<br />
<strong>Kultur</strong>en und Generationen wurden in vorbereitenden Workshops<br />
gebaut. 1<br />
Seit 2011 gibt es drei Preise, die von einer unabhängigen Jury<br />
vergeben werden. Damit können nicht nur besondere, innovative<br />
Projekte ausgezeichnet und zur Nachahmung empfohlen<br />
werden, sondern auch eine Öffentlichkeit für die <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
in der Stadt hergestellt werden. Ebenfalls der Spenderin<br />
zu verdanken, ist ab dem Schuljahr 2011/2012 ein weiterer<br />
KS:NUE- Baustein: ein Fördertopf für Projektideen, die gemeinsam<br />
von <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> entworfen, organisiert und durchgeführt<br />
werden.<br />
Seit dem Jahr 2010 ist in Erlangen, der Nachbarstadt Nürnbergs,<br />
KS:ER – <strong>Kultur</strong>service für <strong>Schule</strong>n und Kitas – an den<br />
Start gegangen. Dem Namen entnehmen wir, dass die Kitas<br />
als Bildungsorte besonders angesprochen werden. Was bei<br />
KS:NUE zwar mitgedacht und bei der Projektdatenbank berücksichtigt<br />
wird, findet im Grad der Vernetzung hinein in den<br />
Bildungsbereich Kita in Nürnberg bislang noch keinen Niederschlag.<br />
Die Weiterentwicklung von KS:NUE wird davon abhängen,<br />
wie stark es gelingt, in die Bereiche <strong>Schule</strong> und Soziales
4 2 _ L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E<br />
hineinwirken und damit die Ziele von KS:NUE umsetzen zu können.<br />
Die Chancen dafür stehen gut. Das Netzwerk Kinderkultur<br />
Nürnberg befindet sich in einer Neuaufstellung. So ist beabsichtigt,<br />
dass die Geschäftsführung der Koordinierungsgruppe<br />
zukünftig von den drei Referaten <strong>Kultur</strong>, Bildung und Soziales<br />
gemeinsam übernommen wird.<br />
KONTAKT<br />
<strong>Kultur</strong>- und Schulservice (KS:NUE)<br />
Amt für <strong>Kultur</strong> und Freizeit<br />
brigitte.schoenig@stadt.nuernberg.de<br />
www.ks-nue.de, www.kuf-kultur.de<br />
KULTUR- UND SCHULSERVICE MÜNCHEN (KS:MUC)<br />
Julia Marx<br />
<strong>Kultur</strong>- und Kunstpädagogin, tätig in der Organisationsstelle<br />
des <strong>Kultur</strong>- und Schulservices München (KS:MUC) und als<br />
Kunst- und Museumspädagogin bei KuKi – Kunst für Kinder e.V.<br />
Wolfgang Zacharias<br />
<strong>Kultur</strong>- und Kunstpädagoge, Geschäftsführung Landesvereinigung<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern e.V. und Organisationsstelle<br />
<strong>Kultur</strong>- und Schulservice München (KS:MUC) 2003–2010 c/o<br />
PA/SPIEL<strong>Kultur</strong> e.V.<br />
Die eher kurze Geschichte des auf die kommunale Kooperation<br />
<strong>Kultur</strong> und Jugendarbeit mit <strong>Schule</strong> in München spezialisierten<br />
Netzwerks <strong>Kultur</strong>- und Schulservice München (KS:MUC) war<br />
zunächst sehr dynamisch, d. h. expansiv – gestützt auch auf<br />
anteilige Landesfinanzierung (2003–2005) und eine Zusammenarbeit<br />
mit Nürnberg (KS:NUE). Danach wurde der Betrieb<br />
halbwegs, aber leider eher stagnierend, aufrechterhalten.<br />
Finanzielle Grundlage bildeten existierende Mittel aus der<br />
Förderung des Jugendamts/Jugendkulturwerks der Landeshauptstadt<br />
– LH – München für den freien Träger Pädagogische<br />
Aktion (PA)/SPIELkultur e.V., die eigentlich für Projektpraxis<br />
bestimmt waren und die keine gesonderten Personal- und<br />
Veranstaltungsmittel ermöglichten (2006–2009).<br />
Die hoffnungsfrohe Option war, dass nach der Fortschreibung<br />
des kommunalen Gesamtkonzepts „Konzeption <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung in München“ als Teil der Münchner „Leitlinie <strong>Kultur</strong>eller<br />
Bildung“ (unter der Regie Schul- und Kultusreferat LH<br />
München) das zentrale Thema „<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>“ im weiterzuentwickelnden<br />
und qualitativ-professionell auf Kontinuität<br />
zu stellenden Format KS:MUC eigenständig auszubauen<br />
wäre. Und das in bisheriger Netzwerklogik und gleichzeitig<br />
im öffentlichen Auftrag, das gerade in München eigentlich<br />
bewährte „Netzwerkmodell“, das über Jahre und Jahrzehnte<br />
eine Art expansiver Erfolgsgarantie kooperative Dynamik der<br />
kommunalen Kinder- und Jugendkulturarbeit und nach dem<br />
Jahr 2000 der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung war. Beispiele dafür sind: AG<br />
Spiellandschaft Stadt, AG Inter@ktiv (für Medienbildung), Netzwerk<br />
Umweltbildung, KiKS (Kinder<strong>Kultur</strong>Sommer), Die Jugendkunstschulen,<br />
Kinderportal Pomki und neu 2010/11: Netzwerkgebundene<br />
Ganztagsschule. Wir nannten es 2005/2006<br />
das Netz der Netze, in dem KS:MUC eingebettet war.<br />
Münchner Geschichten<br />
Kooperation und Vernetzung wurden in München bereits in<br />
den 1980er Jahren verhandelt und gestaltet. 1990 wurde die<br />
erste Fassung des „kommunalen Gesamtkonzepts Kinder-<br />
und Jugendkulturarbeit“ vom Münchner Stadtrat einstimmig<br />
beschlossen, 1999 erstmals und 2009 zum zweiten Mal fortgeschrieben<br />
(vgl. Liebich/Mayrhofer/Zacharias 1991). Schon<br />
damals wurde das Leitbild einer „Stadt als <strong>Kultur</strong>- und Bildungslandschaft<br />
für alle“ mit sozialräumlichen und kulturökonomischen<br />
Begründungen formuliert. Die vielfältige, reichhaltige<br />
und auch referatsübergreifende, wie sowohl zentral wie<br />
stadtteildifferenzierte Kinder- und Jugendkulturlandschaft<br />
Münchens entstand. Sie existiert nach wie vor auf vergleichsweise<br />
hohem Niveau.<br />
© Maya Hässig
1995, eher etwas unzeitgemäß, sozusagen „vor der Zeit“<br />
(Prä-PISA ...), fand dann im Auftrag des kommunalen Koordinationsforums<br />
Kinder- und Jugendkultur der LH München<br />
eine Großveranstaltung (Kongress, Infomarkt, Börse, Projektpräsentationen<br />
u. a.) mit über 800 Teilnehmern/-innen und<br />
ca. 100 aktiven Einrichtungen im Münchner <strong>Kultur</strong>zentrum<br />
Gasteig statt. Der Titel „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ wurde erstmalig<br />
und bundesweit kreiert. Die prominent besetzte Schlussdiskussion<br />
im großen Konzertsaal hatte den Titel: „Wollen täten<br />
wir schon, aber können tun wir oft nicht. Möglichkeiten, Grenzen,<br />
Hindernisse einer Zusammenarbeit <strong>Schule</strong> und Außerschulisches.“<br />
Post-PISA ist gerade diese Fragestellung von hoher<br />
Diskussionsprominenz und Gestaltungsproblematik: kommunal,<br />
föderal, national – aber auch mit erheblichen neuen Handlungs-<br />
und Reflexionsgewinnen, konzeptionell und strukturell.<br />
KS:MUC 2003 bis 2006/2007/2008:<br />
Das Netzwerk als Modellprojekt<br />
Das Selbstverständnis von KS:MUC, als vom Kultusministerium<br />
unterstütztes, offenes Netzwerk definiert seine Ziele<br />
und Perspektiven in den Dokumenten und Prospekten aus den<br />
Jahren 2005 und 2006 folgendermaßen:<br />
1. Als themenfokussiertes kommunales Netzwerk „<strong>Kultur</strong> und<br />
<strong>Schule</strong>“ im Kontext des Kommunalen Koordinationsforums<br />
<strong>Schule</strong>/<strong>Kultur</strong>/Soziales (KoFo).<br />
2. Zusammen mit Münchner Einrichtungen und Einzelpersonen,<br />
Künstlern/-innen, Lehrer/-innen und <strong>Kultur</strong>vermittlern/<br />
-innen ist KS:MUC engagiert am Experiment „<strong>Kultur</strong>- und<br />
Schulservice München“ beteiligt.<br />
3. Das Netzwerk richtet seine Aktivitäten nach den Interessen<br />
der Kinder- und Jugend(kultur-)einrichtungen an Schulkoope<br />
rationen auf „gleicher Augenhöhe“ der Partner und<br />
Akteure aus Kunst/<strong>Kultur</strong>/Jugend/Familie/Sozialem/<strong>Schule</strong>.<br />
4. Es handelt so, dass die Qualifizierung der Stadt als „ganzheitliche<br />
Bildungslandschaft“ der Kunst, <strong>Kultur</strong> und Medien<br />
eine immer wichtigere Rolle spielt,<br />
5. mit der Tendenz der Arbeit an der Kompatibilität/Komplementarität<br />
von vernetzten Vormittags- und Nachmittagsangeboten<br />
in und außerhalb des Ortes „<strong>Schule</strong>“, mit Angeboten<br />
an „dritten Orten“ in der ganzen Stadt,<br />
6. im Experiment beispielhafter Kooperationsprojekte („Best<br />
Practice“) zugunsten langfristiger kommunaler Agentur-<br />
bzw. Serviceleistungen (z. B. durch Information, Fortbildung,<br />
Angebotsdateien, Foren und Börsen, Treffen u. a.), mit der<br />
Chance eines landesweit übertragbaren Modells für andere<br />
Kommunen,<br />
7. ohne einem Abbau z. B. des bisherigen Kunst- und Musikunterrichts<br />
Vorschub zu leisten – im Gegenteil: mehr <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung für alle Kinder in allen <strong>Schule</strong>n zu sichern<br />
8. sowie dabei „<strong>Kultur</strong>elle Bildung“ sozial und interkulturell<br />
differenziert und in aller inhaltlich-ästhetischen Vielfalt zu<br />
ermöglichen, auch in der Spannung „formal – informell“ und<br />
im Sinne von „Cyber und zurück“.<br />
In den Jahren 2004 und 2005 sind die Homepage www.ks-muc.de<br />
und eine Projektsammlung als Datenbank entstanden. Diese<br />
konnten und können aber – mangels kommunaler Betriebs mittel<br />
für Personal, Veranstaltungen und Technik – leider nicht mehr<br />
L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E _ 4 3<br />
ausreichend modernisiert, aktualisiert und qualifiziert werden<br />
(Stand: 2011).<br />
Im Rahmen der Münchner Netzwerkerfahrungen, entstand<br />
auch eine operative Übersicht von möglichen Bausteinen und<br />
Modulen kommunaler Bildungsnetze Jugend – <strong>Kultur</strong> – <strong>Schule</strong>,<br />
die es auf die Kooperationsbeziehung <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> zuzuspitzen<br />
gilt (vgl. Marx/Zacharias 2006). 1<br />
KS:MUC 2011 aktuell<br />
Das Münchner Modell (u. a.) des <strong>Kultur</strong>- und Schulservices<br />
genießt durchaus landes- und bundesweite Ausstrahlung und<br />
beispielhafte Orientierungsqualitäten mit Folgen da und dort.<br />
Dieses Münchner Modell selbst allerdings stagniert bezogen<br />
auf operative wie auch öffentlichkeitswirksame Entwicklung,<br />
Effizienz und qualitative wie auch quantitative Ausdifferenzierung.<br />
Hoffnung gibt allerdings die eindeutige kommunale Auftragslage,<br />
wie in der dritten Fassung 2009 des kommunalen<br />
Gesamtkonzepts „Konzeption kulturelle Bildung in München“ 2<br />
beschrieben:<br />
„<strong>Schule</strong> und <strong>Kultur</strong>elle Bildung, z. B. ‚<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>‘,<br />
‚<strong>Schule</strong> öffnet sich‘<br />
Offene <strong>Kultur</strong>elle Bildung und systematische schulische Vermittlung<br />
gilt es, auch vor dem Hintergrund Ganztagsschule<br />
und Bildungslandschaft Stadt, in verstärkte und systematische<br />
Kooperation zu bringen. Die besonderen Kooperationschancen<br />
von <strong>Schule</strong>, Sozialarbeit und <strong>Kultur</strong> sind systematisch<br />
und im Detail zu fördern – dies umfasst Praxisempfehlungen<br />
(Vertragsmuster, Qualitätsempfehlungen, Netzwerkmodule<br />
etc.) ebenso, wie Daten und Informationssysteme. Beste hende<br />
Netzwerkkonstruktionen (z. B. KS:MUC) sollten daraufhin<br />
geprüft und ggf. weiterentwickelt werden. Auch ein „Kontaktlehrermodell“<br />
für <strong>Kultur</strong>elle Bildung mit festen Ansprechpartnern/<br />
-innen für <strong>Kultur</strong>elle Bildung in <strong>Schule</strong>n, Freizeitstätten sowie<br />
<strong>Kultur</strong>- und Bildungseinrichtungen könnte die Öffnung der Systeme<br />
füreinander fördern. Ganztags angebote von der Grundschule<br />
bis hin zu staatlichen Realschulen und Gymnasien (für<br />
städtische <strong>Schule</strong>n sind ganztagsschulische Angebote bis hin<br />
zu echten Ganztagsschulen bereits Standard) auszubauen<br />
sind, um <strong>Kultur</strong>elle Bildung und Qualität der Angebote in kulturellen<br />
Bereich zu fördern, auch für Bayern Serviceagenturen<br />
wie in anderen Bundesländern zu fordern.“ (Landeshauptstadt<br />
München 2009, S. 24).<br />
Zur Netzwerkentwicklung als Förder- und Gestaltungsperspektive<br />
heißt es in der „Konzeption kulturelle Bildung“ weiter:<br />
„Übergreifende Formate, stadtweite Veranstaltungen,<br />
Netzwerke<br />
Angesichts der Vielzahl von Angeboten und Zielrichtungen,<br />
steigt die Bedeutung der Vernetzung und Kooperation. In den<br />
letzten Jahren sind deshalb eine ganze Reihe von Netzwerken<br />
und Kooperationsprojekten entstanden, die teilweise wieder<br />
Unternetzwerke und Netze der Netze gebildet haben. [...] Ein<br />
weiteres Beispiel wäre der <strong>Kultur</strong>- und Schulservice München<br />
(KS:MUC), der das Ziel hat, Künstler/-innen, Kunst- und <strong>Kultur</strong>vermittler/-innen<br />
und Lehrer/-innen zusammenzuführen, verstärkte<br />
Kooperationen von <strong>Schule</strong>, <strong>Kultur</strong> und Kunst zu ermöglichen<br />
sowie zwischen den Ebenen Stadt, Land und Bund zu<br />
1 Die Münchner Verläufe damals sind gut dokumentiert, vgl. Liebich/Marx/Zacharias 2005 und Zacharias 2006.<br />
2 Beschlossen vom Münchner Stadtrat am 22.07. 2009, Bezug: LH München, <strong>Kultur</strong>referat, Burgstr. 4, 80331 München, Abt. <strong>Kultur</strong>elle Bildung,<br />
E-Mail: kultur.bildung@muenchen.de
4 4 _ L O K A L E U N D K O M M U N A L E K O O P E R A T I O N S M O D E L L E<br />
vermitteln. Als referats- und einrichtungsübergreifendes Format<br />
hat sich in den letzten Jahren der Kinder-<strong>Kultur</strong>-Sommer<br />
(KiKS) etabliert, der einerseits eine Plattform für die Angebote<br />
zahlreicher Anbieter bietet, zum anderen auch Produktionen<br />
von Kindern und Jugendlichen in den Vordergrund stellt. Davon<br />
profitieren insbesondere <strong>Schule</strong>n in den Projektwochen (KiKS-<br />
Festival im Juli) einerseits sowie die potentielle Zielgruppe, die<br />
durch den Kinder-<strong>Kultur</strong>-Sommer-Reiseführer ein komplettes<br />
Angebotspaket in Sachen Kinderkultur verfügt.“ (Ebd., S. 31).<br />
Zum Thema „kommunale Zusammenarbeit und Organisationsvielfalt“<br />
ist als Beschlusslage zu entnehmen:<br />
„Kooperationsebene<br />
Der Kern der inhaltlichen Entwicklung bzw. praktischen Umsetzung<br />
hat sich in den letzten Jahren auf Netzwerke und<br />
Subnetzwerke (z.B. <strong>Kultur</strong>- und Schulservice – KS:MUC, Interaktiv,<br />
Jugendkunstschule) verlagert. Es sind zahlreiche neue<br />
Netzwerke und Subnetzwerke entstanden. Bereits jetzt zeichnen<br />
sich Entwicklungen von ‚Netzen im Netz‘ ab. Dies zeigt,<br />
wie wichtig Netzwerkarbeit im Bereich der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />
ist. Nur so können z.B. aus erfolgreichen Modellprojekten tragfähige<br />
Strukturen entstehen, nur so kann fachlicher Austausch<br />
und strategische Abstimmung erfolgen. Auf der anderen Seite<br />
gilt es, Doppelstrukturen zu vermeiden, die bestehenden Netzwerke<br />
weiter zu qualifizieren und den Austausch zwischen den<br />
Netzwerken zu fördern. Dazu gehört auch, bestehende Netzwerke<br />
auf den Prüfstand zu stellen und ggf. Netzwerkstrukturen<br />
zusammenzuführen.“ (Ebd., S. 33).<br />
Bleiben noch die Handlungsempfehlungen. Da heißt es eher<br />
kurz und knapp wie lapidar: „Die vorhandenen Netzwerke sind<br />
weiter zu qualifizieren und auf Ihre Effektivität hin zu überprüfen.“<br />
(Ebd., S. 36).<br />
Diese Programmatik gilt es nun einzulösen unter neuer Zuständigkeit:<br />
<strong>Kultur</strong>referat LH München, Abt. <strong>Kultur</strong>elle Bildung. Das<br />
„KS“-Format aber lebt, da und dort in Bayern und mit politischer<br />
Entwicklungsdynamik, weiter. Man trifft sich jährlich auf<br />
Initia tive an verschiedenen Orten, 2010 in Erlangen, 2011 in<br />
Nürnberg, 2012 in Bamberg ... unter dem Label „KS:KOM“.<br />
KONTAKT<br />
KS:MUC mit Organisationsstelle PA/Spielkultur e.V.<br />
info@ks-muc.de<br />
www.pask.muc.kobis.de/ks-muc/index.htm<br />
LITERATUR<br />
Liebich, Haimo/Mayrhofer, Hans/Zacharias, Wolfgang (Hg.)<br />
(1991): Kommunale Kinder- und Jugendkulturarbeit<br />
im Aufwind?! München. Bezug: PA/ SPIELkultur e.V.,<br />
Leopoldstr. 61, 80802 München, E-Mail: info@spielkultur.de.<br />
Liebich, Haimo/Marx, Julia/Zacharias,Wolfgang (Hg.) (2005):<br />
Bildung in der Stadt. Kooperativ kreativ kommunal.<br />
München.<br />
Marx, Julia/Zacharias, Wolfgang (Hg.) (2006): Netzwerke<br />
bilden. München. Bezug: PA/ SPIELkultur e.V.,<br />
Leopoldstr. 61, 80802 München, E-Mail: info@spielkultur.de.<br />
Landeshauptstadt München/<strong>Kultur</strong>referat (2009): Leitlinie<br />
Bildung. Konzeption <strong>Kultur</strong>elle Bildung für München.<br />
München.
3. MODELLHAFTE PRAXIS:<br />
PROJEKTE UND PERSPEKTIVEN,<br />
AUS- UND FORTBILDUNG
4 6 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />
3.1 E<strong>IN</strong>FÜHRUNG<br />
VIELFALT BRAUCHT STRUKTUR<br />
Modelle und Methoden, Projekte und Programme, vor Ort und<br />
für einzelne kulturell-künstlerische Sparten, Einrichtungstypen<br />
und spezialisierte Professionen, von Lehrern/-innen<br />
bis Künstlern/-innen, existieren in Bayern in großer Vielfalt<br />
und Anzahl. Man könnte hier auch eine eklatante und extreme<br />
Unübersichtlichkeit labyrinthischen Ausmaßes konstatieren.<br />
Immerhin: hier lässt sich aber auch vom Reichtum <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung in Einzelfällen, partialen Mustern und Strukturen, auch<br />
vom da und dort sehr kompetenten Wissen und Können kulturell-künstlerischer<br />
Vermittlung sprechen. Von Formenvielfalt<br />
und Ausdrucksdifferenz, Adressatenbezug und Lernkulturen<br />
ist jede Menge und durchaus auch in besonderer Qualität<br />
zu sehen, landesweit. Dies ist zunächst die Ausgangslage –<br />
auch wenn niemand mehr durchblickt bzw. irgendeine Art von<br />
Überblick hat, keine systemischen Strukturen im <strong>Kultur</strong>staat<br />
Bayern erkennen, formulieren und weiterentwickeln kann.<br />
Vielleicht entspricht dies allerdings dem Gegenstand – den<br />
<strong>Kultur</strong>en und Künsten in permanenter Transformation ihrer<br />
Phänomene und entsprechender rezeptiver wie produktiver<br />
Gebrauchsformen, sichtbar z.B. im Generationenverhältnis,<br />
in den Orten, Inhalten, Vermittlungsformen („Didaktik“) und in<br />
den aktiv beteiligten Akteuren <strong>Kultur</strong>eller Bildung sowie den<br />
organisierten Teilstrukturen und Interessen.<br />
Insofern: eine landesweit beispielhafte Programm- und Projektsammlung<br />
kann eigentlich nur scheitern: Die folgende<br />
Auswahl ist eher subjektiv und exemplarisch, das je Spezielle<br />
beschreibend, welches das (bayernspezifisch noch) nicht formulierte<br />
Allgemeine wenigstens illustriert, eben ohne systematische<br />
Struktur dessen, was als Praxis <strong>Kultur</strong>elle Bildung in<br />
Bayern insgesamt existiert. Eine Bestandsaufnahme als landesweite<br />
Kartografie fehlt. Es bräuchte Kategorien dafür und<br />
auch die kultur-, jugend- und bildungspolitische Auftragslage,<br />
dies auf der Landesebene professionell zu leisten. Hier wären<br />
neben Fachlichkeit auch Wissenschaft und Empirie gefragt,<br />
etwa als Fundamentierung der dann zu entwickelnden landesweiten<br />
Rahmenbedingungen und Infrastrukturen zugunsten<br />
v. a. lokaler, regionaler, kommunaler Netzwerke, <strong>Kultur</strong>- und<br />
Bildungslandschaften, Bündnisse und Allianzen, Partnerschaften<br />
und Kooperationsvereinbarungen vor Ort, gemeinsam<br />
getragen und gestaltet von den Profis aus Kunst, <strong>Kultur</strong><br />
und <strong>Schule</strong>.<br />
Immerhin: Die Kooperation und Vernetzung <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong><br />
in Bayern ist als Megathema vor Ort und bei einzelnen Organisationen,<br />
Kunstsparten z.T. auch landesweit, mit und ohne<br />
föderal förderndem Rückenwind, angekommen. Das beweisen<br />
die folgenden Kurzdarstellungen trotz und in all ihrer Unvollständigkeit<br />
und Unübersichtlichkeit. Aus dem Potenzial des<br />
praktischen, professionellen Wissens ließe sich natürlich<br />
auch jede Menge Übertragbares, Hilfreiches, Beispielhaftes<br />
für andere Orte und Felder <strong>Kultur</strong>eller Bildung verallgemeinern.<br />
Auch das wäre eine zentrale Aufgabe landesweiter<br />
impulsgebender und innovativer Infrastruktur zur Professionalisierung<br />
und Qualifizierung <strong>Kultur</strong>eller Bildung vor Ort und<br />
für alle – interministeriell und Hand in Hand kommunal-föderal<br />
im öffentlichen Auftrag.<br />
Und es gäbe auch noch weitere Gewinne des verfügbar-abrufbaren,<br />
nicht nur zufälligen professionellen Praxiswissens und<br />
-könnens, etwa als neue Qualität „professioneller Kooperationskompetenz“,<br />
z. B. für Aus- und Fortbildung für die neuen<br />
Generationen von Lehrern/-innen und Kunstlehrern/-innen,<br />
von Kunstvermittlern/-innen und <strong>Kultur</strong>pädagogen/-innen,<br />
Künstlern/-innen und <strong>Kultur</strong>managern/-innen. Auf sie wird es<br />
ankommen in der Perspektive: <strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern<br />
2020, 2030, 2040 ...
