An die Freunde der heiligen Therese - Therese von Lisieux
An die Freunde der heiligen Therese - Therese von Lisieux
An die Freunde der heiligen Therese - Therese von Lisieux
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2.2011<br />
<strong>An</strong> <strong>die</strong> <strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> <strong>heiligen</strong> <strong>Therese</strong><br />
<strong>Therese</strong><br />
<strong>Therese</strong> 2.2011 | 1
Über uns<br />
Im Theresienwerk haben sich <strong>die</strong> <strong>Freunde</strong><br />
<strong>der</strong> hl. <strong>Therese</strong> <strong>von</strong> <strong>Lisieux</strong> zusammengefunden.<br />
Sie versuchen zu leben und zu verbreiten,<br />
was <strong>Therese</strong> in einer ganz kurzen Formel so beschreibt:<br />
„Jesus lieben und dahin wirken, dass er geliebt wird.“<br />
Wenn Sie mehr über das Theresienwerk und <strong>die</strong><br />
hl. <strong>Therese</strong> <strong>von</strong> <strong>Lisieux</strong> wissen wollen, stehen wir<br />
Ihnen gerne zur Verfügung.<br />
<strong>Therese</strong> erscheint dreimal jährlich<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt <strong>die</strong> Meinung<br />
<strong>der</strong> Redaktion wie<strong>der</strong>.<br />
Verantwortlich:<br />
Theresienwerk e. V.<br />
D-86150 Augsburg<br />
Sterngasse 3<br />
Tel. 0821 513931<br />
Fax 0821 513990<br />
kontakt@theresienwerk.de<br />
www.theresienwerk.de<br />
2 | <strong>Therese</strong> 2.2011<br />
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Deutschland:<br />
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Österreich:<br />
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Schweiz:<br />
Luzerner Kantonalbank<br />
Kto.-Nr. 01-00-014532-03<br />
Inhalt<br />
3 Editorial<br />
<strong>von</strong> Msgr. <strong>An</strong>ton Schmid,<br />
Leiter des Theresienwerks<br />
4 Erfülltes Leben<br />
Pauline Martin (7.9.1861 – 28.7.1951)<br />
6 Der kleine Weg<br />
Wer bist Du, <strong>Therese</strong>?<br />
14 Im Alltag <strong>die</strong> Liebe einüben<br />
Zweifel erlaubt<br />
16 Theresienwerk<br />
Gestern - Heute – Morgen<br />
+ P. Maximilian Breig SJ<br />
18 Kurz und aktuell<br />
Bitte beachten Sie unsere Beilage:<br />
Buchbestellkarte<br />
Titel: Lichtspur im Wasser (Bruno Moriggl, Innsbruck)<br />
Rückseite: Johannes Prodromos in Mesta auf Chios (Maria Ottl)
Liebe <strong>Freunde</strong> <strong>der</strong> Hl. <strong>Therese</strong>!<br />
Vor einigen Jahren hat ein deutscher Bischof den Satz<br />
geprägt: „Nichts ist lebendiger als ein toter Heiliger!“<br />
Dies kann beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> <strong>heiligen</strong> <strong>Therese</strong> aufgezeigt<br />
werden. Sie ist uns nahe als unsere Freundin und<br />
Fürsprecherin, sie macht immer wie<strong>der</strong> <strong>von</strong> sich reden<br />
- auch in den mo<strong>der</strong>nen Me<strong>die</strong>n, sie sorgt auf originelle<br />
Art für Überraschungen. So hat unser Hl. Vater<br />
am Mittwoch, 6. März 2011, bei <strong>der</strong> Generalau<strong>die</strong>nz auf<br />
dem Petersplatz über ihr Leben und ihre Lehre gesprochen.<br />
Das Thema lautete: „Die Wissenschaft <strong>der</strong> Liebe<br />
– <strong>Therese</strong> <strong>von</strong> <strong>Lisieux</strong>.“ Herzlich hat er <strong>die</strong> deutschsprachigen<br />
Pilger begrüßt und sie eingeladen, <strong>Therese</strong>s<br />
„Kleinen Weg“ im Alltag zu gehen, den einfachen Weg<br />
des Vertrauens und <strong>der</strong> Liebe.<br />
Aus dem Internet war zu erfahren, dass <strong>die</strong> Reliquien<br />
<strong>der</strong> hl. <strong>Therese</strong> zur Zeit im Heiligen Land unterwegs<br />
sind. Der lateinische Patriarch <strong>von</strong> Jerusalem und <strong>der</strong><br />
päpstliche Nuntius in Israel haben den Schrein am<br />
14. März am Flughafen persönlich in Empfang genommen,<br />
wie das israelische Innenministerium mitteilte.<br />
Bis 31. Mai wird <strong>der</strong> Reliquienschrein zur Verehrung<br />
durch <strong>die</strong> Gläubigen in verschiedenen Kirchen und<br />
Klöstern Station machen. Offi ziell wurde <strong>die</strong> Wallfahrt<br />
am 16. März in Jerusalem eröffnet. Möge <strong>die</strong> heilige<br />
<strong>Therese</strong> dem Land viele Rosen des Friedens und <strong>der</strong><br />
Liebe aus dem himmlischen Garten streuen!<br />
Der amerikanische Astronaut Ron Garan hat nach<br />
2008 im März 2011 zum zweiten Mal eine Reliquie <strong>der</strong><br />
Heiligen mit in den Weltraum genommen.<br />
Seine Aufgabe war es, ins All hinauszusteigen um<br />
Geräte zu montieren, dabei wurde er nur am Fuß<br />
<strong>von</strong> einem Band gehalten. Er hatte <strong>die</strong> Karmelitinnen<br />
<strong>von</strong> New Caney ums Gebet ersucht und <strong>von</strong> ihnen<br />
eine Reliquie <strong>der</strong> Missionspatronin erbeten. Nun hat<br />
ihre universale Berufung sogar das Weltall erreicht.<br />
Wollte nicht <strong>Therese</strong> <strong>die</strong> Welt durcheilen, um bis in <strong>die</strong><br />
fernsten Inseln das Evangelium <strong>von</strong> <strong>der</strong> Liebe Gottes<br />
zu verkünden?<br />
Auch <strong>die</strong>ses Heft – ausnahmsweise mit erweitertem<br />
Umfang - möchte mit seinen interessanten Beiträgen<br />
aufzeigen, dass <strong>Therese</strong> hier und heute lebendig ist.<br />
Die vertraute Rubrik „Von <strong>Therese</strong> angesprochen“<br />
fehlt in <strong>die</strong>sem Heft, erscheint aber im nächsten mit<br />
doppeltem Umfang.<br />
Das Theresienwerk e.V., das im kommenden Jahr<br />
40 Jahre alt wird, will zu <strong>Therese</strong>s Botschaft einen<br />
kontinuierlichen Beitrag leisten. Die Jubiläumsfeier<br />
wird am 22. September 2012 im Congress-Zentrum<br />
in Würzburg stattfi nden. Herzlichen Dank allen, <strong>die</strong><br />
durch Gebetsverbundenheit und Spenden das Wirken<br />
des Theresienwerks getreulich unterstützen.<br />
Mit Segenswünschen grüßt Sie sehr herzlich<br />
Msgr. <strong>An</strong>ton Schmid<br />
<strong>Therese</strong> 2.2011 | 3
Erfülltes Leben<br />
Pauline Martin (7.9.1861 – 28.7.1951)<br />
Prophezeihung<br />
„Sie, meine Mutter, werden gar nicht alles verwenden<br />
können; doch werden Sie viel Freude haben.“<br />
<strong>Therese</strong> meinte <strong>die</strong> tägliche Post, <strong>die</strong> nach ihrem Tod<br />
den Karmel <strong>von</strong> <strong>Lisieux</strong> erreichen würde. Und in<br />
<strong>der</strong> Tat, als durch <strong>die</strong> Verbreitung „Geschichte einer<br />
Seele“ <strong>Therese</strong> bekannt wurde, war es vorbei mit <strong>der</strong><br />
Beschaulichkeit im Karmel <strong>von</strong> <strong>Lisieux</strong>.<br />
Die Briefe-Schreiber berichteten <strong>von</strong> wun<strong>der</strong>baren<br />
Heilungen, <strong>die</strong> sich nicht nur in Frankreich, son<strong>der</strong>n in<br />
ganz Europa und auch an<strong>der</strong>en Erdteilen ereigneten.<br />
Auch wurde in den Briefen da<strong>von</strong> gesprochen, welch<br />
segensreichen Einfl uss <strong>Therese</strong> auf <strong>die</strong> Missionen, auf<br />
einzelne Gemeinschaften, auf ganze Seminare und auf<br />
Priester genommen hatte. Die Schwestern bemühten<br />
sich nach Kräften, <strong>die</strong> Bitten <strong>der</strong> Briefschreiber zu erfüllen.<br />
So wurde in <strong>der</strong> Zeit <strong>von</strong> 1898 – 1915 <strong>Therese</strong>s<br />
Buch „Geschichte einer Seele“ 211 515 Mal verschickt,<br />
<strong>die</strong> Bildchen <strong>Therese</strong>s gingen in <strong>die</strong> Millionen.<br />
4 | <strong>Therese</strong> 2.2011<br />
Pauline Martin<br />
als Sr. Agnes <strong>von</strong> Jesus<br />
Tod <strong>von</strong> Mutter Marie Gonzague am 17.12.1904<br />
„Ich war <strong>von</strong> neuem Priorin, als Mutter Marie <strong>von</strong><br />
Gonzague starb. Die Sterbende gab rührende Beweise<br />
eines vollkommen zerknirschten und gedemütigten<br />
Herzens und setzte ihr ganzes Vertrauen auf <strong>die</strong><br />
Fürsprache ihrer kleinen <strong>Therese</strong>.“<br />
Priorat<br />
Nach dem Tod <strong>der</strong> Mutter Marie-<strong>An</strong>ge vom Kinde<br />
Jesus wurde Mutter Agnes <strong>von</strong> Jesus am 27.11.1909<br />
abermals zur Priorin gewählt. Fortan gab sie <strong>die</strong>ses Amt<br />
nicht mehr ab. Zunächst blieb es ihr durch reguläre<br />
Wahl, dann ernannte sie Papst Pius XI. zur Priorin auf<br />
Lebenszeit.<br />
Der 1. Weltkrieg<br />
Am 9. Juli 1897 sagte Maria vom Heiligen Herzen zu<br />
<strong>Therese</strong>, wir, ihre Schwestern, würden nach ihrem Tod<br />
sehr traurig sein. Sie entgegnete: „Oh nein! Sie werden<br />
sehen... Es wird sein wie Regen <strong>von</strong> Rosen...“<br />
Unter dem Begriff „Rosenregen“ – eine Sammlung <strong>der</strong><br />
Wun<strong>der</strong>, <strong>die</strong> <strong>Therese</strong> zugeschrieben wurden, entstand ein<br />
<strong>An</strong>hang zu „Geschichte einer Seele.“ Hören wir daraus<br />
ein Beispiel. Rettung eines Sterbenden am 17.9.1915:<br />
“Schwester Theresia, komm mir zu Hilfe!“ Allzu gleich<br />
sah er neben sich <strong>die</strong> „Kleine Heilige“, schön und<br />
mitleidsvoll; in einer Hand hielt sie das Kreuz.
