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tagsschule in hessen - Kultur macht Schule

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Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />

<strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung e.V.<br />

IN HESSEN


IMPRESSUM<br />

Bundesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung (BKJ) e.V.<br />

Küppelste<strong>in</strong> 34 , 42857 Remscheid, Fon 02191.79 43 98, Fax 02191.79 43 89, <strong>in</strong>fo@bkj.de, www.bkj.de<br />

<strong>in</strong> Kooperation mit der<br />

Landesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle Bildung (LKB) Hessen e.V.<br />

c/o Geschäftsstelle im KFZ Marburg<br />

Schulstraße 6, 35037 Marburg<br />

Fon: 06421.151 40, Fax: 06421.271 98<br />

<strong>in</strong>fo@lkb-<strong>hessen</strong>.de, www.lkb-<strong>hessen</strong>.de<br />

Die länderbezogene Publikationsreihe „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> ...“ ist entstanden im Rahmen<br />

der bundesweiten Fachstelle „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ der BKJ. Ziel ist es, föderale Modelle, Impulse und<br />

Entwicklungen rund um das Thema „<strong>Kultur</strong>elle Bildung an <strong>Schule</strong>n“ zu bündeln und zu reflektieren.<br />

Redaktion: T<strong>in</strong>a Gliesche, Joachim Reiss, Sab<strong>in</strong>e Schmitt<br />

Lektorat und Korrektorat: Helga Bergers, Redaktionsdepot, Köln<br />

Gestaltung: Maya Hässig, Sandra Brand, luxsiebenzwoplus, Köln<br />

Persönlichkeits- und Bildrechte: Umschlag © Maya Hässig<br />

Druck: Druckhaus Süd, Köln<br />

ISBN: 978-3-924407-91-9<br />

Remscheid/Frankfurt a.M. 2011<br />

Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />

<strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung e.V.<br />

gefördert vom:


KULTUR MACHT SCHULE IN HESSEN<br />

KONZEPTE, INFORMATIONEN, BEISPIELE<br />

ZUR KOOPERATION VON NON-FORMALER MIT FORMALER BILDUNG<br />

INHALT<br />

Vorwort // Dr. Gerd Taube/Viola Kelb ............................................................................................................................................ 2<br />

Vorwort // Gero Braach ............................................................................................................................................................. 3<br />

1. POSITIONEN UND KONZEPTEE<br />

1.1 Was soll’s? Was Kooperationen versprechen // Max Fuchs ...................................................................................... 6<br />

1.2 <strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> Ländern und Kommunen // Viola Kelb ................................................................................. 7<br />

1.3 Warum brauchen wir <strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong>? // Olaf-Axel Burow ............................................................. 12<br />

1.4 Herausforderungen für Kooperationen – national und <strong>in</strong>ternational // Joachim Reiss ....................................... 15<br />

2. STRUKTUREN<br />

2.1 Förderstrukturen des Hessischen M<strong>in</strong>isteriums<br />

für Wissenschaft und Kunst für <strong>Kultur</strong>elle Bildung an <strong>Schule</strong>n // Clarissa Ste<strong>in</strong>hilber ........................................... 24<br />

2.2 Welche Strukturen schafft das Hessische Kultusm<strong>in</strong>isterium<br />

zur <strong>Kultur</strong>ellen Bildung? // Clarissa Ste<strong>in</strong>hilber ........................................................................................................... 27<br />

2.3 Funktion statt Konvention: Sieben Wege zur <strong>Kultur</strong>schule // Olaf-Axel Burow ...................................................... 30<br />

2.4 Was <strong>macht</strong> das Projektbüro <strong>Kultur</strong>elle Bildung des HKM?<br />

// Gabriele Vogt, Angela Federspiel, Michael Gonszar, Brigitte Sturm-Schott ................................................................................ 36<br />

2.5 Jedem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Instrument (JeKi) <strong>in</strong> Hessen // Hans-Joachim Rieß ........................................................................ 39<br />

2.6 Jugendkunstschulen – Viele Künste unter e<strong>in</strong>em Dach // Brigitte Mayr .............................................................. 40<br />

2.7 Kommunale Bildungsplanung am Beispiel der Stadt Baunatal // Frank Grasmeier ................................................ 41<br />

2.8 Agenturen für Kooperationen: Beispiel Schultheater-Studio // Joachim Reiss ..................................................... 44<br />

3. MODELLHAFTE PROJEKTBEISPIELE<br />

3.1 Vorbemerkung // T<strong>in</strong>a Gliesche, Sab<strong>in</strong>e Schmitt .............................................................................................................. 46<br />

3.2 Kooperationsprojekte <strong>in</strong> Hessen ........................................................................................................................... 47<br />

4. ANHANG<br />

4.1 Adressen .................................................................................................................................................................. 53<br />

4.2 Dokumente und Beiträge ....................................................................................................................................... 54<br />

4.2.1 Rahmenvere<strong>in</strong>barung Musikschule und Ganz<strong>tagsschule</strong> <strong>in</strong> Hessen:<br />

„Ganztagsangebot nach Maß“ .................................................................................................................. 58<br />

4.2.2 Rahmenvere<strong>in</strong>barung Theater und <strong>Schule</strong> .............................................................................................. 62<br />

4.2.3 Mit Kunst wachsen! – E<strong>in</strong> Projekt <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Jugendkunstschulen ............................ 64<br />

4.2.4 Schlitzer Erklärung: <strong>Kultur</strong>elle Bildung für alle! ..................................................................................... 65<br />

4.3 Literatur .................................................................................................................................................................... 67


4 _ V O R W O R T<br />

VORWORT<br />

Wo funktioniert die Verb<strong>in</strong>dung von Leidenschaft und Kompetenzerwerb,<br />

von Neugierde und Lernen besser als <strong>in</strong> der <strong>Kultur</strong>ellen<br />

Bildung? Musik, Spiel, Theater, Tanz, Bildende Kunst,<br />

Literatur, Medien und Zirkus bieten jungen Menschen umfassende<br />

Gelegenheiten zur Selbstbildung und zur Kompetenzentwicklung.<br />

Das erklärte Leitziel der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

lautet nicht weniger als: Lebenskunst lernen!<br />

Damit möglichst alle K<strong>in</strong>der und Jugendlichen eben dazu<br />

e<strong>in</strong>e faire Chance erhalten, müssen kulturelle Bildungsangebote<br />

am Lernort <strong>Schule</strong> feste Verankerung f<strong>in</strong>den. Nach wie<br />

vor ist die <strong>Schule</strong> die zentrale Institution, die alle K<strong>in</strong>der und<br />

Jugendlichen erreicht und damit e<strong>in</strong> wichtiger Partner für die<br />

Träger und E<strong>in</strong>richtungen von kulturellen Bildungsangeboten.<br />

„K<strong>in</strong>der und Jugendliche haben e<strong>in</strong> Recht auf Spiel und Kunst“,<br />

so formuliert es die UN-K<strong>in</strong>derrechtskonvention. Geme<strong>in</strong>sam<br />

haben <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> die besten Voraussetzungen, diese<br />

Forderung <strong>in</strong> die Praxis umzusetzen! Die Verknüpfung von<br />

unter schiedlichen Bildungsorten und Lernwelten ermöglicht<br />

e<strong>in</strong>e umfassende Förderung kultureller, methodischer, sozialer<br />

und personaler Kompetenzen von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen.<br />

Wenn <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> zusammenarbeiten, ermöglichen sie<br />

geme<strong>in</strong>sam kulturelle Teilhabe für e<strong>in</strong>e Vielzahl von K<strong>in</strong>dern<br />

und Jugendlichen – vor allem für diejenigen, die aufgrund ihrer<br />

sozialen Lebenslage <strong>in</strong> der Regel wenig Möglichkeiten haben,<br />

an Kunst- und <strong>Kultur</strong>angeboten teilhaben zu können.<br />

Viele gute Gründe also für die Bundesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung (BKJ), sich als Dachverband der<br />

<strong>Kultur</strong>ellen Bildung <strong>in</strong> Deutschland für mehr Kunst und <strong>Kultur</strong><br />

an, <strong>in</strong> und mit <strong>Schule</strong>n zu engagieren. Unter dem Label<br />

„<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ widmet sich die BKJ <strong>in</strong>tensiv den Themenfeldern<br />

„<strong>Kultur</strong>kooperationen“, „Bildungsnetzwerke“ und<br />

„<strong>Kultur</strong>elle <strong>Schule</strong>ntwicklung“ und <strong>macht</strong> es sich zur Aufgabe,<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung im Querschnitt der Ressorts Jugend, <strong>Kultur</strong><br />

und <strong>Schule</strong> weiterzuentwickeln. Aufgrund des deutschen<br />

Bildungsföde ralismus ist hier die Ebene der Bundesländer von<br />

besonderer Bedeutung. E<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe der im Februar<br />

2010 durch das Bundesjugendm<strong>in</strong>isterium geförderten BKJ-<br />

Fachstelle „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ stellt die Bündelung und<br />

Kommunikation von föderalen Informationen, Entwicklungen<br />

und Impulsen der 16 Länder dar. In diesem Kontext hat die BKJ<br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit e<strong>in</strong>zelnen Landesvere<strong>in</strong>igungen für<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung die Publikationsreihe „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong><br />

...“ <strong>in</strong>s Leben gerufen. Hessen bildet den Auftakt!<br />

Für uns ist es e<strong>in</strong>e besondere Freude, geme<strong>in</strong>sam mit der<br />

Landes vere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Hessen, landesweite<br />

Entwicklungen, Aktivitäten und Akteure rund um das Thema<br />

„<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ <strong>in</strong>nerhalb dieses Heftes zusammenzutragen.<br />

Die im Folgenden beschriebenen sowie zahlreiche<br />

weitere Praxisprojekte belegen, dass <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> <strong>in</strong><br />

Hessen an vielen Orten bereits erfolgreiche Bildungsallianzen<br />

e<strong>in</strong>gegangen s<strong>in</strong>d. Vere<strong>in</strong>zelt haben <strong>Schule</strong>n, dank Unterstützung<br />

des Landes Hessen, <strong>Kultur</strong>profile ausgebildet. Die Bildungslandschaft<br />

Hessen ist bunt und vielfältig!<br />

Wir wünschen uns, dass diese Publikation zahlreiche weitere<br />

außerschulische und schulische Akteure ermuntert zu kooperieren<br />

und Bildungsnetzwerke zu knüpfen. Und vor allem hoffen<br />

wir, dass es zu e<strong>in</strong>em weiteren Ausbau der ressortübergreifenden<br />

Aktivitäten im Land Hessen kommt und die erforderlichen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für vernetzte Bildung geschaffen<br />

werden. Denn: ohne strukturelle Verankerung der von<br />

engagierten E<strong>in</strong>zelpersonen und Institution durchgeführten<br />

Kooperationen bleiben dessen Wirkungen punktuell und willkürlich!<br />

Dr. Gerd Taube<br />

Vorsitzender der Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />

<strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung (BKJ) e.V.<br />

Viola Kelb<br />

Geschäftsbereichsleiter<strong>in</strong> „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“<br />

der Bundesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der-<br />

und Jugendbildung (BKJ) e.V.<br />

© BKJ/Matthias Steffen


VORWORT<br />

Ich freue mich sehr, für die erste Veröffentlichung der noch<br />

jungen Landesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle Bildung (LKB) Hessen<br />

e.V. e<strong>in</strong> Vorwort schreiben zu können und bedanke mich bei<br />

all denen, die mitgeholfen haben, diese Broschüre herauszugeben.<br />

In anderen Bundesländern wirken meist schon seit Jahrzehnten<br />

Landesvere<strong>in</strong>igungen, die zusammen mit der Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />

<strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung (BKJ)<br />

e.V. der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung Gehör verschaffen. Projekte werden<br />

dort spartenübergreifend entwickelt und organisiert, aber<br />

auch Strukturen für <strong>Kultur</strong>elle Bildung aufgebaut.<br />

Das „Trio für <strong>Kultur</strong>elle Bildung“ – so nannte sich der erste kle<strong>in</strong>e,<br />

aber spartenübergreifende Zusammenschluss der hessischen<br />

Landesverbände der Jugendkunstschulen, der Musikschulen<br />

und der <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>itiativen und soziokulturellen Zentren – <strong>macht</strong>e<br />

im Wahlkampf 2008 geme<strong>in</strong>sam auf das Thema <strong>in</strong> Hessen<br />

aufmerksam. Die BKJ und die Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft der<br />

<strong>Kultur</strong><strong>in</strong>itiativen und soziokulturellen Zentren (LAKS) <strong>in</strong> Hessen<br />

e.V. haben auf Grundlage dieser Initiative im Jahr 2008 den<br />

Anstoß gegeben, das Thema „<strong>Kultur</strong>elle Bildung“ langfristig für<br />

Hessen <strong>in</strong> den politischen Raum und für die Akteure zu transportieren,<br />

und viele andere landesweite Akteure <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />

e<strong>in</strong>bezogen. Im Jahr danach gründete sich im Anschluss<br />

an die Fachtagung „<strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong> Hessen – Fachstrukturen<br />

vernetzen“ die LKB. Damit wurde erstmals e<strong>in</strong>e landesweite,<br />

spartenübergreifende Interessenvertretung der <strong>in</strong> der<br />

<strong>Kultur</strong>ellen Bildung <strong>in</strong> Hessen Arbeitenden gegründet. Mit der<br />

Verabschiedung der „Schlitzer Erklärung“ 1 fand man <strong>in</strong>haltlich<br />

zue<strong>in</strong>ander. In dieser Erklärung wurden auch die Zukunftsfelder<br />

für die wichtigsten <strong>in</strong>haltlichen Themen def<strong>in</strong>iert: „<strong>Kultur</strong><br />

und <strong>Schule</strong>“, „Teilhabe und Chancengerechtigkeit“ sowie „Interkultur,<br />

kulturelle Vielfalt und Diversität“. Die vorliegende Publikation<br />

folgt diesem Impuls unserer Mitglieder und e<strong>in</strong>er entsprechenden<br />

Initiative der BKJ, mit ihrer bundesweiten Fachstelle<br />

„<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“, <strong>in</strong>dem sie das wichtiger werdende<br />

Feld der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung sowohl <strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n als auch <strong>in</strong><br />

Kooperation mit den <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> den Blick nimmt.<br />

Mit der Gründung der LKB wurde e<strong>in</strong> wichtiges Instrument<br />

geschaffen, um sich – über die Vernetzung der Akteure h<strong>in</strong>aus –<br />

langfristig der Querschnittsaufgabe e<strong>in</strong>es Zusammenschlusses<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung <strong>in</strong> Hessen zu widmen. Diese Querschnittsaufgabe<br />

spiegelt sich <strong>in</strong> der Landespolitik auf Regierungsebene<br />

wider: Vier M<strong>in</strong>isterien, hierzu gehören „Wissenschaft und Kunst“,<br />

„Kultusm<strong>in</strong>isterium“, „Sozialm<strong>in</strong>iste ri um“ und das „M<strong>in</strong>isterium<br />

der Justiz, für Integration und Europa“, haben e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>term<strong>in</strong>isterielle<br />

Arbeitsgruppe gebildet, welche <strong>in</strong> der Landesverwaltung<br />

koord<strong>in</strong>ierender Ansprechpartner für <strong>Kultur</strong>elle Bildung ist. Was<br />

das Land Hessen bereits leistet – und nicht erst seit heute – wird<br />

hier zusammenfassend dargestellt und gewürdigt, soweit es<br />

Schulkultur und Kooperationen mit <strong>Schule</strong>n betrifft.<br />

1 Siehe im Anhang <strong>in</strong> diesem Band, S. 62ff.<br />

2 Vgl. www.lkb-<strong>hessen</strong>.de.<br />

V O R W O R T _ 5<br />

Für die LKB Hessen, die als e<strong>in</strong>getragener Vere<strong>in</strong> über ke<strong>in</strong>e<br />

strukturellen (Förder-)Mittel verfügt, wird es nun e<strong>in</strong> großer<br />

Schritt se<strong>in</strong>, mit e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong> ehrenamtlich arbeitenden Vorstand<br />

die Betreuung des FSJ <strong>Kultur</strong> nach Hessen zu holen,<br />

e<strong>in</strong> Büro e<strong>in</strong>zurichten, die Infrastruktur materiell und personell<br />

aufzubauen. Auch, wenn mit den Erfahrungen der BKJ im<br />

H<strong>in</strong>tergrund das Rad für Hessen <strong>in</strong> diesem Bereich nicht neu<br />

erfunden werden muss und e<strong>in</strong>e Person von der BKJ <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

für die spätere Tätigkeit <strong>in</strong> Hessen e<strong>in</strong>gearbeitet wird, ist<br />

es dennoch e<strong>in</strong>e sportliche Leistung, wenn wir die Betreuung<br />

ab 01.09.2011 gewährleisten können. Wir gehen davon aus,<br />

dass uns dies gel<strong>in</strong>gt und dann werden über diese Betreuung<br />

auch Kontakte zu vielen hessischen <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stitutionen hergestellt,<br />

die sich fruchtbar für die Entwicklung der <strong>Kultur</strong>ellen<br />

Bildung <strong>in</strong> Hessen nutzen lassen; zum<strong>in</strong>dest dann, wenn auf<br />

allen Seiten die Bereitschaft vorhanden ist, das Thema auf die<br />

eigene Agenda zu setzen, um zusammen mit vielen Akteuren<br />

spartenübergreifend zu arbeiten und <strong>Kultur</strong>politik als wichtiges<br />

Element der Gesellschaftspolitik zu stärken. Das bedeutet<br />

für die Gesamtheit der Mitglieder der LKB Hessen, geme<strong>in</strong>sam<br />

über die Lobbypolitik <strong>in</strong> eigener Sache h<strong>in</strong>auszuwachsen.<br />

Noch immer liegen viel zu wenige Daten über <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

<strong>in</strong> Hessen vor. Die Institutionen, die sich <strong>in</strong> diesem Feld bewegen,<br />

s<strong>in</strong>d vielfältig, bunt und oft von kommunaler Seite aus<br />

wesentlich stärker gefördert als von Landesseite. Abhilfe aufgrund<br />

der fehlenden Daten sollen Untersuchungen bieten, die<br />

auf der Website der LKB 2 nachzulesen s<strong>in</strong>d. Auch diese Veröffentlichung<br />

ist e<strong>in</strong> Schritt auf dem Weg, landesweit Übersicht<br />

zu gew<strong>in</strong>nen und beispielgebende Impulse zu geben.<br />

E<strong>in</strong> Merkmal der hessischen Strukturen drückt sich auch <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Besonderheit der LKB Hessen aus: Nur wenige hessische<br />

Landesverbände verfügen über e<strong>in</strong>e Förderung und damit<br />

über hauptamtliches Personal. Sie werden also oft von<br />

engagierten Ehrenamtlichen geleitet. Dies führt zum e<strong>in</strong>en zu<br />

wenig statistisch auswertbarem Material über deren Mitgliedse<strong>in</strong>richtungen,<br />

zum anderen ist erkennbar, dass viele <strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen<br />

mit e<strong>in</strong>em größeren Personalbestand wesentlich<br />

stärker <strong>in</strong> der überwiegend kommunalen Förderstruktur verankert<br />

bzw. mit besonderen Aufträgen überregional positioniert<br />

s<strong>in</strong>d. Diese Realität hat zu Satzungsüberlegungen <strong>in</strong> der LKB<br />

Hessen geführt, e<strong>in</strong>e stimmberechtigte Mitgliedschaft, z.B.<br />

ebenfalls für e<strong>in</strong>zelne E<strong>in</strong>richtungen, aber auch für engagierte<br />

<strong>Kultur</strong>ämter zu ermöglichen. Mit dieser Option kann das<br />

<strong>in</strong>haltliche und personelle Gewicht der besser geförderten<br />

<strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen und <strong>Kultur</strong>verwaltungen für die Stärkung<br />

der politischen Interessensvertretung der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

<strong>in</strong> Hessen e<strong>in</strong>gebunden werden. Die strategische Perspektive<br />

der LKB Hessen, ihre Mitgliedsstruktur anders aufzubauen als<br />

dies <strong>in</strong> vielen Bundesländern der Fall ist, wird ihre Tragfähigkeit<br />

<strong>in</strong> Zukunft erweisen müssen.


© Ohrwurm e.V., www.ohrwurm-projekt.de<br />

6 _ V O R W O R T<br />

Da es <strong>in</strong> Hessen ke<strong>in</strong>e Stadt mit e<strong>in</strong>er darstellbaren vorbildlichen<br />

Entwicklung im Bereich <strong>Kultur</strong>eller Bildung gibt, wir<br />

uns immer noch im Stadium von Datenerhebung und Strukturerfassung<br />

etc. bef<strong>in</strong>den, dürfen wir als LKB, über die landespolitischen<br />

Ziele und Kooperationen h<strong>in</strong>aus, die wichtige<br />

kommunale Ebene also nicht vernachlässigen. Von daher ist<br />

es erfreulich, wenn der Fachdienst <strong>Kultur</strong> Marburg mit e<strong>in</strong>em<br />

Vortrag des Vorsitzenden des Deutschen <strong>Kultur</strong>rats, Prof. Dr.<br />

Max Fuchs, im Mai 2011 und e<strong>in</strong>er Tagung im September 2011<br />

zu städtischen Strukturen <strong>Kultur</strong>eller Bildung e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong><br />

neue Überlegungen bietet.<br />

Die LKB Hessen steht am Anfang, sie ist noch nicht e<strong>in</strong>mal<br />

zwei Jahre alt. Dafür haben sich die Mitgliederzahlen erheblich<br />

ausgeweitet und es entsteht e<strong>in</strong>e neue Struktur, die lernt,<br />

geme<strong>in</strong>sam das Thema „<strong>Kultur</strong>elle Bildung“ aufzunehmen, zu<br />

reflektieren, neue Ideen zu entwickeln und für Hessen fruchtbar<br />

zu machen. Die Zusammenarbeit <strong>in</strong> der <strong>in</strong>term<strong>in</strong>isteriellen<br />

Arbeitsgruppe ist e<strong>in</strong> guter Start <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e hoffentlich veränderbare<br />

Zukunft, im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er stärkeren Entwicklung <strong>Kultur</strong>eller<br />

Bildung.<br />

Was ist das Motiv, vermutlich zahlreicher Akteure der <strong>Kultur</strong>szene,<br />

sich über die eigene Arbeit h<strong>in</strong>aus mit <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />

zu beschäftigen? Dies fasst <strong>in</strong> der hier geforderten und<br />

notwendigen Dichte e<strong>in</strong> Zitat zusammen aus dem Bericht der<br />

Enquête-Kommission „<strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> Deutschland“, der von allen im<br />

Bundestag vertretenen Parteien im Jahr 2007 verabschiedet<br />

wurde:<br />

„<strong>Kultur</strong>elle Bildung erschöpft sich nicht <strong>in</strong> der Wissensvermittlung,<br />

sondern sie ist vor allem auch Selbstbildung <strong>in</strong> kulturellen<br />

Lernprozessen. Sie fördert soziale Handlungskompetenz und<br />

Teilhabe und qualifiziert den Menschen für neue gesellschaftliche<br />

Herausforderungen: Indem <strong>Kultur</strong>elle Bildung die Möglichkeit<br />

bietet, sich <strong>in</strong>terkulturelle Kompetenzen anzueignen,<br />

fördert sie die Verständigung zwischen <strong>Kultur</strong>en im In- und<br />

Ausland, baut Vorbehalte von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen vor<br />

dem „Fremden“ ab und verbessert die gegenseitige Akzeptanz<br />

<strong>in</strong> hohem Maße. Da die demografischen Entwicklungen<br />

verlässliche Bed<strong>in</strong>gungen für soziale Biografien nicht mehr<br />

<strong>in</strong> gleichem Maß wie früher formulierbar ersche<strong>in</strong>en lassen,<br />

kommt der Stärkung <strong>in</strong>dividueller Kompetenz für gel<strong>in</strong>gende<br />

Lebensentwürfe erhöhte Bedeutung zu. <strong>Kultur</strong>elle Bildung liefert<br />

e<strong>in</strong>en grundlegenden Beitrag hierzu.“ (Deutscher Bundestag<br />

2007, S. 379).<br />

Die vorliegende Broschüre bietet viele Informationen, sie setzt<br />

theoretische Akzente und zeugt von der aktuellen Debatte um<br />

<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> Hessen. Sie belegt und illustriert vorhandene<br />

Strukturen und Projekte an ausgewählten Beispielen.<br />

Abgerundet wird die Sicht auf vorhandene Entwicklungen im<br />

Bereich „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ <strong>in</strong> anderen Bundesländern. Sie<br />

dient hoffentlich auch dazu, Akteure anzuregen, eigene Projekte<br />

zu entwickeln und damit <strong>Kultur</strong>elle Bildung für weitere<br />

Kreise, vor allem aber für junge Menschen <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n, erfahrbar<br />

zu machen.<br />

Gero Braach<br />

Vorsitzender der Landesvere<strong>in</strong>igung<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung Hessen e.V.<br />

Brigitte Mayr, Christ<strong>in</strong>e Knüppel,<br />

Joachim Arndt, Lothar Behounek,<br />

Joachim Reiss, Günter Schmuck, Gordon Vajen<br />

Vorstand der Landesvere<strong>in</strong>igung<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung Hessen e.V.<br />

LITERATUR<br />

Deutscher Bundestag (2007): Schlussbericht der Enquête-<br />

Kommission „<strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> Deutschland“. 16. Wahlperiode,<br />

Drucksache 16/7000. Berl<strong>in</strong>, 11.12.2007.<br />

© Ohrwurm e.V., www.ohrwurm-projekt.de


1. POSITIONEN UND KONZEPTE


8 _ P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E<br />

1.1 WAS SOLL’S? WAS VERSPRECHEN KOOPERATIONEN?<br />

// Max Fuchs<br />

„Kooperation“ heißt das Zauberwort. Es sche<strong>in</strong>t, als ob die jahrelang<br />

beschworenen „synergetischen Effekte“ – zum<strong>in</strong>dest<br />

auf der sprachlichen Ebene – abgelöst worden s<strong>in</strong>d durch die<br />

Wiederentdeckung des Wortes „Kooperation“. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere<br />

für Fragen der <strong>Schule</strong> und ihrer Entwicklung. Es gilt<br />

aber auch dort, wo man über Probleme und Perspektiven der<br />

Jugendkulturarbeit und der <strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen spricht. Nun<br />

ist Kooperation als Arbeitspr<strong>in</strong>zip rund um die <strong>Schule</strong> nicht<br />

neu. Früher nannte man es „Öffnung von <strong>Schule</strong>“, <strong>in</strong> anderen<br />

Ländern heißt es „community education“: Die <strong>Schule</strong> sollte<br />

nicht mehr länger h<strong>in</strong>ter verschlossenen Türen und hohen Mauern<br />

ihr Geschäft betreiben. Sie sollte ihre Türen öffnen, damit<br />

„das Leben“ h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>kommt und die <strong>Schule</strong> vielleicht so etwas<br />

wie e<strong>in</strong> Bürgertreff im Stadtteil werden kann. Die Idee ist also<br />

recht alt, zumal Besuche von Museen und Theatern, Exkursionen<br />

oder sogar kulturorientierte Klassenfahrten immer schon<br />

<strong>in</strong>tegraler Bestandteil von schulischer Tätigkeit waren. Doch<br />

was hat die kulturelle Konjunktur ausgelöst, welche Erwartungen<br />

und auch: welche Interessen s<strong>in</strong>d damit verbunden?<br />

Der erste Anlass für e<strong>in</strong>e erneute Forcierung von Kooperationen<br />

von <strong>Schule</strong>n mit außerschulischen, v.a. kulturellen Partnern<br />

ist natürlich die Ganz<strong>tagsschule</strong>. Diese wiederum lässt sich<br />

e<strong>in</strong>deutig auf die politische Diskussion der PISA-Resultate<br />

zurückführen. Die Ganz<strong>tagsschule</strong> war – neben der Orientierung<br />

an Kompetenzen – die entscheidende schulpolitische<br />

Reaktion auf e<strong>in</strong>e kritische Schuldebatte. Und hierbei war allen<br />

klar, dass es nicht um e<strong>in</strong>e bloße Verdopplung dessen gehen<br />

kann, was bislang bereits <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> geschehen ist. E<strong>in</strong>e<br />

Idee war daher, die <strong>Schule</strong> zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Zusammenarbeit<br />

mit außerschulischen Partnern zu animieren. E<strong>in</strong> pädagogisch<br />

s<strong>in</strong>nvoller Grund war dabei die sich durchsetzende E<strong>in</strong>sicht,<br />

dass die Bildung und Erziehung der Heranwachsenden<br />

alle angeht und es folglich e<strong>in</strong>e Verantwortungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

geben sollte. Dies drückte sich auf kommunaler Ebene <strong>in</strong> der<br />

Propagierung „kommunaler Bildungslandschaften“ aus, ganz<br />

so wie es <strong>in</strong> dem afrikanischen Sprichwort heißt: „Man braucht<br />

e<strong>in</strong> ganzes Dorf, um e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d zu erziehen.“<br />

In der <strong>Kultur</strong>politik kam diese Bewegung zu e<strong>in</strong>em günstigen<br />

Zeitpunkt. Denn e<strong>in</strong> Problem wurde mit der Zeit immer<br />

virulenter: E<strong>in</strong> Mangel an jugendlichem Publikum. Auch für<br />

Künstler/-<strong>in</strong>nen aller Sparten wurde die <strong>Schule</strong> <strong>in</strong>teressant.<br />

Denn Kunstprojekte <strong>in</strong> und mit der <strong>Schule</strong> versprachen e<strong>in</strong>e<br />

zunehmende E<strong>in</strong>nahmequelle.<br />

Man kann daher heute zeigen, dass es verschiedene Gründe<br />

und Motivationen für die Propagierung der Ganz<strong>tagsschule</strong><br />

und somit auch für e<strong>in</strong>e verbesserte Kooperation zwischen<br />

der <strong>Schule</strong> und außerschulischen Partnern gegeben hat und<br />

gibt: Sicherlich auch die Verbesserung der PISA-Ergebnisse,<br />

aber auch familien- und frauenpolitische Argumente (Vere<strong>in</strong>barkeit<br />

von Familie und Beruf), Aspekte e<strong>in</strong>er nachholenden<br />

Modernisierung (denn die Ganz<strong>tagsschule</strong> ist das Schulmodell<br />

weltweit), e<strong>in</strong>e Verbesserung der Chancengerechtigkeit<br />

und Teilhabemöglichkeiten der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen, aber<br />

eben auch recht egoistische Motive der Verbesserung der eige-<br />

nen Situation im <strong>Kultur</strong>bereich. Alle Gründe s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>sichtig, sie<br />

s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> pädagogischer H<strong>in</strong>sicht von unterschiedlichem<br />

Wert.<br />

Inzwischen zeigt die Praxis, dass „Kooperation“ leichter gesagt<br />

als praktiziert ist. Denn S<strong>in</strong>n <strong>macht</strong> sie nur dann, wenn bei e<strong>in</strong>er<br />

solchen nicht bloß das Gleiche von verschiedenen Partnern<br />

angeboten wird: Es sollten unterschiedliche Bildungsmöglichkeiten<br />

geschaffen werden. Ist dies der Fall, dann ist jedoch zu<br />

berücksichtigen, dass e<strong>in</strong>e solche Kooperation von Verschiedenartigem<br />

auch e<strong>in</strong> Zusammenführen unterschiedlicher<br />

Handlungslogiken bedeutet. Und es be<strong>in</strong>haltet, dass man sich<br />

Gedanken darüber machen muss, dass vergleichbare Professionen<br />

<strong>in</strong> der Kooperation leicht zu Konkurrenzen führen können.<br />

Kurz: Kooperationen können frustrieren, sie können Nerven<br />

und Zeit kosten, sie können scheitern. Die Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />

<strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung (BKJ) e.V. hat daher <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em aufwändigen Forschungsprojekt („<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“)<br />

Bed<strong>in</strong>gungen identifiziert (und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Checkliste veröffentlicht),<br />

die im Vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> sichergestellt werden müssen, um<br />

Friktionen zu vermeiden. Doch ist nach wie vor e<strong>in</strong>e Kooperation<br />

e<strong>in</strong> spannungsvolles Geschäft, das zwar für alle Beteiligten<br />

ertragreich se<strong>in</strong> kann, das aber immer noch Stolperste<strong>in</strong>e enthält.<br />

E<strong>in</strong> entscheidender Stolperste<strong>in</strong> ist aus me<strong>in</strong>er Sicht die<br />

Konkurrenzsituation zwischen den beteiligten Professionen,<br />

also etwa zwischen Theaterlehrer/ -<strong>in</strong>nen, Theaterpädagogen/<br />

-<strong>in</strong>nen und Schauspielern/-<strong>in</strong>nen oder Regisseuren/-<strong>in</strong>nen.<br />

Diese Situation wird zusätzlich dadurch erschwert, dass es<br />

im <strong>Kultur</strong>bereich e<strong>in</strong>e hoch ideologische Überfrachtung von<br />

Kunst und Künstlern/-<strong>in</strong>nen gibt, die ihren Ursprung <strong>in</strong> kunstreligiösen<br />

Ansichten hat, so wie sie rund um 1800 entstanden<br />

s<strong>in</strong>d (vgl. Fuchs 2011). Der/die Künstler/-<strong>in</strong> gilt <strong>in</strong> dieser Perspektive<br />

nicht nur als Profi für die Produktion von Kunst, sondern<br />

ist gleichzeitig der/die beste Lehrer/-<strong>in</strong>, Politiker/-<strong>in</strong> und<br />

Universal-Experte/-<strong>in</strong> für alle Fragen menschlichen Lebens.<br />

Damit wird e<strong>in</strong>e Diskussion darüber, was genau welche Professionalität<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kooperationsprozess e<strong>in</strong>br<strong>in</strong> gen kann,<br />

wo die Stärken, aber vielleicht auch die Schwächen e<strong>in</strong>er jeweiligen<br />

Sichtweise liegen, sehr erschwert. Aber genau dies ist<br />

heute notwendig: Zu sehen, wie ästhetisches Lernen <strong>in</strong> allen<br />

Sparten gel<strong>in</strong>gen kann, welchen E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong>stitutionelle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

spielen und wie die Anleitung solcher Lernprozesse<br />

erfolgen sollte. Ziel BKJ-Aktivitäten im Themenfeld<br />

„kulturelle <strong>Schule</strong>ntwicklung“ besteht dar<strong>in</strong>, diesen Fragen<br />

vertieft nachzugehen. Denn: Kooperation kann <strong>in</strong> der Tat zu<br />

den berühmten synergetischen Effekten führen, es könnten<br />

im Rahmen solcher Projekte wichtige und lehrreiche Impulse<br />

für alle Beteiligten gegeben werden. Doch wird man nicht die<br />

gesamte schulische Arbeit <strong>in</strong> Kooperationen auflösen können.<br />

„Kooperation“ heißt also <strong>in</strong> der Tat das Zauberwort. Doch – die<br />

Geschichte vom Zauberlehrl<strong>in</strong>g zeigt es – ist auch Zauberei<br />

e<strong>in</strong>e Kunst, die gelernt se<strong>in</strong> will.<br />

LITERATUR<br />

Fuchs, Max (2011): Kunst als kulturelle Praxis. Kunsttheorie<br />

und Ästhetik für <strong>Kultur</strong>politik und Pädagogik. München.


1.2 KULTUR MACHT SCHULE IN LÄNDERN UND KOMMUNEN<br />

// Viola Kelb<br />

Kunst und <strong>Kultur</strong> ermöglichen K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen die<br />

Entwicklung von künstlerischen Kompetenzen, von Fachkompetenzen<br />

sowie von Sozial-, Personal- und Methodenkompetenzen.<br />

Kurzum: <strong>Kultur</strong>elle Bildung entwickelt Lebenskompetenz.<br />

Grund genug, mehr <strong>Kultur</strong>elle Bildung an <strong>Schule</strong>n zu fordern.<br />

Denn nur wenn schulische Lernformen mit nicht-formaler und<br />

<strong>in</strong>formeller Bildung s<strong>in</strong>nvoll zu e<strong>in</strong>em ganzheitlichen Angebot<br />

zusammengeführt werden, kommen auch außerschulische<br />

Arbeitsformen und Handlungspr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong> der Ganztagsbildung<br />

zum Tragen. H<strong>in</strong>zu kommt, dass die Träger und E<strong>in</strong>richtungen<br />

der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung durch die Zusammenarbeit mit<br />

<strong>Schule</strong>n potenziell „alle K<strong>in</strong>der und Jugendlichen“ erreichen<br />

– vor allem diejenigen, die normalerweise nicht zur gängigen<br />

Klientel von <strong>Kultur</strong>angeboten gehören. Bundesweit beweisen<br />

zahlreiche erfolgreiche Projekte und Modelle, dass <strong>Kultur</strong><br />

und <strong>Schule</strong> unter entsprechenden Voraussetzungen sehr gut<br />

koope rieren können und K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>schaftlicher<br />

Zusammenarbeit umfassende Gelegenheiten zu<br />

Persönlichkeitsentwicklung und Kompetenzerwerb bieten.<br />

Bundesweite Wettbewerbe für Kooperationen zwischen <strong>Kultur</strong><br />

und <strong>Schule</strong>, „MIXED UP“ 1 der Bundesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung (BKJ) e.V. und „K<strong>in</strong>der zum Olymp!“ 2<br />

der <strong>Kultur</strong>stiftung der Länder, zeigen dies Jahr für Jahr e<strong>in</strong>drucksvoll<br />

auf.<br />

Gute Praxis und Qualitätsentwicklung<br />

Die „Best-Practice-Frage“ also kann im Jahr 2011 als „geklärt“<br />

bezeichnet werden. Und trotzdem ist der Ausbau von Bildungspartnerschaften<br />

zwischen <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> noch nicht flächendeckend<br />

erfolgt. Immer noch erhalten K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

<strong>in</strong> benachteiligten Lebenssituationen im Verlauf ihrer<br />

Sozialisation vergleichsweise wenig Möglichkeiten zur Teilhabe<br />

am kulturellen Leben. Zu häufig f<strong>in</strong>den <strong>Kultur</strong>koope rationen<br />

im Rahmen zeitlich begrenzter Projekte statt, die ke<strong>in</strong>e strukturelle<br />

Verankerung f<strong>in</strong>den und damit wenig Nachhaltigkeit<br />

<strong>in</strong> ihren Bildungswirkungen erfahren. Ob das Ziel „kulturelle<br />

Teilhabe für alle“ langfristig umgesetzt werden kann, hängt<br />

maßgeblich von den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> den Ländern und<br />

Kommunen ab.<br />

Die BKJ als Dachverband der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung <strong>in</strong> Deutschland<br />

begleitet im Rahmen ihres Geschäftsbereiches „<strong>Kultur</strong><br />

<strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ bereits seit 2004 den Ausbau und die Qualitätsentwicklung<br />

von <strong>Kultur</strong>kooperationen. Im Zuge der Quali tätsentwicklung<br />

für die Zusammenarbeit von <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong><br />

veröffentlichte die BKJ im Jahr 2007 „Elf Qualitätsbereiche<br />

für Kooperationen“ (vgl. Kelb 2007, S. 60ff.) und darauf<br />

aufbauend im Jahr 2009 das „Qualitätstableau für kulturelle<br />

<strong>Schule</strong>ntwicklung“ als Strukturrahmen für die Entwicklung von<br />

<strong>Kultur</strong>schulen (vgl. Fuchs 2009, S. 73). Dieser Strukturrahmen<br />

erfasst von <strong>in</strong>di viduellen Prozessen des e<strong>in</strong>zelnen Subjektes<br />

1 Vgl. www.mixed-up-wettbewerb.de.<br />

2 Vgl. www.k<strong>in</strong>derzumolymp.de.<br />

3 Vgl. www.kultur-<strong>macht</strong>-schule.de.<br />

P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E _ 9<br />

bis h<strong>in</strong> zu kon zeptionellen Grundlagen und politischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

die Vielschichtigkeit des Themenfeldes „<strong>Kultur</strong>elle<br />

<strong>Schule</strong>ntwicklung“.<br />

Mit Unterstützung des Bundesjugendm<strong>in</strong>isteriums konnte die<br />

BKJ im Februar 2010 die Fachstelle „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ 3<br />

e<strong>in</strong>richten und damit ihre bundesweiten Aktivitäten im Querschnitt<br />

der Bereiche Jugend, <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> erheblich ausbauen.<br />

Kommunale Bildungslandschaften<br />

als Chance für mehr kulturelle Teilhabe<br />

Bereits das erste BKJ-Modellprojekt „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“<br />

brachte 2007 als zentrales Ergebnis hervor, dass Kooperationen<br />

zwischen <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> ihre Wirkung nur sehr punktuell<br />

und wenig nachhaltig entfalten, wenn sie nicht <strong>in</strong>nerhalb<br />

von regionalen Bildungsnetzwerken verortet s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>e<br />

vernetzte Zusammenarbeit der Sektoren Bildung, Jugendhilfe<br />

und <strong>Kultur</strong> auf den Ebenen des Bundes, der Länder und <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Kommunen stattf<strong>in</strong>det (vgl. Kelb 2007, S. 70).<br />

In der Fachdiskussion um die Frage, wie der hohen Selektivität<br />

des deutschen Bildungssystems mit Strategien für mehr Chancengerechtigkeit<br />

entgegengetreten werden kann, hat die lokale<br />

Ebene spätestens seit dem 12. K<strong>in</strong>der- und Jugendbericht<br />

zunehmend an Bedeutung gewonnen (vgl. Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2005, S. 31). Durch<br />

den Bericht wurde der Begriff „Lokale Bildungslandschaften“<br />

geprägt, der die Zusammenführung der formalen und non-<br />

formalen Bildungsangebote <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es ganzheitlichen<br />

kommunalen oder regionalen Handlungskonzeptes me<strong>in</strong>t. Es<br />

folgte 2007 die „Aachener Erklärung“ des Deutschen Städtetages,<br />

die mehr Handlungsspielraum für kommunale Mitgestaltung<br />

von Bildungslandschaften fordert (vgl. Deutscher Städtetag<br />

2007). In ihrem Koalitionsvertrag beschlossen 2009 dann<br />

auch die Regierungsparteien auf Bundesebene die Entwicklung<br />

von Bildungsbündnissen: „Wir werden vor Ort Bildungsbündnisse<br />

aller relevanten Akteure – K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe, Eltern,<br />

<strong>Schule</strong>n, Arbeitsförderung sowie Zivilgesellschaft – fördern,<br />

die sich mit diesem Ziel zusammenschließen.“ (Deutsche Bundesregierung<br />

2009, S. 59). Das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung<br />

und Forschung strebt an, lokale Bildungsbündnisse voranzutreiben<br />

und <strong>in</strong> die Fläche zu br<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong> erster Schritt <strong>in</strong> diese<br />

Richtung stellen die 40 derzeitig bundesweit geförder ten „Lernen<br />

vor Ort“-Regionen dar. Um diese Entwicklung zu befördern,<br />

gründete das Bundesbildungsm<strong>in</strong>isterium im Februar 2011 auf<br />

Bundesebene die „Allianz für Bildung“, die staatliche, private<br />

und zivilgesellschaftliche Kräfte im Kampf gegen Bildungsarmut<br />

zusammenführt. „Die wichtigste Aufgabe der Allianz für<br />

Bildung ist deshalb die Unterstützung von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen,<br />

die ihren Bildungsweg unter ungünstigen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

beg<strong>in</strong>nen. Unser Ziel ist es, den Zusammenhang zwischen


1 0 _ P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E<br />

sozialer Herkunft und persönlicher Zukunft aufzubrechen.“<br />

(Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschung 2011, S. 2).<br />

Als Dachverband der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung gehört die BKJ zu den<br />

Gründungsmitgliedern der Allianz, ebenso die Stiftung Lesen<br />

und der Deutsche Bibliotheksverband. Laut BMBF soll die<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung e<strong>in</strong>en Schwerpunkt der Allianz bilden (vgl.<br />

ebd., S. 3).<br />

Während die Bundespolitik von „Bildungsbündnissen vor Ort“<br />

spricht, hat sich im aktuellen Fachdiskurs die Bezeichnung<br />

„lokale Bildungslandschaften“ durchgesetzt. Laut Stolz (2009)<br />

lassen sich zwei Hauptvarianten zur Ausgestaltung lokaler Bildungslandschaften<br />

unterscheiden: Die e<strong>in</strong>e Variante fokussiert<br />

stärker den Entwicklungsprozess der e<strong>in</strong>zelnen <strong>Schule</strong>, die im<br />

Zuge von Organisations- und Personalentwicklung zu e<strong>in</strong>em für<br />

Kooperationspartner offenen System wird. „Konzepte dieser<br />

Richtung verfolgen daher e<strong>in</strong>e Entwicklungsstrategie, die bei<br />

der Qualifizierung der Lehrkräfte und der Qualitätsentwicklung<br />

der E<strong>in</strong>zelschule ansetzt und dann über die Gestaltung e<strong>in</strong>er<br />

gut vernetzten regionalen Schullandschaft zu e<strong>in</strong>er lokalen Bildungslandschaft<br />

führt, <strong>in</strong> der die außerschulischen Partner auf<br />

Augenhöhe e<strong>in</strong>bezogen werden können.“ (Ebd., S. 116).<br />

Die zweite Hauptvariante lokaler Bildungslandschaften<br />

sieht die außerschulischen Partner auf gleicher Augenhöhe mit<br />

dem Schulsystem und fokussiert von vornhere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>sam<br />

getragene Bildungsverantwortung, die verb<strong>in</strong>dlich und<br />

dezentral koord<strong>in</strong>iert wird. „Diese Strategie e<strong>in</strong>er zunehmend<br />

lokal verantworteten Ganztagsbildung hat e<strong>in</strong>e andere Perspektive<br />

auf die <strong>Schule</strong>: Sie gilt zwar nach wie vor als äußerst<br />

wichtiger Akteur, wird aber ordnungspolitisch nicht mehr als<br />

„Sp<strong>in</strong>ne im lokalen Bildungsnetz“ betrachtet. (Ebd.).<br />

Bei dieser Typologisierung handelt es sich zunächst um die<br />

„re<strong>in</strong>e Lehre“, die bekanntlich <strong>in</strong> der Praxis selten so trennscharf<br />

auszumachen ist, wie die Theoriebildung darzustellen<br />

vermag (vgl. Berse 2009. Er unterscheidet sogar zwischen vier<br />

Typen lokaler Bildungslandschaften). Konkret bedeutet dies,<br />

dass es sich vor Ort zumeist um Mischformen dieser beiden<br />

Varianten handelt, die sich eher ergänzen als gegenseitig ausschließen.<br />

Laut Stolz (2009, S. 117) birgt die e<strong>in</strong>zelschulische<br />

Perspektive sogar erhebliches „Dezentrierungspotenzial“. Er<br />

sieht den Perspektivwechsel von der „e<strong>in</strong>zelschulischen Ausbauperspektive<br />

von Ganz<strong>tagsschule</strong>“ h<strong>in</strong> zur „dezentrierten<br />

Ganztagsbildung“ als e<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag auf dem<br />

Weg zu lokalen Bildungslandschaften.<br />

Für das Ziel, durch Vernetzung von Bildungsangeboten mehr<br />

kulturelle Teilhabe für K<strong>in</strong>der und Jugendliche zu schaffen,<br />

bieten lokale Bildungslandschaften wichtige Anknüpfungspunkte.<br />

Lokalen Bildungslandschaften liegt e<strong>in</strong> erweitertes<br />

Bildungsverständnis mit e<strong>in</strong>er Vielfalt an Orten, Gelegenheiten<br />

und Inhalten zugrunde. Im Rahmen von kommunal gut abgestimmten<br />

Gesamtkonzepten aus Bildungs-, Beratungs- und<br />

Freizeitangeboten, kann e<strong>in</strong>e bessere Ausrichtung auf Lebenslagen<br />

und -situationen von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen erreicht<br />

werden. Für die <strong>Kultur</strong>elle Bildung gilt es nun, e<strong>in</strong>en festen Platz<br />

<strong>in</strong>nerhalb dieser sich momentan zunehmend etablierenden<br />

lokalen Bildungslandschaften zu f<strong>in</strong>den. Diese bieten neue<br />

Chancen, kulturelle Bildungsangebote als so genannten dritten<br />

Lernort neben <strong>Schule</strong> und Familie zu betonen und Kunst<br />

4 Vgl. www.lernen-vor-ort.<strong>in</strong>fo.<br />

und <strong>Kultur</strong> nachhaltig <strong>in</strong> Familien, K<strong>in</strong>dertagesstätten, <strong>Schule</strong>n,<br />

Jugendhilfe und <strong>Kultur</strong>förderung zu ermöglichen. In dem<br />

im Jahr 2011 erschienen Positionspapier betont die BKJ: „<strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung vor Ort gel<strong>in</strong>gt dann am besten, wenn die Akteure<br />

vernetzt arbeiten und zusammen mit der Kommunalpolitik<br />

e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Verständnis und strukturierte Handlungsmodelle<br />

für die Verankerung <strong>Kultur</strong>eller Bildung <strong>in</strong> den lokalen<br />

Bildungslandschaften entwickeln (Kommunale Gesamtkonzepte).“<br />

(Bundesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung<br />

2011, S. 20).<br />

Für die Träger und E<strong>in</strong>richtungen der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung bergen<br />

lokale Netzwerke große Chancen, sich als unverzichtbarer<br />

Bildungspartner ihrer Region aufzustellen und, geme<strong>in</strong>sam<br />

mit Partnern aus Jugendhilfe und <strong>Schule</strong>, für mehr kulturelle<br />

Teilhabemöglichkeiten Sorge zu tragen. In Zeiten von Strukture<strong>in</strong>brüchen<br />

durch Sparmaßnahmen und mangelnder Investitionsbereitschaft<br />

<strong>in</strong> Bildung sche<strong>in</strong>t die Verankerung <strong>in</strong> Netzwerken<br />

<strong>in</strong> vielen Fällen sogar von existenzieller Bedeutung zu<br />

se<strong>in</strong>. Tatsächlich machen es sich immer mehr Kommunen zur<br />

Aufgabe, im Rahmen von „Gesamtkonzepten für <strong>Kultur</strong>elle Bildung“,<br />

für e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Verzahnung der Angebote vor Ort zu<br />

sorgen. Als bundesweite Vorreiter für kulturelle Gesamtkonzepte<br />

gelten beispielsweise München, Hamburg und Dortmund<br />

– zahlreiche weitere Kommunen stellen sich ähnlich auf. Dadurch,<br />

dass das Land Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (NRW) im Rahmen<br />

des Förderprogramms „<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>“ seit 2007 e<strong>in</strong>en Förderwettbewerb<br />

für „kulturelle Gesamtkonzepte“ ausschreibt,<br />

hat es maßgeblich dazu beigetragen, dass sich <strong>in</strong> NRW zahlreiche<br />

Kommunen auf den Weg ge<strong>macht</strong> haben, e<strong>in</strong> kulturelles<br />

Gesamtkonzept zu entwickeln und umzusetzen (siehe unten).<br />

Derzeit gibt es wenig belegbare Erkenntnisse darüber, welche<br />

Rolle die <strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong> den entstandenen lokalen Bildungslandschaften<br />

spielt. Häufig jedoch entsteht der E<strong>in</strong>druck,<br />

dass die Träger und Angebote der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

den anvisierten „festen Platz“ <strong>in</strong> den Bildungsregionen noch<br />

nicht gefunden haben. Diese Tatsache wird vielfältige Gründe<br />

haben und kann vermutlich nicht an e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Kausalzusammenhang<br />

festge<strong>macht</strong> werden. Kritisch zu beleuchten ist<br />

sicherlich die Frage, ob entstehende Bildungsregionen wie z. B.<br />

die durch das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschung<br />

bundesweit geförderten „Lernen-vor-Ort- Regionen“ 4 oder die<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg landesweit organisierten Bildungsregionen<br />

(vgl. Landesjugendr<strong>in</strong>g Baden-Württemberg 2009) die<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung überhaupt als elementaren Bestandteil ihrer<br />

Netzwerke betrachten. Mit Blick auf die 54 <strong>in</strong> NRW exis tierenden<br />

regionalen Bildungsnetzwerke bemerkte Klaus Schäfer, Staatssekretär<br />

im M<strong>in</strong>isterium für Familie, K<strong>in</strong>der, Jugend, <strong>Kultur</strong> und<br />

Sport NRW (2009, S. 13): „Selbstverständlich muss auch die <strong>Kultur</strong>elle<br />

Jugendbildung hier ihren Platz f<strong>in</strong>den, denn sie gehört<br />

zweifelsohne zu den bedeutenden Ansätzen der außerschulischen<br />

Förderung junger Menschen.“<br />

Kritisch sollte auf der Seite der Fachstrukturen der <strong>Kultur</strong>ellen<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung geprüft werden, ob die Träger<br />

und E<strong>in</strong>richtungen den entstehenden Bildungsnetzwerken<br />

offen gegenübertreten und es schaffen, die Potenziale und<br />

den Bildungswert ihrer Angebote gegenüber den Akteuren<br />

ihrer Kommune bzw. ihrer Region anzubr<strong>in</strong>gen. Hierzu Kurt<br />

Eichler: „In Zeiten der Krise haben es neue Ideen immer beson-


ders schwer und gerade <strong>in</strong> der Krise muss <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

den Beweis ihrer ‚Systemrelevanz‘ offensiv antreten.“ (Ebd.,<br />

S. 12).<br />

Die Rolle der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung sowie die Möglichkeiten<br />

und Grenzen der Vernetzung vor Ort näher zu beleuchten und<br />

Handlungsempfehlungen zu entwickeln, wird e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Aufgabe der BKJ und ihrer Fachstelle „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ <strong>in</strong><br />

den kommenden Jahren se<strong>in</strong>.<br />

Im Ansatz vorhanden:<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und Förderprogramme <strong>in</strong> den Ländern<br />

16 Länder, 16 Konzepte – unter diesem Motto <strong>macht</strong> es sich<br />

die BKJ-Fachstelle „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ zur Aufgabe, die<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für Kooperationen und Entwicklungen<br />

im Themenfeld „<strong>Kultur</strong>elle Bildung an <strong>Schule</strong>n“ der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Bundesländer zu bündeln. E<strong>in</strong> entsprechendes Tool stellt das<br />

Onl<strong>in</strong>e-Fachportal „www.kultur-<strong>macht</strong>-schule.de“ zur Verfügung.<br />

Im besten Fall sollte die Bündelung und Information auch<br />

e<strong>in</strong>en Transfereffekt mit sich br<strong>in</strong>gen.<br />

Die politischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der Bundesländer spielen<br />

e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle für die Qualität der Kooperationspraxis<br />

von <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> vor Ort. Politischer „Goodwill“ alle<strong>in</strong><br />

f<strong>in</strong>anziert noch lange ke<strong>in</strong>e Praxis vor Ort. Zwar existieren<br />

mittlerweile durchaus auch strukturbildende Maßnahmen für<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung an <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bundesländern,<br />

wie z.B. Rahmenkonzepte, <strong>in</strong>term<strong>in</strong>isterielle Arbeitsgruppen<br />

oder Förderprogramme. Bundesweit betrachtet s<strong>in</strong>d derar tige<br />

Initiativen bisher jedoch (noch) nicht sehr weit verbreitet.<br />

Kurt Eichler etwa konstatiert: „Trotz hoher Dynamik <strong>in</strong> der<br />

Angebotsdifferenzierung hat die Förderpolitik zahlreicher<br />

Bundesländer, zum Teil auch des Bundes und der Kommunen,<br />

mit dem wachsenden Bedarf nach strukturierten und qualifizierten<br />

kulturellen Jugendbildungsangeboten nicht Schritt<br />

gehalten.“ (Eichler 2009, S. 10). Er konstatiert: „Der Weg vom<br />

Projekt gestrüpp zur Strukturentwicklung erfordert zw<strong>in</strong>gend<br />

e<strong>in</strong> abgestimmtes förder- und strukturpolitisches Handlungskonzept<br />

von Bund, Ländern und Geme<strong>in</strong>den.“ (Ebd., S. 12).<br />

Im Oktober 2010 lud die BKJ Vertreter/-<strong>in</strong>nen aus Politik,<br />

Verwaltung und Verbänden zu e<strong>in</strong>em „Länderforum“ e<strong>in</strong>. Ziel<br />

war es, geme<strong>in</strong>sam herauszuarbeiten, welche Modelle und<br />

Ansätze für landesweite Vernetzungsstellen bereits umgesetzt<br />

werden. Darüber h<strong>in</strong>aus sollte beleuchtet werden, welche<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen nötig und welche Transfermöglichkeiten<br />

für gelungene Aktivitäten möglicherweise gegeben se<strong>in</strong><br />

könnten. Besonders <strong>in</strong> den Fokus gerückt wurden dabei die<br />

Aktivitäten des „Modelllandes <strong>Kultur</strong>elle Bildung Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen“.<br />

Den Auftakt dieser Landes<strong>in</strong>itiative bildete e<strong>in</strong>e Tagung, die<br />

2006 <strong>in</strong> der Akademie Remscheid stattfand. Drei Ressorts<br />

bekannten sich zu der Zielsetzung „Mehr <strong>Kultur</strong>elle Bildung an<br />

<strong>Schule</strong>n“ und ließen der Verlautbarung Taten folgen. Fast fünf<br />

Jahre später besteht zum<strong>in</strong>dest der E<strong>in</strong>druck, dass es dem<br />

bevölkerungsreichsten Land tatsächlich ernst zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t<br />

mit der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung: Mittlerweile wurde die Modelllandentwicklung<br />

schon von drei (unterschiedlichen!) Regierungen<br />

mitgetragen und weiterentwickelt.<br />

5 Vgl. www.jedemk<strong>in</strong>d.de.<br />

6 Vgl. www.kulturellebildung-nrw.de.<br />

P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E _ 1 1<br />

Das Modellland <strong>Kultur</strong>elle Bildung NRW<br />

umfasst folgende Bauste<strong>in</strong>e:<br />

Das durch die Staatskanzlei zum Schuljahr 2006/2007 aufgelegte<br />

Landesprogramm „<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>“ fördert für Schüler/<br />

-<strong>in</strong>nen kostenlose Projekte mit Künstlern/-<strong>in</strong>nen aus allen<br />

Kunst- und <strong>Kultur</strong>feldern an <strong>Schule</strong>n. Im Schuljahr 2009/2010<br />

fanden mehr als 1500 künstlerisch-kulturelle Projekte statt,<br />

im Jahr 2009 wurden 4,4 Mio. Euro zur Verfügung gestellt (vgl.<br />

Arbeitsstelle <strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong> <strong>Schule</strong> und Jugendarbeit<br />

NRW 2009, S. 44).<br />

Im Rahmen des Landesprogrammes „<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>“<br />

lobt NRW den Preis „<strong>Kultur</strong> prägt! Künstler/-<strong>in</strong>nen begegnen<br />

K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen“ aus. Der Wettbewerb zeichnet<br />

gelungene <strong>Kultur</strong>projekte <strong>in</strong> Bildungs- und <strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen<br />

des Landes sowie <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n und K<strong>in</strong>dertagesstätten mit<br />

kulturellem Schwerpunkt <strong>in</strong> ihrem Arbeitsprogramm aus (vgl.<br />

ebd., S. 45).<br />

Seit dem Jahr 2007 lobt die Landesregierung den Wettbewerb<br />

„Kommunale Gesamtkonzepte für kulturelle Bildung“<br />

aus. Damit unterstützt NRW Kommunen, „die planvoll an der<br />

Qualität der kulturellen Bildungsprozesse arbeiten, auf ihrem<br />

Weg und ermutigt sie, die <strong>Kultur</strong>elle Bildung dauerhaft im kommunalen<br />

Leitbild zu verankern und entsprechende Strukturen<br />

zu schaffen.“ (Ebd., S. 45).<br />

Das Programm „Jedem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Instrument“ 5 setzte sich<br />

von 2007 bis 2010 zum Ziel, <strong>in</strong> Kooperation mit den Musikschulen,<br />

jedem/r Grundschüler/<strong>in</strong> im Ruhrgebiet die Möglichkeit zu<br />

bieten, e<strong>in</strong> Musik<strong>in</strong>strument zu erlernen. An der Fortführung<br />

des Programms sowie an e<strong>in</strong>er Ausweitung auch auf das Land<br />

NRW wird gearbeitet.<br />

Als geme<strong>in</strong>same Initiative unterhalten das M<strong>in</strong>isterium<br />

für <strong>Schule</strong> und Weiterbildung und das M<strong>in</strong>isterium für Familie,<br />

K<strong>in</strong>der, Jugend, <strong>Kultur</strong> und Sport sowie der Trägervere<strong>in</strong> der<br />

Akademie Remscheid die Arbeitsstelle „<strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong><br />