M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G _ 4 7<br />
3.2 SPARTEN, HANDLUNGSFELDER, KOOPERATIONSFORMATE<br />
Das Folgende ist ein kleiner Ausschnitt dessen, was es landauf,<br />
landab gibt, oft als Initiative und Experiment, geleistet<br />
aus bürgerschaftlichem Engagement und anteilig auch mit<br />
fachlich motivierter Freiwilligkeit („Ehrenamt“ bis „Übersoll“)<br />
heraus im Interesse zeitgemäßer Entwicklungen im Kooperationskomplex<br />
Jugend/<strong>Kultur</strong>/<strong>Schule</strong>.<br />
ART131: WAS WAR, WAS WIRD? E<strong>IN</strong>E <strong>IN</strong>ITIATIVE<br />
DES BAYERISCHEN KULTURM<strong>IN</strong>ISTERIUMS<br />
Wie im einleitenden Vorwort von Haimo Liebich zitiert, bezieht<br />
sich Artikel 131 der Bayerischen Verfassung auf Bildung einschließlich<br />
auf Kunst, <strong>Kultur</strong> und Medien und versteht sich als<br />
eine Konkretisierung der ebenfalls verfassungsdefinitierten<br />
Ansage: „Bayern ist ein <strong>Kultur</strong>staat“, z. B. durch Künstlerisch-<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung. So wurde die gegründete Stiftung (zunächst<br />
sollte sie „artes“ heißen) doppelsinnig zwischen Kunst und<br />
Staat also „art131“ 1 benannt. Laut Pressemitteilung der damaligen<br />
bayerischen Kultusministerin Monika Hohlmeier (vgl.<br />
2003) wurde die „Kunst- und <strong>Kultur</strong>stiftung für die <strong>Schule</strong>n<br />
ins Leben gerufen – eine bundesweite Aktion“, so heißt es im<br />
Pressetext. Und weiter: „Künstler kommen in Bayerns <strong>Schule</strong>n<br />
– Schlüsselerlebnisse für Bayerns Schülerinnen und Schüler.“<br />
Kultusminister Ludwig Spaenle schreibt aktuell zu den Zielen<br />
und Absichten im Vorwort des Netzauftritts: „Kunst und<br />
<strong>Kultur</strong> tragen entscheidend zur Attraktivität Bayerns bei und<br />
sind damit wichtige Standortfaktoren. Die kulturelle Identität<br />
unseres Landes prägt aber auch ganz wesentlich den landläufigen<br />
Begriff von ‚Heimat’. In unserer zunehmend globalisierten<br />
Welt verspüren viele Menschen wieder ein großes Bedürfnis<br />
nach Heimat und entdecken ihre Wurzeln neu – gerade auch<br />
Kinder und Jugendliche.<br />
1 Siehe www.art131.bayern.de. Hier sind auch alle folgenden Zitate enthalten.<br />
Die Auseinandersetzung mit den Werken bayerischer<br />
Künstler/-innen, mit ihrer Lebenserfahrung, ihrer Weltanschauung,<br />
ihren Idealen und Visionen scheint mir in hervorragender<br />
Weise dazu geeignet, diesem Bedürfnis Rechnung zu<br />
tragen. Diese direkte Begegnung kann einen wertvollen Beitrag<br />
dazu leisten, dass wir unseren jungen Menschen ‚Heimat<br />
geben’ – das gilt möglicherweise ganz besonders für diejenigen,<br />
die aus anderen Ländern zu uns nach Bayern gekommen<br />
sind.“ (art131 2011).<br />
Darum geht es entsprechend des idealen Satzungszwecks<br />
der Stiftung art131:<br />
„Die zentrale Zielsetzung der Stiftung art131 liegt in der<br />
systematischen Verstärkung und praktischen Umsetzung der<br />
Integration von Kunst und <strong>Kultur</strong> in den Lebensraum bayerischer<br />
<strong>Schule</strong>n. Namhafte herausragende Künstler und professionell<br />
<strong>Kultur</strong>schaffende fördern und inszenieren in den Bereichen<br />
Bildende Kunst, Musik, Literatur, Film, Theater und Neue<br />
Medien ungewöhnliche künstlerische Ereignisse.“<br />
Die Mehrwerte <strong>Kultur</strong>eller Bildung, insbesondere in der <strong>Schule</strong><br />
werden besonders betont:<br />
„Der Erwerb künstlerischer Fähigkeiten wirkt sich positiv<br />
auf die Sach- und Methodenkompetenz jedes/-r einzelnen<br />
Schülers/-in aus. Hierzu gehören auch Auswirkungen auf<br />
die Erweiterung der Kenntnisse über <strong>Kultur</strong>, Tradition und<br />
Geschichte, die eigene Bildung, kreative Gestaltungstechniken,<br />
rhetorische Fähigkeiten und das Denken in komplexen<br />
Zusammenhängen.<br />
Ebenso wirkt <strong>Kultur</strong>elle Bildung positiv auf die Sozialkompetenz<br />
der Jugendlichen. Sie fördert die Fähigkeiten<br />
zur Teamarbeit, die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen<br />
Leben, die Bereitschaft zur Verantwortung und den Abbau von<br />
Vorurteilen.“<br />
Die Stiftung art131 ist eine Initiative des bayerischen Kultusministeriums<br />
und wird dort vom Referat für <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
organisiert: „Der Schwerpunkt der Stiftungsarbeit liegt in der<br />
organisatorischen und beratenden Begleitung der Projekte<br />
und in der Moderation zwischen externen <strong>Kultur</strong>schaffenden<br />
und <strong>Schule</strong>. Aufgrund der Verankerung der Stiftung art131<br />
im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />
bildet die Stiftung eine wertvolle Schnittstelle und kann so zu<br />
einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen professionell<br />
<strong>Kultur</strong>schaffenden und <strong>Schule</strong>n beitragen.<br />
Die Projekte werden gemeinsam mit den Künstlern/-innen<br />
generiert und landesweit an den <strong>Schule</strong>n ausgeschrieben;<br />
singuläre Schulveranstaltungen bzw. -projekte können leider<br />
nicht unterstützt werden. Zur Finanzierung der Projekte werden<br />
meist externe Partner und Förderer gesucht.“<br />
Eine Übersicht von Stiftern und Partnern versammelt<br />
zunächst viele kompetente und auch potente (fachlich wie<br />
finanziell) auch sehr einflussreich-erlesene Adressen (entsprechend<br />
www.art131.de aus dem Jahr 2011):
4 8 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />
Akademie an der Einsteinstraße U5 Chor des Bayerischen Rundfunks LBS Bayerische Landesbausparkasse<br />
Akademie der Bildenden Künste<br />
München<br />
Akademie für Lehrerfortbildung<br />
und Personalführung Dillingen<br />
DaimlerChrysler AG Medienpädagogisches<br />
Zentrum München<br />
Deutsche Bank MedienCampus Bayern e.V.<br />
Bavaria Film GmbH E.ON Bayern Mundart Ageh<br />
Bayerische Akademie<br />
der Schönen Künste<br />
Bayerische Architektenkammer Gostner Hoftheater/Jugendheater<br />
HUBERT Nürnberg<br />
Bayerische Landeszentrale<br />
für neue Medien<br />
Bayerischer Rundfunk Initiativgruppe Interkulturelle<br />
Begegnung und Bildung e.V.<br />
Bayerische Staatsgemäldesammlungen Institut für Pädagogik der<br />
Universität Erlangen-Nürnberg<br />
Bayerisches Staatsministerium<br />
für Unterricht und Kultus<br />
Ernst von Siemens Musikstiftung Münchner Rundfunkorchester<br />
Pinakothek der Moderne<br />
Hard Days Night Big Band Pferdeschutzhof Gut Immling e.V.<br />
Institut für Theater- und Medienwissenschaft<br />
der Universität<br />
Erlangen-Nürnberg<br />
Staatl. Hochschule für Musik<br />
und Theater München<br />
Staatl. Hochschule für Fernsehen<br />
und Film München<br />
Städtische Galerie im Lenbachhaus<br />
Bayerisches Staatsschauspiel Junge Münchner Philharmonie e.V. Stiftung Pinakothek der Moderne<br />
Bayern Design Jugendtheater der Landeshauptstadt<br />
München SchauBurg<br />
Süddeutsche Zeitung<br />
Bayern liest e.V. <strong>Kultur</strong>fonds Bayern Sparkasse Ebersberg<br />
Bayern Klassik <strong>Kultur</strong>- und Schulservice München Udo und Anette Brandhorst Stiftung<br />
Berufsverband Bildender Künstler, Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Unsere Oper e.V. – Gut Immling<br />
Landesverband Bayern<br />
Neue Medien e.V.<br />
Biermösl Blosn Landeshauptstadt München vbw-Festivalorchester<br />
Der v. a. aktuelle „Output“ sowie die öffentliche Exzellenz zur<br />
Sache entsprechen derzeit allerdings nicht den Erwartungen<br />
und Ansprüchen, entsprechend der Aktualität nach 2010 und im<br />
Gefolge der Empfehlungen auch der Enquête- Kommission des<br />
Deutschen Bundestags „<strong>Kultur</strong> in Deutschland“ (2007/2008):<br />
„Von Projekten zu Infrastrukturen“ auf allen Ebenen: vor Ort,<br />
kommunal, föderal, national ... Das ist auch das bayerische<br />
Problem <strong>Kultur</strong>eller Bildung, das derzeit auch die im Prinzip so<br />
positive Stiftung art131 fachlich, politisch und ganzheitlichföderal<br />
eher marginalisiert – auf Landesebene und im positiven<br />
Zusammenwirken aller föderalen Akteure in Bayern.<br />
LITERATUR<br />
art131(o. J.): Vorwort von Kultusminister Ludwig Spaenle.<br />
[www.art131.bayern.de/content/stiftung/vorwort.html,<br />
14.3.2011].<br />
Bayerisches <strong>Kultur</strong>ministerium (2003): Pressemitteilung<br />
Nr. 271 vom 8.9.2003.<br />
Deutscher Bundestag (2007): Schlussbericht der Enquête-<br />
Kommission „<strong>Kultur</strong> in Deutschland“. 16. Wahlperiode,<br />
Drucksache 16/7000. Berlin, 11.12.2007.<br />
E<strong>IN</strong> KULTURTAG FÜR <strong>BAYERN</strong>S SCHULEN – E<strong>IN</strong>E<br />
<strong>IN</strong>ITIATIVE DES BAYERISCHEN KULTURM<strong>IN</strong>ISTERIUMS<br />
Überraschend, sozusagen ohne fachlich-öffentliche Beratungen<br />
und partizipative Diskurse der angesprochenen landesweiten<br />
Akteure vorab zur Sache wurde am 1. Februar 2011 im<br />
Amtsblatt der bayerischen Staatsministerien für Unterricht<br />
und Kultus und Wissenschaft und Kunst, Nr. 2, Jg. 2011 folgende<br />
Bekanntmachung vom 15. Dezember 2010 (AZ: III.2–5<br />
S4400.2.6.83409) veröffentlicht bzw. verkündet:<br />
„Der Bayerische Landtag hat am 13. Juli 2010 den Beschluss<br />
gefasst, künftig einen <strong>Kultur</strong>tag an bayerischen <strong>Schule</strong>n einzuführen,<br />
um die <strong>Schule</strong>n in Bayern im Bereich der Vermittlung<br />
kultureller Bildung zu bestärken und die Ergebnisse in<br />
die interessierte Öffentlichkeit zu tragen. Auch die Staatsregierung<br />
misst der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung große Bedeutung bei.<br />
Sie ist Motor gesellschaftlicher Entwicklung, schafft neue<br />
Lernkul turen und fördert den Austausch und das Verständnis<br />
für unterschiedliche Einstellungen und Haltungen. Der <strong>Schule</strong><br />
kommt als Ort der Vermittlung kultureller Bildung eine zentrale<br />
Rolle zu. Das Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />
erlässt für alle staatlichen <strong>Schule</strong>n daher folgende Bekanntmachung:<br />
Ab dem Schuljahr 2010/11 wird an allen allgemein bildenden<br />
<strong>Schule</strong>n des Freistaates Bayern ein ‚<strong>Kultur</strong>tag bayerischer<br />
<strong>Schule</strong>n‘ eingeführt. Die terminliche Festlegung, Orga nisation<br />
und inhaltliche Gestaltung des <strong>Kultur</strong>tages liegen in der
Gestaltungsverantwortung der <strong>Schule</strong>n. Damit soll den unterschiedlichen<br />
Ausgangsbedingungen der <strong>Schule</strong>n und deren<br />
Eigenverantwortlichkeit Rechnung getragen werden. Ziel<br />
des <strong>Kultur</strong>tages kann u. a. der Ausbau künstlerisch-kultureller<br />
Netzwerke sein. Dabei empfiehlt sich eine Zusammenarbeit<br />
der <strong>Schule</strong>n mit externen <strong>Kultur</strong>schaffenden, <strong>Kultur</strong>einrichtungen,<br />
Trägern der freien Jugendarbeit oder Erwachsenenbildung.<br />
Die <strong>Kultur</strong>angebote können dabei sowohl in den<br />
eigenen Schulräumlichkeiten als auch außerhalb der <strong>Schule</strong><br />
wahr genommen werden. Der <strong>Kultur</strong>tag soll auch einer interessierten<br />
Öffentlichkeit Zugang zu den Leistungen der <strong>Schule</strong>n<br />
verschaffen. An den Grund- und Förderschulen entscheidet<br />
über Planung und Durchführung des <strong>Kultur</strong>tages die Lehrerkonferenz<br />
in Abstimmung mit dem Elternbeirat, an den übrigen<br />
Schularten das Schulforum. Im Hinblick auf die Aufsichtspflicht<br />
bei der Durchführung des <strong>Kultur</strong>tages, An- und Rückreisemodalitäten,<br />
den erforderlichen Ausschluss von Schülern/<br />
-innen (Ordnungsmaßnahmen im Sinne des Art. 86 Abs. 2 Satz<br />
1 Nr. 4 BayEUG), den Versicherungsschutz für Schüler/-innen,<br />
Lehrkräfte und sonstige Begleitpersonen wird auf die Bekanntmachung<br />
des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht<br />
und Kultus über Durchführungshinweise zu Schülerfahrten<br />
vom 9. Juli 2010 (KWMBl S. 204) verwiesen. Den nicht staatlichen<br />
<strong>Schule</strong>n wird empfohlen, ebenso zu verfahren.<br />
Diese Bekanntmachung tritt am 1. Februar 2011 in Kraft.<br />
Erhard,<br />
Ministerialdirektor“<br />
Mehr ist aktuell etwa im Rahmen <strong>Kultur</strong>eller Bildung außerschulischer<br />
Kunst-<strong>Kultur</strong>-Medien- und Bildungskontexte und<br />
-strukturen nicht bekannt bzw. auffindbar (Zugriff 14.3.2011):<br />
Zeiten, Kooperationsformen, Themen, Finanzierungen – dies<br />
ist wohl den <strong>Schule</strong>n und Partnern vor Ort gegebenenfalls auch<br />
den Kommunen überlassen, etwa auch der „Appel zum Ausbau<br />
künstlerisch-kultureller Netzwerke“.<br />
QUELLE<br />
Bayerische Staatsministerien für Unterricht und Kultus und<br />
Wissenschaft sowie Kunst (2010): Bekanntmachung, Nr. 2,<br />
Jg. 2011, 15. Dezember 2010 (AZ: III.2-5 S4400.2.6.83409).<br />
[https://www.verkuendung-bayern.de/files/kwmbl/2011/02/<br />
kwmbl-2011-02.pdf, 02.05.2011].<br />
M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G _ 4 9<br />
AUF DEM WEG ZUR KULTURELLEN GANZTAGSBILDUNG<br />
Alexander Wenzlik<br />
Vorstand und Geschäftsführer Pädagogische Aktion (PA)/<br />
Spielen in der Stadt e.V. München<br />
Mit dem Projekt „Auf dem Weg zur kulturellen Ganztagsbildung“<br />
verfolgen die Kooperationspartner die Entwicklung, Durchführung,<br />
Dokumentation und Evaluation eines spartenübergreifenden<br />
kulturpädagogischen Angebotes zur Ganztagsbildung.<br />
Unterrichtsfächer, kulturpädagogische, künstlerische<br />
Angebote der Sparten Tanz, Theater, Bildende Kunst, Musik<br />
und Maßnahmen der Schulsozialarbeit finden in rhythmisierter<br />
Form statt und werden so zu einem integrativen Bildungskonzept<br />
verknüpft, das die Bildungschancen und individuellen<br />
Entwicklungen aller beteiligten Kinder und Jugendlichen spürbar<br />
verbessert.<br />
Die kulturpädagogischen Projekte werden auf die fünf Wochentage<br />
verteilt, in den Vormittagsunterricht integriert und<br />
jeweils mit der Hälfte der Klasse durchgeführt. Dadurch wird<br />
ein an den Grundprinzipien der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung und an<br />
indi viduellen Bedürfnissen orientiertes Arbeiten möglich. Ziel<br />
der künstlerischen Projekte ist neben der Erarbeitung einer<br />
gemeinsamen Aufführung die Vermittlung von grundlegenden<br />
künstlerischen Fertigkeiten in der jeweiligen Kunstsparte, die<br />
Heranführung an Kunst und <strong>Kultur</strong> und die Eröffnung anderer<br />
Ausdrucksmöglichkeiten und Lernformen.<br />
Um die Zusammenarbeit zwischen der <strong>Schule</strong> und „Spielen<br />
in der Stadt“ als außerschulischem Partner möglichst<br />
konstruktiv und gewinnbringend für die Schüler/-innen gestalten<br />
zu können, und um eine gleichberechtigte Partnerschaft<br />
zu verwirklichen, ist die Gestaltung, Steuerung und Organisation<br />
des Ganztags auf folgenden Ebenen institutionalisiert:<br />
>> Das Projekt findet in allen Ganztagsklassen während des<br />
ganzen Schuljahres wöchentlich mit jeweils drei Schul doppelstunden<br />
pro Klasse statt.<br />
>> Jede Klasse unternimmt mindestens einen Ausflug pro<br />
Kunstsparte zu einer kulturellen bzw. künstlerischen Veranstaltung<br />
oder Einrichtung.<br />
>> Die künstlerischen Produkte werden in jedem Jahr im Rahmen<br />
des Theater-/Tanzfestivals „Rampenlichter“ öffentlich<br />
präsentiert.
5 0 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />
>> Zweimal im Monat finden Klassenkonferenzen statt, die<br />
immer von der/-m jeweiligen Klassenleiter/-in und einem/ -r<br />
<strong>Kultur</strong>pädagogen/-in/Künstler/-in geleitet werden und an<br />
denen alle Kinder einer Ganztagsklasse teilnehmen.<br />
>> Die beteiligten Lehrkräfte und <strong>Kultur</strong>pädagogen/-innen<br />
treffen sich zweimal im Monat zu Teambesprechungen.<br />
>> Viermal im Jahr kommen alle Lehrer/-innen und <strong>Kultur</strong>pädagogen/-innen<br />
der Ganztagsklassen mit der Schulleitung,<br />
der Leitung von Spielen in der Stadt und der Schulsozialarbeit<br />
zu einer Ganztagskonferenz zusammen (Planung, Orga nisation,<br />
Reflexion).<br />
>> Schulleitung und Leitung von Spielen in der Stadt treffen<br />
sich in regelmäßigen Abständen für Absprachen bezüglich<br />
der Koordination, Organisation und Planung der Zusammenarbeit.<br />
>> Die Bewerbung der Ganztagsklassen, die Vorstellung des<br />
Projekts an Elternabenden und Elternsprechstunden werden<br />
von den Kooperationspartnern gemeinsam durchgeführt.<br />
>> Es finden regelmäßig Unterrichtsbesuche der <strong>Kultur</strong> pädagogen/-innen<br />
und Besuche von Lehrkräften in den kulturpädagogischen<br />
Angeboten statt.<br />
>> <strong>Kultur</strong>pädagoge/-in und Künstler/-in qualifizieren ihre Arbeit<br />
fortlaufend durch gegenseitige Hospitation mit anschließendem<br />
Feedback und durch kollegiale Beratung.<br />
KONTAKT<br />
>> Pädagogische Aktion (PA)/Spielen in der Stadt e.V.<br />
www.spielen-in-der-stadt.de<br />
>> <strong>Schule</strong> Perlacher Straße<br />
http://perlacher114.npage.de/<br />
MUSIKSCHULE MACHT SCHULE <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />
Peter Pfaff<br />
Bildungsreferent beim Verband Bayerischer Sing-<br />
und Musikschulen (VBSM) e.V.<br />
Stimmige Bildungswege für Kinder und Jugendliche entstehen<br />
durch eine nachhaltig-effektive Bildungsarbeit mit professionellen<br />
Fachlehrkräften. Sie finden sich in der kommunalen<br />
Bildungslandschaft dort, wo die öffentliche Hand verlässliche<br />
Strukturen schafft und die pädagogischen Fachkräfte sich auf<br />
Augenhöhe begegnen.<br />
Leitgedanken zum Bildungsbereich Musik<br />
>> Eine strukturelle Vernetzung von Familie, Kindertages einrichtung,<br />
Musikschule und allgemein bildender <strong>Schule</strong> wird<br />
dann Erfolg haben, wenn die Qualität der Beziehung stimmt.<br />
Die beteiligten Menschen müssen fachlich, organisa torisch<br />
und auf persönlicher Ebene gut zusammenarbeiten können.<br />
>> Die öffentlichen Musikschulen und ihre ausgebildeten Lehrkräfte<br />
sind auf dem Feld der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung prädestiniert,<br />
mit pädagogischem Geschick und künstlerischer<br />
Authentizität, das Bildungsnetzwerk zu knüpfen und belastbar<br />
zu machen.<br />
>> Musikschul-Lehrkräfte sollen regelmäßig, stundenweise im<br />
pädagogischen Team von Kita und <strong>Schule</strong> mitarbeiten können,<br />
dort fachgerecht Anleitung geben und gleichzeitig die<br />
Anschlussfähigkeit der Kinder sicherstellen.<br />
Bayerische Musikschulen sind offen für alle, arbeiten stringent<br />
und stiften Identität. Mit dem interdisziplinären Rückhalt<br />
im Kollegium ihrer öffentlichen Institution können<br />
Musikschulpädagogen/-innen im musikalischen Bildungsprozess<br />
eine „Motorfunktion“ übernehmen und für Transmission<br />
sorgen. Wo es gelingt, sie zu fachlichen Begleitern/-innen auf<br />
dem musikalischen Bildungsweg zu machen, dort werden alle<br />
Beteiligten profitieren. Insbesondere aber werden die Kinder<br />
zu Gewinnern in ihrer kommunalen Bildungslandschaft.<br />
Eine Musik-Allianz im Flächenland Bayern muss auf die<br />
Menschen und ihre Potenziale setzen. Bewährte Modelle können<br />
inspirieren, didaktische Programme ein Hilfsmittel sein<br />
– die Initiative vor Ort aber und die passende Form, musikalische<br />
Bildung umzusetzen, soll den Musikschulen mit ihren<br />
pädagogisch und künstlerisch qualifizierten, professionellen<br />
Fachkräften überlassen sein.<br />
Mögliche Kooperationsangebote<br />
von bayerischen Musikschulen in Kitas und <strong>Schule</strong>n<br />
Musikalische Grundlagenbildung: Musik-Sprache-Bewegung<br />
>> Elementare Musikpädagogik als Querschnittsaufgabe der<br />
Bereiche Musik, Sprache und Bewegung – regelmäßig angeleitet<br />
durch speziell ausgebildete Fachlehrkräfte der<br />
Musikschule, integriert in die pädagogische Konzeption<br />
der Kita, im Team mit den Erzieher/-innen, innerhalb der<br />
Buchungszeit, für alle Kinder.<br />
>> Insbesondere zwei Jahre vor Einschulung, in Kita-Gruppenstärke,<br />
bis ca. 25 Kinder möglich.<br />
>> Elementares Musizieren mit dem eigenen Körper, Aufgreifen<br />
der Elementaren Musikpädagogik von der Kita her, Rhythmik,<br />
Tanz, Bewegung.<br />
>> Alle Klassenstufen, in Großgruppen möglich.<br />
>> Singen in Singklassen als Einstieg in das Musizieren mit der<br />
Stimme in Verbindung mit einer praxisbezogenen musikalischen<br />
Grundausbildung, Kinderchor, Stimmbildung.<br />
>> Alle Klassenstufen, Gruppengröße klein bis sehr groß.<br />
>> Tanz: Bewegungspädagogik und künstlerischer Ausdruck.<br />
>> Alle Klassenstufen, Gruppengröße klein bis sehr groß.<br />
>> Klassenmusizieren mit Blas-, Streich- oder Schlaginstrumenten.<br />
>> Auch klassenübergreifend, bis 30 Schüler/-innen, Dauer:<br />
2 Jahre.<br />
>> Inklusion von Kindern mit Behinderung oder sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf in Musiziergruppen, die durch speziell<br />
ausgebildete Musikschullehrkräfte angeleitet werden.<br />
Alle Klassenstufen, in Großgruppen bis zu ca. 15 Schülern/<br />
-innen möglich.<br />
Ensemble<br />
>> Instrumentalensembles und Chöre: Spielkreise, Orchester,<br />
Kammermusik, Big Band, Bands. Je nach den Möglichkeiten<br />
vor Ort mehr oder minder intensiv möglich.<br />
>> Musiktheater als kontinuierlich, aufbauende Arbeit oder in<br />
Projekten.<br />
>> In Größe und Zielgruppe sehr variabel, zeitlich begrenzt mit<br />
Aufführung als Ziel.<br />
>> Weiterführende Angebote (extern getragen – evtl. schul intern<br />
verortet).
Kurse in Gehörbildung und Theorie: möglichst praxisnah und<br />
anwendungsbezogen<br />
>> (als Ergänzung zum Neigungsfach Musik mit spezieller<br />
Bedeutung für das Gymnasium).<br />
>> Instrumentalunterricht der Musikschule (freiwillig – je nach<br />
den Verhältnissen vor Ort, schwerpunktmäßig nachmittags).<br />
>> Übungsmöglichkeiten für Musikschüler/-innen an der allge<br />
mein bildenden <strong>Schule</strong> bzw. Musikschule. In Freistunden<br />
(lediglich von den räumlichen Gegebenheiten abhängig,<br />
kaum Zusatzkosten).<br />
Zentrale Erfolgsfaktoren: Regelungsbedarf<br />
>> Die Bildungspartner müssen zur Sicherung von Qualität<br />
und Nachhaltigkeit auf maßgebliche Vorgaben verpflichtet<br />
werden. Das sind Leitlinien und Qualitätskriterien hinsichtlich<br />
– des pädagogischen Ansatzes (Bildungspläne, Lehrpläne),<br />
– der kulturellen Vielfalt und der Methodenvielfalt,<br />
– des adäquaten Umgangs mit Heterogenität,<br />
– der Regelmäßigkeit,<br />
– der Ausbildung des eingesetzten Fachpersonals,<br />
– der Arbeit im Tandem von Musikschullehrkraft und Erzieher/<br />
-in/Lehrkraft der <strong>Schule</strong>.<br />
>> Die Kooperationen sollen für die Kooperationspartner freiwillig<br />
sein, hinsichtlich ihrer Inanspruchnahme und Gewichtung.<br />
>> Die öffentlichen Musikschulen brauchen Planungssicherheit<br />
hinsichtlich des für Kooperationsprojekte einzurichtenden<br />
Personalstandes.<br />
– Die Musikschule muss im Rahmen der Personalausstattung<br />
für solche Lehrkräfte, die regelmäßig stundenweise<br />
im Kollegium einer Kita oder <strong>Schule</strong> mitarbeiten, ein Kooperationskontingent<br />
definieren können.<br />
– Dazu ist eine verlässliche, kostendeckende und ganzjährige<br />
Personal- und Sachkostenförderung durch die öffentliche<br />
Hand erforderlich.<br />
Musikschulen/Schüler/-innen/Wochenstunden/Lehrkräfte<br />
213 gemeinnützige Sing- und Musikschulen mit 850 beteiligten<br />
Gemeinden, Märkten und Städten sind Mitglied im VBSM;<br />
Sing- und Musikschulen werden entweder als kommunale<br />
Einrichtungen geführt (Träger: Stadt/Gemeinde/Landkreis/<br />
Zweckverband) oder in der Trägerschaft eines gemeinnützigen,<br />
eingetragenen Vereins.<br />
Aktuelle Statistik: 139 100 Schüler/-innen, 181500 Fachbelegungen,<br />
67 250 Wochenstunden, 5000 haupt- und nebenberufliche<br />
Lehrkräfte (Stand: 01.01.2010).<br />
Auftrag der Sing- und Musikschulen –<br />
Musikplan der Bayerischen Staatsregierung<br />
„Sing- und Musikschulen sollen die Bevölkerung, insbeson dere<br />
die Jugend, zum Singen und Musizieren führen. Sie stellen ein<br />
breitgefächertes Angebot an Grundfächern, an Vokal- und<br />
Instrumentalunterricht sowie an Ensembleunterricht bereit.<br />
Ihr Schwerpunkt liegt auf der musikalischen Breitenförderung.<br />
Darüber hinaus können sie auch die Voraussetzungen für ein<br />
Musikstudium schaffen. Sie ergänzen so den Unterricht an den<br />
allgemeinbildenden <strong>Schule</strong>n.“ (Bayerische Staatsregierung, 2.<br />
Bayerischer Musikplan 1989).<br />
M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G _ 5 1<br />
Vorschläge zur Weiterentwicklung der Musikschulen im Bayerischen<br />
Musikplan:<br />
>> Flächendeckender Auf- und Ausbau der Sing- und Musikschulen<br />
– durch Kooperation der Kommunen untereinander,<br />
– durch Entwicklung geeigneter Trägerschafts-, Organi sations-<br />
und Finanzierungsmodelle,<br />
– durch Hebung des Anteils der hauptberuflich Beschäftigten,<br />
– durch Bereitstellung geeigneter öffentlicher Gebäude und<br />
Räume für Musikschulen;<br />
>> Förderung der Sing- und Musikschulen durch angemessene<br />
und kalkulierbare staatliche Zuschüsse;<br />
>> Kooperation der Sing- und Musikschulen mit den allgemein<br />
bildenden <strong>Schule</strong>n und mit der beruflichen und der Laienmusik.<br />
Bezeichnung „Musikschule“ in Bayern<br />
geschützt: Sing- und Musikschulverordnung<br />
Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus<br />
hat in der „Sing- und Musikschulverordnung“ vom 17.08.1984<br />
(GVBl. Nr. 16/1984, S. 290) festgelegt, unter welchen Voraussetzungen<br />
die Bezeichnung „Singschule“ und „Musikschule“<br />
geführt werden darf. Dies betrifft insbesondere den fachlichen<br />
Aufbau und das instrumentale Angebot, die Beschäftigung von<br />
ausgebildeten Fachkräften, geordnete Rechtsverhältnisse für<br />
die Beschäftigung des Lehrpersonals und den inneren Betrieb<br />
der Musikschule sowie die Berücksichtigung sozialer Gesichtspunkte<br />
bei der Gebührengestaltung.<br />
Die Sing- und Musikschulverordnung wurde aufgrund einer<br />
Ermächtigung im Bayerischen Gesetz über das Erziehungs-<br />
und Unterrichtswesen erlassen. Die staatliche Schulaufsicht<br />
über die Sing- und Musikschulen üben die Regierungen aus.<br />
Finanzierung der bayerischen Musikschulen 2009<br />
(Gesamthaushalt: 132,2 Mio. €)<br />
Eltern: 58,3 Mio. € = 44,1% der Gesamtausgaben<br />
Kommunen: 57,3 Mio. € = 43,3% der Gesamtausgaben<br />
Freistaat: 12,4 Mio. € = 11,0% der Lehrpersonalausgaben<br />
Ein Schwerpunkt in der Verbandsarbeit<br />
Die Partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Kindertagesstätten,<br />
den allgemein bildenden <strong>Schule</strong>n und den Vereinigungen<br />
des Laienmusizierens.<br />
KONTAKT<br />
Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen (VBSM) e.V.<br />
Geschäftsstelle und Beratungsstelle für das<br />
bayerische Musikschulwesen<br />
info@musikschulen-bayern.de<br />
www.musikschulen-bayern.de
5 2 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />
JUGENDKUNSTSCHULE MACHT SCHULE –<br />
DIE EIGENE IDEE AUF EIGENES RISIKO<br />
Katharina Steppe<br />
<strong>Kultur</strong>pädagogin, Leiterin Jugendkunstschule Palette<br />
Augsburg, Vorsitzende, Landesverband der Jugendkunstschulen<br />
und kulturpädagogischen Einrichtungen<br />
in Bayern (LJKE) e.V.<br />
Kunstschulen sind Partner von <strong>Schule</strong> – die Praxis blickt<br />
bereits auf mehr als 20 Jahre zurück. Die Kooperation muss<br />
also noch andere Gründe haben, als den „Ganztag“:<br />
Von der Vergleichbarkeit wieder hin zur Unvergleichlichkeit<br />
Kunst ist Arbeiten mit unbekanntem Ausgang, <strong>Schule</strong> ist zielgerichtet<br />
und muss es sein:<br />
Kunstschulen bieten Schutzraum für das Ziellose, fördern<br />
das Arbeiten ohne Gebrauchsanweisung und laden ein zu<br />
Leistung aus Begeisterung. Wenn Schülerfragen sich entwickeln<br />
vom eintrainierten „Stimmt das so? Ist das so richtig?“<br />
über das ungläubige „Darf man auch machen, was man will?“<br />
und Schüler/-innen irgendwann wieder lernen, was sie selbst<br />
wollen – dann hat das Schulleben einen neuen Aspekt wiedergewonnen,<br />
dann ist Bildung wieder „ganz“.<br />
Etwa 60 Einrichtungen sind in die LJKE eingebunden:<br />
Wie sehen die Kooperationen aus?<br />
>> Ortswechsel: Kunstschulen arbeiten mit Schulgruppen<br />
außerhalb von <strong>Schule</strong>, in den eigenen Ateliers und in Museen;<br />
„nur ein Katzensprung, und der Wechsel ermöglicht andere<br />
Verhaltensweisen“.<br />
>> Sie vermitteln zwischen innen und außen und holen die<br />
Schüler/-innen mit Kunst- und Ausstellungsprojekten in<br />
einen öffentlichen Raum oder binden sie in örtliche Netzwerkprojekte<br />
ein.<br />
>> Kunstschulen bleiben am Thema in Projekten zwischen 6<br />
Wochen und 2 Jahren.<br />
>> Sie kommen an <strong>Schule</strong> und ermöglichen ein Mehr an Personen,<br />
ein Mehr an Zeit, ein Mehr an Raum, ein Mehr an Material.<br />
>> Know-how von außen: sie vermitteln Handwerksmeister als<br />
Partner.<br />
>> Sie bieten eine Ausdrucksmöglichkeit jenseits der Sprache:<br />
Deutsch kann ich noch nicht, aber vielleicht Hundertwasser.<br />
>> Sie stellen sich aktuellen Themen: Gewalt-Prävention, Projekte<br />
für Nachhaltige Entwicklung oder Aids-Prävention und<br />
Gesundheitserziehung.<br />
Angebotsformen<br />
Bildnerisches Gestalten, Plastisches Gestalten, Fotografie,<br />
Film, Digitale Medien, Textilkunst, Design, Interdisziplinäre<br />
Angebote, in Haupt- und Förderschulen, in berufsvorbereitenden<br />
Maßnahmen, in Grundschulen, in Ganztags-Bausteinen, in<br />
Realschulen und (wenig) auch in Gymnasien.<br />
Unterrichtsalltag durchbrechen, Unterrichtsalltag bereichern<br />
Wie das funktioniert? Jedes Kind hat sein eigenes Können, jede<br />
Klasse hat ihren Charakter, jede <strong>Schule</strong> ihr eigenes Gesicht.<br />
Thema und Zeitraum werden jeweils individuell mit der Lehrkraft<br />
abgestimmt. Die Kunstschulen übernehmen Konzeptarbeit,<br />
Planung, Materialbeschaffung und Durchführung der<br />
Kunstprojekte.<br />
Realisierung<br />
Mischfinanzierungen aus kommunaler Unterstützung ( größter<br />
Anteil), Jugendkunstschulmittel, Mittel der einzelnen <strong>Schule</strong>n,<br />
der Fördervereine an <strong>Schule</strong>n, Elternbeiratsmittel; zum<br />
geringsten Teil aus staatlichen Mitteln, z. B. aus der Ganztagsschulförderung.<br />
Vorsicht!<br />
Die Alltagspraxis der bayerischen Einrichtungen zeigt, dass<br />
sich der staatliche Bildungssektor in der Kooperation mit<br />
Kunstschulen „reformiert“ – finanziert wird das absurderweise<br />
aber durch die freien Träger!<br />
Kontakt<br />
Landesverband der Jugendkunstschulen<br />
und kultur pädagogischen Einrichtungen in Bayern (LJKE) e.V.<br />
www.ljke-bayern.de<br />
RUNDFUNK MACHT SCHULE <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />
Marion Glück-Levi<br />
Vorsitzende der Stiftung Zuhören und Abteilungsleiterin<br />
Bildungsprojekte Bayerischer Rundfunk<br />
Elisabeth Utz<br />
Projektleitung „Ohrenspitzen“ und „München hören“,<br />
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising<br />
1. Bildungsprojekte des Bayerischen Rundfunks –<br />
Studio statt <strong>Schule</strong><br />
Der Bayerische Rundfunk (BR) bietet mit seinen Bildungsprojekten<br />
ein interessantes Angebot für Schüler/-innen und<br />
Lehrer/-innen. Bei den vielen Projekten stehen die Stärkung<br />
von Medienkompetenz sowie die Förderung von Kreativität bei<br />
den Jugendlichen und Lehrkräften im Vordergrund.<br />
In dem Projekt „TurnOn-Radio in der <strong>Schule</strong>“ werden Schüler/<br />
-innen von professionellen Mediencoaches des BR unterstützt,<br />
welche ihnen bei der Umsetzung eines Schulradios helfen. In<br />
Workshops erfahren die Jugendlichen das grundlegende journalistische<br />
Handwerkszeug und werden ein Jahr lang in das Berufsfeld<br />
„Medien“ eingeführt. Die besten TurnOn-Beiträge werden<br />
anschließend von einer fachkundigen Jury prämiert.<br />
Beim „TurnOn“-Schulradiotag haben Jugendliche die Gelegenheit,<br />
die „TurnOn“-<strong>Schule</strong>n sowie die Radioprojekte des BR<br />
besser kennen zu lernen. Die Schüler/-innen können sich dort<br />
Tipps von erfahrenen Schulredaktionen holen und in Workshops<br />
erste Erfahrungen mit dem Medium Radio machen.<br />
Einen eigenen Stadt-, Museums- oder Gedenkstättenführer können<br />
Kinder und Jugendliche im Rahmen des Projektes „Audioguides“<br />
erstellen. Die Schüler/-innen lassen sich von dem inspirieren,<br />
was sie in ihrem Heimatort, in einem Museum oder in einer<br />
Ausstellung sehen. Anschließend vertonen sie ihre Eindrücke mit<br />
Hilfe der Mediencoaches des BR, was einzigartige Audioguides<br />
entstehen lässt.