Die Selig- und <strong>die</strong> Heiligsprechung <strong>von</strong> <strong>Therese</strong><br />
Der Prozess <strong>der</strong> Seligsprechung wurde vom Bischof <strong>von</strong><br />
Bayeux und <strong>Lisieux</strong> eingeleitet. Es war Mutter Marie-<br />
<strong>An</strong>ge vom Kinde Jesu (1881-1909) zu verdanken, <strong>die</strong><br />
noch am Tage ihrer Wahl zur neuen Priorin an den<br />
Bischof schrieb, um endlich freie Bahn für das Verfahren<br />
zu erlangen.<br />
In den Jahren 1910-1911 fand <strong>der</strong> Bischöfl iche Informationsprozess<br />
statt, 1915-1917 folgte dann <strong>der</strong><br />
Apostolische Prozess. 1921 fand das Verfahren zur<br />
Verherrlichung <strong>Therese</strong>s einen ersten Abschluss in <strong>der</strong><br />
Proklamation ihres heroischen Grades <strong>der</strong> Tugenden.<br />
Mutter Agnes <strong>von</strong> Jesus brachte in einem Brief ihre<br />
Freude zum Ausdruck:<br />
„So ist also <strong>der</strong> ´Weg <strong>der</strong> geistlichen Kindheit´ durch<br />
unseren Papst bestens anempfohlen worden.“<br />
Die Seligsprechung war 1923, und 1925 <strong>die</strong> Heiligsprechung.<br />
1927 schließlich wurde sie, neben Franz-Xaver,<br />
zur Patronin <strong>der</strong> Missionen ernannt, 1944 dann zur<br />
zweiten Patronin Frankreichs (neben Jeanne d’Arc).<br />
Der Bau <strong>der</strong> Basilika in <strong>Lisieux</strong><br />
Grundsteinlegung 30. September 1929<br />
Einweihung 11. Juli 1954<br />
Der 2. Weltkrieg<br />
Um <strong>Lisieux</strong> <strong>von</strong> den deutschen Besatzern zu befreien,<br />
begannen am 6. Juni 1944 <strong>die</strong> Alliierten mit <strong>der</strong> Landung<br />
in <strong>der</strong> Norman<strong>die</strong> und dem Bombardement.<br />
Mutter Agnes zog deswegen mit allen Schwestern in <strong>die</strong><br />
Krypta <strong>der</strong> Basilika. Am 27. August kehrten sie wie<strong>der</strong><br />
in ihren Karmel zurück.<br />
Der Tod <strong>von</strong> Mutter Agnes<br />
Als sie <strong>Therese</strong> am Krankenbett einmal fragte, auf<br />
welche Weise sie – Mutter Agnes – wohl sterben würde,<br />
gab <strong>Therese</strong> zur <strong>An</strong>twort: „Der liebe Gott wird Sie<br />
ansaugen wie einen kleinen Tautropfen...“<br />
Letztlich kam es, wie <strong>Therese</strong> es voraussagte. Doch<br />
zunächst blieb auch ihr <strong>die</strong> <strong>An</strong>gst vor dem Verlassen<br />
<strong>die</strong>ser Erde nicht erspart. Als 87-jährige stellt sie fest:<br />
„auch das längste Leben ist immer recht kurz.“ Die<br />
Krankenwärterin hörte sie stöhnen: „Traurig ist <strong>der</strong> Tod!<br />
(...) Man muss es erleben...a l l e i n .“<br />
Dennoch entschlief sie friedlich am 28. Juli 1951.<br />
Hubert Zettler<br />
(Hubert Zettler ist ehrenamtlicher Missionsreferent und regelmäßiger<br />
Mitarbeiter im Rundbrief.)<br />
<strong>Therese</strong> 2.2011 | 5
Der kleine Weg<br />
III - Wer bist du, <strong>Therese</strong>?<br />
Papst Pius XI. nannte sie „gelebtes Evangelium“.<br />
Der vielleicht wichtigste Beweis: Sie wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong><br />
schlimmsten Seuche in jedem Gemeinschaftsleben, <strong>die</strong><br />
Friedrich Nietzsche so beschreibt: „Wenn fünf Fromme<br />
beisammenstehen, muss <strong>die</strong> Sechste sterben, <strong>die</strong> gerade<br />
nicht dabei ist!“<br />
<strong>Therese</strong> kann gut zuhören, sie unterscheidet genau, was<br />
recht und was unrecht ist; sie stimmt nicht bei, wenn<br />
es nicht sein kann. Weiß sie nichts an<strong>der</strong>es zu tun, so<br />
geht sie schweigend weg. Wie<strong>der</strong> ist es ein heimlicher<br />
Stoßseufzer, <strong>der</strong> sie vor Stolz schützt und in <strong>der</strong> Demut<br />
stabilisiert, es ist das Stoßgebet des Zöllners in Jesu<br />
Gleichnis (Lk 18,9-14): „Sei mir Sün<strong>der</strong>in gnädig!“<br />
„Demut ist Wahrheit“, lehrt ihre Ordensmutter Teresa<br />
<strong>von</strong> Avila. <strong>Therese</strong> war wach für alles, was sich in<br />
ihr regt. Deshalb ist für <strong>Therese</strong> auch noch ihr fast<br />
dreimonatiges Krankenlager (8.7. – 30.9.) eine letzte<br />
gewaltige Schule <strong>der</strong> Demut, wo sie es noch einmal<br />
deutlich erkennt und ausspricht: „Ach, immer noch <strong>die</strong><br />
Alte!“ „Ich muss mich mit allen meinen Fehlern<br />
ertragen“ (SS 214). „Ich mache mich darauf gefasst,<br />
immer neue Unvollkommenheiten in mir zu entdecken“<br />
(SS 237). Wer sich also selber kennenlernt und nichts<br />
verdrängt, wer abends treu mit Jesus als Supervisor<br />
seinen Tag anschaut und abgibt, ist geheilt, über an<strong>der</strong>e<br />
zu richten.<br />
6 | <strong>Therese</strong> 2.2011<br />
„Richtet nicht“ (Mt 7,1) bedeutet aber nicht: geht blind<br />
durchs Leben! <strong>Therese</strong> hat ein sehr waches Empfi nden<br />
für das Echte und für das <strong>An</strong>dressierte und Aufgesetzte<br />
in den Mitschwestern, also übersieht sie <strong>der</strong>en Mängel<br />
o<strong>der</strong> Armseligkeiten o<strong>der</strong> Schuftigkeiten nicht. Ihre<br />
Novizenmeisterin (Maria <strong>von</strong> den Engeln, 1845–1924)<br />
bestätigt <strong>der</strong> Fünfzehnjährigen „den Scharfblick einer<br />
50-jährigen“. Wahrscheinlich gehört es auch zu<br />
<strong>Therese</strong>s künstlerischer Veranlagung, dass sie beson<strong>der</strong>s<br />
aufmerksam <strong>die</strong> Gesichter und <strong>die</strong> Körpersprache<br />
<strong>der</strong> Menschen wahrnimmt. Deshalb konnte sie auch<br />
humorvoll an<strong>der</strong>e nachmachen, gut Theater spielen und<br />
sie hat ja auch Theaterstücke verfasst und mit an<strong>der</strong>en<br />
eingeübt.<br />
(Maria Ottl)
Sie geht also keineswegs neugierig, aber wach durch<br />
ihre gar nicht heile Klosterwelt, sie kann sich einfühlen,<br />
warum <strong>die</strong> Einzelnen so sind, wie sie sind.<br />
Bei den inzwischen verbitterten und verbiesterten Mitschwestern<br />
spürt sie, dass <strong>die</strong>se in Jesus wohl nicht ihre<br />
große Liebe gefunden o<strong>der</strong> sie wie<strong>der</strong> verloren haben.<br />
Und wer sich nicht geliebt weiß, kann nicht lieben!<br />
<strong>Therese</strong> ist überzeugt, viele meiner Mitschwestern<br />
würden - Jesus verbunden - vieles an<strong>der</strong>s tun. Es<br />
gibt, so gesehen, in je<strong>der</strong> Gemeinschaft viele unheilbar<br />