<strong>Schule</strong> und Jugendarbeit NRW“ 6 . Diese baut e<strong>in</strong> landesweit<br />

wirksames Netzwerk mit Anbietern und Trägern aus <strong>Schule</strong><br />

und Jugendarbeit auf, mit dem Ziel, die im Land vorhandenen<br />

Impulse <strong>Kultur</strong>eller Bildung aufe<strong>in</strong>ander abzustimmen und<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Die neue NRW-Landesregierung setzt sich zum Ziel, dass<br />

jedes K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en „<strong>Kultur</strong>rucksack“ bekommt, der Gutsche<strong>in</strong>e<br />

für den kostenlosen Besuch von landeseigenen <strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen<br />

enthält. Auch die Kommunen sollen an den <strong>Kultur</strong>rucksäcken<br />

beteiligt werden. Im rot-grünen Koalitionsvertrag<br />

heißt es: „Zusammen mit allen <strong>Kultur</strong>trägern im Land wollen<br />

wir allen K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen vom K<strong>in</strong>dergarten bis zum<br />

16. Lebensjahr jedes Jahr e<strong>in</strong> Angebot zur Inanspruchnahme<br />

kultureller Aktivitäten machen. Dieser „<strong>Kultur</strong>-Rucksack für<br />

jedes K<strong>in</strong>d“ besteht aus altersgemäßen Bildungs- und Kreativitätsangeboten<br />

aus allen <strong>Kultur</strong>sparten.“ (Landesregierung<br />

NRW 2010, S. 82). Allerd<strong>in</strong>gs bef<strong>in</strong>det sich der <strong>Kultur</strong>rucksack<br />

derzeitig noch <strong>in</strong> der Konzeptionsphase und es sche<strong>in</strong>t fraglich,<br />

ob die gesetzten Ziele <strong>in</strong> Gänze erreicht werden können.<br />

Vielfach werden die Initiativen des Landes NRW – zu Recht – als<br />

vorbildlich und wegweisend für weitere Bundesländer bezeichnet.<br />

Ke<strong>in</strong> Flächenland hat sich bisher <strong>in</strong> derartigem Ausmaß<br />

für die Förderung <strong>Kultur</strong>eller Bildung an <strong>Schule</strong>n engagiert. Von<br />

e<strong>in</strong>er flächendeckenden „kulturellen Grundversorgung“ aller


1 2 _ P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendlichen jedoch kann auch <strong>in</strong> NRW noch lange<br />

ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong>: Bis 2009 wurden mit dem Landesprogramm<br />

„<strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>“ ca. 44 % der <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> NRW erreicht und<br />

nur 3,5 % aller Schüler/-<strong>in</strong>nen (vgl. Keuchel 2009, S. 32).<br />

Ebenso wie NRW, können sich auch die beiden Stadtstaaten<br />

Hamburg und Berl<strong>in</strong> mit ihren Rahmenkonzepten für <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung <strong>in</strong> die Riege der engagierten Bundesländer e<strong>in</strong>reihen.<br />

In Hamburg entstand unter Federführung der <strong>Kultur</strong>behörde<br />

bereits 2004 das „Rahmenkonzept K<strong>in</strong>der- und Jugendkulturarbeit“.<br />

(Freie und Hansestadt Hamburg 2004). Damit gab<br />

die Hansestadt e<strong>in</strong>en zum damaligen Zeitpunkt bundesweit<br />

e<strong>in</strong>zigartigen Impuls, der richtungsweisend für die weiteren<br />

Entwicklungen war. Zudem setzte Hamburg mit der Förderung<br />

von „Pilotschulen <strong>Kultur</strong>“ Maßstäbe <strong>in</strong> der Förderung kultureller<br />

<strong>Schule</strong>ntwicklung. 2008 <strong>macht</strong>e sich auch Berl<strong>in</strong> auf den<br />

Weg, e<strong>in</strong> ressortübergreifendes Rahmenkonzept für <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung zu verabschieden. In diesem setzten sich die verantwortlichen<br />

Senatsverwaltungen zum Ziel, Kooperationen zwischen<br />

den Bereichen <strong>Schule</strong>, Jugend und <strong>Kultur</strong> auszubauen<br />

und die an <strong>Kultur</strong>eller Bildung beteiligten Partner <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Stadt stärker mite<strong>in</strong>ander zu vernetzen (vgl. Land Berl<strong>in</strong><br />

2008). In diesem Zusammenhang entstand auch der „Projektfonds<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung“ 7 zur Förderung von <strong>Kultur</strong>projekten<br />

an <strong>Schule</strong>n sowie die Berl<strong>in</strong>er „Datenbank <strong>Kultur</strong>elle Bildung“ 8 .<br />

Außer Frage steht, dass sich die <strong>in</strong> Stadtstaaten gegebenen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die ressortübergreifende Vernetzung<br />

von Jugend, <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> erheblich von den Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> Flächenländern unterscheiden und Länder wie Hamburg und<br />

Berl<strong>in</strong> sich deshalb nur bed<strong>in</strong>gt als Vorbilder für andere Länder<br />

eignen. Jedoch haben sich auch <strong>in</strong> weiteren Flächenländern<br />

Initiativen zur Förderung <strong>Kultur</strong>eller Bildung hervorgetan, so<br />

gibt es beispielsweise <strong>in</strong> Sachsen und Hessen <strong>in</strong>term<strong>in</strong>isterielle<br />

Arbeitsgruppen für <strong>Kultur</strong>elle Bildung. Die Idee aus NRW, e<strong>in</strong>e<br />

landesweite Servicestelle zur Vernetzung e<strong>in</strong>zurichten, hat sich<br />

offensichtlich bisher noch nicht weiterverbreitet. In Nieder -<br />

sachsen und <strong>in</strong> Baden-Württemberg wurden bei den dortigen<br />

Landesvere<strong>in</strong>igungen für <strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung,<br />

mit Unterstützung der Länder, Personalkapazitäten zum Aufbau<br />

von Landesnetzwerken ermöglicht. In Niedersachsen übernahm<br />

die Landesvere<strong>in</strong>igung 9 das bundesweite BKJ-Modell „<strong>Kultur</strong><br />

<strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ erfolgreich für die Landesebene.<br />

Im Rahmen des oben erwähnten „BKJ-Länderforums“ kristallisierte<br />

sich im Laufe der Diskussion heraus, dass zentrale<br />

Landesservicestellen nicht der e<strong>in</strong>zige Weg für mehr<br />

Vernetzung vor Ort se<strong>in</strong> müssen. So wurde als Beispiel für<br />

e<strong>in</strong>e dezentrale Netzwerkstrategie das Land Sachsen <strong>in</strong> acht<br />

„<strong>Kultur</strong>räume“ 10 e<strong>in</strong>geteilt und etablierte darüber h<strong>in</strong>aus fünf<br />

Bildungsregionen mit je e<strong>in</strong>em Ansprechpartner für <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung. E<strong>in</strong>ig waren sich die Diskutanten/-<strong>in</strong>nen dar<strong>in</strong>, dass<br />

die Grundvoraussetzung für gel<strong>in</strong>gende Netzwerk<strong>in</strong>itiativen<br />

(dies gilt für die Landes- wie für die kommunale Ebene) die<br />

erfolgreiche E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung aller „Stakeholder“ ist. Nur wenn die<br />

wichtigsten Vertreter/-<strong>in</strong>nen der Bereiche Bildung, Erziehung<br />

und Betreuung aus Politik, Verbänden und Verwaltung als Mit-<br />

7 Vgl. www.kulturprojekte-berl<strong>in</strong>.de.<br />

8 Vgl. www.datenbankkulturellebildung.de.<br />

9 Vgl. www.lkjnds.de.<br />

10 Vgl. www.kulturland.sachsen.de.<br />

<strong>in</strong>itiatoren gewonnen werden, stehen die Chancen gut, dass<br />

dem guten Willen auch konkrete Handlungsschritte folgen. In<br />

Berl<strong>in</strong> bildete ebenso wie <strong>in</strong> NRW e<strong>in</strong>e Auftakt-Tagung mit allen<br />

für das Themenfeld relevanten Ressorts den Grundste<strong>in</strong> für die<br />

daraufh<strong>in</strong> erfolgten Festschreibungen und Maßnahmen. Die<br />

Erfahrung also zeigt: Der politische „Goodwill“ ist zwar nicht<br />

alles, aber unabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzung!<br />

LITERATUR<br />

Arbeitsstelle <strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong> <strong>Schule</strong> und Jugendarbeit<br />

NRW (Hg.) (2009): <strong>Kultur</strong>elle Bildung für alle. Die Bedeutung<br />

kultureller Bildung <strong>in</strong> Gesellschaft, Jugendarbeit und<br />

<strong>Schule</strong>. Remscheid.<br />

Berse, Christoph (2009): Mehrdimensionale Bildung im<br />

Kontext Kommunaler Bildungslandschaften. Bestandsaufnahme<br />

und Perspektiven. Opladen/Farm<strong>in</strong>gton Hills.<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschung (2011):<br />

Allianz für Bildung. [http://www.bmbf.de/pubRD/110218_<br />

Allianzpapier_f<strong>in</strong>al.pdf, 02.03.2011].<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

(2005): Zwölfter K<strong>in</strong>der- und Jugendbericht. Bericht über<br />

die Lebenssituation junger Menschen und die Leistungen<br />

der K<strong>in</strong>der und Jugendhilfe <strong>in</strong> Deutschland. München.<br />

Bundesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung<br />

e.V. (2011): <strong>Kultur</strong> öffnet Welten – Mehr Chancen durch<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung. Positionen und Ziele. Remscheid/Berl<strong>in</strong>.<br />

Deutsche Bundesregierung (2009): Wachstum. Bildung.<br />

Zusammenhalt. Der Koalitionsvertrag zwischen CDU,<br />

CSU und FDP. 17. Legislaturperiode. Berl<strong>in</strong>.<br />

Deutscher Städtetag (2007): Aachener Erklärung des<br />

Deutschen Städtetages anlässlich des Kongresses<br />

„Bildung <strong>in</strong> der Stadt“ am 22./23. November 2007.<br />

Eichler, Kurt (2009): „Bildungslandschaft Stadt. Vom<br />

Projektgestrüpp zur Strukturentwicklung“. In: Bundesverband<br />

der Jugendkunstschulen und <strong>Kultur</strong>pädagogischen<br />

E<strong>in</strong>richtungen e.V. (bjke)/Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

<strong>Kultur</strong>pädagogische Dienste/Jugendkunstschulen<br />

NRW e.V. (LKD): Infodienst – Das Magaz<strong>in</strong> für <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung Nr. 93/Oktober 2009, „Kümmerer und Kreative<br />

<strong>in</strong> der kommunalen Bildungslandschaft“. Unna, S. 10 –12.<br />

Freie und Hansestadt Hamburg (2004): Rahmenkonzept<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendkulturarbeit <strong>in</strong> Hamburg. Hamburg.<br />

Fuchs, Max (2010): „<strong>Schule</strong>, Subjektentwicklung und <strong>Kultur</strong>“.<br />

In: Braun, Tom/Fuchs, Max/Kelb, Viola: Auf dem Weg<br />

zur <strong>Kultur</strong>schule. Bauste<strong>in</strong>e zu Theorie und Praxis der<br />

<strong>Kultur</strong>ellen <strong>Schule</strong>ntwicklung. München, S. 11–86.<br />

Fuchs, Max (2009): Qualitätstableau für kulturelle<br />

Schul entwicklung. Remscheid. [http://www.kultur<strong>macht</strong>-schule.de/fileadm<strong>in</strong>/user_upload/Matrix_<br />

kulturschulen_08_04_2009.pdf, 19.04.2011].<br />

Kelb, Viola (2007): „Qualität und Struktur der Zusammenarbeit:<br />

Ergebnisse aus dem Projekt „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“.<br />

In: Kelb, Viola (Hg.): <strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>. Innovative<br />

Bildungsallianzen – neue Lernqualitäten.<br />

München, S. 55–72.


© BKJ/Christoph Seelbach<br />

Keuchel, Susanne (2009): „Kunstvoll mit allen S<strong>in</strong>nen –<br />

Zur Evaluation des Landesprogramms <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>“.<br />

In: Der M<strong>in</strong>isterpräsident des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

(Hg.): Augen öffnen. <strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong> der <strong>Kultur</strong>förderung<br />

des Landes Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen.<br />

Düsseldorf, S. 24 –33.<br />

Land Berl<strong>in</strong> (2008): <strong>Kultur</strong>elle Bildung – e<strong>in</strong> Rahmenkonzept<br />

für Berl<strong>in</strong>! Stand: Mai 2008. Berl<strong>in</strong>.<br />

Landesjugendr<strong>in</strong>g Baden-Württemberg e.V. (Hg.) (2009):<br />

Bildungsregionen <strong>in</strong> Baden-Württemberg. Informationen<br />

für die Jugendarbeit. Stuttgart.<br />

Landesregierung Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (2010): Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen 2010–2015: Geme<strong>in</strong>sam neue Wege gehen.<br />

Koalitionsvertrag zwischen der NRWSPD und<br />

Bündnis 90/Die Grünen NRW. Düsseldorf.<br />

P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E _ 1 3<br />

Schäfer, Klaus (2009): „Fürs Leben lernen. Zur Bedeutung<br />

kultureller Jugendbildung“. In: Bundesverband der<br />

Jugendkunstschulen und <strong>Kultur</strong>pädagogischen E<strong>in</strong>richtungen<br />

e.V. (bjke)/Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>Kultur</strong>pädagogische<br />

Dienste/Jugendkunstschulen NRW e.V.<br />

(LKD): Infodienst – Das Magaz<strong>in</strong> für <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

Nr. 93/Oktober 2009, „Kümmerer und Kreative <strong>in</strong> der<br />

kommunalen Bildungslandschaft“. Unna, S. 13.<br />

Stolz, He<strong>in</strong>z-Jürgen (2009): Gel<strong>in</strong>gensbed<strong>in</strong>gungen lokaler<br />

Bildungslandschaften. Die Perspektive der dezentrierten<br />

Ganztagsbildung. In: Bleckmann, Peter/Durdel, Anja (Hg.):<br />

Lokale Bildungslandschaften. Perspektiven für Ganz<strong>tagsschule</strong>n<br />

und Kommunen. Wiesbaden, S. 105 –120.


1 4 _ P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E<br />

1.3 WARUM BRAUCHEN WIR KULTURELLE BILDUNG<br />

IN DER SCHULE?<br />

// Olaf-Axel Burow<br />

Obwohl es beg<strong>in</strong>nend bei der Reformpädagogik (Flitner 1992)<br />

e<strong>in</strong>e lange Tradition <strong>Kultur</strong>eller Bildung <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> gab, blieb<br />

diese doch meist randständig. Die Bedeutung dieses Bereiches<br />

für die <strong>Schule</strong> nimmt erst seit kurzem zu – und zwar mit<br />

dem Ausbau von Ganz<strong>tagsschule</strong>n und der Entwicklung von<br />

Bildungslandschaften. Durch den erweiterten Zeitrahmen und<br />

e<strong>in</strong>en Bildungs- bzw. Erziehungsauftrag, der Ganz<strong>tagsschule</strong><br />

nicht nur als Unterrichtsschule, sondern auch als Lebens- und<br />

Erfahrungsraum (Hentig, von, 1996) def<strong>in</strong>iert, wird die Bedeutung<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> stärker wahrgenommen.<br />

So haben sich im Jahr 2010 beim Wettbewerb der Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />

<strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung (BKJ) e.V.<br />

„MIXED UP“ 247 <strong>Schule</strong>n um den Titel der besten „<strong>Kultur</strong>schule“<br />

Deutschlands beworben. Die e<strong>in</strong>gesandten Schulkonzepte<br />

der Bewerber zeigten e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>druckende Vielfalt spezialisierter<br />

Profile erfolgreicher <strong>Kultur</strong>schulen, die mit ihren Angeboten<br />

nicht nur schulische Bildung bereicherten, sondern<br />

darüber h<strong>in</strong>aus nicht selten auch zu Motoren der Entwicklung<br />

von Bildungslandschaften wurden. Der erste Preisträger, die<br />

Hamburger Gesamtschule Horn, überzeugte die Jury mit e<strong>in</strong>em<br />

musikalischen Gesamtkonzept, das u. a. e<strong>in</strong>e schuleigene<br />

Konzert reihe mit Künstlern/-<strong>in</strong>nen be<strong>in</strong>haltete und diese mit<br />

dem Aufbau e<strong>in</strong>er professionellen Schülerfirma, die Percussion<strong>in</strong>strumente<br />

baut, verband. Das Theaterpädagogische Zentrum<br />

Hildesheim schuf e<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>druckendes Theaterprojekt „Grenzöffnung<br />

– Wer ist Deutschland“. Typisch für viele Beiträge ist<br />

das Berl<strong>in</strong>er Projekt „TanzZeit – Zeit für mehr Tanz <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n“.<br />

E<strong>in</strong>en ganz anderen Zugang wählte die prämierte Kölner Grundschule<br />

Mülheimer Freiheit 99, die mit dem „Lern- und Gedenkort<br />

Jawne“ e<strong>in</strong>en besonderen Themenzugang zum Nationalsozialismus<br />

für die Schüler/-<strong>in</strong>nen erarbeitete. In der Datenbank der<br />

Fachstelle „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ 1 f<strong>in</strong>den sich reichhaltige Informationen<br />

über entsprechende Schulprojekte. Umfassend dargestellt<br />

ist die Bedeutung <strong>Kultur</strong>eller Bildung für die <strong>Schule</strong> bei<br />

Fuchs (2008). Ich beschränke mich hier darauf, sieben zentrale<br />

Gründe dafür anzugeben, warum wir <strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong> der<br />

<strong>Schule</strong> benötigen.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung – e<strong>in</strong>e Vorbed<strong>in</strong>gung für Chancengleichheit<br />

Noch bedrückender als der mittlere Rang, den die deutsche<br />

<strong>Schule</strong> bei den <strong>in</strong>ternationalen Schulleistungsvergleichsstudien<br />

e<strong>in</strong>nimmt, ist die wiederholt bestätigte Erkenntnis<br />

der mangelnden Förderung benachteiligter Schülergruppen.<br />

Die daraus resultierende Forderung nach besserem Sprach-,<br />

Mathematik- und Naturwissenschaftsunterricht greift allerd<strong>in</strong>gs<br />

zu kurz, weil sie den Blick auf e<strong>in</strong>en begrenzten schulischen<br />

Fächerkanon verengt. Wie der Darmstädter Elitenforscher<br />

Michael Hartmann aufgrund eigener empirischer<br />

Untersuchungen sowie im Anschluss an die soziologische<br />

Feldtheorie Pierre Bourdieus herausgearbeitet hat, liegt e<strong>in</strong><br />

zentraler Grund dafür, dass e<strong>in</strong> Viertel aller 15-Jährigen nicht<br />

schreiben kann und ca.15% e<strong>in</strong>es Jahrgangs komplett abgehängt<br />

werden, <strong>in</strong> beschränkter <strong>Kultur</strong>eller Bildung: Entscheidend<br />

für soziale Selektion oder Erfolg ist <strong>in</strong> soziologischer<br />

1 Vgl. www.kultur-<strong>macht</strong>-schule.de/<strong>in</strong>dex.php?id=15.<br />

Perspektive der „Habitus“ – verstanden als die bereits <strong>in</strong> der<br />

K<strong>in</strong>dheit antra<strong>in</strong>ierten und geformten Denk-, Wahrnehmungs-<br />

und Handlungsschemata sowie die <strong>in</strong>kor porierten, im Körper<br />

verankerten Gewohnheiten, die wie „Automatismen“ das Auftreten<br />

und Handeln der Person bestimmen.<br />

Hartmann zufolge bestimmt der klassenspezifisch geprägte<br />

Habitus, als Produkt spezifischer Klassenlagen durch<br />

die dauerhaft übertragenen Dispositionen, den Spielraum des<br />

Verhaltens der Akteure. Wenn es stimmt, dass der Habitus entscheidend<br />

durch die soziale Herkunft und die entsprechende<br />

kulturelle Praxis geformt wird, dann ist <strong>Kultur</strong>elle Bildung für<br />

alle e<strong>in</strong>e Voraussetzung für die gleichberechtigte Teilhabe an<br />

der Gesellschaft.<br />

Denn: Der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten Klasse erworbene Habitus<br />

def<strong>in</strong>iert den Lebensstil und die Dist<strong>in</strong>ktionsstrategien<br />

zwischen den Klassen. Nur die Kenntnis dieser Strukturierungs-<br />

und Reproduktionsmechanismen ermöglicht Freiheitsgew<strong>in</strong>ne.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> ist aus dieser Perspektive e<strong>in</strong>e<br />

Voraussetzung zur Erschließung dieser Freiheitsgew<strong>in</strong>ne!<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung –<br />

e<strong>in</strong> Weg zur <strong>in</strong>klusiven, begabungsförderlichen <strong>Schule</strong><br />

Der Begriff der „Inklusion“ entstand am Anfang der 1990er<br />

Jahre, wobei die Internationale Konferenz der UNESCO, die<br />

1990 <strong>in</strong> Thailand stattfand, e<strong>in</strong>en sehr wichtigen Moment<br />

darstellte. Im Rahmen dieser Konferenz, die unter dem Motto<br />

„Bildung für alle“ stattfand, wurde erstmalig das englische<br />

Wort „<strong>in</strong>clusion“ statt „<strong>in</strong>tegration“ benutzt. Zentrales Pr<strong>in</strong>zip<br />

der <strong>in</strong>klusiven Pädagogik ist die Wertschätzung der Diversität<br />

<strong>in</strong> Bildung und Erziehung. Befürworter der Inklusion gehen von<br />

der Tatsache aus, dass Heterogenität die Normalität darstellt.<br />

Aus ihrer Sicht s<strong>in</strong>d alle Schüler/-<strong>in</strong>nen „Sonderschüler/-<strong>in</strong>nen“,<br />

<strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne, dass jede/-r über besondere Begabungen und<br />

Limitierungen verfügt. Deshalb plädieren sie für die Schaffung<br />

e<strong>in</strong>er <strong>Schule</strong> für alle, die die Bildungs- und Erziehungsbedürfnisse<br />

aller Schüler/-<strong>in</strong>nen zu befriedigen hat. Dies ist ke<strong>in</strong>e illusionäre<br />

Forderung, denn bereits heute folgen laut Wilfried Bos,<br />

dem Leiter des Dortmunder Instituts für <strong>Schule</strong>ntwicklungsforschung,<br />

95% aller Schulsysteme weltweit dem Modell 6:3:3:<br />

Sechs Jahre geme<strong>in</strong>sames Lernen <strong>in</strong> der Primarstufe, drei<br />

Jahre <strong>in</strong> der Sekundarstufe und dann die leistungs- und neigungsbezogene<br />

Trennung <strong>in</strong> der Sekundarstufe II. Deutschland<br />

nimmt hier mit se<strong>in</strong>em ständisch orientierten Selektionssystem<br />

e<strong>in</strong>e Sonderstellung e<strong>in</strong>.<br />

Unterstützt wird diese Forderung nach e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>klusiven<br />

<strong>Schule</strong> durch die Begabungsforschung, wie sie der amerikanische<br />

Sozialpsychologe Howard Gardner mit se<strong>in</strong>em Konzept<br />

der „multiplen Intelligenzen“ vorgestellt hat. Ihm zufolge ist<br />

schulische Bildung derzeit verengt durch e<strong>in</strong>e fast ausschließliche<br />

Fokussierung auf sprachliche und logische Intelligenzen.<br />

Dabei käme es darauf an, neben der sprachlichen und logischmathematischen<br />

Intelligenz auch musikalisch-rhythmische,<br />

bildlich-räumliche, körperlich-k<strong>in</strong>ästhetische, <strong>in</strong>terpersonelle,<br />

<strong>in</strong>trapersonelle sowie existenzielle Intelligenzen zu


© BKJ/Matthias Steffen<br />

fördern. Die verschiedenen Angebote der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

haben sich als besonders geeignet erwiesen, genau diese Lücken<br />

zu schließen und zu e<strong>in</strong>er Erweiterung des schulischen<br />

Lern-/Leistungsbegriffs beizutragen, der geeignet ist, den<br />

unterschiedlichen Begabungen der Schüler/-<strong>in</strong>nen gerecht zu<br />

werden.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung – e<strong>in</strong>e Antwort auf Anforderungen<br />

der globalisierten Wissensgesellschaft<br />

Der amerikanische Wirtschaftsgeograf Richard Florida behauptet<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „The Rise of the Creative Class“ (2002), dass<br />

<strong>in</strong> den entwickelten Industrienationen bereits heute bis zu 30%<br />

der Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen mit der Entwicklung oder Anwendung<br />

von „Neuem“ beschäftigt s<strong>in</strong>d. Dies führe zur Herausbildung<br />

e<strong>in</strong>er neuen „Kreativen Klasse“, die immer mehr Schlüsselpositionen<br />

der Gesellschaft besetze. Die Kreative Klasse siedele<br />

sich bevorzugt an Orten an, die sich durch die Verb<strong>in</strong>dung von<br />

Technologie, Talent und Toleranz auszeichneten. Entscheidend<br />

seien offene Begegnungs- und Anregungsräume. Nach Burow<br />

(1999/2000) führt das Crossover zwischen vormals getrennten<br />

Fach- und Personengruppen zur Bildung „Kreativer Felder“.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> erfordert demnach den Wandel<br />

von der „Unterrichtsanstalt zum Kreativen Feld“ (Burow/Pauli<br />

2006). Wie Kreative Felder funktionieren, zeigt sich besonders<br />

e<strong>in</strong>drücklich am Zusammenfließen von Kunst und Medien im<br />

Web 2.0. Pasuch<strong>in</strong> (2006) verwendet für die neuen Formen<br />

von Crossover-Produktion und -kommunikation den Begriff<br />

der „Intermedialität“. Am Beispiel von Schülerproduktionen<br />

auf YouTube zeigt er, wie Schüler/-<strong>in</strong>nen neue Gestaltungs-<br />

und Ausdrucksformate entwickeln. Aufgabe der <strong>Schule</strong> ist,<br />

die Schüler/-<strong>in</strong>nen dar<strong>in</strong> zu unterstützen und reflexive Gestaltungskompetenzen<br />

zu fördern.<br />

Mit e<strong>in</strong>er solchen Förderung <strong>in</strong>termedialer Gestaltungskompetenzen<br />

ermöglicht <strong>Kultur</strong>elle Bildung Teilhabe und bietet<br />

Hilfen zur aktiven Aneignung neuer Produktions- und Kommunikationsformen<br />

e<strong>in</strong>er globalisierten Wissensgesellschaft.<br />

P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E _ 1 5<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung –<br />

e<strong>in</strong> Instrument der Unterrichtsentwicklung<br />

Im Gefolge der ernüchternden Erkenntnisse aus diversen<br />

Schulleistungsvergleichsstudien wird nicht nur die Dom<strong>in</strong>anz<br />

des <strong>in</strong>struktionistischen Paradigmas <strong>in</strong> der Unterrichtsschule<br />

<strong>in</strong>frage gestellt und zu Gunsten e<strong>in</strong>er stärkeren Berücksichtigung<br />

der Schaffung situierter Lernumgebungen relativiert,<br />

sondern es tritt zunehmend auch die lange unterschätzte Bedeutung<br />

<strong>in</strong>formellen Lernens (Overwien 2009) <strong>in</strong> den Vordergrund<br />

der Betrachtungen. <strong>Kultur</strong>elle Bildung bietet vielfältige<br />

Anregungen und Modelle, sowohl für die Gestaltung situierter<br />

Umgebungen wie auch für die Gestaltung von Räumen <strong>in</strong>formellen<br />

Lernens, die geeignet s<strong>in</strong>d, die tradierte Grammatik der<br />

Unterrichtsschule zu überw<strong>in</strong>den und <strong>Schule</strong> durch neuartige<br />

Formen des Lehrens und Lernens zu bereichern (z.B. Atelierunterricht,<br />

Kunst- und Lebenskunstprojekte im Sozialraum<br />

etc.).<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung – e<strong>in</strong> Instrument der <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />

<strong>Schule</strong>ntwicklung hat sich zu lange darauf beschränkt, nach<br />

Wegen zu suchen, um die traditionelle Unterrichtsschule zu<br />

optimieren. Wie Burow (2009) gezeigt hat, s<strong>in</strong>d erfolgreiche<br />

<strong>Schule</strong>rneuerer e<strong>in</strong>en anderen Weg gegangen: Funktion statt<br />

Konvention lautet ihre Erfolgsformel: Von Montessori bis von<br />

Hentig haben sie sich von der Konvention des <strong>Schule</strong>machens<br />

verabschiedet und stattdessen die Gestaltung der <strong>Schule</strong> radikal<br />

aus Sicht der K<strong>in</strong>der neu gedacht. Die Schlüsselfrage lautet:<br />

Wie müssen <strong>Schule</strong> und Lernen unter den Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er<br />

schnell sich wandelnden globalisierten Wissensgesellschaft<br />

organisiert se<strong>in</strong>? Diese Fragen kann <strong>Schule</strong> nicht aus sich<br />

selbst heraus beantworten, sondern sie bedarf der Kooperation<br />

mit Partnern aus dem gesellschaftlichen Umfeld, wobei<br />

<strong>Kultur</strong>partner besonders geeignet s<strong>in</strong>d, neue Formen und Inhalte<br />

des Lehrens und Lernens zu befördern.


© BKJ<br />

1 6 _ P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung – e<strong>in</strong> Weg zur Bildungslandschaft<br />

Anknüpfend an Christiakis’ Theorie der Wirkungen sozialer<br />

Netze (vgl. 2010) und der Theorie des Kreativen Feldes (vgl.<br />

Burow 1999/2011) zeichnet sich ab, dass <strong>Schule</strong>n und sonstige<br />

Bildungs<strong>in</strong>stitutionen den notwendigen Wandel nicht aus<br />

sich selbst heraus bewerkstelligen können. Christakis hat<br />

gezeigt, dass die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil, e<strong>in</strong>er Region etc. wirkenden<br />

unausgesprochenen Werte und Haltungen e<strong>in</strong>e sehr viel<br />

größere Wirkung ausüben als direkte erzieherische E<strong>in</strong>griffe.<br />

<strong>Schule</strong> benötigt, um ihre Wirksamkeit zu erhöhen, den Aufbau<br />

e<strong>in</strong>es vielfältig gestalteten Netzes von Partnern, um e<strong>in</strong>e<br />

regionale oder kommunale Bildungslandschaft aufzubauen.<br />

Auch vor dem H<strong>in</strong>tergrund des demografischen Wandels bietet<br />

die Zusammenarbeit mit <strong>Kultur</strong>partnern vielfältige, bislang<br />

ungenutzte Potenziale, um die <strong>Schule</strong> zum Kristallisationskern<br />

e<strong>in</strong>es sich entwickelnden regionalen Kreativen Feldes zu<br />

machen.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung – e<strong>in</strong> Weg zu umfassender<br />

Bildung und Persönlichkeitsentwicklung<br />

Im Anschluss an Joseph Beuys‘ (2006) erweiterten Kunstbegriff<br />

hat Pasuch<strong>in</strong> (2006) gezeigt, dass durch das Zusammenfließen<br />

von künstlerischen und medialen Gestaltungsformen<br />

e<strong>in</strong>e neue Perspektive für <strong>Kultur</strong>elle Bildung entsteht:<br />

Beuys‘ erweiterter Kunstbegriff, zielte ja darauf ab, Kunst<br />

aus dem Ghetto der Museen zu befreien. Indem er dazu aufforderte,<br />

die Rezeption und Produktion von Kunst für die Gestaltung<br />

des persönlichen Lebens und der sozialen Umwelt zu<br />

nutzen, wies er e<strong>in</strong>e neue Perspektive auf. In analoger Weise<br />

geht es <strong>in</strong> der Medienpädagogik darum, Kompetenzen zu fördern<br />

und dar<strong>in</strong> zu unterstützen, mithilfe der Medien das persönliche<br />

Leben und die soziale Umwelt kreativ zu gestalten.<br />

Die Verb<strong>in</strong>dung beider Bereiche, die durch das Web 2.0 möglich<br />

wird, erweitert den Spielraum für Partizipation.<br />

Indem <strong>Kultur</strong>elle Bildung auch <strong>in</strong> anderen Bereichen, den<br />

Trend zur Intermedialität vollzieht und gestaltet, eröffnet sie<br />

neue Möglichkeiten zu umfassender Beteiligung, Bildung und<br />

Persönlichkeitsentwicklung, die <strong>Schule</strong> nutzen kann.<br />

Dieser Beitrag ist erstmals auf der Website der Bundeszentrale<br />

für politische Bildung im Jahr 2010 erschienen.<br />

LITERATUR<br />

Beuys, Joseph (2006): Joseph Beuys von He<strong>in</strong>er<br />

Stachelhaus. München.<br />

Burow, Olaf-Axel (2011): Positive Pädagogik. Sieben Wege<br />

zu Lernfreude und Schulglück. We<strong>in</strong>heim.<br />

Burow, Olaf-Axel (2009): Wertschätzende <strong>Schule</strong>ntwicklung:<br />

Wie LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern ihr verborgenes<br />

Wissen entdecken und es zur geme<strong>in</strong>samen <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />

nutzen können. In: Journal für <strong>Schule</strong>ntwicklung 13,<br />

Heft 1, S. 48 –55.<br />

Burow, Olaf-Axel/Pauli, Bett<strong>in</strong>a (2006): Ganz<strong>tagsschule</strong><br />

entwickeln. Von der Unterrichtsanstalt zum Kreativen Feld.<br />

Schwalbach/Ts.<br />

Burow, Olaf-Axel (2000): Ich b<strong>in</strong> gut – wir s<strong>in</strong>d besser.<br />

Erfolgsmodelle kreativer Gruppen. Stuttgart.<br />

Burow, Olaf-Axel (1999): Die Individualisierungsfalle.<br />

Kreativität gibt es nur im Plural. Stuttgart.<br />

Christakis, Nicholas A./Fowler J. h. (2010): Connected!<br />

Die Macht sozialer Netzwerke und warum Glück<br />

ansteckend ist. Frankfurt a. M.<br />

Flitner, Andreas (1992): Reform der Erziehung. München.<br />

Florida, Richard (2002): The Rise of the Creative Class.<br />

New York.<br />

Fuchs, Max (2008): <strong>Kultur</strong>elle Bildung. Grundlagen – Praxis –<br />

Politik. München.<br />

Hartmann, Michael (2007): Eliten und Macht <strong>in</strong> Europa.<br />

Frankfurt a. M.<br />

Brodowski, Michael u. a. (Hg.) (2009): Informelles Lernen<br />

und Bildung für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung. Opladen.<br />

Overwien, Bernd (2007): „Informelles Lernen“. In: Göhlich,<br />

Michael/Wulf, Christoph/Zirfas, Jörg (Hg.): Pädagogische<br />

Theorien des Lernens. We<strong>in</strong>heim, S. 119–130.<br />

Pasuch<strong>in</strong>, Iwan (2006): Thesen zur „Intermedialen<br />

künstlerischen Bildung“. Ludwigsburger Beiträge zur<br />

Medienpädagogik. 9, S. 1–6.<br />

Hentig, von, Hartmut (1996): Die <strong>Schule</strong> neu denken.<br />

München.


1.4 HERAUSFORDERUNGEN FÜR KOOPERATIONEN –<br />

NATIONAL UND INTERNATIONAL<br />

// Joachim Reiss<br />

In diesem Beitrag geht es um die strukturellen und konzeptionellen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen nachhaltiger Kooperationen<br />

<strong>in</strong> der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung, unter dem Anspruch „Bildung für<br />

alle!“. Dieser Anspruch kann nur e<strong>in</strong>gelöst werden, wenn die<br />

Bildungspolitik <strong>Kultur</strong>elle Bildung im gesamten Schulsystem<br />

mit Schulzeit, geeigneten Räumen, Bildungsstandards und <strong>in</strong><br />

der Lehrerausbildung verankert.<br />

Die nachfolgend vorgestellten <strong>in</strong>ternationalen und nationalen<br />

Dokumente legitimieren unsere Forderungen auf der Basis<br />

dieses universellen Anspruchs, der ohneh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Selbstverpflichtung<br />

Deutschlands zur Umsetzung der entsprechenden<br />

UN-Konvention „<strong>Kultur</strong>elle Vielfalt“ ist.<br />

Ich bitte um Verständnis dafür, dass manche konkreten<br />

Beispiele sich auf Theater und Schultheater beziehen. Dies ist<br />

me<strong>in</strong> Arbeitsfeld, <strong>in</strong> dem ich mich am besten auskenne, die<br />

meisten Aussagen können Sie sicherlich relativ leicht auf Ihr<br />

Arbeitsfeld übertragen.<br />

EMPFEHLUNGEN UND HINWEISE<br />

AUS DEM INTERNATIONALEN DISKURS<br />

UNESCO 2006: Geburt der<br />

„Road Map for Arts Education“ <strong>in</strong> Lissabon<br />

Die 1. Internationale Weltkonferenz der UNESCO zur künstle rischen<br />

Bildung versammelte 2006 <strong>in</strong> Lissabon 1000 Regie rungsvertreter/-<strong>in</strong>nen<br />

und ausgewiesene Experten/-<strong>in</strong>nen aus 150<br />

Ländern und forderte die Ablösung der Erziehungs- und Lehrkonzepte<br />

aus der <strong>in</strong>dustriellen Epoche des 19. und 20. Jahrhunderts<br />

durch dr<strong>in</strong>gend benötigte zukunftsorientierte <strong>Kultur</strong>elle Bildung:<br />

Anstehende Aufgaben und Probleme kreativ lösen, <strong>Kultur</strong> des<br />

sozialen Umgangs, Respekt, Empathie erwerben, Integration<br />

lernen, <strong>Kultur</strong>elle Vielfalt und Identität bewahren und daraus<br />

Leistungsmotivation, Flexibilität und andere Fähigkeiten zur<br />

Gestaltung des eigenen Lebens gew<strong>in</strong>nen. Dies und mehr können<br />

die Fächer Kunst, Musik und Theater leisten – nach dem Motto:<br />

„Selbst gestalten statt gestaltet werden!“<br />

E<strong>in</strong> greifbares Ergebnis war die „Road Map for Arts Education“,<br />

mit dem Untertitel „Build<strong>in</strong>g Creative Capacities for the 21st<br />

Century“. Sie ist heute offizieller UNESCO-Leitfaden für die<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung, verfügbar auf der Website der deutschen<br />

UNESCO-Kommission 1 . Das Papier stellt fest, dass <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung von <strong>Schule</strong>n, Künstlern/-<strong>in</strong>nen und Gesellschaft<br />

geleistet werden muss, und dass ihre Verankerung <strong>in</strong> der<br />

<strong>Schule</strong> und die Ausbildung von Fachlehrern/-<strong>in</strong>nen von entscheidender<br />

Bedeutung ist.<br />

1 Vgl. www.unesco.de.<br />

P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E _ 1 7<br />

Die Experten/-<strong>in</strong>nen arbeiteten heraus:<br />

1. Die Stärke der Arts Education liegt <strong>in</strong> ihrem experimentellen<br />

und produktiven Charakter, der Bildungsbegriff wird durch sie<br />

erweitert und bezieht Erfahrungslernen und Learn<strong>in</strong>g by do<strong>in</strong>g<br />

e<strong>in</strong>. Die Forschung muss sich dieses Gebiets annehmen,<br />

die Politik sollte aber die Förderung und Implementierung<br />

künstlerischer Bildung nicht aufschieben, weil <strong>in</strong> allen Ländern<br />

e<strong>in</strong> großer Erfahrungsschatz besteht, der die vielfältigen<br />

Wirkungen evident belegt.<br />

2. Künstlerische Diszipl<strong>in</strong>en, wie Kunst, Musik, Theater, Tanz<br />

u. a., haben zwar unterschiedliches Gewicht <strong>in</strong> den Schulsystemen<br />

der Länder, aber alle s<strong>in</strong>d gleichermaßen anerkannt<br />

und bedeutend. Künste sollten e<strong>in</strong>erseits als Fächer unterrichtet<br />

werden, andererseits auch als Methoden des Lehrens<br />

und Lernens dienen.<br />

3. Entscheidende Strategien zur Stärkung der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

beziehen sich auf die Lehrerausbildung und die Kooperation<br />

zwischen schulischen und außerschulischen Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

sowie Kunst<strong>in</strong>stitutionen. „High Quality Arts<br />

Education“ erfordert nach Überzeugung der Fachleute gut<br />

ausgebildete Fachlehrer/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den künstlerischen Diszipl<strong>in</strong>en<br />

sowie Kooperationen mit (ebenfalls pädagogisch fortgebildeten)<br />

Künstlern/-<strong>in</strong>nen im weitesten S<strong>in</strong>ne, außerdem<br />

Partnerschaften zwischen <strong>Schule</strong>n und <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stitutionen<br />

sowie E<strong>in</strong>richtungen der außerschulischen Jugendbildung.<br />

Die Road Map beschreibt die zentralen Anforderungen an diese<br />

Ausbildungsgänge und Fortbildungen.<br />

UNESCO und World Alliance 2006 bis 2010<br />

In Lissabon präsentierten sich erstmals die Weltverbände der<br />

Kunst-, Musik- und Theatererziehung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Uraufführung<br />

geme<strong>in</strong>sam als offizieller UNESCO-Partner: Die „World Alliance<br />

for Arts Educations“ (WAAE) verkündete unter großem Beifall<br />

ihre Deklaration, die die beschleunigte E<strong>in</strong>führung und Stärkung<br />

künstlerischer Bildung weltweit zum Ziel hat. Die drei<br />

großen Welt-NGOs für Musikpädagogik (ISME), Kunsterziehung<br />

(InSEA) und Theaterpädagogik (IDEA) fordern die UNESCO auf,<br />

ihre Charta umzusetzen und <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Anstrengung die<br />

künstlerische Bildung auf die Tagesordnung der Weltpolitik<br />

für e<strong>in</strong>e nachhaltige menschliche Entwicklung und soziale<br />

Gerechtigkeit zu setzen. E<strong>in</strong> solcher Schulterschluss der Verbände<br />

dreier klassischer künstlerischer Schulfächer war neu<br />

und konnte <strong>in</strong> Deutschland bisher noch nicht erreicht werden.<br />

Um die Anerkennung der Road Map <strong>in</strong> der UNESCO und ihre<br />

Verbreitung <strong>in</strong> der Welt zu fördern sowie die Zusammenarbeit<br />

der Verbände zu entwickeln und zu festigen, veranstaltet die<br />

WAAE seit 2006 jährlich e<strong>in</strong>e Expertentagung: 2007 <strong>in</strong> Hongkong,<br />

2008 <strong>in</strong> Taipei, 2009 <strong>in</strong> Newcastle. Erst beim Summit der<br />

WAAE 2007 <strong>in</strong> Hongkong verkündete die UNESCO ihre offizielle<br />

Anerkennung der Road Map. 2008 kam die World Dance Alliance<br />

dazu. Zu den Summits luden die Weltverbände 120 Personen<br />

e<strong>in</strong>, darunter e<strong>in</strong>e festgelegte Zahl eigener Fachleute<br />

aller Kont<strong>in</strong>ente, außerdem nahmen Politiker/-<strong>in</strong>nen aus der je-


1 8 _ P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E<br />

weiligen Region, Stiftungen und Wissenschaftler/-<strong>in</strong>nen sowie<br />

UNESCO-Vertreter/-<strong>in</strong>nen teil. Die Schwerpunkte der Vorträge<br />

und Arbeitsgruppen beziehen sich auf „Advocacy“ (Lobbyarbeit<br />

für <strong>Kultur</strong>elle Bildung), „Network<strong>in</strong>g“ und „Research“.<br />

Insgesamt stellte sich heraus, dass die Diskussionen über die<br />

Road Map im Wesentlichen <strong>in</strong> den Verbänden geführt werden.<br />

Wenn man sich aber vor Augen hält, dass es <strong>in</strong> Deutschland<br />

und <strong>in</strong> Europa praktisch ke<strong>in</strong>e nennenswerte eigenständige<br />

Kommunikation und Kooperation der entsprechenden nationalen<br />

oder europäischen Verbände aus Kunst-, Musik-, Theater-,<br />

Tanz- und Medienbildung gibt, dann können wir diese regelmäßige<br />

und kont<strong>in</strong>uierliche <strong>in</strong>ternationale Kommunika tion<br />

kaum hoch genug schätzen.<br />

Mit der Road Map unterwegs: 2010 – Zwischenstopp <strong>in</strong> Seoul<br />

Die 2. Weltkonferenz der UNESCO über <strong>Kultur</strong>elle Bildung brachte<br />

800 Experten/-<strong>in</strong>nen aus den Bildenden Künsten, Literatur,<br />

Musik, Medien, Tanz und Theater aus 129 Ländern auf den Weg<br />

nach Südkorea, um vier Jahre nach der ersten Weltkonferenz<br />

über „Arts Education“ zu überprüfen, woh<strong>in</strong> sie die <strong>in</strong> Lissabon<br />

beschlossene „Road Map for Arts Education“ <strong>in</strong>zwischen geführt<br />

hat.<br />

Die Road Map bleibt unbestritten das Leitdokument. Das<br />

Konzentrat dieser Konferenz bildet die so genannte Seoul Agenda,<br />

e<strong>in</strong> sehr komprimierter Katalog von Zielen und Empfehlungen<br />

mit drei Schwerpunkten:<br />

1. <strong>Kultur</strong>elle Bildung muss für alle erreichbar ge<strong>macht</strong> werden.<br />

2. <strong>Kultur</strong>elle Bildung muss e<strong>in</strong>e möglichst hohe Qualität haben.<br />

3. Pr<strong>in</strong>zipien und Praxis der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung müssen zur<br />

Lösung sozialer und kultureller Herausforderungen <strong>in</strong> Gegenwart<br />

und Zukunft genutzt werden.<br />

Die UNESCO wird allen 193 Mitgliedsstaaten empfehlen,<br />

diese Agenda zu ratifizieren. Alle Institutionen, Organisa tionen,<br />

Verbände und andere Geme<strong>in</strong>schaften sowie Experten/-<strong>in</strong>nen<br />

und Praktiker/-<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d aufgefordert, für die Verwirklichung<br />

der Seouler Agenda e<strong>in</strong>zutreten. Dass dies <strong>in</strong> Deutschland etwa<br />

die Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz (KMK) se<strong>in</strong> könnte, darf bezweifelt<br />

werden. Die Gründe dafür können <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Bericht über<br />

die Konferenz <strong>in</strong> Seoul auf der Website des Bundesverbandes<br />

Theater <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n (BV.TS) 2 nachgelesen werden.<br />

Und national?<br />

Wie viele Menschen sich beglückt bis euphorisch über ihre<br />

Erfahrungen mit kreativ-künstlerischen Aktivitäten – ob als<br />

K<strong>in</strong>d oder Ältere/r, ob <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> oder <strong>in</strong> Beruf und Freizeit –<br />

geäußert haben, weiß niemand. Auch die Publikationen – ob <strong>in</strong><br />

Medienberichten oder <strong>in</strong> Politikerreden, ob <strong>in</strong> Programmheften<br />

oder wissenschaftlichen Studien – s<strong>in</strong>d außerordentlich zahlreich.<br />

Selbst <strong>in</strong> der Studie von Anne Bamford „The WOW- Factor“,<br />

die für die UNESCO-Weltkonferenz <strong>in</strong> Lissabon 2006 alle<br />

UNESCO-Untersuchungen im Bereich der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

(„Arts Education“) ausgewertet hat, f<strong>in</strong>det sich die Beobachtung,<br />

dass <strong>in</strong> großen Teilen der Welt über ke<strong>in</strong> anderes Gebiet<br />

so viele schwärmerische Sonntagsreden gehalten werden,<br />

aber dass wohl auch nirgendwo sonst der Abstand zwischen<br />

Reden und Taten so groß ist.<br />

Wenn wir die Entwicklung <strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n betrachten, dann<br />

hat sich <strong>in</strong> den „künstlerischen“ Fächern e<strong>in</strong>iges getan, aber<br />

längst nicht genug. Bezogen auf die Kooperation mit Künstlern/<br />

-<strong>in</strong>nen und <strong>Kultur</strong>pädagogen/-<strong>in</strong>nen hat es nach Beendigung<br />

2 Vgl. www.bvts.org.<br />

des Versuches der Bund-Länder-Kommission (BLK) „Künstler<br />

<strong>in</strong> der <strong>Schule</strong>“ erst 20 Jahre später im Zusammenhang mit dem<br />

Film „Rhythm is it“ und den Kongressen „K<strong>in</strong>der zum Olymp“<br />

<strong>in</strong> der vergangenen Dekade neue wahrnehmbare Bewegung<br />

gegeben, Dutzende von regionalen und bundes weiten Tagungen<br />

beschäftigen sich mit unserem Thema und bestätigen den<br />

Wert <strong>Kultur</strong>eller Bildung.<br />

Aus der Fülle der Dokumente, die es <strong>in</strong> Deutschland gibt, möchte<br />

ich beispielhaft zwei der aktuellsten und bedeutendsten herausgreifen:<br />

Zum Beispiel: die Empfehlungen der Enquête-Kommission<br />

des Deutschen Bundestages<br />

„In Deutschland werden die Chancen ästhetischer Bildung bisher<br />

nicht ausreichend genutzt.“ (Deutscher Bundestag 2007,<br />

S. 378). Diese Beurteilung der <strong>Kultur</strong>stiftung der Länder und<br />

der Enquête-Kommission trifft nicht nur für Musik, Kunst und<br />

Literatur <strong>in</strong> der schulischen Allgeme<strong>in</strong>bildung zu, sondern <strong>in</strong><br />

besonderer Weise für das Fach Theater. Im Unterschied zu<br />

Kunst und Musik ist Theater <strong>in</strong> der Primar- und Mittelstufe<br />

ke<strong>in</strong> Fach und kommt dort zwar häufig, aber nur „zufällig“ vor.<br />

Den meisten Schülern/-<strong>in</strong>nen bleiben die Bildungschancen,<br />

die das Theaterspielen bietet, verwehrt. Wenigen gel<strong>in</strong>gt es, <strong>in</strong><br />

außerschulischen Angeboten diese Chance zu realisieren. Die<br />

Empfehlungen der Enquête-Kommission besagen: Die Länder<br />

sollen u. a. das Fach Theater (hier noch „Darstellendes Spiel“<br />

genannt) „stärken und qualitativ ausweiten.“ (Ebd., S. 398).<br />

Auch <strong>in</strong> der Grundschule soll „die kulturelle Bildung e<strong>in</strong> pädagogischer<br />

Leitfaden“ se<strong>in</strong>. Besonders wichtig ist die Empfehlung,<br />

dass die Länder mit Zentralabitur sicherstellen sollen, „dass<br />

e<strong>in</strong> Fach der kulturellen Bildung zum verpflichtenden Fächerkanon<br />

gehört“. (Ebd., S. 398).<br />

Die Enquête-Kommission weist sehr zu Recht auf die nötige<br />

sächliche und personelle Ausstattung h<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> Ganz<strong>tagsschule</strong>n<br />

für die <strong>Kultur</strong>elle Bildung benötigt wird. Dabei steht<br />

wie <strong>in</strong> der Road Map die Forderung nach Ausbildung von Kunst-,<br />

Musik- und Theaterlehrern/-<strong>in</strong>nen im Vordergrund. Völlig richtig<br />

wird im Bereich der Ausbildung von Theaterlehrern/-<strong>in</strong>nen<br />

e<strong>in</strong> großes Defizit gesehen, e<strong>in</strong>e Kritik, die auch durch die<br />

Erwähnung der Weiterbildungsmaßnahme im Schultheater-<br />

Studio Frankfurt nicht e<strong>in</strong>geschränkt wird (vgl. ebd., S. 387).<br />

Zum Beispiel: die Stellungnahme des Deutschen<br />

<strong>Kultur</strong>rates zur „<strong>Kultur</strong>ellen Bildung <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong>“<br />

und zur Kooperation mit „der <strong>Kultur</strong>“<br />

Ich zitiere auszugsweise aus diesem <strong>Kultur</strong>ratsbeschluss von<br />

2009: „<strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong> und durch Künste ist <strong>in</strong>tegraler Bestandteil<br />

der allgeme<strong>in</strong>en Bildung von Anfang an. Sie ermöglicht<br />

und befördert Selbstbildungsprozesse, wie Wahrnehmung,<br />

Verhalten, Werthaltungen, Identität sowie Lebensgestaltung.<br />

Sie erweitert <strong>in</strong>dividuelle und soziale Kompetenzen und stärkt<br />

gesellschaftspolitische Verantwortungsfähigkeit. <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung sensibilisiert für unterschiedliche kulturelle Bedeutungssysteme<br />

und stärkt kreativ-künstlerische Entwicklungsprozesse.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>macht</strong> mit dem kulturellen Erbe,<br />

den zeitgenössischen Ausdrucksweisen und den <strong>Kultur</strong>en anderer<br />

Länder vertraut. Demnach ist <strong>in</strong>terkulturelle Bildung Teil<br />

der kulturellen Bildung. Sie ist e<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung


für das Zusammenleben <strong>in</strong> unserer Gesellschaft, e<strong>in</strong>schließlich<br />

für e<strong>in</strong>e gel<strong>in</strong>gende Teilhabe an den Formen und Inhalten<br />

von Kunst und <strong>Kultur</strong>.<br />

E<strong>in</strong>en besonderen Platz hat die kulturelle Bildung <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong>.<br />

Hier ist sie Bildung <strong>in</strong> den Künsten, aber auch Bildung zur Orientierung<br />

<strong>in</strong> der Welt durch die Künste. Daraus folgt, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

fächerbasierten <strong>Schule</strong> alle grundlegenden künstlerischen<br />

Diszipl<strong>in</strong>en angeboten werden müssen. Im engeren S<strong>in</strong>ne ist<br />

kulturelle Bildung vor allem Gegenstand und Gestaltungselement<br />

der Fächer der ästhetischen Bildung, also Kunst, Musik<br />

und Theater (Darstellendes Spiel), im Fach Deutsch und anderen<br />

Fächern mit künstlerisch und kulturell bildenden Anteilen.<br />

[...]<br />

Die künstlerischen Fächer <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> bieten für den Regelunterricht,<br />

die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften sowie <strong>in</strong>sbesondere<br />

für die Ganz<strong>tagsschule</strong>n e<strong>in</strong>e gute Grundlage für langfristige<br />

Kooperationsprojekte.<br />

Zu nennen s<strong>in</strong>d besonders E<strong>in</strong>richtungen der außerschulischen<br />

kulturellen K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung wie Musik- und<br />

Jugendkunstschulen und theaterpädagogische Zentren sowie<br />

die Zusammenarbeit mit e<strong>in</strong>zelnen Künstlern/-<strong>in</strong>nen und <strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen<br />

wie Konzert- und Opernhäusern, Theatern<br />

und den historischen Bildungse<strong>in</strong>richtungen wie Museen und<br />

Bibliotheken. E<strong>in</strong>e Reihe von Studien und Modellprojekten haben<br />

bereits die Partnerschaften zwischen <strong>Schule</strong> und außerschulischen<br />

Akteuren der kulturellen Bildung evaluiert und<br />

herausgestellt, dass diese Kooperationen große Potenziale<br />

für die Lernkultur besitzen und die Vermittlung kultureller Bildung<br />

positiv bee<strong>in</strong>flussen. Für e<strong>in</strong>e gel<strong>in</strong>gende Kooperation<br />

bedarf es aber auch bestimmter Voraussetzungen, wie der<br />

Bereitstellung von personellen wie f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen,<br />

Räumlichkeiten sowie die Verständigung über geme<strong>in</strong>same<br />

Bildungsaufgaben. [...]<br />

Die Enquête-Kommission ‚<strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> Deutschland‘ unterstreicht<br />

<strong>in</strong> ihrem Schlussbericht, dass die allgeme<strong>in</strong> bildende <strong>Schule</strong><br />

der Ort ist, an dem aufgrund der gesetzlichen Schulpflicht alle<br />

jungen Menschen bis m<strong>in</strong>destens zum 16. Lebensjahr unabhängig<br />

von sozialer Herkunft und Schulart erreicht werden<br />

und sie somit die e<strong>in</strong>zige E<strong>in</strong>richtung ist, die allen K<strong>in</strong>dern<br />

den ersten, grundlegenden und niedrigschwelligen Zugang zu<br />

kultureller Bildung eröffnen kann. Diese Aussage ist <strong>in</strong> ihrem<br />

Anspruch richtig, entspricht aber bislang praktisch nicht der<br />

Wirklichkeit unseres Bildungssystems. So formuliert die Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz<br />

zwar <strong>in</strong> ihrem Papier zur kulturellen<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung, dass Politik die Aufgaben habe,<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e optimale Entfaltung der e<strong>in</strong>zelnen<br />

kulturellen Initiativen an <strong>Schule</strong>n zu verbessern sowie die<br />

Nachhaltigkeit geeigneter Ansätze durch gezielte staatliche<br />

Maßnahmen sicherzustellen. Über die konkrete Aufwertung<br />

der ästhetischen Fächer <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> äußert sich die Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz<br />

jedoch nicht.<br />

Dabei ist die künstlerisch-kulturelle Bildung <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong><br />

seit Jahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gefährdeten und randständigen Position.<br />

E<strong>in</strong> Großteil des Unterrichts, sofern er noch erteilt wird, wird<br />

immer häufiger von fachfremden Lehrkräften unterrichtet, da<br />

alle künstlerischen Fächer unter Lehrermangel leiden. Für das<br />

Fach Theater kommt h<strong>in</strong>zu, dass es für dieses Fach nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge<br />

Anzahl an Studienplätzen und Weiterbildungsange boten<br />

P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E _ 1 9<br />

gibt. Überdies wird dieses Fach bisher noch nicht <strong>in</strong> allen Jahrgangsstufen<br />

erteilt.<br />

>> Der Deutsche <strong>Kultur</strong>rat fordert die Länder auf, die Fächer der<br />

kulturellen Bildung wie Kunst, Musik und Theater zu stärken<br />

und <strong>in</strong> allen Bildungsgängen gleichmäßig und verlässlich<br />

vorzusehen. Das bedeutet, dass die ästhetischen Fächer <strong>in</strong><br />

allen Schularten und Klassenstufen verb<strong>in</strong>dlich und vor allem<br />

konti nuierlich pro Woche anzubieten s<strong>in</strong>d. [...]<br />

>> Die Qualität kultureller Bildung hängt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie von der<br />

Qualifikation der <strong>Kultur</strong>vermittler ab. In der <strong>Schule</strong> können<br />

dies langfristig und nachhaltig nur fachlich ausgebildete<br />

Lehrer/-<strong>in</strong>nen se<strong>in</strong>. Der Deutsche <strong>Kultur</strong>rat fordert daher,<br />

dass die Lehreraus- und -weiterbildung <strong>in</strong> den Fächern Kunst,<br />

Musik und Theater sowie die Fortbildung <strong>in</strong> Tanz und Medienbildung<br />

<strong>in</strong> allen Bundesländern qualifiziert ausgebaut werden<br />

muss.<br />

>> Für e<strong>in</strong>e vielfältige und facettenreiche kulturelle Bildung <strong>in</strong> der<br />

<strong>Schule</strong> bieten sich Kooperationen mit außerschulischen Akteuren<br />

der kulturellen Bildung an. Diese Kooperationen müssen<br />

qualifiziert organisiert se<strong>in</strong>. Der Deutsche <strong>Kultur</strong>rat fordert<br />

daher die Länder auf, Lehrer, <strong>Kultur</strong>vermittler und Künstler<br />

durch geeignete Fortbildungen zu befähigen, unter den Bed<strong>in</strong>gungen<br />

von <strong>Schule</strong> und zum Wohle der Schüler im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es<br />

Tandemunterrichts zu kooperieren. Dazu gehört auch e<strong>in</strong>e<br />

angemessene Bezahlung der <strong>Kultur</strong>vermittler und Künstler.“<br />

(Deutscher <strong>Kultur</strong>rat 2009).<br />

Im Taumel der <strong>Kultur</strong>projekte<br />

Die vergangenen 10 Jahre standen im Zeichen des Aufbruchs<br />

der Künstler/-<strong>in</strong>nen und <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stitutionen <strong>in</strong> Richtung <strong>Schule</strong>n.<br />

Das weit verbreitete Verständnis von der Beziehung zwischen<br />

Künstlern/-<strong>in</strong>nen und Schülern/-<strong>in</strong>nen g<strong>in</strong>g von e<strong>in</strong>em<br />

Missverständnis des Mottos „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ aus: Der<br />

vormalige NRW-<strong>Kultur</strong>staatssekretär Große-Brockhoff kleidete<br />

es provokativ und völlig falsch <strong>in</strong> das Bild von den Musen,<br />

die die Schüler/-<strong>in</strong>nen küssen, geme<strong>in</strong>t war: <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

wird am besten von Künstlern/-<strong>in</strong>nen selbst vermittelt.<br />

Diese Vorstellung wurde <strong>in</strong> der Öffentlichkeit u.a. weit<br />

verbreitet mit dem Film „Rhythm is it“ über e<strong>in</strong> Tanzprojekt der<br />

Berl<strong>in</strong>er Philharmoniker mit Schülern/-<strong>in</strong>nen. Immer mehr Firmen<br />

und Stiftungen entdeckten solche künstlerischen Modellprojekte<br />

mit Schülern/-<strong>in</strong>nen als ihr Betätigungsfeld: Theater klagen, ihre<br />

theaterpädagogischen Angebote würden von <strong>Schule</strong>n nicht<br />

genug angenommen, Museen bilden museums pädagogische<br />

Netzwerke, um die <strong>Schule</strong>n besser e rreichen zu können. Orchester<br />

verlassen ihre Konzert säle oder gründen Musik-K<strong>in</strong>dergärten.<br />