Entscheidungshilfe bei der Berufswahl leistet das Projekt<br />
„Jobcast“. Für Jugendliche ist es oft schwer, aus über 300 anerkannten<br />
Ausbildungsberufen das individuell passende Berufsbild<br />
herauszufinden. Daher erstellen Schüler/-innen von<br />
Haupt- und Berufsschulen akustische und visuelle Portraits<br />
zu ihren zukünftigen Berufen, welche anschließend im Web<br />
veröffentlicht werden.<br />
Das kulturelle Miteinander verstehen zu lernen, Vorurteile abzubauen<br />
und Freundschaften zu knüpfen, ist Ziel des Projektes<br />
„Lebenswelten“. Hier tauschen Schüler/-innen für einen Tag<br />
ihren Alltag mit Mitschülern/-innen aus einem anderen <strong>Kultur</strong>kreis<br />
und bekommen so Einblick in eine andere Lebenswelt.<br />
Auch für Lehrkräfte hat der BR einiges zu bieten. Das Programm<br />
von „BR <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ enthält ein umfangreiches Angebot an<br />
Veranstaltungen und Fortbildungen. In Workshops haben die<br />
Lehrkräfte die Möglichkeit zu erlernen, wie sie spannende<br />
Medienprojekte mit ihren Schülern/-innen umsetzen können<br />
oder wie der Unterricht mithilfe von Hörspielen lebendiger<br />
gestaltet werden kann.<br />
KONTAKT<br />
Bayerischer Rundfunk, Bildungsprojekte<br />
www.br.de/bildungsprojekte<br />
2. Stiftung Zuhören: Zuhören <strong>macht</strong> klüger<br />
„Die Gesellschaft wird durch Millionen von Gesprächen gebildet.<br />
Wenn ein Mensch seine Geschichte erzählen kann, wird<br />
er Teil einer Gesellschaft. Wem man nicht zuhört, der existiert<br />
nicht.“ (Henning Mankell, Theaterregisseur und Schriftsteller)<br />
Die Fähigkeit des Zuhörens hat Auswirkungen auf alle Bereiche<br />
des gesellschaftlichen Lebens: auf die Kommunikation, auf das<br />
soziale Miteinander sowie auf die Sprach- und Sprechfähigkeit<br />
und damit auch auf das Selbstbewusstsein. Zuhören können<br />
verhilft dazu, Informationen auch durch Medien auszuwählen<br />
und zu verarbeiten und damit zur Teilhabe an Bildungsprozessen<br />
– letztlich am gesellschaftlichen, politischen und kulturellen<br />
Leben. Ziel der Stiftung Zuhören als führende Organisation<br />
der Zuhörförderung in Deutschland ist es, die Schlüsselkompetenz<br />
des Zuhörens in den Zusammenhängen von <strong>Kultur</strong>, Wirtschaft<br />
und Medien zu fördern.<br />
Seit ihrer Gründung im Jahr 2002 gelingt es der Stiftung Zuhören,<br />
in Kooperation mit den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten,<br />
den Landesmedienanstalten und erfolgreichen<br />
Partnern aus verschiedenen Bereichen von der Mitte der Gesellschaft<br />
aus in die Gesellschaft hineinzuwirken. Hauptaugenmerk<br />
der Stiftungsarbeit ist die Förderung des Zuhörens<br />
sowie der Dialogfähigkeit in allen gesellschaftlichen Bereichen.<br />
Beginnend mit den „ganz Kleinen“ gibt es speziell für Krippen<br />
und Kindergärten Projekte, wie die „Hörclubs“ und „Ohren<br />
spitzen“, in denen das bewusste Zuhören der Kinder geschult<br />
wird. Zudem werden auch Erziehern/-innen Fort- und Weiterbildungen<br />
zur Zuhörförderung angeboten. Speziell für <strong>Schule</strong>n<br />
und Jugendeinrichtungen gibt es Angebote, bei denen besonderer<br />
Wert auf eine interaktive Einbindung der Jugend lichen<br />
und die Vermittlung von Medienkompetenz gesetzt wird. So<br />
können Jugendliche in Zusammenarbeit mit professionellen<br />
Mediencoaches selbstständig Audioguides erstellen, in denen<br />
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sie über Museen, Gedenkstätten oder ihre BR Heimatstadt<br />
berichten oder beim Radiowettbewerb „Earsinn“ gemeinsam<br />
mit ihren Lehrern/-innen einen eigenen Radiobeitrag produzieren.<br />
Speziell für Hauptschüler/-innen bietet das Projekt „Mit<br />
Sprechen durchstarten“ durch gezielte Förderung die Möglichkeit<br />
zur Verbesserung ihrer Sprach- und Lernkompetenz. Auch<br />
im Bereich von Familie und Gesellschaft ist die Stiftung Zuhören<br />
aktiv. In Zusammenarbeit mit unterschiedlichen gesellschaftlichen<br />
Akteuren bietet die Stiftung ein breites Angebot<br />
an wechselnden Tagungen, Symposien und Fortbildungen zu<br />
Themenbereichen wie Wirtschaft und Gesundheit.<br />
Die Arbeit in den Projekten und deren Ergebnisse bestärkt<br />
die Stiftung darin, mit ihrem übergeordneten Ziel, zu einer zuhörerfreundlichen<br />
Gesellschaft beitragen zu wollen, auf dem<br />
richtigen Weg zu sein.<br />
KONTAKT<br />
Stiftung Zuhören<br />
www.stiftung-zuhoeren.de<br />
MUSEUM UND SCHULE –<br />
E<strong>IN</strong>E LANGE, ERFOLGREICHE PARTNERSCHAFT<br />
Hannelore Kunz-Ott<br />
Referentin für Museumspädagogik,<br />
Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen<br />
Regine Leipold<br />
Vorstand, Landesarbeitskreis Museumspädagogik Bayern e.V.<br />
Die unmittelbare Begegnung mit originalen Zeugnissen der<br />
Kunst und <strong>Kultur</strong>, Technik und Natur in Museen und Ausstellungen,<br />
die Kenntnis der eigenen, aber auch fremden Geschichte<br />
entwickelt und fördert soziale, kommunikative und kreative<br />
Fähigkeiten. Sie schafft Orientierungsgrundlagen in der Auseinandersetzung<br />
mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.<br />
Gerade für junge Menschen sind deshalb kulturelle und ästhetische<br />
Erfahrungen unabdingbar für die Entwicklung von<br />
Urteilsvermögens und Kreativität. In den „Schatzhäusern“ der<br />
Museen können vielfältige, kulturelle und ästhetische Erfahrungen<br />
auf intensive und unterhaltsame Weise erlebt werden.<br />
Kinder und Jugendliche stehen nicht nur staunend vor den<br />
authentischen Objekten, sie gehen in vielfältigen Programmangeboten<br />
der bayerischen Museen produktiv mit diesem<br />
kulturellen und künstlerischen Erbe um. Indem sie spielend<br />
und fantasievoll die Exponate mit ihrer Lebenswirklichkeit verknüpfen<br />
können, eignen sie sich Kunst, Geschichte und <strong>Kultur</strong><br />
kreativ an. Vielfältige Aneignungsmethoden, vom Betrachten<br />
und Beschreiben bis hin zum forschenden Lernen, regen die<br />
jungen Menschen an, wecken ihre Neugierde und ihren Entdeckergeist.<br />
Der Landesarbeitskreis Museumspädagogik Bayern e.V. sieht<br />
es dabei als eine seiner primären Aufgaben an, die Museen als<br />
außerschulischen Lernort zu verankern. In kontinuierlichen<br />
Fortbildungen werden die neuen Entwicklungen an <strong>Schule</strong>n,<br />
z. B. die Ganztagsschule, die W+P-Seminare (W+P = Wissenschaften<br />
und Projekte) im G8, deren Chancen und Notwendigkeit<br />
einer sich verändernden Zusammenarbeit diskutiert
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und neue Modelle entwickelt. Im „Projektlabor Museumspädagogik“<br />
werden Museen darüber hinaus gezielt gefördert, ihre<br />
Schulprogramme zu evaluieren und zielgruppenorientiert zu<br />
verbessern.<br />
KONTAKT<br />
Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen<br />
www.museen-in-bayern.de<br />
Landesarbeitskreis Museumspädagogik Bayern e.V.<br />
www.museumspaedagogik.org<br />
MUSEUMSPÄDAGOGISCHES ZENTRUM<br />
Verena Eckardt<br />
Promoviert, Studium Geschichte und Deutsch an der Ludwig-<br />
Maximilians-Universität München, seit 2010 am Museums-<br />
Pädagogischen Zentrum zuständig für Öffentlichkeitsarbeit<br />
Das Museums-Pädagogische Zentrum München (MPZ) wurde<br />
1973 gegründet und ist eine Einrichtung des Freistaates Bayern<br />
und der Landeshauptstadt München. Seit dem Jahr 2010<br />
wird es von Dr. Josef Kirmeier (Kunsthistoriker) geleitet. Die<br />
Referenten/-innen des MPZ sind ausgebildete Pädagogen/-innen<br />
und Fachwissenschaftler/-innen, die auf die altersgemäße und<br />
didaktische Vermittlung spezialisiert sind.<br />
Das MPZ bietet in den kunst- und kulturhistorischen sowie<br />
den naturwissenschaftlichen Museen und Sammlungen Münchens<br />
und auch bayernweit Führungen für Schulklassen und<br />
Kindergartengruppen, Fortbildungen für Lehr- und Erziehungskräfte<br />
sowie im Freizeitbereich Veranstaltungen für Kinder,<br />
Jugendliche, Familien und Erwachsene an. Der Schwerpunkt<br />
liegt auf dem Angebot für Schulklassen aller Schularten (auch<br />
Berufs- und, in letzter Zeit verstärkt, Hauptschulen) und aller<br />
Jahrgangsstufen sowie Kindergartengruppen. Damit befindet<br />
sich das MPZ an der Schnittstelle zwischen der Bildungseinrichtung<br />
<strong>Schule</strong> und dem Museum als kultureller Einrichtung.<br />
Die Führungen für Schulklassen sind speziell auf die Voraussetzungen<br />
und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen<br />
abge stimmt und orientieren sich an den Lehrplänen. Der<br />
Museumsbesuch soll die Entdeckerfreude und Kreativität der<br />
Kinder und Jugendlichen anregen. Häufig schließen sich an die<br />
Führungen praktische Arbeiten in einem der MPZ-Studios an,<br />
wie z. B. Malen, Zeichnen und Werken, szenisches Spiel oder<br />
naturwissenschaftliches Experimentieren. Zielgerichtetes<br />
Lernen und Tun werden miteinander verbunden, und auch der<br />
Spaß soll nicht zu kurz kommen.<br />
In enger Zusammenarbeit mit Sozialpädagogen/-innen und<br />
Erziehern/-innen hat das MPZ ein altersgerechtes Führungsangebot<br />
für Kindergartengruppen entwickelt, das auf die<br />
frühpädagogischen Erkenntnisse und Erfordernisse zugeschnitten<br />
ist. Die Kinder werden angeregt, nicht nur genau zu<br />
schauen und zuzuhören, sondern auch selbst aktiv zu werden.<br />
Sie entdecken, forschen und experimentieren und setzen<br />
dabei Erlebtes kreativ um.<br />
Das MPZ ist eine offiziell anerkannte Fortbildungseinrichtung<br />
des Freistaates Bayern und der Landeshauptstadt München.<br />
Etwa 3700 Lehrkräfte aller Schularten, Teilnehmer/-innen<br />
von Studienseminaren sowie Erzieher/-innen nahmen im Jahr<br />
2010 Fortbildungsangebote des MPZ wahr.<br />
Für zahlreiche Museen entwickelt das MPZ als Partner umfangreiche<br />
didaktische Angebote. Auf Anfrage bietet es eine<br />
Beratung von Museen bei didaktischen Fragen zur Gestaltung<br />
von Sonder- und Dauerausstellungen zugunsten einer besucherorientierten<br />
Vermittlung an. Darüber hinaus übernimmt<br />
das MPZ die Schulung von Führungspersonal im Bereich der<br />
Museumspädagogik.<br />
Thematische Handreichungen des MPZ sollen Museumsbesuche<br />
unterstützen. In den Veröffentlichungen werden<br />
Sach informationen didaktisch aufbereitet. Je nach Zielgruppe<br />
erscheinen Arbeitshefte, Themenbände zu Museen oder<br />
Handbücher zur Museumspädagogik. Besonderer Beliebtheit<br />
erfreuen sich die Juniorkataloge für Kinder und Jugendliche.<br />
Das MPZ arbeitet u. a. zusammen mit dem Staatsinstitut für<br />
Schulqualität und Bildungsforschung München, dem Pädagogischen<br />
Institut der Landeshauptstadt München, der Akademie<br />
für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen,<br />
dem Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt<br />
München und dem Kunst- und <strong>Kultur</strong>pädagogischen Zentrum<br />
der Museen in Nürnberg.<br />
KONTAKT<br />
Museums-Pädagogisches Zentrum<br />
medien@mpz.bayern.de, www.mpz.bayern.de
DENKMAL UND SCHULE <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong> ALS ERLEBNIS<br />
Wolfgang Weise<br />
Architekt, der den Verband der Deutschen Architekten-<br />
und Ingenieur-Vereine ( DAI ) im Nationalkomitee für Denkmalschutz<br />
vertritt, Projektleitung von Denkmalschulen<br />
Das Projekt „Denkmal und <strong>Schule</strong>“ existiert seit 2007 mit materieller<br />
Unterstützung des Kultusministeriums. Denkmalfachleute<br />
– meist Architekten/-innen aber auch Restaurateure/<br />
-innen – sensibilisieren Grundschüler/-innen für die Denkmäler<br />
vor Ort. Bisher sind fast 120 Projekte in über 80 <strong>Schule</strong>n durchgeführt<br />
worden. 16 Beispiele sind in dem über 200 Seiten<br />
starken Buch „Erlebnis Denkmal“ dargestellt, das allen bayerischen<br />
Grundschulen zugesandt wurde. Behandelt wurden<br />
viele verschiedene Baudenkmäler, wie Bauern-, Wohn- und<br />
Handwerkerhäuser, Kirchen, Burgen, Schlösser, Brücken, Gartendenkmäler<br />
und Ensemble.<br />
Die Denkmalfachleute leisten etwa 15 Stunden ehrenamtliche<br />
und unentgeltliche Arbeit für ihr Projekt, das folgendermaßen<br />
ablaufen kann:<br />
>> Ein bis zwei Schulstunden Information über die Denkmäler<br />
im Nahbereich der <strong>Schule</strong>. Hierbei soll deutlich werden, aus<br />
welcher Vielfalt die identitätsstiftende Denkmallandschaft<br />
besteht.<br />
>> Eine zwei Schulstunden umfassende Führung durch ein<br />
Denkmal für Denkmaldetektive und Spurensicherer.<br />
>> Ein bis zwei Schulstunden praktische Beispiele aus der Erhaltungspraxis<br />
eines Denkmals und Beantwortung von Fragen<br />
zum Beruf des/-r Architekten/-in, Ingenieurs/-in sowie des/-r<br />
Handwerkers/-in. Hierbei soll u. a. auch deutlich werden, dass<br />
Fachleute aus „dem alten Glump“ zu tragbaren Preisen etwas<br />
machen können.<br />
Die beteiligten Lehrkräfte sorgen dafür, dass die Schüler/<br />
-innen mit ihren eigenen Kräften etwas für die Denkmäler tun<br />
können. Häufig wird ein Rundgang zu den Denkmälern in der<br />
Umgebung der <strong>Schule</strong> ausgearbeitet, der auch veröffentlicht<br />
wird, oder eine Denkmalrallye wird organisiert. Manchmal wird<br />
auch Geld gesammelt; es wurden auch schon Kalender mit<br />
Denkmalmotiven gefertigt etc.<br />
KONTAKT<br />
>> Denkmal und <strong>Schule</strong><br />
info@denkmalschulen.de, www.denkmalschulen.de<br />
>> Architektenkammer<br />
www.byak.de<br />
FACHVERBAND FÜR KUNSTPÄDAGOGIK <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />
Barbara Lutz-Sterzenbach<br />
Kunstpädagogin Vorsitzende des Fachverbandes<br />
für Kunstpädagogik in Bayern (BDK) e.V.<br />
Im Jahr 2009 richtete der Fachverband für Kunstpädagogik<br />
BDK e.V. in Bayern seine Petition an den Landtag: „Mehr Zeit<br />
und Raum für den Kunstunterricht an den bayerischen <strong>Schule</strong>n“.<br />
Diese Petition wurde abgelehnt, obwohl sich das Forum<br />
Bildungspolitik in Bayern mit seinen in dem Jahr bestehenden<br />
35 Verbänden und Organisationen – u. a. Bayerischer Lehrer-<br />
und Lehrerinnenverband (BLLV), Bayerischer Elternverband<br />
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(BEV), Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung (LKB:BY) – allen<br />
Maßgaben angeschlossen hatte.<br />
Unsere Forderungen sind nach wie vor hoch aktuell, die<br />
einseitige Betonung der M<strong>IN</strong>T-Fächer (Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaft und Technik) hat sich zuungunsten der<br />
ästhetischen Fächer an den <strong>Schule</strong>n weiter durchgesetzt.<br />
Es ist Zeit für einen neuen Vorstoß und ein neues wirksames<br />
Bündnis für mehr Zeit und Raum für den Kunstunterricht an<br />
bayerischen <strong>Schule</strong>n.<br />
Kunst an Grundschulen, Realschulen und Gymnasien:<br />
Wie steht die Kunst an der Realschule in Bayern im Moment da?<br />
In den unteren Jahrgangsstufen 5 und 6 ist der Kunstunterricht<br />
sowohl lehrplanmäßig als auch im Stundenmaß gut in den<br />
Gesamtunterricht integriert. Kunst ist bei den Schülern/-innen<br />
sehr beliebt und wird vielfältig und engagiert seitens der Lehrkräfte<br />
umgesetzt.<br />
Ab der 7. Jahrgangsstufe wählen die bayerischen Realschüler/-innen<br />
ihr Profilfach: Sie können sich zwischen naturwissenschaftlichen,<br />
wirtschaftlichen, neusprachlichen (Französisch)<br />
und gestalterischen (Kunst/Werken) sowie sozial-hauswirtschaftlichen<br />
Wahlpflichtfächern entscheiden. Allerdings<br />
besteht die eigentümliche Klausel, wonach der gestalterische<br />
Zweig erst dann zustande kommen darf, wenn eine Französischklasse<br />
gebildet wurde. An den <strong>Schule</strong>n, in denen sich der Kunstzweig<br />
trotz Hindernissen etablieren konnte, besteht ein hoher<br />
Erwartungshorizont bezüglich praktischer und kunsttheoretischer<br />
Lerninhalte. Eine Anerkennung des Faches Kunst in dieser<br />
Wahlpflichtfächerverbindung als wissenschaftliches Fach wird<br />
seit Jahren vom BDK gefordert.<br />
Problematisch ist die Situation an den vielen <strong>Schule</strong>n in<br />
Bayern, die keinen Kunstzweig bilden können: Eine Berufsvorbereitung<br />
für die künstlerisch-medienorientierten sowie für<br />
die handwerklich-sozialen Berufsfelder ist insgesamt nur für<br />
wenige Schüler/-innen an großen Realschulen bzw. Schulorten<br />
möglich.<br />
Abschied vom Leistungskurs Kunst<br />
Zwischen 8 und 10% der bayerischen Schüler/-innen absolvierten<br />
in den vergangenen Jahren im Leistungskurs Kunst<br />
ihr schriftliches Abitur. Eine jahrzehntelange Ära geht zu Ende<br />
und der Abschied vom intensiven künstlerischen Arbeiten<br />
über zwei Jahre hinweg mit fünf Wochenstunden schmerzt<br />
viele Kunstlehrer/-innen. Die Vielfalt und Qualität der letzten<br />
Facharbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen in Bayern<br />
dokumentiert und gefeiert. Es wird sich zeigen müssen, wie<br />
sich künstlerisch interessierte und begabte Schüler/-innen mit<br />
dem Angebot der neuen Oberstufe im G8 mit dem Konstrukt<br />
aus praxisorientierten oder wissenschaftspropädeutischen<br />
Seminaren, Addita und Grundkursen zurechtfinden werden.<br />
Fakt ist: Im ersten Durchlauf des G8 wird nur ein Drittel der<br />
vergleichbaren Schüleranzahl des G9-Jahrgangs in Kunst ihr<br />
schriftliches Abitur ablegen (4520 Schüler/-innen des G9-Jahrgangs;<br />
1600 Schüler/-innen des G8-Jahrgangs).<br />
Personalversorgung im Fach Kunst an Gymnasien<br />
Die Personalversorgung im Fach Kunst an bayerischen Gymnasien<br />
gibt Anlass zur Sorge. Mittlerweile unterrichten im Fach<br />
Kunst an vielen Gymnasien Grund- und Hauptschullehrer/<br />
-innen, Referendare/-innen (z.T. ohne Betreuung vor Ort, aber<br />
mit dem Auftrag, Oberstufenkurse auf das Abitur vorzubereiten)<br />
und weitere, vorübergehend angestellte Teilzeitkräfte,<br />
teils mit, teils ohne einschlägige Fachausbildung. Trotz des
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offenkundigen Bedarfs und einer in manchen Regionen besonders<br />
eklatanten Unterbesetzung werden auch im Fach Kunst<br />
zum September 2011 nicht alle Bewerber/-innen ein Planstellenangebot<br />
erhalten. Einsparungspotenziale ab dem nächsten<br />
Schuljahr – im Sinne einer „demografischen Rendite“ nach dem<br />
Wegfall der Jahrgangsstufe 13 – können für das Fach Kunst<br />
angesichts des Personalmangels keineswegs nachvollzogen<br />
werden.<br />
Zu wenig! Kunst an Grundschulen<br />
Der Kunstunterricht in den Grundschulen ist in den Jahrgangsstufen<br />
3 und 4 nach wie vor nur einstündig. Da hier meist das<br />
Klassenleiterprinzip gilt, wird Kunst in weiten Teilen fachfremd<br />
unterrichtet. Gleichzeitig stellt das Klassenleiterprinzip die<br />
größte Chance des Kunstunterrichts in den Grundschulen<br />
dar. Auf diese Weise gelingt immer wieder fachübergreifender<br />
Unter richt mit Ansätzen ästhetischer Praxis. Eine fokussierte<br />
Weiterbildung von Lehrkräften in der Grundschule, die nicht im<br />
Fach ausgebildet sind, wäre eine positive Perspektive.<br />
Der BDK Bayern bietet u. a. spezifische landesweite Fachveranstaltungen<br />
an:<br />
>> Kunstpädagogischer Tag (z. B. Thema „Schnittstellen):<br />
Vor träge, Workshops, Performances, Infostände u. a.,<br />
>> Tagungen (z. B. „Interkultur. Kunstpädagogik remixed“),<br />
>> Exkursionen (Biennale Venedig, Dokumenta usw.),<br />
>> Fortbildungen, Fachführungen (z.B. aktuelle Ausstellungen<br />
in München).<br />
KONTAKT<br />
Fachverband für Kunstpädagogik<br />
Landesverband Bayern (BDK) e.V.<br />
www.bdkbayern.de<br />
TANZ UND SCHULE<br />
Simone Schulte-Aladag<br />
Leiterin <strong>Kultur</strong>büro, Projekt Tanz und <strong>Schule</strong>, München<br />
Tanz und <strong>Schule</strong> ist ein gemeinnütziger Verein und ein Programmbereich<br />
des erfolgreichen Münchner <strong>Kultur</strong>projekts<br />
„Access to Dance – Tanzplan München“, das von 2006 bis 2010<br />
von der <strong>Kultur</strong>stiftung des Bundes initiiert und gefördert<br />
wurde. Seit 2006 hat Tanz und <strong>Schule</strong> den künstlerischen zeitgenössischen<br />
Tanz für Kinder und Jugendliche in München und<br />
Bayern im Regelunterricht im Klassenverband erlebbar und<br />
erfahrbar ge<strong>macht</strong>.<br />
Die Projekte finden an allen Schulformen statt. Die Vermittlung<br />
von Tanz wird als Teil kultureller Teilhabe allen Kindern<br />
und Jugendlichen zugänglich ge<strong>macht</strong>. Hiermit wird Chancengleichheit<br />
gewährleistet und zugleich der Klassenverband<br />
gestärkt. Bis heute wurden über 250 Projekte durchgeführt<br />
und mehr als 6000 Schüler/-innen erreicht. Die Projekte haben<br />
eine Dauer von 3 Monaten bis zu zwei Jahren, einmal wöchentlich<br />
im Regelunterricht.<br />
© Lara Freiburger: Eskalation, Fotografie; Facharbeit Kunst 2011, Ignaz-Taschner-Gymnasium Dachau (Kunstlehrer: Paul Havermann)
Tanzerziehung fördert nachweislich Kreativität, soziale Kompetenz<br />
sowie die geistige Entwicklung und bietet Raum für<br />
inter kulturelle Begegnungen. Damit unterstützt der Tanz wichtige<br />
Prozesse der Persönlichkeitsentwicklung sowie Identitätsbildung<br />
und trägt zur Ausbildung von Schlüsselkompetenzen<br />
bei.<br />
Qualität und Nachhaltigkeit bestimmen die Arbeit. Zahlreiche<br />
<strong>Schule</strong>n sind zu festen Partnern geworden. An diesen<br />
<strong>Schule</strong>n ist der Tanz bereits in einer oder mehreren Jahrgangsstufen<br />
fest verankert (siehe Projekt „<strong>Kultur</strong>forscher“ an<br />
diversen Grundschulen und Förderschulen etc.). <strong>Schule</strong>n, die<br />
ein <strong>Kultur</strong>profil aufbauen möchten, werden beraten. Tanz und<br />
<strong>Schule</strong> sorgt für die Vermittlung und Betreuung qualifizierter<br />
Tanzpädagogen/-innen und Tänzer/-innen an <strong>Schule</strong>n; Fortbildungen<br />
und individuelle Fachberatung ermöglichen eine kontinuierliche<br />
Qualifizierung der Künstler/-innen.<br />
Die Schulklassen werden regelmäßig eingeladen, Theater- und<br />
Tanzvorstellungen für junges Publikum zu besuchen, um neben<br />
der kreativen Produktion auch die Rezeption von Theater zu<br />
fördern und neue kulturelle Räume für die Jugendlichen zu<br />
erschließen.<br />
Tanz und <strong>Schule</strong> initiiert außerdem Projekte mit anderen<br />
<strong>Kultur</strong>institutionen (u. a. mit dem Bayerischen Staatsballett,<br />
Muffatwerk etc.), um auch außerhalb der <strong>Schule</strong> künstlerische<br />
Prozesse mit Kindern und Jugendlichen in Gang zu setzen.<br />
Für das Netzwerkprojekt „Tanz an Bayerns Grundschulen“<br />
erhielt Tanz und <strong>Schule</strong> 2007 den Zukunftspreis Jugendkultur<br />
der PWC-Stiftung. Tanz und <strong>Schule</strong> ist Gründungsmitglied<br />
im Bundesverband Tanz in <strong>Schule</strong>n e.V. und Mitglied in der<br />
Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern e.V.<br />
Tanz und <strong>Schule</strong> wird im Rahmen von „Access to Dance“<br />
seit 2011 durch das <strong>Kultur</strong>referat der Landeshauptstadt München<br />
gefördert, ist aber auf weitere Förderung angewiesen,<br />
um die Arbeit nach Wegfall der Bundesförderung fortsetzen<br />
zu können. Die Kosten für die Tanzprojekte werden in Teilen<br />
von <strong>Schule</strong>n, öffentlichen Mitteln, privaten Stiftungsgeldern<br />
und Beiträgen der Eltern getragen.<br />
KONTAKT<br />
Tanz und <strong>Schule</strong> e.V.<br />
c/o <strong>Kultur</strong>büro Simone Schulte<br />
info@tanz-und-schule.de<br />
www.tanz-und-schule.de<br />
www.accesstodance.de<br />
TANZPROJEKT <strong>BAYERN</strong><br />
Alan Brooks<br />
Tänzer und Projektleiter bei „Schultanz in Bayern”<br />
„Schultanz in Bayern“ ist ein Projekt des Bayerischen Staatsministeriums<br />
für Unterricht und Kultus, welches den Bereich<br />
des zeitgenössischen Tanzes zum Inhalt hat. Seit dem Start<br />
von „Schultanz in Bayern“ im Jahr 2008 ich als Tänzer und<br />
Choreo graf dieses europaweit einzigartige Projekt.<br />
Für „Schultanz in Bayern“ können sich interessierte <strong>Schule</strong>n<br />
(mit Schwerpunkt Haupt- und Realschulen) aus ganz Bayern<br />
bewerben. Die übliche Projektdauer beträgt eine Woche. Innerhalb<br />
dieses Zeitrahmens erarbeiten die ca. 25 Schüler/-innen in<br />
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täglichen dreistündigen Workshops ihre eigene Choreografie.<br />
Am Ende der Woche und als Abschluss des kreativen Prozesses<br />
präsentieren die Jugendlichen ihr fertiges Tanzstück vor<br />
der Schulgemeinschaft und interessierten Erwachsenen. Um<br />
an dem Projekt teilzunehmen, bedarf es keiner vorherigen<br />
tänzerischen Erfahrung.<br />
Die Arbeit von „Schultanz in Bayern“ beschränkt sich nicht<br />
nur auf das Vermitteln von Wissen und Körperlichkeit des<br />
modernen Tanzes, sondern ermutigt die teilnehmenden<br />
Jugendlichen, sich für neue und kreative Formen des Ausdrucks<br />
zu öffnen. Unter der qualifizierten Anleitung können<br />
sich die Schüler/-innen ohne Angst vor Zurückweisung ausprobieren.<br />
Das tänzerische Finden und Erfahren von Gefühlen,<br />
Ideen und Fähigkeiten vergrößert dabei nicht nur das Bewegungsrepertoire<br />
der Teilnehmer/-innen, sondern stärkt auch<br />
deren Körperbewusstsein und Selbstvertrauen.<br />
Im Laufe der Workshops erfahren die Schüler/-innen, dass<br />
Bewegung und Ausdruck wichtige Bestandteile zwischenmenschlicher<br />
Kommunikation sind. Mut und Offenheit sind<br />
notwendig, um bestehende Grenzen zu überwinden, den eigenen<br />
Horizont zu erweitern und angestammte Rollenbilder zu<br />
verlassen.<br />
KONTAKT<br />
„Schultanz in Bayern”<br />
kontakt@alanbrooks.de<br />
www.alanbrooks.de<br />
THEATER MACHT SCHULE <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />
Günter Frenzel<br />
Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Theater und Film<br />
an den bayerischen <strong>Schule</strong>n e.V.<br />
Wer glaubt, dass sich die ästhetische Bildung wegen der<br />
Dominanz der M<strong>IN</strong>T-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft<br />
und Technik) an den bayerischen <strong>Schule</strong>n verstecken<br />
müsste, irrt. Wie in den anderen künstlerischen<br />
Fächern nimmt die Zahl der Schüler/-innen zu, die sich im Fach<br />
Theater und/oder Film (in den anderen Bundesländern „Darstellendes<br />
Spiel“) in der <strong>Schule</strong> engagieren. An nahezu jeder <strong>Schule</strong><br />
wird Theater gespielt, an vielen gibt es eine aktive Filmgruppe.<br />
Die Zahl der Theater- und Filmabende, die jedes Jahr von den<br />
Eltern und Gästen besucht werden, geht in die Tausende. Bei<br />
den jährlichen Theatertagen von Gymnasium, Realschule und<br />
Grund-, Mittel- und Förderschule lässt sich die Qualität der Aufführungen,<br />
aber auch das Engagement und die Freude, die die<br />
Jugendlichen und auch die betreuenden Lehrer/-innen an der<br />
fordernden und fördernden Arbeit haben, anschaulich ablesen.<br />
Ebenso offensichtlich wird das bei den Filmtagen der bayerischen<br />
<strong>Schule</strong>n, die ebenfalls einen wesentlichen und in der<br />
Öffentlichkeit positiv wahrgenommenen Beitrag zur <strong>Kultur</strong>ellen<br />
Bildung an der <strong>Schule</strong> darstellen. Theateraufführungen und<br />
Filmprojekte tragen, ähnlich wie Chor- und Orchesterproduktionen,<br />
zur erfolgreichen Selbstvergewisserung der <strong>Schule</strong>n<br />
bei, v. a. im Hinblick auf ein eigenes kulturelles Profil, entsprechende<br />
Leistungsfähigkeit im Bereich <strong>Kultur</strong>eller Bildung und<br />
Anschlussfähigkeit an vergleichbare Projekte in den Städten<br />
und Kommunen.<br />
Die künstlerischen Fächer – hier v. a. auch Theater und<br />
Film – erhalten die <strong>Schule</strong>n lebenswert, machen den Jugend-
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lichen Mut und fördern ihre Bereitschaft, sich mit Vergnügen<br />
auch schwierigen Aufgaben zu widmen.<br />
Die Landesarbeitsgemeinschaft Theater und Film an den<br />
bayerischen <strong>Schule</strong>n, als Dachorganisation der Theater- und<br />
Filmlehrer/-innen, leistet hier seit Jahren mit ihren schulartspezifischen<br />
Fördervereinen wichtige und auch perspektivische<br />
Arbeit. Der Pädagogische Arbeitskreis Schultheater an<br />
den Grund- Haupt- und Förderschulen (PAKS) e.V., die Fördergemeinschaft<br />
für das Schultheater an den bayerischen Realschulen<br />
(FSR) e.V., Theater am Gymnasium in Bayern (TAG) e.V.<br />
und Drehort <strong>Schule</strong> e.V. bieten Aus-, Fort- und Weiterbildung an<br />
und veranstalten mit nachhaltigem Erfolg die oben genannten<br />
Theater- und Filmtage.<br />
KONTAKT<br />
Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Theater und Film an den bayerischen <strong>Schule</strong>n e.V.<br />
www.lagds-bayern.de<br />
S<strong>IN</strong> MACHT SCHULE<br />
Hans-Jürgen Palme<br />
Medienpädagoge, Geschäftsführer des S<strong>IN</strong>-Studios im Netz e.V.<br />
Das S<strong>IN</strong>-Studio im Netz ist eine medienpädagogische Facheinrichtung<br />
in München. In den vergangenen Jahren ist eine<br />
ganze Reihe von Formen der Zusammenarbeit mit schulischen<br />
Partnern entstanden.<br />
Computerführerschein<br />
Mit der Grundschule am Canisiusplatz, einer Nachbarschaftseinrichtung<br />
des S<strong>IN</strong>, gibt es für jede Klasse und jede Jahrgangsstufe<br />
ein medienpädagogisches Modul, welches gemeinsam<br />
mit den Lehrkräften erarbeitet wurde. Im Endergebnis erhalten<br />
die Kinder in der vierten Klasse einen Computerführerschein.<br />
Plakataktion „Du und das Internet –<br />
Aktion besserer Umgang mit Medien“<br />
Schüler/-innen der 2. Klassen der Designschule München<br />
haben eine Plakatserie über Gefahren und Risiken des Internets<br />
entworfen. Zielgruppe dafür sind junge Menschen in<br />
<strong>Schule</strong>n und Freizeiteinrichtungen. Zwei Plakatserien gingen<br />
in den Druck und werden Einrichtungen der Jugendarbeit und<br />
<strong>Schule</strong>n im Stadtgebiet München kostenfrei zur Verfügung<br />
gestellt, um die kompetente und reflektierte Internetnutzung<br />
der Jugendlichen zu unterstützen und Bewusstsein für die<br />
problematischen Bereiche des Internets zu schaffen. 1<br />
„Du und das Internet“ ist ein Projekt für Kinder und Jugendliche,<br />
welches von der AG Inter@ktiv/Organisationsstelle S<strong>IN</strong>-<br />
Studio im Netz e.V. in Zusammenarbeit mit dem Pädagogischen<br />
Institut des Schul- und Kultusreferat der Landeshauptstadt<br />
München und der Städtischen Berufsfachschule für Kommunikationsdesign/Designschule<br />
München durchgeführt wurde.<br />
Fachnachmittag „Medienkompetenz“<br />
Mit den Partnern <strong>Schule</strong> und außerschulische Einrichtungen<br />
wird seit dem Jahr 2010 ein Fachnachmittag „Medienkompetenz“<br />
angeboten. Ziel ist dabei, in kompakter Form neue<br />
medien pädagogische Angebote und Entwicklungen kennen zu<br />
lernen. 2<br />
Referententätigkeiten zum Thema<br />
„Besserer Umgang mit Medien“<br />
Die Auswirkungen des WEB 2.0 (Stichwort „Cybermobbing“)<br />
haben zu vermehrten Anfragen von <strong>Schule</strong>n geführt, mit den<br />
jeweiligen Klassen die Gefahren des Internet zu thematisieren.<br />
Zumeist wird dazu eine Doppelstunde veranschlagt.<br />
Multimedia-Lernzentrum<br />
Dieses Projekt bot einen Rahmen, in dem Kinder Bildungssoftware<br />
nutzen können. Einmal wöchentlich für drei Stunden<br />
konnten sich die Kinder von der 1. bis zur 6. Klasse jenseits<br />
von Schulbüchern mit relevanten Lerninhalten beschäftigen.<br />
Das hohe Motivationspotenzial von Medien wurde bewusst<br />
eingesetzt, um den Kindern Anreize in neuer Form zu geben.<br />
Die verwendete Lernsoftware fungierte hier nicht als „Nürnberger<br />
Trichter“, sondern war vielmehr ein anregender Impuls,<br />
um im gemeinsamen Miteinander positive Lernerfahrungen<br />
zu erleben. Dieses Projekt wurde gefördert vom Deutschen<br />
Kinderhilfswerk.<br />
KONTAKT<br />
S<strong>IN</strong>-Studio im Netz e.V.<br />
www.sin-net.de<br />
THEATER UND SCHULE KOMMUNAL<br />
Ilona Herrmann<br />
Leiterin TUSCH München, Pädagogisches Institut, Referat für<br />
Bildung und Sport, Landeshauptstadt München<br />
„TUSCH –Theater und <strong>Schule</strong>“ – ist ein Projekt zur <strong>Kultur</strong>ellen<br />
Bildung sowie zur Förderung und Festigung von langfristiger<br />
und nachhaltiger Zusammenarbeit zwischen <strong>Schule</strong>n und<br />
Thea tern, das sich in Berlin, Hamburg und Frankfurt a. M. seit<br />
vielen Jahren bereits bewährt hat.<br />
„TUSCH München“ ist eine Kooperation des Freistaates Bayern,<br />
des Kultusministeriums und der Landeshauptstadt (LH) München,<br />
dem Schulreferat zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung der Schüler/<br />
-innen in München und Bayern, mit freundlicher Unterstützung<br />
durch das <strong>Kultur</strong>referat der LH München, unter der Schirmherrschaft<br />
von Oberbürgermeister Christian Ude.<br />
„TUSCH München“ initiiert und fördert dauerhafte Partnerschaften<br />
zwischen jeweils einer Münchner <strong>Schule</strong> und einem<br />
Münchner Theater. Die Schüler/-innen sollen die Möglichkeit<br />
bekommen, rezeptiv und produktiv Kontakt zum Theater zu<br />
finden.<br />
1 Plakate der Aktion „Du und das Internet – Aktion besserer Umgang mit Medien“ können unter kontakt@muc.kobis.de kostenfrei bestellt werden. Alle Entwürfe<br />
können unter: www.muc.kobis.de/du-und-das-internet eingesehen werden. Darüber hinaus sind darunter Linktipps, Angebote, Unterrichtsmaterial und<br />