Kranke. <strong>Therese</strong> meint dazu, „meine Mama würde<br />
mich, wenn ich unheilbar krank wäre, weiterhin<br />
liebevoll pfl egen, um meine seelischen Verwundungen<br />
und Schmerzen wenigstens zu lin<strong>der</strong>n“. Das ist es, was<br />
<strong>Therese</strong> beson<strong>der</strong>s <strong>von</strong> einer Vorgesetzten erwartet,<br />
nämlich, dass sie eine gute Hirtin ist. Und als gute<br />
Hirtin handelt <strong>die</strong> Jüngste im Kloster beson<strong>der</strong>s an<br />
ihren vielen schwierigen, oft seelisch angeschlagenen<br />
Mitschwestern. Sie sind noch dazu, wie sie sich<br />
ausdrückt, „bei uns unter <strong>die</strong> Räuber gefallen“. <strong>Therese</strong><br />
will damit sagen, <strong>die</strong> Liebeshungrigsten werden lei<strong>der</strong><br />
am fl eißigsten gemieden und bleiben unterernährt!<br />
Wenigstens fühlt sich manche Mitschwester durch<br />
<strong>Therese</strong> endlich in eine erlösende Wirklichkeit gestellt,<br />
sodass jene Schwester, „<strong>die</strong> das Talent hatte, mir in<br />
je<strong>der</strong> Hinsicht zu missfallen,“ (<strong>Therese</strong> vom hl. Augustinus,<br />
1858 - 1929) eines Tages verwun<strong>der</strong>t fragt:<br />
„Schwester <strong>Therese</strong>, so oft Sie mich ansehen, lächeln<br />
Sie?!“ Keine Mitschwester braucht sich jemals bei<br />
<strong>Therese</strong> gegen <strong>die</strong> <strong>An</strong>maßung eines moralischen Urteils<br />
in Wort o<strong>der</strong> Blick zu wehren. Bei ihr muss niemand<br />
Theater spielen o<strong>der</strong> sich in Positur setzen. Das tut<br />
wohl, das macht auf Dauer auch wahrhaftig! Ja,<br />
<strong>Therese</strong>s Mit-Leids-Natur hat fast göttliche Qualität.<br />
Man könnte meinen, sie atme und strahle jetzt<br />
im Kloster aus, was sie als Kind in Gottes Natur<br />
eingesogen hat, als Bäume, Wiesen, Vögel und Himmel<br />
stundenlang zu ihr <strong>von</strong> Gottes Größe und Zärtlichkeit<br />
sprechen durften.<br />
IV - Wer bist du, <strong>Therese</strong>?<br />
Sie ist eine <strong>von</strong> Jesus Christus total Befreite! 13 Mal<br />
preist sie dankbar im letzten Teil ihrer Biografi e ihre<br />
„innere Freiheit“ – <strong>die</strong> Freiheit <strong>der</strong> echten Kin<strong>der</strong><br />
Gottes! Lei<strong>der</strong> sind Liebende oft noch viel zu angepasst!<br />
(Maria Ottl)<br />
<strong>Therese</strong> 2.2011 | 7
<strong>An</strong><strong>der</strong>s <strong>Therese</strong>, sie „kehrt nichts unter den Teppich“.<br />
Bei ihr verbindet sich mit Verstehen, Mitgefühl,<br />
Hilfsbereitschaft eine ganz wichtige Eigenschaft:<br />
<strong>die</strong> Wahrhaftigkeit. Weil wahrheitsliebend, ist sie<br />
auch keineswegs konfl iktscheu. Die Wahrheit will<br />
gleichsam <strong>von</strong> ihr gesagt sein. Als <strong>die</strong> langjährige<br />
Priorin Maria Gonzaga nicht wie<strong>der</strong>gewählt wird,<br />
ist <strong>die</strong>se tief enttäuscht, ja sogar verbittert und lässt<br />
<strong>die</strong>s ihre Gemeinschaft auch tagelang spüren. <strong>Therese</strong><br />
ist es, <strong>die</strong> ihr in einem Brief liebevoll, aber auch<br />
unmissverständlich den Spiegel vorhält. Und <strong>die</strong>se<br />
bittere Medizin hat gewirkt.<br />
Vor allem <strong>Therese</strong>s Novizinnen erleben ihren Grundsatz:<br />
„Wer <strong>die</strong> Wahrheit nicht hören will, soll nicht<br />
zu mir kommen.“ <strong>Therese</strong> spürt genau, wo bei einer<br />
Novizin „nachgehende Seelsorge“ dran ist und bei wem<br />
sie warten muss. Beson<strong>der</strong>s ihre Novizinnen, auch <strong>die</strong><br />
lange Zeit schwierige Celine, haben gespürt, in <strong>Therese</strong><br />
ist eine geheimnisvolle, ihr Innerstes berührende Gegenwart,<br />
<strong>der</strong> sie sich auf Dauer beugen müssen. Aber<br />
Eigensinn und Stolz lassen sich nur mühsam zähmen.<br />
<strong>Therese</strong>s Klarheit, Wahrhaftigkeit und ihre Jugend<br />
lösten auch Wi<strong>der</strong>spruch aus. Denn wie einst bei Jesus,<br />
hatte man auch bei ihr den Eindruck, das verborgen<br />
liegende Böse werde in ihrer Nähe zur Selbstenthüllung<br />
gezwungen. Obwohl sie nicht provoziert, explo<strong>die</strong>ren<br />
viele in ihrer Gegenwart. Wer an<strong>der</strong>s ist, verunsichert<br />
an<strong>der</strong>e! Deshalb geht durch ihre Biografi e auch das Bild<br />
vom Ärgernis. In vielen Blicken und auch Bemerkungen<br />
lag <strong>der</strong> herablassende Vorwurf: Sie ist eine Verrückte!<br />
8 | <strong>Therese</strong> 2.2011<br />
V - Wer bist du, <strong>Therese</strong>?<br />
Bekannt ist das Stoßgebet ihrer Ordensmutter Teresa<br />
<strong>von</strong> Avila: „Vor sauertöpfi schen Heiligen bewahre uns,<br />
o Herr!“ Das Ausdrucksmächtigste an <strong>Therese</strong> ist ihr<br />
Lächeln. Wenigstens an <strong>die</strong>ses frohmachende, lebensför<strong>der</strong>nde,<br />
heilende Lächeln erinnern sich nach ihrem<br />
Sterben alle, wenn zu Lebzeiten auch Neid und Eifersucht<br />
zunächst Lob unterdrückten o<strong>der</strong> herabspielten.<br />
Tatsächlich stellte <strong>Therese</strong> ihr Innenleben, in den letzten<br />
18 Monaten auch ihre Passion und ihre innere Nacht,<br />
nicht zur Schau, denn sie hat es erfahren und erlitten:<br />
Erstens „gibt es Dinge, <strong>die</strong> ihren Duft verlieren, wenn<br />
man sie <strong>der</strong> Luft aussetzt..“ Zweitens „soll man an<strong>der</strong>e<br />
nicht mit dem belästigen, was einem Gott zu schicken<br />
für gut hält“. Drittens klingt es wie ein Wahlspruch:<br />
„Ihm, den ich liebe, soll mein Lächeln strahlen, auch<br />
wenn er, mich zu prüfen, sich verbirgt.“ Übrigens hatte<br />
sie sich schon seit ihrer Erstkommunion „angewöhnt,<br />
sich nie zu beklagen o<strong>der</strong> etwas zu entschuldigen“.<br />
Im Gegenteil: „Faire plaisir“. Sie will Jesus Freude<br />
bereiten und ihre Mitmenschen froh machen. Ihre<br />
Novizenmeisterin bestätigt ihr viel Humor und Sinn<br />
für Neckereien. Wörtlich: „<strong>Therese</strong> sorgt in vielen<br />
Erholungsstunden dafür, dass wir uns totlachen. Und<br />
wenn sie abwesend ist, hört man <strong>die</strong> Klage: Heute wird<br />
es nichts zu lachen geben.“ Sie verehrt den Märtyrer<br />
Theophane Venard, weil er ein froher Heiliger ist. Noch<br />
auf dem Krankenlager und Sterbebett kann sie eine<br />
klare Freudigkeit ausstrahlen, so dass ihre Besucher<br />
beschenkt und getröstet ihr Zimmer verließen.