Mancherorts eröffnen <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>sti tutionen und -verwaltungen<br />

Portale und schaffen Vermittler, die „Jugendkulturbüro“ oder<br />

„Jugendkulturservice“ heißen, um ihre Leistungen an die immer<br />

schwerer zu erreichenden Schul-Kunden zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Aufgrund des Kontakt- und Publikumsbedarfs der professionellen<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendtheater hat das Land Hessen 2007<br />

e<strong>in</strong>e umfangreiche Studie zum Thema „<strong>Schule</strong> und Theater“<br />

erstellen lassen und fördert <strong>in</strong>zwischen Kooperationen zwischen<br />

Theatern und <strong>Schule</strong>n f<strong>in</strong>anziell und mithilfe e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>barung<br />

von 2010 (siehe „Rahmenvere<strong>in</strong>barung Theater und<br />

<strong>Schule</strong>“ im Anhang, S. 59f). Große Wettbewerbe der <strong>Kultur</strong>stiftungen,<br />

wie „K<strong>in</strong>der zum Olymp“ oder jetzt neu die „<strong>Kultur</strong>agenten“,<br />

suchen nach kulturaktiven Schulpartnerschaften.<br />

Mit eigenen Projekten, deren Orig<strong>in</strong>alität oft etwas krampfhaft<br />

wirkt, überziehen so genannte operative Stiftungen das Land,<br />

ignorieren erfahrene Veranstalter und Verbände und gefähr-


2 0 _ P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E<br />

den damit existierende Strukturen. In der Diskussion dr<strong>in</strong>gen<br />

zurzeit immer mehr die Stimmen durch, die e<strong>in</strong> Umdenken fordern:<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung brauche als Basis für Kooperationen<br />

e<strong>in</strong>e fachlich gut aufgestellte <strong>Schule</strong>, <strong>in</strong> der die künstlerischen<br />

Fächer und kreative Methoden gewollt, versorgt und verankert<br />

s<strong>in</strong>d. Dies ist auch im Programm des Kongresses „K<strong>in</strong>der zum<br />

Olymp“ aus dem Jahr 2011 zu beobachten.<br />

Das Umdenken hat mit der Evaluation der Projekte und zunehmender<br />

Kritik zu tun:<br />

Was <strong>in</strong> manchen „Modellprojekten“ methodisch passiert, graust<br />

den/die Theaterpädagogen/-<strong>in</strong> gelegentlich, aber es sieht im<br />

Ergebnis meist gut aus oder wird medial hochgeschrieben.<br />

Kritisch äußern sich wenige, weil die gesamte Szene – <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stitutionen<br />

und -Pädagogen/-<strong>in</strong>nen, Künstler/-<strong>in</strong>nen und<br />

<strong>Schule</strong>n – auf das Geld schauen muss.<br />

Mit dem Ende der Projekte – <strong>in</strong> der Regel nach drei Jahren –<br />

schauen die Beteiligten aber meist <strong>in</strong> die Röhre: Ohne viel mehr<br />

Geld kann diesen Modellen niemand nacheifern, ohne Strukturen<br />

(wie z.B. die künstlerischen Fächer an den <strong>Schule</strong>n) gibt es ke<strong>in</strong>e<br />

Nachhaltigkeit, ohne Kont<strong>in</strong>uität bleibt den Schülern/ -<strong>in</strong>nen<br />

bestenfalls die Verklärung e<strong>in</strong>es s<strong>in</strong>gulären Erlebnisses. Die Methoden<br />

und Arbeitspr<strong>in</strong>zipien, die den Projekten zugrunde liegen,<br />

s<strong>in</strong>d der Fachwelt <strong>in</strong> der Regel bekannt. Daher gehen von ihnen<br />

oft nicht e<strong>in</strong>mal fachliche, methodische, systemische oder kreative<br />

Impulse aus. Was positiv bleibt, s<strong>in</strong>d lediglich die geweckten<br />

Bedürfnisse im Arbeitsfeld und das größere öffentliche Verständnis<br />

für <strong>Kultur</strong>elle Bildung sowie die wenigen glücklichen Akteure,<br />

denen es gel<strong>in</strong>gt, sich immer wieder unter dem Füllhorn großer<br />

Förderer zu positionieren.<br />

Diesen Vorwurf machen sowohl Akteure wie Theater, kunstpädagogische<br />

E<strong>in</strong>richtungen und <strong>Schule</strong>n als auch ihre Fachverbände<br />

den großen „<strong>Kultur</strong>förderern“: Sie brennen e<strong>in</strong> teures,<br />

weith<strong>in</strong> sichtbares Feuerwerk ab, das nur Dunkelheit h<strong>in</strong>terlässt<br />

oder bauen so genannte Leuchttürme, die nur den Mangel<br />

beleuchten, aber nichts zu dessen Beseitigung beitragen. In<br />

der Regel können weder die Formate der Projekte und Modelle<br />

<strong>in</strong> den Alltag der <strong>Schule</strong>n oder <strong>in</strong> ihre Schulprogramme übernommen<br />

werden, noch können <strong>Schule</strong>n eigene Initiativen oder<br />

Folge projekte f<strong>in</strong>anzieren. Es entsteht ke<strong>in</strong>e Nachhaltigkeit,<br />

weil die Modelle unabhängig von Qualifizierungszusammenhängen<br />

laufen, weil sie nur für oder <strong>in</strong> Sondersituationen konstruiert<br />

werden, und weil die durchschnittlichen Etats und Budgets<br />

nicht ausreichen, wenn die <strong>Kultur</strong>mäzene mit aufpolier tem<br />

Image und Hochglanzbroschüren weiterziehen – zum nächsten<br />

Projekt.<br />

Trendanalysen dieser Art verallgeme<strong>in</strong>ern. Daher sei erwähnt,<br />

dass es auch Gegenbeispiele gibt. Für den Bereich des Schultheaters<br />

seien hier exemplarisch die Sparkassen-<strong>Kultur</strong>stiftung<br />

Hessen-Thür<strong>in</strong>gen und die Körber-Stiftung genannt, die<br />

seit über 20 Jahren kont<strong>in</strong>uierlich Schultheatergruppen und<br />

-veranstaltungen fördern und damit wesentlich zur Ausbildung<br />

der Strukturen, der Qualität und der fachlichen Entwicklung des<br />

Fachs Theater und des Theaterspielens von Schülern/-<strong>in</strong>nen<br />

beigetragen haben. Das e<strong>in</strong>zige bundesweite Festival für das<br />

Theater der Schüler/-<strong>in</strong>nen, das „Schultheater der Länder“, von<br />

Anfang an (1985) von der Körber-Stiftung gefördert, ist e<strong>in</strong><br />

Muster für nachhaltig wirksames privates Engagement, das<br />

<strong>in</strong> Kooperation mit der KMK und dem Bundesverband Darstellendes<br />

Spiel (BV.DS) <strong>in</strong> die Breite und <strong>in</strong> die Struktur wirkt. Aus<br />

dessen Fachtagung heraus konnten die Experten/-<strong>in</strong>nen die<br />

Konzeption des Faches Darstellendes Spiel erarbeiten, Ausbildungskonzepte<br />

entwickeln und <strong>in</strong> die Länder h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>tragen.<br />

Ähnliches gilt für das Hessische Schultheatertreffen und die<br />

Förderung durch die Sparkassen-<strong>Kultur</strong>stiftung.<br />

Krisen – oder H<strong>in</strong>tergründe für den Modellprojekte-Hype<br />

Das Schulsystem war lange Zeit ke<strong>in</strong> geliebter Bezugspunkt<br />

für <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stitutionen, Künstler/-<strong>in</strong>nen und <strong>Kultur</strong>pädagogen/<br />

-<strong>in</strong>nen, nicht e<strong>in</strong>mal für die Sozial- und Jugendarbeit. Dem Riesentanker<br />

<strong>Schule</strong> traute man ke<strong>in</strong>e Bewegung zu, viele Akteure<br />

haben persönlich ke<strong>in</strong> gutes Verhältnis zu ihrer Schulzeit und<br />

<strong>in</strong> den Lehrern/-<strong>in</strong>nen sah man ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressierten und <strong>in</strong>teressanten<br />

Partner. Der Modellversuch der BLK „Künstler <strong>in</strong> der<br />

<strong>Schule</strong>“ wurde Ende der 1970er Jahre nicht fortgesetzt. Die<br />

Segmentierung unserer Bildungs-, <strong>Kultur</strong>-, Jugend- und Sozialverwaltung<br />

und ihrer Politiken und Haushalte bildet e<strong>in</strong>e solide<br />

Basis für diese Verhältnisse. Trotzdem s<strong>in</strong>d sie nicht mehr zeitgemäß.<br />

Im aktuellen kulturpolitischen und -pädagogischen<br />

Ma<strong>in</strong>stream ist die Verweigerung gegenüber formaler Bildung<br />

passé, auch wenn manche Akteure sie noch empf<strong>in</strong>den und die<br />

Verwaltungsstrukturen sich kaum geändert haben. Kooperationen<br />

mit <strong>Schule</strong>n liegen seit dem Ende des 20. Jahrhunderts<br />

zunehmend im Trend.<br />

Krisenherd 1: Deutsche Bildungs- und <strong>Kultur</strong>f<strong>in</strong>anzierung<br />

basiert auf öffentlichen Haushalten. Diese stecken seit den<br />

1990er Jahren <strong>in</strong> der Krise, ihre Kürzung setzte die <strong>Kultur</strong> unter<br />

Legitimationsdruck und bedroht bis heute nicht nur Theater<br />

existenziell, sondern hatte z.T. auch vernichtende Konsequenzen<br />

für die Jugendhilfe. Dass auch die Bildungsausgaben<br />

Deutschlands h<strong>in</strong>ter den Notwendigkeiten und vergleichbaren<br />

Ländern h<strong>in</strong>terherh<strong>in</strong>ken, ist sattsam bekannt und belegt.<br />

Krisenherd 2: Parallel dazu wurden – „PISA“ <strong>macht</strong>e es den<br />

politisch Verantwortlichen greifbar – die Schwierigkeiten<br />

des Bildungssystems, auf gesellschaftliche Veränderungen<br />

adäquat zu reagieren und sich auf die Zukunft e<strong>in</strong>er multi ethnischen<br />

und global verstrickten Gesellschaft und Wirtschaft auszurichten,<br />

immer deutlicher.<br />

Krisenherd 3: Die Entdeckung des Bildungsauftrags der <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stitutionen<br />

und die rasche Ausbreitung der Ganz<strong>tagsschule</strong>n<br />

stürzte dann auch den dritten Akteur, die außerschulische <strong>Kultur</strong>elle<br />

Jugendbildung, <strong>in</strong> die Krise. Mit dem Image von „echten“<br />

Künstlern/-<strong>in</strong>nen, Museen, Orchestern und Theatern konnte<br />

die <strong>Kultur</strong>pädagogik im Freizeitsektor nicht Schritt halten und<br />

das Nachmittagsprogramm der Ganz<strong>tagsschule</strong> raubte ihrer<br />

Kundschaft die freie Zeit. Außerdem schien den Verbänden<br />

der BKJ zunächst wenig attraktiv, Beiboot des ungeliebten<br />

Supertankers <strong>Schule</strong> zu werden bzw. sich bis zur Unkenntlichkeit<br />

den für die eigenen Konzepte ungeeigneten Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

und fremden Erwartungen anpassen zu müssen.<br />

Die hier angedeuteten Folgen der F<strong>in</strong>anzierungsprobleme<br />

öffent licher Haushalte e<strong>in</strong>erseits und die Schulreformdiskussionen<br />

im Gefolge von PISA andererseits brachten um die Jahrhundertwende<br />

neue Bewegung <strong>in</strong> die Debatten und betroffenen<br />

Institutionen.<br />

Immerh<strong>in</strong> rückten <strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n die Schüler/-<strong>in</strong>nen und<br />

ihre „life skills“ etwas mehr <strong>in</strong>s Blickfeld, im Zuge der PISA-<br />

Studien allerd<strong>in</strong>gs fachlich verengt, d.h. die Fachstruktur des<br />

Lernens <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> wurde nicht <strong>in</strong>frage gestellt, die Konzentration<br />

der Aufmerksamkeit auf wenige so genannte Kern fächer


tat ihr Übriges. Die künstlerischen Fächer sahen dennoch die<br />

Möglichkeit, ihren Bildungsnutzen zu erhöhen, <strong>in</strong>dem sie die<br />

ästhetische Bildung <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund und die Schlüsselqualifikationen<br />

<strong>in</strong> den Vordergrund rückten. Parade beispiel<br />

ist die fachlich umstrittene, aber politisch äußerst wirksam<br />

gewordene „Bastian-Studie“ mit der plakativen Botschaft, dass<br />

Musik schlau mache. Die Bildende Kunst, der Tanz und das Darstellende<br />

Spiel verweisen auch ohne e<strong>in</strong>e solche Studie überzeugend<br />

darauf, wie die Beschäftigung mit ihren Gegenständen<br />

die ästhetische Bildung und die Schlüsselkompetenzen unterstützt.<br />

Die Unmittelbarkeit dieser Art Botschaften legte es nahe<br />

anzunehmen, dass die Ausübung von Künsten Schlüsselqualifikationen<br />

fördert und das brachte die Künstler/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Stellung.<br />

Es gibt ke<strong>in</strong> Schulprojekt mit Künstlern/-<strong>in</strong>nen, das nicht<br />

den Erwerb irgendwelcher Schlüsselqualifikationen als Ziel<br />

und Zweck nennt (s. o.).<br />

Die Tagung „<strong>Schule</strong>n ans kulturelle Netz“ der Akademie Loccum<br />

2003 war e<strong>in</strong>e der ersten, <strong>in</strong> denen Positionen und Tendenzen<br />

deutlich wurden, die <strong>in</strong> dem beschriebenen Projektetaumel<br />

zum Tragen kamen. Die <strong>Kultur</strong>stiftungen des Bundes und der<br />

Länder brachten es dort und später <strong>in</strong> ihrem Saarbrücker Kongress<br />

„K<strong>in</strong>der zum Olymp“ 2007 auf den Punkt: „Kunst vermitteln:<br />

Der Bildungsauftrag der <strong>Kultur</strong>!“<br />

Weite Kreise im Deutschen <strong>Kultur</strong>rat sehen das anders<br />

und die Aufgabe der Künstler/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Gesellschaft <strong>in</strong> der<br />

Kunstproduktion. Viele erkennen durchaus, dass Kunstvermittlung<br />

e<strong>in</strong>e eigenständige Profession mit e<strong>in</strong>er spezifischen<br />

Qualifikation ist. Aber wer lehnt schon e<strong>in</strong> „Angebot“ ab, das er<br />

nicht zurückweisen kann, ohne se<strong>in</strong>e Existenz zu gefährden.<br />

Der Druck geht so weit, dass <strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen zugemutet<br />

wird, e<strong>in</strong>en bestimmten Prozentsatz ihres <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren gekürzten Etats zusätzlich für „Bildung“ auszugeben.<br />

Hierfür erhalten sie <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong>e Etaterhöhung und ke<strong>in</strong>e<br />

Qualifizierung. Also widmen sich die Kunstmacher/-<strong>in</strong>nen mehr<br />

oder weniger erfreut seit wenigen Jahren auch der <strong>Kultur</strong>pädagogik.<br />

Eigentlich hätte man Projektformate entwickeln müssen,<br />

mit denen tatsächlich alle angetroffenen K<strong>in</strong>der erreicht<br />

werden. Dazu wären Regelungen und Ressourcen für alle <strong>Schule</strong>n<br />

nötig gewesen. <strong>Schule</strong>n und damit die Länder hätten <strong>in</strong>s<br />

Zentrum gestellt werden müssen. Das ist natürlich das Allerschwerste<br />

und deswegen unterblieb es, stattdessen sche<strong>in</strong>t<br />

es zu genügen, wenn man e<strong>in</strong>ige wenige mit den Projekten<br />

erreicht.<br />

Trotzdem ist es gut, dass die Hochkultur die K<strong>in</strong>der und<br />

Jugendlichen entdeckt hat. Diese Motivation eröffnet neue<br />

Chancen der Kooperation. Dabei muss die <strong>Schule</strong> darauf<br />

achten, e<strong>in</strong>e eigenständige kulturpädagogische Kompetenz<br />

zu beanspruchen und zu erwerben, um sich vom Anspruch<br />

der <strong>Kultur</strong>vermittlung im engeren S<strong>in</strong>ne, d.h. vom ausschließlichen<br />

Ziel, K<strong>in</strong>der und Jugendliche an die Hochkultur heranzuführen,<br />

freizumachen. So verfehlt wie dieser Anspruch <strong>in</strong> den<br />

naturwissenschaftlichen Fächern ist, so falsch ist er <strong>in</strong> der<br />

Kunst. „Die <strong>Schule</strong> <strong>in</strong>s Zentrum“ bedeutet, sie hat den K<strong>in</strong>dern<br />

und ihrer Bildung zu dienen und nicht Theater zu füllen. Letzteres<br />

passiert im Rahmen e<strong>in</strong>er guten ästhetischen Bildung dann<br />

selbstverständlich.<br />

P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E _ 2 1<br />

Falscher Ansatz: Erfahrungs<strong>in</strong>seln und Kunstrezeption<br />

„Künstler/-<strong>in</strong>nen machen <strong>Schule</strong>“ bleibt e<strong>in</strong>e gute Idee, kann<br />

aber alle<strong>in</strong> wegen der Größenordnung von <strong>Schule</strong>n und Schülerzahlen<br />

nur für e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil der Schüler/-<strong>in</strong>nen gelten. Vielleicht<br />

wäre es <strong>in</strong> bestimmten Regionen zu schaffen, dass jedes<br />

K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em schulischen Bildungsgang – also zwischen<br />

dem 6. und 16. Lebensjahr – an e<strong>in</strong>em solchen Projekt<br />

teilnehmen könnte. Darauf zu setzen, dass e<strong>in</strong>e solche „Erfahrungs<strong>in</strong>sel“<br />

e<strong>in</strong> ausreichendes exemplarisches <strong>Kultur</strong>erlebnis<br />

sei, wäre fatal. Alle Experten/-<strong>in</strong>nen – auch <strong>in</strong> der <strong>in</strong>ternationalen<br />

Diskussion – gehen davon aus, dass kulturelle Praxis<br />

die Bildung des Menschen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er gesamten Entwicklung begleiten<br />

muss, es ist auf ke<strong>in</strong>en Fall mit e<strong>in</strong>em künstlerischen<br />

Projekt <strong>in</strong> zehn Jahren <strong>Schule</strong> getan. Darauf hat Anne Bamford<br />

auf der Tagung zur Road Map for Arts Education der UNESCO,<br />

die im Mai 2008 <strong>in</strong> Wildbad-Kreuth stattfand, erneut unter dem<br />

Beifall der Experten/-<strong>in</strong>nen h<strong>in</strong>gewiesen. Den Anspruch vielfältiger<br />

und <strong>in</strong> jeder Entwicklungsphase spezifisch wirksamer<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung können <strong>Schule</strong>n, wie oben gezeigt, niemals<br />

nur <strong>in</strong> Kooperationen mit Künstlern/-<strong>in</strong>nen und außerschulischen<br />

<strong>Kultur</strong>pädagogen/-<strong>in</strong>nen erfüllen.<br />

Ausgehend von ihren Studien betont Bamford außerdem,<br />

dass K<strong>in</strong>der und Jugendliche Zugang zu allen Kunstformen<br />

haben müssen, nur Musik genügt nicht. Und auch die Kunstrezeption<br />

genügt nicht. Nicht nur Bamford warnt, ausgehend<br />

von ihren Studien über die Situation der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung <strong>in</strong><br />

europäischen Ländern davor, den Begriff „<strong>Kultur</strong>elle Bildung“<br />

auf die Rezeption von Kunst zu reduzieren, wie dies offensichtlich<br />

zunehmend geschieht, besonders gern im Theaterbereich.<br />

Dies ist im Zusammenhang mit den oben dargestellten<br />

Krisen und Entwicklungen e<strong>in</strong>e der ernstesten Gefahren<br />

für die Projektarbeit <strong>in</strong> schulischen Fächern, wie sie im modernen<br />

Schultheater ihre ausgeprägteste und konsequenteste<br />

Form gefunden hat. E<strong>in</strong>e der wichtigsten Erkenntnisse der<br />

Theater pädagogik und ihrer Vorläufer im 20. Jahrhundert ist,<br />

dass die Rezeption professioneller Kunstprodukte und die<br />

eigenständige künstlerische Arbeit von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />

zwar eng zusammenhängen, aber zwei verschiedene<br />

D<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d. Pädagogen/-<strong>in</strong>nen begreifen K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

nicht als Adressaten/-<strong>in</strong>nen, sondern als Produzenten/<br />

-<strong>in</strong>nen. „Learn<strong>in</strong>g by do<strong>in</strong>g“ heißt das Pr<strong>in</strong>zip und es unterscheidet<br />

sich grundlegend von „learn<strong>in</strong>g by view<strong>in</strong>g“. Da hilft<br />

auch das richtige Argument nicht weiter, Zuschauen sei ja<br />

auch e<strong>in</strong>e „aktive Kunst“. Das eigene künstlerische Gestalten<br />

eröffnet dem Lernen ganz andere Dimensionen, die <strong>in</strong> dieser<br />

Publikation ausführlich beschrieben s<strong>in</strong>d, ohne dass dadurch<br />

das Zuschauen abgewertet würde.<br />

Projekte zu Strukturen: Probleme und Faktoren<br />

von Bildungspartnerschaften<br />

<strong>Kultur</strong>elle Praxis darf nicht Dekor der Standardschule se<strong>in</strong>,<br />

sondern sollte <strong>in</strong> ihrer Vielfalt und <strong>in</strong> gesicherter Qualität zur<br />

Veränderung von Schul- und Lernkultur beitragen.<br />

Das funktioniert nur,<br />

>> wenn <strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> ihren orig<strong>in</strong>ären Platz hat,<br />

>> wenn geregelt ist, dass sie zur Kern- und Pflichtaufgabe von allgeme<strong>in</strong>er<br />

Bildung gehört und<br />

>> wenn das Schulsystem für Zeit, Raum und f<strong>in</strong>anzielle Ressourcen<br />

sowie qualifizierte Lehrer/-<strong>in</strong>nen zu sorgen hat.<br />

Auf diesem Boden können dann jederzeit besondere Kooperationsprojekte<br />

wachsen und die Schulfächer und ihre Didaktik<br />

und Methodik befruchten.


2 2 _ P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E<br />

Auch <strong>in</strong> der LKB Hessen hört man gelegentlich, dass kulturelle<br />

Praxis nicht <strong>in</strong> die <strong>Schule</strong> und schon gar nicht <strong>in</strong> Schulfächer<br />

passe, weil sie Rahmen sprengen und Regeln kreativ<br />

missachten müsse, was <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n und mit Lehrern/-<strong>in</strong>nen<br />

nicht möglich sei. Auf dem Boden solcher E<strong>in</strong>schätzungen<br />

wachsen e<strong>in</strong>erseits die o. a. Projekte, von denen Max Fuchs<br />

auf der Berl<strong>in</strong>er Konferenz „Geme<strong>in</strong>sam bilden“ im März 2011<br />

sagte, e<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> könne 20 <strong>Kultur</strong>projekte locker verkraften,<br />

ohne dass sich <strong>in</strong> ihr irgendetwas ändere. Andererseits<br />

entstehen Vorschläge für fächerübergreifende Lernbereiche<br />

bis zur Auflösung der künstlerischen Fächer. Dies entspricht<br />

m.E. allem, was wir über „lernen“, „sich entwickeln“ und „sich<br />

bilden“ heute wissen, aber es widerspricht der <strong>in</strong> allen Bundesländern<br />

betriebenen Bildungspolitik. In dieser s<strong>in</strong>d Fachwissen<br />

und F ächer die wichtigsten Säulen der <strong>Schule</strong> und es<br />

gehört schon e<strong>in</strong>e anständige Portion Naivität oder Ignoranz<br />

dazu, ausgerechnet von den künstlerischen Fächern zu erwarten,<br />

dass sie <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> dauerhaft und flächendeckend<br />

anders wirksam werden könnten denn als Fächer. Unser gesamtes<br />

akademisches System ist wie die Lehrerausbildung<br />

auf Fächer programmiert, Ressourcen fließen vor allem oder<br />

ausschließlich für die Pflichtaufgaben des Staates. Und die<br />

Gegenstands bereiche, für die der Staat zu sorgen hat, s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> den Schulgesetzen die Unterrichtsfächer. Bevor nicht alle<br />

Fächer und die so genannte Fachwissensgesellschaft auf<br />

den Prüfstand gestellt und zu Gunsten von Lernprozessen <strong>in</strong><br />

Projekten, die sich an offenen und <strong>in</strong>dividualisierungsfähigen<br />

Bildungsstandards orien tieren, aufgelöst werden, garantiert<br />

leider nur die Fachlichkeit für Existenz und Ressourcen der<br />

<strong>Kultur</strong>ellen Bildung <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong>, also für e<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> den<br />

Stundentafeln, für geeignete Räume und für die Ausbildung von<br />

Lehrern/-<strong>in</strong>nen (vgl. Jurké/L<strong>in</strong>ck /Reiss 2008).<br />

Im Feld der so genannten <strong>Kultur</strong>ellen Bildung hadern me<strong>in</strong>er<br />

Wahrnehmung nach weniger wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

und Ideologien mite<strong>in</strong>ander, sondern Professionen und <strong>in</strong>stitutionell<br />

geprägte Perspektiven. Wenn Theaterlehrer/-<strong>in</strong>nen und<br />

Theaterpädagogen/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Bildungse<strong>in</strong>richtungen künstlerische<br />

Projekte anleiten, dann haben sie nicht nur ästhetische<br />

Bildung im engeren S<strong>in</strong>ne im Blick, sondern auch Persönlichkeits-<br />

und Kompetenzentwicklung, also „Allgeme<strong>in</strong>bildung“<br />

der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen. Künstlern/-<strong>in</strong>nen täte dieser<br />

Blick zwar auch gut, wenn sie mit K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />

<strong>in</strong> Projekten arbeiten, aber ihre Impulse s<strong>in</strong>d oft anregender,<br />

wenn sie <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die „Sache“ und die „Kunst“ im Blick<br />

haben und ihre professionelle Haltung und Kompetenzen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

Daher können Kooperationen zwischen Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

und <strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen bzw. zwischen Lehrern/<br />

-<strong>in</strong>nen und Pädagogen/-<strong>in</strong>nen sowie Künstlern/-<strong>in</strong>nen besonders<br />

fruchtbar se<strong>in</strong>.<br />

Bei dieser idealtypischen Betrachtung lasse ich bewusst<br />

außer Acht, dass wir es <strong>in</strong> der Wirklichkeit gelegentlich mit<br />

Lehrern/ -<strong>in</strong>nen zu tun haben, die sich nur der Wissensvermittlung<br />

verpflichtet sehen und sich wundern, wenn das bei PISA<br />

mit se<strong>in</strong>em Literacy-Konzept nicht funktioniert. Andererseits<br />

treffen wir Künstler/-<strong>in</strong>nen, die unfähig s<strong>in</strong>d, Menschen wahrzunehmen,<br />

Menschen und künstlerische Arbeit zu verb<strong>in</strong>den,<br />

ihre Perspektive zu wechseln oder ihr persönliches Kunstkonzept<br />

zu relativieren.<br />

Ich vernachlässige auch, dass sehr viele Projekte mit<br />

Künstlern/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n nur deswegen überhaupt stattf<strong>in</strong>den<br />

können – vom Gel<strong>in</strong>gen ist hier noch nicht die Rede –, weil<br />

sich die Künstler/-<strong>in</strong>nen und Lehrer/-<strong>in</strong>nen die Arbeit teilen: In<br />

Aufsicht und Betreuung e<strong>in</strong>erseits und künstlerischer Gestaltung<br />

andererseits. Sie dürfen raten, wem <strong>in</strong> diesem „Konzept“<br />

welche Rolle zugedacht ist. Besonders spannend wird es,<br />

wenn dieser Zustand mit „Partnerschaft auf Augenhöhe“ beschrieben<br />

wird, weil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Verhältnis die Bildungs<strong>in</strong>stitution<br />

die Fachkompetenz des/r Künstlers/-<strong>in</strong> angeblich<br />

ernst nähme. Kaum e<strong>in</strong> Begriff ist <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />

<strong>in</strong>flationärer missbraucht worden als der der „Augenhöhe“. Die<br />

Asymmetrie bzw. das Machtgefälle, das die Begegnung auf<br />

Augenhöhe verh<strong>in</strong>dern soll, ist ke<strong>in</strong> biologisches Phänomen,<br />

sondern <strong>in</strong>stitutionell bed<strong>in</strong>gt und lässt sich nicht durch „Aufplustern“<br />

ändern. „Gel<strong>in</strong>gensbed<strong>in</strong>gungen für Kooperationen“<br />

(Bundesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung<br />

2007) liegen seit e<strong>in</strong>igen Jahren differenziert beschrieben vor<br />

und wurden nicht nur auf der jüngsten Tagung des Bundesm<strong>in</strong>isteriums<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend im März 2011<br />

mit dem Titel „Geme<strong>in</strong>sam bilden“ bestätigt: Engagement für<br />

die geme<strong>in</strong>same Sache, offene Ause<strong>in</strong>andersetzungen über<br />

Ziele und Qualität sowie klare Vere<strong>in</strong>barungen auf der Basis<br />

von jeweils funktionierenden Strukturen und anerkannten<br />

Aufträgen.<br />

Kooperationsfähige <strong>Schule</strong>n<br />

Das Interesse der „<strong>Kultur</strong>seite“ an der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung ist<br />

ernst zu nehmen und zu achten. Die Akteure trauen sich aber<br />

nicht an das Bildungssystem heran. Daher wird es oft nur<br />

benutzt, wo es ggfs. nützlich ist, wenn es etwa um die Belieferung<br />

von eigenen Projekten mit K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />

geht oder eben um die Auffüllung leerer Zuschauerplätze. Man<br />

beschwert sich, wenn „<strong>Schule</strong>“ dafür zu wenig Flexibilität und<br />

Offenheit zeigt, aber man verzichtet darauf, die Bildungspolitik<br />

dazu zu drängen, Personal auszubilden und Schulstrukturen<br />

zu schaffen, die Partnerschaften nahe legen und ermöglichen.<br />

Den Theatern fehlen die Theaterlehrer/-<strong>in</strong>nen an den <strong>Schule</strong>n,<br />

welche ihre Sprache verstehen und lehren und Multiplikatoren<br />

für die Schulgeme<strong>in</strong>de s<strong>in</strong>d. Wie vielfältig die Anforderungen an<br />

Systeme s<strong>in</strong>d, die mite<strong>in</strong>ander kooperieren wollen, zeigen die<br />

Ausführungen von Kelb (2008).<br />

Wenn man <strong>Schule</strong> unter dem Aspekt der Kooperationsfähigkeit<br />

betrachtet, ist die Ganz<strong>tagsschule</strong> tatsächlich die <strong>in</strong>teressanteste<br />

Schulform. Man kann getrost davon ausgehen, dass<br />

das schlechte Abschneiden Deutschlands bei den <strong>in</strong>ternationalen<br />

Bildungsvergleichsstudien die Milliarden für die Ganz<strong>tagsschule</strong>n<br />

flüssig ge<strong>macht</strong> hat. Die Befürchtungen von<br />

Bildungsreformern/ -<strong>in</strong>nen und von Seiten der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung,<br />

die am Anfang ihrer E<strong>in</strong>führung standen, e<strong>in</strong>e Ganz<strong>tagsschule</strong><br />

könnte ohne grundlegende Änderungen <strong>in</strong> Schulorganisation,<br />

Didaktik und Methodik e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Verlängerung des<br />

erfolglosen kognitiv-frontalen und selektiven Schulmodells<br />

se<strong>in</strong>, s<strong>in</strong>d angesichts der sehr unterschiedlichen Ganztagsmodelle<br />

noch nicht vom Tisch. E<strong>in</strong> „harter“ schulischer Kern am<br />

Vormittag mit den Funktionen „Pauken und Auslesen“ soll <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

„weichen“, bunten Nachmittagsprogramm mit den Funktionen<br />

„Betreuen und Gestalten“ kompensiert werden. Ökonomisch<br />

<strong>in</strong>teressant ist dieses Konzept für e<strong>in</strong>e Reduzierung<br />

der Staatsaus- und aufgaben allemal und das starre Festhalten<br />

der Kultusm<strong>in</strong>ister an den so genannten Kernfächern, die PISArelevant<br />

s<strong>in</strong>d, und an e<strong>in</strong>em Bildungskonzept, das auf Kanons<br />

und Standards setzt, kommt ihm entgegen. Diese „falsche“<br />

Ganz<strong>tagsschule</strong> ist kooperationsunfähig, sie wird die „Partner“<br />

bestenfalls gegen Honorar zu bestimmten Dienstleistun-


gen verpflichten. Offener für echte Bildungspartnerschaften<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zelne ehrgeizige Gymnasien und <strong>in</strong>tegrierte Gesamtschulen,<br />

weil sie von e<strong>in</strong>em anderen Bildungsverständnis getragen<br />

s<strong>in</strong>d, und die so genannten Restschulen, bei denen die<br />

Politik froh ist, wenn überhaupt irgendetwas getan wird, und<br />

die Schulgeme<strong>in</strong>de, wenn sie den Tag überlebt. Glücklicherweise<br />

treffen diese zugespitzten Formulierungen die Realität<br />

nicht ganz, es gibt <strong>in</strong> den vergangenen Jahren ansche<strong>in</strong>end<br />

e<strong>in</strong>e wachsende Zahl guter Kooperationen, die <strong>in</strong> den Datenbanken<br />

verschiedener <strong>Kultur</strong>stiftungen sowie der BKJ e<strong>in</strong>gesehen<br />

werden können.<br />

Aber: Wenn man diese Zahlen erfreut zur Kenntnis nimmt,<br />

mache man sich immer klar, dass wir von ca. 50 000 <strong>Schule</strong>n<br />

<strong>in</strong> Deutschland sprechen, von denen jede zwischen 10 und<br />

30 (manche mehr) Lerngruppen hat. Wenn Projekte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Schule</strong> mit e<strong>in</strong>er <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stitution oder Künstlern/-<strong>in</strong>nen<br />

laufen, so geht es meist um beteiligte Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der<br />

Größenordnung e<strong>in</strong>er Lerngruppe, nicht e<strong>in</strong>er <strong>Schule</strong>. Wenn<br />

die <strong>Schule</strong>n also nicht eigene Strukturen entwickeln, bleibt die<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung per Kooperation e<strong>in</strong>e schwache Form der<br />

Sisyphusarbeit.<br />

E<strong>in</strong>e der ersten Reaktionen auf die Krise der Schulbildung war<br />

die Forderung nach e<strong>in</strong>er Stärkung der außerschulischen Bildung.<br />

Damit kommt dieses Konzept e<strong>in</strong>er <strong>Schule</strong> entgegen, die<br />

die Rolle e<strong>in</strong>er kognitiv orientierten Wissensagentur <strong>in</strong> Kernfächern<br />

übernimmt. Denn e<strong>in</strong>e solche <strong>Schule</strong> verlangt nach<br />

Entlastung, also etwa nach e<strong>in</strong>er außerschulischen Ergänzung,<br />

<strong>in</strong> der Sport, Spiel und Künste e<strong>in</strong>e kompensatorische Funktion<br />

haben. Den Vertretern/-<strong>in</strong>nen der ästhetischen Bildung <strong>in</strong><br />

der <strong>Schule</strong> wird diese Überlegung von der Schulseite ebenfalls<br />

aufgetischt: Geht es, wie <strong>in</strong> unserem Fall, um die Implementierung<br />

des Theaters <strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n, erkennen Schulpolitiker/<br />

-<strong>in</strong>nen und -verwalter/-<strong>in</strong>nen hier – wenn überhaupt – e<strong>in</strong>e<br />

Möglichkeit, e<strong>in</strong>en die Schüler/-<strong>in</strong>nen entlastenden Ausgleich<br />

zu Mathematik, Englisch und Deutsch zu schaffen, e<strong>in</strong>e Art<br />

Sandkasten oder e<strong>in</strong>e grüne Ecke <strong>in</strong> der Betonschule. In dieser<br />

Ecke stellt sich die außerschulische Jugendbildung gezielt auf<br />

und bemüht sich, ihr kreatives Terra<strong>in</strong> zu vergrößern. Logische<br />

Folge dieser Politik: Nur e<strong>in</strong>e echte rhythmisierte Ganz<strong>tagsschule</strong><br />

brächte die außerschulische Jugendbildung <strong>in</strong> Gefahr.<br />

„Die aus sozialpolitischen Motiven – vor allem wegen der Berufstätigkeit<br />

der Frauen – gewünschte Nachmittagsbetreuung<br />

der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen verlangt nicht unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e<br />

Ganz<strong>tagsschule</strong>, sie kann höchstwahrsche<strong>in</strong>lich wirkungsvoller<br />

und vor allem auch preiswerter (!) von der Jugendhilfe<br />

oder sonstigen außerschulischen Trägern geleistet werden.“<br />

(Lipski 2003, S. 10). So könnte die „gute“ <strong>in</strong>formelle Bildung<br />

die „schlechte“ <strong>Schule</strong> zementieren helfen, weil ihre Existenz<br />

sche<strong>in</strong>bar davon abhängig wäre. Dieses Konzept ist mit dem<br />

raschen Ausbau der Ganz<strong>tagsschule</strong>n weitgehend obsolet geworden,<br />

daher haben sich viele Außerschulische umorientiert<br />

und drängen als Kooperationspartner <strong>in</strong> die <strong>Schule</strong>n. E<strong>in</strong>es der<br />

besten Instrumente dazu ist das ausgezeichnete und hilfreiche<br />

BKJ-Projekt „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“, mit entsprechenden<br />

Wettbewerben, Leitl<strong>in</strong>ien und den Untersuchungen, z. B. von<br />

Susanne Keuchel vom Zentrum für <strong>Kultur</strong>forschung, wie sie<br />

<strong>in</strong> ihrer Publikation „<strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong> der Ganz<strong>tagsschule</strong>“<br />

aus dem Jahr 2006 dargestellt s<strong>in</strong>d. Damit haben sich die<br />

Verbände der außerschulischen <strong>Kultur</strong>ellen Jugendbildung für<br />

langfristige und aufbauende Partnerschaften mit <strong>Schule</strong>n gut<br />

aufgestellt, auch wenn die Umsetzung vor Ort noch e<strong>in</strong>e ganze<br />

Weile mit jeweils spezifischen H<strong>in</strong>dernissen unterschiedlicher<br />

P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E _ 2 3<br />

Art zu kämpfen haben wird. Hier s<strong>in</strong>d Geduld, Flexibilität und<br />

Nachdruck angeraten. Mit den Mitteln, die die BKJ über das<br />

Projekt „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>“ bereitstellt, haben sowohl soziokulturelle<br />

Institutionen und e<strong>in</strong>zelne <strong>Kultur</strong>pädagogen/-<strong>in</strong>nen<br />

sowie <strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong>en Leitfaden, an dem sie sich erfolgreich<br />

orientieren können. Entscheidend wird se<strong>in</strong>, ob die Länder<br />

den <strong>Schule</strong>n <strong>Kultur</strong>elle Bildung verb<strong>in</strong>dlich <strong>in</strong>s Auftragsbuch<br />

schreiben und ob sie dann entsprechend versorgt werden.<br />

Die Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>s Zentrum!<br />

„Die Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>s Zentrum“ ist der Kern des Anliegens, das<br />

der Erziehungswissenschaftler Otto Herz für viele Teilnehmer/<br />

-<strong>in</strong>nen der Tagung „<strong>Schule</strong>n ans kulturelle Netz“ <strong>in</strong> der evangelischen<br />

Akademie Loccum 2003 formulierte. Weil die <strong>Schule</strong>n<br />

den Auftrag haben, Bildung und Entwicklung aller, unabhängig<br />

von sozialem Status und Region, flächendeckend zu fördern,<br />

muss die <strong>Schule</strong> <strong>in</strong>s Zentrum jeder Bildungskonzeption rücken,<br />

dies schmälert berechtigte und nötige Kritik an unseren Schulsystemen<br />

nicht. Wer von e<strong>in</strong>em polyzentrischen Bild von Bildung<br />

ausgeht, d.h. allen Bildungs<strong>in</strong>stitutionen (Familie, Peergroup,<br />

außerschulische Bildung, <strong>Schule</strong>) den gleichen Stellenwert<br />

e<strong>in</strong>räumt, <strong>macht</strong> es sich zu leicht und täuscht sich nicht<br />

nur massiv über die Quantität aller Angebote der außerschulischen<br />

<strong>Kultur</strong>ellen Jugendbildung und der <strong>Kultur</strong>, sondern<br />

auch über die Qualität vieler Veranstaltungen. Zur allgeme<strong>in</strong><br />

bildenden <strong>Schule</strong> gibt es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er demokratischen Gesellschaft<br />

ke<strong>in</strong>e Alternative, zu ihrer <strong>in</strong> Deutschland üblichen Form allerd<strong>in</strong>gs<br />

durchaus! Die <strong>Schule</strong>n können ihre Verantwortung für die<br />

Bildung und Entwicklung von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen nicht<br />

abgeben, sie müssen aber K<strong>in</strong>der und Jugendliche an viele<br />

Personen und Institutionen abgeben, um dieser Verantwortung<br />

gerecht zu werden. „<strong>Schule</strong> <strong>in</strong>s Zentrum“ bedeutet gerade nicht<br />

die Förderung pädagogischer All<strong>macht</strong>sfantasien, sondern die<br />

Nutzung von Kooperationsangeboten, um den Schülern/-<strong>in</strong>nen<br />

als Individuen gerecht zu werden. Dieser Aufgabe kann sie nur<br />

<strong>in</strong> Kooperation mit allen möglichen E<strong>in</strong>richtungen außerhalb<br />

der <strong>Schule</strong> nachkommen.<br />

Um jedes K<strong>in</strong>d und jeden Jugendlichen <strong>in</strong>dividuell zu fördern,<br />

genügt es nicht, Ganz<strong>tagsschule</strong>n e<strong>in</strong>zuführen (vgl. Herz<br />

2004). Die <strong>Schule</strong>n müssen sich verändern, das fordern auch<br />

prom<strong>in</strong>ente Vertreter/-<strong>in</strong>nen der außerschulischen <strong>Kultur</strong>ellen<br />

Jugendbildung, wie u.a. der Vorsitzende des Deutschen <strong>Kultur</strong>rats<br />

Max Fuchs: „<strong>Schule</strong> als Lebensraum“, „Subjektbezogener<br />

und offener Bildungsbegriff“, „offene Lernwelt“, „Autonomie<br />

von <strong>Schule</strong>“ etc. s<strong>in</strong>d wichtige Schlagworte und markieren<br />

zentrale Ziele dieser Veränderung. Diese Wandlung könnte besonders<br />

durch die Stärkung und Integration der ästhetischen<br />

Bildung begünstigt werden. Von der Kooperation mit den „3 Ks“<br />

– Künstler/-<strong>in</strong>nen, <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stitutionen und <strong>Kultur</strong>pädagogen/<br />

-<strong>in</strong>nen – gehen wichtige Impulse für die <strong>Schule</strong> aus („Wandel<br />

durch Annäherung“), weil ihre Produktionsweisen, ihr Kreativitätsbegriff<br />

und ihre Projektorientierung zentralen „Schlüsselkompetenzen“<br />

nahestehen. Dabei können und müssen<br />

diese „3Ks“ unabhängig und eigenständig bleiben, damit der<br />

Zusammenstoß ihrer Logiken und „Sprachen“ mit derjenigen<br />

der <strong>Schule</strong> se<strong>in</strong>e Explosivität und Produktivität nicht e<strong>in</strong>büßt.<br />

Es ist e<strong>in</strong>e gute Situation, dass die f<strong>in</strong>anziellen Nöte die Theater<br />

und die <strong>Kultur</strong>elle Jugendbildung e<strong>in</strong>erseits und erwiesene<br />

Unfähigkeit die <strong>Schule</strong>n andererseits <strong>in</strong> Bewegung gebracht<br />

haben. Diese Bewegung führt nicht zw<strong>in</strong>gend zur Begegnung,<br />

aber kulturpädagogisch kompetente Lehrer/-<strong>in</strong>nen und


© Ohrwurm e.V., www.ohrwurm-projekt.de<br />

2 4 _ P O S I T I O N E N U N D K O N Z E P T E<br />

außerschulische Pädagogen/-<strong>in</strong>nen, z.B. Theaterlehrer/-<strong>in</strong>nen<br />

und Theaterpädagogen/-<strong>in</strong>nen, können als Agenten/-<strong>in</strong>nen für<br />

diese Begegnung sorgen, weil sie sich <strong>in</strong> beiden Systemen<br />

auskennen, beide Sprachen sprechen. Lokale und regionale<br />

Vermittlungs<strong>in</strong>stanzen oder -agenturen sollten dieser Begegnung<br />

e<strong>in</strong>e Infrastruktur, Qualität, Kont<strong>in</strong>uität und Verlässlichkeit<br />

geben.<br />

Qualitätsentwicklung bedeutet <strong>in</strong> unserem Bereich künftig die<br />

Ausbildung der „Agenten/-<strong>in</strong>nen“ und ihrer Instrumente und Institutionen:<br />

Kunst-, Musik- und Theaterlehrer/-<strong>in</strong>nen, Museums-,<br />

Tanz-, Medienpädagogen/-<strong>in</strong>nen u. a. sowie Jugendkunstschulen,<br />

Musikschulen, und Theaterpädagogische Zentren. Damit die Personen,<br />

die Kunst, <strong>Kultur</strong>pädagogik und <strong>Schule</strong> repräsentieren, im<br />

Interesse jedes/r Schülers/-<strong>in</strong> optimal kooperieren können.<br />

LITERATUR<br />

Bamford, Anne (2006): The WOW-Factor. Münster.<br />

Bundesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung<br />

e.V. (2007): „Qualitätsmanagement<strong>in</strong>strument für<br />

Koopera tionen“. In: Viola Kelb (Hg.): <strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>.<br />

München.<br />

Deutscher Bundestag (2007): Schlussbericht der Enquête-<br />

Kommission „<strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> Deutschland“. 16. Wahlperiode,<br />

Drucksache 16/7000. Berl<strong>in</strong>, 11.12.2007.<br />

Deutscher <strong>Kultur</strong>rat (2009): <strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong>.<br />

Stellungnahme vom 7.1.2009.<br />

[www.deutscher-kulturrat.de, 02.052011].<br />

Herz, Otto (2004): „<strong>Schule</strong>n und kulturelle Bildung –<br />

Perspektiven für unser Land“. In: <strong>Schule</strong>n ans kulturelle<br />

Netz! Loccumer Protokolle 7/03. Rehburg-Loccum, S. 11ff.<br />

Jurké, Volker/L<strong>in</strong>ck, Dieter/Reiss, Joachim (2008):<br />

Zukunft Schultheater. Hamburg.<br />

Kelb, Viola (2008): „<strong>Kultur</strong> <strong>macht</strong> <strong>Schule</strong>. Wie Kooperationen<br />

gel<strong>in</strong>gen“. In: Jurké, Volker/L<strong>in</strong>ck, Dieter/Reiss, Joachim:<br />

Zukunft Schultheater. Hamburg, S. 243ff.<br />

Keuchel, Susanne (2006): <strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong> der<br />

Ganz<strong>tagsschule</strong>. Bonn.<br />

Land Hessen (2007): Studie zum Thema „<strong>Schule</strong> und<br />

Theater“. [www.bildung-<strong>hessen</strong>.de, 02.05.2011].<br />

Lipski, Jens (2003): Für das Leben lernen – was, wie und wo.<br />

Unveröffentlichtes Tagungspapier. Akademie Loccum.<br />

UNESCO (o. J.): Road Map for Arts Education. Build<strong>in</strong>g Creative<br />

Capacities for the 21st Century.<br />

[www.unesco.de, 02.05.2011].<br />

„Schüler<strong>in</strong>nen als Wagners Rhe<strong>in</strong>töchter: Schwere Opernkost leicht vermittelt im Theaterhaus Frankfurt“ © Katr<strong>in</strong> Schander, Frankfurt


2. STRUKTUREN


2 6 _ S T R U K T U R E N<br />

2.1 FÖRDERSTRUKTUREN DES HESSISCHEN MINISTERIUMS<br />

FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST<br />

// Clarissa Ste<strong>in</strong>hilber<br />

Auch das Hessische M<strong>in</strong>isterium für Wissenschaft und Kunst<br />

(HMWK) trägt der Tatsache Rechnung, dass <strong>Schule</strong>n als Bildungsort<br />

für K<strong>in</strong>der und Jugendliche unterschiedlicher sozialer<br />

und kultureller Herkunft auch im H<strong>in</strong>blick auf die Vermittlung<br />

ästhetischer Bildung e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung zukommt. So<br />

soll mit der Förderung kultureller Projekte und Institutionen<br />

die Teilhabe von Schülern/-<strong>in</strong>nen an <strong>Kultur</strong>eller Bildung unterstützt<br />

werden. Der folgende Artikel bietet e<strong>in</strong>en Überblick über<br />

die derzeitigen Schwerpunktthemen des HMWK im Bereich der<br />

<strong>Kultur</strong>ellen Bildung an <strong>Schule</strong>n. 1<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendtheater<br />

Das Interesse von jüngeren Zuschauern/-<strong>in</strong>nen am Theater<br />

kann generell durch e<strong>in</strong> attraktives Angebot im Bereich K<strong>in</strong>der-<br />

und Jugendtheater geweckt werden. Mit der f<strong>in</strong>anziellen Förderung<br />

der Hessischen Staatstheater <strong>in</strong> Kassel, Wiesbaden<br />

und Darmstadt sowie des Landestheaters Marburg und des<br />

Stadttheaters Gießen, wird u. a. jener Bereich unterstützt:<br />

Jedes dieser Theater bietet Stücke für K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

an, zudem werden regelmäßig für die <strong>Schule</strong> relevante Stücke<br />

<strong>in</strong> die Spielpläne aufgenommen. Für das K<strong>in</strong>der- und Jugendtheater<br />

<strong>in</strong> Hessen werden vom HMWK nochmals knapp e<strong>in</strong>e<br />

halbe Mio. Euro im Rahmen von Projektförderungen vergeben.<br />

Zur Verbesserung der Zusammenarbeit von Theatern und<br />

<strong>Schule</strong>n wurde im März 2010 die „Rahmenvere<strong>in</strong>barung zur<br />

Zusammenarbeit von Theatern und <strong>Schule</strong>n“ (s. Anhang, S.<br />

59f.) zwischen dem HMWK, dem Hessischen Kultusm<strong>in</strong>isterium<br />

(HKM), der ASSITEJ e.V. – der Internationalen Vere<strong>in</strong>igung<br />

des Theaters für K<strong>in</strong>der und Jugendliche, dem Landesverband<br />

Professioneller Freier Theater <strong>in</strong> Hessen (laPROF) e.V. und dem<br />

Landesverband Schultheater <strong>in</strong> Hessen (LSH) geschlossen.<br />

Ziel ist es, Theater als Feld der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong><br />

zu stärken. So sollen die kulturelle Vielfalt an <strong>Schule</strong>n durch<br />

qualitativ gesicherte Angebote von außen unterstützt und die<br />

Bed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e fachlich und organisatorisch produktive<br />

Zusammenarbeit verbessert werden. Die o.g. Verbände<br />

stehen hierbei als überregionale Ansprechpartner zur Verfügung,<br />

vermitteln Kontakte und <strong>in</strong>itiieren und begleiten regionale<br />

Kooperationen im Diskurs mit den Fachberatern/-<strong>in</strong>nen<br />

für <strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> den Staatlichen Schulämtern. Des Weiteren soll die<br />

Koopera tion zwischen <strong>Schule</strong>n und Theatern dazu beitragen,<br />

die Begeg nung und Beschäftigung mit Theateraufführungen,<br />

ihren Inhalten und Formen, zu e<strong>in</strong>em regelmäßigen Bestandteil<br />

des Schullalltags zu machen: Im Fachunterricht Darstellendes<br />

Spiel ebenso wie <strong>in</strong> anderen Fächern, <strong>in</strong> der Schulgeme<strong>in</strong>de<br />

und im schulischen Ganztag. Professionelle theatrale Angebote<br />

sowie die Begegnung und Zusammenarbeit mit beteiligten<br />

Theatern und Theaterpädagogen/-<strong>in</strong>nen sollen zugleich als<br />

Anregung für die eigene Theaterarbeit <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> und das<br />

Fach Darstellendes Spiel dienen. Zudem sollen das Inter esse<br />

für künstlerische Produktionen außerhalb der <strong>Schule</strong> und die<br />

Kompetenz im Umgang mit ihnen gefördert und so die Vernetzung<br />

der <strong>Schule</strong> mit ihrem sozialen und kulturellen Umfeld<br />

1 Der Text basiert auf Informationen des HMWK.<br />

gestärkt werden. Ziel ist es auch, Theater als Bestandteil von<br />

Schulprojekten zu etablieren und andere Lernformen <strong>in</strong> der<br />

<strong>Schule</strong> durch die Begegnung mit Theater zu ermöglichen.<br />

Die Kooperationspartner betrachten die Teilhabe aller<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendlichen an <strong>Kultur</strong> als e<strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>zip der geme<strong>in</strong>samen<br />

Arbeit und begegnen sich auf der Grundlage von Gleichberechtigung<br />

und Partnerschaftlichkeit. Inhaltliche und<br />

fach liche Unterstützung zur Entwicklung entsprechender<br />

Kooperationsformen werden von allen beteiligten Partnern<br />

angeboten, bezüglich der Rolle des HMWK ist jedoch besonders<br />

die Förderung von Gastspielen der Theater an <strong>Schule</strong>n<br />

hervorzuheben: Bei von <strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong>geladenen Gastspielen der<br />

Theater übernimmt das HMWK – vorbehaltlich der zur Verfügung<br />

stehenden Haushaltsmittel – bis zu 50% der nach e<strong>in</strong>em<br />

verb<strong>in</strong>dlichen Katalog festgelegten Gage. Die Zusammenarbeit<br />

von <strong>Schule</strong>n und Theatern und die Möglichkeiten der Theaterarbeit<br />

im Bereich der Primarstufe und Sekundarstufe I wollen<br />

die Vertragspartner zudem durch Fortbildungen und Weiterbildungsmaßnahmen<br />

– ebenfalls vorbehaltlich der zur Verfügung<br />

stehenden Haushaltsmittel – fördern.<br />

E<strong>in</strong> Erfahrungsaustausch zur Umsetzung dieser Vere<strong>in</strong>barung<br />

wird nach Ablauf e<strong>in</strong>es Jahres und anschließend regelmäßig<br />

<strong>in</strong> zu vere<strong>in</strong>barenden Abständen im Rahmen des geme<strong>in</strong>samen<br />

Arbeitskreises Theater und <strong>Schule</strong> stattf<strong>in</strong>den.<br />

Daran nehmen Vertreter/-<strong>in</strong>nen der zuständigen M<strong>in</strong>isterien,<br />

der ASSITEJ, des Landesverbandes Freier Theater <strong>in</strong> Hessen,<br />

des Landes verbandes Schultheater <strong>in</strong> Hessen, der beteiligten<br />

<strong>Schule</strong>n und der Fachberatungen für <strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> den Staatlichen<br />

Schulämtern teil.<br />

Ziel zahlreicher Projekte im Rahmen der K<strong>in</strong>der- und Jugendtheater<br />

ist es, K<strong>in</strong>der mit dem Theater <strong>in</strong> Kontakt zu br<strong>in</strong>gen<br />

und ihre Begeisterung dafür zu wecken. Da nicht alle K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umfeld groß werden, welches ihnen den Weg <strong>in</strong>s<br />

Theater ebnet, spielt der Schulunterricht bei der Vermittlung<br />

dieser Kunst e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle. In diesem S<strong>in</strong>ne fördert<br />

und festigt das Projekt „TUSCH –Theater und <strong>Schule</strong>“ des<br />

Schultheater-Studios Frankfurt die systemische, langfristige<br />

und nachhaltige Zusammenarbeit zwischen <strong>Schule</strong>n und Theatern.<br />

Hier werden nicht nur e<strong>in</strong>zelne Modellprojekte mit ausgewählten<br />

Schülern/-<strong>in</strong>nen gefördert, sondern systematisch<br />

alle Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> allen Frankfurter <strong>Schule</strong>n erreicht. Jährlich<br />

f<strong>in</strong>den, dank der Vermittlung des theaterpädagogischen<br />

Zentrums Schultheater-Studio, neue Partner aus <strong>Schule</strong>n und<br />

Theatern zue<strong>in</strong>ander, die e<strong>in</strong> Projekt anbieten oder sich um e<strong>in</strong><br />

Projekt bewerben. Auf diese Weise fungiert TUSCH als Mittler<br />

zwischen Kunst und Pädagogik und propagiert öffentlichkeitswirksam<br />

die Bildungsqualität von Theater und Theaterspielen.<br />

Die Landesförderung durch HMWK und HKM im Jahr 2011 hat<br />

e<strong>in</strong>en Umfang von ca. 35000 Euro.<br />

Doch auch K<strong>in</strong>dern, die aufgrund ihres Wohnortes ke<strong>in</strong><br />

größeres Theater <strong>in</strong> ihrer Nähe haben, soll die Teilhabe an<br />

Theater arbeit ermöglicht werden. Mit der Gastspielreihe „Flux“<br />

fördert das HMWK, unterstützt durch das HKM, die Präsenz


von Theatern <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n vor allem <strong>in</strong> ländlichen Regionen. So<br />

werden die Kosten für die Aufführungen an <strong>Schule</strong>n zur Hälfte<br />

vom HMWK übernommen, die andere Hälfte trägt die <strong>Schule</strong><br />

bzw. der Schulträger. Auch die theaterpädagogische Begleitung<br />

wird vom HMWK – z.T. mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Eigenanteil der<br />

<strong>Schule</strong>n – f<strong>in</strong>anziert. Für das Jahr 2011 ist für „Flux“ e<strong>in</strong>e Landesförderung<br />

<strong>in</strong> Höhe von bis zu 80000 Euro vorgesehen.<br />

Musikschulen<br />

Mit dem Projekt „Kooperation Musikschule – allgeme<strong>in</strong> bildende<br />

<strong>Schule</strong>n“ unterstützen das HMWK und das HKM die Zusammenarbeit<br />

zwischen Musikschulen und allgeme<strong>in</strong> bildenden<br />

<strong>Schule</strong>n. Hauptziel des Projektes ist es, die Schüler/-<strong>in</strong>nen zum<br />

praktischen und bewussteren Umgang mit Musik und zur aktiven<br />

Teilnahme an ihrem kulturellen Umfeld zu qualifizieren.<br />

Dies soll durch enge <strong>in</strong>haltliche Kooperation von Lehrkräften<br />

der allgeme<strong>in</strong> bildenden <strong>Schule</strong> und der Musikschule erreicht<br />

werden. Die Schüler/-<strong>in</strong>nen erhalten <strong>in</strong> der Regel Leih<strong>in</strong>strumente,<br />

deren F<strong>in</strong>anzierung die beteiligten <strong>Schule</strong>n aus Eigenmitteln<br />

(Schulträger, <strong>Schule</strong>tat, Elternvere<strong>in</strong>, Elternbeiträge)<br />

aufbr<strong>in</strong>gen müssen. Die Zuschüsse des Landes Hessen fließen<br />

<strong>in</strong> die Bezahlung der Lehrkräfte des Instrumentalunterrichts,<br />

darüber h<strong>in</strong>aus ist dafür e<strong>in</strong> zusätzlicher Elternbeitrag <strong>in</strong><br />

Höhe von ca. 25,00 Euro monatlich erforderlich, <strong>in</strong> dem jedoch<br />

bereits die Leihgebühr für das Instrument enthalten ist. Der<br />

F<strong>in</strong>anzzuschuss des HMWK für dieses Projekt beträgt 66 500<br />

Euro.<br />

Museen<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit dem HKM und dem Frankfurter Kunstvere<strong>in</strong><br />

wurde 2010, <strong>in</strong> Kooperation mit Partnerschulen aus Frankfurt<br />

und der Region, das Vermittlungsprogramm Schulstudio<br />

<strong>in</strong>s Leben gerufen. Es richtet sich an Schüler/-<strong>in</strong>nen der Oberstufe<br />

und Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren. Schwerpunkt<br />

des neuen Programms ist, mit jungen Menschen <strong>in</strong> der<br />

Orientierungsphase <strong>in</strong> Dialog zu treten und kreative Prozesse<br />

sowie den Austausch über Gegenwartskunst zu ermöglichen.<br />

Wichtig ist dabei der direkte Kontakt zu jungen <strong>in</strong>ternationalen<br />

Künstlern/-<strong>in</strong>nen im Kontext der jeweils aktuellen Ausstellung.<br />

Der Fortgang des Projekts und alle F<strong>in</strong>anzierungsfragen zwischen<br />

HKM, HMWK und Frankfurter Kunstvere<strong>in</strong> müssen noch<br />

abschließend geklärt werden. Die jährlich notwenige Fördersumme<br />

beträgt 12000 Euro.<br />

Zudem fördert das HMWK den Mandanten „Historisches Erbe“<br />

mit e<strong>in</strong>em Etat von rund 52,46 Mio. Euro für das Jahr 2011.<br />