Beratungsangebote zum Thema zu finden.<br />
2 Nähere Informationen hierzu sind unter http://medienkompetenz.mixxt.de zu finden.
Die Partnerschaften werden von der „TUSCH“-Koordination<br />
organisatorisch begleitet. Die Ergebnisse dieser vielfältigen<br />
Projekte werden im Rahmen einer „TUSCH“-Präsentation einmal<br />
jährlich öffentlich gezeigt.<br />
„TUSCH München“ begann ab dem Schuljahr 2009/2010 in<br />
der ersten Runde für jeweils zwei Schuljahre bzw. Spielzeiten<br />
mit fünf Kooperationen: fünf <strong>Schule</strong>n mit insgesamt 3500<br />
Schüler/ -innen aus drei städtischen und zwei staatlichen<br />
<strong>Schule</strong>n arbeiteten mit drei staatlichen, einem städtischen<br />
und einem freien Theater teil (Bayerisches Staatsschauspiel/<br />
GS Hochstraße; Staatstheater am Gärtnerplatz/HS Ichostraße;<br />
Metropoltheater/Städtisches Lion-Feuchtwanger-Gymnasium;<br />
Baye risches Staatsballett/Städtische BOS Sozialwesen;<br />
Münchner Kammerspiele/Städtische Rainer-Werner-<br />
Fassbinder FOS für Gestaltung und Sozialwesen).<br />
Die Zielgruppe des Projektes sind Münchner <strong>Schule</strong>n aller<br />
Schularten, da „TUSCH“ möglichst alle Altersgruppen erreichen<br />
möchte. Wenn Jugendlichen der Weg ins Theater nicht über das<br />
Elternhaus vermittelt wird, so erleben sie Theater und Theatermachen<br />
am ehesten im Rahmen des Schulunterrichtes. Hier<br />
fungiert „TUSCH“ als Mittler zwischen Kunst und Pädagogik<br />
und propagiert die Bildungsqualität von Theater und Theaterspielen.<br />
„TUSCH“ ermöglicht einen lebendigen Austausch zwischen<br />
Schülern/-innen und Theatermacher/-innen. Über den direkten<br />
Kontakt zwischen einer <strong>Schule</strong> und einem Theater lernen die<br />
Jugendlichen den Theaterbetrieb in seiner ganzen Vielfältigkeit<br />
kennen. Sie bekommen Einblicke in das konkrete Bühnengeschehen,<br />
einzelne Inszenierungsvorgänge, die dramaturgischen<br />
Vorarbeiten, die handwerklich-technischen Bereiche,<br />
die Öffentlichkeitsarbeit und Organisation, sie lernen Theater<br />
als Kunstform und als Arbeitsplatz kennen.<br />
„TUSCH“ eröffnet den Schülern/-innen durch den sinnlicherfahrbaren<br />
Zugang zur Theaterwelt neue Gestaltungs- und<br />
Ausdrucksmöglichkeiten und fördert durch das unmittelbare<br />
Erleben und Erproben künstlerische, soziale und kognitive<br />
Kompetenzen.<br />
„TUSCH“ leistet einen wichtigen Beitrag zur <strong>Kultur</strong>ell-Ästhetischen<br />
Bildung. Gestärkt werden öffentliche Handlungsmöglichkeiten,<br />
welche einerseits die Partizipation am kulturellen<br />
Leben der Stadt fördern und andererseits Raum für Kreativität<br />
und Fantasie lassen.<br />
„TUSCH“ ermöglicht den Münchner Theatern Begegnungen mit<br />
jungen Menschen und deren Ansichten, Meinungen, Interessen<br />
und Erfahrungen, aus denen Impulse für die eigenen Inszenierungsprozesse<br />
und Spielplangestaltungen erwachsen<br />
können.<br />
KONTAKT<br />
TUSCH –Theater und <strong>Schule</strong> München<br />
www.tusch-muenchen.de<br />
M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G _ 5 9<br />
THEATE(ER)LEBEN –<br />
E<strong>IN</strong> PROJEKT DER BAYERISCHEN STAATSTHEATER<br />
Julia Kessler-Knopp<br />
Musik- und Theaterpädagogin, Leiterin des Projektbüros<br />
CAMPUS, Kinder- und Jugendabteilung<br />
Dass Kunst von Können kommt, ist eine Binsenweisheit, dass<br />
sie allerdings auch von Künstlern/-innen ge<strong>macht</strong> wird, das<br />
wird zwar anerkannt, doch die Konsequenzen werden manchmal<br />
nicht ernst genommen. Gerade für die Theaterkunst, so<br />
wie sie in Deutschland derzeit in den vielen öffentlichen Theatern<br />
gepflegt wird, hat das Folgen: Sie lebt vom Menschen,<br />
der sie <strong>macht</strong>. Und obwohl in vielen Köpfen, gerade auch in<br />
der <strong>Schule</strong>, noch immer das Denken herrscht, Theater sei eine<br />
dienende Kunst, die Schiller, Mozart oder Bernstein nur für die<br />
Bühne lebendig machen müsse, hat sich das Theater von dieser<br />
Zwangsjacke befreit: Gleichberechtigt neben dem/-r Autoren/<br />
-in oder Komponist/-in stehen Darsteller/-in, Musiker/-in,<br />
Bühnenbildner/-in, Kostümbildner/-in oder Regisseur/-in, die<br />
nicht allein interpretierend, sondern selbstständig das Spiel<br />
des Theaters in Bewegung setzen. Im besten Falle entsteht<br />
etwas ganz Neues: Mozart, aber noch viel mehr!<br />
Das hat Auswirkungen für die Vermittlungsarbeit, denn die<br />
Kunst der Theater ist nicht in generelle Linien zu packen –<br />
und somit auch nicht die Vermittlungsarbeit. Die Bayerischen<br />
Staatstheater, also Schauspiel, Gärtnerplatztheater sowie<br />
Staatsoper und -ballett, sind in ihren künstlerischen Projekten<br />
so unterschiedlich wie man sich nur vorstellen kann. Und doch<br />
haben sich alle drei Häuser auf ihre Weise zur Nachwuchs arbeit<br />
bekannt, was die besondere Verpflichtung für den künstlerischen<br />
Nachwuchs betrifft, sei es im Opernstudio, in Orchesterakademie,<br />
Jugendorchester, Jugendclub, von der Kunst<br />
für das jüngste und junge Publikum und mehr bis hin zur konkreten<br />
Arbeit mit <strong>Schule</strong>n. Und auch hier könnten die Ansätze<br />
unterschiedlicher nicht sein. Wo das Gärtnerplatz theater<br />
konkrete Kooperationen mit musischen Gymnasien pflegt,<br />
die Bühne für Schüler/-innen öffnet und dort gemeinsame Projekte<br />
verwirklicht, da geht das Staatsballett über Jahre hinweg<br />
Tanzprojekte mit <strong>Schule</strong>n ein, wohingegen die Staatsoper ein<br />
weitgestreutes Workshopangebot für unterschiedliche Schultypen<br />
anbietet und dabei auch den Kontakt mit <strong>Schule</strong>n aus<br />
dem (fast schon in Mode gekommenen) Brennpunkt sucht.<br />
Zum einen wird dadurch die künstlerische Kreativität selbst<br />
gefördert, zum anderen wird aber auch der schwierige Weg<br />
der Kunstrezeption in die Vermittlungsarbeit miteinbezogen.<br />
Denn das scheint heute eine besondere Herausforderung zu<br />
sein: Wer Mozarts „Zauberflöte“ in der <strong>Schule</strong> gut vorbereitet,<br />
sieht sich am Abend der Aufführung konkret mit ganz anderen<br />
Sehanforderungen konfrontiert, zu der es zumeist kein<br />
didaktisch aufbereitetes Material gibt: Denn jede Inszenierung<br />
ist so individuell wie der/die Künstler/-in auch. Hierzu bieten<br />
spezielle, in der Lehrerfortbildung anerkannte Maßnahmen der<br />
Staatsoper einen Zugang, der aufwändig, aber maßgeschneidert<br />
auf einzelne Produktionen abgestimmt ist.<br />
Eine Idee haben alle Theater in ihrer Anlage gemeinsam: das<br />
Erleben von Kunst, verstanden als praktizierte kulturelle Teilhabe.<br />
Daher wird auch die Kommunikation in die <strong>Schule</strong>n hinein<br />
über eine gemeinsame Jahresbroschüre aller vier Institutionen<br />
vorgenommen: „THEATerLEBEN“ heißt das Projekt, in dem
© Maya Hässig<br />
6 0 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />
alle Maßnahmen gebündelt präsentiert werden. Die Finanzierung<br />
liegt dabei selbstverständlich in der Hand des Ministeriums<br />
für Wissenschaft und Kunst, zugleich beteiligt sich aber<br />
auch das Ministerium für Unterricht und Kultus – als Zeichen<br />
des gemeinsamen Engagements in diesem Bereich. Denn <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung kennt keine Grenzen zwischen Ministerien oder<br />
verschiedenen Staatstheatern, sie kennt keinen Königsweg,<br />
sondern nur das individuelle Engagement – sehr wohl aber ein<br />
hohes Qualitätsbewusstsein. Und das ist am besten gewährleistet,<br />
wenn nicht die Pädagogik als Selbstzweck verstanden<br />
wird, sondern so viel Kunst wie möglich in der Vermittlung<br />
stattfindet.<br />
KONTAKT<br />
>> Bayerische Staatsoper und Bayerisches Staatsballett<br />
www.staatsoper.de, www.staatsballett.de<br />
>> Bayerisches Staatsschauspiel<br />
Junges Schauspiel<br />
jugend@st-schauspiel.bayern.de<br />
www.bayerischesstaatsschauspiel.de<br />
>> Staatstheater am Gärtnerplatz<br />
Judith.altmann@st-gaertner.bayern.de<br />
www.gaertnerplatztheater.de<br />
STAATLICHE STRUKTUREN DER MEDIENBILDUNG<br />
FÜR BAYERISCHE SCHULEN<br />
1. SchulKino Woche<br />
Vera Haldewang<br />
Lehrerin, ISB – Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung,<br />
Grundsatzabteilung – Referat Medienbildung<br />
Während der SchulKinoWoche öffnen rund 85 bayerische Filmtheater<br />
in Vormittagsveranstaltungen ihre Säle exklusiv für<br />
schulische Bildungszwecke. Allen Schularten und Jahrgangsstufen<br />
wird ein facettenreiches Programm aus Filmen, Lehrerfortbildungen<br />
und Sonderveranstaltungen geboten:<br />
>> Das Filmangebot ist speziell auf den Einsatz im Unterricht<br />
abgestimmt und umfasst Spielfilme, Dokumentarfilme, Animationsfilme<br />
und Filmklassiker. Es ist gegliedert nach Fächern,<br />
Altersempfehlungen und lehrplanrelevanten Themen.<br />
>> Didaktisch aufbereitete Begleitmaterialien zu allen Filmen<br />
der SchulKinoWoche stehen kostenfrei zur Verfügung. Sie<br />
unterstützen die unterrichtliche Vor- und Nachbereitung.<br />
>> Einschlägige Lehrerfortbildungen im Vorfeld der SchulKino-<br />
Woche Bayern unterstützen die Einbindung des Kinobesuchs<br />
in den Unterricht und erleichtern das Filmsehen und Filmverstehen.<br />
>> Kinoseminare für Schüler/-innen ermöglichen Begegnun gen<br />
und cineastische Entdeckungsreisen mit Filmemachern/<br />
-innen, Medienprofis, Fachreferenten/-innen und Medienpäda<br />
gogen/-innen.<br />
>> Schüler/-innen besuchen die Vorführungen zum ermäßigten<br />
Eintrittspreis von 3,00 Euro pro Person. Begleitendes Lehrpersonal<br />
erhält freien Eintritt.<br />
KONTAKT<br />
>> ISB – Staatsinstitut für Schulqualität<br />
und Bildungsforschung,Grundsatzabteilung –<br />
Referat Medienbildung<br />
www.isb.bayern.de<br />
>> SchulKino Woche<br />
www.schulkinowoche-bayern.de<br />
2. Referenzschule für Medienbildung<br />
André Ruppert<br />
Lehrer – Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung,<br />
Grundsatzabteilung – Referat Medienbildung<br />
Im Rahmen des Projektes „Referenzschule für Medienbildung“<br />
wird bis zum Jahr 2016 sukzessive ein bayernweites Netzwerk<br />
von insgesamt 150 Referenzschulen aller Schularten<br />
aufgebaut. Eine Referenzschule für Medienbildung hat einen<br />
nachhaltigen Qualitätsentwicklungsprozess im Medienbereich<br />
in Gang gesetzt und in Form eines Medienentwicklungsplans<br />
dokumentiert.<br />
Im Fokus stehen dabei die Stärkung der Medienkompetenz<br />
der Schüler/-innen und die weitere Verbesserung der Unterrichtqualität.<br />
Dies soll v. a. durch die Implementierung schulspezifischer<br />
Medien- und Methodencurricula und eine systematische<br />
schulinterne Lehrerfortbildung erreicht werden. Die<br />
Erfahrungen und die entstandenen Konzepte werden durch die<br />
Referenzschulen als Multiplikator für andere <strong>Schule</strong>n nutzbar<br />
ge<strong>macht</strong>.
Den <strong>Schule</strong>n können auf zahlreiche Unterstützungsleistungen<br />
zugreifen, z.B. Anrechungsstunden, Fortbildungen, Beratung<br />
durch medienpädagogisch-informationstechnische Beratungslehrkräfte<br />
und Mitglieder des Arbeitskreises „Digit@les<br />
Lehren und Lernen“, ein Online-Portal und einen Leitfaden.<br />
KONTAKT<br />
>> ISB – Staatsinstitut für Schulqualität<br />
und Bildungsforschung,<br />
Grundsatzabteilung – Referat Medienbildung<br />
www.isb.bayern.de<br />
>> Referenzschule für Medienbildung<br />
www.medienschulen.bayern.de<br />
MEDIENBILDUNG UND SCHULE<br />
Günther Anfang<br />
Leiter des Arbeitsbereiches Praxis beim JFF –<br />
Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis<br />
Aktive Medienarbeit in der <strong>Schule</strong> kann gelingen, wenn sie<br />
außerhalb des normalen Unterrichts stattfindet und nicht von<br />
Leistungszwängen dominiert wird. Ein starres 90-Minuten-<br />
Raster ist für medienpädagogische Projekte nicht geeignet,<br />
deshalb sollten Projektzeiträume und Freiräume zur Verfügung<br />
stehen, in denen Schüler/-innen Medienprojekte realisieren<br />
können. Hier ist vieles möglich, vom Videofilm über Audioprojekte<br />
bis hin zu Internetwerkstätten. Nicht die Vermittlung<br />
von abfragbarem Wissen steht dabei im Vordergrund, sondern<br />
Medien als machbar und ge<strong>macht</strong> zu begreifen und eigene Themen<br />
zu bearbeiten. Dies kann in Form eines Spielfilms geschehen,<br />
der beispielsweise das Thema „Ausgrenzung“ aufgreift<br />
oder als Web-2.0-Werkstatt, in dem die Selbstdarstellung im<br />
Internet thematisiert wird. Auch das schuleigene Radio kann<br />
die medienpädagogische Arbeit an der <strong>Schule</strong> verankern.<br />
Grundlegend für alle medienpädagogischen Projekte ist<br />
jedoch, dass sie nicht als Schulfach, sondern als fächerübergreifende<br />
und freiwillige Projekte stattfinden. Ein Beispiel soll<br />
das verdeutlichen: Grundschüler/-innen einer 4. Klasse drehen<br />
einen Spielfilm zum Thema „Selbstvertrauen“. Das Thema ist<br />
Resultat eines Unterrichtsgesprächs, in dem die Kinder ihre<br />
Sorgen und Ängste zur Sprache bringen. Bei der Entwicklung<br />
des Drehbuchs sind die Erfahrungen und Anliegen der Kinder<br />
Ausgangspunkt der Geschichte. Daraus entsteht eine erste<br />
Ideenskizze für einen Spielfilm, die dann in ein Drehbuch umgesetzt<br />
wird. Dies kann alles noch im normalen Unterricht<br />
geschehen. Sobald das Drehbuch steht und auch die Drehorte<br />
klar sind, kann mit der Filmarbeit begonnen werden. Hier ist<br />
mindestens ein Vormittag einzuplanen, besser zwei aufeinanderfolgende<br />
Tage, um die Szenen umzusetzen. Zur Drehbuchberatung<br />
und zu den Filmaufnahmen wird ein/-e Experte/-in<br />
von außerhalb, z. B. von einem Medienzentrum hinzugezogen.<br />
Der/die Experte/-in kann bereits beim Drehbuch eingreifen und<br />
sicherstellen, dass die Szenen auch realisierbar sind.<br />
Beim Drehen sollten die Kinder möglichst alles selbst machen,<br />
um sie auch für den Blick hinter die Kulissen der Medienlandschaft<br />
zu sensibilisieren. Der Schnitt des Films wird schließlich<br />
– v. a. in Grundschulklassen – weitestgehend vorstrukturiert,<br />
mit Unterstützung des Medienprofis umgesetzt. Hier sind<br />
die Schüler/-innen als Experten/-innen gefragt: Was ist ihnen<br />
M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G _ 6 1<br />
wichtig und wie soll die dramatische Gestaltung des Films<br />
erfolgen?<br />
Entstanden (in der Zeit September bis Oktober 2010) ist der<br />
Film „Du schaffst das!“ als gemeinsames Projekt der Montessorischule<br />
Clara Grunwald Unterschleißheim und dem Medienzentrum<br />
München des JFF. Daran beteiligt waren 24 Schüler/<br />
-innen im Alter von 9 bis 10 Jahren, ein Mitarbeiter des Medienzentrums<br />
und zwei Lehrerinnen der <strong>Schule</strong>.<br />
Bei der Premiere des fertigen Films zeigt sich schließlich, was<br />
ein Medienprojekt in der <strong>Schule</strong> erreichen kann. Die Schüler/<br />
-innen sind stolz auf ihr Werk. Sie haben neben vielen technischen<br />
Fertigkeiten auch jede Menge soziale Kompetenzen<br />
gewonnen und ganz nebenbei .einen Zuwachs an Medienkompetenz<br />
erfahren.<br />
KONTAKT<br />
JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis<br />
www.jff.de<br />
FILM MACHT SCHULE<br />
Gabriele Guggemoos<br />
Vorsitzende Treffpunkt Filmkultur e.V.<br />
Treffpunkt Filmkultur e.V. ist im Jahr 2005 als private, unabhängige<br />
Initiative von Eltern und Filmschaffenden gegründet worden,<br />
um Kinder und Jugendliche bei der Entdeckung des Films<br />
zu begleiten. Das Ziel ist es, die Einsicht „Film ist <strong>Kultur</strong>gut,<br />
nicht nur Konsumware“ vor allen Dingen jungen Zuschauern/innen<br />
nahe zu bringen und sich für eine Filmvermittlung als<br />
wesentlichen Bestandteil von <strong>Kultur</strong>vermittlung einzusetzen.<br />
Mit dem „Jugendkinoprojekt“ sollen das Kino und der Film –<br />
in Kooperation von <strong>Schule</strong> und Filmbranche – stärker in den<br />
Schulunterricht einbezogen werden und zu einem komplexen<br />
Verständnis von Film beitragen. Das Wissen über den Film als<br />
Kunstform, als Technologie und audiovisuelles Medium, spielen<br />
dabei ebenso eine Rolle, wie der Bezug zu Themen, Fächern<br />
und Kompetenzen (wie Kreativität, Kommunikation, usw.).<br />
Workshops und Projekte im Kino und in der <strong>Schule</strong> werden<br />
mit Lehrern/-innen und Filmschaffenden gemeinsam geplant.<br />
Weitere Maßnahmen sind Lehrerfortbildungen, Netzwerkaktivitäten<br />
und Bildungspartnerschaften mit anderen kulturellen<br />
Einrichtungen.<br />
Die regionale Infrastruktur der Filmbildung im Unterricht entwickelt<br />
sich aktuell mit der bundesweiten SchulKino Woche,<br />
die im Jahr 2011 in Bayern zum vierten Mal stattfindet und<br />
von Vision Kino – Netzwerk für Film und Medienkompetenz, in<br />
Kooperation mit dem Bayerischen Kultusministerium durchgeführt<br />
wird. Treffpunkt Filmkultur ist Partner der SchulKino<br />
Woche Bayern, gemeinsam mit weiteren Filmbildungsinitiativen<br />
beim Runden Tisch „Film und <strong>Schule</strong> Bayern“ am ISB –<br />
Staats institut für Schulqualität und Bildungsforschung. Auf der<br />
kommunalen Ebene richten sich die Aktivitäten von Treffpunkt<br />
Filmkultur am städtischen Gesamtkonzept <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
aus und werden vom Schulreferat und vom <strong>Kultur</strong>referat München<br />
unterstützt. Perspektiven für die Zukunft entwickeln sich<br />
mit der digitalen Technik, auf Branchenseite mit dem digitalen<br />
Kino, auf Schulseite mit dem digitalen Lernen. Treffpunkt Filmkultur<br />
engagiert sich mit und bei kulturpolitischen Aktivitäten
6 2 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />
zur weiteren Verständigung von Politik, Schuladministration<br />
und Branche, z. B. mit dem Runden Tisch „Film und <strong>Schule</strong><br />
Bayern“ oder etwa mit Fachtagungen in Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen<br />
oder mit dem Kultusministerium.<br />
KONTAKT<br />
Treffpunkt Filmkultur e.V.<br />
www.treffpunkt-filmkultur.de<br />
ARCHITEKTUR MACHT SCHULE<br />
Katharina Matzig<br />
Geschäftsführung Bayerische Architektenkammer<br />
Architektur geht uns alle an, denn sie bestimmt ganz wesentlich,<br />
wie die Welt um uns herum aussieht. Und sie bestimmt<br />
ebenso wesentlich, wie wir in den eigenen vier Wänden und mit<br />
anderen Menschen leben. Doch wer die Qualität der gestalteten<br />
Umwelt schätzen und verbessern möchte, braucht Kriterien:<br />
Deshalb muss die Architektur fester Bestandteil schulischer<br />
Bildung und Erziehung sein – denn ein ganz wichtiges<br />
Ziel der <strong>Schule</strong> ist es, dass sich die jungen Menschen zurechtfinden<br />
in ihrer Umwelt und in der Gesellschaft und ein bewusstes<br />
Verhältnis zu ihrer Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit<br />
entwickeln.<br />
Die Bayerische Architektenkammer bietet daher für Lehrkräfte,<br />
für <strong>Schule</strong>n und Schulklassen verschiedene Projekte<br />
und Programme an:<br />
>> Konzeption und Durchführung jährlicher Lehrerfortbildungen<br />
in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium<br />
für Unterricht und Kultus,<br />
>> Unterstützung und Förderung der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Architektur und <strong>Schule</strong> (www.lag-as.de),<br />
>> Förderung und Dokumentation von Unterrichtsprojekten,<br />
>> Organisation des bayernweiten Schulklassenprogramms<br />
„Klimadetektive“,<br />
>> Unterstützung des bayernweiten Projekts „Drittklässler und<br />
Denkmäler“,<br />
>> Durchführung von Schulklassenführungen (3. bis 6. Klasse)<br />
„Architektur unter der Lupe“ in München.<br />
KONTAKT<br />
Bayerische Architektenkammer<br />
www.byak.de/start/architektur/architektur-fur-kinder<br />
<strong>BAYERN</strong> LIEST<br />
Robert Stauffer<br />
Geschäftsführer Bayern liest e.V.<br />
Die Förderung von Literatur, Sprache und Lesen ist Hauptanliegen<br />
des 1989 gegründeten gemeinnützigen Vereins Bayern<br />
liest e.V. Um dieses Ziel zu erreichen, unterstützt der Verein<br />
Autorenlesungen und andere Literatur-Veranstaltungen in<br />
öffentlichen Büchereien und <strong>Schule</strong>n, in Buchhandlungen und<br />
Einrichtungen der Jugend- und Erwachsenenbildung. Bayern<br />
liest e.V. knüpft dabei ein Netz zwischen Autoren/-innen, Veranstaltern<br />
und Lesern/-innen und hilft bei der Finanzierung<br />
der Aktivitäten.<br />
Die Tätigkeit des Vereins Bayern liest wird finanziell unterstützt<br />
durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst sowie durch Mitgliedsbeiträge<br />
und Zuwendungen von Sponsoren.<br />
Serviceleistungen<br />
>> Der Verein fördert Veranstaltungen mit Autoren/-innen und<br />
Illustratoren/-innen (derzeit über 300 jährlich) und<br />
>> leistet einen Zuschuss zu den Kosten (Honorar, Fahrtkosten,<br />
Übernachtung, Tagegeld). Die Vergabe-Richtlinien können bei<br />
der Geschäftsstelle von Bayern liest e. V. angefordert oder<br />
von der Homepage www.bayern-liest.de herunter geladen<br />
werden.<br />
>> Der Verein ist Partner in Projekten zur Literatur-, Lese- und<br />
Zuhörförderung z. B. bei Fortbildungsveranstaltungen für<br />
Lehrkräfte an <strong>Schule</strong>n oder im Literaturhaus München.<br />
>> Der Verein leitet das von ihm initiierte Projekt „Literatur im<br />
Museum“, mit Lesungen, Schreibwerkstätten und Vorträgen.<br />
>> Der Verein beteiligt sich an der Juryarbeit und an der Finanzierung<br />
des Nachwuchsförderpreises „LiterturUpdate Bayern“.<br />
KONTAKT<br />
Bayern liest e.V.<br />
c/o Robert Stauffer<br />
rostauffer@googlemail.com<br />
KLASSE.IM.PULS<br />
Wolfgang Pfeiffer<br />
Prof. Dr., Projektleiter bei klasse.im.puls, Universität Erlangen<br />
Im vergangenen Jahr starteten 12 Haupt- und Realschulen<br />
im bundesweit einzigen Projekt „klasse.im.puls“, unter der<br />
Führung der Professur Musikpädagogik an der Universität<br />
Erlangen-Nürnberg. Aus dem Impuls hat sich rasch eine große<br />
Welle entwickelt: die Zahl der am Projekt teilnehmenden<br />
<strong>Schule</strong>n hat sich verdreifacht. Im Schuljahr 2010/11 wurden<br />
an weiteren 33 <strong>Schule</strong>n Musikklassen eingerichtet, sodass<br />
am Projekt insgesamt 45 <strong>Schule</strong>n teilnehmen (27 Bandklassen,<br />
13 Chorklassen, 5 Bläserklassen, 2 Percussionsklassen,<br />
1 Streicherklasse). Für die Instrumentalausstattung konnten<br />
bereits 100 000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Für das<br />
kommende Schuljahr stehen bereits 30 <strong>Schule</strong>n auf der Warteliste.<br />
Es werden sowohl neue interessierte Lehrer/-innen<br />
für die Leitung einer Musikklasse weitergebildet als auch die<br />
Erfahrungen in der täglichen Arbeit in speziellen Foren unter<br />
den Praktikern/-innen ausgetauscht.<br />
Bandklassen sind der neue Trend an Haupt- und Realschulen.<br />
Alle Schüler/-innen einer Klasse lernen ein Bandinstrument<br />
und musizieren in kleinen Bands. Erfreulich ist auch die Wiederentdeckung<br />
des Singens in Chorklassen und das Interesse für<br />