VI - Ein letztes Mal gefragt: Wer bist du, <strong>Therese</strong>?<br />
Nochmals <strong>die</strong> erste und gewichtigste <strong>An</strong>twort:<br />
In <strong>Therese</strong>s Dasein ist <strong>der</strong> innewohnende Gott spürbar!<br />
- Wenn aber „an Gott glauben“ meint, in Gott ein<br />
Gegenüber zu haben, dann erleben wir in <strong>Therese</strong> weit<br />
mehr ein Von-Ihm-Herkommen, ja sogar ein Aus-Ihm-<br />
Herauskommen. Sie gebraucht selbst das Bildwort,<br />
sie will „Eisen im Feuer“ sein. Ständig haben wir<br />
den Eindruck, dass sie sich, vom inneren Liebesfeuer<br />
durchdrungen, locker und leicht zwischen vielen<br />
wandelnden Eisschränken bewegt. Allerdings ist<br />
<strong>Therese</strong> dann schon nach neun Klosterjahren erfroren<br />
und erstickt – ein sehr symbolischer Tod!<br />
Von ihrem Ordensvater Johannes vom Kreuz hat sie<br />
als Grundsatz übernommen: „Wer Jesus hat, hat<br />
alles!“ (Gedicht 18). Seit ihrer Profess 1890 trägt sie<br />
einen Liebesbrief an Jesus bei sich, worin es unter<br />
an<strong>der</strong>em heißt: „Möge ich stets nur dich allein suchen<br />
und fi nden ...“ Entsprechend konsequent 1895 ihre<br />
Weihe an <strong>die</strong> erbarmende Liebe Gottes: Sie ist eine<br />
Dauerbitte an Jesus, er möge seine im Herzen aufgestaute<br />
Liebe ständig in sie überfl ießen lassen und<br />
durch sie in alle Glie<strong>der</strong> am Leib Christi.<br />
<strong>Therese</strong>s erster Grundsatz heißt: Sich <strong>von</strong> Jesus lieben<br />
lassen. So beschreibt sie auch ihr Beten: „Ich gehe hin,<br />
mich <strong>von</strong> Jesus lieben zu lassen!“ Ihr zweiter Grundsatz:<br />
„Ich habe keine an<strong>der</strong>e Aufgabe, als Jesu Liebe<br />
weiterzugeben“ (LT 157). Denn „Liebe wird nur durch<br />
Liebe bezahlt“ (SS 201). „Es scheint mir, dass <strong>die</strong> Liebe<br />
ein langes Leben ersetzen kann“ (LT 114). Aber sie<br />
versichert auch, dass sie einverstanden ist, lange zu<br />
leben: „Als einzige Gnade ersehne ich, dass <strong>die</strong> Liebe<br />
mein Leben zerbreche“ (SS 224). Tatsächlich ist dann<br />
auch ihr letzter Atemzug ein Liebesgeständnis: „Mein<br />
Gott ... ich liebe dich!“<br />
Es gibt nicht wenige große Liebende, <strong>die</strong> früh vollendet<br />
waren. Ich nenne als Patronin aller Liebeswerke <strong>die</strong><br />
hl. Elisabeth, <strong>die</strong> nur 33 Jahre alt wurde, genau so wie<br />
<strong>die</strong> Kirchenlehrerin Katharina <strong>von</strong> Siena. Jemand ist<br />
vollendet, das heißt, <strong>die</strong> göttliche Reinigung und Verwandlung<br />
hat <strong>die</strong>se Person auf eine ihr zugedachte,<br />
endgültige Stufe <strong>der</strong> Liebe geführt. Für <strong>Therese</strong> könnte<br />
zusätzlich gelten: Sie war zeitlebens „krank vor Liebe“.<br />
Deshalb wurde <strong>die</strong> gut Viereinhalbjährige nachhaltig<br />
(Maria Ottl)<br />
<strong>Therese</strong> 2.2011 | 9
seelisch krank, als ihre leibliche Mutter starb, und <strong>die</strong><br />
10-Jährige wurde todkrank, als ihre Schwester und<br />
zweite Mutter Pauline, für sie unvorbereitet, Karmelitin<br />
wurde. Doch <strong>Therese</strong>s Weihnachtsbekehrung bedeutete<br />
dann für <strong>die</strong> 14-Jährige „nur noch Jesus“! Denn ab<br />
<strong>die</strong>ser „gesegneten Nacht“ stützt sie sich nur noch auf<br />
den innewohnenden Jesus auf. Ab jetzt bindet sich<br />
ihre Liebessehnsucht nie mehr auf Tod und Leben<br />
an einen Menschen. Deshalb bricht sie nicht noch<br />
ein drittes Mal zusammen, obwohl sie wahnsinnig<br />
leidet, als <strong>der</strong> liebste Mensch, ihr Vater, in geistige<br />
Umnachtung fällt, und man ihr dafür <strong>die</strong> Schuld gibt,<br />
ihr Karmeleintritt habe <strong>die</strong>se Katastrophe ausgelöst.<br />
Damals schreibt sie in einem Brief (104): „Man kann<br />
keinerlei Halt außerhalb <strong>von</strong> Jesus suchen, denn er<br />
allein ist unwandelbar. Welches Glück, zu denken,<br />
dass er sich nicht än<strong>der</strong>n kann.“ Nochmals, ihre<br />
Weihnachtsbekehrung bedeutete für sie, „nur noch<br />
Jesus bestimmt mein Leben!“ So ist sie in neun<br />
Klosterjahren Jesus in <strong>der</strong> erbarmenden Liebe ähnlich<br />
geworden, nach dem Kirchenlehrer Johannes vom<br />
Kreuz unser aller Verwandlungsziel; er nennt es sogar<br />
„Vergöttlichung“.<br />
Gewiss ist <strong>der</strong> Vorwurf möglich, <strong>die</strong> Liebe des<br />
innewohnenden Jesus werde bei ihr nie zu kraftvoll<br />
helfen<strong>der</strong> Tat, wie wir es bei ihrer großen geistlichen<br />
Schwester Teresa <strong>von</strong> Kalkutta bewun<strong>der</strong>n, <strong>die</strong><br />
tatkräftig zu den Liebe-Ärmsten hinabsteigt. Aber<br />
auch Teresa <strong>von</strong> Kalkutta vollzieht <strong>die</strong>sen Abstieg in<br />
<strong>die</strong> Elendsviertel nicht aus sich, son<strong>der</strong>n weil auch<br />
10 | <strong>Therese</strong> 2.2011<br />
sie <strong>von</strong> Jesus in <strong>die</strong>se Slums gerufen wird, übrigens<br />
(10.9.1946) mit <strong>die</strong>sem gleichen Schrei am Kreuz:<br />
„Mich dürstet!“ (Joh 19,28), wie 59 Jahre vor ihr<br />
<strong>Therese</strong>.<br />
Die missionarische Berufung <strong>der</strong> Kleinen <strong>Therese</strong> ist<br />
<strong>die</strong> Stellvertretung! Sie steht stellvertretend unter Jesu<br />
Kreuz, empfänglich und durchlässig für seine sich<br />
verströmende Liebe! Sie weiß, dass ihr Jesus jedes<br />
aktive Apostolat nach außen untersagt hat. Sie muss<br />
sich beschränken auf Gebet und Opfer. „Sie sind <strong>die</strong><br />
einzigen Waffen des Apostolats, <strong>die</strong> Jesus mir gegeben<br />
hat.“<br />
Doch, sie durfte bei Paulus befreit erkennen: Ich kann<br />
weltweit missionarisch wirken, weil ich im Herzen<br />
<strong>der</strong> Kirche meinen Platz gefunden habe. Von hier<br />
aus kann ich als Liebende auf alle Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kirche<br />
einwirken. <strong>Therese</strong>, <strong>die</strong> Patronin aller Missionare,<br />
ermutigt alle, <strong>die</strong> nicht o<strong>der</strong> nicht mehr aktiv tätig<br />
sein können, beson<strong>der</strong>s <strong>die</strong> Alten und Kranken, mit<br />