Somit werden folgende Angebote für Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den<br />

Staatlichen Museen Hessens ermöglicht:<br />

Zum 1. April 2007 hat es <strong>in</strong> der Museumslandschaft Hessen<br />

Kassel (mhk) e<strong>in</strong>e neue E<strong>in</strong>trittsregelung gegeben, die vor<br />

allem den K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen zugutekam. Seither ist<br />

der E<strong>in</strong>tritt für alle Schüler/-<strong>in</strong>nen bis zur 13. Klasse frei. Zudem<br />

werden für Schulklassen, <strong>in</strong> Abstimmung mit den Lehrplänen,<br />

Museumsgespräche, Führungen und altersgemäße Unterrichtse<strong>in</strong>heiten<br />

(5 bis 6 Unterrichtse<strong>in</strong>heiten) angeboten. Für<br />

die Zielgruppe der Jugendlichen werden immer auch aktuelle<br />

Projekte angeboten, wie z. B. „Ich zeig’ mal Kunst, Schüler/<br />

-<strong>in</strong>nen führen Schüler/-<strong>in</strong>nen“. Im Rahmen von Sonderausstellungen<br />

werden u.a. Schulklassenführungen, Lehrerworkshops<br />

und K<strong>in</strong>der theater angeboten.<br />

Auch im Landesmuseum Wiesbaden ist der E<strong>in</strong>tritt für<br />

Schulklassen mit pädagogischer Begleitung von bis zu zwei<br />

Lehrkräften frei. Lediglich bei großen Sonderausstellungen,<br />

S T R U K T U R E N _ 2 7<br />

die gesonderte Begleitprogramme für K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

erfordern und teilweise auch direkt auf deren Bedürfnisse h<strong>in</strong><br />

konzipiert werden, kann nicht auf e<strong>in</strong>en (deutlich ermäßigten)<br />

E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> Höhe von 2,00 Euro pro Schüler/-<strong>in</strong> verzichtet werden.<br />

Das Landesamt für Denkmalpflege bietet Schulklassen<br />

mit pädagogischer Begleitung von bis zu zwei Lehrkräften<br />

im Römerkastell Saalburg freien E<strong>in</strong>tritt. Zu <strong>in</strong>dividuellen Term<strong>in</strong>en<br />

buchbar, s<strong>in</strong>d dort zudem verschiedene 45-m<strong>in</strong>ütige<br />

Standardführungen <strong>in</strong> deutscher, englischer, französischer<br />

oder türkischer Sprache, für die e<strong>in</strong> Gruppenpreis von 40,00<br />

Euro zzgl. 2,00 Euro ermäßigter E<strong>in</strong>tritt pro Schüler/-<strong>in</strong> anfällt.<br />

Des Weiteren bef<strong>in</strong>den sich für Schulklassen e<strong>in</strong> Spezialprogramm,<br />

mit Bogenschießen/Speerwerfen, e<strong>in</strong>e Vorführung <strong>in</strong><br />

römischer Tracht, e<strong>in</strong>- oder zwei-Tagesprogramme und sogar<br />

e<strong>in</strong>e Nacht im Museum, im Angebot.<br />

Auch die Liegenschaften der Verwaltung der Staatlichen<br />

Schlösser und Gärten (VSG) halten besondere Vergünstigungen<br />

für <strong>Schule</strong>n bereit. So kostet der E<strong>in</strong>tritt für Burgru<strong>in</strong>en und<br />

Schlösser mit Museumsbetrieb (die allerd<strong>in</strong>gs nur im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er Führung zu besichtigen s<strong>in</strong>d) für Schüler/-<strong>in</strong>nen lediglich<br />

1,25 Euro. Der E<strong>in</strong>tritt für die Welterbestätte Kloster Lorsch<br />

mit Museum liegt für Schüler/-<strong>in</strong>nen ohne Führung bei 1,50<br />

Euro und mit Führung bei 2,00 Euro. Die historischen Gärten<br />

s<strong>in</strong>d frei zugänglich. Auch hier werden Führungen für Schulklassen<br />

angeboten, für die je nach Dauer 25,00 Euro (e<strong>in</strong>e<br />

Stunde) oder 35,00 Euro (zwei Stunden) erhoben werden. Über<br />

die <strong>in</strong> allen von der VSG betriebenen Liegenschaften stündlich<br />

angebotenen Regelführungen h<strong>in</strong>aus gibt es außerdem zahlreiche<br />

Sonder-/Themenführungen, die speziell zum Thema der<br />

Liegenschaft passen. Alle Führungen können nach Absprache<br />

für Gruppen auch außerhalb der Öffnungszeiten gebucht<br />

werden. In fast allen Liegenschaften gibt es darüber h<strong>in</strong>aus<br />

spezielle K<strong>in</strong>derangebote, ebenfalls <strong>in</strong>dividuell passend zur<br />

Liegenschaft bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er sehr umfangreichen Museumspädagogik<br />

<strong>in</strong> Kloster Lorsch. Die Preise hierfür richten sich<br />

nach Art und Aufwand des jeweiligen Angebotes.<br />

Bibliotheken<br />

Im Jahr 2005 haben das HMWK, das HKM und der Deutsche<br />

Bibliotheksverband (dbv) Hessen e<strong>in</strong>e „Vere<strong>in</strong>barung über die<br />

Förderung der Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong>n, Schulbiblio theken<br />

und öffentlichen Bibliotheken“ geschlossen. Hauptziel dieser<br />

Vere<strong>in</strong>barung ist e<strong>in</strong>e umfassende Kooperation zwischen<br />

<strong>Schule</strong>n und Bibliotheken, mit Themen wie „Leseförderung“,<br />

„Entwicklung von Lese-, Medien- und Informationskompetenz“<br />

und die „Vermittlung von Arbeitsmethoden“ (Recherche). Mithilfe<br />

dieser Kooperation soll auch denjenigen der Zugang zur<br />

Literatur eröffnet werden, die e<strong>in</strong>en solchen <strong>in</strong> ihrem familiären<br />

Umfeld nicht f<strong>in</strong>den. Doch nicht nur für die Schüler/-<strong>in</strong>nen<br />

selbst, auch für die <strong>Schule</strong>n und Bibliotheken bietet die Zusammenarbeit<br />

Vorteile: So gew<strong>in</strong>nt die <strong>Schule</strong> beispielsweise<br />

Zugänge zu e<strong>in</strong>em breiteren Literatur- und Medienangebot<br />

sowie professioneller Beratung und die Bibliothek erreicht neue<br />

Lesergruppen. Auch die E<strong>in</strong>richtung von Schulbibliotheken im<br />

Rahmen zusätzlicher Ganztagsangebote legt e<strong>in</strong>e verstärkte<br />

Kooperation nahe.<br />

Das HMWK unterstützt diese Kooperation sowohl fachlich<br />

als auch f<strong>in</strong>anziell, <strong>in</strong>sbesondere im Rahmen se<strong>in</strong>er Zuständigkeit<br />

für die Hessische Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken<br />

(FÖB) an der Hessischen Landesbibliothek Wiesbaden und der<br />

Geschäftsstelle Hessische Leseförderung beim Hessischen<br />

Literaturforum im Mousonturm Frankfurt a. M. So bietet die


© BKJ/Matthias Steffen<br />

2 8 _ S T R U K T U R E N<br />

FÖB <strong>Schule</strong>n und Bibliotheken fachliche Beratung und Begleitung<br />

bei der Umsetzung dieser Kooperationsvere<strong>in</strong>barung.<br />

Die Beratungstätigkeit und die Fortbildungsmaßnahmen der<br />

Fachstelle erstrecken sich auf alle Bereiche schulbibliothekarischer<br />

Arbeit, <strong>in</strong>sbesondere auf Fragen der Bau- und E<strong>in</strong>richtungsplanung,<br />

zur Führung und Verwaltung sowie zur<br />

Leseförderung. Modellhafte Kooperationsanträge von Bibliotheken<br />

und <strong>Schule</strong>n f<strong>in</strong>den im Rahmen der Möglichkeiten Berücksichtigung<br />

bei der Projektförderung aus dem Kommunalen<br />

F<strong>in</strong>anzausgleich (KFA). Im Zeitraum von 2006 bis 2010 wurden<br />

über die FÖB aus KFA-Mitteln des Landes 144 Kooperationsprojekte<br />

von Bibliotheken und <strong>Schule</strong>n mit jährlich im Durchschnitt<br />

etwa e<strong>in</strong>er halben Mio. Euro gefördert. Auch im Rahmen<br />

der hessischen Leseförderung können Kooperationsprojekte<br />

von <strong>Schule</strong>n und Bibliotheken auf Antrag f<strong>in</strong>anziell unterstützt<br />

werden. Die Fachstelle vermittelt und koord<strong>in</strong>iert im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>er Ausweitung der Kooperation weiterh<strong>in</strong> den Kontakt zu<br />

Beratungsstellen und Initiativen anderer Träger (Kommunen,<br />

Landkreise).<br />

Literatur<br />

Über die Arbeit des Friedrich-Bödecker-Kreises (FBK), der mit<br />

e<strong>in</strong>igen se<strong>in</strong>er Projekte gezielt Schüler/-<strong>in</strong>nen für Literatur begeistern<br />

möchte, unterstützt das HMWK auch diesen Bereich<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n. Diesbezüglich s<strong>in</strong>d besonders<br />

die Vermittlung und Unterstützung von Autorenlesungen an<br />

<strong>Schule</strong>n zu nennen sowie die Förderung der regelmäßig stattf<strong>in</strong>denden<br />

Jugendbuchwochen. Das HMWK unterstützt die<br />

Osthessische Jugendbuchwoche mit 2000 Euro, die Gesamtförderung<br />

hat e<strong>in</strong>en Umfang von 23 000 Euro.<br />

Jugendkunstschulen<br />

Für die Projektförderungen im Bereich Hessischer Jugendkunstschulen<br />

stehen im Haushaltsansatz Mittel <strong>in</strong> Höhe<br />

von 70 000 Euro zur Verfügung. Bezüglich der Förderung von<br />

Kunst <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n s<strong>in</strong>d hier besonders zwei Projekte nennenswert:<br />

Die Jugendkunstschule Offenbach e.V., welche vom<br />

HMWK mit e<strong>in</strong>em Etat von 10 500 Euro gefördert wird, unterhält<br />

mit K<strong>in</strong>dertagesstätten, allgeme<strong>in</strong> bildenden und beruflichen<br />

<strong>Schule</strong>n das Kooperationsprojekt Jugendkunstschulen<br />

vor Ort: K<strong>in</strong>der der Stadt Offenbach, welche e<strong>in</strong>en hohen<br />

Bevölkerungsanteil mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund hat, werden<br />

durch das Projekt, unabhängig von ihrem sozialen H<strong>in</strong>tergrund,<br />

mit künstlerischen Mitteln vertraut ge<strong>macht</strong>. Dank des Unterrichts<br />

durch Künstler/-<strong>in</strong>nen und <strong>Kultur</strong>schaffende bekommen<br />

sie E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e für sie neue Welt. Die vom HMWK mit 5000<br />

Euro geförderte KunstWerkStattMarburg unterstützt verschiedene<br />

Projekte mit dem Schwerpunkt Ganzjahresprojekt und der<br />

Förderung von sozial benachteiligten Familien im öffentlichen<br />

Raum. Hierzu zählt u.a. e<strong>in</strong>e Kooperation mit der Anna-Freud-<br />

<strong>Schule</strong> Marburg.<br />

LITERATUR<br />

HKM/dbv/HMWK (2005): Vere<strong>in</strong>barung zwischen dem<br />

Hessischen Kultusm<strong>in</strong>isterium, dem Hessischen<br />

M<strong>in</strong>isterium für Wissenschaft und Kunst und dem<br />

Deutschen Bibliotheksverband, Landesverband Hessen,<br />

über die Förderung der Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong>n,<br />

Schulbibliotheken und öffentlichen Bibliotheken.<br />

[http://www.bibliotheksverband.de/fileadm<strong>in</strong>/user_<br />

upload/DBV/vere<strong>in</strong>barungen/Kooperationsvere<strong>in</strong>barung_<br />

Hessen.pdf, 19.04.2011].


2.2 WELCHE STRUKTUREN SCHAFFT DAS HESSISCHE<br />

KULTUSMINISTERIUM ZUR KULTURELLEN BILDUNG?<br />

// Clarissa Ste<strong>in</strong>hilber<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung ist wichtig. Es gilt also das Potenzial, welches<br />

<strong>Schule</strong>n als Lebensräume junger Menschen besitzen,<br />

auszuschöpfen und sie als Orte der <strong>Kultur</strong>vermittlung zu<br />

begreifen. In vielen hessischen <strong>Schule</strong>n ist dieser Anspruch<br />

bereits Realität: Schüler/-<strong>in</strong>nen gestalten geme<strong>in</strong>sam Aufführungen,<br />

Ausstellungen, Lesungen oder Feste und wirken dabei<br />

oft über die <strong>Schule</strong> h<strong>in</strong>aus. So lernen sie am Beispiel der eigenen<br />

<strong>Schule</strong>, sich für das kulturelle Leben und Zusammenleben<br />

zu engagieren und es kreativ mitzugestalten. Sie erfahren<br />

aktiv die öffentliche und soziale Bedeutung von <strong>Kultur</strong> für das<br />

Zusammenleben.<br />

Das <strong>Kultur</strong>portal<br />

In diesem Bewusstse<strong>in</strong> hat das Hessische Kultusm<strong>in</strong>isterium<br />

(HKM) e<strong>in</strong> <strong>Kultur</strong>portal <strong>in</strong>s Leben gerufen, das kulturelle Angebote<br />

im schulischen Umfeld präsentiert. 1 Zu den Bereichen<br />

Musik, Theater, Kunst und Literatur f<strong>in</strong>den sich hier zahlreiche<br />

Informationen, darunter H<strong>in</strong>weise auf Term<strong>in</strong>e von Fachveranstaltungen,<br />

Lesungen, Ausstellungen, Aufführungen, Ausschreibungen,<br />

Publikationen sowie Projektblätter mit Vorschlägen<br />

zur Durchführung kultureller Projekte an <strong>Schule</strong>n. Des<br />

Weiteren erhält der/die Besucher/-<strong>in</strong> der Seite die Möglichkeit<br />

zur aktiven Teilnahme und Mitgestaltung, <strong>in</strong>dem er/sie auf der<br />

P<strong>in</strong>nwand Nachrichten, Anfragen oder Anregungen h<strong>in</strong>terlässt<br />

oder sich <strong>in</strong> den Foren über Internes – wie z. B. AG-Term<strong>in</strong>e,<br />

Erfahrungen und Konzeptvorschlage – austauscht.<br />

Projektbüro <strong>Kultur</strong>elle Bildung und Fachberater/-<strong>in</strong>nen<br />

E<strong>in</strong>en weiteren Bauste<strong>in</strong> für die Förderung <strong>Kultur</strong>eller Bildung<br />

<strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n stellt das HKM <strong>in</strong> Form des Projektbüros <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung bereit. Dessen Zuständigkeit erstreckt sich<br />

vornehmlich auf zwei Bereiche. E<strong>in</strong>e Säule bildet die Förderung<br />

kultureller Praxis, welche sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beratungs- und<br />

Fortbildungsangebot für kulturell engagierte <strong>Schule</strong>n äußert.<br />

Dieses ist 1. als Fortbildung/Beratung für e<strong>in</strong>zelne Lehrkräfte<br />

oder Lehrergruppen, 2. zur Beratung von <strong>Schule</strong>n, die e<strong>in</strong> kulturelles<br />

Profil aufbauen wollen und 3. als Basis für die Durchführung<br />

Pädagogischer Tage im Zeichen der <strong>Kultur</strong>, unter E<strong>in</strong>beziehung<br />

des gesamten Kollegiums,s gedacht. Organisation<br />

und Durchführung der für <strong>Schule</strong>n kostenfreien Workshops<br />

liegen beim Projektbüro, <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den Fachberatungen<br />

<strong>Kultur</strong> der Staatlichen Schulämter und erfahrenen<br />

Fortbildnern/-<strong>in</strong>nen.<br />

Zudem ist das Projektbüro der verantwortliche Ansprechpartner<br />

für alle Projekte, die der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung <strong>in</strong> den<br />

<strong>Schule</strong>n dienlich s<strong>in</strong>d. Hier werden eigene Initiativen <strong>in</strong>s Leben<br />

gerufen und organisiert, aber auch bereits bestehende Projekte<br />

unterstützt. Die Ressourcen hierfür werden <strong>in</strong> Form von<br />

Geldern und/oder Stunden zur Verfügung gestellt. Letztere beziehen<br />

sich e<strong>in</strong>erseits auf die Kont<strong>in</strong>gente für Lehrer/-<strong>in</strong>nen,<br />

andererseits aber auch auf die Arbeitszeit der Mitarbeiter/<br />

-<strong>in</strong>nen des HKM, welche Projekte betreuen, u. a. beraten oder<br />

S T R U K T U R E N _ 2 9<br />

sich um deren Bekanntmachung <strong>in</strong> der Region kümmern. Diese<br />

„versteckte Unterstützung“ ist also nicht immer öffentlich<br />

wahrnehmbar.<br />

Im Schuljahr 2009/10 wurden an allen Staatlichen Schulämtern<br />

<strong>Kultur</strong>-Fachberater/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>gesetzt, die e<strong>in</strong>en Beratungsservice<br />

für <strong>Kultur</strong>elle Praxis aufbauen. Zu ihren Aufgaben<br />

gehören die Erhebung und Unterstützung der bereits vorhandenen<br />

kulturfördernden Strukturen der jeweiligen Schulämter<br />

sowie der Aufbau e<strong>in</strong>es kulturellen Netzwerks <strong>in</strong> ihrer Region.<br />

Sie beraten <strong>Schule</strong>n, wenn diese sich im kulturellen Bereich<br />

entwickeln möchten, erleichtern ihnen den Zugang zu <strong>Kultur</strong>eller<br />

Bildung und helfen ihnen, ihre kulturellen Projekte effektiver<br />

umzusetzen. Zudem vermittelt der/die Fachberater/-<strong>in</strong><br />

Lehrerfortbildungen und Workshops <strong>in</strong>nerhalb des Schulamtsbereichs<br />

und arbeitet <strong>in</strong>haltlich und konzeptionell an Angeboten<br />

der Lehrerfortbildung mit.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus fördert das HKM <strong>in</strong> Kooperation mit der Stadt<br />

Frankfurt das Schultheater-Studio 2 , um die Entwicklung des<br />

Darstellenden Spiels und des Schultheaters voranzutreiben,<br />

das bislang nur <strong>in</strong> der gymnasialen Oberstufe Unterrichtsfach<br />

ist. Das Schultheater-Studio führt <strong>in</strong> Kooperation mit dem Amt für<br />

Lehrerbildung die Weiterbildung zum/r Theaterlehrer/-<strong>in</strong> durch,<br />

veranstaltet Lehrerfortbildungen und <strong>hessen</strong>weite Fach tage,<br />

entwickelt für die <strong>Schule</strong>n Projekte wie „Gewaltpräven tion“,<br />

„Weltsprache Theater“, „TUSCH“ u. a. und bietet den <strong>Schule</strong>n<br />

technische und methodische Hilfen.<br />

Profil- und <strong>Kultur</strong>schulen<br />

Profilschulen legen e<strong>in</strong>en bestimmten fachlichen Schwerpunkt<br />

bezüglich ihrer künstlerischen Ausrichtung. Um möglichst viele<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen dieser <strong>Schule</strong>n für Musik, Literatur, Kunst oder<br />

Theater zu begeistern, werden dem betreffenden Fachbereich<br />

mehr Spielräume und Zeit zugestanden.<br />

Das HKM fördert die Arbeit dieser <strong>Schule</strong>n, <strong>in</strong>dem es den<br />

Austausch von Erfahrungen und Fachwissen durch e<strong>in</strong>e landesweite<br />

Koord<strong>in</strong>ation sowie kont<strong>in</strong>uierliche Angebote zur<br />

Weiterqualifizierung der Lehrkräfte sicherstellt. Zudem werden<br />

geme<strong>in</strong>sam mit den beteiligten <strong>Schule</strong>n Qualitätskrite rien<br />

entwickelt, welche als Basis e<strong>in</strong>er positiven Außendarstellung<br />

und fortlaufenden Evaluation dienen. Sofern erforderlich, werden<br />

außerdem maximal 12 Deputatsstunden zugewiesen.<br />

Auch die <strong>Kultur</strong>schulen gehen aus e<strong>in</strong>er <strong>Schule</strong>ntwicklungsmaßnahme<br />

des HKM hervor. In Kooperation mit dem Amt für<br />

Lehrerbildung wurde das dreijährige Pilotprojekt, an dem fünf<br />

weiterführende <strong>Schule</strong>n teilnehmen, im Schuljahr 2008/2009<br />

<strong>in</strong>s Leben gerufen. <strong>Kultur</strong>schulen zeichnen sich dadurch aus,<br />

dass sie <strong>Kultur</strong>eller Praxis und s<strong>in</strong>nlichem Lernen als Basis<br />

e<strong>in</strong>er zeitgemäßen Allgeme<strong>in</strong>bildung e<strong>in</strong>en besonderen Stellenwert<br />

e<strong>in</strong>räumen. Gemäß dem Motto „E<strong>in</strong>e Kunst für jede/-n“ hat<br />

1 Alle Angaben basieren auf Informationen des <strong>Kultur</strong>portals des Hessischen Kultusm<strong>in</strong>isteriums (vgl. http://kultur.bildung.<strong>hessen</strong>.de)<br />

und des Schultheater-Studios Frankfurt a. M. (vgl. www.schultheater-studio.de).<br />

2 Weitere Leistungen des Schultheater-Studios siehe unter: www.schultheater.de.


3 0 _ S T R U K T U R E N<br />

<strong>in</strong> diesen fünf „<strong>Kultur</strong>schulen“ jede/-r Schüler/-<strong>in</strong> die Chance,<br />

e<strong>in</strong>e Kunst für sich zu entdecken, die se<strong>in</strong> Leben auch über die<br />

Schullaufbahn h<strong>in</strong>aus mitprägen kann. Im Unterschied zu Profilschulen<br />

werden hier also die verschiedenen Künste koord<strong>in</strong>iert:<br />

Den Schülern/-<strong>in</strong>nen soll e<strong>in</strong> Zugang zum kulturellen Leben, zu<br />

Kunst und <strong>Kultur</strong> im Allgeme<strong>in</strong>en eröffnet werden. Doch nicht<br />

nur <strong>in</strong> den traditionellen künstlerischen Fächern, sondern<br />

auch im geistes-, gesellschafts- und naturwissenschaftlichen<br />

Bereich werden Methoden und Erfahrungen der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung<br />

genutzt, um Lernprozesse vielseitiger und anschaulicher<br />

zu gestalten. Bei dem Übergang von der Regel- oder Profilschule<br />

zur so genannten <strong>Kultur</strong>schule werden die als verantwortliche<br />

Koord<strong>in</strong>atoren/-<strong>in</strong>nen benannten Lehrkräfte vom Projektbüro<br />

durch Beratungen, Fortbildungsveranstaltungen und Anrechnungsstunden<br />

unterstützt.<br />

Projekte<br />

Mit dem Ziel, <strong>Schule</strong>n und Schülern/-<strong>in</strong>nen den Zugang zu kulturellen<br />

Angeboten zu erleichtern, nimmt das HKM e<strong>in</strong>e doppelte<br />

Vermittlerrolle e<strong>in</strong>. Zum e<strong>in</strong>en fördert es die Schaffung<br />

von Netzwerken zwischen <strong>Schule</strong>n, die im kulturellen Bereich<br />

e<strong>in</strong>en besonderen Schwerpunkt gesetzt haben: In regionalen<br />

Verbünden und landesweiten Netzwerken tauschen diese<br />

ihre Erfahrungen und Ideen aus, entwickeln mithilfe von Landeskoord<strong>in</strong>atoren<br />

geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>e Projektdatenbank oder bilden<br />

sich über externe Fortbildner/-<strong>in</strong>nen weiter. Zum anderen<br />

fördert das HKM die Kooperation von <strong>Schule</strong>n und Künstlern/<br />

-<strong>in</strong>nen bzw. <strong>Kultur</strong>e<strong>in</strong>richtungen. Diese Zusammenarbeit bietet<br />

den <strong>Schule</strong>n neue Anregungen für ihre <strong>Kultur</strong>arbeit, aber<br />

auch die Schüler/-<strong>in</strong>nen selbst lernen im Kontakt mit Menschen,<br />

die sich Kunst und <strong>Kultur</strong> zur Lebensaufgabe ge<strong>macht</strong><br />

haben, authentische und überzeugende Vorbilder kennen.<br />

Auch um ihren Schülern/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en Blick h<strong>in</strong>ter die Kulissen<br />

des <strong>Kultur</strong>betriebs zu ermöglichen, suchen <strong>Schule</strong>n daher den<br />

Kontakt zu <strong>Kultur</strong>schaffenden und kulturellen Institutionen.<br />

Doch immer häufiger werden solche Partnerschaften auch von<br />

Seiten der <strong>Kultur</strong>veranstalter <strong>in</strong>itiiert, welche die Arbeit mit<br />

K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen zunehmend als e<strong>in</strong>e ihrer wichtigsten<br />

Aufgaben ansehen.<br />

Es ist jedoch hervorzuheben, dass gerade <strong>in</strong> dem Bereich<br />

der Kooperationsprojekte auf den jeweiligen Partner Verlass<br />

se<strong>in</strong> muss, um die Initiativen fruchtbar und nachhaltig zu gestalten.<br />

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sollen Kooperations-<br />

oder Rahmenvere<strong>in</strong>barungen im Interesse von<br />

Qualitätssicherung geme<strong>in</strong>same Ziele, Verantwortlichkeiten<br />

und Verpflichtungen der beiden Partner def<strong>in</strong>ieren. E<strong>in</strong> Beispiel<br />

hierfür ist die Rahmenvere<strong>in</strong>barung über die Zusammenarbeit<br />

von öffentlichen Musikschulen und ganztägig arbeitenden<br />

<strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Hessen (siehe Anhang, S. 55ff.), die Qualifikationen<br />

und E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten von Musikschullehrkräften, Pflichten<br />

auf Seiten der <strong>Schule</strong> sowie Fortbildungsmaßnahmen und<br />

Evaluation verb<strong>in</strong>dlich regelt. Als Basis für e<strong>in</strong>e systematische<br />

und umfassende Kooperation wurde auch e<strong>in</strong>e „Vere<strong>in</strong>barung<br />

über die Förderung der Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong>n, Schulbibliotheken<br />

und Öffentlichen Bibliotheken“ (HKM/dbv/HMWK<br />

2005) abgeschlossen, die allen <strong>Schule</strong>n Zugänge zu e<strong>in</strong>em umfassenden<br />

Literatur- und Medienangebot mit professioneller<br />

Beratung erschließen und der Bibliothek neue Lesergruppen<br />

zuführen kann.<br />

Die Kooperationsprojekte, wie auch weitere, auf Initiative<br />

oder mit der Unterstützung des HKM stattf<strong>in</strong>dende Projekte,<br />

werden im Folgenden nach Kunstform gegliedert vorgestellt.<br />

Musik<br />

In dem im Jahr 2003 vom Hessischen Rundfunk (HR) und<br />

dem HKM gegründeten Netzwerk „Musik und <strong>Schule</strong>“, sollen<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendliche für die klassische Musik gewonnen<br />

werden. Über 400 Lehrkräfte vermitteln derzeit Konzertangebote<br />

zu vergünstigten Konditionen, Probenbesuche beim<br />

HR-S<strong>in</strong>fonieorchester an Schüler/-<strong>in</strong>nen sowie Schulbesuche<br />

von Orchestermusikern/-<strong>in</strong>nen. Zudem wird besonders die Zusammenarbeit<br />

von <strong>Schule</strong>n mit Musikschulen durch zwei Programme<br />

des Landes Hessen unterstützt: Schon seit Mitte der<br />

1990er Jahre arbeiteten Lehrer/-<strong>in</strong>nen von allgeme<strong>in</strong> bildenden<br />

<strong>Schule</strong>n und Musikschulen im Projekt „Kooperation Musikschule<br />

und <strong>Schule</strong>“ an über 30 Standorten eng zusammen<br />

und führten Schüler/-<strong>in</strong>nen an das aktive Musizieren heran. Um<br />

schon früh die richtigen Grundlagen zu schaffen, s<strong>in</strong>d die Projekte<br />

<strong>in</strong> den Klassen 3 bis 6 angesiedelt. Ähnlich <strong>in</strong> der Konzeption<br />

ist das Projekt „Jedem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Instrument“ (JeKi): Seit<br />

2008 erhalten <strong>in</strong>teressierte Grundschulk<strong>in</strong>der <strong>in</strong> 70 <strong>Schule</strong>n<br />

zunächst e<strong>in</strong>e musikalische Grundausbildung, bevor sie dann<br />

ab Klasse 2 e<strong>in</strong> Instrument ihrer Wahl erlernen können. Die<br />

Musiklehrkräfte der <strong>Schule</strong> arbeiten mit denen der örtlichen<br />

Musikschule eng zusammen, um den Instrumentalunterricht<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Gruppen zu ermöglichen. Die <strong>Schule</strong>n werden von e<strong>in</strong>em<br />

Projekt-Team unterstützt, <strong>in</strong> dem Musikschul- und Schulseite<br />

gleichrangig vertreten s<strong>in</strong>d.<br />

Durch die Zusammenarbeit mit Musikern/-<strong>in</strong>nen und<br />

Komponisten/-<strong>in</strong>nen entwickeln Schüler/-<strong>in</strong>nen aller Klassenstufen<br />

und Schulformen im „Response“-Projekt e<strong>in</strong>en Zugang<br />

zur zeitgenössischen Musik. In e<strong>in</strong>em Turnus von zwei Jahren<br />

wechselt Response mit dem Projekt „Klasse musiziert“. Dieses<br />

für Klassen und Kurse aller Altersstufen offene Angebot<br />

möchte dazu anregen, sich fantasievoll und experimentell mit<br />

e<strong>in</strong>em vorgegebenen Thema/Motto ause<strong>in</strong>ander zu setzen. Der<br />

Schwerpunkt liegt bei der Musik, Bezüge zu anderen Künsten,<br />

wie Theater, Tanz und Bildnerische Gestaltung, s<strong>in</strong>d jedoch zulässig<br />

und erwünscht. Beim Projekt „Oper <strong>in</strong> die <strong>Schule</strong>“ kommt<br />

sogar e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Bus mit e<strong>in</strong>er Gruppe junger Sänger/-<strong>in</strong>nen<br />

und Musiker/-<strong>in</strong>nen, um K<strong>in</strong>der und Jugendliche durch hochwertiges<br />

Musiktheater für die Welt der Oper zu gew<strong>in</strong>nen. Das<br />

Ohrwurm-Projekt h<strong>in</strong>gegen stellt K<strong>in</strong>dern unterhaltend und<br />

fantasievoll Instrumente vor. „<strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Hessen musizieren“<br />

wiederum ist e<strong>in</strong> regionaler Begegnungstag von schulischen<br />

Chor- und Instrumentalgruppen aller Besetzungen, Altersstufen<br />

und Schulformen.<br />

Theater<br />

Auch die Kooperation mit professionellen Theatern wird gefördert:<br />

Das Schultheater-Studio <strong>in</strong>itiiert und fördert im TUSCH-<br />

Projekt (Partnerschaften zwischen Theatern und <strong>Schule</strong>n)<br />

dreijährige Partnerschaften zwischen Theatern und <strong>Schule</strong>n<br />

im Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebiet, welche schließlich zu langfristigen<br />

Partnerschaften auswachsen sollen. Theater, Theatergruppen,<br />

Künstler/-<strong>in</strong>nen, Theaterpädagogen/<strong>in</strong>nen oder <strong>Schule</strong>n<br />

können Projekte vorschlagen, um die sich <strong>Schule</strong>n bewerben.<br />

Die Ergebnisse der vielfältigen Projekte, die aus diesen Partnerschaften<br />

entstehen, werden mehrmals jährlich öffentlich<br />

präsentiert. In absehbarer Zeit soll TUSCH flächendeckend<br />

alle Schulformen und -stufen der Frankfurter <strong>Schule</strong>n erreichen.<br />

Nach und nach werden auch die <strong>Schule</strong>n und Theater<br />

des Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebietes e<strong>in</strong>bezogen. Die vom Hessischen<br />

M<strong>in</strong>isterium für Wissenschaft und Kunst geförderte Gastspielreihe<br />

„Flux-Theater <strong>in</strong> Hessen unterwegs“ soll zudem


© BKJ/Matthias Steffen<br />

die Präsenz von Theatern <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n vor allem <strong>in</strong> ländlichen<br />

Regionen unter stützen. Ausgewählt werden Theaterproduktionen,<br />

die Schüler/ -<strong>in</strong>nen unterschiedlicher Altersstufen<br />

besonders ansprechen. Alle Inszenierungen werden durch<br />

Materialien unterstützt und von Theaterpädagogen/-<strong>in</strong>nen<br />

und Lehrkräften vor- und nachbereitet. Im Aufbau bef<strong>in</strong>det<br />

sich zudem das Netzwerk Theater und <strong>Schule</strong>, das über die<br />

Angebote professioneller Theater, über Gastspielreisen (auch<br />

an <strong>Schule</strong>n), Ausschreibungen etc. <strong>in</strong>formiert. Des Weiteren<br />

bieten Theaterpädagogen/-<strong>in</strong>nen, Schauspieler/-<strong>in</strong>nen und<br />

Musiker/-<strong>in</strong>nen von professionellen Theatern Schülern/-<strong>in</strong>nen<br />

Produktionsworkshops an.<br />

Eigenständige Theaterprojekte <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n fördert das<br />

HKM durch se<strong>in</strong>e Schirmherrschaft über das Hessische Schul-<br />

Theater-Treffen (HSTT). Dieses Festival f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>mal pro Jahr<br />

<strong>in</strong> unterschiedlichen Städten statt. Träger der Veranstaltung<br />

ist der Landesverband Schultheater <strong>in</strong> Hessen e.V. Alle Gruppen,<br />

die an hessischen <strong>Schule</strong>n Theater spielen, <strong>in</strong> allen Schulstufen<br />

und Schulformen, sei es im Fach Darstellendes Spiel<br />

oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Fach (auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fremdsprache), sei<br />

es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Theater-AG, können sich mit ihrem Stück zum HSTT<br />

bewerben. E<strong>in</strong>e Jury wählt dann 12 Gruppen aus, die ihre Produktion<br />

vorführen und jeweils mit dem Schultheater Förderpreis<br />

der Sparkassen <strong>Kultur</strong>stiftung Hessen-Thür<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Höhe<br />

von 1500 Euro ausgezeichnet werden. Daneben haben sich <strong>in</strong><br />

Hessen 15 regionale so genannten Schultheatertage <strong>in</strong> allen<br />

hessischen Regionen entwickelt. Den Jugendgruppen wird hier<br />

e<strong>in</strong>mal pro Jahr die Möglichkeit geboten, sich und ihre Projekte<br />

vor e<strong>in</strong>em größeren Publikum zu präsentieren und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

lebendigen fachlichen Austausch zu treten. Oftmals werden<br />

im Rahmen der Festivals auch Workshops mit professionellen<br />

Theater machern/-<strong>in</strong>nen und -pädagogen/-<strong>in</strong>nen angeboten.<br />

S T R U K T U R E N _ 3 1<br />

Literatur<br />

Im Projekt „Literatur und <strong>Schule</strong>“ arbeiten Schriftsteller/<br />

-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zweijährigen Partnerschaft mit Lehrkräften und<br />

Schülern/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Schreibwerkstätten zusammen. Ziel ist, die<br />

eigene Sprache, die genaue Wahrnehmung und die lebendige<br />

Nähe zur zeitgenössischen Literatur zu fördern. Das Projekt<br />

wird <strong>hessen</strong>weit <strong>in</strong> mehreren Sequenzen durchgeführt, wobei<br />

die Projektdauer pro Turnus zwei Schuljahre beträgt.<br />

Kunst<br />

Im Kunstunterricht werden viele traditionelle Werkzeuge und<br />

Verfahren e<strong>in</strong>gesetzt. Zunehmend spielen jedoch der Computer<br />

und Peripheriegeräte, wie Scanner, Grafiktablett und Drucker,<br />

als digitale Medien e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Der offene Workshop<br />

„MuSeComputer“ (Multisensueller Kunstunterricht unter E<strong>in</strong>beziehung<br />

von Computertechnologie) verknüpft traditionelle<br />

und neue Verfahren der Bilderzeugung. Zeichnerische und<br />

malerische Ansätze werden hier durch die Möglichkeiten zur<br />

Überarbeitung und Präsentation mit dem Computer ergänzt<br />

und erweitert.<br />

In der Zusammenstellung der vom HKM <strong>in</strong>itiierten oder unterstützen<br />

Projekte wird deutlich, wie vielfältig <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

<strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n se<strong>in</strong> kann und welchen Stellenwert sie bereits<br />

<strong>in</strong>nehat. Neben diesem erfreulichen Engagement ist jedoch<br />

leider auch bereits auf den ersten Blick erkennbar, dass im<br />

Vergleich zu den anderen Künsten der Bereich Musik unverhältnismäßig<br />

gefördert wird. Woran dies liegt und wie man dem<br />

Förderungsbedarf von Theater, Kunst und Literatur gerecht<br />

werden kann, bleibt zu klären.<br />

Abschließend bleibt festzuhalten, dass nicht nur die rezeptive<br />

Erfahrung mit Kunst und <strong>Kultur</strong>, sondern auch die<br />

künstlerische Produktion <strong>in</strong> Hessen e<strong>in</strong>e wesentliche Grundlage<br />

<strong>Kultur</strong>eller Bildung ist. Das Hessische Schulgesetz zählt die<br />

kulturelle Praxis von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen sogar zu den<br />

besonderen Bildungs- und Erziehungsaufgaben der <strong>Schule</strong>n.<br />

Denn wer selbst künstlerisch arbeitet, entwickelt e<strong>in</strong>e große<br />

Nähe zu Kunst und <strong>Kultur</strong>: Er nimmt sich und se<strong>in</strong>e Umgebung<br />

bewusster wahr, sieht sche<strong>in</strong>bar Vertrautes plötzlich anders.<br />

Für K<strong>in</strong>der und Jugendliche gilt das ganz besonders. Selbst<br />

schreiben, malen, Musik machen, Theater spielen und vielleicht<br />

auch die Begegnung mit zeitgenössischen Künstlern/<br />

-<strong>in</strong>nen bewirken, dass Kunst und <strong>Kultur</strong> ihnen nicht mehr unerreichbar<br />

groß gegenüberstehen, sondern zu e<strong>in</strong>em wichtigen<br />

Element ihres Lebens werden.<br />

LITERATUR<br />

HKM/dbv/HMWK (2005): Vere<strong>in</strong>barung zwischen dem<br />

Hessischen Kultusm<strong>in</strong>isterium, dem Hessischen<br />

M<strong>in</strong>isterium für Wissenschaft und Kunst und dem<br />

Deutschen Bibliotheksverband, Landesverband Hessen,<br />

über die Förderung der Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong>n,<br />

Schulbibliotheken und öffentlichen Bibliotheken.<br />

[http://www.bibliotheksverband.de/fileadm<strong>in</strong>/user_<br />

upload/DBV/vere<strong>in</strong>barungen/Kooperationsvere<strong>in</strong>barung_<br />

Hessen.pdf, 19.04.2011].


3 2 _ S T R U K T U R E N<br />

2.3 FUNKTION STATT KONVENTION:<br />

SIEBEN WEGE ZUR KULTURSCHULE<br />

// Olaf-Axel Burow<br />

Wenn man verfolgt, wie <strong>in</strong> der Geschichte der Pädagogik <strong>in</strong>novative<br />

und zukunftsfähige <strong>Schule</strong>n entstanden s<strong>in</strong>d, dann<br />

stößt man auf das Pr<strong>in</strong>zip „Funktion statt Konvention“.<br />

Zukunftsfähige <strong>Schule</strong>n und <strong>in</strong>novative pädagogische<br />

Modelle entstehen nicht durch e<strong>in</strong>e Optimierung des traditionellen<br />

Schulmodells, sondern durch e<strong>in</strong>e Überw<strong>in</strong>dung der<br />

Grammatik der <strong>Schule</strong>.<br />

Die Grammatik der <strong>Schule</strong>, das s<strong>in</strong>d die seit über 150 Jahren<br />

sich perpetu ierenden Elemente, wie die Sortierung der<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen nach Alterskohorten, die <strong>in</strong> rechteckige Klassenräume<br />

gesperrt, frontal ausgerichtet, durch e<strong>in</strong>e Lehrperson<br />

im 45-M<strong>in</strong>utentakt <strong>in</strong>struiert werden, wobei alljährlich der<br />

„Ausschuss“, also die Schüler/-<strong>in</strong>nen, die nicht mitkommen,<br />

aussortiert wird.<br />

Lehner und Widmaier haben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studie für die GEW<br />

bereits 1992 dieses tradierte Grundmodell, dem die meisten<br />

unserer <strong>Schule</strong>n noch immer folgen, als getreues Abbild des<br />

Fließbandmodells der Fabrikation zu Zeiten der uniformen<br />

Massenproduktion charakterisiert. Die Grammatik der <strong>Schule</strong><br />

sche<strong>in</strong>t unveränderbar und doch gab es zu allen Zeiten <strong>in</strong>novative<br />

Schulreformer/-<strong>in</strong>nen. Was verb<strong>in</strong>det sie? Ob es sich<br />

um Maria Montessori oder Celest<strong>in</strong>e Fre<strong>in</strong>et handelt, Rudolf<br />

Ste<strong>in</strong>er oder Loris Malaguzzi, sie scherten sich nicht um die<br />

Konvention, sondern suchten die Funktion aus Sicht der<br />

K<strong>in</strong>der radikal neu zu def<strong>in</strong>ieren. Sie waren Pädagogen/-<strong>in</strong>nen<br />

mit Energie, Leidenschaft und e<strong>in</strong>em sensiblen E<strong>in</strong>fühlungsvermögen<br />

für die Bedürfnisse ihrer Schüler/-<strong>in</strong>nen. So schuf<br />

Montessori schülergerechte Schulmöbel und verwandelte öde<br />

Klassenzimmer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e anregende, „vorbereitete Umgebung“.<br />

Fre<strong>in</strong>et erfand Lernateliers, die Schuldruckerei, den freien Text<br />

und war so e<strong>in</strong> Mitbegründer des selbstorganisierten Lernens.<br />

Ste<strong>in</strong>ers Betonung des Epochenunterrichts und der Kunst trug<br />

dazu bei, Defizite fragmentierten Schulunterrichts zu überw<strong>in</strong>den.<br />

Man muss nicht mit jedem Detail dieser Konzepte<br />

übere<strong>in</strong>stimmen, doch geben sie wichtige Anregungen für die<br />

Weiterentwicklung der Belehrungs- und Unterrichtsschule tradierten<br />

Typs zur <strong>Kultur</strong>schule. Nachfolgend möchte ich sieben<br />

mögliche Wege skizzieren, wie <strong>Schule</strong>n das Pr<strong>in</strong>zip „Funktion<br />

statt Konvention“ nutzen können, um zu echten <strong>Kultur</strong>schulen<br />

zu werden.<br />

1. SCHULE ALS KREATIVES FELD:<br />

AUF DIE MISCHUNG KOMMT ES AN!<br />

Unser Bildungssystem orientiert sich noch überwiegend an<br />

der Messung von Leistungen isolierter Individuen. Dah<strong>in</strong>ter<br />

steht e<strong>in</strong> Menschenbild, das letztlich Leistungen dem E<strong>in</strong>zelnen<br />

zurechnet. Wie Kris und Kurz (1995) gezeigt haben, wirkt<br />

hier die <strong>in</strong> der Renaissance entstandene Künstlerlegende fort,<br />

die kreative Schöpfungen vor allem als Ausdruck e<strong>in</strong>es mit<br />

überragenden Begabungen versehenen E<strong>in</strong>zelgenies sieht.<br />

Zwar geht es <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> eher selten um genialische Leistungen,<br />

doch basiert auch die alltägliche Notengebung auf e<strong>in</strong>er<br />

Überschätzung der Bedeutung <strong>in</strong>dividueller Leistungen. Dies<br />

ist tragisch, denn nur die wenigsten von uns verfügen über<br />

herausragende Begabungen – e<strong>in</strong> Argument, das die Verfechter<br />

e<strong>in</strong>er rigiden Selektionspraxis zur Begründung separierter<br />

Eliten förderung anführen. Wie ich <strong>in</strong> „Die Individualisierungsfalle.<br />

Kreativität gibt es nur im Plural“ (Burow 1999) gezeigt<br />

habe, führt diese Auffassung allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> die Irre, denn e<strong>in</strong>erseits<br />

s<strong>in</strong>d alle herausragenden Leistungen letztlich Ergebnis<br />

spezifisch konstruierter sozialer Felder, andererseits können<br />

auch durchschnittlich begabte Personen, <strong>in</strong> der für sie passenden<br />

Umgebung, zu herausragenden Leistungen beitragen.<br />

Wie neuere Forschungen zeigen (vgl. Gladwell 2009) werden<br />

nämlich die Bedeutung e<strong>in</strong>es hohen IQ und spezifischer<br />

Begabungen für Spitzenleistungen überschätzt. Auch mit<br />

vergleichsweise durchschnittlicher Ausstattung kann man zu<br />

überragenden Leistungen beitragen. So habe ich (vgl. Burow<br />

1999) anhand der Entwicklung der Musik der „Comedian Harmonists“,<br />

der „Beatles“, aber auch der Entwicklung des „Apple<br />

Personalcomputers“ gezeigt, wie Personen mit bescheidenen<br />

schulischen Leistungen, häufig auch Schulabbrecher/-<strong>in</strong>nen,<br />

zu überragenden Leistungen <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, wenn es ihnen<br />

gel<strong>in</strong>gt, passende Partner mit unterschiedlichen Fähigkeiten<br />

zu f<strong>in</strong>den, die e<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> kreativer Konkurrenz herausfordern<br />

und sich synergetisch ergänzen. In solchen Beispielen zeigt<br />

sich: Entscheidender als die <strong>in</strong>dividuelle Begabung ist das<br />

unter stützende Synergiefeld, das ich als „Kreatives Feld“ bezeichnet<br />

habe.<br />

Me<strong>in</strong>e „Thesen zur Genese schöpferischer Leistungen“<br />

s<strong>in</strong>d durch die Untersuchungen Keith Sawyers (2007) bestätigt<br />

worden. Demnach s<strong>in</strong>d kreative Leistungen immer Ausdruck<br />

spezifisch aufgebauter sozialer Felder. Sawyer spricht<br />

vom „Group Genius“ – so auch der Titel se<strong>in</strong>er Untersuchung.<br />

Ob E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>, Mozart oder Brecht: Die nähere Befassung mit den<br />

H<strong>in</strong>tergründen zeigt, dass diese Personen eher e<strong>in</strong>e Art „Kristallisationskern<br />

im Feld“ s<strong>in</strong>d, die aufgrund ihrer besonderen<br />

Befähigung dazu <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, Ideen, Anregungen etc. ihrer<br />

sozialen Umgebung zu bündeln und zuzuspitzen.<br />

Sie werden sich jetzt vielleicht fragen, was diese Überlegungen<br />

mit der Entwicklung von <strong>Kultur</strong>schulen zu tun haben.<br />

Ich me<strong>in</strong>e, dass wir e<strong>in</strong>e neue Pädagogik brauchen, die ich <strong>in</strong><br />

Analogie zur „Positiven Psychologie“ Seligmans (2005) als<br />

„Positive Pädagogik“ bezeichnen möchte. Zentrale Aufgabe<br />

von Pädagogen/-<strong>in</strong>nen ist es, demnach Schüler/-<strong>in</strong>nen dazu zu<br />

befähigen, ihre „Signaturstärken“ zu entdecken und zu fördern;<br />

also denjenigen Bereich, der ihnen besonders liegt und den sie<br />

entwickeln wollen. Es gilt, den Abschied zu wagen vom traditionellen<br />

Unterrichtskonzept, das letztlich darauf abzielt, allen<br />

zur gleichen Zeit das Gleiche zu vermitteln. In e<strong>in</strong>er arbeitsteilig<br />

organisierten Gesellschaft geht es – abgesehen von den Basiskompetenzen<br />

– gar nicht darum, dass alle das Gleiche können,<br />

sondern darum, dass jede/-r e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuell e<strong>in</strong>zigartiges Profil<br />

entwickelt, das er/sie <strong>in</strong> den geme<strong>in</strong>samen Lern- und Arbeitsprozess<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen kann.<br />

Um e<strong>in</strong> Beispiel zu geben: Der Schulabbrecher Steve Jobs hatte<br />

als e<strong>in</strong>er der Ersten die Idee e<strong>in</strong>es objektgesteuerten persönlichen<br />

Computers. Doch statt e<strong>in</strong> Informatikstudium aufzunehmen,<br />

suchte er sich <strong>in</strong> Steven Woszniak e<strong>in</strong>en kongenialen<br />

Partner, der die technischen Fähigkeiten besaß, aus dieser<br />

Vision e<strong>in</strong> konkretes Gerät zu bauen. Woszniak selbst wäre


ohne die Begegnung mit dem visionären Jobs e<strong>in</strong> unbedeutender<br />

Technikfreak geblieben, der aus Elektronikschrott unbedeutende<br />

Spaßmasch<strong>in</strong>en gebaut hätte. Erst das Zusammenführen<br />

der beiden Spezialbegabungen ermöglichte geme<strong>in</strong>sames<br />

Schöpfertum. Solche Beispiele zeigen: <strong>Schule</strong>n sollten<br />

mehr Lernumgebungen schaffen, die die Schüler/-<strong>in</strong>nen dazu<br />

herausfordern, ihre <strong>in</strong>dividuellen Neigungen zu erkennen und<br />

<strong>in</strong> folgenreichen, attraktiven Projekten <strong>in</strong> gegenseitiger Konkurrenz<br />

und Unterstützung zu entwickeln. Dabei s<strong>in</strong>d gerade<br />

die Unterschiede wichtig: „Das, was ich nicht kann und was die<br />

<strong>Schule</strong> zu oft als zu bekämpfende Schwäche verfolgt, erweist<br />

sich <strong>in</strong> diesem Konzept als der Anziehungspunkt für mögliche<br />

Synergiepartner, die me<strong>in</strong>e Schwäche ausgleichen. Ja, erst<br />

durch diese Schwäche b<strong>in</strong> ich ja für sie attraktiv.“<br />

Die „Theorie des Kreativen Feldes“ betont anknüpfend an<br />

Bourdieu, dass gute Leistungen und Kreativität e<strong>in</strong> Effekt des<br />

Feldes s<strong>in</strong>d. Aufgabe der <strong>Kultur</strong>schule ist es, <strong>in</strong> dieser Perspektive,<br />

geeignete Angebote zu <strong>in</strong>itiieren, die es jedem ermöglichen<br />

– über den engen schulischen Leistungsbegriff h<strong>in</strong>aus –<br />

die Umgebung bzw. das Feld zu kreieren, das für die Entfaltung<br />

der jeweiligen Begabung förderlich ist. In Projekten <strong>Kultur</strong>eller<br />

Bildung passiert genau das.<br />

2. WANDEL DER LEHR-/LERNKULTUR<br />

Der Wandel der <strong>Schule</strong> von der tradierten Unterrichtsanstalt<br />

zum Kreativen Feld bzw. zur <strong>Kultur</strong>schule erfordert die Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er veränderten Lehr- und Lernkultur. In der traditionellen<br />

Auffassung von Lehren und Lernen kommt den<br />

unterrichtenden Lehrern/-<strong>in</strong>nen die Schlüsselposition zu:<br />

Schwerpunktmäßig <strong>in</strong>struktionsorientiertes Lehren erfordert<br />

e<strong>in</strong>e aktive Position der Lehrenden und zw<strong>in</strong>gt die Lernenden<br />

vorrangig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e rezeptive Haltung und e<strong>in</strong>e passive Position.<br />

Neuere Untersuchungen (Overwien 2009) zeigen, dass wir<br />

m<strong>in</strong>destens 50% unseres Wissens und Könnens <strong>in</strong> <strong>in</strong>formellen<br />

Zusammenhängen erwerben. E<strong>in</strong> Beispiel für die verblüffende<br />

Wirkung <strong>in</strong>formeller Umgebungen s<strong>in</strong>d Lerncamps, wie sie<br />

Baumert und Stanat im Jahr 2005 (zitiert nach Re<strong>in</strong>hard Kahl,<br />

www.archiv-der-zukunft.de) untersucht haben. So veranstaltete<br />

die Jacobs-Stiftung <strong>in</strong> Bremen Sommercamps zur Sprachförderung<br />

für K<strong>in</strong>der ausländischer Herkunft (Kahl 2006). Die<br />

K<strong>in</strong>der arbeiteten an Theaterstücken, hatten ausreichend Zeit<br />

zum Spielen, Toben und für Abenteuer und erhielten zusätzlich<br />

täglich zwei Stunden Sprachunterricht. Das Resultat verblüffte<br />

die Forscher/-<strong>in</strong>nen, konnten sie doch nach drei Wochen e<strong>in</strong>en<br />

Sprachfortschritt feststellen der 1 1/2 Schuljahren entspricht.<br />

Wegen der besonderen Umstände zogen sie 1/2 Jahr ab. E<strong>in</strong><br />

Jahr Lernfortschritt <strong>in</strong> drei Wochen, wie ist das möglich?<br />

Die E<strong>in</strong>sichten aus solchen Lehr-/Lernexperimenten mit<br />

veränderten Lehr-/Lernarrangements deuten darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

wir die Wirkungen traditionellen Unterrichts überschätzen und<br />

gut daran täten – zum<strong>in</strong>dest ergänzend – offenere Formen anzubieten,<br />

die nicht nur zu optimierten Lernergebnissen führen,<br />

sondern auch geeignet s<strong>in</strong>d, Lehrer/-<strong>in</strong>nen zu entlasten, <strong>in</strong>dem<br />

den Schülern/-<strong>in</strong>nen mehr Verantwortung für die eigenständige<br />

Gestaltung ihres Lernprozesses übertragen wird.<br />

Dieses Konzept wird auch als „konstruktivistische Auffassung“<br />

vom Lernen bezeichnet, weil sie davon ausgeht,<br />

dass Lernende nicht wie e<strong>in</strong> passiver Trichter funktionieren, <strong>in</strong><br />

den der Lehrstoff e<strong>in</strong>gefüllt wird, sondern dass sie ihr Lernen<br />

aktiv selbst konstruieren. Lernen wird hier als konstruktiver,<br />

situati ver Prozess gesehen, <strong>in</strong> dem die Lernenden e<strong>in</strong>e aktive<br />

Position e<strong>in</strong>nehmen und die Lehrenden eher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e reaktive<br />

S T R U K T U R E N _ 3 3<br />

Position kommen, <strong>in</strong> der sie vor allem als Lernbegleiter und<br />

Coach fungieren. Wichtigste Aufgabe <strong>in</strong> dieser Perspektive<br />

ist die Gestaltung situierter Lernumgebungen. Lehrer/-<strong>in</strong>nen<br />

werden so zu Lernumgebungsdesignern, deren vordr<strong>in</strong>gliche<br />

Aufgabe nicht Instruktion, sondern situations- und personenbezogene<br />

Unterstützung, Anregung und Beratung ist.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Jugendbildung bietet mit ihren vielfältigen<br />

Kunst- bzw. <strong>Kultur</strong>projekten attraktive Möglichkeiten für diese<br />

neue Form des Lehrens und Lernens.<br />

3. DIE „WEISHEIT DER VIELEN“ NUTZEN<br />

Der amerikanische Wissenschaftsjournalist James Surowiecki<br />

(2005) hat noch vor der F<strong>in</strong>anzkrise e<strong>in</strong> aufsehenerregendes<br />

Buch mit dem programmatischen Titel „Die Weisheit<br />

der Vielen – Warum Gruppen klüger s<strong>in</strong>d als E<strong>in</strong>zelne“ vorgelegt,<br />

<strong>in</strong> der auf die desaströsen Fehle<strong>in</strong>schätzungen von<br />

F<strong>in</strong>anzexperten/-<strong>in</strong>nen h<strong>in</strong>wies. Sie irren sehr viel häufiger als<br />

wir es me<strong>in</strong>en, und unter bestimmten Umständen, s<strong>in</strong>d sogar<br />

zufällig zusammengesetzte Gruppen von m<strong>in</strong>destens 150 Mitgliedern<br />

klüger als sie. Wenn man z.B. bei der Rateshow „E<strong>in</strong>er<br />

wird Millionär“ nicht weiter weiß, kann man raten. Man hat dann<br />

e<strong>in</strong>e 50% Chance, die richtige Lösung zu f<strong>in</strong>den. Man kann aber<br />

auch den Telefonjoker benutzen und e<strong>in</strong>e/-n Experten/-<strong>in</strong> anrufen.<br />

Dann hat man e<strong>in</strong>e 62% Chance. Die größte Erfolgswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

erreicht man, wenn man das Publikum, also e<strong>in</strong>e<br />

zufällig zusammengesetzte Gruppe von Personen abstimmen<br />

lässt. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er richtigen Antwort beträgt<br />

hier 92%. Wie ist das möglich?<br />

Wie Surowiecki zeigt, liegt dieses überraschende Ergebnis<br />

an e<strong>in</strong>er mathematischen Regel: Wenn die Gruppe groß genug<br />

ist und ausreichende Kenntnisse bzw. Erfahrungen über die<br />

betreffende Fragestellung hat und nicht manipuliert ist,<br />

werden die Extreme ausgeglichen.<br />

1. Mehrheitsentscheidungen s<strong>in</strong>d weiser als Entscheidungen<br />

von E<strong>in</strong>zelpersonen.<br />

2. Die Kooperation von Menschen verschiedener Expertise und<br />

Intelligenz garantiert bessere Outputs als E<strong>in</strong>zelentscheidungen.<br />

Im Rahmen dieses Textes kann ich nicht detailliert auf die<br />

Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>gehen, die im E<strong>in</strong>zelnen beschreiben, wann<br />

Gruppen Experten/-<strong>in</strong>nen überlegen s<strong>in</strong>d und wann sie irren.<br />

Cass Sunste<strong>in</strong> (2009), Professor und Wahlkampfberater Barak<br />

Obamas, hat sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em lesenswerten Buch „Infotopia“ mit<br />

dieser Frage detailliert ause<strong>in</strong>ander gesetzt. Nur so viel: Die<br />

betreffende Gruppe muss über das zu entscheidende Thema<br />

eigene Erfahrungen und gute Kenntnisse besitzen. Sie darf<br />

nicht manipuliert se<strong>in</strong> und es muss e<strong>in</strong> Klima herrschen, das<br />

es erlaubt, jede Me<strong>in</strong>ung – sei sie auch noch so abwegig – zu<br />

äußern. Die Abstimmung muss nach demokratischen Regeln<br />

erfolgen.<br />

Was haben diese Überlegungen mit unserem Thema, der kulturellen<br />

<strong>Schule</strong>ntwicklung zu tun?<br />

<strong>Kultur</strong>elle <strong>Schule</strong>ntwicklung ist immer dann erfolgreich,<br />

wenn es gel<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong>en offenen Raum zu schaffen, <strong>in</strong> dem sich<br />

alle an <strong>Schule</strong> beteiligten Schlüsselpersonen begegnen und<br />

geme<strong>in</strong>sam ihr Wissen austauschen als Grundlage für geme<strong>in</strong>same<br />

Entwicklungsprojekte.<br />

Es geht darum, das verborgene und oftmals unterschätzte<br />

Wissen von Lehrern/-<strong>in</strong>nen, Schülern/-<strong>in</strong>nen, Eltern, von Kitas,<br />

der Jugendhilfe, sonstigen Bildungsakteuren und anderen<br />

Dienstkräften, aber auch der Verwaltung und Politikern/-<strong>in</strong>nen<br />

sowie Wissenschaftlern/-<strong>in</strong>nen zu nutzen. Die Idee der Regio-


3 4 _ S T R U K T U R E N<br />

ÜBERWINDUNG VON FRAGMENTIERUNG & SCHAFFUNG EINES KOHÄRENTEN FELDES<br />

Wirkungen:<br />

>> Förderung persönlicher und fachlicher Kontakte<br />

>> Aufbau von Netzwerken<br />

>> Nutzung der Weisheit der Vielen<br />

>> Verständnis für unterschiedliche <strong>Kultur</strong>en<br />

>> Steigerung von Motivation, Leistung und Innovationskompetenz<br />

>> Förderung von Systemdenken<br />

>> die Entdeckung des common ground als Keim von Kreativen Feldern<br />

BILDUNGSAKTEURE<br />

Abb. 1: Schaffung e<strong>in</strong>es kohärenten Feldes (Burow 2011, S. 192)<br />

nal entwicklung durch kommunale Bildungslandschaften,<br />

<strong>in</strong> der sich die Akteure e<strong>in</strong>er Region synergetisch ergänzen,<br />

sucht die Chancen des Netzwerkparadigmas zu nutzen und<br />

dies nicht von ungefähr. In unserer arbeitsteilig ausdifferenzierten<br />

Gesellschaft besteht zunehmend das Problem der<br />

Fragmentierung. Durch Netzwerkbildung kann – wie Abbildung<br />

1 zeigt – Fragmentierung überwunden und e<strong>in</strong> kohärentes<br />

sozia les Feld, e<strong>in</strong> Kreatives Feld gebildet werden.<br />

Hierbei haben sich Verfahren der prozessorientierten Zukunftsmoderation,<br />

die das Wissen auch großer Gruppen zusammenbr<strong>in</strong>gen,<br />

als hilfreich erwiesen (vgl. Burow/Schratz 2009).<br />

Zukunftswerkstätten, Zukunftskonferenzen, Open Space Veranstaltungen<br />

und Verfahren wertschätzender <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />

ermöglichen <strong>in</strong>nerhalb von e<strong>in</strong> bis zwei Tagen e<strong>in</strong>en konzentrierten<br />

Austausch, oftmals unverbunden nebene<strong>in</strong>ander herlaufender<br />

Gruppen und Institutionen und münden nicht selten <strong>in</strong><br />

die Entdeckung des „geme<strong>in</strong>samen Grundes“, so der Titel e<strong>in</strong>er<br />

Untersuchung des New Yorker Managementprofessors Marv<strong>in</strong><br />

Weisbord (1992). In „Discover<strong>in</strong>g the Common Ground“ belegt<br />

er, dass Organisationen über e<strong>in</strong>en verborgenen geme<strong>in</strong> samen<br />

Grund verfügen, dessen Freisetzung <strong>in</strong> geeigneten Konferenzformen<br />

dazu führen kann, dass die versprengten Ener gien wirksam<br />

auf die Erreichung geme<strong>in</strong>samer Ziele ausgerichtet werden.<br />

Entscheidend ist hier die geme<strong>in</strong>same Entwicklung e<strong>in</strong>es<br />

von allen geteilten Zukunftsbildes.<br />

UNSERE REGION IN 10 JAHREN<br />

UNTERNEHMEN<br />

ÖRTLICHE POLITIKER KULTURELLE BILDUNG<br />

SCHULEN<br />

KITAS, KIRCHEN<br />

JUGENDHILFE<br />

WISSENSCHAFTLER<br />

ÄMTER<br />

4. VON DER EINZELSCHULE ZUR BILDUNGSLANDSCHAFT<br />

Wirkungsvolle und <strong>in</strong>novative Bildungslandschaften entstehen<br />

aus dieser Perspektive dann, wenn es gel<strong>in</strong>gt, die versprengten<br />

E<strong>in</strong>zelkräfte auf e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Handeln h<strong>in</strong> zu orientieren.<br />

Aus der Perspektive der Netzwerkforschung geht es darum,<br />

die Begrenzung auf die Entwicklung der E<strong>in</strong>zelschule zu überw<strong>in</strong>den<br />

und <strong>in</strong> den Sozialraum h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuwirken. Malcom Gladwell<br />

(2002) hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „Tipp<strong>in</strong>g Po<strong>in</strong>t“ gezeigt, welche<br />

erstaunlichen Wirkungen e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>beziehung des sozialen Umfeldes<br />

haben kann. Gladwell zufolge kann es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kommune<br />

genügen, dass ca. 5% der Schlüsselpersonen e<strong>in</strong>er Region hoch<br />

stehende Werte überzeugend vorleben. Ihr Beispiel trägt zu<br />

e<strong>in</strong>em mentalen Umschwung <strong>in</strong> die positive Richtung bei. Im<br />

Rahmen des Wettbewerbs MIXED UP, <strong>in</strong> dem <strong>Kultur</strong>schulen ihre<br />

Projekte e<strong>in</strong>reichten, haben wir e<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong>en „tipp<strong>in</strong>g<br />

po<strong>in</strong>t“ aus dem Schulbereich prämiert. An der IGS Horn, die <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em sozialen Brennpunkt <strong>in</strong> Hamburg liegt, begann e<strong>in</strong> Künstler<br />

mit dem Aufbau e<strong>in</strong>es Cachon-Orchesters, an dem über 100<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen teilnahmen. Diese Aktivität trug nicht nur dazu<br />

bei, die Beziehungen zwischen Schülern/-<strong>in</strong>nen untere<strong>in</strong>ander<br />

und zu Lehrern/-<strong>in</strong>nen zu verbessern, sondern es kam darüber<br />

h<strong>in</strong>aus zu e<strong>in</strong>em Umschwung im Stadtteil. So entstand e<strong>in</strong>e<br />

regelmäßige Konzertreihe, an der auch bekannte Künstler/<br />

-<strong>in</strong>nen teilnahmen. E<strong>in</strong>ige Schüler/-<strong>in</strong>nen gründeten e<strong>in</strong>e professionelle<br />

Schülerfirma, die diese Percussion-Instrumente<br />

produzierte ...


