An die Freunde der heiligen Therese - Therese von Lisieux
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Schließlich zeigt ihr Jesus auch noch <strong>die</strong> Atheisten, als<br />
in den letzten 18 Monaten ihr Kreuzweg dem Höhepunkt<br />
entgegengeht. Ab Karfreitag 1896 wird sie <strong>von</strong><br />
<strong>der</strong> Tuberkulose grausam und unaufhaltsam zerstört.<br />
Gleichzeitig hätte sie in tiefster Glaubensnacht ständig<br />
mit Jesus am Kreuz hinausschreien können: „Mein<br />
Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“<br />
(Mk 15,34). Jetzt empfi ndet sie es jeden Augenblick:<br />
Die nicht an Gott und an ein ewiges Leben glauben<br />
können, sind <strong>die</strong> allerärmsten Menschen.<br />
Wie sieht ihr stellvertretendes Beten aus?<br />
Mit Worten kann sie auf dem Krankenlager kaum<br />
noch beten. Bei ihr gibt es nicht den Ausdruck „Macht<br />
des Gebetes“, als müssten wir Gottes strafenden Arm<br />
mit vielen Gebeten gewaltsam zurückhalten. <strong>Therese</strong><br />
lehrt <strong>die</strong> „Macht des Vertrauens“. Deshalb wirkt ihr<br />
vertrauter Umgang mit Jesus locker und kindgemäß,<br />
wahrhaftig und herzlich. Sie beschreibt sich selber so:<br />
„Ich bin ein einfacher Mensch, ich kann mit komplizierten<br />
Mitteln nichts anfangen.“ Deshalb, so betont<br />
sie, habe ihr „Jesus selbst“ durch ihr Lieblingsbuch,<br />
das Hohelied, ein Atemgebet geschenkt, in das immer<br />
alle eingeschlossen sind: „Ziehe mich an dich!“ Mit jedem<br />
Ausatmen, mit jedem Seufzen - wir nennen ihn<br />
am besten den Jesus-Atem - wird sie nach ihrer Überzeugung<br />
wirken wie ein Sturzbach, <strong>der</strong> alle mitzieht<br />
hinein ins innere Heiligtum und damit in den Ozean<br />
<strong>der</strong> Liebe Gottes (vgl. SS 270).<br />
Atemgebet! Ein wichtiges Stichwort!<br />
12 | <strong>Therese</strong> 2.2011<br />
Hierher gehört <strong>die</strong> Klarstellung <strong>der</strong> hl. Hildegard:<br />
„Ein Christ, <strong>der</strong> nicht seufzt, ist kein Christ!“ Sie will<br />
damit sagen, nur wenn wir lernen, alles, was in uns<br />
abläuft beim innewohnenden Jesus abzureagieren,<br />
geht <strong>von</strong> uns kein „Pestgestank“ mehr aus, son<strong>der</strong>n<br />
„Grünkraft“.<br />
Genau das erleben wir heute wie nie zuvor. Hildegard<br />
hat es schon vor 800 Jahren vorausgesehen und<br />
vorausgesagt: Die Elemente <strong>der</strong> Natur spielen verrückt<br />
und zwar in dem Maß, wie wir Menschen unseren Halt<br />
in Gott verlieren und immer weniger <strong>von</strong> Gott gelebt<br />
werden. Naturkatastrophen sind Auswirkungen unserer<br />
gott-losen(!) Lebensweise. Wir bestrafen uns selbst. Sie<br />
sind keine Strafen Gottes.<br />
(Maria Ottl)