<strong>der</strong> beglückenden Feststellung: „Die geringste Regung<br />
wahrer Liebe nützt <strong>der</strong> Kirche mehr als alle an<strong>der</strong>en<br />
Werke zusammen“ (SS 203).<br />
Mit <strong>die</strong>sem Wissen hat auch Teresa <strong>von</strong> Kalkutta je<strong>der</strong><br />
aktiven Missionarin eine passive, eine betende und<br />
leidende Missionarin als sogenanntes „zweites Selbst“,<br />
zugeordnet. Sie hat <strong>Therese</strong>s Bild verstanden, <strong>die</strong><br />
einem Missionar schreibt: „Ich will Null hinter einer<br />
Zahl sein, so gewinnt eine Zahl gewaltig an Wert.“<br />
Der große Schweizer Theologe Hans Urs <strong>von</strong> Balthasar
hat 1973 bei <strong>der</strong> Gründung des Theresienwerkes<br />
den Festvortrag gehalten. Er schätzt, dass <strong>Therese</strong><br />
<strong>die</strong> erste unter den Heiligen war, <strong>die</strong> aufzeigt, dass<br />
Kontemplation sogar <strong>die</strong> höchste Quelle apostolischer<br />
Fruchtbarkeit ist. <strong>Therese</strong> selbst drückt <strong>die</strong>s einmal so<br />
aus: „Maria (<strong>von</strong> Bethanien) scheint nichts zu geben<br />
und gibt doch viel mehr als Martha“ (SS 273).<br />
Wenn tatsächlich das Innere Gebet und das liebende<br />
Verweilen beim Herrn das fruchtbarste Apostolat ist,<br />
wie arm sind wir dann, wenn heute kontemplative<br />
Klöster aussterben. Und wie irrsinnig unsere<br />
Einstellung, wenn nur <strong>die</strong> Leistung zählt. Zum<br />
allerwichtigsten Apostolat, nämlich <strong>der</strong> weltweiten<br />
Ausstrahlung eines liebenden Menschen, ein Zeugnis<br />
<strong>von</strong> Edith Stein. Bekanntlich hat sie jahrelang ihren<br />
katholischen Glauben aktiv in <strong>der</strong> Bildung und<br />
Erziehung weitergegeben. Deshalb wurde sie dann<br />
<strong>von</strong> vielen hinterfragt, ob sie überhaupt berechtigt sei,<br />
bei ihrer Begabung in einem beschaulichen Kloster<br />
zu „verschwinden“. Sie nennt als wichtigste innere<br />
Begründung: „Je gesammelter ein Mensch im Innersten<br />
seiner Seele lebt, desto stärker ist <strong>die</strong> Ausstrahlung, <strong>die</strong><br />
<strong>von</strong> ihm ausgeht und an<strong>der</strong>e in seinen Bann zieht.“<br />
<strong>Therese</strong> weiß es seit ihrem Erlebnis mit dem blutenden<br />
Kreuzbild, sie soll Sün<strong>der</strong> durch Gebet und Opfer<br />
hinziehen zu Jesus am Kreuz, zur Quelle des Lebens,<br />
damit das kostbare Blut, <strong>die</strong> erbarmende Liebe, sie<br />
überströmt. Auf ihrer Romwallfahrt hat ihr Jesus als<br />
zweite Gruppe <strong>die</strong> Priester und damit alle kirchlichen<br />
Ottl)<br />
Berufe gezeigt, wo beten<strong>der</strong> Großeinsatz nötig ist. (Maria<br />
<strong>Therese</strong> 2.2011 | 11
Schließlich zeigt ihr Jesus auch noch <strong>die</strong> Atheisten, als<br />
in den letzten 18 Monaten ihr Kreuzweg dem Höhepunkt<br />
entgegengeht. Ab Karfreitag 1896 wird sie <strong>von</strong><br />
<strong>der</strong> Tuberkulose grausam und unaufhaltsam zerstört.<br />
Gleichzeitig hätte sie in tiefster Glaubensnacht ständig<br />
mit Jesus am Kreuz hinausschreien können: „Mein<br />
Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“<br />
(Mk 15,34). Jetzt empfi ndet sie es jeden Augenblick:<br />
Die nicht an Gott und an ein ewiges Leben glauben<br />
können, sind <strong>die</strong> allerärmsten Menschen.<br />
Wie sieht ihr stellvertretendes Beten aus?<br />
Mit Worten kann sie auf dem Krankenlager kaum<br />
noch beten. Bei ihr gibt es nicht den Ausdruck „Macht<br />
des Gebetes“, als müssten wir Gottes strafenden Arm<br />
mit vielen Gebeten gewaltsam zurückhalten. <strong>Therese</strong><br />
lehrt <strong>die</strong> „Macht des Vertrauens“. Deshalb wirkt ihr<br />
vertrauter Umgang mit Jesus locker und kindgemäß,<br />
wahrhaftig und herzlich. Sie beschreibt sich selber so:<br />
„Ich bin ein einfacher Mensch, ich kann mit komplizierten<br />
Mitteln nichts anfangen.“ Deshalb, so betont<br />
sie, habe ihr „Jesus selbst“ durch ihr Lieblingsbuch,<br />
das Hohelied, ein Atemgebet geschenkt, in das immer<br />
alle eingeschlossen sind: „Ziehe mich an dich!“ Mit jedem<br />
Ausatmen, mit jedem Seufzen - wir nennen ihn<br />
am besten den Jesus-Atem - wird sie nach ihrer Überzeugung<br />
wirken wie ein Sturzbach, <strong>der</strong> alle mitzieht<br />
hinein ins innere Heiligtum und damit in den Ozean<br />
<strong>der</strong> Liebe Gottes (vgl. SS 270).<br />
Atemgebet! Ein wichtiges Stichwort!<br />
12 | <strong>Therese</strong> 2.2011<br />
Hierher gehört <strong>die</strong> Klarstellung <strong>der</strong> hl. Hildegard:<br />
„Ein Christ, <strong>der</strong> nicht seufzt, ist kein Christ!“ Sie will<br />
damit sagen, nur wenn wir lernen, alles, was in uns<br />
abläuft beim innewohnenden Jesus abzureagieren,<br />
geht <strong>von</strong> uns kein „Pestgestank“ mehr aus, son<strong>der</strong>n<br />
„Grünkraft“.<br />
Genau das erleben wir heute wie nie zuvor. Hildegard<br />
hat es schon vor 800 Jahren vorausgesehen und<br />
vorausgesagt: Die Elemente <strong>der</strong> Natur spielen verrückt<br />
und zwar in dem Maß, wie wir Menschen unseren Halt<br />
in Gott verlieren und immer weniger <strong>von</strong> Gott gelebt<br />
werden. Naturkatastrophen sind Auswirkungen unserer<br />
gott-losen(!) Lebensweise. Wir bestrafen uns selbst. Sie<br />
sind keine Strafen Gottes.<br />
(Maria Ottl)
Nochmals unsere einfachsten, wirksamsten Gegenmittel:<br />
Atemgebet! Seufzen! Stoßgebete! Inneres<br />
Gebet! <strong>Therese</strong> formuliert es wie<strong>der</strong> ganz einfach:<br />
„Lieben heißt, alles bei Jesus abgeben und sich selbst<br />
mitübergeben!“<br />
„Reich Gottes“, „Himmelreich“, „neuer Himmel und<br />
neue Erde“, <strong>die</strong>s sind Jesu Lieblingsthemen und<br />
unsere Hauptaufgabe: Jesus braucht, um den Himmel<br />
auf <strong>die</strong> Erde zu bringen, Liebende, besser gesagt,<br />
Jesus braucht Menschen, <strong>die</strong> für seine Liebe immer<br />
durchlässiger werden. Der vielleicht größte liebende<br />
Mann, Franziskus, betet deshalb: „Herr, mach mich<br />
zum Werkzeug deines Friedens!“ <strong>Therese</strong> erklärt Jesu<br />