Hier zeigt sich: Die Öffnung der <strong>Schule</strong> zu ihrem Umfeld<br />

und die E<strong>in</strong>beziehung von Personen unterschiedlicher Professionen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere auch Künstlern/-<strong>in</strong>nen kann nicht nur<br />

zu e<strong>in</strong>er Bereicherung des schulischen Angebots beitragen,<br />

sondern auch e<strong>in</strong>en über den engen Schulkontext h<strong>in</strong>aus wirkenden<br />

„tipp<strong>in</strong>g po<strong>in</strong>t“ anstoßen.<br />

5. PICTORIAL KNOWLEDGE ALS DRITTEN WISSENSTYP NUTZEN<br />

Bei der Entwicklung geme<strong>in</strong>sam geteilter Zukunftsbilder, die<br />

dazu beitragen, Fragmentierung zu überw<strong>in</strong>den und dem<br />

vernetzten Handeln e<strong>in</strong> orientierendes Ziel zu bieten, ist es –<br />

wie wir gesehen haben – wichtig, sich aus der „Mehrdesselbenfalle“<br />

zu befreien. Viele der derzeit dom<strong>in</strong>ierenden Strategien<br />

der <strong>Schule</strong>ntwicklung scheitern auch deswegen, weil sie zu<br />

oft darauf abzielen, die tradierte Form des <strong>Schule</strong>machens,<br />

die Grammatik der <strong>Schule</strong>, zu optimieren. Doch angesichts<br />

e<strong>in</strong>er rasant sich entwickelnden globalisierten Risikogesellschaft<br />

gilt es der Formel „Funktion statt Konvention“ zu<br />

folgen. Wenn wir zukunftsfähige <strong>Schule</strong>n entwickeln wollen,<br />

dann müssen wir uns von vielen Konventionen verabschieden,<br />

etwa – wie wir oben gesehen haben – dem Übergewicht von<br />

Frontal unterricht. Es geht darum, <strong>Schule</strong> von ihrer geänderten<br />

Funktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er entstehenden Wissens- und Kreativgesellschaft<br />

mit gesteiger ten Anforderungen an die Selbstorganisationskompetenzen<br />

der Beteiligten her neu zu denken. Dabei<br />

ist e<strong>in</strong>e Erweiterung der berücksichtigten Wissensformen<br />

nötig. So unterscheidet der Hirnforscher Ernst Pöppel, den ich<br />

vor e<strong>in</strong>iger Zeit kennen lernte und der mich zu den folgenden<br />

Überlegungen anregte, drei Formen des Wissens:<br />

1. Begriffliches oder explizites Wissen (Nennen, Sagen)<br />

Dieser Wissenstyp, der an unseren Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

dom<strong>in</strong>iert, ist ausgezeichnet geeignet, komplexe Sachverhalte<br />

aufzuhellen. Er hat allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>en entscheidenden Nachteil:<br />

Wie wir z.B. aus Untersuchungen zum Umweltverhalten<br />

wissen, haben mehr Information und Aufklärung kaum Auswirkungen<br />

auf Verhaltensänderungen. E<strong>in</strong> Grund dafür ist, dass<br />

explizites Wissen <strong>in</strong> der Regel ich-fern ist und kaum E<strong>in</strong>fluss<br />

auf unsere Verhaltensdispositionen hat.<br />

2. Implizites oder Handlungswissen (Schaffen, Tun)<br />

Wenn wir e<strong>in</strong>mal Fahrradfahren oder Skifahren erlernt haben,<br />

dann beherrschen wir die nötigen Bewegungsabläufe unser<br />

gesamtes Leben lang, weil implizites oder Handlungswissen<br />

direkt mit unserem Körper verbunden ist.<br />

3. Bildliches oder Anschauungswissen<br />

„pictorial knowledge“ (Sehen, Erkennen)<br />

In Übere<strong>in</strong>stimmung mit dem Hirnforscher Gerald Hüther<br />

(2004), der e<strong>in</strong> eigenes Buch über „Die Macht der <strong>in</strong>neren<br />

Bilder“ verfasst hat, behauptet Pöppel, dass unser Handeln<br />

durch ca. 800 <strong>in</strong>nere Bilder bestimmt wird. Dabei handelt es<br />

sich um die Verdichtung emotional tief berührender Erfahrungen<br />

im Verlaufe unserer Biografie, die wir <strong>in</strong> <strong>in</strong>neren Bildern<br />

abspeichern. Diese Bilder bestimmen unser Denken, Fühlen<br />

und Handeln lebenslang, sie prägen die mentalen Modelle, die<br />

unser Wahrnehmen, Bewerten und Handeln steuern. Zugleich<br />

verdichten sich <strong>in</strong> diesem „Bildwissen“ (Burow 2008) unsere<br />

Grundbedürfnisse, die wir <strong>in</strong> der Regel mit anderen teilen, weswegen<br />

ihre Freisetzung e<strong>in</strong> wichtiges Mittel ist, um mehr über<br />

die Voraussetzungen für gel<strong>in</strong>gende Lehr-/Lernprozesse und<br />

damit für e<strong>in</strong>e „gute“ <strong>Schule</strong> zu erfahren.<br />

S T R U K T U R E N _ 3 5<br />

Wenn wir also <strong>Kultur</strong>schulen entwickeln wollen, dann dürfen<br />

wir uns nicht auf die Vermittlung expliziten Wissens beschränken,<br />

sondern müssen nach vielfältigen Zugängen suchen,<br />

um das <strong>in</strong> <strong>in</strong>neren Bildern vorhandene „Tiefenwissen“ freizusetzen.<br />

Genau dies geschieht – als e<strong>in</strong>e Art unbeabsichtigter<br />

Nebenwirkung – <strong>in</strong> vielen Projekten <strong>Kultur</strong>eller Bildung.<br />

6. OASE = OPEN ART SPACE IN DER SCHULE<br />

Inkorporiertes kulturelles Kapital manifestiert sich, wie wir gesehen<br />

haben, im Habitus. Ohne dass es uns bewusst ist, haben<br />

sich die E<strong>in</strong>flüsse von Sozialisation und Erziehung <strong>in</strong> gewisser<br />

Weise <strong>in</strong> unseren Körpern verankert und üben E<strong>in</strong>fluss auf Haltung<br />

und Verhalten aus, weswegen Joachim Bauer (2004) aus<br />

Sicht der Hirnforschung auch vom „Gedächtnis des Körpers“<br />

spricht. In der traditionellen Unterrichtsschule ist für die Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit dieser wichtigen Dimension so gut wie<br />

ke<strong>in</strong> Raum. Im Unterschied dazu eröffnen die verschiedenen<br />

Formen <strong>Kultur</strong>eller Bildung im Medium von Kunst und ästhetischem<br />

Gestalten Zugänge zu diesen unterschätzten Ressourcen<br />

für die Entwicklung der Person.<br />

Im Rahmen der Lehrerausbildung haben wir (Burow/<br />

Schmiel<strong>in</strong>g-Burow 2005) e<strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>arkonzept entwickelt, das<br />

es angehenden Lehrern/-<strong>in</strong>nen ermöglicht, mehr Aufschluss<br />

über ihr kulturelles Kapital und die damit verbundenen kreativen<br />

Potenziale zu erhalten.<br />

Die Auswertung zeigt, dass über die Begegnung mit den<br />

Bildern kreative Personenmischungen entstehen, die oft über<br />

längere Zeiträume weiter zusammenarbeiten und sich gegenseitig<br />

bei der Bewältigung von Herausforderungen unterstützen.<br />

Dieses komb<strong>in</strong>ierte Art-Coach<strong>in</strong>g-Verfahren, das wir seit<br />

zehn Jahren <strong>in</strong> unterschiedlichsten Feldern mit Gruppen von<br />

zehn bis zweihundert Personen durchgeführt haben, sche<strong>in</strong>t<br />

vielen Teilnehmern/-<strong>in</strong>nen dazu zu verhelfen, ihrem Leben S<strong>in</strong>n<br />

und Orientierung zu geben und ihre Ziele zu klären. So treffen<br />

wir noch nach Jahren auf Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen, die uns berichten,<br />

dass ihr Selbstportrait an zentraler Stelle <strong>in</strong> ihrer Wohnung<br />

oder ihrem Arbeitsplatz hängt und sie – e<strong>in</strong>er Kompassnadel<br />

gleich – daran er<strong>in</strong>nert, wo sie sich h<strong>in</strong> entwickeln wollen bzw.<br />

was ihre <strong>in</strong>nere Bestimmung ist.<br />

Die Verb<strong>in</strong>dung von kultureller Praxis und Selbstreflexion<br />

stellt e<strong>in</strong>en wichtigen Ansatz auf dem Weg zur <strong>Kultur</strong>schule<br />

dar.<br />

7. „GLÜCKSSCHULEN“ ENTWICKELN<br />

Der erste Lehrstuhl<strong>in</strong>haber der Pädagogik, Johann Christian<br />

Trapp, formulierte 1780 an der Universität Halle als Ziel aller<br />

Bildung die „Erziehung zur Glückseligkeit.“ Wie der Erziehungshistoriker<br />

Timo Hoyer und ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studie herausgearbeitet<br />

haben (Burow/Hoyer 2010), ist seitdem das Glück<br />

ausgerechnet aus der deutschen Erziehungswissenschaft<br />

verschwunden, während sich <strong>in</strong> anderen Bereichen, etwa der<br />

Ökonomie die Glücksforschung hohen Ansehens erfreut (vgl.<br />

Frey 2010). Diesem Missstand suchte unlängst der Heidelberger<br />

Schulrektor Fritz-Schubert (2009) durch die E<strong>in</strong>führung<br />

e<strong>in</strong>es „Schulfaches Glück“ abzuhelfen. Hier sollten die<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen das lernen, worauf es – so Fritz-Schubert –<br />

im Leben wirklich ankomme und wofür <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> die Zeit<br />

gefehlt habe. So verdienstvoll und wichtig se<strong>in</strong> Versuch, das<br />

Glück <strong>in</strong> die <strong>Schule</strong> zurückzuholen auch ist, so geht er unseres<br />

Erachtens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e problematische Richtung: Durch die Abdrängung<br />

elementarer Schülerbedürfnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Schulfach wird


3 6 _ S T R U K T U R E N<br />

die Tendenz zur Abspaltung und Missachtung existenzieller<br />

Bedürfnisse, die weite Teile der öffentlichen <strong>Schule</strong> nach PISA<br />

mit ihrem verengten Bildungsverständnis mehr denn je charakterisiert,<br />

verstärkt. Wenn, wie zahlreiche Studien zeigen (vgl.<br />

Schaarschmidt 2005, 2007), e<strong>in</strong> erschreckend hoher Teil von<br />

Lehrern/-<strong>in</strong>nen und auch Schülern/-<strong>in</strong>nen durch die traditionelle<br />

Art des <strong>Schule</strong>machens sogar <strong>in</strong> bedrohlichem Ausmaß<br />

gesundheitlich belastet ist, dann kann diese Fehlentwicklung<br />

nicht durch die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es die defizite-kompensierenden<br />

Schulfaches überwunden werden. Vielmehr muss es darum gehen,<br />

unser Bildungsverständnis <strong>in</strong>sgesamt zu überdenken und<br />

neue Formen bedürfnisgerechter <strong>Schule</strong>n zu entwickeln. <strong>Kultur</strong>elle<br />

Bildung und der Aufbau von <strong>Kultur</strong>schulen, also <strong>Schule</strong>n,<br />

die e<strong>in</strong>em umfassenden, „ganzheitlichen“ Bildungsverständnis<br />

verpflichtet s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong>sbesondere auch die Potenziale der<br />

Künste und freier Gestaltungsräume erschließen, ist e<strong>in</strong> Weg<br />

<strong>in</strong> dieser Richtung.<br />

In unseren <strong>Schule</strong>ntwicklungswerkstätten erhalten wir auf<br />

die Frage, was gel<strong>in</strong>gende Lernsituationen und e<strong>in</strong>e gute <strong>Schule</strong><br />

aus<strong>macht</strong>, <strong>in</strong> hoher Übere<strong>in</strong>stimmung unterschied lichster<br />

Kollegien seit vielen Jahren e<strong>in</strong>en Kernsatz von wenigen Erfolgspr<strong>in</strong>zipien<br />

benannt: An erster Stelle stehen Geme<strong>in</strong>schaft,<br />

Wertschätzung, Vertrauen, Kooperation und Freiheit. In Projekten<br />

<strong>Kultur</strong>eller Jugendbildung, wie sie z.B. im bereits erwähnten<br />

Wettbewerb MIXED UP der Bundesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung (BKJ) prämierte, wurden genau<br />

diese Pr<strong>in</strong>zipien realisiert. E<strong>in</strong>e Analyse der e<strong>in</strong>gereichten Projekte<br />

<strong>Kultur</strong>eller Jugendbildung zeigt, dass sie <strong>in</strong> ihrer Mehrzahl<br />

dem Pr<strong>in</strong>zip „Bildung zur Freiheit“ (Burow 2010) folgen.<br />

Me<strong>in</strong>e These: Wir brauchen <strong>Schule</strong>n, <strong>in</strong> denen Schüler/ -<strong>in</strong>nen,<br />

aber auch Lehrer/-<strong>in</strong>nen mehr Lern- und Arbeitsfreude, ja bisweilen<br />

sogar Glück erfahren. Wem das angesichts der steigenden<br />

Anforderungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er globalisierten Konkurrenzgesellschaft<br />

als naiv ersche<strong>in</strong>t, dem sei die Lektüre der langjährigen Studien<br />

des Glücksforschers Milhalyi Csikszentmilhalyi (2004) empfohlen.<br />

Er stellte fest, dass die Erfahrung von „flow“, e<strong>in</strong> Zustand den<br />

man als Glück erfährt, nicht nur e<strong>in</strong>e Voraussetzung für Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

und Gesundheit, sondern auch für Spitzenleistungen<br />

ist. Wie die Abbildung 2 zeigt, entsteht „flow“ immer dann, wenn<br />

wir persönlich bedeutsamen Anforderungen ausgesetzt werden,<br />

die leicht über unseren Fähigkeiten liegen, aber durch Anstrengungsbereitschaft<br />

von uns gelöst werden können. Aufgabe von<br />

<strong>Schule</strong> ist es, aus dieser Perspektive, Schüler/-<strong>in</strong>nen weder zu<br />

über- noch zu unterfordern, sodass sie ihren persönlichen flow-<br />

Kanal erschließen können. Im e<strong>in</strong>seitig kognitiv und <strong>in</strong>s truierend<br />

angelegten Unterricht steigen zu viele Schüler/-<strong>in</strong>nen aus, entweder<br />

weil sie im Modus der Überforderung oder der Unterforderung<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Auch die Hirnforschung, die derzeit Konjunktur hat, bestätigt<br />

dies. Fragen Sie Joachim Bauer, Gerald Hüther, Ernst Pöppel<br />

oder Manfred Spitzer: Alle werden Ihnen sagen, dass Lernen<br />

nur dann effektiv und nachhaltig ist, wenn es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zwar<br />

herausfordernden, aber angst- und stressfreien Umgebung<br />

stattf<strong>in</strong>det. Entscheidend ist, dass die <strong>Schule</strong> dem/der E<strong>in</strong>zelnen<br />

– Schüler/-<strong>in</strong> oder Lehrer/-<strong>in</strong> – die Möglichkeit gibt, zu<br />

entdecken, was se<strong>in</strong>e spezifischen Fähigkeiten s<strong>in</strong>d und wie er<br />

sie am effektivsten e<strong>in</strong>setzen kann. John Dewey formulierte<br />

das schon vor über hundert Jahren:<br />

„Herauszuf<strong>in</strong>den, wozu man sich eignet, und e<strong>in</strong>e Gelegenheit<br />

zu f<strong>in</strong>den, dies zu tun, ist der Schlüssel zum Glücklichse<strong>in</strong>.“<br />

hoch<br />

ANFORDERUNGEN<br />

Frustration<br />

Stress<br />

Flow<br />

Langeweile<br />

FÄHIGKEITEN<br />

niedrig hoch<br />

Abb. 2: Begabungsförderliche <strong>Schule</strong> durch mehr flow-Situationen?<br />

(Burow 2011, S. 51)<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen mit Mitteln der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung die Möglichkeit<br />

zu eröffnen, ihre spezifischen Fähigkeiten und damit<br />

ihr kulturelles Kapital zu entwickeln, ist <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne nicht<br />

nur e<strong>in</strong> Weg zu mehr Freude und Glück, sondern fördert zugleich<br />

auch vielfältige Kompetenzen und trägt darüber h<strong>in</strong>aus<br />

zum Entstehen von Spitzenleistungen bei.<br />

Dieser Beitrag ist e<strong>in</strong> Auszug aus Burow, Axel-Olaf (2011): „<strong>Kultur</strong>elles<br />

Kapital für alle! Mit der <strong>Kultur</strong>schule zu mehr Bildungsgerechtigkeit“.<br />

Erschienen <strong>in</strong>: Braun, Tom (Hg.): Lebenskunst<br />

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S T R U K T U R E N _ 3 7<br />

Kris, Ernst/Kurz, Otto (1995): Die Legende vom Künstler.<br />

E<strong>in</strong> geschichtlicher Versuch. Frankfurt a.M.<br />

Lehner, Franz/Widmaier, Ulrich (1992): E<strong>in</strong>e moderne<br />

<strong>Schule</strong> für e<strong>in</strong>e moderne Industriegesellschaft.<br />

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Overwien, Bernd (2007): „Informelles Lernen“. In: Göhlich,<br />

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Theorien des Lernens. We<strong>in</strong>heim, S. 119–130.<br />

Pöppel, Ernst (2006): Der Rahmen. Der Blick des Ich<br />

auf se<strong>in</strong> Gehirn. München.<br />

Sawyer, Keith (2007): Group Genius. The Creative Power<br />

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Schaarschmidt, Uwe (2005): Halbtagsjobber? Psychische<br />

Gesundheit im Lehrerberuf – Analyse e<strong>in</strong>es veränderungsbedürftigen<br />

Zustandes. We<strong>in</strong>heim.<br />

Schaarschmidt, Uwe (2007): Gerüstet für den Schulalltag.<br />

Psychologische Unterstützungsangebote für Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

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Seligmann, Mart<strong>in</strong> E. P. (2005): Der Glücks-Faktor.<br />

Warum Optimisten länger leben. München.<br />

Spitzer, Manfred (2002): Lernen. Heidelberg.<br />

Sunste<strong>in</strong>, Cass R. (2009): Infotopia. Frankfurt a. M.<br />

Surowiecki, James (2005): Die Weisheit der Vielen –<br />

Warum Gruppen klüger s<strong>in</strong>d als E<strong>in</strong>zelne und wie wir<br />

das kollektive Wissen für unser wirtschaftliches, soziales<br />

und politisches Handeln nutzen können. München.<br />

Weisbord, Marv<strong>in</strong> (Hg.) (1992): Discover<strong>in</strong>g Common Ground.<br />

San Francisco.


3 8 _ S T R U K T U R E N<br />

2.4 WAS MACHT DAS PROJEKTBÜRO<br />

KULTURELLE BILDUNG DES HKM?<br />

// Gabriela Vogt/Angela Federspiel/Michael Gonszar/Brigitte Sturm-Schott<br />

In den vergangenen Jahren hat das Interesse hessischer<br />

<strong>Schule</strong>n an Angeboten im Bereich der <strong>Kultur</strong>ellen Praxis – wohl<br />

auch als Gegenpol zur Konzentration auf die Kernfächer nach<br />

PISA –erheblich zugenommen. Entsprechend gewachsen ist<br />

die Anzahl der <strong>Schule</strong>n, die auch langfristig <strong>in</strong> entsprechende<br />

Projekte und Programme e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d. Daraus ergab sich<br />

e<strong>in</strong> großer Bedarf an Unterstützung, aber auch an Abstimmung<br />

zwischen den Projektleitungen, um e<strong>in</strong>e möglichst effiziente<br />

Arbeit im Rahmen des landesweiten Konzepts zur Förderung<br />

der <strong>Kultur</strong>ellen Praxis an <strong>Schule</strong>n zu ermöglichen. Das Hessische<br />

Kultusm<strong>in</strong>isterium (Referat I.3, M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Gabriele Vogt)<br />

hat daher im August 2009 e<strong>in</strong> Projektbüro für <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

1. ZIELE<br />

Wesentliches Ziel aller vom Hessischen Kultusm<strong>in</strong>isterium<br />

(HKM) mit Unterstützung des Projektbüros durchgeführten<br />

Programme, ist die Förderung der künstlerischen und kulturellen<br />

Arbeit von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen. Denn die eigene<br />

Praxis gilt als wesentlicher Schlüssel für e<strong>in</strong>e geschulte ästhetische<br />

Wahrnehmung, kreatives Denken und Handeln und e<strong>in</strong>e<br />

größere Offenheit und Neugier gegenüber traditioneller und<br />

zeitgenössischer Kunst und eigener und fremder <strong>Kultur</strong>.<br />

Im Überblick zeigt sich die Vielfalt der Koord<strong>in</strong>ierungsaufgaben<br />

des Projektbüros:<br />

>> Bei <strong>Schule</strong>n mit Profil im kulturellen Bereich geht es z. B.<br />

darum, sie durch Beratung und Fortbildung systematisch <strong>in</strong><br />

ihrer Schul- und Unterrichtsentwicklung zu unterstützen und<br />

landesweit vergleichbare Kriterien für Evaluierung und Zertifizierung<br />

zu schaffen.<br />

>>E<strong>in</strong> anderer wichtiger Akzent der Arbeit liegt dar<strong>in</strong>, Projekte<br />

mit ähnlicher Zielsetzung stärker aufe<strong>in</strong>ander zu beziehen<br />

und <strong>Schule</strong>n mit vergleichbarem Interesse (etwa dem der<br />

V erstärkung musikalischer Praxis) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en engeren Austausch<br />

zu br<strong>in</strong>gen.<br />

>>E<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt ist die <strong>in</strong>haltlich-konzeptionelle<br />

Koord<strong>in</strong>ierung der Fachberatungen für <strong>Kultur</strong>elle Bildung an<br />

den Staatlichen Schulämtern.<br />

>>H<strong>in</strong>zu kommt die Pflege des „Hessischen <strong>Kultur</strong>portals“ als<br />

umfassender Informationsservice für <strong>Schule</strong>n.<br />

2. RESSOURCEN<br />

Drei voll abgeordnete Lehrkräfte s<strong>in</strong>d für die konzeptionelle<br />

und organisatorische Arbeit <strong>in</strong> den Bereichen <strong>Kultur</strong>elle<br />

Praxis, Literatur, Bildende Kunst, Musik und Theater zuständig.<br />

Ferner gibt es e<strong>in</strong>e/-n Mitarbeiter/-<strong>in</strong> zur Pflege des „<strong>Kultur</strong>portals“<br />

auf dem Hessischen Bildungsserver sowie e<strong>in</strong>e/-n<br />

Sachbearbeiter/-<strong>in</strong>, die für Büroorganisation und Verwaltung<br />

zuständig ist. Die Büroräume s<strong>in</strong>d im Amt für Lehrerbildung<br />

(AFL) Frankfurt a. M. angesiedelt. Parallel zum Projektbüro<br />

wurde <strong>hessen</strong>weit an allen 15 Staatlichen Schulämtern Fachberatungen<br />

für <strong>Kultur</strong> e<strong>in</strong>gerichtet, für die seitens des HKM<br />

<strong>in</strong>sgesamt 3,5 Stellen zur Verfügung stehen.<br />

1 Siehe http://kultur.bildung.<strong>hessen</strong>.de.<br />

3. AUFGABEN DES PROJEKTBÜROS<br />

3.1 <strong>Kultur</strong>portal <strong>Schule</strong> Hessen<br />

Auf diesem Portal 1 stellt das Hessische Kultusm<strong>in</strong>isterium <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Grundlagentext se<strong>in</strong> Verständnis von <strong>Schule</strong>n als Orte<br />

von <strong>Kultur</strong> dar. Dabei geht es auch um praktische H<strong>in</strong>weise, wie<br />

z.B. Indikatoren für <strong>Kultur</strong>elle Praxis im Schulprogramm.<br />

Zu den e<strong>in</strong>zelnen Bereichen – <strong>Kultur</strong>elle Praxis, Musik,<br />

Theater, Literatur und Bildende Kunst – f<strong>in</strong>den sich konkrete<br />

Darstellungen der hessischen Unterstützungsangebote, aufgeteilt<br />

nach Profilschulen, Programmen und Projekten. Hierzu<br />

zählen landesweite Vorhaben, solche, die regional mit Unterstützung<br />

des HKM stattf<strong>in</strong>den und Projekte <strong>in</strong> Kooperation mit<br />

kulturellen Institutionen. Auf eigenen Seiten s<strong>in</strong>d die Kontaktadressen<br />

und Aktivitäten der regionalen Fachberater/-<strong>in</strong>nen<br />

dargestellt. <strong>Schule</strong>ntwicklungsmaßnahmen werden programmatisch<br />

und <strong>in</strong> ihren Entwicklungsstadien dokumentiert.<br />

Über Portlets f<strong>in</strong>det man die Projektbank, e<strong>in</strong>e Sammlung<br />

kreativer Unterrichtsprojekte als Impulsmaterial, sowie H<strong>in</strong>weise<br />

auf Publikationen von Fachverbänden, Wettbewerbe<br />

und Ausschreibungen, e<strong>in</strong>en Veranstaltungskalender und<br />

nützliche Fachliteratur. Weiterh<strong>in</strong> gibt es die Möglichkeit, <strong>in</strong><br />

geschützten Foren Fachdiskussionen zu führen und Informationsaustausch<br />

zu pflegen, denn e<strong>in</strong>e kulturell vielfältige<br />

Schullandschaft <strong>in</strong> Hessen braucht e<strong>in</strong>en vernetzten Austausch<br />

von Ideen und Wissen.<br />

3. 2 Unterstützung kultureller Schulprofile<br />

Das Fachreferat <strong>Kultur</strong>elle Bildung im HKM hat vor sechs Jahren<br />

damit begonnen, den Prozess von Profilbildung an <strong>Schule</strong>n<br />

systematisch zu fördern und zu unterstützen.<br />

Den Anfang <strong>macht</strong>en über 90 „Musikalische Grundschulen“,<br />

die e<strong>in</strong>en jeweils ganz eigenständig gestalteten Prozess von<br />

<strong>Schule</strong>ntwicklung durchlaufen haben. Verb<strong>in</strong>dendes Element<br />

waren geme<strong>in</strong>sam def<strong>in</strong>ierte Entwicklungsbereiche (Kooperation<br />

im Kollegium, Musik im Schulleben, unterstützende Schulorganisation,<br />

musikalische Elemente für s<strong>in</strong>nlich-anschauliches<br />

Lernen <strong>in</strong> allen Fächern, geme<strong>in</strong>same musikalische Aktionen<br />

und schulische Präsentationen). Maßgebliche Bed<strong>in</strong>gung<br />

für die Teilnahme am Programm war die aktive Beteiligung des<br />

ganzen Kollegiums und von Teilen der Elternschaft. E<strong>in</strong>/e vom<br />

Kollegium ausgewählte/-r Musikkoord<strong>in</strong>ator/-<strong>in</strong> wurde für die<br />

<strong>in</strong>nerschulischen Prozesse gezielt fortgebildet und phasenweise<br />

durch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Deputat entlastet.<br />

Fachlicher Austausch und wechselseitige Hilfe zwischen den<br />

über 90 Koord<strong>in</strong>atoren/-<strong>in</strong>nen waren und s<strong>in</strong>d Teil des Programms.<br />

Die <strong>in</strong>haltlichen Grundlagen für die Zertifizierung<br />

und erneute Evaluierung (nach drei Jahren) wurden vom Leitungsteam,<br />

mit Beteiligung erfahrener Musikkoord<strong>in</strong>atoren/<br />

-<strong>in</strong>nen erarbeitet. Als die Bewerbungen neuer <strong>Schule</strong>n um das<br />

Profil „Musikalische Grundschule“ stark zunahmen, übernahmen<br />

Musikkoord<strong>in</strong>atoren/-<strong>in</strong>nen als regionale „Paten“ e<strong>in</strong>en<br />

Teil der Beratungs- und Fortbildungsarbeit. Heute arbeiten die<br />

über 90 „Musikalischen Grundschulen“ regelmäßig <strong>in</strong> regiona-


len Verbünden, mit Unterstützung des jeweiligen Schulamts,<br />

zusammen. Sie treffen sich bei Fortbildungen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er jährlichen<br />

landesweiten Tagung und werden <strong>in</strong> ihrer Arbeit durch<br />

e<strong>in</strong>e/-n Landeskoord<strong>in</strong>ator/-<strong>in</strong> und e<strong>in</strong> Internetforum mit Projektbox<br />

unterstützt.<br />

Dieses Modell e<strong>in</strong>er systematisch begleiteten <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />

wurde <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Grundkonzeption zum Vorbild für<br />

weitere Profilbildungen im kulturellen Bereich: zum e<strong>in</strong>en für<br />

die 92 „<strong>Schule</strong>n mit Schwerpunkt Musik“, zum anderen für die<br />

„<strong>Kultur</strong>schulen“. Beide Programme werden durch das Projektbüro<br />

gestaltet und koord<strong>in</strong>iert.<br />

3.2.1 <strong>Kultur</strong>schulen<br />

2008 wurden <strong>Schule</strong>n der Sekundarstufe I <strong>in</strong> Hessen gesucht,<br />

die sich an e<strong>in</strong>em dreijährigen Pilotversuch beteiligen wollten.<br />

Ausgewählt wurden fünf <strong>Schule</strong>n aus dem Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebiet<br />

und dem mittelhessischen Raum, darunter Kooperative und<br />

Integrierte Gesamtschulen sowie e<strong>in</strong> Gymnasium. Ziel war es,<br />

herauszuf<strong>in</strong>den, was e<strong>in</strong>e <strong>Kultur</strong>schule ausmachen und was<br />

sie von vielen kulturell aktiven <strong>Schule</strong>n unterscheiden könnte.<br />

Dieses <strong>Schule</strong>ntwicklungsprojekt wurde durch je sechs Prozessbegleitungs-<br />

und sechs Fortbildungsmodulen, konzipiert,<br />

organisiert und unterstützt vom Projektbüro (vgl. ausführliche<br />

Darstellung auf dem „<strong>Kultur</strong>portal“).<br />

Drei Koord<strong>in</strong>atoren/-<strong>in</strong>nen pro <strong>Schule</strong> haben geme<strong>in</strong>sam<br />

mit ihren Schulleitungen versucht, das gesamte Kollegium<br />

sowie Schüler/-<strong>in</strong>nen und Eltern an diesem praktischen Def<strong>in</strong>itionsversuch<br />

und se<strong>in</strong>er allmählichen Umsetzung <strong>in</strong> den Schulalltag<br />

zu beteiligen. Klar wurde bald, dass es nicht nur um e<strong>in</strong>e<br />

Addition von Aktivitäten aus dem Bereich der so genannten<br />

musischen Fächer und Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften gehen konnte.<br />

Als geme<strong>in</strong>sames Ziel kristallisierte sich allmählich heraus,<br />

dass „<strong>Kultur</strong>eller Praxis und s<strong>in</strong>nlichem Lernen“ als Basis e<strong>in</strong>er<br />

zeitgemäßen Allgeme<strong>in</strong>bildung e<strong>in</strong> besonderer Stellenwert im<br />

gesamten Lern- und Schulalltag e<strong>in</strong>zuräumen ist.<br />

Folgende vorläufige Ergebnisse<br />

und Arbeitspr<strong>in</strong>zipien zeichnen sich ab:<br />

Geme<strong>in</strong>same Überzeugung ist, dass im Bildungsprozess<br />

Fähigkeiten wie Kreatives Denken und Gestalten, der produktive<br />

Umgang mit dem Ungewohnten und Unvorhergesehenen,<br />

aber auch Genauigkeit, Ausdauer, diszipl<strong>in</strong>iertes Üben und die<br />

spielerische Entwicklung sozialer Kompetenzen, e<strong>in</strong>en besonderen<br />

Stellenwert benötigen.<br />

In <strong>Kultur</strong>schulen hat deshalb jedes K<strong>in</strong>d, jede/-r Jugendliche,<br />

die Chance, alle Künste <strong>in</strong> den ersten Jahren für sich<br />

zu entdecken, dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kunst besondere Kompetenzen<br />

zu erwerben. Das Angebot e<strong>in</strong>es künstlerischen Curriculums<br />

über die Jahrgänge 5 bis 9/10 und die aufmerksame <strong>in</strong>dividuelle<br />

Förderung und Beratung durch alle Lehrer des musischsprachlichen<br />

Aufgabenfelds sowie die Anlage e<strong>in</strong>es künstlerischen<br />

Portfolios s<strong>in</strong>d dafür Voraussetzung. Doch nicht nur <strong>in</strong><br />

den traditionellen künstlerischen Fächern, sondern auch im<br />

gesellschafts- und naturwissenschaftlichen Bereich werden<br />

ästhetische Zugangsweisen beim forschenden Lernen und<br />

Erarbeiten von Unterrichtsgegenständen gefördert. Kreative<br />

Methoden und Gestaltungsformen machen Lernprozesse vielseitiger<br />

und anschaulicher.<br />

S T R U K T U R E N _ 3 9<br />

Zu der hierfür erforderlichen strukturellen Umgestaltung der<br />

<strong>Schule</strong>n gehört es, Raum und Zeit zu schaffen für<br />

>> kreative Methoden im Unterricht aller Fächer,<br />

>> assoziatives Denken, Querdenken und Gegenentwürfe,<br />

>> Vers<strong>in</strong>nlichungen und Modelle,<br />

>> Suchbewegungen und Hypothesen,<br />

>> künstlerisches Arbeiten jenseits des 45-M<strong>in</strong>uten-Takts,<br />

>> die Gestaltung der <strong>Schule</strong>.<br />

Das <strong>Kultur</strong>schulmotto „E<strong>in</strong>e Kunst für jeden“ fokussiert e<strong>in</strong>e<br />

Vielfalt und Kont<strong>in</strong>uität der künstlerischen Angebote sowie<br />

e<strong>in</strong>e Struktur von Basiswissen und Wahlangebot. Diese Ziele<br />

werden durch e<strong>in</strong>e offene Beteiligung nach <strong>in</strong>nen und außen<br />

verwirklicht. Dadurch können die kreativen Potenziale <strong>in</strong> Kollegien<br />

und <strong>in</strong> der Elternschaft mit Kunstschaffenden <strong>in</strong> der Umgebung<br />

sowie <strong>in</strong> der Begegnung mit kulturellen Institutionen<br />

zu geme<strong>in</strong>samer Arbeit zusammenf<strong>in</strong>den.<br />

Am Ende dieses geme<strong>in</strong>samen Prozesses steht nach drei<br />

Jahren die Zertifizierung dieser fünf <strong>Kultur</strong>schulen, ihre weitere<br />

Begleitung auf dem Weg <strong>in</strong> die Regelpraxis und die Vernetzung<br />

mit weiteren an diesem Konzept <strong>in</strong>teressierten <strong>Schule</strong>n.<br />

3.2.2 <strong>Schule</strong>n mit Schwerpunkt Musik<br />

Das oberste Ziel e<strong>in</strong>er „<strong>Schule</strong> mit Schwerpunkt Musik“ ist,<br />

möglichst viele K<strong>in</strong>der und Jugendliche für Musik zu begeistern.<br />

Darum gibt sie der Musik mehr Spiel-Räume und mehr<br />

Zeit. Sie stützt sich auf den Konsens von Eltern, Schulleitung<br />

und Kollegium, dass musikalische und kulturelle Erziehung<br />

unverzichtbare Elemente von Bildung und persönlicher Entwicklung<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Sie will Schüler/-<strong>in</strong>nen dar<strong>in</strong> unterstützen, geme<strong>in</strong>sam zu musizieren<br />

und am musikalischen und kulturellen Leben aktiv<br />

und <strong>in</strong>teressiert teilzunehmen. E<strong>in</strong>e <strong>Schule</strong> mit Schwerpunkt<br />

Musik ist e<strong>in</strong> hörbar und sichtbar gestalteter musikalischer<br />

Raum, der auch nach außen strahlt. Schüler/-<strong>in</strong>nen sollen die<br />

Chance haben, e<strong>in</strong> Instrument <strong>in</strong> der Gruppe zu erlernen, geme<strong>in</strong>sam<br />

zu musizieren und am musikalischen und kulturellen<br />

Leben ihrer <strong>Schule</strong> aktiv und <strong>in</strong>teressiert teilzunehmen.<br />

Auch K<strong>in</strong>der aus eher musikfernen Elternhäusern können ihr<br />

musikalisches Talent entwickeln. Besonders Begabte werden<br />

gezielt unterstützt. <strong>Schule</strong>n mit musikalischem Schwerpunkt<br />

sollen bereit se<strong>in</strong>, Schulleben und Unterricht schrittweise<br />

nicht nur <strong>in</strong>haltlich, sondern auch organisatorisch und strukturell<br />

dieser Idee anzupassen – dies <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit<br />

den spezifischen Bed<strong>in</strong>gungen der jeweiligen <strong>Schule</strong>. Sie beziehen<br />

Eltern und kommunales Umfeld <strong>in</strong> das kulturelle Leben<br />

der <strong>Schule</strong> mit e<strong>in</strong>. Sie verpflichten sich zur kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Weiterqualifizierung ihrer Lehrkräfte und zur regelmäßigen<br />

Evaluation ihrer musikalischen Schwerpunkte vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

verb<strong>in</strong>dlicher Kriterien und der <strong>in</strong>dividuellen Zielsetzungen<br />

im eigenen Schulprogramm. Sie vernetzen sich mit anderen<br />

musikalischen Schwerpunktschulen, perspektivisch auch<br />

mit musikalisch profilierten Grundschulen.<br />

3.3 Fort- und Weiterbildung<br />

3.3.1 E<strong>in</strong> landesweites Fortbildungsangebot<br />

„Kreative Unterrichtspraxis und Schulkultur“ ist e<strong>in</strong> Beratungs-<br />

und Workshopangebot für kulturell engagierte <strong>Schule</strong>n. Das<br />

Angebot konzentriert sich auf zentrale Bereiche <strong>Kultur</strong>eller<br />

Praxis, für die kaum Angebote externer Fortbildungsanbieter<br />

vorliegen. Organisation und Durchführung liegen beim „Projektbüro<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung“ des Hessischen Kultusm<strong>in</strong>isteri-


4 0 _ S T R U K T U R E N<br />

ums, <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den Fachberatungen <strong>Kultur</strong> der<br />

Staatlichen Schulämter und erfahrenen Fortbildnern/-<strong>in</strong>nen.<br />

Die Veranstaltungen s<strong>in</strong>d für <strong>Schule</strong>n kostenfrei 2 . Dieses<br />

Abrufangebot für schul<strong>in</strong>terne Beratung und Workshops ist<br />

gedacht als Fortbildung/Beratung für e<strong>in</strong>zelne Lehrkräfte oder<br />

Lehrergruppen, zur Beratung von <strong>Schule</strong>n, die e<strong>in</strong> kulturelles<br />

Profil aufbauen wollen oder als Basis für die Durchführung<br />

Päda gogischer Tage im Zeichen der <strong>Kultur</strong>, unter E<strong>in</strong>beziehung<br />

des gesamten Kollegiums.<br />

Fortbildung <strong>in</strong> künstlerischer Unterrichtspraxis hat <strong>in</strong><br />

Hessen e<strong>in</strong>e lange Tradition. Sie basiert auf der Überzeugung,<br />

dass kreative Aktivitäten zum geme<strong>in</strong>samen Lernen <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n<br />

nicht alle<strong>in</strong> durch gelegentliche Künstler- und Unterstützungsprojekte<br />

von außen getragen werden können, sondern<br />

dass der Regelunterricht <strong>in</strong> vielen Unterrichtsfächern e<strong>in</strong>e<br />

Bereicherung durch kreative Methoden und ästhetische<br />

Zugangsweisen erfahren muss. 15 Jahre lang bildete das Team<br />

des ehemaligen „<strong>Kultur</strong>Mobils“ jährlich rund 2000 Lehrkräfte<br />

<strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne fort. Das Programm „Kreative Unterrichtspraxis<br />

und Schulkultur“ verfolgt diese Tradition weiter.<br />

3.3.2 Weiterbildungen<br />

Die „Qualifizierungsmaßnahme Darstellendes Spiel“ wird seit<br />

17 Jahren als Unterstützungsmaßnahme des HKM vom Amt<br />

für Lehrerbildung, <strong>in</strong> Kooperation mit dem Landesverband<br />

Schultheater Hessen, durchgeführt. Die Qualifizierungsmaßnahme<br />

reagiert auf die wachsende Beliebtheit des Darstellenden<br />

Spiels an hessischen <strong>Schule</strong>n. Durch se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung<br />

als Grundkurs und Abiturprüfungsfach <strong>in</strong> der Sekundarstufe II<br />

steigt der Bedarf an spezifisch qualifizierten Sekundarstufe-<br />

II-Lehrern/-<strong>in</strong>nen, sodass hier wohl künftig der Schwerpunkt<br />

der Weiterbildung liegen wird. Die Qualifizierung ist zu sehen<br />

als Übergangsmaßnahme auf dem Weg zu e<strong>in</strong>em noch ausstehenden<br />

grundständigen Studiengang an hessischen Universitäten.<br />

Das Projektbüro unterstützt die Überlegungen zur<br />

Etablierung e<strong>in</strong>es Studiengangs „Theater <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong>“ durch<br />

fachliche Beratung.<br />

4. KOORDINIERUNG DER ARBEIT DER FACHBERATER/-INNEN<br />

KULTUR AN DEN STAATLICHEN SCHULÄMTERN<br />

Das oben beschriebene Fortbildungsangebot <strong>in</strong> ihrer jeweiligen<br />

Region zu unterstützen, ist e<strong>in</strong>e der Aufgaben der regionalen<br />

Fachberater/-<strong>in</strong>nen. Darüber h<strong>in</strong>aus beraten sie <strong>Schule</strong>n auf<br />

Wunsch <strong>in</strong> unterschiedlichen Bereichen kultureller Praxis, z. B.<br />

<strong>in</strong> Fragen von Profilbildung und Projektentwicklung. Im Bereich<br />

Theater (Darstellendes Spiel) beraten sie über die Möglichkeiten,<br />

das Fach <strong>in</strong> den verschiedenen Schulstufen anzubieten.<br />

Außerdem helfen sie weiter <strong>in</strong> organisatorischen, technischen<br />

und rechtlichen Fragen (z. B. F<strong>in</strong>anzierungsmodelle, Urheberrecht,<br />

Bühnentechnik etc.).<br />

Auch auf den Websites der e<strong>in</strong>zelnen Schulämter wird über<br />

regionale kulturelle Aktivitäten, Landesprogramme, kulturpädagogische<br />

Angebote von Institutionen und überregionale<br />

Wettbewerbe <strong>in</strong>formiert. Die Vernetzung von <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> der<br />

Region durch Informationen und Anregungen (z. B. h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Möglichkeiten für e<strong>in</strong>e Kooperation mit Künstlern, <strong>Kultur</strong>schaffenden<br />

oder kulturellen Institutionen) wird systematisch<br />

gefördert.<br />

2 Siehe http://kultur.bildung.<strong>hessen</strong>.de/kulturelle_praxis.<br />

5. UNTERSTÜTZUNG VON KOOPERATIONEN MIT KÜNSTLERN,<br />

KULTURSCHAFFENDEN UND KULTURELLEN INSTITUTIONEN<br />

Für solche Kooperationen gibt es <strong>in</strong> Hessen viele Beispiele<br />

(„Response“ mit Musikern/-<strong>in</strong>nen und Komponisten/-<strong>in</strong>nen,<br />

Schreibwerkstätten mit Autoren/-<strong>in</strong>nen, die Zusammenarbeit<br />

mit Musikschulen <strong>in</strong> den Projekten „<strong>Schule</strong>- Musikschule“ und<br />

„Jedem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Instrument – JeKi“ oder Theaterprojekte wie<br />

„TUSCH“ und „Flux“.<br />

E<strong>in</strong> wichtiger Motor für erfolgreiche Kooperationen im Theaterbereich<br />

ist das Schultheaterstudio Frankfurt, das vom HKM<br />

mit unterstützt wird. In e<strong>in</strong>em Teilbereich se<strong>in</strong>er Aufgaben hat<br />

es vor vier Jahren das Projekt „TUSCH – Theater und <strong>Schule</strong>“,<br />

begonnen. In diesem regionalen Projekt im Frankfurter Raum<br />

arbeiten Theater mit <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> längerfristigen Vorhaben zusammen.<br />

Von e<strong>in</strong>em anderen Ansatz geht „Flux“ aus, das Theater vorwiegend<br />

<strong>in</strong> den ländlichen Raum br<strong>in</strong>gen möchte, um den Schülern/<br />

-<strong>in</strong>nen Theater nahe zu br<strong>in</strong>gen, die sonst vermutlich nie mit<br />

dieser Kunstform <strong>in</strong> Berührung kommen.<br />

In allen Projekten von außerschulischen Partnern und <strong>Schule</strong><br />

gibt es e<strong>in</strong>en erheblichen Beratungs- und Steuerungsbedarf,<br />

weil verschiedene Systeme, Perspektiven und Interessen<br />

zue<strong>in</strong>anderf<strong>in</strong>den und die notwendige Reibung nicht dazu führen<br />

darf, dass die Idee zerrieben wird.<br />

Die „Rahmenvere<strong>in</strong>barung Theater und <strong>Schule</strong>“ (siehe im<br />

Anhang dieser Broschüre, S. 59f.) gibt e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Unterstützung<br />

für <strong>in</strong>dividuell zu formulierende Kooperationsvere<strong>in</strong>barungen<br />

der <strong>Schule</strong>n mit ihren außerschulischen Partnern.<br />

Projektbüro und Fachberatungen <strong>in</strong>formieren über laufende<br />

Vorhaben und geben Tipps zu <strong>in</strong>haltlichen Fragen und günstigen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e erfolgreiche und möglichst<br />

langfristige Zusammenarbeit mit nachhaltiger Wirkung.<br />

6. LANDESWEITE TREFFEN<br />

Das HKM- Fachreferat unterstützt die Begegnung von Schülern/<br />

-<strong>in</strong>nen und ihren Lehrkräften im Rahmen landesweiter Treffen.<br />

Veranstaltungen, wie das jährlich stattf<strong>in</strong>dende „Hessische<br />

Schultheatertreffen“ (HSTT) oder „<strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Hessen musizieren“<br />

(VdS), verstehen sich bewusst als Treffen, die nicht nur<br />

glanzvolle Aufführungen präsentieren, sondern den Austausch<br />

über die geme<strong>in</strong>same Arbeit und den Weg dorth<strong>in</strong> fördern wollen.<br />

Die Gestaltung des HSTT vernetzt Module der Qualifizierungsmaßnahme<br />

„Darstellendes Spiel“ mit dort angebotenen Fachforen.<br />

Auch hier gilt: Theater sehen, Theater machen, Theater<br />

verstehen.


7. KOORDINIERUNG INNERHALB EINES BEREICHS<br />

AM BEISPIEL MUSIK<br />

Das <strong>Kultur</strong>portal zeigt e<strong>in</strong>e Fülle an musikalischen Projekten<br />

und Programmen, die betreut, koord<strong>in</strong>iert und evaluiert<br />

werden müssen. Regelmäßige jährliche Konferenzen aller<br />

Musik-Projektleiter/-<strong>in</strong>nen ermöglichen Transparenz, Information,<br />

Impulse zur Weiterentwicklung oder Nachsteuerung.<br />

So weist das Projekt „Kooperation <strong>Schule</strong> und Musikschule“<br />

zahlreiche Parallelen zu se<strong>in</strong>em Nachfolgeprojekt „JeKi“ auf,<br />

ist aber organisatorisch noch nicht verzahnt. Das Projektbüro<br />

führt die regionalen Strukturen der verschiedenen Programme<br />

zusammen. So bauen die 15 Regionalkoord<strong>in</strong>atoren/-<strong>in</strong>nen<br />

der Musikalischen Grundschulen und die der <strong>Schule</strong>n mit<br />

Schwerpunkt Musik e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit der <strong>in</strong>haltlich ähnlich<br />

arbeitenden <strong>Schule</strong>n auf. Das Projektbüro organisiert für<br />

sie schulformübergreifende Fortbildungsangebote, die auch<br />

für Instrumentallehrer/-<strong>in</strong>nen und die bisher unorganisierten<br />

Lehrkräfte der <strong>Schule</strong>n mit besonderer musikalischer Förderung<br />

offen s<strong>in</strong>d.<br />

S T R U K T U R E N _ 4 1<br />

Die Kontaktpflege zu den <strong>Kultur</strong>schaffenden, den Theaterhäusern,<br />

der Oper, den Konzertpädagogen und dem Hessischen<br />

Rundfunk (HR), den Musikakademien, Museen u. v. m. nimmt<br />

viel Zeit <strong>in</strong> Anspruch. Das Projektbüro verwaltet nicht nur Projekte,<br />

sondern entwickelt sie im Austausch und <strong>in</strong> der Begegnung<br />

mit den <strong>Schule</strong>n fort. Es ist auch bestrebt, E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>itiativen<br />

aufzugreifen und aktuellen Tendenzen nachzugehen.<br />

Hessen ist zu wünschen, dass die oben beschriebenen E<strong>in</strong>richtungen<br />

und Strukturen nicht nur erhalten bleiben, sondern<br />

weiter ausgebaut werden. Die Arbeit des Projektbüros und der<br />

Fachberatungen steht erst am Anfang. Es gibt noch viel zu bewegen.<br />

Weitere Informationen:<br />

http://kultur.bildung.<strong>hessen</strong>.de/kulturelle_praxis<br />

2.5 JEDEM KIND EIN INSTRUMENT (JEKI) IN HESSEN<br />

// Hans-Joachim Rieß<br />

1. Projektstruktur der Pilotphase<br />

(Schuljahre 2008/2009 und 2009/2010)<br />

Im Rahmen der Pilotphase des Projekts „Jedem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> In s trument“<br />

(JeKi) <strong>in</strong> Hessen arbeiten bisher landesweit 70 Grundschulen<br />

mit örtlichen öffentlichen Musikschulen zusammen.<br />

Im Jahrgang 1 wurde durch e<strong>in</strong> Team – bestehend aus e<strong>in</strong>er<br />

Grundschulmusiklehrkraft bzw. fachfremden Grundschullehrkraft<br />

und Musikschullehrkraft – e<strong>in</strong> vielfältiger und musikpraktisch<br />

ausgerichteter Musikunterricht erteilt. Dieser Unterricht<br />

orientierte sich am Rahmenplan Grundschule und dem<br />

Lehrplan Musikalische Grundausbildung (MGA). Im derzeitigen<br />

Jahrgang 2 wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zusätzlichen Musikstunde Instrumentalunterricht<br />

<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen angeboten. Ziel von JeKi <strong>in</strong> Hessen<br />

ist e<strong>in</strong>e Intensivierung der musikpraktischen Anteile, e<strong>in</strong>e<br />

umfassende Förderung der musikalischen Anlagen sowie der<br />

Ausdrucks fähigkeit der K<strong>in</strong>der. Darüber h<strong>in</strong>aus soll das kulturelle<br />

Leben an den Grundschulen e<strong>in</strong>e Belebung erfahren.<br />

2. Projektstruktur der Anschlussmaßnahme<br />

(ab Schuljahr 2010/2011)<br />

Aus Gründen der pädagogischen und musikalischen Kont<strong>in</strong>uität<br />

ist ab dem kommenden Schuljahr e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltliche Ausweitung<br />

des Projektangebots auf vier Schuljahre vorgesehen. Die zukünftige<br />

Projektstruktur sieht folgendermaßen aus:<br />

1. Klasse – Durch die Zunahme der musikpraktischen Anteile<br />

soll e<strong>in</strong>e Grundmusikalisierung der K<strong>in</strong>der erfolgen. Inhaltlich<br />

orientiert sich der Unterricht an dem Rahmenplan Musik und<br />

dem Lehrplan MGA. Die Lehrkräfte beider Schulformen unterrichten<br />

geme<strong>in</strong>sam im Tandem.<br />

2. Klasse – Fortsetzung der musikpraktisch ausgerichteten<br />

Arbeit des ersten Schuljahres. Die K<strong>in</strong>der gehen im Unterricht<br />

mit Instrumenten unterschiedlichster Instrumentengruppen<br />

musikpraktisch um. Die Lehrkräfte beider Schulformen unterrichten<br />

geme<strong>in</strong>sam im Tandem.<br />

3. Klasse – Drei Wochenstunden Musik: Im Klassenverband<br />

wird e<strong>in</strong>e Musikstunde erteilt (Grundschullehrkraft), <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

weiteren Musikstunde erhalten die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen<br />

von etwa sechs Schülern/-<strong>in</strong>nen Unterricht am Instrument<br />

(Musikschullehrkräfte) und <strong>in</strong> der dritten Musikstunde spielen<br />

die K<strong>in</strong>der geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ensemble (Musikschul- und<br />

Grundschullehrkräfte). In dieser Phase s<strong>in</strong>d die Tandems aufgelöst.<br />

E<strong>in</strong>e Intensivierung des schulischen Musiklebens soll<br />

auch durch den Besuch des Ensembles von Grundschulk<strong>in</strong>dern,<br />

die im privaten Rahmen e<strong>in</strong> Instrument erlernen, erzielt<br />

werden.<br />

4. Klasse – Zwei Wochenstunden Musik: In diesem Jahrgang f<strong>in</strong>det<br />

der Musikunterricht entsprechend der Stundentafel statt.<br />

Zudem können die Schüler/-<strong>in</strong>nen das Ensemble besuchen, das<br />

von Lehrkräften beider Schulformen geleitet werden kann. Die<br />

K<strong>in</strong>der bekommen die Instrumente des Vorjahres weiterh<strong>in</strong> ausgeliehen.<br />

Der Instrumentalunterricht wird durch Angebote der<br />

Musikschule weiter geführt, die optional wahrgenommen werden<br />

können. Für K<strong>in</strong>der, die aus f<strong>in</strong>anziellen Gründen den Unterricht<br />

nicht weiterführen können, f<strong>in</strong>den die Projektschulen e<strong>in</strong>e<br />

geeignete Lösung (Sponsoren, Fördervere<strong>in</strong>e etc.).<br />

Für die Umsetzung der o.g. Struktur ist die Anschaffung e<strong>in</strong>es<br />

weiteren Klassensatzes an Musik<strong>in</strong>strumenten erforderlich.<br />

Als Projektstandorte sollen die 70 bisherigen Kooperationen<br />

weitergeführt werden. An diesen <strong>Schule</strong>n beg<strong>in</strong>nen nun jährlich<br />

stets 70 neue erste Klassen mit dem JeKi-Unterricht. Auf<br />

diese Weise werden mittelfristig jährlich 7000 Schüler/-<strong>in</strong>nen<br />

erreicht.<br />

Wünschenswert wäre darüber h<strong>in</strong>aus sowohl e<strong>in</strong>e Ausweitung<br />

des Projektangebots auf alle Klassen e<strong>in</strong>es Grundschuljahrgangs<br />

als auch e<strong>in</strong>e zusätzliche Expansion der Schulstandorte.