rhythmische Ausdrucksformen in Percussionklassen. In den<br />
Bläser- und Streicherklassen erlernen die Kinder das Spiel auf<br />
den traditionellen Instrumenten und können ihre Fähigkeiten<br />
im Klassenorchester anwenden. Das Erlernen des Instruments<br />
findet nicht am Nachmittag und in langjährigem Einzelunterricht<br />
statt. Instrumentalunterricht und Ensemblespiel sind<br />
Teile des regulären Musikunterrichts. Ziel des Projekts ist es,<br />
Schüler/-innen in Haupt- und Realschulen durch Musik in ihrer<br />
Persönlichkeitsentwicklung zu fördern. Schließlich erleben sie<br />
auf diese Weise ihre Klasse völlig neu im gemeinsamen Puls
musizierend und erfahren dabei, wie wichtig jeder Einzelne für<br />
die gemeinschaftlich angestrebte Harmonie ist.<br />
Erstmals wird solch ein Projekt unter der Leitung einer Universität<br />
eingeführt, dem Projektleiter Prof. Dr. Wolfgang Pfeiffer<br />
wurden dafür vom bayerischen Staatsministerium für Unterricht<br />
und Kultus zwei erfahrene Musiklehrkräfte, Evelyn Beißel<br />
und Tobias Fichte, als Projektmanager/-in zur Seite gestellt: Sie<br />
unterstützen die <strong>Schule</strong>n in der Organisation, in der Integration<br />
in das Schulprofil, sie begleiten die Durchführung, überprüfen<br />
die Nachhaltigkeit und stellen über Sponsoren Mittel für<br />
die Instrumente zur Verfügung. Dadurch sollen Nachhaltigkeit<br />
und einen hohe Qualität sichergestellt werden. Die Ergebnisse<br />
sind bereits jetzt vielversprechend: die Schüler/-innen identifizieren<br />
sich mit ihrer <strong>Schule</strong>, sie sind extrem motiviert und<br />
stolz, in diese <strong>Schule</strong> gehen zu dürfen. Langfristig fördert die<br />
Musik neben der Motivation das Selbstbewusstsein, die Integration<br />
von Kindern unterschiedlicher Herkunft, die soziale<br />
Kompetenz und baut das Aggressionspotenzial ab.<br />
KONTAKT<br />
klasse.im.puls<br />
www.klasse-im-puls.de<br />
PRAXIS KULTURELLE BILDUNG,<br />
Z. B. AN DER WILLY-BRAND-GESAMTSCHULE MÜNCHEN<br />
Tom Biburger<br />
Leiter Institut für Angewandte <strong>Kultur</strong>elle Bildung München<br />
„Jeder ist auf seine Art anders.“ (Sarah, 13 Jahre)<br />
Szenisches Handeln – Dramaturgie des Lernens<br />
Das Institut für Angewandte <strong>Kultur</strong>elle Bildung (IAKB) entwickelt<br />
seit dem Jahr 2005 an <strong>Schule</strong>n, wie der städtischen Willy-<br />
Brandt-Gesamtschule München (WBG), modellhafte Theater-/<br />
Tanz-/Filmprojekte zu Themen wie: „Interkulturelle Auseinandersetzung“,<br />
„Armut“, „Drogen“, „(Sexuelle) Gewalt“, „Liebe“<br />
und „Integration“. In der europa- und bundesweit ausgezeichneten<br />
Projektarbeit 1 geht es darum, qualitativ hochwertige<br />
Bildungsangebote nachhaltig zu verankern. Der gesellschaftliche<br />
Auftrag lautet, Kindern und Jugendlichen Entwicklungs-<br />
und Bildungschancen zu geben.<br />
Die gemeinsam mit Schüler/-innen erarbeiteten Inszenierungen<br />
sind Ausdruck neuer Lernkulturen inner- und außerhalb<br />
von Unterricht (vgl. Hill/Biburger/Wenzlik 2008). Texte, Szenen<br />
und Choreografien entstehen aus Erfahrungs- und Ideenwelten<br />
von Kindern und Jugendlichen: aus ihrem sozialen Umfeld und<br />
kulturellen Wurzeln – nicht aus fertigen Textvorlagen oder<br />
Schrittfolgen.<br />
<strong>Kultur</strong>elle Strategie<br />
Das IAKB hat in einem mehrjährigen Praxisforschungsprojekt<br />
die Projektarbeit wissenschaftlich untersucht. Unter<br />
dem Begriff „Szenisches Handeln“ haben Künstler/-innen und<br />
Pädagogen/-innen gemeinsam innovative künstlerisch-kultur-<br />
M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G _ 6 3<br />
pädagogische Methoden entwickelt, um kulturelle wie soziale<br />
Lern- und Bildungsprozesse bei Kindern und Jugendlichen zu<br />
fördern und ihre Integration zu stärken (vgl. Biburger/Wenzlik<br />
2009).<br />
Mit den neuen Methoden schöpfen Kinder und Jugendliche Mut,<br />
uns ihre Erfahrungs- und Erlebniswelten zu öffnen und diese in<br />
(angeleiteter) künstlerischer Form gestaltet zu zeigen.<br />
Bildungsträger wie die WBG können Projekte, wie zuletzt „Bist<br />
du sicher?“ 2 , die jenseits von sozialem, schulischem oder kulturell<br />
bedingtem Erwartungs- und Leistungsdruck stehen,<br />
in ihre schulischen Abläufe, wöchentlich zwei Stunden sowie<br />
mehrere Projekttage inner- und außerhalb der <strong>Schule</strong>, integrieren.<br />
Nachhaltigkeit<br />
Die <strong>Schule</strong> begreift die neuen Methoden als Chance für eine<br />
nachhaltige <strong>Schule</strong>ntwicklung. Das Projekt kann die <strong>Schule</strong> in<br />
soziale und kulturelle Bereiche „öffnen“, als Schnittstelle zwischen<br />
Kunst, <strong>Kultur</strong> und Jugendhilfe, als eine interkulturelle,<br />
kulturpädagogische und soziale Bildungsschule, als Ort des<br />
Lernens und der Integration.<br />
Kooperationspartner in einzelnen Projektphasen sind Kirchen,<br />
Moscheen, Sportstätten, private Treffpunkte oder Wohnungen<br />
von Familien der Teilnehmer/-innen, die durch den offenen Recherche-<br />
und Probenprozess für die Projektthematik sensibilisiert<br />
und z.T. ins Projekt integriert werden können.<br />
Öffentlichkeit<br />
Recherche, Proben und Filmaufnahmen im öffentlichen Raum<br />
sowie Aufführungen sind für die Lern- und Bildungsprozesse<br />
der Schüler/-innen methodisch motiviert. Die Projekte erreichen<br />
in der Regel aufgrund der angewandten interdisziplinären<br />
Methoden eine hohe künstlerische Qualität und können an<br />
öffentlichen Orten aufgeführt werden.<br />
Kontakt<br />
Institut für Angewandte <strong>Kultur</strong>elle Bildung (IAKB)<br />
www.iakb.de<br />
LITERATUR<br />
Hill, Burkhard/Biburger, Tom/Wenzlik, Alexander (2008):<br />
Lernkultur und <strong>Kultur</strong>elle Bildung. München.<br />
Biburger, Tom/Wenzlik, Alexander (2009): Ich hab gar nicht<br />
gemerkt, dass ich was lern. München.<br />
1 Europäische Union, Europäisches Jahr 2010, Programm „<strong>Kultur</strong>forscher“ 2009–2011, „Lebenskunst lernen“ 2008, „MIXED UP!“ 2007, „Kinder zum Olymp!“ 2006.<br />
2 Siehe www.iakb.de/projekte.
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SCHULKOOPERATION IM STADTTEIL:<br />
QUAX-K<strong>IN</strong>DER- UND JUGENDKULTURZENTRUM RIEM<br />
Karl-Michael Brand<br />
Kunstpädagoge, Vorsitzender Echo e.V. und Leiter des Kinder-<br />
und Jugendkulturzentrums QUAX in München<br />
ECHO, der gemeinnützige Verein für integrative Spiel- und <strong>Kultur</strong>pädagogik,<br />
wurde 1990 in München gegründet und ist freier<br />
Träger der Jugendhilfe nach §75 KJHG. Die Kernkompetenzen<br />
des Trägers liegen in den Bereichen Inklusion und <strong>Kultur</strong>eller Bildung.<br />
(Schwerpunkte hier: Theater, Zirkus, Literatur, Bil dende<br />
Kunst, Medien, Partizipation und Spiel). Der Verein betreibt<br />
überregional einen mobilen kulturpädagogischen Dienst, eine<br />
Jugendkulturwerkstatt in der Stadt Dachau (DAKS – Dachauer<br />
Kreativschmiede) und Münchens größte regionale Kinder- und<br />
Jugendeinrichtung namens Quax (Zentrum für Freizeit und<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung in der Messestadt Riem), bestehend aus<br />
Kinderhaus, Jugendzentrum, Abenteuer spielplatz und mobiler<br />
Einheit.<br />
Darüber hinaus ist ein wichtiges Standbein der Arbeit von ECHO<br />
e.V. die Konzeption von Maßnahmen der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung für<br />
<strong>Schule</strong> und als flankierende Angebote zur <strong>Schule</strong>.<br />
Schwerpunkt Stadtteilbezug<br />
Durch das Großprojekt Quax hat die Arbeit des Trägers natürlich<br />
einen starken Stadtteilbezug. In der Messestadt Riem<br />
entsteht seit 1998 ein Stadtteil mit Wohnraum für 16 000<br />
Menschen. Die Realisierung, die mittlerweile sehr weit fortgeschritten<br />
ist, wird in einzelnen Bauabschnitten vorgenommen.<br />
Die Messestadt ist zum momentanen Zeitpunkt bereits<br />
der kinderreichste Stadtteil Münchens und verfügt über einen<br />
Bewohnerschaft aus ca. 100 Herkunftsnationen.<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung und <strong>Schule</strong><br />
In den 20 Jahren seit Bestehen des Trägers hat sich die Kooperation<br />
mit <strong>Schule</strong> massiv in Richtung Ausdifferenzierung verändert.<br />
Der Einstieg war ein loser Kontakt, bei dem offene kulturpädagogische<br />
Spiel- und Lernräume ihr Programm um ein<br />
vormittägliches Programm – zeitlich und didaktisch auf Schulklassen<br />
zugeschnitten – erweiterten und diese Programme<br />
gesondert bewarben. Schulklassen besuchten die Angebote.<br />
In einem weiteren Schritt forderten <strong>Schule</strong>n, die die Angebote<br />
kennen gelernt hatten, ihrerseits Projekte als Ergänzung zum<br />
Schulalltag in der <strong>Schule</strong> an, sie reichten von kleinen Lerneinheiten<br />
im Medienbereich bis hin zu Ökologie- oder Zirkusprojektwochen<br />
für ganze <strong>Schule</strong>n. ECHO ging also wieder in die<br />
<strong>Schule</strong>. Dieser Bereich entwickelte sich aufgrund steigender<br />
Nachfrage stetig weiter – mit einer steigenden überregionalen<br />
Tendenz.<br />
Parallel dazu begann das Team spezielle Angebote für Schulklassen<br />
im eigenen Haus zu entwickeln, z. B. eine Theatermitmachwerkstatt<br />
zur Literaturvermittlung. Damit hat das Haus<br />
zusätzliche Auslastung in den Vormittagsstunden erreicht. Die<br />
Nachfrage ist hier deutlich höher als das Angebot – <strong>Schule</strong>n<br />
aus dem ganzen Stadtgebiet nutzen mittlerweile diese Blockprogramme.<br />
Als nun das Thema „gebundener Ganztag“, mit einer Verschränkung<br />
von Freizeit, außerschulischen Bildungsangeboten und<br />
Unterrichtszeit als Einheit, in Hauptschulen und Förderzent-<br />
ren immer aktueller wurde, lag es für die <strong>Schule</strong>n nahe, sich<br />
dafür einen priorisierten Partner zu suchen, der die außerschulischen<br />
Angebote verantwortet. Im Moment sind dies Kursangebote<br />
und Aktionen aus den Bereichen differenzierter Sport,<br />
Schulspiel und ästhetische Bildung/Medienerziehung, ergänzt<br />
durch ein bis zwei thematische Blockprojekte im Schuljahr.<br />
Dies brachte auch Vereinfachung bei der Qualitätssicherung.<br />
Aufgrund der guten Erfahrungen kommen auch immer mehr<br />
Anfragen von <strong>Schule</strong>n außerhalb des Stadtteils.<br />
Parallel zu diesen direkt mit den <strong>Schule</strong>n verhandelten Bausteinen<br />
entwickelte der Verein noch mehrere modellhafte<br />
flankierende Projekte im Auftrag und in Kooperation mit kommunalem<br />
Schulreferat, Jugendamt und Bezirksregierung, wie<br />
einen schultypenübergreifenden, inklusiven Hort, mit direktem<br />
Zugriff auf die offenen Programme der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />
im Haus, eine „Gripsothek“ mit schulergänzendem Kleingruppenunterricht<br />
in Projektgruppen, Angebote der offenen Ganztagsschule<br />
mit kulturpädagogischen Programminhalten oder<br />
„KoCheck“, ein Berufsorientierungsprojekt mit Kommunikationstraining,<br />
Praktikumsphase und Erwerb des Bildungspasses<br />
„Kompetenznachweis <strong>Kultur</strong>“.<br />
Vision – <strong>Kultur</strong>schule<br />
Es gibt also eine Vielzahl von Angeboten rund um die <strong>Schule</strong>,<br />
allerdings gibt es keine ernsthafte Regelung einer Kooperation<br />
auf Augenhöhe, weil das zuständige Landesministerium dies<br />
für die Kooperation mit außerschulischen Bildungsträgern einfach<br />
nicht zulässt. Ganz pragmatisch profitieren die Schüler/<br />
-innen, die <strong>Schule</strong> und der Träger ganz enorm von guten Kooperationen.<br />
Die zusätzliche Kompetenz, die ECHO der <strong>Schule</strong><br />
anbieten kann, entwickelt der Verein aber ganz eindeutig im<br />
Laboratorium der außerschulischen <strong>Kultur</strong>ellen Bildung, die im<br />
Zuge zunehmender Serviceorientierung deswegen keinesfalls<br />
aus dem Blickfeld geraten darf.<br />
Dies und die Bereitschaft der Schulverwaltung ästhetischkulturelle<br />
Praxis in den Mittelpunkt aller Bereiche des Schullebens<br />
zu stellen, ergäben den optimalen Nährboden für die<br />
von Max Fuchs, dem Vorsitzenden des Deutschen <strong>Kultur</strong>rats,<br />
propagierte <strong>Kultur</strong>schule …Visionen sollten erlaubt sein!<br />
KONTAKT<br />
ECHO e.V.<br />
www.echo-ev.de<br />
SCHULEN <strong>IN</strong> FREIER TRÄGERSCHAFT<br />
SETZEN AUF KULTUR<br />
Ulrich Besirske<br />
Lehrer, Mitarbeiter der Münchner Schulstiftung Ernst v. Borries<br />
„<strong>Kultur</strong>elle Bildung braucht Freiräume. Ich finde es großartig,<br />
wie sich private <strong>Schule</strong>n in diesem Bereich profilieren.“<br />
(Wolfgang Heubisch, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst)<br />
Ihre speziellen Bildungsangebote „vervollständigen und bereichern<br />
das öffentliche Schulwesen“ (Art. 90 BayEUG): Mehr als<br />
200 000 Schüler/-innen aller Schularten besuchen in Bayern<br />
über 1000 <strong>Schule</strong>n in freier Trägerschaft, darunter sind viele<br />
kirchliche <strong>Schule</strong>n, die getreu dem benediktinischen Motto
„Dass in allem Gott verherrlicht werde“ seit über tausend Jahren<br />
als Vermittler von Kunst, Literatur und Musik, Kunsthandwerk<br />
und Theaterspiel in Bayern <strong>Kultur</strong>elle Bildung anbieten.<br />
Darüber hinaus betreiben engagierte Pädagogen/-innen eine<br />
Vielzahl von privaten allgemein bildenden <strong>Schule</strong>n unterschiedlicher<br />
Prägung. Außerdem qualifizieren private <strong>Schule</strong>n<br />
direkt im kulturellen Bereich: Musik-, Grafik- und Schauspielschulen,<br />
Fachakademien etc.<br />
„Private <strong>Schule</strong>n: Ateliers für Menschenbildung.“ (Thomas<br />
Goppel, Präsident des Bayerischen Musikrates)<br />
Außerordentliche Schulprofile sind Grundlage privater <strong>Schule</strong>n,<br />
sie setzen sich so vom Gratisangebot der öffentlichen<br />
<strong>Schule</strong>n ab. Beispielsweise im Bereich der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung:<br />
>> Die Musisch-aktive Montessori-<strong>Schule</strong> Bad Tölz <strong>macht</strong> das<br />
Musische zum Bestandteil des Schulnamens.<br />
>> Das Kleine Private Lehrinstitut Derksen betont: „Wenn es uns<br />
Lehrern gelingt [...] bei unseren Kindern die Freude und den<br />
dazugehörigen Ernst am Spiel zu fördern, erziehen wir sie zu<br />
ästhetischen Menschen und bereiten den Weg für die ersten<br />
Schritte in eine menschliche Wirklichkeit.“<br />
>> Der Verband Bayerischer Privatschulen (VBP) ist Mitglied in<br />
der LKB:BY.<br />
>> Die Münchner Schulstiftung Ernst v. Borries, Träger von zwei<br />
Gymnasien, einer bilingualen Grundschule und anderen Bildungseinrichtungen<br />
in der Landeshauptstadt, Mitglied in der<br />
Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern e. V. (LKB:BY),<br />
formuliert in ihren verbindlichen Pädagogischen Grundsätzen:<br />
„Über den Unterrichtsstoff hinaus wird die <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
der Schüler/-innen gefördert und versucht, ihnen den<br />
Bezug ihrer nationalen zur europäischen <strong>Kultur</strong> bewusst zu<br />
machen.“ Diese Aufgabe wird immer wieder anspruchsvoll<br />
umgesetzt, z. B. durch ein Regelunterrichtsfach „Theater“,<br />
Bläser- und Sängerklassen, ein allwöchentliches „Offenes<br />
Atelier“, europäische COMENIUS-Projekte, kooperative <strong>Kultur</strong>-<br />
Projekte mit den Münchner Philharmonikern („Kosmos Messiaen“;<br />
„Hindemith – Her damit!“; „Neue Töne finden Bläser<br />
klasse!“) und der Bayerischen Staatsoper („Sieggie.04.de“;<br />
CAMPUS-Angebote); mehrfach in der Endrunde des Wettbewerbs<br />
„Kinder zum Olymp“.<br />
„<strong>Kultur</strong> ist Menschenrecht, sie führt aus der Herrschaft der Notwendigkeit<br />
in die Sphäre der Freiheit. Teilhabe an den Künsten<br />
<strong>macht</strong> den Menschen mündig, sie gibt ihm Kraft zum Überleben.“<br />
(Kent Nagano, Generalmusikdirektor der Bayerischen<br />
Staatsoper)<br />
Viele private <strong>Schule</strong>n in Bayern teilen diese Überzeugung und<br />
werden auf rigide Elternbedenken gegen kulturelle Bildungsprojekte<br />
– „Die sollen was Gescheites lernen und sich hier kein<br />
schönes Leben machen!“ – erwidern: „Genau dafür arbeiten<br />
wir, dass es unseren Schülern/-innen einmal gelingt, ein kulturerfülltes,<br />
schönes Leben zu führen!“<br />
KONTAKT<br />
Münchner Schulstiftung Ernst v. Borries<br />
www.muenchner-schulstiftung.de<br />
M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G _ 6 5<br />
ANGEBOTSBÖRSE FÜR KÜNSTLER/-<strong>IN</strong>NEN<br />
Christine Fuchs<br />
Vorsitzende des Kunstvereins Ingolstadt e.V., Geschäftsführerin<br />
Arbeitskreis für gemeinsame <strong>Kultur</strong>arbeit bayerischer<br />
Städte<br />
Der Bedarf an kulturellen Bildungsmaßnahmen für Kinder<br />
und Jugendliche wächst stetig. Damit es auch zukünftig<br />
Künstler/-innen sowie ein kulturell gebildetes Publikum gibt,<br />
ist Engagement verschiedener Seiten nötig. Städte, <strong>Schule</strong>n,<br />
die außerschulische Jugendbildung und öffentliche <strong>Kultur</strong>einrichtungen<br />
stehen in der Pflicht, geeignete Projekte und Initiativen<br />
auf den Weg zu bringen, Kunstschaffende sind gefragt,<br />
ansprechende Angebote für Kinder und Jugendliche zu entwickeln.<br />
Hierzu braucht es Strukturen und Anlässe. Diese bietet<br />
der Arbeitskreis für gemeinsame <strong>Kultur</strong>arbeit bayerischer<br />
Städte e.V. an, ein Netzwerk von 50 Städten in Bayern.<br />
Unter dem Namen „Angebotsbörse“ betreibt er ein Onlineportal,<br />
das Künstlern/-innen, öffentlichen <strong>Kultur</strong>veranstaltern,<br />
Bildungsträgern und <strong>Schule</strong>n die Kontaktaufnahme miteinander<br />
erleichtern und Kooperationen ermöglichen soll. Derzeit<br />
sind bayernweit über 200 Nutzer/-innen registriert, die per<br />
Newsletter regelmäßig über Künstler/-innen aller Sparten,<br />
deren Arbeitsschwerpunkte und Projekte sowie über Workshops,<br />
Tagungen und Ausschreibungen informiert werden.<br />
Nicht alle bayerischen Städte haben eigene <strong>Kultur</strong>portale<br />
und die bundessweite Angebotsbörse ist für sie eine wichtige<br />
Informationsquelle. Für Künstler/-innen ist die Vermittlung<br />
kostenfrei und eine gute Möglichkeit, sich auch Veranstaltern<br />
in anderen Städten bekannt zu machen.<br />
Anlässe zur Unterstützung der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung schafft der<br />
Arbeitskreis mit bayernweiten Festivals, z. B. 2012 unter dem<br />
Motto „Stadt.Geschichte.Zukunft.“. Die Angebotsbörsen wenden<br />
sich an alle Künstler/-innen, die gerne Projekte für Kinder<br />
und Jugendliche in Bayern anbieten möchten und an einer<br />
Zusammenarbeit mit <strong>Schule</strong>n und öffentlichen Einrichtungen<br />
interessiert sind.<br />
KONTAKT<br />
Arbeitskreis für gemeinsame <strong>Kultur</strong>arbeit<br />
www.gemeinsamekulturarbeit.de,<br />
www.angebotsboerse.com<br />
© Michael Bause
6 6 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />
ANGEBOTE UND PROGRAMME FREIER TRÄGER<br />
AN „DRITTEN ORTEN“ FÜR SCHULEN, Z. B. <strong>IN</strong> MÜNCHEN<br />
1. <strong>Kultur</strong> und Spielraum e.V.<br />
Margit Maschek-Grüneisl<br />
<strong>Kultur</strong>- und Sozialpädagogin, Pädagogische Leitung <strong>Kultur</strong>pädagogischer<br />
Dienst des Trägers <strong>Kultur</strong> & Spielraum e.V., Arbeitsschwerpunkte<br />
Leseförderung, Naturwissenschaft, Technik und<br />
Kunst, Koordinatorin des Netzwerkes Kinderkultur (KiKS)<br />
Der Begriff des Raumes im Namen des Vereins <strong>Kultur</strong> & Spielraum<br />
verweist auf die besondere Verpflichtung, die der Erschließung<br />
neuer Lernorte für Kinder und Jugendliche zukommt, auch<br />
temporär und nur zu bestimmten Anlässen.<br />
Als Lernort kann – jenseits von expliziten Bildungseinrichtungen<br />
– im Prinzip alles beschrieben werden, das Kaufhaus und<br />
Fitness-Center, das Museum und Internet, der Arbeitsplatz, ein<br />
Zoo, ein Betrieb, das Rathaus, der Park, eine Kirche, der öffentliche<br />
Raum ...<br />
Bedeutsam für ein didaktisches Konzept werden sie erst, wenn<br />
ihre Eigenheiten, Möglichkeiten und Besonderheiten in Bezug<br />
auf die Zielgruppe reflektiert und um zusätzliche wie spezifische<br />
Anregungspotenziale und Anlässe zum Lernen angereichert<br />
werden. Dies gilt besonders für all die Orte, die nicht<br />
bereits nach didaktischen Erwägungen gestaltet sind, wie z. B.<br />
Museen, Science Center oder Ausstellungshallen.<br />
Die pädagogische Intention und gemeinsame Aufgabe ist es,<br />
an qualitativ unterschiedlichen Orten situations- und kindgemäße<br />
Lernarrangements herzustellen, damit Kindern darin<br />
eigene Erfahrungen und Praxis ermöglicht werden. In diesen<br />
Prozess involviert sind sowohl die Personen, die an den jeweiligen<br />
Orten arbeiten und wirken, als auch professionelle Vermittler,<br />
die die Interaktionsprozesse anregen, begleiten und<br />
moderieren.<br />
Drei Beispiele aus der aktuellen Praxis:<br />
Trepp auf Trepp ab, Streifzüge durch unser Rathaus<br />
Kinder und Veranstalter treffen sich zu einer kurzen Einführung<br />
und Aufgabenverteilung im Sitzungssaal des Rathauses.<br />
Die Kinder besuchen in kleinen Gruppen unterschiedliche Bereiche<br />
des Rathauses, befragen dort Mitarbeiter/-innen und<br />
Zuständige zu ihren Aufgaben und erkunden die räumlichen<br />
Dimensionen des Gebäudes. In einer gemeinsamen, abschließenden<br />
Rathaussitzung werden die Ergebnisse der Streifzüge<br />
zusammengestellt und ergeben ein recht genaues Bild von<br />
dem, wie das kommunalpolitische System funktioniert und<br />
mit welchen Aufgaben sich eine städtische Administration befasst.<br />
Jährlich können mit diesem Projekt über zwei Wochen<br />
ca. 600 Schüler/-innen erreicht werden.<br />
KinderUni München<br />
Workshops, Führungen, Vorlesungen und Seminare – gemeinsam<br />
gestaltet vom Personal aller Hochschulen und Universitäten<br />
in München, Studenten/-innen der Hochschulen und <strong>Kultur</strong><br />
& Spielraum. Jedes Semester findet die Kinderuni an einer anderen<br />
Hochschule statt – die Kunsthochschulen haben in diesem<br />
Vermittlungskonzept genauso ihren Platz gefunden wie<br />
die großen Universitäten. Über das Jahr verteilt nehmen ca.<br />
3500 Kinder daran teil, davon auch viele in ihren Schulklassen.<br />
Aktionsraum Geschichte zum jährlichen Stadtgründungsfest<br />
Vor der Kulisse des Alten Hofes, der ersten herzoglichen Burg<br />
in München, arrangiert <strong>Kultur</strong> & Spielraum – gemeinsam mit<br />
vielen Partnern – ein geschichtsbezogenes Lernsetting mit<br />
historischen Spielrollen, historischem Handwerk, historischen<br />
Spielen und Ritualen, hinterlegt mit einem „Drehbuch“, in das<br />
die Kinder jederzeit einsteigen können. Der Aktionsraum bietet<br />
etwa 500 Kindern gleichzeitig Möglichkeiten des Mitmachens,<br />
Produzierens, Handelns. Eine Woche lang können Schulklassen<br />
an dem ansonsten an einem Wochenende stattfindenden<br />
Programmangebot teilnehmen.