Ohnmacht so: „Er will, obwohl er es könnte, aus Liebe<br />
zu uns, nichts ohne uns tun. Damit erweist er uns<br />
große Ehre.“<br />
Fassen wir zusammen:<br />
Wir sprechen <strong>von</strong> einer jungen Frau, <strong>die</strong> sich <strong>von</strong><br />
Jesus ganz schnell zur „größten Liebenden <strong>der</strong> Neuzeit“<br />
verwandeln ließ. Sie ist mitten unter uns, denn<br />
sie verbringt, wie versprochen, „ihren Himmel auf Erden“,<br />
weil sie uns als Schwester und Weg-Begleiterin<br />
nahe sein will. Was sie uns als Kirchenlehrerin lehren<br />
will, fasst sie einmal so zusammen: „Sich lieben lassen,<br />
mit Liebe antworten und alles tun, dass <strong>die</strong> Liebe<br />
geliebt wird.“<br />
Wenn wir zu Hause ein Bild <strong>von</strong> <strong>Therese</strong> haben o<strong>der</strong><br />
eines bei uns tragen, dann ist es vermutlich eine Fotografi<br />
e <strong>von</strong> ihr. In Gotteshäusern treffen wir meist<br />
noch auf jenes Gemälde, dessen Original <strong>von</strong> ihrer<br />
Schwester Celine stammt: <strong>Therese</strong> hält ein Kruzifi x<br />
im Arm, sie schaut <strong>die</strong> „Liebe in Person“ liebevoll<br />
an, und ein Rosenregen geht vom gekreuzigten Jesus<br />
aus. Das ist sie!: Eine in Jesus Verliebte! – Eine <strong>von</strong><br />
Jesus Verwandelte! – Eine, <strong>die</strong> <strong>der</strong> „Liebe in Person“<br />
im Liebeverschenken zum Verwechseln ähnlich geworden<br />
ist! Sie kann drei Stunden vor ihrem Sterben<br />
versichern, und das soll uns ermutigen: „Ich bereue<br />
es nicht, mich <strong>der</strong> Liebe ausgeliefert zu haben, nein,<br />
ich bereue es nicht!“<br />
P. Theophan Beierle OCD<br />
(P. Theophan ist Karmelit in Regensburg und vielfältig als Seelsorger<br />
und geistlicher Begleiter tätig.)<br />
<strong>Therese</strong> 2.2011 | 13
Im Alltag <strong>die</strong> Liebe einüben<br />
Zweifeln erlaubt<br />
Was geschieht mit uns, wenn wir gestorben sind?<br />
Der Pfarrer wird mit unseren <strong>An</strong>gehörigen zusammen<br />
<strong>die</strong> Totenmesse halten. Dann wird unser Leib unter<br />
Gebeten <strong>der</strong> Erde o<strong>der</strong> zur Verbrennung übergeben.<br />
So ist es Brauch bei uns. Aber wie geht es mit dem<br />
weiter, das wir Seele o<strong>der</strong> Persönlichkeit nennen? Nur<br />
unser Glaube sagt, dass wir ein neues Leben erhalten.<br />
Der Apostel Paulus, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Mission vorangetrieben<br />
hat wie kein an<strong>der</strong>er, hat auf <strong>die</strong> Auferstehung <strong>von</strong><br />
den Toten als das wichtigste Argument seiner Verkündigung<br />
gepocht: „Wenn aber verkündigt wird,<br />
dass Christus <strong>von</strong> den Toten auferweckt worden ist,<br />
wie können dann einige <strong>von</strong> euch sagen: Eine Auferstehung<br />
<strong>der</strong> Toten gibt es nicht? Wenn es keine<br />
Auferstehung <strong>der</strong> Toten gibt, ist auch Christus nicht<br />
auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung<br />
leer und euer Glaube sinnlos.“ (1. Kor 15, 12-14)<br />
Er hat auch gesagt, was uns erwartet: „ ... was kein<br />
Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem<br />
Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das<br />
Gott denen bereitet hat, <strong>die</strong> ihn lieben.“ (1. Kor 2,9)<br />
Später kam auch noch Maria – <strong>die</strong> Mutter Jesu als<br />
Garantin <strong>der</strong> Ewigkeit dazu. Sie hat offensichtlich<br />
<strong>An</strong>teil am Leben auf <strong>die</strong>ser Erde, aber auch an unserer<br />
jenseitigen Existenz. Wie hätte sie sonst zu<br />
Bernadette in Lourdes sagen können: „Ich verspreche<br />
dir nicht, dich auf <strong>die</strong>ser Welt glücklich zu machen,<br />
14 | <strong>Therese</strong> 2.2011<br />
aber in <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en!“ In jedem Ave Maria beten wir<br />
am Schluss: „ ... bitte für uns jetzt und in <strong>der</strong> Stunde<br />
unseres Todes.“<br />
Obwohl wir allen Grund haben, uns auf das künftige<br />
Leben zu freuen, bleibt doch auch Zweifel, <strong>der</strong> uns<br />
manchmal überfällt. Wir sind damit nicht allein.<br />
Da sind einmal <strong>die</strong> vielen, <strong>die</strong> an ein Weiterleben<br />
nach dem Tod nicht glauben – so sagen sie zumindest.<br />
Es sind darunter alle Schichten <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />
Aber auch unter denen, <strong>die</strong> grundsätzlich an <strong>die</strong> Auferstehung<br />
<strong>von</strong> den Toten glauben, gibt es Menschen,<br />
<strong>die</strong> fragen: Werde ich meine Persönlichkeit behalten?<br />
Werde ich meine <strong>An</strong>gehörigen und alle, <strong>die</strong> ich gekannt<br />
habe, wie<strong>der</strong> treffen? Ganz allgemein: wird es<br />
für mich in <strong>der</strong> Ewigkeit interessant sein?<br />
Christoph Schlingensief, <strong>der</strong> Film-, Theater- und<br />
Opernregisseur, hat als Buchtitel für das Tagebuch<br />
seiner Krebserkrankung gewählt: So schön wie hier<br />
kann‘s im Himmel gar nicht sein!<br />
Er beschreibt darin, was sich im Jahr 2008 in seinem<br />
Körper und in seiner Seele ereignet hat. Er ahnt, dass<br />
<strong>die</strong> Erkrankung zum Tode führen wird und er kann<br />
sich nicht vorstellen, dass er in dem an<strong>der</strong>en Leben<br />
auch nur annähernd so glücklich sein wird wie auf<br />
<strong>die</strong>ser Erde. Trotzdem setzt er auf das Jenseits.<br />
So schreibt er am 3. Februar unter an<strong>der</strong>em:<br />
„Ich bin kein Atheist: Mit Maria, Jesus und Gott, mit<br />
<strong>die</strong>sen dreien, möchte ich auf alle Fälle weiterleben.“
<strong>Therese</strong> hat es noch viel schlimmer erwischt. Wenige<br />
Monate vor ihrem Tod schreibt sie in ihrer Selbstbiographie:<br />
„Die Stimme <strong>der</strong> Gottlosen annehmend,<br />
scheint <strong>die</strong> Finsternis mich zu verhöhnen und mir<br />
zuzurufen: Du träumst <strong>von</strong> Licht, <strong>von</strong> einer mit<br />
lieblichen Wohlgerüchen durchströmten Heimat,<br />
du träumst <strong>von</strong> dem ewigen Besitz des Schöpfers<br />
all <strong>die</strong>ser Wun<strong>der</strong>werke, du wähnst, eines Tages den<br />