4 2 _ S T R U K T U R E N<br />

2.6 JUGENDKUNSTSCHULEN –<br />

VIELE KÜNSTE UNTER EINEM DACH<br />

// Brigitte Mayr<br />

Malen, Bildhauern, Theater oder Zirkus spielen, Filme machen,<br />

Tanzen, Schreiben oder Fotografieren – <strong>in</strong> Jugendkunstschulen<br />

lernen K<strong>in</strong>der und Jugendliche aller Altersgruppen, <strong>Kultur</strong><br />

selbst zu machen. Sie f<strong>in</strong>den dort ganzjährig e<strong>in</strong> breit gefächertes<br />

Programm mit Kursen, Projekten und offenen Angeboten.<br />

„Querdenken“ können K<strong>in</strong>der von Natur aus gut. In<br />

Jugendkunst schulen machen sie die Erfahrung, dass dies e<strong>in</strong>e<br />

wichtige und nützliche Fähigkeit ist. Sie werden dort ermutigt,<br />

Gewohntes anders zu verwenden, ungewöhnliche Verb<strong>in</strong>dungen<br />

herzustellen und spontane E<strong>in</strong>fälle zu verfolgen. Um ihre<br />

kreativen Ziele verwirklichen zu können, s<strong>in</strong>d sie meist hoch<br />

motiviert, den Umgang mit Materialien, Medien, Techniken und<br />

Werk zeugen zu erlernen.<br />

Die im hessischen Landesverband zusammengeschlossenen<br />

Jugendkunstschulen haben sich geme<strong>in</strong>samen Standards<br />

verpflichtet und leisten seit vielen Jahren e<strong>in</strong>en Beitrag zur<br />

<strong>Kultur</strong>ellen Bildung <strong>in</strong> Hessen. Ihre Angebote zielen im aktiven<br />

Umgang mit Kunst und s<strong>in</strong>nlichem Material auf die ganzheitliche<br />

Bildung und Persönlichkeitsentwicklung von K<strong>in</strong>dern und<br />

Jugendlichen ab. Sie berücksichtigen deren Interessen und<br />

fördern die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen. Sie wollen<br />

Kreativität fördern, Impulse geben, Selbstbildungsprozesse<br />

<strong>in</strong>itiieren und Mut zur eigenen Leistung machen. Die Träger<br />

der Jugendkunstschulen des Landesverbandes der Jugendkunstschulen<br />

<strong>in</strong> Hessen s<strong>in</strong>d als „geme<strong>in</strong>nützig“ anerkannt.<br />

Da der Kunstschulbesuch freiwillig ist und zu e<strong>in</strong>em großen<br />

Teil durch Teilnahmegebühren f<strong>in</strong>anziert werden muss, s<strong>in</strong>d<br />

Jugendkunstschulmitarbeiter/-<strong>in</strong>nen dar<strong>in</strong> geübt, Neugierde<br />

und Begeisterung mit ästhetischen Mitteln zu entfachen. Ihre<br />

Arbeitsmethoden s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Praxis erprobt und haben sich <strong>in</strong><br />

Konkurrenz zu anderen freiwilligen Angeboten bewährt. Damit<br />

s<strong>in</strong>d ihre Erfolge im pädagogisch-künstlerischen Umgang mit<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendgruppen nachweisbar.<br />

Aber nur <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong>, wo alle K<strong>in</strong>der geme<strong>in</strong>sam lernen, besteht<br />

die Möglichkeit, die stärkenden Potenziale der Kunst<br />

auch den Benachteiligten zu erschließen. Viele Jugendkunstschulprojekte<br />

wurden deshalb schon für <strong>Schule</strong>n geplant und<br />

e<strong>in</strong>ige auch durchgeführt. Trotz vieler positiver Ansätze, scheitern<br />

Kooperationen von <strong>Schule</strong>n mit Jugendkunstschulen jedoch<br />

<strong>in</strong> Hessen häufig daran, dass Kommunen oder Sponsoren<br />

für die gesamte F<strong>in</strong>anzierung sorgen müssten.<br />

Das ist e<strong>in</strong>e Verschwendung von Ressourcen, denn durch die<br />

vorhandene Organisationsstruktur und die Arbeit mit e<strong>in</strong>em<br />

erprobten Team von Künstlern/-<strong>in</strong>nen und Kunstpädagogen/<br />

-<strong>in</strong>nen, können Jugendkunstschulen besonders verlässliche<br />

und ideenreiche Kooperationspartner von <strong>Schule</strong>n se<strong>in</strong>. Sie<br />

br<strong>in</strong>gen motivierende Methoden und Materialien <strong>in</strong> die <strong>Schule</strong>n,<br />

die dort nicht üblich s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>en besonderen Aufforderungscharakter<br />

haben. Sie s<strong>in</strong>d mobil unterwegs und führen<br />

auf die Bedürfnisse der Schüler/-<strong>in</strong>nen zugeschnittene Projekte<br />

<strong>in</strong> den <strong>Schule</strong>n durch.<br />

Die meisten Jugendkunstschulen bieten aber auch eigene,<br />

ausreichend große, künstlerisch besonders anregende Räume<br />

mit vielfältigen, über den gewöhnlichen Kunstunterricht<br />

h<strong>in</strong>ausgehenden Arbeitsmaterialien, geeigneter Technik und<br />

Lagerungsmöglichkeiten. Damit können sie improvisierte<br />

Raumnutzungslösungen <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n unnötig machen und e<strong>in</strong>e<br />

besondere Atmosphäre für ausgewählte künstlerische Erlebnisse,<br />

z. B. <strong>in</strong> Projektwochen, bieten.<br />

Jugendkunstschulen s<strong>in</strong>d zudem erfahren dar<strong>in</strong>, die Ergebnisse<br />

künstlerisch-ästhetischer Prozesse geme<strong>in</strong>sam mit den<br />

Schülern/-<strong>in</strong>nen angemessen <strong>in</strong> der Öffentlichkeit zu präsentieren.<br />

Sie können damit das Profil der kooperierenden <strong>Schule</strong><br />

stärken.<br />

Die Kooperationsangebote der Jugendkunstschulen des hessischen<br />

Landesverbandes an <strong>Schule</strong>n:<br />

Die Jugendkunstschule erarbeitet e<strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlich und zeitlich<br />

nach den Bedürfnissen und evtl. an dem Profil der <strong>Schule</strong><br />

ausgerichtetes Angebot <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er oder mehreren künstlerischen<br />

Sparten mit dem Schwerpunkt Bildende Kunst. Die Jugendkunstschule<br />

sorgt für Materialien, Hilfsmittel und Werkzeuge.<br />

Das Projekt endet mit e<strong>in</strong>er öffentlichen Präsentation (Aufführung,<br />

Ausstellung, Veranstaltung etc.). Zur F<strong>in</strong>anzierung wird<br />

e<strong>in</strong>e gesonderte Vere<strong>in</strong>barung getroffen.<br />

Der Landesverband der Jugendkunstschulen <strong>in</strong> Hessen ist<br />

Mitglied im Bundesverband der Jugendkunstschulen und <strong>Kultur</strong>pädagogischen<br />

E<strong>in</strong>richtungen (BJKE). Der BJKE bildet se<strong>in</strong>e<br />

Mitglieder durch Publikationen und Fachtagungen zum Thema<br />

fort und zeichnet besonders gelungene Projekte aus. Andere<br />

Landesverbände haben mit Unterstützung ihrer M<strong>in</strong>isterien<br />

frühzeitig Modellprojekte entwickelt und führen seit Jahren<br />

gelungene Kooperationen mit <strong>Schule</strong>n, besonders Ganz<strong>tagsschule</strong>n<br />

durch.<br />

Auch der Landesverband der Jugendkunstschulen <strong>in</strong> Hessen<br />

wünscht sich für die Durchführung von Schulprojekten e<strong>in</strong>e Kooperationsvere<strong>in</strong>barung<br />

mit dem Kultusm<strong>in</strong>isterium und dem<br />

M<strong>in</strong>isterium für Wissenschaft und Kunst, ähnlich den Vere<strong>in</strong>barungen,<br />

die mit dem Musikschulverband und den Theaterverbänden<br />

getroffen wurden.<br />

KONTAKT<br />

Landesverband der<br />

Jugendkunstschulen <strong>in</strong> Hessen e.V.<br />

c/o Kunstwerkstatt Königste<strong>in</strong><br />

Falkenste<strong>in</strong>er Str. 6a<br />

61462 Königste<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>fo@jks-<strong>hessen</strong>.de, www.jks-<strong>hessen</strong>.de


2.7 KOMMUNALE BILDUNGSPLANUNG<br />

AM BEISPIEL DER STADT BAUNATAL<br />

// Frank Grasmeier<br />

Bildung ist der Schlüssel zur Zukunft<br />

und e<strong>in</strong> wichtiger Standortfaktor<br />

Spätestens mit den Ergebnissen der PISA-Studie und nachfolgender<br />

Studien wurde deutlich, dass e<strong>in</strong>e Neubestimmung bildungspolitischer<br />

und bildungskonzeptioneller Orientierungen<br />

<strong>in</strong> Deutschland erforderlich ist. E<strong>in</strong> Bildungssystem, das e<strong>in</strong>e<br />

solch hohe Quote von Bildungsverlierern/-<strong>in</strong>nen ohne ausreichende<br />

Schulabschlüsse produziert, ist den Herausforderungen<br />

e<strong>in</strong>er Wissensgesellschaft im globalen Wettbewerb nicht<br />

gewachsen. Wenn die Qualität von Bildungsabschlüssen so<br />

sehr von der sozialen Herkunft abhängt wie <strong>in</strong> Deutschland,<br />

ist dies letztendlich e<strong>in</strong>e systematische Verh<strong>in</strong>derung von Bildungschancen<br />

und damit Lebenschancen.<br />

Für die Zukunftsfähigkeit von Kommunen ist die Qualität<br />

des Bildungsangebots e<strong>in</strong> wichtiger Erfolgsfaktor, gerade angesichts<br />

der sich abzeichnenden demografischen Veränderungen.<br />

Die optimale Entwicklung der Bildungslandschaft ist<br />

neben der Familienfreundlichkeit e<strong>in</strong>er Kommune auch von<br />

erheblicher Bedeutung für die Wohnortwahl und für die Ansiedlung<br />

von Betrieben.<br />

Auf der kommunalen Ebene kann es nur heißen, dass alle<br />

an Bildungs- und Erziehungsprozessen beteiligten Instanzen<br />

mite<strong>in</strong>ander kooperieren, sich ihrer geme<strong>in</strong>samen Verantwortung<br />

für das Aufwachsen von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen stellen<br />

und ihre jeweiligen Stärken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Prozess<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

K<strong>in</strong>der- und Familienfreundlichkeit als Leitziele<br />

Die Stadt Baunatal im Landkreis Kassel hat sieben Stadtteile<br />

und 28500 E<strong>in</strong>wohner/-<strong>in</strong>nen. Als kreisangehörige Stadt ist sie<br />

nicht Schul- und Jugendhilfeträger<strong>in</strong>.<br />

Freie Träger, die Stadt Baunatal und andere Institu tionen<br />

haben <strong>in</strong> den vergangenen Jahren sehr viel geleistet, um K<strong>in</strong>dern<br />

und Jugendlichen gute Voraussetzungen für ihre Entwick lung<br />

zu bieten. Stichworte dazu s<strong>in</strong>d:<br />

>> Bedarfsdeckendes Angebot an Krabbelgruppenplätzen und<br />

Tagesmüttern.<br />

>> Vielfältiges Angebot der Familienbildungsstätte der AWO <strong>in</strong><br />

Baunatal mit städtischer Förderung.<br />

>> Bedarfsdeckendes Angebot von K<strong>in</strong>dergartenplätzen <strong>in</strong> Halb-<br />

und Ganztagsbetreuung und von Hortplätzen mit flexiblen<br />

Öffnungs- und Betreuungszeiten für Berufstätige. In 2007<br />

wurde e<strong>in</strong> viel beachtetes neues Rahmenkonzept für e<strong>in</strong>e<br />

zeitgemäße Bildung <strong>in</strong> den städtischen K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen<br />

beschlossen. Seit August 2008 ist der Regelbetreuungsplatz<br />

(bis 13.30 Uhr) im K<strong>in</strong>dergarten für alle K<strong>in</strong>dergartenjahre<br />

beitragsfrei.<br />

>> Hochwertiges musikalisches Angebot durch die Musikschule<br />

Baunatal, für die die Stadt Baunatal eigens e<strong>in</strong> neues Gebäude<br />

errichtet hat und den laufenden Betrieb fördert.<br />

>> Vielfältiges Vere<strong>in</strong>sangebot, <strong>in</strong>sbesondere von Sportvere<strong>in</strong>en<br />

auf bestens ausgestatteten Sportanlagen.<br />

>> Umfangreiches Angebot an kommunaler K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit<br />

und außerschulischen Bildungsangeboten durch Spielmobil,<br />

Jugendbildungswerk, Stadtteilzentrum Baunsberg,<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendzentrum sowie dezentrale und aufsuchende<br />

Jugendarbeit.<br />

S T R U K T U R E N _ 4 3<br />

>> Erweiterte Beteiligung von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen an kommunalpolitischen<br />

Entscheidungsprozessen mit der Verankerung<br />

e<strong>in</strong>es Konzeptes der projektorientierten Partizipation<br />

und der E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Koord<strong>in</strong>ationsstelle K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendbeteiligung.<br />

>> E<strong>in</strong>e mit größtenteils modernisierten Gebäuden ausgestattete<br />

Schullandschaft mit vier Grundschulen (e<strong>in</strong>e Ganztagschule<br />

mit pädagogischer Mittagsbetreuung), zwei Gesamtschulen<br />

mit Ganztagsangeboten (e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong>tegriert, e<strong>in</strong>mal kooperativ)<br />

und e<strong>in</strong>er Förderschule.<br />

Erste Schritte zur stärkeren lokalen und kommunalen<br />

Verantwortung von Bildung <strong>in</strong> Baunatal<br />

Auch, wenn die Stadt Baunatal – bed<strong>in</strong>gt durch die rechtliche<br />

und strukturelle Gliederung der Zuständigkeiten für Bildung<br />

und Entwicklung von K<strong>in</strong>dern –, für viele Aufgaben formal nicht<br />

verantwortlich ist, hat der Magistrat im April 2007 den Prozess<br />

e<strong>in</strong>er Kommunalen Bildungsplanung <strong>in</strong>itiiert, um<br />

>> die Kooperation und Vernetzung von verschiedenen Bildungsbereichen<br />

zu fördern,<br />

>> e<strong>in</strong> Gesamtsystem von Bildung, Erziehung und Betreuung zu<br />

entwickeln,<br />

>> allen K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen, unabhängig von Geschlecht,<br />

der ethnischen Herkunft und vom sozioökonomischen H<strong>in</strong>tergrund,<br />

positive und förderliche Lebens- und Bildungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

zu bieten und für deren Erziehungsberechtigte Unterstützungsangebote<br />

vorzuhalten,<br />

>> e<strong>in</strong> bedarfsorientiertes schulisches und außerschulisches<br />

Bildungsangebot zu gestalten,<br />

>> die Partizipation von K<strong>in</strong>dern und Eltern bei der Gestaltung<br />

von Bildungsprozessen/-angeboten zu stärken sowie<br />

>> selbst organisierte Lernprozesse und eigenständige Erfahrungen<br />

von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen zu fördern.<br />

In 2007 wurden mit e<strong>in</strong>er verwaltungs<strong>in</strong>ternen Arbeitsgruppe die<br />

ersten Grundlagen geschaffen. Ab 2008 hat die Stadt Baunatal<br />

viele Akteure/-<strong>in</strong>nen von Bildungse<strong>in</strong>richtungen dazu e<strong>in</strong>geladen,<br />

an dem Prozess der Kommunalen Bildungsplanung als Partner<br />

mitzuwirken.<br />

Im Januar 2009 wurde der erste Baunataler Bildungstag mit<br />

340 K<strong>in</strong>dern, Jugendlichen und Erwachsenen <strong>in</strong> der Stadthalle<br />

organisiert, um diese <strong>in</strong> den Prozess e<strong>in</strong>zubeziehen und e<strong>in</strong>e öffentliche<br />

Diskussion über das Bildungsverständnis zu beg<strong>in</strong>nen.<br />

Aus den Vernetzungstreffen hat sich anschließend das<br />

Bildungsforum Baunatal gebildet, das sich zwei- bis dreimal<br />

im Jahr <strong>in</strong> großer Runde trifft. E<strong>in</strong>e trägerübergreifende Steuerungsgruppe<br />

koord<strong>in</strong>iert seither die Arbeit. Als weitere größere<br />

Veranstaltung wurde im Februar 2010 e<strong>in</strong> Fachaustausch<br />

mit 90 Teilnehmern/-<strong>in</strong>nen organisiert, bei dem neue pädagogische<br />

Konzepte und Projekte von Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong><br />

der Form e<strong>in</strong>es Markplatzes und <strong>in</strong> Workshops gegenseitig<br />

vorgestellt wurden. Dies ermöglichte Transparenz, Austausch<br />

und Vernetzung.


4 4 _ S T R U K T U R E N<br />

THEMENSCHWERPUNKTE FÜR DIE ENTWICKLUNG<br />

DER BILDUNGSLANDSCHAFT IN BAUNATAL<br />

Übergänge besser gestalten<br />

Bei der Kooperation von <strong>Schule</strong> und Jugendhilfe kommt der<br />

Gestaltung der Übergänge e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung zu. Für<br />

K<strong>in</strong>der stellen diese immer Herausforderungen dar, da sie neue<br />

Möglichkeiten und Entwicklungsschritte eröffnen, aber auch<br />

zu Hemmnissen und Biografiebrüchen führen können.<br />

Dies beg<strong>in</strong>nt bei dem frühk<strong>in</strong>dlichen Übergang von der<br />

Familie zu e<strong>in</strong>er Tagesmutter oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Krabbelgruppe, die<br />

dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e neue Welt erschließt, geht weiter zum Übergang<br />

<strong>in</strong> die K<strong>in</strong>dertagesstätte und von der K<strong>in</strong>dertagesstätte <strong>in</strong> die<br />

Grundschule. Mit dem „Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan<br />

0 bis 10 Jahre“ gibt es e<strong>in</strong>e verpflichtende Grundlage für<br />

die <strong>Schule</strong>n, die <strong>in</strong> der örtlichen Kooperation für e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

Gestaltung dieses Übergangs genutzt werden kann (siehe<br />

nachfolgend die Beschreibung der e<strong>in</strong>zelnen Arbeitsgruppen).<br />

Das städtische Spielmobil hat hierzu im Jahr 2010 e<strong>in</strong><br />

Modellprojekt mit e<strong>in</strong>er Grundschule und den „zuliefernden“<br />

K<strong>in</strong>dertagesstätten erprobt.<br />

E<strong>in</strong> besonderes Augenmerk ist auch auf den Übergang<br />

zur weiterführenden <strong>Schule</strong> zu richten, der für viele K<strong>in</strong>der<br />

und Eltern mit Fragen und Unsicherheiten verbunden ist. Die<br />

E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er neuen AG Übergang von der Grundschule zur<br />

Sekundarstufe I ist geplant. Das zunächst mit e<strong>in</strong>er Grundschule<br />

erprobte „Schulwechselprojekt“ des Stadtteilzentrums<br />

Baunsberg mit ausgewählten Schülern/-<strong>in</strong>nen der vierten<br />

Klassen wird seit zwei Jahren mit allen vier Grundschulen<br />

durchgeführt. Mit der Erstellung e<strong>in</strong>er Medienproduktion<br />

werden die eher stillen, zurückhaltenden Schüler/-<strong>in</strong>nen zu<br />

Experten/-<strong>in</strong>nen für die weiterführenden <strong>Schule</strong>n und präsentieren<br />

ihre Ergebnisse den Klassen und ihren Eltern. E<strong>in</strong> zweites<br />

Kooperationsprojekt bietet Schulsozialarbeit im K<strong>in</strong>der-<br />

und Jugendzentrum regelmäßig für „stille“ Schüler/-<strong>in</strong>nen des<br />

fünften Jahrgangs e<strong>in</strong>er Gesamtschule an.<br />

E<strong>in</strong> weiteres wichtiges Kooperationsfeld für die K<strong>in</strong>der-<br />

und Jugendarbeit und <strong>Schule</strong>n ist der Übergang von der Sekundarstufe<br />

I <strong>in</strong> die berufliche Ausbildung, Arbeit oder <strong>in</strong> Maßnahmen<br />

der Arbeitsförderung.<br />

Stärkung der Elternkompetenz<br />

Bei der Sammlung von wichtigen Aufgaben und Themen <strong>in</strong><br />

Veran staltungen des Bildungsforums wurde sehr häufig die<br />

Elternarbeit, die Stärkung der Elternkompetenz, der Ausbau<br />

von Unterstützungsangeboten für Erziehungsberechtigte und<br />

die stärkere E<strong>in</strong>beziehung von Eltern/Erziehungsberechtigten<br />

<strong>in</strong> die Gestaltung von Bildungsprozessen genannt.<br />

Mit e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gfügigen Freistellung von Mitarbeitern/<br />

-<strong>in</strong>nen aus dem Regelbetrieb der E<strong>in</strong>richtungen, konnte für die<br />

Stadt Baunatal e<strong>in</strong> wohnortnahes Beratungsangebot <strong>in</strong> Kitas,<br />

im Stadtteilzentrum und im K<strong>in</strong>der- und Jugendzentrum deutlich<br />

unterhalb der Schwelle des E<strong>in</strong>schaltens von Jugendamt<br />

oder langen Wartezeiten bei Erziehungsberatungsstellen o. ä.<br />

geschaffen werden. Damit kann bei e<strong>in</strong>igen Fällen des Beratungs-<br />

und Förderbedarfes oder bei Entwicklungsdefiziten<br />

früher reagiert und Unterstützung geleistet werden.<br />

Außerdem wird daran gearbeitet, e<strong>in</strong> koord<strong>in</strong>iertes Angebot<br />

von Elternbildungsveranstaltungen zu entwickeln und e<strong>in</strong><br />

Team von ehrenamtlichen Elternpaten auszubilden.<br />

Im Jahr 2010 war Elternbildung mit zwei Fachveranstaltungen<br />

e<strong>in</strong> Schwerpunktthema des Bildungsforums. Zunächst<br />

wurden die Organisations- und Vernetzungsstrukturen der<br />

Elternschule Hamm vorgestellt. Insbesondere g<strong>in</strong>g es um die<br />

stadtteil- und zielgruppenbezogene Koord<strong>in</strong>ation der Arbeit<br />

mit Eltern <strong>in</strong> Hamm.<br />

In Kooperation mit der AWO konnte Gerda Holz vom Institut<br />

für Soziale Arbeit <strong>in</strong> Frankfurt zu e<strong>in</strong>em Vortrag über die Arbeit<br />

mit sozial benachteiligten Eltern nach Baunatal geholt werden.<br />

Anhand der Begriffe „Beratung“, „Begegnung“, „Begleitung“,<br />

„Bildung“, „Betreuung“ und „Bargeld“ schilderte sie den besonderen<br />

Bedarf von sozial benachteiligten Eltern. Sie gab Anregungen,<br />

wie auch die Eltern erreicht werden können, die sich<br />

nicht selbstorganisiert Informationen zur Entwicklung ihrer<br />

K<strong>in</strong>der beschaffen und Elternbildungsangebote wahrnehmen.<br />

Gestaltung von Ganztagsangeboten<br />

an Grund- und weiterführenden <strong>Schule</strong>n<br />

Der Ausbau von Ganz<strong>tagsschule</strong>n bzw. Ganztagsangeboten<br />

ist e<strong>in</strong> wichtiges Thema <strong>in</strong> der aktuellen Bildungsdebatte und<br />

auch <strong>in</strong> der Diskussion über die Kooperation von Jugendhilfe<br />

und <strong>Schule</strong>.<br />

Die Steuerungsgruppe hat aufgrund von bereits erfolgten<br />

oder geplanten Veränderungen an e<strong>in</strong>zelnen <strong>Schule</strong>n vorgeschlagen,<br />

das Thema „(Ganztags-)<strong>Schule</strong>ntwicklung“ im Bildungsforum<br />

geme<strong>in</strong>sam anzugehen und hat dazu im November<br />

2010 e<strong>in</strong>e Auftaktveranstaltung organisiert. Alle Baunataler<br />

<strong>Schule</strong>n stellten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kurzpräsentation ihre Schul- und<br />

Unterrichtszeiten sowie die Nachmittags- bzw. Ganztagsangebote<br />

vor. In diesem Überblick wurde deutlich, dass Schüler/<br />

-<strong>in</strong>nen mehr Zeit am Nachmittag <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> verbr<strong>in</strong>gen und<br />

sich ihr Alltag <strong>in</strong> den letzten Jahren verändert hat, was auch<br />

Auswirkungen auf ihre außerschulischen Aktivitäten hat. Anschließend<br />

fand <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen e<strong>in</strong> Austausch von Vertretern/<br />

-<strong>in</strong>nen außerschulischer E<strong>in</strong>richtungen, Vere<strong>in</strong>e und <strong>Schule</strong>n<br />

über die aktuellen Entwicklungen und Perspektiven statt. Es<br />

wurden Vorschläge gesammelt, wie e<strong>in</strong> dem Bedarf von K<strong>in</strong>dern,<br />

Jugendlichen und Erwachsenen <strong>in</strong> Baunatal entsprechendes<br />

Bildungs-, Betreuungs- und Freizeitangebot geme<strong>in</strong>sam<br />

entwickelt werden könnte und wie dies im Bildungsforum geme<strong>in</strong>sam<br />

bearbeitet werden sollte. Ziele s<strong>in</strong>d u. a. e<strong>in</strong>e partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong> und außerschulischer<br />

Bildung, nicht nur bei der Durchführung von Ganztagsschulangeboten,<br />

sondern bereits <strong>in</strong> der konzeptionellen Entwicklung<br />

sowie e<strong>in</strong>e Stärkung der Partizipation von Schülern/-<strong>in</strong>nen und<br />

Eltern. Die Steuerungsgruppe wurde beauftragt, e<strong>in</strong>e weitere<br />

Veranstaltung zum Thema im Jahr 2011 zu planen und an der<br />

Umsetzung der Ergebnisse der Diskussion zu arbeiten.<br />

Konkrete Projekte der thematischen Arbeitsgruppen<br />

In der AG Elternbildung/-beratung wird am Aufbau e<strong>in</strong>er Koord<strong>in</strong>ations-<br />

und Vernetzungsstruktur von Elternbildungsangeboten<br />

<strong>in</strong> Baunatal gearbeitet.<br />

E<strong>in</strong>e Befragung zur Bestandsaufnahme von Elternbildungsangeboten<br />

<strong>in</strong> Baunatal wird derzeit ausgewertet. Als nächster<br />

Schritt ist e<strong>in</strong>e gebündelte Darstellung von Elternbildungs- und<br />

Elternberatungsangeboten der verschiedenen Träger auf der<br />

Homepage der Stadt Baunatal vorgesehen. Schließlich soll halbjährlich<br />

oder jährlich an e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Planung und Erstellung<br />

e<strong>in</strong>es Veranstaltungsprogramms für Eltern und Fachkräfte<br />

gearbeitet werden.<br />

Die AG <strong>Kultur</strong>elle Bildung beschäftigt sich mit dem Verständnis<br />

von <strong>Kultur</strong>eller Bildung und der Weiterentwicklung von kulturpädagogischer<br />

Arbeit <strong>in</strong> Baunatal, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Zusammenarbeit<br />

von <strong>Schule</strong>n und außerschulischen E<strong>in</strong>richtungen.


© Centrum Mikado Circus<br />

Die AG hat den Vorschlag entwickelt, e<strong>in</strong>e offene Kunst- und<br />

<strong>Kultur</strong>homepage für die Stadt Baunatal zu schaffen, auf der<br />

alle Kunst- und <strong>Kultur</strong>schaffenden ihre Informationen darstellen<br />

können.<br />

Die AG Frühe Bildung beschäftigt sich mit zwei Themenkreisen.<br />

Zum e<strong>in</strong>en geht es um den Übergang von der K<strong>in</strong>dertagespflege<br />

(Betreuung durch Tagesmütter) und von den Eltern-K<strong>in</strong>d-Spielkreisen<br />

der Familienbildung zu den K<strong>in</strong>dertagesstätten. Wie<br />

erfolgen die Ablösung und die E<strong>in</strong>gewöhnung? Welche Eltern<strong>in</strong>formation<br />

und Elternarbeit ist dabei erforderlich? Zum anderen<br />

möchte die AG e<strong>in</strong> Konzept erarbeiten, wie das städtische<br />

Willkommenspaket für Neugeborene mit e<strong>in</strong>em Hausbesuchsdienst<br />

und erweitertem Informationsmaterial ergänzt werden<br />

kann.<br />

Zum Übergang von der Kita <strong>in</strong> die Grundschule und zur Umsetzung<br />

des hessischen Bildungs- und Erziehungsplanes gibt es<br />

die Treffen von allen Leitern/-<strong>in</strong>nen der Grundschulen und Kitas<br />

<strong>in</strong> Baunatal und Schauenburg <strong>in</strong> der BEP-ORG (Bildungs- und<br />

Erziehungsplan-Organisationsgruppe). Es wurde bereits zweimal<br />

e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Fortbildungstag mit den pädagogischen<br />

Fachkräften von allen Grundschulen und Kitas <strong>in</strong> Baunatal und<br />

Schauenburg durchgeführt. Dabei haben sich „Bildungse<strong>in</strong>heiten“<br />

gebildet, d.h. die jeweilige Grundschule arbeitet mit den<br />

„zuliefernden“ Kitas zusammen und entwickelt die Kooperation<br />

weiter.<br />

S T R U K T U R E N _ 4 5<br />

Die AG <strong>Schule</strong>–Beruf arbeitet an Förderkonzepten vor Ort, um<br />

die Bildungs- und Ausbildungswege von Jugendlichen von den<br />

letzten Schulbesuchsjahren bis zum Ausbildungsabschluss<br />

zu unterstützen. Nach den verschiedenen Recherchen und<br />

Gesprächen mit Fachleuten, hält es die Arbeitsgruppe für vordr<strong>in</strong>glich,<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen mit <strong>in</strong> Abgangsklassen mit schwierigeren<br />

Startchancen im Übergang zum Beruf zu unterstützen<br />

und – sofern erforderlich und gewünscht – <strong>in</strong>dividuell zu begleiten.<br />

Im Jahr 2010 wurde mit der Umschichtung von städtischen<br />

Haushaltsmitteln e<strong>in</strong> neues Projekt zur Unterstützung<br />

von Schülern/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Abgangsklassen unter dem Motto „Fit<br />

für den Job“ <strong>in</strong> Baunatal aufgebaut. Damit konnten für 25<br />

Förderschüler/-<strong>in</strong>nen Arbeitserprobungen <strong>in</strong> verschiede nen<br />

Gewerken, e<strong>in</strong>e Fortbildung von Lehrkräften und Mitarbeitern/<br />

-<strong>in</strong>nen der Jugendarbeit/-bildung, Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs mit<br />

320 Schülern/-<strong>in</strong>nen der beiden Gesamtschulen sowie Kompetenzfeststellungstests<br />

mit 40 Schülern/-<strong>in</strong>nen f<strong>in</strong>anziert<br />

werden.<br />

KONTAKT<br />

Jugendbildungswerk/Stadtteilzentrum<br />

Bornhagen 3<br />

34225 Baunatal<br />

jugendbildungswerk@stadt-baunatal.de<br />

www.stadt-braunatal.de


4 6 _ S T R U K T U R E N<br />

2.8 AGENTUREN FÜR KOOPERATIONEN:<br />

DAS BEISPIEL SCHULTHEATER-STUDIO<br />

// Joachim Reiss<br />

Das Theaterpädagogische Zentrum „Schultheater-Studio Frankfurt“<br />

ist seit 20 Jahren e<strong>in</strong>e Agentur für das Schultheater und die<br />

Kooperation mit professionellen Theatern und Theaterpädagogen/<br />

-<strong>in</strong>nen im Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebiet.<br />

Die Institution mit Sitz im Frankfurter Nordwesten wird<br />

vom als geme<strong>in</strong>nützig anerkannten Kreidekreis e.V. getragen<br />

und von der Stadt Frankfurt/dem Schulamt und dem Land<br />

Hessen/dem Hessischen Kultusm<strong>in</strong>isterium (HKM) <strong>in</strong>stitutionell<br />

gefördert. Es ist mittlerweile auch anerkannter Träger der<br />

freien Jugendhilfe.<br />

Das Schultheater-Studio hat folgende Aufgaben:<br />

>> Förderung des Darstellenden Spiels und des Theaters <strong>in</strong><br />

<strong>Schule</strong>n durch<br />

– Sem<strong>in</strong>are für Lehrer/-<strong>in</strong>nen aller Fächer und Schulformen,<br />

– Weiterbildung mit Abschluss <strong>in</strong> Kooperation mit dem Amt<br />

für Lehrerbildung,<br />

– Projekte u.a. zu Gewaltprävention, Spracherwerb, sozialem<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g,<br />

– umfassende Beratung <strong>in</strong> allen Fragen des Schultheaters,<br />

– Bereitstellung der gesamten Fachliteratur,<br />

– Ausleihe von Bühnen-, Ton- und Lichttechnik,<br />

– diverse Angebote für E<strong>in</strong>steiger, Theatergruppen, Lerngruppen<br />

aller Arten und Fächer,<br />

– Fachtagungen, Festivals,<br />

– Bereitstellung von Kontaktlehrern/-<strong>in</strong>nen an allen<br />

Frankfurter <strong>Schule</strong>n und 400 <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Süd<strong>hessen</strong>.<br />

>> Fortbildung von Erziehern/-<strong>in</strong>nen, Theaterpädagogen/-<strong>in</strong>nen,<br />

Sozialarbeitern/-<strong>in</strong>nen, Sozial- und Diplompädagogen/-<strong>in</strong>nen<br />

sowie anderen <strong>in</strong> Bildungs- und Betreuungse<strong>in</strong>richtungen,<br />

-maßnahmen und -projekten Tätigen,<br />

>> Unterstützung von theaterpädagogischen Projekten, Maßnahmen<br />

und theaterpädagogisch Tätigen <strong>in</strong> Theatern, Vere<strong>in</strong>en, Geme<strong>in</strong>den<br />

und E<strong>in</strong>richtungen der K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe u. a.<br />

durch<br />

– die Vermittlung von Theaterpädagogen/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> alle möglichen<br />

Institutionen (z. B. auch Museen und Kirchengeme<strong>in</strong>den)<br />

und für Projekte,<br />

– Beratung, technische Ausstattung, Fachliteratur,<br />

– Tagungen und Festivals zum Erfahrungsaustausch und<br />

andere Leistungen.<br />

>> Ferner laufen im Schultheater Gastspiele professioneller Theater<br />

und Schultheater, Ferienspiele für K<strong>in</strong>der und Jugend liche, freie<br />

Theatergruppen für K<strong>in</strong>der, Jugendliche und Erwachsene etc.<br />

1 Siehe www.tusch-frankfurt.de.<br />

Das Schultheater-Studio arbeitet im S<strong>in</strong>ne se<strong>in</strong>er Zielsetzung<br />

mit Organisationen, Institutionen und Persönlichkeiten zusammen,<br />

die auf dem Gebiet der Theaterpädagogik tätig s<strong>in</strong>d<br />

oder tätig werden wollen, dazu gehören <strong>in</strong>sbesondere E<strong>in</strong>richtungen<br />

der Jugendhilfe <strong>in</strong> Frankfurt, das <strong>Kultur</strong>amt, das<br />

Jugend- und Sozialamt sowie weitere Ämter und E<strong>in</strong>richtungen<br />

der Stadt Frankfurt, wie z. B. die Städtischen Bühnen, das<br />

Amt für multikulturelle Angelegenheiten, der Präventionsrat<br />

u. a.m., außerdem das Projektbüro <strong>Kultur</strong>elle Bildung des HKM<br />

und die Staatlichen Schulämter, hier <strong>in</strong>sbesondere mit den entsprechenden<br />

Fachberatern/-<strong>in</strong>nen. Darüber h<strong>in</strong>aus zählen das<br />

M<strong>in</strong>isterium für Wissenschaft und Kunst (MWK), die Theater<br />

im Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebiet und ihre Verbände sowie der Landesverband<br />

Schultheater <strong>in</strong> Hessen e.V. zu den engsten Kooperationspartnern.<br />

Das fachliche Netzwerk erstreckt sich über<br />

die Landesebene und den Bundesverband Theater <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n<br />

(BV.TS) und den Bundesverband Theaterpädagogik (BUT) bis<br />

zum <strong>in</strong>ternationalen Dachverband IDEA (International Institute<br />

for Democracy and Electoral Assistance) und erfasst auch<br />

Dachverbände der gesamten <strong>Kultur</strong>ellen Bildung, wie die Landesvere<strong>in</strong>igung<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung (LKB) Hessen, die Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />

<strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung (BKJ), den<br />

Deutschen <strong>Kultur</strong>rat und die World Alliance for Arts Education<br />

(WAAE) bis zur UNESCO.<br />

Größere aktuelle Projekte des Schultheater-Studios s<strong>in</strong>d „TUSCH<br />

– Theater und <strong>Schule</strong>“ 1 <strong>in</strong> Frankfurt und Umgebung, zurzeit fördert<br />

das Projekt 17 Partnerschaften und das COMENIUS-Regio-<br />

Projekt „Youth Video Museums“ <strong>in</strong> Kooperation mit dem Staatlichen<br />

Schulamt Frankfurt, dem Offenen Kanal und vier <strong>Schule</strong>n<br />

sowie <strong>in</strong> Kooperation mit der Partnerregion Athen.<br />

© BKJ/Anna Schäfle<strong>in</strong><br />

© BKJ/Maya Hässig


3. MODELLHAFTE PROJEKTBEISPIELE


4 8 _ M O D E L L H A F T E P R O J E K T B E I S P I E L E<br />

3.1 VORBEMERKUNG<br />

// T<strong>in</strong>a Gliesche/Sab<strong>in</strong>e Schmitt<br />

„In allen Phasen der <strong>in</strong>stitutionellen frühk<strong>in</strong>dlichen und schulischen<br />

Bildung s<strong>in</strong>d es gerade die unmittelbaren Begegnungen<br />

mit Kunstwerken, die die Wahrnehmung differenzieren und<br />

junge Menschen zu eigenem Ausdruck, eigener Gestaltung<br />

ermutigen.“ (Deutscher Bundestag 2007)<br />

Kooperationen zwischen <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> Hessen s<strong>in</strong>d<br />

vielfältig: sie führen K<strong>in</strong>der und Jugendliche an außerschulische<br />

Lernorte, bieten <strong>in</strong>novative Lernfelder und eröffnen die<br />

gleichberechtigte Teilhabe am kulturellen Leben. Wir haben<br />

e<strong>in</strong>e Auswahl repräsentativer Projekte ausgewählt, die die Besonderheiten<br />

von Kooperationen herausstellen. H<strong>in</strong>ter ihnen<br />

steht e<strong>in</strong>e Vielzahl weiterer anspruchsvoller Projekte, die <strong>in</strong><br />

dem Umfang dieser Publikation nicht alle dargestellt werden<br />

können.<br />

Ob Theater, Musik, Tanz oder Medien – die Angebote der<br />

<strong>Kultur</strong>ellen Bildung vere<strong>in</strong>en oftmals mehrere Kunstsparten<br />

mite<strong>in</strong>ander. Interdiszipl<strong>in</strong>äre Formate wie Tanztheater oder<br />

Filmmusik schöpfen die vielfältigen Bildungspotenziale von<br />

Kunst und <strong>Kultur</strong> auf ihre <strong>in</strong>dividuelle Weise aus.<br />

Kooperationen zwischen kulturellen E<strong>in</strong>richtungen und/<br />

oder Künstlern/-<strong>in</strong>nen und <strong>Schule</strong>n haben <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren, <strong>in</strong>sbesondere durch den Ganztagsschulausbau, zunehmend<br />

an Bedeutung gewonnen: <strong>Kultur</strong>elle Bildung ist Teil<br />

der Allgeme<strong>in</strong>bildung. Sie eröffnet den Schülern/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />

ihrer Vielfältigkeit unterschiedlichste S<strong>in</strong>neserfahrungen und<br />

fördert den persönlichen Kompetenzerwerb der Jugendlichen<br />

außerhalb der klassischen Lehrplan<strong>in</strong>halte.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus bietet jede Kunstsparte spezifische Lernfelder:<br />

Die Rezeption von Literatur regt zum Mitfühlen und<br />

Mitdenken an, sie ermöglicht das Abtauchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere<br />

Welt. Um K<strong>in</strong>der und Jugendliche für das Lesen zu begeistern,<br />

bieten Kooperationen aus <strong>Schule</strong> und z. B. Bibliotheken zahlreiche<br />

Angebote.<br />

Musik spielt <strong>in</strong> allen Bildungszusammenhängen e<strong>in</strong>e dom<strong>in</strong>ante<br />

Rolle. Ihre vielfältigen Wirkungen für die Gestaltung<br />

von Lebenskunst und für die <strong>in</strong>dividuelle Entwicklung s<strong>in</strong>d<br />

durch zahlreiche Evaluationen belegt. Die <strong>in</strong>stitutionelle und<br />

verbandliche Struktur ist ebenfalls deutlich ausgeprägt: sie<br />

reicht vom Arbeitskreis für Schulmusik über den Musikrat und<br />

der Hochschule für Musik und Darstellende Künste bis h<strong>in</strong> zur<br />

Musikakademie Schlitz.<br />

Auch Kooperationen zwischen Theater und <strong>Schule</strong> gelten <strong>in</strong><br />

Hessen <strong>in</strong>zwischen als fest <strong>in</strong>stitutionalisiert. Nicht zuletzt<br />

durch zahlreiche Projekte, wie „TUSCH – Theater und <strong>Schule</strong>“<br />

oder Verbände, wie der Landesverband Schultheater <strong>in</strong> Hessen<br />

(LSH). Theater spielen fördert die Kommunikations- und Teamfähigkeit<br />

und stärkt das Improvisationsvermögen. Fähigkeiten,<br />

die auf den schulischen Alltag sowie auf die Berufspraxis übertragen<br />

werden können. Zudem motiviert Theater spielen durch<br />

se<strong>in</strong>e Prozess- und Produktorientierung zu besonders hohen<br />

Leistungen. Wenig verwunderlich daher, dass die Forderung<br />

nach der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Schulfaches „Theater/Darstellendes<br />

Spiel“ immer lauter wird.<br />

Medien nehmen <strong>in</strong>nerhalb kultureller Bildungsangebote<br />

e<strong>in</strong>e besonderer Rolle e<strong>in</strong>, erfordern z. B. Internet, Film oder<br />

Fernsehen spezifische Kompetenzen der Rezeption und Interaktion.<br />

Medienpädagogische Aktivitäten bilden die Grundlage<br />

für e<strong>in</strong>e kritische Reflexion des alltäglichen Medienangebots.<br />

Ob <strong>in</strong> Workshops, Clubs, Sem<strong>in</strong>aren oder Fotoexkursionen –<br />

mithilfe von Kommunikations- und Informationstechnolo gien<br />

bilden sich junge Menschen technisch sowie künstlerisch<br />

weiter und setzen dabei ihre erworbenen Kompetenzen entsprechend<br />

e<strong>in</strong>. Medien können somit gezielt als Ausdrucksform<br />

kommunikativer Bedürfnisse e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Tanz hat als Bestandteil <strong>Kultur</strong>eller Bildung bundesweit<br />

an Bedeutung gewonnen. Das besondere persönlichkeits-<br />

und geme<strong>in</strong>schaftsbildende Potenzial, das dieser körperlich<br />

fundierten Kunstform zugrunde liegt, vermittelt unterschiedlichste<br />

Fähigkeiten und Kompetenzen: sowohl körperliche,<br />

tanztechnische als auch u. a. soziale, kreative, emotionale<br />

und kognitive. Seit der Gründung des Bundesverbands Tanz <strong>in</strong><br />

<strong>Schule</strong>n e.V. im Jahr 2007 formiert sich für den Bereich Tanz <strong>in</strong><br />

<strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong>e bundesweite Fachstruktur, die vor allem für die<br />

Qualitätssicherung der Tanzangebote an <strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Beitrag leistet.<br />

Die Interdiszipl<strong>in</strong>arität im Zirkus vor allem ist es, die K<strong>in</strong>dern<br />

und Jugendlichen unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten<br />

eröffnet: über Bewegung und Spiel entdecken sie eigene<br />

Begabungen und entfalten Kreativität und Improvisationsvermögen.<br />

Zirkuspädagogik fördert daher die ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Es werden sowohl körperliche und<br />

soziale Fähigkeiten als auch künstlerische Kompetenzen der<br />

„Nachwuchsakrobaten/-<strong>in</strong>nen“ gefördert.<br />

Der folgende Teil dieser Publikation zeigt exemplarisch<br />

Projekte mit Vorbildcharakter des Landes Hessen. Die <strong>in</strong>haltliche<br />

Konzeption, die Professionalität <strong>in</strong> der Durchführung und<br />

ihre Nachhaltigkeit s<strong>in</strong>d dabei die herausragenden Merkmale.<br />

<strong>Kultur</strong>pädagogen/-<strong>in</strong>nen, Künstler/-<strong>in</strong>nen wie Lehrkräfte f<strong>in</strong>den<br />

hier Inspirationen und Motivation, kulturelle Angebote an <strong>Schule</strong>n<br />

zu <strong>in</strong>itiieren oder eigene Ideen weiterzuentwickeln.<br />

LITERATUR<br />

Deutscher Bundestag (2007): Schlussbericht der Enquête-<br />

Kommission „<strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> Deutschland“. 16. Wahlperiode,<br />

Drucksache 16/7000. Berl<strong>in</strong>, 11.12.2007.


3.2 KOOPERATIONSPROJEKTE IN HESSEN<br />

BILDENDE KUNST<br />

Bücher im W<strong>in</strong>d<br />

Wie Kunst <strong>in</strong> den Deutschunterricht gelangt, das zeigt der Vere<strong>in</strong><br />

<strong>Kultur</strong> im Austausch (KultA). In dem geme<strong>in</strong>sam mit der<br />

Künstler<strong>in</strong> Tanja Leonhardt (Universität Ma<strong>in</strong>z) entwickelten<br />

Projekt, produzieren die K<strong>in</strong>der und Jugendlichen Texte zu den<br />

Themen „Toleranz“, „Achtung“ und „Freiheit“ und übertragen<br />

sie mit selbst angefertigten Schriftstempeln oder handschriftlich<br />

auf Pongé-Seide. Verschönert werden die Unikate durch die<br />

künstlerische Gestaltung der Cover. Die Buchobjekte werden<br />

der Öffentlichkeit zum Abschluss der Projektwoche präsentiert,<br />

vorzugsweise unter freiem Himmel: Es s<strong>in</strong>d die Bücher<br />

im W<strong>in</strong>d. Neben den handwerklichen, gestalterischen und sozialen<br />

Aspekten f<strong>in</strong>den die Schüler/-<strong>in</strong>nen über das kostbare<br />

und <strong>in</strong>spirierende Material auch neue Wege der Textreflexion,<br />

Zugänge zum ästhetischen Denken und zu ihrer eigenen Kreativität<br />

und so zu Erfolgserlebnissen <strong>in</strong> ganzheitlichen Kontexten.<br />

Das Konzept ist so modifizierbar, dass es mit K<strong>in</strong>dern<br />

und Jugendlichen jeder Altersstufe und Schulform umgesetzt<br />

werden kann.<br />

Weitere Informationen: www.kulta-ev.de<br />

Kunst verb<strong>in</strong>det Generationen<br />

Es ist die Geschichte e<strong>in</strong>er ganz besonderen Freundschaft.<br />

Begonnen hat alles vor über fünf Jahren im Rahmen e<strong>in</strong>er Projektwoche<br />

an der Gießener Pestalozzischule. Im Hochsommer<br />

besuchten Schüler/-<strong>in</strong>nen der Klassen vier bis zehn erstmals<br />

das Alten- und Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt (AWO), um geme<strong>in</strong>sam<br />

mit den Senioren/-<strong>in</strong>nen künstlerisch aktiv zu se<strong>in</strong>.<br />

Was dabei entstand: neben kunstvoll gestalteten Objekten<br />

entwickelte sich e<strong>in</strong> reger Austausch über Leben und <strong>Schule</strong>,<br />

über E<strong>in</strong>samkeit und Alter. Die Schüler/-<strong>in</strong>nen erlebten aber<br />

auch zahlreiche Überraschungen, z. B. e<strong>in</strong>e Senior<strong>in</strong>, die ihre<br />

Lebenserfahrungen <strong>in</strong> fehlerfreiem Englisch formulierte. Dass<br />

das generationenübergreifende Projekt mit e<strong>in</strong>em Preisgeld<br />

der Volksbank Mittel<strong>hessen</strong> ausgezeichnet wurde, brachte Alt<br />

und Jung noch näher zusammen. Die Pestalozzischule konnte<br />

damit ihre Projektausstattung aufrüsten und e<strong>in</strong>e dauerhafte<br />

Doppelstunde Kunst im AWO-Seniorenheim für dritte und vierte<br />

Schulklassen e<strong>in</strong>richten. Diese f<strong>in</strong>den im W<strong>in</strong>tergarten, <strong>in</strong><br />

der Cafeteria, im idyllischen Garten oder <strong>in</strong> den Stationsaufenthaltsräumen<br />

statt – je nach Mobilität der Senioren/-<strong>in</strong>nen.<br />

Weitere Informationen: Susan Zeh-Fiedler, zeh-fiedler@web.de<br />

MEDIEN<br />

Bildungswege<br />

Mit e<strong>in</strong>em Film, den die Vorschulk<strong>in</strong>der der Kita Zierenbergstraße,<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen der 3. Klassen und pädagogische Mitarbeiter/<br />

- <strong>in</strong> nen mit dem <strong>Kultur</strong>zentrum Schlachthof e.V. geme<strong>in</strong>sam<br />

produzierten, erarbeiteten alle an Bildung Beteiligten e<strong>in</strong>en<br />

möglichen neuen Bildungsweg. Das Projekt „Aktive Eltern”<br />

des <strong>Kultur</strong>zentrums hatte bereits die Zielerreichung erprobt:<br />

Bildungswege sollen für die K<strong>in</strong>der und ihre Eltern überschaubar,<br />

angstfrei, nachvollziehbar und im ursprünglichen S<strong>in</strong>n des<br />

M O D E L L H A F T E P R O J E K T B E I S P I E L E _ 4 9<br />

Wortes „begreifbar“ werden. Begleitet wurde das Projekt von<br />

e<strong>in</strong>er erfahrenen Medienpädagog<strong>in</strong> zur Sicherung der filmtechnischen<br />

und erzählerischen Qualität.<br />

Der Filmdreh ermöglichte den K<strong>in</strong>dern Erfahrungen der<br />

Selbstwirksamkeit <strong>in</strong> die eigene Gruppe, Klasse, Clique, aber<br />

auch <strong>in</strong> die Kita, <strong>Schule</strong> und sogar bis <strong>in</strong> ihren Stadtteil h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />

Mit Anerkennung und Stolz führten sie der Öffentlichkeit ihr<br />

Ergebnis vor.<br />

E<strong>in</strong> paralleler Bildungsweg, der den Übergang von der Kita <strong>in</strong><br />

die Grundschule markierte, wurde mit e<strong>in</strong>em weiteren künstlerischen<br />

Mittel beschritten: die K<strong>in</strong>der der Kita bastelten<br />

geme<strong>in</strong>sam mit den Drittklässlern/-<strong>in</strong>nen Fische aus Pappmaché.<br />

Im Laufe des Filmprojektes „wanderten“ die Fische auf<br />

„Erkundungstour“ durch den Stadtteil von der Kita, vorbei an<br />

den Elternhäusern <strong>in</strong> die <strong>Schule</strong>. In ihrem neuen Lebensraum<br />

empfangen sie die frisch e<strong>in</strong>geschulten K<strong>in</strong>der und schaffen<br />

damit Vertrautheit durch aus Er<strong>in</strong>nerungen Bekanntes.<br />

Weitere Informationen: www.schlachthof-kassel.de<br />

„ Abenteuer über Abent(eu)ropa“ – e<strong>in</strong> Trickfilmprojekt:<br />

Herkules oder der schiefe Turm von Pisa – klassische Bilder<br />

Europas im Trickfilm mit e<strong>in</strong>er Trickboxx umzusetzen, war das<br />

Ziel des Projektes „Abent(eu)ropa“ <strong>in</strong> der Grundschule Harleshausen.<br />

Der Kreativität der K<strong>in</strong>der waren dabei ke<strong>in</strong>e Grenzen<br />

gesetzt: Mit Papier und Schere, selbst gebastelten Figuren,<br />

Objekten und Kulissen filmten und vertonten sie ihre eigenen<br />

Ideen mit Unterstützung zweier Techniker. Das Projekt mit der<br />

Trickboxx zeigte den Schülern/-<strong>in</strong>nen die unendlichen Möglichkeiten<br />

bei der Gestaltung des Irrealen und ermöglichte die<br />

grenzenlose Entfaltung ihrer Fantasie und Kreativität.<br />

Weitere Informationen: www.trickboxx-festival.de<br />

MUSIK<br />

Ohrwurm<br />

Dass auch klassische Musik zum Ohrwurm werden kann, zeigt<br />

das gleichnamige Projekt. Fest <strong>in</strong> den Unterrichtsalltag <strong>in</strong>tegriert,<br />

f<strong>in</strong>den jährlich wechselnde Klassikthemen <strong>in</strong> den hessischen<br />

Grundschulen E<strong>in</strong>zug. Das vom pädagogischen Ohrwurm-<br />

Team erstellte Unterrichtsmaterial vermittelt Anleitungen zum<br />

k<strong>in</strong>dgemäßen Umgang mit klassischen Musikwerken: mit Gestik,<br />

Mimik, Tanz, Bewegung, mit Instrumenten, Body-Percussion<br />

oder der eigenen Stimme werden Musikstücke begleitet und<br />

erobert. Außerdem machen sich die K<strong>in</strong>der mit Geschichten,<br />

grafischer Notation und Hörrätseln Musik zu eigen. Begleitend<br />

besuchen Lehrer/-<strong>in</strong>nen aller Fächer Fortbildungen zur Didaktik<br />

und Methodik der Musikvermittlung.<br />

Die Ohrwurm-Konzerte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> weiterer Bauste<strong>in</strong> des Projekts.<br />

Diese besondere Form des Musiktheaters für K<strong>in</strong>der mit<br />

hoch professionellen Musikern/-<strong>in</strong>nen, darunter auch <strong>in</strong>ternational<br />

renommierte Solisten, erzählt k<strong>in</strong>dgerecht Geschichten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesamt<strong>in</strong>szenierung aus Musik, Bühnenbildern,<br />

Kostümen und Requisiten. Seit dem Jahr 2002 nahmen <strong>in</strong> den<br />

bisher 1000 Konzerten und Opernaufführungen ca. 125 000<br />

K<strong>in</strong>der teil. Für e<strong>in</strong>ige tausend von ihnen ist der Ohrwurm <strong>in</strong>-


5 0 _ M O D E L L H A F T E P R O J E K T B E I S P I E L E<br />

zwischen fester Bestandteil ihrer schulischen Musikerfahrung<br />

geworden. Über ihre Begeisterung für Musik, entdeckten zahlreiche<br />

K<strong>in</strong>der ihre Leidenschaft, selbst e<strong>in</strong> Musik<strong>in</strong>strument<br />

zu spielen.<br />

Das Ohrwurm-Projekt wurde im Jahr 2005 mit dem Inventio<br />

„für herausragende musikpädagogische Innovationen“<br />

ausgezeichnet und 2010 als besonders förderungswürdig <strong>in</strong><br />

die „Plattform für soziale Investoren“ PHINEO aufgenommen.<br />

Inzwischen ist Ohrwurm <strong>in</strong> zahlreichen deutschen Städten<br />

sowie <strong>in</strong> Österreich und Kolumbien und auf unterschiedlichen<br />

<strong>in</strong>ternationalen Festivals mit Gastspielen präsent.<br />

Weitere Informationen: www-ohrwurm-projekt.de<br />

Response<br />

In Interaktion mit Musik treten die K<strong>in</strong>der und Jugendlichen<br />

aller Klassenstufen und Schulformen <strong>in</strong> dem Projekt „Response“.<br />

Hier begegnen sie zeitgenössischer Musik und reagieren<br />

darauf mit eigenen Improvisationen und Kompositionen.<br />

Komponisten/-<strong>in</strong>nen, Interpreten/-<strong>in</strong>nen und Lehrer/-<strong>in</strong>nen<br />

arbeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Team mit jeweils e<strong>in</strong>er Schulgruppe zusammen.<br />

Angeleitet von e<strong>in</strong>em/-r Musikpädagogen/-<strong>in</strong> führen sie<br />

die K<strong>in</strong>der und Jugendlichen spielerisch durch Experimente<br />

und Übungen an musikalische Erf<strong>in</strong>dungsaufgaben heran.<br />

Mut zur eigenen Kreativität ist dabei der Schlüssel für musikalische<br />

Ideen: Neugier und Motivation lässt die Schüler/-<strong>in</strong>nen<br />

auf neue Hörerlebnisse mit eigenen Improvisationen und Kompositionen<br />

antworten.<br />

Insbesondere durch das Experimentieren mit der gesamten<br />

Bandbreite der Klang- und Ausdrucksmöglichkeiten unserer<br />

Zeit, br<strong>in</strong>gen K<strong>in</strong>der und Jugendliche ihre eigene Fantasie,<br />

ihre subjektiven Fähigkeiten, Vorstellungen, Vorerfahrungen<br />

und Kommunikationsmöglichkeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en schöpferischen<br />

Prozess e<strong>in</strong>. Dabei erlangen sie nicht nur e<strong>in</strong> komplexes Verständnis<br />

von Musik und ihrer Bedeutung, sondern entwickeln<br />

auch eigene musikalische Fähigkeiten sowie Kreativität, Motivation,<br />

Konzentration, Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong> und Argumentationsfähigkeit.<br />

Das geme<strong>in</strong>same Musizieren fördert das<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl der Gruppe und kann sich somit auf den<br />

übrigen Unterricht positiv auswirken.<br />

Seit der ersten Durchführung des Response-Projektes im<br />

Jahr 1990 im Bundesland Hessen, haben auch <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Bremen,<br />

Köln, Essen, Dresden und München das Konzept adap tiert.<br />

Weitere Informationen: www.mutare.de<br />

INTERDISZIPLINÄR<br />

Abenteuer Lernen – e<strong>in</strong> Kooperationsprojekt der<br />

Jugend förderung der Universitätsstadt Marburg<br />

mit der Pestalozzischule Marburg<br />

Wasser und W<strong>in</strong>d, Hiphop-Festival oder Graffity-Workshop s<strong>in</strong>d<br />

nur Beispiele der vielfältigen kulturellen oder erlebnispädagogischen,<br />

jährlich wechselnden Themen <strong>in</strong>nerhalb des Projekts<br />

„Abenteuer Lernen“. E<strong>in</strong>mal wöchentlich, im Anschluss an den<br />

Schulunterricht, schlüpfen Jugendliche für zwei bis vier Stunden<br />

<strong>in</strong> die Rolle e<strong>in</strong>es/-r Eventmanagers/-<strong>in</strong>, Künstlers/-<strong>in</strong> oder<br />

Sportlers/-<strong>in</strong>. Am Ende e<strong>in</strong>es jeden Projektes steht e<strong>in</strong>e mehrtägige<br />

Exkursion, die das Thema noch e<strong>in</strong>mal vertieft (z. B. bei<br />

dem Thema „Wasser und W<strong>in</strong>d“ unternehmen die Jugendlichen<br />

e<strong>in</strong>e Segelfreizeit).<br />

Die Projekt<strong>in</strong>halte orientieren sich stark an den Bedürfnissen<br />

der Zielgruppen und werden jeweils den Erfordernissen an-<br />

gepasst. Die pädagogischen Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen der „Sozialen<br />

Gruppenarbeit“ gestalten das Kooperationsprojekt <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit e<strong>in</strong>em/-r Lehrer/-<strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> mittels unterschiedlicher<br />

kultureller und erlebnispädagogischer Praxen.<br />

Das Projekt „Abenteuer Lernen“ bietet vielfältige <strong>in</strong>formelle<br />

Gelegenheiten, <strong>in</strong> denen handlungsorientiertes, authentisch<br />

gestaltetes Lernen möglich ist. Beim „Hiphop Festival“<br />

etwa organisieren die Schüler/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> ganztägiges Hiphop-<br />

Event an der <strong>Schule</strong> mit Cater<strong>in</strong>g und Mitmachangeboten für<br />

alle Besucher/-<strong>in</strong>nen. Dazu gehören u. a. Workshops zu Rap,<br />

Hiphop-Dance oder Graffiti sowie und e<strong>in</strong>e abschließende Aufführung<br />

<strong>in</strong> der Turnhalle.<br />

Lernzusammenhänge neu zu erleben bedeutet, aus den<br />

festgefahrenen Rollen auszubrechen und Verantwortung zu<br />

übernehmen – e<strong>in</strong>e Bereicherung des Schulalltages, nicht nur<br />

für die Schüler/-<strong>in</strong>nen. Auch Lehrer/-<strong>in</strong>nen erleben Gruppenarbeit<br />

als effiziente Vermittlungsmethode im Rahmen ihrer<br />

päda gogischen Arbeit.<br />

Weitere Informationen: www.jugendförderung-marburg.de<br />

Die JOBBER<br />

Praktisches E<strong>in</strong>tauchen <strong>in</strong> verschiedene Berufswelten, das ist<br />

Programm für die Schüler/-<strong>in</strong>nen des Projektes „Die JOBBER“.<br />

Ob Schweißen, Bohren, Schrauben, Leimen, Schnitzen, Malen<br />

oder die Umsetzung eigener Ideen <strong>in</strong> Zeichnungen und mit unterschiedlichem<br />

Material – <strong>in</strong> den ortsansässigen Betrieben<br />

erlangen Jugendliche nicht nur E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> verschiedenste<br />

Firmen und ihre Gewerke. Sie lernen Berufe und Handwerkstechniken<br />

direkt durch selbstständiges Tun kennen.<br />

Neben ihrem handwerklichen Geschick tra<strong>in</strong>ieren die<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen auch ihre kommunikativen Fähigkeiten, unter<br />

Anleitung professioneller Gesprächsführung: In fiktiven Vorstellungsgesprächen<br />

und der Vorstellung ihrer Arbeiten lernen<br />

sie, ihre Person und ihre Kompetenzen zu präsentieren.<br />

Als Modellprojekt im Rahmen der LOS-Förderung, hat sich<br />

die Verknüpfung von <strong>Schule</strong> und Betrieben als e<strong>in</strong> geeigneter<br />