KONTAKT<br />
<strong>Kultur</strong> & Spielraum e.V.<br />
www.kulturundspielraum.de<br />
2. Kinder- und Jugendmuseum (KJM)<br />
Haimo Liebich<br />
<strong>Kultur</strong>pädagoge, Leiter des Kinder- und Jugendmuseums<br />
München<br />
Das KJM als eigenständiger Lernort<br />
>> der Welterklärung und Sinndeutung für ein gelingendes<br />
Leben,<br />
>> des Generationenlernens und der Inklusion für ein breites<br />
Familien-Publikum,<br />
>> für positive Erfahrungen zum Aufwachsen und Leben lernen,<br />
mit Interesse, Spaß und Spannung.<br />
>> Das KJM ist somit eine wertvolle Zukunftsinvestition in die<br />
nächste Generation und deren Kompetenzen – von Kunst bis<br />
Technik, von Wissen, Experimentieren bis anwenden können.<br />
Das KJM<br />
>> ermöglicht nachhaltige Erfahrungen und innovative neue<br />
Lernformen, ohne Zwang, Angst und Notendruck, die so<br />
weder die <strong>Schule</strong> noch die klassischen Museen anbieten<br />
können,<br />
>> schafft als Sinnenreich im Anfassen, Begreifen, ganzheitlichem<br />
Lernen ein attraktives Gegengewicht zur Abstraktion<br />
des Lernens in rein medialen Formen,<br />
>> will soziale Zugänge eröffnen (Teilhabegerechtigkeit), wozu<br />
die Kooperation mit allen Schularten und Kitas wesentlich<br />
beiträgt,<br />
>> ermöglicht eine neue Lernkultur im Umgang mit den Dingen<br />
und Phänomenen: mit Lust am Erkunden und Entdecken, am<br />
Erforschen, Erfinden und Gestalten im eigenen Tempo, freiwillig,<br />
eigenverantwortlich, kreativ und konstruktiv und mit<br />
allen Sinnen.<br />
Das KJM München ist ein Erfolgsmodell, das bei 620 m2 Ausstellungsfläche<br />
in 20 Jahren über eine Million junge Besucher/<br />
-innen in 60 interaktiven Ausstellungen begeistert und viele<br />
Nachfolger gefunden hat. Von den ca. 60 000 bis 85 000<br />
Besuchern/-innen jährlich sind über zwei Drittel Kinder unter<br />
14 Jahren, die zu zwei Dritteln in Gruppen (aus <strong>Schule</strong>n, Horten,<br />
Kindertagesstätten) oder im Familienzusammenhang die<br />
Mitmach-Ausstellungen besuchen.<br />
Programmbeispiele des breiten Themenspektrums<br />
1. Logisch?!<br />
Mathematik, nicht immer das beliebteste Schulfach, anders<br />
aufbereitet mit anschaulichen Objekten und Experimentierstationen,<br />
um spielerischem Lernen den Weg zu bereiten; Vermittlung<br />
von Grundwissen durch handlungsbetonten Ansatz<br />
und multimodale Vermittlungsformen.<br />
2. HaZweiOh! – Erforsche die Welt der Chemie<br />
Grundlegendes aus der Chemie, nicht abstrakt, sondern aus<br />
Alltagszusammenhängen abgeleitet. Entdecken, dass Chemie<br />
überall ist, jedem begreifbar wird und sogar spannend und interessant<br />
sein kann.<br />
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3. Vom Krach zu Bach<br />
Originale Orchesterinstrumente zum Anfassen, Ausprobieren<br />
und Spielen schaffen einen niederschwelligen Zugang zur Welt<br />
der Musik für jedes Kind. Oftmals erster Kontakt mit Instrumenten<br />
mit nachhaltiger Wirkung.<br />
4. SeifenblasenTräume<br />
Über das unterhaltsame Spiel mit den Seifenblasen hinaus<br />
werden physikalische/ mathematische Hintergründe vermittelt<br />
(Minimalprinzip) und angewendet: Seifenhaut als architektonisches<br />
Formprinzip. Das Beispiel zeigt, dass Spiel, Spaß und<br />
Lernen verknüpft sind und sich bedingen.<br />
5. Weg vom Fleck! Erforsche das Gehen, Fahren und Fliegen<br />
Mit einfachen Experimenten an die Naturgesetze der Mobilität<br />
heranführen: Experimentierstation „Gehen“, Werkstattsituation<br />
„Fliegen“, Rückstoßprinzip am eigenen Körper erfahren/<br />
Station Raumfahrt, Wie funktioniert ein Elektromotor? Wickeln<br />
einer Magnetspule, Wie funktioniert eine Schaltung, ein Fließband?<br />
Wasser als Antriebskraft, Grenzen der Mobilität?<br />
Erwartungen an die Kooperation mit <strong>Schule</strong><br />
Die Potenziale der Kooperation sind nicht ausgeschöpft. Erfahrungsaustausch,<br />
Methodentransfer und Kooperationsprojekte<br />
mit <strong>Schule</strong>n auf dem Weg zum Ganztag sind ausbaufähig. Die<br />
Praxishandbücher eignen sich für die Lehrerfortbildung. Über<br />
bloße Dienstleistung hinaus, braucht es methodische Praxisforschung<br />
und Vermittlung an die Partner: KJM als Knoten im<br />
Netz der lokalen Bildungslandschaft und Ganztagsbildung.<br />
Die im Auftrag der Abteilung Kindertagesstätten entwickelten<br />
mobilen Einheiten (als Auskoppelungen erfolgreicher Ausstellungen<br />
verleihbar) eignen sich ebenso für Projektwochen und<br />
Tageseinsätze in <strong>Schule</strong>n und Horten, z. B. das „MatheMobil“,<br />
die „Kleine Chemiekiste“ oder das „MusikMobil“.<br />
Voraussetzung ist lediglich eine faire Finanzbeteiligung. Dies<br />
gilt auch für die seit über 15 Jahren im Münchner Hauptbahnhof<br />
geleisteten täglichen Ausstellungsbesuche von <strong>Schule</strong>n aus<br />
München und dem Umland. Ein Qualitätsmerkmal ist der personalintensive<br />
Einsatz von fachkundigen „Erfahrungshelfern/<br />
-innen“ in der Schulklassenbegleitung. Damit ließe sich dann<br />
auch ein adäquates und ausreichendes Raumangebot an<br />
einem dauerhaften und zentralen Standort sichern.<br />
KONTAKT<br />
Pädagogische Aktion (PA)/Kinder- und<br />
Jugendmuseum München e.V.<br />
www.kindermuseum-muenchen.de<br />
3. Leo 61/PA/Spielkultur e.V.<br />
Martin Sailer<br />
<strong>Kultur</strong>- und Sinnespädagoge, Mitarbeiter und Vorstandsmitglied<br />
PA/Spielkultur e.V., gelernter Physiker<br />
„Ich brauch’ Tapetenwechsel, sprach die Birke, und <strong>macht</strong> sich<br />
in der Dämmerung auf den Weg ...“ – so lautet ein bekannter<br />
Liedtext von Hildegard Knef. Die Qualität von dritten Orten<br />
besteht für Schüler/-innen oft genau in diesem „Tapetenwechsel“:<br />
das Ambiente, die ungewohnte Umgebung, der „frische<br />
Wind“, neue Kontakte, neue Aufgaben und Herausforderungen.<br />
Vielfältige sinnlich-reale und digitale Spiel-, Lern- und Erfah-
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rungsräume jeglicher Art realisiert auch der Verein Pädagogische<br />
Aktion(PA)/Spielkultur e.V. in seinen Veranstaltungsräumen<br />
an der Münchner Freiheit – der „LEO 61“ – sowie im<br />
Stadtgebiet Münchens. Die ganze Stadt wird dabei als „Bildungslandschaft“<br />
begriffen und seit über 30 Jahren im Auftrag<br />
des Stadtjugendamtes der Landeshauptstadt München<br />
mit Methoden der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung erobert, bespielt und<br />
mitgestaltet.<br />
Zielgruppe sind dabei Grund-, Haupt-, Real- und Förderschulen,<br />
aber auch mit Gymnasien, Kindertagesstätten und Kindergärten<br />
wird an „dritten Orten“ gearbeitet.<br />
Das Anliegen der Kooperation ist es, Lehrer/-innen und<br />
Erzieher/-innen die Potenziale des handlungs- und erlebniszentrierten<br />
Lernens aufzuzeigen, Schüler/-innen ganzheitlich<br />
anzusprechen, ihre Neugierde zu aktivieren, sodass sie<br />
in den angebotenen Erfahrungsräumen selbstverantwortlich<br />
und eigenmotiviert agieren. Ein besonderer und strategischer<br />
Mehrwert von Schulkooperationen besteht im sozialen Querschnitt,<br />
der in öffentlichen <strong>Schule</strong>n gewährleistet ist, wodurch<br />
auch „bildungsferne“ Kinder und Jugendliche erreicht werden.<br />
Diese nehmen dann idealerweise auch die offenen Angebote<br />
außerhalb der Schulzeit wahr.<br />
PA/Spielkultur e.V. bietet für Schulklassen folgende Formate<br />
in der LEO 61:<br />
1. die „Spiel- und Lernwerkstatt“ zu Themen wie „Europa entdecken!“,<br />
„Wunderwerk Körper“, „Schmeckt‘s?“ ...<br />
2. „Exhibits“-Mitmach-Ausstellungen zu Themen wie „Kohlrabenschwarz“,<br />
„Spiegel“, „Museumsspiele“, „Reise nach<br />
Kartagonien“ ...<br />
3. Geschichtenwerkstatt „Wir in München...“, mit Trickfilm, Film,<br />
Comic, Hörspiel, Fotostory, Buchbinderei ...<br />
Sowie vielfältige Projekte zu unterschiedlichen Zeiten und<br />
an unterschiedlichen Orten und mit vielen unterschiedlichen<br />
Partnern stadtweit (Auswahl):<br />
>> „Auf zu neuen Schafen!“ – Naturprojekt bei der Schafherde im<br />
Englischen Garten,<br />
>> „Bienen-Leben“ – Naturprojekt im Nymphenburger Schlosspark,<br />
>> „Life on Stage in Milbertshofen“ – ein Theaterprojekt als<br />
Schulkooperation,<br />
>> „iz-art“ – Kunst-Aktionen mit Schulklassen im öffentlichen<br />
Raum,<br />
>> „City Stories“ – reale und digitale Stadtgeschichten.<br />
Als Mitveranstalter im Netzwerk Kinderkultursommer (KiKS)<br />
beteiligt sich PA/Spielkultur e.V. auch beim zweijährigen KiKS-<br />
Festival auf der Alten Messe/Theresienhöhe.<br />
KONTAKT<br />
PA/Spielkultur e.V.<br />
www.spielkultur.de<br />
© Maya Hässig
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3.3. AUS- UND FORTBILDUNG FÜR KULTURELLE BILDUNG<br />
MIT SCHULE <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />
E<strong>IN</strong>FÜHRUNG<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung findet natürlich in der <strong>Schule</strong> und als Unterricht<br />
schon lange statt: Kunst- und Musikunterricht, Literatur<br />
und oft auch als mehr oder weniger freiwilliges Angebot von<br />
Tanz bis Theater, Zirkus und Film. (Angehende) Lehrkräfte<br />
werden dazu entweder als Fachlehrer/-innen (z. B. Kunst und<br />
Musik) ausgebildet, besonders qualifiziert allerdings v. a. für<br />
das Gymnasium oder in der Lehrerausbildung allgemein, mit<br />
entsprechenden Anteilen. Ebenso gibt es Angebote der Fort-<br />
und Weiterbildung. Ob ausreichend und je zeitgemäß angemessen,<br />
ist am Einzelfall zu klären. Zunehmend aber wird es<br />
auch um die Kooperationen von <strong>Schule</strong> mit Künstlern/-innen,<br />
<strong>Kultur</strong>vermittlern/-innen, <strong>Kultur</strong>- und Jugendeinrichtungen<br />
gehen, etwa entsprechend der Ganztagsschulentwicklung<br />
und mit dem Anspruch und Appell: <strong>Kultur</strong>elle Bildung für alle.<br />
Ein Gesamtüberblick über eine „Ausbildung für <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
in Bayern“, mit und ohne <strong>Schule</strong>, ist nicht bekannt, bisher<br />
eher kultur-, sparten- und schulartenspezifisch organisiert<br />
und vermittelt.<br />
Das folgende Kapitel zeigt vier innovative exemplarische Beispiele<br />
kulturvermittelnder Aus- und Fortbildungen in Bayern.<br />
Eine strukturierte und systematische Übersicht aller Ausbildungen<br />
für <strong>Kultur</strong>elle Bildung und <strong>Kultur</strong>vermittlung in Bayern<br />
steht aus und wäre im Rahmen einer landesweiten Bestandsaufnahme<br />
zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung insgesamt zu leisten. Es<br />
wäre dies auch ein Impuls zur Etablierung fehlender und weiterer<br />
diesbezüglicher Studiengänge gerade zugunsten von<br />
Kooperationen, Vernetzung und wechselseitiger Verständigung<br />
zwischen Kunst, <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>.<br />
THEATERAKADEMIE<br />
UNIVERSITÄT ERLANGEN-NÜRNBERG<br />
Tanja Bauer<br />
Geschäftsführerin Akademie für Schultheater und<br />
Theaterpädagogik, Universität Erlangen-Nürnberg<br />
Die zentralen Tätigkeitsfelder der Akademie für Schultheater<br />
und Theaterpädagogik sind Fort- und Weiterbildung sowie<br />
Praxisforschung in den Bereichen des Schultheaters und der<br />
außerschulischen Theaterpädagogik. 1 Die Besonderheit der<br />
Akademie liegt dabei in der spezifischen Ausrichtung auf das<br />
Theater in der <strong>Schule</strong> sowie in der engen Verbindung von Wissenschaft<br />
und Praxis und dem damit einhergehenden produktiven<br />
Austausch von Pädagogen/-innen, Wissenschaftlern/<br />
-innen und Künstlern/-innen, der es erlaubt, laufend neue<br />
Erkenntnisse in das jeweils aktuelle Kurs- und Veranstaltungsprogramm<br />
einfließen zu lassen. Die Akademie ist ein<br />
Gemeinschaftsprojekt des Bayerischen Staatsministeriums<br />
für Unterricht und Kultus, der Friedrich-Alexander-Universität<br />
Erlangen-Nürnberg und der Stadt Nürnberg.<br />
Leitbild<br />
Die Akademie für Schultheater und Theaterpädagogik versteht<br />
sich demnach als Ort, an dem Theorie und Praxis eng zusammenwirken<br />
und an dem Wissenschaftler/-innen, Pädagogen/<br />
-innen und Künstler/-innen in einen produktiven Austausch<br />
treten. Oberstes Ziel ist dabei die umfassende Entwicklung der<br />
theaterpädagogischen Praxis, die einen besonders wichtigen<br />
Bereich der ästhetischen Bildung innerhalb und außerhalb der<br />
Institution <strong>Schule</strong> darstellt.<br />
Neben der multidisziplinären Professionalisierung von<br />
Lehrern/-innen, Sozial-, <strong>Kultur</strong>-, Tanz- und Theaterpädagogen/<br />
-innen sowie von Künstlern/-innen und Theaterpraktikern/<br />
-innen, die im Bereich des Schultheaters tätig sind bzw. tätig<br />
werden wollen, stehen die didaktische und methodische Weiterentwicklung<br />
sowie die pädagogische und theaterwissenschaftliche<br />
Erforschung und Reflexion der oben genannten<br />
Bereiche im Fokus der Arbeit.<br />
Zu den zentralen Anliegen der Akademie gehören darüber<br />
hinaus auch die Kooperation mit den thematisch einschlägigen<br />
Institutionen und Fachverbänden sowie die Vernetzung<br />
der (über-)regionalen Theater- und Schultheaterszene.<br />
Fort- und Weiterbildung<br />
Das Kursprogramm der Akademie richtet sich insbesondere an<br />
Lehrer/-innen sämtlicher Schularten, an Theater-, <strong>Kultur</strong>- und<br />
Sozialpädagogen/-innen sowie an Theaterpraktiker/-innen und<br />
Künstler/-innen mit und ohne spezifisch pädagogische Qualifikation,<br />
die heute schon im Bereich der <strong>Schule</strong> sowie in der<br />
außerschulischen Theatervermittlung tätig sind bzw. künftig<br />
tätig werden möchten.<br />
KONTAKT<br />
Akademie für Schultheater und Theaterpädagogik<br />
www.schultheater-akademie.de<br />
<strong>IN</strong>STITUT FÜR JUGENDARBEIT<br />
DES BAYERISCHEN JUGENDR<strong>IN</strong>GS <strong>IN</strong> GAUT<strong>IN</strong>G<br />
Albert Fußmann<br />
Direktor des Instituts für Jugendarbeit des Bayerischen<br />
Jugendrings, Gauting<br />
Seit mehr als 30 Jahren gehören Fortbildungen im Bereich der<br />
<strong>Kultur</strong>ellen Bildung zu einem festen Bestandteil des Angebots.<br />
Die Begründung für diese Fortbildungen liegt im Vorhandensein<br />
dieses Arbeitsansatzes in der Jugendarbeit selbst. Während<br />
die verbandliche Jugendarbeit auf eine lange Tradition im<br />
Einsatz von Methoden <strong>Kultur</strong>eller Bildung verfügt, kam mit der<br />
Etablierung der offenen Kinder- und Jugendarbeit der Arbeitsansatz<br />
der Szenearbeit oder Arbeit mit Jugendkulturen hinzu.<br />
Dazu gehörte natürlich ein erweiterter <strong>Kultur</strong>begriff (entsprechend<br />
der Diskurse seit 1970), aber auch das Nutzen des kulturellen<br />
Ausdrucks im Sinne pädagogischer oder politischer<br />
1 Die Anmeldung zu den Kursen und Veranstaltungen der Akademie erfolgt per Post, Fax oder online unter www.schultheater-akademie.de. Lehrer/-innen aus Bayern<br />
können sich auch direkt über die FIBS-Internetplattform www.fortbildung.schule.bayern.de anmelden.
7 0 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />
Prozesse (Identitätsbildung, Partizipation, Veränderung des<br />
öffentlichen Raums).<br />
Auf dieser Grundlage hat sich am Institut für Jugendarbeit ein<br />
differenziertes Angebot an Fortbildungen entwickelt:<br />
>> Einzelseminare, v. a. als Methodenseminare mit einem<br />
Schwerpunkt auf Tanz, Spiel, Musik und Theater; vereinzelt<br />
konzeptionelle Seminare und Tagungen<br />
>> Zusatzausbildung „Erfahrungsfeld Theater“ – eine sechsteilige<br />
Reihe in Kooperation mit dem Verband der Amateurtheater<br />
Bayern. Zielgruppe sind hier Ehrenamtliche, die befähigt werden,<br />
mit zeitgenössischen Methoden aktuelle Inhalte in die<br />
Arbeit mit Jugendlichen hineinzubringen. Diese Ausbildung<br />
bringt viel Bewegung in eine etwas verstaubte Landschaft!<br />
Die Erweiterung dieses Angebotes in eine Zusatzausbildung<br />
„Theaterpädagogik“ nach den Richtlinien des Bundesverband<br />
Theaterpädagogik e. V. (BUT) ist kurz vor dem Abschluss.<br />
>> Ein Seminarangebot im Bereich Neue Medien in Kooperation<br />
mit dem S<strong>IN</strong> – Studio im Netz – und eine medienpädago<br />
gische Weiterbildung in Zusammenarbeit mit dem Institut<br />
für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (JFF).<br />
>> Kern des Angebots ist die Zusatzausbildung <strong>Kultur</strong>pädagogik,<br />
die – bereits zum siebten Mal – von einem Trägerverbund<br />
verschiedener Jugendbildungsstätten und der Musikakademie<br />
Hammelburg durchgeführt wird. Diese Ausbildung ist<br />
bewusst spartenübergreifend konzeptioniert, d. h. neben<br />
einer Ausbildung in einem Handlungsfeld (z. B. Musik, Zirkus,<br />
Foto) steht im Mittelpunkt die Befähigung der Teilnehmer/<br />
-innen, dieses Wissen zielgruppengerecht weiterzugeben.<br />
<strong>Kultur</strong>pädagogik wird dabei nicht reduziert als Medium zur<br />
Vermittlung von Schlüsselkompetenzen oder Elementen des<br />
sozialen Lernens, sondern versteht die kulturelle Betätigung<br />
als eine Tätigkeit mit Eigensinn. In den Echtsituationen von<br />
künstlerischer Produktion und kulturpädagogischen Erlebnisräumen<br />
stellt sich der Erwerb von Schlüsselqualifikationen<br />
gleichsam nebenbei ein.<br />
In Zusammenarbeit mit der Hochschule München und der<br />
Stiftungsfachhochschule wird der berufsbegleitende Masterstudiengang<br />
„<strong>Kultur</strong> – Ästhetik – Medien“ angeboten. Mit der<br />
Verknüpfung wissenschaftlicher Studieninhalte und einer<br />
praxis bezogenen Vermittlung wird hier Neuland in der Zusammenarbeit<br />
von Ausbildung und Weiterbildung beschritten (siehe<br />
auch den Beitrag von Burkhard Hill in diesem Band, S. 22ff.).<br />
KONTAKT<br />
Institut für Jugendarbeit<br />
www.institutgauting.de<br />
MASTERSTUDIENGANG „KULTUR – ÄSTHETIK –<br />
MEDIEN“, HOCHSCHULVERBUND MÜNCHEN<br />
Birgit Dorner<br />
Prof. Dr., Katholische Stiftungsfachhochschule München<br />
Burkhard Hill<br />
Prof. Dr., Hochschule für Angewandte Wissenschaft –<br />
Fachhochschule München<br />
Der Weiterbildungs-Masterstudiengang „<strong>Kultur</strong> – Ästhetik –<br />
Medien“ bietet für akademische Fachkräfte aus der Bildungs- und<br />
<strong>Kultur</strong>arbeit, der Sozialen Arbeit, der Künstlerisch- Ästhetischen<br />
Bildung und Praxis im süddeutschen Raum eine spezifische und<br />
innovative Möglichkeit, ihre Qualifikationen im Bereich der <strong>Kultur</strong>ellen<br />
Bildung, der <strong>Kultur</strong>- und Medienpädagogik und der ästhetischen<br />
Praxis zu vertiefen.<br />
Der Studiengang wird gemeinsam von der Katholischen<br />
Stiftungsfachhochschule München (KSFH) und der Hochschule<br />
München (HM) unter Beteiligung des Instituts für Jugend arbeit<br />
Gauting des Bayerischen Jugendrings durchgeführt. Damit ist<br />
eine Theorie-Praxis-Verknüpfung hergestellt, die einen wissenschaftlichen<br />
Anspruch mit einer handlungsorientierten<br />
Perspektive verbindet.<br />
© Christoph Seelbach
Studieninhalte/Studienziel<br />
Der Studiengang basiert auf einem Wechselspiel von künstlerischem<br />
Erfassen und Gestalten, wissenschaftlicher Erkenntnis<br />
und pädagogischer Projektarbeit.<br />
Zentrale Inhalte aus Kunst-, <strong>Kultur</strong>- und Medienwissenschaften<br />
sowie Konzepte künstlerischer Didaktiken bestimmen<br />
die wissenschaftliche Auseinandersetzung. Aufbauend<br />
auf die bereits absolvierten Studiengänge, erwerben die Studierenden<br />
vertiefte Kenntnisse in den aktuellen ästhetischen<br />
Theorien, relevantes Wissen aus den <strong>Kultur</strong>-, Medien- und<br />
Gesellschaftswissenschaften. In der didaktischen Auseinandersetzung<br />
mit den Künsten und der Kunstvermittlung wird<br />
ein spezifisches Wissen, basierend auf <strong>Kultur</strong>- und Medienpädagogik<br />
und den Didaktiken der einzelnen Künste, für die<br />
Arbeit mit unterschiedlichen Zielgruppen erworben. Das Studium<br />
führt die Studierenden in die spezifische Forschung der<br />
<strong>Kultur</strong>ellen Bildung und in die Forschungsnetzwerke in diesem<br />
Bereich ein.<br />
Der Weiterbildungs-Masterstudiengang verbindet ein theoretisches<br />
Studium mit eigener künstlerisch-ästhetischer Praxis<br />
in den Bereichen Theater, Tanz, Kunst, Medien, Musik. Über die<br />
eigene künstlerisch-ästhetische Produktion werden zudem<br />
ästhetische Wahrnehmungs- und Gestaltungsprozesse reflektiert<br />
und untersucht. Schließlich werden pädagogische<br />
Vermittlungsformen in projektorientiertem Arbeiten in den<br />
unterschiedlichen Praxisfeldern der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung und<br />
der kulturellen Sozialen Arbeit erprobt, sodass die Studierenden<br />
professionelle Handlungskompetenz im Bereich des Projekt-<br />
und <strong>Kultur</strong>managements erwerben. Der Studiengang ist<br />
mit vielen freien und öffentlichen Trägern der <strong>Kultur</strong>arbeit und<br />
der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung vernetzt und bietet damit vielfältige<br />
Möglichkeiten der Projektpraxis. Im Studium können von den<br />
Studierenden unterschiedliche Schwerpunkte im ästhetischkünstlerischen<br />
Bereich gesetzt werden.<br />
Der Studiengang qualifiziert zu wissenschaftlicher und leitender<br />
Tätigkeit in den Bereichen <strong>Kultur</strong>, Ästhetik, Medien,<br />
beispielsweise in Institutionen der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung, des<br />
<strong>Kultur</strong>management, der Kunst- und <strong>Kultur</strong>wissenschaft, der<br />
Medienpädagogik und der sozio-kulturellen Arbeit.<br />
Studienverlauf und Abschluss<br />
Der Masterstudiengang „<strong>Kultur</strong> – Ästhetik – Medien“ ist ein<br />
weiterbildender Vollzeitstudiengang von drei Semestern<br />
Dauer, der optional berufsbegleitend in vier Semestern abgeschlossen<br />
werden kann.<br />
Nach dem Europäischen Creditpoint-System (ECTS) werden<br />
mit dem Abschluss 90 ECTS vergeben.<br />
Das Studium führt zu dem akademischen Abschluss<br />
„Master of Arts (M. A.)“. Der Abschluss befähigt für die Laufbahn<br />
des höheren öffentlichen Dienstes und zur Promotion. Die Promotionsbeauftragten<br />
der beiden Hochschulen bieten Beratung<br />
zur Promotionen im Feld „<strong>Kultur</strong> – Ästhetik – Medien“ an.<br />
Zulassungsvoraussetzungen<br />
Voraussetzungen für die Zulassung sind ein erfolgreicher<br />
Abschluss eines Hochschulstudiums an einer deutschen<br />
Hochschule im Bereich der Geistes-, Sozial- oder <strong>Kultur</strong>wissenschaften<br />
und eine daran anschließende geleistete, in der Regel<br />
mindestens einjährige Berufspraxis in hauptberufl icher Tätigkeit<br />
im Umfang einer Vollzeitstelle in einschlägigen Berufsfeldern.<br />
M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G _ 7 1<br />
Studiengebühren<br />
Voraussichtlich 1700 Euro pro Semester zzgl. 35,00 Euro Studentenwerksbeitrag<br />
und 50,00 Euro Verwaltungsgebühren.<br />
Termine/Anmeldung<br />
Beginn ist jährlich zum 1. Oktober.<br />
Der Anmeldezeitraum ist jeweils von 15.5. bis 15. 7. eines<br />
jeden Jahres.<br />
KONTAKT<br />
>> Hochschule für Angewandte Wissenschaft –<br />
Fachhochschule München<br />
hill@hm.edu, www.hm.edu<br />
>> Katholische Stiftungsfachhochschule München<br />
birgit.dorner@ksfh.de, www.ksfh.de<br />
WEITERE <strong>IN</strong>FORMATIONEN ZUM STUDIENANGEBOT<br />
Modulübersicht, Modulhandbuch, mit der Beschreibung der<br />
einzelnen Studienmodulen und Bewerbungsunterlagen unter:<br />
www.ksfh.de und www.hm.edu.<br />
KESS: KOMPETENZ EXTERN FÜR SCHULE<br />
UND SCHULLEBEN<br />
Marianne Dasch<br />
Projektleiterin von KESS an der VHS Mainburg<br />
Eine Grundqualifizierung für Betreuungspersonal, speziell für<br />
Eltern und externe Kräfte ohne pädagogische Grundausbildung,<br />
die in der Mittagsbetreuung bzw. an einer offenen oder<br />
gebundenen Ganztagsschule am Nachmittag eingesetzt sind,<br />
bietet KESS. Die Grundkurse werden gefördert durch das Bayerische<br />
Kultusministerium, um schulexterne Personen für den<br />
Bildungs- und Erziehungsprozess in der <strong>Schule</strong> pädagogisch<br />
zu qualifizieren und vorzubereiten.<br />
„Bildung und Erziehung müssen einem doppelten Anspruch<br />
genügen: Qualität und Gerechtigkeit. Und sie müssen den<br />
gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung tragen. [...]<br />
<strong>Schule</strong> braucht starke Erziehungspartner. Dies gilt ganz besonders<br />
für <strong>Schule</strong>n mit Ganztagsbetrieb. Deshalb beziehen<br />
sie externe Partner und Eltern in die Gestaltung ihrer Angebote<br />
ein.<br />
Das Projekt KESS hat zum Ziel, eine starke Brücke zwischen<br />
<strong>Schule</strong> und Erziehungsberechtigten zu bauen und damit die<br />
Kommunikation zwischen den Lehrkräften, die mit professioneller<br />
Ausbildung die Kinder unterrichten, und den Erziehungsberechtigten,<br />
die ihre anspruchsvollen erzieherischen<br />
Auf gaben zu Hause wahrnehmen, zu vertiefen.<br />
KESS bereitet in vielfältiger Weise darauf vor, im Lebensraum<br />
<strong>Schule</strong> bestimmte fachliche Funktionen zu übernehmen.<br />
Qualifiziert vermittelte Kenntnisse über Schulorganisation,<br />
Aufsichtspflicht, Umgang mit Vertraulichkeiten, pädagogische<br />
Stützhilfen und gruppendynamische Prozesse, Umgang mit<br />
Konflikten tragen dazu bei, dass die <strong>Schule</strong>n auf engagierte<br />
Helfer und Betreuungskräfte zurückgreifen können, die zusätzliche<br />
Kreativität gerade auch in den Ganztagschulbetrieb<br />
einbringen.