Nebeln, <strong>die</strong> dich umfangen, zu entrinnen! Nur zu,<br />
nur zu, freu dich über den Tod, <strong>der</strong> dir nicht, was<br />
du erhoffst, geben wird, son<strong>der</strong>n eine noch tiefere<br />
Nacht, <strong>die</strong> Nacht des Nichts.“<br />
Ihre Schwester Pauline (Mutter Agnes), <strong>die</strong> an ihrem<br />
Krankenbett sitzt und sie ermuntern will, spricht vom<br />
Himmel, vom Herrn und <strong>von</strong> <strong>der</strong> Heiligen Jungfrau,<br />
<strong>die</strong> dort mit Leib und Seele sind. <strong>Therese</strong> kann dazu<br />
nichts sagen, sie tut nur einen tiefen Seufzer. Ihre<br />
Schwester hakt nach. „Wollen Sie mir damit sagen,<br />
wie schwer Sie unter Ihrer Versuchung leiden?“<br />
<strong>Therese</strong> versucht ihrer Schwester zu erklären, was<br />
in ihrem Inneren vorgeht: „Ist es möglich, dass man<br />
den lieben Gott und <strong>die</strong> Heilige Jungfrau so liebt<br />
und dabei solche Gedanken hat? ... Aber ich halte<br />
mich nicht dabei auf.“<br />
Ja – es ist möglich! Wir können unser Empfi nden<br />
nicht immer steuern. Obwohl wir berechtigte Hoffnung<br />
auf ein ewiges Leben bei Gott haben, müssen<br />
wir mit Zweifeln rechnen. Die <strong>An</strong>gst kann uns überfallen,<br />
dass nach dem Tod alles aus ist und unsere<br />
Bemühungen und unsere vielen Gebete nur eine<br />
Selbsttäuschung waren. Halten wir uns damit nicht<br />
auf. Machen wir es dann, wie es uns <strong>Therese</strong> vorgelebt<br />
hat: Sie beginnt, nachdem sie ins Kloster eingetreten<br />
war und Jesus nicht mehr fühlte, Gott in ihren<br />
Mitschwestern noch mehr zu lieben. Sie schreibt:<br />
„Ich habe kein an<strong>der</strong>es Mittel, dir meine Liebe zu<br />
beweisen, als Blumen zu streuen, das heißt, ich will<br />
mir kein einziges kleines Opfer entgehen lassen, keinen<br />
Blick, kein Wort, will <strong>die</strong> geringfügigsten Handlungen<br />
benutzen und sie aus Liebe tun... Aus Liebe<br />
will ich leiden und aus Liebe sogar mich freuen.“<br />
Hubert Zettler<br />
(Hubert Zettler ist ehrenamtlicher Missionsreferent und regelmäßiger<br />
Mitarbeiter im Rundbrief.)<br />
(www.photocase.de)<br />
<strong>Therese</strong> 2.2011 | 15
Theresienwerk 40 Jahre<br />
gestern – heute - morgen<br />
+ P. Maximilian Breig SJ<br />
P. Maximilian Breig wurde 1913 in Biberach/Riß<br />
als drittes <strong>von</strong> vier Geschwistern geboren. Aufgewachsen<br />
in Ulm, machte er <strong>die</strong> philosophischen und<br />
theologischen Stu<strong>die</strong>n 1931 bis 1935 in München<br />
und Tübingen. Von 1935 bis 1937 war er - mit einer<br />
einjährigen Unterbrechung - im Priesterseminar in<br />
Rottenburg, wo er am 19. März 1937 zum Priester<br />
geweiht wurde. <strong>An</strong>schließend war er zwei Jahre lang<br />
Vikar und am 8. Mai 1939 trat er in Feldkirch-Tisis<br />
in <strong>die</strong> Gesellschaft Jesu ein. Nach seinem eigenen<br />
Zeugnis war <strong>die</strong>ser Schritt Ausdruck da<strong>von</strong>, daß<br />
er noch entschiedener und in Gemeinschaft seinen<br />
priesterlichen Dienst leben wollte. Bald nach dem<br />
Noviziat wurde er im Dezember 1940 als Soldat zu<br />
einer Sanitätskompanie eingezogen, war seit 1941 in<br />
Frankreich und seit November 1942 in Rußland. Von<br />
dort aus wurde er wegen seiner Ordenszugehörigkeit<br />
in <strong>die</strong> Heimat zurückgeschickt und am 20. Juli 1944<br />
aus dem Mllitär<strong>die</strong>nst entlassen. Es folgte ein ergänzendes<br />
Studium <strong>der</strong> Philosophie und Theologie in<br />
Pullach b. München, Maria Eck und Büren/Westfalen.<br />
Das Tertiat machte er 1952 in St. <strong>An</strong>drä/Kärnten,<br />
1955 legte er <strong>die</strong> letzten Gelübde ab.<br />
Der Orden vertraute P. Breig verschiedenste Aufgaben<br />
an: Sozius des Novizenmeisters in Pullach; Präfekt<br />
im Kolleg St. Blasien. War P. Breig bis dahin sehr viel<br />
unterwegs gewesen, so folgten nun eine Reihe länger<br />
dauern<strong>der</strong> Tätigkeiten: Von 1950 bis 1956 Spiritual<br />
am Priesterseminar in Würzburg; 1956 bis 1963<br />
Regionalsekretär an <strong>der</strong> Jesuitenkurie in Rom. Von<br />
16 | <strong>Therese</strong> 2.2011<br />
Theresienwerk 40 Jahre<br />
Jesus lieben lehren<br />
2012<br />
www.theresienwerk.de<br />
1963 bis 1975 war er Priesterseelsorger in <strong>der</strong> Diözese<br />
Augsburg und zugleich Präses <strong>der</strong> Marianischen<br />
Priesterkongregation, <strong>die</strong> er bis 1983 weiterführte.<br />
In <strong>die</strong>ser Zeit begann <strong>die</strong> größte Lebensaufgabe <strong>von</strong><br />
P. Breig sich zu entwickeln: das Theresienwerk. Seit<br />
1967 bis 1987 gab er immer wie<strong>der</strong> Exerzitienkurse in<br />
<strong>Lisieux</strong> und einige Male auch für Priester und Laien<br />
in Paray-Ie-Monial. Wiewohl im eigenen Selbstverständnis<br />
ganz Jesuit, fühlte er sich immer mehr in<br />
<strong>die</strong> Spiritualität des Kleinen Weges <strong>der</strong> <strong>Therese</strong> vom<br />
Kinde Jesu ein. 1972 wurde das Theresienwerk e.V.<br />
gegründet, das er als Vorsitzen<strong>der</strong> bis 1988 leitete.<br />
Die letzten Lebensjahre war er hauptsächlich mit <strong>der</strong><br />
Übersetzung des theresianischen Schrifttums beschäftigt.<br />
Vor allem in seinen Gedichtbändchen war<br />
P. Breig auch selbst schriftstellerisch tätig. Manches,<br />
was sich dort reimt und rundet, erlebte er in <strong>der</strong><br />
Wirklichkeit ungereimter: Er, dem Werte und Worte<br />
wie <strong>An</strong>betung, Kirche, Treue, Opfer, Gehorsam sehr<br />
wichtig waren, erlebte manches Geschehen in Welt<br />
und Kirche unserer Zeit als fragwürdig und schmerzlich.<br />
Irremachen ließ er sich dadurch nicht auf seinem<br />
Weg. Am 5. Oktober 1994 morgens starb P. Breig auf<br />
seinem gewohnten Gang zur Frühmesse bei den Franziskanerinnen<br />
<strong>von</strong> Maria Stern in St. Elisabeth. Es<br />
war ein priesterlicher Tod: Die Eucharistie war zentral<br />
für sein Leben. Während des Krieges hatte er einmal<br />
den Befehl verweigert, Kornfel<strong>der</strong> zu verbrennen, mit<br />
<strong>der</strong> Begründung: ·Es ist das Korn, aus dem das Gottesbrot<br />
gemacht wird! ...