Weg für praxisorientierten Unterricht gezeigt. Der Dialog zwischen<br />

Betrieben und Schülern/-<strong>in</strong>nen hat e<strong>in</strong>erseits für die<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung der Jugendlichen mit der Arbeit der jeweiligen<br />

Betriebe geführt, andererseits <strong>in</strong> den Betrieben zur<br />

Beschäftigung mit dem Thema „Jugend und Beruf“ angeregt.<br />

Das Projekt „Die JOBBER“ wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Videofilm dokumentiert<br />

(Kamera und Schnitt Olaf Herrmann).<br />

Weitere Informationen: www.los-wiesbaden.de<br />

Erf<strong>in</strong>derwerkstatt<br />

Die Begeisterung zu wecken für Mathematik, Naturwissenschaft<br />

und Technik steht im Fokus der „Erf<strong>in</strong>derwerkstatt“ –<br />

dem geme<strong>in</strong>samen Projekt der Agentur für Arbeit und der K<strong>in</strong>der-<br />

Akademie Fulda (KAF). Nach dem Vorbild ihres Erf<strong>in</strong>derclubs,<br />

<strong>in</strong>itiierte die Akademie erstmals im Jahr 2009 e<strong>in</strong> Grundschulprojekt<br />

zum Thema „Physik“. Angeleitet <strong>in</strong> k<strong>in</strong>der-akademischer<br />

Form von Lehrkräften der Fachrichtungen Mathematik, Physik,<br />

<strong>Kultur</strong>wissenschaft und Elektrontechnik, erschlossen die K<strong>in</strong>der<br />

für sich die Gesetze des e<strong>in</strong>fachen Stromkreises und die<br />

magnetische Wirkung von Strom, brüteten über Parallel- und<br />

Reihenschaltungen und stellten ihre Ergebnisse am Ende vor<br />

Vertretern/-<strong>in</strong>nen der heimischen Wirtschaft und dem Bürgermeister<br />

im Rathaus vor.<br />

Und auch heute soll mit dem Projekt maßgeblich und nachhaltig<br />

das Interesse für physikalische Gesetzmäßigkeiten<br />

geweckt, die F<strong>in</strong>gerfertigkeiten gefördert, logisches Denken


angeregt und das technische Verständnis erweitert werden.<br />

Für naturwissenschaftliche Themen zu begeistern, ist<br />

schließlich e<strong>in</strong> wichtiges bildungspolitisches Anliegen, <strong>in</strong>sbesondere<br />

im H<strong>in</strong>blick auf den allseits konstatierten Fachkräftemangel,<br />

z. B. bei Ingenieurberufen.<br />

Weitere Informationen: www.kaf.de<br />

LITERATUR<br />

Internationales Erzählcafé im Zentrum<br />

für <strong>in</strong>terkulturelle Bildung und Begegnung Gießen<br />

Wenn es im Zentrum für <strong>in</strong>terkulturelle Bildung und Begegnung<br />

(ZiBB) mit dem Duft von Myrrhe orientalisch anmutet oder das<br />

Aroma von frisch gerösteten Kaffeebohnen aus der Türkei<br />

lockt, dann f<strong>in</strong>det wieder das e<strong>in</strong>mal jährliche „Internationale<br />

Erzählcafé“ statt. Sechs bis zehn Gießener E<strong>in</strong>wohner/-<strong>in</strong>nen<br />

unterschiedlicher Herkunft, Männer wie Frauen, Prom<strong>in</strong>ente<br />

und Nichtprom<strong>in</strong>ente aller Altersstufen berichten dann vom<br />

Ort ihrer K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong> Wort und Bild, mit Musik, mit Speisen und<br />

Getränken, um ihre „frühere Heimat“ mit allen S<strong>in</strong>nen erlebbar<br />

zu machen.<br />

Seit über zehn Jahren beantworten Erzähler/-<strong>in</strong>nen im<br />

Internationalen ZiBB-Erzählcafé die Fragen:<br />

Woher kommst du? Wie sieht es dort aus? Ist das Land<br />

flach oder gebirgig, gab es dort auch e<strong>in</strong>en Fluss? Wie habt ihr<br />

dort gelebt? Wovon leben die Leute heute? Fährst du noch oft<br />

h<strong>in</strong>? Wann und wie kamst du nach Deutschland, nach Gießen?<br />

Was denkst du über de<strong>in</strong>e neue Heimat? Was denkst du überhaupt<br />

über „Heimat“?<br />

Auch wenn die Erzähler/-<strong>in</strong>nen jeweils unterschiedliche<br />

Sprachen beherrschen, im <strong>in</strong>ternationalen Erzählcafé wird<br />

Deutsch gesprochen. Weitere verb<strong>in</strong>dende D<strong>in</strong>ge kommen auch<br />

<strong>in</strong> den Geschichten und Erzählungen zum Vorsche<strong>in</strong>. Denn im<br />

ZiBB-Erzählcafé geht es um nähere Bekanntschaften, die<br />

längst schon hätten ge<strong>macht</strong> werden können.<br />

Weitere Informationen: www.zibb-giessen.de<br />

Die LeseEule<br />

Die LeseEule – die aktive Buchausstellung – im Römer hat Tradition:<br />

seit dem Jahr 1961 (bis 2002 unter dem Namen „Internationale<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendbuchausstellung“) können sich<br />

kle<strong>in</strong>e und große Besucher/-<strong>in</strong>nen die offene Lese-Ausstellung<br />

ansehen, dar<strong>in</strong> blättern oder „sich festlesen“. Begleitet wird die<br />

Ausstellung durch e<strong>in</strong> Rahmenprogramm mit Autorenlesungen,<br />

Theateraktionen, Workshops, Filmvorführungen, Spielaktivitäten<br />

und Infoveranstaltungen für Erwachsene. In e<strong>in</strong>em Theaterworkshop<br />

etwa erarbeiten K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>er Grundschulklasse<br />

<strong>in</strong> zwei Schulstunden e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derbuch mit theatralen Mitteln.<br />

Mit Standbildern, <strong>in</strong> Pantomime, mit Improvisation und Rhythmus<br />

setzen sie, geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>er/-m Theaterpädagog<strong>in</strong>/en,<br />

die Geschichte entweder 1:1 oder abstrahiert um. Dabei<br />

br<strong>in</strong>gen sie mitgebrachte Requisiten zum E<strong>in</strong>satz, agieren als<br />

Geräuschkulisse für die Vorführungen ihrer Mitschüler/-<strong>in</strong>nen<br />

oder spielen Musik aus dem CD-Player e<strong>in</strong>.<br />

Weitere Informationen: www.k<strong>in</strong>derkultur-frankfurt.de<br />

Zauberlehrl<strong>in</strong>ge: E<strong>in</strong>e Grundschule trifft den Dichterfürsten<br />

oder: Was hat Goethe eigentlich im Rhe<strong>in</strong>gau ge<strong>macht</strong> ?<br />

E<strong>in</strong>e Woche lang verwandelt sich die Sonnenblumenschule Eltville-Erbach<br />

im Rhe<strong>in</strong>gau-Taunus Kreis <strong>in</strong> e<strong>in</strong> professionelles<br />

Tonstudio: statt Klassenarbeiten im Unterrichtsraum, ist jede<br />

M O D E L L H A F T E P R O J E K T B E I S P I E L E _ 5 1<br />

Menge zerdeppertes Geschirr für CD-Aufnahmen <strong>in</strong> der Aula zu<br />

f<strong>in</strong>den. Es ist die Woche der „Zauberlehrl<strong>in</strong>ge“. In den Monaten<br />

zuvor hatten sich Grundschüler/-<strong>in</strong>nen mit dem Werk Goethes<br />

befasst, Hörspiele zum Leben des Dichterfürsten geschrieben,<br />

den Zauberlehrl<strong>in</strong>g als Rapversionen im Musikunterricht<br />

e<strong>in</strong>geübt, Gedichte auswendig gelernt, vertont, gestaltet, Geschichten<br />

geschrieben, Bilder gemalt, e<strong>in</strong> Goethe-Buch und<br />

e<strong>in</strong> CD-Cover entworfen und Interviews mit dem Goethekenner<br />

Herbert Michel geführt.<br />

Der 1. Hessenweite Tag für Literatur bot schließlich den<br />

Auftakt für das CD-Projekt „Zauberlehrl<strong>in</strong>ge“ des Lesefestes<br />

Rhe<strong>in</strong>gau-Taunus. Nicht nur das „Mak<strong>in</strong>g of“ des Projektes<br />

als Film <strong>macht</strong>e die K<strong>in</strong>der stolz. Am Ende der Projektwoche<br />

konnten sie ihr Werk <strong>in</strong> der Kurfürstlichen Burg Eltville und<br />

schließlich <strong>in</strong> der Radiosendung „HR2 <strong>Kultur</strong>frühstück“ e<strong>in</strong>er<br />

breiten Öffentlichkeit präsentieren. In den Jahren 2007 und<br />

2010 erhielt das Projekt „Zauberlehrl<strong>in</strong>ge“ sowie die Fortführung<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>es Literaturfestivals die Auszeichnung mit<br />

dem Hessischen Leseförderpreis.<br />

Weitere Informationen: www.lesezeit.net<br />

TANZ<br />

Lernen durch Bewegung<br />

In ihrem e<strong>in</strong>wöchigen Bewegungs- und Tanzprojekt führt die<br />

Reformschule Kassel die Schüler/-<strong>in</strong>nen zum Ursprung organischen<br />

Lernens, dem neurophysiologischen Lernen, als Basis<br />

kognitiven Lernens. Ziel ist es, neue Bewegungsmotivationen<br />

über den Schulalltag h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> den Freizeitbereich der K<strong>in</strong>der<br />

und Jugendlichen zu <strong>in</strong>itiieren, um den überaus zeit<strong>in</strong>tensiven<br />

Mediene<strong>in</strong>flüssen e<strong>in</strong>e pädagogisch s<strong>in</strong>nvollere Gestaltung des<br />

Tagesablaufs entgegenzusetzen. Professionelle Anleitung f<strong>in</strong>den<br />

die Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen u. a. durch den E<strong>in</strong>satz freiberuflicher<br />

Bewegungslehrer/-<strong>in</strong>nen sowie durch die Teilnahme an Kursen <strong>in</strong><br />

Studios, Vere<strong>in</strong>en, an der Universität Kassel und am Staatstheater<br />

Kassel. Die Kooperation mit dem Staatstheater zur Tanztheatere<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

umfasst u. a. e<strong>in</strong>en Proben- oder Aufführungsbesuch<br />

der beteiligten Lehrer/-<strong>in</strong>nen und Schülergruppen zum<br />

Kennenlernen e<strong>in</strong>es Theaterstücks. Dann folgt e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung<br />

zum Tanztheater durch e<strong>in</strong>e/n Tanzpädagog<strong>in</strong>/ -en.<br />

Am Ende der Projektwoche f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Werkschau statt.<br />

Dokumentiert wird das Projekt durch Fotos und Berichte.<br />

Durch das Theaterspiel sollten sowohl Verhaltensauffälligkeiten<br />

im Schulalltag als auch unterschiedlichsten Lernstörungen<br />

und wachsenden motorischen E<strong>in</strong>schränkungen<br />

der Schüler/-<strong>in</strong>nen entgegengewirkt werden. Außerdem sollen<br />

die Persönlichkeitsbildung, die Entwicklung sozialer Kompetenzen<br />

und das Bewusstse<strong>in</strong> für Gesundheit durch Bewegung<br />

durch das Projekt gestärkt werden.<br />

Weitere Informationen: Sab<strong>in</strong>e Simon,<br />

simon@staatstheater-kassel.de<br />

Tanzlabor_21<br />

Von der Frage, wie e<strong>in</strong> Tanzstück entsteht, bis h<strong>in</strong> zum „Tanzsommer<br />

Liederbach“, die Intergration von Tanz <strong>in</strong> den Alltag<br />

der Bewohner/-<strong>in</strong>nen der Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Region steht im Mittelpunkt<br />

des Tanzlabors_21. Seit dem Jahr 2007 br<strong>in</strong>gt das<br />

Tanzlabor Tanz <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n und zielt darauf, dass nachhaltig<br />

Strukturen für die Förderung und Integration von Tanz <strong>in</strong> den<br />

Unterricht geschaffen werden. Entwickelt und durchgeführt<br />

werden die Projekte jeweils von „Creative Teams“, die sich aus<br />

e<strong>in</strong>em/-r künstlerischen Leiter/-<strong>in</strong> (e<strong>in</strong>em/-r Choreograf/-<strong>in</strong>/<br />

Tanzpädagoge/-<strong>in</strong>), m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em/-r Lehrer/-<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> bis


5 2 _ M O D E L L H A F T E P R O J E K T B E I S P I E L E<br />

drei Sportstudierenden (mit Tanzschwerpunkt) und natürlich<br />

den Schülern/-<strong>in</strong>nen zusammensetzen. Dadurch wird e<strong>in</strong><br />

dyna misches Kommunikationsfeld geschaffen, <strong>in</strong> dem alle Beteiligten<br />

etwas zum Prozess wie auch zum Ergebnis beitragen.<br />

Seit dem Jahr 2011 kooperiert Tanzlabor_21 auch mit der Tanzetage<br />

<strong>in</strong> Liederbach. Bei e<strong>in</strong>em von Tanzpädagogen/-<strong>in</strong>nen angeleiteten<br />

K<strong>in</strong>derprojekt werden die K<strong>in</strong>der aktiv und kreativ<br />

<strong>in</strong> den Arbeitsprozess e<strong>in</strong>bezogen, um so e<strong>in</strong>en tiefen E<strong>in</strong>blick<br />

<strong>in</strong> die Entstehung e<strong>in</strong>es Tanzstückes zu erhalten. Am Ende des<br />

Projektes präsentieren die Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Aufführungen<br />

<strong>in</strong> der Liederbacher Stadthalle oder beim „Tanzsommer Liederbach“<br />

ihre Ergebnisse.<br />

Weitere Informationen: www.tanzlabor21.de<br />

THEATER<br />

GEWALTiges Theater/Theater und Gewaltprävention<br />

Mit Theater Gewaltprävention zu betreiben, das ist das Ziel des<br />

Projekts „GEWALTiges Theater“ des Schultheater-Studios Frankfurt.<br />

Seit 1998 führt das Studio an mehreren hundert <strong>Schule</strong>n<br />

aller Schulformen mit tausenden Schüler/-<strong>in</strong>nen Theatertra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsübungen<br />

durch, die sensibilisieren und die Wahrnehmung<br />

schulen. Durch Actionspiele werden die Schüler/-<strong>in</strong>nen<br />

zu e<strong>in</strong>er szenischen Arbeit zum Thema „Schikane und Mobb<strong>in</strong>g“<br />

h<strong>in</strong>geführt. Die Szenen werden dann präsentiert, analysiert<br />

und diskutiert. Dabei können verschiedene Situationen, <strong>in</strong> denen<br />

die Schüler/-<strong>in</strong>nen als Opfer, Täter oder Mitläufer mit Gewalt<br />

konfrontiert waren, aufgearbeitet und nach Lösungsmöglichkeiten<br />

gesucht werden.<br />

Dieses Theaterprogramm geht dabei weit über das bloße<br />

Rollenspiel h<strong>in</strong>aus: Die Klasse erweitert neben der thema tischen<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung ihren Erfahrungsh<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> Bezug auf<br />

Selbstbewusstse<strong>in</strong> und Selbstdarstellung. Sie setzt sich mit ästhetischen<br />

und theaterhandwerklichen Anforderungen ause<strong>in</strong>ander.<br />

Die jungen Schauspieler/-<strong>in</strong>nen entdecken <strong>in</strong> sich selbst<br />

und an anderen neue Qualitäten und Facetten ihrer Persönlichkeit,<br />

während sie die „Magie des Theaters“ schnuppern.<br />

Ausgehend von dem Gewaltpräventionsworkshop, entwickelte<br />

das Team des Schultheater-Studios verwandte Modelle<br />

zum Thema „Sucht“, „AIDS“ und „Spielend Deutsch lernen.“ Seit<br />

dem Jahr 2010 ist es möglich „PaN“ – Prävention am Nachmittag<br />

– zu buchen, e<strong>in</strong> langfristig angelegtes Programm, das u. a.<br />

auch den Besuch von Theaterstücken vorsieht.<br />

„GEWALTiges Theater“ wurde mit dem Hessischen Präventionspreis<br />

und dem Preis des „Bündnisses für Demokratie und<br />

Toleranz“ des Bundes<strong>in</strong>nenm<strong>in</strong>isteriums ausgezeichnet.<br />

Weitere Informationen: www.schultheater-studio.de<br />

Move@school<br />

An der Inszenierung e<strong>in</strong>es eigenen Konzeptes arbeiten Schüler/<br />

-<strong>in</strong>nen, geme<strong>in</strong>sam mit Musikern/-<strong>in</strong>nen, Komponisten/-<strong>in</strong>nen,<br />

Tänzern/-<strong>in</strong>nen und Choreografen/-<strong>in</strong>nen bei „Move@school“.<br />

Neben Schauspiel-, Rhythmus- und Tanztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d die<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen im Staatstheater zu Gast und blicken h<strong>in</strong>ter die<br />

Kulissen e<strong>in</strong>er Konzert- oder Ballettprobe, führen Gespräche<br />

mit den Profis oder s<strong>in</strong>d bei der Backstageführung und e<strong>in</strong>em<br />

Aufführungsbesuch dabei.<br />

Bei der Umsetzung ihrer eigenen Idee beteiligen sie sich<br />

im Rahmen der zwei Hauptkategorien Musik und Tanz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

der vier Gruppen Improvisations-Tanz, Choreografie, Improvisations-Musik<br />

oder Komposition.<br />

Nicht zuletzt durch die Integration verschiedener Schulformen<br />

und durch die vielfältigen Methoden der Tanz-, The-<br />

ater- und Musikpädagogik erfahren die Schüler/-<strong>in</strong>nen, sich<br />

über alltägliche Grenzen und Ängste h<strong>in</strong>wegzusetzen, <strong>in</strong>dem<br />

sie alternative Ausdrucksmöglichkeiten sowie ihre Stärke <strong>in</strong><br />

der Geme<strong>in</strong>schaft f<strong>in</strong>den und für sich nutzen. Neben der sozialen<br />

Fähigkeit und der Verantwortung für sich und für andere<br />

zu übernehmen, erlangen die Schüler/-<strong>in</strong>nen fachliche Qualitäten.<br />

Die sichtbaren Erfolge während des Projektverlaufs bis<br />

h<strong>in</strong> zur Aufführung vor e<strong>in</strong>er breiten Öffentlichkeit stärken das<br />

Selbstbewusstse<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Eigendarstellung.<br />

Der Film „And the beat goes on“ dokumentiert e<strong>in</strong> Projekt<br />

aus dem Jahr 2006 (Mai bis November). Dar<strong>in</strong> zeigt sich<br />

deutlich der pädagogische Aspekt des Theaterspiels sowie die<br />

Wandlung der mitwirkenden Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> ihren Unterschieden:<br />

Schulformbesuch, Interessen und sozialer H<strong>in</strong>tergrund.<br />

Weitere Informationen: www.staatstheater-wiesbaden.de<br />

TUSCH – Theater und <strong>Schule</strong><br />

Die langfristige und nachhaltige Zusammenarbeit zwischen<br />

Theatern und <strong>Schule</strong>n verfolgt das gleichnamige Projekt<br />

„Theater und <strong>Schule</strong>“ kurz „TUSCH“. Ziel ist die Verankerung<br />

ganzheitlicher <strong>Kultur</strong>eller Bildung mit theaterpädagogischen<br />

Mitteln. Das Modell ist <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e ntstanden und hat sich dort,<br />

später <strong>in</strong> Hamburg und mittlerweile auch <strong>in</strong> München, weiterentwickelt<br />

und bewährt. „TUSCH Frankfurt/Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>“ hat<br />

sich seit dem Jahr 2007 als Projekt des Schultheater-Studios<br />

zunehmend etabliert. Von hier aus werden die Partnerschaften<br />

<strong>in</strong> ihrem Arbeitsprozess beratend begleitet und alle Veranstaltungen<br />

organisiert. Inzwischen s<strong>in</strong>d 16 Partnerschaften aller<br />

Schulstufen und -formen aktiv, die <strong>Kultur</strong>elle und Ästhetische<br />

Bildung fördern und Schüler/-<strong>in</strong>nen mit den Darstellenden<br />

Künsten und dem gesamten Arbeitsfeld Theater <strong>in</strong> Berührung<br />

br<strong>in</strong>gen. Im Zentrum steht e<strong>in</strong> eigens mit Schülern/-<strong>in</strong>nen<br />

durchgeführtes Theaterprojekt, ergänzt durch Theaterbesuche,<br />

Inszenierungsgespräche, Workshops im T heater und Besuchen<br />

von Schauspielern/-<strong>in</strong>nen und Regisseuren/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />

der <strong>Schule</strong> sowie andere kreative Arbeitsformen. Die maximale<br />

Förderungsdauer für e<strong>in</strong>e Partnerschaft beträgt drei Jahre.<br />

TUSCH bietet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schuljahr: Intensivworkshops mit<br />

anschließender Präsentation zum E<strong>in</strong>stieg, Plenumsveranstaltungen<br />

zur Diskussion, Reflexion und Weiterentwicklung<br />

für alle Beteiligten, Spielleiterrunden <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Kreisen.<br />

Den Höhepunkt bietet das zweitägige TUSCHpektakel <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Frankfurter Theater, bei dem alle beteiligten Gruppen<br />

Teile der Ergebnisse ihres Arbeitsprozesses präsentieren. Dieses<br />

Festival nutzen die vielen hundert Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen zum<br />

gegenseitigen Austausch und regen e<strong>in</strong>ander zu neuen Ideen<br />

für die nächste TUSCH-Zeit an.<br />

TUSCH wird derzeit gefördert vom Hessischen Kultusm<strong>in</strong>isterium,<br />

vom M<strong>in</strong>isterium für Wissenschaft und Kunst<br />

sowie den Frankfurter <strong>Kultur</strong>- und Schulämtern. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

unterstützen private Stiftungen das Projekt.<br />

Weitere Informationen: www.tusch-frankfurt.de


© BKJ/Matthias Steffen<br />

ZIRKUS<br />

Mikado – Zirkusprojekte an <strong>Schule</strong>n<br />

Mehr als 120 Zirkusprojekte mit jeweils 30 bis 140 K<strong>in</strong>dern<br />

und Jugendlichen an Grund-, Haupt-, Real- und Förderschulen<br />

sowie an Gymnasien hat das Centrum Mikado aus Birkenau bislang<br />

durchgeführt. Die Zirkusprojekte f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>er Woche <strong>in</strong> der Sporthalle der jeweiligen <strong>Schule</strong> statt.<br />

Von der Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs- und Inszenierungsphase geht es von der<br />

Generalprobe zum Auftritt. Die Schüler/-<strong>in</strong>nen tra<strong>in</strong>ieren von<br />

Montag bis Freitag jeweils ca. vier Zeitstunden. Der Auftritt am<br />

Freitagnachmittag dauert, je nach Anzahl der teilnehmenden<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen, zwischen 50 M<strong>in</strong>uten und 1,5 Stunden.<br />

In der Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs- und Inszenierungsphase entwickeln die<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen neben dem artistischen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g e<strong>in</strong>zelne<br />

Zirkusnummern durch den E<strong>in</strong>satz von Musik, e<strong>in</strong>er Choreografie<br />

und e<strong>in</strong>er Präsentation. Dabei arbeiten sie eng mit den<br />

Betreuern/-<strong>in</strong>nen (Lehrer/-<strong>in</strong>nen und Eltern) zusammen. Die<br />

Betreuer/-<strong>in</strong>nen werden zu Beg<strong>in</strong>n und während des Zirkusprojekts<br />

vom/von der Leiter/-<strong>in</strong> <strong>in</strong> die jeweiligen Betreuungsaufgaben<br />

e<strong>in</strong>gewiesen und begleitet.<br />

In der Generalprobe am Freitagvormittag werden die Zirkusnummern<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Manege aufgeführt. Dabei können noch<br />

kle<strong>in</strong>e Korrekturen vorgenommen werden.<br />

Im Vorfeld des Auftritts werden die Schüler/-<strong>in</strong>nen kostümiert,<br />

geschm<strong>in</strong>kt und <strong>in</strong>tensiv auf den Auftritt vorbereitet.<br />

Honoriert wird ihr großartiges artistisches Können von e<strong>in</strong>em<br />

begeistertem Publikum.<br />

Die zirkuspädagogische Arbeit während e<strong>in</strong>es Projektes<br />

basiert auf dem Gestaltansatz, wie er vom Centrum Mikado<br />

praktisch und theoretisch entwickelt wurde, auf fünf Wirkfak-<br />

M O D E L L H A F T E P R O J E K T B E I S P I E L E _ 5 3<br />

toren: Beziehung, Bewusstheit, Selbstwert, Kreativität und<br />

Integration. Während e<strong>in</strong>er Projektwoche zeigen sich diese<br />

Faktoren vor allem im Umgang der Schüler/ -<strong>in</strong>nen untere<strong>in</strong>ander,<br />

im konzentrierten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g sowie beim Gel<strong>in</strong>gen des jeweiligen<br />

Auftritts. Auch die Nachhaltigkeit e<strong>in</strong>es Zirkusprojekts<br />

wird immer wieder durch Rückmeldungen von Lehrern/-<strong>in</strong>nen,<br />

Rektoren/-<strong>in</strong>nen, Eltern oder Schülern/ -<strong>in</strong>nen bestätigt.<br />

Weitere Informationen: www.centrum-mikado.de<br />

Zirkus <strong>macht</strong> stark/Zirkus an der <strong>Schule</strong><br />

Mit reger Beteiligung und viel Spaß nahmen Schüler/-<strong>in</strong>nen<br />

und nicht zuletzt auch Lehrer/-<strong>in</strong>nen der Carl-Schomburg-<br />

<strong>Schule</strong>, e<strong>in</strong>e kooperative Gesamtschule mit Förderstufe und<br />

Ganztagsangebot <strong>in</strong> Kassel, regelmäßig immer mittwochs und<br />

freitags am offenen Angebot von ZirkuTopia e.V. teil. Durch die<br />

Kooperation sollten schulische Defizite bei K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />

mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund oder mit sozialer<br />

Benachteiligung ausgeglichen werden.<br />

Unter Anleitung konnten sie Zirkusmaterialen ausprobieren<br />

und attraktive Bewegungsangebote kennen lernen, z. B.<br />

Slackl<strong>in</strong>e laufen, E<strong>in</strong>rad fahren, Hula-Hoop, Jonglage, Trapez,<br />

Akrobatik. Bei der Vielfalt an Möglichkeiten, die der Zirkus<br />

bereithält, entdeckte jede/-r E<strong>in</strong>zelne se<strong>in</strong>e/ihre Talente und<br />

erlaubte es, se<strong>in</strong>e/ihre eigene Form der Bewegungskultur zu<br />

f<strong>in</strong>den, die Spaß <strong>macht</strong> und weiterentwickelt werden kann. Zur<br />

Stärkung ihres Selbstvertrauens und Selbstwertgefühls, Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong>s,<br />

Teamgeistes und Fairness, Bewegungsfreude<br />

und motorischer Aktivität <strong>in</strong> <strong>Schule</strong> und Freizeit<br />

sowie sozialer Kompetenz besuchen die Schüler/-<strong>in</strong>nen derzeit<br />

jeden Freitag den Mitmachzirkus von ZirkuTopia auf dem<br />

Pausenhof oder <strong>in</strong> der Pausenhalle.<br />

Weitere Informationen: www.zirkutopia.de


4. ANHANG


© Ohrwurm e.V., www.ohrwurm-projekt.de<br />

4.1 ADRESSEN<br />

PROJEKTPARTNER<br />

Abenteuer Lernen<br />

Jugendförderung Marburg<br />

Frankfurterstraße 21, 35037 Marburg<br />

matthias.gnau@marburg-stadt.de<br />

www.marburg.de<br />

Bildungswege<br />

<strong>Kultur</strong>zentrum Schlachthof e.V.<br />

Mombachstraße 12, 34127 Kassel<br />

afada@schlachthof-kassel.de, www.<br />

schlachthof-kassel.de<br />

Bücher im W<strong>in</strong>d<br />

<strong>Kultur</strong> im Austausch KultA e.V.<br />

Mühlstraße 2, 63110 Rodgau<br />

b.armknecht@web.de, www.kulta-ev.de<br />

E<strong>in</strong> Abenteuer<br />

Offener Kanal Kassel<br />

Bahnhofsplatz 1, 34117 Kassel<br />

<strong>in</strong>fo@ok-kassel.de, www.lpr-<strong>hessen</strong>.de<br />

Erf<strong>in</strong>derwerkstatt<br />

K<strong>in</strong>der-Akademie Fulda (KAF)<br />

Mehlerstraße 4, 36043 Fulda<br />

sekretariat@kaf.de, www.kaf.de<br />

Erzählcafé<br />

ZiBB Gießen – Vere<strong>in</strong> für <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Bildung und Begegnung e.V.<br />

Hannah-Arendt-Straße 6 –10<br />

35394 Gießen<br />

<strong>in</strong>fo@zibb-giessen.de<br />

www.zibb-giessen.de<br />

GEWALTiges Theater<br />

Schultheater-Studio Frankfurt<br />

Hammarskjöldr<strong>in</strong>g 17a<br />

60439 Frankfurt-Nordweststadt<br />

K.fertsch-Roever@live.de<br />

www.schultheater-studio.de<br />

Die JOBBER<br />

Kunstwerkstatt im BauHof<br />

Teplitzstr. 17, 65203 Wiesbaden<br />

ruedigerste<strong>in</strong>er@web.de<br />

www.stromkilometer504.de<br />

www.diekunstwerker.de<br />

www.los-wiesbaden.de<br />

Kunst verb<strong>in</strong>det Generationen<br />

AWO – Alten- und Pflegeheim<br />

Tannenweg 56, 35394 Gießen<br />

zeh-fiedler@web.de<br />

Lernen durch Bewegung<br />

Staatstheater Kassel<br />

Friedrichsplatz, 34117 Kassel<br />

simon@staatstheater-kassel.de<br />

www.staatstheater-kassel.de<br />

Leseeule<br />

Besonderer Dienst Jugendhilfe –<br />

Politische und <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

Eschersheimer Landstraße 241–249<br />

60320 Frankfurt a. M.<br />

andrea.breu@stadt-frankfurt.de<br />

www.k<strong>in</strong>derkultur-frankfurt.de<br />

Lovezone<br />

Amt für Soziale Arbeit Wiesbaden,<br />

Abteilung Jugendarbeit<br />

Dotzheimerstraße 97–99<br />

65197 Wiesbaden<br />

markus.weber@wiesbaden.de<br />

www.wiesbaden.de<br />

move@school<br />

Hessisches Staatstheater Wiesbaden<br />

Christian Zais Straße 3<br />

65183 Wiesbaden<br />

moveatschool@staatstheaterwiesbaden.de<br />

www.staatstheater-wiesbaden.de<br />

Ohrwurm-Projekt<br />

Hohe Brück 36, 60437 Frankfurt<br />

ullrich@ohrwurm-projekt.de<br />

www.ohrwurm-projekt.de<br />

Reponse 2010<br />

Mutare-Ensemble<br />

Taunusblick 3, 61118 Bad Vilbel<br />

gmh@mutare.de, www.mutare.de<br />

Tanzplan 21<br />

Künstlerhaus Mousonturm<br />

Frankfurt a.M.<br />

Waldschmidtstraße 4<br />

60316 Frankfurt a. M.<br />

franzen@tanzlabor21.de<br />

www.mousonturm.de<br />

TUSCH<br />

Schultheater-Studio-Frankfurt<br />

Hammarskjöldr<strong>in</strong>g 17 A<br />

60439 Frankfurt a.M.<br />

gundula.vandenberg@schultheater.de<br />

www.tusch-frankfurt.de<br />

A N H A N G _ 5 5<br />

Zauberlehrl<strong>in</strong>g<br />

Lesefest Eltville/Netzwerk<br />

Leseförderung Rhe<strong>in</strong>gau<br />

Eberbacher Straße 48, 65346 Eltville<br />

kontakt@lesezeit.net<br />

www.lesezeit.net<br />

Zeitung mitgestalten<br />

Gießener Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Marburger Str. 20, 35390 Gießen<br />

redaktion@giessener-allgeme<strong>in</strong>e.de<br />

www.giessener-anzeiger.de<br />

Zirkus an der <strong>Schule</strong><br />

ZirkuTopia e.V.<br />

Rohrbacher Weg 14, 34289 Zierenberg<br />

<strong>in</strong>fo@zirkutopia.de, www.zirkutopia.de<br />

Zirkusprojekte an <strong>Schule</strong>n<br />

Circus- und Gestaltcentrum Mikado<br />

We<strong>in</strong>heimer Straße 6, 69488 Birkenau<br />

marcus.kohne@centrum-mikado.de<br />

www.centrum-mikado.de<br />

INSTITUTIONEN<br />

Bildende Kunst<br />

Hochschule für Gestaltung (hfg)<br />

Schlossstraße 31<br />

63065 Offenbach a. M.<br />

www.hfg-offenbach.de<br />

Staatliche Hochschule für<br />

Bildende Künste – Städelschule<br />

Dürerstraße 10, 60596 Frankfurt a. M.<br />

www.staedelschule.de<br />

Literatur<br />

Stiftung Buchkunst<br />

Adickesallee 1, 60322 Frankfurt a. M.<br />

<strong>in</strong>fo@stiftung-buchkunst.de<br />

www.stiftung-buchkunst.de<br />

Museum<br />

Archäologisches Museum Frankfurt<br />

Karmelitergasse 1<br />

60311 Frankfurt a. M.<br />

<strong>in</strong>fo.archaeolmus@stadt-frankfurt.de<br />

www.archaeologisches-museum.<br />

frankfurt.de


5 6 _ A N H A N G<br />

Deutsches Ledermuseum<br />

Offenbach (DLM)<br />

Frankfurter Straße 86<br />

63067 Offenbach<br />

<strong>in</strong>fo@ledermuseum.de<br />

www.ledermuseum.de<br />

K<strong>in</strong>der-Akademie Fulda (KAF)<br />

Mehlerstraße 4, 36043 Fulda<br />

<strong>in</strong>fo@kaf.de, www.kaf.de<br />

k<strong>in</strong>der museum frankfurt<br />

An der Hauptwache 15<br />

60313 Frankfurt a. M.<br />

<strong>in</strong>fo.k<strong>in</strong>dermuseum@stadt-frankfurt.de<br />

www.k<strong>in</strong>dermuseum.frankfurt.de<br />

Mathematikum e.V.<br />

Liebigstraße 8, 35390 Gießen<br />

<strong>in</strong>fo@mathematikum.de<br />

www.mathematikum.de<br />

Museum der Weltkulturen (mwk)<br />

Schauma<strong>in</strong>kai 29–37<br />

60594 Frankfurt a.M.<br />

museum.weltkulturen@stadt-frankfurt.de<br />

www.mwk-frankfurt.de<br />

MMK Museum für Moderne Kunst<br />

Domstraße 10, 60311 Frankfurt a. M.<br />

mmk@stadt-frankfurt.de<br />

www.mmk-frankfurt.de<br />

Senckenberg Gesellschaft<br />

für Naturforschung<br />

Senckenberganlage 25<br />

60325 Frankfurt a. M.<br />

soeren.duerr@senckenberg.de<br />

www.senckenberg.de<br />

Städel Museum<br />

Dürerstraße 2, 60596 Frankfurt a.M.<br />

<strong>in</strong>fo@staedelmuseum.de<br />

www.staedelmuseum.de<br />

Musik<br />

Akademie für Tonkunst Darmstadt<br />

Ludwigshöhstraße 120<br />

64285 Darmstadt<br />

akademie-fuer-tonkunst@darmstadt.de<br />

www.akademie-fuer-tonkunst.de<br />

Burg Fürsteneck – Akademie für<br />

berufliche und musisch-kulturelle<br />

Weiterbildung<br />

Am Schlossgarten 3, 36132 Eiterfeld<br />

bildung@burg-fuersteneck.de<br />

www.burg-fuersteneck.de<br />

Dr. Hoch’s Konservatorium<br />

Sonnemannstraße 16<br />

60314 Frankfurt a. M.<br />

<strong>in</strong>fo@dr-hochs.de, www.dr-hochs.de<br />

Ensemble Modern GbR<br />

Schwedlerstraße 2–4<br />

60314 Frankfurt a.M.<br />

<strong>in</strong>fo@ensemble-modern.com<br />

www.ensemble-modern.com<br />

Hochschule für Musik und Darstellende<br />

Kunst (HFMDK) Frankfurt a.M.<br />

Eschersheimer Landstraße 29–39<br />

60322 Frankfurt a.M.<br />

www.hfmdk-frankfurt.<strong>in</strong>fo<br />

Jazz<strong>in</strong>stitut Darmstadt<br />

Bessunger Straße 88 d<br />

64285 Darmstadt<br />

jazz@jazz<strong>in</strong>stitut.de<br />

www.jazz<strong>in</strong>stitut.de<br />

Musik und <strong>Schule</strong> – Rudi Federspiel<br />

musik-und-schule@hr-onl<strong>in</strong>e.de<br />

www.hr-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Musikakademie Kassel<br />

Karlsplatz 7, 34117 Kassel<br />

musikakademie@stadt-kassel.de<br />

www.musikakademie-kassel.de<br />

Oper Frankfurt a.M.<br />

Unterma<strong>in</strong>anlage 11<br />

60311 Frankfurt a. M.<br />

<strong>in</strong>fo@oper-frankfurt.de<br />

www.oper-frankfurt.de<br />

Petre-Cornelius-Konservatorium<br />

B<strong>in</strong>ger Straße 18, 55122 Ma<strong>in</strong>z<br />

www.pck-ma<strong>in</strong>z.de<br />

Soziokultur<br />

<strong>Kultur</strong>laden KFZ Marburg<br />

Schulstraße 6, 35037 Marburg/Lahn<br />

<strong>in</strong>fo@kfz-marburg.de<br />

www.kfz-marburg.de<br />

<strong>Kultur</strong>zentrum Schlachthof Kassel<br />

Mombachstraße 10–12, 34127 Kassel<br />

<strong>in</strong>fo@schlachthof-kassel.de<br />

www.schlachthof-kassel.de<br />

<strong>Kultur</strong>zentrum Schlachthof e.V.<br />

Wiesbaden<br />

Murnaustraße 1, 65189 Wiesbaden<br />

www.schlachthof-wiesbaden.de<br />

Waggong e.V.<br />

Germaniastraße 89<br />

60389 Frankfurt a.M.<br />

<strong>in</strong>fo@waggong.de<br />

www.waggong.de<br />

ZiBB Gießen – Vere<strong>in</strong> für <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Bildung und Begegnung e.V.<br />

Hannah-Arendt-Straße 6–10<br />

35394 Gießen<br />

<strong>in</strong>fo@zibb-giessen.de<br />

www.zibb-giessen.de<br />

Tanz<br />

Künstlerhaus<br />

Mousonturm Frankfurt a. M.<br />

Waldschmidtstraße 4<br />

60316 Frankfurt a. M.<br />

<strong>in</strong>fo@mousonturm.de<br />

www.mousonturm.de<br />

The Forsythe Company<br />

Schmidtstrasse 12<br />

60326 Frankfurt a. M.<br />

<strong>in</strong>fo@theforsythecompany.de<br />

www.theforsythecompany.com<br />

Theater<br />

Hessisches Landestheater<br />

Marburg GmbH<br />

Am Schwanhof 68–72, 35037 Marburg<br />

<strong>in</strong>fo@theater-marburg.de<br />

www.theater-marburg.com<br />

Hochschule für Musik und Darstellende<br />

Kunst (HFMDK) Frankfurt a.M.<br />

Eschersheimer Landstraße 29–39<br />

60322 Frankfurt a.M.<br />

www.hfmdk-frankfurt.<strong>in</strong>fo<br />

Junges Schauspiel<br />

am Schauspiel Frankfurt<br />

Neue Ma<strong>in</strong>zer Straße 17<br />

60311 Frankfurt a.M.<br />

theaterpaedagogik@<br />

schauspielfrankfurt.de<br />

www.schauspielfrankfurt.de<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendtheater<br />

kjt@staatstheater-kassel.de<br />

www.staatstheater-kassel.de<br />

Künstlerhaus<br />

Mousonturm Frankfurt a. M.<br />

Waldschmidtstraße 4<br />

60316 Frankfurt a. M.<br />

<strong>in</strong>fo@mousonturm.de<br />

www.mousonturm.de


Schultheater-Studio Frankfurt<br />

Hammarskjöldr<strong>in</strong>g 17a<br />

60439 Frankfurt-Nordweststadt<br />

mail@schultheater.de<br />

www.schultheater-studio.de<br />

Staatstheater Darmstadt<br />

Georg-Büchner-Platz 1<br />

64283 Darmstadt<br />

www.staatstheater-darmstadt.de<br />

Stadttheater Gießen<br />

Berl<strong>in</strong>er Platz, 35390 Gießen<br />

www.stadttheater-giessen.de<br />

Staatstheater Kassel<br />

Friedrichsplatz 15, 34117 Kassel<br />

<strong>in</strong>fo@staatstheater-kassel.de<br />

Staatstheater Wiesbaden<br />

Christian-Zais-Str. 3, 65189 Wiesbaden<br />

jugendreferat@<br />

staatstheater-wiesbaden.de<br />

www.staatstheater-wiesbaden.de<br />

Theaterhaus – K<strong>in</strong>dertheater –<br />

Jugendtheater<br />

Schützenstraße 12<br />

60311 Frankfurt a. M.<br />

<strong>in</strong>fo@theaterhaus-frankfurt.de<br />

www.theaterhaus-frankfurt.de<br />

Zirkus<br />

K<strong>in</strong>derzirkus Zarakali<br />

Platenstraße 79z<br />

60431 Frankfurt a. M.<br />

<strong>in</strong>fo@zarakali.de, www.zarakali.de<br />

Sonstige<br />

Gesellschaft Natur und Kunst e.V.<br />

Schloss Freudenberg<br />

Freudenbergstraße<br />

65201 Wiesbaden-Dotzheim<br />

kontakt@schlossfreudenberg.de<br />

www.schlossfreudenberg.de<br />

Grube Messel Weltkulturerbe<br />

Rossdörfer Straße 108, 64409 Messel<br />

service@welterbe-grube-messel.de<br />

www.grube-messel.de<br />

Haus am Dom<br />

Domplatz 3, 60311 Frankfurt a.M.<br />

hausamdom@bistum-limburg.de<br />

www.hausamdom.bistumlimburg.de<br />

Jugendbildungswerk des Jugendamtes<br />

der Stadt Offenbach (JBW)<br />

Berl<strong>in</strong>er Straße 77, 63065 Offenbach<br />

jugendbildungswerk@offenbach.de<br />

www.offenbach.de<br />

Jugendbildungswerk<br />

des Landkreis Kassel<br />

Wilhelmshöher Allee 19 –21<br />

34117 Kassel<br />

zentralbereich@landkreiskassel.de<br />

www.landkreiskassel.de<br />

Kloster Lorsch<br />

Nibelungenstraße 35, 64653 Lorsch<br />

muz@kloster-lorsch.de<br />

www.kloster-lorsch.de<br />

Kommunales Jugendbildungswerk des<br />

Jugendamtes der Stadt Kassel (kjbw)<br />

www.jugendbildungswerk-kassel.de<br />

Kommunales Jugendbildungswerk<br />

Frankfurt<br />

www.jugendbildungswerk-ffm.de<br />

Kommunales Jugendbildungswerk<br />

Marburg<br />

www.jugendbildungswerk-marburg.de<br />

<strong>Kultur</strong>Region<br />

Frankfurt Rhe<strong>in</strong>Ma<strong>in</strong> gGmbH<br />

Poststraße 16, 60329 Frankfurt a.M.<br />

<strong>in</strong>fo@krfrm.de, www.krfrm.de/c/kr<br />

Römerkastell Saalburg –<br />

Archäologischer Park<br />

Saalburg 1, 61350 Bad Homburg<br />

<strong>in</strong>fo@saalburgmuseum.de<br />

www.saalburgmuseum.de<br />

Schirn Kunsthalle Frankfurt a.M.<br />

Römerberg, 60311 Frankfurt a. M.<br />

welcome@schirn.de, www.schirn.de<br />

VERBÄNDE<br />

Bildende Kunst<br />

BDK – Der Fachverband<br />

Nelkenweg 1, 35633 Lahnau<br />

www.bdk<strong>hessen</strong>.de<br />

Bundesverband Bildender<br />

Künstler<strong>in</strong>nen und Künstler (BBK) e.V.,<br />

Landesverband Hessen<br />

Riedeselstraße 15, 64283 Darmstadt<br />

<strong>in</strong>fo@bbk-<strong>hessen</strong>.de<br />

www.bbk-<strong>hessen</strong>.de<br />

Jugendkunstschulen<br />

Landesverband der<br />

Jugendkunstschulen <strong>in</strong> Hessen e.V.<br />

Falkenste<strong>in</strong>er Str. 6a, 61462 Königste<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>fo@jks-<strong>hessen</strong>.de<br />

www.jks-<strong>hessen</strong>.de<br />

Mitglieder des Landesverbandes<br />

der Jugendkunstschulen:<br />

A N H A N G _ 5 7<br />

Die Kunstwerker – Wiesbadener<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendkunstschule e.V.<br />

Scharnhorststr. 7, 65195 Wiesbaden<br />

<strong>in</strong>fo@diekunstwerker.de<br />

www.diekunstwerker.de<br />

Jugend-<strong>Kultur</strong>-Werkstatt<br />

Falkenheim Gallus e.V.<br />

Herxheimer Str. 4, 60326 Frankfurt a.M.<br />

<strong>in</strong>fo@jkwf.de, www.jkwf.de<br />

Jugendkunstschule OCTOPUS<br />

im ASB Landesverband Hessen e.V.<br />

Black-und-Decker-Str. 17c<br />

65510 Idste<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>fo@jugendkunstschule-octopus.de<br />

www.jugendkunstschule-octopus.de<br />

Jugendkunstschule Offenbach a. M. e.V.<br />

Herrnstr. 61, 63065 Offenbach<br />

<strong>in</strong>fo@juku-of.de, www.juku-of.de<br />

K<strong>in</strong>derakademie Fulda gGmbH<br />

Mehlerstr. 4, 36043 Fulda<br />

<strong>in</strong>fo@kaf.de, www.kaf.de<br />

K<strong>in</strong>derkunstwerkstatt Königste<strong>in</strong> e.V.<br />

Falkenste<strong>in</strong>er Str. 6a, 61462 Königste<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>fo@kunstwerkstatt-koenigste<strong>in</strong>.de<br />

www.kunstwerkstatt-koenigste<strong>in</strong>.de<br />

Kunst-Koffer<br />

c/o Kunstraum Westend e.V.<br />

Goebenstraße 9, 65195 Wiesbaden<br />

www.kunst-koffer.org<br />

Kunstschule des<br />

Kunstvere<strong>in</strong> Bad Vilbel e.V.<br />

Frankfurter Straße 75, 61118 Bad Vilbel<br />

<strong>in</strong>fo@kunstvere<strong>in</strong>-badvilbel.de, www.<br />

kunstvere<strong>in</strong>-badvilbel.de<br />

Kunststück –<br />

Jugendkunstschule Bad Nauheim e.V.<br />

Parkstraße 44, 61231 Bad Nauheim<br />

<strong>in</strong>fo@jugendkunstschule-kunststueck.de<br />

www.jugendkunstschule-kunststueck.de<br />

Kunstwerkstatt Marburg e.V.<br />

Universitätsstrasse 4, 35037 Marburg<br />

<strong>in</strong>fo@kunstwerkstatt-marburg.de<br />

www.kunstwerkstatt-marburg.de<br />

Musik- und Kunstschule Büd<strong>in</strong>gen e.V.<br />

<strong>Kultur</strong>zentrum Oberhof<br />

Obergasse 23 D, 63654 Büd<strong>in</strong>gen<br />

<strong>in</strong>fo@muks-bued<strong>in</strong>gen.de<br />

www.muks-bued<strong>in</strong>gen.de


5 8 _ A N H A N G<br />

Literatur<br />

Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V.<br />

Metzstraße 14c, 81667 München<br />

<strong>in</strong>fo@jugendliteratur.org<br />

www.jugendliteratur.org<br />

Friedrich-Bödecker-Kreis <strong>in</strong> Hessen e.V.<br />

Buchenweg 2, 36142 Tann/Rhön<br />

boedecker.<strong>hessen</strong>@gmx.de<br />

www.boedecker-kreis.de<br />

Deutscher Bibliotheksverband (dbv),<br />

Landesverband Hessen<br />

Stadtbücherei Frankfurt a. M.<br />

Hasengasse 4, 60311 Frankfurt a.M.<br />

sab<strong>in</strong>e.homilius@stadt-frankfurt.de<br />

www.stadtbuecherei.frankfurt.de<br />

Hessischer Literaturrat e.V.<br />

c/o Hessisches M<strong>in</strong>isterium<br />

fürWissenschaft und Kunst<br />

Rhe<strong>in</strong>straße 23–25, 65185 Wiesbaden<br />

<strong>in</strong>fo@hessischer-literaturrat.de<br />

www.hessischer-literaturrat.de<br />

Leseland Hessen<br />

c/o Mediakontakt Laumer<br />

Biegenstraße 46, 35037 Marburg<br />

ralf.laumer@mediakontakt-laumer.de<br />

www.leseland-<strong>hessen</strong>.de<br />

Literaturgesellschaft Hessen e.V.<br />

Am Kreischborn 27, 63654 Büd<strong>in</strong>gen<br />

www.lit-<strong>hessen</strong>.de<br />

Medien<br />

Bundesverband Deutscher<br />

Film-Autoren (BDFA) Hessen e.V.<br />

Corniceliusstraße 7c, 63450 Hanau<br />

cwilkerl<strong>in</strong>g@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

www.bdfa-<strong>hessen</strong>.de<br />

Bundesverband<br />

Jugend und Film (BJF) e.V.<br />

Ostbahnhofstraße 15<br />

60314 Frankfurt a.M.<br />

mail@bjf.<strong>in</strong>fo, www.bjf.<strong>in</strong>fo<br />

Deutscher Verband<br />

für Fotografie (DVF) e.V.<br />

Postfach 12 23, 56602 Andernach<br />

fotobernd@aol.com<br />

www.dvf-gegenlicht.de<br />

Deutsches Film<strong>in</strong>stitut – DIF e.V.<br />

Schauma<strong>in</strong>kai 41, 60596 Frankfurt a.M.<br />

<strong>in</strong>fo@deutsches-film<strong>in</strong>stitut.de<br />

www.deutsches-film<strong>in</strong>stitut.de<br />

Gesellschaft für Medienpädagogik<br />

und Kommunikationskultur (GMK)<br />

Körnerstraße 3, 33602 Bielefeld<br />

gmk@medienpaed.de, www.gmk-net.de<br />

Hessische Landesanstalt für<br />

privaten Rundfunk<br />

und neue Medien (LPR Hessen)<br />

Wilhelmshöher Allee 262, 4131 Kassel<br />

lpr@lpr-<strong>hessen</strong>.de, www.lpr-<strong>hessen</strong>.de<br />

Institut für Medienpädagogik und<br />

Kommunikation Landesfilmdienst<br />

Hessen e.V.<br />

Frankfurter Straße 160–166<br />

63303 Dreieich<br />

muk@muk-<strong>hessen</strong>.de<br />

www.muk-<strong>hessen</strong>.de<br />

Musik<br />

Arbeitskreis für Schulmusik<br />

und allgeme<strong>in</strong>e Musikpädagogik<br />

Pestalozzistr. 16, 34119 Kassel<br />

bundesgeschaeftsstelle@afs-musik.de<br />

www.afs-musik.de<br />

Arbeitskreis Musik <strong>in</strong> der Jugend (AMJ)<br />

Adersheimer Str. 60<br />

38304 Wolfenbüttel<br />

AMJMusik<strong>in</strong>derJugend@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

www.amj-<strong>hessen</strong>.de<br />

Bund Deutscher Zupfmusiker (BDZ),<br />

Landesverband Hessen<br />

www.bdz-<strong>hessen</strong>.de<br />

Chorjugend im<br />

Hessischen Sängerbund e.V.<br />

Mauerweg 25, 61440 Oberursel<br />

cjhsb@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

www.chorjugend-hsb.de<br />

Deutscher Harmonika-Verband e.V.<br />

Rudolf Maschke Platz 6<br />

78647 Tross<strong>in</strong>gen<br />

<strong>in</strong>fo@dhv-ev.de, www.dhv-ev.de<br />

Deutscher Rock und Pop Musikerverband<br />

(DRMV), Landesverband Hessen<br />

Schulstraße 64, 63110 Rodgau<br />

he<strong>in</strong>z.mahr@drmv-<strong>hessen</strong>.de<br />

www.drmv-<strong>hessen</strong>.de<br />

Deutscher Tonkünstlerverband (DTKV)<br />

e.V., Landesverband Hessen<br />

Friedrich-Ebert-Str. 143, 34119 Kassel<br />

<strong>in</strong>fo@dtkv-<strong>hessen</strong>.de<br />

www.dtkv-<strong>hessen</strong>.de<br />

Deutscher Zithermusik-Bund (DZB) e.V.<br />

Ahornweg 17, 33178 Borchen<br />

<strong>in</strong>fo@zitherbund.de, www.zitherbund.de<br />

Gesellschaft für<br />

Musikpädagogik (GMP) e.V.<br />

Drüenstraße 18<br />

47506 Neukirchen-Vluyn<br />

thgreuel@aol.com<br />

www.gmp-vmp.de/cms<br />

Hessischer Sängerbund e.V.<br />

Mauerweg 25, 61440 Oberursel<br />

saengerbund@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

www.hessischer-saengerbund.de<br />

Jeunesses Musicales Deutschland e.V.<br />

Marktplatz 12, 97990 Weikersheim<br />

weikersheim@jeunessesmusicales.de<br />

www.jeunessesmusicales.de<br />

Landesmusikakademie Hessen<br />

Schloss Hallenburg<br />

<strong>in</strong>fo@landesmusikakademie-<strong>hessen</strong>.de<br />

www.landesmusikakademie-<strong>hessen</strong>.de<br />

Landesmusikjugend Hessen e.V.<br />

Alte Hauptstraße 3, 63579 Freigericht<br />

<strong>in</strong>fo@lmj.de, www.lmj.de<br />

Landesmusikrat Hessen e.V.<br />

Gräf<strong>in</strong>-Anna-Straße 4, 36110 Schlitz<br />

<strong>in</strong>fo@landesmusikrat<strong>hessen</strong>.de<br />

www.landesmusikrat<strong>hessen</strong>.de<br />

Musik- und Show-Verband (MSVH)<br />

Hessen e.V.<br />

Otto-Suhr-R<strong>in</strong>g 29, 55252 Ma<strong>in</strong>z-Kastel<br />

verband@msvh-ev.de, www.msvh-ev.de<br />

Verband deutscher Musikschulen<br />

(VdM), Landesverband Hessen e.V.<br />

Rhe<strong>in</strong>straße 111, 65185 Wiesbaden<br />

buero@musikschulen-<strong>hessen</strong>.de<br />

www.musikschulen-<strong>hessen</strong>.de<br />

Verband Deutscher Schulmusiker,<br />

Landesverband Hessen e.V.<br />

Ha<strong>in</strong>erweg 58, 35435 Wettenberg<br />

<strong>in</strong>fo@vds-<strong>hessen</strong>.de, www.vds-<strong>hessen</strong>.de<br />

Museum<br />

Hessischer Museumsverband e.V.<br />

Kölnische Straße 44–46, 34117 Kassel<br />

iris.salomon@museumsverband<strong>hessen</strong>.de<br />

www.museumsverband-<strong>hessen</strong>.de


Tanz<br />

Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

Tanz Hessen e.V.<br />

Forsthausstraße 31, 35041 Marburg<br />

<strong>in</strong>fo@lag-tanz-<strong>hessen</strong>.de<br />

lag-tanz-<strong>hessen</strong>.de<br />

Theater<br />

ASSITEJ<br />

Bundesrepublik Deutschland e.V.<br />

Schützenstraße 12<br />

60311 Frankfurt a. M.<br />

assitej@kjtz.de, www.assitej.de<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendtheaterzentrum<br />

<strong>in</strong> der Bundesrepublik Deutschland<br />

Schützenstraße 12<br />

60311 Frankfurt a. M.<br />

zentrum@kjtz.de, www.kjtz.de<br />

Kreidekreis e.V. – Träger des<br />

Schultheater-Studio Frankfurt<br />

Hammarskjöldr<strong>in</strong>g 17a<br />

60439 Frankfurt-Nordweststadt<br />

mail@schultheater.de<br />

www.schultheater-studio.de<br />

Landesverband<br />

Hessischer Amateurbühnen e.V.<br />

Georg-Büchner-Straße 9<br />

61194 Niddatal<br />

www.amateurtheater-<strong>hessen</strong>.de<br />

Landesverband Professionelles<br />

Freies Theater Hessen e.V.<br />

Sandweg 8, 60316 Frankfurt a. M.<br />

<strong>in</strong>fo@laprof.de, www.laprof.de<br />

Landesverband Schultheater (LSH)<br />

<strong>in</strong> Hessen e.V.<br />

Lassallestraße 11, 34119 Kassel<br />

<strong>in</strong>fo@schultheater-<strong>in</strong>-<strong>hessen</strong>.de<br />

www.schultheater-<strong>in</strong>-<strong>hessen</strong>.de/LSH<br />

Soziokultur<br />

Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft der<br />

<strong>Kultur</strong> <strong>in</strong>itiativen und soziokulturellen<br />

Zentren <strong>in</strong> Hessen (LAKS) Hessen e.V.<br />

c/o <strong>Kultur</strong>zentrum Schlachthof<br />

Mombachstraße 12, 34127 Kassel<br />

<strong>in</strong>fo@laks.de, www.laks.de<br />

Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

Soziale Brennpunkte Hessen e.V.<br />

Moselstraße 25, 60329 Frankfurt a. M.<br />

mail@lagsbh.de, www.lagsbh.de<br />

Weitere Verbände<br />

Bund kultureller Jugend (BKJ) Hessen<br />

Marburger R<strong>in</strong>g 34c, 35274 Kirchha<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>fo@bkj-<strong>hessen</strong>.de, www.bkj-<strong>hessen</strong>.de<br />

Christlicher Vere<strong>in</strong><br />

Junger Menschen (CVJM)<br />

CVJM – Gesamtverband <strong>in</strong> Deutschland<br />

Postfach 41 01 54, 34063 Kassel<br />

<strong>in</strong>fo@cvjm.de, www.cvjm.de<br />

Deutsche Gebirgs- und Wandervere<strong>in</strong>e<br />

Landesverband Hessen e.V.<br />

www.wanderverband-<strong>hessen</strong>.de<br />

Deutsche Jugend <strong>in</strong> Europa –<br />

Landesverband Hessen e.V.<br />

Heckenhöfchen 2<br />

36163 Poppenhausen-Rodholz<br />

djo<strong>hessen</strong>@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

www.djo<strong>hessen</strong>.de<br />

Deutscher K<strong>in</strong>derschutzbund<br />

Bezirksverband Frankfurt a. M. e.V.<br />

dksb@k<strong>in</strong>derschutzbund-frankfurt.de<br />

www.k<strong>in</strong>derschutzbund-frankfurt.de<br />

Deutscher K<strong>in</strong>derschutzbund –<br />

Landesverband Hessen e.V.<br />

Gebrüder-Lang-Strasse 7<br />

61169 Friedberg<br />

k<strong>in</strong>derschutzbund.lv-<strong>hessen</strong>@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

www.k<strong>in</strong>derschutzbund-<strong>hessen</strong>.de<br />

Deutsche Vere<strong>in</strong>igung für<br />

Politische Bildung e.V. (DVPB) –<br />

Landesverband Hessen<br />

www.dvpb-<strong>hessen</strong>.de<br />

Hessischer Jugendr<strong>in</strong>g<br />

Schierste<strong>in</strong>er Str. 31–33<br />

65187 Wiesbaden<br />

<strong>in</strong>fo@hessischer-jugendr<strong>in</strong>g.de<br />

www.hessischer-jugendr<strong>in</strong>g.de<br />

Hessische Landjugend<br />

Luxemburger Str. 9, 61169 Friedberg<br />

www.hessische-landjugend.de<br />

Hessischer Volkshochschulverband e.V.<br />

W<strong>in</strong>terbachstraße 38<br />

60320 Frankfurt a.M.<br />

hvv.<strong>in</strong>stitut@vhs-<strong>in</strong>-<strong>hessen</strong>.de<br />

hvv.vhs-bildung.de<br />

<strong>Kultur</strong>politische Gesellschaft e.V.<br />

Weberstrasse 59a, 53113 Bonn<br />

www.kupoge.de<br />

A N H A N G _ 5 9<br />

Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

Jugend- und politische Partizipation<br />

im 21. Jhdt. (LAG JUPP 21)<br />

<strong>in</strong>fo@jupp-21.de, www.jupp-21.de<br />

Landesvere<strong>in</strong>igung<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung Hessen e.V.<br />

c/o KFZ Marburg<br />

Schulstraße 6, 35037 Marburg<br />

braach@lkb-<strong>hessen</strong>.de<br />

www.lkb-<strong>hessen</strong>.de<br />

MINISTERIEN<br />

Hessisches Kultusm<strong>in</strong>isterium<br />

Luisenplatz 10, 65185 Wiesbaden<br />

poststelle@hkm.<strong>hessen</strong>.de<br />

www.kultusm<strong>in</strong>isterium.<strong>hessen</strong>.de<br />

Hessisches M<strong>in</strong>isterium für<br />

Wissenschaft und Kunst (HMWK)<br />

Rhe<strong>in</strong>straße 23–25, 65185 Wiesbaden<br />

www.hmwk.<strong>hessen</strong>.de<br />

Hessisches M<strong>in</strong>isterium der Justiz,<br />

für Integration und Europa<br />

Luisenstraße 13, 65185 Wiesbaden<br />

www.hmdj.<strong>hessen</strong>.de<br />

Hessisches Sozialm<strong>in</strong>isterium<br />

Dostojewskistraße 4, 65187 Wiesbaden<br />

www.sozialm<strong>in</strong>isterium.<strong>hessen</strong>.de


© Steffanie Kellner<br />

6 0 _ A N H A N G<br />

4.2.1 RAHMENVEREINBARUNG MUSIKSCHULE UND GANZ-<br />

TAGSSCHULE IN HESSEN: GANZTAGSANGEBOT NACH MASS<br />

1. Grundüberlegung<br />

Die E<strong>in</strong>führung der Ganz<strong>tagsschule</strong>n <strong>in</strong> Form des so genannten<br />

„Ganztagsangebotes nach Maß“ <strong>in</strong> Hessen verändert die<br />

bisherige Struktur der außerschulischen Musikerziehung. Dies<br />

gilt <strong>in</strong> besonderem Maß auch für die öffentlichen Musikschulen.<br />

Wenn sich die Anwesenheit der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen<br />

<strong>in</strong> den allgeme<strong>in</strong> bildenden <strong>Schule</strong>n bis <strong>in</strong> den Nachmittagsbereich<br />

ausdehnt, wird der zeitliche Rahmen für Instrumental-<br />

und Vokalunterricht sowie das Musizieren <strong>in</strong> größeren Gruppen<br />

e<strong>in</strong>geengt. Im S<strong>in</strong>ne der Aufgabenteilung ist der <strong>in</strong>dividuelle<br />

Instrumental- und Vokalunterricht allerd<strong>in</strong>gs nicht primär Angelegenheit<br />

der allgeme<strong>in</strong> bildenden <strong>Schule</strong>. Im Rahmen der<br />

Ganztagsangebote sollten daher die Schüler/-<strong>in</strong>nen im Freibereich<br />

oder mit Beurlaubung hier <strong>in</strong>dividuell ihr Instrument<br />

erlernen und das Erlernte geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> die verschiedenen<br />

Ganztagsangebote e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können.<br />

Bildungspolitisch wichtig ist hierbei, dass bei der Umsetzung<br />

der Schulkooperation e<strong>in</strong>e durchdachte und evaluierbare Gesamtkonzeption<br />

entsteht.<br />

Die Mitgliedschulen des VdMH [Verband deutscher Musikschulen,<br />

Landesverband Hessen] s<strong>in</strong>d staatlich geförderte<br />

öffentliche E<strong>in</strong>richtungen. Entsprechend den Richtl<strong>in</strong>ien des<br />

Hessischen M<strong>in</strong>isteriums für Wissenschaft und Kunst arbeiten<br />

sie mit fest vorgegebenen Standards und bieten somit<br />

die Möglichkeit, ihre Arbeit e<strong>in</strong>em positiv verstandenen Controll<strong>in</strong>g<br />

zu unterziehen, auch im H<strong>in</strong>blick auf organisatorische<br />

und adm<strong>in</strong>istrative Synergieeffekte. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d die<br />

öffentlichen Musikschulen bereits erfahren und organisatorisch<br />

<strong>in</strong> der Lage, die vielfältigen Möglichkeiten zur Kooperation<br />

zu begleiten. Dies bietet e<strong>in</strong>e unschätzbare Gelegenheit zur<br />

Bereicherung und Belebung der Musikkultur an den allgeme<strong>in</strong><br />

bildenden <strong>Schule</strong>n und <strong>in</strong> den Kommunen.<br />

Das Ganztagsangebot erlaubt es, die Zahl der AG-Stunden zu<br />

erhöhen. So können die Aktivitäten unterschiedlichster Neigungsgruppen<br />

neben dem Unterricht im Pflichtbereich e<strong>in</strong>e<br />

zweite Säule der schulmusikalischen Arbeit bilden. Hier f<strong>in</strong>den<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen die Möglichkeit, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe Gleichges<strong>in</strong>nter<br />

besonderen musikalischen Interessen nachzugehen und<br />

tiefer <strong>in</strong> die Materie e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen. Dabei gilt: Schon heute besteht<br />

vielerorts e<strong>in</strong>e fruchtbare Zusammenarbeit zwischen<br />

Schulmusik und Musikschule.<br />

Die beiden Berufsgruppen Schulmusiker/-<strong>in</strong>nen und<br />

Musikschullehrer/-<strong>in</strong>nen verfolgen dasselbe Ziel auf unterschiedlichen<br />

Ebenen und zunehmend auch <strong>in</strong> Zusammenarbeit.<br />

Oft unterrichten öffentliche Musikschulen <strong>in</strong> den Räumen<br />

allgeme<strong>in</strong> bildender <strong>Schule</strong>n, benutzen teilweise dieselben<br />

Unterrichtsmittel und Instrumente. So liegt es nahe, im Ganztagsangebot<br />

die Kooperation mit den 65 staatlich geförderten<br />

Mitgliedsschulen im VdMH weiter auszubauen.<br />

Die <strong>Schule</strong>n können sich ihrerseits gerade durch solche Aktionen<br />

<strong>in</strong> der Öffentlichkeit besonders positiv darstellen. Nicht<br />

nur das Fach Musik, die gesamte <strong>Schule</strong> kann durch musikalische<br />

Aktivitäten und Aufführungen ihr Profil verbessern. Dabei<br />

muss bei allen Kooperationen strikt darauf geachtet werden,<br />

dass die Qualifikation der außerschulischen Mitarbeiter, so wie<br />

dies die öffentlichen Musikschulen stetig gewährleisten können,<br />

gesichert ist. Nur so können solche neuen Ansätze auf<br />

Dauer fruchtbar werden.<br />

2. Arbeitsfelder der Schulkooperation<br />

Die nachfolgenden Modelle haben beispielgebenden Vorschlagscharakter<br />

und sollen somit als Anregung für Schulleitungen,<br />

Lehrkräfte, Schulträger und Eltern von Musikschulen<br />

und allgeme<strong>in</strong> bildenden <strong>Schule</strong>n dienen (siehe hierzu auch<br />

die Datenbank auf unserer Website unter: www.musikschulen<strong>hessen</strong>.de).