7 2 _ M O D E L L H A F T E P R A X I S : P R O J E K T E U N D P E R S P E K T I V E N , A U S - U N D F O R T B I L D U N G<br />
Der Freistaat begleitet und fördert dieses Projekt seit mehreren<br />
Jahren, zunächst aus dem <strong>Kultur</strong>fonds Bayern und nunmehr<br />
aus seinem regulären Haushalt. Ich [...] bin überzeugt,<br />
dass die <strong>Schule</strong>n dieses Angebot gern und sinnvoll zu nutzen<br />
wissen. (Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle, Schirmherr des<br />
Projekts)“<br />
Aus der Praxis<br />
Pfarrkirchen, im Februar 2010 – XperRegio initiiert Ausbildung<br />
für Experten/-innen in der Schülerbetreuung:<br />
„Hier habe ich genau das gelernt, was ich in meiner Arbeit<br />
brauche“, war die Aussage einer Teilnehmerin. Nach dem KESS-<br />
Grundkurs in Pfarrkirchen nahmen 23 hoch motivierte Frauen<br />
und ein Mann am Ende der Ausbildung ein KESS-Zertifikat mit<br />
nach Hause. Ein bunter Teilnehmerkreis hatte sich angemeldet:<br />
Profis mit jahrelanger Erfahrung, Neueinsteiger/-innen,<br />
Zirkuskünstler/-innen, Museumspädagogen/-innen, Hausfrauen,<br />
Erzieher/-innen, Klavierlehrer/-innen – sie alle wollen<br />
ihre reichlich vorhandenen Kompetenzen in den Dienst der<br />
<strong>Schule</strong>n und Kinder stellen. Die Referentin Dr. Ursula Weier vom<br />
Staats institut für Schulqualität und Bildungsforschung München<br />
(ISB) umriss zunächst die organisatorischen und rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen der Ganztagsschule in Bayern.<br />
Die Kommunikationstrainerin Birgit Pfeiffer sensibilisierte in<br />
vielen praktischen Übungen für die Feinheiten der positiven<br />
Gesprächsführung. Pädagogisches Grundwissen, Didaktik<br />
und Methodik runden die „Basics“ ab. Am zweiten Wochenende<br />
wurden die Teilnehmer/-innen angeleitet, alltägliche Situationen<br />
aus ihrer Arbeit in die Wissenszusammenhänge von Motivationspsychologie,<br />
interkultureller Kompetenz und Konflikttheorie<br />
zu stellen.<br />
Ein wichtiger Baustein der Grundkurse sind die Inhalte<br />
„Arbeitsort <strong>Schule</strong>“, in dem die KESS-Experten/-innen auch<br />
ihre Rolle und Stellung in der Schulgemeinschaft definieren lernen.<br />
Die Betreuungszeit soll auch zur Förderung verborgener<br />
Ressourcen und Interessen genutzt werden. In einer „Kreativen<br />
Ideenbörse“ werden zusätzliche Förderangebote und<br />
deren praktische Umsetzungsmöglichkeiten erarbeitet. Dabei<br />
fließen viele Erfahrungen aus den bisherigen Arbeitsfeldern<br />
der Teilnehmer/-innen ein.<br />
Beispiele der Angebote<br />
„Antolin“ Leseförderung, Elektronikkurs „Heißer Draht“, „Wir<br />
bauen Nistkästen“, Archäologie- oder Physik-Kurs, Theaterspielgruppe,<br />
Schulgarten, Plätzchenbacken, u.v. m.<br />
Besonders interessiert sind die Jungen und Mädchen<br />
im Elektronikkurs „Heißer Draht“ mit Hermann Eder, einem<br />
Elektro meister. Er vermittelt den Kindern spielerisch die Funktion<br />
eines Stromkreises, sie löten, wickeln Kabel und schrauben<br />
bis alles blinkt, leuchtet oder piepst – so erfahren sie alles<br />
Wichtige über den Stromkreislauf.<br />
Hinweis an Schulleiter/innen und an Träger, die an einer <strong>Schule</strong><br />
die Ganztagsbetreuung durchführen:<br />
>> Sie können Betreuungspersonal für die Mittags- und Ganztagsbetreuung,<br />
vereinzelt Eltern und externe Kräfte ohne<br />
pädagogische Grundausbildung zur Qualifizierung anmelden.<br />
>> KESS bietet mit Förderung des Bayerischen Kultusministeriums<br />
eine pädagogische Grundausbildung.<br />
>> Dauer: zwei Wochenenden, 36 Unterrichtseinheiten.<br />
>> Eigenleistung: 110,00 Euro zzgl. 15,00 Materialkosten.<br />
KONTAKT<br />
VHS Mainburg<br />
www.kess-experten.org<br />
© Christoph Seelbach<br />
© Michael Bause
4. MOMENTAUFNAHME 2011:<br />
E<strong>IN</strong>E QUERSCHNITTSORIENTIERTE<br />
STRUKTUR – MIT CHANCEN<br />
UND RISIKEN
7 4 _ M O M E N T A U F N A H M E 2 0 1 1<br />
AUF DEM WEG ZUR LANDESWEITEN UND QUERSCHNITTS-<br />
ORIENTIERTEN STRUKTUR – MIT CHANCEN UND RISIKEN<br />
Einen neuen, innovativen landesweiten Gestaltungsprozess<br />
für eine landesweite bayerische Infrastruktur auf professioneller<br />
Basis, die alle Schulformen, Kunstsparten und <strong>Kultur</strong>einrichtungen<br />
sowie die Kommunen, <strong>Kultur</strong>vermittler/-innen<br />
und Künstler/-innen in Bayern einbezieht, zu stärken und in<br />
konstruktiver Bewegung zu halten, ist anspruchsvoll und anstrengend.<br />
Aber dieses Verfahren läuft. Dessen systematische<br />
Darstellung ist jedoch aktuell weder sinnvoll noch zielführend<br />
wegen des noch eher vertraulich-informellen Charakters und<br />
Momentzustands des laufenden Verfahrens. Es ist eine interministerielle<br />
Koordination und Kommunikation im Verbund<br />
mit den Fachorganisationen <strong>Kultur</strong>eller Bildung in Bayern,<br />
etwa der Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern (LKB:<br />
BY) e.V., dem Bayerischen Jugendring (BJR), dem Bayerischen<br />
Volkshochschulverband u. a. Von Seiten der Staatsregierung<br />
und mit Federführung des Referats für <strong>Kultur</strong>elle Bildung (Kultusministerium)<br />
sind daran noch das Sozialministerium, v. a.<br />
mit dem Akzent „kulturell-ästhetische Früherziehung“, und<br />
das Kunst- und Wissenschaftsministerium, mit den Zuständigkeiten<br />
für landesweite Kunst- und <strong>Kultur</strong>politik sowie Wissenschaft,<br />
Hochschulen und Ausbildung beteiligt.<br />
Als eine Folge des bundesweiten Kongresses „Kinder zum<br />
Olymp“ im Juni 2009 in München kam es zu einem ersten Gespräch<br />
des bayerischen Kultusministers Dr. Spaenle mit dem<br />
Vorstand der LKB:BY. Dabei herrschte weitgehend Konsens,<br />
dass <strong>Kultur</strong>elle Bildung auch in Bayern als querschnittsorientiertes<br />
Feld entsprechend bundesweiter Beschlüsse und<br />
Positionen, auch der Kultusministerkonferenz, zu entwickeln<br />
sei, durchaus auch mit einem systematischen Akzent „<strong>Kultur</strong><br />
und <strong>Schule</strong>“, z. B. mit der besonderen Perspektive „Ganztag“.<br />
Das Referat <strong>Kultur</strong>elle Bildung im Kultusministerium wurde<br />
vom Minister Spaenle, gemeinsam mit der LKB:BY beauftragt,<br />
hierzu eine interministerielle Initiative auch mit bayernweiten<br />
Akteuren (wie der BJR, Erwachsenenbildung u. a.) zu starten.<br />
Dazu fanden zwei Treffen als „Runde Tische“ 2009/2010 statt.<br />
Beim Treffen im Oktober 2010 wurde konsensual beschlossen,<br />
eine landesweite Infrastruktur und Anlaufstation für <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung zu starten, als Forum, Bündnis, Plattform, Agentur o. ä.<br />
Daran wird weiterhin gearbeitet. Auftragsgemäß liegt dazu ein<br />
Entwurf zugunsten eines „Forums für <strong>Kultur</strong>elle Bildung in<br />
Bayern (FKBB)“ der LKB:BY vor, die sich auf die Beschlüsse der<br />
beiden „Runden Tische <strong>Kultur</strong>elle Bildung“ bezieht und diese<br />
zu konkretisieren versucht und entsprechend Ziele, Auftrag,<br />
Verfahren, Etablierung, Maßnahmen und Projekte formuliert.<br />
Klar ist dabei und konsensual, dass es sich hierbei um eine gemeinsame<br />
operative Plattform zwischen staatlicher Zuständigkeit<br />
(öffentlicher <strong>Kultur</strong>- und Bildungsauftrag der Landesebene)<br />
und den verbandlichen und fachlichen Landesorganisationen<br />
<strong>Kultur</strong>eller Bildung handeln soll. Erfolge und Beispiele<br />
aus anderen Bundesländern können hier durchaus hilfreich<br />
und orientierend, aber auch kritisch nützlich sein.<br />
Der Entwurf liegt vor und wird derzeit entsprechend<br />
offiziellen Zuständigkeiten der bayerischen Landesregierung<br />
kommuniziert wie auch in den parlamentarischen Horizont<br />
getragen.<br />
In einer ersten offenen und noch nicht bewertet-abgestimmten<br />
Sammlung von Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten<br />
auf Landesebene (als Entwurf, Februar 2011) heißt es zu:<br />
© Maya Hässig
Optionen, Themen, Strukturentwicklungen und Projekte<br />
Spezifische Themen und operative Maßnahmen des Forums<br />
für <strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern (FKBB) können sein – als<br />
maximale und noch zu gewichtende Sammlung entsprechend<br />
operativer Machbarkeit:<br />
1. Start und Aufbau eines landesweiten „Bündnisses für <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung in Bayern“ in der Dimension: „<strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
im Lebenslauf“.<br />
2. Bestandsaufnahme und Entwicklungsplan: <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
in Bayern mit Maßnahmenempfehlungen und einer<br />
Agenda („2020“).<br />
3. Kooperation Jugend-, <strong>Kultur</strong>-, Sozialarbeit und <strong>Schule</strong> sowie<br />
Ausbildung. Mit Akzenten Früherziehung, Ganztagsschulentwicklung,<br />
Erwachsenen- und Seniorenarbeit.<br />
4. Module, Netzwerke, Formate, Kooperationsmuster: Sammlung,<br />
Vermittlung, Qualifizierung.<br />
5. Landesweiter Infodienst, Internetplattform und Austauschangebote,<br />
Beratung und „Best Practice“ Vermittlung.<br />
6. Stärkung <strong>Kultur</strong>eller Bildung in öffentlich geförderten Kunst-<br />
und <strong>Kultur</strong>einrichtungen, Auf- und Ausbau fachlicher Dienste<br />
und Servicestrukturen.<br />
7. Vermittlung des kulturellen Erbes wie auch interkultureller<br />
Vielfalt („Diversity“), entsprechend eines weiten <strong>Kultur</strong>begriffs<br />
und internationaler Diskurse<br />
8. <strong>Kultur</strong>elle Bildung „für alle“: Teilhabegerechtigkeit – Inklusion,<br />
Akzeptanz z. B. milieu- und altersbedingter unterschiedlicher<br />
kultur-ästhetischer Ausdrucksformen und Qualifizierungsangebote.<br />
9. <strong>Kultur</strong>ell-ästhetische Medienbildung als Anliegen und Aufgabe<br />
aller künstlerisch-kultureller Sparten, Formate und<br />
Einrichtungen.<br />
10. Betonung des eigenaktiven und experimentellen Umgangs<br />
mit Gestaltungsformen, etwa in Form experimentell spielerischer<br />
Erfahrungs- und Erlebnisarrangements und freiwilligen<br />
Engagements.<br />
M O M E N T A U F N A H M E 2 0 1 1 _ 7 5<br />
11. Landesweiter Jahreskongress, regionale Fortbildungen,<br />
Workshops, Projektwochen, Expertengremien in Partnerschaften.<br />
12. Landeswettbewerbe, Veröffentlichungen, Paten-/Partnerschaften<br />
mit <strong>Schule</strong>n.<br />
13. Aktive Beteiligung an bundesweiten und internationalen<br />
Diskursen, Entwicklungen und deren Vermittlung in die zuständigen<br />
fachlichen sowie politischen Landesszenen und<br />
regionalen Strukturen.<br />
14. Fachliche Politikberatung: Parlament, kommunale Gremien,<br />
zivilgesellschaftliche Landesorganisationen, bürgerschaftliches<br />
Engagement, Stiftungsentwicklungen.<br />
15. Stärkung und qualifizierender Ausbau der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />
sowohl in der Erzieher/-innen- und Lehrerausbildung wie der<br />
<strong>Kultur</strong>pädagogik/<strong>Kultur</strong>vermittlung (allgemein und spartenspezifisch)<br />
der Künstlerausbildung und Erwachsenenbildung.<br />
16. Errichtung eines Projektfonds und sparten- bzw. einrichtungsspezifische<br />
Infrastrukturförderung etc.<br />
Über Prioritätensetzungen und operative Umsetzungen entscheidet<br />
das Forum, sobald etabliert, auch nach Maßgabe der<br />
öffentlich geförderten und gewährleisteten operativen Möglichkeiten.<br />
Wie es weitergeht? Die Verfahrenshoheit und Gestaltungsregie<br />
liegt derzeit beim Referat für <strong>Kultur</strong>elle Bildung des bayerischen<br />
Kultusministeriums. Gearbeitet wird an parlamentarischer<br />
Unterstützung für das weiter zu präzisierende und zu<br />
modifizierende Konzept des derzeit als noch nicht abgestimmten<br />
und veröffentlichten, aber vorliegenden Entwurfs dieses<br />
halbstaatliche Forum (Plattform, Bündnis, Agentur, ...).<br />
„<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> in Bayern“ wird hierbei ein zentrales<br />
Thema mit infrastrukturellem Gestaltungsbedarf sein, zugunsten<br />
außerschulischer, kultur- und jugendspezifischer<br />
wie schulischer künstlerisch-kultureller Module für Synergien<br />
und Vernetzungen. Es geht dabei auch darum, die besonderen<br />
Profile dieser unterschiedlichen öffentlichen Handlungs- und<br />
Politikfelder je spezifisch zu qualifizieren und zu stärken und<br />
gerade dadurch die Kooperationschancen und Vernetzungen<br />
im Prinzip von <strong>Kultur</strong>- und Bildungslandschaften weiterzuentwickeln<br />
– als Landesinitiative mit positiven Folgen für die Kommunen,<br />
die Bildungseinrichtungen vor Ort, für die Ausbildung<br />
und die verbandlichen professionellen Fachorganisationen:<br />
von Modellen und Projekten zu Infrastrukturen und professionellen<br />
Kooperationsnetzen bayernweit.<br />
Wir sind neugierig, hoffnungsfroh und durchaus gestaltungskreativ<br />
– als landesweite Lobbyszene für mehr <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
in Bayern von, für und mit allen.<br />
KONTAKT<br />
Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern e.V.<br />
www.lkb-by.de
5. DOKUMENTE UND ADRESSEN
5.1 DOKUMENTE<br />
Dokumente zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung in Bayern gibt es natürlich<br />
eine Menge, wenn auch insgesamt ohne allgemeine politische<br />
Konsistenz und systematisch handlungsorientierte Umsetzungskonsequenz.<br />
Die Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
Bayern beispielsweise hatte zur Landtagswahl 2008 „Wahlprüfsteine“<br />
formuliert und von CSU, SPD, der Partei Die Grünen<br />
und der FDP eigentlich weitgehend positive Antworten bekommen<br />
(siehe www.lkb-by.de). Hier gilt es, wie derzeit (2011)<br />
auch in Arbeit, Kontakte, Gespräche und Strukturentwicklungen<br />
aktiv weiterzuentwickeln zugunsten von Infrastrukturen<br />
für <strong>Kultur</strong>elle Bildung auch mit Akzent „Schulkooperation“ auf<br />
Landesebene. Die folgenden Auszüge aus Dokumenten der<br />
vergangenen Jahre betreffen v. a. Aussagen zu Kooperation<br />
und Vernetzung Jugend/<strong>Kultur</strong>/<strong>Schule</strong> (ohne Anspruch auf<br />
Vollständigkeit).<br />
BERICHT ÜBER KULTURELLE K<strong>IN</strong>DER-<br />
UND JUGENDBILDUNG <strong>IN</strong> <strong>BAYERN</strong><br />
Beschluss des Bayerischen Landtags vom 30.03.2006<br />
„Die Staatsregierung wird aufgefordert, im Ausschuss für<br />
Hochschule, Forschung und <strong>Kultur</strong> in mündlicher und schriftlicher<br />
Form über den Stand der kulturellen Bildung von Kindern<br />
und Jugendlichen in Bayern bis zum 01.07.2006 zu berichten:<br />
[...]<br />
4. Wie wird die kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen<br />
in einem Ganztagsschulkonzept berücksichtigt?“<br />
Antwort des Bayerischen Staatsministeriums<br />
für Unterricht und Kultus vom 03.08.2006<br />
(Auszüge, LT-Drucksache 15/5185):<br />
„Zu Ziff. 4: <strong>Schule</strong>n öffnen sich immer mehr ihrem Umfeld, wodurch<br />
sich außerunterrichtliche Professionen am Bildungsangebot<br />
beteiligen können. Im Hinblick auf einen umfassenden<br />
Bildungsbegriff, der deutlich über die unterrichtliche Bildung<br />
hinaus Ansprüche stellt, erhalten die Schülerinnen und Schüler<br />
z. B. musische, sportliche, soziale, künstlerische sowie handwerklich-gestalterische<br />
Angebote.<br />
Um die Kooperation von <strong>Schule</strong>n und außerschulischen <strong>Kultur</strong>trägern<br />
vor Ort zu unterstützen, wurden Rahmenvereinbarungen<br />
zwischen dem Kultusministerium und dem Bayerischen-Landessport-Verband,<br />
dem Bayerischen Musikrat, dem<br />
Bayerischen Sing- und Musikschulverband, dem Bayerischen<br />
Blasmusikverband, der evangelischen und katholischen Kirche<br />
sowie mit den Hilfsorganisationen (ASB, BRK, JUH, MHD,<br />
DLRG) geschlossen. In Vorbereitung sind Vereinbarungen mit<br />
der Bayerischen Architektenkammer und der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
der Kinder- und Jugendkunstschulen.<br />
Die Hinführung zum kulturellen Leben stellt eine wichtige Aufgabe<br />
der <strong>Schule</strong>n dar. Diese wird, insbesondere an Ganztagsschulen,<br />
an denen sich durch das Mehr an zur Verfügung stehender<br />
Zeit besondere Chancen bieten, sehr ernst genommen<br />
und mit großer Einsatzbereitschaft erfüllt.<br />
D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N _ 7 7<br />
Abschließende Bemerkung:<br />
Innerhalb der nächsten Jahre soll die Vernetzung des künstlerisch-kulturellen<br />
Bildungsangebotes für Kinder und Jugendliche<br />
in Bayern weiter vorangetrieben werden: hierzu gibt es<br />
spezielle schulische Partner, mit denen intensiv zusammen<br />
gearbeitet wird u. a.<br />
>> die Stiftung art131 in den Bereichen Musik, Bildende Kunst,<br />
Literatur, Film und Theater – den <strong>Kultur</strong>service einzelner<br />
Kommunen z. B. KS:MUC, die Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle<br />
Bildung (LKB; seit Feb. 2006),<br />
>> den Fachverband für Kunstpädagogik in Bayern; z. B. Unterstützung<br />
des „Kunstpädagogischen Tages“ als bayernweite<br />
Lehrerfortbildungsmaßnahme für Kunstpädagogen (ca. 500<br />
Teilnehmer),<br />
>> den Verband bayerischer Musiklehrer (vbs).<br />
>> Konzeption und Realisation von Fortbildungsprojekten<br />
gemeinsam mit „transform Weiterbildung“/Akademie der<br />
Bildenden Künste München, das vom Kultusministerium<br />
personell ausgestattet wurde,<br />
>> Konzeption und Realisation von Fortbildungsprojekten<br />
gemeinsam mit MiLu, dem Fortbildungsinstitut an der<br />
Musikhochschule München, ebenfalls vom KM ausgestattet<br />
>> der Landesarbeitsgemeinschaft Dramatisches Gestalten und<br />
der Schultheater für alle Schularten,<br />
>> der Filminitiative.<br />
Entwicklungspotenzial gibt es für alle Bereiche. Letztlich ist<br />
die noch weiter verstärkte Realisierung aber von der Entwicklung<br />
des Haushalts abhängig. Mit vorzüglicher Hochachtung.<br />
Unterzeichnet: Siegfried Schneider für das Bayerische Staatsministerium<br />
für Unterricht und Kultus“<br />
EMPFEHLUNGEN ZUR KULTURELLEN K<strong>IN</strong>DER-<br />
UND JUGENDBILDUNG<br />
Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 01.02. 2007,<br />
An lage zur NS 189.AK, 01.02.2007<br />
(siehe auch www.bildungs server.de)<br />
„Die Kultusministerkonferenz betrachtet die kulturelle Bildung<br />
als einen unverzichtbaren Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung<br />
junger Menschen. <strong>Kultur</strong>elle Bildung unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung<br />
in vielfältiger Weise; sie vermittelt<br />
kognitive und nichtkognitive Kompetenzen; sie trägt zur emotionalen<br />
und sozialen Entwicklung und zur Integration in die<br />
Gemeinschaft bei. Kinder und Jugendliche müssen daher intensiver<br />
als bisher an <strong>Kultur</strong> herangeführt werden müssen. Ein<br />
zusammenwachsendes Europa in einer Welt der Globalisierung<br />
braucht kulturelle Identitäten, die aber nicht von alleine entstehen<br />
und erhalten bleiben. [...]<br />
Bildungs- und <strong>Kultur</strong>schaffende haben bundesweit zahllose<br />
Initiativen zur kulturellen Kinder- und Jugendbildung ergriffen:<br />
Neben etablierten Formen der Musik-, Kunst-, Theater- und<br />
Museumspädagogik treten innovative und unkonventionelle
7 8 _ D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N<br />
örtliche Einzelprojekte sowie strukturelle Maßnahmen wie die<br />
Einbindung entsprechender Kompetenzen in die Ausbildung<br />
von Lehrern und Erziehern und <strong>Kultur</strong>schaffenden. [...]<br />
Aufgabe der Politik sollte es dabei sein, Rahmenbedingungen<br />
für eine optimale Entfaltung der einzelnen Initiativen zu verbessern<br />
oder zu schaffen, die Nachhaltigkeit geeigneter Ansätze<br />
durch konkrete staatliche Maßnahmen sicherzustellen<br />
und eine Vorbildfunktion einzunehmen. Die Agenda betrifft alle<br />
Ebenen der kulturellen Vermittlung:<br />
>> Die Ausbildung an den Universitäten und gleichgestellten<br />
Hochschulen, Fachhochschulen und Fachschulen mit pädagogischen<br />
Ausbildungsgängen sollte für die späteren Vermittler<br />
kultureller Bildung verstärkt Grundlagen kultureller<br />
Bildung enthalten, einerseits in den Lehramtsstudiengängen<br />
durch die besondere Berücksichtigung kultureller Zusammenhänge<br />
und entsprechend geeigneter pädagogischer Konzepte<br />
sowie obligatorischer Praxiserfahrung in <strong>Kultur</strong>einrichtungen,<br />
andererseits in den kulturwissenschaftlichen Disziplinen<br />
durch die bewusste Einbindung didaktischer Ansätze.<br />
>> Qualifizierung und Fortbildung schulischer und außerschulischer<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie von Künstlerinnen<br />
und Künstlern sollte eine Schwerpunktaufgabe der<br />
Weiterbildung sein.<br />
>> Die <strong>Schule</strong>n können der kulturellen Bildung wertvolle Impulse<br />
geben, wenn sie ihr Unterrichtsangebot durch die Zusammenarbeit<br />
mit Akteuren und Räumen der kulturellen Kreativität<br />
außerhalb von <strong>Schule</strong> ergänzen – wobei an Unterrichtseinheiten<br />
in Ateliers, Museen, Theatern, mit Orchestern, Bands<br />
oder Tonstudios, Bibliotheken oder Baudenkmälern ebenso<br />
zu denken ist wie umgekehrt an die Einbeziehung von Angeboten<br />
<strong>Kultur</strong>schaffender in den <strong>Schule</strong>n. Potentiale, welche<br />
die Curricula für eine Integration von <strong>Kultur</strong> in all ihren Spielarten<br />
bieten, können durch eine Vernetzung mit externen<br />
<strong>Kultur</strong>trägern nachhaltiger ausgeschöpft werden.<br />
Die Kultusminister wollen ihren Beitrag dazu leisten, dass<br />
<strong>Schule</strong>n zunehmend in die Lage versetzt werden, die entsprechenden<br />
Ressourcen bereitzustellen. Für die quantitative und<br />
qualitative Ausweitung der kulturellen Angebote in <strong>Schule</strong>n –<br />
auch und gerade jenseits des Pflichtunterrichts – bieten alle<br />
Formen der Öffnung von <strong>Schule</strong> gute Ansätze und sollten deshalb<br />
weiterentwickelt werden. Die Einführung der (offenen)<br />
Ganztagsschule bietet zusätzliche Möglichkeiten zur Erweiterung<br />
des Handlungsspielraums der <strong>Schule</strong>. Insgesamt kann<br />
der Stellenwert der musischen Fächer (z. B. Bildende Kunst,<br />
Darstellendes Spiel, Musik) gestärkt werden. <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />
kann <strong>Schule</strong>n somit eine neue Orientierung geben. [...]<br />
Bei allen Formen der Kooperation sind freiwillige, hierarchiefreie<br />
lokale Netzwerke geeignet, die Projekte im sozialen Umfeld<br />
zu positionieren und ihre Wahrnehmbarkeit zu erhöhen.<br />
Ihre Wirksamkeit ist umso größer, je längerfristig und nachhaltiger<br />
die Projekte angelegt und politisch abgesichert sind.<br />
Im Rahmen der kommunalen Jugendhilfeplanung sollten diese<br />
lokalen Netzwerke auch die Kooperation mit sozialpädagogischen<br />
Angeboten der Kinder- und Jugendförderung, den<br />
<strong>Schule</strong>n und den klassischen kulturellen Bereichen ausbauen.“<br />
BESCHLUSS: KULTURELLE BILDUNG<br />
ALS GLEICHWERTIGES BILDUNGSZIEL<br />
Bayerischer Landtag, LT-Drucksache 15/10782, 05. 06. 2008<br />
Im abschließenden Bericht des Bayerischen Staatsministeriums<br />
für Unterricht und Kultus vom 29.09.2009 heißt es:<br />
„1. Die Bedeutung kultureller Bildung<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung wird im Kinder- und Jugendbereich innerhalb<br />
und außerhalb der <strong>Schule</strong> vermittelt: In der <strong>Kultur</strong>politik (z. B.<br />
Museumspädagogik), in kulturpädagogischen Einrichtungen<br />
(z. B. Musikschulen, freie Kunstschulen), in Vereinen und Verbänden<br />
sowie in kulturpädagogischen Projekten (z. B. „Kinder<br />
zum Olymp“). In der Bildungspolitik, hier vor allem in den<br />
Fächern der Ästhetischen Bildung, also Kunst, Musik, Deutsch<br />
(Literatur), Darstellendes Spiel (nur gymnasiale Oberstufe)<br />
und in den Wahlbereichen, wie z. B. Theater, Chor, Orchester,<br />
Bigband, Film, Foto, Tanz, aber auch in anderen Fächern wie<br />
Fremdsprachen, Religion oder Geschichte. In der Jugendpolitik<br />
(SGB VIII Kinder- und Jugendhilfegesetz), wo in § 11 kulturelle<br />
Bildung als ein Bereich der Jugendarbeit explizit ausgewiesen<br />
ist.“<br />
Es folgt eine Übersicht aus den Jahren 2008 und 2009 über<br />
Maßnahmen, Orte, Sparten und Strukturen <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />
in Bayern, mit dem Akzent auf „Kooperation <strong>Kultur</strong>/<strong>Schule</strong>.<br />
„Der Bayerische Landtag hat deshalb die Gleichwertigkeit<br />
kultureller Bildung anerkannt und die Staatsregierung damit<br />
aufgefordert, zur Pflege und zum Ausbau kultureller Bildung<br />
konsequent beizutragen.<br />
1. <strong>Kultur</strong>elle Bildung und <strong>Schule</strong><br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung an den <strong>Schule</strong>n entfaltet sich je nach Schulart<br />
in unterschiedlicher Intensität in den eingangs genannten<br />
Fächern und in den Bereichen des Wahlunterrichts bzw. in<br />
unterschiedlichen Ganztagsangeboten. [...] Um der eingangs<br />
näher ausgeführten Bedeutung kultureller Bildung gerecht zu<br />
werden, sollte sie an den <strong>Schule</strong>n folgende Bedingungen erfüllen:<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung muss Raum zur Entfaltung individueller<br />
Ausdrucksformen bieten. Hierzu sind nicht nur die spontanen<br />
Ausdrucksformen der Kinder und Jugendlichen, sondern genauso<br />
systematische Anregungen nötig. Produktive Kräfte<br />
müssen sich mit rezeptiven ergänzen. Diese systematischen<br />
Anregungen müssen sich im Bildungsgang der Kinder und<br />
Jugendlichen als roter Faden von den ersten Gestaltungsaufgaben<br />
in der Kindertagesstätte bis zu differenzierten Aufgabenstellungen<br />
in den Abschlussklassen zusammenfügen.<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung soll sich der verschiedensten Medien und<br />
Ausdrucksformen bedienen: Bildende Kunst, Musik, Sport,<br />
Literatur, Chor, Orchester, Schulband, Theatergruppe, Schülerzeitung,<br />
Video- und Filmgruppen, Puppenspiel und Tanz, Pantomime,<br />
Akrobatik usw. Wichtig ist, dass nicht nur der Prozess,<br />
sondern auch das Ergebnis zählt. <strong>Kultur</strong>elle Bildung muss sich<br />
gleichermaßen an der Bildung der subjektiven Wahrnehmungsfähigkeit<br />
(aisthesis) wie an den hochkulturellen Formen der<br />
Kunst und Alltagskultur orientieren. Individuellen Wahrnehmungs-<br />
und Ausdruckswünschen muss gestuft und systematisch<br />
an den <strong>Schule</strong>n Raum gegeben werden.<br />
Unterzeichnet: Dr. Ludwig Spaenle, Staatsminister“
LEITL<strong>IN</strong>IEN BAYERISCHER KULTURPOLITIK<br />
Berichtsbeschluss 16/1870, Bayerischer Landtag, vom<br />
01.02.2010, Bericht des Bayerischen Staatsministeriums für<br />
Wissenschaft, Forschung und Kunst (www.stmwfk.bayern.de)<br />
„Zukunftsaufgabe ‚<strong>Kultur</strong>elle Bildung‘: Kaum ein Thema hat<br />
in den letzten Jahren einen derartigen Boom erlebt und das<br />
mit Recht. Für eine wachsende Zahl von Kindern und Jugendlichen<br />
ist der Zugang zu Kunst und <strong>Kultur</strong> heute keine Selbstverständlichkeit<br />
mehr. Hier müssen die <strong>Kultur</strong>einrichtungen<br />
gegensteuern und sich vermehrt um ihre Klientel von morgen<br />
kümmern. Die Beschäftigung mit Musik, Theater, Tanz, bildender<br />
Kunst und anderen kulturellen Bereichen ist hervorragend<br />
geeignet, kreative Anlagen zu wecken und auszubilden. Sie ist<br />
darüber hinaus – und darüber sind sich die Wissenschaftler<br />
heute einig – für die kognitive Entwicklung eines jungen Menschen<br />
von erheblicher Bedeutung.<br />
Durch die Förderung der kulturellen Bildung können wir das<br />
Inno vationspotential unserer Bevölkerung besser ausschöpfen.<br />
Auch die bayerische <strong>Kultur</strong>politik sollte daraus Konsequenzen<br />
ziehen, etwa indem sie die Kinder- und Jugendarbeit<br />
von <strong>Kultur</strong>institutionen noch stärker als bisher als Förderkriterium<br />
berücksichtigt.<br />
<strong>Kultur</strong>elle Bildung ist im Übrigen keine Erfindung der letzten<br />
Jahre. Wichtige Träger dieser kulturellen Bildung sind seit jeher<br />
beispielsweise die Musikvereine und Musikschulen, deren Förderung<br />
dem Staat gerade vor diesem Hintergrund ein wichtiges<br />
Anliegen sein muss. Weil unsere Gesellschaft auf ihr kreatives<br />
Potential angewiesen ist, brauchen wir aber auch eine hochwertige<br />
künstlerische Ausbildung. Hier spielen die bayerischen<br />
Kunsthochschulen mit ihrer besonderen Stellung innerhalb<br />
des Hochschulwesens eine eminente Rolle. Dabei wird es in<br />
den kommenden Jahren darum gehen, wegen der besonderen<br />
Strukturen der Kunsthochschulen im Hinblick auf die Freiheit<br />
der Kunst eine eigene, spezifische Lösung zu finden.<br />
Die Frage der Umsetzung des Bologna- Prozesses im Bereich<br />
der Kunsthochschulen erfordert beispielsweise eine stärkere<br />
Differenzierung mit teilweise anderen Antworten, als sie für<br />
den allgemeinen Hochschulbereich gelten. Die Nichteinbeziehung<br />
der Kunsthochschulen in das für alle anderen Hochschulen<br />
geltende Innovationsbündnis muss dennoch überdacht<br />
werden.“<br />
AUSZÜGE AUS DER KOALITIONSVERE<strong>IN</strong>BARUNG<br />
2008–2013 CSU/FDP, 16. WAHLPERIODE<br />
DES BAYERISCHEN LANDTAGS<br />
Oktober 2008<br />
Im Kapitel „Bildung“ heißt es:<br />
„Stärkung der Werteerziehung, der musischen Bildung (Kunst,<br />
Musik) und des Sportes in allen Schularten Wir werden ein<br />
Bündnis für Werte zwischen Erziehern, Lehrern und Partnern<br />
aus den Kirchen und der Wirtschaft bis hin zu Sport und <strong>Kultur</strong><br />
begründen. Werte machen stark für ein gelingendes Leben. Die<br />
<strong>Schule</strong> soll nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern<br />
auch Herz und Charakter bilden (Art. 131 BV). Unsere Kinder<br />
brauchen eine kulturelle Heimat und klare ethische Maßstäbe<br />
D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N _ 7 9<br />
für ihr Leben. Wir wollen den Religionsunterricht als Pflichtfach<br />
erhalten und die Islamische Unterweisung in deutscher Sprache<br />
flächendeckend ausbauen. 16. Wir werden die musischästhetische<br />
Bildung und Erziehung sowie den Sport ausbauen<br />
und durch stärkere Vernetzung zwischen <strong>Schule</strong>n und <strong>Kultur</strong>treibenden<br />
und Sportvereinen fördern. Gerade im Bereich der<br />
Ganztagesschulen liegen große Potentiale für eine solch gewinnbringende<br />
Zusammenarbeit.“<br />
Im Kapitel „<strong>Kultur</strong>“ heißt es:<br />
„2. Wir wollen zur weiteren Stärkung der kulturellen Bildung ein<br />
Netzwerk aufbauen, das durch die Zusammenarbeit aller Bildungsträger<br />
Interesse weckt und Begabungen fördert.<br />
3. Wir wollen die kulturellen Einrichtungen in ihren Bemühungen<br />
unterstützen, ihr Publikum von morgen zu gewinnen und<br />
dieses Bemühen zu einem wichtigen Kriterium der staatlichen<br />
Förderung machen.<br />
4. Wir wollen die Zinserträge des bayerischen <strong>Kultur</strong>fonds<br />
künftig ausschließlich für neu zu fördernde Projekte zur Verfügung<br />
stellen.<br />
5. Wir werden Musik- und Kunstunterricht ausbauen.<br />
6. Wir werden die weitere Arrondierung des Musikschulnetzes<br />
in geeigneter Weise unterstützen [...].“<br />
Im Kapitel „Medien“ heißt es:<br />
„1. Wir wollen die Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen,<br />
Erzieherinnen und Erziehern, Lehrkräften und Eltern<br />
stärken, weil die Nutzung der Medien zunimmt. Damit entstehen<br />
neue Chancen, die wir erkennen, aber auch Risiken, die wir<br />
beherrschen wollen.“<br />
BAYERISCHER JUGENDR<strong>IN</strong>G: POSITION ZUR<br />
FORTSCHREIBUNG DES K<strong>IN</strong>DER- UND JUGEND-<br />
PROGRAMMS – TEILBEREICH JUGENDARBEIT<br />
DER BAYERISCHEN STAATSREGIERUNG<br />
In „Aktionsfeldern der Jugendarbeit“ heißt es zum „Ziel 2: Erfahrungs-,<br />
Bildungs- und Beteiligungsräume sichern und ermöglichen“:<br />
„3. Schulbezogene Jugendarbeit<br />
Das Kinder- und Jugendhilfegesetz sieht schulbezogene<br />
Jugendarbeit als einen Schwerpunkt der Bildungsaufgaben der<br />
Jugendarbeit vor 11. Demzufolge wenden sich Angebote, Einrichtungen<br />
und Dienste der Jugendarbeit unterschiedlichster<br />
Art explizit an Schülerinnen und Schüler oder einzelne <strong>Schule</strong>n<br />
bzw. greifen Themen auf, die Schüler/-innen besonders nahe<br />
liegen. Dieser bereits bewährte Ansatz der Jugendarbeit steht<br />
angesichts der aktuellen Entwicklungen in <strong>Schule</strong>n vor neuen<br />
Herausforderungen und Möglichkeiten, und zwar unabhängig<br />
vom steigenden Bedarf, außerfamiliäre Betreuung in der<br />
<strong>Schule</strong> zu gewährleisten. Ein erweitertes Bildungsverständnis<br />
sowie Öffnungen und Kooperationen der <strong>Schule</strong>n mit außerschulischen<br />
Partnern erhöhen die Chancen für Kinder und<br />
Jugendliche, Engagementerfahrungen zu erwerben. Dies gilt<br />
insbesondere für solche, die von sich aus nicht ohne weiteres<br />
den Weg zu Jugendverbänden und Jugendgruppen finden.<br />
Zur Unterstützung der Kooperation von <strong>Schule</strong>n mit Trägern<br />
der Jugendarbeit wurde 2007 eine Rahmenvereinbarung zwischen<br />
dem Freistaat Bayern und dem Bayerischen Jugendring<br />
geschlossen. Gemeinsam mit der Bildungs- und Erziehungsarbeit<br />
der <strong>Schule</strong> soll diese Kooperation dazu beitragen, Kinder
8 0 _ D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N<br />
und Jugendliche mit Angeboten der Jugendarbeit in ihren individuellen<br />
Fähigkeiten und Interessen zu fördern, ihre Persönlichkeitsentwicklung<br />
zu unterstützen und gesellschaftliche<br />
Mitverantwortung und soziales Engagement anzuregen. Die<br />
Nachfrage nach Angeboten schulbezogener Jugendarbeit ist<br />
ständig steigend. Mit einem Landesförderprogramm soll dieser<br />
Schwerpunkt der Jugendbildung ausgebaut werden und<br />
Jugendorganisationen, Jugendringe und Einrichtungen der<br />
Jugendarbeit in eigenständiger Trägerschaft dabei unterstützt<br />
werden, in Kooperation mit <strong>Schule</strong>n und unter aktiver Einbeziehung<br />
der Schüler/-innen Aktivitäten und Projekte der Jugendarbeit<br />
durchzuführen. Insbesondere gehört hierzu auch die<br />
Förderung von Angeboten, die der Qualifizierung von Schüler/<br />
-innen dienen, die sich in ihrer <strong>Schule</strong> besonders engagieren,<br />
z. B. Tutor/-innen, Klassensprecher/-innen. Zu erkennen ist,<br />
dass die sich entwickelnden vielfältigen Kooperationsformen<br />
von Trägern und Einrichtungen der Jugendarbeit mit <strong>Schule</strong>n<br />
einen erhöhten und spezifischen Bedarf für eine Fachberatung<br />
und Qualifizierung auf Landesebene mit sich bringen. Zum<br />
Ausbau und zur Verstetigung bedarfsgerechter Maßnahmen<br />
schulbezogener Jugendarbeit ist ein Landesförderprogramm<br />
erforderlich. 2009 wurden aus Mitteln des Kinder- und Jugendprogramms<br />
50 000 € bereit gestellt. Zur Sicherung einer dauerhaften<br />
Förderung muss dieser Ansatz erheblich aufgestockt<br />
werden. Hierfür sind zusätzlich 400 000 Euro (netto d. h. ohne<br />
Haushaltsperren) zu veranschlagen.“<br />
In den vergangenen Jahren hat das Bayerische Staatsministerium<br />
mit einzelnen Trägern von Jugendarbeit, <strong>Kultur</strong> und<br />
Kunst „Rahmenvereinbarungen“ – heute „Absichtserklärungen“<br />
geschlossen (z. B. Bayerische Architektenkammer usw.),<br />
diese Kooperationspolitik aber seit ca. 2009 nicht weiter<br />
verfolgt. Beispielhaft sei hier aus der Rahmenvereinbarung<br />
Kultus ministerium/Bayerischer Jugendring (20. Juni 2007,<br />
www.bjr.de) zitiert:<br />
„Rahmenvereinbarung Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong> und<br />
Jugendarbeit zwischen dem Freistaat Bayern vertreten<br />
durch das Staatsministerium für Unterricht und Kultus dieses<br />
vertreten durch den Staatsminister Siegfried Schneider und<br />
dem Bayerischen Jugendring, K. d. ö. R wird folgende Vereinbarung<br />
zur Unterstützung der Kooperation von <strong>Schule</strong>n mit<br />
Trägern der Jugendarbeit geschlossen.<br />
Gemeinsam mit der Bildungs- und Erziehungsarbeit der <strong>Schule</strong><br />
soll diese Kooperation dazu beitragen, Kinder und Jugendliche<br />
in ihren individuellen Fähigkeiten und Interessen zu fördern,<br />
ihre Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen und<br />
gesellschaftliche Mitverantwortung und soziales Engagement<br />
anzuregen.“<br />
Wesentliche Grundlagen sind das Kinder- und Jugend programm<br />
der Bayerischen Staatsregierung, die Bekanntmachung des<br />
Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus zur<br />
„Förderung der offenen Ganztagsschule für Schülerinnen und<br />
Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 10“ vom 6. Februar 2007<br />
(KWMBI I , S. 54), das SGB VIII (§ 11) sowie rechtliche Regelungen<br />
zur Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong> und Jugendhilfe (SGB<br />
VIII § 81 Abs. 1 Nr. 1 und Art. 31 BayEUG).<br />
„2. Bildung in der Jugendarbeit<br />
Jugendarbeit gem. §11 KJHG/SGB VIII ist ein eigenständiges<br />
Angebot mit einem eindeutigen Bildungsauftrag, der im Kinder-<br />
und Jugendprogramm der Bayerischen Staatsregierung<br />
konkretisiert ist: „Jugendarbeit umfasst ein breites Spektrum<br />
von Bildungs- und Freizeitangeboten, das Raum zur individuellen<br />
Entfaltung eröffnet, Möglichkeiten bietet, in Gemeinschaft<br />
mit Gleichaltrigen selbständig bestimmend und mitgestaltend<br />
tätig zu sein sowie Verantwortung zu übernehmen.“ (Kinder-<br />
und Jugendprogramm 2007, S. 21).