Auch um das tägliche Brot für <strong>die</strong> Menschen hat er<br />
sich gekümmert, wenn er jeden Tag mehrmals an <strong>die</strong><br />
Tür ging, um Bettlern eine kleine Unterstützung und<br />
oft auch ein gutes Wort zu geben. - Nun ist er selbst<br />
zum Korn geworden, das in <strong>die</strong> Erde fällt und stirbt<br />
und nicht allein bleibt, son<strong>der</strong>n aufersteht und reiche<br />
Frucht bringt.<br />
(gekürzter Lebensabriss aus dem Sterbebildchen)<br />
Einige (Gedicht)-Bändchen <strong>von</strong> P. Breig sind noch<br />
vorrätig und können zum Preis <strong>von</strong> 1.- bzw. 2.- Euro<br />
(mit Farbbil<strong>der</strong>n) zusätzl. Buchversandsporto bei uns<br />
bestellt werden.<br />
* Wenn ich an Jesus denke - Gedichte 1981.<br />
* Mit Maria - <strong>An</strong>regungen für eine marianische<br />
Lebensgestaltung 1984.<br />
* Du lebst, du lebst, allmächtiger Gott! - Gedichte<br />
1984.<br />
* Kleine Lichter am Wege - Kurzgedichte – Sinnsprüche<br />
1985. Farbige Zwischentitel<br />
* Unsre Hoffnung sterbe nicht - Gedichte 1985.<br />
Fünf Farbfotos.<br />
* Neues Marienlob – Gedichte 1986.<br />
* Der Liebe süße Melo<strong>die</strong> – Gedichte 1987.<br />
* Beglückende Nähe Gottes 1988. 5 Farbgrafi ken<br />
<strong>von</strong> Michael Blum<br />
* Ausschau nach dem Bru<strong>der</strong> Tod 1989. 2 Farbgrafi<br />
ken <strong>von</strong> Michael Blum<br />
* Reichtum aus Natur und Gnade 1992. 3 Farbfotos<br />
Selig <strong>die</strong> Kleinen!<br />
Ich gehe meine kleinen Schritte<br />
In Liebe Tag für Tag.<br />
Gott führe mich, ist meine Bitte,<br />
Wie Er mich führen mag!<br />
Ich warte nicht auf große Wun<strong>der</strong>,<br />
Wie es so mancher tut.<br />
Im Alltag hält mein Herz sich munter,<br />
Verliert nie seinen Mut.<br />
Ich weiß, für wen ich vorwärtsschreite:<br />
Gott trägt das ganze All;<br />
Wie Er mir auch den Weg bereite,<br />
Ihn fi nd ich überall.<br />
Groß ist <strong>die</strong> Seligkeit <strong>der</strong> Kleinen;<br />
Sie glauben und vertraun.<br />
Gott anerkennt sie als <strong>die</strong> Seinen;<br />
Wen sonst läßt Er sich schaun?<br />
(P. Maximilian Breig,<br />
Reichtum aus Natur und Gnade)<br />
<strong>Therese</strong> 2.2011 | 17
Verbirg dein Leid<br />
Ich trete bei mir ein. Die Traurigkeit<br />
Bricht auf. Hab ich <strong>die</strong> Türe gut verschlossen?<br />
Die Tränen, oft so reichlich schon vergossen,<br />
Soll niemand sehn noch meine Bangigkeit.<br />
Geh ich nach draußen, - meiner Fröhlichkeit<br />
Sieht niemand an <strong>die</strong> Wasser, <strong>die</strong> gefl ossen;<br />
Ich scherze und ich lächle unverdrossen,<br />
Als sei um mich kein Hauch <strong>von</strong> Einsamkeit.<br />
Was ich zu bieten weiß, - ist es nur Schein?<br />
Ein Spiel, das andre narrt, nichts eingesteht?<br />
Verstellung, Falschheit, feige festgehalten?<br />
Doch nein! So ist, 0 Mensch, das tiefste Sein<br />
Von jedem, <strong>der</strong> durch <strong>die</strong>ses Leben geht.<br />
Verbirg dein Leid und laß nur Liebe walten!<br />
(P. Maximilian Breig,<br />
Reichtum aus Natur und Gnade)<br />
18 | <strong>Therese</strong> 2.2011<br />
Kurz und aktuell<br />
Exerzitien 2011 im Geist <strong>der</strong> Hl. <strong>Therese</strong> <strong>von</strong> <strong>Lisieux</strong><br />
Msgr. <strong>An</strong>ton Schmid, Christ sein im Alltag: Vorträge<br />
Schweigen – Eucharistie – Aussprachemöglichkeit<br />
Trier, St. Josefsstift, 04.10. – 08.10.2011<br />
D-54290 Trier, Diözesan-Exerzitienhaus St. Josefsstift,<br />
Franz-Ludwig-Str. 7<br />
Tel. 06 51 – 97 69 – 0<br />
St. Ottilien, 17.10. – 21.10.2011<br />
D-86941 St. Ottilien, Exerzitienhaus,<br />
Tel. 0 81 93 – 7 12 83<br />
Altötting, 24.10. – 28.10.2011<br />
D-84503 Altötting, Franziskushaus,<br />
Neuöttinger Str. 53, Tel. 0 86 71 – 9 80 – 0<br />
Maria Lindenberg, 07.11. – 11.11.2011<br />
D-79271 St. Peter/Schwarzwald, Exerzitienhaus Maria<br />
Lindenberg, Tel. 0 76 61 – 9 30 00<br />
Hinweise:<br />
1) Unsere Buchhaltung, Fr. Sabine Baierl, ist nun direkt per Mail erreichbar:<br />
buchhaltung@theresienwerk.de Für alle fi nanziellen Belange (Spenden, Beiträge, Rechnungen)<br />
können Sie direkt mit Fr. Baierl Kontakt aufnehmen.<br />
2) Wir wären froh, wenn wir unsere Adresskartei um Ihre Mailadresse ergänzen könnten –<br />
falls vorhanden. Bitte teilen Sie uns <strong>die</strong>se über das Kontaktformular auf unserer Homepage mit.<br />
3) Bitte beachten Sie <strong>die</strong> beiliegende Bestellkarte für den neuen betrachtenden Rosenkranz<br />
mit Worten <strong>der</strong> Hl. <strong>Therese</strong> <strong>von</strong> <strong>Lisieux</strong> <strong>von</strong> Beda Ackermann
„Hören“ ist nicht nur ein geistliches Thema…<br />
Nein, hören können ist auch etwas, was beson<strong>der</strong>s<br />
für ältere Menschen <strong>die</strong> Lebensqualität einschränkt<br />
o<strong>der</strong> beför<strong>der</strong>t. Aber, es gibt manche Hilfe <strong>der</strong> Technik:<br />
* Untertitel zum Mitlesen im Fernsehen<br />
* Induktive Hörschleifen für Hörgeräteträger<br />
oft in Kirchen o<strong>der</strong> Veranstaltungsräumen.<br />
* Information „IndukTive Hörschleife“:<br />
Kurzfi lm bei YouTube „IndukTive Hörschleife“ unter:<br />
www.youtube.com/watch?v=ePtD0Oj5ijU mit UT<br />
* Religiöse Sendungen mit Untertitel<br />
Untertitel auf Videotextseite 150 (ARD, WDR und<br />
BRFS) o<strong>der</strong> 777 (ZDF, 3SAT).<br />
* ARD-Text, täglich neu:<br />
Kath. Kirche auf Tafel 438, Än<strong>der</strong>ungen möglich!<br />
* Regelmäßige Sendungen<br />
BR FS Mi | 19:00 Uhr und Do | 11:45 Uhr |<br />
Stationen<br />
So | 10:15 Uhr | Stationen od. Gottes<strong>die</strong>nst<br />
Mo | 21:45 Uhr | Lebenslinien<br />
ARD Sa | abends | Wort zum Sonntag<br />
So | 17:30 Uhr | Gott und <strong>die</strong> Welt<br />
BR-alpha Sa | 10:45 Uhr | <strong>An</strong>schi, Karl-Heinz & Co.<br />
So | 6:15 Uhr | <strong>An</strong>schi, Karl-Heinz & Co.<br />
ZDF So | 9:02 Uhr | sonntags - TV fürs Leben<br />
So | 9:30 Uhr | Gottes<strong>die</strong>nst (Videotext 551)<br />
3SAT/WDR So | 16:25 Uhr | Tag7<br />
Mo | 12:15 Uhr | sonntags - TV fürs Leben<br />
Do | 11:45 Uhr | Orientierung<br />
Aus einer Zuschrift aus Südafrika:<br />
„… Vor ein paar Tagen kam <strong>der</strong> Brief mit den <strong>Therese</strong>-<br />
Heften an, für <strong>die</strong> ich Dir danke. Sie sind wie<strong>der</strong><br />
sehr gut ausgefallen und ich konnte einigen Schwestern<br />
wie<strong>der</strong> Freude damit machen. Zur Zeit haben wir eine<br />
Theresienschwester, <strong>die</strong> in Kapstadt stu<strong>die</strong>rt, und aus<br />
Tansania kommt, als Gast hier. Sie ist noch jung. Ihr<br />
habe ich ein Bildchen <strong>von</strong> den Eltern <strong>Therese</strong>s gegeben.<br />
Sie war so begeistert und freut sich, dass sie das ihren<br />
Mitschwestern bringen kann, wenn sie in <strong>die</strong> Heimat<br />
reist. Du hättest ihr strahlendes Gesicht sehen sollen…“<br />
Danke für alle Ermutigung! Die Schriftleitung<br />
Wir beten für unsere Toten:<br />
Deutschland: Ingeborg Brunner, 94261 Kirchdorf,<br />
Lina Ebner, 94469 Deggendorf, Msgr. Alois Frischholz,<br />
93047 Regensburg, Kreszenz Glück, 86405 Meitingen,<br />
Barbara Hentschel, 13403 Berlin, Erich Joergler,<br />
82538 Geretsried, <strong>An</strong>ne Klose, 45124 Essen,<br />
Sr. M. Hildegundis Köller, 67346 Speyer, Berta Prym,<br />
88171 Weiler-Simmerberg, <strong>An</strong>neliese Saurbier, 40625<br />
Düsseldorf-Gerresheim, P. Josef Maria Schultheis MSJ,<br />
56567 Neuwied.<br />
<strong>Therese</strong> 2.2011 | 19
20 | <strong>Therese</strong> 2.2011<br />
„Die Liebe gibt alles hin und vertraut sich an!<br />
Wir aber geben oft erst nach langen Überlegungen;<br />
wir zögern, unsere zeitlichen und geistigen Interessen<br />
zu opfern. Die Liebe ist blind, sie ist ein Sturzbach,<br />
<strong>der</strong> nichts auf seinem Weg stehenläßt!“ (MST 74)