2.1 Elementare Musikerziehung 2.1.1 Musikalische Früherziehung<br />

2.1.2 Musikalische Grundausbildung<br />

2.2 Instrumental- und Vokalausbildung 2.2.1 Instrumentale Orientierungskurse<br />

2.2.2 Ausbildungsangebot auf mehreren Instrumenten<br />

A N H A N G _ 6 1<br />

2.2.3 Holzblas<strong>in</strong>strumente (Aufzählung der Instrumente)<br />

2.2.4 Blechblas<strong>in</strong>strumente<br />

2.2.5 Streich<strong>in</strong>strumente<br />

2.2.6 Zupf<strong>in</strong>strumente<br />

2.2.7 Tasten<strong>in</strong>strumente<br />

2.2.8 Schlag<strong>in</strong>strumente<br />

2.2.9 Vokalfächer<br />

2.3 Klassenmusizieren 2.3.1 Bläserklasse<br />

2.4 S<strong>in</strong>ggruppen und Chöre<br />

2.3.2 Streicherklasse<br />

2.3.3 Gemischte und andere Besetzungen<br />

2.5 Ensembles und Orchester 2.5.1 Instrumentalspielkreise bzw. Ensembles<br />

2.5.2 S<strong>in</strong>fonieorchester/Kammerorchester<br />

2.5.3 Blasorchester<br />

2.5.4 Zupforchester<br />

2.5.5 Jazz-, Rockbands/Band-Workshops<br />

2.5.6 Bigband<br />

2.6 Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften 2.6.1 AG Musik und Bewegung/Tanz<br />

2.7 Musiktherapie<br />

2.8 Sonstige<br />

2.6.2 AG Musiktheater<br />

2.6.3 AG Rhythmik<br />

2.6.4 AG Musikproduktion und PC<br />

2.6.5 AG Musiklehre/Hörerziehung/Musikgeschichte<br />

2.6.6 AG Komposition/Arrangement<br />

2.6.7 AG Musik<strong>in</strong>strumentenbau


6 2 _ A N H A N G<br />

3. Rahmenvere<strong>in</strong>barung<br />

Rahmenvere<strong>in</strong>barung zwischen dem Hessischen Kultusm<strong>in</strong>isterium,<br />

dem Hessischen M<strong>in</strong>isterium für Wissenschaft und<br />

Kunst und dem Verband deutscher Musikschulen, Landesverband<br />

Hessen e.V. Partner im Bündnis für Musikunterricht<br />

<strong>in</strong> Hessen über die Zusammenarbeit von öffentlichen Musikschulen<br />

und ganztägig arbeitenden <strong>Schule</strong>n im hessischen<br />

Ganztagsprogramm nach Maß<br />

Präambel:<br />

Als Partner im Bündnis für Musikunterricht <strong>in</strong> Hessen s<strong>in</strong>d das<br />

Hessische Kultusm<strong>in</strong>isterium, das Hessische M<strong>in</strong>isterium für<br />

Wissenschaft und Kunst und der Verband deutscher Musikschulen,<br />

Landesverband Hessen e.V., geme<strong>in</strong>sam bestrebt,<br />

musikalische Förderung <strong>in</strong> den Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsangeboten<br />

für Schüler/-<strong>in</strong>nen zu stärken. Alle K<strong>in</strong>der<br />

und Jugendlichen sollen die Chance erhalten, e<strong>in</strong> Instrument<br />

für sich zu entdecken und geme<strong>in</strong>sam mit anderen zu musizieren.<br />

In Ergänzung zum Musikunterricht im Rahmen der Stundentafel<br />

können gerade ganztägig arbeitende <strong>Schule</strong>n für e<strong>in</strong>e<br />

Ergänzung der musikalischen Grund- und Erweiterungsbildung<br />

(Instrumental-, Vokal- oder Ensemblespiel) sorgen.<br />

Es ist die geme<strong>in</strong>same Aufgabe der Schulträger, der e<strong>in</strong>zelnen<br />

<strong>Schule</strong>n, der Schulaufsicht und der öffentlichen Musikschulen<br />

<strong>in</strong> Hessen, vor Ort <strong>in</strong> Rahmen der Kooperationen von<br />

ganztägig arbeitenden <strong>Schule</strong>n mit außerschulischen Partnern<br />

an der Umsetzung dieses Ziels mitzuwirken. Zur Realisierung<br />

entsprechender Angebote, schließen das Hessische Kultusm<strong>in</strong>isterium,<br />

das Hessische M<strong>in</strong>isterium für Wissenschaft<br />

und Kunst und der Verband deutscher Musikschulen, Landesverband<br />

Hessen e.V. die vorliegende Rahmenvere<strong>in</strong>barung.<br />

Vere<strong>in</strong>barung:<br />

Auf der Grundlage der Richtl<strong>in</strong>ie für ganztägig arbeitende<br />

<strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Hessen nach Paragraph 15 des Hessischen Schulgesetzes<br />

<strong>in</strong> der jeweils geltenden Fassung wird zwischen dem<br />

Hessischen Kultusm<strong>in</strong>isterium und dem Verband deutscher<br />

Musikschulen, Landesverband Hessen e.V., Folgendes vere<strong>in</strong>bart:<br />

1. An der ganztägig arbeitenden <strong>Schule</strong> kann im Rahmen der unterrichtserweiternden<br />

und -ergänzenden Bildungsangebote<br />

geeignetes außerschulisches Personal für musikpädagogische<br />

Angebote e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

2. Öffentliche Musikschulen stellen <strong>in</strong> der Kooperation mit ganztägig<br />

arbeitenden <strong>Schule</strong>n den E<strong>in</strong>satz von qualifizierten Lehrkräften<br />

sicher. Dienstleistungen der öffentlichen Musikschule<br />

werden ausschließlich von hauptberuflichen Lehrkräften<br />

übernommen. Diese müssen persönlich geeignet se<strong>in</strong> und<br />

verfügen <strong>in</strong> der Regel über die Diplom-Musiklehrer-/<strong>in</strong>nen-<br />

Prüfung oder die Staatliche Prüfung als Musiklehrer/-<strong>in</strong> oder<br />

die Erste Staatsprüfung für das Lehramt an öffentlichen <strong>Schule</strong>n<br />

oder den erfolgreichen Abschluss als hauptberuflicher<br />

Kirchenmusiker/-<strong>in</strong>.<br />

3. Der E<strong>in</strong>satz der Musikschullehrkräfte wird im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

Kooperationsvertrags zwischen der jeweiligen ganztägig arbeitenden<br />

<strong>Schule</strong> und der öffentlichen Musikschule verb<strong>in</strong>dlich<br />

geregelt. Die Vere<strong>in</strong>barung gilt <strong>in</strong> der Regel für e<strong>in</strong> Schuljahr.<br />

Die Vertragspartner bestimmen den zeitlichen Umfang<br />

und die Inhalte der Angebote e<strong>in</strong>vernehmlich. Das Hessische<br />

Kultusm<strong>in</strong>isterium und der Verband deutscher Musikschulen,<br />

Landesverband Hessen e. V., stellen hierfür e<strong>in</strong>en Mustervertrag<br />

zur Verfügung.<br />

4. Aus Gründen der pädagogischen Kont<strong>in</strong>uität setzt die öffentliche<br />

Musikschule <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em angebotenen Kurs grundsätzlich<br />

dieselbe Fachkraft e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Ausnahme ist z. B. der krankheitsbed<strong>in</strong>gte<br />

Vertretungsfall, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>e andere Fachkraft e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden kann.<br />

5. Die ganztägig arbeitende <strong>Schule</strong> stellt <strong>in</strong> der Regel die notwendigen<br />

Unterrichtsräume zur Verfügung. Es können auch Räume<br />

der öffentlichen Musikschulen oder von Dritten genutzt<br />

werden, wenn diese für Schüler/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> noch zumutbarer<br />

Entfernung liegen.<br />

6. Musikpädagogische Angebote im Rahmen der Ganztagsangebote<br />

gelten als schulische Veranstaltung. Für Schüler/-<strong>in</strong>nen<br />

sowie die e<strong>in</strong>gesetzten Lehrkräfte besteht Versicherungsschutz<br />

im Rahmen der Unfallversicherung des Landes Hessen<br />

bei der Unfallkasse Hessen.<br />

7. Die Mitwirkung der Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen der öffentlichen Musikschulen<br />

<strong>in</strong> den Gremien der ganztägig arbeitenden <strong>Schule</strong><br />

bzw. die Mitwirkung von Vertretern/-<strong>in</strong>nen der ganztägig arbeitenden<br />

<strong>Schule</strong> <strong>in</strong> den Gremien der öffentlichen Musikschule<br />

ist vor Ort zu regeln.<br />

8. Die Vertragspartner verpflichten sich zur geme<strong>in</strong>samen Qualitätssicherung<br />

und Qualitätsentwicklung bei den musikpädagogischen<br />

Angeboten im Rahmen der Ganztagsangebote.<br />

Dies schließt Fortbildungsmaßnahmen sowie die Evaluation<br />

der Angebote und Maßnahmen e<strong>in</strong>.<br />

9. Die Vertragspartner werden sich regelmäßig austauschen<br />

und auf Antrag e<strong>in</strong>es Partners gegebenenfalls den Fortschreibungsbedarf<br />

dieser Vere<strong>in</strong>barung überprüfen.<br />

4. Checkliste für die Vorbereitung von Kooperationsunterricht<br />

zwischen allgeme<strong>in</strong> bildenden <strong>Schule</strong>n<br />

und Musikschulen<br />

Voraussetzung: Die Schulleitung e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong> bildenden<br />

<strong>Schule</strong> hat Interesse an e<strong>in</strong>er Kooperation mit der örtlichen<br />

Musikschule. Oder die Schulleitung e<strong>in</strong>er Musikschule möchte<br />

gern e<strong>in</strong>e Kooperation mit e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong> bildenden <strong>Schule</strong><br />

e<strong>in</strong>gehen.<br />

Schritt 1 (ca. 1–1,5 Jahre vor Beg<strong>in</strong>n)<br />

Erste Kontaktaufnahme und Klärung der folgenden Punkte:<br />

>> Was wird gewünscht?<br />

>> Was kann angeboten werden? (Angebotskatalog liegt bei)<br />

>> Was lässt sich umsetzen?<br />

>> Entwurf für Zeit- und Kostenrahmen (Unterrichtsterm<strong>in</strong>e und<br />

Stundenzahl).<br />

Schritt 2<br />

Absprachen der jeweiligen Schulleitungen mit den betreffenden<br />

Kollegen/-<strong>in</strong>nen über mögliche Umsetzung, Inhalte und<br />

grundsätzliche Bereitschaft und Motivation zur Zusammenarbeit<br />

mit e<strong>in</strong>er fremden Institution etc.<br />

Schritt 3<br />

Die Schulleitungen und die betreffenden Kollegen-/<strong>in</strong>nen treffen<br />

sich geme<strong>in</strong>sam und besprechen:<br />

>> Stunden- und Raumplanung,<br />

>> Zeitrahmen (Stunden pro Woche und Laufzeit),<br />

>> Arbeitsmittel, ggf. Anschaffungen, Instrumente kaufen oder<br />

leasen (wer?),<br />

>> Schülerzahl und -auswahl.


© BKJ/Maya Hässig<br />

Schritt 4<br />

Die Schulleitung der allgeme<strong>in</strong> bildenden <strong>Schule</strong> hat ggf. mit<br />

dem Fördervere<strong>in</strong> die Verwaltung des Geldverkehrs geklärt.<br />

(Leas<strong>in</strong>g der Instrumente, Entgelte<strong>in</strong>zug und Transfer etc.).<br />

Schritt 5<br />

Die Schulleitungen schließen e<strong>in</strong>en Dienstleistungs- oder<br />

Kooperationsvertrag, <strong>in</strong> dem alle besprochenen Modalitäten<br />

festgelegt werden.<br />

Schritt 6<br />

Schulleitung und Lehrkräfte der allgeme<strong>in</strong> bildenden <strong>Schule</strong><br />

bewerben das Projekt rechtzeitig auf:<br />

>> Elternberatungen,<br />

>> Schulkonferenzen,<br />

>> auf e<strong>in</strong>em speziellen Elternabend für alle Interessenten.<br />

Schritt 7<br />

Die Verwaltung der allgeme<strong>in</strong> bildenden <strong>Schule</strong> nimmt die<br />

Anmeldungen entgegen, erstellt e<strong>in</strong>e Liste mit Namen, ggf.<br />

Ins trument, Adressen und Telefonnummern der Teilnehmer/<br />

-<strong>in</strong>nen, die sie an die Musikschule weiterleitet.<br />

Schritt 8<br />

Die Kooperation/Dienstleistung hat begonnen:<br />

>> Die Lehrkräfte beider <strong>Schule</strong>n treffen sich <strong>in</strong> regelmäßigen<br />

Abständen zum Austausch. Dabei erstellen sie Teilcurricula,<br />

bereiten geme<strong>in</strong>same Veranstaltungen vor etc.<br />

>> Die beiden Schulleitungen treffen sich ca. nach e<strong>in</strong>em halben<br />

Jahr zu e<strong>in</strong>er ersten Auswertung geme<strong>in</strong>sam mit den beteiligten<br />

Lehrkräften.<br />

A N H A N G _ 6 3<br />

>> Ggf. wird der Zeitplan für e<strong>in</strong> evtl. Folgeprojekt festgelegt.<br />

>> Erste Ergebnisse werden geme<strong>in</strong>sam der Öffentlichkeit vorgestellt<br />

(Pressekonferenz, Veranstaltung an beiden <strong>Schule</strong>n<br />

etc.).<br />

>> Beide E<strong>in</strong>richtungen präsentieren sich gegenseitig <strong>in</strong> ihrer Öffentlichkeitsarbeit.<br />

5. Empfohlene Bestandteile e<strong>in</strong>es Kooperationsvertrages<br />

(Dienstleistungsvertrag)<br />

Auf der Grundlage der o. g. Rahmenvere<strong>in</strong>barung ist e<strong>in</strong> Kooperationsvertrag<br />

zwischen der allgeme<strong>in</strong> bildenden <strong>Schule</strong> und<br />

der Musikschule zu schließen. Der Kooperationsvertrag sollte<br />

grundsätzlich die folgenden Angaben enthalten:<br />

>> das konkrete Unterrichtsangebot der Musikschule für die<br />

Kooperation,<br />

>> die Vere<strong>in</strong>barung e<strong>in</strong>es Stundenplans,<br />

>> die genaue zeitliche Dauer (Unterrichtsm<strong>in</strong>uten) des Unterrichtsangebotes,<br />

>> die Festlegung der Vertragsdauer,<br />

>> e<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche Aussage zur F<strong>in</strong>anzierung und zu den<br />

Auszahlungsmodalitäten,<br />

>> e<strong>in</strong>e Festlegung über die Bereitstellung von Unterrichtsräumen,<br />

Instrumenten und weiterer Arbeitsmaterialien,<br />

>> die Verpflichtung zur gegenseitigen Information und Kommunikation,<br />

>> Nennung der jeweils an der Musikschule und allgeme<strong>in</strong> bildender<br />

<strong>Schule</strong> verantwortlichen Ansprechpartner/-<strong>in</strong>nen bzw.<br />

Koord<strong>in</strong>atoren/-<strong>in</strong>nen,<br />

>> Absprachen zur gegenseitigen Mitwirkung <strong>in</strong> Gremien,<br />

>> Nebenabreden, z. B. bezüglich schulfreier Tage, Ferien, Krankheitsfall<br />

usw.


6 4 _ A N H A N G<br />

4.2.2 RAHMENVEREINBARUNG THEATER UND SCHULE<br />

zur Zusammenarbeit von Theatern und <strong>Schule</strong>n<br />

zwischen<br />

dem Hessischen M<strong>in</strong>isterium für Wissenschaft und Kunst<br />

vertreten durch die Hessische M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> für Wissenschaft und<br />

Kunst, Eva Kühne-Hörmann,<br />

dem Hessischen Kultusm<strong>in</strong>isterium<br />

vertreten durch die Hessische Kultusm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong>,<br />

Dorothea Henzler,<br />

der ASSITEJ Bundesrepublik Deutschland e.V.<br />

vertreten durch Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Vorsitzender,<br />

dem Landesverband Professioneller<br />

Freier Theater <strong>in</strong> Hessen e.V.<br />

vertreten durch Angelika Sieburg, Vorsitzende,<br />

dem Landesverband Schultheater <strong>in</strong> Hessen e.V.<br />

vertreten durch Joachim Reiss, Vorsitzender<br />

Präambel<br />

<strong>Schule</strong>n kommt als Bildungsort für K<strong>in</strong>der und Jugendliche unterschiedlicher<br />

sozialer und kultureller Herkunft auch im H<strong>in</strong>blick<br />

auf die Vermittlung ästhetischer Bildung e<strong>in</strong>e besondere<br />

Bedeutung zu. Das Hessische M<strong>in</strong>isterium für Wissenschaft<br />

und Kunst und das Hessische Kultusm<strong>in</strong>isterium, die ASSITEJ<br />

e.V. Bundesrepublik Deutschland, Internationale Vere<strong>in</strong>igung<br />

des Theaters für K<strong>in</strong>der und Jugendliche, der Landesverband<br />

Professioneller Freier Theater <strong>in</strong> Hessen e.V. und der Landesverband<br />

Schultheater <strong>in</strong> Hessen e.V. s<strong>in</strong>d bestrebt, Theater als<br />

Feld der <strong>Kultur</strong>ellen Bildung <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> zu stärken. Ästhetische<br />

Bildung im Bereich Theater be<strong>in</strong>haltet sowohl die Begegnung<br />

mit der Theaterkunst als auch die eigenen künstlerischen<br />

Aktivitäten der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen. Schüler/-<strong>in</strong>nen werden<br />

damit unabhängig von sozialer und kultureller oder ethnischer<br />

Herkunft <strong>in</strong> ihrer Kreativität, ihren Wahrnehmungs- und<br />

Ausdrucksmöglichkeiten, ihren sozialen Fähigkeiten und damit<br />

auch <strong>in</strong> der Entwicklung ihrer Persönlichkeit gefördert und<br />

gestärkt.<br />

Die vorliegende Rahmenvere<strong>in</strong>barung dient als Orientierungsrahmen<br />

für die Zusammenarbeit von hessischen <strong>Schule</strong>n<br />

mit Theatern.<br />

Sie unterstützt damit Kooperationen auf schulischer und<br />

regionaler Ebene, die durch gesonderte Verträge geregelt werden.<br />

§ 1 Ziele der Zusammenarbeit<br />

(1) Ziel ist es, die kulturelle Vielfalt an <strong>Schule</strong>n durch qualitativ<br />

gesicherte Angebote von außen zu unterstützen und die<br />

Bed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e fachlich und organisatorisch produktive<br />

Zusammenarbeit zu verbessern. Die o. g. Verbände stehen<br />

hierbei als überregionale Ansprechpartner zur Verfügung, vermitteln<br />

Kontakte und <strong>in</strong>itiieren und begleiten regionale Kooperationen<br />

im Diskurs mit den Fachberatern/-<strong>in</strong>nen für <strong>Kultur</strong> <strong>in</strong><br />

den Staatlichen Schulämtern.<br />

(2) Die Zusammenarbeit zwischen <strong>Schule</strong>n und Theatern soll<br />

dazu beitragen, die Begegnung und Beschäftigung mit Theateraufführungen,<br />

ihren Inhalten und Formen, zu e<strong>in</strong>em regelmäßigen<br />

Bestandteil des Schullalltags zu machen: Im Fachunterricht<br />

Darstellendes Spiel ebenso wie <strong>in</strong> anderen Fächern, <strong>in</strong><br />

der Schulgeme<strong>in</strong>de und im schulischen Ganztag.<br />

Professionelle theatrale Angebote sowie die Begegnung<br />

und Zusammenarbeit mit beteiligten Theatern und<br />

Theaterpädagogen/-<strong>in</strong>nen sollen zugleich als Anregung für die<br />

eigene Theaterarbeit <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> und das Fach Darstellendes<br />

Spiel dienen.<br />

(3) Das Interesse für künstlerische Produktionen außerhalb<br />

der <strong>Schule</strong> und die Kompetenz im Umgang mit ihnen sollen gefördert<br />

und so die Vernetzung der <strong>Schule</strong> mit ihrem sozialen<br />

und kulturellen Umfeld gestärkt werden.<br />

(4) Ziel ist es auch, Theater als Bestandteil von Schulprojekten<br />

zu etablieren und andere Lernformen <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong> durch die<br />

Begegnung mit Theater zu ermöglichen.<br />

§ 2 Grundlagen der Zusammenarbeit<br />

(1) Die Kooperationspartner begegnen sich auf der Grundlage<br />

von Gleichberechtigung und Partnerschaftlichkeit. Sie betrachten<br />

die Teilhabe aller K<strong>in</strong>der und Jugendlichen an <strong>Kultur</strong><br />

als e<strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>zip der geme<strong>in</strong>samen Arbeit.<br />

(2) Schulprojekte werden auf der Basis entsprechender Angebote<br />

der ASSITEJ-Mitgliedstheater, der Mitgliedstheater des<br />

Landesverbandes Freier Theater <strong>in</strong> Hessen und der öffentlich<br />

getragenen Theater <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der Schulleitung<br />

und den Lehrkräften der beteiligten <strong>Schule</strong>n geplant. Die Träger<br />

der Theaterangebote und die <strong>Schule</strong>n richten ihre Zusammenarbeit<br />

möglichst langfristig aus.<br />

(3) Die Vere<strong>in</strong>barung ist der Rahmen für den Abschluss von<br />

Kooperationsverträgen, die im Rahmen der geltenden Vertretungsregeln<br />

zwischen Theatern und <strong>Schule</strong>n als Vertreter des<br />

Landes Hessen geschlossen werden können. Beim Abschluss<br />

entsprechender Verträge können die Kooperationspartner<br />

durch die ASSITEJ Bundesrepublik Deutschland e.V., den Landesverband<br />

Freier Theater <strong>in</strong> Hessen e.V. und den Landesverband<br />

Schultheater <strong>in</strong> Hessen e.V. fachkundig beraten werden.<br />

Vor Abschluss e<strong>in</strong>es Kooperationsvertrages ist dieser dem<br />

zuständigen Staatlichen Schulamt vorzulegen.<br />

(4) Kooperationsverträge umfassen e<strong>in</strong>e Zeit- und Arbeitsplanung<br />

mit Angaben zum Projektziel und -<strong>in</strong>halt (bzw. den Zielen<br />

und Inhalten mehrerer Projekte), zu den Pflichten und Rechten<br />

beider Seiten, zum E<strong>in</strong>satz des von beiden Seiten erforderlichen<br />

Personals unter Benennung verb<strong>in</strong>dlicher Ansprechpartner<br />

sowie e<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzplanung mit Angaben zur Absicherung<br />

der Projektkosten (Personal- und Sachkosten). Ggf. s<strong>in</strong>d für die<br />

F<strong>in</strong>anzierung der jeweilige Schulträger und private Förderer <strong>in</strong><br />

den Vertrag e<strong>in</strong>zubeziehen.


© Ohrwurm e.V., www.ohrwurm-projekt.de<br />

(5) Für die Durchführung der Theaterangebote setzen die Projektpartner<br />

qualifizierte Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>.<br />

Art und Umfang des E<strong>in</strong>satzes werden zwischen den Projektpartnern<br />

im jeweiligen Kooperationsvertrag festgelegt.<br />

Die Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen fallen unter den gesetzlichen Unfallversicherungsschutz.<br />

Die Theater sorgen beim E<strong>in</strong>satz ihres Personals<br />

für Kont<strong>in</strong>uität. Ggf. erforderliche Vertretungen werden<br />

zwischen den Vertragspartnern e<strong>in</strong>vernehmlich geregelt.<br />

(6) Die <strong>Schule</strong> stellt <strong>in</strong> der Regel die zur Erbr<strong>in</strong>gung des Angebotes<br />

notwendigen Räume zur Verfügung. Verfügt die <strong>Schule</strong> über<br />

ke<strong>in</strong>e geeigneten Räumlichkeiten, sucht sie eigen<strong>in</strong>itiativ oder<br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern geeignete<br />

Räumlichkeiten <strong>in</strong> ihrer Umgebung.<br />

(7) Gastspiele der Theater <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n<br />

Bei von <strong>Schule</strong>n e<strong>in</strong>geladenen Gastspielen der Theater übernimmt<br />

das Hessische M<strong>in</strong>isterium für Wissenschaft und Kunst<br />

– vorbehaltlich der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel<br />

– bis zu 50% der nach e<strong>in</strong>em verb<strong>in</strong>dlichen Katalog festgelegten<br />

Gage (vgl. Förderbestimmungen des Landes zur Theaterförderung<br />

HMWK).<br />

§ 3 Fort- und Weiterbildung<br />

Die Vertragspartner wollen die Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong>n<br />

und Theatern und die Möglichkeiten der Theaterarbeit im Bereich<br />

der Primarstufe und Sekundarstufe I durch geeignete<br />

Fortbildungen für Theaterensembles und Theaterpädagogen/<br />

-<strong>in</strong>nen sowie Weiterbildungsmaßnahmen für Theaterlehrer/<br />

-<strong>in</strong>nen vorbehaltlich der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel<br />

fördern.<br />

A N H A N G _ 6 5<br />

§ 4 Schlussbestimmungen<br />

(1) Die Unterzeichner <strong>in</strong>formieren e<strong>in</strong>ander frühzeitig, sofern<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die Arbeit an den<br />

<strong>Schule</strong>n Veränderungen <strong>in</strong> Aussicht stehen.<br />

(2) E<strong>in</strong> Erfahrungsaustausch zur Umsetzung dieser Vere<strong>in</strong>barung<br />

wird nach Ablauf e<strong>in</strong>es Jahres und anschließend regelmäßig<br />

<strong>in</strong> zu vere<strong>in</strong>barenden Abständen im Rahmen des geme<strong>in</strong>samen<br />

Arbeitskreises Theater und <strong>Schule</strong> stattf<strong>in</strong>den.<br />

Daran nehmen Vertreter/-<strong>in</strong>nen der zuständigen M<strong>in</strong>isterien,<br />

der ASSITEJ, des Landesverbandes Freier Theater <strong>in</strong><br />

Hessen, des Landesverbandes Schultheater <strong>in</strong> Hessen, der<br />

beteiligten <strong>Schule</strong>n und der Fachberatungen für <strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> den<br />

Staatlichen Schulämtern teil.<br />

(3) Die Vere<strong>in</strong>barung wird von den Unterzeichnern auf geeignete<br />

Weise den <strong>Schule</strong>n und den Mitgliedern der Organisationen<br />

bekannt ge<strong>macht</strong>. Inhaltliche und fachliche Unterstützung zur<br />

Entwicklung entsprechender Kooperationsformen werden von<br />

allen beteiligten Partnern angeboten.<br />

Eva Kühne-Hörmann<br />

Hessische M<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

für Wissenschaft und Kunst<br />

Dorothea Henzler<br />

Hessische Kultusm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

Prof. Dr. Wolfgang Schneider<br />

Vorsitzender<br />

ASSITEJ e.V. Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

Angelika Sieburg<br />

Vorsitzende<br />

Landesverband Professioneller Freier<br />

Theater <strong>in</strong> Hessen e.V.<br />

Joachim Reiss<br />

Vorsitzender<br />

Landesverband Schultheater<br />

<strong>in</strong> Hessen e.V.<br />

Weitere Rahmenvere<strong>in</strong>barung<br />

Vere<strong>in</strong>barung zwischen dem Hessischen Kultusm<strong>in</strong>isterium,<br />

dem Hessischen M<strong>in</strong>isterium für Wissenschaft und Kunst und<br />

dem Deutschen Bibliotheksverband, Landesverband Hessen,<br />

über die Förderung der Zusammenarbeit von <strong>Schule</strong>n, Schulbibliotheken<br />

und öffentlichen Bibliotheken aus dem Jahr 2005<br />

[http://www.bibliotheksverband.de/fileadm<strong>in</strong>/user_upload/<br />

DBV/vere<strong>in</strong>barungen/Kooperationsvere<strong>in</strong>barung_Hessen.pdf,<br />

19.04.2011].


6 6 _ A N H A N G<br />

4.2.3 MIT KUNST WACHSEN!<br />

„RIESEN“ AUS DER JUGENDKUNSTSCHULE KÖNIGSTEIN<br />

Das Projekt „Jedem K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong> Instrument!“ wurde <strong>in</strong> Hessen<br />

bereits mit Erfolg e<strong>in</strong>geführt. Warum nicht auch jedem K<strong>in</strong>d die<br />

Möglichkeit geben, „mit (Bildender) Kunst zu wachsen“? Der<br />

Landesverband der hessischen Jugendkunstschulen hat sich<br />

„JeKi“ vorgenommen und e<strong>in</strong> ähnliches Kooperationsprojekt<br />

für Ganz<strong>tagsschule</strong>n mit Jugendkunstschulen entwickelt, das<br />

die kreativen Potenziale möglichst vieler K<strong>in</strong>der und Jugendlicher<br />

weiterentwickeln und stärken könnte. Mit Leben erfüllen<br />

können es Jugendkunstschulen, wenn endlich die nötigen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen geschaffen werden. Dafür warten schon<br />

viele Ideen auf Verwirklichung!<br />

1. „Mit Kunst wachsen!“ – Allgeme<strong>in</strong>e Ziele<br />

>> Die kulturelle Eigentätigkeit und das künstlerische Ausdrucksvermögen<br />

von K<strong>in</strong>dern aus allen sozialen Schichten<br />

und <strong>in</strong> unterschiedlichen Lebenssituationen soll im Projektverlauf<br />

gestärkt werden.<br />

>> In persönlichen Begegnungen mit Künstlern/-<strong>in</strong>nen und <strong>in</strong> der<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Kunst sollen sie lernen, ihre mit Bildern<br />

überladene Welt mit anderen Augen zu sehen und e<strong>in</strong>en<br />

S<strong>in</strong>n für Orig<strong>in</strong>alität und Qualität zu entwickeln.<br />

>> Kreatives Denken und Gestalten, der produktive Umgang mit<br />

dem Ungewohnten und Unvorhergesehenen helfen ihnen auch<br />

<strong>in</strong> vielen anderen Lebensbereichen Problemlösungsmöglichkeiten<br />

zu f<strong>in</strong>den.<br />

>> Frei von Lehrplänen und Notendruck entsteht e<strong>in</strong>e Atmosphäre<br />

der Freiwilligkeit, <strong>in</strong> der selbstbestimmt s<strong>in</strong>nliche Erfahrungen<br />

ge<strong>macht</strong> und schöpferische Prozesse erlebt werden.<br />

Das Projekt versteht sich als Ergänzung zum regulären Kunstunterricht.<br />

Die Jugendkunstschule führt die wöchentlichen<br />

Kunstkurse im Rahmen des Ganztagsunterrichts der <strong>Schule</strong> <strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>en Gruppen mit verb<strong>in</strong>dlicher Teilnahme ganzjährig durch.<br />

Dadurch sollen zusätzliche Möglichkeiten künstlerischen Handelns<br />

<strong>in</strong> die <strong>Schule</strong> <strong>in</strong>tegriert werden.<br />

Die Anmeldung dazu ist freiwillig. Die Projektthemen und Projekt<strong>in</strong>halte<br />

werden geme<strong>in</strong>sam mit der <strong>Schule</strong> festgelegt.<br />

2. „Mit Kunst wachsen!“ – Projektstandards<br />

Das Angebot soll möglichst vielen Schülern/-<strong>in</strong>nen – unabhängig<br />

von ihrem kulturellen oder sozialen H<strong>in</strong>tergrund – e<strong>in</strong>en<br />

Zugang zu Kunst und <strong>Kultur</strong> ermöglichen.<br />

Das Projekt<br />

>> strebt e<strong>in</strong>e Beteiligung möglichst aller K<strong>in</strong>der an,<br />

>> verpflichtet sich, besonders K<strong>in</strong>der aus bildungsfernen oder<br />

f<strong>in</strong>anzschwachen Familien durch gezielte Ansprache für e<strong>in</strong>e<br />

Teilnahme zu gew<strong>in</strong>nen,<br />

>> arbeitet <strong>in</strong> Gruppen von höchstens 15 Teilnehmern/-<strong>in</strong>nen,<br />

>> schließt jährlich mit e<strong>in</strong>er Ausstellung aller teilnehmenden<br />

Schüler/-<strong>in</strong>nen ab,<br />

>> bezieht je Halbjahr e<strong>in</strong>en Ausstellungs- oder Museumsbesuch<br />

<strong>in</strong> den Unterricht <strong>in</strong>tensiv mit e<strong>in</strong>.<br />

Die Jugendkunstschule<br />

>> legt Projektthemen und -<strong>in</strong>halte geme<strong>in</strong>sam mit der <strong>Schule</strong><br />

fest,<br />

>> erarbeitet das Programm für e<strong>in</strong> ganzes Schuljahr,<br />

>> setzt verlässlich <strong>in</strong> der Jugendkunstschulpraxis erprobte,<br />

künstlerisch und pädagogisch qualifizierte Honorarkräfte e<strong>in</strong>,<br />

>> verwendet Methoden und Materialien, die besonders zum<br />

Experimentieren und Gestalten anregen,<br />

>> legt e<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>anzierungsplan zur Durchführung vor.<br />

3. „Mit Kunst wachsen!“ –Organisation<br />

Jugendkunstschule und <strong>Schule</strong> geme<strong>in</strong>sam<br />

>> Wechselseitige Kontaktaufnahme, geme<strong>in</strong>same Antragstellung,<br />

>> Erarbeitung e<strong>in</strong>es übergeordneten Projektthemas,<br />

>> Information und Beratung der Eltern über die Projektkon zeption,<br />

>> Organisation e<strong>in</strong>er jährlichen Ausstellung,<br />

>> Mitwirkung bei der Auswertung des Projekts/Tätigkeits- und<br />

Erfahrungsberichte,<br />

>> Übernahme der örtlichen Öffentlichkeitsarbeit,<br />

>> Suche nach Sponsoren.<br />

Jugendkunstschule<br />

>> Erarbeitung e<strong>in</strong>es Jahresprogramms zum Projektthema,<br />

>> Organisation und Durchführung des Unterrichts,<br />

>> Erstellung der Künstlere<strong>in</strong>satzpläne,<br />

>> Beschaffung und Abrechnung von Material und Werkzeugen,<br />

>> Abrechnung und Zahlung der Honorare,<br />

>> Abrechnung und Zahlung der Künstlersozialversicherung.<br />

<strong>Schule</strong><br />

>> Anmeldeverfahren für K<strong>in</strong>der,<br />

>> Bereitstellung und Zugänglichkeit von Räumlichkeiten mit angemessener<br />

E<strong>in</strong>richtung und ausreichender Lagermöglichkeit<br />

für Materialien,<br />

>> Information der Jugendkunstschule, wenn der wöchentliche<br />

Unterricht wegen triftiger Gründe ausfallen oder verschoben<br />

werden muss,<br />

>> Information der Jugendkunstschule, wenn Schüler/-<strong>in</strong>nen<br />

krank gemeldet werden.<br />

Die konkreten Leistungen werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kooperationsvertrag<br />

zwischen <strong>Schule</strong> und Jugendkunstschule festgehalten, <strong>in</strong><br />

dem zugleich die f<strong>in</strong>anziellen Leistungen und Bed<strong>in</strong>gungen der<br />

Zusammenarbeit geregelt werden.<br />

KONTAKT<br />

Landesverband der Jugendkunstschulen <strong>in</strong> Hessen e.V.<br />

<strong>in</strong>fo@jks-<strong>hessen</strong>.de, www.jks-<strong>hessen</strong>.de


4.2.4 SCHLITZER ERKLÄRUNG:<br />

KULTURELLE BILDUNG FÜR ALLE!<br />

Potenziale <strong>Kultur</strong>eller Bildung nutzen –<br />

Fachstrukturen vernetzen!<br />

Bildung ist die zentrale Ressource für e<strong>in</strong>e selbstbewusste<br />

und persönlich zufriedenstellende Lebensführung und die<br />

verantwortungsvolle Mitgestaltung unserer Gesellschaft. Alle<br />

Menschen haben e<strong>in</strong> Recht auf Bildung und aktive Teilhabe am<br />

kulturellen Leben, sie haben e<strong>in</strong> Recht auf Kunst und Musik,<br />

Theater und Tanz, Spiel und Rhythmik, Literatur und Medienbildung.<br />

Dieses Recht gilt ohne E<strong>in</strong>schränkungen und e<strong>in</strong> Leben<br />

lang.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung ermöglicht allen Menschen das Verständnis<br />

gesellschaftlicher Entwicklungen und vermittelt ihnen<br />

die Voraussetzungen, um kreativ und nachhaltig zu handeln<br />

und zu leben. Darauf weisen Ergebnisse wissenschaftlicher<br />

Forschung ebenso h<strong>in</strong> wie die Enquête-Kommission des Bundestages<br />

<strong>in</strong> ihrem Bericht zur „<strong>Kultur</strong> <strong>in</strong> Deutschland“ und die<br />

Road Map for Arts Education der UNESCO. Sie alle sehen staatliche<br />

und zivilgesellschaftliche Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> der<br />

geme<strong>in</strong>samen Verantwortung.<br />

Die öffentliche Verantwortung für das lebensbegleitende Lernen<br />

drückt sich <strong>in</strong> der Förderung und Unterstützung von leistungsfähigen<br />

und vielseitigen Strukturen aus. In der kulturellen<br />

Bildung hat sich, vor allem <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit,<br />

e<strong>in</strong> eigenständiges Feld entwickelt, das über die Basis von Familie<br />

und allgeme<strong>in</strong> bildender <strong>Schule</strong> h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>en gesetzlich<br />

verankerten Auftrag erfüllt. Die aktuellen Herausforderungen<br />

für die Träger der kulturellen Bildung s<strong>in</strong>d Teilhabe, Chancengleichheit,<br />

Interkulturalität und Vielfalt sowie die Stärkung<br />

des freiwilligen und ehrenamtlichen Engagements. Wenn Bildungsträger<br />

kooperieren und ihre weitere Entwicklung gefördert<br />

wird, können sie e<strong>in</strong>e umfassende Bildung – <strong>in</strong>sbesondere<br />

von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen – gewährleisten.<br />

1. KULTURELLE BILDUNG IN HESSEN<br />

Die vom Initiativkreis <strong>Kultur</strong>elle Bildung Hessen durchgeführte<br />

Bestandserhebung zeigt e<strong>in</strong>e aktive, lebendige und differenzierte<br />

kulturelle Infrastruktur auf den Ebenen von Landesverbänden<br />

und <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stitutionen, die <strong>in</strong> Hessen kulturelle<br />

Bildung betreiben.<br />

Doch Landesverbände s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> F<strong>in</strong>anzierungsfragen oft auf<br />

Projektförderung angewiesen und erreichen damit nicht den<br />

Stand der Absicherung, der für e<strong>in</strong>e Kont<strong>in</strong>uität von Kooperationen<br />

und Netzwerken notwendig und angebracht wäre.<br />

E<strong>in</strong>e Landesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Hessen muss es<br />

sich zur Aufgabe machen, Konzeptentwicklung kultureller<br />

Bildung für Hessen zu betreiben, die Vernetzung der Akteure<br />

zu befördern und geme<strong>in</strong>sam die Interessensvertretung auf<br />

Landesebene zu gewährleisten.<br />

Zukunftsfelder für die verbandliche Entwicklung s<strong>in</strong>d <strong>Kultur</strong><br />

und <strong>Schule</strong>, Teilhabe und Chancengerechtigkeit, Interkultur,<br />

kulturelle Vielfalt und Diversität. Themen, die auf der Höhe der<br />

Zeit liegen und gesellschaftlichen Wandel reflektieren.<br />

A N H A N G _ 6 7<br />

Wichtig ist es, <strong>in</strong> künftigen Debatten um <strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong><br />

Hessen die verschiedenen Bereiche kultureller Bildung nicht<br />

gegene<strong>in</strong>ander auszuspielen. Alle Facetten kultureller Bildung<br />

aufzugreifen, zusammen mit den verschiedenen Akteursebenen<br />

und Verwaltungsstrukturen neu zu denken, an beispielhaften<br />

geme<strong>in</strong>samen Projekten zu wachsen und Neues zu<br />

entwickeln, entspräche den Anforderungen gesellschaftlichen<br />

Wandels.<br />

Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen kultureller Bildung <strong>in</strong> Hessen müssen<br />

und lassen sich verbessern. Sollten sich Politik, Verwaltung<br />

und die bestehende Infrastruktur auf Landesverbands-<br />

wie <strong>Kultur</strong><strong>in</strong>stitutionsebene zu solchem Ans<strong>in</strong>nen zusammenf<strong>in</strong>den<br />

und geme<strong>in</strong>sam neue Wege beschreiten, wäre dies e<strong>in</strong><br />

Gew<strong>in</strong>n für alle.<br />

KuBi Hessen sollte e<strong>in</strong>e Plattform für alle Akteure bieten und<br />

sie mite<strong>in</strong>ander vernetzen.<br />

2. FORDERUNGEN UND POSITIONEN<br />

KULTUR UND SCHULE<br />

Die Akteure <strong>Kultur</strong>eller Bildung stellen die Ressourcen für e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>tensive ästhetische Bildung <strong>in</strong> allen Bildungsbereichen zur<br />

Verfügung. Sie br<strong>in</strong>gen ihre Erfahrungen und Kompetenzen <strong>in</strong><br />

den gesellschaftlichen Diskurs über Bildung e<strong>in</strong>. Sie proklamieren<br />

die entscheidende Bedeutung der kulturellen Bildung für<br />

die Persönlichkeitsentwicklung <strong>in</strong> Rezeption und Produktion.<br />

Die vielfältigen Angebote der <strong>Kultur</strong>schaffenden sollen allen<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft,<br />

zugänglich se<strong>in</strong>.<br />

Außerschulische Bildungsträger arbeiten <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Strukturen nach klaren Qualitätskriterien. Sie müssen als Träger<br />

der kulturellen Bildung anerkannt, ihre Förderung muss<br />

gesetzlich verankert werden. Sie können die <strong>Schule</strong>n bei der<br />

kulturellen <strong>Schule</strong>ntwicklung partnerschaftlich unterstützen.<br />

Angestrebt werden auf verschiedenen Ebenen (Koord<strong>in</strong>ationsstellen,<br />

Lehrerbildung, Projekte) Tandems aus <strong>Kultur</strong>schaffenden<br />

und Lehrern/-<strong>in</strong>nen.<br />

Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die Kooperation mit <strong>Schule</strong>n<br />

müssen e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit auf Augenhöhe ermöglichen.<br />

Alle künstlerischen Bereiche müssen gleichberechtigter und<br />

verpflichtender Teil aller Schulprogramme und Bildungsstandards<br />

werden. Die organisatorischen und zeitlichen Strukturen<br />

für kulturelle Aktivitäten an den <strong>Schule</strong>n müssen erhalten und<br />

erweitert werden. <strong>Kultur</strong>elle Praxis muss <strong>in</strong> jeder <strong>Schule</strong> nicht<br />

nur als e<strong>in</strong>maliges Ereignis, sondern kont<strong>in</strong>uierlich, verlässlich<br />

und nachhaltig angeboten werden.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung vor Ort<br />

Für kulturelle Bildung <strong>in</strong> Hessen braucht es Vernetzungs<strong>in</strong>stanzen<br />

auf Landesebene, <strong>in</strong> den Regionen, den Landkreisen<br />

und Kommunen bis h<strong>in</strong> zu <strong>Schule</strong>n und K<strong>in</strong>dergärten. Hierzu<br />

s<strong>in</strong>d personelle und materielle Ressourcen bereitzustellen.


© BKJ/Maya Hässig<br />

6 8 _ A N H A N G<br />

Auch ehrenamtliche Strukturen brauchen professionelle Entlastung,<br />

um sich langfristig abzusichern. Auf Verwaltungsebene<br />

sollten im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Querschnittsorientierung kultureller<br />

Bildung die Ressorts Kunst, Soziales und Bildung zusammenarbeiten<br />

und geme<strong>in</strong>sam wirksam werden.<br />

E<strong>in</strong>e strukturelle Absicherung von Trägern oder Landesvere<strong>in</strong>igungen<br />

im Bereich kultureller Bildung ist über Projektförderungen<br />

h<strong>in</strong>aus auf kommunaler wie auf Landesebene anzustreben.<br />

Das Land Hessen sollte Kommunen <strong>in</strong> ihren Bestrebungen<br />

kulturelle Bildung zu forcieren zum Beispiel dadurch fördern,<br />

dass Mittel für kommunale Gesamtkonzepte oder besondere<br />

Projekte bereit gestellt werden, die <strong>in</strong> Absprache mit e<strong>in</strong>er<br />

Landesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Hessen über e<strong>in</strong>e Jury<br />

vergeben werden können.<br />

Insgesamt ist bei e<strong>in</strong>er Mittelvergabe an Kommunen für kulturelle<br />

Bildung e<strong>in</strong>e Zweckb<strong>in</strong>dung im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er ressortübergreifenden<br />

ganzheitlichen Arbeit zu favorisieren.<br />

Vielfalt leben lernen<br />

Diversität leben lernen, dies gilt für alle Menschen, nicht nur<br />

für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Integrationspolitik<br />

gew<strong>in</strong>nt an Bedeutung als Querschnittsaufgabe, auch im<br />

Bereich von Jugend-, Bildungs- und <strong>Kultur</strong>politik. Die Akteure<br />

<strong>in</strong> der Landesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle Bildung Hessen stehen als<br />

Fachpartner für die Ausgestaltung dieser Aufgabe zur Verfügung<br />

und erwarten von den zuständigen Ressorts <strong>in</strong> Hessen<br />

e<strong>in</strong>e entsprechende Anerkennung und Unterstützung ihrer<br />

Arbeit.<br />

Es gehört zur <strong>Kultur</strong>arbeit, den Umgang mit Differenz produktiv<br />

zu nutzen und Unterschiede nicht als Ursache für Abgrenzung,<br />

sondern als Anlass für Neugierde und <strong>in</strong>dividuelle Entwicklung<br />

zu betrachten. <strong>Kultur</strong>elle Bildung eröffnet Räume der erfahrungsorientierten,<br />

kritischen Reflexion und Subjektstärkung.<br />

Sie unterstützt Wertorientierungen, Handlungsperspektiven<br />

und kreative Gestaltungskompetenzen, die zum respektvollen<br />

Umgang mite<strong>in</strong>ander beitragen. Für zukünftige Konzepte der<br />

Integration und Partizipation ist kulturelle Bildung unverzichtbar.<br />

Sozial-ökonomische Faktoren müssen hierbei berücksichtigt<br />

werden.<br />

Die Ausgestaltung e<strong>in</strong>er diversitätsbewussten kulturellen<br />

Bildungspraxis bedarf der Offenheit und Öffentlichkeit. Die<br />

Träger der kulturellen Bildung s<strong>in</strong>d der Überzeugung, dass gesellschaftliche<br />

Integration an Teilhabe gebunden ist und mit<br />

erfolgreicher Bildungs<strong>in</strong>tegration gleichzusetzen ist. Notwendig<br />

ist der geme<strong>in</strong>same Dialog sowohl <strong>in</strong>nerhalb der Fachstrukturen<br />

wie auch mit Partnern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.<br />

Die Förderung von Projekten und Strukturen, die<br />

Qualifizierung und fachliche Begleitung der Akteure kultureller<br />

Bildung, s<strong>in</strong>d wichtige Voraussetzungen.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Teilhabe ermöglichen<br />

Die Teilhabe aller Menschen an kultureller Bildung muss möglich<br />

se<strong>in</strong>. Die Schaffung von Voraussetzungen von kultureller<br />

Teilhabe ist e<strong>in</strong>e gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Teilhabe<br />

bildet sich durch die Mitgestaltung von kulturellen Bildungsprozessen<br />

durch den E<strong>in</strong>zelnen. Ziel kultureller Bildung muss<br />

es se<strong>in</strong>, vielfältige Freiräume für die selbstbestimmte und ergebnisoffene<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung des E<strong>in</strong>zelnen mit Kunst<br />

und <strong>Kultur</strong> zu gestalten.<br />

Zugangsbarrieren, wie die Hierarchisierung der <strong>Kultur</strong> oder der<br />

Habitus von Kunst erschweren den Zugang zu den kulturellen<br />

Angeboten und müssen abgebaut werden.<br />

<strong>Kultur</strong>elle Teilhabe hat das Interesse des E<strong>in</strong>zelnen an Kunst<br />

und <strong>Kultur</strong> und se<strong>in</strong> Bedürfnis danach zur Voraussetzung. Ausgehend<br />

von der Neugier e<strong>in</strong>es jeden Menschen, muss dieses<br />

Bedürfnis mit kulturellen Bildungsangeboten von Anfang an<br />

geweckt und gefördert werden. Für den reflektierenden Prozess<br />

und den gestalterischen Ausdruck jedes Individuums<br />

müssen f<strong>in</strong>anzielle, räumliche und personelle Ressourcen zur<br />

Verfügung gestellt werden.<br />

Schlitz, den 24.06.2009<br />

Die Teilnehmenden der Fachtagung:<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong> Hessen stärken –<br />

Fachstrukturen vernetzen.


© BKJ/Michael Bause<br />

4.3 LITERATUR<br />

Berkemeyer, Nils/Kuper, Harm/Manitus, Veronika/Müth<strong>in</strong>g,<br />

Kathr<strong>in</strong> (Hg.) (2009): Schulische Vernetzung.<br />

E<strong>in</strong>e Übersicht zu aktuellen Netzwerkprojekten. Münster.<br />

Berse, Christoph (2009): Kommunale Bildungslandschaften.<br />

E<strong>in</strong>e geeignete Konzeptfigur für die Förderung mehrdimensionaler<br />

Bildung?“ In: Inform 3/2009, S. 13–17.<br />

Biburger, Tom/Wenzlik, Alexander (Hg.) (2008): Ich habe<br />

gar nicht gemerkt, dass ich was lern. Untersuchungen<br />

zu künstlerisch-kulturpädagogischer Lernkultur <strong>in</strong><br />

Kooperationsprojekten mit <strong>Schule</strong>n. München.<br />

Bleckmann, Peter/Durdel, Anja (Hg.) (2009): Lokale<br />

Bildungs landschaften. Perspektiven für Ganz<strong>tagsschule</strong>n<br />

und Kommunen.Wiesbaden.<br />

Braun, Tom/Fuchs, Max/Kelb, Viola (2010): Auf dem Weg<br />

zur <strong>Kultur</strong>schule. Bauste<strong>in</strong>e zur Theorie und Praxis e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Kultur</strong>ellen <strong>Schule</strong>ntwicklung. München.<br />

Bundesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung<br />

(Hg.) (2007): MIXED UP! <strong>Kultur</strong>elle Bildung <strong>in</strong> der <strong>Schule</strong>.<br />

25 Kooperationsprojekte zwischen <strong>Kultur</strong> und <strong>Schule</strong>.<br />

Remscheid.<br />

Bundesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung<br />

(Hg.) (2009): Lebenskunst lernen – Mehr Chancen durch<br />

<strong>Kultur</strong>elle Bildung. Mit Kunst und <strong>Kultur</strong> <strong>Schule</strong> gestalten.<br />

Remscheid.<br />

Bundesvere<strong>in</strong>igung <strong>Kultur</strong>elle K<strong>in</strong>der- und Jugendbildung<br />

(Hg.) (2009): Magaz<strong>in</strong> „<strong>Kultur</strong>elle Bildung“. Themenheft<br />

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A N H A N G _ 6 9<br />

Burow, Olaf-Axel/Pauli, Bett<strong>in</strong>a (2006): Ganz<strong>tagsschule</strong><br />

entwickeln. Von der Unterrichtsanstalt zum Kreativen Feld.<br />

Schwalbach.<br />

Büchler, Adriana/Karrer, Elisabeth/Jaber, Jürg (2007):<br />

<strong>Schule</strong> muss schön se<strong>in</strong>. Facetten des ästhetischen<br />

Bildungsauftrags. München.<br />

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kooperieren lernen. Berl<strong>in</strong>.<br />

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(2009): Empfehlungen des Deutschen Vere<strong>in</strong>s zur<br />

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10. November 2009.<br />

Eichler, Kurt (2009): „Vom Projektgestrüpp zur Strukturentwicklung.<br />

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Das Magaz<strong>in</strong> für kulturelle Bildung Nr. 93/Oktober 2009.<br />

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Föhl, Patrick S./Neisener, Iken (Hg.) (2009): Regionale<br />

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Gebauer, Karl (2005): Anders Lernen. Modelle für die Zukunft.<br />

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© BKJ/Maya Hässig<br />

7 0 _ A N H A N G<br />

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We<strong>in</strong>heim.<br />

Reeh, Ute (2008): Schulkunst. Kunst verändert <strong>Schule</strong>.<br />

Vom Fachwerkkiosk bis Toilettenprojekt: Unterrichtsreihen,<br />

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Riegel, Enja (2004): <strong>Schule</strong> kann gel<strong>in</strong>gen! Wie unsere<br />

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Wiesbaden. Frankfurt a.M.<br />

Riehm, Thomas (Hg.) (2008): Teilhabe an <strong>Schule</strong>n. Zu den<br />

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Wiesbaden.<br />

Riehm, Thomas (Hg.) (2006): <strong>Schule</strong>ntwicklung. Vom<br />

Subjektstandpunkt ausgehen ... Wiesbaden.<br />

Schorn, Brigitte: Bildungsnetze – struktureller Schutz für<br />

Vielfalt? In: Infodienst. Das Magaz<strong>in</strong> für kulturelle Bildung<br />

Nr. 93/Oktober 2009. Titel: „Kümmerer und Kreative <strong>in</strong> der<br />

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Zacharias, Wolfgang (2001): <strong>Kultur</strong> und Bildung, Kunst und<br />

Leben zwischen S<strong>in</strong>n und S<strong>in</strong>nlichkeit. Texte 1970–2000.<br />

Essen.<br />

Zentrum für <strong>Kultur</strong>forschung (Hg.) (2007): <strong>Kultur</strong>elle Bildung<br />

<strong>in</strong> der Ganz<strong>tagsschule</strong>. E<strong>in</strong>e aktuelle empirische Bestandsaufnahme<br />

von Susanne Keuchel. Bonn.


www.kultur-<strong>macht</strong>-schule.de<br />

Das Onl<strong>in</strong>e-Fachportal für mehr <strong>Kultur</strong>elle Bildung an <strong>Schule</strong>n!

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