„Deshalb zeichnen sich auch Aktivitäten der Jugendarbeit<br />
in Kooperation mit <strong>Schule</strong>n durch die der Jugendarbeit eigenen<br />
Themen und Methoden aus und sind maßgeblich von den<br />
Schülern/-innen mitgestaltet.<br />
Zu den Schwerpunkten der Jugendarbeit zählen Angebote in<br />
den Bereichen allgemeiner, politischer, sozialer, gesundheitlicher,<br />
religiöser, kultureller, ökologischer und technischer<br />
Bildung sowie Angebote aus den Bereichen Sport, Spiel und<br />
Geselligkeit, internationale Jugendarbeit oder arbeitsweltbezogene<br />
Angebote. Durchgängiges Bildungsmoment ist hierbei<br />
die Vermittlung personaler und sozialer Kompetenzen. Dabei<br />
können die Aktivitäten der Jugendarbeit einen konkreten Lehrplanbezug<br />
aufweisen oder auch eigenständige Ziele verfolgen.<br />
[...]<br />
3. Formen der Zusammenarbeit<br />
3.1 Aktivitäten schulbezogener Jugendarbeit<br />
Kooperationen der Jugendarbeit mit <strong>Schule</strong>n können sich beispielsweise<br />
auf folgende Aktivitätsformen erstrecken:<br />
>> Beteiligung an Projektwochen mit Klassen oder Gruppen<br />
>> (Mit-)Gestaltung von Schullandheimaufenthalten<br />
>> Schülertreffs an der <strong>Schule</strong> oder in unmittelbarer Nähe zur<br />
<strong>Schule</strong> (Schülercafes)<br />
>> Seminare und Multiplikatorenschulungen für Tutoren,<br />
Schülerinnen und Schüler der Schülermitverantwortung<br />
(SMV)<br />
>> Angebote der Pausen- und Schulhofgestaltung<br />
>> Jugendberatung und Jugendinformation<br />
>> Übungen, Schulungen, Unternehmungen z. B. mit erlebnispädagogischen<br />
Methoden<br />
D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N _ 8 1<br />
>> Bildungsangebote zur Entwicklung sozialer Kompetenz und<br />
zum Erwerb von Schlüsselqualifikationen<br />
>> Gruppenangebote [...]<br />
3.5 Vereinbarungen vor Ort<br />
Die Zusammenarbeit muss schriftlich vereinbart werden.<br />
Die Inhalte der Vereinbarungen können von den Partnern frei<br />
bestimmt werden. Jedenfalls ist festzuhalten, ob es sich um<br />
eine Veranstaltung der <strong>Schule</strong> oder der Jugendhilfe handelt.<br />
Zu regeln sind ferner Fragen der Finanzierung des Projekts,<br />
der Aufsicht über die Schülerinnen und Schüler, des Versicherungsschutzes<br />
der Schülerinnen und Schüler und des Datenschutzes.<br />
Ferner sind die entsprechenden schul- und jugendhilferechtlichen<br />
Vorschriften sowie die jeweils eigenen Zuständigkeiten<br />
zu beachten. [...]<br />
3.6 Zusammenarbeit bei der Umsetzung<br />
von offenen Ganztagsschulen<br />
Die Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums<br />
für Unterricht und Kultus zur Förderung der offenen Ganztagsschule<br />
für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis<br />
10 offenen Ganztagsschule vom 6. Februar 2007 ( KWMBI I , S.<br />
54) sieht auch Möglichkeiten der Verknüpfung mit der Jugendarbeit<br />
vor. Ziel ist es, Schülerinnen und Schülern im Rahmen<br />
des Ganztagesangebotes der <strong>Schule</strong> eine Freizeitgestaltung<br />
mit den besonderen Bildungsschwerpunkten der Jugendarbeit<br />
bzw. den Besuch ihrer Jugendgruppe oder ihres Sportvereins<br />
zu ermöglichen.“
8 2 _ D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N<br />
5.2 DIE LANDESVERE<strong>IN</strong>IGUNG<br />
KULTURELLE BILDUNG <strong>BAYERN</strong> E.V.<br />
ZIELE UND HANDLUNGSFELDER<br />
<strong>Kultur</strong> leben lernen<br />
Die Landesvereinigung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Bayern e.V. (LKB:BY),<br />
gegründet 2006, vertritt <strong>Kultur</strong>organisationen aus Bayern.<br />
Gemeinsames Ziel ist <strong>Kultur</strong>elle Bildung in Bayern stark<br />
zu machen und als Querschnittsaufgabe in allen Lern- und<br />
Lebensbereichen zu etablieren. Dafür setzt sich die LKB:BY<br />
unter dem Motto „<strong>Kultur</strong> leben lernen“ ein, für die Teilhabe<br />
<strong>Kultur</strong>eller Bildung in den Bereichen <strong>Kultur</strong>politik, Schul- und<br />
Hochschulpolitik sowie Sozial-, Familien-, und Jugendpolitik.<br />
<strong>Kultur</strong> und Bildung breit aufgestellt<br />
Durch die Vielzahl und Unterschiedlichkeit der Arbeitsbereiche<br />
ihrer Mitglieder deckt die LKB:BY alle Felder und Themen<br />
<strong>Kultur</strong>eller Bildung in Bayern ab. Als Mitglied der Bundesvereinigung<br />
<strong>Kultur</strong>elle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) versteht<br />
sie sich als föderale Schnittstelle zwischen Entwicklungen in<br />
den Regionen, den kommunalen Strukturen und der Bundesebene<br />
– auch im internationalen Horizont. Mehr zur BKJ unter:<br />
www.bkj.de.<br />
Portfolio der LKB:BY<br />
>> Information, Qualifikation, Kooperation, Strukturentwicklung<br />
landesweit.<br />
>> Information über Einrichtungen und Organisationen <strong>Kultur</strong>eller<br />
Bildung in Bayern.<br />
>> Vernetzung und Qualifizierung aller Sparten und Einrichtungen<br />
<strong>Kultur</strong>eller Bildung in Bayern.<br />
>> Qualifizierung und Förderung der Mitgliedorganisationen.<br />
>> Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit, Förderung der <strong>Kultur</strong>ellen<br />
Bildung in Politik, Medien, Wirtschaft, Kunst und <strong>Kultur</strong>.<br />
>> Förderung von Aus-, Fort- und Weiterbildung für <strong>Kultur</strong>pädagogik<br />
in Bayern an Universitäten, Fachhochschulen und<br />
anderen Bildungsstätten.<br />
>> Plattform und Kontaktstelle zu anderen landesweiten Organisationen:<br />
staatliche Bildungsinstitute, Lehrerverbände,<br />
Vertreter/-innen der Erwachsenenbildung, Museen, Bibliotheken,<br />
Medienanstalten, Elternorganisationen, Wirtschaftsverbände<br />
etc.<br />
>> <strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>: Vermittlung und Professionali sierung<br />
schulischer und nichtschulischer Angebote kultureller<br />
Bildung durch Kooperation und Vernetzung.<br />
>> Ansprechpartner für Politik und Verwaltung: Information,<br />
Beratung, Strukturentwicklung.<br />
>> <strong>Kultur</strong>elle Teilhabegerechtigkeit – interkulturelle und transkulturelle<br />
Verständigung<br />
>> Innovationsimpulse durch Modelle, Konzepte im Horizont der<br />
„Medienkultur“ des 21. Jahrhunderts.<br />
Mitglieder sind bzw. können werden:<br />
Landesweite und regionale Organisationen, Verbände, Einrichtungen<br />
und Projekte <strong>Kultur</strong>eller Bildung aus den Bereichen<br />
Bildende Kunst, Musik, Theater, Literatur, Tanz, Film, Medien,<br />
Museum, Architektur, Spiel, Zirkus, Soziokultur u. a. Der Verein<br />
hat das Ziel, <strong>Kultur</strong> und Bildung landesweit zu fördern – von<br />
Anfang an und lebenslang.<br />
KONTAKT<br />
LKB:BY Geschäftsstelle<br />
c/o Pädagogische Aktion/SPIEL<strong>Kultur</strong> e.V.<br />
Leopoldstraße 61, 80802 München<br />
info@lkb-by.de<br />
www.lkb-by.de<br />
VORSTAND (Stand: April 2011)<br />
Vorsitzender: Haimo Liebich<br />
BV Deutscher Kinder- und Jugendmuseen,<br />
Landesverband Bayern<br />
Arnulfstr. 3, 80335 München<br />
haimo.liebich@muenchen.de<br />
www.lkb-by.de<br />
Stellvertreterin: Marion Glück-Levi<br />
Stiftung Zuhören/Bayerischer Rundfunk<br />
Bayerischer Runfunkplatz 1, 80335 München<br />
marion.glueck.levi@brnet.de<br />
www.brnet.de<br />
Stellvertreter: Dr. Wolfgang Zacharias<br />
<strong>Kultur</strong>politische Gesellschaft (KuPoGe) e.V.,<br />
Landesgruppe Bayern<br />
zacharias-muc@t-online.de<br />
Beisitzerin: Margit Maschek-Grüneisl<br />
<strong>Kultur</strong>- und Spielraum e.V.<br />
Ursulastraße 5, 80802 München<br />
margitmaschek@kulturundspielraum.de<br />
kulturundspielraum.de<br />
Beisitzer: Wolfgang Greth<br />
Bayerischer Musikrat<br />
Sollner Straße 42, 81479 München<br />
info@bayerischer-musikrat.de<br />
www.bayerischer-musikrat.de<br />
Beisitzerin: Dr. Hannelore Kunz-Ott<br />
LAK Museumspädagogik Bayern e.V.<br />
c/o Cultheca – <strong>Kultur</strong>pädagogik und Kommunikation<br />
Drei-Kronen-Gasse 2, 93047 Regensburg<br />
lakmpb@museumspaedagogik.org<br />
www.museumspaedagogik.org<br />
Beisitzerin: Waltraud Lucic<br />
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V.<br />
Bavariaring 37, 80336 München<br />
vizepraesidentin@bllv.de<br />
www.bllv.de
MITGLIEDER (Stand: April 2011)<br />
Amt für <strong>Kultur</strong> und Freizeit –<br />
Stadt Nürnberg<br />
Abteilung <strong>Kultur</strong>elle und<br />
Politische Bildung<br />
Gewerbemuseumsplatz 1<br />
90403 Nürnberg<br />
claus.haupt@stadt.nuernberg.de<br />
www.kuf-kultur.de<br />
Arbeitskreis für gemeinsame <strong>Kultur</strong>arbeit<br />
bayerischer Städte e.V.<br />
Hohe-Schul-Straße 4, 85049 Ingolstadt<br />
christine.fuchs@ingolstadt.de<br />
www.gemeinsamekulturarbeit.de<br />
Bayerischer Bibliothekenverband<br />
Stadtbibliothek Am Gasteig<br />
Rosenheimer Straße 5, 81667 München<br />
hanne.riehm@muenchen.de<br />
www.bibliotheksverband.de/lv-bayern<br />
Bayerischer Elternverband e.V.<br />
Aussiger Straße 23, 91207 Lauf<br />
info@bayerischer-elternverband.de<br />
www.bayerischer-elternverband.de<br />
Bayerischer Lehrer-<br />
und Lehrerinnenverband<br />
Bavariaring 37, 80336 München<br />
vizepraesidentin@bllv.de<br />
www.bllv.de<br />
Bayerischer Musikrat<br />
Sollner Straße 42, 81479 München<br />
info@bayerischer-musikrat.de<br />
www.musikinbayern.de<br />
Bayerischer Volkshochschulverband<br />
e.V.<br />
Fäustlestraße 5a, 80339 München<br />
bvv@vhs-bayern.de<br />
www.vhs-bayern.de<br />
Bayern liest e.V.<br />
Corneliusstraße 42, 80469 München<br />
rostauffer@googlemail.com<br />
www.bayern-liest.de<br />
BDK e.V. – Fachverband für Kunstpädagogik,<br />
Landesverband Bayern<br />
Amalienstraße 8, 82131 Gauting<br />
baerbel.lutz-sterzenbach@gmx.de<br />
www.bdkbayern.de<br />
Berufsverband Bildender Künstler,<br />
Landesverband Bayern<br />
Isabellastraße 48, 80796 München<br />
gaffron@bbk-bayern.de<br />
www.bbk-bayern.de<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Spielmobile e.V.<br />
Albrechtstraße 37, 80636 München<br />
bag@spielmobile.de<br />
www.spielmobile.de<br />
Bundesverband Deutscher Kinder-<br />
und Jugendmuseen e.V.<br />
Michael-Ende-Straße 17<br />
90429 Nürnberg<br />
info@bv-kindermuseum.de<br />
www.bv-kindermuseum.de<br />
Echo e.V.<br />
Helsinkistraße 100, 81829 München<br />
office@echo-ev.de, www.echo-ev.de<br />
Friedrich-Alexander-Universität<br />
Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl für<br />
Pädagogik II<br />
Schlossplatz 4, 91054 Erlangen<br />
www.uni-erlangen.de<br />
Gesellschaft für Medien und Kommunikation,<br />
Landesgruppe Bayern<br />
Zentrum für Medienpädagogik (ZfM),<br />
Katholische Stiftungsfachhochschule<br />
München<br />
Preysingstraße 83, 81667 München<br />
a.buck@ksfh.de<br />
www.gmk-net.de<br />
Hochschule München, Fakultät für<br />
angewandte Sozialwissenschaften<br />
Am Stadtpark 20, 81243 München<br />
www.sw.fh-muenchen.de<br />
Internationale Jugendbibliothek<br />
Schloss Blutenburg, 81247 München<br />
info@ijb.de<br />
www.ijb.de<br />
JFF – Institut für Medienpädagogik<br />
in Forschung und Praxis –<br />
Jugend Film Fernsehen e.V.<br />
Pfälzer-Wald-Straße 64<br />
81539 München<br />
jff@jff.de<br />
www.jff.de<br />
Kinder- und Jugendtheater-<br />
veranstalter Bayern e.V.<br />
Kinder- und Jugendkulturwerkstatt<br />
in der Pasinger Fabrik<br />
August-Exter-Straße 1, 81245 München<br />
kinderforum@kulturundspielraum.de<br />
www.lampenfieber-bayern.de<br />
D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N _ 8 3<br />
Kinder<strong>Kultur</strong> Tutzing e.V.<br />
Greinwaldstraße 14, 82327 Tutzing<br />
info@kinder-kultur.de<br />
www.kinder-kultur.de<br />
<strong>Kultur</strong>- und Spielraum e.V.<br />
Ursulastraße 5, 80802 München<br />
info@kulturundspielraum.de<br />
www.kulturundspielraum.de<br />
<strong>Kultur</strong>politische Gesellschaft e.V.,<br />
Landesgruppe Bayern<br />
Ihlestraße 9, 90427 Nürnberg<br />
uli-glaser@kuf.stadt.nuernberg.de<br />
www.kupoge.de<br />
Landesarbeitsgemeinschaft für<br />
Theater und Film an den bayerischen<br />
<strong>Schule</strong>n e.V.<br />
Tannenstr. 9, 85764 Oberschleißheim<br />
gfrenzel@lagds-bayern.de<br />
www.lagds-bayern.de<br />
Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Neue Medien e.V.<br />
Begasweg 33, 81477 München<br />
baumuc@online.de<br />
www.lag-neue-medien.de<br />
Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Tanz in Bayern e.V.<br />
Würzburger Weg 5<br />
91077 Neunkirchen a. Br.<br />
info@lag-tanz-bayern.de<br />
www.lag-tanz-bayern.de<br />
Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Zirkuspädagogik Bayern e.V.<br />
Jakobsplatz 15, 96049 Bamberg<br />
info@lag-zirkus-bayern.de<br />
www.lag-zirkus-bayern.de<br />
Landesarbeitskreis Museumspädagogik<br />
Bayern e.V.<br />
c/o Cultheca – kulturpädagogik<br />
und kommunikation<br />
Drei-Kronen-Gasse 2<br />
93047 Regensburg<br />
lakmpb@museumspaedagogik.org<br />
www.museumspaedagogik.org<br />
Landesverband der Jugendkunstschulen<br />
und <strong>Kultur</strong>pädagogischen<br />
Einrichtungen Bayern e.V.<br />
Albert-Greiner-Straße 40<br />
86161 Augsburg<br />
katharina.steppe@kabelmail.de<br />
http://ljke-bayern.de
8 4 _ D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N<br />
Lesefüchse e.V.<br />
Blutenburgstraße 61, 80636 München<br />
info@lesefuechse-muenchen.org<br />
www.lesefuechse-muenchen.org<br />
LILALU e.V.<br />
Leonrodstraße 10, 80634 München<br />
info@lilalu.org<br />
www.lilalu.org<br />
Medienzentrum Parabol e.V.<br />
Hermannstraße 33, 90439 Nürnberg<br />
medienzentrum@parabol.de<br />
www.parabol.de<br />
Münchner Lehrer- und<br />
Lehrerinnenverband<br />
Bavariaring 37, 80336 München<br />
geschaeftsstelle@mllv.bllv.de<br />
www.mllv.bllv.de<br />
Münchner Schachstiftung<br />
Zweibrückenstraße 8, 80331 München<br />
info@schachstiftung-muenchen.de<br />
www.schachstiftung-muenchen.de<br />
Münchner Schulstiftung<br />
Ernst von Borries<br />
Freseniusstraße 47, 81247 München<br />
www.muenchner-schulstiftung.de<br />
Museumspädagogisches<br />
Zentrum Bayern<br />
Infanteriestraße 1, 80797 München<br />
info@mpz.bayern.de<br />
www.mpz.bayern.de<br />
Pädagogische Aktion/SPIEL<strong>Kultur</strong> e.V.<br />
Leopoldstraße 61, 80802 München<br />
info@spiel<strong>Kultur</strong>.de, www.spiel<strong>Kultur</strong>.de<br />
Stiftung Zuhören<br />
c/o Bayerischer Rundfunk<br />
Rundfunkplatz 1, 80335 München<br />
www.stiftung-zuhoeren.de<br />
Tanz und <strong>Schule</strong> e.V.<br />
c/o <strong>Kultur</strong>büro Kaiserstraße 46<br />
80801 München<br />
info@tanz-und-schule.de<br />
www.tanz-und-schule.de<br />
TREFFPUNKT Film<strong>Kultur</strong> e.V.<br />
c/o ARRI Kino, Türkenstraße 91<br />
80799 München<br />
info@treffpunkt-film<strong>Kultur</strong>.de<br />
www.treffpunkt-film<strong>Kultur</strong>.de<br />
United Scene Group e.V.<br />
Verband und Institut für<br />
(Inter-)<strong>Kultur</strong>elle Bildung, Regionalentwicklung<br />
und Diversitätskultur<br />
Dorfwiesenstraße 14<br />
94065 Waldkirchen<br />
info@united-scene-group.net<br />
www.united-scene-group.net<br />
Verband Bayerischer Privatschulen<br />
Innere Wiener Straße 7, 81667 München<br />
info@privatschulverband.de<br />
www.privatschulverband.de<br />
WEITERE ADRESSEN<br />
Akademie für Schultheater und<br />
Theaterpädagogik Erlangen<br />
Bismarckstraße 6, 91054 Erlangen<br />
info@schultheater-akademie.de<br />
www.schultheater-akademie.de<br />
Bayerische Architektenkammer<br />
Körperschaft des Öffentlichen Rechts<br />
Waisenhausstraße 4, 80637 München<br />
info@byak.de, www.byak.de/start/<br />
architektur/architektur-fur-kinder<br />
Bayerischer Jugendring<br />
Herzog-Heinrich-Straße 7<br />
80336 München<br />
www.bjr.de<br />
Bayerisches Staatsministerium<br />
für Unterricht und Kultus<br />
Salvatorstraße 2, 80333 München<br />
info@sbmuenchen.bayern.de<br />
www.km.bayern.de<br />
Bayerisches Staatsministerium für<br />
Wissenschaft, Forschung und Kunst<br />
Salvatorstraße 2, 80333 München<br />
poststelle@stmwfk.bayern.de<br />
www.stmwfk.bayern.de<br />
Bayerisches Staatsministerium für<br />
Arbeit und Sozialordnung, Familie<br />
und Frauen<br />
Abt. VI – Familie und Jugend<br />
Winzererstraße 9, 80797 München<br />
www.stmas.bayern.de<br />
Denkmal und <strong>Schule</strong><br />
Damaschkeplatz 3, 86161 Augsburg<br />
info@denkmalschulen.de<br />
www.denkmalschulen.de<br />
Deutscher Bildungsserver<br />
dbs@dipf.de, www.bildungsserver.de<br />
Suchbegriff: Bayern<br />
Deutsches Jugendinstitut<br />
Datenbank <strong>Schule</strong> und Partner,<br />
schulische Kooperationspraxis<br />
auf einen Klick<br />
Nockherstr. 2, 81541 München<br />
www.dji.de<br />
Forum Bildungspolitik in Bayern<br />
Bavariaring 37, 80336 München<br />
organisation@forum-bildungspolitik.de<br />
www.forum-bildungspolitik.de<br />
Gesellschaft <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> e.V.<br />
Salvatorplatz 4, 80333 München<br />
info@gesellschaft-<strong>macht</strong>-schule.de<br />
www.gesellschaft-<strong>macht</strong>-schule.de<br />
Institut für Lehrerforschung Dillingen<br />
Ref. 1.9: Kunst, Theater, Film<br />
und Neue Medien<br />
Kardinal-von-Waldburg-Straße 6–7<br />
89407 Dillingen<br />
direktor@alp.dillingen.de<br />
www.alp.dillingen.de<br />
Institut für Jugendarbeit Gauting, BJR<br />
Germeringer Straße 30, 82131 Gauting<br />
info@institutgauting.de<br />
www.institutgauting.de<br />
Institut für <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />
und Bildungsforschung (ISB)<br />
Schellingstraße 155, 80797 München<br />
kontakt@isb.bayern.de<br />
www.isb.bayern.de<br />
Katholische Stiftungsfachhochschule<br />
München<br />
Preysingstraße 83, 81667 München<br />
www.ksfh.de<br />
KESS – Kompetenz extern für <strong>Schule</strong><br />
und Schulleben<br />
Mitterweg 8, 84048 Mainburg<br />
info@kess-experten.org<br />
www.kess-experten.org<br />
klasse.im.puls<br />
Musikpädagogik – Friedrich-Alexander-<br />
Universität Erlangen-Nürnberg<br />
Regensburgerstraße 160<br />
90478 Nürnberg<br />
www.klasse-im-puls.de<br />
<strong>Kultur</strong>amt der Stadt Bamberg<br />
Hauptwachstraße 16, 96047 Bamberg<br />
www.stadt.bamberg.de
<strong>Kultur</strong>büro/ Tanz und <strong>Schule</strong><br />
Kaiserstraße 46, 80801 München<br />
info@daskulturbuero.de<br />
info@tanz-und-schule.de<br />
www.tanz-und-schule.de<br />
<strong>Kultur</strong>projektbüro<br />
Museumswinkel, Gebbertstraße 1<br />
91052 Erlangen<br />
www.erlangen.de<br />
<strong>Kultur</strong>referat München<br />
Abteilung 4: <strong>Kultur</strong>elle Bildung,<br />
Internationales, Urbane <strong>Kultur</strong>en<br />
Burgstraße 4, 80331 München<br />
kultur.bildung@muenchen.de<br />
www.muenchen.de/Rathaus/kult/<br />
buecher_bildung/kulturelle_<br />
bildung/330029/index.htl<br />
Kunstverein Ingolstadt e.V.<br />
Schlosslände 1, 85049 Ingolstadt<br />
www.kunstverein-ingolstadt.de<br />
Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />
Museen in Bayern<br />
Alter Hof 2, 80331 München<br />
landesstelle@blfd.bayern.de<br />
www.museeninbayern.de<br />
Oper <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong><br />
Max-Joseph-Platz 2, 80539 München<br />
www.staatsoper.de<br />
S<strong>IN</strong> – Studio im Netz e.V.<br />
Haus der Medienbildung<br />
Heiglhofstraße 1, 81377 München<br />
sin@sin-net.de<br />
www.sin-net.de<br />
Stadt Coburg Amt für <strong>Schule</strong>n, <strong>Kultur</strong><br />
und Bildung<br />
Steingasse 18, 96450 Coburg<br />
schulamt@coburg.de<br />
www.coburg.de<br />
D O K U M E N T E U N D A D R E S S E N _ 8 5<br />
Tanzprojekt Bayern ISB<br />
alan.brooks@isb.bayern.de<br />
www.kuenstler-in-die-schulen.de<br />
TUSCH München<br />
Landeshauptstadt München,<br />
Referat für Bildung und Sport<br />
Pädagogisches Institut<br />
Herrnstraße 19, 80539 München<br />
info@tusch-muenchen.de<br />
www.tusch-muenchen.de<br />
Verband Bayerischer Schulmusiker e.V.<br />
Berliner Allee 26h, 86153 Augsburg<br />
vbs@vds.musik.de<br />
www.vbs-musik.de
NOTIZEN
www.kultur-<strong>macht</strong>-schule.de<br />
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